Überfällig war es. Seitdem der FC Augsburg den Kauf von Arne Maier fixiert hatte, war es still geworden auf dem Transfermarkt um den Club aus der Fuggerstadt (Achtung Schreibweise liebe Kollegen). Zum einen ist das ok, da der Verein sich ordentlich Zeit genommen hatte, um den richtigen Trainer für die kommende Saison und hoffentlich darüber hinaus zu identifizieren. Und dieser wollte sich auch erst einmal die Spieler, die im zur Verfügung stehen selbst anschauen. Zum anderen wollen auch Spieler Planungssicherheit haben und wissen woran sie sind. Jeder Club mag auch gerne seine Hauptakteure im Trainingslager beinander haben, um Automatismen einzuüben und ein Team zu formen. Und da sind die paar Lücken im Kader des FCA, die es da schon noch gibt, nicht hilfreich. Insofern war es ganz grundsätzlich begrüßenswert am Freitag, dass der FCA seine Themen auf dem Transfermarkt angeht.
Zum Tauschgeschäft selbst
Ganz konkret hat man sich mit dem SC Freiburg auf ein Tauschgeschäft geeinigt. Michael Gregoritsch, der beim FC Augsburg noch einen Vertrag bis zum Sommer 2023 hatte, verlässt den Verein. Dafür erhält der FCA aus Freiburg mit Ermedin Demirovic einen anderen Stürmer im Tausch, der sich in Augsburg bis 2026 bindet. Demirovic ist ein 24jähriger Nationalspieler von Bosnien-Herzegowina, der in 61 Bundesligapartien 7 Tore erzielt und weitere 13 vorbereitet hat. In Freiburg war nun bisher seine längste Profistation mit 2 Jahren. Davor wurde er von Deportivo Alavés immer wieder an unterschiedliche Vereine ausgeliehen. Deutschkenntnisse sind vor allem vorhanden, da er bis zur U19 einige Jugendmannschaften beim HSV und in Leipzig durchlaufen hatte. Sein Geburtsort ist Hamburg.
Mit Michael Gregoritsch verliert der FCA auf der einen Seite seinen effektivsten Offensivspieler der letzten Bundesligasaison. In 25 Partien hatte er 9 mal getroffen. Insgesamt kann man Gregerl getrost als gestandenen Bundesligastürmer bezeichnen. In 188 Partien hat er mittlerweile 40 Tore erzielt und 14 Vorlagen gegeben. Wenn er in Augsburg geblieben wäre, hätte er mit gr0ßer Wahrscheinlichkeit Alfred Finnbogason in Kürze als Rekordschützen beim FCA in der Bundesliga abgelöst (so ihm André Hahn hier nicht in die Quere gekommen wäre). Nachdem sich der FCA mit Gregoritsch anscheinend in diesem Sommer nicht über eine Vertragsverlängerung seines bis 2023 datierten Kontrakts verständigen konnte, war nun die letzte Gelegenheit für den Verein gekommen für Gregoritsch (und seine gute Ausbeute gerade in der Rückrunde) einen Gegenwert zu erhalten.
Und dieser ist mit Falle von Ermedin Demirovic mehr als ok. In beiden Lagern gibt es Kritiker des Deals, so dass es sich um eine recht ausgewogene Angelegenheit auf dem Papier zu handeln scheint. Einerseits hat Demirovic sein Potential in der Liga schon gezeigt. Er kennt die Bundesliga und benötigt wenig Akklimatisationszeit. Dazu hat er das Potential im richtigen Umfeld sich in seinen Leistungen zu steigern, gerade weil er in Enno Maaßens System wohl auf mehreren Positionen (u.a. auch rechts) flexibel einsetzbar ist. Zusätzlich bindet er sich in Augsburg bis 2026 und der Verein hat nach dem Abgang von Alfred Finnbogason und im Zusammenspiel mit Gregerls Abschied die Stürmer-Position nachhaltig verstärkt. Andererseits ist es ok, dass der FCA nicht riskieren wollte, Gregotisch im nächsten Sommer ablösefrei zu verlieren. An sich gibt an dem Tauschgeschäft somit nichts zu meckern.
Der Abschied tut weh
Und dennoch berührt mich dieser Transfer emotional. Einerseits ist dort Gregoritschs Wandel in der vergangenen Saison. Nachdem er schon einmal Augsburgs absoluter Leistungsträger im Sturm war, kam eine lange Durststrecke inkl. Leihgeschäft nach Schalke. Und vor der letzten Saison gab es doch einige, die Gregerl nicht mehr viel zugetraut hatten. Gregerl hatte sich nach Christoph Jankers Aussage im FuF-Poddy „neu erfunden“. Er hatte extrem hart daran gearbeitet, wieder in die Erfolgsspur zurück zu finden. Mit seiner Abschlussstärke und diesem bewiesenen Mentalitätswechsel wird er sportlich der Maaßenschen Elf fehlen. Ich persönlich hätte mir sehr gewünscht, dass um ihn herum die Mannschaft der nächsten Jahre Form angenommen hätte.
Auf der anderen Seite ist Gregerl einfach ein guter, offener Typ. Da ist zuforderst die offensichtliche, die humorvolle Seite, die er in vielen Interviews und „Was Woisch?“ Clips gezeigt hat. Ich werde es vermissen, wie er „Stimmt’s oder stimmt’s nicht“ sagt. Das Leben ist halt nicht nur bierernst und Gregerl hat Humor. Dieser Humor hat auch dazu geführt, dass er einer gemeinsamen Aktion zugestimmt hat, in der wir ihn mit dem Slogan „Neigschaut“ auf T-Shirts gepackt hatten. In diesem Zusammenhang kam eine seiner weiteren positiven Seiten zum Tragen, denn Gregerl hat mit Tor.Chance einen Spendenverein, dessen vier Eckpfeiler die Integration, Inklusion sowie Förderung und Unterstützung von vermeintlich benachteiligten und schwächeren Kindern und Jugendlichen sind. Wir haben hier sehr gerne mit unterstützt und über die T-Shirt-Aktion für den Verein Geld gesammelt.
Hinter alle dem steht der Mensch Michael Gregoritsch. Gerne wird er als „sensibel“ bezeichnet. Ich liebe es an ihm, dass er seine Emotionen nicht hintern eine Fassade verbirgt, sondern offen über sie spricht. Wie sehr ich ihm den Treffer, in der Nationalmannschaft gegönnt habe zum ersten EM-Sieg der Österreicher überhaupt. Bei ihm merkt man sehr direkt, was ihm der Fußball bedeutet. Und er hat kein Problem z.B. im Interview mit Tiziana Höll sich zu öffnen und diese Emotionalität offen und authentisch einzugestehen. Dort hatte er auch kein Problem damit zu thematisieren, dass er psychologische Unterstützung an Bord hat, oder auch seine ablehnende Haltung ggü. der WM in Katar offen zu kommunizieren. Ich selbst durfte mich mit Gregerl über seine österreichische Heimat unterhalten und habe selten so einen offenen Interviewpartner erlebt. Die Tour nach Graz würde ich immer noch gerne jederzeit mit ihm machen.
Wehmut und Neubeginn
Insofern trifft mich der Verlust von Gregerl als Mensch und Persönlichkeit mehr, als die sportliche Komponente des Transfers. Gregerl ist ein Juwel in Zeiten, in denen viele Profis, aus Angst sich angreifbar zu machen, möglichst wenig bzw. nur glatt geschliffenes über sich preis geben. Mit Gregerl kann man sich auf einer menschlichen Ebene identifizieren. Dabei muss man ihn nicht mögen, auch wenn das sehr leicht fällt, wenn man ihm zuhört und sich auf ihn einlässt.
Nun ist das Geschäft, wie es ist. Es bleibt mir nichts anderes übrig als Gregerl auf diesem Weg die besten Wünsche für seinen weiteren Weg mitzugeben. Ich bin davon überzeugt, dass er diesen auf dem Platz und abseits davon gehen wird. Und an 32 von 34 Spieltagen werde ich ihm die Daumen drücken. International mit dem Sport Club sowieso.
Daneben heißen wir Ermedin Demirovic in Augsburg herzlich willkommen. Gerade die nächste Saison bietet eine große Chance überraschend fett durchzustarten. Lass es uns gemeinsam angehen!
Es ist manchmal etwas schwierig, den Verantwortlichen des FC Augsburg zu folgen. So vom Verständnis her. Einerseits hat man eine Phase der neuen Offenheit eingeleitet. Offenheit wird als wichtiger Wert benannt. Auch ich hatte das gefordert, in dem ich die sogenannte Wagenburg einreißen lassen wollte. Stefan Reuter war im Interview bei der Augsburger Allgemeinen, Enrico Maaßen bei a.tv (Ausstrahlung Mittwoch 18:45 Uhr oder auf Abruf in der Mediathek), Christoph Janker als Überraschungsgast beim Podcast Feuer & Flamme (seit diesem Montag abrufbar). Naiv wäre der, der jetzt glaubt, damit würde alles besser. Ich frage mich derweil: Warum erst jetzt? Und hält das an, auch wenn die Kritik, die es massenhaft an den Verantwortlichen in diesem Sommer gab, wieder etwas abklingt? Oder ist es vielleicht nur eine große Beruhigungs-Show?
Andererseits ist es doch auch interessant, was die Verantwortlichen, denn bei all der Offenheit so kommunizieren. Sie geben zu, dass in der jüngsten Vergangenheit nicht alles optimal lief (eine leichte Untertreibung, wenn man den Vorgängen folgt). Es fällt ihnen dennoch schwer Fehler konkret zu benennen. Dies möchte ich gerne an einer Entscheidung festmachen: der Verpflichtung von Markus Weinzierl zum Ende der vorhergegangen Saison.
Der FCA unter Markus Weinzierl
Ja, Markus Weinzierl hat in den letzten Spielen der Saison 2020/21 mit dem FCA die Klasse gehalten. Mit mehr Glück als Verstand. Gegen Bremen bedurfte es eines dummen Platzverweises auf Bremer Seite. Und es war meiner Meinung nach ein Fehler, den FCA unter Heiko Herrlich überhaupt in diese Situation schlittern zu lassen.
In 2021/22 wurde es unter Markus Weinzierl nun nur noch schlimmer. Spieler wie Ruben Vargas fielen in ein spielerisches Loch. Die Mannschaft stagnierte bestenfalls. Es gab weiterhin Spiele, in denen sie einbrach. Insgesamt etablierte Weinzierl weder ein erfolgsversprechendes Spielsystem noch war eine deutliche spielerische Entwicklung zu sehen. Träume zerplatzten. Und Weinzierl ergriff die Flucht nach vorne, in dem er nach dem letzten Spieltag selbst verkündete nicht mehr zur Verfügung zu stehen. Eine Anschlussbeschäftigung ist kurzfristig nicht in Sicht.
Was sich im Nachhinein allerdings als noch viel tragischer erweisen könnte, sind die mangelhaften Entwicklungschancen vieler Jugendspieler, die Markus Weinzierl diesen bot. Tim Civeja blieb komplett ohne Kadernominierung, genau wie einige andere, und hat den FCA schon per Leihe nach Ingolstadt verlassen. Mit Dejan Pejcinovic sah das größte Talent des FCA-Nachwuchsleistungszentrums keine ausreichende Perspektive beim FCA und wird dem FCA wohl in diesem Sommer den Rücken kehren. Ansonsten hätte man die Vertragsverlängerung wohl schon längst unter Dach und Fach bringen können und Pejcinovic in den ersten Vorbereitungsspielen gesehen. Es war klar, dass Weinzierl schon in seiner ersten Phase kein Trainer war, unter dem die Jugendspieler groß Chancen bekamen. Und trotzdem nahm man es in Kauf, dass hier Porzellan unwiederbringlich zerschlagen wird.
Die andauernde Rechtfertigung
Und so bildet sich zumindest bei mir der Eindruck, dass es besser gewesen wäre Markus Weinzierl gar nicht erst zu verpflichten. Heiko Herrlichs Schwächen waren offensichtlich. Im Nachhinein hätte man auf der Trainerposition schon früher etwas ändern müssen, und wäre dann nicht darauf angewiesen gewesen, mit Weinzierl jemanden zu holen, der Club und Umfeld schon kennt. Oder man hätte Weinzierl als reinen Retter geholt und im Sommer dann mit jemand komplett Frischen den Neustart gewagt. Und nachdem man sich nun angeschaut hat, was man von einem Trainer will und wie Enno Maaßen dargestellt wird: wie hätte man da nach eingehender Analyse mit Markus Weinzierl weitermachen wollen?
Im Interview mit der Augsburger Allgemeinen wurde Stefan Reuter explizit gefragt, ob es ein Fehler war, Markus Weinzierl zurückzuholen. Die Antwort: „Nein, damals war es genau richtig. Der Zeitpunkt war extrem spät in der Saison, es waren nur noch drei Spiele zu absolvieren. (…)“. Ja, ja, der Zeitpunkt. Als ob er bei Monopoly die Trainer-Wechsel-Dich-Karte gezogen hätte. Hat er halt nicht. Der Zeitpunkt war selbst gewählt. Die Entscheidung im Nachhinein keine Gute.
Was bleibt?
Außer viel Gerede bisher nicht viel. Mit Enrico Maaßen hat die Führungsspitze zwar einen Trainer gefunden, der im Gegensatz zu so manchem Vorgänger ein guter Kommunikator ist. Seine Erstligareife muss allerdings auch er erst noch beweisen. Dies gilt auch für den Kader. Mit dem drohenden Abgang von Michael Gregoritsch, mit dem man sich anscheinend nicht auf eine Vertragsverlängerung verständigen konnte, gehen dem FCA so langsam die offensiven Unterschiedsspieler aus. Finnbogason und Gregoritsch zu ersetzen, bei gleichzeitiger Formschwäche von Florian Niederlechner wird eine weitere Mammutaufgabe.
Und derweil fallen den Verantwortlichen weiter die einfachen Dinge schwer. Fehler konkret zu benennen und einzugestehen zum Beispiel. Ob die Änderungen im Kommunikationsverhalten nachhaltig sind, wird sich auch zeigen, je nachdem wie sich die sportliche Lage entwickelt. Es bleibt somit spannend rund um den FC Augsburg, der weiter Perfektion nach außen vorgibt, dem ein paar Ecken und Kanten mehr allerdings besser zu Gesicht ständen.
Drei Wochen ist es her, dass der FC Augsburg Enrico Maaßen erst mündlich, dann schriftlich als neuen Chefcoach verpflichtet hat. Einige haben die Zwischenzeit genutzt, um Portraits oder Trainerprofile über den 38-jährigen gebürtigen Wismarer anzufertigen. Sehr früh auch der FCA.
Vereine wählen dieses Format gerne, um die Öffentlichkeit mit den wichtigsten Daten und Fakten zu ihrem neuen Mitarbeiter zu versorgen. Dass dabei dessen Karriereerfolge und Vorzüge oft im Vordergrund stehen, dürfte niemanden groß verwundern. Schließlich handelt es sich auch bei solchen Mitteilungen um einen Teil der externen Kommunikation, in der der Club seinen neuen Trainer in einem möglichst guten Licht präsentieren möchte (und damit auch sich selbst). Daher habe ich es nicht ganz verstanden, dass sich Pitt Gottschalk, Chefredakteur bei Sport1, kürzlich ausgerechnet am Trainerportrait unserer Fuggerstädter so gerieben hat. Aber sei’s drum, das soll hier nur eine kleine Randnotiz bleiben.
Auch wir von der Rosenau Gazette haben uns nochmal intensiver auf die Suche nach Material zur Person „Enno“ Maaßen gemacht. Wir wollen aber kein ‚klassisches‘ Portrait abliefern. Sondern vielmehr sehen, wie unser neuer Coach sich selbst beschreibt. Und auch, wie sein fußballerisches Umfeld das bisher getan hat. Ob da auch was Negatives dabei ist? Ihr werdet es sehen 😊
Maaßen über sich selbst
Wenn man Enrico Maaßen über sich sprechen hört (oder liest), stößt man immer wieder auf zwei Selbsteinschätzungen. Einerseits sei er ein sehr familiärer Mensch, der aus seiner Familie – er hat Frau und zwei Kinder – viel Kraft schöpft. Nicht umsonst ist es ihm auch bei uns in Augsburg wichtig, seine Familie möglichst bald nachzuholen. Selbst mit seinen Eltern und Schwiegereltern fährt er – nicht selten zur Verwunderung anderer Hotelgäste – gerne in den Urlaub, wie er jüngst am PK-Mikro verriet.
Die familiäre Seite des 38-Jährigen ist andererseits flankiert mit einer riesigen Leidenschaft für den Fußball. Und das nicht nur während der Arbeitszeit, sondern 24 Stunden am Tag. Ein Fußballverrückter ist er, sagte er schon zu Beginn seiner Trainerzeit 2014/2015 beim Niedersächsischen Oberligisten SV Drochtersen/Assel (D/A). Bei seinem Amtsantritt als U23-Trainer in Dortmund beschrieb er seine Fußballverrücktheit so:
„Als Trainer ist es natürlich schwer, das komplett beiseite zu schieben. Ich bin schon jemand, der das mit Haut und Haaren lebt.“
Wenn sich Enno als Trainertyp einordnen soll, kommt man spätestens seit seiner Dortmunder Zeit nicht um den ganzheitlichen Trainer herum. Was er damit meint: Sich nicht nur auf einen Mannschaftsteil, z.B. die Defensive, zu konzentrieren und davon ausgehend Tore aus dem Umschaltspiel heraus zu erzielen (wie es der FCA ja lange praktiziert hat). Vielmehr legt er sowohl Wert auf die Defensive, die stabil sein soll, und das Spiel gegen den Ball, das mit einer hohen Pressinglinie geführt wird und sich ggf. flexibel am Gegner orientiert. Als auch auf die Offensive, das Spiel mit dem Ball, durch das mit variablem Positionsspiel und Kreativität möglichst viele Torchancen kreiert werden sollen. Zu diesem ganzheitlichen Trainer habe er sich mit der Zeit entwickelt.
Wie unser neuer Chefcoach selbst sagt, erledigt er seine Arbeit im Team auch mit einer positiven Grundstimmung, Ruhe, Empathie und Transparenz: Er sei grundsätzlich jemand, der
„sehr ruhig ist, der auch nah dran ist, dem es wichtig ist, eine gute Atmosphäre in der Mannschaft zu haben, keine Wohlfühlatmosphäre, aber eine, wo jeder gerne zum Training kommt, wo jeder weiß, da gibt’s ne gewisse Transparenz auch, dass jeder weiß, woran bin ich.“
An vielen Stellen konnte man bereits nachlesen, dass der FCA in Person von Sportgeschäftsführer Stefan Reuter Enrico Maaßen als seine absolute Wunschlösung auf dem Trainerstuhl bezeichnet. Das wurde er auch auf Maaßens Antritts-PK nicht müde zu betonen. Reuter zeigte sich rundum von ‚seinem‘ neuen Trainer beeindruckt: von dessen Kaderkenntnis, von dessen Spielidee, von dessen Energie und Willen, sich zu verbessern, den man permanent spüren könne. Maaßens Selbstbeschreibung als „positiv Verrückter“ hat Reuter schon vor der PK übernommen.
Auch von unseren Spielern hört man, dass sie ihren neuen Übungsleiter schätzen, „seinen Plan“. Niklas Dorsch, dessen Genesung nach seinem Schlüsselbeinbruch extrem schnell vorangeht (Thank God!), attestiert Maaßen im neuen Kicker – wie schon Reuter – „Freude“ und „Hunger auf Erfolg“, dass er sehr kommunikativ sei und das Team ums Team mit ins Boot hole. Man merkt, die Attribute fangen langsam an, sich zu wiederholen.
Medien über Maaßen
Beim Blick in die Medien- und Bloglandschaft kommen dagegen noch ein paar weitere Facetten hinzu. In einem sehr frühen Interview auf Blog trifft Ball – Maaßen hatte damals als gerade 30-Jähriger bei D/A angeheuert – heißt es schon, er sei ein Trainertalent. Auch beschreibt der Interviewer seinen Gesprächspartner als ziemlich entspannt. Ennos Lockerheit sei ansteckend, wobei er immer wieder um Contenance und Bescheidenheit bemüht sei, z.B. als er bezweifelt, schon jetzt, während seiner ersten Trainerstation in Niedersachsen, einen „so wertvollen Lehrgangsplatz“ wie den des Fußballlehrers zu bekommen.
Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Im August 2020 durfte sich Maaßen schließlich dann doch noch über seinen Fußballlehrer freuen, nachdem er sich schrittweise – über die B- und A-Lizenz – dazu hochgearbeitet hatte. Unter anderem deswegen sei er auch ein Vielbeschäftigter. 2015 war er nicht nur gelernter KfZ-Mechaniker und Sport- und Fitnesskaufmann. Daneben bildete er sich auch immer wieder erfolgreich weiter. Mit einem Sporttherapie-Fernstudium und seit Beginn seiner Trainerlaufbahn, die bis zum Schritt in den Hauptberuf beim Regionalligisten SV Rödinghausen 2018 immer noch nebenherlief, eben auch durch Trainerlehrgänge.
Bei all seinen Aktivitäten sei Maaßen trotzdem penibel, ein Perfektionist:
„Einer, der überall schraubt – sei es das Geschehen auf dem Rasen oder die Außendarstellung und externe Kommunikation. Wie er in der Öffentlichkeit zitiert wird, segnete er in Dortmund immerzu selbst ab – und regelte die sportlichen Geschäfte auf ähnliche Art und Weise.“
Und da wären wir mit dem BVB, in dessen Diensten Maaßen seit 2020 als U23-Trainer stand, bei früheren Stationen angekommen, an denen er ebenfalls Eindruck hinterlassen hat. Was die Offiziellen beim BVB und Rödinghausen über ihn sagen, kommt einem nur allzu bekannt vor. Wunschtrainer, hier wie da. Bei Franz Pfanne, Mittelfeldspieler, den Maaßen aus Rödinghausen zu Dortmund gelotst hat, kommt nochmal unverkennbar der Perfektionist und Fußballverrückte zum Vorschein:
„Enrico ist ein Trainer, der sich wirklich über alles Gedanken macht. Also wirklich über alles. Egal ob auf dem Platz oder daneben. Der ist so fußballverrückt, das ist echt krass.“
Besonders spannend fand ich aber auch Einschätzungen aus Fanforen. Für den DortmunderJungen z.B. war Maaßen schon längst vor seiner Verpflichtung bei den Schwarz-Gelben ein Traum. Für Molsiris danach dann ein absoluter Glücksgriff. Und TheKillingJoke imponiert, wie er das Team mitgenommen hat.
Ein Post eines Hansa Rostock-Anhängers, der früher mit dem gebürtigen Mecklenburger in der B-Jugend kickte, ist mir dabei besonders im Gedächtnis geblieben. Denn er enthält so vieles davon, wie auch spätere Weggefährten – wie wir jetzt gesehen haben – Maaßen beschrieben haben:
„Ich kenne ihn noch aus der B Jugend in Grevesmühlen. Dort haben wir 1 Jahr lang zusammen gespielt. Er war damals schon ein sehr euphorischer Typ, der als Spieler schon das Spiel gelenkt hat und in der Halbzeit hin und wieder taktische Ideen hatte und generell komplett fussballverrückt war.“
Sofern man den Selbst- und Fremdbeschreibungen von und zu Enrico Maaßen glauben mag, dürfen wir uns in Augsburg die nächsten drei Jahre über ein wahrliches menschliches und fußballerisches Genie an der Seitenlinie freuen. Die Frage, die sich jetzt aber noch stellt, ist: Stimmen diese Lobeshymnen auf ihn oder nicht? (Die Nähe der Überschrift zur Lieblingskategorie unseres Gregerls im FCA-TV-Format „Was woisch“ ist hier natürlich rein zufällig gewählt 😊.) Ich versuche das zum Schluss noch ein bisschen einzuordnen.
Maaßens Fußballverrücktheit – gerade in seiner ‚Freizeit‘ – ist schwierig zu beurteilen. Aber gerade die Aussagen der früheren (Mit-)Spieler finde ich überzeugend. Auch dass Maaßen sich als ganzheitlicher Trainer begreift, zu dem er geworden ist, leuchtet mir anhand seiner bisherigen Laufbahn komplett ein. Bei D/A ließ er ergebnisorientiert noch hauptsächlich umschalten. In Rödinghausen verlagerte sich sein Fokus auf die Offensive, während beim BVB die individuelle Spielerentwicklung hinzukam. Und dazu gab ihm der Erfolg einfach recht.
In der Tat wirkt Maaßen in Interviews sehr ruhig, sehr besonnen, sehr klar auf mich. Ich höre ihm gern zu. Daher kann ich es gut nachvollziehen, wenn beim FCA schon jetzt der Prozess des Mitnehmens angefangen hat. Den Maaßen selbst ja auch initiiert hat, indem er nicht nur gleich die Mannschaft kennenlernen wollte, sondern auch alle weiteren Player im Verein und drumherum. Schon jetzt fühlen sich viele (wieder) mitgenommen von diesem „Menschenfänger“, wie es die Viererkette kürzlich ausgedrückt hat. Die von Maaßen gleich selbst zum Hintergrundgespräch mitgenommen wurde.
Aber (und hier kommt das vorläufig einzige und sehr kleine Aber): Dass Maaßen das Wort „gemeinsam“ auf der PK so oft genannt hat, wirkte auf mich irgendwie gekünstelt. Fast wie ein einstudierter Teil der aktuellen FCA-Kommunikation, die ja mehr denn je, hat man den Eindruck, um die Wiederherstellung eines Miteinanders auf allen Ebenen bemüht ist. Vor anderen Kameras oder in anderen Zeitungen hat Maaßen das meines Wissens nach nicht so oft betont. Zumindest nicht im Zusammenhang mit dem gesamten Verein, sondern eher mit dem Mannschaftszirkel.
Trotzdem habe ich es Maaßen abgenommen. Vielleicht hat ja auch seine penibel geplante Außendarstellung Wirkung gezeigt? Egal. Ich finde ihn mitreißend. Vielversprechend. Vertrauenserweckend. Allerdings kann erst die nächste Zeit zeigen, ob die angestrebte Gemeinsamkeit zwischen allen Vereinsteilen auch wirklich praktiziert wird. Sollte das aber gelingen, ist es nicht unwahrscheinlich, dass für den FCA mit Maaßen, diesem Goldjungen, wirklich goldene Zeiten anbrechen. Egal, ob Klaus Hofmann seine Aussage von neulich ironisch gemeint hat oder nicht.
Der neue Coach ist da. Mitte Juni stellte der FC Augsburg Enrico Maaßen offiziell als neuen Trainer vor. Auf der Antritts-PK hörte man vielversprechende Töne von „Enno“, wie der neue Mann an der Seitenlinie genannt werden möchte. Er wolle offensiv „mit einer hohen Pressinglinie“ spielen und aus dem Kader, mit dem er sehr zufrieden sei, etwas herausholen. Er habe sich intensiv mit den FCA-Profis beschäftigt.
Nun ist es bei einem Trainerwechsel stets so, dass die Karten neu gemischt werden. Spieler, die unter dem Vorgängercoach gesetzt waren, müssen sich neu beweisen. Profis auf dem Abstellgleis haben eine neue Chance. Gerade in einer mehrwöchigen Vorbereitungsphase. Deshalb wollen wir nun auf die Spieler im Kader schauen, die unter Enrico Maaßen (wieder) aufblühen könnten.
Ricardo Pepi
Der Winterneuzugang muss allmählich liefern. Der FC Augsburg hat seinen Rekordtransfer erst via eigene Social-Media-Kanäle medial gehypted und dann betont, dass der US-Amerikaner noch Zeit brauche. Das stimmt bei einem 19-Jährigen. Die Erwartungshaltung war bei der Millionenablöse dennoch hoch. Vermutlich zu hoch. Unabhängig des Preisschilds hat Pepi aber klaren Verbesserungsbedarf. Etwa was die Zielstrebigkeit und die generelle Abstimmung mit dem Team (Laufwege, Kommunikation, etc) betrifft. Gleichzeitig hat er aber auch die Anlagen dazu, dem Verein viel Freude zu bereiten. Eine gesamte Vorbereitung unter neuem Coach sollte dem Nationalspieler gut tun. Etwas zynisch formuliert kann es ohnehin nur besser werden. Sein Premierentreffer im Test gegen Schwaben Augsburg (5:0) kann ein Anfang sein.
Ruben Vargas
Ruben Vargas blickt auf eine enttäuschende Saison zurück. Zwar hat der Schweizer regelmäßig gespielt (29 Einsätze in der Liga), wirklich erfolgreich war er mit einem Tor und drei Vorlagen allerdings nicht. An seine Premierensaison konnte der Flügelspieler nicht so recht anknüpfen. Ändert sich das nun? Derzeit ist der Nationalspieler verletzt. Dass Maaßen mit Vargas plant, scheint dennoch sicher. Zu groß ist das Potential des 23-Jährigen.
Fredrik Jensen
In der Offensive sieht der neue Trainer Nachholbedarf. Ein „guter Transfer, der ein bisschen Quote bringt, würde uns guttun.“ Konkret braucht der FCA auf der Position des offensiven Mittelfelds Verstärkung. Hier fehlt es im Grunde genommen seit dem Abgang Ja-Cheol Koos an adäquater Besetzung. Fredrik Jensen wäre vom Spielertyp eigentlich der Ideale Zehner. In Augsburg hat er bislang aber kaum funktioniert, was auch daran liegt, dass er oft auf der falschen Flügelposition eingesetzt wurde. Es ist nicht ausgeschlossen, dass der Finne den Verein verlässt. Ebenso wenig wie allerdings, dass er unter Maaßen eine zweite Chance bekommt.
Raphael Framberger
Zugegeben, Raphael Framberger gilt mit seinen 26 Jahren nicht mehr als Talent. Maaßen betonte auf seiner Antritts-PK jedoch, dass es auch spannende Spieler Mitte 20 im Kader gebe. Ist Framberger einer davon? Seine Chancen auf Spielzeit hängen maßgeblich davon ab, ob der FC Augsburg auf der Rechtsverteidigerposition noch einmal aktiv wird. Gegen Robert Gumny allein scheint sich der gebürtige Augsburger durchsetzen zu können. Vorausgesetzt er bleibt verletzungsfrei und verbessert sein Spiel mit dem Ball. Wer weiß, vielleicht erweitert Maaßen Frambergers Qualitäten des defensiven Zerstörens um die ein oder andere offensive Komponente.
Lasse Günther
Fünf Bundesligaeinsätze stehen in Lasse Günthers Vita. Dass der 19-Jährige weitere Einsätze sammeln wird, scheint sicher. Die Anlagen dazu hat der Juniorennationalspieler, der in der Jugend des FCA und beim FC Bayern spielte. Günther ist klassischer Außenbahnspieler, kann sowohl Rechts als links agieren. In Maaßens System – der Ex-Dortmunder spielt oft mit Dreierkette – könnte er als Schienenspieler gebraucht werden. Gewiss kein Dauerkandidat für die Startelf, aber womöglich ein Kaderspieler, der mehr Einsätze sammeln wird als ihm mancher zutraut.
Trainer verpflichtet, vorgestellt und eine neue Offenheit signalisiert. Ruhe reingebracht. Nun geht es Schritt für Schritt darum den Kader zu stärken und einzelne Problemzonen anzugehen. Der Fokus richtet sich dabei auf die Mitte. Und die ist ist in zweierlei Hinsicht gemeint.
Die Altersstruktur
Der FCA verfügt über einige Spieler in eher jungen Jahren, und einen Stamm an Spielern kurz vor der Fußballrente. Was dem FCA momentan abgeht ist der Mittelbau dazwischen. Warum ist dieser wichtig? Die jungen Spieler richten klar den Blick auf ihre persönliche Fortentwicklung und sehen den FCA in erster Linie als nächsten Schritt, dem einige weitere folgen sollen. Den Älteren geht manchmal die Ambition für mehr ab, wenn sie nicht so positiv verrückt wie Rafal Gikiewicz sind. Der langfristige Erfolg des Clubs wird hier dann schon mal hinten angestellt. Die Gruppe der Mit-Zwanziger liegt hier genau dazwischen. Einerseits hat man es woanders schon mal probiert und es hat nicht geklappt wie erhofft. Andererseits stellt man sich vielleicht auch mal hinten an, wenn man gedenkt in ein paar Jahren immer noch da zu sein.
Nun steht Michael Gregoritsch mit seinen 28 Jahren noch beim FCA unter Vertrag. Dieser läuft allerdings in 2023 aus und sollte der FCA sich mit Gregerl nicht auf eine Verlängerung einigen können, so wird der Abschied in diesem Sommer stattfinden müssen, um noch Transfereinnahmen zu erzielen. Es wäre höchst schade, gehört aber zur Realität dazu. Dann wird es in diesem Kaderbereich noch dünner, auch wenn Arne Maier und Felix Uduokhai eventuell in dieses Kadersegment hineinwachsen könnten. Bei Transfers in diesem Sommer wird sich somit wohl die Aufmerksamkeit stark auf das mittlerweile sehr ausgedünnte Mit-Zwanziger-Alterssegment richten müssen. Irgendwie ist die Altersstruktur zuletzt etwas durcheinander geraten.
Positionsspiel
Beim zweiten Aspekt des Gedankengangs kommt nun der neue Trainer Enno Maaßen ins Spiel, dessen Fokus sich auf eine starke und flexible Zentrumsbesetzung im 6er/8er/10er-Raum liegt. Derweil bei Tobias Strobl abzuwarten ist, zu welcher Stärke er zurückfindet, haben mit Civeja und Moravek zwei Spieler aus dieser Gruppe den FCA verlassen. Und gerade auch in Bezug auf die 10er Positionen ist der Kader nicht allzu stark aufgestellt ( speziell auch dann wenn man einen möglichen Gregerl-Abgang im Hinterkopf behält).
Man könnte die Situation schon gar als dünn bezeichnen, wenn man darüber nachdenken muss, wer hier außer Niklas Dorsch, Arne Maier und Carlos Gruezo noch zur Verfügung steht. Freddy Jensen offensiv, der letztes Jahr kaum eine Rolle gespielt hat. Das ist bei der Bedeutung der Positionen im Maaßenschen Spielsystem schlicht zu wenig. Und damit ist hoffentlich auch geklärt, warum der FC Augsburg immer wieder und sehr verstärkt mit zentralen Mittelfeldspielern beschäftigt, die sich zudem in einem gewissen Alterssegment befinden.
Die Kandidaten
Ajdan Hrustic ist hier ein Name, der gerade ganz akut gehandelt wird. Er hat bei der Eintracht aus Frankfurt überschaubare Einsatzzeiten erhalten, auch weil er defensiv manchmal zu nachlässig agiert. Offensiv konnte er allerdings immer wieder mit Ideen aufwarten und seine Schusstechnik hat das Zeug für Legenden. Im Maaßenschen System könnte es für ihn offensiv vor den 6ern passen und es würde Sinn machen, dass sich der FCA mit ihm beschäftigt, auch wenn er jetzt kein Kracher-Transfer wäre.
Als einen solchen müsste man Daniel-Kofi Kyereh bezeichnen, der in der letzten Saison bei St. Pauli offensiv großartige Leistungen ablieferte und an dem viele Clubs aus der ersten Liga dran sind. Hier scheint der SC Freiburg wohl zum Zuge zu kommen. Kyereh ist auch schon 26 Jahre alt und wäre damit auch alterstechnisch eine perfekte Ergänzung für den FCA.
Weiterhin in der ersten Liga spielen will eventuell Masaya Okugawa von Arminia Bielefeld. Mit 8 Toren und einer Vorlage in der abgelaufenen Saison hatte er erheblichen Anteil an den Bielefelder Offensiverfolgen. Bielefeld selbst scheint auf die Transfererlöse zu schielen, Enrico Maaßen schaute nicht unlängst im Bielefelder Trainingslager vorbei (wo der FCA die Nachfolge auf der Anlage antreten wird und der Besuch offiziell der Vorbereitung des eigenen Trainingslagers galt) und es ist um Okugawa sehr ruhig im Blätterwalt. Nicht die schlechtesten Anzeichen.
Auch die international gehandelten Amadou Diawara und In-beon Hwang erfüllen prinzipiell die Anforderungen, müssten sich allerdings erst in Deutschland akklimatisieren. Gerade mit der kurzen Sommerpause macht dies einen Transfer schwieriger.
Rückkehr ausgeschlossen?
Wenig Akklimatisation würde ein anderer Spieler benötigen. Nach seinem Wechsel blieb Marco Richter in der Endphase der letzten Saison in Berlin nur die Bank. Er wäre mit seinen 24 Jahren und seiner offensiven Variabilität genau im Beuteschema des FCA. Nun hat die Hertha mit Sandro Schwarz einen neuen Trainer und Richter will dem vielleicht eine weitere Chance geben. Aber vielleicht machen sich alle Parteien schon mal Gedanken, ob sie denn nicht über eine Rückkehr des Eigengewächses nachdenken wollen.
Richter würde wieder in sein gewohntes heimisches Umfeld zurückkehren können. Er hätte langfristig das Potential in Augsburg zum Held zu werden, in dem er nun den Rest seiner Karriere beim FCA verbringt und Tore und Vorlagen liefert (ja der Fußballromantiker träumt immer noch). Der FCA hätte ein Stück Glaubwürdigkeit in Richtung Jugendarbeit zurück gewonnen. Ein verlorener Sohn würde in die FCA Familie zurückkehren. Win-Win-Win.
Stärkung des Kerns
Und während das Gerüst des Kaders steht, braucht der Kern die obengenannte zweidimensionale Unterstützung und weitere punktuelle Verstärkungen. Da braucht es nun auch nichts übers Knie zu brechen und vielleicht muss man auch erstmal auf die ein oder andere Einnahme oder einen Abgang warten. Bis dahin braucht man sich allerdings nicht wundern, warum weiterhin die zentralen Mittelfeldspieler im mittleren Alterssegment die Gerüchte-Spalten überhäufen. Es ist davon auszugehen, dass der FCA in diesem Segment auch zuschlagen wird, sollte dann bei einem der Kandidaten alles passen.
Schöne Überschrift, was? Die bezieht sich nun nicht auf die Vorstellung von Enno Maaßen als Trainer des FC Augsburg. Sondern sie stellt vielmehr das Urteil dar, dass einige der jungen Talente des FC Augsburg immer wieder über den FC Augsburg fällen, wenn es um ihre sportliche Zukunft geht. Sie könnte auch lauten „nicht überzeugend“. Und während der FCA in den letzten Wochen nach der perfekten Trainerlösung gesucht hat, hat sich die Welt – oh Wunder – weitergedreht, und so manch ein Jugendspieler hat seine Entscheidung für die Zukunft getroffen.
Aktuelle Transfers bei den Jugendspielern
Was man an dieser Stelle nicht groß betonen muss. Die FCA-Talente sind mittlerweile begehrt. Die U19 hat in der höchsten Klasse ihre Staffel gewonnen und es bis in das Halbfinale um die deutsche Meisterschaft geschafft. Da sind richtig gute Jungs bei und kommen auch aus den jüngeren Jahrgängen noch nach. Und die warten nun nicht gerade darauf, dass der FCA zu Potte kommt. So hatte sich Dikeni Salifou schon früh entschieden, dass seine sportliche Zukunft bei Werder Bremen liegen wird. Mit Aaron Zehnter konnte der FCA eines seiner Top-Talente halten und mit einem Profi-Vertrag ausstatten. Gleiches gilt für den schon etwas älteren Henri Koudossou. Soweit so gut.
Das Gerangel wird durch die hohe Qualität auch um die deutlich jüngeren Talente größer. Der 17-jährige Noa-Gabriel Simic ist nun der nächste, der den FCA proaktiv verlässt und zur U19 von Borussia Dortmund wechselt. Er hatte in 18 Partien für die U19 11 Tore gemacht, und das mit gerade einmal 17 Jahren. Der Dortmunder U19 Trainer soll in ihm einen Wunschspieler sehen. Und selbst wenn sich der FCA nun selbst im Dortmunder Trainerpool bedient hat, so ändert dies nun nichts mehr an diesem Spielerwechsel. Genau, wie es einen stutzig machen sollte, dass Dzenan Pejcinovic bisher keinen Profivertrag in Augsburg unterschrieben hat. Am Unwillen des Vereins wird es nicht liegen. Vielleicht fehlt – mal wieder – auf Spielerseite die Überzeugung?
Die Bilanz der letzten Jahre
Über Stefan Reuters Bilanz mit der Jugend hat Irina hier im Blog zuletzt ausführlich geschrieben. Wenn man dies in Kürze zusammenfassen will: der FCA hat sich nicht mit Ruhm bekleckert. Mit Raphael Framberger kam gerade ein aktiv-eingesetzter Spieler der letzten Saison aus der eigenen Jugend. Vor der Saison hatte man mit Marco Richter und Kevin Danso zwei Eigengewächse ziehen lassen. Während Richter seinen Wechsel zu Hertha BSC vielleicht hinterfragt (ein etwas glücklicheres Händchen bei der Vereinswahl hätte man ihm schon wünschen können), hat Kevin Danso mit dem Rummel um seine Person alles richtig gemacht. Er hat für RC Lens 36 Pflichtspiele bei 5 Scorerpunkten absolviert und gezeigt, dass er das Potential zu einem erstklassigen Innenverteidiger ausschöpfen kann. Sein Marktwert ist zusätzlich auf 9 Mio. EUR laut transfermarkt.de geklettert. Und Danso ist weiterhin erst 23 Jahre alt.
Danso war nicht der erste, der seinen Abschied vom FCA quasi erzwang. Er steht in einer Reihe mit Erik Thommy, der trotz Bundesligadebüt in Augsburg seine Chancen in der Ferne (beim VfB Stuttgart) besser einschätzte. In der gleichen Reihe findet sich auch Marvin Friedrich wieder, der über Union Berlin bei Borussia Mönchengladbach gelandet ist. Friedrich war vom FCA nach Berlin ausgeliehen und beklagte, dass sich während seiner Leihe beim FCA niemand für ihn zu interessieren schien. Als Reaktion auf diese offensichtliche Fehlstellung wurde in der Folge Christoph Janker als Bindeglied zwischen Profis und Jugend und zur Betreuung der Leihspieler installiert. Einzig, die Erfolge lassen auf sich warten.
Wendepunkt
Nun hatte der FC Augsburg mit Markus Weinzierl keinen Trainer, der dafür berüchtigt ist, auf die Jugend zu setzen. 10 Minuten vor Ende einer aussichtslosen Partie durften immer wieder die über 30jährigen Alt-Stars ran, anstatt dass Jugendspieler wichtige Minuten und Erfahrungen hätten sammeln dürfen. Die Frustration unter den Jugendspielern wuchs. Aber auch hier gilt: der Trainer hat sich nicht selbst ausgesucht. Man hat für den Klassenerhalt 2020/21, den Weinzierl durch die Partie gegen Bremen mit mehr Glück als Verstand sicherte, die Perspektive der Jugend geopfert. Die Verpflichtung von Enno Maaßen wird hier nun als Wendepunkt inszeniert. Im Interview mit der Augsburger Allgemeinen hat Stefan Reuter sehr betont, dass Enno Maaßens Kompetenz in der Arbeit mit Jugendspielern ein Haupt-Kriterium für seine Verpflichtung war.
Das es beim Verein trotzdem keinen kompletten Sinneswandel gegeben hat, sieht man allerdings in Reuters Aussagen zu Tim Civeja im selben Interview. Civejas Namen hat er dabei selbst in Spiel gebracht: „Aber Tim Civeja zum Beispiel ist auf uns zugekommen und würde gerne nach dieser für ihn enttäuschenden Saison, in der er nicht einmal im Kader gewesen ist, einen anderen Weg einschlagen. (…) Wir wollen den Spieler aber nicht verlieren, sondern auch die Möglichkeit haben, ihn wieder zurückzuholen.“ Er scheint also direkt bereit, Civeja ziehen zu lassen. Kein Wort darüber mit Enno Maaßen zusammen zu überlegen, welche Perspektive man dem Spieler geben kann. Kein Wort darüber, wie man Spieler vom FCA überzeugen will. Civeja wurde im Nachgang zum Interview nun für ein Jahr nach Ingolstadt verliehen. Chance verpasst.
Strategie nachhaltig ändern
Stefan Reuter hat ja nicht unlängst Fehler selbst eingestanden. Aber gerade in diesem vielzitierten, aktuellsten Interview hat er erneut die Verpflichtung von Markus Weinzierl verteidigt. Hier ist nun die Frage, welchen Prioritäten der FCA nachhaltig verfolgt. Die Förderung der Jugend scheint es ja nicht vorrangig zu sein, wenn man diese für kurzfristige Ziele auch mal opfert. Ob sich die Strategie des FCA hier nun nachhaltig ändert? Zumindest ist dies bisher aus den öffentlichen Aussagen nicht direkt erkennbar. Trainer kommen und gehen in der Bundesliga. Der FCA braucht ein Wertegerüst, auf dessen Basis er Entscheidungen trifft und die Jugend hat hier eine wichtige Rolle zu spielen.
Der Erfolg einer strategischen Änderung wird sich gerade im Verhalten der Jugendspieler und Jungprofis selbst zeigen. Bleiben sie in Augsburg, bekommen sie ihre Chance und wird Vertrauen in sie gesetzt? Hält man den Kontakt auch in schwierigen Zeiten und während der ein oder anderen Leihe und intensiviert ihn dann vielleicht sogar? Kommen sie gerne nach Augsburg zurück? Hier wird es nicht nur auf Enno Maaßen ankommen, sondern auch auf das Management. Wobei Enno Maaßen die Kernaufgabe zukommt, den Jugendspielern ihre kurzfristige Perspektive aufzuzeigen, Vertrauen aufzubauen und Versprechen einzuhalten. Dann ist für die kommende Saison schon viel genommen, auch wenn die Fehler der letzten Zeit sich noch eine Weile auswirken werden, Ob wir nicht doch einen Rückfall in diese Zeiten erleben, ist damit jedoch nicht sicher gestellt.
Montag, 20. Juni 2022… Das lange Warten hatte endlich ein Ende, denn es war Trainingsauftakt. Das heißt unsere Jungs starteten – mit Ausnahme der Nationalspieler – in die Vorbereitung für die kommende Saison. Dabei stand natürlich der obligatorische Laktattest auf dem Programm, bei dem alle Spieler ihre Runden in unserer altehrwürdigen Rosenau drehen durften. Aber halt… Alle? Nein, zwei Spieler waren definitiv nicht dabei, denn im Laufe der letzten Woche fällten Sportdirektor Stefan Reuter und Neu-Trainer Enrico Maaßen die Entscheidung, die Verträge von Alfred Finnbogason und Jan Morávek auslaufen zu lassen. Das Team von der RoGaz möchte daher an dieser Stelle den Beiden ihren Dank für ihre jahrelange Treue und ihre Leistungen aussprechen.
Nachvollziehbar
Rein sportlich gesehen kann man den Entschluss der Verantwortlichen natürlich nachvollziehen. Gerade in den letzten Jahren fielen sowohl Jan als auch Alfred immer wieder aufgrund schwerer Verletzungen aus. Sieht man sich nur mal die letzten drei Spielzeiten an, dann kommt unser Finntorgason auf ganze 391 Ausfalltage und 45 verpasste Spiele. Die Art der Verletzung war dabei ziemlich breit gefächert. Mal war es die Schulter, dann das Knie und dann das Sprunggelenk. Auch von muskulären Problemen hat man sehr oft gehört. Daraus resultierte natürlich Trainingsrückstand, denn jede Blessur wirft einen Spieler automatisch zurück.
Bei Jan Morávek sah das Ganze relativ ähnlich aus. In 3 Jahren verpasste er 29 Spiele und fiel für insgesamt 235 Tage aus. Insgesamt betrachtet ist die Verletzungshistorie des gebürtigen Tschechen wahrlich beeindruckend. In seiner kompletten Zeit beim FC Augsburg stand Jan in nur 133 Spielen mit der Zirbelnuss auf der Brust auf dem Platz.
Das sind natürlich Dinge, die ein Trainer und ein Sportdirektor bedenken müssen. Gerade wenn man den Kader verkleinern möchte, wie Stefan Reuter es in seinem Interview mit der Augsburger Allgemeinen bereits angekündigt hat. Dass man mit den beiden Urgesteinen nicht verlängert hat, erklärt er so:
Wir schätzen Jan Morávek und Alfred Finnbogason sehr. Aber sie sind beide schon über 32 Jahre alt, waren häufig verletzt und haben so einen Kaderplatz besetzt, den ein junger Spieler auch einnehmen kann. Daher war auch das ein Grund. Aber wir wollten diese Personalien zuerst mit dem neuen Trainer besprechen. Darum hat es etwas gedauert. Wir wollen unseren Kader tendenziell etwas verkleinern. Während der Corona – Zeit war es wichtig, einen etwas größeren Kader zu haben, aber wir müssen jetzt schauen, dass jeder Spieler eine Wertigkeit und Wichtigkeit bekommt.
Sieht man jetzt rein das Sportliche oder auch die wirtschaftlichen Aspekte dann kann man die Entscheidung von Stefan Reuter und Enrico Maaßen zu 100 Prozent nachzuvollziehen. Wie unser Geschäftsführer Sport richtig erklärt, sind sowohl Jan als auch Finnbo in einem Alter, wo es leider langsam aber sicher schwieriger für einen Spieler wird, den Spirit vollkommen auf dem Platz zu bringen. Zudem möchte man beim FC Augsburg den Kader nicht nur verkleinern, sondern auch nach und nach noch weiter verjüngen. Vielleicht sogar mit Spielern aus dem eigenen Nachwuchs. Und hier würden die Beiden einen Kaderplatz besetzen. Wenn sie dann noch regelmäßig ausfallen würden, wäre das natürlich ärgerlich.
Starke Leistung trotz Verletzungspech
Trotzdem blutet mir das Fanherz, wenn ich mir vorzustellen versuche, wie es ohne Alfred und Jan sein wird. Die zwei gehören für mich zum FC Augsburg wie der Tipp des Kasperls vor jedem Heimspiel. Unser isländischer Torgarant war immerhin 6,5 Jahre in der Fuggerstadt zuhause und sein tschechischer Mitspieler sogar 10,5 Jahre. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber mir tut der Abgang trotz allen Verständnisses sehr weh. Daher habe ich mir das zum Anlass genommen, die Geschichte von Finnbo und Jan noch einmal kurz Revue passieren zu lassen.
Beginnen wir mit Jan Morávek. Der Wechsel des in Prag geborenen Mittelfeldspielers wurde bereits Ende Dezember 2011 von Ex-Manager Andreas Rettig eingefädelt. Der damals gerade einmal 21Jährige stand beim FC Schalke 04 unter Vertrag, wo er aber aufgrund der starken Konkurrenz und muskulärer Probleme in der Hinrunde 2011/12 auf gerade einmal 144 Einsatzminuten kam. Und so ließ sich Jan zu unseren Fuggerstädtern ausleihen und auch ohne Kaufoption wurde man sich im Sommer schließlich über eine feste Verpflichtung einig.
Ich denke, wir alle wissen, dass Jan Morávek von diesem Zeitpunkt an vom Pech verfolgt gewesen ist. Niemand verletzt sich mit Absicht, denn Schmerzen zu haben oder auch mal krank zu sein, ist alles andere als toll. Immerhin hat er mehr Spiele verpasst – 136 an der Zahl – als gespielt. Trotzdem fand ich Jan immer einen sehr beständigen und vor allem auch sicheren Spieler, wenn er auf dem Platz stand. Viele mögen mir da widersprechen, da er nicht unbedingt ein auffälliger Spieler ist, der mit vielen Toren oder Torchancen aufwarten kann. In seiner kompletten Augsburger Zeit kommt er nämlich auf 10 Scorer – 2 Tore und 8 Torvorlagen.
Doch zum Fußball gehört so viel mehr als das. Das Spielverständnis, das Teamplaying, die Erfahrung, das Spiel mit und gegen den Ball, die Art und Weise auch mal die Passwege zuzustellen oder einen Ball nach vorne in die Spitze zu befördern. All dies hat Jan verinnerlicht und definitiv auch zeigen können. Ich persönlich halte ihn nicht nur für einen hervorragenden Techniker, sondern auch für einen sehr sympathischen Menschen, der äußerst wichtig für das Team gewesen ist. Auch solche Spielertypen braucht es in einer Mannschaft. Typen, die sozusagen das Bindeglied sein können und für ein ordentliches Teamgefüge sorgen. Oder eben auch Spieler, die ihre Erfahrung an die jüngere Generation weitergeben.
All diese Eigenschaften hat Jan Morávek in sich vereint. Zu gerne hätte ich ihn noch weiterhin bei uns im Verein gesehen. Vielleicht nicht in der Profimannschaft als Spieler, aber vielleicht als Coach, Motivator etc. im Nachwuchsleistungszentrum, der seine Erfahrung mit in die Nachwuchsförderung einbringen kann. Wer weiß, vielleicht geht dieser Wunsch ja irgendwann in Erfüllung. Schließlich sollte man niemals „Nie“ sagen.
Ein Wikinger im Augsburger Schwabenländle
Führungsspieler, Sprachtalent, Torgarant… Das sind die 3 Worte, mit denen ich Alfred Finnbogason beschreiben würde. Natürlich fiel auch er immer wieder verletzungsbedingt aus, doch für die Mannschaft war er aus meiner Sicht immer ein sehr wichtiger Faktor. Gerade für die Bindung zwischen den Spielern untereinander auf und neben dem Platz. Alfred war nicht umsonst Teil des Mannschaftsrats und zuletzt hinter Jeffrey Gouweleeuw zweiter Kapitän. Gerade seine ruhige Art und dabei trotzdem sein sehr sicheres Auftreten fand ich immer sehr beeindruckend.
Alfreds Vita war schon nicht zu verachten, als ihn der FC Augsburg im Januar 2016 erst einmal per Leihe verpflichtete. International bekannte Vereine wie der SC Heerenveen, Olympiakos Piräus und Real Sociedad San Sebastiàn tauchen dort unter anderem auf. Auch die Erfolge, die der gebürtige Isländer bis dato verbuchen konnte, hatten es in sich. U21-Eredivisie-Sieger, isländischer Meister und Pokalsieger, schwedischer Superpokalsieger, belgischer Pokalsieger, griechischer Meister und zweimaliger Torschützenkönig – einmal in der Besta Deild und einmal in der Eredivisie.
Dass er dann tatsächlich zu uns ins beschauliche Augsburg wechselt, hat mich damals doch ein wenig überrascht, auch wenn wir zum damaligen Zeitpunkt natürlich in der Europa League gespielt haben.
Es ist ein Traum, die Chance zu haben, in der Bundesliga spielen zu können. Ich freue mich unheimlich auf die Herausforderung beim FC Augsburg. Die Gespräche mit den Verantwortlichen haben mir gezeigt, dass der FCA genau der richtige Verein für mich ist.
Bereits in der Rückrunde 2015/16 zeigte er, warum man ihn zurecht verpflichtet hatte. In 14 Auftritten in der deutschen Bundesliga traf unser Wikinger 7 Mal und legte zudem auch noch 3 Tore auf. Man kann sich also vorstellen, dass der Wunsch der Augsburger Fans sehr groß gewesen ist, den in Reykjavík geborenen Alfred Finnbogason zu behalten. Und ihr Bitten sollte von der sportlichen Leitung erhört werden, denn Alfred blieb und wurde zu einer waschechten Identifikationsfigur.
Insgesamt lief unser isländischer Mittelstürmer in 122 Partien für den FCA auf. Dabei schoss er 39 Tore und bereite von selbigen noch 14 vor. Mit 37 Treffern ist er vor André Hahn (30) und Michael Gregoritsch (29) derzeit noch der Augsburger Toptorschütze im deutschen Oberhaus.
Letzte Worte
Ich könnte jetzt noch viel mehr über die Beiden schreiben. Ja, meines Erachtens hätten sie trotz all ihrer Verletzungen wahre Lobeshymnen verdient. Denn seien wir mal ehrlich: Welche Spieler sind heutzutage so sehr mit ihren Vereinen verwurzelt, dass sie ihnen so lange treu bleiben, wie es Alfred und Jan getan haben? Leider sieht man das im europäischen Fußball nur noch selten, da andere Dinge für viele Spieler im Vordergrund stehen. Geld, Ruhm und sportlicher Erfolg wiegen mehr als Vereinstreue, Freundschaft und eine Familie zu sein. Natürlich ist das nichts unnormales, doch es zeigt, dass sich unsere beiden Urgesteine doch sehr mit dem FCA verbunden gefühlt und diesen auch gelebt und geliebt haben.
Am Mittwoch, 15.06.2022, gab der Verein schließlich bekannt, dass man die Verträge des Stürmers und des zentralen Mittelfeldspielers nicht verlängern würde. Sportdirektor Stefan Reuter sagt hierzu in der offiziellen Pressemitteilung:
„Wir haben uns diese Entscheidungen alles andere als leicht gemacht, sind mit unserem neuen Cheftrainer aber übereingekommen, einen neuen Weg einschlagen zu wollen und neue Impulse zu setzen. Jan Morávek, der seit 2012 das FCA-Trikot getragen hat, und Alfred Finnbogason haben durch ihre Leistungen auf, aber auch außerhalb des Platzes, einen wichtigen Anteil daran, dass wir nun schon in unser zwölftes Jahr in Serie in der Bundesliga gehen können. Gleiches gilt für Tobias Zellner und Reiner Maurer, auch wenn sie nicht ganz so lange für unseren FCA tätig waren. Für ihren Einsatz bedanken wir uns bei allen recht herzlich und wünschen Ihnen alles erdenklich Gute für ihre sportliche und persönliche Zukunft.“
Ich gebe hiermit offen zu, dass ich ganz schön schlucken musste, als ich das gelesen habe. Wie oben schon, geschrieben kann ich die Entscheidung absolut verstehen. Doch wenn zwei so verdiente Spieler den Verein verlassen, ist das immer schwierig.
Auch Jan Morávek und Alfred Finnbogason meldeten sich noch einmal zu Wort. „Zehn Jahre ununterbrochen bei einem Verein zu spielen, ist in der heutigen Zeit etwas ganz Besonderes. Ich bedanke mich bei allen FCA-Verantwortlichen, meinen Trainern und Teamkollegen sowie allen Fans, dass ich die Möglichkeit hatte, so lange das FCA-Trikot tragen zu dürfen. Meine Familie und ich haben uns in Augsburg und beim FCA sehr wohl gefühlt und werden diese lange Zeit sehr positiv in Erinnerung behalten. Ich wünsche dem FCA nur das Beste und drücke für die weitere Zukunft in der Bundesliga die Daumen“, sagte Jan zu seinem Abschied.
Besonders bewegt hat mich allerdings Finnbos Abschiedspost, den er in den sozialen Medien geteilt hat. Hier schreibt er:
Danke !
Für…..
-die 7 Saisonen gemeinsam!
-Die unglaubliche Fans von FCA! Danke für alles!
-alle Mitspieler, Trainer, co-Trainer und staff die ich auf den Platz und die Kabine teilen dürfte!
-Alle Mitarbeiter von FCA! Danke!
-die Unterstützung in die gute Zeiten und auch in die Schwierige Zeiten
-das ich die Toren mit euch feiern dürfte
Ich bin einer von euch geworden und FCA wird immer in meinen Herzen sein und auch von meiner Familie!
Haltet mich für ein Sensibelchen, aber mir kamen dabei die Tränen!
Time to say Goodbye
Doch nun ist es Zeit für uns, das Team der Rosenau Gazette, Auf Wiedersehen zu sagen. Dies hier ist kein Lebwohl, sondern ein Bis bald, denn wir hoffen sehr, dass wir sowohl Jan, als auch Alfred wieder einmal in Augsburg begrüßen dürfen. Sei es nun als Teil des Teams oder einfach nur als Zuschauer in der WWK-Arena. Wir sind uns sicher: Man sieht sich immer zweimal im Leben!
Doch an dieser Stelle möchten wir ein paar persönliche Worte an die beiden richten.
Birgit: Lieber Alfred und lieber Jan! Worte können nicht ausdrücken, wie dankbar ich bin, dass ihr ein Teil der FCA-Familie ward und immer sein werdet! Vielen Dank für euren immerwährenden Einsatz, eure Treue und eure Liebe zu unserem Verein! Ihr werdet für immer in unseren Herzen bleiben und ich hoffe sehr, dass ihr immer mit einem Lächeln auf den Lippen an die wunderschöne Zeit in Augsburg zurückdenken werdet. Bis hoffentlich sehr, sehr bald!
Irina: Aus Fansicht tun mir beide Abgänge sehr weh und machen (wohl nicht nur mich) äußerst wehmütig. Gehen doch die zwei letzten verbliebenen Galionsfiguren der erfolgreichsten Augsburger Bundesligazeit. Aus sportlicher Sicht sind beide natürlich ersetzbar und es war wohl richtig, einigen Jungspunden die freiwerdenden Kaderplätze anzubieten. Aber menschlich werden beide brutal fehlen, beide sind und waren zu jeder Zeit angenehme Zeitgenossen und total bodenständige Mitmenschen. Von Herzen vielen Dank für die Bereicherung unseres Vereins und die geile Zeit gemeinsam, euren Einsatz und eure Leidenschaft für diesen Club und diese Stadt. Ich werde euch beide nie vergessen und sage final nur noch: man sieht sich immer zweimal im Leben! (Vielleicht dann in anderer Rolle hier am Lech)
Andi: Afram Island, pu ert frabaer. Auf geht’s Island, du bist super. Diesen Satz habe ich einmal vor einem FCA-Training gelernt und ihn recht stolz zu Finnbogason gesagt. Er hat etwas auf isländisch zurückgesagt, das ich nicht verstanden habe und wir haben beide gelacht. Mit Finnbogason konnte man eigentlich ja auch auf deutsch sprechen. Nach weniger als einem halben Jahr in Deutschland gab er seine erste Pressekonferenz auf deutsch. Eine Randnotiz, die aber zeigt, wie professionell der Stürmer seine Aufgabe beim FCA verstanden hat. Dasselbe gilt für Jan Moravek. Keiner war so lange da, keiner hat es so gut verstanden, Ruhe in Spiel und Klubumfeld zu bringen. Einer der unterschätzten Spieler der Liga. Ach, wenn er doch nicht so oft verletzt gewesen wäre. Alles Liebe euch beiden. Bleibt fit und lasst es euch gut gehen!
Andy: Jan und Alfred, ihr habt euch in das Geschichtsbuch des FC Augsburg eingetragen. Aber all die Jahre, Partien und auch Tore sind nicht das wichtigste. Ihr seid zwei überaus sympathische und bodenständige Menschen, die auch im persönlichen Kontakt heraus ragten. Danke für alles und hoffentlich auf bald!
Auch ich hatte vom FCA als der grauen Maus in der Bundesliga geschrieben, und das ist nun gar nicht lange her. Bis vor kurzem konnte ich mir eine solche Unruhe, wie sie kurz vor dem Ende der abgelaufenen Saison durch den Rücktritt von Klaus Hofmann und den Abschied von Markus Weinzierl aufgekommen war, nicht vorstellen. Wo Weinzierls Abschied zwar in der Sache nicht vollkommen überraschend war, war die Art und Weise ein Paukenschlag. Und fällt auch auf die weiterhin Verantwortlichen des FC Augsburg zurück.
Und gab es in der Hinrunde der Saison, gerade nach der Partie in Mainz, Diskussionen über die Person des Sportdirektors, so bauten sich diese nun zu einem Sturm der Entrüstung in seine Richtung auf. Selten waren in den sozialen Medien in Augsburg so viele eindeutige Kommentare zu lesen. Der Sog des Shitstorms und der Entrüstung zog viele in seinen Bann. Mit ein paar Tagen Abstand war uns klar, dass wir nicht einfach nur „Reuter raus“ mit brüllen wollten. Das Handeln unseres Managers in über 10 Jahren Tätigkeit für den FC Augsburg in unterschiedlichen Konstellationen machte aus unserer Sicht eine detaillierte Auseinandersetzung in seiner Serie von Artikeln notwendig. Diese schließen wir hiermit ab, nachdem wir uns Stefan Reuters Arbeit in Bezug auf Trainer, Transfers, Kommunikation und Jugend angeschaut haben. Sorgfältig und mit Bedacht haben wir uns ein Bild gemacht.
Das Positive
Stefan Reuter ist mit dafür verantwortlich, dass der FC Augsburg über so viele Jahre hinweg in der Bundesliga tätig ist und bisher den Abstieg in die zweite Liga vermeiden konnte. Einerseits hat er zu Beginn seiner Amtszeit an Markus Weinzierl festgehalten und damit die sportlich erfolgreichste Phase des FC Augsburg in seiner Geschichte eingeleitet.
Er hatte auch in vielen Fällen ein geschicktes Händchen auf dem Transfermarkt und der Baba-Transfer hat das Zeug für eine Legendengeschichte. Aber auch die Verpflichtung von Spielern, die sich nachhaltig beim FCA verbessern konnten und hier den Sprung zu Größerem geschafft haben, gelang in vielen Fällen sehr gut. Stefan Reuter hat zudem in der Phase des Übergangs von Seinsch zu Hofmann für Stabilität gesorgt. Kaum eine Person im Club steht nach außen mehr für Kontinuität als Stefan Reuter.
Der Verbesserungsbedarf
Zuallererst sind hier die Trainerentscheidungen hervor zu heben. Nach Weinzierl kam Schuster. Und nach Baum kamen Schmidt und Herrlich, als auch Weinzierl zum zweiten Mal. Außer unter Manuel Baum hat es nach Markus Weinzierl unter keinem Trainer mehr etwas länger gepasst. Die Quote ist schlecht, zumindest für Augsburger Verhältnisse. Man kann nur hoffen, dass Enrico Maaßen uns hier positiv überraschen wird.
Aber auch bei anderen wichtigen Entscheidungen lag Reuter mal daneben. Hier ist dann auch so manch teurer Transfer zu nennen, mit Tomas Koubek an vorderster Front. Gerade weil der FC Augsburg nicht oft viel Geld in die Hand nimmt, müssen gerade diese Transfers dann sitzen. Bei Hinteregger hat man nur einen minimalen Transfergewinn erwirtschaftet und bei Ricardo Pepi wird man noch sehen müssen. Alles in allem ausbaufähig.
Der Knackpunkt in diesem Bereich ist die Kommunikation. Der FCA und Reuter selbst reagieren auf Kritik sehr abwehrend. Gerade in Zeiten der Unruhe wird nicht bis kaum kommuniziert. Für die vielgepriesene FCA Familie gibt es anstatt klarer Kommunikation, die Vorstellung der Gastro Partner über Social Media. Das ist schlicht nicht ausreichend.
Wie geht es weiter?
Unter Walther Seinsch hat es sich eingebürgert, dass zwischen Trainer, Manager und Präsident Einigkeit bestehen muss, bevor gehandelt wird. Zu dieser bestehenden Troika hat sich nun in den letzten Jahren mit dem Geschäftsführer Finanzen Michael Ströll eine weitere Person gesellt. Zuletzt wirkte es eher so, als ob die vielen Köche den Brei verderben würden. Es fiel gar das Wort „Machtkampf“. Nun ohne Präsident und mit einem neuen, selbst-ausgesuchten Trainer sollte die Handlungsfähigkeit wiederhergestellt sein und Stefan Reuter zeigen können, welche Impulse er selbst setzen kann.
Insgesamt ist Reuters Schicksal nun sehr mit der Arbeit von Enrico Maaßen verknüpft. Sollte Maaßen Scheitern mag man sich gar nicht vorstellen, was aus der gerade abebbenden Welle der Kritik dieses Sommers erneut werden würde. Es scheint schwer vorstellbar, dass Reuter sich dann halten könnte, ohne dass eine deutliche Entfremdung von den Fans und Mitgliedern rapide voranschreiten würde. Einem Präsidenten ist die Entscheidung in jedem Falle nicht anzulasten.
Konstanz vs. Veränderung
Interessant ist in jedem Fall der Blick auf andere, vergleichbare Vereine. Einerseits sei hier Mainz zu nennen, die auch ihr Tal an sportlichen Krisen durchschreiten mussten, bevor nun mit Heidel und Schmidt bekannte Gesichter zurück in der Verantwortung sind. Andererseits ist Freiburg zu nennen, die weiterhin mit Christian Streich, die Trainerpersönlichkeit der Bundesliga an vorderster Front haben. Hier zeigt sich, dass manchmal eine mehr an Kontinuität auch ein Mehr an mittel- und langfristigem Erfolg bringt. Ein Blick nach außen zeigt auch, dass der FCA bei weitem immer noch nicht der größte Chaosclub des Landes ist, auch wenn es uns selbst so vorkommen mag. Die Hertha und andere stechen hier noch viel mehr hervor.
Andererseits erreicht man in manchen Konstellationen manchmal, auch ohne dass man es selbst realisiert, die Grenzen seiner Möglichkeiten. Vielleicht sind wir mit Stefan Reuter hier angekommen und es braucht einen neuen Impuls. Die Frage ist nun, wie viele Versuche man dem Ganzen noch gibt, bevor man die Flinte ins Korn wirft. Und hinterher ist man dann immer schlauer. Zumindest für die Saison 2022/23 gibt es jetzt mindestens noch einen Versuch mit Stefan Reuter als Sportdirektor.
Was die Zukunft bringt, sehen wir dann früh genug. Und gegrantelt wird ja sowieso. Einzig sollten wir schauen, dass unser Zweifel und Vorbehalte sich nicht auf die Mannschaft übertragen. Ich bin zumindest gespannt, was Maaßen und Team mit der Unterstützung der Fans auf den Rasen bringen können und freue mich jetzt schon auf den Start der neuen Saison. Aber ich bin halt an mancher Stelle auch ein hoffnungslos Hoffnungsvoller. Es wird Zeit, dass der FCA mal wieder positiv überrascht, damit mir das nicht irgendwann vergeht.
Aus der Augsburger Kaderschmiede gingen bekannte Namen wie Bernd Schuster (später u.a. Europameister 1980 und Europapokal der Pokalsieger 1982), Helmut Haller (WM-Zweiter 1966, 3x Italienischer Meister), Ulrich Biesinger (Weltmeister 1954) sowie Roland Grahammer (Olympische Bronzemedaille 1988) hervor. Zudem gaben sich viele erfolgreiche Kicker, hier exemplarisch Karl-Heinz Riedle, Dieter Eckstein und Raimond Aumann genannt, in der Fuggerstadt die Ehre. Thomas Tuchel und Julian Nagelsmann, heute höchst erfolgreiche und international tätige Trainer, starteten beim „kleinen“ FCA im Nachwuchs einst ihre Laufbahn.
Nachdem wir im Rahmen der aktuellen Sportdirektoren-Serie bereits Vita, Trainer, Transfers sowie Kommunikationsstil in der Amtszeit von Stefan Reuter unter die Lupe genommen haben, folgt nun abschließend eine Analyse der Entwicklung der Nachwuchsarbeit seit Amtsantritt Stefan Reuters im Jahre 2012. Natürlich soll hierbei auch die sportliche Vorgeschichte der Jugend beim FC Augsburg gewürdigt werden, denn eines steht fest: Sie ist – neben den beiden Augsburger Idolen Haller und Biesinger – Augsburgs Glanz und Gloria.
Erfolgreiche 90er Jahre
In den 90er Jahren sorgten die Augsburger Junioren deutschlandweit für Furore: 1992/93 krönten sich die A-Junioren des FCA erstmalig mit dem Meisterschaftstitel, 1990-1995 sicherten sich die jungen Kicker nur mit einmaliger Unterbrechung den Finalsieg des Jugend-Pokals. Im Finalspiel der Pokalrunde 1990/91 gewann der FCA gegen den 1. FC Köln mit 3:2. Für den FCA startete damals unter anderem ein gewisser Thomas Tuchel als Libero.
1991/92 verteidigten die Jungs ihren Titel aus dem Vorjahr, indem sie Eintracht Braunschweig mit 6:5 im Elfmeterschießen bezwangen. In der Pokalsaison 1993/94 besiegte die Augsburger Elf erneut den 1. FC Köln im Finale des DFB Pokals. Auch die darauffolgende Runde des A-Junioren-Pokals konnten die Augsburger Youngster gewinnen – mit einem 4:2 Sieg gegen den FC Berlin.
Ein bekannter Name in der Augsburger Startelf war Darius Kampa, später erst beim FCA als Torhüter im Herrenbereich tätig, dann u.a. beim 1. FC Nürnberg und Borussia Mönchengladbach. Aber auch Ilhan Mansiz dürfte einigen noch ein Begriff sein, einst Stürmer in der Augsburger Jugend und im Jahr 2002 sodann WM-Dritter mit der türkischen Auswahl. Mansiz schoss damals drei Tore, ebenso viele wie Ballack und Raúl.
1992/93 gewann die Augsburger U19 dann statt Pokal die deutsche Meisterschaft. Mit 3:1 schlugen die A-Junioren die Vertreter des 1. FC Kaiserslautern. „Die A-Jugend des FCA wird Deutscher Meister. Den 3:1-Sieg gegen den 1. FC Kaiserslautern verfolgen im Rosenaustadion über 12.000 Zuschauer. Rekord!“, schrieb der FCA auf seiner Website zu diesem historischen Meilenstein der Clubgeschichte. Funfact: Der FCA steht mit vier Pokalsiegen in der Klasse der A-Junioren auf einem geteilten zweiten Platz mit dem VfB Stuttgart, vor dem FCA steht nur noch der SC Freiburg mit sechs Pokal-Siegen. Der FCA weist eine sagenhafte Siegquote von 100% auf – das heißt, alle Finalteilnahmen mündeten schlussendlich auch im Pokalsieg – stark!
Verblieben damals in der Bayernliga die wenigen hochklassigen Talente nicht lange im Herrenteam des FCA, unter anderem verließen Mansiz und Tuchel zeitig den Club, sollte sich das in den 2000er nicht ändern: Die richtig guten Kicker gingen, die soliden Nachwuchsspieler blieben. In der Saison 91/92 unter Cheftrainer Armin Veh lag das Durchschnittsalter der ersten Herrenmannschaft in etwa bei 21 Jahren.
Es wurde sodann etwas ruhiger um die A-Junioren des FCA, nach den rasanten Anfängen der 90er Jahre folgten dann ein paar „glanzlosere“ Runden. In der Saison 97/98 ging das Meisterschaftshalbfinale gegen den FC Bayern München verloren, im Pokal war 98/99 im Viertelfinale Schluss, 1999/2000 schon im Achtelfinale.
Vor Reuter – die 2000er
In der Saison 1999/2000 wurde die erste Mannschaft des FCA Achter der damaligen Regionalliga Süd, die 1994 die Bayernliga als dritthöchste deutsche Liga abgelöst hatte. Somit hatte man sich erfolgreich für die zweigleisige Regionalliga qualifiziert, jedoch – und hier nahmen die schwärzesten Stunden des Vereins seinen Lauf – verweigerte der DFB dem Club nach Verlust des Hauptsponsors die Lizenz für die folgende Regionalligasaison. Der DFB sah die finanziellen Kriterien damals nicht erfüllt und die Folge war der Abstieg der Augsburger in die Bayernliga.
Dies war natürlich nicht gerade lukrativ für den Nachwuchs. Viele Talente gingen dann eben gar nicht erst den Weg zum FCA, sondern zu einem geografischen Nachbarn – wie es auch oft bei den Fans damals der Fall war. Im Jahr 2000 – und viele ahnen es nun schon – erfolgte dann der Einstieg vom heutigen Ehrenpräsidenten und damaligen Präsidenten des FCA, Walther Seinsch. Der Einstieg von Seinsch bedeutete auch die Sanierung des Clubs in wirtschaftlicher Hinsicht.
Es folgte der zeitnahe Aufstieg der Augsburger – durch die gewonnene Meisterschaft der Bayernliga 2001/02 – in die Regionalliga Süd, gefolgt von einem knapp verpassten Aufstieg in die zweite Liga in der Saison 2004/05. Nach 22 Jahren Abstinenz im Profifussball kehrte der FC Augsburg 2006 eben dorthin zurück. Durch die Rückkehr in den Profifussball wurden auch die Strukturen im Nachwuchs professionalisiert. 2009 wurde zum Beispiel die damals noch als „Impuls Arena“ titulierte Fußballarena in Augsburg eröffnet. 2011 sodann der erstmalige Aufstieg in die erste Fußballbundesliga.
Hier nachfolgend eine Auswahl an debütierten Spielern beim FC Augsburg zu Zeiten der zweiten Bundesliga und Regionalliga (bis 2011), die (zum Großteil) auch aus der Augsburger Jugend stamm(t)en:
Markus Thorandt (18 J., Juli 1999)
Robert Strauß (18 J., 05.06.04, 6:0 gegen 1. FC Eschborn)
Eugen Hecker (19 J., 28.05.05, 6:0 gegen FC Nöttingen)
Mario Schmidt (20 J., 27.05.06, 7:0 gegen 1. FC Eschborn, 1 Tor)
Anton Makarenko (19 J., 28.09.07, 1:1 gegen SC Paderborn)
Stephan Hain (19 J., 21.10.07, 3:0 gegen Erzgebirge Aue)
Moritz Nebel (18 J., 17.01.10, 3:0 gegen Energie Cottbus)
Daniel Framberger (19 J., 09.05.10, 1:1 gegen 1. FC Kaiserslautern)
Benjamin Woltmann (19 J., 09.05.10, 1:1 gegen 1. FC Kaiserslautern)
Marco Thiede (19 J., 25.10.2011, 0:1 gegen RB Leipzig)
Was aus diesen jungen Wilden von anno dazumal geworden ist? Der gebürtige Augsburger Markus Thorandt spielte von 2000-2006 insgesamt 121 mal für den FCA (13 Tore), wechselte dann zu 1860 München, von 2009-2015 spielte er 139 Mal für St. Pauli. Robert Strauß, geboren in Oettingen, ist heute 35 Jahre alt und hat zwischen 2003 und 2010 91 Spiele für den FCA absolviert (2 Tore), anschließend war er ein Jahr bei Erzgebirge Aue und ab 2012 (bis zum Karriereende 2020) beim 1. FC Heidenheim als Mittelfeldspieler tätig. Neben den beiden genannten ist Stephan Hain noch ein großer Teil der FCA-Geschichte, aktuell spielt der Augsburger Aufstiegsheld von 2011 bei der SpVgg Unterhaching und ist dort immer noch als Stürmer erfolgreich. In der vergangenen Saison erzielte er in der Regionalliga Bayern in 20 Einsätzen 14 Tore.
D. Framberger, Nebel und Wortmann – Debütanten erster Stunde in der zweiten Liga – waren und sind auch heute noch alle im Amateur-Fußball tätig: Woltmann (32) beim TSV Aindling in der Landesliga. Nebel (30) ist Kapitän des FC Uster in der fünften Schweizer Liga und Daniel Framberger (31), großer Bruder unseres Rechtsverteidigers Raphael, kickt derzeit als Spielertrainer beim VfL Ecknach in der Bezirksliga Schwaben Nord. Beim FCA im Profibereich konnten alle drei, genau so wie der bei den Profis damals mit trainierende, aber nie bei den Profis debütierende Thomas Rudolph (33), jedoch nicht Fuß fassen.
Stefan Reuter Amtszeit – Teil I (2012-18)
Als Stefan Reuter in Augsburg sein Amt antrat, kickten die A-Junioren in der U19 Bayernliga, die zweite in der Landesliga Süd und die erste Mannschaft befand sich auf einem eklatanten Platz in unteren Tabellenregionen in der ersten Fußballbundesliga. Ja, wir erinnern uns äußerst ungerne daran. Im A-Jugend-Kader befanden sich zu dieser Zeit Spieler wie Erik Thommy, Tim Rieder und Maik Uhde. Im Jahr darauf ergänzten beispielsweise Arif Ekin, Raphael Framberger, Bastian Kurz und Merveille Biankadi die U19 Junioren.
Mit dem Aufstieg in die erste Bundesliga hat der FCA eine gute Basis geschaffen für eine erfolgreiche Nachwuchsarbeit. Ebenso ermöglichten die finanziellen Einnahmen die Professionalisierung der Infrastruktur, zum Beispiel wurde 2014 die Anlage an der Donauwörther Straße als Nachwuchsleistungszentrum eingeweiht. Der FCA schreibt zu diesem Meilenstein auf seiner Website: „Die Eröffnung des Funktionsgebäudes war der erste große Realisierungsschritt einer Vereinsphilosophie, in der der eigene Nachwuchs eine tragende Säule darstellt.(…) „
Vorher, so der FCA auf seiner Homepage, waren die Bedingungen in Augsburg nicht ideal. Roy Stapelfeld, kaufmännischer Leiter des NLZ, erklärte dies wie folgt: „Die Eröffnung des Funktionsgebäudes ist für uns bis heute von enormer Bedeutung. Es war ein klares Bekenntnis seitens der Vereinsführung, diesen Weg einzuschlagen und auf die Nachwuchsförderung zu setzen.“ Zuvor sah dies eher mau aus, sagte Stapelfeld einst, denn die damalige Umgebung hinkte im landesweiten Vergleich hinterher und entsprach auch nicht den Standards eines Bundesligisten.
Mit dieser Professionalisierung war es dem FCA beispielsweise möglich, Talente von weiter weg eine adäquate Infrastruktur zu bieten und mit dem Image eines Bundesligisten zu punkten. Man muss hier auch immer die Nähe zu anderen (professionalisierten) Clubs in Bayern erwähnen: Der Nürnberger Club, Fürth, Ingolstadt, Bayern München, 1860, Unterhaching sowie Jahn Regensburg liegen allesamt im Einzugsgebiet und haben eine gute Jugendarbeit vorzuweisen. Um die besten Talente „streitet“ man nicht nur lokal im Amateursport, sondern insbesondere auf Juniorenebene in den Nachwuchsleistungszentren. Die modernen Anlagen und beste Betreuung sind damals wie heute ein Pluspunkt bei Nachwuchsspielern, vor allem weil dies immer mehr Standard wird. Das weiß und wusste auch der FCA: „Es geht um Fußball. Dementsprechend war es notwendig, unseren Talenten mit neuen Fußballplätzen optimale Bedingungen anzubieten“, so Stapelfeld.
Der FCA vergrößerte anno dazumal sein (regionales) Einzugsgebiet, bat Fuhrdienste von und nachhause an, um die Talente nach Augsburg zu locken, aber gleichzeitig im alten Umfeld zu belassen: „Die Talente können so an ihren Heimatorten verbleiben, dort zur Schule gehen und bei uns spielen bzw. trainieren. Das war extrem wichtig, um uns auch im Bereich der Ablaufprozesse weiterzuentwickeln und die Qualität unserer Spieler und Mannschaften zu verbessern.“ Alles mit dem (Fern-)Ziel, Nachwuchsspieler auszubilden und in den Profimannschaften zu integrieren.
Unter Reuter (und diversen Trainern, habt ihr bereits im Rahmen unserer Serie gelesen) durften (von 2012-2018) folgende Spieler mit Augsburger Grundausbildung ihr Bundesligadebüt feiern oder standen erstmals im Spieltagskader:
Matthias Strohmaier (18, 2012/13, 1x im Kader)
Ioannis Gelios (21, 2013/14, 1x im Kader)
Erik Thommy (18, Saison 2013/14, 3x im Kader, 1 Einsatz)
Maik Uhde (19, Saison 2013/14, 1x im Kader)
Raphael Framberger (18, 2014/15, 7x im Kader)
Marco Schuster (18, 2014/15, 4x im Kader)
Bastian Kurz (17, 2014/15, 1x im Kader)
Yannic Oettl (18, 2015/16, 1x im Kader)
Tim Rieder (21, 2015/16, 4x im Kader)
Kevin Danso (17, 2016/17; 14x im Kader, 7 Einsätze)
Julian Günther-Schmidt (21, 2016/17, 13x im Kader, 5 Einsätze)
Kilian Jakob (19, 17/18, 4x im Kader, 1x Einsatz)
Efkan Bekiroglu (21, 17/18, 2x im Kader)
Romario Rösch (18, 17/18, 1x im Kader)
Marco Richter (19, 17/18, 14x im Kader, 12 Einsätze, 1 Tor)
Maurice Malone (16, 17/18, 1x im Kader)
Die Ausbeute an debütierenden Spielern aus der eigenen Jugend ist in diesen knapp fünf Jahren zwar nicht gering, aber wenn man einen Blick darauf wirft, wer sich von den genannten in Augsburg nachhaltig etabliert hat, wird man doch eher ernüchtert sein. Dies ist nämlich nur Raphael Framberger, Marco Richter und mit Abstrichen Kevin Danso gelungen. Frami konnte sich bis dato nie komplett und langfristig auf der Rechtsverteidiger Position durchsetzen, ist zumeist Ergänzungsspieler.
Marco Richter hatte ein Hoch und viele Tiefs beim FCA und kickt mittlerweile bei Hertha BSC, brachte dem FCA aber wie Danso eine Ablöse ein. Kevin Danso hat sich beim FCA gut gemacht, ist in den österreichischen Landesauswahlen durchgestartet und wurde dann verliehen. Leider kam es zum internen Zerwürfnis, sonst wäre ihm sicherlich die Rolle zugetraut worden, die jetzt Reece Oxford einnimmt.
Weitere ehemalige Jugendspieler von anno dazumal haben sich in den Profiligen etablieren können: Tim Rieder kickt ab dem Sommer wieder beim TSV 1860 München in Liga drei, Marco Schuster derzeit beim SC Paderborn in der zweiten Liga. Erik Thommy verlässt nach einigen Jahren Vereinszugehörigkeit zum Sommer den VfB Stuttgart.
Stefan Reuter Amtszeit – Teil II (2019-22)
2018/19 wurde die A-Junioren-Bundesliga-Saison auf dem achten , 19/20 auf dem neunten Tabellenrang beendet. 2020/21 auf einem enttäuschenden 14. und 21/22, das haben wir alle noch bildlich im Kopf, auf dem ersten Tabellenplatz. Das bedeutete den Staffelsieg der A-Junioren-Bundesliga Süd/Südwest. Leider schieden die Jungs in den Playoffs zur Meisterschaft im Halbfinale gegen Hertha BSC aus. Trotzdem war das eine ganz tolle Leistung! Interessanterweise war zu beobachten, dass die U19 hierbei relativ variabel vom System her war, aber doch sehr analog zu der bevorzugten Grundausrichtung der ersten Mannschaft aufgestellt war. Dies ist auch eines der Ziele im NLZ: Die Jugendmannschaften sollen ähnlichen, wenn nicht sogar gleichen Fußball wie die Herren spielen, um bestmöglich auf eine potenzielle Profilaufbahn im „A-Team“ des Clubs vorbereitet zu sein.
Folgende Spieler standen zwischen 2018 und 2022 im Kader, hatten ihr Profidebüt oder unterschrieben zumindest ihren ersten Profivertrag:
Benjamin Leneis (19, 18/19, 10x im Kader)
Simon Asta (17, 18/19, 2x im Kader, 1 Einsatz, 90 Minuten)
Lasse Günther (19, 21/22, 19x im Kader, 7 Einsätze, 193 Minuten)
Aaron Zehnter (17, 21/22, kein Einsatz, aber in 05/22 ersten Profivertrag unterschrieben)
Simon Asta ist hier aufgrund des geschichtsträchtigen Debüts zu erwähnen: Asta war nämlich der allererste Spieler des 2001-Jahrgangs und somit in Folge auch der erste im 21. Jahrhundert geborene Fußballspieler, der in der ersten Bundesliga zum Einsatz kam. Sein Debüt gab der damals 17jährige am 12.05.2018 bei der 2:0 Pleite gegen den SC Freiburg. Er wurde in der 79. Minute für Jan Moravek eingewechselt. Leider ist seine FCA Story nicht ganz so glorreich, da Asta im Oktober 2020 einen Zweijahresvertrag beim damaligen Zweitligist Greuther Fürth unterschrieb. Bei den Fürthern konnte sich Simon Asta gegen Ende der vergangenen Saison als Rechtsverteidiger etablieren.
Erkenntnisse
Bei allen weiteren aufgeführten Spielern, von denen mit Aaron Zehnter vor kurzem ohne Profieinsatz seinen ersten Profivertrag unterzeichnete, ist der Weg im Profifussball und insbesondere beim FCA heute nur schwer hervorzusehen. Von einigen Kickern, wie Lasse Günther und Tim Civeja, verspricht man sich sehr viel, die beiden sind auch sehr nah dran am Erstligakader. Bei Dikeni Salifou, letzte Saison noch Kapitän der Augsburger U19, hat man die Chance verpasst, er wechselt zur Sommerpause zum Ligakonkurrenten Werder Bremen. Petkov (21), Stanic (23), Malone (21) und Leineis (23) kehren nach Leihende erstmal wieder zum FCA zurück – man wird sehen, wie und ob die vier Berücksichtigung im Profikader finden werden. Während Pektovs Leihe zum SC Verl äußerst erfolgreich verlief (36 Spiele, 10 Tore, 5 Vorlagen, überwiegend als Rechtsaußen), saß Benjamin Leneis (meist und wenn überhaupt) nur auf der Bank. Malone und Stanic erlebten immerhin eine passable Saison mit vielen Einsätzen und Spielminuten.
Bei Dženan Pejčinović, Sturm-Juwel der U17 und U19 des FCA, droht hingegen ein Szenario wie bei Salifou. Laut Transfermarkt waren an dem 17jährigen sowohl ManUnited als auch Juventus Turin interessiert. Mit dem neuen Trainer Enrico Maaßen könnte der Mittelstürmer einen Förderer erhalten, der ihn im Profiteam auch mal ranlässt, daher wäre ein (ablösefreier) Abgang jetzt im Sommer äußerst schade. Weitere Talente wie Ivanovic und Berisha stehen schon in den Startlöchern, die erfolgreiche U19 Mannschaft der Augsburger hat aufhorchen lassen und einige Kicker werden auch abseits des Lechs für Begehrlichkeiten sorgen. Es bleibt abzuwarten, welche Spieler unter Neu-Trainer Maaßen die Chance für ein Debüt erhalten.
Ein Sprungbrett ist hier die zweite Mannschaft, die diese Saison relativ spät den Klassenerhalt in der Regionalliga Bayern feiern durfte. Auf Coach Josef Steinberger folgt nun (auch offiziell) Tobias Strobl (nein, nicht der Spieler-Namensvetter!). Es ist wichtig, dass die zweite Mannschaft mindestens in der Regionalliga spielt, um verletzten Profis nach Einstieg in das Training Spielpraxis bieten zu können (so bspw. passiert bei Freddy Jensen letzte Saison). Der Schritt von Regionalliga in die Bundesliga ist eh schon gewaltig genug und einigem ist dieser in Augsburg bisher gelungen, man denke hier an Spieler wie Werner, Hahn, Ibrahima Traore oder Richter. Aber viele schaffen es eben nicht und suchen den Weg fernab des Lechs.
Fazit
Mit dem Aufstieg des FCA in die erste Bundesliga begann die Professionalisierung der Nachwuchsarbeit in Augsburg. Das ist also erstmal kein Verdienst, der ausschließlich Stefan Reuter anzurechnen ist. Die Strahlkraft, die die Bundesliga besitzt und besaß, ist immens und lockt Talente von vielenorts an den Lech. Daher ist auch die Zeit vor Stefan Reuter und zu Zeiten von ihm schwer vergleichbar, da dort die professionelle Struktur komplett fehlte.
Jedoch kann man unweigerlich festhalten, dass im Verlaufe der Amtszeit Reuters das NLZ deutlich ausgebaut wurde und weiter ausgebaut wird, wie man medial erfahren darf. Da Reuter, das haben wir im Laufe dieser Serie feststellen dürfen, jeden Stein innerhalb des Vereins umdreht und somit sicherlich auch jeden Profivertrag, der einem jungen Spieler angeboten wird, auf den eigenen Tisch bekommt, sind diese Personalien zum Teil auch auf ihn zurückzuführen. Insofern hat Stefan Reuter (und auch Klaus Hofmann übrigens) einen großen Anteil an dem Fortschritt des FCA im Nachwuchsbereich, wenn er auch anfänglich stark von der Etablierung des FCA im Profifußball profitiert hat. Neben vielen guten Entscheidungen sind der Abgang von Salifou, das Zerwürfnis mit Danso und auch der Wechsel von Simon Asta unglücklich gelaufen. Gerade ein Simon Asta hätte einen Weg einschlagen können wie Frami oder sich dem Konkurrenten Gumny, für rund zwei Mio. Euro Ablöse von extern geholt, stellen können.
Natürlich spielen auch Trainer, Mitspieler und Konkurrenz eine gewichtige Rolle. 2021 wurde laut Medienberichten der Zoll beim FCA vorstellig – wegen des Verdachts des auf Lohndumping im Nachwuchsbereich (ebenso wie beim FC Bayern übrigens): „Im ersten Jahr unter 200 Euro. Die Jahre darauf 250 Euro als Co-Trainer, und das bei einer Wochenarbeitszeit von mindestens 25 Stunden. Auch der Cheftrainerposten soll ihm angeboten worden sein, für 400 Euro“, wird ein Ex-Trainer zitiert. Gute Mitarbeitende verlangen eine gute Bezahlung – so ist das in jeder Branche. Warum sollte dies ausgerechnet im Profifußball, in denen es um Millionen und Milliardenbeiträge oft geht, anders sein? Gute Trainer sind auch der Grundstein für eine optimale Trainingsgestaltung im Nachwuchsbereich. Herr Reuter, übernehmen Sie!
Man mag nur hoffen, dass das nächste Juwel beim FCA bald durchstarten kann und man ein wenig den „Freiburg Way“ einschlagen kann. Denn das ist durchaus auch eine Einnahmequelle für kleine Vereine wie den FCA. Spieler eigens ausbilden, eine Plattform in der Beletage des deutschen Fußballs bieten und dann gewinnbringend (zum richtigen Zeitpunkt) verkaufen. Gute Talente identifizieren, mit Profivertrag ausstatten und in den Profikader einbinden. Ganz so viele leuchtende Vorbilder hat der FCA nicht vorzuweisen, viele Talente suchten und fanden abseits des Lechs ihr sportliches Glück. Hier wünsche man sich ein wenig mehr Mut und Tatendrang, junge Spieler einfach mal die Chance und die Plattform Bundesliga zu bieten. Und dies nachhaltig. Eine starke Basis hat der FCA in der Amtszeit von Stefan Reuter geschaffen, es wurde strukturiert und professionalisiert. Der nächste Schritt folgt mit dem FCA Internat, das im Sommer diesen Jahres nach rund drei Jahren Bauzeit endlich eingeweiht werden soll. Der FCA zieht durch diesen Neubau und durch das Angebot eines Internats mit der renommierten Bundesliga Konkurrenz gleich.
Und irgendwann, ja irgendwann, erfüllt sich dann vielleicht der Wunsch von Ex-Präsident Klaus Hofmann: „Meine Vision ist, dass ich einmal im M-Block stehe und in der Startformation unserer Bundesligamannschaft stehen vier Spieler, die schon seit der D-Jugend bei uns sind.“ Vielleicht sieht Klaus Hofmann das nicht mehr vom M-Block aus, aber diesem Wunsch waren wir bereits ganz dicht auf der Spur. Bleibt zu hoffen, dass es dem FCA in naher Zukunft gelingt. Mit den neu geschaffenen Bedingungen – die unweigerlich in der Amtszeit von Stefan Reuter – ihren weiteren Lauf nahmen, sollte dies gelingen. Wenn nicht jetzt, wann dann?
Auch in diesem Jahr hattet ihr die Chance, für eure Spieler der Saison abzustimmen. An den letzten drei Sonntagen haben wir euch jeweils eine Handvoll Jungs zur Wahl gestellt und ihr durftet entscheiden. Wer war für euch der wichtigste Spieler? Welcher hat sich am meisten weiterentwickelt? Und welcher Rookie konnte euch am Ende vollends überzeugen? Hier sind sie, die Ergebnisse der RoGaz Awards 2022:
Euer MVP
Begonnen haben wir mit der Wahl zum wichtigsten Spieler, der in der Saison 2021/22 auf dem Platz stand. Nach unserer Vorauswahl, konntet ihr euch zwischen Niklas Dorsch, Arne Maier, Michael Gregoritsch, André Hahn und Reece Oxford entscheiden. Ein jeder von ihnen hätte es aus meiner Sicht verdient gehabt, diesen Titel zu gewinnen, denn alle fünf konnten mit ihren Leistungen überzeugen. Doch leider kann es ja immer nur einen geben.
Und gewonnen haaaaaat… *Trommelwirbel*
REECE OXFORD!!!
Insgesamt haben 56 von euch abgestimmt. Dabei konnte unser junger englischer Innenverteidiger 23 Stimmen (= 41%) für sich verbuchen. Auf den Plätzen 2 und 3 folgen Michael Gregoritsch mit 15 (= 27%) und Niklas Dorsch mit 10 Votes (= 18%). Nur ganz knapp verpasste André Hahn das Podium, doch 8 Stimmen reichten leider nur für den 4. Rang. Was mich traurig stimmt, ist, dass niemand für Arne Maier das Knöpfchen gedrückt hat. Na ja, dann halt nächstes Jahr. Immerhin bleibt der gebürtige Ludwigsfelder uns ja erhalten.
Herzliche Glückwünsche gehen aber natürlich an dieser Stelle raus an Reece, der sich diese Ehre wahrlich verdient hat. In allen 30 Partien, in denen er auf dem Feld stand, hat er eine herausragende Leistung gezeigt und durfte sogar seine ersten Treffer für unsere Fuggerstädter verbuchen. Wir alle hoffen sehr, dass er auch in der kommenden Saison das rot-grün-weiße Trikot überstreifen und uns weiterhin so viel Freude bereiten wird.
Der am meisten verbesserte Spieler
Auch in dieser Kategorie hat euch das Team der RoGaz 5 Kandidaten zur Wahl gestellt, die unserer Ansicht nach im Vergleich zur Vorsaison den größten Sprung in ihrer Weiterentwicklung gemacht haben. Neben MVP Reece Oxford hatten Mads Pedersen, Iago, Noah Joel Sarenren Bazee und Robert Gumny die Chance, den Award für sich zu gewinnen. Verdient hätten es meiner Meinung nach auch hier alle 5.
Ihr habt gewählt und euer Sieger iiiiiiiist… *Trommelwirbel, die Zweite*
REECE OXFORD!!!
Wirklich überrascht hat es mich nicht, denn Air Ox war in dieser Spielzeit unser Fels in der Abwehr – Brandung. Dass er solch eine starke Entwicklung an den Tag gelegt hat, hat uns Mädels natürlich besonders gefreut. Immerhin sind wir bekennende Ox-Fans! Deswegen gratulieren wir auch hier Reece sehr herzlich, dass er seinen Titel, den er schon im letzten Jahr errungen hat, in dieser Saison verteidigen konnte.
An der Abstimmung in dieser Kategorie haben insgesamt 90 von euch teilgenommen. Reece Oxford erreichte dabei den ersten Rang relativ unangefochten. Mit 78 Stimmen bekam er satte 87% aller Klicks. Immerhin 6 Mal wurde Mads Pedersen gewählt und bekommt dafür die Silbermedaille verliehen (= 7%). Mit nur einer Stimme weniger (= 6%) landet unser zweiter Linksverteidiger Iago auf dem 3. Rang. Noah Sarenren Bazee und Robert Gumny konnten sich bei dieser sehr starken Konkurrenz leider nicht durchsetzen. Sie bekamen eine bzw. keine Stimme .
Der Rookie der Saison
Eines kann ich euch vorab verraten: Reece Oxford gewinnt in dieser Kategorie nicht. Klar, den haben wir euch auch nicht zur Wahl gestellt, da er kein Neuling mehr ist. Und auch Robert Gumny, der im letzten Jahr diesen RoGaz Award bekam, stand nicht zur Verfügung. Wer wird also sein Nachfolger?
In meinem Artikel letzte Woche hätte ich euch gerne auch einen 5. Spieler präsentiert, dem ihr eure Stimme geben könnt. Doch das ging leider nicht, da das der Kader und die eingesetzten Spieler leider nicht hergaben. Und so konntet ihr für Niklas Dorsch, Lasse Günther, Frederik Winther und Ricardo Pepi abstimmen.
In dieser Kategorie ist das Ergebnis nicht unbedingt knapp ausgefallen, was Rang 1 angeht. Insgesamt nahmen 47 Leser*innen an unserer Wahl teil. Und der Titel „Rookie der Saison 2021/22“ geht aaaaaaan… *Trommelwirbel, der Letzte*:
NIKLAS „DORSCHI“ DORSCH!!!
77 % aller Stimmen – also 36 insgesamt – gingen an den gebürtigen Lichtenfelser, der uns in dieser Spielzeit wirklich große Freude bereitet hat. Ich kann natürlich nur für mich selbst sprechen, aber ich für meinen Teil fand Dorschis Einsatz auf und auch neben dem Platz mehr als sehr gut. Und auch sein Tor gegen den 1. FC Köln hat uns wohl alle vom Stuhl gehauen. Das Team der RoGaz gratuliert daher ganz herzlich!
Auf den übrigen Plätzen ging es dagegen ziemlich heiß her und so hat es mich nicht verwundert, dass sich am Ende Lasse Günther und Frederik Winther den zweiten Platz teilen. Beide bekamen jeweils 4 Stimmen und somit je 9 % aller Klicks. Nur eine Stimme weniger und somit 6 % aller Wähler*innen wollte Ricardo Pepi auf dem ersten Platz sehen.
Ein paar Worte zum Schluss
Die Saison 2021/22 war für uns alle keine leichte. Sportlich gesehen hatten sich mit der Rückkehr von Markus Weinzierl sicherlich einige Fans deutlich mehr erhofft. Doch am Ende hieß es wieder einmal Abstiegskampf und Zittern bis zum Ende. Ich schätze mal, dass das für jeden einzelnen Spieler nicht einfach war, denn wir dürfen nicht vergessen, dass auch sie mit anderen Erwartungen auf den Platz gehen. Keiner von ihnen will absteigen und doch war es zum Schluss wieder einmal sehr eng.
Auch den Knall vor und am letzten Spieltag hätten wir sicher alle nicht gebraucht, doch wer weiß, wofür es letztendlich gut war. Vielleicht wird alles besser, vielleicht aber auch nicht. Das wird die Zukunft zeigen. Wir als Fans können da leider nicht viel tun, außer unser Team auch weiterhin zu unterstützen. Wie dieses aussehen wird, das werden wir in den kommenden Wochen zu sehen bekommen.
Ich persönlich freue mich schon auf die sehr spannende Phase, die jetzt beginnt, denn da wir jetzt endlich einen Trainer haben, können wir ja mit den Transfers loslegen. Diese können viele Fans schon kaum mehr erwarten. Auch das Team der RoGaz blickt bereits erwartungsvoll der Transferperiode entgegen, die uns hoffentlich für das nächste Jahr neue Kandidaten gibt, die wir euch für unsere RoGaz-Awards-Wahl zur Verfügung stellen können.
Vielen herzlichen Dank an alle, die in diesem Jahr an unserer Abstimmung teilgenommen haben!
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