Mehr als 3 Wochen sind bei Veröffentlichung dieser Kolumne vergangen, seit Markus Weinzierl nach dem Spiel gegen Greuther Fürth seinen Abschied vom FC Augsburg kommuniziert hatte. Mehr als 3 Wochen in denen alle Anhänger des Vereins gespannt warten, wer denn nun der neue Trainer unseres Herzensvereins wird. Und in denen die Verantwortlichen beschlossen haben, sich gegenüber der Öffentlichkeit anscheinend nicht mehr zu äußern. Wagenburg nannte es die Augsburger Allgemeine. Schier, es fehlt der Angreifer auf die Stellung des FC Augsburg. Und es verschlimmert die Situation noch zusätzlich.
Die Ausgangslage
Als der FC Augsburg in das letzte Bundesligaspiel der Saison gegangen war, hatte der amtsinhabende Cheftrainer des Vereins noch einen Vertrag bis zum 30.06.2022. Dies war allen Beteiligten glasklar. Unter der Überschrift Macht den Karren wieder flott hatte ich im Februar (!) gefordert, dass man endlich auf der Trainerposition eine Entscheidung herbeiführen solle. Das Szenario, in dem wir uns jetzt befinden, konnte selbst ich mir nicht ausmalen.
Vielleicht konnte man den Abgang Weinzierls in der Form nicht hervorsehen. Es musste aber doch den Verantwortlichen bewusst sein, dass Markus Weinzierl sich auch gegen ein weiteres Engagement beim FC Augsburg entscheiden könnte. In jedem Fall müsste sich der Verein laufend damit beschäftigen, welche Trainer im Fall der Fälle einem Set an grundsätzlichen Anforderungen entsprechen und verfügbar sind.
Der laufende Suchprozess
Nun suggeriert der Stand der laufenden Trainersuche (Status: immer noch keiner gefunden), dass die Vorbereitungen hierfür nicht besonders gut gewesen sein können. Die Verantwortlichen würden hier eventuell einwerfen (so sie sich denn äußern würden), dass ein gründliches Vorgehen notwendig sei, um zum bestmöglichen Ergebnis zu kommen. Zeit ist allerdings nun eine begrenzte Ressource. Einerseits entscheiden sich jeden Tag Trainer für andere Vereine und sind somit nicht mehr verfügbar, andererseits ist es basierend auf der Trainerentscheidung notwendig, dem neuen Coach den bestmöglichen Kader für seine Vorstellungen zusammenzubauen.
Insofern ist davon auszugehen, dass umso länger es dauert, umso mehr Kandidaten dem FCA schlicht abgesagt haben. Kandidaten, die der FCA präferiert für den Trainerposten verpflichtet hätte. Dem gründlichen Vorgehen liegt nämlich auch zu Grunde, dass sich die potentiellen Trainer sehr gut anschauen, wie da beim FCA gerade gearbeitet wird und auf was sie sich einlassen. Und wie die meisten Anhänger des Vereins werden sie keine schlüssigen Antworten auf ihre Fragen finden.
Mehr ist mehr
Und insofern ist gerade in der jetzigen Situation die Kommunikationsstrategie des FCA stark zu kritisieren. Der Verein muss selbst festgestellt haben, dass es auf Grund der öffentlichkeitswirksamen Abgänge von Verantwortlichen eine gewisse Unsicherheit im Umfeld gibt. Diese verstärkt sich mit jedem Tag.
Entsprechend wäre es wichtig, die Fans und Mitglieder des Vereins mitzunehmen, aufzuklären und Transparenz zu schaffen. Dies wäre nicht nur für uns als Fans wichtig, um der Entfremdung, die auch durch das Verhalten der Verantwortlichen weiter angefeuert wird, zu begegnen, sondern als Signal an die Trainerkandidaten da draußen, die durch eine offene Kommunikation gewisser Information auch sehen, dass der Verein nicht nur ihnen gegenüber gewisse Versprechungen macht.
Kultur ist nicht nur ein Markenelement
In der Debatte um die aktuellen Verantwortlichen des FCA gibt es zwei Ebenen. Die eine ist die Faktenebene. Der FCA steht wirtschaftlich gut da. Er hat mit Reuter und Ströll zwei langjährige Verantwortliche, die in der Vergangenheit Resultate abgeliefert haben. Und auch der FCA kann sich gewissen Menchanismen des Profifußballgeschäfts nicht entziehen. Dazu kommen und gehen Trainer in der Bundesliga andauernd und die Verweilzeiten beim FCA sind länger als die anderer Bundesligavereine.
Daneben gibt es allerdings gibt es eine weitere, emotionale Ebene. Der FCA hat sich lange Jahre immer wieder als „FCA Familie“ vermarktet. Zwischen dieser kulturellen Darstellung des Wirtschaftsunternehmens und seinem Handeln tut sich eine weiter Kluft auf. Die Mitglieder und Fans müssen vor der Tür warten, während die Verantwortlichen das Vorgehen klären und am Ende alle vor vollendete Tatsachen stellen. Nur, dass es im vorliegenden Fall über die 50+1 Regel sogar einen Kontrollanspruch gibt, in dem der Verein und dessen Mitglieder verpflichtet sind, die Geschehnisse beim FCA zu lenken.
Abseits aller rechtlichen Erfordernisse, ergibt sich gerade jetzt eine Kluft zwischen dem, was der FCA vorgibt zu sein und seinem Handeln. Und nur damit wir uns hier alle klar verstehen: ich meine damit nicht, dass täglich Gerüchte kommentiert werden sollen. Aber eine gewisse grundsätzliche Kommunikation bzgl. Strategie, Plan und Umsetzung ist doch nicht zu viel verlangt. Es kann aber doch bei aller Liebe nicht sein, dass die meiste Aufmerksamkeit in der Kommunikation des Vereins in der jetzigen Situation der Gastropartner der Woche bekommt.
Es muss sich was ändern
Und wenn man dann in diesem Sommer nicht das erste Mal das kommunikative Wirken des FC Augsburg verfolgt, dann lässt sich eine gewisse Frustration nicht vermeiden. Und abseits aller Personaldebatten ist für mich in diesem Zusammenhang klar, dass es nicht einfach so weitergehen kann. Die kommunikative Wagenburg muss brennen. Die Türen müssen aufgestoßen und der Mief der letzten Jahre seinen Weg nach draußen finden.
Ich wünsche mir vom FC Augsburg, dass er gerade in diesen schwierigen Zeiten, versucht seine Fans auf dem Weg, den er geht, mitzunehmen. So offen handelt, wie er sich auch nach außen darstellt. Und vielleicht ist das auch das entscheidende Kriterium, wenn der Verein seine Anforderungen bzgl. der momentan handelnden Verantwortlichen formuliert. Für mich ist es zumindest ein wichtiges.
Der FC Augsburg verpflichtete vor kurzem Enrico Maaßen als Trainer für die Bundesligamannschaft. Maaßen tritt damit die Nachfolge von Markus Weinzierl an, der nach dem letzten Spieltag der abgelaufenen Saison im Sky-Interview verkündete, seinen Vertrag in Augsburg nicht verlängern zu wollen.
Die Trainersuche
Die Entscheidung von Weinzierl schien den FCA auf dem falschen Fuß erwischt zu haben. Es dauert nun fast einen Monat, um einen Nachfolger für den bisher erfolgreichsten Trainer in der Bundesliga zu finden. Zwar wurden in der Presse diverse Namen gehandelt, nur einen Abschluss konnte der FCA nicht vermelden. Derweil ist ein zügiges Handeln in dieser Phase der Saisonvorbereitung notwendig, um auch auf dem Transfermarkt die nötigen Entscheidungen hinsichtlich des Kaders treffen zu können. Hier wurde schon vor längerem die Chance verpasst, früh die Weichen zu stellen.
Welche Rolle die allgemein chaotische Situation beim FCA bei der Trainersuche gespielt hat, ist nicht klar. Hofmanns Abgang, der schon für viele Fragen sorgte, als auch die Art und Weise wie Weinzierl dem Club seine Sicht auf seine persönliche Zukunft mitteilte, können nebst einer insgesamt fragwürdigen Kommunikationsstrategie, nicht geholfen haben.
Der Zustand des Clubs
Der Club ist derweil in einem durchwachsenen Zustand. Zwar hat man die Corona-Krise gut überwunden und steht solide da. Allerdings hat man in den letzten Jahren immer wieder bei großen Transfers daneben gelegen bzw. diese haben nicht direkt eingeschlagen. Neben Tomas Koubek hat der FCA nun auch viel Geld für Ricardo Pepi in der Winterpause hingelegt und ist darauf angewiesen, dass der Spieler in der Zukunft abliefert.
Der Kader ist ansonsten nicht rund aufgestellt. Gerade im mittleren Alterssegment fehlt dem FCA eine bereitere Basis, die als Verbindung zwischen den Familienvätern und den Youngsters fungiert. Dazu gibt es offensichtliche qualitative Lücken z.B. auf den Außenverteidigerpositionen. Dass die Vorgänge in der Mannschaft auch für Irritationen gesorgt haben und weiterhin der Kader einen Tick zu groß ist, um Jugendspielern eine realistische Chance bieten zu können, kommt hier noch dazu. Von den Spielern mit auslaufenden Verträgen, die bisher nicht verabschiedet wurden, fangen wir jetzt gar nicht an. Insgesamt ergibt sich eine Latte an Aufgaben, die in den kommenden Wochen angegangen werden müssen.
Der neue Trainer
Mit in alle diese Entscheidungen wir ab jetzt hoffentlich Enrico Maaßen eingebunden. Maaßen ist ein 38 Jahre alter aufsteigender Stern am Trainerhimmel und hat in den letzten beiden Jahren die U23 des BVB trainiert. 2021 ist er mit dieser in die dritte Liga aufgestiegen. Davor war er in der Regionalliga in Rödinghausen aktiv. Maaßen setzt auf ein offensives Spielsystem, dass sehr laufintensiv ist. Hierbei agiert er meist aus einer Formation mit 3er/5er Kette. Weiterhin scheint es ihm wichtig zu sein, das Mannschaftskollektiv zu stärken und eine geschlossene Einheit zu formen. An der Seitenlinie ist er ein sehr aktiver, coachender Trainer.
Auf dem Papier mag das alles passen. Die Frage wird in diesem Zusammenhang sein, wie schnell Maaßen der Umstieg auf die erste Bundesliga gelingt. Dass er beim BVB schon mit hoch veranlagten Talenten gearbeitet hatte, ist mit Sicherheit ein Plus. Insgesamt sollten wir von seiner Kompetenz mit Jugendspielern profitieren.
Springt der Funke über?
Maaßens Einstand verlief nicht gerade nach Plan. Erst dauerte es eine ganze Weile bis der FCA den Wunschtrainer identifiziert hatte. Nachdem dann Sky schon die Verpflichtung vermeldete, zeigte sich BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl „sehr irritiert“. Vor Maaßen liegt nun zusammen mit Stefan Reuter viel Arbeit und man mag hoffen, dass beide im Team funktionieren.
Die Verpflichtung sollte für FCA Fans allerdings in erster Linie für Hoffnung sorgen. Der FCA hat nicht einen abgehalfterten, ehemals erfolgreichen Bundesligatrainer verpflichtet, um auf Nummer sicher zu gehen. Maaßen hat sich einen Namen gemacht und hatte wohl andere Angebote aus der Bundesliga bzw. dem Ausland. Und hat sich trotzdem für den FCA entschieden. Irgendetwas scheint da zu passen. Ich finde die Verpflichtung aufregender als Schuster, Schmidt und Herrlich zusammen und drücke die Daumen. Alles Gute und viel Erfolg, Enrico Maaßen!
Nach dem turbulenten Saisonabschluss beim FC Augsburg ist vor allem Sportdirektor Stefan Reuter ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt. In den vergangenen Wochen haben wir uns in einer Reihe deshalb schon mit Reuters Vita, seinen Trainern und Transfers beschäftigt. Heute soll mit der Kommunikation ein weiterer Aspekt hinzukommen. Wobei ich gleich vorwegnehmen will, dass ihre nähere Betrachtung nicht unproblematisch ist.
Kommunikation von Unternehmen, zu denen zweifellos auch der FCA zählt, lässt sich nämlich grob in eine externe und eine interne Seite differenzieren. Externe Kommunikation, zu der auch die Public Relations (PR) gehören, richtet sich dabei vornehmlich an Zielgruppen außerhalb des Unternehmens. Sie zielt darauf ab, bei ihnen Aufmerksamkeit zu schaffen sowie Akzeptanz, Vertrauen und Glaubwürdigkeit gegenüber dem Unternehmen zu steigern. Um Inhalte an die externen Öffentlichkeiten zu kommunizieren, stehen Unternehmer*innen verschiedene Instrumente zur Auswahl, z.B. Pressemitteilungen, Website, Newsletter, Social-Media-Kanäle, TV-Auftritte, usw.
Externe FCA-Kommunikation
All diese „Instrumente“ nutzt auch der FCA rege. Insofern gibt es eine ganze Fülle an Material der externen FCA-Kommunikation, die man sich näher ansehen kann. Eigentlich schon zu viel. Daher beschränke ich mich in diesem Zusammenhang vor allem auf drei Fernsehauftritte, die der Sportdirektor Anfang des Jahres hingelegt hat. Und versuche dabei eben nicht zu vergessen, dass all das, was Stefan Reuter im TV zum Besten gegeben hat, Teil der Kommunikationsstrategie des Vereins ist. Das heißt, dass er als Geschäftsführer damit steuern möchte, wie andere – z.B. Medien, Geschäftspartner, Investoren, andere Clubs oder auch wir Fans – den FCA wahrnehmen (sollen).
Nur wenige Tage, nachdem der FCA Anfang des Jahres seinen 16 Millionen-Rekordtransfer Ricardo Pepi vermeldet hatte, war Stefan Reuter bei Blickpunkt Sport zu Gast. Auch wenn der Besuch des Sportdirektors – neben dem von Ex-Skispringer Sven Hannawald – vermutlich schon zuvor vereinbart worden war, kam der Zeitpunkt aus Sicht der externen Kommunikation keinesfalls ungelegen.
Solide Finanz- und Wirtschaftsstrategie
Reuter nutzte diese Gelegenheit, um rund um den Pepi-Transfer zunächst die allgemeine Finanz- und Wirtschaftsstrategie des FCA weiter auszurollen und sie als grundsolide darzustellen. Es sei der Weg des FCA, in solche entwicklungsfähigen Spieler zu investieren. Es gebe eine „ganze Vielzahl von jungen Spielern, die Entwicklungspotential haben“. Reuter listet auf:
„Iago, Uduokhai, Oxford, Frederik Winther, Gumny, Dorsch, Maier, wir ham Vargas vorn, wir ham Sergio Cordova. Das sind alles Spieler, die noch Entwicklungspotential haben. Und von daher auch hoffentlich – das is blöd zu sagen – aber die Werte auch erhöhen.“
Als weitere solcher Werte, in die investiert wird und wurde, nennt der 55-Jährige die Infrastruktur, das Stadion, das Nachwuchsleistungszentrum und das Internat, das gerade gebaut und spätestens im Sommer fertig sein werde.
Eine solche „Investition in Werte“, wie Reuter all diese unternehmerischen Aktivitäten nennt, sei aber nur möglich gewesen, da der Verein in den letzten Jahren extrem gut gewirtschaftet habe. Sein Eigenkapital deutlich habe erhöhen können.
Überzeugung durch Wiederholung
Sieht man sich Stefan Reuters Auftritt im Doppelpass vom 6. Februar dieses Jahres an, kommen einem viele Dinge, die er da präsentierte, bereits aus dem Bayerischen Fernsehen bekannt vor. Man habe stabil gewirtschaftet, viel in Infrastruktur investiert und könne so weiter gezielt auch in die Mannschaft (re-)investieren. Wie schon bei Blickpunkt Sport führt er im gleichen Atemzug die Abgänge Kevin Danso und Marco Richter auf. Nur durch Abgaben in der gleichen Größenordnung sei ein Transfer wie der von Ricardo Pepi möglich. Im Dopa betont er außerdem mehrmals, dass diese Prozesse in den letzten 10 Jahren, also seit seinem Amtsantritt, stattgefunden hätten. Und in der Sendung a.tv Sport – der Talk vom 9.2.? Da klang das alles ganz ähnlich.
Aus Sicht der externen Kommunikation lassen sich mit den Schlagwörtern „gut gewirtschaftet“, „Eigenkapital erhöht“ oder „Potential von Spielern entwickeln bzw. entwickelt“ eindeutig wirtschaftliche Themen erkennen, die dem FCA im Moment offenbar besonders wichtig sind. Auf sie soll die Aufmerksamkeit der Bezugsgruppen gelenkt werden. Sie werden gebetsmühlenartig wiederholt, bis sich so ein Keyword auch im Gedächtnis des letzten Zuschauers, der letzten Zuschauerin festgesetzt hat. Diese Art der PR nennt man auch „Issue Management“.
Wer ist die Zielgruppe?
Dabei habe ich mich gefragt, welche Bezugsgruppen damit eigentlich genau angesprochen werden. Ich glaube, zunächst vor allem Geschäftspartner, Sponsoren oder Investoren. Ihnen soll gesagt werden: Wir wirtschaften vernünftig, haben unsere Finanzen im Griff, sind ein verlässlicher und liquider Partner, auf den man setzen kann. Auch Medien und Berichterstatter sollen dieses Image aufgreifen: Der FCA hat sich in den letzten 10 Jahren wirtschaftlich gesund entwickelt. Und das unter der Ägide Reuters. (Das Eigenlob bleibt einem dabei natürlich auch nicht verborgen.) Intern könnte sich dadurch auch Michael Ströll als kaufmännischer Geschäftsführer gelobt fühlen: Good job! Ebenso könnte die Botschaft an andere Vereine gerichtet sein: Schaut her, wir entwickeln Spieler mit Potential und verkaufen sie euch gerne – vorausgesetzt, der Preis stimmt. Und auch bei uns Fans soll das Schwäbische-Hausfrauen-Image weiter gepflegt werden, das den FCA seit vielen Jahren umweht.
Ausgelassen wird dabei allerdings, dass die „Entwicklung“ von Eigengewächsen wie Kevin Danso oder Marco Richter gar nicht so lukrativ und reibungslos abgelaufen ist, wie Stefan Reuter sich das wohl gewünscht hätte. Beide hatten schon länger Wechselwünsche geäußert. Ein Weggang wurde ihnen aber zunächst verwehrt. Bei Danso lauter, bei Richter leiser. Mit dem Ergebnis, dass mit ihrem Verkauf wohl weniger Transfererlös erzielt wurde als möglich gewesen wäre, wie Andi analysiert hat. Und dass wieder einmal in die Medien geriet, was aus Sicht der Vereinsführung um Reuter und deren externer Kommunikation da besser nichts zu suchen hatte. Denn damit wurde bei Medien, Fans, Vereinen und deren Spielern der unfreiwillige Ruf des FCA weiter befeuert, er lege (jungen) Spielern Steine in den Karriereweg. Egal, wie viel Wahrheitsgehalt man den Aussagen z.B. Dansos zuschreiben kann. Sie standen im Widerspruch zu Reuters „issue“ der erfolgreichen Spielerentwicklung, den er extern kolportieren will.
Vertrauen und Gemeinschaft
Während aller drei Fernsehauftritte war gegenseitiges Vertrauen und gemeinsames Handeln im Führungsstab des FCA als weiteres Thema dauerpräsent. Meist im Zusammenhang mit der Frage nach dem Verbleib von (Ex-)Trainer Markus Weinzierl über die laufende Saison hinaus. Dass sich die beiden sehr gut kennen, wurde Reuter nicht müde zu betonen. Dass – vor allem in der ersten Phase Weinzierls – ein Vertrauensverhältnis gewachsen ist, auch nicht. Exemplarisch:
„Wir hatten vier Jahre, das waren die erfolgreichsten in der Geschichte des FC Augsburg. Und da ist einfach ein Vertrauensverhältnis gewachsen, entstanden, und das spürt man jetzt auch. Also wir kennen uns gut, wir können uns gut einschätzen, und wir versuchen eben gemeinsam, den FCA in die Erfolgsspur zu bringen und da gute Entscheidungen gemeinsam zu treffen.“
Auf die Frage hin, ob nach wie vor auch Transferentscheidungen gemeinsam getroffen werden, beteuert er:
„Wir glauben auch, dass des für uns ein ganz erheblicher Erfolgsfaktor ist, dass wir Transfers nur machen, wenn’s einstimmig ist. Klaus Hofmann, Markus Weinzierl, Michael Ströll und ich. Wir müssen alle ja sagen. Dann kann hinterher auch niemand kommen und sagen, ja, ich hätte das anders gemacht. Ich glaub, dass das ganz wesentlich ist. Weil manche Spieler brauchen ne gewisse Zeit, bis sie ankommen, und da isses gut, wenn wir alle in der Verantwortung stehen (…).“
Außerdem erweitert Reuter die von ihm beschworene FCA-Gemeinschaft im Dopa auch auf Spieler, Fans und Stadt. In der Mannschaft, im Stadion und in der ganzen Stadt werde immer wieder das „Augsburg hält zusammen“ gelebt, das der Mannschaft gerade in schwierigen Phasen helfe. Er meinte damit zuletzt 5 sieglose Spiele, die coronabedingt auch noch ohne (Heim-)Publikum haben stattfinden müssen. Beim Sieg gegen Union Berlin durften 7.600 Fans ins Stadion zurückkehren, die aus Sicht von Reuter „was bewirkt“ hätten.
FCA-Familie?
Klar, mit den Themen Gemeinschaft und Zusammenhalt (ein älteres Beispiel ist auch Reuters Lieblingswort „Geschlossenheit“) will er weiter am FCA-Image bauen, das bei uns Fans eh schon in Fleisch und Blut übergegangen ist. We are family. Genau deswegen supporten wir ihn ja auch, unseren FCA. Und wenn Reuter dann noch bekräftigt, wie wichtig die Fans im Stadion seien und an diesem 21. Spieltag „was bewirkt“ hätten (man kann da fast nur verstehen: den 2:0-Sieg), dann kann man sich durchaus als wichtiger Teil der Familie fühlen. Wenn die Ereignisse der letzten Wochen und der Machtkampf auf der Führungsebene dann aber – anders als noch vor wenigen Monaten dargestellt – überhaupt keine gemeinsame Basis mehr vermuten lassen, kommt man vor allem als Fan, für den dieser Zusammenhalt mehr als alles andere zählt, schon ins Zweifeln, was an solchen Phrasen überhaupt dran ist.
Nach dem Kommunikationswissenschaftler Günter Bentele ist die Kernfunktion von PR, Vertrauen zu kommunizieren. Allerdings funktioniere dieser Mechanismus „nur, wenn zwischen Kommunikationsverhalten und gelebtem moralischem Verhalten Kongruenz bestehe.“ Die Kongruenz in diesem Punkt ist aber nicht vorhanden. Daher – das muss ich leider so direkt formulieren – ist mein Vertrauen in das Handeln der FCA-Akteure im Moment auch ziemlich ramponiert.
Ziel: Klassenerhalt?
Es braucht aber gar keine so dramatischen Vorfälle oder „Enthüllungen“ (die ihrerseits natürlich über Medien verbreitet und auf bestimmte Weise dargestellt wurden) wie in den letzten Wochen, an denen sich ein solches mutmaßliches Auseinanderfallen von Anspruch und Wirklichkeit, von kommuniziertem und gelebtem Verhalten zeigt. Denn zuweilen widerspricht Reuter sich schon in seiner externen Kommunikation, die dann nicht ganz konsistent wirkt.
Im Doppelpass stellt Moderator Florian König Stefan Reuter die Frage, ob es ein Vorteil sei, wenn man sozusagen von vornherein weiß, dass man wieder gegen den Abstieg spielt. Da der FCA eines der niedrigsten vier Budgets in der Liga habe, sei alles eine positive Überraschung, was nach oben ausschlage, antwortet Reuter. Und konkretisiert das später: In diesem Jahr gehe es jetzt erstmal nur um den Klassenerhalt. Und man sei „superhappy“, wenn man die Klasse wieder halte. Die nächsten Schritte wolle man in den nächsten Jahren machen. Dazu zählt Reuter die mittel- bis langfristige Etablierung unter den besten 10 in der Bundesliga.
Szenenwechsel, 34. Spieltag, Klassenerhalt bereits eine Woche früher gesichert. Da sagt Reuter plötzlich: „Ich glaube, dass der Kader richtig gut ist, dass wir durchaus eine stärkere Saison hätten spielen können“. Zuvor hatte Weinzierl seinen Rückzug im Alleingang bekanntgegeben. Vor diesem Hintergrund ist die Aussage des Geschäftsführers dann wahrscheinlich auch zu interpretieren. Er stellt die Kaderqualität heraus, die in seinen Aufgabenbereich fällt, und damit zugleich Weinzierls Versäumnis, diese für ein besseres Saisonergebnis genutzt zu haben. Mir geht es hier allerdings eben um den Widerspruch der beiden Aussagen Reuters, die nicht einmal vier Monate auseinanderliegen. Und darum, dass man mit solchen unterschiedlichen Zielvorgaben, Klassenerhalt vs. besseres Ergebnis, auch sein Personal verunsichert, sollten sie auch ihm gegenüber kommuniziert worden sein.
Interne FCA-Kommunikation
Und damit sind wir zum Schluss bei der internen Kommunikation des FCA angekommen. Weit gefasst „fällt unter interne Kommunikation alles, was innerhalb eines Unternehmens kommuniziert wird“. Sie findet also zwischen Führungsebene und Mitarbeitenden sowie untereinander statt. Aufgabe interner Kommunikation ist es u.a. zu informieren, Dialog mit Mitarbeitenden zu führen, sie dadurch zu motivieren, an das Unternehmen zu binden und so ein positives Image zu pflegen:
„Nur gut informierte und wertgeschätzte Mitarbeiter können auch ein positives Unternehmensbild nach außen tragen. Eine transparente Kommunikation trägt damit indirekt zur Erhaltung eines positiven Images bei.“
Interne Kommunikation trägt nicht umsonst den Zusatz „intern“, d.h. es geht hier um Prozesse, die innerhalb des Unternehmens ablaufen und das auch sollen. Das ist beim FCA nicht anders. Für Externe wie mich fallen die Möglichkeiten, etwas von diesen internen Prozessen in den Blick zu bekommen, entsprechend mager aus. Die Ausnahme stellen dann solche kurzen „Gucklöcher“ dar, die sich auftun, wenn die Kommunikationskanäle nicht mehr geregelt funktionieren. Wie das unabgestimmte Kamikaze-Interview von Weinzierl oder das oben schon angesprochene Interview von Kevin Danso, das er dem Kicker nach seinem Wechsel nach Lens gegeben hat.
„Gucklöcher“ auf interne Realitäten
Wie Weinzierl in seinem Interview am 34. Spieltag erklärte, habe ihm die Wertschätzung gefehlt, da die im Laufe der Rückrunde vereinbarten Gespräche bis dahin noch nicht geführt wurden. (Genau diese hatte Reuter übrigens auch im Dopa und bei a.tv angekündigt und zudem durchaus von „gegenseitiger Wertschätzung“ gesprochen.) Auch wurden Klagen von Spielern extern publik, die sich ebenfalls frühere Gespräche über Vertragliches gewünscht hätten. Aber das hatte ich hier auch schon näher ausgeführt und ist mittlerweile auch hinlänglich bekannt. Ob die Beschwerden nun zutreffend sind oder nicht – festhalten lässt sich jedenfalls, dass hier das Ziel interner Kommunikation klar verfehlt wurde, nämlich, dass Mitarbeitende wie Trainer oder Spieler ein positives Unternehmensbild nach außen tragen.
Optimierungswünsche
Als Angehörige der Zielgruppe der (nochmals sehr unterschiedlichen) Fans wünsche ich mir bei der externen Kommunikation von der Geschäftsführung künftig, dass sie häufiger Feedback zu für uns wichtigen Vorgängen gibt. Natürlich beanspruche ich keine Interna, die auch weiterhin geheim bleiben sollen. Und auch Botschaften, die vielleicht eher andere Zielgruppen ansprechen sollen, interessieren mich. Aber ist es zu viel verlangt, z.B. zur aktuellen Trainersuche, die Fans wie kein anderes unter den Nägeln brennt, einfach mal ein kleines Status-Update rauszuschicken? Nur „Wir sind dran, macht euch keine Sorgen“? Das würde auch dem oftmals erweckten Eindruck von Nicht-Kommunikation, Aussitzen oder Totschweigen vorbeugen und wäre ein großer Schritt in Richtung Vertrauens- und Image(wieder)herstellung.
Dasselbe wünsche ich mir für die interne Kommunikation. Nicht, dass ich davon ein Teil wäre. Aber auch hier wäre es für den Verein und seine verbliebenen Verantwortlichen doch wünschenswert, wenn die Mitarbeitenden indirekt zu einem positiven Image des FCA beitragen könnten. Das klappt aber auch hier nur mit regelmäßiger und widerspruchsfreier Kommunikation, die auch im Einklang mit dem tatsächlich gelebten Verhalten steht. Den Werten unseres FCA eben.
In den letzten beiden Wochen durftet ihr bereits den wichtigsten sowie den Spieler küren, der sich in der abgelaufenen Spielzeit im Vergleich zur Vorsaison am meisten weiterentwickelt hat. Heute stellen wir die Rookies der Saison zur Wahl. Der Begriff „Rookie“ wird überwiegend im US-Sport verwendet und bedeutet so viel wie Neuling oder Frischling. Leicht gemacht es der FCA uns in dieser Kategorie wahrlich nicht, denn besonders viele Debütanten bekamen wir leider nicht zu sehen. Doch 4 Stück haben wir trotzdem für euch gefunden. Deswegen heißt es für euch jetzt: An die Knöpfe, fertig, los! Wählt euren Newcomer der Saison 2021/22!
Ricardo Pepi
Viele wollten ihn, wir haben ihn bekommen. Ricardo Daniel Pepi, 18 – heute 19 – Jahre jung und bester U22-Spieler der MLS der Saison 2021. Der junge Mittelstürmer war auf dem europäischen Fußballmarkt heißbegehrt. Mannschaften wie der FC Chelsea, Manchester City, der FC Liverpool, Manchester United, der VfL Wolfsburg und der FC Bayern München wollten den damaligen Spieler des FC Dallas unter Vertrag nehmen. Doch Ricardo entschied sich für unseren FCA und wurde damit zu unserem neuen Rekordtransfer. Über die genaue Ablösesummen sind sich die Medien nicht einig. Sie liegt irgendwo zwischen 13 und 16 Millionen.
Der US-Boy dürfte wohl derzeit der umstrittenste Spieler des FC Augsburg sein. Immer wieder liest man kritische Stimmen, die von „Verschwendung“ und sogar jetzt schon von „Flop“ reden. Ich jedoch sage, man sollte den Jungen jetzt mal eine ordentliche Vorbereitung machen lassen. Dann, bin ich mir sicher, kann er uns schon in der nächsten Saison weiterhelfen und erfreuen. Am besten lernt ein Fußballer immer noch in der Praxis und die hat er viel zu wenig bekommen. Das ist aber aus meiner Sicht wie beim Autofahren. Das lernt man auch erst, wenn man sich hinter das Steuer setzt.
Zurück zu Ricardo Pepi. Trotz gerade einmal 475 Spielminuten verteilt über 11 Einsätze, zeigte der Mittelstürmer für mich schon sehr gute Ansätze. Seine Laufwege waren sehr präzise und sein Einsatzwillen unbestritten. Seine gemessene Schussgenauigkeit liegt laut Ligainsider bei 75 Prozent. Damit sortiert er sich neben Jae-sung Lee, Thorgan Hazard, Jacob Laursen, Kevin Kampl und Konstantinos Stafylidis auf Rang 9 ein. Das ist im Übrigen der beste Wert eines Augsburger Spielers in dieser Kategorie.
Eine weitere Eigenschaft, die der US-Amerikaner mit sich bringt, ist seine Geschwindigkeit. In jedem Spiel, in dem er für den FCA auflaufen durfte, brachte er aus meiner Sicht ordentlich Schwung mit rein. Und mit 34,61 km/h erreicht er vereinsintern auch den viertschnellsten Wert. Nur Noah Sarenren Bazee, Iago und Ruben Vargas liefen in dieser Saison schneller als Ricardo.
Zwar wartet Pepi noch auf sein erstes Tor und seine erste Vorlage im Augsburger Trikot, doch 3 von 4 Spielen, in denen er in der Startelf stand, hat der FCA nicht verloren. Gegen Eintracht Frankfurt und Borussia Dortmund gab es je ein 1:1. Die Partie gegen den VfL Wolfsburg konnten die Jungs sogar 3:0 gewinnen.
Ich weiß, dass sich viele Fans mehr von dem amerikanischen Talent erwartet haben und dass es ein Fehler des Vereins war, ihn so sehr zu hypen. Aber man darf nicht vergessen, dass der heute 19Jährige sein Leben einmal komplett auf den Kopf stellen musste, um in der Bundesliga spielen zu dürfen. Neues Land, neues Team, fremde Sprache, fremde Liga mit einem komplett anderen Spielsystem. Sich da zu akklimatisieren ist nicht so einfach.
Doch mit dem richtigen Trainer, der ihm auch die notwendige Praxis gibt, wird er das schaffen, davon bin ich überzeugt. Das Potenzial dazu hat er auf jeden Fall, weswegen er für uns auch absolut die Berechtigung hat, hier zur Wahl zu stehen.
Niklas Dorsch
Ich glaube, ich habe hier schon mehrfach gesagt, was für ein großer Dorschi-Fan ich bin. Um genau zu sein, hätte ich ihn zu Heidenheimer Zeiten schon gerne mit der Zirbelnuss auf der Brust gesehen. Doch es brauchte zuerst einen Ausflug ins belgische Gent, bevor sich die Augsburger Fans über diesen „Königstransfer“ der letzten Sommertransferperiode freuen durften.
Zwar hat der gebürtige Lichtenfelser mit 69 Einsätzen für den 1. FC Heidenheim und 43 Partien für KAA Gent bereits einige Erfahrungen auf Profiebene machen dürfen, doch in der Bundesliga brachte es Dorschi zu Saisonbeginn auf gerade einmal einen Einsatz. Das zeichnet ihn daher für diese Kategorie aus, denn im deutschen Oberhaus ist er schon noch ein „Neuling“.
Aber was für einer! Irina hat euch in unserem MVP-Artikel ja schon einige der herausragenden Daten geliefert, die der defensive Mittelfeldmann in dieser Saison erzielt hat. Zum Beispiel die wirklich sehr gute Passquote von 83,3%, die ihn vereinsintern als besten Passgeber auszeichnet. Doch nicht nur in dieser Kategorie holt er sich die Krone. Auch in puncto Balleroberungen ist kein Spieler des FC Augsburg besser als er. Auf durchschnittlich 1,74 kommt er hier während einer Partie, was ihn gleichzeitig auf Rang 5 in der Bundesliga katapultiert.
Ich könnte nun ewig so weiter machen und mit Zahlen um mich werfen, doch das will ich gar nicht. Was für mich eigentlich viel wichtiger ist, ist das Auftreten auf dem Platz. Und da können sich manche Spieler wirklich eine Scheibe von Dorschi abschneiden. Unser Mann mit der Nummer 30 ist einer, der voran geht und sich in jeden Zweikampf wirft. Auch scheint er immer aufmunternde Worte für Teamkollegen zu finden und zeigt die vollen 100 Prozent, bis der Schiedsrichter die Partie abpfeift.
Kurz: Niklas Dorsch ist ein Führungsspieler, der uns mit seinem Kampfeswillen, seinem Einsatz für das Team und seiner Leidenschaft auf dem Platz auch in der nächsten Saison sehr weit bringen kann und wird. Ich freue mich schon sehr darauf, ihn bald wieder im rot-grün-weißen Trikot sehen zu dürfen und hoffe, dass er seinen Schlüsselbeinbruch schnell auskurieren kann. An dieser Stelle wünscht ihm das Team der Rosenau Gazette noch einmal alles Gute. Werd‘ schnell wieder fit, Dorschi. Die Mannschaft braucht dich!
Lasse Günther
Vor relativ genau einem Jahr – am 28.05.2021 – gab der FCA die Rückkehr des gebürtigen Münchners zurück. Warum ich Rückkehr schreibe? Weil der heute 19Jährige seine Jugend beim FC Augsburg verbracht hat, bevor er 2016 zum FC Bayern München gewechselt ist.
Es hat mich sehr beeindruckt, wie die Verantwortlichen beim FC Augsburg sich um mich bemüht haben. Wir haben sehr viele Gespräche darüber geführt, welchen Weg ich beim FCA gehen kann und ich freue mich schon jetzt sehr auf die Mannschaft und auf den Moment, wenn ich das erste Mal in der WWK ARENA vor den FCA-Fans auflaufen werde.
Lasse Günther bei seiner Vorstellung am 28.05.2021
Den ersten Profieinsatz mit Zirbelnuss auf der Brust bekam Lasse im DFB-Pokal, als Markus Weinzierl ihn in Greifswald für 6 Minuten aufs Feld schickte. Sein Debüt in der Bundesliga durfte er am 02.10.2021 in Dortmund feiern. Hier wurde er in der 86. Minute für Mads Pedersen auf der linken Außenbahn eingewechselt.
Leider musste der heute 19Jährige bis zum 23. Spieltag warten, bis er das erste Mal vor heimischen Publikum in der Bundesliga auflaufen durfte, denn die meiste meiste Praxis bekam Lasse Günther tatsächlich in unserer U23. Hier kommt er auf insgesamt 10 Einsätze über 809 Spielminuten. Dabei erzielte er zwei Tore und legte eines auf. Bei den Profis reichte es lediglich für insgesamt 5 Partien, in denen er für mich schon zeigen konnte, dass sehr viel Potenzial in ihm steckt. Gegen RB Leipzig am 33. Spieltag wurde dies auch mit seinem ersten Startelfeinsatz honoriert.
Auch hier möchte ich noch einen kurzen Blick auf die erzielten Statistiken werfen, auch wenn das bei 5 Einsätzen natürlich schwer zu bewerten ist. Doch gerade was den Punkt Balleroberungen angeht, zeigt Lasse ein sehr starkes Ergebnis. Er kommt hier nämlich auf einen Wert von 2,57 in diesen 5 Spielen, was theoretisch ein besserer Wert ist wie der von Danilo Soares. Dieser konnte diese Kategorie mit 2,38 Eroberungen pro Spiel bei Ligainsider für sich entscheiden. Allerdings in 30 Partien.
Eine weitere Eigenschaft, die Lasse Günther trotz seines jungen Alters bereits auszeichnet, ist seine Geschwindigkeit. 34,60 km/h war sein Bestwert während der 157 Ligaminuten. Das ist gleich mal Rang 5 von allen betrachteten FCA-Spielern. Es steckt also ordentlich Feuer in dem jungen Linksaußen, das er in der neuen Spielzeit hoffentlich öfter zeigen kann.
Frederik Winther
Der junge Däne wurde zwar bereits im Oktober 2020 verpflichtet, doch im Anschluss an seinen Heimatclub Lyngby BK ausgeliehen. Deswegen durfte er erst in dieser Saison die Zirbelnuss auf der Brust tragen.
„Es macht mich stolz, dass der FC Augsburg mir die Chance geben wird, mich in der Bundesliga zu beweisen. Ich sehe den FCA langfristig als den Verein an, bei dem ich mich optimal entwickeln kann. Doch nun werde ich das kommende Jahr in Lyngby nutzen, um mich weiterzuentwickeln und im kommenden Jahr die sportliche Herausforderung in der Bundesliga anzutreten.“
Die 20 Partien für den damaligen dänischen Erstligisten haben dem jungen Innenverteidiger auf jeden Fall gut getan. So konnte er nämlich gleich mal in seinem ersten Profieinsatz zeigen, dass er die Kugel auch glatt eiskalt mal verwandeln kann. Er war es nämlich, der in der Pokalpartie gegen den Greifswalder FC den so wichtigen Ausgleichstreffer zum 1:1 machte. Hier durfte er aufgrund von Verletzungssorgen über die vollen 90 Minuten ran und zeigte hierbei, warum er regelmäßig für die U21-Nationalmannschaft Dänemarks im Einsatz ist.
Auf Einsatzzeit in der Bundesliga kommt er aber aufgrund der zahlreichen und vor allem auch namenhaften Konkurrenz in der Innenverteidigung leider auch nur sehr wenig. Neben zwei Partien für unsere „Zwote“, hat er insgesamt 327 Einsatzminuten in der Bundesliga auf dem Zettel stehen. Wobei ich dazu sagen muss, dass ich nicht eine Sekunde irgendwelche Ängste und Zweifel gehabt habe, denn Winther machte durch die Bank weg einen sehr sicheren Eindruck. Auch die Abstimmung mit den Teamkollegen und Keeper Rafal Gikiewicz funktionierte einwandfrei.
Gerade in puncto geklärte und abgefangene Bälle konnte er zu einhundert Prozent überzeugen. Zwar hat er wie auch schon Lasse Günther zu wenig Einsatzminuten, um es direkt mit der Konkurrenz aus der Bundesliga vergleichen zu können. Trotzdem können sich diese Werte durchaus sehen lassen. Mit 4,89 abgefangenen Bällen pro Partie würde Winther nämlich auf Platz 6 aller betrachteten Bundesligaspielern landen. Damit ist er nur knapp schlechter als Reece Oxford, der mit 5,48 geklärten Bällen auf Rang 2 in dieser Kategorie steht.
Auch im Abfangen der Kugel hat der Däne eindeutig Stärke vorzuweisen. Mit 2,06 angefangenen Bällen erreicht er einen Wert, der ihm Rang 14 in der Liga einbringen würde. Vereinsintern ist das auch wieder das zweitbeste Ergebnis nach Reece Oxford.
Für Frederik Winther würde ich persönlich mir es auch wünschen, dass er mehr Praxis erhält. Natürlich ist die Konkurrenz in der Innenverteidigung mit Jeffrey Gouweleeuw, Reece Oxford, Felix Uduokhai und jetzt auch noch Maxi Bauer sehr groß, doch ich bin davon überzeugt, dass der 21Jährige den Kampf annehmen und durchaus von sich überzeugen kann.
Aussicht aufs neue Jahr
Leider haben in diesem Jahr für unseren Geschmack viel zu wenige junge Spieler ihren Einsatz im Augsburger Trikot erhalten. Vielmehr wurde auf Erfahrung gesetzt. Dies könnte sich aber hoffentlich in der neuen Saison und auch mit einem neuen Trainer an der Seitenlinie ändern.
Was mich so hoffnungsfroh stimmt ist die wirklich hervorragende Leistung unserer U19, der wir hiermit noch einmal recht herzlich zur Staffelmeisterschaft gratulieren möchten. Zu gerne hätten wir ein paar von ihnen schon in diesem Jahr in dieser Kategorie mit aufgeführt. Beispielsweise einen Aaron Zehnter, der bereits seinen Profivertrag erhalten hat.
Doch auch Fabian Wessig, Davide Dell’Erba, Franjo Ivanovic, Dzenan Pejcinovic usw. Sie alle haben gezeigt, dass sie es verdient hätten, Trainings- oder auch Einsatzzeit bei den Profis zu bekommen. Wenn wir, das Team der Rosenau Gazette, einen Wunsch für die neue Saison frei hätten, der nichts mit dem Klassenerhalt zu tun hat, dann würden wir uns wünschen, dass wir im nächsten Jahr ein paar Eigengewächse in dieser Kategorie aufführen dürften.
Abstimmung
Und nun seid ihr gefragt. Wer war für euch der Rookie der abgelaufenen Saison? Der Rekordtransfer? Der große Fang? Der Heimkehrer? Oder doch das dänische Talent? Wir sind schon ganz gespannt auf eure Wahl. An die Knöpfchen, fertig, LOOOOOS!!!
Für Carlos Gruezo war es anfänglich keine einfache Saison in Augsburg. Ame Ende hatte er allerdings auch unter Markus Weinzierl seinen Platz gefunden in der Rotation mit Arne Maier im Mittelfeld. Dass es am Ende nur zu Einsätzen in der Hälfte der Spiele gereicht hat, ist mit Blick auf den versöhnlichen Saisonausklang und seine Verletzungen im Saisonverlauf zu verschmerzen. Und mit Blick darauf, dass er mit Ecuador zur WM in Katar fahren darf. Als Kapitän der Mannschaft seines Heimatlandes.
Carlos hat sich dankenswerterweise im Saisonendspurt die Zeit genommen, sich mit mir über seine Heimat zu unterhalten. Im gemeinsamen Gespräch habe ich verstanden, warum die Reisen zur Nationalmannschaft für manchen Spieler auch förderlich sein können und, dass es viel in Ecuador zu entdecken gibt. Aber lest selbst:
Andy: Servus Carlos und danke, dass du dir die Zeit nimmst. Es geht um deine Heimat, um Ecuador. Und ich muss vorausschicken, ich war noch nie in Südamerika. Ich bin zwar viel gereist, aber in Südamerika war ich noch nie. Vielleicht fangen wir fußballerisch an. Ecuador hat sich ja für die WM in Katar jetzt qualifiziert mit dir als Kapitän. In den letzten Turnieren lief es für uns Deutsche jetzt nicht besonders gut. Wir hatten vor ein paar Jahren einen großen Erfolg, aber in letzter Zeit war es eher frustrierend. Es kann also sein, dass sich der deutsche Fan oder auch der Augsburger ein zweites Team suchen muss, das er dann nach der Vorrunde unterstützt. Das könnte ja Ecuador sein. Was spricht für euch?
Carlos: Mannschaftliche Geschlossenheit. In der ganzen Quali war sehr wichtig, dass wir als Team zusammengefunden haben. Wir sind ein Team. Wir haben versucht, dass jeder seinen Beitrag leistet, als Mannschaft zusammen mit dem Trainerteam. Wir haben unsere Chance gewittert, uns zu qualifizieren. Und wir sind glücklich, weil wir als Mannschaft unser Ziel erreicht haben. Und ich glaube, wir waren eine Überraschung in der Quali.
Andy: Ja! Ich habe eine taktische Analyse gelesen. Es scheint so, dass eure Art Fußball zu spielen sogar ein bisschen so ist wie die des FC Augsburg. Weniger Ballbesitz, sehr aggressiv gegen den Ball und dann schnell vertikal.
Carlos: Ja, wir versuchen so zu spielen, weil es in Südamerika viele gute Mannschaften wie Brasilien und Argentinien gibt, die immer sehr viel Ballbesitz haben. Wenn wir zum Beispiel gegen Kolumbien spielen – Kolumbien ist immer sehr stark und hat viel Ballbesitz – dann versuchen wir kompakt zu stehen, den Ball zu erobern und dann schnell nach vorne einen Konter zu fahren. So haben wir, glaube ich, manchmal die Gegner überraschen können und viele Punkte eingefahren.
Andy: Also seid ihr in Südamerika so etwas wie der FC Augsburg der Bundesliga.
Carlos: Ja, fast. Es ist etwas pauschal, das so zu sagen, weil es natürlich in jedem Spiel eine andere Taktik gibt. Wenn wir zum Beispiel zu Hause in Ecuador spielen, dann haben wir mehr Ballbesitz, als wenn wir in Chile spielen. Aber wenn wir zu Hause spielen, dann versuchen wir den Ball mehr zu halten. In Quito liegt das Stadion sehr hoch. Die anderen Mannschaften kommen nach Quito und versuchen zu pressen und vorne drauf zu gehen. So funktioniert das aber nicht, weil du nach fünf Minuten am Ende bist. Deswegen versuchen wir es in Quito mit mehr Ballbesitz und mit mehr Ballkontakten und ein bisschen mehr Positionsspiel.
Andy: Ist es in Ecuador so, dass alle eure Heimspiele in Quito gespielt werden?
Carlos: Ja, normalerweise spielen wir immer in Quito. Aber in dieser Qualifikation haben wir zwei Mal in Guayaquil gespielt. Gegen Bolivien haben wir 3:0 gewonnen und das letzte Spiel gegen Argentinien haben wir auch in Guayaquil gespielt. Dort ist das Wetter fast genauso wie in Katar und wir haben ein bisschen versucht, uns an das Klima zu gewöhnen und probiert, wie sich das bei diesem Klima anfühlt. Wir haben auch gegen Argentinien versucht, viel Ballbesitz zu haben. Ich denke, dass wir ein gutes Spiel gezeigt haben. Argentinien ist für mich eine der besten Mannschaften der Welt. Sie haben viele gute Spieler und mit Messi den besten Spieler in ihrer Mannschaft.
Andy: Das ist ja auch eine der Besonderheiten in Ecuador. Es gibt viele unterschiedliche Landschaften: Wüste (Sierra), Küste (Costa) und die Anden und mit Ihnen die Höhe. Wo bist du am liebsten?
Carlos: Ja, die Landschaften sind wirklich sehr unterschiedlich. In Ibarra, Quito und Ambato bist du in der Höhe und in Esmeraldas oder Guayaquil bist du unten. Wir haben viel Meer und es ist ein tolles Land. Ich liebe Esmeraldas und die Costa und bin gerne am Strand.
Andy: Beachtime. Nicht in den Alpen auf die Berge kraxeln…
Carlos: Das ist mir ein bisschen zu kalt. Ich liebe den Sommer und die Sonne.
Andy: Davon hat es bei Dir zu Hause ja genug. Du bist bei Barcelona Guayaquil Profi geworden, bevor du nach Stuttgart gewechselt bist. Wie war das damals?
Carlos: Ich habe zwei Jahre bei Barcelona (Guayaquil) gespielt. Das ist eine große Mannschaft in Ecuador und es war eine gute Zeit für mich. Ich war damals 17 Jahre alt und zwei Jahre später bin ich schon nach Stuttgart gewechselt. Ich erinnere mich gerne an meine ersten Profijahre.
Andy: Kannst du dir vorstellen, in der Zukunft – jetzt bist du ja gerade im besten Fußballeralter – aber so in 10 Jahren wieder zurück zu kommen und dann nochmal ein paar Jahre in Ecuador die Karriere ausklingen zu lassen?
Carlos: Ja, das ist eine Möglichkeit. Wenn ich in 5 – 6 Jahren wieder nach Ecuador zurück komme, ergibt sich vielleicht die Chance, noch einmal für Barcelona zu spielen. Oder vielleicht für Nacional. So heißt meine Mannschaft in Ecuador.
Andy: Und von Stuttgart bist Du dann in die USA. Was hast du aus der USA mitgenommen?
Carlos: Als ich in Stuttgart war, war ich sehr jung. Ich bin sehr früh hierher gekommen. Das war für mich eine ganz andere Liga. Und auch ein ganz anderes Leben. Das erste Jahr war gut in Stuttgart, das zweite nicht so. Da war ich auch verletzt und habe nicht so viel gespielt. Das hat sich mit dem Wechsel nach Dallas geändert. Deshalb war die Zeit in den USA für mich sehr wichtig. Wir waren dort 3,5 Jahre und haben eine andere Kultur und eine andere Lebensweise ausprobiert. Und in den 3 Jahren haben wir zwei Mal den Titel gewonnen.
Andy: Und was läuft in der Kabine der Nationalmannschaft für Musik? Julio Jaramillo (ein berühmter ecuadorianischer Sänger) oder doch amerikanischer Rap?
Carlos: Keins von beiden. Wir hören viel Salsa. Wir singen in der Kabine oder im Hotel oder im Bus oder auch im Flugzeug. Wir kommen immer mit einer großen Boom Box. Wir spielen dann auch Karten und immer läuft Musik. Ich glaube, das ist gut für die Stimmung in der Mannschaft. Wir sind alle zusammen, verbringen Zeit miteinander und tauschen uns aus. Wir sind alle viel unterwegs, kommen dann zur Nationalmannschaft und haben ja dann nur diese Zeit, die wir miteinander verbringen und uns austauschen können über das, was bei uns, in unseren Clubs, Städten und Ländern so los ist. Es ist immer eine gute Zeit.
Andy: Dann gibt es natürlich auch Essen. Was isst man dann? Gibt es Bolon de verde (Grüne Bananenfleischbällchen)?
Carlos: Das ist sehr lecker. In Ecuador gibt es viel typisches Essen. Wenn du in Esmeraldas bist, gibt es Bolon de verde. Wenn du nach Quito oder in den Bergen bist, gibt es eher Suppe. Das Essen ist in den einzelnen Regionen sehr unterschiedlich. Und ich kann die Speisen nicht richtig gut übersetzen oder erklären.
Andy: Aber es ist alles scharf. Also ich hab von Aji hot sauce gelesen…
Carlos: Nein, es ist nicht alles scharf. Das ist in Mexiko. Bei uns isst man nicht so scharf.
Andy: Stell Dir vor, Du bist auf Länderspielreise und hast deine Familie getroffen. Ihr habt gemeinsam gegessen und hattet eine gute Zeit. Im Anschluss bleibt uns ein Tag, um drei Dinge in Ecuador anzuschauen. Welche wären das?
Carlos: Du musst zuerst die Sierra sehen. Dann musst du nach Guayaquil, weil es in der Nähe vom Meer ist. Und die ganze Ruta del sol (die Pazifikstrände zwischen Puerto López und Salinas) ist sehr schön. Das gibt es auch sehr gutes Essen. Und nach Galapagos solltest du auch. Das ist eine Insel und die ist sehr schön.
Andy: Dort gibt es die Schildkröten, oder? Ist das nicht sehr weit weg?
Carlos: Ja und das ist nicht so weit. Ich glaube, du brauchst so 2,5 Stunden mit dem Flugzeug direkt von Quito nach Galapagos. Wenn ich zur Nationalmannschaft fliege, brauche ich 16 Stunden nach Ecuador. Im Gegensatz dazu ist das ein Katzensprung.
Andy: Und dann kommst du zurück nach Augsburg und das ist dann kulturell schon ein kleiner Unterschied. Worauf freust du dich wieder, wenn du in Augsburg bist?
Carlos: Ich vermisse meine Freunde und meine Familie. Und auch das Essen, weil es ganz anders ist. Aber wir sind zufrieden. Ich bin mit meiner Frau und mit meinen Kindern nun seit fast drei Jahren hier und wir haben uns schon ein bisschen an die Kultur und das Essen gewöhnt. Das finde ich auch wichtig. Ich bin Fußballspieler und ich denke nicht so viel darüber nach, was anders ist als in Ecuador oder auch nicht. Mein Fokus liegt auf dem Spiel und darauf, eine gute Zeit zu haben.
Andy: Mit Blick auf die Atmosphäre im Stadion: Ist mein Bild richtig, dass es in Ecuador bei den Spielen schon noch ein bisschen verrückter zugeht als in Deutschland?
Carlos: Ja, das ist ganz anders. Das kann man gar nicht vergleichen. In Ecuador sind die Leute ein bisschen verrückt vor dem Spiel. Und hier haben die Leute mehr Respekt vor den Spielern und allen. Es ist eine ganz andere Kultur. Ich mag aber beides.
Andy: Ja, Unterschiede machen das Leben erst lebenswert. Danke für die Zeit, Carlos, und die Erklärungen zu Ecuador!
Carlos: Gerne, gerne, immer gerne. Danke auch für deine Zeit. Und hab einen schönen Tag!
Präsident weg. Trainer weg. Nachfolger noch nicht gefunden. Kaderzusammenstellung unklar. Beim FC Augsburg kriselt es. Auch wegen vereinsinterner Machtkämpfe. Hauptprotagonist des „Kaschperletheaters“, wie es die aktive Fanszene nannte, ist Stefan Reuter. Wir wollen daher einen genaueren Blick auf die Arbeit des Geschäftsführers Sport werfen. In unserer Artikelreihe geht es nach dem vorherigen Kapitel „Trainer“ heute um Stefan Reuter und seine Transfers. Wo hat der Manager ein glückliches Händchen bewiesen? Wo lag er daneben? Und ist seine Arbeit nun insgesamt gut oder schlecht? Ein Annäherungsversuch.
Reuter-Transfers: 68 in 10 Jahren
Die nackten Zahlen: Stefan Reuter ist seit Dezember 2012 Manager des FC Augsburg. Seitdem hat der FCA 68 Spieler fest verpflichtet. Leihgeschäfte fließen nicht in die Statistik mit ein, ebenso wenig wie mit einem Profivertrag ausgestattete Jugendspieler. Dem gegenüber stehen 27 verkaufte Profis. 26 weitere verließen den Verein ablösefrei. Das schauen wir uns einmal detaillierter an.
Reuter-Transfers: Blick auf die Finanzen
Während Stefan Reuters Amtszeit, beginnend mit dem Transferfenster im Winter 2013 und endend mit der festen Verpflichtung Arne Maiers im Mai 2022 hat der FCA rund 140 Millionen Euro für Transfers ausgegeben. Um diese Zahlen in Relation zu setzen, soll der FCA mit Mainz 05 verglichen werden. Ein Verein mit ähnlichen Mitteln wie der FCA, der obendrein auch noch seit der Ära Reuter in der Bundesliga spielt. Beim FSV sind es in diesem Zeitraum 155 Millionen Euro. Einen Wert, den Borussia Dortmund alleine in den vergangenen drei Jahren erreicht.
Der FCA gehört zu den Vereinen in der Liga, die am wenigsten für Transfers ausgeben. Aufsteiger wie Greuther Fürth oder der FC Ingolstadt liegen freilich hinter den Schwaben. Doch unter denen Vereinen, die seit 2012 in der Bundesliga spielen, gibt der FCA am wenigsten Geld aus. Der Abstand zu Mainz wäre zudem größer, rechnet man die US-Millionen raus, die man im Winter für Ricardo Pepi bezahlt hat. Der 19-Jährige ist der mit Abstand teuerste Neuzugang unter Stefan Reuter. Der besseren Vergleichbarkeit halber beziehen wir uns auf Zahlen von transfermarkt.de.
Augsburger Rekord-Neuzugänge
Ricardo Pepi
2022 vom FC Dallas
16,4 Millionen Euro
Martin Hinteregger
2016 von RB Salzburg
10,5 Millionen Euro
Tomas Koubek
2019 von Stade Rennes
7,5 Millionen Euro
Niklas Dorsch
2021 von KAA Gent
7 Millionen Euro
Felix Uduokhai
2020 vom VfL Wolfsburg
7 Millionen Euro
Den Ausgaben stehen Transfereinnahmen von rund 94 Millionen Euro zur Verfügung. Leihgebühren, wie sie etwa der FC Southampton für Kevin Danso gezahlt hat, fließen nicht in die Statistik mit ein. Auch hier wieder der Vergleich mit Mainz: Die Nullfünfer haben im selben Zeitraum rund 225 Millionen Euro durch Spielerverkäufe erzielt. Während Mainz bei den Transferausgaben noch vergleichsweise nah am FCA liegt, sind die Transfererlöse 2,5-mal so groß. Das liegt daran, dass der FSV immer wieder Spieler für sehr viel Geld verkauft hat, etwa Abdou Diallo (für 28 Mio Euro zu Dortmund), Jean-Philippe Gbamin (für 25 Mio Euro zu Everton) oder Jhon Cordoba (für 17 Mio Euro zu Köln). Ein Transfer dieser Größenordnung ist Stefan Reuter nur einmal gelungen, wie der Blick auf die Augsburger Rekord-Abgänge zeigt.
Augsburger Rekord-Abgänge
Abdul Rahman Baba
2015 zum FC Chelsea
26 Millionen Euro
Martin Hinteregger
2019 zu Eintracht Frankfurt
9 Millionen Euro
Philipp Max
2020 zur PSV Eindhoven
8 Millionen Euro
Marco Richter
2021 zu Hertha BSC
7 Millionen Euro
Jeong-ho Hong
2016 zu Jiangsu FC
6 Millionen Euro
So weit zu den reinen Fakten. Der FC Augsburg kann mittlerweile Transfers der Marke Ricardo Pepi stemmen und investiert deutlich mehr in Spieler als Zweitligaaufsteiger wie Greuther Fürth oder der VfL Bochum. Die Franken haben 1,4 Millionen Euro ausgegeben, der VfL keinen einzigen Cent. Union Berlin machte nach dem Bundesligaaufstieg übrigens 18 Millionen Euro locker. Im Vergleich mit Mainz fällt auf, dass der FCA im Ligavergleich mithalten kann, allerdings deutlich weniger durch Transfereinnahmen einnimmt. Wie ist das zu bewerten? Hat Stefan Reuter hier schlecht verhandelt? Schauen wir uns ein paar Transfers genauer an. Entscheidend ist hier unter anderem die Vertragssituation des Spielers, sein zum Verkaufszeitpunkt geschätzter Marktwert und die Summe, die der FCA zuvor bezahlt hat. Wir beginnen mit den positiven Aspekten.
Hier hat Reuter gut gewirtschaftet
Abdul Rahman Baba: Reuters Königstransfer. 2014 von Zweitligist Fürth für kolportierte 2,5 Millionen Euro geholt. Damaliger Marktwert: 1,5 Millionen Euro. Nach einer bärenstarken Saison für 26 Millionen Euro an den FC Chelsea verkauft. Damaliger Marktwert: 10 Millionen Euro. Spieler zum sportlichen Höhepunkt verkauft, Baba konnte nirgendwo an die Saison 2014/15 anknüpfen, zuletzt in die zweite englische Liga verliehen.
Jeong Ho-Hong: 2013 für 2 Millionen Euro aus Südkorea geholt. Damaliger Marktwert: 750 Tausend Euro. Nach drei soliden, keineswegs aber überragenden Jahren für 6 Millionen Euro in die damals mit Geld um sich werfende chinesische Liga verkauft. Damaliger Marktwert: 2 Millionen Euro. Spieler zum richtigen Zeitpunkt verkauft, mehr hätte man zumal bei einem Jahr Restvertrag nicht für den Südkoreaner bekommen.
Kevin Danso: Augsburger Eigengewächs. Hätte Reuter gerne langfristig beim FCA gesehen. Stellte sich bei Wechselwünschen des Youngsters quer. Durch eine Leihe an den FC Southampton und zu Fortuna Düsseldorf konnten 4 Millionen beziehungsweise 500.000 Euro generiert werden. Damaliger Marktwert: 8 beziehungsweise 6,3 Millionen Euro. Nach Unstimmigkeiten und abgelehntem Wechselwunsch 2020 für 5,5 Millionen Euro nach Lens verkauft. Damaliger Marktwert: 5 Millionen Euro. Rechnet man die Leihgebüren mit ein, ein aus finanzieller Sicht insgesamt guter Transfer. Als Nachwuchsprofi keine Ablöse für den FCA gekostet. Insgesamt wäre aber auch wohl ein Verkauf zu einem sportlich und damit finanziell besseren Zeitpunkt möglich gewesen.
Hier war für Reuter mehr drin
Der Danso-Transfers lässt bereits ein gewisses Gefühl bei FCA-Transfers erahnen. Wäre bei klugerer Verhandlungsweise nicht vielleicht etwas mehr drin gewesen? Hätte man den Spieler womöglich schon früher verkaufen können? Auch hierfür gibt es in der Ära Reuter einige Beispiele. Etwa Marco Richter, den Reuter für 7 Millionen Euro verkauft hat, der bei Markthöchstwert von 10 Millionen Euro aber wohl auch teurer verkauft hätte werden können. Oder Konstantinos Stafylidis, den Reuter nicht nach Hamburg ziehen lassen wollte. Oder aus dem aktuellen Kader Ruben Vargas, dessen Marktwert laut transfermarkt.de zuletzt von 13 auf 9 Millionen Euro gefallen ist.
Prominentestes Beispiel ist aber Philipp Max. Grundsätzlich ein starker Reuter-Transfer. Für 3,8 Millionen Euro aus der Zweiten Liga geholt, zum Stammspieler geformt, bei zwei Jahren Restvertrag gewinnbringend für 8 Millionen Euro verkauft. Das große Aber: Damaliger Marktwert: 15 Millionen Euro. Max´ höchste Martkwerteinstufung liegt sogar bei 20 Millionen Euro. Der Linksverteidiger war Bundesligastammspieler, Olympiateilnehmer, Nationalmannschaftskandidat – und überlebenswichtig für den FCA. Hier hat sich Reuter gegen das größte Transferplus entschieden, oder lapidar gesagt: verzockt. Das trifft auch auf einige ablösefreie Transfers zu.
Ablösefreie FCA-Abgänge
Rani Khedira
2021 zu Union Berlin
Damaliger MW: 5 Mio. Euro
Marwin Hitz
2018 zu Dortmund
Damaliger MW: 4 Mio. Euro
Ja-Cheol Koo
2019 zu Al-Gharafa
Damaliger MW: 3,5 Mio. Euro
Konstantinos Stafylidis
2019 zu Hoffenheim
Damaliger MW: 3 Mio. Euro
Dong-Won Ji
2019 zu Mainz
Damaliger MW: 1,75 Mio. Euro
Hitz und Khedira waren zuvor bereits ablösefrei an den Lech gewechselt – wie viele andere namhafte Spieler in der FCA-Geschichte. weswegen durch die Wechsel zumindest kein finanzielles Loch im FCA-Gerüst entstand. Für Koo hat der FCA jedoch 5, für Stafylidis 2,5 Millionen Euro bezahlt. Diese Summe schien zum Verkaufspunkt angemessen. Und diese Spieler haben mit Abstrichen auch gut in Augsburg funktioniert. Wie aber sieht das im Großen und Ganzen aus? Bringen Reuters Transfers Leistung? Eine Einschätzung zu des Sportdirektors besten, aber auch schlechtesten Transfers. Hier geht es nicht nur um die Transfersumme, sondern auch darum, wie sich der Spieler beim FCA entwickelt hat. Wir beginnen mit dem Positiven und nehmen in diese Kategorie auch ablösefreie Wechsel mit auf.
Reuters Toptransfers
André Hahn: Reuters erster Transfer im Januar 2013. Kam für 250 Tausend Euro aus der dritten Liga. Voll eingeschlagen beim FCA. Nach einer Saison mit 10 Toren Nationalspieler. Für im Nachhinein zu niedrig erscheinende 2,25 Millionen nach Gladbach verkauft, später für 3 Millionen von Hamburg zurückgeholt. Führungsspieler und Identifikationsfigur.
Raul Bobadilla: Für 1,5 Millionen Euro aus Basel geholt, später für 2 Millionen Euro nach Gladbach verkauft. Machte in 105 Spielen 29 Tore und 10 Vorlagen.
Abdul Rahman Baba: Vor allem aufgrund des satten Transferplus in dieser Liste.
Marwin Hitz: Ablösefrei aus Wolfsburg geholt. Über Jahre hinweg ein starker Rückhalt im Tor. Machte 157 Spiele für Rot-Grün-Weiß.
Halil Altintop: Reuters nächster Null-Euro-Coup. Kam ablösefrei aus Trabzonspor. Machte 128 Spiele, 22 Tore, 14 Vorlagen.
Alfred Finnbogason: Nach Leihe die Initiative zum festen Kauf ergriffen. Für 4 Millionen Euro bei damaligem Marktwert von 5 Mio verpflichtet. 39 Tore für Augsburg.
Reece Oxford: Nach Katastrophen-Leihe für 2 Millionen Euro von West Ham fest verpflichtet. Bereits abgeschrieben, nun unverzichtbar.
Ruben Vargas: Junger Spieler mit Potential, EM-Teilnehmer. Für 4 Millionen Euro aus Luzern gekommen. Sollte der Schweizer den FCA verlassen, wohl Transferplus.
Arne Maier & Niklas Dorsch: Reuters aktuellstes Kunststück. Dass das zentrale Mittelfeld des U21-Europameisters beim FCA unter Vertrag steht, ist ein dickes Pfund.
Nun zu den Transfers, die nicht ganz so gut eingeschlagen sind
Reuters Floptransfers
Tim Matavz: 2014 für 4 Millionen Euro aus Eindhoven gekommen. Damaliger Augsburger Rekordtransfer. Hat nie beim FCA funktioniert. In 34 Spielen drei Tore und zwei Vorlagen. Nach zwei enttäuschenden Leihen nach Genua und Nürnberg zurück in die Eredivisie. Großes Minusgeschäft.
Daniel Opare: Rechtsverteiger, der Paul Verhaegh beerben sollte. Idee krachend gescheitert. Fehler auf und neben dem Platz. 2015 ablösefrei aus Porto gekommen, drei Jahre später ablösefrei nach Antwerpen gewechselt.
Takashi Usami: 2016 für 1,5 Millionen Euro aus Japan geholt. Wollte zuvor beim FC Bayern zum Weltfußballer reifen. Dieses Ziel wird er auch wegen 11 enttäuschenden FCA-Spielen nicht erreichen.
Marwin Friedrich: Für vergleichsweise wenig Geld in jungen Jahren vom FC Schalke geholt. Hatte nie eine Chance in Augsburg. Wechselte nach starken Saisons bei Union Berlin zu Mönchengladbach. Hier hat der FCA gepennt, was grundsätzlich nicht (nur) Reuter anzulasten ist.
Fabian Giefer: Sollte 2017 Augsburgs neuer Stammkeeper werden. Kam mit der Empfehlung von mickrigen 14 Spielen in drei Jahren. War beim englischen Zweitligisten Bristol City kein Startelfkandidat. Ruinierte sich mit den 4 abenteuerlichen FCA-Spielen die eigene Karriere. Derzeit vereinslos.
Tomas Koubek: Der nächste Keeper in dieser Liste. Kam 2019 für 7,5 Millionen Euro aus Rennes. Überzeugte nicht, musste für Andreas Luthe weichen. Insgesamt 25 Spiele für Rot-Grün-Weiß. Seit Rafal Gikiewicz da ist, kein Einsatz.
Stefan Reuter hat insgesamt mehrfach ein glückliches Händchen bei Transfers bewiesen, lag gleichzeitig aber auch öfter falsch mit seiner Einschätzung. Ein Wundermanager oder „Don Reuter“, wie den 55-Jährigen im Sommer noch einige Internetfans feierten und als welchen der FCA seinen Geschäftsführer Sport selbst auf Social Media bezeichnete, ist Stefan Reuter insgesamt nicht. Ein untragbarer Katastrophenfunktionär allerdings auch nicht.
Nach der abgelaufenen Saison wollen wir die besten FCA-Spieler küren. Nachdem es letzte Woche um den wichtigsten Profi ging, steht nun der meistverbesserte Spieler zur Wahl. Redaktionsintern haben wir uns zuvor auf fünf Kandidaten geeinigt, die infrage kommen.
Der meistverbesserte Spieler muss nicht zwingend zu den besten Profis im Kader zählen. Entscheidend ist vielmehr, inwiefern er sich im Vergleich zur Vorsaison positiv entwickelt hat. Neuzugänge sind von der Abstimmung ausgenommen.
#1: Reece Oxford
Reece Oxford ist auch für den Award des wichtigsten FCA-Spielers nominiert, was auch daran liegt, dass er sich im Vergleich zur Vorsaison enorm gesteigert hat. Unter Heiko Herrlich war der Engländer anfangs kein Startelfkandidat. Oxford kam in den ersten elf Spieltagen nur zu Kurzeinsätzen (48 Minuten insgesamt) oder blieb gänzlich außen vor. Das änderte sich mit dem 12. Spieltag in Bielefeld, wo Oxford das erste Mal 90 Minuten auf dem Platz stand und vollends überzeugte. Sein Durchbruch beim FCA! Insgesamt stand er in der Saison 2020/21 24 Mal auf dem Platz.
Seine Klasse hat der Defensivmann in diesen Spielen schon angedeutet, sich aber immer wieder auch Schnitzer geleistet. Diese Unsicherheiten hat Oxford mittlerweile abgestellt. In der vergangenen Saison war der immer noch erst 23-Jährige der Stabilisator der FCA-Abwehr. Kein Augsburger gewinnt mehr Zweikämpfe. Am Boden und in der Luft. Der Leuchtturm entscheidet ligaweit die elftmeisten Kopfballduelle für sich: insgesamt 121. Außerdem kommt er auf die größte Laufdistanz (311 Kilometer) und die beste Passquote (87 Prozent) aller FCA-Profis. Zum Vergleich: Innenverteidigerkollege Jeffrey Gouweleeuw kommt auf 77 Prozent. Krönung seiner Weiterentwicklung sind die ersten Tore im FCA-Dress. Gegen Bielefeld (1:1) und Stuttgart (4:1) köpfte Oxford ebenso ein wie im Pokal in Bochum (7:6 n.E.).
#2: Mads Pedersen
In der vorvergangenen Saison war Mads Pedersen kein Stammspieler. Phasenweise durfte der 25-Jährige zwar über 90 Minuten ran, kam insgesamt aber (auch wegen einer Muskelverletzung) nur in 15 Partien zum Einsatz. In der abgelaufenen Saison hat er diese Quote fast verdoppelt. In 29 Spielen stand Pedersen auf dem Platz. Spannend: Der als Linksverteidiger geholte Däne agierte unter Markus Weinzierl vor allem im linken Mittelfeld. Auf dieser Position erzielte Pedersen auch seine beiden Tore. Seinen Premierentreffer steuerte er beim 2:1-Sieg gegen die Bayern bei. Hinzu kommt ein Tor gegen den VfL Wolfsburg, gegen den ihm beim 3:0-Erfolg auch eine Vorlage gelang.
Pedersen hat gerade was die Zweikampfführung betrifft, noch Verbesserungspotential. Der Einsatz des früheren Juniorennationalspielers stimmt aber gefühlt öfter als bei seinen Vereinskollegen. Pedersen kann trotz seines jungen Alters Führung übernehmen.
#3: Iago
Hinter Pedersen ist Iago als Linksverteidiger gesetzt. Nach mehreren kleineren Wehwehchen in den vergangenen Jahren blieb der Brasilianer in der abgelaufenen Spielzeit weitgehend verletzungsfrei. 28 Bundesligaeinsätze stehen für den 25-Jährigen zu Buche. Defensiv hat Iago nach wie vor Defizite, etwa was die Manndeckung betrifft. Das Unter-70-Kilo-Leichtgewicht hat zudem gegen robuste Gegenspieler Schwierigkeiten. Weiterentwickelt hat sich Iago vor allem im Offensivspiel. Neben zwei eigenen Treffern (gegen Gladbach und Wolfsburg) steuerte er starke sieben Vorlagen bei (zwei davon im Pokal gegen Greifswald). Das auf Flanken von Außen fokussierte FCA-Spiel lebt von den Hereingaben seiner Außenspieler. Hier ist Iago das wertvollste Glied im FCA-Bund. 74 Flanken aus dem Spiel bedeuten ligaweit Platz neun und den besten Wert aller FCA-Profis. Bester Augsburger ist er auch bei den Sprints, wo 885 den sechstbesten Ligawert bedeuten.
Iagos Entwicklung scheint insgesamt noch nicht abgeschlossen. Gerade als er unter Weinzierl als Schienenspieler in der Dreier- beziehungsweise Fünferkette aufgestellt wurde, ließ er sein (Offensiv-)Potential durchblicken. Iago erinnert phasenweise an Philipp Max, der seinerseits ebenfalls nicht der defensivstärkste Profi war, seine Klasse aber in vorderer Reihe aufblitzen ließ. Von Max´ Qualitäten ist der Linksfuß zwar noch entfernt, im Offensivspiel hat er dennoch einen Schritt nach vorne gemacht.
#4: Robert Gumny
Iagos Pendant auf der rechten Seite verheimlicht seine Offensivqualitäten derweil. Dafür wirkt Robert Gumny gegen den Ball gefestigter. Freilich die Kernaufgabe eines Außenverteidigers. Der Pole zeigt zwar nach wie vor auch schwächere Spiele, hat diese in der abgelaufenen Saison allerdings minimiert. In 28 Spielen stand der zweifache Nationalspieler auf dem Platz, bis zum 20. Spieltag jeweils in der Startelf. Dann bremste ihn eine Sprunggelenksverletzung aus. Nachdem Gumny wieder fit war, ging es für ihn direkt wieder in die Anfangsformation.
In der Hinrunde agierte Gumny achtmal als Innenverteidiger. Eine Position, die der 23-Jährige aus seiner bisherigen Karriere noch nicht bekleidet hat – die er mit Abstrichen aber durchaus solide bewerkstelligte. Eine Passquote von 79 Prozent bedeutet den drittbesten Wert aller FCA-Kicker. Drittbester ist der frühere Posen-Profi auch in der Zweikampfquote, wo er auf 56 Prozent kommt.
#5: Noah Joel Sarenren Bazee
Die Karriere des Noah Joel Sarenren Bazee ist schon tragisch: Sehnenriss, Syndesmosebandriss, Bänderanriss, Kreuzbandriss. Nur um ein paar der Verletzungen des 25-Jährigen zu nennen. Auch in der abgelaufenen Spielzeit blieb der Deutsch-Nigerianer nicht verletzungsfrei. Zu Beginn war Bazee nur Ergänzungsspieler. Eine Knieverletzung warf ihn in der Hinrunde weiter zurück. Als sich der Flügelspieler rund um den Jahreswechsel wieder ins Team kämpfte, folgte die nächste Hiobsbotschaft: Kreuzbandriss. Wann der Rechtsfuß wieder zur Mannschaft zurückkehrt, ist fraglich.
In der abgelaufenen Saison kam Bazee insgesamt in 14 Spielen zum Einsatz, einmal in der Startelf (gegen Bielefeld). Die Saison zuvor waren es – auch verletzungsbedingt – nur fünf Spiele. Highlight seiner Saison war sein Treffer gegen Dortmund, der dem FCA ein 1:1 sicherte. Bleibt die entscheidende Frage: Wie gut wäre ein verletzungsfreier Noah Joel Sarenren Bazee?
Abstimmung
So, jetzt seid ihr gefragt: Welcher FCA-Profi hat sich in der vergangenen Saison am meisten verbessert?
Wer ist der meistverbesserte Spieler der Saison 2021/22?
Auch in diesem Jahr dreht sich das Trainerkarussell in der Bundesliga wie verrückt. Hatte man gedacht, dass nach dem letzten turbulenten Sommer ein klein wenig Ruhe einkehren würde, so hat man sich gewaltig geschnitten. Stand heute gibt es gleich bei sieben Teams einen Wechsel an der Seitenlinie. Mittendrin statt nur dabei ist auch unser geliebter FCA, der nach Markus Weinzierls fragwürdigem Abgang ebenfalls wieder einmal auf der Suche ist. In den sozialen Netzwerken wird dabei heiß diskutiert, ob das Problem vielleicht auf einer ganz anderen Position zu finden ist. Ein Grund für uns von der RoGaz, mal genauer nachzuschauen. Mit welchen Trainern hat Stefan Reuter beim FC Augsburg bereits zusammen gearbeitet? Gab es sportlich gesehen jeweils eine Verbesserung?
Zweite Chance
Ganze 4 Jahre lang war Stefan Reuter ohne Tätigkeit im Sportgeschäft, bevor er in Augsburg schließlich die große Chance bekam, sich erneut als Manager zu beweisen. Seine Verpflichtung rief doch einiges an Überraschung hervor. Immerhin war er bei unseren blauen Nachbarn aus München nicht unbedingt erfolgreich gewesen, wie Irina im ersten Teil unserer kleinen Stefan Reuter – Serie sehr ausführlich beschrieben hat.
Und auch in Dortmund ist sein Abgang keineswegs geräuschlos verlaufen. Nach zwölfeinhalb Jahren bei den Schwarzgelben legte er sein zuletzt ausgeführtes Amt als Teammanager auf eigenen Wunsch nieder. Die Begründung: „Die Strukturen und Kompetenzen sind für mich nicht gegeben, um erfolgsorientiert zu arbeiten“, so Reuter gegenüber der BILD. Offensichtlich braucht Stefan Reuter aus seiner Sicht einen weitreichenden Zuständigkeitsbereich, um erfolgreich arbeiten zu können.
Und genau dies schien der heutige Ehrenpräsident Walther Seinsch ihm bieten zu können, denn am 27.12.2012 gab der damals 71Jährige bekannt, Stefan Reuter als Nachfolger von Jürgen Rollmann verpflichtet zu haben.
Wir freuen uns, dass wir mit Stefan Reuter einen absoluten Fachmann für den FC Augsburg gewinnen konnten. Er hat sich ganz kurzfristig zum FCA bekannt, weil er das Potenzial des Klubs erkannt hat.
Ich denke, jeder von uns weiß noch, wie es um unseren FC Augsburg damals sportlich gesehen bestellt war. Mit gerade einmal 9 Punkten lag unser Herzensverein schon relativ weit abgeschlagen auf Rang 17 der Bundesligatabelle. Zwar waren es nur drei Zähler auf den Relegationsplatz, doch ans rettende Ufer waren es deren sogar 10.
Kein Grund aber für Stefan Reuter, den Kopf in den Sand zu stecken. „Wir haben drei Punkte Rückstand auf den Drittletzten. Es gibt auch die Möglichkeit der Entscheidungsspiele. Es wird schwierig, aber nicht unmöglich“, sagte er in einem Gespräch mit dem SID.
Weinzierl – Klappe, die Erste
Trotz zahlreicher kritischer Stimmen hielt der neue Sportdirektor damals an Trainer Markus Weinzierl fest. Der gebürtige Straubinger hatte erst im Juli den Posten von Aufstiegstrainer Jos Luhukay übernommen. Und dass es zum damaligen Zeitpunkt sportlich nicht rund lief, braucht bei diesen Verhältnissen wirklich keinen zu wundern. Vor Stefan Reuter gab es immerhin gleich zwei Manager innerhalb eines halben Jahres. Da kann keine Ruhe im Verein herrschen, die es aber doch braucht, um erfolgreich arbeiten zu können.
Lange Rede, kurzer Sinn: Wir wissen alle, wie die Geschichte ausging. Das Duo Weinzierl und Reuter schien in jener ersten Amtszeit perfekt miteinander zu harmonieren. Immerhin durchlief der FC Augsburg unter ihnen die erfolgreichste Phase der Clubhistorie. Die Teilnahme an der Europa League, das zweimalige Erreichen des Achtelfinales im Pokal und die Plätze 5 und 8 in der Tabelle sprechen für sich. Zudem wurden der Sportdirektor und der Coach in der Saison 2013/14 vom Fußballmagazin 11FREUNDE als bester Trainer bzw. bester Manager des Jahres ausgezeichnet.
Auch die Statistiken zu jener Zeit zeigen, dass einfach alles passte. Sowohl neben als auch auf dem Platz. Nie mehr war die Punkteausbeute so hoch wie in Markus Weinzierls erster Amtszeit. So holte man in der Saison 2013/14 durchschnittlich 1,53 Punkte je Partie. In der Folgesaison waren es immerhin stattliche 1,44, die zum Einzug in die Europa League reichten. Und auch in puncto Zweikampfquote (Bestwert: 52,09%), Ballbesitz (52,29% ) und Passquote (76,44%) erreichte der FCA nie wieder so gute Werte.
Es hätte alle so schön sein und ewig so weiter gehen können. Es war auch soweit alles angerichtet, denn Weinzierl hatte seinen Vertrag sogar schon bis 2019 verlängert. Doch leider klopfte dann die große, böse Konkurrenz aus Gelsenkirchen an und wollte uns unseren Erfolgstrainer weg schnappen. Der wiederum war der Meinung, mit dem Team „alles erreicht zu haben, was wir zusammen erreichen konnten. Nun muss einer mit neuen Ideen und neuen Visionen übernehmen.“ In einem Gespräch mit der Wochenzeitung Ende Mai 2016 – und damit kurz nach Saisonende – sprach er sogar noch davon, dass sein Engagement auf Schalke nicht scheitern würde, da er sich „lange darauf vorbereitet“ habe.
Ich denke, nicht nur eine große Anzahl von Fans, sondern auch Stefan Reuter nahmen das Markus Weinzierl richtig übel. Vor allem auch, da Weinzierl seinen Vertrag über seinen Rechtsanwalt auflösen ließ. Nach wochenlangem Hickhack stimmte unser Sportdirektor schließlich der Auflösung des gültigen Arbeitspapiers zu und bescherte dem FCA damit eine Ablöse in Höhe von ca. 3 bis 5 Millionen Euro. Aber der Stachel der Enttäuschung saß sehr tief. Und wie man nun mehr oder weniger mitbekommen hat, tut er das auch noch heute.
Ein kurzes Intermezzo
Mit dem Abgang von Markus Weinzierl musste nun also nach 4 konstanten Jahren erstmals ein neuer Trainer von Stefan Reuter eingesetzt werden. Diesen fand er beim damaligen Ligakonkurrenten SV Darmstadt 98. Dirk Schuster hatte die Hessen 2012 in der 3. Liga übernommen und sie souverän ins deutsche Oberhaus geführt. Mit 38 Punkte hatte Schuster sogar genau gleich viele Punkte geholt wie der FC Augsburg in jener Spielzeit und war mit seinem Verein nur aufgrund des schlechteren Torverhältnisses zwei Plätze hinter den Fuggerstädtern auf Rang 14 gelandet.
Dirk Schusters Zeit in Augsburg war kurz und nicht unbedingt ansehnlich. Viele Stimmen beschwerten sich damals über die sehr defensive Ausrichtung der Taktik. Und die Statistiken geben ihnen Recht. Mit gerade einmal 0,79 Toren je Partie ist das mit Abstand der schlechteste Wert der Augsburger Bundesligageschichte. In den Kategorien Ballbesitz (45,29%), Laufleistung (109,58 km) und Passquote (73,09%) nahmen die Werte im Vergleich zu seinem Vorgänger deutlich ab. Lediglich was die Zweikampfquote anging, konnte Schuster dem Team mit 49,5% ähnliche Leistungen entlocken.
Trotz dieser Leistungen kam die Trennung für viele FCA-Fans zum damaligen Zeitpunkt dennoch überraschend. Immerhin war man auf dieser Position Konstanz gewöhnt und tabellarisch standen unsere Jungs mit 14 Punkten aus 14 Spielen auf Rang 13. Der Abstand auf den Relegationsplatz war jedoch auf 4 Punkte zusammen geschrumpft, nachdem man das Abstiegsduell gegen den HSV am 10.12.2016 mit 1:0 verloren hatte.
Zu viel anscheinend für Reuter, der 4 Tage später die Entlassung von Schuster bekannt gab. In der offiziellen Pressemitteilung hieß es: Nach eingehender Analyse der aktuellen sportlichen Situation sind die Verantwortlichen des FC Augsburg zu der Erkenntnis gelangt, dass unterschiedliche Auffassungen über die weitere sportliche Ausrichtung und die Art und Weise, wie der FCA Fußball spielen will, herrschen.
Stefan Reuter selbst begründete den Trainerwechsel am 15.12.2016 wie folgt: „Die letzten Wochen hat sich das angedeutet und es war eine Tendenz zu erkennen, die uns nicht gefallen hat. Und nach dem HSV-Spiel haben wir die Dinge nochmal intern besprochen und sind zu dem Schluss gekommen, jetzt auch kurzfristig zu handeln. Weil wir eben auch die Gefahr sehen, dass unsere Ziele in Gefahr geraten. Und das war der Grund, warum wir jetzt auch zwei Spieltage vor der Winterpause so eine Entscheidung treffen. Die entscheidenden Gründe sind einfach, dass man – wie ich es gesagt habe – dass man der festen Überzeugung ist, dass man gemeinsam die Zukunft nicht erfolgreich gestalten kann. Das Gefühl war einfach da, dass auch ein Stück weit die Überzeugung innerhalb der Mannschaft fehlt.“
Der offizielle Trennungsgrund waren laut Reuter also sportliche Gründe. Seltsam ist dabei allerdings, dass Dirk Schuster zuvor mit einem Veilchen beim Training aufgetaucht war. Angeblich kam er zwar von Hamburg mit einer Magen-Darm-Grippe zurück und stürzte nachts in seinem Badezimmer. Ob das jedoch so stimmt, bleibt fraglich, denn es gibt durchaus anderweitige Gerüchte. Alles in allem eine seltsame Episode für einen auf Konstanz bedachten Verein.
Vereinsinterne Lösung
Nach der doch recht kurzen Episode mit Schuster, sollte Manuel Baum schließlich für Ruhe und auch für Konstanz auf diesem Posten sorgen. Zuerst einmal war der damalige Chef des Nachwuchsleistungszentrum nur als Interimslösung geplant. Als dieser jedoch in den zwei Spielen vor der Winterpause – gegen Gladbach und den BVB – 4 Punkte einfahren konnte, beförderte man ihn kurzerhand zum Cheftrainer der Profimannschaft.
Sportlich gesehen war der Lehrer auf jeden Fall eine sichere Bank. Zwar zogen wir nicht in die internationalen Wettbewerbe ein, doch in Augsburg ist das übergeordnete Ziel ohnehin der Klassenerhalt. Und das schaffte Baum doch recht passabel mit einem 13. und einem 12. Platz in der Tabelle in den Jahren 2016/17 und 2017/18. Seine Punkteausbeute von 1,2 und 1,21 Zählern pro Spiel war im Übrigen auch die Zweitbeste nach Markus Weinzierl. Dies zeigt wiederum sehr deutlich, wie wichtig Kontinuität auf diesem Posten auch für das Team sein kann.
Doch dann kam schließlich die Saison 2018/19 und wenn ich heute so darüber nachdenke, dann war das Scheitern von Manuel Baum eigentlich schon lange vorher abzusehen. Am 02.11.2018 verstarb vollkommen überraschend eine große Konstante des Vereins. Peter Bircks – Aufsichtsratsvorsitzender, Geschäftsführer für Finanzen der KGaA und die gute Seele des FCA – erlag den Folgen eines Autounfalls. Dies stürzte den FC Augsburg in eine tiefe Krise, denn im Zeitraum vom 03.11.2018 bis einschließlich dem 26.01.2019 konnten die Jungs kein einziges Spiel mehr gewinnen. 3 Unentschieden und 7 Niederlagen stehen hier zu Buche. Ihr könnt mich gerne für verrückt halten, aber für mich deutet das auf Unruhen innerhalb des Vereins hin, was sich schnell auch mal auf die Mannschaft übertragen kann.
Stefan Reuter wusste natürlich Rat und holte mit Jens Lehmann einen erfahrenen Ex-Kollegen als Co-Trainer an Bord. Darüber möchte ich mich jetzt lieber nicht äußern. Nur so viel: Gefruchtet hat es nicht. Zwar konnte der FCA 10 Punkte einfahren, aber musste sich auch 5 Mal geschlagen geben. Und das mit sage und schreibe 21 Gegentoren in 9 Partien. So viel zu „Abwehr stabilisieren“…
Und auch hier gab es bei der Trennung eine ausschweifende Erklärung, die dem Zuhörer irgendwo bekannt vorkam: „Wir haben in den letzten Wochen und Monaten wirklich alles probiert, dass wir in der Konstellation mit Manuel Baum als Cheftrainer die Wende schaffen, die Weichen auf Erfolg stellen. Das ist uns leider nicht hinreichend gelungen. Und jetzt nach der klaren Niederlage gegen Hoffenheim und eben auch der Niederlage gegen Nürnberg hat uns die Überzeugung gefehlt, dass wir das nochmal dauerhaft hinkriegen. Die Leistungen waren einfach auch zu schwankend und das hat uns dazu bewogen, einen klaren Schnitt zu machen, um mit der Neuausrichtung in die nächsten Wochen zu gehen, den Saisonendspurt optimistisch anzugehen und die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft des FC Augsburgs zu stellen.“
Mit Manuel Baum musste übrigens nicht nur Co-Trainer Jens Lehmann, sondern auch der damalige Technische Direktor Stephan Schwarz seine Koffer packen, der 2013 als Chefscout beim FCA angefangen hatte. Ab 2017 unterstützte er den Sportdirektor bei der Kaderplanung und war auch für die Trainingsplanung mitverantwortlich. Zudem wurde er in alle Entscheidungen eingebunden und bildete mit Stefan Reuter sozusagen den sportlichen Denkapparat.
Mit dessen Entlassung begann also quasi die „Alleinherrschaft“ unseres Geschäftsführers für den sportlichen Bereich, denn die Stelle des Technischen Direktors wurde seitdem nicht neu besetzt. Zwar trafen Reuter, Ströll und Hofmann nach eigener Aussage die wichtigen Entscheidungen stets zusammen doch wie zuletzt bekannt wurde, schaffte es der Eine oder Andere auch mal, seine eigene Entscheidung bei den anderen Beiden durchzudrücken.
Positiver Schweizer
Auf jener Pressekonferenz, bei der das Ende von Manuel Baum verkündet wurde, stellte man mit Martin Schmidt gleich den neuen Trainer vor. Stefan Reuter beschrieb den Schweizer als erfahrenen Bundesligatrainer, der die Werte des FC Augsburg schätzt, verkörpert und hoch hält.
Ich persönlich mochte den Fußball, den wir unter Martin Schmidt zu sehen bekamen. Kämpferisch, bissiger Umschaltfußball, der in vielen Toren endete. In seinen ersten 6 Partien schossen die Jungs gleich einmal 14 Tore. Das große Problem war allerdings auch, dass man hinten die Abwehr nie wirklich dicht bekam und dadurch überdurchschnittlich viele Tore kassierte. Ein Grund hierfür mögen auch die Abstimmungsprobleme mit dem neu verpflichteten Torhüter Tomas Koubek gewesen sein.
Schmidt war für insgesamt 31 Spieltage Trainer unseres geliebten FCA. Dabei sah man 9 Siege, 7 Unentschieden und 15 Niederlagen. Das macht einen Punkteschnitt von 1,1. Auch in den übrigen Statistiken war die Leistung eher durchschnittlich. Was hierbei relativ auffällig ist, dass man unter dem heute 55Jährigen tatsächlich einen Leistungseinbruch hatte. Vor allem, was die Passquote anging. Die sank nämlich von einem Wert von ca. 76% auf 68%. Die Zweikampfquote dagegen blieb recht stabil bei 46%.
Der Zeitpunkt von Martin Schmidts Entlassung warf in der Fangemeinde aber dann doch einige Fragen auf. Zwar hatte das Team in der Rückrunde bis dato nur 4 Punkte geholt. Dennoch hatten die Jungs in der Allianz Arena einen Kampf hingelegt, der sich sehen lassen konnte. Zudem hatte der Schweizer Coach endlich reagiert und auf der Torhüterposition einen Wechsel vorgenommen. Ob ihm das vielleicht zum Verhängnis geworden sein könnte?
Fakt ist, dass Sportdirektor Stefan Reuter am 09.03.2020 die Trennung von Martin Schmidt bekannt gab. Dies begründete er wie folgt: „Die natürlich enttäuscht waren, weil sie es gerne selbst gedreht hätten, aber auch gesagt haben, aufgrund der Statistiken, die deutlich gegen uns sprechen, die deutlich in die falsche Richtung zeigen, was Passquote, was Zweikampfquote usw. angeht, haben sie volles Verständnis gehabt. Und wünschen dem FC Augsburg – uns allen – viel Erfolg, dass wir unser Ziel erreichen, die Klasse zu halten.“
Das lassen wir jetzt einfach mal so dahin gestellt, aber ich glaube, so ähnlich haben wir das schon mal gehört, oder?
Herrlich… wars nicht
Der ehemalige Teamkollege unseres Sportdirektors wurde schon einen Tag nach der Entlassung von Martin Schmidt als neuer Coach vorgestellt. Man muss dazu sagen, dass Herrlich keine einfache Zeit beim FC Augsburg hatte, denn unter ihm durfte nur ein einziges Spiel vor Zuschauern bestritten werden. Am 2. Spieltag der Saison 2020/21 durften 6.000 Zuschauer einen Sieg unserer Augsburger über Borussia Dortmund sehen. Corona sei es gedankt… Vielleicht wäre der Fußball auch ansehnlicher gewesen, wenn Fans in den Stadien zugelassen gewesen wären. Man weiß es nicht…
Die taktische Ausrichtung unter Herrlich war trotzdem sehr schwere Kost. Hatte man unter seinem Vorgänger noch attraktiven Offensivfußball bewundern dürfen, so stand nun die Defensive im Vordergrund. Zwar wurde unter Herrlich die Abwehr stabilisiert, aber nach vorne ging halt gar nichts. Unsere Stürmer um Florian Niederlechner, Alfred Finnbogason und Co. wurden in ein mentales Tief gesogen und trafen so gut wie gar nicht mehr.
Und auch die von Reuter geforderte Verbesserung in puncto Zweikampfquote, Passquote etc. traf nur bedingt ein. Insgesamt erreicht Heiko Herrlich in der Saison 2020/21 Werte von 73,05% angekommenen Pässen und 48,68% gewonnenen Zweikämpfen. Unter ihm liefen die Spieler tatsächlich am meisten – durchschnittlich 118,88 km pro Partie – allerdings gab man mit 9,48 Torschüssen auch die wenigsten Schüsse ab. Zudem fiel Herrlich immer wieder mit unangenehmen Situationen auf. Ich sage nur: Zahnpasta!
Als Fan war es ziemlich frustrierend, sich diese Leistungen Woche für Woche anschauen zu müssen. Viele forderten eine Entlassung des gebürtigen Mannheimers, doch Stefan Reuter zögerte. Das brachte den FCA nicht nur erneut in den Abstiegskampf, sondern ließ erste Stimmen und Zweifel gegenüber unserem Sportdirektor laut werden. Als sich die Augsburger in einem desaströsen Heimspiel gegen Tabellensiebzehnten allerdings 3 Gegentore in einer Halbzeit einfingen, war Heiko Herrlich nicht mehr zu halten.
Ich bin trotzdem der Überzeugung, dass es Stefan Reuter nicht leicht gefallen ist, seinen Freund zu entlassen. In der Pressekonferenz zur Vorstellung des neuen Coaches sagte der Geschäftsführer Sport: „Weil wir natürlich in den letzten vier Spielen gegen direkte Konkurrenten – mit Ausnahme von Frankfurt, aber Schalke, Bielefeld und Köln – nur einen Punkt geholt haben. Und die Art und Weise wie die Mannschaft dann gespielt hat. Ich glaube, wir machen das hier nicht immer vom Ergebnis abhängig, sondern wir müssen spüren, dass die Überzeugung da ist. Und auch die Überzeugung innerhalb der Kabine da ist, dass wir das aus eigener Kraft schaffen. Das hat uns gefehlt und darum sind wir zu dem Entschluss gekommen, jetzt noch in dieser Saison auch zu reagieren.“
Im Übrigen war Heiko Herrlich der Einzige, der sich in einem öffentlichen Statement von den Fans verabschieden durfte.
Weinzierl – Klappe, die Zweite
Viele Fans in den sozialen Netzwerken haben ihn gefordert und sie haben ihn bekommen. Der Erfolgstrainer kehrte nach Hause zurück. In der Pressekonferenz zu seiner Vorstellung wirkte Stefan Reuter nach außen hin beinahe erleichtert, Markus Weinzierl wieder an seiner Seite zu haben. Die Unstimmigkeiten alter Zeiten seien schon längst ausgeräumt worden.
Alles anscheinend nicht ganz der Wahrheit entsprechend, wenn man auf die jüngsten Geschehnisse blickt. Immerhin hat Markus Weinzierl in seinem Interview bei Sky kurz nach Abpfiff schwer kritisiert.
Das kann ich Ihnen nicht sagen, weil wir nicht gesprochen haben. Von daher ist es so, dass er gestern zu mir gesagt hat, er will eventuell nächste Woche oder am Montag reden. Es ist aber nicht nur auf das hin zu beziehen. Es ist in den letzten Wochen und Monaten ein Prozess gewesen, der gestern eben auch mit der Presseerklärung des Präsidenten in mir gereift ist… Wir haben die Liga gehalten als FC Augsburg. Ich glaube, wir haben das Budget vom Tabellenfünfzehnten und sind jetzt aktuell Tabellenvierzehnter. Haben es 3 – 4 Spieltage vor Schluss geschafft, im Endeffekt souverän geschafft. Es kam keine Zufriedenheit auf und das war auch so ein Signal für mich. Oder ein Zeichen für mich. Und dann… Wie gesagt, mehrere Gründe.
Auch in der Pressekonferenz ging es mit indirekten Vorwürfen weiter. Als FCA-Fan wusste man gleich gar nicht mehr, was man sagen sollte. Leute, die mich kennen, wissen, dass ich jetzt nicht unbedingt ein Fan davon war, Markus Weinzierl zurück zu holen. „Aufwärmen sollte man nur Gulasch“, hat mein Vater immer gesagt und er sollte auch in diesem Falle Recht behalten. Doch sein Abgang warf Fragen auf, die bis heute unbeantwortet geblieben sind.
Blickt man auf die Statistiken, dann hat sich das Team unter Weinzierl nur bedingt verbessern. Zwar schossen unsere Jungs mehr Tore (1,15 im Vergleich zu 1,11 unter Herrlich), kassierten aber gleichzeitig auch mehr Gegentore (1,65 im Vergleich zu 1,52). Zwar wirkte die Art Fußball zu spielen ein wenig ansehnlicher und man hatte den Eindruck, als stünde dort eine Einheit auf dem Platz, aber leider auch nicht in jeder Partie. Die Inkonstanz hatte uns auch in dieser Saison vollends im Griff. Das sieht man auch an den Werten der Passquote (71,34%), Zweikampfquote (47,65 %) und der Laufleistung (115,78 km), die allesamt schlechter sind als in der Herrlichschen Zeit.
Ich glaube, ich spreche trotzdem für uns alle, wenn ich sage, dass die Trennung nicht so verlief, wie sie sein sollte. Zu so etwas gehören aber immer zwei Parteien. Persönlich bin ich der Meinung, dass es im Hintergrund auf irgendeine Art und Weise Unruhen gegeben hat und Markus Weinzierl sich nicht wertgeschätzt haben muss. Aber ob man das dann in der Öffentlichkeit so austragen muss, ist die andere Frage.
Unser Sportdirektor zeigte sich natürlich sehr überrascht. „Das ist für mich schon überraschend, dass er das jetzt unmittelbar nach dem Spiel macht. Weil wir haben einen Sieg, die Stimmung im Stadion war sehr gut und positiv, die Fans haben gefeiert – auch die Mannschaft. Da hätte ich mir gewünscht, dass wir nächste Woche in aller Ruhe sprechen und uns da austauschen. Unterschiedliche Sichtweisen vielleicht austauschen“, so Stefan Reuter bei Sky.
Das war aber auch das Einzige, das er bisher verlauten ließ, denn seit dem 14.05.2022 hat man von keinem unserer Geschäftsführer irgendetwas zur aktuellen Situation zu hören bekommen.
Ligavergleich
Die Kritik an unserer sportlichen Leitung hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Immer wieder kann man sowohl in den Medien, als auch in den sozialen Netzwerken negative Stimmen darüber lesen, dass so viele Trainer verschlissen worden sind. Immerhin gab es nun in den letzten 3 Jahren mit Manuel Baum, Martin Schmidt, Heiko Herrlich und Markus Weinzierl 4 verschiedene Trainer mit unterschiedlichen Philosophien. Natürlich klingt das erst einmal viel und auch ich wünsche mir endlich Konstanz auf dieser Position.
Doch schaut man sich mal in der Bundesliga um, dann stellt man schnell fest, dass der FCA auf der Trainerposition mit Abstand nicht die meisten Wechsel vornimmt. Im Gegenteil, man gehört sogar zu den Vereinen, wo mit am wenigsten der Trainer ausgetauscht wird. In 11 Jahren Bundesligazugehörigkeit hatte man gerade einmal 7 Trainer. In der Zeit ab der Übernahme von Stefan Reuter am 01.01.2013 gab es gerade einmal 5 Trainerwechsel.
Spitzenreiter Stuttgart hatte in der gleichen Zeit 16 Trainer. Dahinter folgt gleich der HSV mit 15 Coaches. Um genau zu sein hatte fast jeder Verein mehr Rotation auf dieser Position als der FC Augsburg. Lediglich der SC Freiburg, der überhaupt keinen Wechsel vorgenommen hat, und Borussia Mönchengladbach mit 5 Cheftrainern haben hier mehr Konstanz. Kurz: Der FC Augsburg liegt im Ligavergleich auf einem wirklich sehr guten 3. Platz, den man sich mit Eintracht Frankfurt teilt, die seit 2013 ebenfalls nur 6 Coaches hatten.
Fazit
Auch wenn man auf die Anzahl der Übungsleiter seit April 2019 blickt, stellt man fest, dass in nahezu jedem Verein nahezu gleich viele Wechsel vorgenommen wurden. Nur Freiburg, Union, Greuther Fürth (kein Wechsel) und in Frankfurt (ein Wechsel) war der Verschleiß an Trainern geringer. Bayern, Dortmund, Gladbach und Bielefeld hatten wie der FC Augsburg jeweils 3 Trainer.
Von daher könnte man jetzt sagen, dass ja alles nicht so schlimm ist. Trotzdem darf es ein „Weiter so“ aus meiner Sicht nicht geben. Konstanz kann im Fußball sehr viel ausmachen, wie man daran sieht, dass der FCA seine erfolgreichste Zeit hatte, als man 4 Jahre lang mit Markus Weinzierl den gleichen Coach hatte. Durch hervorragende Teamarbeit hat man es geschafft, den Verein sogar in die internationalen Wettbewerbe zu bringen. Daran sieht man, dass das genau die Dinge sind, auf die es ankommt: Konstanz, Zusammenhalt und ein ruhiges Arbeitsklima.
Genau das ist es aber, was sich nicht nur die Fans, sondern auch die Spieler wieder zu wünschen scheinen. So sagte Kapitän Jeffrey Gouweleeuw nach der Partie gegen Greuther Fürth: „Wenn man jedes Jahr einen neuen Trainer hat, ist das nicht gut. Jetzt müssen wir mal wieder abwarten und schauen.“ Das klingt in meinen Ohren nicht nur unsicher sondern auch unzufrieden. Das kann man auch durchaus nachvollziehen, denn jetzt kommt wieder ein neuer Coach mit neuen Ideen, Techniken, Taktiken und eventuell Veränderungswünschen. Dinge, die die Spieler erneut von der Pike auf verinnerlichen müssen.
Deswegen können wir nur hoffen, dass die Verantwortlichen und vor allem Stefan Reuter nun ein glücklicheres Händchen haben, was die Auswahl des neuen Trainers angeht, damit endlich wieder Konstanz und Ruhe in den Verein einkehrt. Vielleicht können wir dann irgendwann einmal wieder über solch große Erfolge jubeln, die wir einst feiern durften.
Wir sind schon alle ganz gespannt, wer der neue Trainer nun letztlich werden wird. Peter Zeidler, der in St. Gallen gezeigt hat, wie erfolgreich er mit einem jungen Team arbeiten konnte? Hannes Wolf, der den VfB Stuttgart einst zum Zweitligameister machte und heute die deutsche U19 erfolgreich trainiert? Sebastian Hoeneß, der erst in Hoffenheim seinen Posten räumen musste? Oder wird es am Ende doch jemand ganz anders, mit dem wir alle nicht rechnen? Wir können nur eines tun: Abwarten und Tee / Kaffee / ein kühles Riegele trinken.
Keine Person in Augsburg steht derzeit so arg im Scheinwerfer und auch in der Kritik wie Stefan Reuter. Wir nehmen die letzten Geschehnisse zum Anlass, um dem aktuellen „SpoDi“ des FCA eine Serie zu widmen. Beginnen wir einmal mit der Vorgeschichte des Stefan Reuter, der nicht immer Sportfunktionär war, sondern einst erfolgreicher Spieler hierzulande.
Kindheit und Jugend
Stefan Reuter wurde am 16. Oktober 1966 als mittlerer Sohn dreier Kinder von Fritz und Elle Reuter im mittelfränkischen Dinkelsbühl geboren. Er hat zwei Geschwister, Jörg und Ursula. Dinkelsbühl ist seinerseits eine große Kreisstadt im Landkreis Ansbach, rund 100 Kilometer von Augsburg entfernt und beheimatet 11.882 Einwohner*innen (Stand: 31.12.2020). Bedeutend sicherlich die Lage: Die Stadt liegt direkt an der Romantischen Straße, die älteste Ferienstraße Deutschlands, die in Füssen im Ostallgäu endet.
Im Alter von fünf jungen Jahren begann er in der Nachbarschaft- beim TSV 1860 Dinkelsbühl – das Fußballspielen. Dort hat er alle Jahrgänge bis zu den B-Junioren durchlaufen, seine Neffen Jonas (31) und Lukas (27) spielen heute noch dort, beim Kreisligisten in der KL Nürnberg/Frankenhöhe 1. Wenn es die Zeit zulasse, so Reuter, besucht er selbst seine Heimat – dort leben neben seinen Neffen noch seine Eltern sowie sein Bruder Jörg. 11 Jahre spielte Reuter in Dinkelsbühl, dann rief den talentierten Kicker die große Welt des Fußballs. Entdeckt hatte Reuter 1982 Günter Gerlin, ehemaliger Trainer des 1. FC Nürnberg und der SpVgg Greuther Fürth.
So wechselte Stefan Reuter mit 15 Jahren zum damaligen Zweitligisten 1. FC Nürnberg. Wir schreiben das Jahr 1982. Bei den prominenten Franken, beim „Club“, reifte Reuter zum Juniorennationalspieler heran, durchlief die U17 (1 Spiel) und U18 (7 Spiele) Deutschlands. In seiner Jugend vertrat er die Deutsche U16-Auswahl im UEFA-Wettbewerb „U-16“, der im Sommer in Deutschland stattfand. Mit seinen Teamkollegen sicherte sich Reuter mit einem 2:0 im Finale gegen die Sowjetunion als Einwechselspieler die Europameisterschaft der U16-Junioren.
Auch für die U18 Deutschlands kam er zum Einsatz (8 Spiele), ebenso für die U21-Nationalmannschaft, dort debütierte er am 24. September 1985 in Eskilstuna und erzielte prompt zwei Tore gegen die schwedische Auswahl. Darüber hinaus trat er im Jahre 1987 mit der Bundeswehr-Nationalmannschaft bei der Militär-WM an und errang mit seinen Mitstreitern den zweiten Platz. In seiner Jugend war Stefan Reuter aber nicht nur ambitionierter Kicker, sondern auch erfolgreich in der Leichtathletik. Er konnte die Bezirksmeisterschaft im Weitsprung gewinnen und war darüber hinaus noch bayerischer Meister in der Disziplin Crosslauf.
Profikarriere
Zehn Tage vor seinem 18. Geburtstag – es war der 06. Oktober 1984 – durfte Reuter für den Club in der zweiten Liga debütieren, gegen Kickers Offenbach am 9. Spieltag. Der „Glubb“ gewann 3:2 auswärts in Hessen. Zu Saisonende stieg der junge Stefan als rechter Mittelfeldspieler mit seiner Mannschaft in die Bundesliga auf und verweilte dort bis zur Saison 1987/88. Für den 1. FC Nürnberg bestritt Reuter 125 Pflichtspiele, erzielte als Defensivspieler 13 Tore. Zudem lief er dreimal im DFB-Pokal auf und traf zweimal ins gegnerische Tor. Am 18. April 1987 durfte Reuter zum ersten Mal für die deutsche A-Nationalmannschaft spielen. Sein Debüt gab der damals 20jährige beim 0:0 gegen Italien in Köln. Er wurde in Minute 63 für Wolfgang Rolff eingewechselt. Für die deutsche Auswahl absolvierte Stefan Reuter insgesamt 69 Partien.
1988 wechselte Reuter dann zum FC Bayern München, für den er insgesamt 95 Ligaeinsätze (4 Tore) verzeichnete sowie 10 UEFA-Pokal (1 Tor)- und 12 Landesmeisterpokal-Spiele (3 Tore). Er gewann mit den Münchner Bayern drei Titel und wechselte dann 1991 nach Italien zu Juventus Turin. Dort verweilte er genau eine Saison, bevor er sich dem BVB anschloss. 1992 riss das Kreuzband. 2000 erlitt er einen Knorpelschaden im Knie. Dennoch konnte Reuter 502 Bundesligapartien bestreiten. In Dortmund beendete er 2004 seine Karriere. Mit dem BVB gewann der gebürtige Franke in zwölf Saisons acht Titel. 1997 gewann er mit den Dortmundern die Champions League, nach einem 3:1 über Juventus Turin, seinen Ex-Club. Torschütze zum 1:0 sowie 2:0 übrigens der ehemalige Augsburger Karl-Heinz „Kalle“ Riedle, der im Finale in Minute 67 ausgewechselt wurde, für ihn kam Heiko Herrlich. Ebenfalls ein alter Augsburger Bekannter.
Stefan Reuter nahm sowohl an der WM 1990 als auch an der WM 1998 teil. 1990 errang er mit der deutschen Elf den Titel und erhielt in Folge das silberne Lorbeerblatt als Ehrung dieses Erfolgs. Weiterhin bestritt er die EM 1992 sowie 1996. Sein letztes Spiel für die deutsche Auswahl war das erste Vorrundenspiel der WM 1998 gegen die USA. Insgesamt wurde Stefan Reuter in seiner aktiven Laufbahn Weltmeister (1x, 1990), Europameister (1x, 1996), Champions League Sieger (1x, 96/97 mit dem BVB), Deutscher Meister (5x, 2mal mit dem FC Bayern und 3 mal mit dem BVB), Deutscher Zweitligameister (1x, 84/85 mit dem Club), U17-Europameister (1x, 1984), 1x Weltpokalsieger (1998, mit dem BVB) sowie deutscher Superpokalsieger (5x insgesamt). Zudem war Reuter zweimaliger UEFA-Cup-Finalist mit der Borussia aus Dortmund (2001/02, 1992/93). 502 Bundesligaspiele konnte Reuter in Summe bestreiten, 47 Einsätze im UEFA-Cup, 44 in der Champions League und 34 im DFB Pokal. Darüber hinaus absolvierte er 28 Partien in der Serie A und 8 im italienischen Pokal, der Coppa Italia.
Funktionärslaufbahn – BVB & 1860
2004 beendete Stefan Reuter – seine zugegebenermaßen glanzvolle – aktive Karriere beim BVB, übrigens als letzter verbliebener Weltmeister von 1990. Schon im Jahr 2000, parallel zu seiner Profilaufbahn, absolvierte Reuter einen Kurzlehrgang für Nationalspieler und erhielt die Lizenz des Fußballlehrers. Nach seinem Karriereende im Jahr 2004 wird er Assistent beim BVB, gab diese Position schon 2005 aber wieder auf. 2006 wechselte Reuter als Manager zum damaligen Zweitligisten 1860 München. Zuvor erfolgte beim TSV 1860 der Rauswurf von Trainer Reiner Maurer sowie Manager Roland Kneißl, dem Vorgänger Reuters auf der Position des Managers.
„Wir sind uns einig mit Stefan Reuter. Und wir sind sehr zufrieden mit seiner Verpflichtung, denn uns waren ja gleich zwei Leute ausgefallen.“
Damaliger Löwen-Präsident Karl Auer zur Verpflichtung von Stefan Reuter im Jahr 2006
Stefan Reuter erhielt bei den Löwen einen Vertrag bis 31.12.2008. „1860 ist für mich eine Riesenherausforderung. Das Wichtigste ist zunächst, dass das Sportliche wieder im Vordergrund steht, und ich bin überzeugt, dass die anvisierten Ziele erreicht werden können“, so Reuter damals zu diesem Schritt. In einem Kicker-Interview im Jahr 2006 gab Stefan Reuter an, dass die Management-Position in einem Fußballclub sein selbst gesetztes Ziel war.
Was Stefan Reuter schon immer in seinem Machtbereich sah- als Manager sieht er sich offensichtlich mit absoluter Kompetenz ausgestattet: „Dass es von den Profis bis zu den Amateuren und Jugendteams, vom Physiotherapeuten bis zum Zeugwart keinen Vertrag geben wird, der nicht meine Unterschrift trägt. Und ich frage auch keinen, ob ich mich auf die Bank oder in Spielersitzungen setzen darf. Aber die Kompetenz für die Mannschaft liegt klar beim Trainer.“
1860 als Sprungbrett und die Doppelrolle
2008 wurde Reuter dann zum Geschäftsführer der TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA bestellt. Er war damals zu dem Zeitpunkt alleiniger Geschäftsführer des TSV 1860. Zuvor wurde der ehemalige Geschäftsführer Stefan Ziffzer entlassen, weil dieser eine Brandrede gegen den Club-Präsidenten Albrecht von Linde gehalten hatte. „Der Fisch stinkt vom Kopf her, und bei uns ist der Kopf der Präsident (…) Dieser Präsident ist eine Schande.“, so Ziffzer auf der Pressekonferenz nach dem 1:1 gegen den VfL Osnabrück, das dem TSV den Klassenerhalt sicherte. Noch im VIP-Raum wurde Ziffzer dann von von Linde die fristlose Kündigung ausgesprochen.
Überhaupt, es waren damals chaotische Tage bei den Löwen. „Bis Ende des Jahres müssen die „Löwen“ 1,5 Millionen Euro Eigenkapital aufbringen, um die Auflagen bzw. Bedingungen der Deutschen Fußball Liga (DFL) zu erfüllen“, berichtet der Kicker anno dazumal. Der Kicker berichtet zum damaligen Zeitpunkt von internen Machtkämpfen und finanziellen Schwierigkeiten. Reuter, selbst auch in der Kritik, sah sich Gerüchten ausgesetzt, er solle durch Miroslav Stevic ersetzt werden. Reuter lehnte damals einen Rücktritt ab.
2009 sah es sportlich nicht besser aus für den Club mit den großen Ambitionen und der großen sportlichen Historie. Platz elf bekleidete der TSV in der zweiten Liga, zu wenig für den Traditionsverein mit Erstligaträumen. Wirtschaftlich sah es ebenfalls fatal aus (die Rede war von drei Mio. Euro Schulden), daher stieg 2009 ein Investor namens Nicolai Schwarzer, Inhaber der Schwarzer Unternehmensgruppe, bei den Löwen ein. Zudem wurde der Job von Stefan Reuter, der zuletzt Geschäftsführer und Sportdirektor in einem war, auf mehrere Schultern verteilt. Neuer Sportdirektor wurde Ex-Löwenspieler Miroslav Stevic. „Mit Herrn Reuter sind wir im Gespräch über sein verändertes Aufgabenfeld. Wir würden ihn gern dafür gewinnen“, so Präsident Rainer Beeck. Die Augsburger Allgemeine vermeldete damals, Stefan Reuter solle Geschäftsführung und Sponsoren-Betreuung übernehmen.
Bereits zehn Minuten vor der einberufenen Pressekonferenz, um unter anderem den Investor vorzustellen, ließ Stefan Reuter vor den anwesenden Journalisten verlauten: „Das Angebot, das mir nicht einmal konkret vorliegt, kann ich nicht annehmen.“ Die drei anwesenden Vorstände, darunter SPD-Fraktionschef Maget, sollen peinlich berührt gewesen sein – denn sie wussten von diesem Vorhaben Reuters noch gar nichts. Na, bei wem klingelt es gerade? Gewisse Parallelen sind nicht von der Hand zu weisen. Der Tagesspiegel schrieb damals, „Die Verhandlungen mit dem Investor hatten seit Monaten hinter dem Rücken des Geschäftsführers stattgefunden.“ Das Resultat: Reuter nahm das Angebot der Löwen nicht an und schied am 03.02.2009 aus dem Amt aus.
Reuter war einst Partner von Marcus Höfl, Ehemann von Ski-Olympia-Siegerin Maria Höfl-Riesch, den man in Augsburg auch kennen sollte, saß er doch bis 2021 beim FCA (besser gesagt, der GmbH & Co KGaA) im Aufsichtsrat. Mit Höfl war er bei einer Marketing-Agentur namens brandicons tätig, die Klienten wie Franziska van Almsick oder Johannes B. Kerner betreute.
Sportdirektor beim FC Augsburg
Stefan Reuter ist seit 27.12.2012 beim FC Augsburg als Nachfolger von Jürgen Rollmann in Funktion des Geschäftsführers Sport tätig. In dieser Saison war der FCA, und zu diesem Zeitpunkt besonders, abstiegsgefährdet, stand man doch nach 17 Spieltagen mit 9 Punkten auf Platz 17 der Bundesligatabelle. Noch nie hatte bis dato ein Verein mit dieser Punktzahl noch die Klasse gehalten. Aber mit vereinter Kraft – und Trainer Markus Weinzierl – spielte der FCA die siebtbeste Rückrunde aller Clubs und hielt sensationell die Klasse. Ein weiteres Highlight war natürlich die Teilnahme an der Europa League in der Saison 2015/2016, die Saison zuvor verlief absolut fantastisch und der Verein beendete diese mit 49 Punkten auf Platz 5. Zwischenzeitlich stand man sogar auf einem Champions League Rang.
Doch nach diesem Highlight, der internationalen Rundreise des FCA unter dem Motto „In Europa kennt uns keine Sau“, entwickelte der Club sich dann schleichend in die falsche Richtung, anstatt bergauf ging es langsam aber sicher wieder bergab. Platz 12 mit 38 Punkten in der Saison 15/16, Platz 13 mit 38 Punkten in der Saison 16/17, Platz 12 in der Saison 17/18 mit 41 Punkten, Platz 15 in der Saison 18/19 mit 32 Punkten, erneut Platz 15 mit 36 Punkten in der Saison 19/20, Platz 13 mit 36 Punkten in der Saison 20/21 sowie zuletzt Platz 14 mit 38 Punkten. Mit Markus Weinzierl holte Reuter vergangenes Jahr – mehr oder weniger unfreiwillig – einen alten sowie erfolgreichen Bekannten an den Lech. Von seinem Spezl Heiko Herrlich hatte man sich in Augsburg mehr erwartet, als einen biederen Spielstil und eine brenzlige Saison mit knappem Klassenerhalt. Stellt sich nun die Frage, ob Stefan Reuter seine „Herzensangelegenheit“, den FCA, nach vorne bringen kann oder ob er ihn herunterwirtschaftet. Aktuell sitzt Stefan Reuter, verdienter FCA-Funktionär und großer Spieler der deutschen Bundesligahistorie, auf jeden Fall an einem sehr langen Hebel. Man weiß nur aktuell nicht ganz genau, ob er den Hebel umlegen kann und den FCA wieder in sicheres Fahrwasser bringt. Oder ob es (groteske) 1860-Züge annimmt. Zu wünschen wäre den Fans, dem Verein, der Region und Stefan Reuter selbst ersteres.
Privates
Stefan Reuter erwarb erfolgreich die Mittlere Reife in seiner Heimatstadt Dinkelsbühl, das Abitur hat er zwecks Karriere sein lassen. Sein Spitzname als Profi lautete Turbo, wegen seiner dynamischen Spielweise als Fußballspieler. Privat war Stefan Reuter 25 Jahre mit Birgit, der Mutter seiner drei Kinder, Jessica, Jennifer und Stefan junior, verheiratet. Seit 2015 ist er jedoch mit der Architektin Annette (55) liiert.
Sein Sohn Stefan junior ist heute 22 Jahre alt, beackert ebenfalls den rechten Flügel und steht derzeit beim Regionalligisten SV Heimstetten unter Vertrag. Um nicht mit seinem Vater verwechselt zu werden aufgrund desselben Vor- und Nachnamens, wird Stefan Reuter junior privat „Stevie“ genannt. Sein Vertrag in Heimstetten läuft am 30.06.2022 aus – vielleicht wechselt der Reuter-Spross in die zweite Mannschaft des FCA. (reine Spekulation!) Verabschiedet wurde er zuletzt jedenfalls von Seiten des Clubs. Wir sind gespannt, wohin es ihn als nächstes zieht.
Reuter junior sagte 2021 im Interview mit fussball.de zu der Frage, warum er nicht zum FCA II gewechselt ist, übrigens folgendes: „Weil ich kein Angebot bekommen habe. (lacht) Aber Spaß beiseite. Wenn es sich ergeben sollte, würde ich das jetzt nicht kompromisslos ausschließen. Aber es wäre schon eine sehr komische Situation. Abgesehen davon war es genau die richtige Entscheidung, nach Heimstetten zu wechseln.“ In 33 Spielen erzielte der rechte Mittelfeldspieler 3 Tore und gab eine Torvorlage, zudem sah er 9 gelbe Karten. Er entstammt der Jugendakademie der Münchner Löwen. Neben dem Fußball absolviert Stefan „Stevie“ Reuter noch ein BWL-Studium in seiner Heimatstadt München.
Wie geht’s weiter?
Alles in allem ist Stefan Reuter die handelnde Person, die den FCA seinerzeit auf Kurs gebracht hat, nachdem der Club nach dem Aufstieg schon kurz darauf wieder ins Straucheln geriet. Ich glaube, dankbar sind wir alle, für diese tollen Momente zusammen, viele richtige Entscheidungen, eine unglaubliche Zeit, an deren Ende 11 Jahre Bundesliga stehen. Für Augsburg eine Menge und was ganz besonderes. Aus Sorge um den Verein beäugen aber – zurecht – viele Fans und Anhänger*innen die Machenschaften und Vorgänge rund um den FCA äußerst kritisch. Ich denke, das muss man sich – trotz aller Demut, Verehrung und toller Zeiten – gefallen lassen. Wir werden sehen, wohin dies führt.
Als nächstes lest ihr hier in der Rosenau Gazette, welche Trainer sich in der Amtszeit von Stefan Reuter die Ehre gaben. Zudem möchten wir im Rahmen dieser Serie noch auf die Transfers innerhalb seiner Amtszeit sowie auf seinen Kommunikationsstil eingehen. Also: Stay tuned!
Auch nach der kürzlich abgelaufenen Saison 2021/22 möchten wir, aller Hindernisse und Widrigkeiten zum Trotz, wieder die drei herausragenden Spieler des FCA küren. Die Vorauswahl trifft hierbei für euch – nicht immer einig, aber vielmehr demokratisch – die fünfköpfige Redaktion der Rosenau Gazette.
Nun seid ihr, liebe Leserinnen und Leser, gefragt: Wer war für euch der MVP (d.h. wichtigster Spieler) des FCA der Saison 2021/22? Votet am Ende des Artikels gerne für euren Favoriten.
Nachfolgend stellen wir euch die zur Wahl stehenden Fünfe nochmals detailliert vor, um eure Entscheidungsfindung fundiert zu stützen. Es sei sicherheitshalber aber nochmals an der Stelle gesagt: Jeder der fünf Nominierten hätte es rein sportlich gesehen absolut verdient, zum MVP der vergangenen Bundesligasaison gekürt zu werden. Aber nu‘: Have fun and vote!
#1: André Hahn
Die Mädels der RoGaz haben sich längst als absolute Hahno-Groupies geoutet. Wie sich dieser Mann immer den Allerwertesten für den Club aufreißt ist aller Ehren wert. Gefühlt steht André Hahn doch jede Saison in mindestens einer Kategorie des RoGaz-Votings zur Wahl und das sagt meiner bescheidenen Meinung nach schon viel aus! Freudig haben wir zuletzt vernommen, dass sein Vertrag sich dank nach dem Spiel gegen den VfL Bochum und einer erreichten Anzahl an Spielen vorzeitig um ein Jahr (bis 30.06.23) verlängert hat.
Der gebürtige Otterndorfer ist mittlerweile 31 Jahre alt und geht kommende Saison schon in seine siebte beim FCA. In der abgelaufenen Runde erzielte der universell einsetzbare Offensivspieler in 32 Partien fünf Tore und drei Torvorlagen. Das entspricht einem Anteil an satten 21 Prozent aller Tore der Augsburger Mannschaft. Er zeigte sich hierbei stets polyvalent: Als Mittelstürmer wurde Hahn ganze 13 Mal aufgeboten und war an fünf Toren direkt beteiligt. Als Rechtsaußen spielte er 12 Partien und verzeichnete drei Torbeteiligungen. Weiterhin stellte Ex-Coach Weinzierl ihn dreimal im offensiven Mittelfeld und zweimal als Linksaußen auf. Er wurde 19 mal aus- und sieben mal eingewechselt. Die Nummer 28 des FCA schließt nicht nur gerne selber in aussichtsreicher Position ab (45 Torschüsse), sondern legt auch uneigennützig für Mitspieler auf (21 Torschussvorlagen).
André Hahn kämpft und rackert, steht wie kein anderer für die altehrwürdigen Tugenden des FCA. Dies unterstreichen auch seine fünf erhaltenen gelben Karten sowie 269,67 zurückgelegte Kilometer auf dem Platz. Er beging in der Saison 21/22 56 Fouls und wurde hierbei 18 mal selbst gefoult. Für mich schon jetzt einer der ganz großen Spieler in der Augsburger Geschichte und einer der Spieler, die einen Löwenanteil am Klassenerhalt des FCA in der letzten Saison haben. So heißt es auch in der kommenden Saison: Der Hahn muss laufen und ich freu mich schon jetzt drauf!
#2: Arne Maier
Aktuell ist es für meinen Geschmack etwas zu ruhig um den Leihspieler des FCA, dessen Vertrag Stand jetzt am 30.06.2022 endet. Fällt der zentrale Mittelfeldspieler dem Augsburger Funktionärsgeplänkel zum Opfer, das zuletzt mediale Kreise gezogen hat? Es gibt diesertags einiges an öffentlicher Spekulation, aber (leider) noch immer nichts offiziell verkündetes. Möglicherweise liegt dies aber auch an der Hertha, die derzeit in der Relegation gegen den HSV um den Klassenverbleib spielt.
Maier selbst war Teil eines Tauschdeals zwischen der Hertha und dem FCA: Marco Richter, Augsburger Eigengewächs, suchte eine neue Herausforderung fernab des Lechs und wurde direkt mit Maier, Eigengewächs der Berliner Hertha, verrechnet. Während Maier erstmals nur geliehen ist, wechselte Marco Richter im vergangenen Sommer fest in die Hauptstadt. So viel vorab: Arne Maier ist für mich einer der Leistungsträger der abgelaufenen Saison, trotz mehrmaliger Ausfallzeiten kommt der 23jährige auf 29 Partien und acht Torbeteiligungen für den FCA. Interessanterweise hat der gebürtige Ludwigsfelder keine einzige gelbe Karte gesehen und dies bei einer Startelfquote von 62 Prozent. Mit sechs Torvorlagen ist er Augsburgs bester Assistgeber. Hut ab!
Der Leihspieler von Hertha BSC Berlin wurde in der vergangenen Saison überwiegend im defensiven Mittelfeld aufgestellt (22 Partien), weiterhin bestritt er Spiele im zentralen (vier) sowie offensiven Mittelfeld (eine) und eine Partie als linker Mittelfeldspieler. Als defensiver Mittelfeldspieler gelangen ihm sechs Torvorlagen, als linker Mittelfeldspieler gar sein erstes Bundesligator. Und das war sogar besonders ansehnlich! Eine Passquote über alle Spiele hinweg von 77 Prozent unterstreichen seine Passsicherheit, meist hievte er die durchschnittliche Passquote seines Teams nach oben. Wir gratulieren zu einer starken Saison mit einem Kicker-Notendurchschnitt von 3,79, den sechstbesten Durchschnitt aller FCA-Spieler. Bleibt zu hoffen, dass bald offiziell verkündet wird: Maier bleibt in Augsburg!
#3: Michael Gregoritsch
Michael Gregoritsch war sportlich beim FCA schon ausgemustert worden, degradiert und im Kopf längst wo anders. Und dann kam alles doch ganz anders, der Österreicher hat eines der eindrucksvollsten Comebacks beim FCA gezeigt: Der 28jährige, dessen Vorgeschichte wir nun an dieser Stelle nicht wieder aufwärmen wollen, avancierte in der zurückliegenden Saison zum besten Torschützen des Clubs, erzielte neun lupenreine Treffer für die Augsburger und sah dreimal den gelben Karton. Von 34 möglichen Partien bestritt er 25, dies entspricht einer Startelfquote von 44 Prozent. Diese geringe Anzahl liegt sicherlich auch daran, dass „Gregerl“ in der Hinrunde kaum zum Zuge kam (nur 10 Einsätze mit 323 Einsatzminuten und zwei Treffern).
Doch dann legte der gebürtige Grazer eine sportliche Metamorphose hin und war nach der Winterpause kaum wiederzuerkennen. Am 18. und 19. Spieltag erzielte er jeweils einen Treffer, gegen Eintracht Frankfurt war dies sogar der wichtige Ausgleich, der den Augsburgern einen Punkt sicherte. Beim 2:0-Sieg des FCA gegen Union Berlin erzielte Gregerl dann das vorentscheidende 1:0. Leider ereilte ihn vor dem Spiel gegen den VfL Wolfsburg das Corona-Virus und somit fiel er gegen Wolfsburg und Mainz aus. Gegen den VfL Bochum steuerte er, wieder genesen, das 2:0 per Elfmeter bei. Es war deutlich zu merken, wie der Offensivspieler gereift ist: Er übernahm die Verantwortung und trat zum Punkt. Und verwandelte. Funfact am Rande: mit 2 Pfosten- bzw. Lattentreffern steht Gregerl in der Top 10 der Bundesliga, Spitzenreiter hier (wie in einigen Kategorien) Robert Lewandowski mit 7 Latten-/Pfostentreffern.
Aber das war noch nicht alles. Am 34. Spieltag wurde Gregerl dann in Minute 46 für Mads Pedersen eingewechselt und erzielte drei Minuten vor Spielende den umjubelten (und schmeichelhaften) Siegtreffer für die Augsburger. Was für eine Saison des Michael Gregoritsch, der sportlich eigentlich längst abgeschrieben war. Nun war die Leistung so gut, dass es sich zeigen wird, ob der aktuelle österreichische Nationalspieler bleiben oder weiterziehen wird. Wir wissen ja längst, dass er sich in Augsburg – trotz all dem Wirbel und Misserfolg – heimisch fühlt.
Mit 103 gewonnenen Kopfballduellen steht er auf Platz 14 aller Bundesligaspieler und mannschaftsintern steht nur noch Reece Oxford vor ihm. Gemäß des Kicker-Notendurchschnitts ist Gregerl notentechnisch übrigens zweitbester Spieler des FCA. Ganz starke Leistung!
#4: Niklas Dorsch
Stefan Reuter wird nachgesagt, zuletzt oft in trüben Gewässern gefischt zu haben. Doch nicht so bei Niklas „Dorschi“ Dorsch. Dem FCA – und somit auch dem derzeit so kritisierten Sportdirektor – gelang da der dickste Fang des Sommers. Mit Arne Maier und Niklas Dorsch lockte der Club das defensive Mittelfeldduo der erfolgreichen U21-Europameister-Mannschaft in die Fuggerstadt. Eine Ansage an die Konkurrenz!
Für Niklas Dorsch war dies die erste Saison in der ersten Fußballbundesliga. Ausgebildet in der Akademie des deutschen Rekordmeisters zog es ihn 2018 zum Zweitligisten 1. FC Heidenheim. Nach zwei Spitzensaisons und einem Stammplatz im defensiven Mittelfeld wechselte der damals 22jährige zum belgischen Erstligaclub KAA Gent – eine ziemliche Überraschung, sollen doch zum damaligen Zeitpunkt auch Bundesligisten an dem gebürtigen Lichtenfelser dran gewesen sein. Eine Saison und eine gewonnene U21-Europameisterschaft später überraschte Dorschi erneut und unterschrieb beim FCA für fünf Jahre. Ein Coup, wie schon erläutert, der Augsburger Verantwortlichen.
Auch in Augsburg konnte Niklas Dorsch schnell Fuß fassen. In seiner Premierensaison absolvierte der mittlerweile 24jährige 30 Spiele und erzielte hierbei einen (sensationellen) Distanztreffer gegen den 1. FC Köln. (Der Treffer wird aktuell sogar in einem Amazon-Werbespot gezeigt!) Das entspricht einer Startelfquote von 79 Prozent! Durch einen grippalen Infekt wurde Dorschi lediglich im Oktober 28 Tage ausgebremst und verpasste dadurch drei Ligapartien. Der defensive Mittelfeldspieler sah im Laufe der Saison acht gelbe Karten und absolvierte all seine Partien auf der Sechs. Gegen Arminia Bielefeld in der Rückrunde fehlte Niklas Dorsch wegen einer Gelbsperre. 309 absolvierte Zweikämpfe sind Augsburger Bestwert und Platz 21 in der globalen Bundesligatabelle.
Mit 278,22 zurückgelegten Kilometern belegte er mannschaftsintern Platz vier der meistgelaufenen Spieler hinter Oxford, Iago sowie Gouweleeuw und noch vor André Hahn. Mit seiner Passquote von starken 83% toppt er sogar noch den Wert von Nebenmann Arne Maier! Zudem ist er mit 56% auch zweikampfstark, obwohl sowohl der Wert von Arne Maier (44%) als auch der von Dorsch noch ausbaufähig sind. 53 Fouls beging Dorschi, 49 Fouls an sich selbst musste er ertragen. Leider erlitt der Defensivspieler gegen Fürth einen Schlüsselbeinbruch und fällt erstmal nach überstandener OP für einige Zeit aus. Wir wünschen weiterhin gute Genesung!
Innerhalb einer Saison hat sich Niklas Dorsch zum Leistungsträger entwickelt, trotz einiger Patzer, hat er sich innerhalb der Mannschaft und in der Bundesliga weiterentwickelt und man darf gespannt sein, wohin sein Weg noch führt. Denn eins ist sicher: Das war nur der Anfang!
#5: Reece Oxford
Air-Ox, unseren Liebesbrief hattest du dir im letzten Dezember zu deinem 23. Geburtstag redlich verdient. Deine Leistungskurve, nach schwierigem Start und Stand in Augsburg, zeigt steil nach oben. Zu steil für einen Club wie den FCA? Gerüchten zufolge gibt es durchaus Interessenten aus England und auch im Dunstkreis der dortigen Nationalmannschaft soll Reece stehen. Das wäre doch mal eine angemessene Belohnung für seine Top-Leistungen in der vor kurzem abgelaufenen Saison. Aber fangen wir von vorne an:
Seit Sommer 2021 ist der Engländer nicht mehr aus der Augsburger Startformation wegzudenken, so sprach ich im „Liebesbrief“ an Reece Oxford. Und dabei bleibe ich auch. Er erzielte im Hinspiel gegen die Arminia den Führungstreffer für den FCA und dieses Tor stellte auch seinen Premierentreffer in der Bundesliga dar. Gegen Bochum im DFB Pokal rettete er uns durch sein Tor in die Verlängerung. Und in all den Partien prägte er den Air Ox-Style: Wuchtig, dynamisch und mit Anlauf per Kopf in die Maschen. Absolut folgerichtig, dass sein Vertrag Anfang November 2021 um zwei Jahre verlängert wurde und nun bis 30.06.2025 datiert ist.
Schauen wir uns doch ein paar Zahlen an, die Reece‘ Top-Leistungen der vergangenen Saison bestätigen: Zwei Tore, eine Torvorlage, 311,11 gelaufene Kilometer (Augsburger Spitzenwert) und 59% Zweikampfquote. Alles super Werte für einen 23jährigen in seiner zweiten Saison in der Bundesliga. Darüber hinaus konnte er – ganz im Air Ox Style- 121 Kopfballduelle gewinnen, damit belegt er Platz 11 in der Rangliste aller Bundesligaspieler. Er gewann 303 Zweikämpfe, hierbei sah er neun gelbe Karten. Sein Nebenmann Jeffrey Gouweleeuw steht ihm in nichts nach und erblickte ebenfalls ganze neun mal den gelben Karton. Damit belegen die beiden Platz 4 in der Bundesliga-Rangliste der gelben Karten. Und noch ein Superlativ: Mit einer Passquote von 87% ist Reece passsicherster Augsburger Spieler, knapp vor Niklas Dorsch.
Wenn dies mal keine Fakten sind, die belegen, dass Reece Oxford den Titel des MVP verdient hätte, dann weiß auch nicht. Und ganz wichtig ist mir zu sagen: Ich wäre höllisch froh, wenn der Innenverteidiger noch mindestens eine Saison am Lech verbringen würde! (Biiiitte, Reece!)
Abstimmung
So, wir haben unsere Schuldigkeit getan und übergeben nun an euch da draußen: Stimmt nachfolgend gerne ab, wer euer Spieler der Saison war. Der wichtigste, der beste, der MVP halt. Feuer frei und ran an die Maus. Eines ist Fakt, es ist unglaublich knifflig und auch wir sind sehr gespannt, für wen sich die Mehrheit entscheidet. Ein jeder der genannten Spieler hätte es sicherlich letzten Endes verdient. Aber so ist das mit Votings, man muss sich für einen entscheiden! Kleiner Ausblick noch zum Schluss: Nächsten Sonntag gibt’s dann – wie üblich – die Wahl des Spielers mit der größten Weiterentwicklung. Also, stay tuned.
Wer war der wichtigste Spieler der Saison 2021/22?
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