Der FC Augsburg wird auch in 2022/23 erneut in der ersten Bundesliga spielen. Eine Überraschung ist dies erneut nur für die Schwarzmaler außerhalb der Fuggerstadt (Didi Hamann in vorderster Front). In Augsburg ist man es gewohnt, dass es eng wird. Und am Ende steigt der FCA dann doch nicht ab.
Es ist auch die erste volle Saison, in der Markus Weinzierl wieder über alle Spiele hinweg (Corona-Ausfall nicht eingerechnet) an der Seitenlinie des FC Augsburg stand. Mit ihm war die Hoffnung verbunden, dass der FCA einen Weg findet, mit dem Ball wieder sinnvoll etwas anzufangen. Das Ballbesitzspiel gestärkt und verbessert wird.
Die Hoffnungen wurden nicht erfüllt
Von den großen Hoffnungen ist leider nicht viel geblieben. Der Kampf um den Klassenerhalt war enger, als auch ich vor der Saison gehofft und auch erwartet hätte. Dazu kommt aber auch das wie. Die Mannschaft hat mit Markus Weinzierl Wunschsystem mit 4er Kette nicht zu defensiver Stabilität gefunden. So war er gezwungen – und hat dies erkannt und war bereit die Änderung zu vollziehen – oftmals auf eine 3er/5er Kette zu setzen. Der FCA überließ in einem Großteil der Spiele dem Gegner den Ball und mit dem Ballbesitzspiel ist auch in dieser Saison nicht viel geworden.
Dazu kommen zwei weitere Punkte, die man in die Waagschale werfen sollte, wenn man in dieser Saison den Trainer beurteilt. Einerseits ist ihm die mangelnde Konstanz seiner Mannschaft vorzuwerfen. Zynisch könnte man sagen: immerhin waren sie nicht immer schlecht. Wer Spiele wie ich in Mainz live erlebt hat oder die große Enttäuschung im Heimspiel gegen die grottige Hertha, der sieht recht schnell, dass es an manchen Tagen schlicht zu wenig war. Diese Ausreißer gab es auch schon in den letzten Jahren, aber sie abzustellen ist auch Markus Weinzierl nicht gelungen.
Wer mangelnde Konstanz anmahnt, der mag sich manchmal dann damit konfrontiert sehen, dass diese auch auf die wechselhaften Leistungen junger Spieler zurückgeht. Weinzierl hat allerdings so wenig wie kein Trainer zuletzt vor ihm auf Spieler aus der eigenen Jugend gesetzt. Raphael Framberger rausgerechnet, überhaupt nicht. Und selbst Multi-Millionen-Mann Ricardo Pepi bekam im Verlauf der Rückrunde nur noch in sehr überschaubarem Maße Chancen sich zu beweisen. Insgesamt ist dies für einen Club, der Spieler ausbilden muss und im Jugendbereich große Fortschritte gemacht hat (man blicke auf die U19) deutlich zu wenig, (Corona-)Ausreden hin oder her.
Positive Einflüsse und Fragezeichen
Trotzdem wusste man sehr genau, was man an diesem Trainer hat. Einerseits ist er weiterhin lernfähig. Die Umstellung auf die 3er Kette kam zur rechten Zeit und die Leistungen haben sich zumindest zeitweise stabilisiert. Andererseits kann er aus Spielern viel heraus holen und diese verbessern (zumindest, sobald sie ein gewisses Mindestniveau und -alter erreicht haben). Die Wiederauferstehung von Michael Gregoritsch, die Offensiveinflüsse von Iago als auch die Entwicklung von Reece Oxford belegen dies eindrücklich.
Reicht dies aus, um eine Weiterbeschäftigung zu begründen und gutzuheißen? Das mag nun jede(r) für sich selbst entscheiden. Am Ende sorgt mich der Gedanke an mögliche Alternativen. Reuter (bis dato mit Hofmann zusammen) ist grauenhaft in der Trainerwahl und alleine der Gedanke an jemanden wie Heiko Herrlich verursacht bei mir Magengrummeln. Dazu ist der Markt der Trainer, die a) die Qualität haben, uns weiterzuhelfen und b) dies auch langfristig in Augsburg wollen, überschaubar. Ich bin noch in keinem der Gespräche hierzu auf eine Alternative gestoßen, die mich überzeugt hätte.
Kein einfaches weiter so
Ähnlich schien es der Vereinsführung zu gehen. Es war längst nicht alles Gold, was glänzt. Gerade bei der Integration der Jugendspieler muss es voran gehen. Auch spielerisch ist die Mannschaft mit Sicherheit noch nicht da, wo sie sein könnte. Dennoch wurde nicht einfach der Vertrag mit Markus Weinzierl verlängert, ohne sich genau zu überlegen, welche Konsequenzen dies gehabt hätte
Nun hat in der Zwischenzeit Markus Weinzierl selbst seinen Abschied kommuniziert. Dies ist zu begrüßen, und für die genaue Exegese des Vorgangs verweise ich auf den verlinkten Artikel. Es scheint in jedem Fall so, als ob eine Verlängerung mit Markus Weinzierl nicht mit voller Überzeugung geschehen wäre. Der FCA braucht allerdings Führungspersönlichkeiten, die sehr gut miteinander arbeiten können und die gegenseitig von sich überzeugt sind. Auf Basis der offen zu Tage getretenen Differenzen in diesem Bereich war ein Trainerwechsel jetzt unvermeidbar. Eine Änderung im Management kann man nicht übers Knie brechen und mag wohl überlegt sein. Schwierig so ohne amtierenden Vereinspräsidenten.
Ein weiter so auf der Traineeposition, nur weil man noch nicht von einer der Alternativen vollends überzeugt war, sollte dennoch schon grundsätzlich nicht in Betracht kommen. Ob jetzt alles gut wird? Was weiß ich schon in diesen Tagen. Aber die Hoffnung steigt mit jedem Abschied, der zu mehr Ruhe und Zusammenhalt führt. Auf der Trainerposition wird hier nun ein erster Schritt gemacht.
Genau so hat es der FC Augsburg mal wieder verpasst, die Spieler zu verabschieden, die den Club zum Saisonende hin verlassen werden. Aber wie sollte es anders sein. In dieser Saison hat man mit dem Rücktritt von Klaus Hofmann und wahrscheinlich einer komplizierten Phase dem vorausgehend, zumindest eine solide Begründung. Noch nicht einmal mit Markus Weinzierl hatten Gespräche bzgl. der Zukunft auf der Trainerposition stattgefunden, als dieser am Samstag nach dem Spiel seinen Abschied verkündete. Klar, dass da auch manche Entscheidungen betreffend die Zukunft von einzelnen Spielern noch ausstehen.
Wir können den verdienten Spielern nun nicht mehr die Bühne im Heimspiel geben, die sie allesamt für einen würdigen Abschied verdient gehabt hätten. Aber bei den vier Spielern, deren Verträge mit Saisonende in Augsburg auslaufen, möchten wir Danke sagen, für eure Leistungen auf dem Feld. Dafür wie ihr den Club und seine Farben vertreten habt. Für eure Tacklings und Tore. Für Emotionen. Für gute Zeiten und auch schlechte. Verschossene Elfmeter und Doppelpacks. Danke euch!
Jan Moravek
Jan kam schon in 2012 von Schalke 04 zum FC Augsburg. Zehn Jahre Profifußball hat er mit uns verbracht. 133 Pflichtspiele sind es am Ende geworden. Es hätten so viele mehr sein sollen, wenn nicht immer und immer wieder Verletzungen dazwischen gekommen wären. Auf dem Feld war Jan immer eine Bereicherung für unser Team. Er hat ein riesiges Spielverständnis und ist ein total angenehmer Typ. Nun ist wahrscheinlich die Zeit gekommen, um Platz zu machen für die nachrückende Jugend. Danke, Jan Moravek für alle deine Minuten in rot-grün-weiß. Wir werden uns erinnern. Und vielleicht bleibst Du dem FCA weiterhin erhalten, z.B. in der U23?
Alfred Finnbogason
Knipser. Oft verletzt. Aber zuallererst derjenige Torschütze, der bei seinem Abschied den Rekord für die meisten Bundesligatore für den FC Augsburg hält. Im Februar 2016 kam er nach Augsburg, nachdem der FCA schon eine ganze Weile um ihn gebuhlt hatte. Und enttäuschte die Hoffnungen nicht. Doppelpacks, große Effektivität im Strafraum, absoluter Profi. Dazu grundsätzlich freundlich auch zu allen Personen im Umfeld des FCA. Mit Alfred Finnbogason verlässt eine internationale Persönlichkeit den FCA, ein integratives Moment im Kreis der Mannschaft. Jemand, der für den FCA die Binde getragen hat. Ich verneige mich, Alfred Finnbogason. Servus und hoffentlich auf Wiedersehen.
Arne Maier
Wie kann man denn nicht wissen, wer Helmut Haller war? Arne Maier war nicht bekannt, für wen die Statue vor dem Stadion auf dem Lechfeld errichtet wurde. Und so sehr er sportlich während dieser Leihsaison Spuren in Augsburg hinterlassen hat, so sehr gibt es doch rund um den FC Augsburg noch ein bisschen Nachholbedarf. Ich würde mich freuen, wenn Arne Maier auch in der kommenden Saison seine fußballerischen Fußabdrücke in Augsburg vertiefen würde, während er sich langfristig beim FCA auch mit dem Club identifiziert. Die große Lobhudelei hatten wir schon einmal festgehalten. Für den Nachholbedarf rund um den Club muss sich vielleicht der UBT e.V. ein kleines Integrationsprogramm überlegen. Na Arne, wer hätte gedacht, dass die Herausforderungen auch neben dem Platz liegen?
Andi Zeqiri
Ausgeliehen von Brighton und Hove durfte Andi Zeqiri in über 20 Bundesligaspielen in dieser Saison in Augsburg seine Spuren hinterlassen. Dabei war gerade die Konkurrenz im Sturmzentrum zu groß. Und ob auf dem offensiven Flügel eine Option für die Zukunft ist, wird Andi selbst noch herausfinden müssen. Mit Selbstvertrauen und etwas Ruhe, wird Andi offensiv noch bessere Entscheidungen in der ein oder anderen Situation treffen. Bei Andi sieht es nicht so aus, als ob die Zeichen auf Weiterbeschäftigung in Augsburg stehen würden und so geht die Reise für ihn nach dieser Saison wohl weiter. Ich tippe, dass der Knoten dann woanders platzt. Wir danke für deine Einsätze, Tore, Vorlagen und dein Lachen. Mach’s gut Andi.
Warum wir Servus sagen
Liebe Leute, jedem Abschied liegt auch die Möglichkeit von Neuem zu Grunde. Nichts ist stetiger als der Wandel (und hier könnt ihr euch jetzt noch mehr Phrasen zu diesem Thema dazu denken). Von unserer Seite wird es weiterhin so sein, dass wir uns bei allen Spielern bedanken, die für den FCA ihre Knochen hingehalten und unsere Farben vertreten haben. Wir wollen, dass jeder im Rückblick positiv und gerne auf seine Zeit in Augsburg zurückblickt. Wie man auseinander geht, spielt hier eine wichtige Rolle. Auch andere Spieler werden im Sommer bei anderen Clubs eine neue Perspektive suchen. Auch hier bedanken wir uns schon jetzt für euren Beitrag in Augsburg. Macht es gut. Und hoffentlich auf bald.
Schon nach der wenig ruhmreichen 1:4-Heimschlappe gegen den 1. FC Köln und dem fast schon kampflosen 4:0 bei den Leipziger Dosen hatte ich Bammel vor dem Saisonabschluss daheim gegen die Spielvereinigung aus Fürth. Klar, letzten Sonntag wurde der Klassenerhalt eingetütet. Und damit das zwölfte Jahr Bundesliga. Das ist für den FCA, der jede Saison aufs Neue als fast schon sicherer Abstiegskandidat gilt, eine großartige Leistung! Und darüber freue ich mich natürlich auch ungemein!
Vorspann
Meine Freude und wahrscheinlich auch die einiger anderer Fans wurde allerdings dadurch getrübt, dass wir das am 32. Spieltag gegen Köln nicht schon aus eigener Kraft geschafft haben und am 33. in Leipzig dann auch noch auf die Schützenhilfe der Münchner angewiesen waren, die gegen Konkurrent Stuttgart zum Glück punkteten. Das erfuhr die Mannschaft kurz vor Anpfiff im Spielertunnel der RB Arena, wo das Spiel gezeigt wurde.
Dadurch fiel von der Mannschaft der Druck ab, der im Abstiegskampf auf ihr gelastet hatte, wie Flo Niederlechner nach dem Spiel sagte. „War anscheinend nicht so gut für uns“, fügte er noch hinzu und meinte damit die 0:4-Niederlage, die zumindest mich gerade durch ihr Zustandekommen doch ziemlich enttäuschte. Flos Mannschaftskollege Niklas Dorsch sprach sogar von einer Vorführung.
So hoffte ich für Samstag gegen Fürth einfach, dass wir Fans im Stadion und vor den heimischen Bildschirmen einfach nochmal ein engagierteres Spiel zu sehen bekommen. Dass diese Saison, die von starken Leistungsschwankungen geprägt war, versöhnlich zu Ende geht. Und dass Fans und Mannschaft die Feier, die ja eigentlich schon für den 32. Spieltag geplant war, halbwegs unbeschwert nachholen können. Schon in diesen Punkten war ich mir nicht ganz sicher.
Und dann gab es noch weitere Unbekannte, die in den letzten Wochen aufgelaufen waren: Was passiert mit Spielern, deren Verträge auslaufen? Morávek, Finnbogason, Zeqiri und, ja, auch Maier, dessen Vertragsverlängerung noch nicht in trockenen Tüchern ist? Werden sie verabschiedet und wenn ja, wie? Und wie steht es um Markus Weinzierl, dessen Vertragsverlängerung ja nur noch Formsache sein soll?
All diese offenen Fragen, in denen ich mir schon früher Klarheit gewünscht hätte, bereiteten mir vor der Fahrt zum letzten Heimspiel der Saison schon ein leicht flaues Gefühl im Magen.
Großbrand in Augsburg
Tja, und wie ich noch so mit diesem (vergleichsweise harmlosen) flauen Gefühl beschäftigt war, überschlugen sich plötzlich die Ereignisse in Augsburg.
Los ging’s schon am Donnerstag mit der regulären Spieltags-Pressekonferenz. Das kann man jetzt im Nachhinein sagen. Auf die Frage hin, ob in Sachen auslaufende Spielerverträge oder -verabschiedungen schon Entscheidungen gefallen seien, verneint Markus Weinzierl, der mit versteinerter Miene hinter dem Mikrofon sitzt. Er könne da leider nicht weiterhelfen. Es habe keine Gespräche gegeben hinsichtlich der Zukunft von einzelnen Spielern und von daher wisse er auch nicht, wie’s weiter geht oder wer verabschiedet wird. Auf sich selbst angesprochen, äußert Weinzierl Ähnliches:
„Nein. Für mich zählt das Gleiche wie für die Spieler, also es gab keine Gespräche bis jetzt. Und es ist auch so, dass wir uns eben vertagt haben oder das besprochen haben. Oder der Verein das so gesagt hat, dass nach der Saison die Gespräche stattfinden.“
Markus Weinzierl auf der PK am 12.05.2022
Weinzierl verbessert sich am Ende, sagt nicht mehr „WIR haben uns vertagt“, sondern „der VEREIN hat das so gesagt“. Das deutet angesichts seiner Amtsniederlegung am Samstag schon zu diesem Zeitpunkt darauf hin, dass Weinzierl mit der späten Ansetzung der Gespräche seitens des Vereins nicht einverstanden war und sich seine Wege und die des FCA wahrscheinlich trennen werden.
Aus für Hofmann
Allein das war schon dicke, am Freitag kam’s dann aber noch dicker. Klaus Hofmann gab bekannt, dass er seine Ämter als Präsident des Fußball-Club Augsburg 1907 e. V. und als Geschäftsführer der FC Augsburg 1907 GmbH & Co. KGaA, in der die Lizenzspielermannschaft ausgegliedert ist, niederlegt. Aus gesundheitlichen Gründen, hieß es in der Pressemeldung.
Pam. Ein absoluter Hammer, mit dem wohl kaum jemand, der sich nicht im Augsburger inner circle aufhält, gerechnet hätte. Da war die Aufregung natürlich gleich noch größer. Und noch mehr Fragen kamen auf: Wer folgt ihm nach? Werden die beiden vakanten Posten wieder mit einer oder zwei Personen besetzt? Welches Gremium ist jeweils für die Bestimmung eines Nachfolgers zuständig? Diese und noch mehr Fragen hat sich auch Andy gestellt.
Von Leichtigkeit…
Nach einigem Austausch mit den RoGaz-Kolleg*innen, der mir geholfen hat, zuversichtlich zu sein in puncto Nachfolgerfindung für Hofmann, ging’s dann auf in die WWK-Arena. Wetter: der Knaller. Stimmung: zumeist auch. Spannend fand ich auch die verspätete Verabschiedung von Alex Manninger vor Abpfiff. Einerseits erinnerte sie daran, dass auch er, als er 2016 keinen neuen Vertrag mehr erhielt, keine offizielle Verabschiedung bekam. Andererseits hatte Stefan Reuter in seiner Ansprache, wenn ich mich nicht komplett verhört habe, etwas von „gemeinsamer Zusammenarbeit“ gesagt. War das vielleicht schon ein dezenter Hinweis auf eine Antwort auf die vielen offenen Fragen?
Das Spiel selbst war freilich kein Augenschmaus. Als Fürth zum 1:1-Ausgleich kam, wurde es auf der UBT gleich entsprechend ruhiger. Da wackelte er, der von mir so sehnlich herbeigewünschte, versöhnliche Saisonabschluss. Der 2:1-Siegtreffer durch Gregerl war dann aber der ultimative Stimmungsbooster. Und den Spielern und ihren Kids dabei zuzuschauen, wie sie – nach Klassenerhalt mittlerweile – unbeschwert lachen und sich feiern lassen, hat mich für diesen Tag endgültig versöhnt. (Ok, das Freibier und -wasser war auch nicht schlecht 😊.)
…zu vollem Ernst
Richtig ernst wurd’s dann erst wieder, als über diverse Chats und soziale Medien durchsickerte, dass Markus Weinzierl am Sky-Mikro (!) mitgeteilt hatte, er steht nicht mehr als Trainer zur Verfügung (!) und hat Sportdirektor Stefan Reuter auch noch nicht darüber informiert (!). Von der Tribüne aus hat man davon nichts mitbekommen. Ich zumindest nicht.
Zuerst habe ich mich empört. Weinzierl kann das doch nicht einfach so kommunizieren! Eigenmächtig! Mit dem Verein unabgesprochen! Und das auch noch vor laufenden TV-Kameras! Wie unorthodox und geradezu unprofessionell, wie Andy bereits schrieb! Auch habe ich mich an meine Kritik erinnert, die ich in einem ganz ‚gewöhnlichen‘ Nachbericht, den ich eigentlich geplant hatte, gerne untergebracht hätte: Wenn man mit Weinzierl verlängert, besteht die Gefahr, dass unsere Spielweise, vor allem in Ballbesitz, konzeptlos bleibt, Jugendspieler nicht sinnvoll integriert, aufgebaut und gehalten werden. Das geht auf Weinzierls Kappe. Gut, dachte ich, zumindest das wäre mit seinem Weggang schon mal passé, obwohl ich von Anfang an zum „Team Weinzierl“ gehört habe. Außerdem gehe ich auch d’accord damit, dass der scheidende Trainer durch sein Vorpreschen der Außenwelt zuerst SEINE Version der Geschehnisse präsentieren konnte, in der er die Deutungsmacht über seine eigene Darstellung(en) übernimmt (und sie dem Verein umgekehrt wegnimmt).
Tiefe Einblicke ins FCA-Innere
Dass er diesen unorthodoxen Schritt aber getan hat, um sich in erster Linie als erfolgreichen Bundesliga-Trainer darzustellen, der unter besseren Bedingungen (noch) besser performen könnte, und damit seine weitere Karriere voranzutreiben, sehe ich nicht so. Ich sehe in seinem Handeln vordergründig kein Eigeninteresse. Denn kann es in seinem eigenen Interesse liegen, sich gegenüber potentiellen künftigen Arbeitgebern in der Liga als jemand zu präsentieren, der sich über interne Kommunikationsregeln und Verschwiegenheitsklauseln hinwegsetzt?
Weinzierl hat den Gang vor die TV-Kamera vielmehr als „letzten Ausweg“ gewählt, um Außenstehenden einen Einblick in den fast hermetisch abgeriegelten FCA-Kosmos zu gewähren, aus dem – so ja auch die Policy – kaum etwas nach draußen dringt. Hätte die verbliebene Geschäftsführung um Reuter vorher von seiner Absicht gewusst, hätte sie die Message vereinskonform und ohne interne Diskrepanzen offenzulegen übermittelt.
Und genau das, so mein Eindruck, wollte Weinzierl vermeiden. Er wollte, dass Fans und Öffentlichkeit erfahren, was intern, beim Umgang mit Spielern, Trainer und auch in der Führungsetage nicht stimmt. Dafür bin ich Markus Weinzierl fast noch dankbarer als für Europa League-Teilnahme, alle Nicht-Abstiege und alle unvergesslichen Partien zusammen!
Der Rätsel Lösung?
Auch bei Weinzierls Aussagen, die er am Donnerstag und Samstag getätigt hat, müssen wir natürlich davon ausgehen, dass sie nicht der „ganzen“ Wahrheit entsprechen. Wie schon gesagt, es ist seine Version. Trotzdem haben sie, selbst wenn sie nur teilweise zutreffen, ein paar wichtige Erkenntnisse geliefert, über die wir Fans uns schon lange den Kopf zerbrochen haben.
Auf der PK nach dem Spiel am Samstag bekräftigte Weinzierl, wie schon am Donnerstag, dass mit den Spielern, deren Verträge auslaufen, über ihren Abgang oder Verbleib noch nicht gesprochen worden sei. Es sei in den letzten Wochen eine tägliche Frage gewesen, die die Spieler ihm und sich auch untereinander immer wieder gestellt hätten. Die Unruhe ausgelöst habe. Das kann man mehr als nachvollziehen. Wie soll man bitte seine volle Leistungsfähigkeit einbringen und sich für seinen Arbeitsgeber aufopfern, wenn man sich nicht sicher ist, ob man in ein paar Wochen überhaupt noch dort arbeitet? Eine solche Situation raubt Kräfte. Und die fehlen bei der täglichen Arbeit. Natürlich!
Wie kann das den Verantwortlichen wie einem Stefan Reuter nicht klar sein? Oder steckt dahinter womöglich fast schon System, das keine Rücksicht auf die Bedürfnisse des „Spielermaterials“ nimmt, von ihm aber trotzdem Höchstleistungen erwartet? Kein Wunder, dass Leistungen angesichts dessen schwanken. Dass Spieler sich wegstreiken oder gar nicht erst kommen. Dass Talente lieber woanders ihr Glück versuchen.
Von wegen Gesundheit?
Und dann sagte Markus Weinzierl über Hofmann, der für ihn eine Säule gewesen sei, auch noch:
„Er war am Donnerstag noch am Trainingsplatz gestanden, ist auf die Geschäftsstelle gegangen, war quietschfidel eigentlich.“
Markus Weinzierl in der PK am 14.05.2022
Damit stellte er den vorgeblichen Grund, weswegen der bisherige Präsident und Geschäftsführer aufgehört hatte, explizit infrage und nährte im Grunde Vermutungen, die von einigen Seiten bereits angestellt wurden: In Wahrheit tobt beim FCA unter den Geschäftsführern Hofmann und Reuter seit längerer Zeit ein Machtkampf, dessen Ausmaß größer ist als bisher angenommen. Der ohne Weinzierls Courage vielleicht gar nicht an die Öffentlichkeit gelangt wäre und so weiter Rätselraten über inkonstante Spielerleistungen, Rücktritte und andere unerfreuliche Entwicklungen wie etwa unterlassene Verabschiedungen (drei Aufrufezeichen!!!) angesagt gewesen wäre.
So aber kann man kaum zu einem anderen Schluss kommen als: Wenn ein echter Umbruch in der Vereinskultur her soll, die plötzlich gar nicht mehr so familiär wirkt wie einst, muss auch der verbleibende Geschäftsführer den Hut nehmen. Zu kaum einem anderen Zeitpunkt wurde das deutlicher. Danke Markus, dass du mir und vielen anderen zu dieser Einsicht verholfen hast! Was aber auch bedeutet: Sollte Reuter bleiben, könnte sich mein anfänglich nur leicht flaues Gefühl im Magen und mein bisher wenig besorgniserregender Bammel auch zu einer ernsthaften Angst um unseren Verein auswachsen.
Break
Mit dem vorangegangenen Text, mit dem ich die ohnehin schon geballte Ladung an Ereignissen für mich rekapitulieren lassen und ein bisschen Ordnung in mein Gefühlschaos bringen wollte, bin ich Sonntagabend um ca. 23.30 Uhr fertig. Dachte ich zumindest. Denn dann kam der nächste, an Ungeheuerlichkeit kaum zu überbietende In your face-Moment, als die Community auf einen Bild-Artikel gestoßen war, der davon sprach, Hofmann sei von seinen Geschäftsführerkollegen erpresst worden. Der Verein wies die Meldung heute als Falschinformation zurück.
Doch so schnell wird es nicht mehr ruhig werden um den FC Augsburg. Ganz im Gegenteil. Die Hüllen sind – auch dank Markus Weinzierl – gefallen. Und sie haben den Blick freigelegt auf Verhältnisse, die mit Werten wie Zusammenhalt oder Familie nur noch herzlich wenig zu tun haben. (Ganz unabhängig davon, ob an dieser Bild-Story irgendetwas dran sein sollte oder nicht.) Mit dieser neuen Realität müssen wir alle jetzt erstmal klarkommen.
Die Hoffnung für den Spieltag gegen Fürth, den letzten der Saison 2021/22 waren geradewegs banal. Gewinnen, die Saison mit einem guten Gefühl abschließen und für diesen Tag glücklich sein. Gerade auch durch den kurzfristigen Abgang von Klaus Hofmann war klar, dass der FC Augsburg einiges zu regeln hat in den nächsten Tagen und Wochen, darunter unter anderem auch die Zukunft auf der Trainerposition.
Und soweit lief auch fast alles zur allseitigen Zufriedenheit. Elfmeter und schnelle Führung, Gegentor von Fürth, die Mannschaft wurde zwar passiver, aber wie so oft war auf Gregerl in dieser Saison Verlass. 2:1 gewonnen. Ein großer Wehmutstropen mit dem Schlüsselbeinbruch von Niklas Dorsch (gute Besserung vom ganzen Team hier!). Aber ansonsten: 38 Punkte, Ende gut, alles gut. Die einzige verbliebene Frage am Samstag schien zu sein: wann und wo gibt es das Freibier?
Weinzierl stoppt die Party
Nicht so schnell meine Freunde. Das muss sich Markus Weinzierl gedacht haben. Und hier auch gleich über die Sky-Kamera eine Nachricht an meine Vorgesetzten. Die Gespräche zur Vertragsverlängerung nächste Woche, über die wir gesprochen haben, die können wir uns sparen. Ich habe es gerade der Mannschaft schon gesagt, liebe Familie, ich komme erstmal nach Hause. Bums.
Dem Interview zu folgen, war wie einem Autounfall aus der Entfernung beizuwohnen. Nicht deshalb, weil ein Trainer seinen Vertrag nicht verlängern will. Oder der Verein nicht gewillt war, diesen zu verlängern. Nein, zuallererst weil die Art der Kommunikation für die aalglatte Fußballwelt zumindest unorthodox wenn nicht geradezu unprofessionell war. Stand doch im Mittelpunkt des Tages das gute Gefühl eines positiven Saisonabschlusses. Wollte der Verein doch über die Themen reden und sich austauschen. War doch die Kommunikation bzgl. einer weiteren Zusammenarbeit optimistisch und hatte man den Trainer auch in schwierigen sportlichen Phasen (und ja, die gab es immer wieder) nicht in Frage gestellt.
Geschickt sich selbst ins Rampenlicht manövriert
Was man damit am Samstag beobachten konnte, war eine klug austarierte Kommunikationsstrategie von Markus Weinzierl, der beschlossen hatte, seine Version der Geschichte als erstes zu erzählen. Zwei mal die Klasse gehalten: großartig (vergessen das unglaubliche Glück gegen Bremen). 38 Punkte und so ach so souverän dieses Jahr (wie die letzten Spiele zeigen, auch am letzten Spieltag ein wenig überzeugendes 2:1 gegen Fürth). In 6 von 10 Jahren die Klasse gehalten. Ist ihm alles spontan eingefallen an diesem Samstagnachmittag.
Die Wahrheit ist wohl eher: Nach Schalke und Stuttgart lief es auch in Augsburg sportlich nicht so rund, dass rundherum immer alle entzückt gewesen wären. Man könnte diese Saison erneut überschreiben mit: „Der FC Augsburg auf der Suche nach der Konstanz“. Weinzierl und der FCA selbst waren im letzten Jahr eine notdürftige Lösung. Dem FCA fiel keine bessere Traineralternative ein, Weinzierl hätte wohl sonst Probleme bekommen überhaupt wieder in der Bundesliga einen Cheftrainer-Posten zu ergattern. Beide Seiten wussten, dass es ein Experiment war. Der Vertrag war bis zu diesem Saisonende befristet. Mit seinem Abschied hat Weinzierl der Öffentlichkeit mitgeteilt, dass das Experiment gescheitert ist.
Und nun ist es natürlich für Markus Weinzierl wichtig, diese knapp mehr als eine Saison in Augsburg als seine Rehabilitationsgeschichte zu verkaufen. Seht her, ich kann immer noch Bundesliga. Und bei einem Verein, bei dem professionell kommuniziert wird , könnte ich es sogar noch besser. Ein langfristiges Interesse an einer Zusammenarbeit in Augsburg bestand ja schon bei seinem Abschied nach Schalke nicht. Es ging schon damals um die eigene Karriere.
Und die andere Seite der Medaille?
Was dabei auch klar ist: die Kommunikation des Vereins scheint mal wieder unterirdisch zu sein. Die Angestellten, sowohl Trainer als auch Spieler, hätten eine frühere Planungssicherheit verdient. Es sollte längst feststehen, wer in der nächsten Saison Trainer ist. Es sollte einen Plan bzgl. Kader und Positionsrollen geben. Es sollten die ersten Transfers eingetütet sein. Dies ist alles nicht der Fall. Stefan Reuter stand schon im Herbst heftig unter Druck. Und in der Saison davor. Und er steht jetzt vor einer großen Herausforderung.
Der FC Augsburg muss zeitnah einen neuen Trainer und eine sportliche Vision hinter diesem Trainer präsentieren. Er muss auch zeigen, dass er dem Trainer einen Kader zur Verfügung stellen kann, mit dem diese umsetzbar ist. Und dann sollte dieser Plan aufgehen. Nach dem Ausscheiden von Klaus Hofmann als Geschäftsführer lastet gerade der Druck der sportlichen Entscheidungen alleinig auf den Schultern von Manager Reuter. Die Zeit der Ausreden ist vorbei, sollte ihn der Aufsichtsrat des KGaA die kommenden Entscheidungen treffen lassen. Aber sollte sie?
Quo Vadis, Stefan Reuter?
Stefan Reuter wurde lange von vielen Seiten als der große Heilige in der Organisation des FC Augsburg gefeiert. Nachdem er kam ging es mit dem Verein aufwärts in der ersten Amtszeit von Markus Weinzierl. Er ist bisher an jedem Klassenerhalt bis auf einen beteiligt gewesen. Aber seine Weste ist auch nicht mehr rein. Transfers floppten. Trainer auch. Und immer wieder trat zu Tage, dass die Kommunikation nicht einfach ist. Kritik prallt grundsätzlich ab und wird weggelächelt.
Die Alternative zu Reuter wäre ein kompletter sportlicher Neuaufbau, zu einem recht späten Zeitpunkt, ohne dass wichtige Führungspositionen (Präsident vor allem) momentan bekleidet wären. Und so scheint zu diesem Zeitpunkt der einzige Weg zu sein, Reuter die Verantwortung für die kommende Saison erneut anzuvertrauen, während der FCA als erstes sein Führungs- und Strukturloch, welches durch den Abgang von Klaus Hofmann entstanden ist, schließt. Im Nachgang kann dann die sportliche Situation bewertet werden.
Kopfschmerzen, wie am Katermorgen
Uns so bleibt nach diesem letzten Saisonspiel gegen Fürth ein bitterer Nachgeschmack. Es sind noch mehr Teile in Bewegung als davor, wo wir doch in Augsburg Konstanz so sehr zu schätzen wissen. Wenn die Kopfschmerzen der letzten Nacht erstmal verflogen sind, geht uns dann wohl auf, dass die durch Weinzierl herbeigeführte Änderung gar nicht so schlimm ist.
Die wenig konstanten Leistungen hatten schon während der Saison zu Diskussionen über den Trainer geführt. Ich glaube nicht, dass dies in der nächsten Saison besser geworden wäre (wie begründete sich hier die Hoffnung?). Ich freue mich, dass jetzt Bewegung rein kommt, auch wenn ich eine Entscheidung zu Gunsten von Konstanz auf der Position gut gefunden hätte. Durch die Kommunikation von Weinzierl wird allerdings klar, dass hier mehr schief lief, als der Öffentlichkeit bewusst war. Die Schuld dafür liegt wohl auf beiden Seiten. Besser wir bemerken das jetzt, bevor wir unter diesen Voraussetzungen in die nächste Saison starten. Und Weinzierl weiter bezahlen müssen wir auch nicht. Es war ja von Vornherein ein Experiment.
Der Aufbruch ist alternativlos
Was mit den Kopfschmerzen allerdings auch verschwindet, ist die Hoffnung auf die große Renaissance. Mit Markus Weinzierl verbinden wir alle die große Reise durch Europa. Er hatte uns einmal dahin gebracht, er sollte es wieder tun. Wahrscheinlich war es naiv von uns daran zu glauben, dass diese Möglichkeit bestand. Wahrscheinlich sind unsere Chancen besser, wenn wir einem ähnlichen Prozess folgen, wie zu der Zeit, als wir Markus Weinzierl verpflichtet haben. Wer ist der nächste junge, aufstrebende Trainer aus einer niedrigeren Liga? Der dort gezeigt hat, wie er einen Underdog so aufstellt, dass er die großen in seinem Umfeld ärgern kann? Den will ich gerne in Augsburg sehen. Der macht mir Hoffnung, dass wir in 2022/23 mit dem FC Augsburg wieder Spaß haben werden. Und zwar regelmäßig.
Entsprechend mag ich gar nicht mehr länger darüber nachdenken, dass Markus Weinzierl jetzt nicht mehr mit an Bord ist. Das Team der Rosenau Gazette wünscht ihm alles Gute und viel Erfolg (außer in Spielen gegen oder betreffend den FC Augsburg). Ich mag mich jetzt schon damit beschäftigen, wer nächstes Jahr Bock hat mit uns zusammen anzugreifen. Und klar: es kann scheitern. Das konnte es immer schon. Aber gerade in den Jahren, in denen wir alle wussten, dass es eng wird, war es vielleicht am besten. Es ist Zeit für Aufbruchsstimmung. Es ist Zeit für neue Impulse. Let’s go!
Während andere Vereine ihre Fans aufforderten, etwas früher ins Stadion zu kommen, weil der Verein den ein oder anderen Spieler würdig verabschieden will, überraschte die FCA Familie am Freitag eine etwas andere Nachricht. Zwei Stunden, nachdem der Verein noch die normale Rundmail zum Saisonabschluss gegen Fürth verschickt hatte, macht der FCA öffentlich, dass Präsident Klaus Hofmann am 12.05. von seinem Amt als Präsident des Vereins und von seiner Geschäftsführerfunktion der KGaA zurückgetreten war.
Gute Besserung
An dieser Stelle möchte ich mir die Zeit nehmen, um Klaus Hofmann auf diesem Wege die besten Genesungswünsche zu übermitteln vom gesamten Team der Rosenau Gazette. Er tritt aus gesundheitlichen Gründen zurück. Wir wünschen ihm von Herzen, dass er bald wieder seine volle Gesundheit zurück erlangt und diese Zeit der Krankheit nur eine unerfreuliche Episode in seinem Leben ist. Alles Gute!
Auf Grund der Umstände des Abschieds wird schnell klar, dass dies in dieser Form nicht geplant gewesen sein kann. Vielleicht hat man es gerade noch geschafft, den Vorgang so lange hinauszuzögern, bis die Mannschaft den Klassenerhalt gesichert hatte. Dass Klaus Hofmann anscheinend nicht mehr in der Lage ist, die Nachricht gegenüber der Presse und den Fans selbst zu verkünden, ist beunruhigend. Wie auch die Fragen, die automatisch aufkommen, wenn man die Nachricht liest.
Gerade vor einem guten Monat hatte Hofmann auf einer Podiumsdiskussion mit Fans von einem „Lifetime-Commitment“ gesprochen. Er wolle die Anteile am FCA nicht verkaufen, solange er lebe. Und so bereitet sein Rücktritt zumindest mir zuallererst Sorgen um den Menschen Klaus Hofmann, der immer sichtlich für den FCA brannte und dem man niemals die Leidenschaft in der Sache absprechen konnte.
Viele Fragen
An diesem Tag des Saisonabschlusses bleiben, über die zur konkreten Gesundheit des ehemaligen FCA-Präsidenten hinaus, zuerst einmal viele Fragen. Wer wird nächster FCA Präsident? Wie wird der Präsident bestimmt? Braucht es eine außerordentliche Mitgliederversammlung? Wer wird neuer Geschäftsführer der KGaA? Braucht es einen solchen überhaupt? Was macht Klaus Hofmann mit seinen Anteilen an der Investorengesellschaft? Was passiert mit der Gruppe der Investoren? Wie wird die Einhaltung der 50+1 Regel beim FCA in Zukunft sicher gestellt? Und, und, und.
Derweil gäbe es genügend spannende Fragestellungen, die uns als Fans dieses Clubs momentan beschäftigen sollten. Wer ist Trainer zur neuen Saison? Verlängern wir mit Markus Weinzierl, oder nicht? Welche Spieler werden uns in der kommenden Saison verstärken? Welche werden uns vorher verlassen? Zumindest bei mir wird dies nun vorerst in den Hintergrund geraten. Das Sportliche fällt in seiner Bedeutung hinter die anstehenden strukturellen Weichenstellungen zurück.
Was bei diesem Prozess, der dem FCA nun bevor steht, am Ende heraus kommt, ist zumindest mir momentan unklar. Nach den zurückliegenden Jahren mag ich allerdings eines betonen. Natürlich wird es auf die Ergebnisse des Prozesses ankommen. Es interessiert mich sehr, wer im Verein die Führung übernehmen wird. Wer aktiv in der KGaA mitarbeiten wird und wie am Ende die Strukturen von alldem aussehen werden. Genau so interessant finde ich allerdings, wie dieser Prozess aussehen wird, den wir nun durchlaufen. Werden Mitglieder und Fans eingebunden und in welchem Umfang? Wie transparent wird all das vonstatten gehen?
Aus mit der grauen Maus
Gerade als man befürchten oder doch erhoffen konnte, der FCA würde zur grausten Maus in der Bundesliga aufsteigen, kommt somit auf ganz ungeahnte Art Bewegung in diese, von uns heiß geliebte Profifußballorganisation namens FC Augsburg. Bei alledem tut es uns wahrscheinlich allen gut, den Vorgang mit der nötigen Gelassenheit zu betrachten. Die Klasse ist gehalten und absteigen fällt uns grundsätzlich schwer. Der Club steht insgesamt stabil da, und Michael Ströll hat ja erst vor kurzem verkündet, dass die Pandemie zwar ein Veilchen geschlagen, aber den FCA noch lange nicht ins Wanken gebracht hat. Wenn etwas diesen Club mehr als viele andere begleitet, dann ist es andauernde Veränderung.
Auch klar: in Augsburg wird gegrantelt, egal was auch passiert. Und wenn sich in Zukunft die Verantwortung im Club auf mehr Schultern verteilen sollte als unter Klaus Hofmann, dann sollte dies eher noch zu mehr Stabilität führen als zu weniger. Aber so sehr ich auch gerne selbst die Uhr zurückdrehen würde in die Zeit, wo mein größtes Problem war, dass die diesjährigen Heimtrikots zwar reduziert aber schon seit langem in Größe XL nicht mehr lieferbar sind, so sehr geht das leider nicht. Nun gilt es, dass wir alle gemeinsam anpacken, um zu verhindern, dass die Horrorszenarien, die in meinem Kopf schon länger schwirrten, wenn ich an einen Hofmann-Abschied in der Zukunft dachte, nicht wahr werden. Dass wir nicht zum reinen Investorenclub verkommen.
Mit dem Glauben an die Gemeinschaft
Und gerade weil man in anderen Vereinen schlimmes hat passieren sehen, sollten wir gewarnt sein, die Lage nicht zu unterschätzen. Es gibt in Augsburg genügend Menschen, die das gleiche Verständnis davon haben, welch integratives und offenes Element der Fußball in unserer Gesellschaft sein kann, und die jetzt genau hinschauen werden. Und ich gehe mit Vertrauen in diese gewachsene Gemeinschaft in diese Sommerpause des Wandels. Es wird vielleicht zwischendurch mal kniffelig. Aber am Ende schaffen wir das. Weil Augsburg hält zusammen.
Bereits vor Spielbeginn die Entscheidung: 35 Punkte genügen in dieser Saison zum Klassenerhalt. Der FCA wird das zwölfte Jahr in Folge erstklassig spielen. Dies, wie auch die gesamte Entwicklung des Vereins und des Umfelds in diesem Zeitraum, darf auch bei genauerer Betrachtung der ausgegebenen Ziele und des Saisonverlaufs, nicht vergessen werden.
Hertha BSC oder der VfB, einer der beiden Teams erhält die Klasse, der andere trifft in der Relegation auf den Zweitligadritten. Theoretische Chancen hat hier auch noch die Arminia.
Das in den entscheidenden Phasen zum Ende der Saison auch überraschende Ereignisse eintreten können zeigen die Aufstiegskämpfe in den nachfolgenden Ligen.
Von den Gedanken an eine Endspielsituation oder eine Relegation befreit trifft der FCA am letzten Spieltag auf die SpVgg Greuther Fürth. Bei voraussichtlichen sommerlichen Wetter die Gelegenheit sich als Mannschaft noch einmal gut zu präsentieren – auch wenn das wichtigste Ziel bereits erreicht wurde.
Über 8.000 Zuschauer beim Halbfinal-Auftritt der A-Junioren im Stadion. Ergebnisunabhängig hat die Mannschaft vor der ungewohnten Kulisse überzeugt, sowie für den Jugendfußball und die Arbeit im Nachwuchsleistungszentrum des FCA Werbung gemacht.
Am Samstagmittag, vor dem Spiel der ersten Mannschaft das Rückspiel in Berlin. Zu hoffen, das manche Vorsätze erhalten bleiben, und die Junioren auch zukünftig etwas mehr Zuschauerzuspruch erhalten.
Über Gewinner und Verlierer der Saison wurde, vorbehaltlich der letzten noch ausstehenden Entscheidungen, allgemein schon genug gesagt und geschrieben. Vermutlich auch über den Verlauf beim FCA.
Gewonnen hat aber wieder der Fußball im Allgemeinen. Zu Beginn, und im Fortgang der Saison Einschränkungen und Geisterspiele. Mit zunehmender Dauer wieder stärker besetzte Tribünen, bis hin zur Vollauslastung.
Unter Auslassung der Frage, die sich erst später beantworten lässt, ob sich signifikant an der Querschnittstruktur der Stadionbesucher etwas geändert hat, fast das Gefühl als wäre es immer so gewesen, und das eigene Stadion als Ort der Glückseligkeit.
Dazu die Berichterstattung über den Finaleinzug der Frankfurter, die Europapokalqualifikation der Kölner oder den Wiederaufstieg der Schalker. Dies alles beschreibt auch in dieser Zeit einen Teil der Begeisterung für den Fußball, wie auch von Wettbewerben, die keine neuen Reformen benötigen.
Bereits als Absteiger steht die SpVgg Greuther Fürth fest. Auch in der zweiten Bundesligasaison, nach 2021/ 13, hat es für das Kleeblatt nicht gereicht. Und doch hat sich die Mannschaft des scheidenden Trainers Stefan Leitl gut in der Liga verkauft.
Nach nur fünf Punkten in der Vorrunde war die Punkteausbeute in der Rückrunde besser als die der Hertha oder die der Arminia.
Wie ist die Situation in Augsburg. Auch im nächsten Jahr wird der FCA, unabhängig der Aufsteiger, als einer der ersten Abstiegskandidaten genannt werden. Der Verein hat genügend Erfahrung mit den verbundenen Situationen, und wird weiter an der eigenen Unabsteigbarkeit arbeiten.
Vielleicht aber gelingt es, rund um den bestehenden Kern perspektivisch eine Mannschaft aufzubauen, die weiteres Profil, auch in taktischer und spielerischer Hinsicht, entwickelt,
Im 374. Bundesligaspiel, zum Ende der 11. Bundesligasaison, trifft der FCA auf Fürth. Am letzten Spieltag in einem fast vollem Stadion hat die Mannschaft die Möglichkeit sich mit einem gelungenen Auftritt zu verabschieden, bevor es dann, diesmal schon ab dem ersten Augustwochenende, gerne auch häufiger wieder heißt „Wagner-Josef – wie steht’s?“. Gutes Spiel!
Sonntagabend… Ca. 19:27 Uhr… Endlich Abpfiff in München! Der erneute Deutsche Meister FC Bayern München verhilft durch ein enges 2:2 gegen den VfB Stuttgart unserem geliebten FC Augsburg zum 11. Klassenerhalt in Folge. Das Ergebnis war natürlich nicht nur eine unermessliche Freude bei mir und meiner Familie auf dem heimischen Sofa, sondern auch eine gewaltige Erleichterung. Auf geht’s ins 12 Jahr Bundesliga! Ja, ich freute mich wie ein Schnitzel, wie man so schön sagt, und es hätte nicht viel gefehlt, um den Abend perfekt zu machen. Eigentlich wäre es nur ein ansprechender spielerischer Auftritt über 90 Minuten gewesen, doch dann kam die zweite Halbzeit gegen RB Leipzig und machte da einen fetten Strich durch die Rechnung…
Hoffnungsschimmer
Nachdem klar war, dass sich der FC Augsburg auch im nächsten Jahr mit der Crème de la Crème des deutschen Fußballs messen darf, ging ich eigentlich mit einem recht guten und entspannten Gefühl in die Partie gegen Leipzig. Immerhin hatte man nichts mehr zu verlieren und konnte befreit aufspielen. Und schlimmer als gegen Köln konnte es ja nicht werden. Dachte ich…
Im Vergleich zur 1:4-Niederlage gegen den FC in der Vorwoche, änderte Trainer Markus Weinzierl die Startaufstellung gegen Rasenballsport Leipzig gleich auf 4 Positionen. Für den verletzten Iago durfte Lasse Günther ran, der somit endlich zu seinem Startelfdebüt kam. Hierzu gratulieren wir natürlich ganz herzlich! Ruben Vargas knickte im Abschlusstraining um, sodass Mads Pedersen seine Position auf dem linken Flügel einnehmen musste. Auch Robert Gumny nahm vorerst auf der Bank Platz. Für ihn rückte Felix Uduokhai in die Verteidigungsformation. Auch Florian Niederlechner durfte sich über einen Einsatz freuen, denn André Hahn war aufgrund von Knieproblemen am Anfang der Woche nicht bei 100 Prozent.
Der Beginn der Begegnung in der Red Bull Arena zu Leipzig war ziemlich spritzig und ließ mich hoffen, dass man doch einen ansehnlichen Kampf unserer Jungs sehen würde. Ich war gedanklich noch beim Klassenerhalt, als Mads Pedersen Volley aus der Distanz abzog und gleich mal Leipzig-Keeper Gulasci prüfte. Nur eine Minute später tauchte Cali im Strafraum der Gegner auf. Sein Schuss landete leider am rechten Außennetz.
Die Leipziger ließen unsere Jungs erst einmal machen und hatten dem hohen Pressing und der defensiven Stabilität erst einmal nicht sonderlich viel entgegen zu setzen. Man stand relativ engmaschig und wenn doch mal ein Ball durchflutschte, dann war immer ein Augsburger Spieler zur Stelle. Alles in allem kann man in den ersten 35 Minuten schon von einer annehmbaren Leistung sprechen – gerade, was den defensiven Bereich angeht. Die Fuggerstädter ließen nicht sonderlich viel zu und so dauerte es bis zur 40. Minute, bis das Team von Coach Domenico Tedesco das erste Mal ihre Qualität aufblitzen lassen konnte. Und schon schepperte es.
Doch leider fiel eben jenes 1:0 für die RB Leipzig aus eigenen Fehlern heraus. Pedersen störte Mittelfeldmann Laimer und grätschte die Kugel in Richtung des eigenen Strafraums. Dort fälschte ausgerechnet unsere sichere Bank der vergangenen Saison – Felix Uduokhai – auf André Silva ab, der sich den Ball noch kurz zurecht legen konnte, ehe er aus 18 Metern lässig einnetzte.
Zum Vergessen
Eigentlich will ich über die zweiten 45 Minuten der Partie gegen RB Leipzig gar nicht schreiben, sondern sie für immer vergessen. Aber das bin ich sowohl euch als auch mir selbst schuldig. Bringen wir das Debakel daher lieber schnell hinter uns, sonst kommen mir wieder die Tränen.
Markus Weinzierl nahm in der Halbzeitpause eine Veränderung vor. Carlos Gruezo hatte Feierabend. Für ihn kam Arne Maier, den der FCA über die Saison hinaus gerne verpflichten möchte. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch die Hoffnung, dass nun ein Ruck durch das Team geht und man versuchen würde, den Rückstand vielleicht aufzuholen. Pustekuchen!
Leipzig kam wesentlich wacher aus der Kabine als unsere Jungs und so klingelte es bereits in der 48. Minute erneut. Rechtsverteidiger Nordi Mukiele spielte von rechts Emil Forsberg an und lief durch. Dieser passte zurück zum Außenverteidiger, der in den Sechzehner zog und den Ball zum Elfmeterpunkt zurück legte. Dort stand Christopher Nkunku völlig frei und schon machte es BUMM. Weder Daniel Caligiuri noch Kapitän Jeffrey Gouweleeuw waren am Mann. Das war einfach wieder einmal fahrlässig verteidigt und für den Gegner viel zu einfach.
Das Kartenhaus fällt zusammen
Eigentlich konnte man hier schon von der Vorentscheidung sprechen, aber dass die Jungs dann so in sich zusammen fielen, tat wirklich weh mit anzusehen. Da war kein Aufbäumen, keine Gegenwehr, nichts. Man ging noch nicht mal mehr giftig in die Zweitkämpfe. Etwas, das uns eigentlich auszeichnet. Doch wie man an der Zweikampfquote sehr schön sehen kann, hatte man die immer wieder gepredigte Intensität in der Kabine vergessen. Immerhin konnte die Mannschaft nur 35 Prozent aller Zweikämpfe für sich entscheiden. In der zweiten Halbzeit habe ich nicht eine der Augsburger Tugenden gesehen und das schmerzt auch heute noch sehr.
Bis zum 3:0 für Leipzig, ließen die Hausherren uns erst einmal noch ein bisschen ackern, aber wirklich gefährlich wurde der FCA leider nicht. Tja und kaum versuchten die Jungs einmal Druck aufzubauen, da wurde genau das streng bestraft. RB Leipzig kombinierte sich stark von hinten raus, Uduokhai ließ Mukiele laufen, der wieder einmal Nkunku bediente. Der komplette Leipziger Sturm durfte hierbei vollkommen frei stehen. Dann kam auch noch Rafal Gikiewicz aus dem Kasten raus und rutschte weg. Kurz: Das Chaos in der Zuordnung und der Abstimmung war perfekt und es stand leider verdient 0:3 aus Augsburger Sicht.
Um dem Ganzen dann noch die Krone aufzusetzen, gab es in der 64. Minute auch noch einen berechtigten Elfmeter für Leipziger Bullen. Mads Pedersen traf nach einer Ecke Außenverteidiger Mukiele hinten im Sprunggelenk. Der VAR sah sich das Ganze noch einmal an und benachrichtige Schiri Bastian Dankert. Der gab daraufhin den Strafstoß, den Emil Forsberg zum 4:0 einnetzte.
Den Rest erspare ich uns, denn um ehrlich zu sein hatte man noch Glück, nicht noch mehr Tore zu kassieren. Die Mannschaft schien komplett auseinander zu fallen. Auch die Einwechselungen von Zeqiri und Gumny in der 80. Minute brachten leider nichts. Genauso wie es die von Hahn und Pepi zuvor schon nicht getan haben.
Emotionen
Nach Abpfiff fühlte ich mich müde, kraftlos und vor allem auch enttäuscht. Ich war nicht einmal wütend oder sauer auf das Team, dass sie sich in der zweiten Hälfte von Leipzig so auseinander nehmen haben lassen. Nein, ich war einfach unwahrscheinlich traurig, denn das war nicht der FC Augsburg, wie man ihn eigentlich kennt. Es war ein Stich mitten ins Augsburger Fanherz und ich wusste im ersten Moment gar nicht, ob ich mich jetzt über den Klassenerhalt freuen soll oder nicht. Das tue ich, nur so nebenbei bemerkt.
Mir gingen in jenem Moment so viele Dinge aus der Saison durch den Kopf. Immerhin war es nicht der erste Auftritt dieser Art. Der Saisonauftakt gegen Hoffenheim, die Heimklatschen gegen Leverkusen und Köln, die Spiele in Mainz und Freiburg… 16 Niederlagen stehen derzeit auf dem vereinsinternen Hausaufgabenzettel. In 11 davon kassierte man mindestens drei oder mehr Gegentore. Nur in Dortmund, in Wolfsburg, zuhause gegen Freiburg und Hertha sowie in München verlor man mit weniger Treffern.
Mir ist natürlich bewusst, dass RB Leipzig Champions League-Aspirant ist und ich habe bestimmt nicht erwartet, dass wir sie gegen die Wand spielen. Man kann ja auch verlieren, aber das WIE spielt hierbei für mich auch eine Rolle. Wenn man kämpft wie damals beim 3:4 in Dortmund, dann kann man auch hinterher hoch erhobenen Hauptes sagen, dass man sein Bestes gegeben hat. Das war in der Partie gegen die Leipziger aber leider nicht der Fall.
Das sind so Kleinigkeiten, die mich gerade einfach nicht loslassen wollen. Ich liebe diesen Verein und werde immer zu ihm stehen, aber genau deswegen bin ich so enttäuscht. Vielleicht sind meine Erwartungen auch einfach zu hoch. Doch nach 11 Jahren in der ersten Liga, darf man doch auch mal hoffen, dass man am Ende im gesicherten Mittelfeld landet, oder nicht? Ich will gar nicht in die internationalen Wettbewerbe einziehen, aber so Platz 10 bis 12 wäre doch auch für die TV-Geld-Tabelle nicht verkehrt.
Auf Stimmenfang
Niklas Dorsch (DAZN):„Wenn du 4:0 verlierst, dann hast du sehr, sehr wenig richtig gemacht. Dann hast du dir kaum Chancen heraus gespielt. Wobei jetzt können wir über die ersten 10 Minuten reden, aber das ist mir scheißegal. Am Ende verlierst du 4:0 und bist sehr hilflos aufgetreten… Man muss dazu sagen, dass wir es am letzten Spieltag auch schon sehr schlecht gemacht haben. Deswegen gilt es jetzt nochmal, das letzte Heimspiel vor eigenen Fans so positiv wie möglich zu gestalten. Einfach die Saison mit einem Erfolgserlebnis zu beenden, dass man dann wenigstens sagen kann: Okay, das letzte Spiel war erfolgreich! Und dann gilt es sich auf die neue Saison vorzubereiten. Ich glaube schon, dass da das Eine oder Andere passieren muss, damit das besser wird nächstes Jahr.“
Mads Pedersen (FCA TV):„Natürlich ist es schwierig, weil ich mich in meiner Karriere niemals nach einer 4:0-Niederlage mit einem Smile vom Platz gegangen. Das Wichtigste war vor dem Spiel, mit dem Klassenerhalt. Das war unser Ziel in den letzten paar Monaten. Es war unser Ziel, dass wir in der Liga bleiben und die Klasse halten. Das haben wir geschafft und das ist wirklich schön. Wir freuen uns, dass wir in der nächsten Saison in der 1. Bundesliga spielen und wollen es nächstes Jahr auch besser machen. Aber das Spiel heute war scheiße!“
Florian Niederlechner (FCA TV): „Da lass ich dich auch gar nicht ausreden. Da lasse ich mir jetzt auch den Abend nicht vermiesen. Wir haben wieder unser Ziel erreicht. Viele haben ja wieder gesagt vor der Saison, wir werden absteigen. Jetzt sind wir wieder direkt in der Liga geblieben. Ich bin unheimlich stolz aufdie Jungs, aber ja, das Spiel war heute nicht gut. Aber der Abstiegskampf ist nicht immer ganz einfach. Und wie kurz vor Anpfiff dann der Druck eingefallen ist, war das anscheinend nicht so gut für uns. Trotzdem überwiegt bei mir ganz klar die Freude, weil wir haben es wieder geschafft einen Spieltag vor Schluss.“
Markus Weinzierl (Pressekonferenz): „Über das Spiel will ich eigentlich gar nicht großartig reden, sondern Glückwunsch sagen an meine Mannschaft für den vorzeitigen Klassenerhalt. Dass wir das heute geschafft haben durch die Bayern. Vor dem Spiel war das schon klar. Das ist für uns eine Riesenerleichterung und keine Selbstverständlichkeit es am 33. Spieltag dann auch klar zu machen. Deswegen will ich gar nicht über das Spiel reden, sondern freue mich über das Gesamte und bin froh, dass wir in der Liga bleiben.“
Die richtige Einstellung?
Da weiß ich gleich gar nicht, wo ich anfangen soll. Wie oben schon geschrieben, freue ich mich über den Klassenerhalt. Sehr sogar! Wobei ich die Art Fan bin, der mit dem FCA auch in die zweite, dritte oder vierte Liga gehen würde.
Natürlich wird der Klassenerhalt in Augsburg immer die oberste Priorität haben. Allerdings wurde vor der Saison auch gesagt, dass man so früh als nur möglich sicher die Klasse halten möchte, um dann einen Platz im gesicherten Mittelfeld zu erreichen. Und nun sagt man erneut, dass es für den FCA nicht selbstverständlich ist, am letzten Spieltag überhaupt schon sicher zu sein? Dem muss ich leider widersprechen. In bisher 8 von 11 Spielzeiten hat der FCA mit Abschluss des 33. Spieltages bereits das rettende Ufer immer erreicht gehabt.
Die Ausnahmen:
Saison
Punkte und Platzierung vor 34.ST
Vorsprung auf Relegation
Vorsprung auf direkten Abstieg
2012/13
30 Punkte / Rang 16
punktgleich mit 15.
2 Punkte
2015/16
38 Punkte / Rang 11
3 Punkte
5 Punkte
2016/17
37 Punkte / Rang 14
2 Punkte
6 Punkte
Wann war man nicht save am 34. Spieltag?
In zwei von drei dieser Spielzeiten war im Übrigen Markus Weinzierl Trainer, wobei ich ihm das nicht ankreide. Gerade in seiner ersten Saison beim FCA war sehr viel Unruhe innerhalb des Vereins. In diesem Jahr gab es hier gleich drei verschiedene Sportdirektoren. 2015/16 hatte man die Dreifachbelastung mit der Europa League, ganz klar.
Welche Frage ich mir aber stelle, ist, ob es denn unbedingt so gut ist, wenn man sich immer nur das Minimalziel setzt und das dann auch noch als „Das große Ganze“ lobt. Müsste man als einer von sieben Vereinen, die noch nie abgestiegen sind, nicht einmal ein kleines bisschen höher ansetzen? Ich spreche hierbei nicht von der Europa League etc. Aber es sollte doch eigentlich nicht sein, dass man Jahr für Jahr darauf spekuliert, dass drei andere Vereine schlechter sind. Man muss auf die eigene Leistung und nicht auf die Konkurrenz gucken. Das könnte sich sonst irgendwann rächen. Gerade wenn man einen Blick auf die Zweitligatabelle wirft.
Ich bin auf das Ganze fixiert, weil es keine Selbstverständlichkeit ist für uns, dass wir in der Liga bleiben.
Eine Selbstverständlichkeit ist es freiwillig nicht, denn Traditionsvereine wie Schalke, Kaiserslautern und Co würden sicher gerne mit uns tauschen. Doch warum sieht man es nach 11 Jahren immer noch als ein Wunder an, dass man Bundesliga spielt? Ich denke, man hat es sich in den letzten Jahren verdient, sich einen gestandenen Erstligisten zu nennen. Die Einstellung erinnert mich an das Sprichwort „Ein gutes Pferd springt nur so hoch, wie es muss“. Man hat immer nur den Klassenerhalt vor Augen und setzt sich eben nicht mal das Ziel, auch einmal ein Jahr lang nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben.
Dieses Denken kann aber auch gleich mal in die andere Richtung ausschlagen und sich auch auf dem Platz widerspiegeln, wie man in der Partie gegen RB Leipzig gesehen hat. Kaum war man durch, hat man nicht mehr die Leistung gebracht, die sich viele Fans von der Mannschaft wünschen. Kampf, Wille, Biss, Leidenschaft – alles Dinge, die ich am FC Augsburg sehr schätze, aber wirklich in dieser Saison nicht nur einmal vermisst habe.
In den Stimmen rund um die Partie kam es so rüber, als würde man sagen: „Egal, Hauptsache, das Ziel ist erreicht, da kann man auch schlechte Leistungen zeigen“. Das finde ich persönlich nicht richtig, denn jeder Fan, der ins Stadion geht – egal ob zuhause oder auswärts – möchte sehen, wie die Mannschaft fightet und alles für den Verein gibt. Doch wie soll man das aus den Köpfen der Spieler bekommen, wenn es der Trainer und vielleicht auch die Verantwortlichen ebenso sehen?
Veränderungen?
Ich persönlich halte es eher mit Niklas Dorsch. Es sollte sich etwas ändern, denn mit einer solch schwankenden Leistung könnte es im nächsten Jahr sehr eng werden. Mit – Stand heute – Schalke 04, Werder Bremen und vielleicht dem HSV kommen Traditionsmannschaften zurück ins Oberhaus, die größere Einnahmen, eine größere Fanbasis, höhere Sponsoreneinnahmen usw. haben und nicht davor zurückscheuen, auch mal teurere Investitionen in den Kader zu tätigen.
Der FCA steht finanziell gesehen sehr gut da. Das ist etwas, das mir persönlich auch sehr wichtig ist. In den letzten 11 Jahren ist sehr viel sehr gut gewesen, gar keine Frage. Gerade in diesem Punkt will ich auch absolut nichts schlecht reden, aber dass die Konstanz im sportlichen Bereich seit einigen Jahren leider fehlt, dürfte ein jeder von uns gesehen haben. Genau das wünschen sich aber viele Anhänger*innen. An diesem ständigen Auf und Ab sollte dringend gearbeitet werden, damit es in der kommenden Saison besser läuft und die typischen Grantler*innen gar keine Chance haben das Meckern anzufangen.
Doch wo setzt man am Besten an? Baut man einen vollkommen neuen Kader auf? Sollte man Trainer oder Sportdirektor entlassen? Das können nur die Beteiligten selbst wissen, die auch wirklich intern dabei sind. Deswegen werde ich mich diesbezüglich mit meiner Meinung zurückhalten, da ich nicht sagen kann, was richtig oder falsch ist bzw. was der Mannschaft gut tut.
Fakt ist auf jeden Fall, dass Markus Weinzierl seinen Vertrag noch nicht verlängert und er sich auch nicht wirklich zum FCA bekannt hat. „Wir haben den Klassenerhalt, das ist für mich jetzt das Wichtigste und den Rest werden wir sehen“, antwortete er in der PK auf die Frage, wann er denn seinen Vertrag in Augsburg verlängert. Jobsicherheit klingt anders, was wiederum heißen könnte, dass in der Sommerpause auch noch auf weiteren tragenden Positionen Veränderungen anstehen könnten. Änderungen, die vielleicht manch einem weh tun, aber wenn es das Team pusht, gar nicht mal so verkehrt sein könnten.
Klassenerhalt gesichert. Nach dem 33. Spieltag ist es nun auch rechnerisch fix: Der FC Augsburg wird auch in der kommenden Saison in der Bundesliga spielen. Das verdient Anerkennung.
In diesem Text soll es gar nicht um die freilich klar vorhandenen Negativaspekte der Saison gehen. Braucht es doch ohnehin nur zwei Worte, um diese Spielzeit zu beschreiben: konstant inkonstant. Dieser Text soll die positive Seite der Saison in den Fokus rücken. Denn auch die hat es schließlich gegeben.
Der Trainer
Als Markus Weinzierl gegen Ende der vergangenen Saison das Ruder übernahm, war der FCA mal wieder abstiegsgefährdet. Dank des 2:0 gegen Bremen hielten die Schwaben die Klasse – und Weinzierl durfte sich auch in der neuen Saison als Chefcoach beweisen. Die Verantwortlichen betonen gerne, wie sehr man sich doch Konstanz auf der Trainerposition wünscht. Tatsächlich wird der FCA erstmals seit der Spielzeit 2018/19 (Manuel Baum) vom ersten bis zum 34. Spieltag den gleichen Trainer haben.
Die Anzeichen verdichten sich: Weinzierl scheint auch nächste Saison Chefcoach zu sein. Er hat damit die Chance, etwas langfristiges am Lech aufzubauen. Die richtige Lösung? Weinzierl bewegt sich punktetechnisch auf einer Ebene mit seinen Vorgängern. Eine Vertragsverlängerung rechtfertigt seine Quote eigentlich nicht. In dieser Saison gab es mit Weinzierl 1,06 Punkte pro Spiel. In seiner ersten Amtszeit von 2012 bis 2016 kam Weinzierl auf 1,3 – dem besten Wert seit Aufstiegstrainer Jos Luhukay (1,61).
FCA-Punkteschnitt in der Bundesliga
Heiko Herrlich: 1,05
Martin Schmidt: 1,1
Manuel Baum: 1,1
Dirk Schuster: 1,0
Ja, die aktuelle Punkteausbeute sollte besser sein. Dennoch hat man das Gefühl, dass Weinzierl wieder mehr Leben in diese Mannschaft bringen konnte – was womöglich auch mit der Rückkehr der Fans zusammenhängt. Sie sehen den FCA wieder öfter in der Form, in der man ihn gewohnt war. Nicht immer glanzvoll, aber engagiert. Ligaweit sprintet nur der FC Bayern mehr. Das Offensivspiel ist zwar ausbaufähig, aber schon nach 31 Spieltagen hatte der FCA so viele Tore erzielt wie vergangene Spielzeit (36). Außerdem konnte Weinzierl die Defensive stärken, teils mit variablen Systemwechseln auf Dreier- beziehungsweise Fünferkette. Schade, dass diese Formation verletzungsbedingt (Uduokhai) nur selten zum Tragen kam. In den letzten drei Jahren gab es 71, 63 und 56 Gegentreffer. Eigentlich schien der FCA diese Marke klar zu unterbieten. Nach zwei Viererpackungen gegen Köln (1:4) und Leipzig (0:4) steht der FCA nun bei 55 Gegentreffern.
Wie ist die Saison nun zu bewerten? Eine kritische Auseinandersetzung ist Pflicht. Und, keine Sorge, sie wird auch auf diesem Blog kommen. Aber, liebe FCA-Fans: Seht auch die positiven Dinge. Das Gezeigte auf dem Rasen stimmte in dieser Saison öfter als im Vorjahr. Während es unter Heiko Herrlich offen gesagt eine Zumutung war, Augsburger Spiele über 90 Minuten zu sehen, machte das Augsburger Spiel nun zumindest in Phasen wieder Freude. In dieser Saison gab es starke Auftritte gegen Topteams wie Bayern (2:1) Union Berlin (2:0) oder Dortmund (1:1) sowie gegen direkte Konkurrenten wie Stuttgart (4:1) oder Wolfsburg (3:0). Stark: sechs Zu-Null-Siege bei insgesamt neun Spielen ohne Gegentreffer (3x 0:0). Und das noch vor dem letzten Spieltag.
Auch wenn das Spielglück diese Saison öfter auf Augsburger Seite war (z. B. gegen Mainz), konnte die Mannschaft einige verdiente Siege feiern. Das war unter Herrlich anders – als man sich oft fragte, wie der FCA zu drei Punkten kommen konnte. Warum dennoch auf viele berauschende Siege, ernüchternde Rückfälle folgten, gilt es an anderer Stelle aufzuarbeiten.
Die Mannschaft
Spätestens seit dem immer noch unglücklichen, wenn nicht undankbaren Abschied Daniel Baiers klaffte ein Loch im Augsburger Teamgefüge. Führungsspieler schienen rar. Auch, weil potenzielle Leader wie Philipp Max, Rani Khedira oder Andreas Luthe den Verein verlassen haben. Fehlende Führungsspieler haben auch wir immer wieder bemängelt. Nach dem Klassenerhalt steht aber fest, dass es sie in dieser Spielzeit gegeben hat. Niklas Dorsch und André Hahn interpretierten die Augsburger Spielweise am stärksten. Laufstark, giftig in den Zweikämpfen, Einsatz bis zum Schluss. Man denke an Dorschs Rettungstat in der Nachspielzeit gegen Stuttgart.
Hinzu kommt mit 1,93-Meter-Mann Reece Oxford ein zweikampfstarker Leuchturm in der Verteidigung mit ernstzunehmenden Ambitionen auf den internen RoGaz-Titel „FCA-Spieler der Saison“. Oxford ging vor allem wegen seiner Leistung voran. Lautsprecher in der Abwehr ist nach wie vor Kapitän Jeffrey Gouweleeuw. Er war in dieser Saison auffällig oft mit Meckern beschäftigt – übernahm aber vor allem gegen Ende der Saison Verantwortung. Ebenso wie die Routiniers Rafal Gikiewicz oder Daniel Caligiuri, den Weinzierl nach einer erschreckend schwachen Hinserie wieder zum Führungsspieler machte. Ob sie auch nächstes Jahr zum Stammgefüge gehören, ist aber fraglich. Des Trainers größte Leistung ist das Wieder-Hinbiegen von Michael Gregoritsch. Der beste Torjäger in dieser Saison erlebt fast schon seinen zweiten Frühling in Augsburg. Nach zwischenzeitlichen Wechselgerüchten ist eine Augsburger Saison ohne den Österreicher kaum vorstellbar.
Insgesamt bildete sich unter Weinzierl ein Kern an Stammspielern, zu denen auch Iago, Arne Maier, (der schwächere) Ruben Vargas sowie in Phasen Florian Niederlechner und Mads Pedersen zählen. Klar besteht im Sommer Handlungsbedarf auf dem Transfermarkt. Aber dieser Kader ist dennoch absolut bundesligatauglich. Ein Lob für Manager Stefan Reuter und Chefscout Timon Pauls.
Die Fans
Nach zwei Jahren Pandemie schien die Identifikation der Anhänger mit Mannschaft und Verein schwächer zu werden. In Zeiten der Geisterspiele verlor der FCA an Nahbarkeit. Dass immer noch recht undurchsichtige Kommunizieren des Blitzer-Einstiegs hat da mit Sicherheit nicht geholfen. Nun gilt es, die Beziehung von Fans und Verein wieder zu stärken. Erste Anfänge durch offene Dialoge etwa rund um mögliche Investoren sind ein Anfang. Die aktuelle Besetzung im Aufsichtsrat ohne Fanvertreter zeigt aber auch, dass hier noch Verbesserungsbedarf besteht.
Die aktive Fanszene wird die Entwicklungen rund um den Verein nach wie vor kritisch betrachten. Mit der Ulrich-Biesinger-Tribüne e.V. haben mittlerweile auch längst nicht nur die Ultras eine Stimme. Gut so. Die kritische Auseinandersetzung mit dem Klub ist bedeutend für die Entwicklung des gesamten FC Augsburg.
Der FCA-Fußball lebt durch seine Fans. Was im Millionen-Business Bundesliga pathetisch klingen mag, ist in Augsburg dann doch stärker zu spüren als etwa in München. Das zeigte die lange erwartete Rückkehr der aktiven Fanszene nach Aufhebung der Zuschauereinschränkungen. Wer gegen Ende der Saison bei den Spielen im Stadion war, erlebte die Identifikation der eigenen Anhänger mit dem Verein. Umso bitterer die Auftritte gegen Hertha und Köln. Den Klassenerhalt nach dem Köln-Spiel zu feiern, wäre deutlich angenehmer gewesen als kurz vor Anpfiff des Leipzig-Spiels.
Nach zwei aus Zuschauersicht sehr bescheidenden Jahren verdienen sich auch die Fans diesen Klassenerhalt. Vor allem, weil auch in schwierigen Zeiten Solidarität und Zusammenhalt vorgelebt wurden. Während die Flutkatastrophe vom Sommer in Medien und Gesellschaft längst Randthema ist, bleibt die Fanszene präsent. Gegen Köln wurde erneut fürs Ahrtal gesammelt. Hinzu kommen die jährliche Weihnachtsaktion für Bedürftige in Augsburg und mehr als 30.000 Spendengelder für ukrainische Kriegsflüchtende. Auf euch, Prost.
Die Konkurrenz
Der FCA schaffte es auch in dieser Saison, drei Konkurrenten hinter sich lassen. Mit dem frühen Abschied der Fürther war zu rechnen. Ebenso mit Bielefelder Abstiegssorgen. Diese Saison zeigt aber auch, dass vermeintlich größere Klubs wie Hertha oder Stuttgart Probleme haben. Der FCA muss sich hier nicht verstecken – und kann nächste Saison wieder auf neue Suche nach jenen schlechterplatzierten Teams gehen. Natürlich hätten auch wir nichts gegen eine entspanntere Saison, aber man darf sich dennoch über die Bundesligazugehörigkeit freuen. Herzlichen Glückwunsch zum Klassenerhalt an alle Augsburgerinnen und Augsburger! Hoch lebe der FCA.
Am vergangenen Samstag sollte es nicht sein – und der endgültige Klassenerhalt ist noch vertagt. Die nächsten Gelegenheit dazu am kommenden Sonntag: entweder mindestens ein Punkt in Leipzig, oder Stuttgart gewinnt nicht in München.
In beiden Fällen ist dem FCA die Qualifikation für das zwölfte Jahr Bundesliga nicht mehr zu nehmen.
Was für Entscheidungen stehen sonst noch in der Liga an? München ist Meister, Dortmund höchstwahrscheinlich zweiter, in jedem Fall aber für die Champions League qualifiziert. Aktuell sind dies auch Leverkusen und der SC Freiburg – dahinter dann Leipzig, Köln und Union Berlin. Hoffenheim hat nur noch theoretische Chancen international dabei zu sein.
Fürth war schon abgestiegen, Bielefeld kann aufgrund des späten Ausgleichstores noch den direkten Klassenerhalt erreichen, Stuttgart und die Hertha können sowohl direkt absteigen, wie auch den Klassenerhalt schaffen.
Wie ist die Saison aus Augsburger Sicht einzuordnen? Mit gewisser Hoffnung, auch bedingt durch den Kader, auf eine sorgenfreie Spielzeit und einem Pokalsieg in Greifswald ging die Saison los.
Nach dem obligatorisch eher schwächeren Start am fünften Spieltag der erste Sieg, zuhause gegen Mönchengladbach.
Nach vier weiteren sieglosen Spielen, und einer schwachen ersten Halbzeit, das Aufbäumen in der zweiten Hälfte beim DFB-Pokalspiel in Bochum. Nach dem Befreiungsschlag gegen Stuttgart, und der Niederlage in Wolfsburg folgte mit dem Heimsieg gegen München eine der besten Saisonleistungen.
Weiter in der Inkonstanz folgte auf das Unentschieden, in der 97. Minute bei Hertha, die erste Halbzeit gegen Bochum, und ein weiterer positiver Auftritt in Köln. Zum Abschluss zwei Unentschieden, die allgemein beide nicht so erwartet wurden, und die Hoffnung, sich langsam für die Rückrunde gefunden zu haben.
Die zweite Saisonhälfte dann ein weiteres Auf und Ab, mit einem Heimsieg gegen Union sowie einem Punkt gegen Dortmund. Dazu nach langer Zeit zwei aufeinanderfolgende Siege, gegen Wolfsburg und Mainz.
Und trotz der Niederlagen in Stuttgart und gegen Hertha, mit durch die Siege in Bielefeld und Bochum, die beste Ausgangslage von den hinten stehenden Mannschaften im Abstiegskampf.
Ob nun mit dem Kader mehr möglich gewesen sein könnte oder woran es sonst noch lag: Der FCA hat beste Chancen auf den Klassenerhalt, und sobald dieser erreicht ist, besteht genügend Gelegenheit für weiteres, und in der Konsequenz auch wirklich weiterführendes.
Zum letzten Saisonauswärtsspiel geht es am, aus Bundesligasicht, späten Sonntagabend nach Leipzig. Ob sich ein besserer Termin hätte finden lassen – gemach.
Vorher, am Freitag findet das erste Halbfinalspiel der A-Jugend gegen Hertha BSC statt. Seit 1969 wird dieser Wettbewerb um die Deutsche Meisterschaft ausgetragen. Der erste Gewinner war der VfL Bochum, die meisten Erfolge erzielte der VfB Stuttgart.
In der Liste der Sieger und Finalteilnehmer nur zwei Vereine, die nie Bundesliga gespielt haben. Im Finale 1970 gewann das auch heute noch für die Jugendarbeit, und daraus hervorgegangene Spieler, bekannte Hertha Zehlendorf gegen den TuS Altrip. Beim pfälzer Verein spielte damals der spätere Meister der Bananenflanke, Manfred Kaltz, mit.
Bereits einmal, 1993, konnte der FCA den Titel des Deutschen A-Juniorenmeisters gewinnen. Nach Siegen, jeweils mit Hin- und Rückspielen, gegen die Hertha Zehlendorf im Achtelfinale und den 1.FC Köln im Viertelfinale, konnte Werder Bremen im Halbfinale erst im Elfmeterschießen bezwungen werden.
Das anschließende Endspiel im Rosenaustadion gewann der FCA durch Tore von Frank Gerster, Thomas Meggle und Michael Rösele vor 12.000 Zuschauern mit 3 : 1 gegen Kaiserslautern.
Nun hat der FCA wieder die Gelegenheit diesen Erfolg zu erreichen. Nicht nur die letzten Ligaspiele mit der Meisterschaft in der Staffel, und das verbundene Erreichen des Halbfinales sind Auszeichnungen für die Nachwuchsarbeit des FCA.
Das perspektivische Ziel bleibt im Verein ausgebildete Spieler in die Profimannschaft zu integrieren. Im Idealfall dazu über den Ausbildungsweg und die Mannschaften hinweg verbundene Spielansätze und -ideen.
Ein der Vorrunde vergleichbares Ergebnis in Leipzig würde dem FCA in jedem Fall ein Endspiel gegen Fürth ersparen. Den Klassenerhalt aus eigener Kraft zu schaffen, und in einer Saison gegen eine Spitzenmannschaft zweimal ungeschlagen zu sein, wäre ein weiterer Erfolg für den Ferein. Gutes Spiel!
Auch das Spiel gegen den FC aus Köln ließ mich als FCA Fan erneut konsterniert zurück. Zu schnell stand es 0:2 aus Sicht des FCA und die Mannschaft musste hinterherlaufen. Im Abschluss hatte die Mannschaft Chancen in Führung zu gehen. Und nutzte sie nicht. Im Spiel gegen den Ball gab es einen soliden Plan. Den ließ man sich durch individuelle Fehler umwerfen. Alles in allem mehr als unbefriedigend. Und nicht das erste Mal in dieser Saison.
Nun könnte man sich alleinig auf die sportliche Leistung am Samstag konzentrieren und dies abarbeiten. Durch die deutliche Niederlage ist allerdings erneut klar geworden, dass die sportlichen Probleme tiefer liegen. Sie sind darin begründet, dass der Kader des FC Augsburg unausgewogen besetzt ist und Spieler falsch eingeschätzt wurden. In der Kaderübersicht sind sowohl Iago als auch Mads Pedersen als Linksverteidiger gelistet. Beide können die Position zumindest gegen den Ball nicht auf Bundesliganiveau ausfüllen. Der FC Köln hat am Samstag erneut deutlich gezeigt, wie Mannschaften Erfolg haben, wenn sie Iago defensiv isoliert bekommen. Die beiden ersten Gegentore fielen direkt über ihn.
Dies führte nun ja auch schon die ganze Saison über dazu, dass Markus Weinzierl – zwangsweise, denn er präferiert an sich eine 4er Kette – auf ein System mit 3er Kette zurückgreift, um den Außenverteidigern zu helfen und auf den Flügeln für mehr Sicherheit zu sorgen. Dies funktionierte bei einigen Gelegenheiten und der FCA fand bei diesen zurück zu defensiver Stabilität. Hat aber auch negative Konsequenzen. Man überlässt dem Gegner zwangsweise mehr das Spiel und beschränkt sich vermehrt aufs Kontern. Da gingen sie hin, die Träume vom verbesserten Ballbesitzspiel.
Nun ist der Trainer naturgemäß verantwortlich für die Leistungen auf dem Platz. Er kann allerdings auch nur mit den Spielern arbeiten, die ihm durch das Management des Vereins zur Verfügung gestellt werden. Und so fällt es momentan schwer, zu beurteilen, ob Markus Weinzierl mit der Mannschaft an seine Leistungsgrenze gestoßen ist. Oder ob er durch seine spielstrategischen Vorgaben bei der Formation, schlichtweg die schlechte Kaderpolitik des FC Augsburg kaschiert. Mit dieser Mannschaft ist wohl defensiv nicht viel mehr herauszuholen, und es muss im Sommer nachgelegt werden, egal wer dann der Trainer ist.
An sich ist das ja vielleicht auch ein Grund für Hoffnung. Ob es nicht geeignetere Trainer-Alternativen gibt, die aus einer Mannschaft rund um den starken Innenverteidiger-Kern mit 3er Kette mehr heraus holen könnten, ohne groß am Kader eingreifen zu müssen, dürfen die Trainer-Experten beurteilen. Was Weinzierl mit Sicherheit auch nicht als Hauptpriorität sieht, ist die personellen Alternativen aus der Jugend heraus zu entwickeln. Ansonsten hätte man gegen Köln links hinten erneut Lasse Günther Minuten geben können (genau wie Pepi anstatt Finnbogason vorne). Hier werden laufend Einsatz- und Lernmöglichkeiten zu Gunsten von Spielern verschenkt, die über den Sommer hinaus keine Zukunft in Augsburg mehr haben werden.
Alles in allem darf man in Augsburg dann zufrieden sein, wenn die Saison endlich zu Ende ist und die Klasse gehalten wurde, weil sich erneut drei Vereine gefunden haben, die noch weniger hin bekommen haben als wir. Im Sommer gilt es strukturell das Missverhältnis Trainer zu Kader zu lösen. Es scheint sich anzudeuten, dass Weinzierl bleiben darf. Dann muss man im zwangsweise Spieler geben, die seine Art von Fußball auch umsetzen können. Damit die Not dann nächstes Jahr hoffentlich ein Ende hat.
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