Neues Jahr, neues Glück. Schon im letzten Jahr hatten wir an dieser Stelle geschrieben: „Die ungewöhnlichste Bundesligasaison der Geschichte ist passé und es ist Zeit, ein Fazit zu ziehen.“ Dies gilt mal wieder. Wir starten an dieser Stelle mal wieder mit unseren Abstimmungen zum “Spieler der Saison”. Die ausgewählten Kategorien bleiben gleich, sodass wir den wertvollsten und meistverbesserten Spieler sowie den Newcomer der abgelaufenen Spielzeit küren wollen. Los geht es mit dem wertvollsten Spieler. Wichtig dabei ist, dass “wertvoll” nicht zwingend gleichzusetzen ist mit “bester”. Wir suchen den Spieler, der mit seiner Leistung auf seiner Position einen bedeutenden Anteil am Erfolg des FC Augsburg hatte. Infrage kommt jeder Profi, der in dieser Saison mindestens einmal für Rot-Grün-Weiß auf dem Platz stand. Nachfolgend – in alphabetischer Reihenfolge – die Spieler, die wir als Kandidaten identifiziert haben. Wir verneigen uns mit der Nominierung in dieser Kategorie vor:
Daniel Caliguiri
Irgendwie vergisst man den Saisonstart so schnell. Derweil hat der FCA am zweiten Spieltag gegen Dortmund gewonnen und ist für die eigenen Verhältnisse wirklich gut in die Spielzeit gestartet. Das konnte man in dieser frühen Phase der Saison vor allem an Daniel Caliguiri festmachen. Routiniert und mit positiver Ausstrahlung hat er direkt die Führung auf dem Platz übernommen und so zu vielen Punkten zu Saisonbeginn beigetragen. Gerade in der Rückrunde erwischte ihn dann ein Formloch. Mit seinem Elfmeter gegen die Bremer machte er den Deckel auf diese qualvolle Saison. Caliguiri fällt definitiv in die Kategorie wichtig.
Rafal Gikiewicz
Im Sommer von Union Berlin gekommen, löste „Beton“ das Torwartproblem des FC Augsburg auf einen Schlag. Auf dieser Position herrschte nach dem Abgang von Marwin Hitz rege Betriebsamkeit. Damit ist es nun hoffentlich vorbei. Gikiewicz war in der abgelaufenen Saison Peak Performer. Objektiv. Dauergast in der Spieltagself der unterschiedlichen Medien, Torhüter in der WhoScored-Elf der Saison und mit mehr Saves als alle anderen Keeper in der Bundesliga. Die Leistung stimmte. Und wer eine Lektion über Mentalität und Fokus lernen will, der blickt „Beton“ einmal im Spiel in die Augen. Der Autor hat sich zum ersten Mal in seinem Leben ein Torwarttrikot gekauft. Es ist Liebe!
André Hahn
Warum auch einfach, wenn es kompliziert geht? So und nicht anders ist wohl das Motto des André Hahn. Seine erste Zeit in Augsburg glich einem Wunder. Der Schritt nach Gladbach war nur konsequent. Zu gut die sportlichen Aussichten. Danach der Umweg über den HSV (warum, nur warum?) zurück nach Augsburg. Hahn wirkte „durch“. Der Tank schien „leer“. Sein Spiel erfordert Antrittsschnelligkeit. Es ist schnörkellos. Das war es nicht mehr. Vor der Saison habe ich Hahn schon abgeschrieben gehabt. Während der Saison habe ich meine Meinung korrigiert: Hahn ist eine geile Sau. Am Ende braucht es Tore, damit man nicht absteigt. 8 Tore und 5 Vorlagen sind der Topwert in der Augsburger Mannschaft in der abgelaufenen Saison gewesen. Und der Zuckerpass auf Florian Niederlechner im Spiel gegen die Bayern ein würdiger Abschluss einer sehr guten persönlichen Saison. Chapeau, André Hahn, Chapeau.
Rani Khedira
Auch Khedira fand sich letztes Jahr schon hier wieder. Er ging in die Saison mit auslaufendem Vertrag und hat sich in all seinen vier Jahren in Augsburg immer professionell verhalten und seinen Beitrag auf dem Platz gebracht. Diese Saison durfte er nicht immer ran. Wenn er ran durfte, dann hat er ruhig und besonnen seinen Job gemacht und sich immer reingehauen. Es ist ihm hoch anzurechnen, dass dies auch weiterhin galt, nachdem schon fest stand, dass er zu Union Berlin wechselt. Khediras Tor gegen den SV Werder ist vielleicht der wichtigste Treffer der Saison. Unter größtem Druck handlungsschnell zu agieren, der eigenen Mannschaft den Klassenerhalt zu bescheren und sich in größter Klasse zu verabschieden: Wir ziehen den Hut vor deiner Leistung in dieser Saison und den vier gemeinsamen Jahren in rot-grün-weiß, Rani Khedira. Du hast deine Spuren in unserem Geschichtsbuch hinterlassen.
Felix Uduokhai
Uduokhai landete schon im letzten Jahr hier. Zu groß ist sein sportliches Potential. Auch in Zeiten von Corona war es die absolut richtige Entscheidung im letzten Sommer die Kaufoption zu ziehen und Uduokhai fest an den FCA zu binden. Uduokhai war der beste Verteidiger des FCA in der abgelaufenen Saison. Ja, besser als Jeff Gouweleeuw, der wechselhafte Leistungen zeigte und mehr Patzer einstreute. Die sportliche Entwicklung lag im Bereich des möglichen. Sie ist trotzdem sehr schön. Dazu kommt, dass Uduokhai schon in seinen jungen Jahren Führungsverantwortung übernommen hat. Verwundet konnte man beobachten, dass er die Mannschaft in Abwesenheit von Jeff als Kapitän aufs Feld führen durfte. Gerade im Mannschaftsgefüge ist seine Bedeutung nicht mehr zu unterschätzen. Uduokhai war essentiell für den Klassenerhalt und durfte auf dieser Liste nicht fehlen.
Und los geht es mit der Abstimmung. Innerhalb der nächsten Woche könnt ihr euch entscheiden, wer der wichtigste Spieler der Saison war:
Wer war der wichtigste Spieler der Saison 2020/21?
Nach der Bundesligasaison ist vor der Europameisterschaft. Auch die Relegationsspiele sind derzeit noch in vollem Gange – da kann man einfach nur froh sein, dass der FCA dieser saisonverlängernden „Maßnahme“ in letzter Sekunde entkommen ist. Und wir Fans nun einfach vor dem TV diesen internationalen Turnieren beiwohnen dürfen. Die Europameisterschaft wurde bekanntlichermaßen im Jahr 2020 aufgrund der Pandemie-Lage abgesagt und von der UEFA sodann um zwölf Monate verschoben, sodass diese jetzt im Sommer 2021 stattfindet. Genauer gesagt findet das Turnier vom 11. Juni bis 11. Juli 2021 in zehn europäischen Städten und einer asiatischen Stadt (Baku) statt. Das Finale wird sodann im altehrwürdigen Londoner Wembleystadion gespielt.
Dies bedeutet – neben all den coronagerechten Public Viewing „Events“ im eigenen Garten – auch, dass nach einer intensiven und bereits sehr gestauchten Bundesligasaison – samt DFB-Pokal, Europa League, Champions League und Co. – noch ein weiteres Format in diesem Sommer ansteht. Zumal dies auch nicht das letzte sein wird, da im Juli und August diesen Jahres noch die Olympischen Sommerspiele in Tokyo, Japan, stattfinden.
Auch einige FCA Spieler und Ex-Akteure werden sich hierbei auf der internationalen Bühne präsentieren dürfen. Welche FCA-(Ex)-Spieler das sind und wer wider Erwarten gar nicht erst nominiert wurde? Ein Überblick:
Österreichische Bundesligaauswahl
Der ÖFB hat zuletzt seinen finalen 26 Mann Kader für die EM2021 bekannt gegeben. Darunter befinden sich 20 Bundesligaspieler. Der FCA stellt mit Reservist Michael Gregoritsch einen dieser Akteure. Gregerl ist hierbei – im Gegensatz zu seinem Club-Engagement- bei der Nationalelf hochangesehen und im Kader gesetzt. Anscheinend ist es daher auch verschmerzbar, dass „Gregerl“ keine gute Bundesligasaison hinter sich hat, in der er mehr Ergänzungsspieler war als auf dem Platz stand. 24 der 34 Spiele stand er zwar im Kader, jedoch entspricht dies nur 27% der Spielminuten. Weiterhin hat er kaum Startelfeinsätze, die Startelfquote liegt bei geringen 26%. Zu wenig eigentlich für den ambitionierten österreichischen Stürmer.
Für den FCA ist zu hoffen, dass der 27jährige entweder eine glänzende EM spielt, um sich für andere Vereine interessant zu machen (und somit dem FCA eine gute Ablösesumme zu bescheren). Oder er sich, falls er in Augsburg verbleiben möchte und Weinzierl auf ihn setzt, ordentliches Selbstvertrauen in der Nationalauswahl holt. Der ausgeliehene FCA-Innenverteidiger Kevin Danso hat es übrigens nicht in den EM-Kader geschafft, trotz starker Leistungen im Fortuna-Trikot. Die Konkurrenz auf seiner Paradeposition ist aber auch denkbar stark. Mit seinem Ex-Teamkollegen beim FCA, Martin Hinteregger, David Alaba, der bei den Bayern zuletzt auf dieser Position brillierte und dem Freiburger Stammspieler Lienhart hat Kevin Danso namenhafte Konkurrenten in der österreichischen Nationalmannschaft vor sich. Auch der Hoffenheimer Posch und der Bremer Friedl können diese Position bekleiden.
Österreich trifft in der Vorrunde auf Nordmazedonien, Ukraine und die Niederlande.
Tschechisches Doppel
Zwei (noch) FCA-Spieler stehen überraschend-unüberraschend nicht im EM-Kader Tschechiens. Hierbei handelt es sich um den zweiten Torhüter Tomas Koubek sowie Aushilfsverteidiger und Ex-Nationalmannschaftskapitän Marek Suchy, der den FCA in der Sommerpause verlassen wird und kürzlich verabschiedet wurde. Während Koubek schlicht und ergreifend die Spielpraxis fehlt, konnte Marek Suchy bei seinen wenigen Einsätzen zusätzlich kaum überzeugen.
Nationaltrainer Jaroslav Silhavy berief stattdessen vier andere namenhafte Bundesligaprofis in das 25-köpfige Aufgebot für die EM-Endrunde: Torwart Jiri Pavlenka von Werder Bremen, den Hoffenheimer Verteidiger Pavel Kaderabek, Hertha BSC-Mittelfeldakteur Vladimir Darida und den Leverkusener Angreifer Patrik Schick. Der Herthaner Darida soll die tschechische Auswahl hierbei als Kapitän aufs Feld führen. Tschechien trifft in der Gruppenphase auf Schottland, Kroatien und England. Eine starke Gruppe!
Kurios: Für Verteidiger Ondrej Kudela wird zunächst ein Kaderplatz freigehalten, vorbehaltlich eines noch zu erwartenden Urteils. Der 34-Jährige Spieler von Slavia Prag wurde im April wegen eines„mutmaßlich rassistischen Verhaltens für zehn Spiele in sämtlichen UEFA-Wettbewerben“ gesperrt. Gemäß sport1 wird ein Einspruch derzeit noch verhandelt.
Schweizer Jungspund
Deutlich glücklicher dürfte derzeit Ruben Vargas sein trotz seiner roten Karte im so wichtigen Spiel gegen Werder Bremen. Der 22jährige Schweizer ist einer von zwölf Bundesligaspielern, die zuletzt in den EM-Kader der Schweiz berufen wurden. Nati-Coach Vladimir Petkovic nominierte zuerst 29 Akteure, von denen 26 mit zur Europameisterschaft fahren dürfen. Spätestens am 01.07. muss der finale Kader bekannt gegeben werden. Mit 9 Scorerpunkten (6 Tore, 3 Assists) in der abgelaufenen Saison hat Vargas jedenfalls gute Argumente, es in diese finale Auswahl zu schaffen. Die rote Karte zu Saisonende dürfte dem Nationalcoach aber eher nicht so gut geschmeckt haben.
Unter den bisher nominierten Spielern sind einige bekannte Namen, z.B. die vier Gladbacher Embolo, Zakaria, Elvedi und Sommer. Weiterhin die drei Wolfsburger Mehmedi, Mbabu und Renato Steffen. Eintracht Frankfurt stellt zwei Spieler ab, Steven Zuber und Djibril Sow. Ein alter Augsburger Bekannter wird einer der drei Ersatz-Torhüter der Schweizer sein: Es handelt sich konkret um Gregor Kobel, der die Rückrunde 2018/19 beim FCA verbrachte. Der mittlerweile 23jährige steht derzeit beim VfB Stuttgart unter Vertrag, ist aber heiß begehrt auf dem Transfermarkt. Unter anderem der BVB soll an ihm dran sein. Kurios: Mit dem Ex-Augsburger Marwin Hitz und Yann Sommer würde sich Kobel gegebenenfalls sogar mit zwei Landsleuten in Dortmund duellieren.
Die Schweiz trifft in der Vorrunde auf Italien, Türkei und Wales. Keine einfache Aufgabe für die ambitionierten Schweizer.
Finnisches Rätsel
Ein Rätsel war zu Beginn die Nominierung von FCA-Mittelfeldspieler Fredrik Jensen. Als man zuerst auf den EM-Kader der Finnen blickte, fehlte vom Offensivakteur jede Spur. Aber als der Kicker am 19.05. sodann das vorläufige Aufgebot der Finnen präsentierte, stand der Name des 23jährigen mit auf der Liste. Hierbei befindet er sich in guter Gesellschaft: Mit Keeper Lukas Hradecky von Bayer Leverkusen und Angreifer Joel Pohjanpalo von Union Berlin wurden zwei weitere Bundesligaspieler nominiert. Finnland gilt als klarer Außenseiter, sind sie doch erstmalig bei einer EM dabei. Zudem wurden sie einer echten Hammergruppe zugelost: Man trifft auf Dänemark, Belgien und Russland in der Vorrunde.
Dass Freddy Jensen nominiert wurde, zeigt auch die starke Wertschätzung, die er in seinem Heimatland erfährt. In Augsburg ist er bisher sportlich noch nicht durchgehend erfolgreich, jedoch umso mehr in der finnischen Nationalelf. Dies kommt nicht von ungefähr: In der Nations League B traf der Youngster in vier Einsätzen dreimal ins Tor. In 16 Spielen für die finnische Nationalmannschaft traf Jensen insgesamt sieben Mal. Hierbei wurde er sowohl im offensiven Mittelfeld als auch als Stürmer eingesetzt. Für den FCA hat der Rechtsfuß in der seit kurzem vergangenen Saison nur 13 Auftritte absolvieren können. Dies entspricht einer 3% Startelfquote und 12% der möglichen Spielminuten.
Polnischer Nachrücker
Robert Gumny gilt nicht umsonst als der Senkrechtstarter der Saison beim FCA. Der polnische Juniorennationalspieler hat in der Rückrunde sogar so gut in Augsburg gespielt, dass er auf der „Nachrückerliste“ der polnischen Nationalmannschaft geführt wird. Das heißt, im Falle einer Verletzung eines anderen Spielers auf dem 26-Mann-Kader könnte der Rechtsverteidiger ein aktiver EM-Teilnehmer werden. Natürlich wünscht man aber keinem anderen Spieler eine Verletzung. Im endgültigen Aufgebot steht mit Robert Lewandowski nur ein Bundesligaprofi, nachdem der Herthaner Krzysztof Piatek seine Teilnahme verletzungsbedingt absagen musste.
Bei der polnischen Nationalmannschaft steht im Ergebnis auch Rafal Gikiewicz wohl nicht so hoch im Kurs. Während wir Augsburger dem Klasse-Keeper für viele festgehaltene Punkte in der abgelaufenen Saison danken müssen und sich das Argument aufstellen lässt, dass es in der Bundesliga in der abgelaufenen Saison keinen stärkeren Keeper gab, wurde er für die polnische Auswahl nun nicht berufen.
Die polnische Auswahl trifft in der Gruppenphase auf Spanien, Schweden und die Slowakei. Auch eine richtig harte Gruppe. Trotz dem Weltklasse-Angreifer Robert Lewandowski, der zuletzt gegen den FCA den Uralt-Rekord von Gerd Müller einkassierte, gelten die Polen nicht als Favorit für das Weiterkommen in dieser Gruppe. Der Verzicht auf Gikiewicz wird die Chancen aufs Weiterkommen nicht erhöht haben.
Frust pur
Der FCA musste leider und wie bereits seit längerem bekannt auf seinen Stamm-Innenverteidiger Felix Uduokhai verzichten. Der 23jährige hatte sich Anfang Mai am Sprunggelenk verletzt und musste operiert werden. Ein richtiger Schock für die Augsburger. In der abgelaufenen Saison stand der Verteidiger in 29 von 31 Partien über 90 Minuten auf dem Platz. Zuletzt wurde er erstmals für die deutsche Nationalmannschaft nominiert, kam aber nicht zum Einsatz. Seine Verletzung verbunden mit der Operation bedeuteten auch das EM-Aus. Eine große Enttäuschung für den jungen Innenverteidiger.
Ein weiterer enttäuschter Defensivspieler mit Augsburg-Bezug ist Philipp Max. Der 27jährige Außenverteidiger wechselte erst im vergangenen Sommer vom FCA nach Holland – zu PSV Eindhoven. Dort spielt er unter anderem mit Mario Götze zusammen. Schon zu Augsburger Zeiten erzielte der extrem spielstarke Außenverteidiger viele Scorerpunkte. Seine maßgenauen Flanken und präzisen Freistöße sind heute noch unvergessen in der Fuggerstadt.
Nach seinem Wechsel in die Eredivisie machte er dort weiter, wo er in Augsburg aufgehört hatte: Er sammelte Scorer um Scorer. Bundestrainer Jogi Löw hatten die Leistungen des heute 27jährigen noch nie sonderlich interessiert, trotz lauter öffentlicher Bekundungen für den gebürtigen Viersener wurde er bis November 2020 nicht für die deutsche Auswahl nominiert.
Linksverteidiger links liegen gelassen
Am 6. November 2020 berief Bundestrainer Löw Philipp Max sodann in den erweiterten Kader der Nationalmannschaft. Es standen ein Freundschaftsspiel gegen Tschechien sowie zwei Spiele in der Nations League (gegen Ukraine und Spanien) an. Beim 1:0-Erfolg gegen die tschechische Auswahl stand er in der Startelf und bereitete den Siegtreffer vor.
Auch im März 2021 stand Max noch im Kader der deutschen Elf. Eine Nominierung wäre sicherlich verdient gewesen, da er auch in der Saison 20/21 brillierte. In der Eredivisie gelangen ihm fünf Treffer und er gab weitere acht Torvorlagen. Dies entspricht 85% Startelfquote, somit kann man getrost sagen, dass er sich beim holländischen Vizemeister einen Stammplatz erspielt hat. International konnte sich Max in der abgelaufenen Saison ebenfalls beweisen: In der Europa League absolvierte er alle acht Spiele und gab drei Torvorlagen. In 7 der 8 Partien stand er 90 Minuten auf dem Platz.
Trotz der internationalen Erfahrung, der Berufungen in die Nationalelf zuletzt und der klasse Saison in einer mittlerweile stärkeren Eredivisie konnte Max Löw nicht nachhaltig von sich überzeugen. Stattdessen nominierte Jogi Robin Gosens von Atalanta Bergamo und Christian Günter vom SC Freiburg. Während Gosens Max vom (offensiven) Spielertyp sehr ähnelt, bringt Günter defensivere Stärken mit als die beiden erstgenannten Akteure. Alle drei haben einen starken linken Fuß und eine extrem schnelle Antrittsgeschwindigkeit. Schade, dass es für Philipp – trotz starker Konkurrenz – nicht gereicht hat. Wir wollen seine klasse Leistung – die er über mehrere Saisons hinweg mittlerweile bestätigen konnte – hier trotzdem würdigen.
Funfact: EA hat zuletzt das Team of the Season (TOTS) der Eredivisie veröffentlicht, mit Philipp Max als Linksverteidiger in der Startelf.
Optimismus für Olympia
Auch die olympischen Sommerspiele 2020 waren dem Pandemiegeschehen zum Opfer gefallen und schlussendlich auf 2021 vertagt worden. So findet dieses Großevent erstmals in der Geschichte nicht im Vier-Jahres-Zyklus statt.
In der Disziplin Herrenfußball dürfen seit 1992 nur noch Spieler teilnehmen, die nicht älter als 23 Jahre alt sind. Seit 1996 darf jede Mannschaft zudem noch bis zu drei ältere Spieler nominieren. Über die U21-EM 2019 hatte sich die deutsche Mannschaft als Turnierzweiter für die olympischen Sommerspiele qualifiziert. Hierbei konnte EM-Shooting Star Marco Richter vom FCA deutlich mithelfen, indem er bei der U21 EM 2019 in vier Spielen drei Tore erzielte und 2 Vorlagen gab. Dies bedeutete für ihn persönlich den dritten Platz in der Torschützenliste des Wettbewerbs.
Da des Öfteren Spieler der erfolgreichen Mannschaft der Qualifikation für das olympische Turnier nominiert werden, darf sich Marco Richter demnach berechtigte Hoffnungen machen. Auch Felix Uduokhai war Teil der damaligen Mannschaft, jedoch kam er zu keinem Einsatz im Turnier. Falls er jedoch rechtzeitig fit werden sollte, kann es gut sein, dass auch „Udu“ für die Sommerspiele nominiert wird. Alterstechnisch passt das jedenfalls, da sowohl Richter als auch Uduokhai dem für das Turnier relevanten Jahrgang 1997 angehören.
Max for Olympia?
2015 gelang einer deutschen Mannschaft ebenfalls die Olympia-Qualifikation – erstmalig seit 1988. Die Mannen um Trainer Horst Hrubesch konnten 2016 sogar die Silber-Medaille erringen. Mittendrin damals FCA-Spieler Philipp Max, neben bekannten Größen wie Leon Goretzka, Niklas Süle, Julian Brandt sowie den drei Ü23-Spielern Nils Petersen, Sven und Lars Bender. Der Olympia-erfahrene Max wäre daher einer der potenziellen Ü23-Spieler, die Stefan Kuntz nominieren könnte.
Aus der damaligen U21-Nationalmannschaft, mit der Marco und Felix erfolgreich waren, sind keine Linksverteidiger verfügbar, da mit dem Leipziger Klostermann der damalige Linksverteidiger von Jogi Löw für die EM nominiert wurde. Einige andere Spieler – wie Ismail Jakobs (spielt eher Linksaußen) sowie David Raum – sind für die U21 EM nominiert und kommen daher ebenfalls nicht in Frage. Ein hartnäckiger Konkurrent für Max und Olympia könnte gegebenenfalls der ehemalige Nationalspieler Jonas Hector sein. Beide würden jedoch auf Grund ihres Alters einen der drei Ü23-Plätze in Anspruch nehmen müssen.
Neuer Bundestrainer, neues Glück?
Am Dienstag, 25.05., wurde bekannt, dass Hansi Flick Joachim „Jogi“ Löw zum 01.07. als Bundestrainer beerben wird und unterschrieb einen Vertrag bis 2024. Er galt als der erfolgreichste Trainer auf dem Markt und als Wunschkandidat des DFB. Zudem war Flick einige Jahre lang u.a. Assistent von Löw und weist damit bereits Erfahrung in diesem Job vor. Er kennt einen Großteil der Spieler persönlich, zum Beispiel durch seine vorherige Anstellung beim FC Bayern.
Fans vielerorts freuen sich – steht Flick doch für offensiven und modernen Fußball. So hat Bayern München die Champions League im Jahr 2020 gewonnen. Und viele erhoffen sich letzten Endes wohl auch, dass der neue Bundestrainer endlich wieder nach dem Leistungsprinzip aufstellt.
Aber ein richtiger Umbruch ist damit wohl nicht zu erwarten, zu nah steht die Person Flick dem DFB, seit seiner früheren Beschäftigungen. Offen ist bis dato noch, wer nun sein(e) Co-Trainer wird/werden. Als Kandidaten galten Miroslav Klose und Hermann Gerland, die sich beide – genau wie Flick selbst – vom FC Bayern zuletzt verabschiedet hatten, allerdings beide mittlerweile abgesagt haben.
Einige Spieler, wie der von Löw verschmähte Max oder auch der noch einsatzlose Felix Uduokhai, bekommen dadurch jedoch in Summe mehr Perspektive im DFB-Dress.
Insgesamt bleibt es im Hinblick auf die Nationalmannschaften so spannend. Und wie immer bleibt die Hauptsorge von Clubfans, dass die Spieler der eigenen Mannschaften heil wieder nach Hause kommen. Dies gilt gerade in diesem Jahr mit Hinblick auf den doch sehr gestauchten Spielplan und die große Belastung für alle Spieler.
Nach der Saison ist bekanntlich vor der Saison. Kaum ist das letzte Spiel abgeschlossen, häufen sich die Gerüchte um mögliche Transfers und Wechsel, aber bis sich diese Transfers verwirklichen lassen, müssen sich die Vereine bis zu den offiziellen Transferperioden gedulden, welche von der FIFA vorgegeben werden. In der Regel ist es den Clubs im Sommer möglich, vom 01.07. bis zum 31.08. neue Spieler für sich zu gewinnen, die noch bei anderen Vereinen unter Vertrag stehen. Um uns daher die Wartezeit ein wenig zu versüßen, haben wir uns deshalb in einer kleinen Serie die letzten Transferperioden einmal genauer angesehen. Vor allem auch deswegen, da die Kritik an Sportdirektor Stefan Reuter immer lauter wird. Doch hat er wirklich einen so schlechten Job gemacht? Und hat er immer nur aufs Geld geachtet oder hatte er dabei vielleicht sogar mal ein glückliches Händchen?
Ein Weltmeister kommt nach Augsburg
Am 27.12.2012 stellte der FC Augsburg Stefan Reuter als neuen Geschäftsführer des Bereichs Sport vor, nachdem man seinen Vorgänger Jürgen Rollmann nach nur wenigen Wochen aufgrund unüberbrückbarer interner Differenzen entlassen hatte.
Zu jener Zeit steckte der Verein in einer kleinen Krise, denn die Hinrunde hatte man mit gerade mal 9 Punkten auf Platz 17 beendet. Eine Veränderung und vor allem auch Sicherheit fehlten in jenen Tagen an allen Ecken und Enden. Und so holte unser damaliger Präsident Walther Seinsch mit Stefan Reuter einen erfahrenen Mann an Bord des wankenden Schiffes. Gerade als Spieler hat unser Geschäftsführer Sport so ziemlich alles gewonnen, was möglich ist. Er wurde Weltmeister, Europameister, gewann mit Borussia Dortmund die Champions League und 5 Deutsche Meistertitel.
Reuter – ein Risiko?
Bei seinen vorherigen Stationen Borussia Dortmund und dem TSV 1860 München konnte Stefan Reuter schon einige Fähigkeiten aufweisen und weitere sammeln, die es für einen solch wichtigen Posten braucht. Allerdings war seine Einstellung doch ein Risiko für unseren Verein, denn gerade bei den Blauen aus München lief es für den gebürtigen Dinkelsbühler nicht gerade gut. Drei Jahre lang war er dort beschäftigt, bevor man ihm im Februar 2009 schließlich einen neuen Sportdirektor vor die Nase setzte und im einen Großteil seiner Aufgaben entzog, da es für den angeschlagenen Zweitligisten sportlich immer weiter bergab ging. Man wollte ihn zwar weiterhin als Geschäftsführer und Sponsoren-Betreuer behalten, doch für Reuter war das keine Option.
Es gab nochmal ein Gespräch, aber wir haben keine Lösung gefunden. Zum jetzigen Zeitpunkt ist aber klar, dass ich dieses Angebot nicht annehmen kann.
Doch gerade wenn man jetzt auf die letzten fast 9 Jahre zurück blickt, kann man sagen, dass die Entscheidung Walther Seinschs goldrichtig war. Denn Stefan Reuter hat es mit seinen Entscheidungen geschafft, uns immer wieder in der Liga zu halten und brachte uns sogar mit dem Erreichen der Europa League den größten Erfolg unserer Vereinshistorie ein. Und das ist etwas, das wir alle nicht vergessen sollten, denn auch die sportliche Leitung trägt einen großen Anteil an dieser Leistung.
Die Transferzahlen im Überblick
Werfen wir zunächst einmal einen Blick auf die absoluten Zahlen, da man hieran am besten sieht, wie viele Transfers unter Reuter getätigt wurden. Und das waren wirklich nicht wenige. Was jedoch auffällig ist, dass gerade in den letzten Jahren auffällig viele Leihen – sowohl als Zu- als als auch Abgänge – getätigt wurden.
Zugänge:
Saison
Zugänge gesamt
Davon Leihen
Leihende
Spieler aus der eigenen Jugend
2012/13
4
1
–
–
2013/14
15
4
–
4
2014/15
15
1
2
3
2015/16
14
1
4
1
2016/17
13
–
3
1
2017/18
13
–
5
2
2018/19
17
2
7
4
2019/20
20
3
5
2
2020/21
11
1
4
2
Zugänge Gesamtübersicht
Abgänge:
Saison
Abgänge gesamt
Davon Leihen
Leihende
Karriereende
2012/13
3
–
1
1
2013/14
14
–
3
–
2014/15
14
3
2
1
2015/16
10
2
4
–
2016/17
18
5
1
–
2017/18
18
8
–
–
2018/19
11
4
–
–
2019/20
19
4
2
2
2020/21
17
5
3
2
Abgänge Gesamtübersicht
Insgesamt hat Sport-Geschäftsführer Stefan Reuter 246 Transfers getätigt. 122 Zugänge sind hierbei zu verzeichnen und ganze 18 Spieler aus der eigenen Jugendabteilung bekamen die Chance, sich auch mal mit den Großen messen zu dürfen. Dem stehen 124 Abgänge gegenüber, wobei dazu zu sagen ist, dass bei allen Zahlen auch die beendeten Leihverträge berücksichtigt wurden. Betrachtet man den jeweiligen Durchschnitt, so kommt Stefan Reuter auf 13,56 Zugänge und 13,78 Abgänge pro Saison.
Investitionen in neue Spieler
Immer wieder liest man, dass Stefan Reuter so ein unglaublicher Sparfuchs sei, der nur wenig Geld in neue Spieler investieren möchte. Das mag bis zu einem gewissen Grad auch stimmen, denn gerade in den letzten Jahren holte man immer wieder junge Talente zu uns an den Lech. Beispielsweise einen Mads Pedersen, den man für ca. 800.000,00 € von FC Nordsjælland verpflichtete. Außerdem ist es kein Geheimnis, dass unsere sportliche Leitung auch gerne mal ablösefreie Spieler mit einem Vertrag ausstattet. Doch darauf gehe ich später noch genauer ein.
Bevor ich euch aber – unabhängig von deren Leistung – die Top 5 der teuersten Einkäufe präsentiere, schauen wir uns doch erst einmal an, wie viel Stefan Reuter überhaupt in neue Spieler investiert hat. Das gestaltet sich nicht als ganz so einfach, da teilweise die vereinbarten Leihsummen nicht bekannt sind. Doch einen groben Überblick zu haben ist doch auch schon mal nicht schlecht.
Saison
Summe Zugänge
2012/13
300.000,00 €
2013/14
4.550.000,00 €
2014/15
12.450.000,00 €
2015/16
16.700.000,00 €
2016/17
23.700.000,00 €
2017/18
7.550.000,00 €
2018/19
6.650.000,00 €
2019/20
31.500.000,00 €
2020/21
10.300.000,00 €
Ausgaben für Zugänge pro Saison
Wir reden hier von einer Summer von 113.700.000,00 €, die Stefan Reuter in neue Spieler (inkl. Leihen) investiert hat. Das ergibt in etwa neun Jahren, die der gebürtige Dinkelsbühler, eine durchschnittliche Summe von 12.633.333,33 € pro Saison.
Die teuersten Zugänge
Doch nun möchte ich euch natürlich nicht länger auf die Folter spannen und euch die teuersten Zugänge präsentieren. Auf Platz 5 liegt dabei Michael Gregoritsch, der seit 04.07.2017 bei uns unter Vertrag stand. Er kam für 5.500.000,00 € vom Hamburger SV. Der viertteuerste Transfer war Iago, den man zu Beginn der Saison 2019/20 von SC Internacional Porto Allegre für 6.500.000,00 € zu uns transferierte.
Ein klein wenig mehr gab man laut Transfermarkt für Felix Uduokhai aus. 7.000.000,00 € musste Stefan Reuter für ihn an den VfL Wolfsburg überweisen, was für seine Leistung aber ein wirklich angemessener Preis war. Seinen Marktwert von damals (6.800.000,00 €) konnte er in der Zwischenzeit nämlich auf 13.000.000,00 € steigern. Platz 2 geht an Tomáš Koubek. Doch trotz einer Transfersumme von 7.500.000,00 € konnte er bei uns nicht wirklich überzeugen, wie wir im zweiten Teil unserer Serie im direkten Torwartvergleich noch sehen werden.
Die unangefochtene Nummer 1 ist kein geringerer als Martin Hinteregger. Ihn verpflichtete man am 31.08.2016 für eine stolze Summe von 10.500.000,00 € von RB Salzburg . Wie ein Blick auf die Leistungsdaten zeigt, war Hinti auch ein sehr wichtiger Spieler in den letzten Jahren. In 2,5 Spielzeiten machte er für unseren FC Augsburg 83 Spielen und traf dabei fünf Mal das gegnerische Tor. Sein Abgang war natürlich alles andere als glücklich, dennoch war Hinteregger mit der beste Innenverteidiger, den wir bei uns willkommen heißen durften.
Geld für die FCA-Kasse
Natürlich haben wir uns auch die Abgänge näher angeschaut und hier ein Ranking erstellt. Doch auch hier wieder zuerst eine Aufstellung der Gesamteinnahmen. Hierzu sei auch gesagt, dass die genauen Summen teilweise nicht öffentlich gemacht wurden, wie zum Beispiel die vereinbarten Summen für Leihspieler.
Saison
Summe Abgänge
2012/13
0,00 €
2013/14
700.000,00 €
2014/15
6.900.000,00 €
2015/16
26.900.000,00 €
2016/17
15.050.000,00 €
2017/18
7.900.000,00 €
2018/19
2.850.000,00 €
2019/20
19.500.000,00 €
2020/21
8.600.000,00 €
Einnahmen durch Abgänge pro Saison
Insgesamt konnte Stefan Reuter dem Verein somit 88.400.000,00 € mit seinen Verkäufen in die Kasse spülen, was eine jährliche Einnahme von 9.822.222,22 € bedeutet. Die fünf teuersten Abgänge brachten uns dabei einen Umsatz in Höhe von 54.000.000,00 € ein.
Die Top 5 der teuersten Abgänge
Auf Platz 5 findet sich hier Ragnar Klavan wieder. Wer kennt ihn noch, den gebürtigen Esten? Er kam im Juli 2012 für eine Ablösesumme von 250.000,00 € von AZ Alkmaar nach Augsburg. In insgesamt 140 Spielen lief der Innenverteidiger für uns auf und wurde schließlich am 20.07.2016 für 5.000.000,00 € an den FC Liverpool verkauft, nachdem der Club in der Europa League auf ihn aufmerksam geworden war.
Die vierthöchste Ablöse erzielte man durch den Verkauf von Jeong-ho Hong, den man am 01.09.2013 für 2.000.000,00 € verpflichtet hatte. Doch in 61 Partien konnte der Innenverteidiger seinen Marktwert steigern und brachte unserem FC Augsburg damit eine Summe von 6.000.000,00 € ein.
Der wohl schmerzhafteste Abgang für viele FCA-Fans liegt mit Philipp Max auf Rang 3. Für 8.000.000,00 € verkaufte man in an PSV Eindhoven, wo er in dieser Saison auch internationale Luft schnuppern durfte. Insgesamt spielte der gelernte Linksverteidiger fünf Jahre beim FC Augsburg. In 156 Spielen schoss er 15 Tore und legte 29 auf. Gerade in dieser Saison hat man leider gemerkt, dass sein Zug auf der linken Außenbahn doch ziemlich fehlt.
Platz 2 geht an Martin Hinteregger. Auch hier handelt es sich (wie bei allen 5 Topabgängen) um einen Verteidiger. Nachdem er bereits im Januar 2019 nach seiner Kritik am damaligen Trainer Manuel Baum dorthin ausgeliehen wurde, verkaufte man ihn schließlich im Sommer an die Frankfurter Eintracht. Die Ablösesumme, für deren Einigung man einen ganzen Monat gebraucht hatte, belief sich am Ende auf 9.000.000,00 €.
Der unangefochtene Spitzenreiter
Dies sind aber immer noch stolze 17.000.000,00 € weniger als beim Spitzenreiter. Abdul Raman Baba kam am 12.08.2014 von Greuther Fürth nach Augsburg. Man bezahlte gerade einmal 2.500.000,00 € für ihn und relativ genau ein Jahr später klopfte der FC Chelsea an Stefan Reuters Tür, der schließlich den Rekordtransfer des FC Augsburg eintütete. Für 26.000.000,00 € ließ man Baba schweren Herzens in die Premier League ziehen.
Für den FC Chelsea, bei denen er bis 2022 immer noch unter Vertrag steht, durfte er in gerade einmal 23 Spielen auflaufen. Das sind weniger als er für uns in einer Saison gemacht hat. Da waren es nämlich 32. Doch für Chelsea scheint Baba nicht so wichtig zu sein, wie er es für uns war, denn der Arme wird seit Jahren ständig ausgeliehen und hatte zugleich mit einigen Verletzungssorgen zu kämpfen. Für mich persönlich trotzdem eine Verschwendung von Talent.
Ablösefreie Spieler
Wie oben schon erwähnt, wird Stefan Reuter oftmals nachgesagt, dass er viele ablösefreie Spieler unter Vertrag nimmt, um Geld zu sparen. Gerne wird von seinen Kritikern in den sozialen Netzwerken auch gesagt, dass diese Spieler dann oft nur eine mangelnde Leistung an den Tag legen. Das stimmt aber keinesfalls. Denn in den ganzen 9 Jahren, in denen Stefan Reuter bei uns in Augsburg ist, hat er gerade einmal 19 ablösefreie Spieler zu uns gelockt. Und einige Namen bringt man dabei sicher nicht mit einem Flop in Verbindung. Hier eine Aufstellung der detaillierten Leistungsdaten:
Spieler
Position
Einsätze
Spielminuten
Tore / Vorlagen
Gegentore / Zu Null
Michael Parkhurst
Innenverteidiger
2
137
0/0
Somen Tchoyi
OM
2
29
0/0
Marwin Hitz
Torwart
147
14.157
1/0
212/47
Halil Altintop
OM
128
8.853
22/14
Christoph Janker
Abwehr
46
2.376
0/0
Piotr Trochowski
OM
12
418
2/1
Daniel Opare
RV
22
1.868
0/0
Andreas Luthe
Torwart
31
2.780
0/0
42/7
Georg Teigl
RV
30
1.327
0/2
Gojko Kacar
DM
29
1.409
1/1
Rani Khedira
DM
127
10.074
6/4
Marcel Heller
RM
25
1.367
0/2
Julian Schieber
MS
12
299
1/0
Felix Götze
DM
9
202
1/0
Stephan Lichtsteiner
RV
20
1.346
0/1
Marek Suchý
IV
13
788
0/0
Rafal Gikiewicz
Torwart
36
3.240
0/0
57/8
Tobias Strobl
DM
31
1.969
0/0
Daniel Caligiuri
Rechtsaußen
35
2.825
7/5
Ablösefreie Zugänge
Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich sehe nicht unbedingt viele Spieler, die, obwohl sie lediglich für ein Handgeld zu uns gekommen sind, komplett versagt haben. Im Gegenteil: Spieler wie Marwin Hitz, Rani Khedira, Christoph Janker, Rafal Gikiewicz oder Daniel Caligiuri bringen bzw. brachten regelmäßig ihre Leistung und haben für unseren FC Augsburg alles gegeben. Nur weil ein Spieler ablösefrei kommt, muss das nicht zwangsläufig eine schlechte Sache sein. Ich würde sogar soweit gehen und unserem Sportdirektor hier ein doch sehr geschicktes Händchen nachsagen. Das ist aber nur meine persönliche Meinung.
Ausblick auf Teil 2
In diesem ersten Teil unserer kleinen Transferserie, habe ich euch nun einen kleinen Einblick in die groben Zahlen der einzelnen Zu- und Abgänge gegeben. Im zweiten Teil möchte ich euch gerne die Topscorer näher bringen oder euch auch alle Torhüter vorstellen, die in den letzten Jahren bei uns zwischen den Pfosten standen. Außerdem verrate ich euch, wer seine Karriere in unserem schönen Augsburg beendet hat oder was aus unseren eigenen Nachwuchstalenten wurde. Das Ganze lest ihr hier in den nächsten Tagen in der Rosenau Gazette. Ihr dürft daher mehr als nur gespannt sein!
Maurice Malone ist ein echter Augsburger Jung. Am 17. August 2000 in der Fuggerstadt geboren, schnürt er seit seinem achten Lebensjahr die Fußballschuhe für den FCA. In der aktuellen Saison ging er sehr erfolgreich für den Drittligisten SV Wehen-Wiesbaden auf Torejagd. Die Leihe endet zum 30.06.2021. Was zeichnet den Youngster aus? Sehen wir den 20jährigen Deutsch-Amerikaner in der kommenden Saison vielleicht im FCA-Trikot? Und wie hat er sich in der dritten Liga so geschlagen? Eine Einschätzung.
Wer ist dieser Maurice Malone?
Wie eingangs schon erwähnt, ist Maurice Malone ein gebürtiger Augsburger, der mittlerweile 20 Jahre alt ist. Seit 2008 kickt der Offensivspieler beim FC Augsburg, zuerst in der Jugend und zwischen 2018 und 2020 in der zweiten Mannschaft. Im Jahr 2019 hat Malone seinen ersten Profivertrag beim FCA unterschrieben, nachdem er 11 Jahre lang alle Jugendstationen des Vereins durchlaufen hat. Funfact am Rande: Maurice spielte (bis 2020) nie für einen anderen Club als den FCA. Er identifiziert sich demnach sehr mit seinem Heimatverein:
„Der FCA bedeutet mir sehr viel, weil ich mein komplettes Fußballleben hier verbracht habe.“
Ebenfalls war Malone für diverse Nachwuchsnationalmannschaften des DFB im Einsatz. So durfte er neun Mal für die U17 antreten sowie je zweimal für die U18 und U19. Dabei erzielte er insgesamt drei Treffer. In der B-Junioren Bundesliga wurde Maurice in der Saison 2015/2016 Torschützenkönig mit 24 Treffern in 26 Spielen. Seine sportlich erfolgreichste Zeit verbrachte er bei der U17-Nationalmannschaft, denn er nahm im Jahr 2017 sowohl an der U17-Europameisterschaft (in Kroatien) als auch an der Weltmeisterschaft (in Indien) teil und kam insgesamt zu fünf Einsätzen.
Ein weiterer Funfact: Der 17jährige Kevin Malone, Torhüter der U19 des FCA, ist der kleine Bruder von Maurice Malone. Seit 2018 spielt dieser beim FCA im Nachwuchs, zuvor schnürte Kevin Malone beim FC Königsbrunn die Fußballschuhe.
Wie hat er sich bisher beim FCA geschlagen?
In der U19 sowie im Anschluss in der zweiten Mannschaft des FCA war Maurice sehr gut integriert. Schnell hatte sich der agile Angreifer in dem jeweiligen Team und der Liga akklimatisiert. Seine Statistiken sprechen hier eine deutliche Sprache: In der Regionalliga Bayern gelangen Maurice für die „Zwote“ neun Tore und 1 Assist in 18 Spielen.
Zuvor hatte er in der U19-Bundesliga in 23 Partien 13 Treffer und zwei Assists erzielt. Zudem traf er einmal im DFB-Pokal der Junioren für den FCA. Beim FCA ist ihm das Profidebüt bisher verwehrt geblieben, in 2019 stand er beim Bundesligaspiel gegen RB Leipzig zwar im Kader, jedoch ohne Einsatz. Auch beim Auftaktspiel der Saison 19/2o gegen den BVB und beim blamablen Erstrunden-Aus im DFB-Pokal gegen den SC Verl war Maurice jeweils (einsatzlos) im Kader. Die restliche Saison verblieb er überwiegend in der Augsburger Reserve – ohne weitere Kaderberufung in der Bundesligamannschaft.
Wie macht sich Maurice in Liga 3?
Mittlerweile ist Maurice Malone im deutschen Profifußball angekommen. Nach einer sportlich erfolgreich Saison in der Augsburger Reserve wechselte er per Leihe in der Saison 2020/21 zum Drittligisten SV Wehen-Wiesbaden. Bei den Hessen war er Neuzugang Nummer fünf in der Sommerpause. Wiesbaden-Trainer Rüdiger Rehm bescheinigt dem Offensivspieler jedenfalls sehr viel Potenzial: „In der Offensive ist er mit seinem hohen Tempo sehr variabel einsetzbar“, weiß Rehm. Der Sportdirektor der Hessen, Christian Hock, ergänzt: „Der Junge weiß, wo das Tor steht und hat mit seiner Quote schon als A-Jugendlicher Begehrlichkeiten geweckt.“
Der FCA lies in Person von Stefan Reuter zu dieser Leihe verlauten:
„Maurice hat das Talent, sich eines Tages in der Bundesliga beweisen zu können. Um ihn behutsam an dieses Top-Niveau heranzuführen, ist die Leihe ein weiterer wichtiger Schritt in seiner Karriere. Wir sind überzeugt, dass er in der 3. Liga zu seinen Einsatzzeiten kommen wird und dort einen Sprung in seiner Entwicklung machen kann.“
Bei den Hessen absolvierte er im Laufe der Saison 35 Spiele, bei 38 möglichen Einsätzen. Bei seinen 35 Spielen stand er in 71% der Partien in der Startelf. Mit seinen 12 Treffern ist er Top-Torschütze des SV Wehen-Wiesbaden in der seit kurzem abgelaufenen Spielzeit. Zudem lieferte er neun Vorlagen. Dies entspricht einer Beteiligung an 36% aller Wiesbadener Toren.
Notentechnisch (basierend auf dem Notensystem des Kickers) ist Maurice nur auf Platz sechs aller Spieler des SV Wehen-Wiesbaden angesiedelt – mit einem Notendurchschnitt von 3,40. (Quelle: Kicker) Hierbei schaffte er es einmal in die Kicker-Elf des Spieltages. Mit 21 Scorerpunkten (12 Tore, 9 Assists) schafft er es in dieser Saison in die Top 10 der dritten Liga. Vor ihm in der Tabelle stehen erfahrene Spieler wie Ex-Augsburger Sascha Mölders, Sercan Serarer oder Terence Boyd.
Zuletzt wurde sein Marktwert bei Transfermarkt deutlich aufgewertet. Transfermarkt begründet diese Aufwertung wie folgt:
„Ein weiterer Shooting-Star der bisherigen Drittligasaison ist Maurice Malone vom SV Wehen Wiesbaden. Der 20-jährige Leihspieler des FC Augsburg überzeugt sowohl mit einer beeindruckenden Physis als auch mit einer feinen Technik. Dank dieses Gesamtpakets kommt der offensiv flexibel einsetzbare Malone bereits auf sieben Tore und sechs Assists. Künftig wird sein Marktwert auf 500.000 Euro beziffert (+150.000 €).“
Wie Rüdiger Rehm schon durchblicken ließ, ist Malone ein polyvalenter Spieler, kann also auf mehreren Positionen gewinnbringend eingesetzt werden. So spielt er in dieser Saison zwar überwiegend auf dem linken Flügel, kann jedoch genauso gut Rechtsaußen spielen oder als Mittelstürmer agieren. Und dies ohne großartigen Leistungsabfall. Im Laufe der aktuellen Spielzeit hat er dies nicht nur einmal beweisen können, sondern wurde auf sechs Positionen mindestens einmal eingesetzt:
In 17 Partien spielte Maurice im linken Mittelfeld, hierbei traf er fünf Mal selbst und gab sechs Torvorlagen. Dies kann man durchaus als seine Paradeposition bezeichnen. Sechs weitere Partien bestritt er als Mittelstürmer, seine Ausbeute hier ein Tor und zwei Assists. Als hängende Spitze wurde er fünf Mal aufgestellt und traf hierbei fünf Mal ins gegnerische Gehäuse und gab eine Torvorlage. Eine richtig starke Quote! Vier Partien stellte Trainer Rehm den Linksfuß im rechten Mittelfeld auf, auch hier war er mit zwei Toren durchaus erfolgreich. Jeweils ein Spiel bestritt er Rechtsaußen (1 Assist) sowie im zentralen Mittelfeld (keine Torbeteiligung).
Bleibt er bei Wehen-Wiesbaden?
Wehen-Wiesbaden macht sich nach solch einer klasse Saison natürlich Gedanken um den flinken Offensivspieler. Mit 20 Jahren ist er längst nicht an seiner Leistungsgrenze angelangt, ist hungrig und torgefährlich. Tugenden, die dem ambitionierten Drittligisten gut zu Gesicht stehen. Dieses Jahr haben die Hessen den Aufstieg in die zweite Liga verpasst, nachdem es bis März tabellarisch gut für den Verein aussah. Einige Abgänge haben sich nach dieser Saison schon angekündigt, unter anderem verlässt Mittelstürmer Tietz die Wiesbadener – er wechselt zum SC Darmstadt 98 in die zweite Liga.
Gerne würde der Club Maurice Malone halten. Die Entscheidung über eine möglicherweise weitere Leihe oder gar eine feste Verpflichtung steht noch aus, so berichtete zuletzt der Wiesbadener Kurier am 21.05.2021 in seiner Online-Ausgabe. Den Ligaabschluss hatten die Hessen am Samstag gegen den bereits feststehenden Aufsteiger Dynamo Dresden nicht wirklich erfolgreich gestalten können. Man verlor mit 1:0 gegen die Sachsen.
Am 29.05. trifft man nun im Hessenpokalfinale auf den TSV Steinbach Haiger, den auch die Augsburger übrigens sehr gut kennen, um sich bei einem Sieg für den DFB-Pokal zu qualifizieren. Im Transfermarkt-Forum der Weher munkelt man, wohl auch auf Basis eines Plus-Artikels des Wiesbadener Kuriers, dass an Maurice Malone mehrere Vereine interessiert sind. Welche Clubs dies konkret sind, ist unklar.
Oder kommt er zurück zum FCA?
Transfermarkt-User Flixxel1860 schätzt die Chance des gebürtigen Augsburgers beim FCA wie folgt ein: „(…) Nachdem er mit der optimalen Einsatzzeit auch optimal viele Tore und Assists in seiner Statistik hat, kann er m.E. übergangslos in der 1.Liga in Augsburg einsteigen. (…).“
Ob der Übergang so nahtlos sein wird, steht derzeit noch in den Sternen und lässt sich natürlich schwer prognostizieren. Die dritte Liga und die erste Liga sind natürlich wenig vergleichbar. Aber in der Vergangenheit haben sich beim FCA Spieler wie André Hahn oder Ibrahima Traore aus unterklassigen Ligen direkt und schnell akklimatisieren können. Maurice bringt jedenfalls einiges mit, was es in der deutschen Beletage benötigt: Schnelligkeit, Robustheit, stark im Dribbling und einen guten Torabschluss. Er selbst sagt über sich:
„Meinen linken Fuß würde ich schon als Waffe bezeichnen“
Zudem die bereits erwähnte Polyvalenz, die ihn so wertvoll macht: Er kann hinter den Spitzen, als einzige Spitze, links und rechts außen spielen. Diese Eigenschaft kann jeder Profikader gut gebrauchen diesertags. Verletzungsanfällig ist er bis dato auch nicht. Transfermarkt listet für den 20jährigen jedenfalls keine Verletzung seit Anbeginn seiner Profikarriere auf. (Quelle: TM)
Vielleicht kann er in der Sommervorbereitung unter Neu-Trainer Markus Weinzierl glänzen. Kennen wird ihn der FCA-Coach vermutlich nicht direkt persönlich, beim ersten Amtsantritt Weinzierls in Augsburg war Malone gerade mal 12 Jahre alt. Aber mehr Chancen sollte er unter dem Niederbayer sicherlich haben als noch unter Heiko Herrlich. In den letzten beiden Sommervorbereitungen durfte Maurice Malone bei den Profis mitkicken und bestritt auch einige Testspiele. Hierbei gelangen ihm wichtige Tore, wie das 2:1 im Testspiel gegen Dynamo Dresden im März 2019 oder das entscheidende Tor zum Turniersieg in Heimstetten 2020 gegen Borussia Mönchengladbach. Da waren die guten fußballerischen Ansätze definitiv schon zu sehen.
Mit seinen Stärken würde er auch sehr gut ins Augsburger System passen, die Schnelligkeit ist hierbei ein großes Plus sowie der torgefährliche Abschluss. Dies ist beispielsweise ein Manko bei den derzeitigen Offensivspielern des FCA – wie Gregoritsch (1 Tor), Finnbogason (0 Tore), Niederlechner (4 Tore) oder Marco Richter (3 Treffer). Die beiden torgefährlichsten Spieler im FCA Dress waren in der abgelaufenen Saison die beiden Oldies Hahn (7 Tore) und Caligiuri (6 Tore). Auch Ruben Vargas kommt auf 6 Treffer.
In der Hinrunde der 3. Liga gingen 76% der Angriffe des SV Wehen-Wiesbaden über die Flügel, bevorzugt über den linken – diesen Part bekleidete zumeist Maurice Malone. Tiefenläufe und Steilpässe waren oft ein probates Mittel, um die Gegner auszuhebeln. Ein schnelles Umschaltspiel war hier Grundvoraussetzung. Ein 1860-Fanblog schrieb im Dezember 2020 vor der Partie gegen Wehen-Wiesbaden folgendes über Maurice:
„Topscorer Maurice Malone (#11) ist sicherlich der Akteur, auf den die Löwen am meisten aufpassen müssen. Mit allen Freiheiten ausgestattet kann der wie ein Schattenstürmer agierende Spieler überall auftauchen und seine Mitspieler entsprechend in Szene setzen oder selbst den Abschluss suchen. 55% seiner Schüsse gehen aufs Tor. Fünf Vorlagen und sechs Tore hat er bisher auf dem Kerbholz.“
Sollte uns der heißbegehrte Ruben Vargas – der im Sommer die EM spielen wird und sich dort ins Schaufenster stellen kann – oder der verletzungsanfällige Noah Sarenren Bazee verlassen, könnte Maurice Malone eine Alternative sein. Aber auch ohne einen Abgang der beiden denke ich, dass sich Maurice Stand heute der Konkurrenz stellen kann.
In der Rückrunde 2021 wurde Malone für ein Spiel suspendiert, auch dies gehört zu einem Lernprozess unweigerlich dazu. Wehen-Trainer Rehm sagte hierzu nur so viel: „Ja, er hat uns richtig gefehlt heute. Aber Disziplin und Pünktlichkeit im Team sind das oberste Gebot!“ Aber auch ein Ruben Vargas, 22 Jahre jung, macht noch einen Lernprozess durch, wie man bei seiner roten Karte gegen Bremen gesehen hat. Ebenjener Flügelspieler startete ebenfalls mit jungen 21 Lenzen in Augsburg durch – und dies sogar fernab seiner Heimat.
Vielleicht sollte man Maurice Malone einmal die Chance geben, verleihen kann man den jungen Spieler immer noch. Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt – das sagt man doch so schön. Und ein wenig Mut, ein wenig mehr Vertrauen in den eigenen Nachwuchs täte sehr gut. Bei Marco Richter ist dies zuletzt voll aufgegangen, bei Erik Thommy hat man zwei Jahre zuvor deutlich zu lange gewartet und das Augsburger Eigengewächs geht seither abseits des Lechs einer mehr oder minder erfolgreichen Karriere nach.
Malone könnte nach Richter, Framberger, Asta, Danso, Civeja und zuletzt Petkov der nächste Nachwuchsspieler sein, der das Bundesligadebüt schafft und zu einem Erstliga-Einsatz im FCA-Dress kommt. Die Chance verdient hätte er sich wohl allemal.
Der Klassenerhalt ist durch den 2:0-Sieg gegen Bremen eingetütet. Die Gemüter sind längst nicht mehr so erhitzt wie noch während des Spiels. Das Glücksgefühl überwiegt aktuell. Doch es übertüncht nicht die Achterbahnfahrt des FCA durch diese Saison. Nun ist es an der Zeit, inne zu halten und über die Bedeutung des erneuten Klassenerhalts nachzudenken. Denn eines ist klar: Bundesligafußball ist in Augsburg nach wie vor etwas besonderes, ein Privileg. Wenn man eingehender über die letzten Wochen und diesen Erfolg nachdenkt, kommen mir unweigerlich Begrifflichkeiten wie Angst, Geschenk und Erleichterung in den Sinn. Und nicht nur mir, sondern auch meinen RoGaz-Kolleg:Innen. Doch lest selbst.
Angst
Ganz schön komfortabel war der Blick auf die Tabelle zum Jahreswechsel und auch drüber hinaus. Der Klassenerhalt war scheinbar nur noch Formsache. Lange war das Abstiegsgespenst nicht in Augsburg zu Gast gewesen, denn acht Spiele hintereinander hatte man Platz 13 in der Tabelle inne und stand damit vermeintlich sicher da. Doch spätestens nach den verlorenen Spielen gegen die direkte Konkurrenz – wie dem bereits (gefühlt sehr lange) feststehenden Absteiger Schalke 04 – geriet die Augsburger heile Welt zuletzt etwas aus den Fugen.
Denn die Tabelle hat – auch wegen den ausstehenden Spielen der zwei Wochen in Quarantäne befindlichen Hertha – lange ein Trugbild abgegeben. Nach dem Katastrophenspiel gegen Köln hat aber auch der Letzte einsehen müssen, dass das Saisonziel wahrlich in Gefahr ist. Und da konnte man nicht länger wegschauen, sondern musste folgerichtig handeln. „Heilsbringer“ Markus Weinzierl kam sodann zurück an den Lech, Heiko Herrlich – der Buhmann in Person – verließ uns – vielleicht schon zu spät, munkelte man. Ebenjener Weinzierl lies zuletzt vielerorts erkaltete Fanherzen wieder höher schlagen und verbreitete Zuversicht in Augsburger Gefilden.
Die (sportlich) eminent wichtige Frage lautete hierbei stets: Wie viel kann ein Trainer in 22 Tagen bewirken – also in drei ausstehenden Ligaspielen? Das VfB Spiel war ein erster Matchball – und eine gefühlte Rückkehr zu alten FCA Tugenden. Der sogenannten „Augsburg DNA“. Allerdings verlor man dieses Spiel unglücklich und so gab es einen endgültigen Matchball, Aufschlag hatte nun der FCA in seinem Heimspiel gegen Werder Bremen. Das Endspiel gegen die ebenso akut abstiegsgefährdeten Bremer war ein erstes Vorgefühl von Herzkasper. Das Abstiegsgespenst ging nie so akut um, wie nach der roten Karte gegen Ruben Vargas in Spielminute 13. Das Herz rutschte mir sprichwörtlich in die Hose und Hoffnung fühlte ich in diesen Minuten gar keine. Gott sei Dank kam ja alles ganz anders…
Meiner RoGaz-Kollegin @franzi erging es offensichtlich ähnlich:
„Erst hatte Markus Weinzierls Rückkehr an den Lech bei mir – wie bei vielen anderen – die Hoffnung zurückgebracht, dass nun doch noch alles gut wird. Aber als die Mannschaft gegen Werder dann schon ab der 13. Minute nur noch zu zehnt auf dem Platz stand, realisierte ich zum ersten Mal so richtig: Fuck, der Abstieg ist überhaupt kein verdammtes Gespenst mehr, sondern realer denn je.“
@franzi
Und @birgit ergänzte, dass man schon gegen den VfB Stuttgart tolle Ansätze sehen konnte, die unter Herrlich schmerzlich vermisst wurden:
„Ich bin so ehrlich, wenn ich sage, dass ich nach der desolaten ersten Halbzeit gegen Köln wirklich Angst hatte, dass wir den Klassenerhalt in dieser Saison nicht schaffen würden. Der Abstieg hing wie ein Damoklesschwert über unseren Köpfen. Doch als man Heiko Herrlich schließlich entließ und Markus Weinzierl übernahm, da spürte man nach und nach die Hoffnung in sich aufsteigen, dass sich doch noch alles zum Guten wenden könnte. Die Partie gegen den VfB Stuttgart nährte diesen kleinen Lichtblick, denn man konnte eindeutig sehen, dass Wille, Mut und Kampfgeist in die Mannschaft zurück gekehrt war.“
@birgit
Dankbarkeit
Als das Blatt sich dann doch noch zugunsten des FCA wendete, machte sich große Dankbarkeit in uns allen breit. Bundesliga in Augsburg, ein Hochgenuss und ein Geschenk zugleich. Man muss sich dieses Privileg hart verdienen und während der Saison alles geben. Nur dann kann man die Früchte dieser Arbeit ernten. Das macht auch die Werte der Augsburger seit jeher aus, kontinuierliche Arbeit, Bodenständigkeit, Wille, Leidenschaft und Einsatz.
@franzi jedenfalls empfand diese Dankbarkeit auch deshalb, weil die Augsburger Jungs mit ebendiesen Werten wie „unbändigem Willen, Kampf und Zusammenhalt das bis vor Kurzem so undenkbare Szenario doch noch abwenden konnten.“ Und somit die Augsburg DNA vollkommen lebten. @Andi empfand die Dankbarkeit nach einer kuriosen Saison voller Höhen und Tiefen: „Es war eine seltsame Saison – und das nicht nur wegen Corona. Der FCA hat mal wieder vorzeitig den Klassenerhalt geschafft. Das ist auch zehn Jahre nach dem Aufstieg immer noch nicht selbstverständlich.“ Das ist auch genau das, was die Fans von der Mannschaft sehen wollen. Bescheidenheit. Und Einsatzbereitschaft. Denn sind wir mal ganz ehrlich: Niederlagen passieren, sind schmerzhaft, aber können verziehen werden. Wenn man nur merkt, dass jeder alles gegeben hat.
Rechnerisch wurde es auf der Zielgeraden also nochmals so richtig eng und der FCA musste mehr zittern als ihm lieb war. Daher ist eine gewisse Portion Dankbarkeit sicherlich angebracht, denn der Klassenerhalt war aufgrund der vielen lustlosen und blutleeren Auftritte in dieser Saison nicht zu jeder Zeit gerechtfertigt. Am Ende war jeder in Augsburg und Umgebung einfach nur erleichtert, dass man das Ergebnis über die Zeit gerettet hat. Und auch die anderen Ergebnisse dem FCA in die Karten spielten. @birgit, die das Team während des Heimspiels vor dem Stadion anfeuerte, befand sich nach Spielende noch in einer Art Tagtraum, bis ihr dann bewusst wurde, dass dies Realität war:
Als der Schiedsrichter schließlich die Partie abpfiff, wechselten die Gefühle in mir sich binnen Sekunden ab. Zuerst war da natürlich eine unglaubliche Erleichterung, gefolgt von einem Hauch Unglauben. Hatten wir es wirklich geschafft oder träume ich das alles gerade? Doch dies wurde recht schnell von purer Euphorie abgelöst, die ich schließlich auch bei der Feier mit der Mannschaft so richtig raus lassen konnte.
@birgit
Level up!
Vielleicht wäre es durchaus mal erstrebenswert, nicht nur auf den letzten Metern in einem „Herzschlagfinale“ den Klassenerhalt zu sichern. Sondern einfach mal eine entspannte Saison zu spielen. An dieser Stelle ist zu sagen, dass hier sicherlich keiner offenkundig von der Europa League träumt, sondern einfach nur dankbar ist für eine elfte Saison im Oberhaus. Und wenn wir die Klasse wieder und wieder halten, entgegen aller Expertenprognosen (ja, nimm das, Didi Hamann!), dann ist dies Meckern auf hohem Niveau. Aber irgendwann muss der Blick ja mal nach oben gehen und wenn dies nur die Tabellenplätze 10-12 sind. Level up, FCA!
Weil der Klassenerhalt eben auf einmal kaum mehr möglich erschien, war er am Ende doch wie ein Geschenk für mich. Allerdings wünsche ich mir, dass der FCA an seine Fans keine solchen Geschenke mehr verteilen muss, ihre Geduld und Nerven schont und seine offenen Baustellen konzentriert in Angriff nimmt, damit die nächste Saison nicht so extrem quälend wird wie diese.
@franzi
Dass es diese Saison aber auch eine besonders schmale Gratwanderung war, oft schwankte der FCA zwischen Genie und Wahnsinn, sind sich die meisten bewusst. Dies rief im Fanlager zeitweise und verständlicherweise großen Unmut hervor. So nahm @Andi eine gewisse Unruhe in Augsburger Gefilden wahr und dies nicht nur wegen dem Dauerthema Corona:
„In in dieser Spielzeit herrschte eine gewisse Unruhe rund um den Verein. Die Fans schienen unzufrieden zu sein. Unzufrieden, weil die Mannschaft nur vor dem Fernseher verfolgt werden konnte. Unzufrieden aber auch, weil die Spiele des FCA gleichzeitig auch noch erschreckend unansehnlich waren. Wenige Fans haben ein Problem, Tabellen-13. zu sein, viele allerdings, wie Woche für Woche Fußball gespielt wurde. Destruktiv, defensiv und gegen Ende der Saison auch desolat. Nun steht mit Markus Weinzierl ein (alter) neuer Trainer an der Seitenlinie und die Euphorie scheint zurück. Auch ich bin zuversichtlich. Zuversichtlich, weil diese Mannschaft absolutes Bundesliganiveau hat.“
@andi
Saisonausklang
Das Spiel gegen die Bayern ist wohl das unwichtigste der Saison und kann nun ganz entspannt als Partygast der Münchner angegangen werden. Mit 250 Zuschauern und einer dezenten Rückkehr zur Normalität. Flo Niederlechner will sich am Samstag einen persönlichen Wunsch erfüllen, denn wenn er gegen die Münchner trifft, hat er gegen alle Mannschaften in der Liga mindestens ein Tor erzielt. Und ein gewisser Herr Lewandowski möchte doch noch den uralt Rekord von Gerd Müller vollends knacken, um alleiniger Rekordhalter zu sein. Ich hoffe, er ist nicht so krass „on fire“ wie zuletzt – denn so ein erneutes 8:1 zu Saisonende braucht in Augsburg kein Mensch. Hab Gnade, Lewy!
Der polnische FCA-Keeper Gikiewicz hat jedenfalls was gegen den Torrekord seines polnischen Landsmanns einzuwenden: „Das ist natürlich ein großes Thema, auch in Polen. Ein polnischer Torhüter gegen den polnischen Stürmer. Aber wenn wir als Team keine gute Leistung zeigen, dann kann auch ich nichts gegen Robert ausrichten. Wir haben als FC Augsburg die Chance, in jeder Zeitung, in jedem TV-Bericht vorzukommen als die Mannschaft, die Robert Lewandowski und den FC Bayern München stoppte. Mein Ziel am Samstag ist ganz klar: Die Null halten.“
Ausfallen werden für das Spiel gegen den Rekordmeister neben Felix Uduokhai noch Defensivmann Iago (Kniebeschwerden) sowie der rot-gesperrte Ruben Vargas. Ansonsten sind alle fit. Iagos Knie soll aber konservativ behandelt werden, so Markus Weinzierl in der PK vor dem Bayern-Spiel. Eine OP steht somit nicht im Raum. Coach Weinzierl ist es insbesondere wichtig, einen gelungenen Schlusspunkt unter diese Saison zu setzen. Abschießen lassen will man sich nicht, sondern viel mehr eine engagierte und positive Leistung zu zeigen. Der Druck ist jetzt aber von allen Beteiligten in der Mannschaft abgefallen, auch die Mannschaft sei extrem erleichtert. Ggf. kommt sogar Koubek zu seinem ersten Einsatz in dieser Saison.
Die Aufstellung könnte daher folgendermaßen aussehen:
Bei unserem Gegner stehen Hansi Flick, Hermann Gerland und Miro Klose vor dem Abschied. Weiterhin verlassen die langjährigen und verdienten Defensivspieler David Alaba, Javi Martinez und Jerome Boateng die Bayern im Sommer. Für die genannten Personen ist das letzte Heimspiel vor 250 Zuschauern sicherlich etwas besonderes. Hansi Flick sagte hierzu in der PK zum Derby als Saisonabschluss: „Augsburg ist gerettet. Wir wollen noch einmal unsere Qualität unter Beweis stellen und versuchen ein tolles Spiel abzuliefern. Stefan Reuter war lange mein Zimmerkollege beim FCB. Ich freue mich, dass er bei meinem letzten Spiel auf der anderen Seite ist. Ein bayerisches Derby zum Abschied ist schon schön.“
Der FC Bayern könnte mit der folgenden Elf antreten:
Neuer (C) - Pavard, J. Boateng, Hernandez, Davies - Kimmich, Alaba - L. Sané, T. Müller, Coman - Lewandowski
Letzte Worte
Nach dem Derby ist vor der Sommerpause. Es muss diese dann zwingend genutzt werden, um die Baustellen, die in dieser Saison schonungslos offenbart wurden, anzugehen. Zu analysieren und zu beheben. Einige Verträge laufen aus, zudem endet die Leihe von Benes. Rani Khedira verlässt uns bekanntlichermaßen zum Saisonende. Es wird nicht langweilig am Lech. „Die richtige Kaderstruktur zu finden, ist ganz wichtig“, so Markus Weinzierl im Rahmen der Pressekonferenz vor dem Bayern-Spiel.
„Mit 2-3 klugen Transfers steht den FCA-Fans eine schöne Spielzeit 21/22 bevor“, so @Andi, „denn mit Zuschauern im Stadion und einer mutigen Herangehensweise werden die Partien mit Augsburger Beteiligung wieder Freude machen.“ Dann kann der FCA vielleicht auch mal eine ruhigere Saison durchleben… Mir und uns bleibt nur eines zu sagen, dass uns diesertags vereint: Ha11erluja! Auf eine elfte Saison Bundesliga.
Tipps der Redaktion
Tippgast Daniel Caligiuri: „Wir wollen trotz Klassenerhalt die Bayern ein bisschen ärgern. Wir wollen natürlich versuchen, da solange wie möglich die Null zu halten und vorne durch einen Konter oder je nachdem wie die Spielsituation ist, unsere Chancen nutzen. Ich wünsche mir natürlich einen Sieg, aber ein Unentschieden ist natürlich auch zählbar und das nehmen wir auch mit.“ (via FCA-Livestream am 20.05.2021)
Andi: Mein letzter Saisontipp: 3:1 für den FCB. Robert Lewandowski holt sich seinen Torrekord – sei’s drum. Gratulation nach München zur verdienten deutschen Meisterschaft!
Franzi: Obwohl er sich’s vorgenommen hat, kann Giki Lewandowski nicht daran hindern, Gerd Müllers Torrekord zu übertrumpfen. Weil es aber ansonsten ja für kein Team mehr um was geht, wird es ein nicht allzu klares 3:1 für die Bayern. Was freu ich mich (trotzdem) drauf, das Spiel ohne Stresssymptome anzuschauen!
Birgit: Mir fällt es nicht leicht, das Spiel zu tippen. Natürlich wünsche ich mir einen Sieg unserer Jungs, aber es wird nicht leicht. Vor allem, weil Bayern Hansi Flick einen würdigen Abschied bereiten möchte. Allerdings haben wir uns im Hinspiel nicht schlecht geschlagen und dem FCB beinahe ein Unentschieden abgeknöpft. Daher tippe ich auf ein 2:2! Was den Rekord betrifft, so würde ich es mir wünschen, wenn sich diesen Gerd Müller und Lewandowski teilen würden, aber ich vermute, Lewy ist zu sehr Fußballer und will diesen – verdientermaßen natürlich – für sich.
Irina: Mir persönlich total egal, wie dieses Spiel ausgeht. Natürlich wünsche ich mir kein beschämendes 8:1 (Erinnerungen blende ich hier konsequent aus), aber auch über eine 1:4-Niederlage würde ich mich nicht allzu arg grämen. Ein bisserl im Hinterkopf hab ich natürlich noch die TV Geld Tabelle, daher ist die Endplatzierung nicht ganz unwichtig. Aber nach dieser kuriosen Saison bin ich eigentlich nur noch froh, wenn wir ohne größere Turbulenzen die Zielgerade passieren. Und dann in eine hoffentlich entspanntere elfte Saison gehen – mit unserem Retter Markus Weinzierl an der Seitenlinie.
Andy: Die Bayern scheinen noch Lust zu haben, eine letzte ordentliche Leistung abzuliefern und Lewy den Torrekord zu bescheren. Da heißt es, wachsam zu sein. Ich glaube aber schon, dass wir im Konter zu der ein oder anderen Möglichkeit kommen werden. Das Ganze endet 1:1 und aus ist diese Saison.
Ein Spiel, das in Erinnerung bleiben wird. Die Dramaturgie erinnerte an vergangene Ab- und Aufstiegsendspiele und die Treffer von Khedira und Caligiuri an andere wichtige Tore.
Im Vorfeld Nervosität und Spannung überall, dazu der frühe Platzverweis – ab da steigerte sich alles noch mehr. Eine Mannschaft die zusammen um alles und für jeden kämpfte, und Einzelne, die dazu noch weitere Akzente setzten.
Nach dem Erreichen des 0 : 0 zur Halbzeit, und dem Platzverweis der Bremer, weitere Motivationen und die Führung – bis zum 2 : 0 der Glaube an das Ziel und die Umsetzung.
Es mag nicht der richtige Moment für die Einschätzung einer ganzen Saison und deren Entwicklung sein, aber auf diesem Auftritt lässt sich aufbauen.
Ohnehin eine merkwürdige Saison, in der nur wenige einmal im Stadion und zuletzt im Umfeld waren. Spiele, deren Abläufe und das Auftreten der Mannschaft, verfolgt über verschiedene Medien, und doch eine ganz andere Wahrnehmung.
Ein gelungener Saisonstart, über weite Phasen der Saison gebührender Abstand zum Tabellenkeller, und dann doch noch aufkommende Spannung zum Ende. Ein Trainer, der in seiner ganzen Zeit in Augsburg eigentlich nicht im Stadion gesehen werden konnte, genauso wie einige der Protagonisten auf dem Platz.
Was war gut oder schlecht – eine so nicht umfassend beantwortbare Fragestellung. Und doch auch einige Entwicklungen in der Mannschaft erkennbar.
Wie auch mit Abstand das Fazit aussehen mag, und die Planungen für die dann elfte Spielzeit in Folge aussehen werden, auf manchen bereits vorhandenen lässt sich aufbauen.
Nicht zum ersten Mal das der FCA beim letzten Saisonheimspiel zu Gast in München ist. Nur werden diesmal nur 250 auserwählte Zuschauer im jetzt doch, oder vielleicht nie zur Disposition gestandenen, EM-Stadion sein.
Einige Änderungen die bei den Münchnern anstehen. Trainer Hansi Flick wird möglicherweise neuer Bundestrainer, und Julian Nagelsmann sein Nachfolger als Vereinstrainer. Im Zuge dessen weitere Verschiebungen, darunter auch der Weggang von Hermann Gerland nach zuletzt 20 Jahren am Stück in verschiedenen (Co-)Trainerrollen.
Kein Rekord scheint für immer, und Robert Lewandowski hat am letzten Spieltag die Trefferanzahl von Gerd Müller von 1971/ 72 erreicht. In über 50 Jahren Bundesliga waren neben diesen beiden sonst nur noch Uwe Seeler, Lothar Emmerich, Jupp Heynkes, Dieter Müler und Pierre-Emerick Aubameyang mehr als 30mal in einer Spielzeit erfolgreich.
An den Entscheidungen am letzten Spieltag bezogen auf den Abstieg ist der FCA nicht mehr beteiligt. Für Bielefeld, Bremen und Köln geht es um die Plätze 15 – 17 – direkter Klassenerhalt, Relegation oder Abstieg in Duellen gegen die Conference-League-Aspiranten und den zuletzt erfolgreichen Tabellenletzten.
Alle anderen wesentlichen Entscheidungen der Saison scheinen gefallen. Wie es nächste Saison weitergeht – mit, teilweise mit, oder zunächst ohne Zuschauer wird sich zeigen.
Genauso auch ob und wie sich sonst etwas in der Wahrnehmung der Liga über dieses Jahr hinaus geändert hat. Wird sich wohlmöglich nach einer Wiedereingewöhnungsphase alles wieder wie gewesen einpendeln?
Zunächst Sommerpause, in der die vergangene Spielzeit ganz unterschiedlich analysiert werden wird. Und nicht nur zum Saisonende fallen einige Spieler auf, die der Mannschaft mit auch ein neues Gesicht geben könnten- zusammen mit dem neuen, alten Trainer, aufbauend auch auf den letzten Eindrücken.
Vielleicht noch ein gelungener Abschluss, der nicht nur für die Statistik zählt. Und eben noch einmal spielen bis zur Sommerpause, bevor es dann zum elften Mal in Folge erstklassig weiter geht, und hoffentlich bald wieder zu hören sein wird: „Wagner-Josef – wie steht’s?“. Gutes Spiel!
Täglich grüßt das Murmeltier… Oder anders ausgedrückt: Jede Saison das gleiche – unser FC Augsburg steckte bis kurz vor zwölf mitten im Abstiegskampf. Und das obwohl wir zwischenzeitlich den Abstand auf den Relegationsplatz auf komfortable 9 Punkte hatten ausbauen können. Doch Unruhe und Unsicherheit im Team, Differenzen mit dem ehemaligen Trainer und teilweise wirklich unterirdische Leistungen sorgten dafür, dass wir wieder mittendrin statt nur dabei waren. Alle Fans mussten wirklich Nerven wie Drahtseile haben. Sämtliche Anhänger unseres FCA wären so gerne im Stadion gewesen, um unsere Jungs anzufeuern und nach vorne zu brüllen.
Doch da das aufgrund der Coronapandemie immer noch nicht möglich ist, habe ich mir zusammen mit einigen anderen Fans etwas ausgedacht. Wir haben es sogar geschafft, einige Fanclubs – zum Beispiel die Moosdeifl und die Bella Augusta – mit ins Boot zu holen. So eine Fanaktion kann in der Mannschaft schon etwas auslösen, wie man bereits beim Spiel gegen Mainz sehen konnte, wie ihr hier bei der Rosenau Gazette nachlesen könnt.
Das große Zittern
Wenn uns die desolate erste Halbzeit gegen den 1. FC Köln eins gezeigt hat, dann dass wir Fans an allen Ecken und Enden fehlen. Die Trainersituation mal außer Acht gelassen. Blutleer, kraftlos, einer Arbeitsverweigerung gleich – das alles sind Ausdrücke, die mehr als einmal in den sozialen Netzwerken gefallen sind. Und leider muss ich ehrlicherweise zugeben, dass das auf diesen Auftritt zutrifft. Ich selbst saß in der Halbzeit fassungslos vor dem Fernseher und war den Tränen nahe. Das war nicht der FCA, den ich so sehr zu lieben gelernt habe. Und nicht nur mir ging es so, sondern dem kompletten Team unseres Blogs.
Dennoch bin ich mir sicher, dass wenn Fans im Stadion gewesen wären, wir in diesem sogenannten Sechs-Punkte-Spiel einen anderen Auftritt unserer Mannschaft gesehen hätten. Es ist nur eine Vermutung, aber der Support von der UBT und auch von sämtlichen Rängen hat unsere Jungs schon mehr als einmal beflügelt.
Doch leider ist diese Saison allgemein für unseren FC Augsburg nicht gerade einfach. In nur einem einzigen Spiel durften 6000 Anhänger die Mannschaft live im Stadion anfeuern. Natürlich ergeht es allen anderen Teams ebenso, doch gerade kleine Vereine wie Freiburg, Mainz oder eben auch unser FC Augsburg leben von ihren Anhängern. Deswegen ist es umso wichtiger, dass wir die Jungs so gut es geht unterstützen, auch wenn wir gerade leider nur begrenzte Möglichkeiten zur Verfügung haben. Aber genau diese gilt es zu nutzen, auch wenn es Arbeit, Geld, Kraft und Schweiß kostet. Ich kann nur für mich selbst sprechen, aber ich nehme das für meinen Herzensverein sehr gerne in Kauf.
Die Idee und das Ziel
Das Ziel einer solchen Aktion ist natürlich vollkommen klar: Man will die Jungs anfeuern, pushen und zeigen, dass man in jeder Situation hinter ihnen steht. Wir sind ihr zwölfter Mann auf dem Platz und mit den Herzen immer bei ihnen. Gerade in dieser schweren Phase der Saison, wo wir erneut um den Klassenerhalt kämpfen und zittern mussten, war es wichtiger denn je, dem Team zu zeigen, dass wir Fans sie nicht vergessen oder gar fallen gelassen haben. Sie sollten sehen, dass sie diesen Kampf nicht alleine führen müssen, sondern dass wir das ganze GEMEINSAM durchstehen. Man gewinnt zusammen und man verliert zusammen. Auch wenn das einige Kritiker anders sehen, wenn man den Posts in den sozialen Netzwerken Glauben schenken darf.
Zurück zu unseren Projekten, denn dieses Mal waren es sogar mehrere gleichzeitig. Die Idee entstand auch dieses Mal bei einer Diskussion in einer Facebookgruppe. Schon vor dem Spiel gegen Köln regte ein Mitglied dort eine Unterhaltung an, in der man gemeinsam nach Möglichkeiten suchte, das Team zu unterstützen.
Ich war natürlich gerne bereit, den Kontakt zur Fanbetreuung herzustellen, da ich seit meinem Fanvideo recht guten Kontakt zu Markus Wiesmeier pflege. Ich schrieb ihn an und er rief mich noch am selben Nachmittag zurück. Fast eine Stunde lang besprachen wir die diversen Möglichkeiten, die aber aufgrund der Coronaauflagen leider nicht gerade zahlreich ausfielen. Laut Hygienekonzept der DFL dürfen sich nämlich am Spieltag selbst keine Leute, die nicht einen nachweisbaren Grund haben, auf dem Stadiongelände aufhalten. Dazu zählen zum Beispiel Angestellte des FCA, Sicherheitsleute oder Journalisten.
Natürlich hätten wir es sämtlichen Fans schon vor dem Spiel gegen den 1. FC Köln gerne ermöglicht unseren FCA in persona zu unterstützen. So auf die Schnelle hatten wir dazu aber leider keine Chance. Eine größere Aktion muss unweigerlich mit der Polizei und der Stadt abgesprochen werden. Deswegen einigten wir uns am Ende auf eine Plakataktion am Trainingsgelände. Da wir aber leider nur einen Tag Zeit gehabt hätten, beschlossen wir, das ganze auf den nächsten Spieltag gegen den VfB Stuttgart zu verschieben. Der Plan: Beim Abschlusstraining sollten einige Plakate und Spruchbänder aufgehängt werden, um unsere Jungs zu motivieren.
Projekt für das Spiel gegen den VfB
Es konnte also losgehen. Und da es sich auch hierbei um ein Gemeinschaftsprojekt handelte, möchte ich mich in erster Linie bei allen bedanken, die mir hierbei geholfen und das Team somit unterstützt haben. Zum Beispiel bei Michaela Brieschenk, mit der ich mich auch schon bei der Videoaktion ausgetauscht habe und die mir auch hierbei mit Rat und Tat zur Seite stand. Ein großes Dankeschön auch an Tobias Wagner, der ein Spruchband für die Unterstützung der Mannschaft gesprüht hat und beim Bremenspiel mit seiner ruhigen Art dafür sorgte, dass ich nicht vollkommen ausflippte. Danke auch an alle Fanclubs und Fans, die bei beiden Projekten mitgemacht haben. Und natürlich auch vielen Dank an Markus, der es in Absprache mit dem Verein möglich gemacht hat, dass wir auch in diesen schweren Zeiten unserem Verein unterstützen konnten.
Unsere Aktion beim Abschlusstraining fand in der WWK-Arena statt, obwohl es eigentlich zuerst auf dem Trainingsgelände geplant war. Doch da das Training ins Stadion verlegt wurde, hängten Markus und seine Helfer die Plakate und Bänder kurzerhand dorthin. Insgesamt waren es 4 große Spruchbänder, vor denen unsere Jungs trainierten.
Gleichzeitig organisierte die Fanbetreuung in Zusammenarbeit mit dem Fanclub „Fanfahrt Supporters“ eine weitere Aktion. Hierbei ließ man motivierende Sprüche über den Monitor über dem Familienblock einfliegen. Mehrfach las man „Kämpfen und Siegen“ oder „Wir stehen hinter euch“. Und genau das war ja unser Ziel: Wir wollten unserem Herzensverein zeigen, dass wir immer hinter ihnen stehen und dass sie auch in Coronazeiten auf uns zählen können.
Unsere Aktion machte nicht nur die regionale Presse auf sich aufmerksam. Gleich zweimal wurde unser Coach Markus Weinzierl in der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Bremen darauf angesprochen. Unter anderem von einem Journalisten vom Münchner Merkur. Unser neuer alter Coach erläuterte daraufhin, wie wichtig es für das Team sei, zu wissen, dass ganz Augsburg hinter ihnen steht.
Wir merken links und rechts, dass ganz Augsburg uns positiv gegenüber steht und uns die Daumen drückt. Ich persönlich merke das in allen Dingen, die ich vor der Quarantäne irgendwo miterlebt habe. Das merken wir und bekommen wir natürlich auch zugespielt und da freuen wir uns drüber. Alle Unterstützung, die wir jetzt brauchen und alle Daumen, die gedrückt sind, die helfen uns. Und es sind die Kleinigkeiten, wo wir uns festhalten, wo wir uns aufrichten, die uns gut tun.
Die Aktion, die wir für das Spiel gegen Bremen planten, sollte daher natürlich um einiges größer werden, denn dieses war ein klassisches Endspiel. Der Matchball lag bei uns und wir brauchten ihn nur noch zu verwandeln. Die Unterstützung der Fans war daher unerlässlich.
Ich selbst plante zusammen mit Markus von der Fanbetreuung in Zusammenarbeit mit den Fanclubs eine weitere Plakataktion im Stadion. Auch ein Artikel in der Augsburger Allgemeinen rief dazu auf, uns dabei zu unterstützen. Die Abgabe sollte bis Freitagmittag geschehen, damit die Fanbetreuung unsere Werke am Nachmittag anbringen konnte. Hierfür brauchten sie in etwa sieben Stunden.
Insgesamt zierten am Ende ca. 35 Spruchbänder und Plakate unsere wunderschöne WWK-Arena. Mir wurden sogar Spruchbänder aus Nordhessen und auch aus Mühlheim an der Ruhr zugeschickt, die ich zusammen mit meinen drei Spruchbändern abgab. Auf meinen Werken, die ich aus insgesamt 20 Metern Vliestapete fertigte, schrieb ich folgendes:
Treu an eurer Seite
Ihr seid unser Stolz
We believe in you, Reece!
Gerade die persönliche Widmung an Reece Oxford war mir besonders wichtig. Auch wenn er gegen Stuttgart zwei Mal nicht gerade gut aussah, so weiß ich doch, dass er ein riesiges Talent ist. Sein Start bei unserem FC Augsburg war bestimmt nicht so, wie er es sich vorgestellt hat. Mehr als einmal patzte er in spielentscheidenden Situationen und zog damit den Unmut einiger Anhänger auf sich. Aber gerade in dieser Spielperiode hat der Junge eine wahnsinnige Entwicklung vorgenommen. Laut Ligainsider liegt der geborene Engländer mit durchschnittlich 1,61 geblockten Bällen pro Partie sogar auf Platz 1 von allen betrachteten Spielern der Saison 2020/21. Doch das nur so am Rande bemerkt.
Neben den Spruchbändern fertigte ich zudem noch ein ca. zehn Meter hohes FCA-Trikot aus Folie an, auf das ich eine große 12 klebte, das natürlich im Namen aller Fans den bildlichen zwölften Mann signalisieren sollte.
Auch hier ein riesiges Dankeschön an alle Fanclubs und Fans, die dabei mitgewirkt haben. Ohne euren Support hätten wir das so nicht auf die Reihe bekommen.
Schwenkt eure Fahnen für den FCA
Das sollte natürlich noch nicht alles sein, denn wie ihr wahrscheinlich mitbekommen habt, wurde in den sozialen Netzwerken dazu aufgerufen, sich vor dem Stadion zu versammeln, um den Mannschaftsbus in einem großen Spalier zu empfangen. Dabei sollte man sich selbstverständlich an die Vorgaben – Abstand und das Tragen einer Maske – halten, was zum Großteil auch wirklich gemacht wurde.
Natürlich ließ ich es mir nicht nehmen, selbst auch an die WWK-Arena zu fahren. Mit mir dabei waren zwei meiner Kinder sowie meine gleichgesinnten Freunde Tobi, Sandra, Sammy und Heike. Und was uns dort im ersten Moment erwartete, war der absolute Wahnsinn. Bestimmt habt ihr die Bilder bereits im Fernsehen gesehen oder ward vielleicht sogar selbst vor Ort. Ich kann jedoch nur für mich selbst sprechen, wenn ich sage, dass ich absolut geflasht war. Etwa 800 bis 1000 Leute waren gekommen, um den Bus des FC Augsburg zu empfangen. Die Stimmung war gigantisch und man sang bereits im Vorfeld lauthals Lieder, die auch immer auf der Ulrich-Biesinger Tribüne ertönen.
Der Bus kam um kurz nach 14:00 Uhr am Gelände um die WWK – Arena an. Auf die Spieler unseres FC Augsburg wartete ein riesiges Fahnenmeer und sämtliche Fans zeigten ihre Leidenschaft und Liebe zu diesem wunderbaren Verein. Falls sich übrigens jemand fragen sollte, ob die Spieler von dieser Aktion gewusst haben, dann kann ich diese Frage mit einem eindeutigen Nein beantworten. Dies bestätigte Finanz-Geschäftsführer Michael Ströll beim wöchentlichen Podcast „Feuer und Flamme“.
Die Spieler wussten es nicht. Wir haben die Spieler damit nicht konfrontiert vor dem Spiel. Wir wussten, dass sich da Fans zusammen tun – zum Teil unorganisierte, aber auch Fanclubs – die unterstützen wollen. Da war unser Fanbeauftragter Markus Wiesmeier ein Stück weit mit im Boot, also informiert, dass welche kommen wollen. Aber ich hab ehrlich gesagt nicht mit so vielen Leuten gerechnet. Ich war einfach nur überwältigt.
Michael Ströll im Podcast „Feuer und Flamme“ am 17.05.2021
Rot, Grün, Weiß sind uns’re Farben
Viele Fans fuhren nach dem Busempfang nach Hause, um dort vor dem Fernseher das Spiel zu verfolgen. Doch etwa 100 hartgesottene Fans zogen weiter vors Stadion, um dort von außen das Team so gut es ging zu unterstützen. Über die komplette Partie hinweg schrien wir lauthals die bekannten FCA-Lieder . Von „Rot, Grün, Weiß sind uns’re Farben“, über „Oleee, Ole, Ola – nur der FCA“ bis hin zu „Zwischen Lech und Wertachstrand“ war wirklich alles vertreten. Wir ließen es uns auch nicht nehmen, den Schiri nach Ruben Vargas‘ roter Karte als „Schieber“ zu bezeichnen. So etwas gehört zu einem spanenden Fußballspiel mit dazu. Die Partie verfolgten wir nämlich während des Supports über unsere Handys und Tablets. Und so war es kein Wunder, dass die Emotionen immer weiter hoch kochten.
Aber an einen Mann wären selbst tausend Fans niemals heran gekommen und das ist „der Mann mit der Tonne“. Das war im Übrigen einer von Greenkeeper Arndt Valberts Rasenhelfern. Der hatte kurzerhand eine von den Mülltonnen, die normalerweise im Stadionumlauf stehen, zur Trommel umfunktioniert und damit unseren FC Augsburg in jeder einzelnen Situation mit allen Kräften angefeuert. Er war es auch, der uns das 1:0 signalisiert hat, kurz bevor die Torhymne los ging, sodass wir vor der Arena in frenetischen Jubel ausbrechen konnten. Für mich persönlich der Mann des Tages!
Nachdem unser FCA den Sack in der 90. Minute schließlich zumachte, konnten wir kaum noch an uns halten. Die Stimmung erreichte ihren absoluten Höhepunkt. Lauthals trällerten wir „Wir wollen die Mannschaft sehen“ und die kam dann tatsächlich auf den Balkon bei der VIP-Tribüne, um noch mit uns Fans zu feiern.
Eine kleine Information noch am Rande: Nach drei ziemlich stummen Tagen, ist meine Stimme nun endlich wieder zu mir zurück gekehrt. Diese wollte nämlich kurzerhand lieber bei der WWK-Arena bleiben. Doch meine Heiserkeit zeigt nur eines: Ich habe – wie alle anderen Fans auch – Vollgas gegeben. Seht selbst…
Hallerluja
Nach Abpfiff hörte man gefühlt 50.000 Steine, die sämtlichen Anwesenden vom Herzen vielen. Ein kollektives Aufatmen ging durch die Gruppe und wir konnten es im ersten Moment alle gar nicht fassen. Ich selbst konnte nur mühsam die Tränen zurückhalten. Wir haben es erneut geschafft, die Klasse zu halten, haben einige Experten Lügen gestraft und gehen nun zusammen mit Markus Weinzierl in unser elftes Jahr im Oberhaus. Natürlich muss die Saison und eventuell sogar die letzten Jahre analysiert und aufgearbeitet werden, bevor man schließlich einige Hebel ansetzt und diverse Stellschrauben, neu justiert.
Was ich damit sagen will, ist, dass man im Sommer wohl einiges von unserem FC Augsburg hören wird. Denn wie Stefan Reuter bereits angedeutet hat, wird in der Sommerpause wohl einiges auf dem Transfermarkt passieren. Was genau das sein wird, werden wir zu gegebener Zeit sehen. Doch wir von der Rosenau Gazette haben da auch schon mal den einen oder anderen Blick darauf geworfen.
Aber um nun zum Schluss noch eines zu sagen: Wenn man gegen Werder Bremen eines gesehen hat, dann dass wir Fans für unser Team wirklich wichtig sind. Natürlich haben sie die Leistung auf dem Platz selbst erbracht, aber ich bin ganz bei Markus Weinzierl, der bei Blickpunkt Sport im Bayerischen Rundfunk folgendes sagte:
Das hat uns schon nochmal geholfen gestern und auch nochmal gepusht, dass wir die Fans da gesehen haben und dass viele da waren bei der Einfahrt eben ins Stadion. Das hat die Spieler schon berührt. Natürlich ist es so, dass wir ohne Fans gespielt haben, aber trotzdem immer alles gegeben haben und gewusst haben, dass ganz Augsburg hinter uns steht. Und das war nochmal vor dem Spiel ein tolles Zeichen.
es ist mir eine Ehre, euch im Namen aller Redakteure unseres Teams zum Klassenerhalt zu gratulieren. Wir sind alle überglücklich, dass ihr es mit eurer Leidenschaft, eurem Willen und eurem Zusammenhalt auf dem Platz geschafft habt, uns ins elfte Jahr in der Fußballbundesliga zu führen. Unendlich groß war unsere Erleichterung, denn in jeder einzelnen Sekunde einer Partie leiden wir mit euch mit. Wir sind sehr stolz darauf, dass wir Teil des tollsten Fußballvereins der Welt sein und über euch schreiben zu dürfen, was uns sehr großen Spaß und vor allem auch eine riesige Freude bereitet. Danke für euren Einsatz, auf dass wir auch noch in der kommenden Saison aus dem Oberhaus über euch berichten können!
Eigentlich war Teil 3 unserer kleinen Daten-Serie in Zusammenarbeit mit Createfootball schon früher geplant. Aber dann ging es nach dem bitteren 2:3 gegen Köln (31. Spieltag) beim FCA plötzlich hoch her: Trainerwechsel, verlorenes Schlüsselspiel in Stuttgart (32. Spieltag; 2:1) und damit mitten reingeschlittert in den Abstiegskampf, der am Samstag zu Hause gegen den ebenfalls abstiegsgefährdeten SV Werder Bremen (33. Spieltag; 2:0) in einem nervenaufreibenden Fight endgültig vom Tisch war. Da hieß es auch für die Rosenau Gazette: Business as usual is erstmal nich. Der Verein gibt manchmal einfach die Themen vor.
Trotz alledem kann ein kleiner datenbasierter Kadercheck auch jetzt noch zeigen, an welchen Stellen im Mannschaftsgefüge es in dieser so merkwürdigen Saison mehr oder weniger gelaufen ist. Und auch ein wenig erklären helfen, warum der FC Augsburg sich gerade in den letzten, prä-weinzierlschen Spielen so unglaublich schwer getan hat. Eine Frage, die uns dabei auch umgetrieben hat, ist, ob Carlos Gruezo und Tobias Strobl im Mittelfeld den Weggang unseres Capitanos Daniel Baier kompensieren konnten. Was sagen die Daten dazu?
Teil 3 von 3, unser „Daten-Finale“, jetzt also nach dem großen (gottseidank geglückten!) FCA-Saison-Finale.
Offensive: ausbleibende Torgefahr
Dauerbaustelle war in dieser Saison sicherlich die Offensive. Wer die Spiele unserer Jungs in den letzten Monaten verfolgt hat, für den oder die ist das nichts sonderlich Neues. Aber einige Mannschaftsdaten belegen die Probleme im Offensivspiel und die dadurch ausbleibende Torgefahr nochmal ganz eindrücklich.
Der FCA erzielte bisher* die viertwenigsten Tor pro Spiel. Nur die (immer noch) abstiegsgefährdeten Köln und Bielefeld sowie Schalke, seit dem 30. Spieltag erster feststehender Absteiger, schnitten noch schlechter ab. Zudem kamen pro 90 Minuten nur 2.78 Schüsse aufs Tor. Zum Vergleich: In der Saison 19/20, die bis auf die letzten neun Spieltage unter Trainer Martin Schmidt absolviert wurde, waren es noch 3.69. In der Saison 18/19, in der Manuel Baum bis auf die letzten sechs Spiele auf der Trainerbank gesessen hatte, sogar 4.38 Torschüsse.
Personifizierte Torflaute: Flo Niederlechner
Diese Tor- und Torschussflaute verkörperte Flo Niederlechner wie keine andere Offensivkraft in dieser Saison. Bei 24 Einsätzen kam er auf magere 3 Tore. Seine Chancenverwertung ist im Vergleich zur letzten Saison drastisch abgefallen (von 30% auf 17%).
Dabei darf man aber nicht vergessen, dass er unter Herrlich nicht so oft die Chance bekommen hat, sich zu beweisen. Unter Vorgänger Schmidt stand der Mittelstürmer in allen Spielen (25) in der Startelf und durfte fast immer die vollen 90 Minuten durchspielen. Unter Herrlich (40 Spiele) durfte Niederlechner dagegen nur 24-mal von Beginn ran, wurde oft aus- oder erst eingewechselt (18- bzw. 9-mal) und stand 3-mal – ohne Verletzungsgrund – gar nicht im Kader. Im Rückblick sagte er dazu: „Das war keine leichte Zeit für mich in den letzten Wochen, ich hab‘s auch nullkommanull verstanden“.
Defensive: innen hui, außen pfui
Die Abwehr zählte in dieser Spielzeit zu den stabileren Mannschaftsteilen. Vor allem die Innenverteidigung spielte eine solide Saison. Zwar ließ man mit 12.42 Schüssen pro Spiel die drittmeisten aller Bundesliga-Teams zu, steht aber mit 1.41 Gegentoren pro Spiel im oberen Liga-Mittelfeld (Platz 8).
Umso schmerzlicher ist da die Sehnenverletzung und -OP von Felix Udoukhai, die ihn jetzt für das Saisonfinale und auch die EM außer Gefecht gesetzt hat. Wie gut er und Abwehr-Jeff Gouweleeuw aufeinander abgestimmt waren, sah man z.B. auch gegen Stuttgart. Denn genau diese Abstimmung zwischen Gouweleeuw und Reece Oxford als Udo-Ersatz war da eben mehrmals nicht geglückt. So hatte der Gegner bei seinen zwei Treffern viel zu leichtes Spiel.
Ausbleibender Support fürs Angriffsspiel
Anders sieht es in der Außenverteidigung aus. Createfootball hat uns hier detaillierte Daten zu Rechtsverteidiger Raphael Framberger, Robert Gumny (rechts/links) und Linksverteidiger Iago im Vergleich zu 46 anderen Außenverteidigern in der Liga zur Verfügung gestellt. Mit einer sehr schwachen Zweikampfführung sticht hier unser Frambo auf der rechten Seite heraus (nur 57.14% erfolgreiche Defensivzweikämpfe und damit ligaweit Platz 41 von 49). Gumny dagegen schneidet hier hervorragend ab (68.49%; Platz 2), auch Iago hat einen überdurchschnittlichen Wert bzw. Rang bei erfolgreichen Defensivzweikämpfen (63.16%; Platz 14). Bei den Luftduellen machen alle drei keine sonderlich gute Figur (Iago: Platz 24, Gumny: Platz 34, Frami: Platz 38).
Das Problem in der Augsburger Außenverteidigung war aber nicht zwingend das Defensivverhalten, sondern die Unterstützung für die Offensive. Das unterstreichen vor allem zwei Werte. In puncto Passgenauigkeit tut sich erneut unser Augsburger Eigengewächs negativ hervor (mit 62.75% angekommener Pässe besetzt Frami den wenig ruhmreichen letzten Platz in der Liga). Und auch Iago (Platz 36) und Gumny (Platz 30) haben sich in diesem Punkt nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Bei Frami lief es besser bei Flanken (39.13% angekommene machen Platz 13). Dagegen nimmt hier der Pole mit nur 7.14% (!) pro Spiel den letzten Platz ein. Zum Vergleich: Herthas Peter Pekarik steht hier mit 62.5% erfolgreichen Flanken pro Spiel ganz oben auf dem Treppchen.
Mittelfeld: Schaltung ausbaufähig
Eine Frage, die die RoGaz beim Daten-Kadercheck vor allem mit Blick aufs defensive Mittelfeld beschäftigt hat, war auch: Wie haben sich Tobias Strobl und Carlos Gruezo auf dieser Position in der Nachfolge von Daniel Baier geschlagen? Unser Mittelfeldchef war nach Ankunft Herrlichs in Augsburg im März 2020 bekanntlich mehr und mehr auf die Ersatzbank verbannt worden. Bis sein Vertrag – nach noch zuvor erfolgter Verlängerung – schließlich vorzeitig aufgelöst wurde. Carlos Gruezo, zur Saison 19/20 zum FCA gekommen, hatte Baier bereits so manches Mal auf der Doppelsechs (neben Rani Khedira) ersetzt. Tobias Strobl war dann zur Saison 20/21 – und als möglicher Baier-Nachfolger – neu verpflichtet worden.
Im statistischen Vergleich zwischen den dreien zeigt sich zunächst das. Alle haben in etwa gleich viele Pässe pro Spiel empfangen (Spanne reicht hier von 18.77 bis 21.97). Bieten sich als Anspielstation im Zentrum also gleichermaßen an. Dasselbe gilt für Zweikämpfe: Strobl, Gruezo und Baier haben hier erneut ziemlich ähnliche Werte (Spanne: 7.69 bis 8.10).
Worin Baier seine Nachfolger allerdings eindeutig aussticht, ist zum einen sein überragendes Abwehrverhalten. Noch in seiner letzten Saison eroberte der 36-Jährige pro Spiel 11.02 Bälle (Strobl: 8.10, Gruezo: 7.78), fing 6.11 Bälle ab (Strobl: 5.01, Gruezo: 4.06) und gestaltete 1.41 Luftduelle erfolgreich (Strobl: 1.05, Gruezo: 0.48). Dani rackerte also, was das Zeug hielt.
Vorwärts mit dem Capitano
Zum anderen lassen sich Baiers Vorzüge aber vor allem in den vorwärts gerichteten Pässen ausdrücken. Mit 14.7 solcher Pässe pro Spiel (Strobl: 12; Gruezo: 9.6) brachte sich der Capitano viel mehr in das Spiel nach vorne ein. Zwar haben seine Nachfolger die leicht bessere Passquote (Strobl: 83.7%; Gruezo: 82.2%; Baier: 79.6%). Aber ihr Spiel war dabei viel eher auf Sicherheits- als auf Risikopässe ausgelegt, die Baier aus seinem Schaltzentrum vor der Abwehr auf die Außen und in die Spitze verteilte.
Kombiniert man jetzt die fehlenden Impulse aus dem Mittelfeld in die Offensive mit den teils schwachen Pass- und Flankenwerten der Außenverteidigung, lässt sich die Torflaute in dieser Saison – auch ganz unabhängig vom glücklosen Niederlechner – vielleicht ein wenig erklären. Ungefähr so: Kein Baier, der die Bälle auf die Außenbahnen oder nach vorne schiebt, plus wenige und unpräzise Pässe in die Gefahrenzone macht eben: ausbleibende Torgefahr.
Durch die Datenbrille haben wir gesehen, dass es an mindestens drei Stellen im Kader in dieser Saison mehr oder weniger große Baustellen gegeben hat. Torflaute in der Offensive, wenig Mithilfe für den Angriff aus der Außenverteidigung und ein kaum aufbauendes defensives Mittelfeld (im doppelten Sinn) wie noch zu Zeiten von Dani Baier. Sie alle hängen – wie in einem Zirkel – miteinander zusammen und haben ihren Teil dazu beigetragen, dass sich der FCA plötzlich in einem Abstiegsszenario wiedergefunden hat, das „die Tabelle bis zuletzt verschwiegen hat“.
„Bauarbeiter“ Weinzierl
Rückkehrer Markus Weinzierl hat sich dieser offenen, durch die Daten sehr ersichtlichen Baustellen jetzt angenommen. Gleich im ersten Spiel gegen seinen früheren Verein VfB Stuttgart zitierte er Flo Niederlechner wieder in die Startelf, der es seinem Trainer auch prompt mit dem zeitweiligen 1:1-Ausgleich dankte. Im Showdown gegen Bremen warf sich Niederlechner nur so in die Zweikämpfe, wobei der wichtigste dann auch in der Ampel-Karte gegen die Bremer resultierte (was für eine Erlösung!). Und auch ganz allgemein sprach Weinzierl dem FCA-Torjäger Nr. 1 der letzten Saison sein Vertrauen aus.
Auch auf die Baustelle Außenverteidigung begab sich Weinzierl sofort. Gegen die Schwaben hatte es sich vor allem Iago – ganz anders als noch im Spiel gegen Köln – in der gegnerischen Hälfte regelrecht gemütlich gemacht. Das zeigen die beiden Heatmaps. Dort machte er 75% seiner ohnehin starken 93% Pässe und flankte auch doppelt so oft wie noch in Köln. Wenn da mal die Baustelle nicht ein gehöriges Stück vorangekommen ist!
Und im (defensiven) Mittelfeld ließ Weinzierl anstatt Strobl neben Rani Khedira, den es nach der Saison bekanntlich zu den Eisernen nach Berlin zieht, nun schon zweimal Routinier Jan Morávek auflaufen. Der 31-jährige Tscheche hatte unter Herrlich zuletzt ersatzweise gegen Frankfurt gespielt, da die beiden Stammspieler für das Match gegen Köln geschont werden sollten. Allerdings hatte sich schon da gezeigt, wie wertvoll Morávek besonders bei der Ballverteilung aus dem (etwas offensiveren) Zentrum nach vorne ist. Und damit vielleicht die Baier’sche Lücke im Schaltkreis besser schließen kann als so manch anderer Spieler…
Bedenkt man jetzt, wie schnell „Bauarbeiter“ Weinzierl mit dem vorhandenen Kader-„Material“ mit ein paar „Umbauten“ passable Ergebnisse erzielen konnte (trotz 1:2 gegen Stuttgart frischer Zug nach vorn; Kampf pur beim 2:0 gegen Bremen), lässt sich jetzt vielleicht auch eine andere Frage besser beantworten. Sie ist in den letzten Wochen unter uns Fans heiß diskutiert worden. Vor allem, als noch Heiko Herrlich die Trainerbank drückte. Nämlich, ob im Augsburger Kader mehr Potential steckt, er es aber (womöglich aus taktischen Gründen) nicht entfalten „darf“. Oder, ob der aktuelle Kader einfach nicht mehr entfalten „kann“, er schlichtweg zu schwach ist. Max vom Rasenfunk hatte dazu eine ziemlich eindeutige Haltung:
„Bei denen geht NICHTS, aber auch wirklich NICHTS spielerisch zusammen. Und es KANN nicht sein, dass diese Mannschaft das nicht kann. Sondern diese Mannschaft SOLL halt so spielen, das IS auch ok, aber ich finds megaSCHEIßE.“
Max in der Schlusskonferenz vom 5.4.2021 zum Spiel des FCA gegen die TSG Hoffenheim
Ich finde, angesichts der kürzlich geleisteten Sofort-Arbeiten von Weinzierl kann man Max da durchaus zustimmen. Der Kader kann offenbar mehr, wenn er denn darf. Zudem bin ich zuversichtlich, dass der Trainer Ideen hat, wie er die Lücke schließen kann, die Dani Baier – nun auch datenbasiert bestätigt – offensichtlich im Mittelfeld hinterlassen hat. Spannend wird z.B. auch, wie mit dem Abgang von Khedira umgegangen wird. Das soll hier aber nicht mehr Thema sein. Um Transferangelegenheiten kümmert sich die Rosenau Gazette bald an anderer Stelle. Word!
Danke für den Datensupport
Mit diesem Text geht nun also auch die kleine Daten-Serie zu Ende, die in Kooperation mit den Jungs von Createfootball entstanden ist. Dadurch haben wir Gelegenheit bekommen, zu erfahren, was man sich unter dem (im Fußball nach wie vor noch nicht ganz geläufigen) Beruf des „Datenscouts“ vorstellen kann (Teil 1). Zudem haben wir den 2:1-Sieg des „FC Effizienz“ gegen die TSG aus Hoffenheim datenbasiert besprochen (Teil 2). Und zum Schluss haben wir jetzt eben einzelne Mannschaftsteile durch die Datenbrille inspiziert und dabei festgestellt, dass Dani fehlt (Teil 3). Markus Weinzierl aber schon gute Ideen zum Lückenfüllen gezeigt hat. Danke für euren Support, Mats und Quirin!
Heja!
* Die Saisonwerte stammen vom 26. April, d.h. sie geben den Stand nach 31 Spieltagen wider. So können sie auch für eine vorläufige „Bilanz“ unter Heiko Herrlich stehen, der ja genau nach diesem 31. Spieltag von seinem Trainerposten beim FCA entbunden wurde. Zwar sind die Vergleichswerte aus den Vorsaisons auf der Basis von 34 Spielen zustande gekommen, sodass die Berechnungsgrundlage um 3 Spiele größer ist als bei den Werten für die laufende Saison. Trotzdem lassen sich gerade bei weit auseinanderliegenden Werten – trotz ihrer nicht ganz exakten Vergleichbarkeit – interessante Tendenzen aufzeigen.
Schluss! Aus! Vorbei! Der Abstiegsk(r)ampf hat ein Ende. Gegen Werder Bremen konnte der FCA am gestrigen Samstag dank der Tore von Rani Khedira (1. Saisontreffer!) und Daniel Caligiuri mit 2:0 gewinnen. Daher darf der FCA nun ein elftes Jahr im deutschen Oberhaus verbringen. Was für ein Match, was für ein Krimi. Herzkasper inklusive.
Rückblick aufs Spiel – Halbzeit 1
Markus Weinzierl – unser aller Hoffnungsschimmer und Erfolgsgarant – vertraute hierbei exakt auf die gleiche Truppe wie gegen den VfB Stuttgart. Das heißt, die Innenverteidigung bildeten wieder der nach dem Stuttgart-Spiel vielgescholtene Reece Oxford sowie Kapitän Jeff Gouweleeuw. Hier war im Vorfeld aber lange unklar, ob Markus Weinzierl Oxford nicht eventuell gegen den erfahrenen Marek Suchy tauschen würde. Aufgrund der Agilität und Schnelligkeit der Bremer Angreifer wählte Markus Weinzierl vermutlich aber den ebenfalls mit ausreichend Speed gesegneten Reece Oxford, um von Beginn an zu starten. Auch die Bremer tauschten lediglich den angeschlagenen Veljkovic gegen den blitzgenesenen Routinier und Innenverteidiger Ömer Toprak. Sonst beließ es Coach Kohfeldt bei der selben Elf, die Leverkusen am vergangenen Spieltag ein Remis abringen konnte.
In den ersten Minuten des Spiels lieferten sich beide Mannschaften einen offenen Schlagabtausch, ohne jedoch wirklich gefährlich zu werden. Die erste hitzige Situation der Partie war für den FCA besonders prekär: Flügelspieler Ruben Vargas und Gegenspieler Gebre Selassie waren in ein Laufduell gegangen, Selassie kreuzte den Laufweg von Vargas, der daraufhin ins Straucheln geriet. Da brannten beim Schweizer Jungspund offensichtlich die Sicherungen durch: Er riss sich erst aus der Umklammerung los und versuchte sodann, nach Selassie zu treten, erwischte ihn jedoch nicht.
Dies wertete Schiedsrichter Schröder als Versuch der Tätlichkeit und zeigte dem 22jährigen die rote Karte. Daraufhin reklamierten die Augsburger, hatten augenscheinlichen Diskussionsbedarf. Schröder sah sich dann die Szene selbst am Monitor abseits des Platzes an, war sich jedoch relativ früh sicher und blieb bei seiner ursprünglichen Entscheidung. Leider eine sehr dumme Aktion vom sonst eher zurückhaltenden Offensivspieler. Für Vargas bedeutet dies nun das frühe Ende der Partie und das vorzeitige Saisonende.
„Platzverweis! Gebre Selassie hat Vargas‘ Weg gekreuzt – und der Augsburger daraufhin ausgetreten. Auch wenn er Gebre Selassie nicht getroffen hat: Da hat Schröder keine andere Wahl, als Vargas vom Feld zu schicken.“
Natürlich spielte die Überzahl-Situation eher den Bremern in die Karten, die fortan mit einem Mann mehr auf dem Platz standen. Dadurch ergaben sich einige Räume, die die Bremer aber nicht in letzter Konsequenz nutzen konnten. In der zwanzigsten Minute dann die erste große Chance des Spiels, Sargent kam aus knapp sieben Metern frei zum Abschluss. Keeper Gikiewicz war bereits geschlagen. Reece Oxford konnte den Ball vor dem Einschlag retten und verhinderte somit den Rückstand.
Vier weitere Torchancen von Bremen sollten alsbald folgen (23′ Füllkrug, 28′ – Sargent, 30′ – Groß, 34′ – Moisander). Nach 35 Spielminuten hatte sich das Blatt zugunsten der Gäste gewendet: 5:1 Torschüsse für den SV Werder und 61 Prozent Ballbesitz sprachen eine deutliche Sprache. Dem FCA tat die Unterzahl bis dato gar nicht gut. Man fand schlichtweg keine Lösung gegen heranstürmende Bremer, die aber fahrlässig mit den eigenen Chancen umgingen. Rückblickend auf die Partie VfB- FCA kann ich nur sagen: I feel you, Werder!
In Minute 38 wurde es dann auf einmal wieder hektisch: Davie Selke, Stürmer des SV Werder, ging offenkundig mit dem Oberarm zum Ball und klärte damit zur Ecke. Hand oder nicht Hand – das war hier die Frage!? Die Augsburger Spieler forderten jedenfalls einen Elfmeter. Schiedsrichter Schröder winkte jedoch sofort ab, da im Vorfeld der Szene eine Abseitsstellung eines Augsburger Spielers vorlag. Bis zur Halbzeitpause ergaben sich dann nur noch zwei gelbe Karten: Jeweils eine für die Gäste (42′ – Groß) sowie für den FCA. Keeper Gikiewicz (45′) sah wegen Zeitspiels die gelbe Karte.
Mit einem für den FCA bis dato eher glücklichen 0:0 ging es in die Halbzeitpause – Zeit, durch zu schnaufen. Und darauf zu hoffen, dass Markus Weinzierl den richtigen Ton und die richtigen Worte finden würde, um die Jungs zu pushen.
Rückblick aufs Spiel – Halbzeit 2
Unverändert kamen beide Mannschaften aus der Kabine. Und keine vier Minuten später dann der zweite Platzverweis des Spiels. Diesmal für den SV Werder: Christian Groß sah die zweite gelbe Karte nach Foul an Niederlechner und durfte – wie zuvor schon Ruben Vargas auf Augsburger Seite – frühzeitig duschen gehen. Für die restlichen 40 Spielminuten hieß es dann also 10 gegen 10.
Bremen tätigte daraufhin zwei (positionsgetreue) Wechsel. Angreifer Rashica für den glücklosen Selke sowie Defensivspezialist Friedl für Toprak. Und prompt fiel das 1:0 für den FCA: Ausgerechnet der scheidende Rani Khedira – er verlässt den FCA ablösefrei im Sommer und wechselt zu Union Berlin – besorgte mit einer schönen Einzelaktion den Führungstreffer. Erster Saisontreffer in seinem letzten Heimspiel in der WWK-Arena – und was für ein wichtiger:
„Augsburg geht in Führung! Nach einer Ecke bekommt Werder den Ball nicht weg, Khedira schließt aus sieben Metern flach ab und trifft mithilfe des Innenpfostens – 1:0!“
Das stellte zu diesem Zeitpunkt den Spielverlauf etwas auf den Kopf! Der FCA fand auch kurz nach der Halbzeit kaum Möglichkeiten in der Offensive. Eine der wenigen Szenen beendete Marco Richter mit einer möglichen Schwalbe, für die er den gelben Karton kassierte. Die gelbe Karte finde ich an dieser Stelle ein wenig „ungerecht“, da definitiv ein gegnerischer Kontakt am Knöchel des jungen Angreifers vorlag. Ob man jedoch so verzögerte hinfallen muss wie der FCA-Nachwuchsstürmer? Das ist zumindest fraglich und hat wohl den Schiedsrichter dazu bewogen, dies als Schwalbe zu werten. In der 71. Spielminute war dann aber sowieso Feierabend für den gebürtigen Friedberger, Caligiuri kam für ihn in die Partie. Ebenso kam Mittelfeldspieler Bénes für den lauffreudigen Moravek auf den Platz.
In der 72. Spielminute die größte Torchance des Spiels für die Bremer: Bittencourt setzte einen Schuss aus rund 25 Metern an den Innenpfosten – der Ball sprang aber wieder aufs Feld und nicht ins Tor. Gaaaanz großes Durchschnaufen im Augsburger Fanlager. Weinzierl reagierte – das 1:0 stand auf ganz wackeligen Beinen. Finnbogason ersetzte sodann den nimmermüden und viel ackernden Florian Niederlechner, der im Spiel stolze 75 Prozent seiner Zweikämpfe gewinnen konnte. Chapeau, damit war er zweikampfstärkster Augsburger auf dem Platz.
Auch Bremen wechselte nochmals, brachte den agilen Osako für Bittencourt. Der FCA kam danach zu zwei Abschlusschancen durch Iago, doch sein Schuss war zu harmlos. André Hahns Nachschuss wurde dann von einem Bremer Bein geblockt. Der eingewechselte Augsburger Leihspieler Bénes versuchte es aus rund 16 Metern per Distanzschuss, Pavlenka hatte diesen Ball jedoch sicher. In der 89. Minute stand dann wieder das Schiedsrichtergespann im Mittelpunkt, wieder Diskussionen, wieder Zittern:
„Elfmeter für Augsburg! Rashica bringt Hahn im Strafraum zu Fall – Schiedsrichter Schröder zeigt ohne Umschweife auf den Punkt.“
Ein – wie ich meine – relativ eindeutiger Elfmeter, da Rashica Hahn am Bein trifft und keine Chance auf den Ball hat. Daniel Caligiuri hieß nun der antretende Schütze aus Sicht des FCA, nachdem der etatmäßige Elfmeterschütze – namens Alfred Finnbogason – zuletzt zweimal vom Punkt aus vergab. Und der erfahrene Caliguiri netzte eiskalt ein. Keine Chance für den gegnerischen Torhüter! 2:0 – der FC Augsburg ist durch. Die Ersatzspieler, das Trainerteam und die diversen Funktionäre feierten – ebenso wie die lärmenden und feiernden Fans vor der Arena. Zu dieser Aktion wird in der kommenden Woche @birgit noch näheres berichten.
Hahn und Moisander kassierten in der Nachspielzeit beide noch die gelbe Karte, weil sie am Mittelkreis aneinander gerieten. Es war ein kampfbetontes, nervenaufreibendes Spiel. Dann wechselte Weinzierl Gregoritsch für Hahn ein, um Zeit von der Uhr zu nehmen. Sehr clever. Rashica kam in der 94. Spielminute noch zu einem Abschluss, dann war die Partie vorbei und die Dämme brachen. Die elfte Saison in der ersten Fußballbundesliga und Augsburg ist dabei.
„Das war’s! Der FC Augsburg schlägt den SV Werder Bremen mit 2:0 und tütet damit den Klassenerhalt ein. Für die Hanseaten hingegen hat sich die Lage zugespitzt: Werder geht als Tabellen-16. in den 34. Spieltag.“
Unsere Wünsche wurden erhört. Der FCA hat die Nerven halbwegs bewahrt und ging gegen den SV Werder als Sieger vom Platz. Das sah lange Zeit allerdings nicht so aus. Und dann kam Rani Khedira. Als letztes Geschenk – für seine vier Jahre in der Fuggerstadt – netzte er zum 1:0 ein. Und leitete somit den Sieg ein, gab dem schlingernden Team damit Hoffnung. Hoffnung auf den Klassenerhalt aus eigener Kraft. Denn sind wir mal ehrlich – die Hoffnung war auf ein sehr geringes Level gesunken, als Ruben Vargas sich die rote Karte auf bittere Art und Weise abholte.
Was ich mir für Ruben Vargas erhoffe? Das man ihn nicht zum Sündenbock macht, wie einst Reece Oxford. Beide Burschen sind noch jung, zum Teil noch unerfahren und ungestüm. Passiert, sollte aber eine Art „Lessons Learned“ für den Schweizer sein. Ein zweites Mal wird er sich sicherlich nicht zu so einer versuchten Tätlichkeit hinreißen lassen. Da können wir nur von Glück sprechen- und oh ja, wir hatten Glück – dass der FCA diese Partie nicht verloren hat. Sonst wäre Ruben Vargas heute vielleicht der Buhmann der Nation. Beziehungsweise im Augsburger Umkreis. Gott sei Dank ist dies so nicht eingetreten, denn sein Team hat – auch für ihn in Unterzahl – alles gegeben. Und gewonnen.
Fortuna war uns diesmal etwas wohlgesonnener als sonst. Wenn’s blöd läuft, dann macht der Bittencourt seinen Distanzschuss in der 72. Minute rein und dann stehts 1:1. Dann geht das Zittern in die nächste Runde. Wer weiß, ob das Momentum dann nicht zu unserer Ungunsten gekippt wäre. Aber hätte, hätte, Fahrradkette. Der FCA hat seine Chancen, im Gegensatz zum VfB-Spiel, genutzt. Der SV Werder hingegen ging fahrlässig mit seinen Torannäherungen um. Und somit feiern die Augsburger den Klassenerhalt und Bremen bibbert weiter um den Klassenerhalt.
Was bleibt ist Erleichterung
Imponiert haben mir heute insbesondere zwei Mannen: Flo Niederlechner, der sinnbildlich für die Mannschaft gerackert hat und die Mannschaft nach vorne getrieben hat. Und unser Ruhepol Rafal Gikiewicz, der wie die ganze Saison schon ein ruhiger und solider Rückhalt war. Insgesamt aber war die ganze Mannschaft heute – klammern wir Ruben Vargas einmal aus – fokussiert und konzentriert zu Werke gegangen. Weinzierls Matchplan ging – trotz über 30 Minuten Unterzahl – größtenteils auf. Endlich nahmen wir die Zweikämpfe an – die Stats besagen, wir gewannen 57% der Zweikämpfe gegen die Bremer. Man möchte gar nicht mehr zurückdenken, wie diese Spiele unter Heiko Herrlich verliefen. Und was gewesen wäre, wenn der Trainerwechsel nicht erfolgt wäre.
Wir haben vorne sicherlich nicht so schön und ansehnlich gespielt wie gegen den VfB Stuttgart – dies lässt sich auch mit den deutlich wenigeren Torchancen (13) und der relativ niedrigen Passquote (58%) – statistisch belegen. Jedoch haben wir gekämpft und den Gegner überwiegend neutralisiert. Den Bremern gewissermaßen den Ball überlassen, die damit nicht viel anzufangen wussten – 68% Ballbesitz der Bremer über das gesamte Spiel gesehen sprechen eine deutliche Sprache. Das Gesehene war in Grundzügen wieder die Mentalität, die uns Augsburger jahrelang auszeichnete. Ich will hierbei zwar nicht sagen, dass alles glorreich war, denn zum Beispiel haben wir die Konter teilweise zu schlampig ausgespielt und den Ball zu schnell wieder verloren. Aber endlich waren wieder Tugenden auf dem Platz zu sehen, die es im Abstiegskampf braucht! Mentalität, Wille, Einsatz. Und wir wurden dafür belohnt.
Und es war so besonders, weil wir gerade das 10jährige Bundesligajubiläum hinter uns haben. Der kleine FCA! Es wäre grausam gewesen, jetzt – genau jetzt – abzusteigen. Und auf diese Art und Weise, fast heimlich, so ganz ohne Fans. Wobei die Fans diesem Spieltag einen besonderen Flair durch ihr Engagement und ihre liebevoll geplante Aktion verleihen konnten. Das Spalier Stehen vor der Arena – unter Berücksichtigung der Corona-Auflagen – als der Mannschaftsbus einfuhr und das Skandieren, hat sicherlich mächtig Eindruck auf das Team gemacht. Chapeau und Danke für eure Mühen!
Ich freue mich jetzt einfach auf eine elfte Saison Bundesliga im beschaulichen Gallien. Äh, Pardon, Augsburg. Jetzt kann das Planen für eine weitere Spielzeit losgehen. Und es muss einiges intern auf den Prüfstand gestellt werden. Denn trotz des Klassenerhalts auf den letzten Drücker ist längst nicht alles gut. Es muss einiges aufgearbeitet werden, was diese Saison aus Augsburger Sicht zur – und nicht nur wegen Corona – quälendsten aller Zeiten gemacht hat.
Wir Fans können uns hingegen nächstes Wochenende entspannt zurücklehnen, mit den Bayern eine gemeinsame Party feiern, in einem Spiel in dem es um nichts mehr geht, als um Robert Lewandowskis Torrekord. Und können uns freuen, dass es eine 11. Saison für uns Augsburger gibt, während in Bremen und Köln gerade die Lichter ausgehen. Wie schnell sowas gehen kann, haben wir nun gesehen und das sollte uns eine Lehre sein. Vielleicht wird die nächste Saison etwas entspannter, ohne Herzkasper und einen Showdown? Das wäre für meine Gesundheit wirklich wichtig. Für eure vielleicht auch?
Heute zählt es, heute Nachmittag findet – nach der unglücklichen Niederlage gegen Stuttgart – das Endspiel gegen Werder Bremen in der WWK-Arena statt. Markus Weinzierl titulierte in der Abschluss-PK dieses Spiel als Matchball: Wer diese Partie für sich entscheidet, darf vermutlich den Klassenerhalt feiern. „Do or Die“ – so sagt man im Eishockey. Und dies alles geht ganz ohne Fans von statten, die trotz dessen einige Aktionen abseits der Arena geplant haben, um der Mannschaft trotz Abstands- und Hygieneregeln ganz nah zu sein!
Qurantäne-Trainingslager
Personell kann der FCA aus dem Vollen schöpfen, nur Felix Uduokhai fällt bekanntlich für die restlichen Partien aus. Im Rahmen der Pressekonferenz vor dem Bremen-Spiel am Vatertag berichtete Markus Weinzierl, dass Freddy Jensen als einziger Akteur mit kleinen Beschwerden zu kämpfen hat. Bei ihm ist derzeit noch unklar, ob es für den Spieltagskader reicht.
Der Rest ist fit und im Training. Die Mannschaft hat hierbei am 12.05. das Trainingslager im Teamquartier Hotel Schempp (4 Sterne) in Bobingen bezogen. Dieses „Quarantäne-Trainingslager“ erfolgt aufgrund der Anweisung der DFL, um die Durchführung der letzten beiden Spieltage zu gewährleisten. Zuletzt hatte der FC Schalke 04 zwei Corona-Fälle in der Spielerschaft zu beklagen.
Markus Weinzierl hat nun seine Mannen 24 Stunden am Tag im Blick:
„Natürlich können wir uns jetzt gezielt vorbereiten, ich habe die Mannschaft 24 Stunden am Tag um mich herum, das hat Vorteile. Das nehme ich als Trainer jetzt sehr gerne an.“
Markus Weinzierl im Rahmen der PK vor dem Bremen-Spiel am 13.05.21 (Quelle: YouTube Kanal FCA)
Das Spiel Hertha gegen Schalke haben die Spieler gemeinschaftlich angesehen. Weiterhin werden Freizeitaktivitäten in der Arena veranstaltet, so Weinzierl in der PK. Die Fans hatten zuletzt einige Banner auf dem Trainingsgelände angebracht, dies „tut uns gut“, sagte Weinzierl. Man nehme diese Aktionen wahr und diese helfen unheimlich. Man hoffe aber trotz allem, dass man die Fans bald wieder im Stadion begrüßen dürfe, denn mit 30.000 Fans im Rücken vor Ort – „wie damals gegen Fürth“ – wäre dies ein größerer Faktor im Abstiegskampf als vor dem TV.
Der Gegner: Werder Bremen
Werder Bremen hat sich ebenfalls am 12.05.2021 in ein Quarantäne-Trainingslager begeben, residiert bis zur Abreise nach Augsburg im Bremer Parkhotel. Personell kann Werder Bremen – bis auf den angeschlagenen Milos Veljkovic, hinter dessen Einsatz noch ein Fragezeichen steht – wieder auf Abwehrchef Ömer Toprak setzen:
„Jetzt ist nichts mehr zu sehen und sein eigenes Gefühl ist auch gut. (…) Ich werde in den nächsten 48 Stunden mit ihm besprechen, ob er ein Startelf-Kandidat ist, wofür es reicht. Ömer ist bereit, da an die Grenze zu gehen.“
Werder-Coach Kohfeldt vor dem Augsburg-Spiel (Quelle: Deichstube)
Nachdem die Bremer im letzten Jahr schon den Kopf aus der Schlinge ziehen konnten, stehen sie in diesem Jahr wieder mitten im Abstiegskampf. Hierbei mussten die Werderaner letzte Saison nachsitzen und zwei Relegationsspiele gegen Heidenheim bestreiten. Die Bremer erzitterten sich nach einem 0:0 im Hinspiel ein 2:2 im Rückspiel, aufgrund der Auswärtstorregel verblieb der SV Werder in der Bundesliga. Ein erneutes Nachsitzen in der Relegation möchten die Bremer hingegen tunlichst vermeiden, so sagte der Manager Frank Baumann zuletzt: „Ich hoffe, dass wir uns schon vor der Relegation retten können.“
Der Bremer „Noch-Coach“ Kohfeldt hingegen setzt auf die Erfahrung dieser beiden Partien, um im „Nervenspiel“ gegen den FCA zu bestehen:
„Wir wissen, wie wir es damals bestanden haben (…) Aber es gibt keine Garantie.“
Nicht zur Verfügung steht den Bremern Eren Dinkci, der im Spiel gegen Bayer Leverkusen zuletzt die rote Karte wegen rohen Spiels gesehen hatte. Der 19jährige Stürmer wurde vom Sportgericht des DFB deswegen für drei Spiele gesperrt. Sollten die Bremer nicht in der Relegation landen, wäre die Saison für den Angreifer schon heute beendet.
Unser Gegner: Taktik und Aufstellung
Der SV Werder kann diesertags durchaus selbstbewusst auftreten, ist man doch zuletzt nur knapp im DFB-Pokal-Halbfinale den roten Bullen aus Leipzig unterlegen. Am vergangenen 32. Spieltag haben die Grün-Weißen Bayer 04 Leverkusen ein Remis abringen können. Die Formkurve zuvor sah hingegen eher mau aus, in der Rückrundentabelle steht man insgesamt auf Platz 17 mit 13 erkämpften Punkten. Aus den letzten zehn Spielen holten die Bremer – bei einem Sieg, einem Remis sowie 8 Niederlagen – ganze vier Punkte. Der FCA kommt im gleichen Zeitraum auf 3 Siege, 1 Remis und 6 Niederlagen, hierrunter fällt jedoch auch der Sieg im Testspiel gegen Heidenheim.
Die Bremer spielten gegen Leverkusen in einer Art 4-1-3-2 – Formation, mit einem nominellen defensiven Mittelfeldspieler und zwei Spitzen (Füllkrug, Selke). Insbesondere die beiden Angreifer sind generell immer für einen Treffer gut, beide zusammen erzielten in dieser Saison 8 Treffer. Die drei nominellen Angreifer des FCA, Alfred Finnbogason, Michael Gregoritsch und Florian Niederlechner, kommen im selbigen Zeitraum auf ganze fünf Treffer.
Im Tor der Bremer steht der notenbeste Bremer – namens Jiri Pavlenka. Der Tscheche kommt auf einen Kicker-Notendurchschnitt von 3,14. (Quelle: Kicker) Die Innenverteidigung bilden voraussichtlich der blitzgenesene Ömer Torprak und Kapitän Niklas Moisander, da Milos Veljkovic auszufallen droht. Links und rechts lauten sodann die beiden Außenverteidiger Gebre Selassie und Ludwig Augustinsson. Der einzige Sechser im System heißt Christian Groß, das restliche Mittelfeld bilden Sargent, Bittencourt und Maxi Eggestein. Das Angriffsduo dürfte wieder Selke – Füllkrug lauten.
Bremen kann – abhängig des Spielstands – mit Ergänzungsspielern wie Osako, Möhwald und Rashica nachlegen. Insbesondere der flinke Rashica ist ein richtig starker Bundesligaspieler, der in dieser Saison auf 7 Scorerpunkte kommt.
Florian Kohfeldt, um den es selbst heiße Debatten zuletzt gab im Bremer Umfeld, zeigte sich auf der PK vor dem Spiel positiv:
„Wir müssen nicht auf andere Mannschaften schauen, weil wir es aus eigener Kraft schaffen können. Das soll auch nach Samstag noch so sein. (…) In den letzten beiden Spielen haben wir eine deutliche Leistungssteigerung gesehen und das gibt der Mannschaft ein gewisses Vertrauen. Das stimmt mich für Samstag optimistisch.“
Markus Weinzierl schätzte den Gegner in der Pressekonferenz vor dem Spiel übrigens als guten Gegner mit aufsteigender Form ein, der dem FCA alles abverlangen wird.
Trainerdiskussion um Florian Kohfeldt
Zuletzt – vor der „Länderspielpause“ – gab es in Bremen Diskussionen über Coach Florian Kohfeldt. Der 38jährige ist seit Oktober 2017 als Coach bei den Bremern und bot nach der 1:3 Niederlagen gegen Union quasi selbst seinen Rücktritt an. Frank Baumann und Co. entschieden sich letztendlich dagegen, trotz mutmaßlicher Gegenstimmen im Verein:
„Der Aufsichtsrat war in die Diskussion involviert, jedes Aufsichtsrats-Mitglied hat seine Meinung eingebracht. Ich verhehle nicht, dass es den einen oder anderen gab, der sich für einen Wechsel ausgesprochen hat.“
Aussagen von Werder-Manager Frank Baumann (Quelle: Deichstube)
Es wurde sich auch mit anderen Alternativen zu Kohfeldt beschäftigt. Insbesondere der Name des (legendären) Ex-Trainers Schaaf hielt sich lang und hartnäckig. Baumann wollte sich hierzu aber nicht äußern, sagte nur so viel: „Ich kann bestätigen, dass wir uns mit Alternativen beschäftigt haben.“ An Kohfeldt hielt man auch aus dem Grunde fest, weil er letztes Jahr in ähnlicher Situation den Abstieg noch verhindern konnte. So Frank Baumann:
„Da hilft der Rückblick in die vergangene Saison, als die Leistungen teilweise noch schlechter waren und die Lage noch gefährlicher und wir mir Florian den Turnaround geschafft haben. (…) Es ging uns um die größte Wahrscheinlichkeit, mit wem wir die Klasse halten können. Das war unser Anker.“
Aussagen von Werder-Manager Frank Baumann (Quelle: Deichstube)
Die Spieler sollen hierbei geschlossen hinter ihrem Coach gestanden haben, wollten die entscheidenden Spieler mit ihm angehen und sprachen sich so gegen einen Trainerwechsel aus. Während also (fast) alle direkten Konkurrenten den Trainer in der heißen Saisonphase noch wechselten, halten die Bremer an Coach Kohfeldt fest – und dies trotz sieben Bundesliga-Niederlagen in Folge. Dies ist übrigens ein Vereins-Negativ-Rekord.
Blick auf den FCA
Markus Weinzierl fieberte bereits am Vatertag dem Spiel entgegen, sagte im Laufe der PK, es kribbele schon bei ihm. So ganz lässt dieses Spiel in Augsburger Gefilden wohl keinen kalt. Hierbei kommt es auch entscheidend auf den Kopf an: „Der Kopf ist immer wichtig“, so Markus Weinzierl. Auch der Augsburger Coach sieht diese Partie als Matchball an und der FCA habe nun Aufschlag. Zuversichtlich seien die Augsburger Mannen, da sie noch alles in der eigenen Hand haben.
Rückblickend auf die Partie gegen Stuttgart sagte Markus Weinzierl weiterhin, dass er in Summe mit der Mannschaftsleistung zufrieden war. Mindestens die gleiche Leistung wie gegen Stuttgart fordert er auch gegen Bremen. Jedoch gilt es, die gezeigten Schwächen – hier insbesondere das Defensivverhalten vor den beiden Gegentoren sowie die Abschlussschwäche – abzustellen. Insbesondere Reece Oxford, den der Coach als „in 1-2 Szenen unglücklich“ bezeichnete, steht unter Beobachtung.
Eine weitere Option wäre hier der Tscheche und Routinier Marek Suchy, den Weinzierl als sehr erfahrenen und ruhigen Verteidiger bezeichnete. Weinzierl räumte bei Suchy jedoch Schwächen in der Geschwindigkeit ein, zudem sei Suchy nicht so kopfballstark wie Oxford. Generell sind die beiden zwei unterschiedliche Spielertypen, so Weinzierl weiterhin. Es wird sich – gerade im Hinblick auf die Bremer – vor dem Spiel entscheiden, was es gegen die Mannen des SV Werder benötige. Die Abgeklärtheit von Suchy vs. den Speed von Reece Oxford? „Es ist eine offene Geschichte“, so Markus Weinzierl.
Die Aufstellung des FCA könnte daher folgendermaßen aussehen gegen den SV Werder Bremen – nach dem Motto „never change a winning team“:
Hierbei sind insbesondere die Positionen von Oxford und Khedira diskutabel, Ersatz stünde in Suchy, Strobl und Gruezo für die beiden Positionen bereit. Weiterhin mussten Moravek und Vargas gegen den VfB früh raus – konditionelle Gründe hatte dies wohl. Jensen und Benes hatten ebenfalls einen guten Ersatz abgegeben, während Jensen aber angeschlagen zu sein scheint, überzeugte Benes nicht restlos. Moravek wäre mir da lieber, um ehrlich zu sein.
Weitere Optionen sind Caliguiri, der offensiv eigentlich jede Position spielen kann und Finnbogason, der aber zuletzt angeschlagen und dann außer Form war. Heimlich würde ich mir ja mal einen Einsatz von dem schnellen Noah Sarenren Bazee erhoffen, allerdings setzte weder Herrlich noch zuletzt Weinzierl auf den gebürtigen Niedersachsen. Eine Einwechselung von Bazee wäre mir aber deutlich lieber als die von Gregerl, denn dieser wirkt von Zeit zu Zeit wie ein Fremdkörper auf dem Platz.
Was wichtig wird
Konzentration. Die ist nun besonders wichtig! Erstmal schaut der FCA gemäß Weinzierl nur auf sich, auf das Spiel der Augsburger gegen Werder Bremen. Erst dann wandert der Blick auch auf die Konkurrenten. Denn wenn der FCA gewinne, könnten die anderen tun was sie wollen, schloss Weinzierl in der PK. Hierbei zeigte er sich sehr entspannt, denn er vertraue der Mannschaft absolut.
„Ich bin überzeugt, dass meine Mannschaft zu 100% am Wochenende auf dem Platz steht.“
Markus Weinzierl im Rahmen der PK vor dem Bremen-Spiel am 13.05.21 (Quelle: YouTube Kanal FCA)
Wichtig ist es – dies bestätigt auch Markus Weinzierl – den vor uns liegenden Matchball nun vollends zu verwandeln. Hatte man gegen Stuttgart den Matchball Nummer eins noch verpasst – sonst wären wir heute in einer deutlich komfortableren Position und Situation – muss der gegen Bremen nun aber wirklich sitzen. Außer man möchte nachsitzen oder gar direkt absteigen. Mit einem Sieg gegen den direkten Konkurrenten aus Bremen kann man den Klassenerhalt aus eigener Kraft eintüten – und mit etwas Fortune ergeben sich noch weitere, für den FCA positive, Ergebnisse der restlichen Konkurrenz.
Was droht, wenn man den Sieg wieder verpasst und die Konkurrenz eben nicht schläft oder patzt? Dann droht ein Endspiel gegen den frühzeitigen deutschen Meister. Am 34. Spieltag darf der FCA Partygast der Bayern in der Allianz Arena sein. Und diese Aufgabe, trotz der bereits feststehenden Meisterschaft, ist wohl um einiges größer und härter als die gegen Werder.
Die Schwächen, die Weinzierl gegen Stuttgart ausgemacht hat, zeigen sich insbesondere in der Chancenverwertung. Weinzierl verwies hier auf die Statistik – die „expected goals (xG)“, zu deutsch in etwa: zu erwartende Tore. Der FCA hatte hier wertetechnisch die Nase vorn, jedoch verwandelten die bayerischen Schwaben nur eine Chance. Der VfB – trotz geringerem xG -Wert – hingegen ganze zwei. Das heißt in Konsequenz, der FCA muss vorne auch konsequenter agieren und hinsichtlich der Chancen effizienter sein.
Auch im Defensivbereich zeigten sich Schwächen: Die Zweikampfquote des FCA war deutlich schlechter als die des VfB. Und für den VfB geht es in der Saison nur noch um die goldene Ananas, beim FCA geht’s hingegen noch ums nackte Überleben – sprich: den Nicht-Abstieg. Gerade bei den Gegentoren hat man gut gesehen, wie einige Spieler dem Zweikampf entweder aus dem Weg gegangen sind oder diesen verloren haben. Daran gilt es zu feilen. Markus Weinzierl versprach zuletzt, dass das diese Woche gefestigt werden solle. Die knapp bemessene Zeit und die Belastungssteuerung zum Saisonfinale grenzen die Möglichkeiten hier aber stark ein.
Fakten, wie diese, machen dem FCA Mut: Insgesamt ist Werder Bremen sowas wie der Lieblingsgegner in der Bundesliga. Nur gegen Mainz (10) gewann der FCA im Oberhaus mehr Ligaspiele als gegen Bremen (9). Gegen keinen anderen Bundesligisten schossen die Augsburger so viele Tore, wie gegen Bremen (33). Andere Statistiken hingegen, wie die letzten fünf Begegnungen, sprechen mehr für Werder Bremen. (Quelle: OneFootball)
Fazit
„Wir müssen siegen, Leute, das ist klar.“ Das ist nicht nur ein Ausschnitt aus dem Augsburger-Fan-Liedgut. Sondern die aktuelle Realität. Der Ernst der Lage dürfte mittlerweile jedermann und jederfrau bekannt sein. Am Samstag zählt es, es gibt keine Ausreden und so mancher Fan wird sprichwörtlich dem Herzkasper nahe sein. Zumindest wird es mir so gehen.
Wer in dieser – vermutlich hart umkämpften – Partie mit 1:0 in Führung geht, hat psychologisch einen ganz großen Vorteil. So sieht dies auch Markus Weinzierl. Das Ziel muss daher sein, ab der ersten Sekunde, ab Anpfiff hochkonzentriert und fokussiert auf dem Platz zu stehen. Sekundenschlaf darf man sich jetzt nicht mehr leisten, wie zuletzt gegen VfB und Eintracht Frankfurt gesehen. Und man muss konzentriert bis Schlusspfiff agieren. Markus Weinzierl hatte am gestrigen Freitag eine Botschaft an die Fans gerichtet und zeigt sich entschlossen: „Ich bin überzeugt, dass wir gemeinsam unser Ziel Klassenerhalt erreichen werden.“
Markus Weinzierl – dieser Mann macht Mut. Gegen Stuttgart stand ein völlig anderer FCA auf dem Platz. Lebendig und mutig. Couragiert und engagiert. So möchte ich den FCA auch gegen Bremen sehen. Der Gegner wird uns das Leben vermutlich sehr schwer machen, denn für diese geht es ebenfalls um alles. Der Abstiegskampf ist brutal, brutal schwer und brutal hart. Er übt Druck aus auf alle Beteiligten. Der Druck ist nach der Niederlage gegen Stuttgart gewachsen, verwandelt man jetzt den Matchball, wird der Druck weniger. Verliert man, hat man den ultimativen Druck, denn dann benötigt man Punkte und spielt gegen den deutschen Rekordmeister. Diesen Druck möchte ich nicht haben.
Daher hoffe ich auf unsere Jungs. Kämpft, beißt und stellt die Bremer unter „Begleitschutz“ auf dem Platz. Sprich: Lasst sie nicht aus den Augen. Spielt genauso mutig und freudig nach vorne wie gegen den VfB, doch bitte tut uns allen den Gefallen: Macht die Buden vorne (früh) rein, wer weiß, wieviele Chancen ihr bekommt. Wir Fans stehen jedenfalls hinter euch. Wir wollen ein elftes Jahr erste Liga. Und wenn ihr scheitert, scheitern wir gemeinsam. Denn wie heißt es in einem Augsburger Fangesang:
„Auch wenn du mal verlieren sollst, dann stehen wir hier voller Stolz, denn Träume können zu Ende gehen, doch unsre Liebe nie. Oh FCA so wunderbar, du siegst für uns, das ist doch klar. Drum feiern wir dich, Tag und Jahr, denn du machst Träume wahr.“
Andy: Werder findet keine Mittel und wir schließen vor dem gegnerischen Tor konzentriert ab. Mir bleibt nichts anderes übrig, ich bin „All In“. Wir versohlen Werder den Arsch und schicken die Bremer mit einem 3:1 zurück in den Norden und in die zweite Liga. Let’s GO!!!
Irina: Ich bin unentschlossen. Die Hoffnung überwiegt, ich tippe auf ein 2:1 für unseren FCA!
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