Eine klar erkennbare Aufbruchstimmung – es machte Spaß das Spiel zu sehen. Und wenn es auch nicht zum Ergebnis gereicht hat, die Mannschaft hat bis zuletzt darum gekämpft.
Nicht die Frage, was bisher war, sondern entscheidend wie es jetzt ist. Es war Bewegung am Ball, und Chancen wurden immer wieder auch heraus gespielt. Darauf aufbauend, noch etwas mehr Abstimmung und Treffsicherheit, und auf ins nächste Endspiel.
Es sollte eigentlich eine andere Saison als zuletzt für die Bremer werden. Und nach dem 24. Spieltag stand Werder mit 30 Punkten, elf vor dem Relegationsplatz, auf Platz 12 der Liga. Doch nach mittlerweile sieben Liganiederlagen in Folge war das 0 : 0 gegen Leverkusen der erste Punktgewinn seitdem.
Werder vollzog im Gegensatz zu den anderen im Abstiegskampf involvierten Teams keinen Trainerwechsel, und vertraut in den letzten Spieltagen weiterhin auf Florian Kohfeldt, mit dem im letzten Jahr auch über den Umweg Relegation der Klassenverbleib gesichert wurde.
Abstiegskampf, -endspiel oder im Nachgang manchmal auch als -krimi bezeichnet – nur einige Begrifflichkeiten, die die Dramaturgie vor den entscheidenden Spielen erhöhen. Dabei geht es zunächst hier auch nur um ein Spiel, in dem aus Augsburger Sicht der Ausgang der Saison entscheidend beeinflusst werden kann.
Nichts anderes scheint in diesen Tagen in Fußball-Augsburg von Interesse. Weder der Ausgang des Pokalfinale noch die Rücktritte beim DFB – was zählt ist der Klassenerhalt.
Keine Statistiken oder Vergleiche, es ist ein Spiel, in dem es um sehr viel geht, und die Mannschaft zeigen kann, das sie dieser Aufgabe gewachsen ist – mit der Möglichkeit den Klassenerhalt bereits sicher erreichen zu können.
Entscheidende Spiele in den Bundesligen zum Ende der Saison gegen Fürth, in Hoffenheim oder länger zurück gegen Jena – geglückte Beispiele und doch auch Geschichte – was zählt, ist der Vergleich am Samstag.
Nach Abschluss der Nachholbegegnungen stehen sich in den Parallelspielen Hertha gegen Köln und Bielefeld gegen Hoffenheim gegenüber – und es gibt dabei verschiedene Möglichkeiten. Der FCA hat alles selbst in der Hand und braucht dabei nicht zu rechnen.
Auf welche Eigenschaften es im Abstiegskampf und in den entscheidenden Spielen ankommt lässt sich wohl unterschiedlich benennen, wesentlich aber scheint immer sich eigener Stärken bewusst zu sein, und vom eigenen Erfolg überzeugt. Dies von Anfang an auf dem Platz zu zeigen ist der erste Schritt auf dem Weg zur Umsetzung.
Es bedarf keiner zusätzlicher Motivationsanreize – alle Beteiligten wissen um was es geht. Die Trennung und wieder Verknüpfung von Leistungs- und Erfolgsmomenten, das Hervorheben gelungener und positiver Situationen. Verschiedene Möglichkeiten der Vorbereitung auf entscheidende Spiele.
Die Analyse und Vorbereitung, das Herausarbeiten von Stärken und Schwächen beim Gegner, sowie das Erstellen einer eigenen Strategie. Vorstellung eines Matchplans, unter Berücksichtigung möglicher Verschiebungen.
An einem entscheidenden Ligaspieltag dazu die Berücksichtigung anderer Ereignisse und anderer Szenarien. Und bei allem der Versuch, eine Form der Normalität zu bewahren.
Viele Aspekte mit und um das Spiel, die das Sportliche erweitern, und dazu beitragen in jeder Weise bestmöglich gewappnet zu sein. In dieser Situation individuell und als Team zu bestehen, und von Beginn an entsprechend zu überzeugen, kann eine weitere positive Dynamik entstehen lassen.
Vor leeren Rängen, und doch nicht nur gefühlt unterstützt von ganz vielen, das positive Ergebnis vor Augen. Den Schwung aus dem letzten Auftritt mitnehmend, die Leistungskurve im entscheidenden Momenten nach oben bewegen, als Mannschaft überzeugend auftreten und erfolgreich sein – Augsburg steht zusammen. Gutes Spiel!
„Servus“ is a very useful word in Augsburg. It can either mean „hello“ or „goodbye“. And as we do not know if you – David Blitzer – have ever been to Augsburg or speak a bit of German this is my first advice for you: Coming or leaving, „servus“ is mostly the right choice. So let’s start with a „Servus“ to you now that we know that you are joining us in cheering on our beloved FC Augsburg.
Now some basic information about football in Germany (that you call soccer). You might be a nice guy overall, nevertheless we are quite sceptic concerning investors in our football clubs. The majority of our clubs is still owned by the associations and their members. FC Augsburg is an anomaly in that field as over 99 percent of the shares were sold over twenty years ago in order to avoid bankrupcy. In the meantime, nobody undertook serious efforts to get those shares back to the association owning the remaining 0.6 percent.
Still, according the statues of the German Football League, FC Augsburg is controlled by the members of the association owning the remaining 0.6 percent of shares. And in Augsburg we mostly believe that this is the right thing. I am not aware of how transparent this was to you when you signed the relevant contracts. We see it as an advantage to be a group of many striving for the same goals and values and are happy to have you on board.
And of course, we want our club to flourish.We are aware that in the Bundesliga, success is highly dependant on the economic circumstances of each club. The money that bought your shares with does not better the situation of FC Augsburg a bit until you decide to increase the capital of the club and make it possbile to invest even further in the infrastructure and the team. This year would be a great year to make a push for some short-term improvements. Due to the Covid situation some clubs will struggle in the Bundesliga. A recent study showed that about 1/3 of the clubs could be facing economic turmoil. Talent will be available cheaper during this summer transfer period and you would get more value for each of your precious bucks.
But be aware, even if you recognized that we are not playing the best football in the moment (and you might even have regretted putting your money in this club), we wouldn’t want your money and know-how at all costs. Our colours and their order (red-green-white) and the tradition and values of this club are not for sale. We would never change the name of our club or what it represents. You can join us in supporting our cause or leave us be.
And even when you meet some „Grantler“ in the city of Augsburg, be assured that we can party like champions when we reach the European cup competition (even if this seems like a bit of a stretch right now). In case of a Bundesliga championship, which hopefully is closer now with you on board, we would also very much enjoy the festive headline „Flitzer Blitzer“. Klaus Hofmann will for sure explain what you gotta do when the time comes. Nobody would want to argue his competencies regarding over the top fan behaviour.
Well, David, we learnt that a big part of shares in the company owning our football club was sold to you. This club, FC Augsburg, is an important part of our lives. We have been at the brink of relegation quite a few times (better google the concept sooner rather than later). I tried not to lose my humour about the sale of the club and be open minded on who is joining us in our mission.
Klaus Hofmann introduced you as a partner. It is hard to form a partnership without knowing each other. I myself and many others would really appreciate if you would take the time to introduce yourself somehow and answer a few questions. You could always join the fans supporting the team before the important match against Bremen and paint a few banners with them. The guys would love to teach you a few songs as well. And perhaps you might enjoy not only being an investor but would like to become a friend. At least some of us believe in the best of football, bringing together people with the most diverse backgrounds and having a great time together. Call us romantic, when we would follow this club whereever it takes us (and hopefully not the second division). You coming?
Eine Nacht drüber schlafen – das sagt man im deutschen Sprech oft salopp und hofft gleichzeitig, dass die Welt am nächsten Morgen ganz anders aussieht. Nach dem VfB-Spiel am Freitagabend konnte ich das nicht behaupten. Trotz einer Nacht drüber schlafen. Die verpasste Chance gegen ein schlagbares Stuttgart, die sieht auch heute noch genauso unglücklich aus wie Freitagabend und Samstagnachmittag. Das Spiel liegt mir auch jetzt noch schwer im Magen. Und das alles trotz der phasenweise auftretenden Hochgefühle, als die Mannschaft gegen den VfB all das zeigte, was sie zuvor vermissen ließ . Und man ganz genau sehen konnte, wozu das Team spielerisch in der Lage ist, wenn der richtige Trainer an der Seitenlinie steht… Hmpf. Ganz ambivalente Gefühle, die derzeit tief in mir vorherrschen.
Euphorie
Dabei war doch die Euphorie vor dem Spiel, insbesondere wegen der medial-gefeierten Weinzierl-Rückkehr, in Augsburger Gefilden sehr groß. Und eine solche Euphorie haben wir lange nicht mehr gefühlt oder gespürt. Sondern nur eine riesige Last, die den Namen Heiko Herrlich trug. Nach dessen Freistellung ging gefühlt ein gewaltiger Ruck durch die Fuggerstadt. Als eine Art Omen könnte man das letzte Spiel Weinzierls in der Bundesliga erachten – damals noch als als Trainer beim VfB Stuttgart. Am 20. April 2019 setzte es für die Stuttgarter eine krachende 6:0-Niederlage in Augsburg, die die Entlassung des gebürtigen Niederbayers besiegelte.
Der Matchball lag also bereit für den FCA, der Optimismus im Fanlager war riesig. Auch am Spieltag selbst waren sehr viele Anhänger:innen dementsprechend aufgeregt, nervös und doch irgendwie positiv gestimmt. „Wir schaffen das“, so der allgemeine Tenor. Markus Weinzierl – in diesem Mann ruhten so viele Hoffnungen und Sehnsüchte. Ein gewisser Druck vor dem Spiel war vorhanden.
Startformation
Der Blick auf die Startelf am Spieltag war durchaus angenehm. Ausschließlich der verletzungsbedingte Ausfall von Felix Uduokhai trübte hier ein wenig das Bild. Die Innenverteidigung trotz dessen durchaus solide aufgestellt, auf Kapitän Jeff ist immer Verlass und auch der junge Reece Oxford blüht immer mehr auf beim FCA. Zeit, ins kalte Wasser zu springen und Felix Uduohkai gebührend zu vertreten. Rani Khedira und – überraschend-unüberraschend – Jan Moravek bildeten das defensive Mittelfeld.
Markus Weinzierl prophezeite in der Pressekonferenz vorab schon den Einsatz einiger seiner „alten Spieler“, die er schon aus erster Amtszeit kennt. Einer davon ist André Hahn, der diesmal aber auf dem rechten Flügel startete. Links wie gehabt der agile Ruben Vargas, hinter ihm verteidigte Iago. Robert Gumny durfte von Beginn an ran, nach seinem Tor gegen Köln wohl verdientermaßen. Vorne im Offensivzentrum starteten Marco Richter und der von Markus Weinzierl hochgelobte Florian Niederlechner.
Realtaktisch gestaltete sich dies als eine Art 4-1-4-1, mit einem etwas defensiveren Sechser Rani Khedira und einem offensiveren Part, den Jan Moravek bekleidete:
Markus Weinzierl gab sich optimistisch vor dem Spiel und appellierte an den Kampfgeist seiner Männer, machte aber auch deutlich, dass das Spiel gegen die Stuttgarter kein Selbstläufer wird:
„Es wird kein einfaches Spiel werden, weswegen wir am Freitag definitiv unsere beste Leistung brauchen, um die Partie für uns zu entscheiden. Es gilt, einen Fight abzuliefern, und wir wissen, dass wir auswärts punkten können. (…) Jeder muss sich der Situation bewusst sein und am Freitag alles geben. Unser Ziel ist es, so schnell wie möglich den Klassenerhalt zu sichern. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir das schaffen. (…) Der VfB spielt eine gute Saison mit vielen guten jungen Spielern. Sie sind in letzter Zeit gewachsen und haben sich gut entwickelt. Stuttgart prägt eine gute Spielkultur mit Schnelligkeit in der vordersten Reihe.“
Trainer Markus Weinzierl vor dem Spiel
Spielgeschehen
Beim VfB meldete sich vor der Partie Keeper Gregor Kobel verletzt ab, ihn vertrat am Freitagabend Fabian Bredlow zwischen den Pfosten. Der angeschlagene Neu-Nationalspieler Deutschlands – Borna Sosa – meldete sich hingegen frühzeitig fit und startete direkt von Beginn an.
Die ersten zehn Minuten der Partie hatten es in sich – sowohl der VfB (3′ – Massimo, Didavi) als auch der FCA (2′ – Vargas, 7′ – Richter) erspielten sich Chancen. Die beiden Keeper waren von Beginn an gefordert. Der FCA drückte die Stuttgarter in Folge ein wenig in die Defensive, jedoch waren es die anderen Schwaben, die in Führung gehen konnten: Philipp Förster, einer der wichtigsten Mannen des VfB, erzielte das 1:0. Die Hausherren spielten einen blitzsauberen Angriff und gingen somit in Führung. Roberto Massimo gab die Kugel aus dem Halbfeld in Richtung Strafraum des FCA, im Sechzehner legte Kalajdzic mit der Hacke auf Förster ab, dessen Schuss wurde noch von einem Augsburger abgefälscht und schlug daher unhaltbar für Gikiewicz im Tor ein. Zu diesem Zeitpunkt war die Führung der Stuttgarter unerwartet und auch unverdient, da bis dato der FCA die besseren Chancen hatte.
Der Gegentreffer hatte den Augsburger Matchplan geringfügig ins Wanken gebracht. Ein früher Rückstand war nicht eingeplant gewesen. Nichtsdestotrotz erarbeitete der FCA sich in Folge weitere Chancen, wie zum Beispiel einen Weitschuss von Khedira, den Torhüter Bredlow klasse zur Ecke klären konnte. Die Riesenchance zum Ausgleich hatte allerdings Marco Richter: Nachdem Vargas einen langen Ball aus dem Halbfeld super annehmen und weiterverarbeiten konnte, schloss der zentral freistehende Richter aus rund zwölf Metern direkt ab. Jedoch gestaltete sich der Schuss leider zu schwach. Kein Problem für den souveränen Ersatzkeeper des VfB.
Nach 30 gespielten Minuten wendete sich sodann etwas das Spiel und der VfB wurde dominanter, jedoch ohne sich zwingende Torchancen zu erspielen. Die Mittelfeldspieler Didavi und Klement kamen zum Abschluss, jedoch waren diese Schüsse recht harmlos. Kurz vor der Halbzeitpause drehte der FCA nochmals auf, kam zu Chancen durch Ruben Vargas (37′ – Bredlow klärte super!) und Richter (42′ und 45′ – auch hier klärt der Keeper des VfB stark). Der Kicker titelte zum Halbzeitpfiff:
„Pause in Stuttgart, mit einer schmeichelhaften Führung für den VfB geht es in die Kabinen. Die Augsburger zeigen im ersten Spiel von Weinzierl eine gute Leistung. Die Gäste hatten ein klares Chancenplus, ließen aber zu viel liegen.“
Der FC Augsburg kam personell unverändert aus der Kabine. Die ersten zehn Minuten nach dem Seitenwechsel waren relativ unspektakulär, es ereigneten sich kaum nennenswerte Strafraumszenen. Dennoch war der FCA wieder das aktivere Team und wurde in Minute 59 prompt dafür belohnt – mit dem Ausgleich zum 1:1:
„Nach einem Konter gleichen die Gäste aus! Iago flankt von links nach innen und findet am zweiten Posten Richter. Dessen Kopfball prallt vom Rücken von Kempf zu Niederlechner, der aus kurzer Distanz per Kopf vollendet.“
Kurz darauf wechselte der FCA das erste Mal – der lauffreudige Jan Moravek und der aktive Ruben Vargas gingen runter. Bei beiden war es vermutlich mehr ein konditionsbedingter Wechsel, bis dato ist nichts über eine Verletzung bekannt. Es kamen Freddy Jensen und Caligiuri ins Spiel. Dies machte sich auch im Spiel bemerkbar, der FCA drückte weiter auf’s Tor der Stuttgarter. Jedoch kam es wie in Halbzeit eins: als der FCA aufdrehte, machte der VfB das Tor. Torjäger Kalajdzic legte intial ab auf Churlinov, der ungehindert nach innen flanken durfte. Dort war wiederum der Goalgetter der Schwaben positioniert, der sich gegen Gouweleeuw und Oxford durchsetzen konnte und aus fünf Metern per Kopf einnickte. Hier war ganz klar die fehlende Abstimmung der beiden Innenverteidiger zu bemerken. Die Zuordnung war quasi nicht vorhanden.
Beide Mannschaften ließen nicht nach, sowohl der VfB spielte nun noch einmal auf, als auch der FCA, der sich mit allen Kräften gegen die Niederlage stemmte. Aber beide Teams kamen nicht mehr wirklich gefährlich vor den Kasten der anderen Mannschaft. So pfiff Manuel Gräfe nach 90.+5 Minuten die Partie ab.
„Doch jetzt ist Schluss, Stuttgart gewinnt mit 2:1 gegen Augsburg. Die Gastgeber waren sehr effizient. Augsburg zeigte eine gute Leistung, ließ offensiv aber zu viel liegen und steht nun mit leeren Händen da.“
Jeder FCA-Fan war vermutlich mehr als enttäuscht von dem Ergebnis. Zurecht. Oder wie es Twitter-User @leandro1907_ zusammenfasst:
Das bedeutet, wie FCA-Fan Leandro schon richtig schreibt, einen zweiten und dieses Mal endgültigen Matchball gegen Werder Bremen. Dieser steht unweigerlich unter dem Motto: Verlieren verboten! Werder Bremen hat am gestrigen Samstag den Leverkusenern ein Unentschieden abgetrotzt und liegt daher tabellarisch nur noch zwei magere Pünktchen hinter dem FCA. Heute Nachmittag spielen noch Mainz, Köln, Hertha und Arminia, die beiden letztgenannten gar gegeneinander. Wir müssen auf deren Gegner hoffen und auf hohe Niederlagen der Konkurrenten. Und wir müssen selbst liefern am kommenden Samstag gegen die Bremer.
Unsere statistischen Werte gegen Stuttgart sehen dabei gar nicht so verkehrt aus: Kurz zusammengefasst sind wir knapp fünf Kilometer mehr gelaufen als der Gegner, hatten 10 Ecken mehr als Stuttgart (Eckenverhältnis 12:2 für den FCA) und auch fünf Torabschlüsse mehr zu verzeichnen. Was auffällt: Die Passquote ist deutlich geringer als die des Gegners, auch die Zweikampfquote spricht in diesem Fall gegen den FCA.
Hier gilt es anzusetzen: Trotz quantitativ mehr Torabschlüssen als der Gegner (21 zu 16), hat der Gegner es geschafft, 2 Tore zu erzielen und wir nur eines. In einem Endspiel um den Klassenerhalt, zumindest für eine Mannschaft war es dies, sollte die Zweikampfquote besser sein als die des Gegners. Darauf wird es unter anderem auch gegen Bremen ankommen. Giftigkeit und das „Eklig spielen“, das Weinzierl in seiner Antritts-PK forderte, waren noch nicht ganz zu sehen.
Weiterhin ist es wichtig, die Passquote sukzessive zu erhöhen, denn gerade im letzten Drittel des Spielfelds war der FCA oft noch etwas zu schlampig im Abspiel. Fahrlässig war auch der Umgang mit den erspielten Torchancen. Jan Moravek initiierte überragend Angriff um Angriff, doch die Abschlüsse von Richter und Co. waren entweder zu überhastet (oft sah man den besser positionierten Nebenmann nicht) oder zu harmlos (Schüsse gingen meilenweit über das Tor).
Blicken wir hier einmal auf die Leistung der einzelnen Spieler. Viele haben in Reece Oxford schon den Schuldigen ausgemacht, da er bei beiden Gegentoren unglücklich agiert hat. Auch seine Nebenleute im Defensivverbund, Jeff und Rani Khedira, ließen sich von Unsicherheiten anstecken und waren an den Gegentoren maßgeblich beteiligt. Nicht nur hinten gab es Fehler und Unsicherheiten, die uns womöglich den Sieg respektive das Remis gekostet haben. Vorne konnten wir diese Fehler nicht mehr wett machen, weil das Tor ganz lapidar gesprochen „nicht getroffen wurde“.
Statistiken von whoscored zufolge waren die besten FCA-Spieler auf dem Platz gestern Florian Niederlechner, gefolgt von seinen Offensivkollegen Ruben Vargas und Marco Richter. Iago und Jan Moravek waren aus dem Defensivverbund die besten Akteure der Augsburger. Insgesamt ist hier auch ersichtlich, dass der FCA zwar nominell nachlegen konnte mit Spielern wie Benes, Caligiuri und Jensen – die genannten Spieler jedoch alle keinen Unterschied mehr machen konnten in dieser Partie. Vielleicht hat hier der Ausfall von Alfred Finnbogason mehr geschmerzt, als man auf den ersten Blick vermuten konnte. Auch Carlos Gruezo und Felix Uduohkai wurden schmerzlich vermisst. Reece Oxford und Jeffrey Gouweleeuw haben dieselbe (eher niedrige) Punktzahl erhalten, Rani Khedira und André Hahn fallen „notentechnisch“ deutlich ab.
Sorgen und Hoffnungen
Spielerisch war dies – im Vergleich zu den letzten Partien unter Heiko Herrlich und Iraklis Metaxas – eine deutliche Steigerung. Gefühlt war die Motivation hoch wie nie, es wurde sauber gepresst und endlich wieder zielstrebig gekontert. Man hat Vargas, Richter und Co. den Spielwitz sichtlich angemerkt. Auch wenn das 1:1 in seiner Entstehung eher Marke Zufall war, gab es einige schöne Spielzüge und Kombinationen, die an beste Augsburger Zeiten erinnerten. Generell haben sich die Augsburger Mannen mehr Chancen erspielt als in vielen Spielen zuvor, die kreativen Momente waren in Vielzahl vorhanden. Hiervon bitte mehr!
Auf der anderen Seite steht hingegen eine mangelnde Chancenverwertung, die man schon als fahrlässig bezeichnen kann. Gerade im Abstiegskampf, gegen generell bessere Gegner (zu diesen zähle ich den VfB Stuttgart in dieser Saison), muss man die gebotenen Chancen einfach nutzen. Keiner erwartet von einem Sorgenkind und Abstiegskandidaten wie dem FCA, dass man den VfB an die Wand spielt oder aus dem Stadion schießt. Aber neben dem Quäntchen Glück, das dem VfB Stuttgart ein wenig mehr hold war als dem FCA, braucht es einfach Zielgenauigkeit und Kaltschnäuzigkeit im Strafraum. Die Stuttgarter haben es uns vorgemacht: Den Gegner das Spiel machen lassen, auf Fehler lauern, zielstrebig und schnörkellos nach vorne spielen – final eiskalt abschließen. Das war gestern wirklich ganz großes Kino vom VfB und hatte Lernpotenzial für den FCA.
Nicht falsch verstehen, den VfB Stuttgart fand ich spielerisch schlechter als erwartet. Darum wurmt mich die Niederlage auch so. Aber sie haben aus ihren Mitteln das bestmögliche rausgeholt und das finde ich wiederum richtig gut. Mit den Kräften wirtschaften, gerade wenn man Verletzte zu beklagen hat. Und dann das Maximale aus einem Spiel wie diesem rausholen.
Dennoch war abzusehen, dass Markus Weinzierl nicht ad hoc alles und sofort verbessern kann. Zu lange wurde mit dem Trainerwechsel gewartet, folgerichtig wurde in letzter Sekunde der Wechsel dann doch vollzogen. Keine zwei Wochen hatte Markus Weinzierl, um dem Team seine Werte zu vermitteln und den herrlichen Trümmerhaufen wieder aufzubauen. An sich hatte Markus Weinzierl schon bei all seinen Trainerstationen Startschwierigkeiten, holte bei keinem Bundesligaverein in den ersten drei Spielen einen Sieg. Wichtig wäre jedoch jetzt ein Sieg gegen Werder Bremen – oder der Abstieg in die zweite Liga droht mehr denn je.
Worte zum Sonntag
Werder Bremen – der Name versprach einst Königsklasse und Offensivfußball. Große Namen wie Micoud, Klose, Diego, Klasnic, Ailton, Mertesacker und Özil gaben sich unter anderem die Ehre im Werderdress. Diese glamourösen Zeiten sind aber längst vorbei. Seit längerem schon herrscht tiefste Tristesse in Bremer Gefilden, geprägt von permanenter Abstiegsangst. Letzte Saison konnten die Werderaner nur ganz knapp im Nachsitzen den Kopf aus der Schlinge ziehen. Wird ihnen dies diese Saison wieder gelingen? Oder wird der FCA den nächsten Hanseaten in die Zweitklassigkeit schießen und somit wieder ein Nordderby ermöglichen? Wir werden es (bald) sehen.
Zu hoffen bleibt nur, dass wir die Woche nun nutzen können, um weiter an den bekannten Baustellen zu arbeiten. Ein Lichtblick wäre definitiv die Rückkehr von Sturmtank Finnbogason, da dieser sowohl Erfahrung im Abstiegskampf mitbringt als auch den nötigen Torriecher. Auch wenn ihm dieser in der aktuellen Saison etwas abhanden gekommen ist und er mehr verletzt war als fit. Er ist aber definitiv einer, der voran geht, der anpeitscht, wenn die Köpfe mal hängen. Ganz wichtig ist dies bei einem Rückstand. Dann muss ein spürbarer Ruck durch die Mannschaft gehen, es müssen die entscheidenden Leistungsträger voran gehen und die Mannschaft nach vorne treiben. Denn eines ist in dieser Situation verboten: Aufgeben!
Die Fans glauben weiterhin an euch, soviel lässt sich sagen. Fans, wie auch ich, leiden derzeit – vor den TV verbannt – mit. So viel Distanz zu den Spielern, aber dennoch so nah am Spielgeschehen. Das Herz blutet bei den hängenden Köpfen der Spieler, bei heimlich verdrückten Tränen wie bei Reece Oxford nach dem Spiel. Man möchte ihn bzw. sie alle in den Arm nehmen (das ist natürlich derzeit nicht erlaubt) und sagen: „Alles wird gut“ und „Ihr schafft das“. Man möchte gar nix „böses‘ sagen, viel mehr das gesehene gute (und wir haben gutes gesehen, oh ja!) loben. Und hoffen, dass sie am kommenden Samstag wieder Herzblut zeigen. Für sich selbst, den Verein und für die Fans den letzten Meter gehen.
Denn wir alle wollen das elfte Jahr Bundesliga. Ich schreibe diese Zeilen am 08.05.2021 und blicke sentimental zehn Jahre zurück – auf den 08.05.2011. Ich schaue mir das Video zum Aufstieg in die erste Bundesliga an und habe feuchte Augen, erlebe den Moment der Erlösung nochmal. Stephan Hain, Fußballgott. Am Samstag möchte ich schreien: Marco Richter, Fußballgott! Schieß‘ uns zum Klassenerhalt. Das wäre so schön. Für Augsburg, für die Region und alle, die es mit dem geilsten Club der Welt halten.
Einen schönen Muttertag an alle Mütter, alle Familien und alle einsamen Herzen da draußen.
Der erste Matchball um den direkten Klassenerhalt steht heute Abend an, wenn im Schwabenderby der FCA beim VfB Stuttgart zu Gast ist. Hierbei rückt insbesondere Neu-Coach Markus Weinzierl (unfreiwillig) in den Mittelpunkt des Geschehens, da dieser eine lebhafte sportliche Vergangenheit bei beiden Clubs hat. Insbesondere die unrühmliche 6:0-Niederlage der Stuttgarter gegen den FCA im Jahr 2019 erhitzt noch heute Fan-Gemüter auf VfB Seiten und erfreut insbesondere die FCA-Fans unter uns.
Um die besondere sportliche Brisanz der Partie einzuordnen und auch die Rückkehr von Weinzierl in die Bundesliga zu thematisieren, konnte RoGaz-Autorin Irina im Vorfeld die beiden VfB Fans Steffen (Twitter: @Bruddelei) und Benjamin (@VfBenito) sowie die FCA-Anhänger Leandro (@leandro1907_) und Chris (FCA_Chris1907) für einen virtuellen Austausch gewinnen.
Ein kleiner Tipp noch am Rande: Steffen führt selbst einen Blog und einen Podcast unter dem Namen Bruddelei. Schaut/lest doch mal rein!
Schwabenwechsel
Zu Beginn erst einmal die Frage an die beiden FCA Fans, was sie denn vom ablösefreien Abgang des gebürtigen Stuttgarters Rani Khedira halten. Es wurde zuletzt offiziell vom FCA bekannt gegeben, dass Rani beim FCA nicht verlängert, sondern sich im Sommer Union Berlin anschließen wird:
Leandro wird vor allem Rani Khedira als Mensch vermissen: „Sportlich ist dies sicherlich verschmerzbar. Rani ist nicht unersetzlich beim FCA. Menschlich finde ich es dennoch sehr schade, da Rani ein sympathischer Spieler ist. Ich hoffe aber auf einen guten Nachfolger im FCA-Dress.“ Chris ergänzt noch, dass der FCA in Rani einen sehr mannschaftsdienlichen Spieler verliert, der sich immer den Augsburger Zielen untergeordnet hat. Dafür sind wir alle dankbar und möchten uns für vier erfolgreiche Jahre zusammen bedanken. Viel Erfolg in der Hauptstadt!
Wenn wir schon von Schwaben sprechen, dann darf der gebürtige Ulmer Erik Thommy – als ehemaliges Augsburger Eigengewächs – nicht fehlen. Derzeit steht er (noch) beim VfB Stuttgart unter Vertrag. Allerdings weist derzeit vieles auf eine Trennung im Sommer hin, so sagt VfB-Anhänger Steffen, dass Erik Thommy seit jeher einen schweren Stand bei den Stuttgartern hat. Zuletzt hatte er nach einer auskurierten Ellbogenverletzung Schwierigkeiten, in den Kader zu rücken. Dies liegt möglicherweise an dem überragenden Flügelspieler Borna Sosa als direkten Konkurrenten auf der Position: „Sosa ist derzeit einer der besten Linksaußen der Liga“, so Steffen. Für den VfB wäre der Ausfall von Sosa also eine deutliche Schwächung, Benjamin meint hierzu: „Seine grandiosen Flanken würden uns fehlen. Einen richtigen Ersatz für Borna haben wir bis dato nicht.“
Immerhin droht Sosa für die Partie gegen den FCA auszufallen. Erik Thommy wäre vermutlich erster Ersatz für den agilen Kroaten. Es könnte demnach ein Wiedersehen mit seinem Heimatverein geben!
Ein dritter (Augsburger) Bekannter steht derzeit im Tor des VfB Stuttgart – und ist dort sportlich nicht mehr wegzudenken. Der Schweizer Keeper Gregor Kobel stand in der Rückrunde der Saison 2018/19 im Tor des FCA, man kennt sich also. Auch hier gibt es möglicherweise ein Wiedersehen mit einem alten, gern gesehenen Bekannten. Um den sich weiterhin hartnäckig Wechselgerüchte ranken – unter anderem ist wohl der BVB am 23jährigen dran. Steffen schiebt dem Wechsel auf jeden Fall einen deutlichen Riegel vor, „er darf nicht gehen!“ Für Kobel könnte der VfB möglicherweise an seine Schmerzgrenze gehen. Der BVB müsste also, genauso wie alle anderen Interessenten, tief in die eigene Tasche greifen.
Zurück am Lech -„Pech“ beim VfB
Markus Weinzierl wird – wie eingangs schon angemerkt – am Freitagabend im Mittelpunkt stehen. Zumindest vor Anpfiff. Der neue-alte FCA-Trainer stand in seiner Laufbahn als Trainer schon an beiden Seitenrändern. Für die Augsburger ist es nun die zweite Amtszeit Weinzierls – die meisten Fans bejubeln dies auf den Social Media Kanälen.
Auch Leandro sieht die Rückkehr von Weinzierl positiv: „Ich bin richtig glücklich über die Rückkehr von Markus Weinzierl. Er kennt die Strukturen, das Umfeld und einige Spieler noch aus seiner ersten Amtszeit hier am Lech. Es ist wohl kaum Einarbeitung nötig und wenn man die erste PK von ihm gesehen hat, merkt man die Identifikation mit dem FCA deutlich!“
Auf die Frage hin, ob der Wechsel gegebenenfalls nicht sogar schon zu spät gewesen ist und ob Weinzierl wirklich zum FCA passt, entgegnet der Wahl-Österreicher Chris: „Die Ergebnisse haben einfach zuletzt nicht mehr gestimmt! Der Wechsel – von Heiko Herrlich zu Markus Weinzierl – war an sichnun ein notwendiger und wichtiger Schritt, aber meiner Meinung nach schon etwas zu spät. Markus Weinzierl passt aber als Niederbayer sehr gut zum FC Augsburg als Verein, er ist ein super Kerl und ein ebenso guter Trainer!“
In Stuttgart hingegen hat man den heute 46jährigen Coach gar nicht gut in Erinnerung: „Weinzierl ist – wenn man auf die Ergebnisse zu Beginn schaut – nicht gut in seine Amtszeit beim VfB gestartet. Davon hat er sich nie richtig erholt. Insgesamt war dies aber vom VfB Stuttgart generell keine gute Saison. Ich habe keine positiven Erinnerungen an Weinzierl“, meint Benjamin rückblickend. Steffen stimmt Benjamin hier unumwunden zu, ergänzt weiterhin noch, dass Markus Weinzierl mit einer sehr weltmännischen Art im Ländle aufgetaucht ist, da er zuvor bei ManCity hospitiert hatte. „Er hat sich ein wenig selbst überschätzt. Ich habe Markus immer – ehrlich gesagt – für ein wenig zu soft für den Profifußball gehalten.“
Weinzierl und der FCA – das passt. Auch aus VfB-Sicht, so sagt Steffen beispielsweise: „Weinzierl braucht als Trainer offensichtlich ein ideales Umfeld und das hatte er damals in seiner erfolgreichen Zeit beim FC Augsburg. Da waren aber auch eher umgängliche Typen dabei, so zumindest meine Wahrnehmung als Außenstehender, keine schwierigen Charaktere. Das hat einfach sehr gut funktioniert.“
Beim VfB hingegen habe er nie eine richtige Handschrift seitens des Trainers gesehen, Formationen wurden häufig gewechselt, Spieler positionsfremd eingesetzt. Alles in allem war die damalige 6:0 – Klatsche gegen den FCA, die in der Entlassung Weinzierls mündete, der unrühmliche Höhepunkt einer eher unglücklichen Liaison. Steffen wäre aber trotz allem nicht abgeneigt, mit der Privatperson Markus Weinzierl ein Bierchen oder zwei zu trinken, denn ein netter Typ sei er allemal.
Markus‘ Auftrag
Was Weinzierl in den nächsten drei Spielen noch bewirken kann, das steht (noch) in den Sternen. Spielerisch wird er wohl keine großen Veränderungen vornehmen können, aufgrund der Kürze der Zeit, meint Leandro. „Aber in diese blutleere Truppe ein wenig Leben reinbringen, das kann er“, weiß der 18jährige Augsburger. Sowohl Chris, als auch Leandro (und auch die Autorin des Beitrags) erhoffen sich die Rückkehr der berühmt-berüchtigten „Augsburg DNA“. Oder wie es Twitter-User @Urbster zuletzt kompakt in einem Post ausdrückte:
Weinzierl selbst kündigte indes bereits an, auf altbewährte Kräfte und ihm aus erster Amtszeit noch bekannte Spieler zu setzen, wie beispielsweise André Hahn, Jan Moravek oder Alfred Finnbogason. „Mit den Spielern, die ich noch kenne, verbinde ich viele positive Erlebnisse“, sagte Markus Weinzierl zuletzt gegenüber der Augsburger Allgemeinen.
Chris wünscht sich von Markus Weinzierl, dass er den Klassenerhalt – mit bewährten Kräften – gegen den VfB Stuttgart bereits eintütet. „Danach könnten wir Perspektivspieler, wie Civeja, Berisha und Cheon, eine Chance geben, Bundesligaluft zu schnuppern“. Er habe die Hoffnung, dass Markus Weinzierl als moderner Trainer längerfristig am Lech bleibt, trotz des in Anführungszeichen „nur“ einjährigen Arbeitspapiers. „Der FCA braucht nach Herrlich eine Art Kur. Die Länderspielpause kam genau richtig, das Team konnte sich nun über knapp zwei Wochen hinweg finden, der Trainer noch kurzfristig was einstudieren“, resümiert er.
Der Gegner
Am Freitagabend stehen sich zwei Teams gegenüber, deren Gemütslage derzeit nicht unterschiedlicher sein könnten. Während der FCA in der Selbstfindungsphase steckt und derzeit nicht gerade auf einer Erfolgswelle surft, strotzt Stuttgart mit genugtuendem Blick auf die Tabelle vor Selbstbewusstsein. Der VfB Stuttgart ist wieder wer! Trotz aller internen Machtkämpfe hat die Mannschaft immer abgeliefert. Nicht nur in Augsburg nimmt man dies anerkennend wahr.
„Der VfB Stuttgart hat ein geiles Team, ich mag vor allem Wataru Endo, den würde ich sofort zum FCA holen“, sagt Leandro, während Chris sich insbesondere vom jungen Torjäger Sasa Kalajdzic beeindruckt zeigt. So ein Knipser fehlt dem FCA in dieser Saison. Ein Spieler, auf den der FCA – neben den bereits genannten – besonders achten sollte, ist laut VfB-Fan Steffen der offensive Mittelfeldspieler Philipp Förster: „Förster ist ein sehr guter Box-to-Box-Spieler, zudem einer der lauffreudigsten Spieler der Liga.“
Wie die Aufstellung des VfB gegen den FCA aussehen könnte, beantwortet Stuttgart-Anhänger Benjamin:
Hinter Keeper Kobel steht derzeit noch ein Fragezeichen. Ausfallen werden laut PK des VfB sicher Kapitän Castro, Kaminski, Mangala und Gonzalez. Wünschen würde sich Benjamin, dass das Nachwuchsjuwel Mohamed Sankoh ein paar Spielminuten erhält. Denn für den VfB geht es tabellarisch nicht mehr um allzu viel. Der erst 17jährige Stürmer kam vor der Saison von Stoke nach Schwaben und gilt als vielversprechendes Talent.
Benjamin und Steffen sind sich einig: „Der Blick auf die Tabelle ist richtig entspannt.“ Steffen hofft, dass man in den letzten drei Spielen den Lernprozess weiter vorantreiben kann, tabellarisch erhofft er sich indes nicht mehr viel. „Mir macht nicht mal eine Klatsche was aus, um ehrlich zu sein. Es geht um die spielerische Weiterentwicklung, um den Lernprozess des Teams“. Mit Blick auf den FCA glauben beide an den direkten Klassenerhalt. Benjamin prognostiziert, „es wird Bremen und Hertha neben S04 erwischen, der FCA hält die Klasse.“
Begehrter Udo
Die Hiobsbotschaft gab es dann schon ein paar Tage vor dem Spiel: Felix Uduokhai fällt für die letzten drei Saisonspiele verletzt aus, benötigt sogar eine OP. Ausgerechnet ebenjener Uduokhai, der innerhalb der letzten Saison beim FCA sogar zum Nationalspieler gereift ist. Das ist bitter! Wir wünschen Felix gute Besserung an dieser Stelle. Leandro beantwortete via Twitterpost dann auch gleich die Frage, wer ihn ersetzen darf – Spoiler: Es ist NICHT Marek Suchy.
Insbesondere Felix Uduokhai hat’s unseren beiden VfB Stuttgart Anhängern angetan. Wenn sie einen Augsburger nach Stuttgart lotsen dürften, würde die Wahl der beiden wohl auf „Udo“ fallen. „Er ist ein fairer Sportsmann und ein richtig guter Abwehrspieler“, so Benjamin. Steffen ergänzt: „Er ist ein wirklich sympathischer Typ, den würde ich mit Kusshand nehmen. Meine Nummer zwei vom FCA wäre dann noch Ruben Vargas.“
„Hässliches Unentschieden“
So ganz klar ist die taktische Ausrichtung des FCA gegen den VfB noch nicht. Markus Weinzierl lässt sich verständlicherweise nicht in die Karten blicken, möchte nicht preisgeben, auf wen er setzt. Es wird – wie bereits vermutet – eine Mischung aus altbewährten und altbekannten Kräften sein. Die Aufstellung des FCA könnte also wie folgt aussehen:
Aufpassen müssen insbesondere Jeff, Framberger, Gruezo, Strobl und Gumny. Jeff geht mit neun, Framberger, Strobl, Gruezo und Gumny mit je vier gelben Karten in die Partie gegen die „anderen Schwaben“. Bei einer weiteren Karte müssten diese also in der so wichtigen Partie gegen den direkten Konkurrenten aus Bremen pausieren. Alfred Finnbogasons Einsatz ist nach wie vor fraglich. Laut Markus Weinzierls Aussagen in der PK vor dem Spiel wird man alles versuchen, um den verletzungsanfälligen Isländer bis Freitagabend fit zu kriegen. Ein Startelfkandidat ist der somit aber eher weniger.
Zuletzt wurde natürlich nach den Tipps zum Spiel gefragt. Und hier gingen die Meinungen teilweise auseinander: Während Benjamin sich weit aus dem Fenster lehnt und ein souveränes „4:2 für den VfB“ prognostiziert, tippt Steffen auf ein „hässliches 0:0“. Auch Leandro tippt auf ein Remis – ein „hässliches 1:1“. Chris schließt sich an und setzt auf ein Unentschieden, jedoch auf ein torreiches. Sein Tipp lautet 3:3 – erstauntes Schweigen und die verdatterte Nachfrage von Leandro „wer soll denn die Tore beim FCA schießen?“ waren die Folge. Die Antwort darauf ist bis heute noch nicht gefunden. Möglicherweise wird sie nie ans Licht kommen.
Matchball!
RoGaz Autorin Irina – auch bekannt als Miss 2:1 – bildet den Schlusspunkt: Ich tippe ganz standesgemäß und sehr mutig auf einen 2:1 Erfolg für den FCA. Warum? „Weil ich ganz arg an den Impuls des Trainerwechsels glaube. Und weil ich denke, dass dies Kräfte in der Mannschaft freigesetzt hat.“
Matchball Nummer 1 liegt bereit – möge das bessere Team gewinnen. In diesem Fall hoffe ich, dass der Bessere der FCA ist. Auf gehts Augsburg, kämpfen & siegen.
Danke zum Schluss noch an Steffen, Benjamin, Leandro und Chris für das Interview! Gut Kick!
In diesen Tagen hat sich die Stimmung in Augsburg direkt gedreht. Heiko Herrlich wurde entlassen. Markus Weinzierl ist zurück. Sonnengebräunt, gut gelaunt und mit einigen präzisen Aussagen zu dem, was sich auf dem Platz ändern muss. Der FCA kann den Klassenerhalt immer noch aus eigener Kraft schaffen. Jetzt wird es Zeit, den Hebel umzulegen und wieder zu punkten.
Einige Dinge kann Markus Weinzierl zu diesem Zeitpunkt während der Saison allerdings nicht mehr beeinflussen. Neue Spieler gibt es keine. Auch die Struktur der Mannschaft und ihre Hierarchie wird er kurzfristig nicht komplett ändern können. Im Prinzip bedeutet das, dass – abseits des ein oder anderen personellen Wechsels – die Mannschaft, die im Köln-Spiel in der ersten Halbzeit wie Fallobst wirkte, es nun richten muss. Zumindest leise Zweifel und Sorgen bleiben dadurch doch.
Der Krater, der mal Verteidigung hieß
Die defensive Stabilität ist etwas, dass wir in Augsburg seit langem hochhalten. Grundsätzlich hinten gut stehen, um dann vorne gezielt zuzuschlagen. Das dann mal individuelle Fehler passieren, ist nur menschlich. Was es hierfür braucht, ist mannschaftlich geschlossenes Verhalten. Und das auch mal jemand das Heft des Handelns in die Hand nimmt.
Dabei blieb es allerdings ja nicht. Beim zweiten Gegentor wurde die Hereingabe von links nicht geblockt. Dann bekamen die Spieler am ersten Pfosten keinen Zugriff auf die Situation (und Jeff schaut in aller Gelassenheit zu). Der Ball hätte überhaupt nicht bei Florian Kainz landen sollen, wo dann Strobl nicht blocken und auch Framberger nicht mehr eingreifen kann. Beide waren deutlich zu weit weg vom Geschehen und reagierten zu langsam. Es ist eine dieser Situationen, in der man jeden Tritt gegen eine Sitzschale nachvollziehen kann.
Einflussmöglichkeiten eines Trainers
Und in diesen Situationen auf dem Feld, ist jeder Trainer machtlos. Das kann rein grundsätzlich kein Verhalten in einem Spiel sein, dass man von Bundesliga-Kickern erwartet. Und es gab quasi keine Unbeteiligten. Carlos Gruezo ließ vor dem 0:3 die Hereingabe in aller Seelenruhe zu, während in der Mitte Tobias Strobl erneut zu spät kam.
Tobias Strobl hat in seinen 42 Einsatzminuten keinen einzigen Zweikampf geführt. Bei Raphael Framberger waren es derer 5 und für Carlos Gruezo auch nur 12 bei deutlich längerer Spielzeit. Derweil andere Spieler zwar Zweikämpfe führten, aber verloren. Jeffrey Gouweleeuw derer 62%. Man könnte die Liste weiter fortführen. Genau 3 abgefangene Bälle und 7 klärende Aktionen sprechen doch im Gesamtbild eine sehr deutliche Sprache. Die Mannschaft ist schlicht in sich zusammengebrochen in dieser vermaledeiten Halbzeit.
Dieses Verhalten ist nichts, was ein Jugendtrainer oder Heiko Herrlich den Spielern vermittelt hätte. Das war einfach unterirdisch. Und wenn sich da in den Köpfen nichts tut, dann sieht es düster aus. Sehr düster.
Ich will Wiedergutmachung
Ja, die zweite Halbzeit war dann besser. Ja, 2 Tore haben wir noch geschossen. Aber es war dann ganz ehrlich auch kein Druck mehr da. Was willst Du in der Situation noch verlieren?
Ich fordere Wiedergutmachung während der letzten drei Spiele. Ich will von der Mannschaft die Basics sehen. Dass sie dem Druck standen halten und konzentriert auftreten kann. In die Zweikämpfe findet. Reaktionsschnell und aggressiv. Von Minute 1 bis zum Abpfiff. Und dann werden wir schon sehen, ob wir auf diesem Weg eher etwas holen. Ich sehe die Verantwortung hierfür allerdings nicht hauptsächlich beim Trainer.
Es gibt menschliche Grundtugenden wie Pünktlichkeit, respektvolles Verhalten und ein gewisses Set an Manieren, dass man grundsätzlich erwarten kann. Konzentration, ein gewisser Fokus auf den eigenen Aufgaben und gewisse Grundtugenden im Zweikampfverhalten wären defensiv das Äquivalent auf dem Platz. Fußballerisch fehlten diese in der ersten Halbzeit gegen Köln und kein Trainer und auch keine anderen Ausreden entschuldigen dies.
Über Motivation
Am Ende wird dann vielleicht doch wieder der Trainereffekt hervorgehoben werden. Manchmal fragt man sich schon, welche Motivation Menschen antreibt. Warum manchmal Menschen so wenig leistungsbereit ihrem Job nachgehen, wie die Mannschaft in der ersten Hälfte gegen Köln. Muss es immer der Trainer sein, der für Motivation sorgt? Wir sind doch nicht im Kindergarten.
Auf der ersten Ebene ist jeder einzelne für seine Leistungen verantwortlich, egal wie die Umstände aussehen. Liebe Mannschaft des FCA, welche Ausreden will jeder einzelne von euch anbringen? Wo war die Selbstverantwortung?
Auf einer zweiten Ebene kommt es dann auch auf die Gruppe in der Kabine an. Wer geht voran und treibt an? Wer ist eher ein Mitläufer? Für was hat es einen Kapitän und andere Führungsspieler? Wo waren die und wie haben sie sich verhalten? Jede(r) kann hier ihre eigenen Schlüsse ziehen.
Die Qualität des Kaders
Wie oft ich mittlerweile gelesen habe, dass mit diesem Kader mehr drin sein müsste. Dass die Qualität so hoch sei. Rein vom Talent und den individuellen Fähigkeiten her mag das auch stimmen. Aber das ist nun bei weitem nicht alles.
Wer in dieser Mannschaft schaut denn auch, dass es eine funktionierende Gruppe gibt? Sorgt dafür, dass neue Spieler integriert und junge Spieler verantwortlich eingebunden werden? Gerade deshalb hat man ja im Sommer auch erfahrene Kräfte dazu geholt. Was nun in der Kabine vorgeht, ist uns allen nicht bekannt.
Qualitäten eines Fußballers sind aber auch: die Drecksarbeit erledigen, einem Mitspieler zur Hilfe zu kommen, wachrütteln, abspielen, wenn ein anderer besser steht, die Kollegen in die Verantwortung nehmen und nicht nur auf sich selbst schauen. Nach der ersten Halbzeit gegen Köln, scheint es mir an Qualität in dieser Mannschaft zu mangeln. Ich lasse mich aber – entsprechend meiner vorherigen Ausführungen – gerne überzeugen, dass es sich hierbei um ein kurzfristiges Zerrbild handelt.
Jeder einzelne hat Verantwortung
Insgesamt richtet sich der Fokus nun natürlicherweise wieder auf den Trainer. Derweil jedem im Umfeld des FC Augsburg klar sein sollte, dass er/sie einen Teil der Verantwortung trägt. Gerade die Spieler, die auf dem Platz stehen. Das dieses Trikot in diesen Farben eine Verantwortung darstellt. Rot-grün-weiß ist zumindest für uns auf den Rängen nicht nur ein Label. Es wird nie nur eine Marke sein.
Eine weitere Darbietung wie die erste Hälfte gegen Köln wäre schlicht nicht akzeptabel. Mal ehrlich, es heißt ja auch nicht #Augsburgfälltauseinander sondern #Augsburghältzusammen. Gegen Stuttgart und in den weiteren restlichen Partien kommt es nun darauf an, dass die Elf auf dem Platz miteinander und füreinander Fußball spielen. Geschlossen und für das gemeinsame Ziel. Dafür kann sich ein jeder fragen, ob er diesem Ziel in letzter Zeit alles untergeordnet hat.
Nach dem 31. Spieltag steht der FCA mit 33 Punkten auf Platz 13 der Tabelle. Aus den letzten vier Spielen gegen Schalke, Bielefeld, Frankfurt und Köln wurde nur 1 Punkt erreicht – nach 42 Spielen endete die Amtszeit von Heiko Herrlich als Trainer des FCA.
Die sechste Neubesetzung des Trainerpostens in der Bundesligazeit entspricht der der ersten. Mit Markus Weinzierl und Rainer Maurer als Co-Trainer geht es in die letzten drei Spiele. Bei 154 Spielen auf der Trainerbank erreichte Weinzierl durchschnittlich 1,3 Punkte pro Spiel mit dem FCA – ein Wert, mit dem jetzt auch die für den Klassenerhalt voraussichtlich erforderlichen Punkte gelingen sollten.
Dies in den Spiele in Stuttgart, gegen Bremen und in München – bei denen jeweils ganz unterschiedliche Voraussetzungen bestehen. Stuttgart, als Wiederaufsteiger, und einer guten Saison, mittlerweile im Niemandsland der Tabelle, München, als dann vermutlich bereits feststehender Deutscher Meister, am letzten Spieltag – und Werder in einem direkten Vergleich gegen den Abstieg.
Wie auch immer sich die Spielweise oder das Auftreten des FCA in dieser Saison beschreiben lässt spielt aktuell keine Rolle mehr. Reset. Es sind noch drei Spiele, in denen der FCA eine, in ganz unterschiedlichen Formen, ungewöhnliche Spielzeit zu einem versöhnlichen Ende bringen kann.
Neue Ideen, Umstellungen, taktische oder spielerische Umsetzungen – drei Spiele, von denen mindestens eins gewonnen werden sollte.
Der Trainerwechsel zu diesem Zeitpunkt ist mehr als ein Signal, und für alle Beteiligten die Chance, von vorne zu beginnen. Nichts was war zählt. Nicht die schönen Erinnerungen an vergangene, große Bundesligaauftritte oder erreichte Erfolge.
Für Mannschaft und Trainer geht es darum den Schalter wieder umzulegen, und mit Einsatz und Plan zu zeigen, das Augsburg auch weiterhin erstklassig ist.
Eine sehr konstante Saison spielt der VfB, in der lediglich die Gesamtzahl der Gegentore etwas auffällt. Demgegenüber stehen aber die siebtmeisten geschossenen Tore, und mit Saša Kalajdžić und Silas Wamangituka zwei Stürmer unter den treffsichersten acht der Liga.
Nach der frühzeitigen Sicherung des Klassenerhalts, und zuletzt vier Niederlagen gegen besser positionierte Teams, liegt das Augenmerk perspektivisch auch schon auf den Planungen für die kommende Spielzeit.
Durch die noch ausstehenden zwei Nachholspiele, und die anstehenden Direktvergleiche immer noch einige Unübersichtlichkeiten beim Blick auf die Tabelle. Nach der bisher hervorragenden Rückrunde von Mainz sind es aktuell wohl noch fünf Mannschaften, die um die drei Plätze, die zum direkten Klassenerhalt berechtigen, spielen.
Sportlich zumindest verspricht der Abstiegskampf Spannung, auch wenn die entscheidenden Spiele der Saison auch dieses Jahr wieder ohne Zuschauer im Stadion stattfinden müssen.
Gefühlt jeder gegen jeden – Tohuwabohu beim DFB. Verschiedene Aussagen können nicht mehr oder sollten doch ernst genommen werden. Die Rückschlüsse über das Binnenklima, und die immer im Raum stehende Frage, wie sich Millionen von Mitgliedern und Sporttreibenden beim größten Fachsportverband der Welt, nicht nur in den Zeiten der Pandemie, vertreten und wertgeschätzt fühlen, stehen dabei immer im Raum.
Zwei Tage vorverlegt, und vor den Auftritten der Konkurrenten das Spiel des FCA in Stuttgart. Schon werden wieder die Vergleiche zu den letzten Auftritten, und mit dem neuen Trainer hervorgeholt. Es ist aber ein anderes Spiel, in dem, zumindest aus Augsburger Sicht die Spannung im Vorfeld überwiegt.
Der Kader bietet verschiedene Optionen, umso interessanter auch mit welcher Grundausrichtung die Mannschaft antritt. In keinem Fall verlieren, man rechne sich etwas aus, das Spiel soll gewonnen werden – die üblichen Formulierungen im Vorfeld.
Zunächst geht es darum als Mannschaft defensiv kompakt zu verteidigen, und darauf aufbauend Offensivaktionen zu generieren. Die Grundlagen bleiben die gleichen – hinzu kommt die Hoffnung, nicht nur in der Umsetzung, sondern auch andere Impulse, und eine Mannschaft , die über 90 + x Minuten zeigt, was sie kann.
Positiv und überzeugt, mit neuem Schwung ist alles möglich und sollte gelingen. Auch ohne Anwesenheitsmöglichkeit im Stadion hält Augsburg in dieser Phase zusammen. Gutes Spiel!
Die Nachricht, dass Markus Weinzierl als Cheftrainer zum FCA zurückkehrt, verbreitete sich am vergangenen Montagmittag wie ein Lauffeuer. Zwar hatte schon vorher vieles auf eine Rückkehr unseres „Ex“ hingedeutet und in einigen Medien war die Nachricht vom Trainerwechsel schon früher durchgesickert. Aber jetzt war es eben offiziell. Und damit ging die Nachricht auch viral: Die Kommentarspalten auf Facebook, Twitter, Instagram und Co. quollen nur so über. Ob zur Vertragsunterschrift des neuen-alten Coachs, zu seinem ersten Training mit der Mannschaft oder zur ersten Pressekonferenz zusammen mit Sportdirektor Stefan Reuter.
Irina und ich haben uns in dieser so einschneidenden Woche mal ein bisschen in den Social Media-Kanälen umgesehen und versucht einzufangen, wie die FCA-Fans und -Follower auf den Trainerwechsel reagiert haben und welche Hoffnungen (oder auch Bedenken) sie mit ihm verbinden.
Einfach erleichtert
Wenn man sich so durch die Nachrichten und Kommentare rund um den Trainerwechsel scrollt, liest man in allen möglichen Variationen immer wieder ein Wort: „Endlich!“ Zur Tabelle unten lassen sich noch viele weitere Posts hinzufügen, die alle in die gleiche Richtung gehen. An ihnen sieht man, für welche Erleichterung es bei vielen Fans gesorgt hat, dass sich beim FCA nun – endlich (!) – etwas in Bewegung gesetzt hat. Denn allerspätestens nach der desaströsen ersten Hälfte im so wichtigen Spiel gegen den 1. FC Köln war klar: Wir mussten raus aus dem Schlamassel, ein „Weiter so“ konnte es nicht geben, ob auf dem Platz, auf der Bank oder in der Führungsetage. Der Wunsch nach Veränderung, der in den letzten Wochen immer größer geworden war, hat sich jetzt also erfüllt. Heiko Herrlich und Iraklis Metaxas mussten ihre Posten als Chef- bzw. Co-Trainer räumen.
Auf die Veränderung beim FCA in Form des Trainerwechsels reagierten viele Fans mit Erleichterung.
Neue FCA-Freude
Neu besetzt wurden die vakanten Posten auf der Augsburger Bank also mit dem in Bayern sehr bekannten Reiner Maurer als Co- und Markus Weinzierl als Chefcoach. Der wurde in den sozialen Medien von vielen Fans auch gleich mal ganz herzlich begrüßt. „Welcome back, Markus“, „Willkommen zurück“ liest man zuhauf. Auch die RoGaz-Redaktion hat den neuen alten Coach, für den es ebenfalls „wie nach Hause kommen“ gewesen sei, schon (begeistert) daheim willkommen geheißen. Für viele Fans ist es – wie für Weinzierl selbst wohl auch- eine Art Rückkehr in die Heimat. Und auch eine Erinnerung an vergangene, an glanzvollere Tage des FCA.
Begleitet werden die Willkommensgrüße der Fans oft von großer Freude. Die Social Media-User*innen posten Herzchen, schreiben, dass sie sich „freuen“, „happy“ oder „der glücklichste Mensch überhaupt“ seien. Bei Twitter-Userin @Kristaldo hat der Trainerwechsel sogar für „verdammte rot-grün-weiße Wattewölkchen“ gesorgt, auf denen sie seither schwebt. Und wenn wir ehrlich sind, fühlt sich das bei uns auch ein bisschen so an. Wieder ließe sich die Liste an Freuden- und Glücksbekundungen, -GIFs und -Stickern noch ein gehöriges Stück erweitern.
Markus Weinzierl wurde zumindest schon mal in den sozialen Netzwerken herzlich begrüßt. Die Freude über seine Rückkehr überwog dabei.
Feuer für Fans und Mannschaft
Jetzt könnte man natürlich einwenden: Freuen wir uns mal nicht zu früh und heben uns unseren Enthusiasmus lieber für später auf. Für den Moment, wenn Markus Weinzierl mit den Jungs in den letzten drei Partien so viele Punkte holen konnte, dass es für den Klassenerhalt endgültig gereicht hat. Seien wir mal lieber nicht zu optimistisch oder naiv. (Zu den eher skeptischen Stimmen kommen wir gleich noch.) Trotzdem zeigen all die freudigen Reaktionen: Der Trainer hat es innerhalb von wenigen Tagen, ja fast Stunden geschafft, unter den Fans neue „Hoffnung“ zu verbreiten, „Lust auf die nächsten Spiele“ zu wecken und das „Feuer“ neu zu entfachen.
Das war in den letzten Wochen und Monaten, wenn überhaupt, zu einem winzigen Glimmstängelchen zusammengeschrumpft. In den sozialen Netzwerken konnte man die Wut, die Resignation und die Lustlosigkeit (gerade nach den desolaten Vorstellungen gegen Schalke, Bielefeld und Köln) sichtlich merken. Viele machten ihrem Ärger mit Kommentaren in Facebook-Gruppen Luft. Wie schnell sich ein solches Stimmungsbild binnen weniger Tage wandeln kann!
Und genau dieses Vorhaben ist es, das uns wie auch viele andere Fans emotional gepackt hat. In den Social Media-Kanälen und auch außerhalb. Denn es ist verbunden mit der begründeten Hoffnung, dass der FCA sich wieder zu einem „aggressiven, laufstarken und leidenschaftlichen Gegner“ entwickelt, gegen den es sich nur unbequem, eben eklig spielen lässt. Dafür gab es von Twitter-User @Urbster dann auch prompt Glückwünsche „an den Rest der Bundesliga“, die sich auf den Augsburger Ekelfaktor schon mal freuen darf.
Nicht zu unterschätzen war an besagter PK unterdessen auch, dass Weinzierl und Reuter, wie wir finden, glaubhaft versichern konnten, ihren früheren Streit beigelegt zu haben. Der war bekanntlich um den Wechselwunsch Weinzierls im Jahr 2016 zum FC Schalke 04 entbrannt. Die beiden lachten miteinander, schäkerten herum und verbreiteten auch aus Sicht von@KEINESAU07„so eine gute und motivierte Stimmung“, wie man sie beim FCA seit Monaten nicht mehr gehabt habe. Geschenkt, dass da der Witz von Stefan Reuter vielleicht ein bisschen fehl am Platz wirkte. Er hatte im Spaß erklärt, dass man sogar das Hotel-Personal instruiert habe, Rückkehrer Markus Weinzierl bestens zu umsorgen. Der kam echt flach, oder?
Wow, sehr viel „Weinzierl“-Love. Awesome!
„Promi-Fanbase“
Markus Weinzierl scheint auch eine gewisse „Promi-Fanbase“ zu haben, denn auf Instagram finden sich zur Meldung, dass Markus Weinzierl zurück am Lech ist, einige freudige Bekundungen von bekannten (Ausgburger) Persönlichkeiten, wie Ex-Spieler Nikola „Niko“ Djurdjic, Ivonne Möldersoder auch Yannic Bederke, unserem E-Sport-Champion – hierbei benötigt es (augenscheinlich) gar nicht viele Worte:
Promi-Fanbase für Markus Weinzierl
Aber nicht nur „Promi-Love“ schlägt Markus Weinzierl entgegen, sondern auch sehr viel „Crew-Love“ von Instagram-Usern. Der ein oder andere hofft sogar – mehr oder weniger heimlich – von der Europa-League. Hach, das waren noch Zeiten – oder besser: „Einfach herrlich!“ Und auch der neutrale Zuschauer, wie Instagram-User sebastian.gse, freut sich über das „Comeback des Jahres“ von Weinzierl in der Bundesliga.
Während ein User schreibt, Markus Weinzierl hätte Augsburg nie verlassen sollen, freuen sich andere offenkundiger und hoffen auf einen klaren Aufwärtstrend. Am besten schon am kommenden Freitag, wenn es gegen Markus Weinzierls „Ex“, den VfB Stuttgart, geht. Ausgerechnet dann kommt es zu einem Wiedersehen mit dem Club, bei dem Markus Weinzierl am 20.04.2019 rausflog, als der FCA den VfB furios mit 6:0 schlug. Zuletzt finden wir den Vorschlag eines Instagram-Users sehr gelungen, den 26.04.2021 künftig als „Markus Weinzierl“-Feiertag zu titulieren.
Sehr viel Zuspruch für Markus Weinzierl, die Augsburger Solidarität ist wieder stark zu spüren!
Heuchelei, Geldgier und Startschwierigkeiten
Wir hatten ja schon angekündigt, wir wollen auch Stimmen zu Wort kommen lassen, die Weinzierls Rückkehr eher skeptisch gegenüberstehen. Auch diese Stimmen haben ihre Daseins-Berechtigung, aller Euphorie zum Trotze. Allerdings muss man hier tatsächlich zugeben, dass man die zwischen all den freudigen und teilweise überschwänglichen Kommentaren fast schon mit der Lupe suchen muss.
Wir haben trotzdem ein paar gefunden. Während ein User diese Reaktivierung von Weinzierl heuchlerisch findet, werfen wiederum zwei andere Fans dem Trainer eine gewisse monetäre Grundausrichtung vor – wir erinnern uns alle an den ein wenig unrühmlichen Abgang zum FC Schalke 04. Hier sind einige Fans wohl noch nachtragend, was man aufgrund der Art und Weise des Wechsels damals auch niemandem übel nehmen kann. Aber vielleicht verzeiht auch der letzte „angesäuerte“ Fan Markus Weinzierl, wenn er uns den Klassenerhalt beschert?! Zu wünschen wäre es uns, wäre es ihm.
Um Skepsis und eher „missgünstigere“ Kommentare in den sozialen Netzwerken zu finden, mussten wir eine zeitlang suchen…
Um die Skepsis einmal aus sportlicher Richtung zu betrachten, liest sich ein Kommentar von Thilo Gaus ganz gut, denn er drückt aus, was sich statistisch auch tatsächlich belegen lässt. Denn: Markus Weinzierl ist wahrlich kein „Frühstarter“ gewesen mit seinen bisherigen Bundesligatruppen. Wir betrachten einmal die für uns derzeit interessanten drei Spieltage nach Amtsübernahme Weinzierls, wobei er hier in erster FCA-Tätigkeit am besten in die Amtszeit gestartet ist:
Da kann man ja nur hoffen, dass es in seiner zweiten FCA-Amtszeit, nun in Punkten ausgedrückt, besser läuft. Denn wir brauchen viele und wir brauchen sie schnell.
Zeitpunkt verpasst?
Berechtigterweise mokieren sich die Fans online auch über den ggf. etwas zu späten Wechselzeitpunkt. Herrlich out, Weinzierl in – das hätte man schon gut und gerne vor drei Wochen sagen können. Auch die FCA-DNA ist durch die unterschiedlichen Trainer und deren bevorzugten Spielstile etwas abhanden gekommen, das sagte nicht zuletzt Markus Weinzierl in der Antritts-PK. Auch die Fans sehen dies teilweise so, dass „die geplante Entwicklung nicht voran kommt“, wenn es „jedes Mal wieder einen komplett neuen Plan, wie die Mannschaft spielen soll“ gibt.
Diverse Kommentare zum Spielstil und zum Wechselzeitpunkt in den sozialen Netzwerken
Berechtigt auch durchaus, trotz aller Euphorie, erstmal auf die Bremse zu treten und nach Worten Taten folgen zu lassen. Der Klassenerhalt steht an erster Stelle und der Ernst der Lage sollte erkannt worden sein. Markus Weinzierl, übernehmen Sie!
„Aufgewärmtes Gulasch“
So, nachdem wir nun von ganz viel Liebe, Euphorie und auch etwas Skepsis gelesen haben, wollen wir, im Namen aller FCA-Fans, hoffen: „Der Markus bagt des scho“. Und die Mannschaft natürlich. Denn Christoph Brandwein schwört, dass aufgewärmtes Gulasch mit jedem Mal besser wird. Diesen schönen, bildlichen Vergleich mit dem Trainer wollen wir einfach mal so stehen lassen. Manchmal muss man die vorliegende Situation auch mit etwas Humor und Ironie nehmen, wie der User nstiehl, der (hoffentlich ironisch) fragt, warum man Herrlich eigentlich entlassen hat. Am überzeugenden, attraktiven Offensivfußball liegts sicher nicht.
Wir stimmen dem Insta-Nutzer cansin_17 zu, dass Heiko Herrlich – trotz aller (teilweise berechtigten) Kritik – ein wenig mehr Würdigung und einen Abschiedspost seitens des FCA verdient hätte. Der sucht sich auf den Social Media-Kanälen nämlich vergeblich. Der Bundesligastart des FCA in dieser Saison konnte sich sehen lassen, auch hat er uns letztes Jahr den Klassenerhalt beschert. Ein bisschen mehr (mediale) Anerkennung wäre doch angebracht, auch wenn das Ende etwas unrühmlich war.
Neverending Lovestory
Instagram-User nico_.1878 fasst es unserer Meinung nach sehr gut zusammen. Zu aller Erst steht das schwierige (!) Unterfangen Klassenerhalt im Mittelpunkt. Und erst dann (hoffentlich) eine weitere erfolgreiche „Augsburg-Weinzierl“-Story, wie in seiner ersten Amtszeit, mit Happy End und einer erneuten Europa League Teilnahme? Wir hätten alle sicher nix dagegen…
Reuter raus?
Abschließend stellt sich bei all den Betrachtungen des Trainers noch die provokante Frage, wie es denn mit dem Manager des Clubs weitergeht, der zuletzt nicht mehr so ein glückliches Händchen wie noch vor ein paar Jahren beweist. maxigerstmeier fragte auf Instagram provokant:
Aber dies ist nicht mehr Part diesen Artikels. Zur „Reuterschen Transferpolitik“ werden wir zu gegebener Zeit mehr von Birgit in der RoGaz lesen.
Bis dahin gilt: Nur der FCA! Und hoffentlich haben wir dann schon den Klassenerhalt sicher.
Ich gebe es zu: zu Anfang der Saison war ich selbst – mal wieder – naiv. Ich hätte nicht angenommen, dass die gesamte Saison quasi ohne Zuschauer stattfinden würde. Der FCA hat bisher gerade mal im Spiel gegen den BVB vor einigen eigenen Zuschauern gespielt. Seitdem blieb die wwk Arena auf den Rängen leer, wenn es wieder hieß: Anpfiff in der Bundesliga. So auch im Spiel gegen Köln
Nach dem Spiel gegen Hoffenheim bin ich in diesem Internet über eine These gestolpert, die mich zum erneuten Nachdenken gebracht hat. @Urbster hat auf Twitter festgehalten:
„Herrlich ist eigentlich nur noch Trainer, weil er vor leeren Rängen spielt. Die „Herrlich raus“-Rufe wären heute wieder laut gewesen.“
@Urbster auf Twitter
Irgendwie konnte ich mir zwar die „Herrlich raus“-Rufe vorstellen. Aber dennoch ist mir die Argumentationskette zu einfach.
Der Einfluss der Fans auf das Spiel
Die Argumentation von @Urbster setzt dabei nämlich voraus, dass die Partie mit Zuschauern im Stadion genau so verlaufen wäre, wie auch ohne. Und auch, dass die Situation des FC Augsburg jetzt ähnlich der wäre, die wir mit Zuschauern hätten. Und ich bin mir schlicht nicht sicher. Nehmen wir die Partie gegen Hoffenheim als Beispiel. Nehmen wir an, der Einfluss der Kulisse äußert sich erst im Spielverlauf. Wir kommen wie geschehen ins Spiel und gehen 2:0 in Führung. In der zweiten Halbzeit verliert die Mannschaft nun etwas den Faden. Es steht weiter 2:0 für uns und die Kurve wird nun einen Teufel tun und direkt anfangen zu murren. Aus der Augsburger Erfahrung könnte ich mir vorstellen, dass es nun gezielten positiven Support und Unterstützung gibt. Und wer weiß, vielleicht fängt sich die Mannschaft dadurch und es gibt überhaupt nichts zu meckern. Wir spielen die zweite Halbzeit etwas souveräner und Ruhe ist. Naja Ruhe nicht wirklich, eher fröhliche Feierei.
Nehmen wir vielleicht auch die Partie gegen Bayer 04 Leverkusen, als wir ganz spät den Ausgleich kassiert hatten. Man stelle sich vor, dass Stadion brodelte kurz vor Schluss und diese Stimmung setzte nur minimal mehr Energie im eigenen Team als beim Gegner frei. Vielleicht kassierte die Mannschaft das späte Gegentor überhaupt nicht mehr.
Eine Saison mit Zuschauern
Es scheint mir so weit entfernt. Und alles hätte, wenn und aber führt an dieser Stelle zu nichts. Mir fehlen auch die Daten, um meine These zu belegen. Aus dem Bauch heraus würde ich allerdings argumentieren, dass der Saisonverlauf von Zuschauern zumindest beeinflusst wäre. Ich kann mir schlecht vorstellen, dass Schalke 04 in einer vollen Arena auf Schalke so lange sieglos geblieben wäre. Die Kulisse kann dort schon beeindrucken und manch Gegner hätte sich beeindrucken lassen. Gerade bei engem Spielverlauf hätte das Publikum sicher grundsätzlich in der ein oder anderen Situation Einfluss nehmen können.
Und diese Auswirkungen hätte es auch beim FCA wohl gegeben. Was nun Kritik am Trainer und eigenen Team angeht, kann ich wieder nur von mir ausgehen. Ich reagiere dann kritisch auf die Leistung auf dem Feld, wenn ich merke, dass der Einsatz nicht stimmt oder die Mannschaft sich aufgibt. Das war vor Herrlich schon schlimmer und zuletzt nicht mehr so oft der Fall. Dazu ist Kritik angebracht, wenn die Ergebnisse ausblieben. Aber auch das war bis zuletzt nicht der Fall. Es gab lange keinen dringlichen Grund nach dem Aus des Trainers zu rufen.
Wie wir die Spiele wahrnehmen
Neben all dem hat sich auch verändert, wie wir die Spiele wahrnehmen. Diese Anspannung der letzten Minuten bei eigener Führung ist im Stadion einzigartig. Das Abfallen der Anspannung mit dem Schlusspfiff und das Umarmen der umstehenden Personen: auch ohne Corona im eigenen Wohnzimmer eher selten. Derweil man anstatt zu singen, sich eher mit Details beschäftigt. Warum bekommt die Mannschaft den Ball schon wieder nicht sauber geklärt? Was soll denn der verdammte Fehlpass nun schon wieder?
Es wird danach auch nicht mehr mit der Mannschaft gefeiert und im Weg nach Hause in der Tram über das Spiel debattiert. Die soziale Normierung der eigenen Ansprüche findet nicht mehr statt wie vorher. Und so sind diese Ansprüche vielleicht grundsätzlich etwas höher als zuvor. Ausgeblendet ist dabei auch, dass die Spielerfahrung auch immer noch fürs Team eine andere ist. Komische Zeiten für alle, auch für das Team auf dem Rasen, dem die ritualisierten Anfeuerungen fehlen?
Die Bundesliga als Trostpflaster
Geimpft werden will ich. Das auf die Wissenschaft gehört würde, wäre notwendig. Aber zumindest wird Woche um Woche – komme was wolle – Bundesligafußball gespielt. Es wäre naiv zu vermuten, dass die Situation für die Mannschaften nicht psychisch belastend ist. Dass die Kulisse in den Stadien fehlt ist dabei nur ein Aspekt. Vielmehr ist der sportliche Wert dieser Saison doch nicht vollständig vergleichbar mit den Vorjahren.
Umso wichtiger ist es mir, dass wir den Klassenerhalt in dieser Situation nun sichern. Und bei allen Schwierigkeiten gibt es ein Mindestmaß an Leistung, dass man als Fan erwarten darf. Mit Sicherheit kann ich feststellen, dass ich während und nach der ersten Halbzeit gegen Köln gepfiffen und gebuht und vielleicht auch die Entlassung des Trainers gefordert hätte. Das Mindestmaß war kurzfristig unterschritten und die Kehrtwende folgt hoffentlich direkt.
Sollten wir jemals absteigen, dann will ich den Umstand im Stadion beweinen dürfen. Kaum etwas ist im Moment, wie es noch vor 14 Monaten war. Ich freue mich tierisch auf den Moment, auch unflätiges im Stadion wieder rauslassen zu dürfen. Mensch, selbst Heiko Herrlich würde wahrscheinlich auf die These, dass „Herrlich raus“ gerufen würde, nur müde lächeln.
Denn in meiner Augsburger Selbstwahrnehmung habe ich das Ego zu behaupten, dass wir der Mannschaft in mancher Situation von der Tribüne aus schon einen Kick hätten geben können. Und die Lage eventuell eine andere wäre. Darum, dass Heiko Herrlich dieses Stadion nie voll erlebt hat als Trainer, beneide ich ihn in jedem Fall nicht. Wäre, wenn und aber. So lange wir dieses Jahr die Klasse halten, passt das zumindest für mich. Denn es schmerzt auch jede sensationelle Leistung sehr, die keiner von uns live zu sehen bekommt. Und so machen wir aus der Situation momentan einfach das bestmögliche nun eben mit Markus Weinzierl. Mit schwierigen Situationen kurz vor Saisonende haben wir gelernt umzugehen. Denn wir sind Augsburger und die anderen immer noch nicht.
Die meisten Fußballplätze in Deutschland wirken momentan nahezu ausgestorben. Coronabedingt sind die Spielstätten vielerorts geschlossen. In Bayern etwa ist gemäß der Infektionsschutzverordnung lediglich kontaktarmer Sport im Freien gestattet, je nach Inzidenz greifen härtere Maßnahmen. Spiele finden seit Herbst nahezu gar nicht mehr statt. Laut DFB durften im Februar 2021 nur 0,07 Prozent aller 145.000 Mannschaften in Deutschland spielen. Anfang November haben sich die Präsidenten der Regional- und Landesverbände gemeinsam mit DFB-Präsident Fritz Keller dafür ausgesprochen, das „organisierte Sporttreiben für Kinder und Jugendliche unter freiem Himmel“ wieder zu ermöglichen. Seitdem ist in der Breite wenig passiert.
Der FC Augsburg gehört zu den wenigen Teams im Land, die geringer von den Einschränkungen betroffen sind. Vor Ort schätzt man dieses Privileg sehr, wie Roy Stapelfeld, Kaufmännischer Leiter des Nachwuchsleistungszentrums, im Gespräch mit der Rosenau-Gazette erklärt. Seit 2015 leitet der gebürtige Thüringer die Nachwuchsabteilung des FCA und ist damit federführend für die rund 220 Spieler der elf Nachwuchsmannschaften von der U9 bis zur U23 verantwortlich.
Stapelfeld bemüht sich um Optimismus, erkennt aber auch die möglichen Probleme eines beispiellosen Jahres, in denen von geregeltem Wettbewerb keine Rede sein kann. In puncto Nachwuchsförderung spricht er von einer „Lücke in der Entwicklung“. Diese soll die „Vision, die uns daran erinnert, wofür wir das alles hier eigentlich machen“ jedoch nicht hemmen.
Herr Stapelfeld, wann standen Sie zuletzt bei einem Fußballtraining einer Augsburger Jugendmannschaft auf dem Sportplatz?
Vor Ostern habe ich mir ein internes Testspiel zwischen der U23 und der U19 angeschaut. Das war ein gutes Gefühl, von der Nähe aus live ein Fußballspiel zu sehen, weil das sehr, sehr lange her war.
„Die Spieler sind traurig, weil die Wettkämpfe fehlen“
In welchem Umfang darf denn aktuell überhaupt trainiert werden?
Es ist ein bisschen kompliziert. Seit dem zweiten Lockdown im November dürfen wir ab der U17 trainieren. Das ist möglich durch eine Sondergenehmigung, da unsere Spieler als Auszubildende gelten. Wir sind extrem dankbar, in diesen Altersklassen einen relativ normalen Trainingsbetrieb – unter Beachtung aller Hygienevorschriften – zu haben.
Seit Oktober gab es keine Pflichtspiele mehr. Wie nehmen die Kinder und Jugendlichen im Verein diese Einschränkungen wahr?
Den Spielern geht es da sicherlich wie allen Menschen, die durch die Corona-Thematik beeinträchtigt sind. Sie sind traurig, weil die Wettkämpfe fehlen. Das ist das, was Fußball ausmacht und aktuell fehlt deshalb etwas. Auf der anderen Seite sind wir und die Spieler sehr dankbar und froh darüber, dass wir überhaupt trainieren dürfen. Das Wichtigste ist, die positive Grundstimmung nicht zu verlieren.
Wie ist es für die Kinder aus den unteren Jahrgängen. Sie dürfen quasi seit Monaten nicht trainieren?
Wir können seit Anfang März auch mit der U14, U15 und U16 trainieren. Diese Altersklassen werden nach einem Antrag, den die Kickers Würzburg gestellt hatten und dem stattgegeben wurde, als Landeskader gesehen, sodass keine weiteren Einschränkungen gelten. Das war ein schöner Zwischenschritt, weil diese Jungs vorher überhaupt nicht trainieren durften. Bis zur U9 ist aber nahezu gar kein Training möglich. Wir haben anfangs kontaktarmes Training angeboten, aber dann war auch dies nicht mehr möglich.
Wie stehen Sie mit diesen jungen Spielern im Austausch?
Wir haben versucht, so kreativ wie möglich zu sein und Dinge entwickelt, um mit den Mannschaften Kontakt zu halten. Es geht hierbei um zwei Themen: Einerseits um den sozialen Kontakt. Mannschaftssport lebt vom Miteinander. Das ist aktuell kaum möglich, wir versuchen aber die Bindung zum Verein aufrechtzuerhalten. Andererseits spielt auch die sportliche Aus- und Weiterbildung eine Rolle. Wir versuchen, das bestmöglich online darzustellen.
Wie konkret sehen diese digitalen Angebote aus?
Wir haben Online-Spieltage gegen andere Nachwuchsleistungszentren abgehalten und Hausaufgaben-Trainingsprogramme erstellt, in denen Technik, Kognition und Athletik in den Vordergrund gerückt wurden. Außerdem stehen alternative Sportarten wie Yoga, Basketball oder Volleyball sowie ein Kurs zur Zubereitung von gesunden Shakes für Sportler auf dem Programm. Zudem können Videoanalysen zur Vermittlung beitragen.
„Man muss der Politik vertrauen. Wir haben eine große Verantwortung“
Der BFV untersuchte im Dezember in einer Umfrage die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Vereine. Fast Zwei Drittel sorgen sich, in Zukunft weniger Mitglieder zu haben. Vier von fünf Vereinen befürchten einen Wegfall von Kindern und Jugendlichen für den Fußball. Das trifft den Amateursport gewiss härter, aber sehen Sie auch in Augsburg die Gefahr, Kinder zu verlieren?
Ehrlicherweise spüren wir diese Auswirkungen aktuell nicht beziehungsweise noch nicht. Wenn wir in absehbarer Zeit wieder zur Normalität zurückkehren können, ist die Problematik meiner Meinung nach auch noch aufzufangen. Die Leute haben ja grundsätzlich den Drang, Sport zu betreiben. Wenn sich das aber noch länger hinzieht, wird es logischerweise irgendwann auch Einbrüche in diesem Bereich geben.
Die Gesellschaft für Aerosolforschung veröffentlichte vor Kurzem einen offenen Brief an die Bundesregierung. Darin heißt es: Die Gefahr, sich mit dem Coronavirus zu infizieren, lauere insbesondere in geschlossenen Räumen, weniger an der frischen Luft. Diese wissenschaftlichen Erkenntnisse sind nicht erst seit Kurzem bekannt und DFB oder BFV argumentieren schon lange: Solange die Regeln außerhalb des Platzes eingehalten werden, spricht eigentlich wenig gegen die Wiederaufnahme des Spielbetriebs. Haben Sie daher noch Verständnis dafür, dass der Breitensport und auch Teile der Jugend des FC Augsburg weiter ausgesetzt bleiben?
Das ist eine schwierige Frage. Es ist absolut schwer einzuschätzen und man muss der Politik, die aktuell einen echt schweren Job hat, vertrauen. Da sind Experten am Werk, die Keinem etwas Böses wollen. Daher ist das der Weg, den wir gehen müssen, weil die Gesundheit das Wichtigste ist. Wir sind dabei in einer Position, in der wir mit Schutzbefohlenen arbeiten. Dadurch haben wir eine große Verantwortung und deshalb wollen wir auch komplett auf Nummer sicher gehen. Wir in Augsburg haben gut funktionierende Hygienekonzepte, allerdings auch kleinere Probleme wie eine nicht ganz so optimale Parkplatzsituation am Trainingsgelände oder einfach auch das intuitive Verhalten kleinerer Kinder. Wir hoffen, dass es irgendwann wieder zu Normalität kommt, aber es handelt sich um eine schwierige Thematik mit vielen Faktoren drumherum.
„Diese Frage stellt sich aktuell Jeder im Nachwuchsfußball“
Im Nachwuchsleistungszentrum des FC Augsburg gibt es Spieler, die schon bei den Profis mittrainieren durften, in Testspielen zum Einsatz kamen oder sogar im Bundesligakader standen. Tim Civeja (19) feierte sein Profidebüt. Aber auch Talente wie Jannik Schuster (22) David Deger (21), Seong-Hoon Cheon (20), Lukas Petkov (20), Adrien Koudelka (18), Dion Berisha (17), Franjo Ivanovic (17), Dikeni Salifou (17) oder Kristijan Taseki (17) gerieten ins Blickfeld. Wie folgenschwer für ihren weiteren Karriereweg ist dieses verlorene Jahr mit kaum Wettkampfpraxis?
Bei jedem Spieler, der jetzt über lange Zeit nicht trainieren oder spielen konnte, handelt es sich logischerweise um eine Lücke in der Entwicklung. Wir reden über Spieler, die alle hier sind, um sich zu entwickeln und da ist jede Altersklasse wichtig. Was dieses Corona-Jahr mit jedem Spieler macht, ist eine große Frage, die wir wahrscheinlich erst in der Zukunft beantworten können. Führt es zu einer gewissen Delle oder steckt man das einfach so weg und macht ohne negative Auswirkungen weiter, wo man vor Corona aufgehört hat? Diese Frage stellt sich aktuell Jeder im Nachwuchsfußball, man muss dabei allerdings auch etwas differenzieren.
Inwiefern?
Es gibt Spieler, für die dieses Jahr keine allzu großen Auswirkungen haben wird. Tim Civeja zum Beispiel, der sich aktuell bereits bei den Profis beweisen kann. Aber insbesondere für die Spieler, die noch nicht so im Fokus sind und noch einen Entwicklungsschritt weiter zurück sind, ist es ohne Wettkämpfe schwer, sich zu zeigen. Wir versuchen wegen der Durchlässigkeit, die Nachwuchsspieler bei den Profis mittrainieren zu lassen oder sie in Testspielen zum Einsatz zu bringen. Das ist wichtig für den Vergleich auf höherem Niveau.
„Wir wollen uns an Hofmanns Mission messen lassen“
Diese Spieler sind in einem Alter, in dem die Schritte zum Profifußball kleiner werden. Erste Verträge werden ausgehandelt, der Traum vom Profifußball scheint greifbarer. Gleichzeitig bleibt aufgrund der geringen Durchlässigkeit ein gewisser Druck. Werde ich übernommen? Wie steht mein Coach überhaupt zu mir? Wie gehen Sie und die Trainer des FC Augsburg aktuell mit diesen Talenten um?
Das kann man nicht verallgemeinern und ist völlig individuell zu sehen. Man muss mit den Jungs sprechen und auch ihre Ziele und ihr Umfeld betrachten. Wo will jemand hin? Wie schätzt er sich selbst ein? Da gibt es Spieler, die sich fußballerisch auf hohem Niveau befinden und – ob bei uns oder woanders – ihren Weg gehen werden. Dann gibt es aber auch Spieler, die sich für die Sicherheit entscheiden und sich auf das Schulische wie Berufliche konzentrieren. Das ist etwas, was wir absolut befürworten und diese Jungs auf ihrem Weg auch unterstützen.
Klaus Hofmann investierte in die Nachwuchsförderung des FC Augsburg und formulierte 2014 ehrgeizig: „Meine Vision ist es, dass ich einmal im M-Block stehe und in der Startformation unserer Bundesligamannschaft stehen vier Spieler, die schon seit der D-Jugend bei uns sind.“ Nun sagte er in einem Interview mit der Augsburger Allgemeinen bezogen auf die Nachwuchsförderung: „Wir hatten zwischenzeitlich einen guten Stand, auf den wir aber wieder kommen müssen“. Sehen Sie dieses Ziel als realistisch an?
Ja, ich glaube es ist eine Frage der Zeit. Nachwuchsentwicklung ist etwas Mittel- und Langfristiges und da braucht man Zeit und Geduld. Vier Nachwuchsspieler in der Startelf sind eine ordentliche Zielsetzung – an der wir uns aber auch messen lassen wollen. Das ist eine Vision, die uns daran erinnert, wofür wir das alles hier eigentlich machen. Ich halte sie nicht für unrealistisch. Gewisse Schwankungen in einzelnen Jahrgängen sind normal, aber wir streben danach, in jedem Jahrgang Spieler zu haben, die wir nach oben bringen können.
Nachdem wir unseren neuen, alten Trainer Markus Weinzierl mittlerweile gebührend in Augsburg Willkommen geheißen haben, gilt es nun, den Blick auf die kommenden Prüfungen zu richten. Und die werden es in sich haben, so viel steht fest. Neu-Coach Weinzierl wird es hierbei direkt nach der „Länderspielpause“ mit seiner alten Flamme – dem VfB Stuttgart – zu tun kriegen. Danach wartet ein angeschlagenes Werder Bremen im direkten Abstiegsduell. Was muss also in den letzten drei Spielen passieren, dass wir eine elfte Saison Bundesliga in der Fuggerstadt erleben dürfen? Und woran fehlt’s derzeit? Lest selbst:
„Augsburg-DNA“
Markus Weinzierl hat eigenen Aussagen zufolge alle Meisterschaftsspiele der Mannschaft in dieser Saison gesehen und zeigte sich in seiner ersten Pressekonferenz nach Rückkehr ein wenig ernüchtert über den momentanen Spielstil des FCA:
„Ich bin als Auswärtsgegner hierher gekommen und hab‘ jedes Mal riesen Respekt gehabt vor der Art und Weise wie Augsburg in der Vergangenheit (…), aufgetreten ist. Und diese Art und Weise habe ich in den letzten Wochen vermisst.“
Markus Weinzierl im Rahmen der PK am 27.04.2021
Weiterhin sei die Identität des Clubs ein wenig verloren gegangen, sprich: all die Tugenden, die den FCA all die Jahre zuvor ausgezeichnet hatten, fehlen derzeit. Er hat damit ausgesprochen, was die Fans des Clubs seit Monaten still und heimlich denken. Die Mannschaft hat in den letzten Wochen zu viel reagiert, so Weinzierl. Eine Kritik, die für eingefleischte Fans nichts neues darstellt. Hier drückt Weinzierl vielmehr genau dies aus, was in den letzten Spielen gegen direkte Konkurrenten auffiel: Passivität und Reaktion, kaum Proaktivität und Aktion. Aggressivität und Mut sind den Augsburger Mannen völlig abhanden gekommen.
Die beiden Werte vertritt Weinzierl wie kein anderer (wie wir aus eigener Erfahrung bestens wissen) und möchte diese Tugenden dem Team wieder näherbringen. Die eigenen Stärken hervorzuheben und Schwächen damit auszumerzen, das ist nun nötig. Gewissermaßen war dies auch mal die „Augsburg-DNA“. Kratzen und beißen, den Gegner bis auf’s Klo verfolgen. 1907% Wille eben. Die Gegner sollen wieder ungern nach Augsburg reisen, weil sie genau wissen, was sie dort erwartet – jedenfalls keine geschenkten drei Punkte wie gegen Schalke! Wäre schön, das alles gegen Stuttgart wieder auf dem Platz sehen zu dürfen. Und genau das braucht es auch, wenn man mitten im Abstiegskampf steckt: Mentalität! Kampfgeist!
Markus Weinzierl antwortete auf die Frage, was er unter anderem beim FCA kurzfristig anders machen will:
„(…) wieder Spaß am Zweikampf zu entwickeln und eklig zu sein. Ein ekliger Gegner zu sein (…)“
Markus Weinzierl im Rahmen der PK am 27.04.2021
Motivation und Wille
Markus Weinzierl hat in der PK weiterhin geäußert, dass er der Mannschaft im ersten Gespräch direkt mitgeteilt habe, dass er alles dafür tun werde, um in der Liga zu bleiben. Diese Einstellung versprühte er auch sogleich auf dem Platz: Auf Instagram sah man einige Live-Eindrücke vom ersten Training unter dem Neu-Coach. Dort war seine Präsenz, seine Motivation und sein Antrieb deutlich zu spüren. Sowohl sein erstes Training als auch die erste Pressekonferenz waren eine Wohltat nach über 12 Monaten Heiko Herrlich. Weinzierl lebt seinen Spielern genau dies vor, was er von ihnen fordert. Die schon erwähnte Mentalität. Den Willen. Weinzierl sagte zuletzt aber auch, dass die Mannschaft einen gewillten Eindruck macht, eben „dass sie’s kapiert haben“, in welcher Situation man derzeit steckt. Auf dem Platz hat man dies – gerade im Katastrophenspiel gegen Köln in der ersten Halbzeit- kaum gemerkt.
Stefan Reuter führte in besagter Pressekonferenz an, dass die Überzeugung, den Klassenerhalt aus eigener Kraft zu schaffen, in der Kabine zuletzt gefehlt hatte. Diese Überzeugung sollte durch die Reaktion des Clubs, sprich: durch den Trainerwechsel, wieder zurückerlangt werden. Impulse von außen waren also nötig, um die Mannschaft wachzurütteln. Aus dem Dornröschenschlaf zu erwecken. Markus Weinzierl war hierbei die Wunschlösung für Reuter, Hofmann und Co. Warum? Weil Markus Weinzierl den FCA scheinbar nie ganz aus dem Blick verloren hat. Weil er in den Themen, die den FCA betreffen, tiefe Einblicke bzgl. der Mannschaftsstruktur und der Vereinsstruktur nach wie vor hat. Weiterhin passt die Energie, die Weinzierl versprüht, gut zum Vorhaben, die Klasse zu halten. Reuter attestiert seinem neuen Coach jedenfalls, keine Anlaufzeit zu benötigen und direkt voll im Bilde zu sein. Markus Weinzierl selbst verspürte einen „nach-Hause-kommen“-Effekt. Wenn das mal keine positiven Anzeichen sind?
Umschaltmomente
Wie schon erwähnt, fand Markus Weinzierl den zuletzt an den Tag gelegten Spielstil der Augsburger gar nicht so schön. Er zählte in der PK auch auf, was ihm genau gefehlt hat in der spielerischen Entwicklung:
„(…) Den Umschaltmoment (…) Das war immer die größte Stärke des FC Augsburg, geradlinig zu kontern, geradlinig in den Rücken des Gegners hereinzukommen.“
Markus Weinzierl im Rahmen der PK am 27.04.2021
Man weiß also genau, was Markus Weinzierl vorhat. Den Spielstil dem FCA wieder beizubringen, den er selbst jahrelang ebendort geprägt hat. „Überfallartiger“ Fußball, Konter fahren, aggressiv verteidigen. Genau dies möchte Weinzierl möglichst kurzfristig aus der Mannschaft herauskitzeln. Und dies braucht es auch, wenn man sich die Spiele und deren statistischen Werte zu Gemüte führt.
Die Laufleistung gegen Köln stimmte, die Passquote war ordentlich und das Eckenverhältnis war gut. Aus statistischer Sicht war’s das auch schon mit dem Positiven. Es benötigt aber zwingend mehr Torchancen, die aus dem Spiel heraus kreiert werden müssen. Denn ohne eigene Tore gewinnt man keine Spiele. Auch die Zweikampfquote war phasenweise unterirdisch, hier will Weinzierl mit einem gesunden Zweikampfverhalten – das es dringend benötigt im Abstiegskampf – Abhilfe schaffen. Denn bei der Zweikampfquote, beim Ballbesitzanteil, bei der Passquote und bei den Torabschlüssen pro Spiel liegen wir teilweise weit unter dem Bundesligadurchschnitt. (Quelle: kicker)
Markus Weinzierl will hierbei auch Spieler wie Niederlechner, die zuletzt eher unglücklich agierten oder gar sträflich vernachlässigt wurden, wieder aufbauen. „Seine Tore werden wir brauchen“, so Weinzierl in der Pressekonferenz am 27.04.21. Und bisher steht Florian Niederlechner in dieser Saison bei mageren drei Törchen. Insgesamt haben die drei nominellen FCA-Stürmer, Finnbogason, Gregoritsch und Niederlechner, zusammen ganze vier Bundesligatore in dieser Saison erzielt. Unser kommende Gegner aus Stuttgart hat – nur zur kleinen Orientierung – mit seinen drei Angreifern insgesamt 31 Saisontore erzielt.
Etappen
Ein Spielstil kann nicht von heute auf morgen umgestellt werden, so Markus Weinzierl. Der damalige Spielstil der Europa-League-Truppe wurde über Jahre hinweg entwickelt. Dies kann ein mögliches Fernziel der Augsburger – für bspw. die kommende Saison – sein. Markus Weinzierl hat bekanntermaßen für ein Jahr unterschrieben, ist also weit mehr als nur ein „Feuerwehrmann“. Der neue Coach des FCA möchte das erste Etappenziel, den Klassenerhalt, mit kleinen Kniffen kurzfristig erreichen. Die langfristige spielerische Entwicklung ist dann Etappenziel zwei.
Die Mannschaft hat gemäß Weinzierl viel Potenzial, muss aber in einigen Bereichen noch aufholen, wie im Anlaufverhalten und bei Balleroberungen beispielsweise. Die offensiven Qualitäten sind vorhanden, betrachtet man die phasenweise überragenden Momente von André (FUSSBALLGOTT!) Hahn, Ruben Vargas und Daniel Caligiuri. Die drei genannten Spieler sind – nach Einschätzung von Markus Weinzierl – erstklassige Konterspieler. Dafür muss man aber auch gekonnt Bälle erobern und erfolgreich kontern – dies hat der neutrale Zuschauer unter Heiko Herrlich vermisst. In allen Belangen kann auch der neue Co-Trainer Reiner Maurer unterstützen, der sich im Abstiegskampf gut auskennt und Weinzierl beratend zur Seite steht.
Abläufe verinnerlichen, füreinander einstehen und kämpfen, individuelle Fehler vermeiden und leidenschaftlich kontern. Das können Stichworte für den Matchplan sein. Ob die Mannschaft es schlussendlich umsetzen kann? Das wird man frühestens am 7.5.2021 sehen. Mit einem neuen Coach an der Seitenlinie sollte der nötige frische Wind eingekehrt sein und auch dem letzten Spieler begreiflich sein, in welch ernster Lage sich der Verein derzeit befindet. Ohne Fans im Rücken ist der Klassenerhalt eine ungleich schwerere Aufgabe als ohnehin schon.
Ausblick
Der Blick auf die Tabelle ist und bleibt unangenehm. Verzerrt ist die Wahrnehmung zusätzlich, weil die Hertha noch drei Spiele im Rückstand ist – aus bekannten Gründen. So komfortabel die sportliche Lage des FCA noch vor vier Wochen war, so brennt jetzt vergleichsweise schon fast die Hütte in der Fuggerstadt. Vollkommen richtig und alternativlos die Reaktion des Vereins, die in der Entlassung von Übungsleiter Heiko Herrlich mündete.
Man kann festhalten – vor allem nach der sehr erfrischenden und schonungslos ehrlichen Pressekonferenz zur Reaktivierung Weinzierls – dass die Lage von allen Beteiligten realistisch eingeschätzt wird. Reuter beteuerte in der PK, man wisse um die aktuell brenzlige Lage. Mit Weinzierl hat man nun einen Trainer geholt, der schnell wieder in der Thematik drin ist, da er den Verein, die Strukturen und die handelnden Personen kennt. Einige Spieler – wie Finnbogason, Framberger, Hahn, Gouweleeuw und Moravek – kennt er ebenfalls noch persönlich.
Die gesamten Saisonspiele der Mannschaft hat er eigenen Aussagen zufolge in Gänze gesehen (der Arme!). Das sollte eine rasche Einarbeitung ermöglichen. Und die ist mehr als notwendig, denn die Ergebnisse werden kurzfristig – im Rahmen der nächsten drei Spiele oder in Tagen ausgedrückt: in den nächsten 22 Tagen – benötigt. Drei Wochen hat der sympathische Niederbayer nun Zeit, das Wunder vom Lech (erneut) zu vollbringen. Man einnere sich an die 9 mageren Pünktchen aus der Hinrunde 2012/2013. Und dem sensationellen Klassenerhalt auf dem rettenden 15. Tabellenplatz mit 33 Punkten. So viele wie wir jetzt gerade auf dem Konto haben.
Matchball eins liegt bereit – gegen Stuttgart zählen demnach nur drei Punkte. Und wenn man dann nach den Spielen gegen Stuttgart und Werder – optimistischerweise – die Klasse gehalten hat, kann man mit Markus Weinzierl – der Vergangenheit und Zukunft des Vereins in einer Person – ganz entspannt die nächste Spielzeit in der Beletage des deutschen Fußballs planen. Bis dahin gilt es, die Ruhe zu bewahren. Nicht so viel Chaos und Unruhe wie Schalke oder HSV zu verströmen, sondern besonnen zu agieren. Die Saison könnte dann einen tollen Abschluss finden im Derby gegen den Rekordmeister – den wir zur Krönung – überraschend mit 1:0 schlagen.
Auf ein elftes Jahr Bundesliga. Und dann hoffentlich wieder mit Fans in der Arena.
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