Trainer wechsel‘ dich

Trainerwechsel, Freistellungen und Vertragsauflösungen gehören zum alltäglichen Geschäft des Profifußballs wie der morgendliche Kaffee auf den Frühstückstisch. Die einen wechseln öfter, die anderen weniger. Wieder andere schmeißen einfach ohne Vorwarnung hin, obwohl der Vorstand das so überhaupt nicht akzeptieren möchte. Auch bei unserem FC Augsburg stand in dieser Woche ein erneuter Trainerwechsel an, denn nach dem Spiel gegen den 1. FC Köln sah Sportdirektor Stefan Reuter eine Reaktion als „zwingend notwendig“ an. Eben jener Reuter, der im Februar noch davon überzeugt war, die Saison zusammen mit Heiko Herrlich als Cheftrainer zu beenden. Solche Versprechungen hat man schon des Öfteren aus dem Mund des ehemaligen Dortmundspielers gehört. Und genau aus diesem Anlass, haben wir mal einen Blick auf die Trainer geworfen, die unter Reuters Führung beim FC Augsburg tätig waren. Welche Erfolge konnten sie denn bei uns verbuchen und warum ging man am Ende getrennte Wege?

Schwieriger Start

Markus Weinzierl ist der erste von fünf Trainern, die seit 2012 bei uns an der Seitenlinie standen und unter Reuters Führung den Verein verließen bzw. verlassen mussten. Das ergibt in 9 Spielzeiten eine durchschnittliche Amtszeit von 1,8 Saisons pro Coach unter unserem Geschäftsführer Sport. Klingt erst einmal nicht schlecht, doch wir werden später noch sehen, dass der Schein trügt.

Der gebürtige Straubinger kam im Juli 2012 von Jahn Regensburg in unser schönes Augsburg. Wie wir aber alle wissen, ist das jedoch nicht Reuters Verdienst, sondern der von Andreas Rettig. Es war quasi dessen letzte „Großtat“, denn Rettig verließ den Verein mit Ablauf des 30.06.2012.

Zu Beginn seiner Amtszeit sah es jedoch gewaltig nach Abstieg aus, denn am Ende der Hinrunde stand unser FCA mit lediglich 9 Punkten auf Platz 17 der Tabelle. Allerdings starteten wir eine fast schon furiose Aufholjagd und sicherten uns am letzten Spieltag gegen Greuther Fürth den Verbleib im Oberhaus.

Insgesamt blieb Markus Weinzierl 4 Jahre bei unserem FCA, wobei der größte Erfolg seiner Karriere wohl sein dürfte, dass er uns in seinem dritten Jahr bei uns in die Europa League führte. Dort sorgten wir natürlich für eine große Überraschung, als wir uns im „Wunder von Belgrad“ das Bestehen der Vorrunde sicherten. Und auch wenn wir im Sechszehntelfinale gegen den späteren Finalisten FC Liverpool ausschieden, so haben wir ihnen doch einen Kampf geliefert, der sich sehen lassen konnte.

Der größte Styler mit den meisten Punkten (Foto: nordphoto/Kokenge via Imago)

Natürlich haben wir auch einen Blick auf die einzelnen Spielzeiten geworfen, um die Trainer untereinander vergleichen und die Trennungen nachvollziehen zu können. Hier ist die Ausbeute, die Markus Weinzierl mit unseren Jungs vorweisen kann.

SaisonSpieleS – U – NPunkte pro SpielTabellensituation in der Bundesliga
2012/133710-9-181,05Platz 15, 33 P., TV: 33:51
2013/143717- 7-131,57Platz 8, 52 P., TV: 47:47
2014/153515-4-161,4Platz 5, 49 P., TV: 43:43
2015/164514-12-191,2Platz 12, 38 P., TV: 42:52

Time to say goodbye

Wie man später noch sehen kann, hat Markus Weinzierl von allen Trainern der letzten Jahre die besten Werte vorzuweisen. Doch leider lief die Trennung von ihm alles andere als harmonisch ab. Denn obwohl er seinen Kontrakt im April 2015 noch bis 2019 verlängert hatte, kam der gebürtige Straubinger kein Jahr später mit dem Wunsch, etwas anderes machen zu wollen, auf den Verein zu. Mit dem FC Augsburg habe er alles erreicht und man soll ja immer aufhören, wenn es am schönsten ist.

Wenngleich unser damaliger Kapitän Paul Verhaegh sich für den ehemaligen Cheftrainer aussprach, bekam dieser jedoch keine ordentliche Verabschiedung.

Wir hätten uns alle einen anderen Abschied gewünscht, denn wir hatten vier grandiose Jahre. Das Kapitel ist nun vorbei, wenn er mit Schalke nach Augsburg kommt, ist es nicht geplant, dass es Blumen oder eine große Verabschiedung gibt.

Sportvorstand Stefan Reuter über eine Verabschiedung von Markus Weinzierl (https://www.fotmob.com/news/1q0kgf3nn07561rdstknlusc9w/fca-kein-abschied-f%C3%BCr-markus-weinzierl)

Diese gab es leider auch nicht. Nach dem 1:1 war das Kapitel Weinzierl erledigt. Zumindest vorerst, denn am 26.04.2021 verpflichtete man Markus Weinzierl erneut, damit er unseren FCA zu alter Stärke zurückführt.

Vom Umschaltfußball zur Mauertaktik

Am 15.06.2016 wurde Dirk Schuster als Nachfolger von Markus Weinzierl vorgestellt. Der damals 48-Jährige war vom Ligakonkurrent SV Darmstadt 98 an den Lech gekommen und sah beim FC Augsburg eine sehr gute Perspektive, auch wenn es eine große Herausforderung für ihn war, das Erbe seines erfolgreichen Vorgängers anzutreten. Als primäres Ziel setzte er sich dabei natürlich den Klassenerhalt, aber auch eine sportliche Weiterentwicklung der Mannschaft.

Nur ein halbes Jahr im Amt – Dirk Schuster (Foto via Imago)

Das klappte allerdings nicht wirklich so wie geplant. In insgesamt 16 Spielen, die man unter Schuster bestritt, erreichte man nur folgendes:

SaisonSpieleS – U – NPunkte pro SpielTabellensituation in der Bundesliga
2016/17164-5-71,06Platz 13, 14 P., TV: 11:16

Wirklich ansehnlich war der Fußball unter dem ehemaligen Innenverteidiger nicht, denn die Jungs um Daniel Baier spielten plötzlich einen sehr defensiv ausgerichteten Fußball, was so gar nicht zu den Werten des FC Augsburg passte. Aggressivität, Mut, Kampfgeist gingen unter Schuster komplett verloren. „Mauern bis zum Umfallen“ lautete hierbei die Devise.

Ein Veilchen zum Abschied

So trennte man sich am 14.12.2016 von Trainer Dirk Schuster, nachdem man am 14. Spieltag 1:0 beim Hamburger SV verloren hatte.

Die letzten Wochen hat sich das angedeutet und es war eine Tendenz zu erkennen, die uns nicht gefallen hat. Und nach dem HSV-Spiel haben wir die Dinge nochmal intern besprochen und sind zu dem Schluss gekommen, jetzt auch kurzfristig zu handeln. Weil wir eben auch die Gefahr sehen, dass unsere Ziele in Gefahr geraten. Und das war der Grund, warum wir jetzt auch zwei Spieltage vor der Winterpause so eine Entscheidung treffen. Die entscheidenden Gründe sind einfach, dass man – wie ich es gesagt habe – dass man der festen Überzeugung ist, dass man gemeinsam die Zukunft nicht erfolgreich gestalten kann. Das Gefühl war einfach da, dass auch ein Stück weit die Überzeugung innerhalb der Mannschaft fehlt.

Stefan Reuter zur Trennung von Dirk Schuster am 15.12.2016 (https://www.welt.de/sport/video160317878/So-begruendet-Reuter-die-Entlassung-von-Dirk-Schuster.html)

Der offizielle Trennungsgrund waren laut Reuter also sportliche Gründe. Seltsam ist dabei allerdings, dass Dirk Schuster zuvor mit einem Veilchen beim Training aufgetaucht war. Angeblich kam er zwar von Hamburg mit einer Magen-Darm-Grippe zurück und stürzte nachts in seinem Badezimmer. Ob das jedoch so stimmt, bleibt fraglich, denn es gibt durchaus Gerüchte, dass etwas ganz anderes dahinter steckte.

Vereinsinterne Lösung

Daraufhin setzte man Manuel Baum, der zum damaligen Zeitpunkt Cheftrainer im Nachwuchsbereich war, als Interimslösung ein. Nachdem dieser in den zwei Spielen vor der Winterpause einen Sieg gegen Gladbach und ein Unentschieden in Dortmund einfahren konnte, beförderte man ihn kurzerhand zum Cheftrainer der Profis.

Daher wollen wir langfristig mit Manuel Baum zusammenarbeiten. Für das Amt des Cheftrainers benötigt er keine Eingewöhnungszeit, weil er bereits seit zweieinhalb Jahren für den FCA arbeitet und die FCA-Philosophie im Nachwuchs erfolgreich implementiert hat.

Stefan Reuter über die Einsetzung von Manuel Baum als Cheftrainer (https://www.bundesliga.com/de/bundesliga/news/manuel-baum-wird-cheftrainer-fc-augsburg-noblmd.jsp)

Auch wenn es nicht ganz so erfolgreich wie unter einem Weinzierl lief, war Manuel Baum doch immer mit Feuer und Leidenschaft an der Seitenlinie dabei und schrie lauthals seine Anweisungen quer über den Platz.

Leidenschaft, viele gute sportliche Ideen und das ein oder andere Fashion Highlight: Manuel Baum (Foto: Tim Rehbein/RHR-FOTO/Pool via Imago)

Bis 09.04.2021 und somit über zwei Jahre war Manuel Baum Trainer unseres FCA und seine Werte sind die zweitbesten nach Markus Weinzierl.

SaisonSpieleS – U – NPunkte pro SpielTabellensituation in der Bundesliga
2016/17206-6-81,2Platz 13, 38 P., TV: 35:51 (24:35)
2017/183510-11-141,17Platz 12, 41 P., TV: 43:46
2018/19329-7-161,06Platz 15, 25 P., TV: 37:54

Lehmann sollte es richten…

Den Anfang von Manuel Baums Ende könnte man wohl in den Januar 2019 datieren, als Innenverteidiger Martin Hinteregger seinen Trainer in einem öffentlichen Interview kritisierte, nachdem man 2:0 gegen Borussia Mönchengladbach verloren hatte. Das war das bis dato 10. Spiel in Folge, in dem man keinen Sieg einfahren konnte.

Der Verein reagierte daraufhin in zweierlei Form, indem man zuerst am 28.01.2019 Jens Lehmann als weiteren Co-Trainer einstellte und am 31.01.2019 wurde Hinteregger an Eintracht Frankfurt verlieh. Dadurch sollte der Mannschaft ein neuer Impuls – vor allem in der Defensive – verliehen werden.

Ich denke, dass es schon ein Riesenvorteil ist, ich sag jetzt, von Jens oder von mir, dass wir nahezu alle Situationen, die die Jungs auf dem Platz oder neben dem Platz erleben – wie sie mit einer Verletzung umgehen – dass wir das im Grunde in unserer Karriere selbst erlebt haben. Das erhöht dann natürlich ein Stück weit dann nochmal weit die Glaubwürdigkeit, wenn der Jens hin geht.

Stefan Reuter bei der Vorstellung von Jens Lehmann als neuen Co-Trainer (https://www.youtube.com/watch?v=bIDy1v1jK9s)

Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber für meinen Geschmack hat alleine diese Aussage sehr stark an Baums Autorität gesägt. Große Veränderungen sah man nämlich auch mit Jens Lehmann als Co-Trainer nicht. Man schaffte zwar drei Siege in neun gemeinsamen Spielen, doch man kassierte auch ganze 21 Gegentore. Das macht somit einen Schnitt von 2,33 Toren pro Spiel.

Baum fällt

Somit blieb Sportdirektor Stefan Reuter gar nichts anderes übrig, als am 09.04.2019 die Reißleine zu ziehen, nachdem man am vorherigen Spieltag mit 0:4 von der TSG Hoffenheim aus dem eigenen Stadion geschossen wurde. Gefeuert wurden dabei nicht nur Trainer Manuel Baum und Co-Trainer Jens Lehmann, sondern auch der technische Direktor Stefan Schwarz.

Wir haben in den letzten Wochen und Monaten wirklich alles probiert, dass wir in der Konstellation mit Manuel Baum als Cheftrainer die Wende schaffen, die Weichen auf Erfolg stellen. Das ist uns leider nicht hinreichend gelungen. Und jetzt nach der klaren Niederlage gegen Hoffenheim und eben auch der Niederlage gegen Nürnberg hat uns die Überzeugung gefehlt, dass wir das nochmal dauerhaft hinkriegen. Die Leistungen waren einfach auch zu schwankend und das hat uns dazu bewogen, einen klaren Schnitt zu machen, um mit der Neuausrichtung in die nächsten Wochen zu gehen, den Saisonendspurt optimistisch anzugehen und die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft des FC Augsburgs zu stellen.

Stefan Reuter über die Entlassung von Manuel Baum, Jens Lehmann und Stefan Schwarz (https://www.youtube.com/watch?v=ikGyFsqW5q4)

Bei jener Pressekonferenz, an der auch Präsident Klaus Hofmann teilnahm, fiel auch gleich der Name des neuen Trainer.

Schweizer Zeiten in Augsburg

Die Erwartungen an Martin Schmidt waren groß. Stefan Reuter erklärte die Einstellung Schmidts damit, dass er ein sehr erfahrener Bundesligatrainer sei, der die Werte, die wir bei uns in Augsburg schätzen, verkörpert und hoch hält. Diese beschrieb er als athletisch und leidenschaftlich.

Am 10.04.2019 trat unser schweizerischer Trainer also seinen Job beim FC Augsburg an. Unter ihm spielte man schönen Umschaltfußball wie einst unter Weinzierl und dass wir teilweise sehr hohe Niederlagen einstecken mussten, lag vor allem an dem Sommerzugang zwischen den Pfosten und der damit einhergehenden Unsicherheit in der Abwehr.

SaisonAnzahl SpieleS – U – NPunkte pro SpielTabellensituation in der Bundesliga
2018/1962-1-31,17Platz 15, 32 P., TV: 51:71 (14:17)
2019/20267-6-131,04Platz 14, 27 P., TV: 36:52

Trotz Kampf zum Adieu

Die Entlassung Schmidts am 09.03.2020 traf viele von uns doch überraschend. Zwar war man nicht gerade positiv in die Rückrunde gestartet und konnte in den letzten 5 Spielen lediglich einen Punkt einfahren, doch gerade der kämpferische Auftritt gegen Bayern München hatte sämtlichen Fans große Hoffnungen gemacht, dass man nun die Wende schaffen könnte.

Der beste Hoodie-Träger aller Trainer bisher. Sportlich ging es irgendwann nicht mehr voran. (Foto via Imago)

Doch am nächsten Tag die Meldung „Martin Schmidt freigestellt“. Nach nicht einmal einem Jahr wurde der Schweizer aus den gleichen Gründen entlassen wie einst Manuel Baum oder Dirk Schuster.

Die natürlich enttäuscht waren, weil sie es gerne selbst gedreht hätten, aber auch gesagt haben, aufgrund der Statistiken, die deutlich gegen uns sprechen, die deutlich in die falsche Richtung zeigen, was Passquote, was Zweikampfquote usw. angeht, haben sie volles Verständnis gehabt. Und wünschen dem FC Augsburg – uns allen – viel Erfolg, dass wir unser Ziel erreichen, die Klasse zu halten.

Stefan Reuter am 10.03.2020 über die Entlassung von Martin Schmidt (https://www.youtube.com/watch?v=oyGHVgPm5Vg)

Nicht wirklich HERRLICH

Neben Stefan Reuter saß bei jenem Mediengespräch sogleich der neue Trainer, Heiko Herrlich. Viel wurde von ihm erwartet, da er doch einst der Aufstiegsheld von Jahn Regensburg gewesen war. Auch führte er Bayer Leverkusen in die Europa League. Seine Vita versprach offensiv ausgerichteten Powerfußball, denn immerhin konnte er bei seinen vorherigen Stationen Unterhaching, Regensburg und Leverkusen einen Tordurchschnitt von 61,25 Toren pro Saison vorweisen.

Tja, aber bei uns sah das leider ganz anders aus und somit war die Kritik, die in den letzten Monaten von Tag zu Tag zunahm, durchaus berechtigt. Die Auftritte unserer Jungs wurden mit jedem Spiel passiver und unansehnlicher. Einige Werte von Heiko Herrlich haben wir in unserem Bericht „Besser, Herr Reuter“ bereits näher untersucht. Doch auch hier eine Aufstellung seiner Ausbeute mit dem FC Augsburg:

SaisonSpieleS – U – NPunkte pro SpielTabellensituation in der Bundesliga
2019/2092-3-41Platz 15, 36 Punkte TV: 45:63 (9:11)
2020/213310-6-171,07Platz 13, 33 Punkte TV: 31:47

Nach der desaströsen Vorstellung unserer Jungs in dem 6-Punkte- Spiel gegen den 1. FC Köln, hatte der Verein allerdings gar keine andere Wahl, als zu handeln, denn auch Heiko Herrlich selbst konnte sich diesen katastrophalen Auftritt seiner Mannschaft nicht erklären.

Wir haben eine unglaublich, unfassbar desaströse erste Halbzeit gespielt. Ich kann gar nicht glauben, dass man in so ein wichtiges Spiel so rein gehen kann.

Heiko Herrlich in der PK nach dem Spiel gegen Köln (https://www.youtube.com/watch?v=w5tI4u3G9Do)

Ein alter Bekannter

Selbst Stefan Reuter wandte sich von seinem Freund ab, obwohl er monatelang dessen Rücken gestärkt hatte. Er bat die Öffentlichkeit darum, dass man den Verantwortlichen das Wochenende über Zeit geben möge, die aktuelle Situationen zu analysieren und eine Lösung zu finden. Und das tat man auch, indem man am Montagnachmittag offiziell die Trennung von Heiko Herrlich und seinem Co-Trainer Iraklis Metaxas bekannt gab.

Die Pressekonferenz zur Vorstellung des neuen Trainers fand am Dienstagmittag um 13:00 Uhr statt. In dieser bedankte sich Sportdirektor Stefan Reuter noch einmal bei den beiden freigestellten Trainern, erklärte aber auch, dass diese Handlung mehr oder weniger unausweichlich gewesen war.

Weil wir natürlich in den letzten vier Spielen gegen direkte Konkurrenten – mit Ausnahme von Frankfurt, aber Schalke, Bielefeld und Köln – nur einen Punkt geholt haben. Und die Art und Weise wie die Mannschaft dann gespielt hat. Ich glaube, wir machen das hier nicht immer vom Ergebnis abhängig, sondern wir müssen spüren, dass die Überzeugung da ist. Und auch die Überzeugung innerhalb der Kabine da ist, dass wir das aus eigener Kraft schaffen. Das hat uns gefehlt und darum sind wir zu dem Entschluss gekommen, jetzt noch in dieser Saison auch zu reagieren.

Stefan Reuter über die Entlassung von Herrlich und Metaxas (https://www.youtube.com/watch?v=ng3LuigRCXA)

Wie auch schon Sportdirektor Stefan Reuter, möchte sich das Team von der Rosenau Gazette bei Heiko Herrlich und Iraklis Metaxas für deren Einsatz bedanken und wünscht ihnen auf diesem Weg alles Gute für ihre private und sportliche Zukunft.

Da wusste Heiko Herrlich wohl schon, was auf ihn zukommt… (Foto: Peter Schatz / Pool via Imago)

Unser Fazit zum Schluss

9 Jahre, 5 Trainer… Das klingt ganz in Ordnung, vor allem auch, wenn man sich die Trainerwechseln bei unseren derzeitigen Konkurrenten genauer ansieht. So hatte Schalke 04 im gleichen Zeitraum 12, der 1. FC Köln 9, Hertha BSC 7, Mainz 05 9, Werder Bremen 6 und Arminia Bielefeld ebenfalls 9 Trainer.

Was uns allerdings Sorgen bereitet, ist der mit 2 Jahren doch recht kurze Zeitraum, in dem wir drei Trainerwechsel hatten. Auch die kurzen Einsatzzeiten von Schuster, Schmidt und Herrlich sprechen nicht gerade dafür, dass man bei der Einstellung dieser Trainer den richtigen Durchblick gehabt hat. Natürlich war man von jedem einzelnen zu Beginn sehr überzeugt, aber diese Begeisterung war dann auch recht schnell abgenutzt. Gerade Dirk Schuster und Martin Schmidt waren nicht einmal ein Jahr im Amt.

Auffallend ist zudem auch, dass Stefan Reuter bei allen Wechseln – mit Ausnahme von Markus Weinzierl, da dieser von sich aus ging – immer die gleichen Argumente angab. „Wir waren nicht mehr überzeugt“, „Unser Ziel die Klasse zu halten war in Gefahr“, „In den letzten Wochen und Monaten sah man einen deutlich negativen Trend“, „Wir müssen die Wende schaffen“ usw. kommt bei jeder einzelnen Freistellung vor.

Man sollte bedenken, dass es ein Sportdirektor nicht leicht hat, denn er trägt eine gewaltige Verantwortungen bei den Entscheidungen, die er zum Wohle des Vereins treffen muss. Trotzdem sind auch Stefan Reuters Beschlüsse nicht immer nachzuvollziehen. An einem Trainer hält er fest, obwohl seit wirklich langer Zeit ein Negativtrend – auch für Außenstehende – deutlich zu erkennen war. Andere Cheftrainer entließ er recht schnell, obwohl die Zahlen und Werte lange nicht so schlimm aussahen.

Natürlich spielt hier auch der Druck von außen und vielleicht auch Sympathie eine Rolle. Dennoch kann man schon die Meinung vertreten, dass Reuters Leistungen ebenfalls schwankend sind, wie er Manuel Baum einst vorgeworfen hat. Und so ist es kein Wunder, dass die Kritik an unserem Geschäftsführer Sport selbst ebenfalls immer lauter wird. Auch, weil es von außen nicht möglich ist, in die Kabine zu blicken. Die Außenperspektive wird sich deswegen immer von der Innenperspektive unterscheiden.

Lasst uns wieder jubeln! (Foto via Imago)

Nun hat Stefan Reuter also unseren Erfolgstrainer zurück ins Boot geholt, diesen aber auf dessen eigenen Wunsch nur mit einem Vertrag bis 2022 ausgestattet. Ob aus Sicherheit oder um zuerst einmal zu sehen, wie es gemeinsam läuft, bleibt die Frage und abzuwarten. Für Markus Weinzierl wünschen wir uns jedoch, dass er an seinen Erfolg bei uns anknüpfen kann und dass man doch längerfristig mit ihm plant. Denn sonst stehen wir im nächsten Jahr wieder genau da, wo wir jetzt stehen und dass wäre dann Trainerwechsel Nummer 4 in drei Jahren. Zu viel für unseren Geschmack…

Willkommen daheim, Markus!

Das ganze Wochenende lang fieberten sämtliche Fans auf die Entscheidung des FC Augsburg hin, ob man Trainer Heiko Herrlich entlassen würde oder nicht. Denn nach der desaströsen Leistung in der ersten Halbzeit gegen den 1. FC Köln war eines klar: So kann es nicht weiter gehen. Der Abstand auf einen direkten Abstiegsplatz ist auf 4 magere Punkte zusammen geschrumpft. Die Spekulationen in den sozialen Netzwerken überschlugen sich. Und tatsächlich zog der Verein am Montagvormittag die Reißleine und entließ den gebürtigen Mannheimer sowie seinen Co-Trainer Iraklis Metaxas. Auch ein Nachfolger steht bereits fest. Es ist jener Mann, den so viele Anhänger des FCA gefordert haben: unser „Europaheld“ Markus Weinzierl. Mit ihm kommt Reiner Maurer als Co-Trainer an den Lech, der mit Türkgücü München den Aufstieg in die 3. Liga geschafft hat. Diese Entwicklungen haben wir uns daher zum Anlass genommen, mal einen kleinen Blick auf Markus Weinzierls Karriereverlauf zu werfen.

Karriere als Spieler

Seine aktive Zeit als Spieler begann der gebürtige Straubinger, der als Libero fungierte, in der Jugendabteilung seines Heimatvereins, dem TSV Straubing. 1989 wechselte er zum 1. FC Passau, der zu jener Zeit in der Oberliga Bayern spielte. Insgesamt kommt Markus Weinzierl dort auf 7 Tore in 47 Einsätzen. In der Saison 1994/95 legte er einen kleinen Zwischenstopp beim SV Lohhof ein, der seine Spiele in der Regionalliga Süd austrug. In 1928 Einsatzminuten schoss unser neuer alter Coach insgesamt 5 Tore.

Danach wurde der große FC Bayern auf ihn aufmerksam, wo er in 113 Spielen bei den Amateuren auflief. Bei der A-Mannschaft stand er in der Saison 1997/98 sieben Mal im Profikader. Gegen Mannschaften wie Leverkusen, Dortmund, Bremen, Kaiserslautern usw. saß unser Markus dort auf der Bank, doch für einen Einsatz unter Coach Giovanni Trapattoni reichte es leider nie.

Uns hätte er ja in einem rot-grün-weißen Trikot besser gefallen. 😉 (Foto via Imago)

Sein Profidebüt gab er somit erst 1999 in der 2. Bundesliga bei den Stuttgarter Kickers, wo er von 1999 bis 2001 unter Vertrag stand. 43 Spiele machte er für die Kickers in diesen beiden Jahren, erzielte ein Tor und legte eines auf. Seine nächste Station war die SpVgg Unterhaching. Dort blieb er allerdings nur ein halbes Jahr und kam dabei nicht über 6 Begegnungen hinaus.

Zum 01.01.2002 wechselte Weinzierl nach Regensburg, die damals in der Oberliga / Regionalliga Bayern spielten. Noch 33 Mal spielte er für den Jahn, bevor er sich in der Saison 2004/05 schwer verletzte und seine Karriere daraufhin beenden musste.

Vom Spieler zum Trainer

Am 01.07.2007 heuerte Markus Weinzierl als Co-Trainer unter dem damaligen Coach Günter Güttler beim SSV Jahn Regensburg an. Der Jahn stieg in jener Saison von der Regionalliga Süd in die 3. Liga auf. Genug für Coach Güttler, der zum Ligakonkurrent Wacker Burghausen wechselte. Es übernahm Thomas Kristl, den man aber nach dem 16. Spieltag entließ. So kam es, dass man Markus Weinzierl am 24.11.2008 sprichwörtlich ins kalte Wasser warf und ihm kurzerhand den Posten des Cheftrainers zuteilte. Und das ohne Fußballlehrer – Lizenz.

Von Anfang an hatte er es nicht gerade leicht, denn Regensburg stand finanziell am Abgrund. Geld für Transfers hatte man kaum. Und doch schaffte es Weinzierl, der die Mannschaft auf einem direkten Abstiegsplatz übernommen hatte, am letzten Spieltag den Klassenerhalt zu sichern. Das war für den Verein eine kleine Sensation, war man doch nur ganz knapp an der Insolvenz vorbei geschrammt.

Auch in der folgenden Saison konnte der Jahn mit sieben Punkten Vorsprung die Klasse zu halten. Zu Beginn der Spielzeit 2009/10 mischte man sogar im Aufstiegsrennen mit. Doch im Herbst brach man aufgrund der dünnen Kaderbesetzung ein.

In der Saison 2010/11 arbeitete der Straubinger neben seinem Job auch an seiner Trainerlizenz. Die Doppelbelastung war nicht einfach, denn er musste immer wieder zwischen Regensburg und Köln pendeln. Nicht viele Coaches halten dieser Belastung stand, denn drei Tage in der Woche vom Team getrennt zu sein, macht die Arbeit nicht unbedingt einfach. Dennoch schaffte man auch in diesem Jahr den Klassenerhalt – auf Platz 8 – und etablierte sich somit vollständig im Profigeschäft.

Vom Trainer zum Aufstiegshelden

2011/12 sprach eigentlich alles dafür, dass der Jahn absteigen würde, denn aufgrund mangelnder finanzieller Mittel und zahlreicher Abgänge, musste sich Markus Weinzierl seinen Kader aus Regionalligaspielern und Jungs aus der eigenen Jugend zusammen basteln.

Ich glaube, wir alle wissen, dass es diese Saison ganz ganz schwer wird.

Markus Weinzierl zu Beginn der Saison 2011/12
(https://www.liga3-online.de/markus-weinzierl-trainer-des-jahres/)

Es gab also kaum Hoffnung. Doch Weinzierl schaffte es, aus einem potentiellen Abstiegskandidaten eine Mannschaft zu formen. Er setzte seine Fähigkeiten als Teamplayer ein und kitzelte das bestmögliche aus seinen Spielern heraus. Er gab jedem Spieler das Gefühl gebraucht zu werden.

Und so kam es schließlich, dass Jahn Regensburg am Ende der Saison mit 61 Punkten auf Rang 3 und damit auf dem Relegationsplatz zur 2. Liga landete. Diese fand gegen den Karlsruher SC statt. Es wurde denkbar knapp, denn das Hinspiel in Regensburg ging 1:1 aus. Im Rückspiel führte Karlsruhe zwischenzeitlich mit 2:1, doch Weinzierl motivierte seine Jungs dazu alles zu geben. In der 66. Spielminute traf André Laurito zum 2:2 und der Jahn stieg in die 2. Bundesliga auf.

Als Aufstiegsheld direkt nach Augsburg (Foto: imago/Stockhoff)

Und da man immer aufhören soll, wenn es am schönsten ist, verlängerte Weinzierl seinen Vertrag damals nicht und schloss sich unserem FCA an.

Schwieriger Start in Augsburg

Wie wir alle wissen, stand Markus Weinzierl schon einmal bei uns unter Vertrag: Vom 01.07.2012 bis 30.06.2016. Er gilt als erfolgreichster Trainer der jüngeren FCA – Historie, da er uns in die Europa League geführt hat. Doch darauf komme ich noch zu sprechen.

In Augsburg hatte Weinzierl keinen guten Start. Nach der Hinrunde der Saison 2012/13 stand man mit gerade einmal 9 Punkten auf einem direktem Abstiegsplatz. Doch der FC Augsburg kündigte nicht dem jungen Trainer sondern Sportvorstand Jürgen Rollmann. Und das nach nicht einmal 10 Wochen im Amt. Trennungsgrund: Unüberbrückbare Differenzen. Für Rollmann kam Stefan Reuter und sofort verstärkte man noch einmal den Kader. Neben André Hahn holte man Dong-Won Ji, Michael Parkhurst und Somen Tchoyi.

Tja, und was soll man sagen: Unser FCA legte in der Rückrunde richtig los und sicherte sich im letzten Spiel der Saison gegen Greuther Fürth den direkten Klassenerhalt.

Die folgenden beiden Jahre kann man nur als die „Blütezeit des Markus Weinzierl“ beschreiben, denn es waren die wohl erfolgreichsten der Vereinsgeschichte. 2013/14 erreichte man beispielsweise das DFB-Pokal Achtelfinale, das man gegen Bayern München 0:2 verlor. Doch in der Bundesliga-Tabelle landete man überraschend auf Platz 8 mit 52 Punkten. Die darauf folgende Saison lief sogar noch besser, denn man konnte von 35 Partien 15 gewinnen. Wer erinnert sich noch daran, wie wir am letzten Spieltag 3:1 in Gladbach (Platz 3) gewannen, obwohl wir zur Pause 0:1 zurück lagen? Aber durch Tore von Höjbjerg und Matavz drehten wir die Partie binnen 5 Minuten, bevor Sascha Mölders in der 5. Minute der Nachspielzeit dem ganzen die Krone aufsetzte.

Der Jubel kennt keine Grenzen (Foto via Imago)

Am Ende diesen Jahres wurde Weinzierl von der Vereinigung der Vertragsfußballer (VdV) zum besten Trainer der Saison gewählt und setzte sich dabei gegen namenhafte Konkurrenz wie Pep Guardiola oder Jürgen Klopp durch.

Markus Weinzierl – Unser Europaheld

In der Folgesaison betrat der FC Augsburg also zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte europäischen Boden. Und dort stellten wir uns gar nicht mal so schlecht an, würde ich sagen. Viele Fußballexperten sahen uns schon weit abgeschlagen auf dem letzten Tabellenplatz, doch unsere Jungs konnten alle überraschen.

Im „Wunder von Belgrad“ schlugen wir unseren direkten Konkurrenten FK Partizan Belgrad 3:1 und warfen sie kurzerhand aus dem Wettbewerb. Im Sechszehntelfinale sollte allerdings gegen den späteren Finalisten FC Liverpool Schluss sein. Jedoch gingen wir nicht gnadenlos unter, wie im Vorfeld prophezeit wurde, sondern lieferten Jürgen Klopp und seinen Jungs einen Kampf, der sich sehen lassen konnte. Es brauchte schon einen Handelfmeter, um uns den Garaus zu machen.

„Da schau mal, deine Jungs spielen uns an die Wand!“ – Markus Weinzierl und Jürgen Klopp in Anfield beim Sechszehntelfinale in der Europa League (Foto via Imago)

In der Liga lief es durch die Doppelbelastung zuerst leider nicht so gut. Am zehnten Spieltag lagen wir beispielsweise auf Platz 18, doch wir wären nicht der FCA, wenn wir uns nicht wieder heran gekämpft hätten. Am Ende schafften wir es mit 38 Punkten auf Platz 12, auch wenn der Vorsprung auf den Relegationsplatz mit zwei Punkten denkbar knapp war.

Aufhören, wenn es am schönsten ist

Die Trennung von Markus Weinziel lief leider alles andere als harmonisch ab, weswegen wir von Glück reden können, dass er heute wieder bei uns ist. Im April 2015 hatte der Oberpfälzer seinen Vertrag bei uns noch bis 2019 verlängert, doch nicht einmal ein Jahr später kam er mit dem Wunsch nach Veränderung auf die Verantwortlichen zu.

Wir haben alles erreicht, was wir zusammen erreichen konnten. Jetzt muss einer mit neuen Ideen und neuen Visionen übernehmen. Nun ist es an der Zeit für den nächsten Schritt.

Markus Weinzierl über den Wechsel nach Schalke (https://www.tz.de/sport/fussball/schalke-offenbar-kurz-vor-verpflichtung-von-weinzierl-zr-6428479.amp.html)

Es begann ein regelrechtes Tauziehen um Markus Weinzierl, der gerne zu Schalke 04 wechseln wollte. Er setzte sich am Ende durch und ließ über seinen Rechtsanwalt den zuvor geschlossenen Vertrag auflösen. Für eine Ablösesumme von ca. 3 bis 5 Millionen Euro (genaue Summe nicht bekannt) ließ man ihn schließlich ohne offizielle Verabschiedung ziehen.

Kein Glück auf Schalke!

Natürlich waren die Erwartungen an Weinzierl riesig, hatte er doch mit uns so viel erreicht. Doch in Gelsenkirchen hatte er es sehr schwer, eben weil die Schalker ihre Ziele sehr hoch steckten. Das Erreichen der internationalen Wettbewerbe war Pflicht!

Vom Regen in die Traufe (Foto via Imago)

Aber genau das schaffte Weinzierl leider nicht. Mit 11 Siegen, 10 Unentschieden und 13 Niederlagen stand man am Ende der Saison 2016/17 lediglich auf Platz 10 in der Tabelle. In der Europa League war man im Viertelfinale gegen Ajax Amsterdam ausgeschieden. Gleiches gilt für den DFB-Pokal. Dort verlor man gegen den FC Bayern München mit 0:3.

Kein Wunder also, dass der Verein nach Saisonende reagierte und Weinzierl durch Domenico Tedesco ersetzte. Immerhin hatte man das Saisonziel weit verfehlt. Das ganze ging sogar so weit, dass Weinzierl ein letztes Treffen mit seinem Sportvorstand verweigerte.

Stuttgarter Zeiten

Am 07.10.2018 gab der VfB Stuttgart die Trennung von Trainer Tayfun Korkut bekannt, der in insgesamt 8 Partien nur einen Sieg einfahren konnte. Die Stuttgarter lagen mit nur 5 Punkten auf dem letzten Platz in der Tabelle. Retten sollte den baden-württembergischen Club kein geringerer als unser Markus Weinzierl.

Doch auch dort lief es für ihn nicht wirklich rund. In 23 Spielen konnte er nur 4 Siege und 4 Unentschieden einfahren. 15 Partien verlor er mit dem VfB. Es war daher ein offenes Geheimnis, dass ausgerechnet das Spiel gegen Augsburg am 30. Spieltag der Saison 2018/19 das entscheidende für Weinzierl sein sollte. Sein Stuhl wackelte kräftig und viele Fans hatten bereits vor der Parte eine Entlassung gefordert. Immerhin lag man mit nur 21 Punkten auf dem Relegationsplatz.

Des einen Freud, des andren Leid… (Foto via Imago)

Und so waren es unsere Jungs, die Markus‘ Schicksal schließlich besiegelten. Wir hatten mit Martin Schmidt einen neuen Coach an der Seitenlinie stehen, der in seinem ersten Heimspiel natürlich einen guten Eindruck hinterlassen wollte. Und was für ein Eindruck das war! Der FC Augsburg fuhr den höchsten Sieg unserer Bundesligahistorie ein und schoss den VfB mit 6:0 aus der WWK-Arena.

Dieses für uns so tolle Erlebnis bedeutete für Markus Weinzierl allerdings leider das Ende, denn der Club gab noch am selben Tag seine Freistellung bekannt.

Zurück in der Heimat

Der VfB Stuttgart war Weinzierls vorerst letzte Trainerstation. Das bedeutet, dass er relativ genau zwei Jahre ohne Beschäftigung war. Allgemein war es sehr ruhig um unseren Erfolgstrainer. Im Mai 2020 hatte er einen Auftritt bei Blickpunkt Sport, wo er auch über Geisterspiele, unseren FC Augsburg und den damaligen Neutrainer Heiko Herrlich sprach. Doch ansonsten sah und hörte man recht wenig von ihm.

Bis Februar 2021… Schon da gab es Spekulationen, dass Weinzierl Trainer Heiko Herrlich beerben sollte. Diese verliefen sich jedoch im Sand, da Sportvorstand Stefan Reuter seinem Coach immer wieder den Rücken stärkte.

Doch gestern Vormittag schließlich die Hammermeldung: Markus Weinzierl kommt zurück zu unserem FC Augsburg. Das ganze Wochenende über hatte der Großteil der Fans bereits nicht nur eine Entlassung Heiko Herrlichs sondern auch eine Wiederverpflichtung des Straubingers gefordert.

Passt wie angegossen und steht ihm immer noch hervorragend (Foto via Imago)

Tatsächlich erfüllte Stefan Reuter ihnen genau diesen Wunsch und stattete Weinzierl mit einem Vertrag bis 2022 aus.

In der ausführlichen Analyse sind wir zu dem Entschluss gekommen, dass wir einen Wechsel auf der Trainer-Position vornehmen müssen. Wir haben daraufhin mit Markus Weinzierl am Wochenende ausführliche und sehr gute Gespräche geführt. Hierbei sind wir zur Überzeugung gelangt, dass Markus der absolut richtige Trainer für die jetzige Situation ist und er enorm große Lust verspürt, wieder beim FC Augsburg zu arbeiten.

Stefan Reuter über die Einstellung von Markus Weinzierl (https://www.fcaugsburg.de/article/fca-trennt-sich-von-heiko-herrlich-markus-weinzierl-neuer-cheftrainer-13664)

Auch Markus Weinzierl gab ein Statement ab, wie sehr er sich freue, noch einmal die Chance bei uns zu bekommen.

Ich freue mich riesig wieder mit Stefan Reuter und der Mannschaft zusammenzuarbeiten und an die erfolgreichen gemeinsamen Jahre anknüpfen zu können. Ich habe dem Verein viel zu verdanken und möchte den FCA wieder in die Erfolgsspur führen. Es ist schön, dass ich die Möglichkeit bekomme, wieder für den FCA als Trainer zu arbeiten und bin überzeugt, dass wir unser Ziel, die Klasse zu halten, gemeinsam erreichen werden.

Markus Weinzierl über seine Rückkehr (https://www.fcaugsburg.de/article/fca-trennt-sich-von-heiko-herrlich-markus-weinzierl-neuer-cheftrainer-13664)

An seiner Seite

Nachdem der FC Augsburg Co-Trainer Iraklis Metaxas ebenfalls entlassen hat, gesellt sich ein neues Gesicht auf die Augsburger Trainerbank. Mit Reiner Maurer hat man einen wirklich sehr erfahrenen Mann an die Seite von Markus Weinzierl gestellt. Der 61 Jahre alte Fußballlehrer hat nämlich selbst einige Trainerstationen als Chef hinter sich. So arbeitete er bereits von 2004 bis 2006 sowie von 2010 bis 2012 beim TSV 1860 München.

Seinen größten Erfolg kann er mit Drittligist Türkgücü München verzeichnen, die er vom 01.07.2019 bis 31.05.2020 anführte. Mit ihm schafften die Münchener den Aufstieg von der Regionalliga in die nächsthöhere Klasse, auch wenn dieser aufgrund der Coronakrise abgesprochen wurde. Türkgücü befand sich zu jenem Zeitpunkt nämlich auf Platz eins der Tabelle, als die Saison unterbrochen wurde. In 26 Spielen schaffte Maurer hier einen Schnitt von 2,31 Punkten pro Partie.

Vorerst nur für 3 Spiele an Weinzierls Seite – Co-Trainer Reiner Maurer (Foto: kolbert-press/Christian Kolbert via Imago)

Weitere Stationen Maurers sind vor allem in Griechenland zu finden. So trainierte er unter anderem AS Rhodos, AO Kavala und OFI Kreta. Aber er schreckte auch nicht vor weiten Entfernungen zurück, denn er stand vom 09.11.2015 bis 18.11.2017 bei Angthong FC in Thailand unter Vertrag.

Reiner Maurer ist aber vorerst nur für die letzten drei Spiele als Weinzierls Co-Trainer vorgesehen. Wie es danach weiter geht, ist noch vollkommen offen. Da Maurer aber ursprünglich aus dem Allgäu kommt, kann er sich sehr gut vorstellen, beim FC Augsburg zu bleiben. Welche Funktion er nach Saisonende bekleiden könnte, klärt man laut Stefan Reuter im Sommer.

Erwartungen

Mit Markus Weinzierl, Reiner Maurer, Tobias Zellner und Jonas Scheuermann sehen wir unser Trainerteam sehr gut aufgestellt. Weinzierl war schon immer ein Typ, der aus Mannschaften eine Einheit auf dem Platz formen konnte. Mit Feuer und Leidenschaft agiert der Straubinger am Seitenrand und lebt jede Partie, als stünde er gerne selbst auf dem Platz.

Genau so einen Impuls ist bei unseren Jungs zwingend notwendig, denn das Zusammenspiel hat unter Heiko Herrlich von außen betrachtet doch sehr gelitten.

Ich habe alle Spiele gesehen. Einfach, weil mich der Verein interessiert, weil mich die Mannschaft interessiert in den letzten Monaten. Und mir ist so ein bisschen die Identität verloren gegangen von den Jungs. Wie ich sie kenne, wie sie spielen.

Markus Weinzierl bei der Vorstellungs-PK am 27.04.2021

Das mag der Unzufriedenheit einiger Spieler geschuldet sein, doch nun ist es sehr wichtig, dass Weinzierl genau an diesem Punkt ansetzt. Dass unsere Jungs es können, haben sie in der zweiten Halbzeit gegen Köln gezeigt. Nicht viel hat gefehlt und man hätte das 0:3 noch ausgleichen können.

Ich denke, ich spreche im Namen vieler Fans, dass wir nun hoffen dürfen, attraktiven, leidenschaftlichen und vor allem auch kämpferischen Fußball zu sehen. In den letzten Wochen und Monaten ließ das der FCA doch sehr vermissen.

Aber ich bin der Meinung, dass Markus Weinzierl es schaffen wird, die Jungs aufeinander einzuschwören, sodass wir die noch fehlenden Punkte, die uns die Klasse sichern, holen werden. Dazu muss aber eines passieren – und nein, ich will euch keine Angst machen, sondern nenne einfach nur die Fakten. Weinzierl muss nämlich seine eigene Serie brechen.

Weinzierl und der FCA… Eine Symbiose, die seinesgleichen sucht! (Fotomontage via Imago)

Bei seinen bisherigen Bundesligastationen schaffte unser neuer alter Coach es nämlich nie, in den ersten drei Partien einen Sieg einzufahren. Sowohl bei Schalke als auch bei Stuttgart verlor er alle drei Spiele, bei unserem FC Augsburg schaffte er immerhin ein Unentschieden. Da wünschen wir ihm doch, dass er es wie einst zu Regensburger Zeiten macht. Dort fuhr er nämlich ein Unentschieden und zwei Siege ein. Also mach es noch einmal wie beim Jahn, Markus!

Eine Vorstellung, die einem das Herz aufgehen lässt

Natürlich ist die Vorgabe ganz klar: Klasse halten und sich dann im Sommer ordentlich auf die kommende Saison vorbereiten. Das ganze ist laut Aussage unseres Coach natürlich auch ein langwieriger Prozess, denn eine Mannschaft zu entwickeln macht man nicht mal einfach so von heute auf morgen.

Wer die Pressekonferenz zur Vorstellung von Markus Weinzierl gesehen hat, der hat bereits gehört, wie der Plan unsers alten und neuen Trainers ungefähr aussieht. Ich kann nur für mich selbst sprechen, doch ich habe ihm jedes einzelne Wort abgenommen. So viel Leidenschaft und Begeisterung haben wir bei unserem FCA schon länger nicht mehr in einer derartigen Veranstaltung gesehen.

Eine Aussage ist mir dabei besonders im Gedächtnis geblieben, denn sie beschreibt mit jedem einzelnen Wort die Tugenden unseres Vereins. Viel zu lange haben wir diese nicht mehr sehen oder verspüren dürfen.

Da müssen wir wieder hin kommen. Die eigenen Stärken heraus zu kehren, die eigene Identität wieder zu finden, eben aggressiv, mutig zu sein, Spaß am Zweikampf zu entwickeln und eklig zu sein. Ein ekliger Gegner zu sein, wo man unangenehm dem Partner gegenübertritt – dem Gegenspieler. Und das habe ich vermisst und da will ich die Jungs von der Einstellung, von der Mentalität wieder hinbringen. Plus natürlich eine spielerische Entwicklung. Plus natürlich auch den Umschaltmoment, der mir auch ein bisschen gefehlt hat. Das war immer die größte Stärke des FC Augsburg.

Markus Weinzierl bei der Vorstellungs-PK am 27.04.2021

Herzlich willkommen, Markus und Reiner!

Wir, das komplette Team der Rosenau Gazette, heißen Markus Weinzierl und natürlich auch Reiner Maurer herzlich willkommen (zurück) in unserem schönen Schwabenländle.

Wir freuen uns sehr, dass ihr hier seid, und wünschen euch einen guten und vor allem auch erfolgreichen Start. Gerne hätten wir euch live im Stadion begrüßt und euch einen tollen Empfang bereitet. Wir Fans stehen hinter euch und der Mannschaft, auch wenn wir euch leider nur von zu Hause aus unterstützen können. Im Herzen stehen wir an eurer Seite.

Rot-Grün-Weiße Grüße

Alternativlos

Nach 412 Tagen im Amt wurde Heiko Herrlich nach der 2:3-Niederlage gegen den 1. FC Köln als Trainer des FC Augsburg entlassen. Die Trennung ist nicht nur nachvollziehbar, sondern gar alternativlos. Stefan Reuters Poker auf Besserung stellte sich als falsch heraus. Nun ist auch der Manager gefordert. Eine kommentierende Analyse.

Heiko Herrlich ist nicht mehr Trainer des FC Augsburg. In 42 Pflichtspielen unter seiner Regie gab es zwölf Siege, neun Unentschieden und 21 Niederlagen – zu wenig, um langfristig bei Rot-Grün-Weiß zu arbeiten. (Foto via imago)

Der FC Augsburg stand in dieser ja immer noch speziellen und schwierigen Corona-Saison nie schlechter als Tabellenplatz 13 da. Mit dem knüppelharten Abstiegskampf hatten die Schwaben bis dato nicht wirklich etwas zu tun. Weil das in der Vergangenheit nicht immer so war, scheint die Spielzeit 2020/21 auf den ersten Blick eine ordentliche zu sein. Doch der nackte Blick auf die Tabelle ist trügerisch.

Der FC Augsburg kommt auf insgesamt neun Saisonsiege in bisher 31 Spielen. Das ist okay, nach Ende der vergangenen zwei Spielzeiten waren es nicht mehr. Sieht man sich die Partien, in denen dreifach gepunktet wurde, allerdings genauer an, so muss man feststellen, dass der FCA nur wenige davon verdient für sich entschieden hat. Konkret: das 3:1 gegen Mainz sowie das famose 2:0 gegen Dortmund. Ansonsten gewannen die Augsburger entweder wegen der enormen Effizienz (z.B. 2:1 gegen Hoffenheim), eines überragenden Rafal Gikiewicz (z.B. 1:0 gegen Mainz), dem ungenutzten Chancenwucher des Gegners (z.B. 3:1 gegen Gladbach) oder oft auch allen drei Faktoren zusammen (z.B. 2:1 gegen Union Berlin). Zudem verpasste es der FCA in der Regel, nach einem Sieg nachzulegen. Nach sieben der neun Dreier wurde verloren.

Hängende Köpfe: Carlos Gruezo und Rafal Gikiewicz nach dem 2:3 gegen den 1. FC Köln. Die ersten 45 Minuten stehen für eine der schlechtesten Halbzeiten in der Augsburer Bundesligageschichte. (Foto via imago)

Keine Weiterentwicklung erkennbar

Klar, Fußball ist ein Ergebnissport – und Ergebnisse hat der FC Augsburg gerade in den direkten Abstiegsduellen gegen Bielefeld, Köln und Mainz (jeweils 1:0) geliefert. Nichtsdestotrotz geht es in der Analyse der Manschaftsleistung auch um andere Parameter. Auch wenn das bloße Herunterbrechen auf Statistiken einem Trainer nicht gerecht wird, haben sie eine gewisse Aussagekraft. Die Fuggerstädter kommen ligaweit auf die drittwenigsten Torschüsse, die zweitschlechteste Passquote und den zweitwenigsten Ballbesitz. Das sind – so ehrlich muss man am Lech sein – Werte eines Absteigers. Vor 13 Monaten wurde die Entlassung Martin Schmidts insbesondere mit dem schlechten Abschneiden in diesen Kategorien begründet. Stefan Reuter rechtfertigte die Trennung mit den „Statistiken, die deutlich gegen uns sprechen, die deutlich in die falsche Richtung zeigen“. Herrlich gelang es in diesen Bereichen nur bedingt, die Mannschaft zu verbesseren, wie unser Vergleich zwischen Schmidt und Herrlich zeigt.

Die Hauptaufgabe eines Trainers ist es, die Mannschaft weiterzuentwicklen. Vergleicht man die aktuelle Leistung mit der von vor einem Jahr, muss man allerdings feststellen, dass Heiko Herrlich diese Aufgabe nicht geglückt ist. Der gebürtige Mannheimer hat es geschafft, die Defensive zu stabilisieren. Das war auch bitter nötig. Im Offensivspiel hapert es jedoch nach wie vor gewaltig an kreativen Ideen. Ein Spielkonzept im letzten Angriffsdrittel fehlt ebenso wie ein offensiver Mittelfeldspieler im Kader. In diesem Zusammenhang ist auch Reuter zu kritisieren, da er es im Grunde genommen seit dem Abgang Ja-Cheol Koos verpasst hat, einen entsprechenden Spieler zu verpflichten. Das bedeutet jedoch nicht, dass Herrlich hier aus der Verantwortung zu ziehen ist.

Denn der Augsburger Kader ist grosso modo absolut bundesligatauglich. Man sollte ihn nur richtig für sich zu nutzen wissen, womit wir wieder bei der Herangehensweise des Trainers sind. Herrlich ging gefühlt in ein Spiel, um nicht zu verlieren, statt zu gewinnen. Das Augsburger Spiel war zu sehr auf Toreverhindern als -erzielen aus. Auch gegen individuell schwächer besetzte Teams. Dass diese destruktive Herangehensweise mit neun Saisonsiegen belohnt wurde, kaschiert die spielerische Leistung des FC Augsburg deutlich. Es liegt auf der Hand, dass Herrlichs risikovermeidende Spielweise keinen langfristigen Erfolg sichern konnte.

Präsident Klaus Hofmann traf nach dem 0:0 gegen Bielefeld den Nagel auf dem Kopf und sprach von „einer weiteren Episode unansehnlicher Leistungen in dieser Saison.“ Ein klarer Fingerzeig des Vorstandsvorsitzenden in Richtung Trainerteam. Hätte Hofmann Herrlich schützen wollen, hätte er wohl andere Worte gewählt. Er wirkte ohnehin zusehends unzufrieden mit der Leistung des FCA, was etwa an seinem Verhalten auf der Tribüne deutlich wurde. Gegen Köln schimpfte Hofmann lautstart und trat wütend mit dem Fuß gegen eine Sitzschale.

Reuters riskantes Spiel und das Prinzip Hoffnung

Alles in allem kommt die Trennung Heiko Herrlichs nicht überraschend. Der Trend aus den vergangenen Spielen sprach deutlich gegen den 49-Jährigen. Aus den Partien gegen die direkten Konkurrenten Schalke, Bielefeld und Köln konnte gerade einmal ein Punkt geholt werden. Alle Klubs rangieren in der Tabelle hinter dem FCA. Der FC Augsburg hatte in diesen Spielen die Möglichkeit, den Klassenerhalt perfekt zu machen. Nach einem Sieg gegen Bielefeld hätte man neun Punkte Vorsprung auf die Arminia gehabt, nach einem Dreier gegen Köln sich wohl endgültig aller Abstiegssorgen entledigt. Die Chance, das elfte Bundesligajahr in Serie perfekt zu machen, war also da.

Daher ist es auch nachvollziehbar, dass sich Reuter lange hinter seinen Coach gestellt hat. Man hatte das Gefühl, der FCA werde sich schon irgendwie in der Liga halten können – egal ob aufgrund der eigenen Leistungen oder einfach deshalb, da es schlicht drei Vereine gibt, die eine noch schlechtere Saison als die Schwaben spielen. Zudem darf man nicht vergessen, dass Reuter in der Vergangenheit zwar auf dem Transfermarkt, nicht aber in der Trainerfrage glücklich agiert hat. Mit phasenweiser Ausnahme von Manuel Baum war keiner der von Reuter installierten Trainer langfristig in Augsburg erfolgreich.

Daher muss sich auch der Weltmeister von 1990 kritischen Stimmen stellen. Hat er zu lange auf das Prinzip Hoffnung gesetzt? Im Nachhinein betrachtet war dieses Spiel riskant – und fußte mehr auf Ergebnisse als der tatsächlichen Leistung auf dem Platz. Aus einer Entlassung Heiko Herrlichs geht der Geschäftsführer Sport daher zwangsläufig ebenso als Verlierer hervor. Reuter hatte ihn ja an den Lech gelotst. Der nächste Coach an der Augsburger Seitenlinie hat nun zu funktionieren, ansonsten wackelt auch der Stuhl des in der Vergangenheit oft so klug agierenden Managers.

Lange stellte sich Reuter hinter seinen Coach. Nach der Niederlage gegen Köln verweigerte der Manager allerdings ein Treuebekenntnis, konstatierte eine „erschreckende erste Halbzeit“ und meinte: „Es ist klar, dass eine Reaktion nötig ist.“ (Foto via imago)

Herrlich hatte keine Argumente mehr

Der FC Augsburg befindet sich nun an einem Zeitpunkt, an dem der Klassenverbleibt massiv in Gefahr ist. Es bleiben noch drei Spiele in dieser Saison: in Stuttgart, gegen Bremen und beim FC Bayern. Der Vorsprung auf den Relegationsrang beträgt nach dem 31. Spieltag vier Punkte. Hertha BSC hat quarantänebedingt noch drei Partien in der Hinterhand, weswegen dieses Polster in der Realität geringer ist.

Die Trennung von Heiko Herrlich ist daher alternativlos. Angesichts der zuletzt desolaten Leistungen, die in der sportlichen Bankrotterklärung in der ersten Halbzeit gegen Köln gipfelten, gab es keinen Spielraum mehr, an der Zusammenarbeit festzuhalten. Argumente pro Herrlich? Ebenso wenig vorhanden wie die Augsburger Torgefahr in vielen Saisonspielen. Wie an dieser Stelle schon häufiger erwähnt: Wenige FCA-Fans stört es, Tabellen-13. zu sein, viele allerdings, wie Woche für Woche Fußball gespielt wird. Heiko Herrlich stand sinnbildlich für dieses Auftreten. Die Trennung war bitter nötig.

Aus FCA-Sicht darf gehofft werden, dass die nötigen Punkte mit einem neuen Impuls an der Seitenlinie eingetütet werden können. Wie mittlerweile bestätigt, wurde Ex-Trainer Markus Weinzierl mit dieser Mission beauftragt – eine populäre Entscheidung, die viele Fans begrüßen. Ob der gebürtige Straubinger der richtige Mann für den Neuanfang ist, bleibt jedoch abzuwarten. Weinzierl steht sinnbildlich für die erfolgreichste Zeit der Augsburger Vereinsgeschichte, scheiterte allerdings bei seinen Stationen auf Schalke und in Stuttgart. Ihm und dem gesamten FC Augsburg ist es zu wünschen, dass nun wieder bessere Zeiten kommen.

Damit dies gelingt, sind allen voran auch die Spieler gefordert. Bei einigen Profis hatte man zuletzt nicht das Gefühl, dass ihnen der Ernst der Lage bewusst ist, wie André Hahn nach der Niederlage gegen Köln unmissverständlich deutlich machte: „Ich dachte, wir hätten es alle verstanden. In der ersten Halbzeit haben wir gesehen, dass es nicht alle verstanden haben.“

Raus aus dem Schlamassel

DFB-Pokal-Pause und dann noch 3 Spiele in der Bundesliga, bevor die Saison 2020/21 zu Ende ist. Und am Ende könnte es dann doch davon abhängen, wie wir uns gegen Bayern München am letzten Spieltag anstellen, ob wir noch ein 11. Jahr in der Bundesliga dranhängen können. Wer dem FC Augsburg schon länger die Treue hält, hat leider auch Abende wie gestern schon früher erlebt. Fan-Traumata. Auswärts in Gladbach zum Beispiel, als Koubek ein Slapstick-Patzer unterlief, der zumindest mir nicht mehr aus dem Kopf geht. Und des auch viele Gegentore hagelte. Ähnlich hat sich gestern die erste Halbzeit gegen Köln angefühlt mit ihren drei Gegentoren. Desolat. Ernüchternd.

Ohne Worte (Foto: Eduard Martin/Jan Huebner/Pool via Imago)

Nun war es schon vorher so, dass die sportliche Entwicklung unter Heiko Herrlich Anlass zu Sorge geboten hat. Es war schlicht zu wenig, was die Mannschaft spielerisch in den meisten Spielen auf dem Platz als Kollektiv abliefern konnte. Weniger, als Punkte bisher auf dem Tableau stehen. Präsident Klaus Hofmann hatte schon die erste Halbzeit gegen Arminia Bielefeld als „grausam“ bezeichnet und geäußert: „Zumindest mal drei Pässe hintereinander zum eigenen Mann zu bringen, wäre schon mal ein Anfang.“ Auch Stefan Reuter hatte „zu viel Krampf“ und „spielerisch zu wenig“ gesehen. „Wir werden weiter daran arbeiten, wir werden alles versuchen, dass sich das verbessert“ hatte Heiko Herrlich noch vor der Partie gegen Eintracht Frankfurt angekündigt. Nun gegen Köln in der ersten Hälfte kam es zum Offenbarungseid.

Ein „weiter so“ kann es nicht geben

Nachdem viele Fans schon sehr lange Heiko Herrlich kritisieren, hatte er lange vom Management breite Unterstützung erhalten. Stefan Reuter äußerte noch Mitte Februar: „Ich bin überzeugt davon, dass wir nicht nur die Saison zusammen beenden, sondern dass Heiko Herrlich wegen seiner Qualitäten als Trainer und als Mensch sehr langfristig beim FC Augsburg tätig sein wird“. Die Kritik seitens Klaus Hofmann, Stefan Reuter und Michael Ströll war die erste öffentliche, leise Infragestellung von Heiko Herrlich gewesen. Die Mannschaft quittierte daraufhin in der ersten Halbzeit gegen Köln den Dienst und lieferte ihren Trainer aus. Anstatt mit einer Trotzreaktion das Thema Abstieg final zu den Akten zu legen, verweigerten manche Spieler schlicht die Arbeit.

Natürlich fällt das auch wieder auf den Trainer und sein Team zurück. Allerdings darf sich das Management schon die Frage gefallen lassen, ob die konzertierte Kritikäußerung das richtige Signal zur richtigen Zeit war oder die Situation kurzfristig verschlimmert hat. Am Ende sind es die Spieler, die auf dem Rasen Leistung bringen müssen und auf die sich jeder Trainer verlassen können muss. Wie man es auch wendet: Der Club ist in dieser Situation nun zum Handeln gezwungen. Man muss ganz klar Angst haben, dass die Mannschaft in der derzeitigen Konstellation keine weiteren Punkte mehr einfährt und es nach sehr guter Ausgangssituation noch schafft, abzusteigen.

Heiko Herrlich bei seinem letzten Einsatz für den FCA? (Foto: Peter Schatz / Pool via Imago)

Klassischer Reflex: Trainerwechsel

Die einfachste Lösung wäre es an dieser Stelle – mal wieder – den Trainer, in dieser Saison Heiko Herrlich, zu feuern und schon für die letzten drei Spiele einen neuen Verantwortlichen zu präsentieren. Dieser hätte nun auch knapp zwei Wochen zur Verfügung bevor er gegen den VfB Stuttgart antreten müsste. Da kommt die DFB-Pokal-Pause vielleicht gerade zum richtigen Zeitpunkt.

Wenn man diesen Weg nun einschlägt, dann stellt sich nun die Frage, welche Art von Trainer man für wie lange verpflichtet. Ich bin hier sehr deutlich für die Verpflichtung eines ausgewiesenen Feuerwehrmanns nur für die letzten 3 Spiele. Dies hätte zum einen den Vorteil, dass hier jemand ausgewählt werden könnte, der genau diese Situation kurz vor Saisonende ganz genau kennt und jetzt helfen kann. Zum anderen war vielleicht die ein oder andere Trainerverpflichtung in der Vergangenheit etwas vorschnell. Für die neue Saison würde ich gerne sehen, dass der Verein einen Kriterienkatalog erarbeitet und die Trainerkandidaten auf Herz und Nieren prüft. Bisher ist Stefan Reuter ein Manager, dem man im Bereich der Trainerauswahl schlicht nicht gut bewerten kann. Schuster, Schmidt, Herrlich. Einzig Manuel Baum war in gewisser Art ein Lichtblick.

Konsequenzen für die Mannschaft

Dennoch muss die erste Hälfte der Partie gegen Köln auch Konsequenzen für die Spieler und die Mannschaft haben. Auch hier darf es nicht einfach weitergehen, als ob nichts gewesen wäre. Als Profi hast Du einen Job, den Du erledigen musst. Die erste Hälfte war eine Schande für die Farben rot-grün-weiß. Aus meiner Sicht muss das Management über Konsequenzen für den ein oder anderen Spieler oder die gesamte Mannschaft nachdenken. Auch hier muss es zu einem deutlichen Zeichen kommen, damit den Spielern klar wird, welche Verantwortung sie auf dem Platz tragen.

Ich hatte Heiko Herrlich immer zu Gute gehalten, dass er diese krassen Abstürze, die es unter Martin Schmidt manchmal in der zweiten Hälfte gab, abgestellt hatte. Da war wieder einer. Und es ist aus meiner Sicht ganz klar, dass wir dies nun nicht wieder einreißen lassen. In dieser Situation schlicht nur den Trainer auszuwechseln und die Mannschaft gewissermaßen von der Angel zu lassen, ginge gar nicht.

Das war nix (Foto: Christian Kolbert/kolbert-press/Pool via Imago)

Die Außenseiter-Möglichkeit

Manchmal würde ich mir ja wünschen, dass der FC Augsburg mit den bestehenden Mechanismen in der Branche brechen würde. Wenn man nun Heiko Herrlich so schätzt, wie man es vor zwei Monaten noch deutlich kund getan hat, dann könnte man ihm jetzt auch erneut den Rücken stärken und rein über abgestimmte Disziplinarmaßnahmen im Mannschaftskreis versuchen, das Schiff wieder auf Kurs zu bekommen. Dann wäre aber auch klar, dass man mit Herrlich im Sommer weitermacht, komme was wolle. Und wer kann sich das im Moment noch vorstellen?

Insgesamt ist es damit so, dass wohl kurzfristig Heiko Herrlich ersetzt wird und man hofft, mit einem kleinen Schub den Klassenerhalt zu sichern. Das Schlamassel haben wir trotzdem. Die Mannschaft ist in einer Verfassung, in der sie mit den schlechtesten der Liga kaum über 90 Minuten mithalten kann. Der Kader braucht einen Schnitt im Sommer. Sowohl für Kader als auch für die Trainerauswahl ist in Hauptperson Stefan Reuter in der Verantwortung. Der steht nach dieser Entwicklung jetzt doch wieder mit dem Rücken zur Wand. Und offenkundig stellt man sich die Frage, wie es so weit kommen konnte. Warum man an Heiko Herrlich so lange festgehalten hat.

Die Hoffnung ruht auf dem Team

In dieser Phase der Saison und für die letzten vier Wochen kann es trotzdem nichts anderes geben, als gemeinsam zu schauen, dass wir diese Saison schadlos überstehen und den Scherbenhaufen im Sommer aufgeräumt bekommen. Zusammen und geschlossen. Gerade die Gruppe auf dem Platz trägt dabei die Verantwortung, sich ordentlich zu präsentieren und ihren Job zu machen. Alles hängt davon ab, was auf dem Rasen passiert. Wir können Euch diesmal leider nicht im Stadion helfen. In den nächsten Wochen wird sich zeigen, ob Ihr wirklich WIRKLICH verstanden habt, um was es hier geht. Jungs, bei aller Liebe, setzt euch an einen Tisch, schlagt euch auf dem Trainingsplatz die Köpfe ein oder was auch immer. Aber bei der Statue von Helmut Haller (und gerade vor der Ulrich-Biesinger-Tribüne will ich so einen Scheiß nicht nochmal sehen) lasst uns verdammt noch mal nicht hängen!

Herrlich, ein Sündenbock?!

Lediglich 29 Tore konnten unsere Jungs bisher in der laufenden Saison erzielen. Die Stimmen, die eine Entlassung Herrlichs fordern, werden in den sozialen Netzwerken immer lauter. Aufgrund der Frage, ob ein Cheftrainer immer die alleinige Schuld an dem Auftreten einer Mannschaft trägt, haben wir uns im ersten Teil unserer zweiteiligen Co-Trainer-Reihe die Aufgaben eines Trainers genauer angeschaut und dabei festgestellt, dass dieser einige davon abgibt. Außerdem haben wir gesehen, dass unser Coach mit Nico Schneck und Roman Týce schönen Offensivfußball auf den Platz zaubern konnte. Dieses Ziel hatte Heiko Herrlich sich auch für unseren FCA vorgenommen. Doch wie wir alle wissen, ist das momentan nicht der Fall. Deswegen möchten wir euch in dieser Episode den Mann an Heiko Herrlichs Seite vorstellen. Dabei betrachten wir gleichzeitig eine Station in Herrlichs Vita, bei der er nicht brillieren konnte. Diese zeigt nämlich, dass ein Trainer manchmal einfach nur ein Sündenbock für die Entscheidung anderer sein kann.

Kurze Episode in Bochum

Mit der Verpflichtung Heiko Herrlichs am 27.10.2009 ging der VfL Bochum damals ein großes Risiko ein, denn bis dato hatte Herrlich noch nie eine Profimannschaft trainiert. Mannschaften wie die U19 von Borussia Dortmund sowie die U17 und die U19 der DFB-Auswahl waren auf seinem Lebenslauf zu finden. Doch der Revierklub war zum Handeln gezwungen, denn dank der Vorgänger Marcel Koller und Frank Heinemann stand der VfL mit gerade einmal 8 Punkten nach 10 Spieltagen auf einem direkten Abstiegsplatz.

So nahm man zum 11. Spieltag den ehemaligen Stürmer unter Vertrag. Dieser brachte seinen Co-Trainer aus der U19-Nationalmannschaft zu dem gefährdeten Erstligisten mit: Iraklis Metaxas, auf den wir gleich noch genauer eingehen werden.

Nun wird es interessant, da man bei Herrlichs vorherigen Stationen sehen konnte, dass dieser in Zusammenarbeit mit Nico Schneck und Roman Týce geschafft hat, Mannschaften zu absoluten Torgaranten zu formen. Beim VfL Bochum lief das jedoch anders. Zwar stellte man auch hier das System auf ein 4-2-3-1 um, doch die Taktik war defensiv ausgerichtet. Wie auch jetzt bei uns in Augsburg.

Wirklich zufrieden dürfte Herrlich über seine Leistung in Bochum nicht sein… (Foto: imago/Norbert Schmidt)

In insgesamt 22 Spielen für die Bochumer konnte man nur 4 Siege einfahren. Wirft man hierbei einen Blick auf die Tore, so stellt man fest, dass die Mannschaft in der gesamten Zeit gerade einmal 22 Tore schießen konnte. Bekommen hat man 37. Das bedeutet eine Ausbeute von einem geschossenem Tor und 1,68 erhaltenen Toren pro Spiel.

Von wegen nicht emotional

Doch der offizielle Trennungsgrund ein halbes Jahr später war nicht die schlechte Tabellenplatzierung, sondern ein Ausraster Heiko Herrlichs, was wiederum zeigt, dass doch Feuer in ihm stecken muss.

So wie die Mannschaft am Montag trainiert hat, hatte ich allen Grund eine Wanne durch die Kabine zu treten. Aber nicht in Reichweite der Spieler.

https://www.sueddeutsche.de/sport/vfl-bochum-heiko-herrlich-der-klub-wurde-nervoes-1.937014-2

Nach einer schlechten Trainingseinheit trat dieser nämlich eine Plastikwanne durch die Kabine und beschimpfte die Spieler als „Osterhasen“. Allgemein habe ein sehr rauer Umgangston geherrscht und mehrere Spieler hatten sich bei der Führung über den Coach beschwert.

Der Mann an Herrlichs Seite

Wie auch schon beim VfL Bochum steht heute Iraklis Metaxas unserem Coach als Co-Trainer zur Seite. Seit 10.07.2020 ist der gebürtige Kölner, der am 10.07. dieses Jahr 54 Jahre alt wird, Teil des Trainerteams. Im Jahr 2001 erwarb er seine Fußballlehrer-Lizenz mit Prädikatsauszeichnung. Sprich, er gehörte zu den Besten seines Jahrgangs.

Trotz ausgiebiger Recherchen, haben wir nicht herausfinden können, wie Metaxas zum Fußball gekommen ist, oder ob er jemals selbst im Profibereich als Spieler aktiv gewesen war. Viel spricht nicht dafür, denn auf keiner der gängigen Seiten gibt es ein Spielerprofil mit dem Namen Iraklis Metaxas. Daraus lässt sich schließen, dass Metaxas ein so genannter „Theoretiker“ ist, was aber jetzt nichts schlechtes sein muss.

Auf Metaxas‘ Lebenslauf stehen bisher 11 Stationen:

  • 01.01.2001 – 26.10.2009: DFB Jugend → Koordinator Talentförderung
  • 01.07.2008 – 26.10.2009: Deutschland U19 → Co-Trainer unter Heiko Herrlich (15 Spiele) und Horst Hrubesch (5 Spiele)
  • 27.10.2009 – 30.06.2011: VfL Bochum → Co-Trainer unter Heiko Herrlich (22 Spiele), Dariusz Wosz (2 Spiele) und Friedhelm Funkel (37 Spiele)
  • 01.07.2011 – 30.06.2013: VfL Bochum II → Trainer
  • 01.07.2013 – 31.12.2013: SC Freiburg → Co-Trainer unter Christian Streich (26 Spiele)
  • 01.01.2014 – 22.03.2015: Leiter der Freiburger Fußballschule
  • 01.01.2014 – 22.03.2015: SC Freiburg II → Trainer
  • 12.11.2015 – 14.09.2016: Griechische Nationalmannschaft → Co-Trainer unter Michael Skibbe (8 Spiele)
  • 15.09.2016 – 23.02.2019: Leverkusen U19 → Trainer
  • 24.02.2019 – 30.06.2020: SV Darmstadt 98 → Co-Trainer unter Dimitrios Grammozis (47 Spiele)
  • Seit 10.07.2020: FC Augsburg → Co-Trainer unter Heiko Herrlich

Griechisches System und seine Folgen

Wie bereits erläutert, gibt der Trainer auch Aufgaben ab, da er diese alleine gar nicht schaffen würde. Und drei Mal dürft ihr raten, welchen Bereich unser Coach gerne einmal anderen überlässt. Richtig: die Taktik!

Die taktische Ausrichtung machte meistens mein Co-Trainer Iraklis Metaxas.

https://www.sueddeutsche.de/sport/vfl-bochum-heiko-herrlich-der-klub-wurde-nervoes-1.937014-2

So war es beim VfL Bochum, also ist davon auszugehen, dass Herrlich auch bei uns seinem Kompagnon diese Aufgabe zuteil werden lässt. Und dass Metaxas gerne defensiv auflaufen lässt, ist kein Geheimnis. Sieht man sich die Statistik an, welche Spieler am meisten unter Herrlichs Co eingesetzt wurden, so stellt man fest, dass diese überwiegend Defensivspieler sind. Auf Platz 1 steht dabei Christian Mengert (defensives Mittelfeld) mit 69 Einsätzen. Danach folgen mit Jannik Stevens und Julian Wolff ein linker Verteidiger und ein Innenverteidiger. Die erste Offensivkraft ist Sam Schreck, der im Jahr 2018 unter Herrlich im Kader von Bayer Leverkusen stand, mit 36 Einsätzen.

Vergleichsspielchen

Wie wir in unserem vorherigen Artikel bereits sehen konnte, zeigte Heiko Herrlich mit seinen vorherigen Mannschaften wunderschönen Offensivfußball. Torgefahr garantiert! Hier mal eine kleine Übersicht, damit ihr wisst, was ich meine.

TeamTorverhältnis gesamtTorverhältnis pro Spiel
SpVgg Unterhaching63 : 59 (in 38 Spielen)1,66 : 1,55
Regensburg 2015/1620 : 9 (in 13 Spielen)1,54 : 0,69
Regensburg 2016/1762 : 50 (in 38 Spielen)1,63 : 1,32
Leverkusen 2017/1858 : 44 (in 34 Spielen)1,71 : 1,29
Leverkusen 2018/1926 : 29 (in 17 Spielen)1,53 : 1,71
Leverkusen Europa League16 : 9 (in 6 Spielen)2,66 : 1,50

Nun haben wir natürlich auch verglichen, wie die Torausbeute mit bzw. unter Iraklis Metaxas ausgesehen hat. Mit dem VfL Bochum erreichte man in 22 Spielen ein Torverhältnis von 22:37. Das bedeutet, dass die Bochumer pro Spiel durchschnittlich lediglich ein Tor schießen konnten und 1,68 kassierten. Bei Bochum II, die Iraklis Metaxas selbst trainierte stehen folgende Werte auf dem Papier: Jahr 1 → 42:64 (1,17:1,78), Jahr 2: 47:42 (1,24:1,11)

Derzeit hat der FCA ein Torverhältnis von 29:42. Das heißt, man schießt pro Partie 1,07 Tore und kassiert 1,56. Sehr ähnliche Werte im Vergleich zu Bochumer Zeiten, wenn ihr mich fragt.

Welche taktischen Anweisungen hier wohl gegeben werden? „Bloß nicht nach vorne“?(Foto via Imago)

Unser Fazit

Ein Cheftrainer hat es nicht leicht. Er hat viele verschiedene Aufgaben, die er an die richtigen Leute delegieren muss. Daher ist das Team um ihn herum genauso wichtig und zur Verantwortung zu ziehen wie er selbst. Und trotzdem ist der Trainer derjenige, der den Kopf hin hält und im Zweifelsfall auch seine Koffer packen muss. Zuerst geht immer der Chef.

Wie man an den von uns gewählten Beispielen sehr gut sehen kann, ist es nicht nur Heiko Herrlich allein, der die Schuld an unserer momentanen Passivität und der unattraktiven Spielweise trägt. Bei seinen vorherigen Stationen hat er nämlich durchaus gezeigt, dass er für offensiven Fußball steht und es schafft, dass sich seine Mannschaften viele Chancen heraus arbeiten.

Dieses Ziel hatte er sich eigentlich auch für den FC Augsburg gesetzt.

Wir haben uns immer – egal, wo ich war – sehr viele Torchancen heraus gespielt. Das war in Regenburg so. Da hatten wir bei den beiden Aufstiegen die meisten Torchancen und die meisten Tore. Und auch in Leverkusen in meinem ersten Jahr hatten wir statistisch die zweitmeisten Großchancen gehabt. Und das sind auch Elemente, die ich hier rein bringen möchte.

Heiko Herrlich bei seiner Vorstellung am 10.03.2020

Gab es eine Alternative?

Wie unsere Auswertung zeigt, hat unser Coach in diesem Fall nicht gelogen, denn sowohl mit Unterhaching, Regensburg und Leverkusen konnte Herrlichs Team sehr viele Tor vorweisen. Allerdings hatte er bei Bayer und auch in Regensburg mit Nico Schneck einen Co-Trainer, der als ehemaliger zentraler Mittelfeldspieler offensiv ausgerichtet war. Auch Roman Týce wusste als ehemaliger Spielführer, worauf es ankommt.

Doch obwohl beide zum damaligen Zeitpunkt frei gewesen wären, entschied man sich dafür, Iraklis Metaxas ins Augsburger Boot zu holen. Eine Entscheidung, die wir angesichts der Episode in Bochum nicht wirklich nachvollziehen können. Zwar haben Herrlich und er auch schon die U19-Nationalmannschaft über einen Zeitraum von 16 Monaten zusammen trainiert, doch Metaxas hat für unseren Geschmack seinen Chef auch im Stich gelassen. Denn während Herrlich seine Koffer packen musste, blieb der Grieche damals in Bochum.

Für uns wäre Nico Schneck die bessere Wahl als Co-Trainer gewesen. Nicht nur aufgrund der Torausbeute bei den vorangegangen Stationen, sondern auch, weil das Team Schneck und Herrlich eine Zusammenarbeit von 2,5 Jahren vorweisen kann. Mit Iraklis Metaxas arbeitete Herrlich insgesamt nur ein Jahr und 10 Monate zusammen.

Man sieht deutlich, dass die Wahl des richtigen Co-Trainers sehr viel ausmachen kann, denn er hat mehr Einfluss, als man glauben möchte. Ein Co kann sehr wohl auch die Taktik für ein Spiel ausgeben und bei der Aufstellung mitsprechen, wenn der Cheftrainer ihm diese Aufgabe überträgt.

Schuldfrage?!

Daher müssen wir uns alle die Frage stellen, ob man Heiko Herrlich die alleinige Schuld für die derzeitige Situation zuweisen kann. Wir sagen, nein… Er trägt die Verantwortung und muss dafür gerade stehen, aber nicht alle Entscheidungen trifft er selbst. Bei der Personaleinstellung hat auch die sportliche Leitung ein Wörtchen mitzureden.

Heiko Herrlich hatte bei seinem Amtsantritt darauf verzichtet, einen neuen Co-Trainer dazu zu nehmen. Es war aber klar abgesprochen, dass wir nach der Saisonanalyse prüfen, wie wir das Trainerteam weiter sinnvoll ergänzen können. Wir freuen uns daher, dass wir mit Iraklis Metaxas und Kristián Barbuščák zwei absolute Fachmänner für unseren FCA gewinnen konnten, die uns in der individuellen Arbeit mit den Spielern nach vorne bringen werden.

https://www.media-sportservice.de/2020/07/13/fc-augsburg-ex-leverkusener-iraklis-metaxas-unterstuetzt-heiko-herrlich/

Habt ihr schon mal beobachtet, wie die Wechsel innerhalb einer Partie vonstatten gehen? Unser Coach nimmt immer Rücksprache mit seinem Assistenten. Und dieser steht für einen sehr defensivlastigen Fußball…

Stefan Reuter redet auch gerne mal ein Wörtchen mit (Foto via Imago)

Hat man Heiko Herrlich also am Ende vielleicht nur den falschen Mann an die Seite gestellt? Könnte durchaus sein, denn die Beweise, dass Herrlichs trainierte Mannschaften es auch anders können, sind nicht von der Hand zu weisen. Bleibt die Frage: Wer hat über diese Personalie entschieden? War es Herrlich selbst oder jemand anders?

Iraklis Metaxas wäre nicht der erste Co-Trainer, den man ungefragt in den Verein geholt hat, denn wir alle erinnern uns sicherlich noch an Jens Lehmann… Und hatte Manuel Baum damals ein Mitspracherecht?

Erklärungen zum Schluss

Wir wollen Heiko Herrlich hier nicht in Schutz nehmen, denn auch wir sind der Meinung, dass es so über die Dauer nicht weitergehen kann. Wir wollten mit diesem Bericht lediglich aufzeigen, dass nicht immer die Schuld beim Cheftrainer alleine liegt, der allerdings immer zur Verantwortung gezogen wird.

Natürlich kann man den Unmut vieler Fans durchaus nachvollziehen. Die Art und Weise, wie unsere Jungs momentan Fußball spielen, ist nur sehr schwer zu ertragen. Man wünscht sich den Mut, den Willen und den Kampfgeist zurück, den wir unter Herrlichs Vorgängern sehen durften. Aber man hat weder beim Trainer noch bei unserem ersten Co-Trainer das Gefühl, als würden sie das Team in die richtige Richtung bewegen. Zumindest hört man bei jedem Spiel die gegnerische Bank, unsere eigene aber nicht.

Doch noch ist ein Trainerwechsel nicht in Sicht. Das würde wahrscheinlich auch zum jetzigen Zeitpunkt zu viel Unruhe ins Team bringen. Aber eines dürfte feststehen: es wird ziemlich sicher ein sehr spannender Sommer. Und vielleicht finden wir ja mal wieder einen Augsburger Sonderweg, an dem wir zwar am Cheftrainer festhalten, dafür allerdings deutliche Veränderungen bei Co-Trainer und Trainerteam vornehmen.

Finalspiele

Über die gesamte Saison betrachtet waren es doch ganz verschiedene Auftritte, mit unterschiedlichen Ausgängen, die manchmal auch die gleichen Fragen hervorgerufen haben. Am vergangenen Dienstag war Fußball – bestehend aus Einsatz und Spiel.

Aufstellungsunabhängig bemühte sich die Mannschaft bis zuletzt das bestmögliche zu erreichen. Und auch ohne Punktgewinn kann dieses Spiel als Fortschritt und Befähigungsnachweis gesehen werden.

Für kurze Zeit tauchte in dieser Woche das real gewordene Gespenst einer Super League auf, und verschwand nach kurzer Zeit wieder. Den weiteren Schaden für den Sport ausklammernd, ließ sich erkennen, welche Bedeutung das Spiel und alles damit gewachsene für manche Entscheider, in deren Statistiken keine Spielwerte vorkommen, hat.

Der Reiz des Fußballs liegt auf dem Platz, und dies umso mehr in den letzten Spielen einer Ligasaison, in denen es um die wesentlichen Entscheidungen geht.

Noch sind es vier Spieltage, plus coronabedingt zwei weitere Spiele unter Beteiligung der Hertha. Um eine weitere Entzerrung zu vermeiden, und den Spielbetrieb an den letzten Spieltagen abzusichern, ordnet der DFB nun ein verpflichtendes Quarantäne-Trainingslager an.

Da ein Absteiger seit Mittwoch bereits fest steht, sind es vermutlich noch sechs Mannschaften, die um die Plätze 12 bis 15 spielen – der FCA hat dabei mit 33 Punkten die beste Ausgangsposition. Und doch wird es aufgrund verschiedener Quervergleiche und der ausstehenden Nachholspiele schnell unübersichtlich.

Hertha hat noch die Nachholspiele gegen Freiburg und Mainz, spielt gegen Schalke, Bielefeld und Köln. Köln spielt am letzten Spieltag gegen Schalke, und Bremen tritt am vorletzten Spieltag in Augsburg an. Das tabellarisch schwerste Restprogramm scheint Mainz mit München, Frankfurt, Dortmund und Wolfsburg zu haben. Der FCA spielt dazu noch in Stuttgart und am letzten Spieltag in München.

Bei Betrachtung der Punktestände sind nun noch verschiedene Szenarien möglich, es scheint aber sehr wahrscheinlich, dass 36 Punkte mindestens zu Platz 16 ausreichen – in der Tordifferenz liegen Bielefeld und Köln gegenüber den anderen Mannschaften aktuell etwas zurück.

Auch ohne weitere Rechnereien bedeutet dies, dass der FCA noch mindestens einen Sieg benötigt.

Sieben der letzten zehn Spielzeiten hat der FC in der Bundesliga verbracht, und in der Saison 2016/ 17 mit dem Erreichen der Europa League sein beste Platzierung in dieser Zeit erreicht. In der letzten Spielzeit lagen die Kölner als Aufsteiger nach 25 Spieltagen mit vier Punkten Rückstand zu den internationalen Plätzen auf Platz 10, um dann im Anschluss keines der neun folgenden Spiele zu gewinnen.

In dieser Spielzeit überzeugte der FC vor allem gegen Mannschaften aus der oberen Tabellenhälfte, und hat durch den Sieg gegen Leipzig unter der Woche neuen Auftrieb erhalten. Von den noch im Abstiegskampf befindlichen Teams mit Augsburg die wenigsten geschossenen Tore, haben die Kölner auch die meisten Gegentreffer erhalten.

Nach dem Wechsel mit Friedhelm Funkel als Trainer für das Saisonfinale, gibt es jetzt auch Gespräche mit Peter Stöger, der für die erfolgreichste Phase des Klubs in den letzten zehn Jahren steht, und ligaunabhängig ab der kommenden Saison wieder auf der Trainerbank sitzen soll.

In den entscheidenden Spielen in der Bundesliga erreichte der FCA bisher immer den Klassenerhalt. Und wenn es auch noch mehrere Möglichkeiten gibt, kommt dem Spiel gegen den Köln am Freitag eine größere Bedeutung zu.

Was auch immer in der Saison und in den letzten Spielen war, spielt keine Rolle mehr. Mit dem Auftreten und der Einstellung des letzten Spiels, und wieder etwas mehr Erfolg beim Torabschluss, als Mannschaft, kann zumindest in einem Punkt Sicherheit erreicht werden. Gutes Spiel!

Nur der FCA!

Abstiegskrampf

Nach der ebenso peinlichen wie unnötigen Niederlage gegen das abgeschlagene Tabellenschlusslicht Schalke war am vergangenen Samstag nun die Arminia aus Bielefeld in Augsburg zu Gast. Ein einmaliger Ausrutscher gegen S04 möchte man sagen und im gleichen Zuge hoffen, dass die Augsburger Kicker kapiert haben, dass gegen Arminia dringend eine Leistungssteigerung benötigt wird, um was zählbares zu holen. Nun, liebe Leserinnen und Leser, ich muss euch schon zu Beginn enttäuschen. Eine richtige Leistungssteigerung war auch gegen den Konkurrenten aus Ostwestfalen nicht ersichtlich. Mit dem torlosen Remis waren beide Mannschaften durchaus gut bedient, so ein kurzes Fazit vorab. Nach der Arminia stand dann am Dienstag Eintracht Frankfurt auf dem Spielplan und hier möchte man einfach nur sagen: Unglücklich, Unglücklicher, FCA. Und, by the way: Herzlich Willkommen zurück im Abstiegsk(r)ampf!

Rückblick Arminia

Aber eins nach dem anderen – blicken wir zu aller erst zurück auf die Partie gegen Bielefeld. Die Arminia galt im vergangenen Sommer als Abstiegskandidat Nummer eins. Viele sahen in dem ostwestfälischen Club eine Art Kanonenfutter und prognostizierten den direkten Wiederabstieg. Aber bis dato schlägt sich der DSC wacker und machte auch dem FCA im Hinspiel das Leben sehr schwer. Und im Gegensatz zum Hinspiel hatte die Arminia am Samstag keine Geschenke an den FCA zu verteilen…

„Wir können am Samstag einen Kampf erwarten, weil Augsburg – genau wie wir – einen robusten Fußball spielt, auf die Umschaltmomente geht und bei Standards Gefahr ausstrahlen kann. Da müssen wir uns gegenstemmen. Wir müssen sehr klar bleiben, was unsere Spielweise betrifft und versuchen, präzise zu spielen, damit wir dem Gegner keine guten Momente gönnen.“

Arminia Coach Kramer vor der Partie des DSC gegen den FCA

Nicht an Bord war der Augsburger Leihstürmer der Arminia, Sergio Cordova, aufgrund einer Covid-19-Erkrankung. Gute Besserung an dieser Stelle! In der Augsburger Startelf fand sich nach längerer Ausfallzeit Iago wieder und ersetzte Jungspund Gumny hinten links. So viel zur Aufstellung und rein in die Partie. Der FCA hatte in der ersten Halbzeit merklich Probleme gegen forsche Bielefelder, die auch zu einigen -wenn auch meist harmlosen – Abschlüssen kamen. Die Arminen liefen die Augsburger gut an, hielten körperlich dagegen und stellten viele Räume zu – dies lässt sich auch statistisch belegen:

Quelle: kicker

Gerade Urgestein Klos und der flinke Doan sorgten für offensive Glanzmomente im Augsburger Strafraum – ohne jedoch zwingend gefährlich zu werden. In Minute 28 beispielsweise zeigte die Arminia eine sehr gefällige Ballstafette: Klos legte den Ball per Absatz auf den agilen Voglsammer ab, der frei vor dem Tor volley ab- und zum Augsburger Glück verzieht. Da war definitiv mehr drin – beste Chance des Spiels bis dato. Und nach 33 Minuten hat Bielefeld sage und schreibe 61 Prozent Ballbesitzanteile zu verzeichnen!

Der Kicker resümiert in seinem Liveticker nach einer halben Stunde:

„Nach einer halben Stunde kann man sagen: Die Bielefelder sind in der Offensive einen Tick zwingender, ohne sich jetzt eine Vielzahl an Chancen zu erspielen.“

Kicker im Liveticker zum Spiel

Auf Augsburger Seite hatte einzig Marco Richter in der 35. Minute einen guten Torabschluss – der leicht abgefälschte Schuss ging leider nur auf das Tornetz. Das war bezeichnenderweise die beste Augsburger Chance in der ersten Halbzeit. Schiedsrichter Markus Schmidt empfand die Partie scheinbar nicht grade als Schmankerl und pfiff die erste Hälfte sogar sechs Sekunden eher ab. Das kommt in der Bundesliga auch sehr selten vor.

Nach dem Seitenwechsel gab es bis zur 65. Minute kaum tornahe Szenen zu sehen, erst nach der Einwechselung von Finnbogason (für Marco Richter) kam etwas mehr Schwung in die Partie. Der Isländer brachte sichtlich mehr Offensivgeist in die Mannschaft und pushte seine Mitspieler nach vorne. In Minute 78 legte ebendieser Isländer Ruben Vargas sehenswert auf, dessen Abschluss Ortega jedoch spektakulär um den Torpfosten lenken konnte. Das war auch die einzig nennenswerte Situation in Halbzeit zwei und die beste Szene des gesamten Spiels. Aber insgesamt war dieses 0:0 nach Abpfiff mehr oder minder leistungsgerecht.

Ruben Vargas hatte den Siegtreffer auf dem Fuß, doch Ortega hatte was dagegen und hielt grandios. Foto:: kolbert-press/Christian Kolbert via Imago)

Der Kicker zieht zum Spielende folgendes Fazit (und hat damit ganz recht):

„Schluss in Augsburg, die Partie endet mit dem einzig logischen Ergebnis: 0:0. Nach dem Seitenwechsel war vor beiden Toren noch weniger geboten als vor der Pause. Aber eine dicke Chance hatte der FCA, die Ortega klasse parierte. In Summe geht dieses Remis absolut in Ordnung.“

Kicker im Liveticker zum Spiel

Rückblick Eintracht

Nach Bielefeld ist vor Frankfurt. Der FCA hatte im Rahmen der englischen Woche am Dienstag ein Auswärtsspiel in Frankfurt vor der Brust. Ein anderes Kaliber als Schalke und Bielefeld. Die Vorzeichen standen dabei denkbar schlecht für den FCA: Caligiuri und Khedira hatten sich gegen Arminia die fünfte gelbe Karte eingehandelt und waren gegen die Eintracht somit gesperrt. Heiko Herrlich reagierte in der englischen Woche mit einer totalen Rotation und sendete eine noch nie dagewesene Anfangsformation auf den Platz:

Etwas überraschend starteten die beiden Tschechen Marek Suchy und Jan Moravek. Gerade bei unserem dauerverletzten Routinier Moravek überraschend. Aber auch Suchy ist sonst nicht gerade die erste Wahl in der Innenverteidigung.

Der FCA stand – mit Blick auf die Startelf – tief und lies die Gäste in den ersten zehn Minuten des Öfteren zum Abschluss kommen, unter anderem pflückte Gike in Minute fünf einen Kopfball von Silva aus der Luft. Ein Art Wachmacher für den FCA, der anschließend aufdrehte und einige gute Offensivaktionen verzeichnen konnte. Unter anderem schloss der agile Richter aus spitzem Winkel ab und fand seinen Meister in Trapp, der weiterhin einen Distanzschuss von Benes sicher hielt.

Der Kicker urteilte nach 15 Spielminuten:

„In den ersten knapp 15 Minuten wird deutlich, wohin die Reise gehen dürfte: Augsburg steht dicht gestaffelt, macht die Räume eng und hofft auf Konter. Die Eintracht hat mehr vom Spiel, bleibt bislang aber in der engmaschigen Gäste-Deckung regelmäßig hängen.“

Kicker im Liveticker zum Spiel

In der 24. Spielminute dann die beste Szene des Spiels: Niederlechner prüfte Trapp aus fünf Metern, der jedoch parieren konnte und Kostic sodann Moraveks Nachschussversuch blockte. Nach 30 Minuten hatte Frankfurt knapp 66 Prozent Ballbesitz, offensiv jedoch nicht allzu viel anzubieten und Gike hatte bis dato einen geruhsamen Abend. Bis zur 31. Spielminute war es auch eine faire Partie. Dann kam Ex-Augsburger Hinteregger und foulte Marco Richter rüde von der Seite. Der Schiedsrichter zückte nur gelb – aus Augsburger Sicht deutlich zu wenig. Über rot hätte sich „Hinti“ wohl auch nicht beschweren dürfen.

„Hinteregger kommt auf der Außenbahn gegen Richter zu spät, hat gar keine Chance auf den Ball und senst dann den Augsburger mit einem rüden Foul um – der Österreicher kam von der Seite, hatte den Fuß aber weit oben und Richter auf Kniehöhe getroffen.“

Kicker im Liveticker zum Spiel

Leider trat ebenjener Hinteregger in Halbzeit eins nochmals in Aktion und brachte mit einem satten Kopfball die Eintracht – bis dato schmeichelhaft – in Führung. Mit einem Rückstand ging der FCA in die Pause und Frankfurt wechselte clevererweise den angezählten Hinteregger aus. Nach dem Seitenwechsel holte sich leider Captain Udo die fünfte gelbe Karte ab und fehlt nun am Freitagabend gegen Köln. Schöner Mist!

Mit diesen beiden Aktionen hat sich „Hinti“ bei den FCA Fans nicht unbedingt beliebter gemacht (Foto via Imago)

Die Partie plätscherte nach Wiederanpfiff lange unspektakulär dahin, bis die Eintracht einen Konter bilderbuchmäßig abschließen konnte in Person von Silva. 2:0 – nicht unbedingt leistungsgerecht. Aber wenn man vorne nicht trifft und hinten wacklig steht, dann wunderts einen auch nicht weiter. Auch hier – in der Szene zum 2:0 – stimmte die defensive Zuordnung (mal wieder) nicht, wieder eine zielgenaue Flanke des Gegners und wieder ein Kopfballgegentor. Man möchte sagen, es liegt „nur“ an der zusammengewürfelten Mannschaft. Aber stimmt das auch?

In Minute 65 dann der Dreifachwechsel: Strobl für Moravek, Jensen für Richter und Finnbogason für Niederlechner. Alles positionsgetreu, der Kicker titulierte dies in seinem Liveticker relativ treffend als typische Augsburger Risikoaversion. Doch zumindest etwas Vorwärtsdrang bewirkten die Wechsel, es sprang immerhin in Minute 71 ein Handelfmeter für den FCA raus. Dieser ist nicht ganz so strittig, wie die Kartenwahl bei Hinteregger, aber auch hier waren Diskussionen angebracht. Der VAR griff ein, schickte den Schiedsrichter an den Fernseher und dieser entschied schlussendlich auf Elfmeter.

Konzessionsentscheidung? Möglich. Jedoch verschoss Finnbogason den Elfmeter kläglich, sodass statt Augsburger Aufholjagd eher Frust schieben angesagt war. Der eingewechselte Vargas setzte gegen Spielende noch einen Konterabschluss an den Pfosten. Fortuna trug heute wahrlich kein FCA Trikot.

Auch der Kicker sieht vor allem die fehlende Zielgenauigkeit der Augsburger vor dem Tor als Genickbruch:

„Augsburg war nicht chancenlos, versagte vor dem Tor aber immer wieder – und gerät mit Blick auf den Abstiegskampf nun wohl noch mehr unter Druck. Frankfurt hat sich von der klaren Niederlage in Gladbach gut erholt gezeigt und den FC Augsburg in einem Geduldspiel 2:0 geschlagen. Die Eintracht tat sich lange mit galligen Gästen schwer, spielte ihre Klasse aber letzten Endes aber dennoch aus – und kam der Champions League damit wieder einen Schritt näher.“

Kicker im Liveticker zum Spiel

Vorschau Köln

Nun, wie der Kicker schon ganz treffend resümierte: Der FCA steht nun wieder gewaltig unter Druck. Stand man noch vor einigen Wochen recht komfortabel da in der Tabelle, ist es heute wieder etwas kuscheliger geworden im Abstiegskampf. Der FCA hatte es lange in der eigenen Hand.

Aber: 1 Punkt aus den beiden Spielen – gegen die Kontrahenten Arminia und die bereits abgestiegenen Schalker – ist deutlich zu wenig. Null Treffer in den vergangenen drei Spielen ist offensiv blamabel und bietet Grund zur Sorge. Die Kölner als kommender Gegner hingegen befinden sich im dezenten Aufwind, gewannen mit 2:1 zuletzt gegen Bayern-Jäger Leipzig und pirschen sich an die Nicht-Abstiegsplätze an. Ex-Nationalspieler und Abwehrspezialist Jonac Hector erzielte hierbei beide Treffer für die Kölner.

Jonas Hector und der 1. FC Köln haben derzeit einen Lauf… ob der FCA hier gegenhalten kann? (Foto: Moritz Müller via Imago)

Der FCA hat auf den Tabellen-17. derzeit satte 7 Punkte Vorsprung – jedoch könnte der Vorsprung im „Sechs-Punkte-Spiel“ am kommenden Freitag deutlich schmelzen. Auch Arminia, Bremen, Mainz, Hertha und Hoffenheim befinden sich in direkter Schlagdistanz, wobei Mainz ein Spiel und Hertha sogar zwei Spiele weniger gespielt haben aufgrund von Corona-Erkrankungen im Vereinsumfeld.

Gegen Köln muss Heiko Herrlich vorallem in der Innenverteidigung umstellen, Vize-Kapitän (?) Felix Uduokhai fehlt gelbgesperrt. Eine Möglichkeit des Ersatzes stellt Reece Oxford dar, eine weitere ist Marek Suchy. Aus dem Stand würde ich für ersteren plädieren. Eine Begründung könnten diese Werte hier beispielsweise sein, die gegen den Effzeh gefragt sein werden:

Heiko Herrlich sieht dies anscheinend ähnlich:

„Reece Oxford macht zurzeit sehr viel Freude“, lobte Herrlich den Engländer, der gegen die Eintracht schon für den am Kopf verletzten Jeffrey Gouweleeuw einsprang. ,,Er wird ihn [Uduokhai, Anm. d. Red.] sicherlich dann ersetzen müssen.“

OneFootball

Offensiv fehlt seit längerem die Durchschlagskraft und vor allem das Zielwasser, gefällige Kombinationen sind Mangelware und kreative Umschaltmomente sind oft von Zufall geprägt. Flo und Finnbo im Formtief, Richter und Vargas zu ungenau im Abschluss. Nur André Hahn ist diesertags einigermaßen treffsicher und die große (Offensiv-) Hoffnung in den letzten vier Partien.

Folgende Aufstellung könnte Heiko Herrlich also aufs Feld schicken:

Gikiewicz - Iago, Gouweleeuw, Oxford, Framberger - Strobl, Gruezo - Vargas, Benes, Richter - Hahn

Persönlich hoffe ich, dass Freddy Jensen und Noah Sarenren Bazee mal eine reelle Einsatzchance erhalten in Form von Spielminuten! Die Schnelligkeit und der Spielwitz der beiden Kreativspieler könnte uns gut zu Gesicht stehen. Ich lasse nun einfach Rafal Gikiewicz das Schlusswort für mich sprechen, dem stimme ich uneingeschränkt zu:

#NURDERFCA

Herrlich offensiv!

Wirft man einen Blick auf die Rückrundentabelle, so steht eine Punkteausbeute von 13 Punkten aus bisher 11 Spielen auf dem Augsburger Hausaufgabenzettel vor dem Spiel gegen Bielefeld. Das bedeutet einen soliden 8. Platz. In den letzten 5 Spielen vor dem Duell gegen Schalke 04 lag unser FCA sogar im Bereich der internationalen Plätze. Mit 9 Zählern stand lediglich der FC Bayern, VfL Wolfsburg, RB Leipzig und dem VfB Stuttgart vor uns. Und trotzdem werden die Stimmen, die eine Entlassung Heiko Herrlichs fordern, in den sozialen Netzwerken immer lauter. Zu unansehnlich sei die Augsburger Spielweise, der Hang zur Passivität kaum mehr ertragbar. Aber kann Heiko Herrlich wirklich immer alleine für die Taktik verantwortlich gemacht werden oder ist er eigentlich nur der Sündenbock für die Entscheidungen anderer? Macht immer der Coach die Aufstellung oder gibt dieser auch Aufgabenbereiche ab? Wer sind bzw. waren die Co-Trainer, die Heiko Herrlich dabei zur Seite stehen?

Aufgaben eines Trainers

Das Tätigkeitsfeld eines Fußballtrainers ist sehr umfangreich. Er ist quasi der Kapitän, der ein Schiff durch die stürmische See lenken muss. Oder – um es auch anders auszudrücken – er ist derjenige, der die Verantwortung trägt und den Kopf hin hält. Auf einer Broschüre des BDFL (Bund deutscher Fußballlehrer) finden sich folgende Bereiche, die grundsätzlich in einem Verein anfallen und zunächst auch den Aufgabenbereich eines Fußballlehrers betreffen:

  • Trainingssteuerung (z.B. Leistungsdiagnostik)
  • Trainingsplanung (z.B. Vorbereitung, Nachbereitung, Dokumentation)
  • Austausch mit dem Funktionsteam
  • Austausch mit der medizinischen Abteilung
  • Mannschaftsführung (z.B. Gespräche mit Spielern)
  • Kaderplanung (z.B. Scouting, Kontakt zu Spielerberatern)
  • Taktiktraining / – schulung (z.B. Spielanalyse, Präsentationen)
  • Athletik-, Fitness-, Konditionstraining
  • Gegneranalyse
  • Austausch mit Vereinsverantwortlichen
  • Nachwuchsförderung
  • Organisation / Administration
  • Medien- und Öffentlichkeitsarbeit (z.B. Pressekonferenzen, Interviews)

Es handelt sich hierbei um so viele unterschiedliche Aufgaben, die ein Mensch alleine kaum bewältigen kann. Es ist also sehr wichtig, dass ein Coach ein gutes Team um sich herum aufbaut, dem er vollstes Vertrauen schenken und somit auch Tätigkeiten übergeben kann.

Was macht eigentlich ein Co-Trainer?

Heiko Herrlich hat mit Iraklis Metaxas, Tobias Zellner und Jonas Scheuermann drei Co-Trainer, die ihn bei seiner Arbeit unterstützen und entlasten. Doch warum ist ein guter Co-Trainer so wichtig? Wie oben schon gesehen, ist es nicht damit getan, die Mannschaft jeden Tag auf dem Platz zu trainieren. Hinzu kommen Einzeltrainings und spezielle Einheiten zur Vorbereitung wichtiger Spiele. Auch für die Psyche eines Spielers muss ein Trainer oder Co-Trainer ein gewisses Fingerspitzengefühl haben.

Insgesamt lässt sich das Mannschaftsumfeld in drei große Bereiche teilen, die entweder vom Cheftrainer oder eben vom Co-Trainer verantwortet werden. Diese sind Mannschaftsführung, Trainingsbetrieb und Spielbetrieb. Hierbei fallen einem Trainerassistenten oft folgende Aufgaben zu:

Zusätzlicher Beobachter: Der Co beobachtet einzelne Spieler und deren Leistungen im Training, hilft dabei diese zu analysieren und auch zu bewerten. Dies ist wichtig im Hinblick auf die Taktik und auch für die Aufstellung. Der Co-Trainer informiert den Coach über die momentane Verfassung eines Spielers und hat somit auch ein Mitspracherecht, wer bei einer Partie in der Anfangsformation auftauchen darf.

Zweite Meinung zur besseren Reflexion: Ein Assistent hat die wichtige Aufgabe, dem Cheftrainer mit seinen Ansichten zu unterstützen, denn laut einem bekannten Sprichwort „sehen vier Augen mehr als zwei“. Ein Co-Trainer hilft also bei der Analyse und Bewertung einer bestimmten Person oder auch einer Situation. Somit ist eine objektive und bessere Arbeit gewährleistet.

Sprachrohr zur Mannschaft: Natürlich ist der persönliche Kontakt zwischen Trainer und Spielern sehr wichtig. Doch da er gleichzeitig die oberste Autorität ist, übernimmt sein Assistent oftmals die Aufgabe, Informationen weiter zu geben, Fragen zu beantworten oder auch geplante Spielzüge während des Spiels zu besprechen.

Trainingsorganisation: Da ein Cheftrainer oftmals nicht alle Trainingsmethoden gleichzeitig beobachten kann (z.B. Torwarttraining und Koordinationstraining), steht ihm der Co zur Seite und hilft somit dabei, dass das Training effizienter gestaltet werden kann.

Vertretung des Haupttrainers: Wie wir selbst schon erlebt haben, kann es vorkommen, dass ein Coach nicht an einem Spiel teilnehmen kann. In diesem Fall übernimmt der Co-Trainer die Unterstützung der Mannschaft vom Seitenrand aus.

Die bisherigen Stationen des Heiko Herrlich

Zur Beginn der Saison 2004/05 beendete Heiko Herrlich seine Karriere als aktiver Spieler. Auf seiner Vita tauchen einige große Erfolge auf. So gewann der frühere Mittelstürmer mit Borussia Dortmund beispielsweise zweimal die Deutsche Meisterschaft, zweimal den Deutschen Supercup, die Champions League und den Weltpokal. Mit Bayer Leverkusen (1993) und und Borussia Mönchengladbach (1995) konnte er den DFB-Pokal mit nach Hause nehmen.

Im Jahr 2005 erwarb Herrlich die DFB-Trainerlizenz und übernahm daraufhin die A-Jugend von Borussia Dortmund. Der FC Augsburg ist seine 9. Station als Cheftrainer. Hier eine kurze Auflistung, wo unser Coach bisher sein „Unwesen“ getrieben hat:

  • 01.07.2005 – 30.06.2007: Borussia Dortmund U19
  • 01.07.2007 – 30.06.2008: Deutschland U17
  • 01.07.2008 – 27.10.2009: Deutschland U19
  • 27.10.2009 – 29.04.2010: VfL Bochum
  • 01.07.2011 – 30.06.2012: SpVgg Unterhaching
  • 01.07.2013 – 30.06.2015: FC Bayern München U17

Bei seinen bisherigen Tätigkeiten konnte Heiko Herrlich mit der U19 der DFB-Auswahl die Europameisterschaft gewinnen, die vom 14.07.2008 bis 26.07.2008 stattfand. Allerdings stand er dabei nicht selbst, sondern sein Vorgänger Horst Hrubesch an der Seitenlinie, der nach dem Turnier die U20 übernahm. Zudem wurde unser Coach mit Jahn Regensburg Meister der Regionalliga Bayern.

Seit 10.03.2020 steht Herrlich bei unserem FC Augsburg unter Vertrag. Da die Kritik an ihm jedoch immer größer wird, haben wir uns angeschaut, was er bisher alles geleistet hat und vor allem auch, mit welchen Männern er dabei zusammen gearbeitet hat. Da die Betrachtung aller Stationen den Rahmen sprengen würde, haben wir uns 4 davon herausgepickt: SpVgg Unterhaching, Jahn Regensburg, Bayer Leverkusen und VfL Bochum.

Heiko Herrlich bei Unterhaching

Am 01.07.2011 trat Herrlich seine fünfte Station bei Unterhaching an. Er blieb dort für genau eine Saison. Am 25.05.2012 gab der Verein die einvernehmliche Vertragsauflösung bekannt. Laut Aussage das Vereins zog es Herrlich damals aus privaten Gründen zurück in seine Heimat Dortmund.

63 Tore in der Liga – Ligabestwert für die junge Truppe aus Unterhaching (Foto: imago/Lackovic)

Mit der Spielvereinigung bestritt Heiko Herrlich insgesamt 45 Spiele. 18 davon konnte er gewinnen. Man beendete die Saison auf Tabellenplatz 15 und schaffte somit den Klassenerhalt in Liga 3. Dazu sei gesagt, dass das Durchschnittsalter innerhalb des 40-köpfigen Kaders bei gerade einmal 21 Jahren lag.

Doch einen kleinen Erfolg konnte Herrlich auch hier verbuchen: Am 09.05.2012 gewann Unterhaching den Landespokal Bayern (Toto-Pokal) gegen SC Eltersdorf mit 4:3 und sicherte sich somit die Teilnahme am DFB-Pokal.

Der Co und sein System

Nun kann man natürlich sagen, dass Herrlich mit den Hachingern nicht großartig erfolgreich war. Das mag stimmen, wenn man nur auf die Tabellenplatzierung schaut. Sieht man sich aber das Torverhältnis an, so wird deutlich, dass Unterhaching in dieser Saison auf 63 Tore kam. Das war Ligabestwert. Nicht einmal die Aufsteiger Sandhausen und Aalen konnten so viele Tore schießen.

Herrlichs Co-Trainer war Roman Týce. Der gebürtige Tscheche, der zu seiner Spielzeit im defensiven Mittelfeld zuhause war, spielte unter anderen bei Unterhaching und dem TSV 1860 München.

Ein Löwe bei Haching – Herrlichs Co Roman Týce (Foto: imago/Buthmann)

Das bevorzugte System bei den Hachingern war ein 4-4-2 mit einer Doppel 6. Alles in allem wurde dabei sehr offensiv ausgerichteter Fußball gespielt. Gerade die 63 Tore sprechen dafür, dass alles nach vorne ging. Zudem stehen ganze 14 Spiele auf der Liste, in denen 3 und mehr Tore geschossen wurden. Zwei Mal konnte man die Kugel sogar 6 Mal im gegnerischen Kasten versenken.

Aufstiegsheld Heiko Herrlich

Am 01.01.2016 übernahm Herrlich den SSV Jahn Regensburg, nachdem man Vorgänger Christian Brand aufgrund negativer Stimmung im Umfeld entlassen hatte.

In der Saison 2015/16 bestritt der Jahn unter Heiko Herrlich 17 Spiele. 9 davon konnte man gewinnen. In 13 Spielen in der Regionalliga Bayern schoss man 20 Tore und kassierte selbst nur 9, was am Ende Platz 1 und die Regionalligameisterschaft bedeutete. In der Qualifikationsrunde zur 3. Liga setzten sie sich nach einer 0:1-Niederlage mit einem 2:0 gegen die zweite Delegation der Wölfe durch und sicherten sich so den Aufstieg in Liga 3.

Und dort legte Regensburg einen Auftritt hin, der sich sehen ließ. Mit 62 geschossenen Toren knackte man auch hier den Ligabestwert und schaffte es am Ende der Saison auf den Relegationsplatz zur 2. Bundesliga. Dort ging es gegen den TSV 1860 München. Das Hinspiel in Regensburg ging 1:1 aus. Doch in der Allianz Arena zeigten die Oberpfälzer was in ihnen steckt, schossen die „Kätzchen“ mit 2:0 aus ihrem eigenen Stadion und somit in die Krise.

Mit Heiko Herrlich konnte Jahn Regensburg gleich zwei Mal in Folge aufsteigen (Foto via Imago)

Der Mann an Herrlichs Seite

Heiko Herrlichs Co-Trainer zu jener Zeit war Nico Schneck, den er auch später mit nach Leverkusen nahm. Schneck spielte zu seiner aktiven Zeit im zentralen Mittelfeld. Überwiegend trat er bei verschiedenen Vereinen in der Regionalliga gegen den Ball, da er zeitgleich Sportwissenschaften an der Universität Bielefeld studierte. Dort durfte er auch ein Spiel bei der ersten Garde machen und somit Profiluft schnuppern.

Im Juni 2016 holte Herrlich ihn schließlich als seinen Kompagnon an die Donau. Während man gemeinsam die erste Mannschaft coachte, spielte Nico selbst noch für die zweite Brigade der Regensburger.

Ein eingeschworenes Team – Nico Schneck und Heiko Herrlich (Foto via Imago)

Gemeinsam stellten die beiden das Spielsystem von einem 4-4-2 mit Doppel 6 auf ein 4-2-3-1 um und zeigten wirklich wunderschönen Offensivfußball. 62 geschossenen Tore und 20 Siege (in 43 Spielen) kommen nicht von ungefähr.

Herrlichs Zeit bei Bayer Leverkusen

Herrlichs Zeit bei Bayer 04 Leverkusen dauerte in etwa 1,5 Jahre. Vom 01.07.2017 bis 23.12.2018 durfte er dort zusammen mit Nico Schneck anheuern. Wie auch schon zuvor setzten die beiden überwiegend auf ein offensiv ausgerichtetes 4-2-3-1. Allerdings stellten die beiden auch gerne einmal auf ein 3-4-3 um.

Das Ergebnis der Zusammenarbeit von Herrlich und Schneck kann sich gerade in der ersten Saison sehen lassen. Kurz vor Schluss verspielte man zwar noch einen Platz in der Champions League, doch sicherte man sich mit Tabellenplatz 5 die Teilnahme an der Europa League. Auch ein Blick auf die verschiedenen Daten zeigt wie gut die beiden harmonierten. So schoss man beispielsweise durchschnittlich 15 Mal pro Spiel auf den gegnerischen Kasten. 1,7 dieser Schüsse landeten im Tor, denn am Ende der Saison standen ganze 58 Tore auf der Habenseite.

Sieht nach taktischen Spielchen aus! (Foto via Imago)

In die folgende Spielzeit 2018/19 startete man nicht überragend. Mit 3 Niederlagen aus den ersten drei Partien lag man auf dem letzten Tabellenplatz. Doch das Team Herrlich / Schneck schaffte es bis zu seiner Entlassung am 23.12.2018, die Mannschaft auf Platz 9 zu bringen. Die Spieldaten sehen auch hier nicht schlecht aus: In 17 Partien schoss man im Durchschnitt 14 Mal aufs Tor, traf dabei 26 Mal und lief in etwa 120 km pro Spiel. Die Passquote lag bei satten 80 Prozent.

Fragwürdige Entlassung

In der Europa League lief es bei Bayer recht ordentlich: Mit 4 Siegen, einer Niederlage und einem Unentschieden erreichte man unangefochten die Tabellenführung. 16 Tore konnte man in den 6 Vorrundenspielen erzielen und ca. 86 Prozent der Pässe kamen beim eigenen Mann an.

Warum also entließ man Heiko Herrlich und Nico Schneck, obwohl sie im Zeitraum kurz vor ihrer Freistellung vier der letzten fünf Pflichtspiele gewinnen konnten? Dazu äußerte sich Sportdirektor Rudi Völler wie folgt:

Vor allem mit dem schlechten Saisonstart hatten wir schon seit vielen Wochen eine Diskussion. Die Entwicklung war leider nicht so, wie wir uns das vorgestellt haben.

https://www.sportbuzzer.de/artikel/heiko-herrlich-entlassung-details-bayer-leverkusen-reaktionen/

Einerseits kann man diese Aussage schon nachvollziehen. Die Vereinsführung hat sich bei einem so wertvollen Kader sicher eine bessere Platzierung in der Liga gewünscht. Der Zeitpunkt der Entlassung wirft allerdings einige Fragen auf.

Bisheriges Fazit

Wie man bisher sehen kann, spielte Heiko Herrlich mit seinen Co-Trainern Roman Týce und Nico Schneck ansehnlichen und vor allem auch sehr effizienten Offensivfußball. Alleine wenn man auf die Anzahl der Schüsse pro Spiel und die Torausbeute der einzelnen Mannschaften blickt, wird deutlich, dass unser Coach eigentlich immer sehr auf so ein System setzte.

Doch es gibt eine Station in Heiko Herrlichs Vita, bei der es ähnlich passiv lief wie derzeit bei uns in Augsburg. Diese Episode dauerte relativ genau ein halbes Jahr. Aber was dort genau passiert ist, das sehen wir uns im zweiten Teil unserer kleinen Co-Trainer Serie an. Ihr dürft gespannt sein!

Mannschaften

Mit dem Spiel gegen Bielefeld hat der FCA acht Punkte aus den letzten vier Heimspielen geholt, und auch unabhängig der Ergebnisse der Konkurrenz bleiben die Abstände zu den kritischen Plätzen unverändert.

Egal wie die Saisonbeurteilung ausfallen wird, und wie die perspektivische Entwicklung aussehen könnte, es sind noch fünf Spieltage, und bereits zum Ende dieser Woche könnte der Abstieg auch rechnerisch ausgeschlossen werden.

Vor dem Hinrundenspiel stand die Eintracht mit zwei Punkten Rückstand – hinter dem FCA – auf Platz 10. Nach dem 29. Spieltag sind die Frankfurter mit 20 Punkten Vorsprung auf den FCA auf Champions-League-Kurs.

Der Verein bewegt sich auf die beste Bundesligaplatzierung seit 18 Jahren hin, und doch scheint die Perspektive etwas unklar. Die mit der neueren Entwicklung verbundenen Bruno Hübner, Fredi Bobic und Adi Hüttner werden den Klub zum Saisonende verlassen.

Nach einer bisher gelungenen Rückrunde mit Siegen gegen München, Dortmund und Wolfsburg gab es am letzten Spieltag eine deutliche Niederlage in Mönchengladbach. Und doch könnte es, bei Betrachtung des Restprogramms, das erste Mal in der Vereinsgeschichte mit der Teilnahme an der Champions-League etwas werden.

Zehn Jahre spielt der FCA nun in der Bundesliga, und es gibt eine Reihe von Ereignissen, Namen und Spielen, die damit verbunden sind. Und nicht nur in Zeiten ohne Stadionbesuch, und zum Ende dieser Dekade, lohnt es sich diese immer wiedermal ins Gedächtnis zu rufen.

Die ersten beiden Bundesligaspiele, der erste Bundesligasieg in Mainz, der erste Heimsieg, der Klassenerhalt am vorletzten Spieltag in Mönchengladbach. In den Spielzeiten 2015/ 16 und 2019/ 20 wurde der Klassenerhalt jeweils auch am 33. Spieltag erreicht, in der zweiten Bundesligasaison, gegen Fürth, und 2017 in Hoffenheim jeweils am letzten Spieltag.

Dazu die bisher erfolgreichsten Spielzeiten von 2013 – 2015 mit dem Erreichen der Europa League.

Weitere besondere Spiele, die ersten Siege gegen München und Dortmund, der Sieg am letzten Spieltag in Mönchengladbach, die höchsten Heim- und Auswärtssiege, entscheidende Tore in den letzten Minuten und unterschiedliche Elfmetersituationen. Dieser Rückblick ließe sich noch verschiedenartig erweitern.

Genauso interessant ist es auch wieder einmal eine Auswahl-Mannschaft zu bestimmen, die für diesen Zeitraum stehen könnte. Dabei fällt auf, welche Spielerpersönlichkeiten auch bereits im FCA-Dress erstklassig aufgelaufen sind. Wie könnte so eine Mannschaft, in WM-Kadergröße mit 23 Spielern, aussehen:

Im Tor Marwin Hitz, ergänzend Alexander Manninger und Rafał Gikiewicz. In der Verteidigung Jeffry Gouweleeuw, Ragnar Klavan, Phillip Max und Paul Verhaegh, dazu Jan-Ingwer Callsen-Bracker, Martin Hinteregger, Raphael Framberger und Felix Uduokhai.

Das Mittelfeld bestehend aus Daniel Baier, André Hahn, Dominik Kohr und Ja-Cheol Koo, ergänzend Marco Richter und Tobias Werner.

Im Sturm mit Raul Bobadilla und Alfreð Finnbogason. Hinzu kommen noch Halil Altintop, Sascha Mölders, Florian Niederlechner und Dong-Won Ji.

Objektiv schwer vergleichbar ob diese, emotional zusammengestellte Mannschaft, gecoacht von den beiden Trainer Weinzierl und Baum, so zusammen spielen könnte, steht sie aber exemplarisch für zehn Jahre Bundesliga und erstklassige Auftritte des FCA.

Gut zwei Wochen vor dem Jahrestag des entscheidenden Aufstiegstors stellt sich sportlich zunächst nicht die Frage nach der weiteren Zukunft des FCA, sondern wie diese Saison zu Ende gespielt wird.

Und nach dem gelungenen Start in die Saison, vielleicht auch ein guter Ausklang und noch einige gelungene Auftritte, beginnend mit dem Spiel in Frankfurt. Den letztjährigen Auftritt vergessen machen, und an die Tendenz der vorherigen beiden Spiele anknüpfen – mit einem Erfolgserlebnis am Dienstag könnte der Klassenerhalt in der zehnten Bundesligasaison am 30. Spieltag schon etwas näher rücken. Gutes Spiel!

Nur der FCA!

Investorenclub FC Augsburg 1907

Unter der Woche platzte die Bombe. Unkontrolliert. Und was die Augsburger Allgemeine als auch der kicker unterschlagen haben: es war die Legio Augusta, denen aufgefallen war, dass sich im Handelsregister bei der Hofmann Investoren GmbH, etwas geändert hatte.

Die Hofmann Investoren GmbH ist die Gesellschaft mit der Klaus Hofmann und andere Investoren (wie es sogar der Name schon sagt) die Anteile an der FC Augsburg 1907 GmbH & Co. KGaA von Walther Seinsch übernommen hatten. Die Hofmann Investoren GmbH gehören mehr als 99% der Aktien am Profibereich des FC Augsburg bis hinunter zur U17. Schon im Februar 2020 wurde laut Handelsregister eine Kapitalerhöhung bei der Hofmann Investoren GmbH vorgenommen. Diese diente wohl in der Vorbereitung dazu, nun den Anteilsverkauf vornehmen zu können, zu der schließlich durch Eintragung im Handelsregister im Februar 2021 evident wurde.

Schon vor einiger Zeit konnte sich Klaus Hofmann über einen ganz besonderen Deal für seine Investorengesellschaft freuen. Den Mitgliedern des Vereins, von denen er gewählt wurde, hatte er nichts mitzuteilen. (Foto: Christian Kolbert/kolbert-press/Pool via Imago)

Die Bolt Football Holdings (Germany), L.P. (im Nachfolgenden: „Bolt“) übernahm 45% der Anteile an der Hofmann Investoren GmbH. Hinter Bolt steckt David Blitzer, ein schwerreicher US Amerikaner, der schon in mehrere Sportunternehmen investierte. Detlef Dinsel und Marcus Höfl verkauften ihre Anteile im Rahmen der Transaktion im Gesamten, Thilo Sautter und Michael Reuss gaben einen Teil ihrer Anteile ab. Klaus Hofmann selbst behielt seine Anteile wie gehabt.

Spekulationsgewinne

Und während es Klaus Hofmann im Interview mit der Augsburger Allgemeinen als üblich bezeichnete, dass Anteile nach 6 Jahren weiter verkauft werden, stellt sich doch die Frage, zu welchen Konditionen dies geschah. Zudem müssen die beiden ausscheidenden Anteilseigner schon früher ihren Willen zum Verkauf geäußert haben. Es ist davon auszugehen, dass die Transaktion monatelang vorbereitet wurde. Eine Kernfrage in diesem Zusammenhang ist aus meiner Sicht: Wie viel haben Dinsel und Höfl damals für die Anteile bezahlt und wie viel haben sie nun im Rahmen des Verkaufs für ihre Anteile bekommen? Wie sieht es bei den anderen Anteilseignern aus? Gerade weil es zu den Leistungen der Investoren – inwiefern hier Know-How und Vitamin B zum Tragen kamen ist fraglich ohne die nötige Transparenz – keine Informationen gibt. Als Fan und Mitglied dieses Vereins finde ich es doch eine sehr interessante Frage, ob sich einzelne Personen an der Entwicklung des FCA bereichert haben. Und Vorsicht: in der Presse ist teilweise von einem Preis i.H.v. 5,5 Mio. EUR die Rede, die Blitzer bezahlt haben soll. Dabei handelt es sich schlicht um den Nennwert der Anteile. Wie viel Blitzer bezahlt hat ist bisher nicht öffentlich geworden. Es wird allerdings ein vielfaches des Nennwerts gewesen sein.

Wortklauberei

Klaus Hofmann hat sich im Interview mit der Augsburger Allgemeinen dagegen verwehrt, dass David Blitzer als „Investor“ bezeichnet wird. Schauen wir uns doch mal kurz an, was David Blitzer getan hat: Er hat mit Geld Anteile an der Hofmann Investoren GmbH gekauft. Klaus Hofmann hat ihn als Minderheitsgesellschafter bezeichnet. David Blitzer hält nun mehr Anteile als jeder andere Investor an der Hofmann Investoren GmbH. Er hält mehr Anteile als Klaus Hofmann selbst. Es ist Wortklauberei, wenn Klaus Hofmann sich bei einem Anteilseigner an der Hofmann Investoren GmH am Begriff Investor stört. Diesen schlicht als „Minderheitsgesellschafter“ zu bezeichnen, trifft den Sachverhalt noch weniger in der Wortwahl. Neuerdings wird von Seiten des FC Augsburg auch der Begriff „Partner“ verwendet. Ein Investor bleibt ein Investor, egal wie man es drehen und wenden mag.

Identifikation

Welche Verbindung hat David Blitzer zum FC Augsburg? War er schon mal da und hat sich ein Spiel angeschaut als dies noch möglich war? Verfolgt er die Bundesliga? Genau so intensiv wie die belgische Liga oder Crystal Palace, wo er auch investiert ist? Welche Beweggründe wird der Investor verfolgen, wenn es um Entscheidungen betreffend den FCA geht? Eventuell wird er – auf Grund seines großartigen Vermögens und seiner Liebe zum Sport generell – nicht zum schnellen Gewinn optieren. Er wird allerdings in keinem Fall die Identifikation mitbringen, die wir Fans und Mitglieder haben. Für uns ist der FCA die Nummer 1. Bei David Blitzer ist die Liste lang. Die Identifikation auf der Investorenebene abseits von Klaus Hofmann selbst scheint grundsätzlich ein Problem zu sein. Anscheinend kam es zu dem Investorenwechsel erst dadurch, dass sich die genannten zwei Mitinvestoren von ihren Anteilen trennen wollten.

Finanzielle Stabilität

Know-How soll der neue Investor mitbringen. Im ersten Artikel der Augsburger Allgemeinen ist von Finanzstärke die Rede, die der Investor mitbringt. Derweil finanziell beim FCA nichts ankommt. Laut Hofmann gab es seit 2014 keine Kapitalerhöhung bei der FC Augsburg 1907 GmbH & Co. KGaA mehr und es ist trotz Corona und den ersten Verlusten seit Jahren auch nichts geplant. Das ist auch nicht weiter verwunderlich. So verkauft ja nicht der FC Augsburg 1907 e.V. Anteile. Der hat ja schon kaum welche mehr. Von Anteilsverkäufen profitieren wie oben beschrieben wenn dann nur noch die verkaufenden Investoren. Wer nun zusätzlich einmal in die Meldungen zum Höfl-Engagement zurückblickt, der entdeckt auch dort schon all die Thesen zu Netzwerk, Marketing, etc. Wie viel ist davon beim FCA angekommen? Gerade jetzt wo der Investorenwechsel in einem Atemzug mit den ausgebliebenen Einnahmen in der laufenden Saison gemeinsam kommuniziert wurde, wird hier durch den gewählten Narrativ ein etwas schiefes Bild geschaffen. Mehr finanzielle Mittel beim FCA wären schön, sind allerdings nicht in Sicht. Und inwiefern David Blitzer wirklich sein Netzwerk und seine Kontakte einbringen wird, werden wir hoffentlich alle noch sehen oder eben auch nicht.

Sonnenkönig Klaus Hofmann

Dietmar Hopp, Martin Kind, Klaus Hofmann. Selbst wenn Hofmann nach dem Einstieg von David Blitzer nicht mehr das größte Anteilspaket am FC Augsburg hält, so hat er doch im Exklusivinterview mit der Augsburger Allgemeinen direkt klar gemacht, dass weiterhin alle Entscheidungen schlussendlich von ihm getroffen werden. Er verbleibt einziger Geschäftsführer der Hofmann Investoren GmbH. Die Entscheidungsstrukturen beim FC Augsburg verbleiben wie bisher. Hofmann regiert über allen. Diesmal indem er indirekt Anteile am FC Augsburg an einen amerikanischen Investor verkauft, der bisher keine erkennbare Beziehung zum FC Augsburg hatte. Den schlicht er seit 20 Jahren kennt. Nichts neues beim FC Augsburg, kann man an dieser Stelle feststellen. Der Verein ist seit dem ursprünglichen Verkauf der Anteile an Walther Seinsch monarchisch geprägt und folgt vielen Mustern, die das Fußballgeschäft mittlerweile aufweist.

Timing

Und jetzt kommen wir zu einem Punkt, der dies nun alles noch etwas unangenehmer macht. Klar, die Bezeichnung „Sonnenkönig“ ist wertend. Gemeint ist ein Alleinherrscher, der andere nicht in seine Entscheidungen mit einbezieht. Mit anderen sind vor allem die Mitglieder des FC Augsburg 1907 e.V. gemeint, die Klaus Hofmann vertritt. Diese haben wie alle anderen durch die Meldung der Legio Augusta vom Anteilsverkauf bei der Hofmann Investoren GmbH erfahren. Und genau an dieser Stelle sieht man, wie diese beide Rollen des Klaus Hofmann (des Investors und des Präsidenten) nicht zusammenpassen.

Hofmann, Ströll und Co. Die Entscheidungsstrukturen beim FCA bleiben wie gehabt. Mehr Transparenz und eine klare institutionelle Verankerung von 50+1 auch über den Aufsichtsrat der KGaA fehlt weiterhin. (Foto: Christian Kolbert/kolbert-press/Pool via Imago)

Hofmann mag das Präsidentenamt ehrenamtlich ausfüllen, in seiner Rolle als Investor ist er vermögensverwaltend tätig. Anstatt schon frühzeitig die Mitglieder zu informieren und transparent mit dem Vorgang umzugehen, hat er seine Mit-Investoren geschützt und den Vorgang abgeschlossen. Erst nach Veröffentlichung durch die Legio Augusta nahm auch die Presse den Ball auf und es erfolgte eine ausführliche Erklärung in einem Interview mit der Augsburger Allgemeinen. Eine offizielle Information der Mitglieder des FC Augsburg 1907 e.V. steht weiterhin aus. Ob, wie nun kommuniziert wurde, eine Information nach der englischen Woche erfolgt wäre, hätte sich der FCA mitten im Abstiegskampf befunden, kann jeder für sich selbst beurteilen. Wann der FC Augsburg eine Lösung findet, um eine Jahreshauptversammlung auch virtuell zu veranstalten, steht in den Sternen. Die Mitglieder einzubinden hatte schlicht nicht die höchste Priorität. Michael Ströll hat im Interview bei Sky gestern eingestanden, dass man die Kommunikationsstrategie nicht zu Ende gedacht hatte. Jetzt gilt es für die Zukunft strukturell die Einbindung der Mitglieder sicherzustellen.

Zusammenfassung

Der FCA war und ist ein Investorenclub. Nun gab es einen Wechsel in der Investorenschaft, der für die aussscheidenden Investoren eventuell einen netten Spekulationsgewinn eingebracht hat. Wie der Ausstieg der Alt-Investoren zeigt, war von deren Seite keine allzu hohe Identifikation mit dem FC Augsburg vorhanden. Viel schlimmer kommt es nun mit dem Neu-Investor David Blitzer wohl auch nicht. Kurzfristige Vorteile für den FCA sind nicht zu erwarten und entsprechend hat die Transaktion momentan keine Auswirkungen. Es wird sich im Zeitablauf zeigen, wenn uns Klaus Hofmann mit David Blitzer angeschleppt hat.

Robert Götz hat seinen Kommentar betitelt mit: Neuer US-Investor: Die FCA-Fans müssen vertrauen – anderes bleibt ihnen nicht. Dem möchte ich widersprechen. Aufsichtsratsstrukturen bei einem Verein sind ja nicht nur zum Spaß vorhanden. Insofern würde ich als Mitglied des Vereins gerne wissen, wann Vereinspräsident Klaus Hofmann den Aufsichtsrat der FC Augsburg 1907 e.V. über den Investorenwechsel informiert hat. Zudem gilt es aus Mitgliedersicht zu prüfen, wie der Verein auf den Investorenwechsel reagiert hat. Ich könnte mir vorstellen als Mitglied, die Protokolle der Aufsichtsratssitzungen des FC Augsburg 1907 e.V. vor der nächsten Jahreshauptversammlung anzufordern.

Darüber hinaus gilt es aus Mitgliedersicht darauf zu drängen, dass die Mehrheit der Plätze im Aufsichtsrat der FC Augsburg 1907 GmbH & Co. KGaA durch Vereinsvertreter besetzt wird. Zudem sollte darauf gedrungen werden, dass die FC Augsburg 1907 GmbH & Co.KGaA alle Anstrengungen unternimmt, Anteile an den FC Augsburg 1907 e.V. langfristig zurückzuführen. Wer hier nun schon etwas länger mit liest, der erkennt kaum etwas neues. Dies sind Forderungen, die ich schon seit längerem vertrete. Vielleicht hat der Anteilsverkauf nun doch dem ein oder anderen zusätzlich die Augen geöffnet, wie schnell auch die weiteren Anteile am FC Augsburg verkauft werden könnten, ohne dass es jemand mitbekommen würde. Es ist höchste Zeit strukturell anzupassen, um sich nicht erneut verwundert die Augen reiben zu müssen in der Zukunft. Fußballclubs sollten keine Spekulationsobjekte sein! Es ist so ähnlich wie im Abstiegskampf in früheren Jahren: Es ist Zeit aufzuwachen, bevor es zu spät ist.

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