Die Geisterspielsaison wird nun doch unnötig spannend. Wobei spannend an dieser Stelle ein sehr dehnbarer Begriff ist. Die Bayern sind schon Meister, was auch zu regulären Zeiten kaum einen so Recht interessiert. Die europäischen Plätze versprechen angesichts anhaltender Restriktionen auch keine rechte Attraktivität für diejenigen Vereine, denen man das normalerweise gerne wünschen würde (sprich: Freiburg). Und im Keller ist Paderborn schon abgestiegen und der Rest liefert sich ein Schneckenrennen um Rettung, Abstieg und Relegation. Damit uns nicht langweilig wird, rennt hier auch der FCA noch ein bisschen mit. Und reist zur direkten Konkurrenz ins Rheinland.
Fakten zum Spiel #F95FCA
In der Nachspielzeit gelang der Fortuna in Leipzig noch der Ausgleich zu einem überraschenden 2-2 Unentschieden, so dass die Schampusflaschen in Augsburg flugs wieder vom Feld getragen wurden. Bei zwei ausstehenden Spielen steht man zwar mit 6 Punkten Unterschied und einer erheblich besseren Tordifferenz besser da, wenn es nun zum direkten Aufeinandertreffen kommt. Aber man hat auch schon Eichhörnchen fliegen und Augsburg in Wolfsburg untergehen sehen. Wobei der Abstand trügerisch ist und es nicht einmal eines historischen Heimsiegs für die Fortuna bedürfte. Ungeachtet aller anderen Ergebnisse würde schon eine 4-0 Niederlage in Düsseldorf und ein 0-2 Sieg Leipzigs am letzten Spieltag in Augsburg für den Worst Case genügen. Vorausgesetzt die Düsseldorfer gewinnen dann in Berlin bei den schon geretteten und parkplatzfeiernden Unionern in Berlin. Klingt alles abwegig? Na dann besteht ja kein Anlass, sich die Relegationstermine zu notieren.
Eine zusätzliche Würze bekommt das ganze Rechenspiel noch dadurch, dass zeitgleich Mainz gegen Bremen spielt, die beide auch noch in der Verlosung mit dabei sind. Man kann streng genommen auch einfach Bremen und dann am letzten Spieltag Leverkusen die Daumen drücken. Das macht derzeit leider auch etwas mehr Sinn als auf den FCA zu wetten. Denn bei soviel Rechnerei und Unkerei fällt ganz unter den Tisch, dass es Augsburg mal wieder nicht gelungen ist, ein gutes Spiel über zwei Halbzeiten durchzuziehen. Der rote Faden der Geisterspielsaison. Auch gegen Hoffenheim zeigte man zwei Gesichter. Mit Ausnahme der ersten Minuten war die erste Hälfte aus Augsburger Sicht durchaus ansehnlich. Es fehlten einzig die Großchancen, die einem vom Sofa gerissen hätten. Und natürlich Tore. Das dachte sich dann auch Hoffenheim, und zog das Spiel an sich. In der zweiten Hälfte war man chancenlos gegen einen nicht gerade überragenden Gegner. Ist es so einfach, das Spiel des FCA zu lesen und sich darauf einzustellen? Fehlt der Plan B? Man möchte es fast meinen. Und hoffen, dass die letzten beiden Saisonspiele jeweils nur 45 Minuten dauern. Die richtigen 45 Minuten.
Der Gegner
Die Fortuna aus Düsseldorf ist nicht so recht greifbar. Einerseits gefühlt ewiger Underdog mit großer Tradition und einem sympathischen Image als Anti-Bayern. Andererseits irgendwie spröde und ebenso sehr Punk wie „An Tagen wie diesen“ auf Dauerschleife in der Großraumdisko. Die ziemlich durchsichtigen Anspielungen seien verziehen. Bekanntermaßen hat zum neuen Jahr Uwe Rösler den allseits beliebten Friedhelm Funkel abgelöst und man orientiert sich seitdem tabellarisch am Relegationsplatz. Dass die Chance zum Klassenerhalt, mit oder ohne Umweg, noch besteht, ist dennoch eine beachtliche Leistung. Immer wieder gelingen gute Auftritte und Überraschungssiege.
Hervorzuheben ist natürlich die gute Saison des Altaugsburgers Erik Thommy, der für ein Jahr aus Stuttgart ausgeliehen wurde. Ob er dank Kaufoption dauerhaft in Düsseldorf bleiben wird, zeigt sich aber erst am Saisonende, wenn klar ist, welcher der beiden Vereine eigentlich in welcher Liga spielen wird. Immerhin: für ein mögliches Relegationsspiel Düsseldorf – Stuttgart wäre Thommy wohl spielberechtigt. Das riecht doch nach einer Geschichte, die nur der Fußball schreiben kann.
Die Presseschau
Der Kicker berichtet in dieser Woche ausführlich über das Spieler-Bündnis, das als neue Interessenvertretung der Spieler ins Leben gerufen wurde und in dessen Kernteam auch Andi Luthe eine große Rolle spielt. Tatsächlich war auffällig, dass in der Debatte um den Re-Start zwar Vereins- und Verbandsfunktionäre mit Sportärzten am Tisch saßen aber keine Spieler. Und auch darüber hinaus gibt es mehr als genug Themen, bei denen sich die Spieler positionieren könnten und sollten. Das soziale Engagement des Augsburger Keepers ist weithin bekannt. Man darf auch auf dieses Projekt gespannt sein.
Unser Andy wiederum hat sich in dieser Woche in seiner Kolumne wie gewohnt mit einer klaren Meinung zu Herrlichs Fehltritten positioniert und dafür durchaus Prügel bezogen. Dabei kann man berechtigte Kritik am Stil und Auftreten von Heiko Herrlich finden und dies auch artikulieren. Zumal er beim Trainerwechsel noch sehr hoffnungsvoll war. Es ist schwierig, Arbeit und Bild eines Trainers in diesen Zeiten zu bewerten. Andererseits sollte man auch als Vereinssympathisant durchaus kritisch sein. Die Frage, wohin der FCA unter Heiko Herrlich und Stefan Reuter steuert, muss man stellen. Wir sind auf Eure Meinung gespannt.
Was macht eigentlich der Aufstiegskampf?
Schneckenrennen auch im Aufstiegskampf! Bielefeld ist sehr zur Überraschung der eigenen Fans und der Fußballfachwelt schon durch und dahinter spielen neben den erwarteten Verdächtigen wie dem VfB und den unaufsteigbaren Hamburgern auch noch unsere Freunde aus Heidenheim eine kleine Außenseiterrolle im Kampf um die Aufstiegsplätze. Die Relegation sollte mindestens drin sein. Pikanterweise geht es am nächsten Spieltag direkt gegen den HSV und zuletzt auf die Alm, die Gerüchten zufolge mit der B Jugend auflaufen werden. Es wäre Heidenheim rund um den ostälbler Sympathieträger Frank Schmidt, der auch schon einmal in Augsburg gehandelt wurde, sehr zu wünschen. Vielleicht kommt es ja sogar zu einem Duell FCA – FCH. Die Relegationsspiele sind übrigens am 2. und 6. Juli. Nur fürs Protokoll.
Tipps
Andy: Der FCA rettet sich in einem verkrampften Spiel mit einem 1:1 zum Klassenerhalt. Immerhin aus eigener Kraft.
Sebastian: Der FCH gewinnt überragend 3-1 zuhause gegen vollkommen chancenlose Hamburger und verdrängt diese vom Relegationsplatz. Das freut auch die Bremer, die noch ihren Kater nach dem Auswärtssieg in Mainz auskurieren.