TGIF: Fohlen zähmen oder dabei aus dem Sattel fliegen

Ich liege in einem zur Herberge umgebauten Weingut im Burgund in meinem Bett und blicke voraus auf die Heimpartie des FCA gegen Borussia Mönchengladbach. Es könnte mir schlechter gehen. Ich kann mich jeden Tag mit Frau und Tochter in Abenteuer stürzen und es mir mit den kulinarischen Köstlichkeiten der Region gut gehen lassen. Ich bin momentan nicht im Trott. Der Fußball lenkt mich vom Urlaub ab und nicht vom Alltag. So wie der FCA momentan spielt, ist das vielleicht auch gar nicht so verkehrt. Es ist immer noch sehr früh, um in der Rückrunde in Panik zu verfallen. Dafür war die Hinrunde zu gut. Dafür spielen manche Teams dieses Jahr auch einfach zu schlecht oder haben nicht das Glück ab und zu einen Dreier einzufahren. Viele Grüße nach Bremen oder Paderborn. Ja, die Abstände werden gerade etwas kleiner. Wir können dennoch in Ruhe wieder in die Spur finden. Der Druck ist jetzt gegen Gladbach oder eine Woche später gegen die Bayern nicht auf unserer Seite. Auch das sollte helfen. Es mag am Rotwein hier im Burgund liegen. Mein Eindruck ist: lasst uns Spaß an den Spielen gegen die Spitzenteams haben und diese Bundesligamomente genießen. Die Probleme sind offenkundig (hier und hier). Es könnte jedoch viel schlimmer sein.

Fakten über das Spiel: #FCABMG

Keine Tore auswärts gegen Leverkusen, in Frankfurt und in Berlin. Zu Hause zumindest eine gute Halbzeit gegen Bremen und ein mickriges Törchen gegen Freiburg. Zuvor das aufregende Spiel gegen den BVB. In der Rückrunde zeigt der FCA ein Heim- und ein Auswärtsgesicht. Gut, dass gegen die Fohlen aus Mönchengladbach ein Heimspiel ansteht. Zu Hause machen wir im Schnitt in der Rückrunde zwei Tore. Auswärts, naja sparen wir uns das lieber für nächste Woche auf.

Koubek war zuletzt wieder sicherer. Dafür fehlt nun Daniel Baier gelb-gesperrt. Es wird für die Borussia aus Mönchengladbach eine Überraschung, wie der FCA darauf reagiert. Ob es hilft? (Photo by Lars Baron/Bongarts/Getty Images)

Daniel Baier wird im Spiel gegen Gladbach fehlen und es stellt sich die Frage, wie er zu ersetzen ist. Carlos Gruezo hat schlicht keine Spielpraxis und Eduard Löwen spielt eigentlich deutlich offensiver. Nachdem auch Jan Moravek unter der Woche mit muskulären Problemen pausieren musste, ist das Rätsel aus meiner Sicht keines. Löwen wird seine Chance bekommen und Khedira den defensiven Part übernehmen. Ich kann mir vorstellen, dass das zentral mit Fredrik Jensen zusammen gut passt. Es könnte das spielstärkste Mittelfeld seit langem sein. Vielleicht ein Ausfall, der als Katalysator wirkt. Ansonsten würde ich gerne wieder zum altbewährten System zurück kehren, nachdem wir mit dem 3-4-3 gegen Leverkusen auch nicht wirklich ins Spiel gefunden haben. Ich glaube, die Abläufe sind dann schlicht gewohnter und eingespielter. Jedvaj darf dann gerne wieder auf die Bank rücken. Meine Wunschaufstellung wäre dann:

Koubek - Framberger, Gouweleeuw, Uduokhai, Max - Richter, Löwen, Jensen, Khedira, Vargas - Niederlechner

Der Gegner

Lasst uns nicht zu lange mit dem letzten Spiel gegen Gladbach aufhalten. Ich war in Gladbach im Stadion und es war desaströs. Aus meiner Sicht muss die Mannschaft auf Wiedergutmachung aus sein. In der ersten Halbzeit haben wir uns in der Hinrunde schwindlig spielen lassen und das darf nicht wieder vorkommen. Es war schlicht grausam.

Gladbach hat in den letzten vier Bundesligapartien nicht verloren und in der Rückrunde gar erst einmal. Derweil kam es zu dieser einen Niederlage auswärts auf Schalke. Schalke ist nun in dieser Saison auch kein Über-Team. Und wir haben zu Hause noch nicht gegen Gladbach verloren. Nun kommt Marco Rose zum ersten Mal als Gladbacher Trainer nach Augsburg und will den Bock umstoßen.

So wie sich die Gladbacher diese Saison schlagen, ist Marco Rose ein Kandidat für den Titel „Trainer des Jahres“ (Photo by Jörg Schüler/Bongarts/Getty Images)

Marco Rose ist für mich insgesamt die Trainerverpflichtung dieser Saison. Nachdem er in Augsburg verloren hat, darf er den Rest der Saison weiterhin gerne viel Erfolg haben. Mit ihm scheint mir die Borussia ein Weilchen sehr gut aufgestellt.

In der Pressekonferenz in Gladbach ging es wenig um Sportliches. Hauptsächlich war das Banner Thema, das Gladbacher Fans im Heimspiel gegen Hoffenheim gezeigt haben. Vielleicht sorgt das für eine gewisse Ablenkung, die uns zu Gute kommt. Daheim sollte etwas für uns drin sein. Aber es wird ein harter Brocken Arbeit.

Die Presseschau

Vielleicht ein einzelner Rückblick auf das Leverkusen-Spiel. Wenn man kein Glück hat, dann kommt auch noch Pech dazu. So konnten die unabhängigen Schiedsrichter-Experten von Collinas Erben bestätigen, dass die Entscheidung keine rote Karte zu geben und von Seiten des VAR nicht einzugreifen „zumindest diskutabel“ war. Ich bin so frei: sie war falsch. Hoffen wir auf mehr Matchglück in dieser Woche.

Nachdem sich Klaus Hofmann in der Öffentlichkeit eher wenig äußert, ist ein ausführliches Interview, wie das, das zuletzt in der Augsburger Allgemeine erschien, erwähnenswert. Es ist online ein Plus-Artikel, wäre das Geld für die Ausgabe allerdings wert gewesen. Auf einige der Antworten werden wir sicher in Zukunft hier im Blog referenzieren. Eine detaillierte Auseinandersetzung würde allerdings hier nun gerade den Rahmen sprengen. Fürs sportliche Alltagsgeschäft lässt sich (glücklicherweise) nichts ableiten.

Der Traum der Woche

Rache für das Hinspiel in Gladbach. Die Borussia ist eines der Spitzenteams in der Liga. Ein Sieg könnte ein echter Befreiungsschlag sein, der den Abstand zu den Abstiegsrängen wieder etwas vergrößert. Und erneut Ruhe einkehren lässt.

Was macht eigentlich Raul Bobadilla?

4 Jahre sind die schönen Tage von Liverpool nun schon vergangen. Unglaublich. Und in diesen tristen Bundesligazeiten musste auch ich kurz an die Pub-Besuche und die Zeit vor Ort zurück denken. Den Moment, als alle FCA Anhänger in der leeren Anfield Road nach dem Spiel gemeinsam sangen, werde ich nie vergessen. Ich hatte mit meinem Vater eine erstklassige Reisebegleitung. Vor Ort traf ich zudem viele liebe Menschen, mit denen sich meine Pfade über die Jahre immer wieder gekreuzt haben. Manchmal hat man das Vergnügen ein Stück zusammen zu gehen und dann gehen die Wege wieder auseinander. Die gemeinsamen Zeiten behalte ich trotzdem immer im Herzen. Viele Grüße an dieser Stelle. Ihr wisst, wer ihr seid.

Raul Bobadilla hier im Trikot der Argentinos. Seine Station in Augsburg wird wohl die längste seiner Profikarriere bleiben. (Photo by JUAN BARRETO/AFP via Getty Images)

Ich habe das Gladbach-Spiel zum Anlass genommen, zu schauen, wo sich einer unserer Europa-Pokal Helden denn mittlerweile aufhält. Raul Bobadilla war im Sommer 2017 zurück nach Gladbach gewechselt. Ein Jahr später ging es zu den Argentinos Juniors in die erste argentinische Liga. Jetzt im Winter folgte der Wechsel zu Guarani nach Paraguay. Raul Bobadilla ist immer noch erst 32 Jahre alt (Daniel Baier lächelt milde). Die 4 Jahre in Augsburg werden wohl dennoch die längste Profistation in seiner Karriere bleiben.

Tipps der Redaktion

  • Andy: „Daheim fühlen wir uns deutlich wohler und warum sollten wir nicht mal wieder überraschen. Vielleicht liegt es am Wein hier im Burgund, aber ich tippe mutig auf ein 3:1. Für unseren FCA. „

Die Jugend von heute – die Zukunft von morgen?

Die Jugend von heute ist unser aller Zukunft. Dies ist im Arbeitsleben so, dort drängen die Generationen Y und Z nach vorne. Man sagt ihnen nach, vom Stereotyp her ganz anders zu sein als die Generationen zuvor. Sie wollen beispielsweise die Welt verbessern. Sind unter anderen Rahmenbedingungen aufgewachsen als die Vorgänger-Jahrgänge. Und werden vom demographischen Wandel stark profitieren, da der Fachkräftemangel dann spür- und sichtbar sein wird.

Auch im Fußball setzt man heutzutage verstärkt auf die Jugend und den Nachwuchs. Um dieses Ideal zu fördern und auszubilden, beherbergen Bundesligaclubs in Deutschland zumeist ein Nachwuchsleistungszentrum. Hier trainieren Kinder sowie Jugendliche schon in jungen Jahren unter höchst professionellen Bedingungen und wollen bestenfalls den Weg bis zum Profivertrag einschlagen. Das erklärte Ziel? Die Bundesliga! Manch einer hat es beim FCA schon geschafft, und wir haben es gefeiert! Und nochmal gefeiert. Wer wird der nächste sein?

Augschburger Jungs

Der FC Augsburg – als unser aller Herzensverein –  unterhält seit 2007 ein eigenes Nachwuchsleistungszentrum. Das an der Donauwörther Straße liegende Areal wurde früher auch von der Profimannschaft genutzt, bevor diese ihre Trainingsplätze an die WWK-Arena in den Augsburger Süden verlegt hat. Heute spielen die eigene A-und B-Jugend in der höchsten Spielklasse Deutschlands, der Bundesliga Süd/Südwest. Auch die jüngsten Kicker messen sich regelmäßig in eigens gegründeten Nachwuchsligen mit den Spitzenfußballern der deutschen Elite. Die deutschen Proficlubs investieren also ganz stark in den Juniorenbereich – sind diese doch unsere Zukunft!

Die Augsburger U19 wurde in den 90er Jahren einmal deutscher A-Jugend-Meister (92/93) sowie gar viermal Pokalsieger – quasi in Serie (90/91, 91/92, 93/94, 94/95) – und ist somit seither die erfolgreichste Augsburger Fußballmannschaft. Der Libero des damaligen Pokalsiegers aus Augsburg hieß übrigens Thomas Tuchel. Na, wem kommt dieser Name heute im Jahre 2020 bekannt vor?

The next generation

Oft stellt man sich die Frage, welchen Stellenwert die Jugendarbeit bei Bundesligisten einnimmt. Ich denke, einen sehr großen. Denn: Wie man bei kleinen Clubs  – á la Freiburg und Mainz – sieht, kann die Nachwuchsarbeit finanziell und personell sehr lukrativ sein und die harte Arbeit fruchten. Beste Beispiele aus den letzten Jahren sind Christian Günter vom SC Freiburg, Arne Maier von Hertha BSC. Oder Florian Neuhaus von Borussia Mönchengladbach.

Sicherlich kann man da noch weitere berühmt-berüchtigte Namen in den Ring schmeißen wie Kai Havertz, die Eggestein-Brüder, Alex Nübel oder Luca Waldschmidt. Aber heutzutage sind diese in jungen Jahren bereits zu Bundesliga-Leistungsträger gereiften Spieler eher Randerscheinungen, wenn man den zahlreichen medialen Artikeln Glauben schenken darf. Die Nachwuchsspieler schaffen es scheinbar immer weniger, sich in der ersten Liga als Stammkraft oder wenigstens als Teilzeitkraft zu etablieren.

Dort im Unterbau der Proficlubs reifen Talente zu Nachwuchsfußballern und bestenfalls zum Profi heran, um den arrivierten Kräften den Platz streitig zu machen und den eigenen Traum vom Profivertrag zu leben.  Dass der FCA eine recht erfolgreiche Jugend hat, lässt sich recht schnell anhand der FCA-Homepage feststellen. Die U15 ist bayerischer Hallenmeister, ein begehrter Titel – egal, in welcher Altersklasse. Die U14 gewinnt das Hallenmasters-Turnier in Simbach, im Finale schlagen sie den Favoriten FC Bayern mit 2:0.[1] Viele Augsburger Talente werden zudem regelmäßig zu den Nachwuchsnationalmannschaften ihres Landes eingeladen. Ob zur deutschen U17 (wie Davide Dell’Erba) oder beispielsweise zur kroatische U16, die gleich zwei Augsburger Nachwuchskicker beruft .[2]

Auf den Spuren von Richter und Co.

Bei all diesen glorreichen Titeln und den scheinbar sehr erfolgreichen Junioren muss dennoch betrachtet werden, welche Spieler aus den eigenen Reihen es zuletzt in den Profikader geschafft haben. Und welche Nachwuchskicker den Sprung in die erste Liga zukünftig schaffen könnten. An Vorbildern mangelt es wahrlich nicht, wobei nicht alle der nachfolgend aufgezählten einen Stammplatz beim FCA innehaben: Marco Richter, Raphael Framberger und Simon Asta. So richtig durchgestartet ist zuletzt der erstgenannte Marco Richter, der aus der FCA Offensive nicht mehr wegzudenken ist sowie höchst erfolgreich Andre Hahn aus der ersten Elf verdrängt hat.

Erik Thommy hat sich zum gestandenen Bundesligaspieler entwickelt und am Wochenende für Fortuna Düsseldorf getroffen. Der FCA schaut zu. (Photo by Matthias Hangst/Bongarts/Getty Images)

Manche Jugendspieler wechselten auch zu anderen Vereinen, um sich dort durchzusetzen und ihr Glück fernab der Heimat zu suchen. Wie beispielsweise Erik Thommy (nun Fortuna Düsseldorf), Efkan Bekiroglu (1860 München) oder Ioannis Gelios (Holstein Kiel). Zuletzt wurden Kevin Danso und Romario Rösch an ausländische Clubs verliehen. (an FC Southampton und Roda Kerkrade).

Doch genug nun des Blickes in die Vergangenheit. Wir wollen einmal im Nachfolgenden pro Position schauen, ob sich aktuell ein vielversprechendes Talent in den eigenen Augschburger Reihen befindet.

Und beginnen nun mit dem…

Torwart

Benjamin Leneis (20) ist hier der heißeste Kandidat, sollte er geduldig ausharren. Er trainiert sowohl bei den Profis als auch bei der zweiten Mannschaft. Man traut ihm einiges zu, so dass er derzeit Torwart Nummer 4 bei der Profi-Mannschaft ist.

Hinter ihm existiert in Nachwuchsmann Daniel Witetschek (19) ein ernsthafter Konkurrent. Er steht zum Großteil im Tor der U23 mit der Bilanz 2019/20: 14 Spiele, 17 Gegentore bei 5 zu Null Spielen.[3]

Der Augsburger Kasten ist seit dem Abgang von Marwin Hitz zum BVB im Jahr 2018 nicht mehr adäquat besetzt worden. Mit Giefer, Luthe und Koubek ist derzeit keiner (außer vielleicht Martin Schmidt, aus welchen Gründen auch immer?!) wirklich zufrieden. Vor allem Giefer und Koubek haben in ihrer Zeit als FCA Torhüter mehrfach gepatzt.

Luthe traut hingegen einfach kaum einer den Posten als klare #1 zu, obwohl er sich besser im Kasten angestellt hat und immer ein verlässlicher Keeper für den FCA war. Doch hier ergibt sich gegebenenfalls die Chance der Nachwuchskeeper, sich mittel- bis langfristig als Keeper Nummer 2 oder 3 im FCA-Profikader zu positionieren.

Abwehr

Neben den bereits bei den Profis eingesetzten Simon Asta (FCA U19) und Jozo Stanic (U23) drängt sich hier insbesondere Juniorennationalspieler Adrien Koudelka auf, seines Zeichens Innenverteidiger. Für die deutsche U17 konnte der heute 17jährige 13 Einsätze verzeichnen. Hierbei einige vielversprechende Auftritte im DFB-Dress. Er ist ein ganz heißer Tipp für das nächste Profidebüt, wenn er sich weiter so prächtig bei den Junioren entwickelt. Er ist immerhin erst 17 Jahre alt und durfte auch bereits bei den Profis in der letzten Sommervorbereitung mittrainieren!

Simon Asta ist in dieser Saison leider vom Pech getroffen. Obwohl die Stammkräfte auf der Rechtsverteidiger-Position patzen, kann er durch einen Kreuzbandriss leider nicht eingreifen. (Photo by Charles McQuillan/Getty Images for DFB)

Simon Asta, jüngster Debütant in der Bundesligageschichte des FCA und erster eingesetzter Spieler des Jahrgangs 2001 in der Bundesliga, wird perspektivisch die rechte Verteidigerposition freigehalten. Das hat man seitens der FCA Verantwortlichen mehrfach betont. Leider hat sich der pfeilschnelle 17jährige Anfang Januar 2020 schwer am Knie verletzt – Kreuzbandriss. Mal schauen, wie der Jungspund diesen Rückschlag wegsteckt und wie sein Weg weitergeht im FCA-Trikot.  Jozo Stanic wirkt regelmäßig bei Testspielen der Profis mit und fliegt seit Jahren mit ins Trainingslager, aber für mehr als ein Kurzdebüt in der Bundesliga hat es bisher (noch) nicht gereicht. In den Testspielen hat er sich für sein Alter sehr ruhig und abgeklärt gezeigt.

Zwei weitere Verteidiger, die bereits mehrfach in Testspielen der Profimannschaft mitgewirkt, aber bisher noch kein Debüt vor Augen haben sind Lasse Jürgensen und Christopher Lannert aus der U23. Mit 22 und 21 Jahren wären sie heutzutage auch eher als „Spätstarter“ zu bezeichnen, sie sind beide Stammkräfte der U23 des FCA. Der Durchbruch wird ihnen wohl eher nicht mehr zugetraut.

Kilian Jakob, der 2018 gegen die TSG Hoffenheim gefühlt eines der unglücklichsten Profidebüts des letzten Jahrzehnts im Augsburger Trikot erlebte, wurde seither nie wieder für den Profikader nominiert. Er spielt eine sehr gute Saison in der Reserve in der Regionalliga, aber ob es für den mittlerweile 22jährigen für mehr reicht, ist mehr als fraglich.

Mittelfeld

Im defensiven Mittelfeld der FCA Reserve überzeugen die beiden Eigengewächse Stefano Russo (19) und Felix Schwarzholz (20) Spieltag für Spieltag. Beide aus der FCA Jugend kommend sind die beiden Stammspieler in der Regionalliga Bayern. Beide bringen es auf eine paar Testspieleinsätze bei den Profis, aber aktuell scheint ein fester Kaderplatz noch nicht in Sichtweite. Potenzial ist aber laut Einschätzung einiger Insider definitiv vorhanden.

Romario Rösch, eines der vielversprechendsten Augsburger Talente der letzten Jahre, wurde zuletzt an den niederländischen Zweitligisten Roda JC Kerkrade ausgeliehen. Und weiß dort zu überzeugen. Zumeist im offensiven Mittelfeld eingesetzt – einer Position, die beim FCA nicht gerade überbesetzt ist – absolvierte der 20jährige bisher in dieser Saison 23 Spiele. 2 Tore und 5 Assists stehen für ihn zu Buche. Stand heute läuft seine Leihe zum 30.06. diesen Jahres aus und sein Profivertrag beim FCA ein Jahr später. Kommt er zurück zum FCA, stehen seine Chancen aktuell nicht schlecht. Ich persönlich hoffe, dass er das Sommertrainingslager mit den Augsburger Profis verbringt und seine sehr guten Leistungen in der laufenden Runde dort bestätigt.

Sturm

Im Sturm drängen sich derzeit insbesondere zwei junge Spieler auf:

Seong-hoon Cheon, ein 19jährigen Koreaner und seit 2018 im Dienste des FCA. Bullig mit 1.90 Meter Gardemaß und kopfballstark, so beschreibt man ihn wohl am besten. Derzeit spielt er aber in der U23 keine große Rolle, muss sich vielleicht weiterhin in Deutschland akklimatisieren. In diesem Alter ist man noch nicht unbedingt konstant in seiner Leistung. Mal schauen, wohin sein Weg noch so führt. Auf unserem Zettel steht er allerdings weiterhin, vor allem weil er selbst schon mehrfach in Testspielen der Profis mitwirkte und dort auch für Furore sorgte.

Maurice Malone ist eine der großen Nachwuchshoffnungen beim FCA. Wann wird er sein Pflichtspieldebüt für die Profis feiern? (Photo by Alex Grimm/Bongarts/Getty Images)

Zuletzt eines der größten Augsburger Talente in den letzten Jahren: Maurice Malone. Junge 19 Jahre alt, Stammkraft in der 2. Mannschaft des FCA, wandelt er derzeit auf den Spuren von Marco Richter. 17 Spiele, 10 Scorer in der Regionalliga Bayern. Der ehemalige deutsche Junioren-Nationalspieler hat es bei den Profis aktuell nur so schwer, weil die Konkurrenz so groß ist. Namentlich Niederlechner, Finnbogason und Cordova. Sonst hätte er meines Erachtens schon längst mehr Einsätze bei den Profis zu verzeichnen. Talent hat er, das deutete er bereits an als er schon mehrfach für die Profis in Testspielen einnetzte – zuletzt im Sommer 2019. Bemerkenswert die Torquote in seiner noch jungen Karriere: 117 Spiele seit der U17 – 78 Tore und 14 Assists. In Summe also 92 Torbeteiligungen in 117 Spielen. Ein super Wert! Maurice ist ein Vollblut-Stürmer, der aber auch Linksaußen und hängende Spitze spielen kann. Klingt ein wenig nach Marco Richter, nicht wahr? Habt ihn auf eurem Radar, Maurice wird kommen!

Fazit & Ausblick

Auch wenn heutzutage immer bessere Bedingungen für Jugendspieler herrschen, die Chancen, Tag für Tag im Profikader zu stehen sind aktuell nicht unbedingt hoch. Man muss immer das nötige Quäntchen Glück haben und zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Und auch auf spezielle Förderung durch einen wohlgesonnen Trainer hoffen. Klingt ein wenig wie der berufliche Alltag eines Arbeitnehmers, finde ich. Beim FC Augsburg mussten Marco Richter und Raphael Framberger lange auf ihr Debüt und ihren Durchbruch warten. Bei Simon Asta und Jozo Stanic ging es in jungen Jahren recht schnell mit dem Debüt – aber seither befinden sie sich im Wartemodus. Wartend auf den Durchbruch beim FCA, bald an einem Scheideweg in ihrem Leben angekommen: Beim Heimatverein und Jugendclub bleiben – hier die Chance suchen oder sich ausleihen oder gar verkaufen lassen?

Viele Proficlubs setzen diesertags lieber auf arrivierte Kräfte, anstatt der Jugend eine Chance zu geben. Das Verlässliche wird halt doch oft dem „Neuen“ vorgezogen, denn die Junioren sind nun mal zu Beginn ohne Erfahrung und Wissensschatz eine Art „Wundertüte“. Keiner wird als Bundesligaspieler geboren. Man kann verstehen, dass dieser Sicherheitsfaktor Spieltag für Spieltag von den Trainern berücksichtigt wird. Immerhin geht’s um viel Geld, um Auf- und Abstieg, um internationales Geschäft. Aber es geht auch um Perspektive und das positive Signal, die man den hart trainierenden Nachwuchsspielern geben kann – frei nach dem Motto: „Jugend von heute, Stammkraft von morgen“.

Ich bin mir sicher, dass noch in dieser Saison – wenn wir den Abstiegskampf frühzeitig hinter uns lassen können – weitere Jungprofis ihr Debüt geben werden. Deren Kreativität und Unbekümmertheit würden sicherlich frischen Wind in die Kabine und auf den Platz bringen. Ganz besonders freuen würde mich dies für Maurice Malone und Benjamin Leneis, die beide herausragen aus der Auflistung von FCA-Talenten. Also, Martin, auf was wartest du noch? Jetzt bist du dran! 🙂


[1] https://fcaugsburg.de/wns/spielberichte-nachwuchs-u23-erneut-in-torlaune-u14-bringt-naechsten-titel-mit/

[2] https://fcaugsburg.de/wns/vier-fca-talente-mit-u-nationalmannschaften-unterwegs/

[3] https://www.donaukurier.de/sport/lokalsport/schrobenhausen/Jetzt-auch-gut-im-Seniorenbereich-angekommen;art1726,4467997

TGIF: Der Angstgegner geht um!

Aktuell sind wir Augsburger wieder sehr ernüchtert. Von den Leistungen unserer Mannschaft in der Rückrunde. Und auch speziell von der (Nicht-)Leistung gegen Freiburg. Ich bin ganz ehrlich, habe das Spiel gar nicht erst gesehen. Von allen Seiten wurde mir gesagt, ich hätte nichts verpasst und meine Zeit wahrscheinlich besser genutzt.

Wenn ich mir die Fakten zum Spiel zu Gemüte führe, fühle ich mich darin bestätigt. Klar, Statistiken sagen nicht alles aus und vermögen es auch nicht, ein ganzes Spiel zu beschreiben. Dennoch liegt in diesen Zahlen viel Wahrheit. Und darüber hinaus noch viel mehr Aussagekraft. Statistisch interessiert auch das Endergebnis und da steht nun mal ein 1:1 nach 90 + X Minuten. Doch war dieses Ergebnis wahrscheinlich noch das Beste am ganzen Spiel. Jetzt steht Bayer Leverkusen vor der Tür und das stimmt mich nicht gerade positiv!

Zahlen lügen nicht…

Vergegenwärtigen wir uns doch die ganze Ansammlung an Statistiken einmal:

[FCA-SCF]

9 – Torschüsse – 20
112,54 km – Laufleistung – 112,67
234 – gespielte Pässe – 658
89 – Fehlpässe – 103
62% – Passquote – 84%
27% – Ballbesitz – 73%
41% – Zweikampfquote – 59%
22 – Foul gespielt – 5
1 – Abseits – 2
0 – Ecken – 3

Spielerisch durchschaubar und limitiert agieren wir schon mindestens seit dem Anbeginn der Rückrunde. Doch das, was der FCA am vergangenen Samstag gegen Freiburg gezeigt hat, erinnert an längst vergangene Tage. Auch war dies sicherlich nicht der geforderte „Extrameter“, den Trainer Martin Schmidt in der Pressekonferenz vor dem Spiel von einem jeden Profi verlangt hat. Auch ging keiner voran auf dem Platz, man warf sich zwar massenweise in Zweikämpfe. Aber zog meistens den Kürzeren und konnte sich nur mit Fouls behelfen. Dies ist auch gut an der Zweikampfquote und der Anzahl der Fouls erkennbar. Die Passquote und der Ballbesitz in Prozentwerten sind weiterhin erschreckend.

Der einzige Spieler des FC Augsburg mit einer Passquote unter den TOP100 der Bundesliga -Spieler: Felix Uduokhai mit momentan 81 Prozent auf Platz 77 (Photo by Jörg Halisch/Bongarts/Getty Images)

Man könnte nicht meinen, dass unser FC Augsburg am 15.2. ein Heimspiel in der WWK-Arena hatte. Aber das Gute ist eigentlich, man kann an solchen „Einstellungen“ arbeiten und wir haben das auch insbesondere zum Ende der Hinrunde schon viel besser gemacht. Erinnert irgendwie alles an den schwachen Hinrundenauftakt der aktuellen Saison. 5 Spiele, 4 magere Punkte von 15 möglichen, 6 Tore geschossen und 14 kassiert. Sehr ernüchternde Bilanz zu diesem Zeitpunkt. Noch ist nichts verloren, doch ausgerechnet jetzt müssen wir am Sonntag gegen Bayer Leverkusen ran. Ein Team, bei dem es bisher für uns nix zu holen gab und gegen das wir bisher immer sehr, sehr alt aussahen.

Auch das weitere Programm wird hart für das Team rund um Kapitän Daniel Baier, denn nach Leverkusen ist vor Gladbach und nach Gladbach ist vor Bayern München! Die kommenden 3 Spieltage geht’s also gegen drei Top-5-Teams und in allen drei Spielen leer ausgehen ist schlicht und ergreifend nicht drin!

UNSER GEGNER: Bayer Vizekusen– Der ewige Zweite

Nun zu unserem Gegner und Gastgeber am Sonntag, dem 23.02.2020 (möge dieser Tag uns Glück bringen und als erster FCA-Sieg gegen Leverkusen in die Geschichte eingehen). Leverkusen ist auch bekannt als Werkself, da erste und einzige Gesellschafterin der GmbH die in Leverkusen beheimatete Bayer AG ist. In den letzten 20 Jahren erarbeitete sich die Leverkusener Mannschaft den heimlichen Kosenamen „Bayer Vizekusen“, da Leverkusen insgesamt fünf Mal Zweiter in der Endtabelle der Bundesliga wurde und somit „Vizemeister“.

Der Verein spielt seit 1979 durchgehend in der höchsten deutschen Spielklasse und konnte 1993 den DFB Pokal sowie 1988 den UEFA Pokal gewinnen. Bayer Leverkusen gehört für mich zu den Top Teams der Bundesliga und hat auch in dieser Saison wieder ein schlagkräftiges Team zusammengestellt. Eine Mischung aus erfahrenen Stammkräften wie Kevin Volland und den Bender-Zwillingen sowie jungen Spielern, wie bspw. Jonathan Tah, Nadiem Amiri, Kai Havertz und Leon Bailey.

Gerade noch gegen Porto gewonnen. Am Wochenende geht es dann schon wieder gegen den FC Augsburg. Hilft uns die Doppelbelastung der Werkself? (Photo by Christof Koepsel/Bongarts/Getty Images)

Gegen Union Berlin stand folgende Elf auf dem Platz – mit einem Marktwert von sage und schreibe 292 Mio. Euro (das ist mehr als doppelt so viel wie der mit 33 Spielern bestückte Kader des FCA!). Schätzungsweise läuft die selbe Elf auch gegen uns auf:

Hradecky – Tapsoba, S. Bender, Tah – Wendell, Amiri, L. Bender ©, Weiser – Bailey, Volland, Havertz

Gut für uns ist, dass am Donnerstagabend Bayer Leverkusen den FC Porto zum Hinspiel des Europa League Sechzehntelfinale erwartet. Vielleicht sind die Leverkusener dann gegen uns recht müde. Verlassen sollten wir uns drauf allerdings nicht.

WAS MACHT EIGENTLICH… – Jens Hegeler?

Jens Hegeler, mittlerweile 32 Jahre alt, schloss sich als 18jähriger Bayer Leverkusen an. Zwischen 2008 und 2014 absolvierte der Mittelfeldspieler 48 Spiele und erzielte dabei 3 Tore. In der Rückrunde der Saison 2008/2009 wechselte er zum damaligen Zweitligistem FC Augsburg. Auch in der Saison 2009/2010 schnürte er die Fußballschuhe für den FCA auf Leihbasis. In Augsburg war er vor allem in der Saison 09/10 Stammspieler im defensiven Mittelfeld. Der groß gewachsene Fußballer entschied sich jedoch nach der Spielzeit für einen Wechsel – wiederum auf Leihbasis – zum Ligakonkurrenten 1. FC Nürnberg.

Jens Hegeler damals im Trikot von Bristol City. An dieser Stelle könnte eine Debatte über außergewöhnliche Trikotfarben beginnen. (Photo by Alex Pantling/Getty Images)

Nach zwei Spielzeiten beim „Club“ kehrte der gebürtige Kölner zu seinem Jugendclub Bayer Leverkusen zurück. Dort konnte er sich jedoch nie wirklich durchsetzen. Seine letzte deutsche Station war Hertha BSC Berlin, dort absolvierte er insgesamt 46 Bundesligaspiele. 2017 wagte er den Sprung auf die Insel und verbrachte eine Spielzeit bei Bristol City.[1] Mittlerweile ist er dem Fußball abtrünnig geworden und gründete 2018 mit seinem ehemaligen Kollegen Stefan Reinartz die Fa. „Impect GmbH“. Die Firma widmet sich der Analyse von Fußballspielen nach der sog. Packing-Methode[2]

Ausblick auf’s Spiel gegen Leverkusen

Die Quoten stehen jetzt nicht unbedingt gut für einen FCA Sieg. Zurecht. Man muss fast ein wenig bangen, dass uns Leverkusen überrollt und wir uns wieder 5 Tore einfangen. Martin Schmidt wird auf jeden Fall eine Menge Fragen zu klären haben, die das Freiburg-Spiel aufgeworfen hat. Der einzige Lichtblick: Die Kombo Iago und Max auf der linken Seite wusste im Ansatz zu gefallen. Kein einziger Spieler hat nur ansatzweise Normalform erreicht, so viel steht fest. Doch dass es auch anders geht, haben wir am Ende der Hinrunde gesehen – was wir da so gespielt haben und wie effektiv wir teilweise waren, Wahnsinn. Man reibt sich diesertags einfach nur die Augen und versucht diese – mit Verlaub gesprochen – Gurkentruppe in Einklang zu bringen mit der Mannschaft, die Hoffenheim eiskalt besiegt und gegen Bayern ein Remis geschafft hat.

Ich würde mir personelle Konsequenzen wünschen, vor allem im Mittelfeld. Die Umstellungen gegen Freiburg waren meines Erachtens frucht- und brotlos. Um mehr Durchschlagskraft zu erfahren und nicht gegen Leverkusen in Unterzahl im Mittelfeld zu stehen, wünsche ich mir die Rückkehr zum System mit nur einer Spitze. Gerne darf Eduard Löwen endlich mal von Beginn agieren. Rani Khedira kann auch gerne mal ein Spiel Pause bekommen, es wartet ein heißer Carlos Gruezo. Vielleicht bringt er ein wenig mehr Dynamik und Aggressivität ins Spiel. Etwas, das uns derzeit wirklich fehlt.

Personelle Konsequenzen – aber pronto!

Gegen die Offensive Extraklasse aus Leverkusen müssen wir defensiv wirklich gut stehen. Koubek darf auch endlich mal wieder einen Sahnetag erwischen. Wenn Martin nicht den Mann zwischen den Pfosten wechselt, wer weiß. Jeffrey, Felix und Tin – wer letztendlich auch spielen mag in der Innenverteidigung – müssen sich endlich am Riemen reißen. Alle drei hatten einen rabenschwarzen Tag erwischt gegen Freiburg und auch gegen Frankfurt. Auf rechts gehen uns die Mittel aus, Frambo wird’s wahrscheinlich in die Startelf schaffen und steht dort Leon Bailey gegenüber, eine unangenehme Sache. Gegen einen schnellen Kai Havertz und ebenfalls nicht langsamen Mitchell Weiser müssen wir auch auf den Außen richtig sattelfest stehen. Links können dies Iago und Max nur gemeinsam in den Griff kriegen. Auf rechts außen fehlen die Alternativen, von dem her stellt sich Richter von allein auf, obwohl er sehr müde und wenig spritzig wirkt. Bazee ist für mich leider (noch) keine Option.

Viel gespielt gegen Leverkusen und rechts hinten der schnellste Mann. Wie soll Martin Schmidt gegen Leverkusen am Frambo vorbeikommen? (Photo by Sebastian Widmann/Bongarts/Getty Images)

Ich prognostiziere und hoffe daher auf folgende Elf, ohne die PK schon gesehen zu haben – die kommt auch erst am Freitag:

Koubek – Iago, Jeff, Udo, Frambo – Gruezo, Baier – Max, Löwen, Richter – Niederlechner.

Eminent wichtig wird es gegen Leverkusen sein, defensiv nicht zu hoch zu stehen, sich nicht 60 Minuten die Sporen heiß zu laufen und dann in sich zusammen zu fallen (so gesehen gegen Dortmund). Es geht darum hinten sattelfest zu stehen und wieder ein gepflegtes Umschaltspiel auf den Platz zu bekommen. Das fehlte mir komplett gegen Freiburg – ich sah wie gesagt nur einzelne Ausschnitte des Spiels, man mag mich daher auch gerne korrigieren, wenn ich falsch liege.

Tugend, Ausstrahlung auf dem Platz, unbändigen Wille – all das fordere ich für den kommenden Sonntag. Noch wird’s uns beim Blick über die Schulter (tabellarisch) nicht heiß, aber dies kann spätestens nach dem Spiel gegen die Bayern ganz anders aussehen, wenn wir nicht anfangen zu punkten und uns nicht regelmäßig die Tordifferenz verhageln lassen. Die Mitkonkurrenten schlafen nicht, Paderborn und Mainz punkten genauso unregelmäßig wie wir; Köln, Union und Düsseldorf sind für Überraschungen (und Siege) gut. Nur in Bremen sieht’s nicht ganz so rosig aus. Wir müssen aber mindestens zwei, besser drei hinter uns lassen.

Also Jungs und Martin/Stefan (u.v.m.), fasst euch an die eigene Nase und zieht den Kopf ausm Sumpf. Noch ist nicht aller Tage Abend – und ich bin mir sicher, der FCA kommt wieder, keine Frage.

Tipps der Redaktion

  • Sebastian: „Trainer und Mannschaft zeigen die richtige Reaktion auf meinen Brandbrief und fertigen Leverkusen mit 3-0 ab. Luthe hält vor allem in der spannenden Schlussphase mit aberwitzigen Paraden den Sieg fest. Volland erklärt kurz nach Spielende seinen Abschied vom Profifussball. Er habe jetzt alles gesehen, heißt es.“
  • Irina: „Schwierige Angelegenheit. Nachdem ich mit meinem Tipp ja gegen Freiburg goldrichtig lag, hoffe ich nun dieses Mal, dass ich daneben liege. Denn ich prognostiziere aufgrund düsterer Faktenlage eine 3 zu 1 – Niederlage. Sorry, Jungs – vielleicht nehmt ihr es als Extramotivation 😉 „
  • Andy: „Ich habe in diesem Jahr schon viel Tragik erlebt auswärts und befürchte, dass Martin Schmidt die Probleme weiterhin nicht in den Griff bekommen hat. Warum sollte man daran denn auch glauben in der momentanen Situation. Es könnte uns einzig helfen, dass Bayer uns nicht für voll nimmt. Ich glaube wir verlieren recht bemüht 0:2“

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Jens_Hegeler

[2] https://www.n-tv.de/sport/fussball-em/Welcher-Pass-ist-effizient-welcher-nicht-article17927801.html

Wir müssen reden

Martin, das war also die versprochene Reaktion? Der Extra-Meter? Die neuen Reize? Klar, ein Unentschieden gegen Freiburg ist in der aktuellen Situation okay. Ich will auch nicht undankbar wirken, aber ein bisschen Enttäuschung ist dann doch da. Ich hatte irgendwie ein Blumenbouquet erwartet. Und Du bist mit Schnittblumen vom Discounter nach Hause gekommen.

Eine Zahl erzählt dieses Spiel. Zwischenzeitlich hatten die Freiburger bis zu 75 Prozent Ballbesitz. 75! In einem Auswärtsspiel. Während des Spiels war sich der Kommentator dann auch nicht mehr so ganz sicher, wie er das einordnen solle. Vielleicht sei die abwartende Haltung vom Trainer verordnet worden? Erst einmal Sicherheit rein bringen. Und immerhin waren die Freiburger so nett, das zu honorieren und spielten ihre spielerische Überlegenheit nicht bis zum Ende aus. Aber wieso sie das Spiel nicht gewonnen haben, wissen sie auch nicht so recht.

Gefühlt immer eine Fußspitze zu spät und andauernd hinterher gelaufen. (Photo by Alexandra Beier/Bongarts/Getty Images)

Auch deswegen könnte man mit dem Punkt zufrieden sein. Und das bist Du ja auch. Dir hat die „defensive Struktur“ gefallen, man habe solide verteidigt. Es fehlte nur noch „man war stets bemüht“ in der Aufzählung. Fakt ist, dass Freiburg einfach besser war. Perfekt auf den FCA eingestellt, dazu noch die wesentlich bessere Zweikampfquote und gefühlt jeden zweiten Ball gewonnen. Aber dazu gehört auch, dass Augsburg nichts eingefallen ist. Außer solide zu verteidigen. Es ist alleine Freiburgs fehlender Konsequenz zu verdanken, dass sie nicht binnen der ersten 45 Minuten haushoch führten. Spätestens in der zweiten Hälfte hätte man eine kleine Anpassung erwarten können. Nur eine kleine Stellschraube oder Umstellung. So sah das auch Julian Schieber im Halbzeitgespräch, angesprochen auf die bis hierin katastrophale Statistik: „Keine Sorge, das wird auch der Trainer gesehen haben.“

Manchmal hatte man das Gefühl, die Mannschaft wusste nicht genau, wo der Ball ist. (Photo by Alexandra Beier/Bongarts/Getty Images)

Aber die zweite Halbzeit hinterließ dann genauso viele Fragezeichen wie die erste. Die Mannschaft rieb sich an Freiburg und an sich selbst auf. Unnötige Fouls und noch unnötigere Diskussionen. Natürlich kann man immer auf die Klatsche in Frankfurt verweisen. Die fehlende Sicherheit. Aber liegt es nicht an Dir, diese herzustellen? Neue Impulse von außen zu setzen, auch einmal der Spieler und Zuschauer willen den Weg nach vorne zu suchen? Dafür muss man ja nicht das Tor aufmachen. Irgendwie ist es bei Augsburg immer ganz oder gar nichts. Es fehlt die Balance.

Natürlich steht auch dieses Mal wieder der Torwart in der Kritik. Und auch diese Diskussion müsste man führen. Aber Du hast vollkommen Recht, dass es nicht an Tomas Koubek lag, dass auch die Vorderleute mit in die Verantwortung gezogen werden müssen und auch andere Fehler machen. Doch das lenkt dann irgendwann den Blick auf den Trainer. Und dessen Verantwortung in diesem Puzzlespiel.

Und da schlägt es ein. Warum Freiburg aus der eigenen Feldüberlegenheit so wenig gemacht hat, wissen sie wohl selbst nicht. (Photo by Alexandra Beier/Bongarts/Getty Images)

Martin, ich war immer ein großer Fan von Dir. Aber derzeit habe ich große Sorge. Nach der Niederlage gegen Dortmund hast Du davon gesprochen, dass es in den Genen des FCA liegen würde, immer nach vorne zu spielen. Einer Deiner Lieblingsmetapher ist die der „Rennmaschinen“, die Du auf dem Platz sehen möchtest. Wir sind gerade ziemlich weit davon entfernt. Und die Frage stellt sich, was eigentlich hinter den ganzen Phrasen steckt. Auf der Bank sitzt viel Fußballfachkompetenz. Doch trotzdem hat man nicht zum ersten Mal das Gefühl, dass es auch da an Ideen fehlt. Dank des goldenen Winters sind es noch einige Punkte bis zum Relegationsplatz. Aber eingedenk der kommenden Spiele ist das Polster auch bitter nötig. Es bleibt die Hoffnung, dass der FCA manchmal auch gegen die Großen gut ausgesehen hat. Ich bin gespannt, ob Du schon an einem Plan tüftelst oder doch wieder Phrasen ausknobelst. So oder so. Bring das nächste Mal bitte Pralinen mit. Oder besser Bier.

TGIF: Streichlicht

Eine lange Woche geht zu Ende, die mit einer derart blamablen Niederlage im Rücken einem Spießrutenlauf glich. Umso größer ist die Freude auf das Bundesligawochende und die Wundertüte Augsburg. Freiburg ist zu Gast.

Fakten zum Spiel

Das Spiel in Frankfurt war schwerer zu verdauen als die vielen Becher Stadionbier. Andy hat es Anfang der Woche in einem immer noch lesenswerten Brandbrief auf den Punkt gebracht. Die zweite Hälfte der 0-5 Niederlage war desolat. Und am bedenklichsten dabei war, dass es einerseits nicht der erste Totalausfall der gesamten Mannschaft war und andererseits auch von außen keinerlei Impulse zu erkennen waren. Martin Schmidt, den man grundsätzlich als unprätentiösen Trainer schätzen kann, flüchtet sich leider allzu oft in Gemeinplätze. Auch diese Woche war erstaunlich wenig Selbstkritik zu erkennen. Reicht der Ruf nach Mentalität und dem Extra-Meter?

Nach seinem Erfolg mit der brasilianischen U23 beim Qualifikationsturnier für Olympia könnte Iago am Wochenende für wichtige Impulse sorgen. (Photo by Juan BARRETO / AFP) (Photo by JUAN BARRETO/AFP via Getty Images)

Immerhin, der Konkurrenzkampf wurde wieder verstärkt ausgerufen und das sogar im Tor. Es sind Änderungen zu erwarten. Tin Jedvaj hat sich vermutlich (als Rechtsverteidiger) rausgestolpert, Iago kommt mit Rückenwind zurück aus Südamerika und Eduard Löwen könnte für Stabilität im Mittelfeld sorgen. Mein persönlicher Tipp für die Startelf ist (einmal mehr) Noah Sarenren Bazee als neuer Impuls auf dem Flügel. Auf jeden Fall unverzichtbar ist Alfred Finnbogason, der bekanntlich gerne und oft gegen Freiburg trifft. Flo Niederlechner ist sowieso gesetzt, er sitzt am Samstagabend im ZDF Sportstudio.

Der Gegner

Bei dieser Gelegenheit geht ein Gruß in den den Schwarzwald, wo eines der schönsten Stadien der Bundesliga in seine letzte Saison geht. Der Gästeblock ist zwar verhasst, aber das schiefe Stadion zwischen Wohngebiet und Dreisam hat einfach großen Charme. Ganz generell gehört der SC Freiburg natürlich zu den Sympathieträgern im Profifußball, was nicht nur am Unikat Christian Streich liegt. Der dienstälteste Bundesligatrainer beweist Woche für Woche fußballerischen und gesellschaftlichen Sachverstand.

Christian Streich, wie er leibt und lebt.(Photo by Christian Kaspar-Bartke/Bongarts/Getty Images)

Und so gönnt man den Freiburgern eine recht gute Saison. Der Höhenflug zu Beginn der Hinrunde ist zwar verflogen aber trotzdem steht der Verein tabellarisch gut da. Zuletzt sprang ein glücklicher Sieg gegen Hoffenheim heraus, davor verlor man allerdings gegen Köln und Paderborn. Ist Augsburg Angst- oder Lieblingsgegner? Der FCA gewann nur eines der letzten acht Spiele gegen Freiburg, aber Freiburg konnte in Augsburg noch nie gewinnen. Na dann…

Die Presseschau

Die Woche ist im Spiegel der Presse schnell erzählt. Thema Nummer 1 war natürlich die Aufarbeitung der Auswärtspleite, ohne dass man zu wesentlichen Erkenntnissen gekommen wäre. Lesenswert ist der jüngste Beitrag der Süddeutschen zu Frage, warum Stephan Lichtsteiner in Augsburg nicht so recht funktionieren will und der damit zusammenhängenden Baustelle in der Verteidigung.

Stephan Lichtsteiner konsequent im Zweikampf. Das sah bisher leider nicht immer so aus. (Photo by Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)

Mit guten Nachrichten kam wie erwähnt Iago von der Olympia-Qualifikation zurück, bei der sich mit Brasilien im entscheidenden Spiel gegen Argentinien durchsetzen konnte. Iago spielte zwar nicht in allen Spielen des Qualifikationsturniers, aber oft genug. Das sollte Mut machen.

Ich ziehe meinen Hut

… vor Jürgen Klinsmann! Er hat die richtigen Konsequenzen aus meinem Artikel gezogen und als erstes die Tarnfleckjacke an den Haken gehängt und dann sogar sein Traineramt. Das war wirklich ein unwürdiges Spektakel und damit ist nicht die Niederlage gegen Mainz gemeint. Es hätte alles mega sein sollen, aber weil Michael Preetz (glücklicherweise) den Spielverderber gab, dann doch nur Durchschnitt. Zumindest in den einschlägigen Gazetten hat das Drama in und um die Hertha schon Champions League Niveau.

Tipps

Irina: Die Mentalität kehrt auf den Platz zurück und wir erkämpfen uns ein starkes 1:1

Andy: 3-1, der FCA ist wieder da.

Sebastian: 2-2, ein ehrliches und hochverdientes Unentschieden. Weniger Drama als zuletzt. Ein ganz unaufgeregter Bundesligasamstag im Mittelfeld der Tabelle. Das wäre schön…

Eine Mannschaft ohne Identität

Was hatte ich mich auf das Spiel in Frankfurt gefreut. Es war ingesamt eine bemerkenswert schlechte Woche für mich. Erst war ich krank und danach kamen vor allem arbeitsbedingt schwierige Nachrichten auf mich zu, mit denen ich umgehen musste. Eine Woche, in der ich meinen Kompass auf Freitagabend ausgerichtet hatte. Hoffnungsfroh nach der zweiten Halbzeit gegen Bremen, in der mein liebster FCA einen Rückstand gedreht und das Spiel gewonnen hatte. In Frankfurt hatte die Mannschaft in der letzten Saison auch ein wundervolles Erfolgserlebnis gefeiert. Ich war im April live dabei und so fieberte ich zusammen mit meiner Crew auch dieses Mal frohen Mutes dem Spiel entgegen. Ich habe nicht nach den ersten Rückschlägen aufgegeben. Am Abend stand ich pünktlich auf der Tribüne, die Augen aufs Ziel gerichtet.

Für Glanz und Gloria

Wir liefen in der Februarkälte zum Stadion. Es war klar, dass es ungemütlich werden würde. Es war klar, dass die Frankfurter nach den ersten Spielen der Rückrunde und dem Pokalsieg gegen Leipzig Selbstvertrauen getankt hatten. Umso größer war die Aufgabe, umso größer wäre der potentielle Sieg am Ende des Abends zu werten, umso beschwingter würden wir das Wochenende erleben und kurz den grauen Alltag und unsere Probleme vergessen können. In der ersten Halbzeit wurden unsere Erwartungen auch noch erfüllt. Die Mannschaft hatte Chancen, die sie nicht zu nutzen wusste (oder die Kevin Trapp leider großartig vereitelte) und die Eintracht kam nach ca. 40 Minuten zu einfach zum Führungstreffer. Es stand wie in der Vorwoche gegen Bremen 0:1. Alles war noch drin. Der Rückstand würde die Geschichte nur noch besser machen. Eine weitere Legende, die wir unseren Kindern und Enkeln erzählen könnten. Was danach folgte, kann nicht anders als ein Offenbarungseid bezeichnet werden.

Ihr werdet die feiernden Frankfurter wieder los. Mich werden sie eine ganz Weile verfolgen. Habe ich erwähnt: ich wohne in Frankfurt. (Photo by Jörg Halisch/Bongarts/Getty Images)

Nun ist noch nicht viel Zeit vergangen seit diesem traumatischen Erlebnis und ich bin in dieser Saison vorgeschädigt. Ich war auch schon in Gladbach auswärts dabei. Da ging das Spiel 5:1 für die Gladbacher aus, und die erste Halbzeit in Gladbach sah der zweiten in Frankfurt in mancher Hinsicht sehr ähnlich. Es war auch kalt, aber in Gladbach regnete es dazu noch. Ich vertrete auch die Meinung, dass ich eine persönliche Erklärung dafür verdient habe, was in diesen zwei Auswärtsspielen passiert ist. Aber nachdem die Erklärungen bisher äußerst mau sind, will ich mal anfangen zu erzählen, was gestern – mal wieder – passiert ist. Und zu welchen Einschätzungen ich gelangt bin.

Die Taktik

Adi Hütter, der Frankfurter Trainer, hat sehr gut erkannt, wie man uns Augsburgern momentan das Leben schwer machen kann. Wenn wir wie gegen Frankfurt mit Finnbogason/Niederlechner in der Kombination spielen, dann erzeugt das eine dauerhafte Unterzahl im zentralen Mittelfeld. Baier und Khedira standen Ilsanker, Kohr und Gacinovic gegenüber. Das Frankfurter Trio ist dabei so körperlich und aggressiv, wie man es sich nur vorstellen kann. Das Ergebnis war, dass wir gerade im Spiel mit dem Ball diesen zu schnell verloren, und Frankfurt dann im eigenen Spiel mit dem Ball durch Verlagerungen auf die Flügel und eintrainierte Spielzüge eine Überzahl schnell ausnutzen konnte.

Eine Folge dieses Problems ist auch, dass Frankfurt ca. 60% der Zweikämpfe gewonnen und mehr Fouls gespielt hat. Wir sind, wie z.B. gegen Union Berlin, nicht in die Zweikämpfe gekommen und haben diese weniger aggressiv geführt. Martin Schmidt hat dann Finnbogason aus- und Löwen eingewechselt, um im zentralen Mittelfeld stabiler zu stehen und damit überhaupt eine Chance im Spiel zu haben. Allein, es war schon zu spät. Und gegnerische Mannschaften wissen mittlerweile, dass man uns durch Körperlichkeit und Aggressivität aus dem Konzept bringen kann. Darauf müssen wir uns in den nächsten Spielen einstellen. Der Trainer kann seinem Team helfen, wenn er in zentralen Bereichen des Feldes, Wege findet, um diese Unterzahlsituationen zu vermeiden.

Die Reaktion auf das zweite Tor

Die Niederlage rein der taktischen Ausrichtung anzulasten, wird schwierig. Gerade auf den Flügeln hätten wir Möglichkeiten gehabt, um für Unruhe in der Frankfurter Hintermannschaft zu sorgen und unsere beiden zentralen Abschlussspieler hätten potentiell ja auch mehr zum Abschluss kommen können. Nachher ist da immer ein jeder schlauer. Was allerdings hilfreich gewesen wäre, ist, deutlich länger ohne Gegentor zu bleiben bzw. das Spiel offen zu halten. Die beiden ersten Gegentore waren nicht besonders extravagant herausgespielt, sondern sind individuellen Fehlern zuzuschreiben.

Timothy Chandler konnte sein Glück nicht fassen. Er profitierte von den Lücken in der Augsburger Abwehr. (Photo by Jörg Halisch/Bongarts/Getty Images)

Beim ersten Tor kommt der Ball zu Chandler, der sich im Vergleich zu seinem Gegenspieler überaus filigran dreht und dann sehr gut abschließt. Die Fehlerkette vom Ballverlust bis zum Tor war lang. Das zweite Gegentor fällt dann, weil wir einen Standard schlecht verteidigen. Beide Tore weisen auf Unkonzentriertheiten hin. Auf diesem Niveau kann man sich solche Fehler nur selten erlauben.

Große Freude bei der Eintracht. Möge sie in dieser Saison anhalten und wir uns nächstes Jahr revanchieren. (Photo by Jörg Halisch/Bongarts/Getty Images)

Entscheidender ist allerdings die Reaktion danach. Es ist nicht so, dass es dann auf dem Platz mal lauter wird. Das jemand den anderen anschreit und wachrüttelt. Durch Körperlichkeit ein Zeichen setzt. Sich ne gelbe Karte abholt und ein Ruck durchs Team geht. Geschlossen wird dann aufgehört zu spielen. Führungsspieler sind untergetaucht. Gibt es eine Struktur im Team und wer übernimmt dann die Verantwortung?

So kassiert man dann das dritte Gegentor (wie frei der Frankfurter einköpfen konnte. Wahnsinn). Dazu kurz vor dem Ende die Tore vier und fünf. Was ich von der Tribüne aus nächster Nähe beobachten konnte, war der mentale Zusammenbruch des gesamten Teams. So als würde ich nach 6 Stunden eines beschissenen Tages aufhören zu arbeiten und aufgeben. Kein Verhalten mit dem man sich als Fan identifizieren kann, wenn man sich die ganze Woche im Alltag abgemüht hat. Mit solch einer Einstellung wäre ich am Freitag überhaupt nicht erst auf der Tribüne gestanden. Solches Verhalten will ich in rot-grün-weiß nicht sehen.

Eingeständnis des Versagens

„Einmal ist keinmal und zweimal ist einmal zuviel“ hat einer meiner Lehrer in der Schule früher gesagt. Und so könnte man dieses Spiel leicht abhaken, wenn ein solcher Zusammenbruch nun das erste Mal vorgekommen wäre. Martin Schmidt ist nun seit April letzten Jahres im Amt. Aus dem Stand kann ich die Zusammenbrüche seines Teams schon gar nicht mehr alle rekapitulieren. Das 1:8 in Wolfsburg am letzten Spieltag der letzten Saison ging uns noch recht am Arsch vorbei. Es war das erste Mal. Am ersten Spieltag die zweite Halbzeit in Dortmund war dann schon schlimmer. Dann kam das 1:5 in Gladbach und jetzt wieder ein 0:5 in Frankfurt. Wenn Martin Schmidt in der Pressekonferenz behauptet, dass die zweite Halbzeit gegen Frankfurt die bisher schlechteste der Saison war, dann gab es zumindest schon hochkarätige Konkurrenz in seiner Amtszeit.

Bilder eines Zusammenbruchs. Ich bin so leid sie zu sehen. Diese Zusammenbrüche müssen ein Ende haben. (Photo by Jörg Halisch/Bongarts/Getty Images)

Martin Schmidt hat in der besagten Pressekonferenz deutliche Worte in Richtung Mannschaft gefunden: „Das war eine Katastrophe. Zuerst den Schneid abkaufen lassen in Sachen zweite Bälle, Zweikampfführung. Dann irgendwann auch die Mentalität abkaufen lassen. Und am Schluss noch ne Packung gekriegt. Heute war keiner der Spieler, außer vielleicht der Torhüter, gut. Und wenn alle Spieler nicht gut sind, dann ist meistens der Grund im mentalen Bereich zu suchen. Was war los mit der Konzentration in der zweiten Halbzeit? Was war los mit dem Team nach dem 2:0? Da war wieder der Stecker gezogen. Warum fallen wir in uns zusammen?“

Als ich die Aufzeichnung der Pressekonferenz am Tag nach dem Spiel gesehen habe, ging mir direkt die Hutschnur hoch. Ja, was war denn los, Martin Schmidt? Das ist doch dein Team, das da auf dem Rasen steht. Deine Mannschaft, die deine Mentalität als Führungskraft widerspiegelt und die Werte, die du vermittelst. Diese Klatschen sind nun mehrmals vorgekommen. Mehr als einmal. Einige Male zu viel. Es ist unerträglich. Und Du bist dafür verantwortlich.

Resilienz

An dieser Stelle müssen wir uns mit Resilienz beschäftigen. Resilienz bedeutet psychische Widerstandskraft – und insofern gebe ich Martin Schmidt Recht, als dass die Probleme im mentalen Bereich liegen. Wie widerstandsfähig ist die Mannschaft bzw. die einzelnen Spieler in schwierigen Situationen? Die Klatschen deuten darauf hin, dass die psychische Widerstandsfähigkeit gesteigert werden muss. Die Spieler müssen auf diese schwierigen Situationen vorbereitet werden, so dass sie die Situation erkennen und richtig reagieren können. Ihre gewünschte Option A: „Das Spiel gewinnen“ gerät ins Wanken. Es ist wichtig, dass den Spielern in diesen Situationen bewusst ist, dass sie ihre Option B dann immer noch gestalten können. Option B könnte enden als „Klatsche und Schmach“ oder als „Aufgebäumt, alles reingeworfen und knapp verloren“.

„Aufgeben und überfahren lassen“ ist keine Option B, die tolerierbar ist. Einsatz und Kampf bis zum Abpfiff ist das, was jede Option B beinhalten muss. Und das ist im mentalen Mindset der Spieler abhanden gekommen. Fußball ist eben keine rein körperliche Angelegenheit. Auch die mentale Ausbildung der Spieler ist von einiger Bedeutung. Gerade mit unserem jungen, neu zusammengestellten Kader scheint die Ausbildung der Mannschaft in diesem Bereich noch verbesserungswürdig zu sein. Es ist mir wichtig an dieser Stelle festzuhalten, dass ich nicht glaube, dass die Mannschaft oder einzelne Spieler nicht wollen. Sie haben in schwierigen psychologischen Situationen unter erheblichem Druck „nur“ nicht gut reagiert. Sie brauchen weiterhin Unterstützung und Aufmunterung. Es macht keinen Sinn sie auszupfeifen bzw. zu beschimpfen. An den Problemen kann man arbeiten. Muss man arbeiten.

Fehlerkultur

Dazu kommt, dass wir zur einer gesunden Fehlerkultur zurückfinden müssen. Und damit meine ich nur am Rande, dass wir in der Lage sein müssen, Fehler einzugestehen. Die Mannschaft hat aus meiner Sicht kein Problem damit zuzugeben, dass sie am Freitag ihre Leistung nicht gebracht hat. Die Jungs sind quasi geschlossen in der Kurve gestanden und haben sich die direkten Reaktionen der Fans angehört und sich für den Support bedankt. Was da teilweise von den Rängen kam, war deutlich unter der Gürtellinie. In den Stunden der Niederlage zeigt sich dann doch am ehesten, wer zu einer menschlichen Reaktion auf Fehler in der Lage ist und da haben im Block doch einige versagt.

Ich beziehe diesen Punkt trotzdem eher auf die Rotation in der Mannschaft. Auch wenn die ersten Spiele nicht besonders prickelnd waren, so hat Martin Schmidt prinzipiell an seiner Stammmannschaft festgehalten. Individuelle Fehler sind menschlich und prinzipiell in Ordnung. Gehäuft müssen sie allerdings Konsequenzen haben. Die Spieler aus der zweiten Reihe müssen darauf drängen sich beweisen zu dürfen. Und diejenigen, die zum Einsatz kamen, müssen für gehäufte Fehler die Konsequenzen tragen und auf der Bank Platz nehmen. Irgendeinen Vorteil muss der große Kader haben, bei dem die Leistungsdichte so hoch ist wie nie. Zumindest gingen wir davon bisher aus. Ob es Martin Schmidt in diesem Kader schafft den Konkurrenzkampf hoch zu halten, müssen wir noch abwarten. Aber vielleicht sind die Unkonzentriertheiten auch darauf zurückzuführen, dass man sich in der Mannschaft durch den fehlenden intensiven Konkurrenzkampf nicht zu Topleistungen pusht?

Besser gegen Freiburg

Alles in allem steht nicht zu befürchten, dass es gegen Freiburg weiter geht, wie es gegen Frankfurt aufgehört hat. Martin Schmidt hat die Schwere der Niederlage erkannt. Fehler wurden von ihm in der taktischen Einstellung als auch von den Spielern auf dem Feld gemacht und der Spielverlauf hat uns nicht in die Karten gespielt. Wer weiß, was mit einem frühen Führungstor möglich gewesen wäre. Mit 26 Punkten haben wir immer noch 8 Punkte mehr als in der letzten Saison (und 5 weniger als vor zwei Jahren). Es läuft nicht alles optimal, aber doch einiges richtig.

Wir werden wieder Feiern, das ist klar. (Photo by Christian Kaspar-Bartke/Bongarts/Getty Images)

Mir ist dabei besonders wichtig, dass diese Mannschaft die sportliche Identität des FC Augsburg wiederfindet, so dass man sich als Fan auf der Tribüne mit den Jungs auf dem Rasen jederzeit identifizieren kann. Verlieren ist nicht schlimm, genau wie einzelne Fehler. Und ich tausche mit jedem Spieler Hoody gegen Trikot nach einem Spiel in der Kälte. Aber bei allem was mir an dieser Sache liegt: dafür müssen alle 100% geben in den 90+X Minuten des Spiels. Und am Freitag nach dem Spiel hätte keiner auf der Tribüne eines dieser Trikots gewollt. Weil es einem das Herz bricht, wenn die eigene Mannschaft ihre und damit unsere Identität mit Füßen tritt. Und so muss dieses Team nun erst wieder herausfinden, für was es steht. Man will ihnen zurufen: Wir sind für euch da. Schaut uns an und kämpft für uns. Mehr braucht es doch nicht.

TGIF: Das Spiel ist nah und der Weg ist kurz

Ein erneutes Servus von mir in die Runde am Freitag kurz vor dem Auswärtsspiel in Frankfurt. Vielleicht lest ihr das auf dem Weg nach Frankfurt, in eurer Lieblingskneipe oder daheim auf der Couch. Wer hier schon etwas länger mitliest, der weiß, dass endlich der Weg für mich kurz ist und mein „Heimspiel“ ansteht. Korrekt, ich wohne immer noch in Frankfurt. Meine Tochter wird im Kindergarten von Eintracht-Anhängerinnen erzogen. Mancher Kollege ist treuer Eintracht-Fan. Unschwer zu betonen, dass dieses Spiel für mich eine besondere Bedeutung hat. Ich hasse es auswärts in Gladbach oder Wolfsburg abgewatscht zu werden, aber gegen die Eintracht gilt es umso mehr. Eine Niederlage in diesem Spiel ist schlicht keine Option.

Fakten über das Spiel: #SGEFCA

10. gegen 11. – ein Nachbarschaftsduell in der Tabelle. Beide Teams mit recht viel Torgefahr nach vorne (33 bzw. 32 geschossene Tore), beide Teams lassen allerdings auch viel zu (39 bzw. 31 Gegentore). Es könnte rund gehen, wogegen allerdings die Ausgeglichenheit der Mannschaften spricht. Es wird ein Spiel auf Augenhöhe. Quasi ein Topspiel in der für uns relevanten Tabellenhälfte. Eintracht Frankfurt ist ein Team, in dem Martin Hinteregger mit 6 Toren der zweitbeste Torschütze ist. Augen auf nach dem Eckballgegentor gegen Union, damit den Frankfurtern nichts ähnliches gelingt. Mit Silva, Dost (der allerdings ausfällt) und vor allem Pacienca haben die Frankfurter einige gefährliche Offensivkräfte. Mit Philipp Max haben wir allerdings auch einen torgefährlichen Verteidiger mit der gleichen Trefferanzahl.

Alfred Finnbogason war wieder mittendrin statt nur dabei. So kann er auch in Frankfurt ein wichtiger Einflussfaktor auf den Ausgang des Spiels sein. (Photo by Sebastian Widmann/Bongarts/Getty Images)

Dazu ist Alfred Finnbogason wieder fit, der neben dem Schwaben-Bomber Flo Niederlechner auflaufen könnte. Wer soll diese Offensivreihe mit all diesen Hochkarätern und unterstützt von Ruben Vargas und Marco Richter aufhalten? Im Tor der Frankfurter steht dafür Kevin Trapp bereit. Wohingegen wir Augsburger auf einen der guten Tage von Tomas Koubek hoffen müssen. Der kehrt nach seinem grippalen Infekt ins Tor zurück. Ob das nicht den entscheidenden Unterschied ausmachen wird?

Der Gegner

Eine Wundertüte vor der Winterpause, seitdem nur Pralinen. Die Eintracht hat gegen Düsseldorf letztes Wochenende keinen guten Fußball gespielt, die ersten beiden Spiele der Rückrunde aber irgendwie gewonnen. Das Heimspiel nun unter der Woche im Pokal gegen Leipzig war einerseits Belastung. Andererseits beflügelt ein eindeutiger Sieg gegen eine der besten Mannschaften der Liga. Wobei: Wie gut ist Leipzig nun nach der Winterpause gerade noch? Auf jeden Fall ein Gegner, der der Eintracht gerade liegt – im Gegensatz zu uns. Ich kann mich noch gut an das letzte Auswärtsspiel im Waldstadion erinnern. Die Eintracht war ewig ungeschlagen und es war das erste Spiel von Martin Schmidt.

Große Erleichterung nach der Partie im April in Frankfurt. Der Sieg war die entscheidende Weiche Richtung Klassenerhalt. (Photo by Alex Grimm/Bongarts/Getty Images)

Es hatte keiner damit gerechnet, dass wir überhaupt etwas mitnehmen. Und es war mein persönliches Highlight in der letzten Saison, weil die Mannschaft sich dagegen gestemmt hat, mit vollstem Einsatz, und 3 Punkte erkämpft hat. Die Eintracht ist in dieser Saison eine Wundertüte. Aber geschenkt bekommst du hier nichts. Wenn wir auftreten wie gegen Union Berlin oder in der ersten Halbzeit gegen Bremen, dann werden wir gefaltet und nach Hause geschickt. Wenn wir die zweite Halbzeit gegen Bremen weiterführen können, werden wir Chancen bekommen. Frankfurt liegt uns. Ich hoffe auch diesmal.

Die Presseschau

Das Transferfenster ist zu und es hat niemand mehr Augsburg verlassen. Erwähnenswert waren den Medien dabei vor allem zwei Spieler: Eine Leihe von Reece Oxford zerschlug sich wohl, genauso wie ein Wechsel von Kevin Danso. Oxford kommt gerade beim FC Augsburg nicht zum Zug. Die Konkurrenz ist nun mit Eduard Löwen auch nicht gerade kleiner geworden. Kevin Danso kommt während seiner Leihe in Southampton nicht zum Zug. Der Premier League Traum wirkt gerade eher wie ein Alptraum. Beide Spieler finden sich nun für die nächsten Monate in unbequemen Situationen wieder und müssen sich frei schwimmen. Zu verlieren haben sie gerade nichts.

Für mich dagegen etwas überraschend, dass unsere Leistungsträger um Philipp Max und Marco Richter nicht mit Wechseln in Verbindung gebracht wurden. Ein Unterschied zu vielen vorherigen Transferperioden. Der FCA konnte den starken Kern der Mannschaft zusammen halten. Jetzt wollen wir mal sehen, was sich daraus machen lässt.

Etwas für Aufmerksamkeit sorgte diese Woche auch, dass Martin Schmidt in der Halbzeit in der Kabine gegen Bremen etwas lauter werden musste. Ein Weckruf quasi. Ob es heute gegen die Eintracht ohne Weckruf klappt. Es bleibt zu hoffen.

Der Traum der Woche

Ruhe für den Rest der Saison an meinem Frankfurter Arbeitsplatz. Ein wirklich großer und wichtiger Traum, damit ich mich hier weiter aufs Wesentliche konzentrieren kann.

Was macht eigentlich Florian Kohfeldt?

Der FC Augsburg Fluch ist an Florian Kohfeldt vorbei gezogen. Der SV Werder Bremen hat ihm deutlich den Rücken gestärkt, nachdem noch vor dem Augsburg-Spiel vermutet wurde, er würde bei einer Niederlage entlassen. Ich bin ein großer Fan von Konstanz auf der Trainerbank und hoffe, dass der SV Werder diesen Weg konstant weiter geht. Daraufhin hat seine Mannschaft Borussia Dortmund aus dem Pokalwettbewerb gezittert und sich damit etwas Selbstbewusstsein geholt.

Applaus für Florian Kohfeldt von unserer Seite. Mit klarer Kante hat er sich in dieser Woche politisch positioniert und die Ereignisse in Thüringen verurteilt. (Photo by Martin Rose/Bongarts/Getty Images)

Das alleine hätte heute nun noch nicht dazu geführt, dass wir uns detailliert mit Florian Kohfeldt beschäftigt hätten. Nun hatte er allerdings auch noch das Rückgrat, sich zu den politischen Ereignissen in Thüringen zu äußern. Wir spielen heute in Frankfurt – Peter Fischer, Präsident der Eintracht, hat sich schon vor einiger Zeit deutlich von der AfD distanziert. In diesen Zeiten ist das mehr denn je notwendig. #fckafd #fcknzs

Gazetten Tipps

Andy: 1:1 Es wird zur Sache gehen und die Eintracht hat durch den Pokal Selbstvertrauen getankt. Wir werden in Rückstand geraten, ausgleichen und einen Punkt aus Frankfurt mitnehmen.

10 Jahre Daniel Baier: eine Erinnerung, wer der Beste ist

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Der Fußball zelebriert den Kult um ehemalige Spieler nicht in dem Umfang, wie das in den USA im Football oder Basketball gemacht wird. Wenn verdiente Spieler abtreten werden dort deren Nummern nicht mehr vergeben, sie werden in den sog. „Ring of Honor“ oder in die „Hall of Fame“ aufgenommen. Der Kult um ehemalige Spieler wird deutlich aufwändiger betrieben. Es gibt eine bewusste Erinnerungskultur im Hinblick auf die Leistung der Ehemaligen.

Auch gegen den SV Werder Bremen dirigierte der Maestro Daniel Baier sein Team erneut. Mal wieder mit Erfolg. (Photo by Sebastian Widmann/Bongarts/Getty Images)

Aber auch in Augsburg ist ein gewisser Personenkult für unsere verdienten Spieler angekommen. Vor dem Stadion steht eine Statue zu Ehren von Helmut Haller, die Stehplatztribüne der Heimfans trägt den Namen von Uli Biesinger. Weitere Ehrungen wird es auch in der Zukunft geben. Die Ehrung des Spielers, der im Trikot des FCAs die größten sportlichen Leistungen erbracht hat, wurde gerade erst wieder um ein Jahr verschoben: Daniel Baier.

Baiers Bedeutung für den Augsburger Fußball

Daniel Baier steht mittlerweile seit fast genau 10 Jahren in festen Diensten des FC Augsburg. Davor war er schon an den Club ausgeliehen. Er kam im Winter 2010 im Alter von 25 Jahren aus Wolfsburg zum FCA und ist mittlerweile fast ist im Fußballrentenalter angelangt. Wobei er die Rente gerade noch einmal verschoben hat. Er führte den FCA in die erste Liga und ist bisher nicht einmal mit ihm abgestiegen. Alles in allem hat er knapp 350 Pflichtspiele für den FCA absolviert. In den meisten Fällen agierte er aus dem defensiven Mittelfeld heraus, und verteidigte unser Tor, indem er wie kein anderer Pässe der Gegenspieler antizipierte und abfing. Im Spielaufbau war er oft der Rhythmusgeber des FC Augsburg der aus der Tiefe den Spielaufbau dirigierte. Dazu hatte er immer Zeit für einen Plausch mit dem Schiedsrichter oder seinen Gegenspielern. Alles in allem war er in den letzten 10 Jahren der prägendste Spieler, der das Trikot unseres Vereins getragen hat. Er ist wohl auch der sportlich wichtigste Spieler, der jemals das Trikot des FCA getragen hat.

Vergleich mit den Legenden

Diese Aussage erfordert natürlich, dass man ihn mit den anderen Vereinslegenden vergleicht. Uli Biesinger war ein Knipser, der für den FCA in der ersten Liga und in tieferen Ligen in 222 Spielen ganze 121 Tore erzielt. Er wurde zudem für die deutsche Nationalmannschaft nominiert, während er für den FCA spielte. Er ist dennoch mit dem FCA abgestiegen und der FCA konnte sich mit ihm nicht in der ersten Liga etablieren. Tore alleine sind kein Garant für sportlichen Erfolg. Biesinger war ein Riesenspieler für den FCA, Daniel Baier konnte er aber nur in einem Punkt übertreffen: beim Tore schießen.

Haller und Biesinger gemeinsam auf einem Foto anlässlich der Fußball WM 2011 in Augsburg. (Photo by Thomas Langer/Bongarts/Getty Images)

Bleibt offensichtlicherweise Helmut Haller übrig, der der beste Spieler ist, der jemals das Trikot des FC Augsburg getragen hat. Leider spielte er zu seiner absoluten Hochzeit nicht im FCA Trikot. Als Hallers Karriere so richtig in Fahrt kam, 1962 nach seiner ersten WM-Teilnahme im Alter von 22 Jahren, wechselte Haller von Augsburg nach Bologna und kam erst wieder im Alter von 33 Jahren im Herbst seiner Karriere zurück. Haller spielte seinen besten Fußball in Italien als er mit Bologna und Juventus Titel holte und sogar einmal zu Italiens Fußballer des Jahres gewählt wurde. Den FCA konnte auch er nicht mehr in die erste Liga führen, auch wenn er der Stadt sportliche Hoffnung schenkte. Haller war zu seinen Spitzenzeiten Weltklasse. Baier hat ihm voraus, dass Baier seine fußballerisch besten Zeiten im FCA-Trikot erlebte.

Bis zum Ende und noch viel weiter

Aber genau wie auch Hallers und Biesingers Karrieren wird auch Baiers Karriere leider irgendwann zu Ende gehen. Auch wenn es 2021 vielleicht noch nicht soweit sein sollte. Baier soll gerne so lange spielen, wie sein Körper mitmacht und er Lust hat sich in die Duelle zu werfen. Aber am Ende seiner Karriere – und ich hoffe sehr, dass er nie ein anderes Trikot als das des FCA mehr tragen wird – wird er hier in Augsburg gebührend verabschiedet werden müssen. Erwachsene Menschen werden Tränen verdrücken. Und uns sollte bewusst sein, dass wir Zeuge einer unglaublichen Karriere werden durften.

Baiers Leistungen über die Jahre hinweg sind mit das Beste was dieser Verein sportlich von einem einzelnen Spieler jemals erhalten hat. Schon jetzt ist er eine Legende. (Photo by Sebastian Widmann/Bongarts/Getty Images)

Der FCA sollte es dann schaffen, Baier zu überraschen. So wie die Dallas Mavericks Dirk Nowitzki überrascht haben, als er sein letzes Spiel spielte. In welcher Rangfolge man die Augsburger Fußballlegenden am Ende des Tages reiht: Baier ist eine von Ihnen. Ich freue mich jedes Mal, wenn ich ihn spielen sehen darf. Genießen wir die letzten 100 Spiele. Wenn alles zu Ende ist, wird sein Name unvergessen bleiben.

TGIF: Bremer Stadtmusikanten vs. Augsburger Puppenkiste

Heute ist Freitag, der letzte Arbeitstag der Woche und spätestens in vier Stunden geht’s an die Stechuhr und ich hab‘ Feierabend.  Jawollja! Wie mir geht’s da wohl noch etlichen anderen Arbeitnehmern, die sich schon zu Arbeitsbeginn klammheimlich aufs Wochenende freuen. Hoch die Hände, Wochenende, FCA, ole ole. und #TGIF – all diese Slogans haben eins gemeinsam: Die Vorfreude auf zwei arbeitsfreie Tage nach einer intensiven Arbeitswoche. Und was gibt’s da schöneres als seinen Gelüsten zu frönen, den Hobbies nachzugehen und mit der eigenen Clique abzuhängen? (Richtig: Nix! 😂 ) Für mich bedeutet Wochenende ja immer Bundesliga-Zeit. Und natürlich FCA-Zeit. Auf das Spiel meiner Augschburger fieber‘ ich quasi die ganze harte Arbeitswoche hin. Umso schöner, wenn der FCA dann auch noch punktet und das Wochenende komplett super wird. Wenn da das Wörtchen wenn nicht wär… und der SV Werder Bremen.

Immer wieder samstags!

Also, immer wieder samstags spielt der FC Augsburg in der 1. Fußballbundesliga. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Anhänger aus Hannover, Kaiserslautern und von 1860 München sind an dieser Stelle nun vor Neid erblasst und würden sicherlich gerne mit uns tauschen. Daher hab ich nicht nur eine gewaltige Vorfreude auf das Wochenende und auf den FCA allgemein – sondern auf das 9. Jahr Bundesliga in der Augsburger Vereinsgeschichte.

Ein unfassbares Privileg, wenn man mal intensiver drüber nachdenkt. Ganz demütig werde ich, wenn ich einmal kurz Revue passieren lasse, was wir in 9 Jahren Glanz & Gloria erlebt haben. Fast-Abstieg, Fast-EL, Erstmalige EL-Teilnahme und so weiter. 2020 soll nun also das Jahr der Augsburger werden und wir wollen frühzeitig nichts mehr mit dem Abstieg zu tun haben. Ob das wohl so einfach wird? Nach den jüngsten Auftritten sind sich da nicht mehr alle so sicher in Datschiburg, wie noch am Ende der Hinrunde.

Facts, it’s all about facts

Der Gegner möchte uns das Leben morgen ab 15:30 Uhr jedenfalls so schwer wie möglich machen. Die launische Diva aus Bremen ist zu Gast im beschaulichen Bayerisch-Schwaben. Selbst arg mit akuten Abstiegssorgen gebeutelt, versucht man den Fisch aus der Weser – pardon – den Kopf aus der Schlinge zu ziehen und hat mit Kevin Vogt einen alten Augsburger Bekannten aus Hoffenheim loseisen können. Der Abwehrhüne soll die mit Verletzungspech geplagte Defensivreihe der Werderaner verstärken. Aktuell stehen die Grün-Weißen mit 17 Punkten aus 19 Spielen auf dem Relegationsplatz. Nicht zufriedenstellend für einen ambitionierten Traditionsclub wie dem SVW. 

Ruben Vargas: Durchbruch gegen Bremen
Als Ruben Vargas am 01.09.2019 in Bremen sein zweites Tor erzielte war spätestens klar, was wir im Sommer für ein großes Talent verpflichtet hatten (Photo by Christof Koepsel/Bongarts/Getty Images)

Martin Schmidt, der Augsburger Trainer, bezeichnet den Gemütszustand seiner Spieler inklusive seiner selbst als „wütend“.[1] Denn drei Niederlagen in Folge sind so gar nicht nach dem Geschmack des Schweizers. Und überhaupt, nachdem man die Hinrunde erstmal zu zwei Dritteln verpennt hat und sich dann akuter Sorgen nur durch ein fabulöses letztes Drittel entledigt hat – ist diese Niederlagenserie natürlich jetzt ärgerlich. Und genauso erwartbar wie unnötig. Die Winterpause kam den Augsburger Kickern jedenfalls nicht unbedingt zu Gute. Schmidt selbst weiß, dass die Partie gegen die Werderaner also kein Selbstläufer wird.[2] 

Am 01.02.2020 kommt es nun also zum 17. Aufeinandertreffen zwischen FCA und SVW in der Bundesliga. Hierbei ist die Bilanz ziemlich ausgeglichen bei 8 Augsburger-, 7 Werder-Siegen sowie 2 Unentschieden. Während unser FCA in den letzten 10 Spielen starke 5 Siege erkämpfen konnte, stehen für die Bremer sage und schreibe 6 Niederlagen zu Buche.  Das Hinspiel zwischen den beiden Clubs ging 3:2 für Bremen aus. Ärgernis der Partie war der Feldverweis für Rechtsverteidiger Stephan Lichtsteiner. Neuzugang Ruben Vargas zeigte erstmals seine offensiven Qualitäten und traf doppelt.

Funfact am Rande:  Ein torloses Remis gab es noch nie!

Unser Gegner: Der SV Werder Bremen– Lebenslang Grün-Weiß.

Mit Bremen kommt der Dritte der Ewigen Tabelle und viermalige Deutsche Meister nach Augsburg. Seit 39 Jahren spielen die Grün-Weißen in der 1. Bundesliga – Chapeau. In Sachen Ligazugehörigkeit und Konstanz sind sie definitiv Vorbild für den FCA. Viele unruhige Jahre liegen hinter dem erfolgreichsten Bremer Verein. Gut aufgestellt ist man mittlerweile in der Chefetage mit Ehrenspielführer Baumann und dem Münsteraner Klaus Filbry. Auch die ehemaligen Werder-Spieler Clemens Fritz und Marco Bode bekleiden wichtige Positionen im Verein. Ob Florian Kohlfeldt seine Tätigkeit genauso lang wie Rehhagel und Schaaf ausüben darf? Fraglich.  Denn Statistiken – wie kein einziges Zu-Null-Spiel in der Hinrunde und die Schießbude der Liga mit 41 Gegentoren –  werfen Fragen auf. 

Bremer Sorgen sind Augsburger Freud‘

Einziger Lichtblick: Während der FCA in der Rückrunde auf den ersten Punkt wartet, hat Bremen beim Rückrundenauftakt gegen Fortuna Düsseldorf direkt dreifach gepunktet.  Werder Bremen konnte im DFB-Pokal überwintern und trifft im DFB-Pokal-Achtelfinale am kommenden Dienstag auf Borussia Dortmund.  Vielleicht ist die Konzentration am Samstag in Augsburg dann nicht so groß? Wer weiß, wer weiß.

Offenbar fahren die Bremer ziemlich dezimiert nach Augsburg, denn mit Ex-FC Augsburg Spieler Langkamp, Selassie und Augustinsson fallen wichtige Stützen in der Defensive aus.  Mittelfeldspieler Bargfrede kann ebenfalls sicher nicht spielen.[3]  Marco Friedl muss hingegen vom Spielfeldrand zusehen –  dank 5. gelber Karte und der damit verbundenen Sperre. Kapitän Moisander kehrt nach abgesessener Gelb-Rot-Sperre wieder in die Anfangsformation zurück. Die Bremer haben mit Rashica einen der schnellsten Bundesligaspieler in ihren Reihen und in Jiri Pavlenka einen sehr sicheren Rückhalt.

Kevin Vogt: neu bei Bremen
Neue Farben, bekanntes Gesicht: nachdem er in Hoffenheim diese Saison weniger zum Einsatz kam, welchselte Kevin Vogt nun im Winter vorerst nach Bremen. (Photo by Stuart Franklin/Bongarts/Getty Images)

In der Defensive stehen mit Kevin Vogt und Ömer Toprak starke Innenverteidiger zur Verfügung. Mit Nuri Sahin, den Eggestein-Brothers, dem Ich-hab-die-Haare-schön Mittelfeldspieler Davy Klaassen sowie Bittencourt weist Bremen große Qualität im Mittelfeld auf.  Der ewige Claudio Pizarro treibt auch im Jahre 2020 noch sein Unwesen in den gegnerischen Abwehrreihen. Die Augsburger Abwehrspieler sollten sich warm anziehen.  Gut auch für den FC Augsburg, dass den SVW weiterhin Personalprobleme plagen. Die Bremer Führungsriege beschäftigt sich derzeit mit einem neuen Stürmer, aber konnte noch niemanden vermelden respektive verpflichten.[4]

Die voraussichtliche Aufstellung der Bremer sieht folgendermaßen aus:
Pavlenka - Toprak, Vogt, Moisander - Goller, Sahin, Bittencourt - M. Eggestein, Klaassen - Rashica – Sargent

Quo vadis, FCA?

Beim FCA sieht es danach aus, als hätte sich Andre Hahn nach seinem unglücklichen Auftritt gegen Union direkt wieder aus der ersten Elf rotiert. Eduard Löwen oder Freddy Jensen könnten in der Zentrale seinen Platz einnehmen. Ein interessanter Aspekt wird sein, ob Schmidt auf Jedvaj als Rechtsverteidiger setzt. Oder eher den routinierten Lichtsteiner bevorzugt. Jedvaj hatte ebenfalls einen rabenschwarzen Tag erlebt, der Kroate spielt der eigenen Aussage nach aber auch wesentlich lieber im Innenverteidiger-Verbund.  Gespannt bin ich persönlich auch, ob Finnbogason schon eine Option für die erste Elf ist und sich Martin Schmidt dem Experiment mit zwei Stürmern wieder annähert. Dies ist sicherlich abhängig vom Fitnesszustand des Isländers.

Lichtsteiner: Einsatz gegen Bremen?
Über Stephan Lichtsteiner wurde diese Woche viel berichtet: vor allem über seine Bedeutung abseits des Platzes. Darf er diese Woche wieder auf dem Feld helfen? (Photo by Sebastian Widmann/Bongarts/Getty Images)

Der noch angeschlagene Cordova und der für die Olympia-Quali abgestellte Iago fehlen ebenso wie Stürmer Julian Schieber. Letzterer laboriert an einer hartnäckigen Wadenverletzung. Zudem wurde heute bekannt, dass Mads Pedersen nach Zürich ausgeliehen wird für die Rückrunde. Martin Schmidt hat alles in allem trotzdem mal wieder die Qual der Wahl. Und derzeit wenig verletzte Spieler zu beklagen.

Gegen Union agierte die Truppe um Kapitän Daniel Baier offensiv kopflos und fahrig, defensiv ließ der FCA zu viele Chancen des Gegners zu. Oft ließ man sich abermals zu individuellen Fehlern hinreißen (Koubek, Jedvaj, Hahn). Diese Punkte müssen schleunigst verbessert und optimiert werden, sonst droht der nächste Punktverlust gegen einen direkten Konkurrenten.

Ich würde darauf tippen, dass die FCA Startformation gegen Bremen folgendermaßen aussieht:
Koubek - Jedvaj, Gouweleeuw, Uduokhai, Max - Khedira, Baier - M. Richter, Löwen, Vargas – Niederlechner

So sieht es übrigens auch der Kicker.[5]

Was macht eigentlich – Torsten Oehrl?

Der nahe Coburg geborene Torsten Oehrl, heute 34 Jahre alt, hat sowohl für den SV Werder Bremen (2008 -2010) als auch für den FC Augsburg (2010-2013) gespielt. Ich erinnere mich noch sehr gut an seinen Seitfallzieher im Jahr 2010 gegen den FSV Frankfurt – das Tor wurde damals zum Tor des Monats Dezember von den Zuschauern der Sportschau gewählt.[6]  Eine Tormaschine war er beim FCA wahrlich nicht (nur 7 Bundesligatore).

Thorsten Oehrl feiert eines seiner seltenen Bundesligatore gegen Hertha BSC Berlin am 25. Februar 2012 mit – natürlich – Daniel Baier. (Photo by Alex Grimm/Bongarts/Getty Images)

Auch bei den Bremern hatte er zu kämpfen, denn dort hat er den Durchbruch nicht geschafft in der Bundesliga und kam zumeist nur in der 2. Mannschaft zum Zuge. Bis 2017 hat Torsten Oehrl noch aktiv Fußball gespielt, beim FC Bayern II in der Regionalliga. Seit 2018 ist er vornehmlich Trainer, zuletzt beim Bezirksligisten FC Oberhaid (Aus im Oktober 2018). [7] Der gelernte Industriekaufmann blickt jedoch stolz auf seine FCA-Zeit zurück und sagte einst im Interview: „Das war mit die coolste Zeit“.[8]

Tipps der Redaktion

·        Irina: Ich bin zwiegespalten. Mein euphorisches Ich sagt, dass wir das wuppen und mit 2:1 gewinnen, da wir frei und frisch aufspielen. Mein leicht pessimistisches FCA-Gemüt jedoch gewinnt derzeit häufiger die Oberhand und munkelt, dass es eher in Richtung eines glücklichen Remis geht.

·        Andy: Mein Tipp ist ein 3:1 für den FCA. Überzeugend zurück in die Erfolgsspur gegen schlechte Bremer.

·        Sebastian: Wildes 3:2, Hauptsache zurück in die Erfolgsspur


[1] https://fcaugsburg.de/wns/schmidt-dreier-in-dieser-direktbegegnung-waere-unglaublich-wichtig/

[2] Ebd.

[3] https://www.werder.de/aktuell/news/profis/20192020/personal-update-vor-augsburg-30012020

[4] https://www.ndr.de/sport/fussball/Bundesliga-Werder-Bremen-in-Augsburg-In-Ruhe-punkten,werder12392.html

[5] https://www.kicker.de/4588835/spielinfo/fc-augsburg-91/werder-bremen-4

[6] https://www.sportschau.de/sendung/tdm/archiv/chronik10er/dezember2010tdm100.html

[7] https://www.focus.de/regional/bayern/bamberg-torsten-oehrl-legt-traineramt-in-oberhaid-nieder_id_9732062.html

[8] https://www.infranken.de/regional/forchheim/sport/torsten-oehrl-ein-profi-im-spielkreis;art291,3219032

„Babylon Berlin“

Als der FCA am Samstag in Köpenick den Samstag gemütlich ausklingen ließ, boten die Verantwortlichen des anderen Berliner Bundesligavereins bei ihrem Auswärtsspiel in Wolfsburg derweil einmal mehr einen kuriosen Anblick. Ein breites schwäbisches Grinsen zierte das Gesicht des neuen Berliner Hoffnungsträgers und mit ihren überdimensionierten Camouflage Daunenjacken wirkte der Trainerstab wie eine ironische Anspielung auf das aktuell 11Freunde Cover in Bling-Bling Optik. Eine Szene wie aus der Großraumdisko. Nur leider ist die Hertha im Jahr 2020 weit entfernt von jeglicher Selbstironie.

Rhetorische Blutgrätschen

Die Ankündigung, dass sich ein Investor mit einem dreistelligen Millionenbetrag bei der Hertha einkaufen und den Hauptstadtclub zu einem Spitzenverein in Europa machen wolle, ist mittlerweile auch einige Tage alt. Dem Investorengeld folgte mittlerweile Jürgen Klinsmann als Trainer, der den glücklosen Ante Covic ablöste. Klinsmann wurde bereits vom Investor in den Aufsichtsrat geholt und auch die kurzfristige und kurzzeitige Lösung als Trainer war im Sinne des Mäzen. Jürgen und Lars, das passt.

Da war er auf einmal ein Berliner: Jürgen Klinsmann. (Photo by ODD ANDERSEN/AFP via Getty Images)

Seitdem wird in der Hauptstadt Schwäbisch-Denglisch großgeschrieben und in endloser Redundanz auf den ‚Big City Club‘ verwiesen. Alles Dank des ‚Commitments‚ von Lars. „Berlin und Deutschland haben einen ‚Mega Club‘ verdient„. Klingt irgendwie wie eine Strafe für etwas, was man gar nicht getan hat. Auch das neue Berliner Umfeld zeigt sich in diesen Tagen rhetorisch mindestens ebenso stilsicher und besticht durch völlig ironiefreie Beiträge wie dem Bogen, den Klinsmanns Performance Manager Arne Friedrich vom US Militär zum Fußballplatz spannt. Alles mega.

Ein Windhorst braucht die Stadt

Dem Commitment von Jürgen folgten auch die erwartbaren Reflexe. So ziemlich jeder einigermaßen bekannte Nationalspieler, der im In- und Ausland keine tragende Rolle mehr spielt, wurde schon mit Berlin in Verbindung gebracht. Der eigene Nachwuchs spielt dagegen keine Rolle mehr, auch jüngere Verstärkungen wie Eduard Löwen konnten nach nur wenigen Monaten wieder gehen. Die perspektivische Verpflichtung von Lucas Tousart einmal abgesehen, war der Königstransfer in der Winterpause dann aber nicht ein Mario Götze oder ein Julian Draxler. Sondern Santiago Ascacibar, der vom VFB Stuttgart kam.

Nicht von ungefähr benennt Klinsmann Hoffenheim und Leipzig als Vorbilder, denen noch als Feigenblatt Gladbach quasi im Nachsatz nachgeschoben wird. Ist das der Weg, den man sich kaufen möchte, um als Big City Club auf der europäischen Bühne zu tanzen? Immerhin ist es nicht frei von Risiko. Andere Vereine haben eindrucksvoll vorgemacht, wie man das Geld der Investoren in den norddeutschen und niederbayerischen Sand setzen kann.

Fußballerische Gentrifizierung

Wer durch Berlin streift, der erkennt den Charme einer Stadt nicht in Geld und Größenwahn. Die Hauptstadt besticht durch einen ganz eigenen Stil. Ein Stil, bei dem der Bänker im Nadelstreifen auf dem Heimweg im Bus sein billiges Feierabendbier trinkt. Es ist nicht das hippe Berlin sondern das etwas angesiffte, das große Sympathien weckt. Trotzdem ist Berlin leider auch die Bühne der Investoren, des Umbaus und Aushängeschild der Gentrifizierung.

Es wirkt, als wolle die Hertha zum Spiegelbild der Hauptstadt werden. In dem Investoren die Hauptrolle übernehmen, ganze Projekte übernehmen und für ihre Klientel mit großem Geld erneuern. Nur welche Klientel, welches Publikum ist das?

Und wenn Lars Windhorst (rechts) keinen Bock mehr hat, dann verschwindet er halt wieder. (Photo by ODD ANDERSEN/AFP via Getty Images)

Natürlich wäre es naiv anzunehmen, dass der Erfolg der großen Clubs ohne Geld möglich gewesen wäre und gerade zukünftig sein wird. Die Sponsoreneinnahmen der Bayern übersteigen das Geld des Investors vermutlich um ein Vielfaches. Und auch in Augsburg hat man in etwas begrenzterem Umfang Erfahrungen mit Investoren. Es geht auch nicht um Fragen von Tradition und Erfolg oder den Einfluss Einzelner trotz 50+1 Regel. Es geht vielmehr um das grundsätzliche Verständnis und das Leitbild, dass sich die Bundesliga geben will. Es hat nichts mit Fußballromantik zu tun, wenn man den Versuch kritisch beäugt, einen Koffer voller Geld über einem Verein auszuschütten, um sich Erfolg – oder besser: Popularität – zu erkaufen. Erfolg kann man sich vermutlich auf lange Sicht schon kaufen, Popularität eher nicht.

Andere Vereine zeigen in eindrucksvoller Weise, wie man zu einem Aushängeschild einer Stadt werden kann. Man denke an die Frankfurter. Oder die Berliner. An der Alten Försterei.

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