Die RoGaz Awards 2024: Der MVP

Die Saison ist seit einer kurzen Weile zu Ende und der FCA hat besser abgeschnitten als in vielen Jahren davor. Und hier bei der RoGaz gibt es gewisse Traditionen, die ich gerne aufrecht erhalten möchte. In den Wochen nach der Saison wählen wir nun schon seit vielen Jahren immer den MVP (den wichtigsten Spieler des Jahres), den Rookie der Saison und den meistverbesserten Spieler. Heute fangen wir mit dem wichtigsten Spieler an. Kandidaten gibt es einige. Hier ist meine Auswahl:

Ermedin Demirović

Fangen wir direkt mit dem Top-Favoriten an. Bei Demi stechen die Torbeteiligungen direkt ins Auge. Er hat in 33 Bundesligaspielen 15 Tore selbst erzielt und 10 weitere vorbereitet. Mit seinen 15 Toren stellte er einen neuen Rekord für Treffer eines FCA Spielers in einer Bundesligasaison auf! 13 Tore in einer Saison war der vorherige Bestwert in dieser Kategorie. Demis Vorteil: er war die ganze Saison über fit und stand der Mannschaft zur Verfügung. Dazu führte er sie als Kapitän aufs Feld.

Warum sollte man trotzdem weiter lesen? Auch um Demi wurde es in den letzten Saisonspielen ruhiger. Dazu ist bei seiner Chancenverwertung weiterhin Potential nach oben. Dennoch war die Saison eine, die von Mannschaftskollege Niklas Dorsch bei uns im Interview als „Weltklasse“ bezeichnet wurde. Zumindest gab es bisher keine bessere von einem FCA-Offensivspieler zu Bundesligazeiten.

Jeffrey Gouweleeuw

Jeff wurde im letzten Sommer die Binde genommen und kommuniziert, dass sein Vertrag nicht verlängert würde. Wahrscheinlich werden er und Enno Maaßen nicht mehr die dicksten Freunde. Aber das ist vorbei. Nachdem er sich zu Saisonbeginn von seiner Verletzung erholt hatte, lag es zu großen Teilen auch an ihm, dass sich die FCA-Defensive stabilisierte.

Zudem ist Jeff einer der wenigen Spieler, die mit ihrer Erfahrung der Mannschaft eine gewisse Ruhe vermitteln können. Deswegen war es nur logisch seinen Vertrag im Winter dann doch zu verlängern. Mit Jeff behält der FCA seinen großen Stabilisator in der Verteidigung.

Tietz und Gouweleeuw gemeinsam am Traditionsspieltag: oftmals trugen beide in dieser Saison zum Erfolg des FCA bei! (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

Kristijan Jakic

Wie kann ein Spieler der wichtigste Spieler der Saison sein, wenn er erst im Winter zu einem Club kommt. Er kann, wenn er Kristijan Jakic heißt. Den größten Leistungssprung und am Ende auch die notwendige Entwicklung zu der gesicherten Mittelfeldplatzierung leitete der FCA im Winter ein. Jakic kam aus Frankfurt und übernahm direkt die Rolle als einziger Sechser. Als Abräumer vor der Viererkette wurde seine Präsenz sehr schnell spürbar und der FCA hörte gar nicht auf Punkte zu sammeln.

Gegen Jakic spricht an dieser Stelle, dass er eben nur ein halbes Jahr da war und dann auch später in der Rückrunde verletzt passen musste. Ob es ansonsten die schwächere Phase zum Saisonende hin gegeben hätte? Wir wissen es alle nicht. Jakic bleibt beim FCA, da der Verein seine Kaufoption gezogen hat und ihn fest verpflichtet hat. Eine ganze Saison mit Kristijan Jakic: ich freue mich!

Philipp Tietz

War Philipp Tietz der beste Stürmer des FC Augsburg in 2023/24? Er selbst würde die Ehre nicht annehmen und an den Kollegen Demirovic verweisen. Aber in dieser Kategorie kommt es ja nicht nur auf die sportliche Leistung der einzelnen Spieler an, auch wenn diese bei Tietz sehr beeindruckend ist. Tietz hat alle 34 Spiele (!!!) des FCA in der abgelaufenen Saison absolviert und 8 Tore erzielt als auch 4 vorgelegt. Als Zielspieler im Zentrum, der Bälle festmachen und weiterleiten soll und im Pressing gegen den Ball hat er zudem wichtige Rollen übernommen.

Tietz konnte und wollte ich allerdings auch aus einem anderen Grund unbedingt in dieser Aufreihung unterbringen. Bei Tietz habe ich seit einiger Zeit das erste Mal wieder einen kleinen Crush. Der Typ ist im besten Sinne positiv-verrückt. Für das Team des FCA ist es so wichtig, Spieler wie Tietz zu haben, die emotionale Leader sind und an denen sich andere aufrichten können. Einfach ein geiler Typ.

Abstimmung

Und nun geht es an die Abstimmung. Wer ist für euch der wichtigste Spieler des FCA in der abgelaufenen Saison gewesen. Begründet eure Wahl gerne in den Kommentaren:

Wer war der MVP der Saison 2023/24?

  • Ermedin Demirović (59%, 19 Votes)
  • Jeffrey Gouweleeuw (28%, 9 Votes)
  • Kristijan Jakic (6%, 2 Votes)
  • Philipp Tietz (6%, 2 Votes)

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Leverkusen-Trauma beendet

Augsburg gegen Leverkusen: Das war lange eine extrem klare Angelegenheit. Der FCA konnte einfach nicht gegen Bayer 04 gewinnen. Dementsprechend wird das Kapitel Leverkusen auch in unserem neuen Buch „Von der Rosenau bis nach Europa“ behandelt. Passend zum 34. Spieltag in Leverkusen ein Auszug dazu.

Hitz: „Natürlich war das Thema“

Der FC Augsburg schafft es immer wieder, auch Spitzenteams Paroli zu bieten. Man denke an beeindruckende Siege gegen Dortmund oder den FC Bayern. Gegen einen Club tun sich die Schwaben jedoch ziemlich schwer – Bayer Leverkusen. 24 Spiele lang hatte es der FC Augsburg vergeblich gegen die Werkself probiert. 17 Niederlagen, sieben Remis bei einem Torverhältnis von 19:54 lautete die ernüchternde Bilanz, die für die immer gleichen Fragen vor einem Leverkusen-Spiel sorgte. Warum hat der FCA so seine Probleme gegen Bayer? Wird es denn diesmal etwas mit einem Dreier?

„Wir kennen natürlich die Statistik“, heißt es dann auf der Pressekonferenz. „Aber sie spielt keine Rolle in unseren Köpfen, wir wollen gewinnen.“ Wie uns Marwin Hitz sagt, beschäftigte die miese Bilanz die Mannschaft allerdings sehr wohl. „Natürlich war das irgendwann Thema. Es ist ja Wahnsinn, dass es diese Storys immer wieder gibt und man einfach nicht gegen Leverkusen gewinnen konnte.“ Endlich geschafft hat es der FCA in der Saison 2022/23 – und dann direkt doppelt. Zuvor war er mal nah dran an den drei Punkten, mal meilenweit davon entfernt.

Die ersten Spiele im DFB-Pokal

Vor dem Augsburger Bundesligaaufstieg standen sich beide Teams bereits zweimal im DFB-Pokal gegenüber. 1993 kam es im Achtelfinale zum ersten Aufeinandertreffen. 18.000 Zuschauer sahen im Rosenaustadion einen packenden Pokalfight der von Armin Veh trainierten Augsburger. Der FCA wehrte sich als Bayernligist tapfer gegen den Vorjahresfünften der Bundesliga. Nach einem 0:0 nach 120 Minuten musste die Entscheidung im Elfmeterschießen fallen. Drei Augsburger verschossen, Bayer jubelte. Die erste von vielen Niederlagen gegen die Werkself.

Es dauerte 15 Jahre, bis sich beide Clubs wieder begegneten. 2008 in der ersten Pokalrunde. Augsburg hatte gerade eine enttäuschende Zweitligasaison auf Rang 14 beendet, Leverkusen wurde Bundesligasiebter. Der FCA, der unter anderem mit den Neuzugängen Uwe Möhrle, Daniel Baier und Tobi Werner spielte, verlor gegen Leverkusen mit 0:2. Es war übrigens das letzte Augsburger Pokalspiel im Rosenaustadion. 2009 zogen die Schwaben in die neu gebaute Arena im Stadtteil Göggingen um. Ein Ort, an dem man fortan öfter gegen die Rheinländer spielen
sollte.

Das erste Bundesligaspiel

Als es am fünften Spieltag der ersten Augsburger Bundesligasaison
2011/12 gegen Leverkusen ging, hatten die FCA-Fans immer größere
Sehnsucht nach einem Sieg. In den ersten vier Spielen gelangen zwei
Unentschieden, jetzt sollte vor heimischem Publikum der erste Dreier
folgen. Die Schwaben begannen furios. Bereits nach fünf Minuten sorgte
Hajime Hosogai für großen Jubel im ausverkauften Stadion – 1:0. Nicht einmal eine Minute später war der mit dem Leverkusener Ausgleich jedoch wieder verflogen. Am Ende stand ein 1:4. Dasselbe Ergebnis sollte es auch im Rückspiel geben. Weil der FCA bekanntermaßen die Klasse hielt, gab es das Duell
immer wieder.

Besonders emotional wurde es 2015, als Rot-Grün-Weiß auf dramatische Art und Weise den ersten Punkt gegen Leverkusen holte. „Das war ein sehr intensives, wildes Spiel“, erinnert sich Marwin Hitz. „Mit einem für mich speziellen Erlebnis.“ Der FCA spielte um Europa mit, brauchte Zählbares, lag aber bis zur 90. Minute mit 1:2 zurück. Keeper Hitz wollte das nicht hinnehmen, ging bei einer Ecke mit vor – und netzte in perfekter Stürmermanier zum 2:2 ein. Der Schweizer war damit nach Jens Lehmann und Frank Rost der dritte Torhüter, dem in der Bundesliga ein Tor aus dem Spiel heraus gelang.

Nach seinem historischen Treffer, der zum Tor des Monats gewählt wurde, probierte es Hitz auch in anderen Spielen, konnte das Kunststück aber nicht wiederholen. Als wir ihn im Januar 2023 bei einem Spiel seines neuen Clubs FC Basel besuchen, steht es in der Nachspielzeit 2:3. Der 1,94-Meter-Mann ist bei der letzten Ecke mit vorne, schraubt sich hoch und kommt sogar mit dem Kopf an den Ball. Anders als in Augsburg bringt er die Kugel aber nicht auf den Kasten.

Historisch: Marwin Hitz trifft gegen Leverkusen zum 2:2 Bild: Getty Images

Marwin Hitz spielte insgesamt fünf Jahre beim FC Augsburg und
prägte die sportlich erfolgreichste Zeit des Vereins. Der Schweizer ist Augsburger Rekordkeeper und machte in seiner Karriere die mit Abstand meisten Spiele für den FC Augsburg (157). Hitz hat in Augsburg geheiratet, zwei seiner Kinder sind in der Fuggerstadt geboren. „Wir hatten eine wunderschöne Zeit hier, mit vielen schönen Erlebnissen. Wir haben immer noch Kontakt zu Freunden“, erinnert sich Hitz.

Sein Tor gegen Leverkusen „hat sich angefühlt wie ein Sieg“, meint er. Ein solcher wäre es in der Nachspielzeit beinahe geworden. Balleroberung Caiuby, Verlagerung Werner, Hackenpass Parker, Hereingabe Matavz, Direktabnahme Altintop – Pfosten. Schlusspfiff. Ein Jahr später sollte der FCA einem Sieg gegen Leverkusen ähnlich nah kommen.

Anekdoten und Ereignissen aus den anderen Begegnungen gegen Leverkusen lest ihr im neuen Buch „Von der Rosenau bis nach Europa: rot-grün-weiße Erzählungen zum FC Augsburg seit 1907“. Von den Rosenau-Gazetten-Autoren Andreas Riedl, Irina Fuchs und Andreas Schmid. Erhältlich in Augsburger Buchhandlungen oder online überall, wo es Bücher gibt – zum Beispiel hier.

Heja FCA!

Abschlussspiel

Nach dem Spiel gegen den VfB lässt sich die Saison noch nicht abschließend bewerten. 24 Punkte sind der fünfhöchste Heimwert in der Bundesligageschichte des FCA. Die aktuelle Punktezahl reicht in jedem Falle zur Bestätigung des bisher drittbesten Tabellenplatzes.

Auch nach dem Spiel bleibt die Frage, wie weit die Mannschaft schon ist, und ob in den letzten Spielen, oder zu Beginn der Saison, noch mit anderem Trainer, etwas mehr möglich gewesen wäre.

Nie mehr Vizekusen – die beste Mannschaft hat den Titel in der 31. Bundeligasaison gewonnen. Noch dazu besteht die Möglichkeit in zwei weiteren Endspielen erfolgreich zu sein. Nach dem UEFA-CUP-Titel 1988, dem DFB-Pokal 1993, und seitdem vielen Versuchen, ist das der dritte große Titel für die Werkself.

Wie der perfekt wirkend gespielte Ballbesitzfußball auch in der kommenden Saison beibehalten werden kann oder sogar weiterentwickelt hängt sehr stark vom dann vorhandenen Kader ab. Dies scheinen gefühlt aber aktuell die einzigen Fragen, die in Leverkusen nicht selbst gelöst werden können.

Ganz andere Themen, die aktuell die Mannschaften um den Relegationsplatz haben. Nachdem dem Sieg der Moral von Köln über Union ist eine Konstellation möglich, in der der diesjährige Champions-League-Teilnehmer noch direkt absteigen kann. Mainz und Bochum können nur noch auf den Relegationsplatz abrutschen.

Um einen möglichen Conference-League-Platz spielen theoretisch, unter Einbeziehung von Hoffenheim noch fünf Mannschaften – wenngleich die Chancen realistisch doch sehr ungleich verteilt sind.

In NRW, das sich selbst als im Herzen Europas liegend bezeichnet, tritt der FCA am 34. Spieltag beim neuen Deutschen Meister an. Das Ziel dort ist mit einem gelungenen Auftritt und Zuversicht die Saison zu beenden.

Sehr unterschiedlich waren die letzten Spieltage des FCA in der Bundesliga.  In den ersten vier Jahren hat der FCA nicht verloren. 2011 folgte auf den Klassenerhalt in Mönchengladbach das 1:1 zuhause gegen den HSV. Im Jahr darauf der Heimsieg gegen Fürth.

2014 bestand am letzten Spieltag gegen Eintracht Frankfurt noch die Möglichkeit der Qualifikation für die Europa-League – die dann ein Jahr später in Mönchengladbach gelang. 2017 gelang mit einem 0:0 der Klassenerhalt am letzten Spieltag in Hoffenheim.

Es gab aber auch andere letzte Spieltage wie 2018 in Wolfsburg und in der vergangenen Saison. Durch eine Überraschung in Leverkusen könnte eine weitere Sichtweise auf die vergangene Saison entstehen.

Wie wird das Team in der nächsten Spielzeit aussehen? Welche Spieler werden den Verein verlassen und welche werden entsprechend den Vorstellungen von Jess Thorup und Marinko Jurendić neu hinzukommen?

Welche Vorstellungen gibt es hinsichtlich des Spielsystems? Lassen sich aus den ersten Spielen der Thorup-Zeit daraus Schlüsse ziehen, oder hat es sich durch den bestehenden Kader so entwickelt?

Wenn auch keine konkreten Erwartungen besteht aber etwas mehr als Hoffnung auf einen eigenen Fußball mit Wiedererkennungswert in Spielsystem und Umsetzung.

Diese Saison hat bereits angedeutet, dass die Ziele dann etwas anders benannt werden dürfen – zumindest höher, als nur drei Mannschaften hinter sich lassen zu wollen. Die Bestätigung der Klassentauglichkeit zum vergleichbaren Zeitpunkt nächstes Jahr wäre dabei eine erste Orientierung.

Ein  letztes Mal in dieser Saison als Mannschaft auftreten und mit einem guten Gefühl in die Sommerpause gehen! Gutes Spiel!

Nur der FCA!

„Wir halten zusammen und wehren uns“

Das Ende der Saison 2023/24 steht kurz bevor. Nur noch ein Spiel beim designierten Meister Bayer 04 Leverkusen trennt den FC Augsburg vom Ende einer Saison, in der man schon lange – und das ist wohl ungewohnt – mit dem Abstieg nichts mehr zu tun hat. Trotzdem wird es einem auf Grund der vielen verletzten und angeschlagenen Spieler und den Ergebnissen zuletzt etwas mulmig vor dem Spiel bei den Leverkusenern. Warum das Saisonende mit dem der letzten Saison trotz der letzten Ergebnisse wenig zu tun hat? Darüber und über viele andere Themen habe ich in dieser Woche mit Niklas Dorsch gesprochen:

Andy: Was überwiegt vor Samstag: die Freude über eine sportlich gute Saison oder der Frust über die letzten Spiele?

Niklas: Es überwiegt das große Ganze. Ja, in den letzten Partien gegen starke Gegner konnten wir nicht punkten, aber die Entwicklung in der Saison ist insgesamt eine gute. Wir wissen um die Stärke von Leverkusen, glauben aber an unsere Möglichkeiten.

Andy: Ihr habt gegen Leverkusen ja in dieser Saison auch schon fast einen Punkt geholt. Wie sehr kann man auf die vorhergegangene Leistung aufbauen?

Niklas: Das wird ja ein ähnliches Spiel werden. Wir werden wahrscheinlich wenig den Ball haben und viel hinterherlaufen. Aber wir werden uns auch wieder aus einer großen Kompaktheit heraus Umschaltmomente erarbeiten können. Im Hinspiel hat dann vielleicht die letzte Genauigkeit in diesen Momenten gefehlt. Das wollen wir diesmal besser machen und zuschlagen.

Andy: Leverkusen hat jetzt auch nicht jedes Spiel souverän gewonnen. Sind euch Schwachstellen in der Analyse aufgefallen?

Niklas: Was natürlich auffällt: man muss bis zur letzten Sekunde hellwach sein. Sie strahlen eine große Dominanz aus und haben viel den Ball. Sie wollen den Gegner zusammenziehen und wir dürfen uns nicht dazu verleiten lassen. Wir müssen im Zentrum gut aufgestellt sein auch mit dem richtigen Maß an Aggressivität, um den Ball zu gewinnen und Umschaltmomente zu schaffen.

Andy: Wie wichtig wird es in diesem Spiel dann auch, sich Pausen zu verschaffen, in denen man selbst auch mal den Ball hält, um nicht nur hinterherzulaufen?

Niklas: Das ist die Kunst, die Mischung aus schnellen Umschaltmomenten zu schaffen und auch aus Phasen, um Ruhe reinzubringen. Evtl. auch mal eine Standardsituation zu schaffen, um zu entlasten. Das ist auch das, was uns gegen Stuttgart nicht so gut gelungen ist, im Ballbesitz Kräfte zu sammeln.

Andy: Als Zentrumsspieler kommst Du mir da ja direkt in den Sinn, als jemand der hier vielleicht eine besondere Verantwortung trägt. Siehst Du das auch so?

Niklas: Alleine schon positionsbedingt bin ich da mitten im Geschehen und kann es entsprechend beeinflussen. Mit meiner Erfahrung, die ich mittlerweile habe, versuche ich auch jetzt nach meiner Verletzungsphase mein Gespür für die Situation und die Bedürfnisse der Mannschaft in einer Spielphase einzubringen. Da muss ich selber meinen Rhythmus noch ein bisschen mehr finden.

Andy: Hat das Spiel in Leverkusen damit eine doppelte Bedeutung? Einerseits wollt ihr als Mannschaft nochmal positiv auf euch aufmerksam machen, andererseits aber für dich auch, um positiv in den Sommer zu gehen nach dieser für dich persönlich verletzungsgeprägten, frustrierenden Rückrunde?

Niklas: Ja, die Rückrunde für mich persönlich war nicht schön. Ich habe nur zwei Spiele von Beginn an gespielt und war viel verletzt. Mit Sicherheit habe ich mir das anders vorgestellt. Trotzdem ist es schön, wenn man die Saison mit einem Erfolgserlebnis beenden kann. Für mich war es schon ein kleineres Erfolgserlebnis, jetzt wieder zu spielen. Jetzt vor dem letzten Spieltag steht der Mannschaftserfolg über allem und wir alle wollen mit einem positiven Gefühl in die Pause gehen. Und vielleicht sind wir am gefährlichsten, wenn man uns etwas unterschätzt.

Andy: Wie sehr ist das Saisonende aus der letzten Saison eine Warnung?

Niklas: Ich glaube nicht, dass sich da viele aus der Mannschaft bewusst daran erinnern. Wir beschäftigen uns mit der Gegenwart. Und da geht es jetzt auch um die Art und Weise. Wir müssen uns gegen die Dominanz wehren. Wir wollen nach dem Spiel in den Spiegel schauen können mit dem Gefühl, alles gegeben zu haben. Wir kennen unsere Qualitäten und wissen, dass wir es schon einmal gut gemacht haben.

Andy: Du bist jetzt ja auch schon länger in Augsburg und hast die Basics und die Art und Weise schon in früheren Jahren angemahnt. Wie erklärst Du Dir, das dieses Thema euch immer wieder einholt? Klar, das Spiel gegen Stuttgart ist dafür kein Beispiel, aber nehmen wir vielleicht einmal die Partie gegen Bremen her. 

Niklas: Ja, so Spiele dürfen eigentlich nicht passieren. Und das Problem am Ende der letzten Saison war, dass auf einmal ein paar Spiele am Stück so gelaufen sind. Das habe ich damals dann auch öffentlich so adressiert, weil das aus meiner Sicht auch angesprochen werden muss. Aber dieses Thema sehe ich nach dem Stuttgart-Spiel gerade nicht. Uns hat es zuletzt vielleicht eher an der letzten fußballerischen Qualität gefehlt. Daran müssen wir natürlich auch arbeiten. Bzgl. der Art und Weise haben wir aus meiner Sicht schon dazu gelernt und an Erfahrenheit gewonnen.

Das Kollektiv hat in dieser Saison oftmals funktioniert. (Photo by Leon Kuegeler/Getty Images)

Andy: Würdest Du die Einschätzung teilen, dass es dann in der Gesamtschau ein deutlicher Leistungssprung von der letzten Saison zu dieser war und das sich hier auch in der Mannschaftsstruktur etwas getan hat und an was würdest Du das festmachen?

Niklas: Das Mannschaftsgefüge ist topp. Wir sind ein Team, was oftmals nach Rückständen zurückgekommen ist und das ist doch sehr aussagekräftig. Wir haben das Vertrauen ineinander, dass wir Spiele nicht einfach so laufen lassen. Wir halten zusammen und wehren uns. Wir haben über die gesamte Saison hinweg eine neue Kultur auch in der Kabine entwickelt mit neuen Kapitänen, einem neuen Mannschaftsrat und einer neuen Hierarchie. Das braucht natürlich auch ein bisschen Zeit. Mittlerweile sind wir eine Top-Einheit, wo jeder seine Rolle kennt und jeder, auch Demi, der eine Weltklasse-Saison spielt, weiß, dass er die anderen braucht. Und als Einheit sind wir ein Gegner, der sehr unangenehm ist und gegen den kein Team gerne spielt.

Andy: Die Intensität war ja vor Jess schon gewünscht. Wo siehst Du die konkreten Entwicklungen im fußballerischen Bereich?

Niklas: Die Entwicklung hängt ja sehr von der Philosophie des Trainers ab, sowohl mit als auch ohne Ball. Da passt Jess‘ Philosophie einfach sehr gut zu uns. Wir spielen gegen den Ball sehr gierig und wollen hoch den Ball erobern. Das „Offensive Mindset“ ist ja seit Jess‘ ersten Tagen präsent. Wir wollen kompakt gut stehen und unsere Offensivspieler in Positionen bringen, in denen sie für Gefahr sorgen können. Und gegen den Ball verteidigen wir dann mehr im Kollektiv.  

Andy: Was ist notwendig, damit die Mannschaft in der kommenden Saison den nächsten Schritt macht?

Niklas: Erstmal machen wir alle Urlaub. Und der ein oder andere von uns darf ja auch die EM im Sommer spielen. Es ist ja insgesamt eine lange Pause. In der wird sich Jess ab der kommenden Woche bis zum Beginn der Vorbereitung sehr viele Gedanken machen und Konzepte entwickeln, wie wir uns verbessern können. Und auf diese neuen Impulse freue ich mich jetzt schon.

Andy: Und Du selbst? Bist Du fit oder musst Du nun in der Pause noch Hausaufgaben machen?

Niklas: Ich bin heilfroh, dass ich in der Partie gegen Stuttgart schon von Anfang an spielen konnte. Das war für mich ein wichtiger Test und ich fühle mich gut. Ich bin wieder auf einem guten Niveau und werde mich fit halten, um in der Vorbereitung direkt wieder voll angreifen zu können.

Andy: Niklas, Danke Dir für deine Zeit. Ich wünsche euch den positiven Saisonausklang und dann eine verletzungsfreie Saison 2024/25.

Keine Baustelle

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Der FC Augsburg spielt seine erfolgreichste Saison seit langem. Ein großes Glück für den Verein, den Niederungen des Abstiegskampfs in diesem Jahr entflohen zu sein, gerade jetzt, wo auf einmal die positiven Ergebnisse ausbleiben. Auf der anderen Seite ergeben sich auf diesem Wege neue Herausforderungen. Spieler, die sich in Augsburg in den Vordergrund spielen konnten, stoßen nun auf vermehrtes Interesse von außerhalb. Auf der Abgangsseite steht schon fest, dass Iago den FCA nach Brasilien verlassen wird. Zudem werden wohl Ermedin Demirovic, Ruben Vargas und Felix Uduokhai bei den passenden Angeboten keine Steine in den Weg gelegt. Für Kevin Mbabu hat man keine Kaufoption. Dem entgegen steht alleinig die feste Verpflichtung von Kristijan Jakic, die zwar noch nicht verkündet ist, aber von der man wohl getrost ausgehen kann.

Unter Anbetracht der Situation, dass der FCA im Sommer somit eventuell fünf Stammkräfte adäquat ersetzen muss, kann niemand daran interessiert sein, Personalien zu hinterfragen, die nun nicht im Fokus stehen. Dazu gehört in diesem Sommer aus meiner Sicht die Torwartposition, auch wenn Finn Dahmen verletzungsbedingt vielleicht kein Spiel mehr diese Saison macht.

Leistungsschwankungen

Selbstverständlich ist es nicht, sich nicht auch hier zumindest einmal umzuschauen, was auf dem Markt möglich ist. Finn Dahmen hat in dieser Saison nicht immer sicher gewirkt. Er hat gerade bei hohen Bällen in mancher Situation die Souveränität gerade in der ersten Saisonhälfte vermissen lassen. Dazu kommt, dass er bisher nicht konstant der Keeper war, der vielleicht in einer entscheidenden Phase auch mal den Unterschied ausgemacht hätte.

Dies hat sich dann auch in den Ergebnissen gezeigt. Lange Zeit konnte die Mannschaft des FCA nicht zu null spielen. Dahmen hatte daran auch seine Anteile. Der FCA ist nun mit Sicherheit keine Schießbude. Einfache Gegentore, wie zuletzt erst wieder gegen die Frankfurter Eintracht, Werder Bremen und jetzt Borussia Dortmund kommen – egal mit welchem Torwart – trotzdem noch vor.

Schwierige Startbedingungen

Derweil kann man Dahmen zu Gute halten, dass er mit den kritischen Phasen gut umgegangen ist. Man hat zwar gemerkt, wie die fehlende „zu null“-Serie ihn belastet hat, er hat sich davon aber nicht brechen lassen. Sein nüchterner Umgang mit vielen Situationen ist erfreulich und eine Bereicherung gerade im Vergleich mit seinem Vorgänger.

Dahmen kam ja zum Saisonstart auch nicht zu einem gefestigten FCA. Unter Enno Maaßen lief es erstmal nicht, es gab schnell einen Trainerwechsel. Jess gab auch auf der Torwartposition erstmal keine Einsatzgarantie. Die Situation war mit viel Unsicherheit verbunden. Wenn man die Startbedingungen mit in die Betrachtung einbezieht, ist die Entwicklung doch sehr erfreulich.

Die Richtung ist klar: weiter Fehler abstellen und für Sicherheit sorgen. Wie hoch ist Finn Dahmens Potential? (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

Weitere Verbesserungen möglich

Dazu kommt, dass über die Saison hinweg klar erkennbar geworden ist, wie der FCA und Dahmen an Themen arbeitet. Die Luftraumbeherrschung ist besser geworden. Die Achse mit den Innenverteidigern Gouweleeuw und Uduokhai und auch deren Vordermann Jakic hat teilweise auch sehr starke defensive Auftritte hingelegt. Konstanz wird es bei Gouweleeuw und Jakic geben. Warum im Tor wechseln, wenn man auf diesem Fundament aufbauen kann?

Dazu wird ja in der neuen Saison ein neuer Torwarttrainer dazu stoßen. Marco Kostmann, der unter Enno Maaßen für diese Saison verpflichtet wurde, ist nicht Jess Thorups erste Wahl und es wird hier zu einem Wechsel kommen. Wenn man sich – zumindest aus jetziger Perspektive des FCA – auf dieser Position verbessert, kann Finn Dahmen davon ja nur profitieren und besser werden.

Veränderungen im Torwartteam

Auch darüber hinaus wird es im Torwart-Team zu Veränderungen kommen. Tomas Koubeks Vertrag läuft aus und er ist für eine Nummer 2 in der Bundesliga wahrscheinlich einfach zu teuer. Dazu kommt die Frage nach Marcel Lubiks Perspektive und Aussichten. Kann Lubik in den nächsten Jahren zur Nummer 2 aufrücken? Dies wäre zu hoffen.

Insofern wäre es aus meiner Perspektive am besten, der FCA würde einen erfahrenen Keeper als neue Nummer 2 holen, dem bewusst ist, dass er bei passender Gelegenheit hinter Lubik in die 3. Position zurückrückt und der ein absoluter Teamplayer ist. Wenn man sich mit Koubek finanziell einig werden könnte, wäre er ein geeigneter Kandidat. Ansonsten muss man der Blick in der Liga vielleicht etwas schweifen lassen.

Stabilität als Vorteil

Dem FCA hat es in der Vergangenheit gut getan, auf der Torwartposition für Stabilität zu sorgen. Hier hat man – man nehme die Verpflichtung von Fabian Giefer als Beispiel – in der Vergangenheit manchmal zu verkopft agiert.

Man wusste bei der Verpflichtung von Finn Dahmen, dass der Torhüter über Jahre hinweg wenig gespielt hatte. Ich will wirklich gerne herausfinden, was Finn leisten kann, wenn er das Vertrauen weiterhin bekommt, verbunden mit der Möglichkeit sich weiter zu entwickeln und einer Verbesserung beim Coaching Setup um ihn herum. Da darf man doch wohl einmal fragen, ob diese Baustelle im Sommer wirklich eine ist. Aus meiner Sicht nicht.

Fußball-Träume

Zuletzt gelingt es dem FCA nicht mehr gezeigtes und vorhandenes Potenzial abzurufen. Als wäre die Mannschaft von den Möglichkeiten hinsichtlich des Erreichens eines besseren Tabellenplatzes erdrückt. Und doch bleibt die Aufgabe eine gelungene Saison mit entsprechendem Auftreten zu beenden und mit einem guten Gefühl in die Sommerpause zu gehen.

Gegen Leverkusen in der Liga nicht verloren, gegen die anderen Champions-League-Teilnehmer zuhause erfolgreich, in Dortmund gewonnen – insgesamt eine kontinuierliche, stabile Saison. Der VfB hat sich die erste Qualifikation für den höchsten europäischen Vereinswettbewerb seit 15 Jahren mehr als verdient. Aus sportlicher Sicht sind die Stuttgarter nach Leverkusen die positive Überraschung der Saison geworden. Die weitere spielerische Entwicklung dieser Mannschaft wird nicht nur vom Verbleib einiger Leistungsträger abhängen.

Bochum gewinnt mit 4:3 bei Union – die Berliner stehen vor dem Spiel in Köln nur noch einen Punkt vor dem Relegationsplatz und trennen sich von Trainer Bjelica. Mainz holt einen Punkt in Heidenheim und bleibt fünf vor Köln. Theoretisch noch nicht gesichert Mönchengladbach – und von Platz 12 bis Platz 7 geht es vermutlich noch um zwei Plätze, die zur Teilnahme am Europapokal berechtigen. Im Aufeinandertreffen von Freiburg gegen Heidenheim könnte, unter Berücksichtigung des Restprogramms, eines der beiden Teams einen wesentlichen Vorteil erlangen.

Nach der Sicherung des Champions-League-Platzes durch den Sieg im Hinspiel hat der BVB mit dem gleichen Ergebnis auch das Rückspiel in Paris gewonnen und steht zum dritten Mal im Endspiel dieses Wettbewerbs. In London wird es dabei zu keinem deutschen Endspiel kommen – die Münchener beenden nach 12 Jahren erstmals wieder eine Saison titellos.

Wie ist diese Saison gesamt zu sehen, welche kleinere oder größere Überraschungen gab es noch? Nach Leverkusen und Stuttgart gehört hier der 1. FC Heidenheim dazu, der eine insgesamt konstante Saison spielt und sich bereits im ersten Jahr um die internationalen Plätze bewirbt. Als 1 FC Heidenheim ist der Verein seit 2007 nicht abgestiegen.

Wie die Spielzeit aus Augsburger Sicht im Zusammenhang einzuschätzen ist, hängt einerseits von den letzten beiden Spielen ab, andererseits aber auch wie, und mit welcher Mannschaft der Verein in die neue Saison startet. Dann lässt sich auch genauer einschätzen welche Entwicklungswert die vergangene Spielzeit hatte und inwieweit eine Basis für die dann neue Spielzeit geschaffen werden konnte.

In jedem Fall aber war es eine Saison in der es wieder mehr Spaß gemacht hat die Mannschaft und die Spiele zu erleben. Vielleicht aber war es der Anfang von etwas mehr, und die aktuelle Phase auch ein wichtiger Baustein für weitere Entwicklungen.

Fußball und das Spiel ist immer auch mehr als seine Einzelteile und kann daher isoliert wie auch in Zusammenhang ganz unterschiedlich gesehen werden.

Die Idee des schönen, offensiv ausgerichteten  Spiels, eines Fußballs, der sich nicht ausschließlich über das Ergebnis definiert war die von  César Luis Menotti. In einer Zeit, in der der Fußball in verschiedene andere Bereiche der Gesellschaft vorstieß waren es nicht nur seine Visionen, sondern auch einige erfolgreiche Formen der Umsetzung, die diese bestätigten.

Auch wenn mittlerweile fest jeder Kubikzentimeter Raum vermessen scheint, lohnt es sich als bleibende Aufgabe,  in diesem Verständnis den Fußball über das Spielfeld hinaus ergebnisoffen weiter zu denken.

Hoffnung hat auch im Fußball viele Formen. Dazu gehört auch aus negativen Situationen oder Trends die richtigen Schlüsse zu ziehen.

Am Freitagabend geht es im letzten Heimspiel der Saison darum entstandene Eindrücke zu widerlegen und die Reihe einiger gelungen Heimauftritte in dieser Saison fortzusetzen. Dies auch um eine Woche später wohlmöglich mit einem weiteren positiven Ergebnis zu überzeugen, und eine immer noch vorhandene Aufbruchsstimmung in die Sommerpause mitzunehmen. Gutes Spiel!

Nur der FCA!

Rosenau-Gazette-Autoren veröffentlichen FCA-Buch

Geschätzte Leserinnen und Leser, liebe FCA-Fans,

wir sind sehr stolz, euch auf unser neuestes (Herzens-)Projekt aufmerksam machen zu dürfen. Ein Teil der Rosenau-Gazetten-Crew hat die letzten zweieinhalb Jahre damit verbracht, ein Buch über den glorreichen FC Augsburg zu schreiben:

Aus der Rosenau bis nach Europa: Rot-grün-weiße Erzählungen zum FC Augsburg seit 1907.

Es ist ab sofort verfügbar und wird zum Heimspiel gegen den VfB Stuttgart auch im FCA-Shop verkauft.

Darin erwarten euch Geschichten rund um den Verein aus Vergangenheit und Gegenwart, in denen unterschiedliche Protagonisten zu Wort kommen. Etwa ehemalige Spieler wie Daniel Brinkmann, Marwin Hitz oder Raul Bobadilla. Obendrein gibt es mehrere Interviews, zum Beispiel mit Jan-Ingwer Callsen-Bracker oder Walther Seinsch. Und es kommen Gesichter abseits des Rasens zu Wort, etwa der Gründer des ersten Augsburger Fanclubs in Großbritannien oder auch Yannic Bederke, Deutscher Meister mit dem FCA-E-Sports-Team. Das Vorwort schrieb unser aller Austiegsheld Stephan Hain.

Uns war außerdem wichtig, Themen rund um den Klub zu behandeln, die in der Öffentlichkeit bisher nicht betrachtet wurden. So spricht FCA-Spielerin Anika Dorn über die FCA-Frauen, der langjährige Fanprojektleiter Dennis Galanti über die Anfangsjahre der Augsburger Ultrazeit oder der Musiker Richard Goerlich über die Entstehung der FCA-Hymne. Der ehemalige FCA Profi Dominik Reinhardt erläutert zudem seinen Job als Individualtrainer beim FC Augsburg.

Alles in allem ist es eine Liebeserklärung an den Verein. Ein Verein, den wir seit Jahren im Herzen tragen und dem wir durch das Buch noch einmal ein Stück weit näher gekommen sind. Wir freuen uns daher sehr, wenn ihr reinlest. Ihr findet persönliche Anekdoten, Abenteuer in fremden Gefilden und Emotionen, die nur Fans nachvollziehen können. Wir haben beim Schreiben das ein oder andere Tränchen verdrückt.

Das Buch ist – neben dem FCA Shop – ab sofort in manchen Augsburger Buchhandlungen (u.a. Buchhandlung am Obstmarkt, Bücher Pustet und in der Bahnhofsbuchhandlung) erhältlich und kann darüber hinaus von jeder Buchhandlung, selbst auf den einschlägigen Online-Plattformen oder direkt hier über den arete-Verlag bestellt werden.

Wenn ihr es direkt vor dem Heimspiel gegen den VfB kauft und dann durchblättert: im Buch findet sich auch ein Text über die Duelle gegen den schwäbischen Nachbarn. Vielleicht schreibt das Spiel am Freitag ja direkt ein neues Kapitel dazu.

Heja FCA, viel Spaß beim Lesen und vielen Dank für eure jahrelange Treue.

Euer Autoren-Trio

Andreas Riedl, Irina Fuchs & Andreas Schmid

Überraschungen

Auch nach dem Spiel am vergangenen Samstag hat der FCA 39 Punkte, steht auf dem 8. Platz, und es gibt noch verschiedene Optionen. Es geht nicht nur um die Ausgangsposition für weitere Ziele, sondern weiter Spiel für Spiel. Gerade die  Begegnungen zum Ende der Saison haben oft einen überraschenden Ausgang.

Durch den Sieg gegen St. Germain hat sich der BVB wieder für die Champions League qualifiziert. Auch wenn das Saisonziel in der Liga ursprünglich ein anderes war hat Dortmund alle Chancen das CL-Finale im Wembley-Stadium zu erreichen.

Nachdem in der letzten Saison die Meisterschaft nur über die Tordifferenz am letzten Spieltag verloren ging, beträgt der Abstand dieses Jahr, drei Spieltage vor Saisonende, 24 Punkte zu Leverkusen. Mit einem erfolgreichen Auftritt in Paris am kommenden Dienstag könnte die Saison des BVB in einem anderen Licht erscheinen.

Nicht nur hinsichtlich der Kadergröße und -qualität der Dortmunder ist nicht anzunehmen das diese Konstellation Auswirkungen auf das Spiel gegen Augsburg haben könnte – der FCA hat in den Aufeinandertreffen auch schon mehrmals überzeugt.

Nach der Niederlage gegen Heidenheim ist Darmstadt abgestiegen, Bochum gewinnt gegen Hoffenheim, und Union steht plötzlich nur noch zwei Punkte vor den Relegationsplatz, der für Köln drei Spieltag vor Schluss fünf Punkte entfernt bleibt.

Am Wochenende spielt Union gegen Bochum und Köln, nächster Gegner der Köpenicker, gegen Freiburg. Um die europäischen Plätze bewerben sich noch Heidenheim, gegen Mainz, und Werder Bremen, gegen Mönchengladbach.

Ein Durcheinander bei der Vergabe der Fernsehrechte, das auf den ersten Moment relativ erkennbar erscheint. Bei genauerer Betrachtung entsteht der Eindruck das dahinter ein grundsätzliches Dilemma steht. Zum einen scheint sich der Erlös aus dem Verkauf der Übertragungsrechte, in welcher Darreichungsform auch immer, nicht weiter ins Unermessliche steigern, und zum anderen so auch nicht gegenfinanzieren zu lassen. Die verbundenen Eindrücke sollten spätestens jetzt bei den beteiligten wie betroffenen Akteuren einen Umdenkungsprozess in mehrerlei Hinsicht bewirken.

Wie lässt sich die Saison des FCA kurz skizzieren. Nach sieben Spieltagen, und der Niederlage gegen Darmstadt,  die Trennung von Enno Maaßen. Im Anschluss sechs Spieltage ohne Niederlage und solide 18 Punkte zur Winterpause.

Ab dem 23. Spieltag eine Serie von vier Siegen und einem Unentschieden. Der frühzeitige Klassenerhalt und trotz zweier Niederlagen zuletzt immer noch Chancen auf einen Platz, der zur Teilnahme an einem internationalen Wettbewerb berechtigt.

Eine Mannschaft, die sich, beginnend mit dem 5:2 nach 0:2-Rückstand in Heidenheim, weiterentwickelt hat. Die mit Ermedin Demirovic einen der fünf besten Torjäger und Scorer der Liga in ihren Reihen hat. Und die zu einer neuen Aufbruchstimmung im Umfeld beigetragen hat.

Unabhängig verschiedener Statistiken und was noch alles möglich ist darf die Saison als gelungen betrachtet werden. Zu hoffen ist auch das die Mannschaft in den drei Bonusspielen alles daransetzt sich selbst zu belohnen und dadurch möglicherweise diesen Erfolg zu versilbern.

In jedem Fall ist es die beste Platzierung des FCA seit neun Jahren und ein wenig kommt schon Neugierde auf wie eine Mannschaft, die zusammen von Marinko Jurendić und Jess Thorup zusammengestellt wurde, nächstes Jahr aussehen wird.

Zum Saisonabschluss der Vergleich gegen die Champions-League-Teilnehmer in Dortmund, gegen Stuttgart und in Leverkusen. Eine gute Gelegenheit, beginnend am Samstag für das Team zu überzeugen und einen gelungen Saisonabschluss zu erreichen. Gutes Spiel!

Nur der FCA!

Kurskorrekturen

Bittere Niederlagen hat der FCA zuletzt hinnehmen müssen. Gegen Frankfurt ist der FCA genauso in der zweiten Halbzeit eingebrochen wie nun gegen Werder Bremen zu Hause. Das große Ganze ist noch nicht so stabil, wie man sich das als Fan wünschen würde. Es gibt weiterhin die ein oder andere Baustelle im sportlichen Bereich beim FCA. Diese Baustellen treten gerade offen zu Tage. Und mittelfristig ist es mir lieber, diese einmal aufzuräumen, um sportlich besser werden, als sich von der Europapokal-Euphorie blenden zu lassen.

Es ist für Thorup / Jurendic / Ströll der erste gemeinsame Sommer und ich erwarte, dass sie anpacken, ausmisten und für Ordnung sorgen. Und sich auch selbst mal ordentlich die Meinung sagen. Jetzt schon, um für die letzten Spiele noch einmal alle restlichen Energien zu mobilisieren. Für den gemeinsamen positiven Abschluss, der das Fundament für die kommende Saison bilden sollte.

Sportliche Ausrichtung

Auf den Rängen wird ja regelmäßig mit den Augen gerollt, wenn Jess Thorup das System wechselt, gestern wieder geschehen zur zweiten Halbzeit. Ein Mathelehrer von mir hat früher gesagt: „Einmal ist keinmal, zweimal ist einmal zu viel“. Es ist nun in kürzester Zeit das dritte Mal, das die Systemumstellung nichts oder nur negatives hervorgebracht hat. Klar, für Patric Pfeiffers dummen Fehler, als er den Elfmeter verschuldet, kann Thorup nichts. Dass er Pfeiffer eingewechselt und von diesem Wechsel und der Umstellung positives erwartet hat: Thorups Schuld.

Achja, nicht nur wir verstehen es nicht. Mit Tobias Escher versteht es auch ein ausgewiesener Taktik-Experte nicht. Da fehlt mir dann auch die Übernahme von Verantwortung auf Thorups Seite. Mit Enno Maaßen ging es den Berg hinab, als die öffentliche Kritikfähigkeit nicht mehr vorhanden war. Es sind nicht immer nur die Spieler Schuld. Es ist die Aufgabe des Trainers ein Team auf unterschiedliche Spielsituationen vorzubereiten. Ich habe nun nicht erkannt, dass im System mit 3 Innenverteidigern a) defensiv die Stabilität größer wäre b) offensiv dann noch was geht. Thorup wollte nach eigener Aussage mehr defensive Stabilität. In der ersten Halbzeit hat man kein Tor kassiert, in der zweiten 3. Manchmal sagen Zahlen mehr als Worte. Was sich in jedem Fall hier immer wieder debattieren lässt: wie wollen wir sportlich agieren? Es schadet nicht, hier neben eine Grundformation Alternativen zu haben. Sie müssen aber auch funktionieren. Hier ist Jess Thorup in dieser wichtigen Phase der Saison für mich etwas vom Kurs abgekommen.

Jess Thorup und das Offensive Mindset: Wo ist es hin? (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

Mutlos

Ein Augsburger Wert ist „Mut“. Auch deswegen will ich noch ein bisschen länger bei der taktischen Umstellung bleiben. Für mich ist diese erneut „mutlos“. Aus meiner Sicht hat sich nach der ersten Halbzeit nicht die Frage gestellt: wie werden wir defensiv stabiler? Mir hat sich die Frage gestellt: wie können wir Kontrolle über das Spiel gewinnen und Bremen angreifen? Ganz provokativ gefragt: Gab es keine sportliche Lösung, die zu mehr Offensive und Spielkontrolle geführt hätte, um so Bremen mehr aus dem Spiel zu nehmen und Gefahr zu sorgen?

Es ist ja an dieser Stelle einfach zu kritisieren, ohne konstruktive Vorschläge zu machen. Aus meiner Perspektive hätte eine Hereinnahme von Niklas Dorsch anstatt von Patric Pfeiffer mehr Sinn gemacht, so Dorsch die Luft für 45 Minuten nach seiner langen Ausfallzeit hatte. Ich hätte so dann auf ein 4-2-3-1 umgestellt, in dem Dorsch und Jakic auf einer Doppel-6 gespielt hätten. Vargas und Engels wären auf die Außen gerutscht. Ob ich Tietz oder Maier runtergenommen hätte? Wahrscheinlich Maier, um Tietz für die Ablage der langen Bälle zu behalten, die dann über Vargas und Engels etwas breitere Ausrichtung für Gefahr gesorgt hätten. Aber das war anscheinend nicht die Idee des Trainers.

Über die konkrete Idee können wir auch lange diskutieren, aber wann ist denn verdammt noch mal unser Mut abhanden kommen? Wo ist das verdammte „Offensive Mindset“? Offensiv war das gegen Bremen ideenlos, genau wie über große Teile der zweiten Halbzeit gegen Frankfurt. Und da sprechen wir über Partien gegen absolute Mittelklasse-Mannschaften. Im Falle von Umstellungen, sollte es immer darum gehen, die Lösung zu finden, wie man gewinnen kann und nicht darum, wie man nicht verliert. Diese Diskussion hatten wir auch unter anderen Trainern schon und es scheint mir hier wichtig, schnell zu reagieren, damit sich Fehler nicht wiederholen.

Leistung des Teams

Und etwas anderes als den Mut wiederzufinden bleibt dem FCA ja gar nicht übrig. Mit einer mutigen Idee und einem mutigen Ansatz muss das Team nächste Woche nach Dortmund fahren und darf sich dort dann auch nicht von der unheimlichen Kulisse des Westfalenstadions vom Kurs abbringen lassen.

Dabei gilt es die Mannschaft richtig einzustellen und die richtigen Spieler für das Unterfangen zu identifizieren. Wer gestern das Spiel gesehen hat, der weiß, dass nicht nur Patric Pfeiffer Fehler gemacht hat. Kevin Mbabu war bei zwei Gegentoren defensiv nicht anwesend. Felix Uduokhai hatte unkonzentrierte Fehlpässe und Ballverluste im Spielaufbau. Mads Pedersen einen Stoppfehler in den Schlussminuten an der Außenlinie. Und Ermedin Demirovic hat mehr mit dem Schiedsrichter diskutiert als Fußball gespielt. Fehler, die nicht passieren, wenn man als Team im Flow ist, und die auch nur beispielhaft und symptomatisch für die Probleme stehen.

Symbolbild: Wo soll es hingehen für Vargas, Demirovic und Co? Die Klarheit fehlt. (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

Der Impuls kann auch nur aus dem Umfeld des Teams kommen. Es gilt jetzt alle auf das gemeinsame Ziel zu fokussieren. Das Ziel? In jedem einzelnen der letzten Spiele alles zu geben und mutig zu zeigen, zu was man fähig ist. Die Großen zu ärgern. Für die, die den nächsten Schritt machen wollen, um sich ins Rampenlicht zu spielen. Für die Nationalspieler: um den Platz in den EM-Mannschaften zu sichern. Für alle: um eine bestmögliche Ausgangsbasis, für die kommende Saison zu haben und mit einem positiven Gefühl in den Sommer zu gehen. Um zu zeigen, was für eine Saison das ist. Für die nächste Saison gilt es dann wieder: es sollen die bleiben, die bleiben wollen und sportlich helfen. Und es gilt hierbei eine Achse an Spielern zu identifizieren, die langfristig beim FCA zu Stützpfeilern werden können. Thorup hat schon mal zu wenig rotiert. Er ist wieder an diesem Punkt angekommen. Zeit, Bewegung ins Team zu bringen und über Gespräche die einzelnen Spieler abzuholen und mit an Bord zu nehmen für die letzten 3 Partien. Und wer nicht mehr an Bord will: dann halt nicht.

Paul-Renz-Akademie

Wo sich dann im Sommer auch einiges tun muss: bei der Paul-Renz-Akademie. Selbst in einem Spiel gestern, in dem die Situation recht auswegslos war und dann doch Dion Beljo kommt (der zu Ego-Dribblings und Abschlüssen aus 20m ansetzt. Was hier schief läuft, ist ein separates Thema), schafft es kein Spieler aus der Akademie zu Einsatzminuten. Mert Kömür, der zwar sein Debüt in dieser Saison geben durfte, wurde nicht berücksichtigt, als es darum ging offensiv Chancen zu kreieren.

Insgesamt ist das doch enttäuschend, denn es scheint so, als ob sich unten niemand aufdrängt. Neben Kömür und Lubik braucht es Jugendspieler, die nach einer Chance ganz oben verlangen und auch die Perspektive haben, sich bei den Profis durchzusetzen. Das kommt zu wenig, obwohl der FCA ordentlich in die Akademie investiert hat. Hier müssen nun die Strukturen weiter verbessert und Prozesse als auch Personen hinterfragt werden. Auch hier ist schon jetzt die Zeit gekommen, um die Weichen richtig zu stellen.

Zerrissenes Gesamtbild

Insgesamt wird durch die zwei letzten Spiele klar, dass beim FCA im sportlichen Bereich immer noch viel zu tun ist. Die Erfolgsphasen der Saison täuschen über die Probleme hinweg. Die Mannschaft kann taktisch nicht variabel genug agieren und lässt sich durch Rückschläge mal wieder aus dem Konzept bringen. Und das ist nicht falsch zu verstehen: ich bin heilfroh über die aufregenden, erfolgreichen Phasen der Saison. Wir sind immer noch im Rennen um Europa dabei. Das Team kann sich immer noch belohnen. Es wird wohl das drittbeste Jahr der Bundesligageschichte für den FCA werden.

Allerdings wäre es doch eine Schande, wenn diese Saison allzu schlecht endet. Und hier muss sich im sportlichen Bereich dann gerade jeder an die eigene Nase packen! Wie wurde kommuniziert und was? Warum wirkt das Team so mutlos und zurückhaltend? Was ist der Grund für die individuellen Fehler und die Unsicherheiten? Und dann: nur Mut! Das ist weiterhin ein tolles Team. Wir haben schön früher in der Saison Lösungen gefunden. Wie können wir in den kommenden Spielen ein möglichst unangenehmer und gefährlicher Gegner werden? Es ist dann doch Zeit in dieser Saison festzuhalten: Augsburg hält zusammen, und dann ist hier noch nicht aller Tage Abend. Nur dann!

12 Punkte sind möglich

Es gibt Spieler, die bringen das besondere Etwas mit zum FC Augsburg. Sie haben fußballerisch Fähigkeiten, die sonst in der Truppe so nicht vorhanden sind. Ich sehe Arne Maier als einen solchen Spieler. Im zentralen Mittelfeld und auf engen Räumen ist er einer, der nicht nur passable spielerische Lösungen findet, sondern auch mal den „besonderen Pass“ spielt. Gerade im Spiel mit Ball ist er so eine enorme Bereicherung. Umso mehr wunderte ich mich, als Maier zu Beginn der Saison erstmal keine große Rolle spielte. Als Jess dann übernahm verletzte er sich. Die Rückrunde ist nun im dritten Jahr in Folge Maier-Zeit. Über die aktuellen sportlichen Aussichten und seine Saison habe ich in dieser Woche mit Arne Maier gesprochen. Was sich in dem Gespräch neben aller aufgezeigten fußballerischen Perspektiven gezeigt hat: Arne Maier ist ein zurückhaltender, geerdeter Typ, der zudem enorm witzig ist. Für die letzten Spiele und hoffentlich auch Jahre gilt deshalb: Give me more, Maier!

Andy: Glückwunsch zum Klassenerhalt. Fühlt sich dieser frühzeitige Klassenerhalt wie der Erfolg an, der er im Vergleich mit der Vorsaison ist?

Arne: Ich habe das auch gestern gelesen, als der Verein es gepostet hat. Es ist eine tolle Leistung, dass wir das schon vier Spiele vor dem Saisonende erreicht haben.

Andy: Wie enttäuschend war die Niederlage gegen Frankfurt am Freitag, gerade wo der Blick eher nach oben ging?

Arne: Sehr enttäuschend, vor allem weil wir zur Halbzeit auch bereits geführt hatten. Nach den zwei ärgerlichen Gegentoren in der zweiten Hälfte sind wir dann hinterhergelaufen und es hat diesmal nicht gereicht. Jetzt wollen wir direkt zu Hause gegen Bremen gewinnen.

Andy: Wie kannst Du dir die zweite Halbzeit gegen Frankfurt erklären?

Arne: Wir wussten, dass Frankfurt noch mal alles versuchen wird. Sie haben ja auch enorme Qualität. Leider ist es uns nicht mehr gelungen, das abzurufen, was wir vor der Pause gezeigt haben.  

Andy: Wenn wir auf deine Saison schauen, dann ist diese für Dich auch ein Wechselbad der Gefühle. Aber in den letzten Jahren lief es dann immer in der Rückrunde gut für Dich.

Arne: Das höre ich nicht zum ersten Mal. Ich war zu Beginn der Saison krank und habe dann nur schwer wieder in die Mannschaft gefunden. Als Jess Thorup kam, habe ich mich leider direkt verletzt und in der Reha an meiner Rückkehr gearbeitet. Nach ein paar Kurzeinsätzen habe ich mich wieder in die Startelf gekämpft und kann der Mannschaft jetzt helfen.

Andy: Du hast im kicker gesagt, dass Du dich auch in schwierigen Phasen nicht aus der Ruhe bringen lässt und weiter dein Ding machst. Wie schwierig ist das manchmal, gerade wenn man in der Rückrunde Leistungsträger war und dann in der Hinrunde außen vor ist?

Arne: Wir haben unser Hobby zum Beruf gemacht und sind Profis. Klar, am Spieltag steht jeder lieber auf dem Platz und sitzt nicht gerne auf der Bank. Aber manchmal läuft es nicht so, wie man sich das selbst wünschen würde. Da muss man dann auch mal seine Interessen hinten an und sich in den Dienst der Mannschaft stellen.

Andy: Wie schwer ist es – wie bei Dir am Anfang der Saison geschehen – zu akzeptieren, dass man sich, obwohl man in der Rückrunde Leistungsträger war, wieder hintenanstellen muss?

Arne: Natürlich ist das nicht einfach. Ich habe ja das erste Spiel gespielt und war dann aber krank und zwischendurch auch verletzt. Da musste ich dann erst wieder fit werden und im Training wieder alles geben, um auf meine 100 Prozent zu kommen. Das ist Fußball, da wird einem nichts geschenkt. Für mich war einfach nur wichtig, fit zu werden, um wieder Top-Leistung bringen zu können.

Andy: Wie wichtig ist es für Dich, dass es jetzt auch mal ein stabiles Spielsystem gibt, nachdem Du in den Jahren hier schon fast auf jeder Position mal ran durftest?

Arne: Ich spiele da, wo mich der Trainer aufstellt. In dem System jetzt kann ich auf jeder Position im Mittelfeld spielen. Gegen Köln habe ich auf der 10 gespielt, zuletzt auf der 8, aber gegen Bochum auch schon auf der defensiven 6. Da bin ich flexibel und der Mannschaftserfolg steht im Vordergrund.

Andy: Die Kollegen haben auch immer wieder über die offensiven Freiheiten in diesem System geschwärmt. Ist das für Dich auch ein positiver Aspekt des jetzigen Spielsystems?

Arne: Ja, natürlich. Wir spielen auch sehenswerten Fußball. Das war ja auch nicht immer so. Deswegen freut es mich umso mehr, dass ich dabei helfen kann. Auch ohne Ball stehen wir kompakt und jeder kennt seine Aufgaben und die Abläufe. Dazu kommt, dass wir viele Spieler haben, die sich in zentraleren Positionen wohlfühlen und das passt dann insgesamt sehr gut.

Maier kann es! Und es ist schön, dass von außen zu beobachten. (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Andy: Jetzt hattest Du in dieser Saison auch schwierigere Phasen. Wie wichtig war für mich dich in diesen Phasen der vertrauensvolle Kommunikationsstil des Trainers?

Arne: Sehr wichtig. Ich habe meine Reha ja erstmal in Berlin gemacht. Nach meiner Rückkehr hatte ich dann direkt ein gutes Gespräch mit ihm, in dem ich berichtet habe, wie ich mich fühle. Da war auch klar, dass ich noch ein paar Wochen brauche. Ich habe in der Phase auch erstmal individuell trainiert. Das war immer ein offener Austausch. Dann kamen erste Kurzeinsätze, bevor ich dann wieder in der Startelf ran durfte. Der ehrliche Austausch war wohl das wichtigste Element dieses Prozesses.

Andy: Jess wirkt von außen sehr zugänglich. 

Arne: Auf jeden Fall. Das wirkt nicht nur so. Er ist immer für uns da und kommuniziert offen mit uns.

Andy: Du schaust ja auch viel lieber in die Zukunft als in die Vergangenheit. Vor vier Wochen hast Du im kicker noch gesagt, der Verein hätte sich noch nicht bei Dir gemeldet bzgl. Gesprächen über eine Vertragsverlängerung. Hat sich daran etwas geändert?

Arne: Ich stehe mit dem Verein grundsätzlich immer im Austausch. Wir werden uns in Kürze zusammensetzen und dann schauen, was dabei rauskommt. Gerade will ich mich zu 100 Prozent auf den Saison-Endspurt konzentrieren.

Andy: Siehst Du dich als ein Spieler, der unbedingt im Sommer den nächsten Schritt machen will?

Arne: Das kommt ja immer darauf an, wie der nächste Schritt aussieht und das werde ich mir gemeinsam mit meinem Berater und meiner Familie gut überlegen. Was ich an der Stelle sagen kann: ich habe mich in Augsburg seit dem ersten Tag sehr wohlgefühlt und wir haben eine super Mannschaft.

Andy: Wie war die Stimmung heute, außer dass es kalt war auf dem Platz?

Arne: Die Stimmung ist gut. Wir haben Frankfurt aufgearbeitet und fokussieren uns jetzt auf Bremen.

Andy: Das wird schwer genug.

Arne: Ja, Bremen hat ja mit dem Sieg gegen Stuttgart wohl auch den Klassenerhalt so gut wie sicher gemacht und wer Stuttgart schlägt, ist ein starker Gegner. Aber keines der Spiele in der Bundesliga ist einfach.

Andy: Was ist jetzt in den letzten 4 Spielen noch möglich? 

Arne: Möglich sind jeweils drei Punkte pro Spiel, also in vier Spielen 12 Punkte (schmunzelt).

Andy: Es wird in jedem Fall die beste Saison des FCA seit Du in Augsburg da bist. Wie sehr zeigt das auch die Möglichkeiten auf, wenn man mit dieser sportlichen Führung eine komplette Saison absolvieren kann?  

Arne: Man hat in den letzten Monaten schon gesehen, was wir leisten können und wo der FCA hin möchte und hinkommen kann. Jetzt werden wir erstmal sehen, wo wir nach 34 Spieltagen landen. Und dann schauen wir, was nächste Saison passiert.

Andy: Dafür die besten Wünsche von mir!

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