Der Anspruch an einen Kapitän

Erst seit dieser Saison ist Daniel Baier Kapitän des FC Augsburg. Er löste Paul Verhaegh ab, der den Posten über viele Jahre bekleidete. Zuvor war Baier mehrere Jahre Verhaeghs Stellvertreter. Auf dem Platz war er über meist der wichtigere Spieler. Baier ist aus dem Augsburger Spiel immer noch nicht wegzudenken und dirigiert die Geschehnisse von der 6er Position nun seit einer gefühlten Ewigkeit. Rein aus sportlicher Perspektive gibt es überhaupt keine Debatte darüber, dass Daniel Baier der richtige Spieler für das Kapitänsamt ist. Baier wird nach seinem Ruhestand ein fester Bestandteil der besten besten Augsburger Elf aller Zeiten sein. Nun ist die sportliche Perspektive in der letzten Woche leider etwas in den Hintergrund getreten. Das ist Baiers eigene Schuld. Diese hat er eingestanden und sich entschuldigt. Mehr will ich zu dieser einzelnen Handlung (*grins*) nicht schreiben, v.a. da es auf dem Platz Baiers einziger krasser Fehltritt in all den Jahren bisher war. Für mich ist das Thema damit erledigt.

Vorbildfunktion in den USA

In diesem Zusammenhang ist allerdings eine Debatte über die Vorbildfunktion von Fußballspielern im Generellen und der von Kapitänen im Speziellen wieder angefacht worden. Nachdem ich weiß, dass Daniel Baier selbst interessiert die NFL verfolgt und in Interviews Quarterback als seine Lieblingsposition genannt hat, möchte ich diese Debatte gerne um einen Aspekt ergänzen. Sportler in den USA sind sich Ihrer immensen Reichweite bewusst und engagieren sich zumindest nach meinem persönlichen Empfinden öffentlich mehr für soziale Belange als Profisportler in Deutschland. Das krasseste Beispiel in diesem Zusammenhang ist wohl in letzter Zeit JJ Watt, einer der Kapitäne der Houston Texans, einem mittelmäßigen NFL Team. Die Stadt Houston wurde hart von Sturm Harvey getroffen und es wurde viel zerstört. Watt startete persönlich eine Kampagne und hat mittlerweile über 30 Millionen US Dollar eingesammelt, um den Menschen vor Ort zu helfen. Das war keine Idee seines Clubs, das ist seine eigene Initiative. Nachfolgend ein kleiner Eindruck:

In der NFL gibt es darüber hinaus sogar einen jährlichen Preis, der den Spieler auszeichnet, der sich sozial am meisten engagiert hat. Es geht dabei um nachhaltiges Engagement über viele Jahre. Zudem dürfen die Spieler an einem Spieltag ihre Schuhe so designen lassen, dass sie Werbung für eine wohltätige Organisation machen. Diese Möglichkeiten werden von vielen Spielern wahrgenommen, die für die unterschiedlichsten wohltätigen Zwecke Aufmerksamkeit erreichen wollen. Aus meiner Sicht wird in den USA erwartet, dass sich ein Kapitän nicht nur vorbildlich für sein Team einsetzt und dieses vertritt, sondern diese Funktion auch für Stadt und Region übernimmt.

Ein anderer Anspruch in Deutschland

Warum sollten wir uns hieran in Deutschland orientieren? Daniel Baier und so manch anderer Fußballer tut vielleicht im Verborgenen viel gutes und insgesamt ist das doch seine Privatsache, oder? Ich will kurz an einem handfesten Beispiel erklären, warum ich das nicht so sehe. Fußballer haben eine irre Reichweite. Selbst die sehr sporadisch gepflegte Facebook Seite von Daniel Baier hat 4.000 „Gefällt mir“ Angaben. Zum Vergleich, dieser Blog kratzt mit der entsprechenden Facebookseite gerade so an 300 „Gefällt mir“ Angaben. Wenn ich darüber schreibe, dass wir die Arbeit des bunten Kreises ins Scheinwerferlicht stellen wollen, dann ist unser Scheinwerferlicht eine Taschenlampe im Vergleich zu den Flutlichtmasten, die Daniel Baiers Facebookseite darstellen würde. Wenn wir versuchen, für diesen guten Zweck T-Shirts zu verkaufen, dann sind wir froh über jede einzelne Bestellung (hier erhältlich für Damen und Herren). Ich will gar nicht darüber nachdenken, wie viel Aufmerksamkeit wir erhalten würden, wenn Daniel Baier das Shirt bei der Pressekonferenz zuletzt getragen hätte.

Das Beispiel verdeutlicht auch, dass gar nicht viel Zeit oder gar Geld notwendig wäre, um positives zu tun. Mir geht es auch gar nicht darum, dass sich Spieler genau für die wohltätigen Zwecke engagieren sollten, die wir auch unterstützen. Aber man stelle sich vor, die Hälfte der Spieler des FCA würde sich je eine Organisation aussuchen, die er öffentlich begleitet. Ein Instagram Foto weniger für den eigenen Hund eines mehr für z.B. die Brücke. Organisationen, die die Aufmerksamkeit benötigen gibt es genügend. Wenn diese Organisationen Hilfe bekommen, Spenden zu sammeln, dann können sie sich mehr darauf konzentrieren, Bedürftigen auch wirklich zu helfen. Fußballer könnten hier einen tollen Beitrag leisten. Vielleicht liest das jetzt ein Spieler außer Andreas Luthe und denkt darüber nach? Einen Versuch war es wert. Denn wenn der FC Augsburg mehr ist als 90 Minuten, dann hört auch die Vorbildfunktion der Spieler nicht auf dem Platz auf.

Was uns wirklich von RB Leipzig unterscheidet

Der FC Augsburg schlägt RB Leipzig 1:0, den Vizemeister des Vorjahres und den ewigen Transfermeister der 2. Liga. Über Nacht residiert unser FCA auf Tabellenplatz 3. Im Klassenkampf gewinnt David gegen Goliath kurzfristig und fühlt sich besonders. Besonders beschwingt. Die Euphorie wächst langsam. Leicht beschwipst von den positiven Gefühlen sind wir Dienstag eingeschlafen. Auch wenn es Samstag gegen Stuttgart direkt weiter geht, möchte ich in den kurzen Moment zwischen den Spielen nutzen, um auf Geschehnisse abseits des Platzes zu blicken. Rund um das Spiel am Dienstag sind viele Dinge passiert, die nicht unter den Tisch fallen sollten. Dinge, die es verdient hätten, mehr Aufmerksamkeit zu bekommen. Zumindest wir geben uns Mühe, ihnen diese auch zu schenken.

Zuerst vielleicht ein kurzer Blick zurück. Schon im Heimspiel gegen den 1. FC Köln war die organisierte Fanszene auf unkonventionelle Weise unterwegs. Anstatt mit geschmacklosen und polemischen Spruchbändern gegen den DFB zu hetzen, kopierte man schlicht Zitate aus den unterschiedlichsten Tageszeitungen. Fakten über den DFB, die von intelligenten Menschen recherchiert und aufgeschrieben und nun von weiteren intelligenten Menschen verbreitet wurden.

Wie sehr wird man sich beim DFB geärgert hat, dass derweil nicht auch noch 1-2 Bengalos gezündet wurden, damit man gegen die Krawallmacher vorgehen kann, möchte man so genau nicht wissen. Denn Fakten und Transparenz mag diese Organisation nun mal so gar nicht. Leider bleibt auf diese Art und Weise bei den klick-heischenden Medien dann schon mal die Berichterstattung etwas aus, da Bilder mit Zitaten leider nicht die gleiche Anziehungskraft ausüben, wie Bilder von vermummten Bengalozündlern, die man als Outlaws darstellen kann. Umso wichtiger war es mir diesen beeindruckenden und durchdachten Protesten einen Platz einzuräumen, der zumindest ein paar hundert Menschen erneut erreichen sollte. Die Legio Augusta flankierte die Choreo mit einem Flyer, der sachliche Kritikpunkte aufwirft und zum Protest gegen den DFB aufruft. Lest euch diesen gerne durch und bildet euch eure eigene Meinung. In der Woche vor der Bundestagswahl soll das noch keinem geschadet haben.

Nun gegen RB Leipzig war die Choreo, die über die Stehblöcke hinweg zu sehen war, erneut eindrucksvoll.

Mit viel rot-grün-weißer Untermalung wirft die Kurve die legitime Frage auf: „Wo ist der Club bei dem das Herz noch zählt“. Es steht zu vermuten, dass man sich hier direkt vom Leipziger Vereinskonstrukt distanzieren und den Gegensatz aufzeigen wollte. Die Antwort auf die rhetorische Frage wäre gewesen: „Hier ist der Club bei dem das Herz noch zählt“. Derweil fragt man sich manchmal, inwiefern sich der FC Augsburg von RB Leipzig unterscheidet. Auch in Augsburg wird der Profifußball von Investoren regiert. Die Funktion von Klaus Hofmann in diesem Konstrukt, in dem die Fans keinen Platz im Aufsichtsrat der KGaA haben, ist nicht genau definiert. Derweil will auch der FCA über seine Aufsichtsräte die Vermarktung in Asien stärken. Während in Leipzig der Hauptsponsor das gesamte Stadion kauft, ist es in Augsburg nur die Fassade. Diese leuchtet trotzdem nun nach Siegen in einer der Farben des Sponsors und dieser hat durch seine „Wohltätigkeit“ so viel Aufmerksamkeit erfahren, dass die Aktion als wirtschaftlicher Coup und als Marketing Schnäppchen gewertet werden kann. Und wenn in Augsburg der Verein titelt: Augsburg hält zusammen, dann will er damit hauptsächlich andeuten, dass noch ein paar Tickets zu verkaufen sind.

Was uns wirklich von RB Leipzig unterscheidet? Wir trinken Bier aus Flaschen und nicht Limo aus Dosen. Und wenn wir unter dessen Einfluss bereit sind, die Wahrheit zu sagen, dann sprechen wir trotz sportlich bester Lage zu diesem Zeitpunkt der Saison an, dass wir uns über den Fußball hinaus verbessern können. Dass es eine Verantwortung gibt, die wir wahrnehmen wollen. Ein neuer Impuls hierzu, neben dem laufenden Engagement von Andreas Luthe mit In Safe Hands, kam erneut durch die organisierte Fanszene in Gestalt des Zusammenschlusses einiger Fanclubs – der „Szene Fuggerstadt“, die einen AG Soziales gegründet und gegen RB Leipzig vorgestellt hat. Damit will die Szene auf unterschiedlichste Art und Weise Menschen helfen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Der FCA hat es nach dem Spiel gegen Leipzig dann doch geschafft, auf den Zug aufzuspringen und die Meldung zu verbreiten. Eine klare Strategie, wie man sich als Verein über den Fußball hinaus für Stadt und Region stark machen will, ist weiterhin leider nicht erkennbar.

Und so ist es für mich weiterhin diese diffuse, heterogene Gruppe von Menschen, die diesen Club anfeuert und über Dinge nachdenkt, die weit über den Fußball selbst hinausgehen, die mich bewegt, mich soviel mit diesem Verein zu beschäftigen. In dieser Gruppe von Menschen fühle ich mich wohl. Der Fußball ist dabei nur ein Symbol, ein Vorwand, um sich in dieser Gruppe zusammenzufinden. Ohne diese Gruppe wäre mein Verhältnis zu diesem Verein ein anderes. Diese Gruppe ist, was uns von anderen Vereinen unterscheidet. Und bei aller Kritik in der Vergangenheit in manchen Momenten, will ich an dieser Stelle hervorheben, dass diese Gruppe – wie die Mannschaft selbst – in dieser Saison bisher eine großartige Leistung zeigt. Sachliche Kritik in kreativen Protestformen und ein deutlicher Fokus auf Themen abseits des Fußballplatzes, die wir nur verbessern können, wenn wir gemeinsam anpacken. Und so kommt es, dass ich mich vor den Spielen nicht nur frage, mit welcher Aufstellung wir auflaufen, sondern auch, was wieder ausgeheckt wurde. Seid euch bewusst, es gibt viele Menschen, die sich sehr auf eure nächsten Aktionen freuen. Ich bin einer davon. Wäre es nicht schön, wenn wir diese Saison genau so weiterführen bis zum Ende, wie wir sie begonnen haben?

P.S.: Plakate, die eigene Spieler beschimpfen, sind immer noch scheiße und man darf sich hierfür entschuldigen. Schaffen andere ja auch.

P.P.S.: Nachdem wir auch schon länger unseren Teil beitragen  und uns über den Fußball hinaus sozial engagieren wollen, kann man bei uns T-Shirts für wohltätige Zwecke kaufen. Es gibt noch T-Shirts die Simon zu Gute kommen (Herren, Damen) und T-Shirts zu Gunsten des bunten Kreises (Herren, Damen). Ab 3 Shirts gibt es mit dem Code 1907 10 Euro Rabatt.  

Schüttel‘ die Dose!

FC Augsburg – RB Leipzig
(5. Spieltag, 1:0)

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Es gibt Partien, die handelt man einfach ab, ohne viel links und rechts zu fabulieren. Hannover gegen Stuttgart beispielsweise. Schnörkellos, schlicht, bieder. Bei anderen Partien holt die Journalistenzunft jedoch weit aus und man könnte ein munteres Bullshit Bingo veranstalten, wenn man so hört, was da gestern vor, während und nach der Partie wieder alles geschrieben wurde. Dosenverein, RudelBums Leipzig, Brauseclub, hahaha. Puppenkiste, Jim Knopf, Baum-Schüler, Abstiegskandidat Nummer Eins, hohoho. Super kreativ.

Halten wir’s wie Christian Lindner (der mit der Kuhkrawatte) und sprechen lieber über Inhalte.

Die Ausgangslage

Der FC Augsburg kehrte aus Frankfurt mit drei Punkten im Gepäck in die für das Flutlichtspiel erstmals beleuchtete WWK Arena auf dem Lechfeld zurück. Die Partie in Hessen wurde zwar verdient, jedoch nicht unbedingt souverän gewonnen. Hätte Frankfurt ein wenig besser seine Chancen genutzt und wären Boateng und Haller (nicht der Helmut) treffsicherer gewesen, hätte man keinen Sieg eingefahren. Aber hätte, hätte, ihr wisst schon…

So stand man nach vier Spieltagen mit 7 Punkten auf dem Tableau und legte den besten Bundesligastart der Vereinsgeschichte hin. Leipzig kam ebenfalls mit 7 Punkten nach Augsburg, allerdings mit zuletzt nur zwei Unentschieden – gegen Monaco in der Champions League und gegen Gladbach in der Bundesliga.

Personell konnte Manuel Baum aus dem Vollen schöpfen, fast zumindest. Framberger hatte immer noch mit Trainingsrückstand zu kämpfen und so war Daniel Opare auf Rechts wieder gesetzt. Leipzig fehlte vor allem Namy Keita, der rot-gesperrte pausieren durfte.

Auf dem Platz führte die Personalsituation, als auch die englische Woche zu einigen Rochaden. Während Hasenhüttl auf rekordverdächtigen neun Positionen gegenüber dem Spiel am Wochenende tauschte, lief der FC Augsburg mit einer auch für Kenner des Baum’schen Systems eher ungewöhnlichen Elf auf. Mit Baier, Khedira, Moravek und Gregoritsch hatte man gleich vier nominelle Zentrumsspieler vorzuweisen. Was zunächst komisch anmutete, entpuppte sich als eine Dreier-/Fünferkette in der Abwehr mit Rani Khedira in der Mitte und eine Art Schalker Kreisel im Mittelfeld, bei der tendenziell Moravek rechts, Caiuby links oder als Hängende Spitze und Baier stets zentral agierten.

Das Ergebnis

Vielleicht war Ralph Hasenhüttl ebenso verwirrt ob der taktischen Anweisungen Manuel Baums wie der Autor dieses Textes. In jedem Fall erwischte der FC Augsburg die Leipziger kalt und hätte schon nach zwei Minuten durch Gregoritsch in Führung gehen können.

Was dem Österreicher mit dem brutalen Schlegel zunächst verwehrt blieb, erfüllte sich dann nur zwei Minuten später. Moravek eroberten den Ball im eigenen Sechszehner und dann ging es schnell. Hinteregger auf Caiuby, der legt zurück auf Baier, dann Finnbogason mit einer sehenswerten Kopfballverlängerung und schon hat man eine 2-gegen-1-Situation bei denen der Gegner nur noch hinterherschauen kann. Das Ergebnis ist bekannt: Tor Gregoritsch, 1:0 FC Augsburg.

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In den übrigen 86 Spielminuten wurde es zwar ein wenig defensiver, jedoch stellte man sich nicht nur hinten rein und preschte die Bälle in den mannleeren Raum. Besonders die Chancen von Max (50″) und die tolle Vorarbeit von Opare auf Heller (84″) sind hierbei zu erwähnen.

Nicht unverdient gewinnt der FC Augsburg also am 5. Spieltag gegen RB Leipzig und steht nun mit 10 Zählern vorübergehend auf Rang 3 der Bundesliga. Na das ist doch schon mal was!

Was war gut?

Hervorheben muss man nach diesem Spiel natürlich die Trainer- und Mannschaftsleistung. Der FC Augsburg war perfekt auf seinen Gegner aus Leipzig eingestellt und setzte die Spielidee Baums bis ins letzte Detail um.

Namentlich kann man das vor allem an drei Spielern festmachen: Rani Khedira, Daniel Baier und Alfred Finnbogason.

Khedira zeigte eine phantastische Leistung in seiner Rolle als Sechser und mittlerer Innenverteidiger, überzeugte in den Zweikämpfen und ließ gegen seinen Ex-Verein kaum Chancen zu. Er mag vielleicht nicht die auffällige Aggressivität eines Dominik Kohr haben, dennoch erfüllt er seine Aufgaben bisher mit Bravour. Schnörkellos, unaufgeregt und grundsolide. Wenn das Spiel nicht über ihn aufgebaut wurde, dann war es wieder einmal Daniel Baier, der das Herz des Augsburger Systems darstellte. Mit einer ungeheuren Laufleistung, den meisten Ballkontakten, seinem Ideenreichtum und schnellen Umschaltvermögen ist und bleibt er unverzichtbar. Selbiges gilt auch für Alfred Finnbogason, der nicht nur beim Tor, sondern auch im ganzen Spiel beweist, was Manuel Baum unlängst über ihn sagte: Der Isländer ist wohl einer der spielintelligentesten Akteure der Bundesliga und weiß zu nahezu jeder Zeit wo seine Mitspieler stehen und welche Laufwege sie nehmen. Am Ende des Tages ist das bei einer treffsicheren Mannschaft, wie sie der FC Augsburg in der noch jungen Bundesligasaison ist, mindestens genauso viel wert wie seine eigene Abschlusssicherheit, die er gegen Köln unter Beweis stellte.

Was war schlecht?

Die Stadionwurst? Die Beleuchtung? Die zu wenigen Bezahlkartenaufladstationen? Um ehrlich zu sein, ist es schwer bei einem so schnörkellosen Heimsieg gegen einen Champions League-Teilnehmer das Haar in der Suppe zu finden.

Aber natürlich gab es da noch diese eine, unschöne Szene…

Der Aufreger des Spieltags

Tja, lieber Daniel Baier: Was war das denn?
Ganz Fussballdeutschland diskutiert heute leider nicht den souveränen Bayern-Sieg gegen Schalke oder die überraschende Niederlage von Leipzig auf dem Lechfeld, sondern eine Geste, mit der unser Kapitän seinem Ärger über vermeintliche Kommentierungen einer eher harmlosen Szene seitens Ralph Hasenhüttl Luft machen musste.

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Natürlich sollte das Ganze weder das von Baier im nervigsten SKY-Interview der Bundesligageschichte gedeutete „Sei doch mal still!“ bedeuten, noch ein humoristisches „Schüttel‘ deine Red Bull Dose nicht so dolle, sonst spritzt alles raus!“.

Und natürlich versteht jeder, der mal Sport auf Wettkampfbasis gemacht hat, dass es da auch mit Emotionen zugeht. Aber dennoch: Das war unnötig und unprofessionell und eines Kapitäns unwürdig.

Für den FC Augsburg bleibt zu hoffen, dass das Ganze kein Nachspiel hat, denn man muss nicht päpstlicher als der Papst sein um zu wissen, dass es sich dabei schon um eine grobe Unsportlichkeit gehandelt haben könnte, die man mit einer Sperre sanktionieren kann.

Was kommt als nächstes?

Weiter geht’s am Samstag mit dem Schwaben Derby in Stuttgart. Der VfB musste sich gestern Gladbach mit 0:2 geschlagen geben und wird auch noch ein Weilchen auf seinen Kapitän Christian Gentner und eventuell auch noch am Samstag auf Abwehrstabilisator Holger Badstuber verzichten. Mit sechs Punkten startete man jedoch ganz ordentlich in die Saison, sodass es wohl ein spannendes Duell auf Augenhöhe werden dürfte.

Und auf den Business Seats?

Wenn nicht gerade über die kunsthistorische Bedeutung der Fassade der WWK Arena, die Bosna in der selbigen oder Moritz Leitners Hund, der mittlerweile in Augsburg bekannter ist als Moritz Leitner selbst, diskutiert wurde, dann vielleicht über den Rausschmiss von drei Jugendspielern wegen eines Drogendelikts, das diese Woche an die Öffentlichkeit gelang.

Jetzt mag man davon ja halten was man will und natürlich ist der Cannabis-Konsum in Deutschland illegal und als angehender Profisportler sollte man sich mit schädlichen Substanzen ohnehin zurückhalten. Aber muss man solchen jungen Kerls wegen eines Vergehens dieser Größenordnung wirklich die Zukunft verbauen? Derjenige, der ohne Jugendsünde ist, werfe bitte die erste Kuhkrawatte!

Zumal, bei anderen Vereinen geht man mit Rauschmittel auch ein wenig lockerer um…

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Augsburger Kunstschüsse

Eintracht Frankfurt – FC Augsburg
(4. Spieltag, 1:2)

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Sieben Tore, sieben Punkte, Platz Sieben – nach vier Spieltagen. Hätte man diese Ausgangslage für den 1. FC Köln, Bayer Leverkusen oder VfL Wolfsburg vor der Saison prognostiziert, hätte das Rund wohl einhellig genickt. Doch für den FC Augsburg, Abstiegskandidat Nummer Eins? Wie konnte das nur passieren?!

Die Ausgangslage

Mit breiter Brust reisten die Baum-Schüler ins Apfelwein Eldorado um sich einer vermeintlich schwereren Aufgabe als beim 3:0-Sieg gegen den 1. FC Köln am vergangenen Wochenende zu stellen. Fast ehrfürchtig vor dem für Frankfurter Verhältnisse doch recht guten Saisonstart und vor allem nach Erkenntnis, das die doch sehr zerfahrene Transferpolitik von Fredi Bobic diese Saison aufzugehen zu scheint, ließ Manuel Baum sogar unter der Woche ein anderes System als das altbewährte 4-2-3-1 trainieren.

Da mit Haller und Kevin Prince Boateng zwei klassische Stürmer auflaufen würden, sollte sich Rani Khedira bei gegnerischem Ballbesitz zwischen die Innenverteidiger fallen lassen und so die Fünferkette komplettieren. Auf den Außen waren Max und Opare – aufgrund guter Leistung gegen Köln und aufgrund des weiteren Ausfallens von Framberger gesetzt. Auf der 10 durfte dieses Mal Koo von Anfang an ran, Gregoritsch blieb auf der Bank. Die Flügel besetzten Schmid, da es bei Caiuby noch nicht für 90 Minuten reichte, und Heller. Die verbleibenden Positionen wurden mit den Stammkräften besetzt.

Das Ergebnis

Mit 3 absolut verdienten Punkten im Gepäck machten sich die Jungs um Kapitän Daniel Baier wieder auf den Heimweg nach Augsburg. In der Höhe hätte das Kunstschussfestival von Frankfurt noch viel deutlicher ausfallen dürfen, denn zum einen wurden gute Chancen seitens Augsburg wieder liegen gelassen, zum anderen keine zwingenden Chancen der Eintracht zugelassen.

Mit dem 1:0, einem sehenswert verwandelten direkten Freistoß, erzielte Philipp Max sein zweites Bundesligator. Auch wenn gut geschossen, hätte das Tor jedoch nie fallen dürfen, da Finnlands Nationaltorhüter Hradecky mehr als unglücklich aussah. Nicht minder schlecht war sein Stellungsspiel auch beim zweiten Augsburger Kunstschusstor: Als Caiuby aus dem Halbfeld, etwa 20 Meter vom Tor entfernt einfach mal abzieht und den Ball gekonnt in den langen Winkel platziert, steht Frankfurts Schlussmann eindeutig zu weit vom Tor entfernt.

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Deutlich bessere, einfachere Chancen (Finnbogason 3″, Koo 67″) aus aussichtsreicheren Positionen ließ man hingegen verstreichen.

Was war gut?

Was sich nach vier Spieltagen sagen lässt: Defensiv hat Manuel Baum seine Mannen stets bestens auf den Gegner eingestellt. Es mag den anderen Teams keinen Spaß machen, gegen die unheimlich konsequent verteidigenden Augsburger zu spielen, aber das mag uns ja egal sein. Nicht nur die grundsolide Arbeit der Innenverteidiger, sondern auch die sensationelle Leistung auf den Außen ist der Garant für den heutigen Tabellen- und Punktestand. Gegen Frankfurt erwischte Philipp Max einen wahren Sensationstag: Neben dem Tor konnte er auch 100% gewonnene Zweikämpfe verzeichnen. Und auch Daniel Opares Zahlen können sich sehen lassen. Nach vorne wurde der Ghanaer im Vergleich zum Spiel gegen Köln mutiger, verstolperte aber auch hier und da den Ball im Dribbling. Defensiv überzeugte er jedoch auf ganzer Linie.

Auch Ja-Cheol Koo fand sich dieses Mal als Zehner wieder besser im Spiel zurecht als in den Spielen, in denen er eine defensivere Rolle einnehmen musste. Seine beste Szene in der 67. Minute, als Finnbogason gekonnt auf ihn durchsteckte, konnte er leider nicht in ein Tor umwandeln.

Was war schlecht?

Zwar hat Caiuby mit seinem Traumtor ein Statement gesetzt und seine Stammplatzambitionen untermauern können, dennoch überzeugten weder er noch Schmid im Gesamtkontext. Zu ungenau, zu fahrig wirkte das Spiel der beiden zeitweise, sodass sich eine Variante mit Max UND Stafylidis immer mehr aufzudrängen scheint.

Als der Grieche in der 80. Minute eingewechselt wurde, war er sofort präsent und verkörperte genau das von Baum geforderte, bissige und aggressive Spiel gegen den Ball. Dass die Variante funktioniert, konnte man in der vergangenen Saison bereits sehen und Leipzig wäre mit seinem ebenfalls starken Flügelspiel und einem gesperrten Naby Keita ein guter Gegner um das Ganze mal auszuprobieren.

Was kommt als nächstes?

Gegen das Überraschungsteam der vergangenen Saison geht es bereits am Dienstag. Dass dem FC Augsburg englische Wochen nicht sonderlich liegen, durften wir schmerzhaft in der vergangenen Spielzeit erfahren und mit Leipzig kommt ein schwieriger, aber nicht unschlagbarer Gegner nach Augsburg.

Die Rasensportler konnten zuletzt wenig überzeugen. In der Liga liegen sie punktgleich mit dem FC Augsburg auf Rang 6 und auch in der Champions League kam man gegen ein schwach auftretendes Monaco nicht über ein Unentschieden hinaus. Davon darf man sich jedoch nicht täuschen lassen, denn mit Werner, Bruma, Forsberg, Poulsen, Demme und Augustin hat Leipzig sowohl in der Breite als auch in der Tiefe eine Offensivabteilung vorzuweisen, die so manchen Bundesligisten vom Platz fegen dürfte.

Aufreger des Spieltags

Der passierte – Gott sei es gedankt – nicht in Frankfurt, sondern in Dortmund beim Spiel gegen den Effzeh. Kern der Diskussion war mal wieder der Videobeweis, der sich in seiner ersten Saison bereits als die Konstante in Sachen Unklarheit herausstellt.

Stein des Anstoßes war eine Szene im Kölner Strafraum, die der Schiedsrichter Ittrich nach einer vermeintlichen Behinderung des Kölner Torhüters abpfiff, bevor der Ball von Sokratis ins Tor gestochert wurde. Der Video Referee beanstandete die Strafraumszene jedoch, da korrekterweise keine Behinderung vorlag. Ittrich entschied jedoch auf Tor, was laut Reglement nicht richtig war, da die Szene abgepfiffen wurde, bevor das Tor fiel.

Nun dürfen wir gespannt sein, ob Köln in der Tat auf eine Neuansetzung der Partie drängen wird und noch viel gespannter, ob es diese tatsächlich geben wird.

Ach ja, das Spiel verlor der Effzeh mit 5:0 und ist damit weiter punktlos auf dem letzten Tabellenplatz.

Und auf den Business Seats?

Am Dienstag ist es endlich soweit. Jahre haben wir gewartet. Nun erfüllt sich der Traum aller Augsburger. Naja, nicht aller, aber von ein paar zumindest…

Die WWK Arena, sie wird leuchten.

Gegen Leipzig wird die Fassade endlich offiziell eingeweiht und die Brennstäbe des Atomkraftwerks Fussballstadions auf dem Lechfeld erstrahlen in den schönsten Farben.

Eine ähnlich hitzige Diskussion bezüglich künstlerischer Ästhetik gab es in Augsburg wohl zuletzt beim Aphrodite-Skandal.

Bang, Bang, Finnbogason

FC Augsburg – 1. FC Köln
(3. Spieltag, 3:0)

Zwei Mal daheim, zwei Mal Gäste aus dem Rheinland. Der Frohsinn in Augsburg kennt – glaubt man den Fans aus Köln und Mönchengladbach – also gar kein Ende. Aber mal ehrlich: Egal wer da angereist wäre, wir wären um jede Mannschaft froh gewesen, denn nach der Länderspielpause unmittelbar nach Beendigung des 2. Spieltags will man einfach gleich weitermachen und nicht wieder verhältnismäßig unwichtige WM-Qualifikationsspiele schauen müssen. Der Durst war umso größer, waren letzten 45 Minuten auf heimischem Rasen im Spiel gegen Borussia Mönchengladbach doch so fulminant, dass wirklich jeder FCA-Fan wissen, wie es nun weiter geht. Binge Watching, FC Augsburg Edition, sozusagen.

Die Ausgangslage

Die Domstädter reisten mit schwerem Gepäck (null Punkte), erfolgsverwöhnter Euphorie (endlich Europa!) und herkunfsbedingten großen Erwartungen (mehr Europa!) nach Augsburg. Vor allem ersteres dürfte im Gegensatz zum mitreisenden Anhang die Spieler auf dem Platz wohl am ehesten beschäftigt haben, denn sowohl die 1:3-Niederlage vor heimischem Publikum als auch das Testspiel in der Länderspielpause gegen Fünftligist TV Herkenrath waren nun wirklich kein Grund zum Jubeln. Gegen den HSV kann man ja schon mal verlieren und auch das Testspiel wurde letztendlich gewonnen, aber die große Entspannung spürt man aktuell nicht rund ums Geißbockheim.

In Augsburg hingegen hat man die Transferphase und die Länderspielpause ohne größere Schrammen beenden können und man war gespannt, wie vor allem der wechselwillige Stafylidis wieder ins Mannschaftsgefüge integriert werden würde. Sicherlich höchst professionell, denn so wie in dieser Causa läuft es nun eben manchmal im Fussball Business…

Das Ergebnis

Höchst professionell und mit immer noch null Punkten und sicherlich einer bisschen betrübten Euphorie schickte man die Rheinländer dann auch wieder nach Hause. Die Art und Weise des Ganzen war jedoch mehr als beachtlich. 3:0 – in Worten: Drei zu Null. Wann gab es das denn zuletzt zu bestaunen auf dem Lechfeld?

Sowohl in der Höhe als auch im Endergebnis geht das vollkommen in Ordnung, denn auch wenn die Kölner in nahezu allen Spieldaten die Nase vorn hatten, überzeugen konnte die Mannschaft von Peter Stöger jedoch nicht.

Worüber wird diskutiert?

Strittige Punkte gab es kaum. Der FC Augsburg bekam einen Elfer der Marke ‚Kann-muss-nicht‘ glaubt man den einen Experten, oder einen Elfer der Marke ‚Muss-man-geben‘, glaubt man den anderen. Der Video Assistent wurde konsultiert und zum ersten Mal am 3. Spieltag nun auch im Sinne von Augsburg entschieden. Ende der Diskussion.

Nicht einmal Daniel Opare, den sicher die Mehrzahl der anwesenden Fans mit Bauchschmerzen in der Startformation sahen, leistete sich einen opare’schen Schnitzer. Ganz im Gegenteil: Über die gesamte Spielzeit hinweg war der Aushilfsverteidiger stets auf der Höhe des Spielgeschehens – hatte jedoch auch gegen verunsicherte Kölner leichtes Spiel. Wir wollen jedoch, nicht nur aus rein humanitären Gründen, auf eine baldige Genesung Raphael Frambergers hoffen…

Was war gut?

Alfred Finnbogason.
Drei Tore.
Nach diesem Spieltag Toptorjäger der Bundesliga.

Damit wäre eigentlich auch alles gesagt, wenn denn nicht die Mannschaftsleistung als Ganzes durchaus Beachtung verdient hätte. Auch muss erwähnt werden, dass die beiden Spieler, die sich nach außen hin in der Länderspielpause am stärksten positioniert haben, nämlich Khedira und Heller, ihre Chance beide genutzt und die Ambitionen erfolgreich angemeldet haben dürften. Die Variante Baier/Khedira im Vergleich zu Baier/Koo bestach durch eine größere Stabilität gegen den Ball ohne Kreativität einzubüßen, die ohnehin nur von Baier im Spielaufbau ausging. Und auch Heller machte nach Vorne wesentlich mehr Dampf als es Jonathan Schmid trotz Leistungssteigerung zur letzten Saison jemals tat.

Was war schlecht?

Bei einem 3:0-Sieg gegen einen Europapokal-Teilnehmer muss man schon arg kritisch hinschauen, um das Haar in der Suppe zu finden. Wir sind hier ja schließlich immer noch in Augsburg, oder?

Dennoch: Ein paar kleine Schnitzer gab es. Hinteregger hat wohl noch die Länderspiele im Hinterkopf gehabt und auch bei Marwin Hitz scheint sich in dieser Saison abzuzeichnen, dass er im Spielaufbau lieber auf die sichere Nummer setzen sollte, anstatt Situationen spielerisch zu lösen. Auch Michael Gregoritsch sollte langsam aber sicher mal seinen brutalen Schlegel wiederfinden, denn wir können uns ja auch nicht jedes Spiel auf eine Leistungseruption unseres Isländers verlassen. Dass der Österreicher aber ein sensibler Spieler ist, bei dem im Umfeld sich alles ausgehen muss, war bekannt. Hoffen wir, dass er sich bald eingelebt hat.

Was passiert als nächstes?

In der kommenden Woche geht es dann mal wieder auf große Fahrt. Ziel: Frankfurt am Main. Mit der Eintracht wartet dort ein Gegner, der unangenehm zu bespielen ist. Die früh attackierende Spielweise unter Trainer Niko Kovac ist sicherlich nichts, womit der FC Augsburg unheimlich gut umgehen kann. Die Eintracht legt zudem keinen großen Wert auf Ballbesitz und kontrollierten Spielaufbau – auch vor heimischem Publikum nicht. Will der FC Augsburg ebenfalls nicht das Spiel machen, was zumindest immer die Grunddevise des schnellen Umschalt- und Konterspiels unter Baum war, dürfte die Partie eine enge Kiste werden, bei der individuelle Fehler den Ausschlag geben können.

Und auf den Business Seats?

Unter der Woche erschien ein Artikel zum Thema Moritz Leitner, der recht schnell die Runde im Internet machte und an mancher Stelle aufgegriffen wurde. Trainer Manuel Baum wird dort seiner Rolle aus großer Förderer Leitners abermals gerecht und betont, dass man dem Jungen Zeit geben werde, damit er sein volles Potential abrufen kann.

Alles schön und gut und niemand sollte Talente verheizen – nicht im Fussball oder sonst irgendwo. Nun ist Leitner jedoch keine 19 Jahre mehr alt und hat nach Dortmund, Stuttgart und Lazio Rom schon ein paar Stationen durch, in denen er sein Talent nicht unter Beweis stellen konnte. Die zwei Millionen, die Augsburg vergangenen Winter für Baums ehemaligen Schüler auf den Tisch legte, scheinen sich jedoch langsam in ein Investment Marke Matavz zu entwickeln. Glaubt man mannschaftsnahen Quellen, so hat Leitner immer wieder Schwierigkeiten, die Spielphilosophie Baums umzusetzen. „Zielstrebiger“ müsse er werden, so Baum, und „sich nicht in der Zirkulation verlieren“. Das würde man sich sicherlich auch in ganz Augsburg wünschen, denn schließlich stand Leitner einst beim TSV 1860 München auf einer Entwicklungsstufe wie der knapp drei Jahre jüngere Julian Weigl. Und der darf sich schließlich immer noch Hoffnungen machen, kommendes Jahr zur WM nach Russland zu fahren.

Der Bunte Kreis im Scheinwerferlicht

Vorweg möchte ich mich bei allen Personen bedanken, die sich schon ein T-Shirt unserer Aktion „Erstklassig ist eine Einstellung“ bestellt haben. Jede Bestellung freut mich sehr. Von jedem T-Shirt (im Shop für Damen und Herren) gehen etwa 8 EUR an den Bunten Kreis. Wir drucken mit Digitaldirektdruck auf faire Bioshirts, was im Einkauf schon mit ca. 15 EUR zu Buche schlägt. Dazu kommen Versand, Verpackung und Paypalgebühren. Es ist nicht meine Absicht mit diesen Aktionen oder der Idee Geld zu verdienen und ich beantworte gerne jegliche Rückfrage zum Verfahren. Auch wer bei der Bestellung im Onlineshop auf Probleme stößt (z.B. Fehlermeldungen), soll sich gerne kurz per Email (kontakt@rosenau-gazette.de) an mich wenden. Ich versuche schnell zu helfen.

Öffentlichkeit für großartige Organisationen

Geld für den Bunten Kreis ist wichtig. Auf Anregung von Halil Altintop selbst geht jeder Cent dieser Aktion an den Bunten Kreis. Es geht aber um mehr. Es geht auch darum, dass durch die Aktion der Bunte Kreis mehr öffentliche Aufmerksamkeit erfährt. So wie Simon bei unserer ersten Aktion öffentliche Aufmerksamkeit erfahren sollte und auch weiterhin erfahren wird. Viele Menschen tuen viel Gutes im Stillen. Jeder so wie er oder sie kann. Aber manchmal ist es wichtig, dass sich einzelne Personen aus der Deckung wagen und Organisationen herausstellen, die großartiges leisten und Unterstützung benötigen. So wie Halil das nun mit dem Bunten Kreis getan hat. Ich schließe mich hiermit an, indem ich heute – ein Tag vor dem Heimspiel gegen Köln – keinerlei Worte über Fußball verliere, sondern versuche mit meinen laienhaften Worten die Arbeit des Bunten Kreises für diejenigen zu erklären, die die Organisation noch nicht kennen.

Was macht der Bunte Kreis

Der Bunte Kreis hilft kranken Kindern. So steht es erstmal auf der Homepage und man kann sich darunter wenig vorstellen. Der bunte Kreis ist ja keine Ärzteorganisation. Dennoch entstehen durch schwere Erkrankungen bei Kindern Probleme, die durch das Umfeld der Kinder kaum zu meistern sind. Die Krankheit kann eine traumatische Erfahrung darstellen, die dazu führt, dass Eltern psychologische Betreuung benötigen. Eltern lassen sich teilweise von Ihren Jobs freistellen oder verlieren diese und geraten in finanzielle Probleme. Zusätzlich verlieren sie häufig durch die starke Fokussierung auf die Krankheit ihrer Kinder Anschluss und werden sozial isoliert. Familien brauchen Hilfe im Alltag mit ihren kranken Kindern und bei der medizinischen Versorgung. Dies sind nur einige Beispiele dafür, wie die Krankheit eines Kindes eine Familie in große Bedrängnis bringen kann. Und das, wo doch die Krankheit selbst schon eine reale teilweise lebensbedrohliche oder -beendende Herausforderung darstellt.

Jedes Jahr begleitet der Bunte Kreis mehr als 2.000 Familien mit schwerstkranken Kindern in unserer schwäbischen Region. Er macht dies durch Hilfe bei der Nachsorge, therapeutische Angebote und Patiententrainings und fokussiert sich hauptsächlich auf Familien mit
chronisch-, krebs- und schwerstkranken Kindern. Ehrenamtliche Familienbetreuer kümmern sich darum, dass es Familien besser geht. Als junger Vater ist es für mich ein Graus, mir vorzustellen, dass mein Kind schwer krank ist. Ich wäre über jede geeignete Hilfe froh, die mir zur Verfügung stehen würde und weiß aus dem eigenen Umfeld, dass Angebote wie die des Bunten Kreises für Familien sehr wichtig sein können. Und dabei sollte man den Bunten Kreis unterstützen. Es ist möglich für einzelne Herzenswünsche, für Familien in finanziellen Notlagen, für tiergestützte Therapie, Kinderhospiz-Begleitung oder den Bunten Kreis insgesamt zu spenden. Denn auch, wenn ihr euch kein Shirt kauft und den Betrag direkt an den bunten Kreis spendet oder euch für diesen zukünftig engagiert, dann haben wir noch etwas zusätzlich zu den schicken Shirts gewonnen.

Ausblick

Aber wenn ihr euch eines der T-Shirts kaufen solltet, im Stadion steht und hoffentlich auf euer T-Shirt angesprochen werdet, dann erzählt bitte nicht nur, wo ihr es her habt sondern auch etwas vom Bunten Kreis. Es wäre doch toll, wenn wir es schaffen würden, über unsere Beziehung zum Fußball und zum FC Augsburg Menschen, die durch eine Notlage an den Rand der Gesellschaft gerutscht sind, wieder etwas in die Mitte zurückzuholen. Einen kleinen Beitrag zu leisten. Denn nicht nur auf dem Fußballfeld gilt: „Erstklassig ist eine Einstellung“.

Eine These zur Transferpolitik

Vorab: Im Folgenden handelt es sich um eine sehr gewagte These. Und Thesen sind in der Regel dazu da, be- oder widerlegt zu werden. Daher bittet auch der Autor des Textes ausdrücklich um eine angeregte Diskussion auf allen Kanälen.

Die Transferperiode ist nun abgeschlossen und über die zahlreichen Abgänge und die wenigen Zugänge viel gesagt und geschrieben worden. Was jedoch offen bleibt, ist die Frage nach dem Warum. Was ist der Langzeitplan, den Reuter, Hofmann & Co. mit den Transfers und der einhergehenden Ausrichtung des FC Augsburg erreichen wollen, denn komplett nachvollziehbar erscheinen die getätigten Zu- und Abgänge nicht jedem in der Anhängerschaft. Darüber kann als Beobachter und Fan nur spekuliert werden.

Die Theorie des Autors lautet:
Die Verantwortlichen des FC Augsburg haben erkannt, dass die Bundesliga mit Stuttgart und Hannover um zwei Mannschaften bereichert wurde, die finanziell wie strukturell dem FCA überlegen sind, folglich potentiell auch tabellarisch am Ende der Saison vor Augsburg stehen werden. Demnach steht für den FC Augsburg wahrscheinlich die schwerste der bislang sieben Bundesliga-Saisons an und die Chancen abzusteigen sind in diesem Jahr höher als in den vergangenen. Zudem hatte der FC Augsburg in der abgelaufenen Spielzeit fast immer mit den ältesten Kader. Eine Verjüngung ist also auf kurz oder lang nötig um nachhaltig wettbewerbsfähig zu bleiben.

Die Transferpolitik muss folglich danach ausgerichtet sein, im Falle eines Abstiegs immer noch auf einen breiten Kader zurückgreifen zu können der (a) jung, (b) eingespielt und (c) qualitativ so hochwertig ist, dass die Verweildauer in der 2. Bundesliga so gering wie möglich gehalten werden kann und idealerweise der Wiederaufstieg direkt geschafft wird.

Auch wenn die Abgänge von verdienten Spielern wie Verhaegh, Altintop, und Bobadilla sicher nicht geplant gewesen waren, so legte man ihnen bewusst keine Steine in den Weg um jungen Spieler schon in dieser Saison die Chance zu geben, in die Mannschaft zu finden. Mit Framberger, Gregoritsch und Cordova fand man hierfür drei Spieler, die auf Zweitliga-Niveau Spitzenleistungen zu bringen in der Lage wären und auch in der ersten Liga bestehen können. Mit Giefer und Luthe hätte man im Falle des Abstiegs ein Torhüter-Duo, das ebenfalls überdurchschnittliche Leistungen im Unterhaus erreichen kann. Auch bei Khedira und Thommy wäre man hier auf der sicheren Seite. Mit Baier und Heller hätte man zudem noch zwei erfahrene Spieler, die sicherlich auch nicht abgeneigt wären, in der 2. Bundesliga im Dress des FC Augsburg aufzulaufen.

Dass es im Falle eines Abstiegs auch Abgänge geben würde, steht wohl kaum zur Debatte. Namentlich wären das wahrscheinlich die Nationalspieler ambitionsreicher Länder, also Koo, Finnbogason, Hinteregger, Stafylidis eventuell auch Gouweleeuw, für die man jedoch allesamt noch gutes Geld bekommen und somit die Mannschaft punktuell verstärken könnte. Denn auch bei diesen Ausfällen, wäre zweitligatauglicher Ersatz nahezu vollständig vorhanden.

Zudem würde es zu einem Verein wie dem FC Augsburg passen, nicht unvorbereitet und blauäugig in eine Bundesligasaison wie diese zu starten. Man baut auf die (eigene) Jugend, zieht sie schon bei harten Wettkampfbedingungen hoch um dann im Falle eines Abstiegs bereits adhoc gute Ergebnisse erzielen zu können. Der 1. FC Köln musste sein Team beim letzten Abstieg grundsanieren und konnte die Früchte guter Arbeit nach zwei Saisons in der zweiten Liga ernten. Der VfB Stuttgart schaffte den Wiederaufstieg direkt, weil das Team eingespielt war und man die wichtigen Säulen halten konnte. Ebenso Hannover 96. Es kann aber auch anders laufen, wenn man unvorbereitet ist und sich mit seiner Personalpolitik verzettelt, wie prominente Beispiele wie Kaiserslautern, St. Pauli, Nürnberg, Fürth oder Düsseldorf zeigen.

So frustrierend die These im ersten Moment für manchen Fan erscheinen mag, wäre sie jedoch auch eine Hoffnung auf einen nachhaltigen Verbleib in der Bundesliga. Und noch zwei Dinge geben Anlass nicht in Panik zu verfallen: Steigt der FC Augsburg nicht ab, haben die Verantwortlichen auch alles richtig gemacht. Und: Es bleibt eine These, die genauso gut auch falsch sein kann.

Ja, der FCA ist mehr als 90 Minuten

Für viele Menschen ist der Besuch eines Fußballstadions ein „Event“. Das ist nichts schlimmes und so hat es bei mir in der Jugend auch angefangen. Es war aufregend und ich habe die Leistungen auf dem Rasen gefeiert. Vor jedem einzelnen Spiel war ich aufgeregt und habe gezittert, ob es für einen Sieg reicht. Meine Beziehung zum Fußball hat sich seitdem verändert. Es ist eben nicht mehr nur bedeutend, was auf dem Rasen passiert. Wenn wie am Freitag beim Länderspiel Tschechien gegen Deutschland in Prag Arschlöcher Nazi-Parolen rufen, dann ruiniert mir das das Erlebnis. Fußball ist mehr als das, was auf dem Rasen passiert. Und so habe ich beim ersten Heimspiel unseres FCA gegen Borussia Mönchengladbach das Banner vor der Heimkurve sehr gefeiert. Dort stand: „Der FCA ist mehr als 90 Minuten„.

Für mich sind die letzten mehr als 11 Jahre als Fan des FC Augsburg eine tolle Zeit. Allerdings habe ich an vielen Stellen mitbekommen, wie abhängig unsere tollen Erlebnisse davon sind, dass im Hintergrund viele Menschen mit viel Einsatz meist ehrenamtlich arbeiten. Klar ist in diesem Zusammenhang der FCA selbst mit einzubeziehen, der sich für seine Fans einsetzt und meist Konflikte intern löst. Dies konnte man erst vor kurzem bei der Lösung der Bezahlkartenfrage beobachten. Darüber hinaus ist allerdings auch die organisierte Fanszene gewachsen und kümmert sich um grundlegende Anliegen von uns Fans und nicht zuletzt, um die Stimmung im Stadion und Banner wie das oben genannte.

Schon vor einiger Zeit war es mir ein Anliegen, den FCA nicht mehr nur als stiller Beobachter zu begleiten. Deswegen habe ich diesen Blog gegründet. Zwar beurteilen wir den FCA auch aus sportlicher Sicht, allerdings war mir seit dem Start das Drumherum immer wichtiger. Mit dem Blog sollte nun das Engagement nicht enden. Ich lege beim FCA immer wieder den Finger in die Wunde, aber für mich geht es bei „Augsburg hält zusammen“ um mehr, als nur das Stadion voll zu bekommen. Schon im letzten Jahren habe ich zugunsten von Simon T-Shirts produzieren lassen. Das hat prinzipiell so gut funktioniert, dass ich lange an einer Fortsetzung gearbeitet habe. Die Aktion ist mittlerweile unter dem Titel „Erstklassig ist eine Einstellung“ gestartet. Weiterhin gehen die Erlöse jedes einzelnen verkauften Teils an einen wohltätigen Zweck. Bei der laufenden Aktion ist dies der bunte Kreis, der Familien mit schwerkranken Kindern auf ihrem Weg hilft, den ich auf Wunsch von Halil Altintop helfen will. Auch mir ist die Unterstützung des bunten Kreises eine Herzensangelegenheit. Die T-Shirts sind mittlerweile produziert und liegen bei mir sowohl als Damen- als auch Herrenversion in vielen Größen auf Lager. Bestellen könnt ihr unter www.kiosk.rosenau-gazette.de ganz einfach online. Ich bringe euch allerdings auch gerne Shirts ins Stadion mit, damit ihr anprobieren könnt oder helfe auf anderem Wege. Eine Email an kontakt@rosenau-gazette.de mit euren Fragen reicht, damit ich mich zeitnah bei euch melde.

Der Blogger mit dem neuesten T-Shirt

Das Ziel ist es mittlerweile  eine kleine Fankollektion zu etablieren. Für den Winter sind schicke Hoodies angedacht und auch fürs nächste Jahr gibt es schon ein paar Ideen. Naja, falls das Ganze ankommt. Die Herausforderung für mich besteht nun darin, die Aktion bzw. den Shop bekannt zu machen und Menschen davon zu überzeugen, dass sie sich in dieser Saison zusätzlich zu einem Trikot, dessen Preis sich in den letzten 11 Jahren ungefähr verdoppelt hat, auch noch ein T-Shirt kaufen. Dafür bin ich auf Hilfe angewiesen, denn mir steht kein Stadionkurier zur Verfügung, um die Produkte zu bewerben. Ich muss darauf vertrauen, dass genügend Menschen mein Geschreibsel lesen, die Aktionen cool finden und bestellen, damit der Karton hinter mir etwas leerer wird. Wenn der Karton nicht bedeutend leerer wird, dann lasse ich das Ganze still und heimlich auslaufen und wir decken den Mantel des Schweigens darüber. Ich glaube allerdings, es ist einen leidenschaftlichen Versuch wert. Deshalb werde ich euch immer wieder um eure Unterstützung bitten, damit wir zusammen eine erkleckliche Summe für wohltätige Zwecke zusammen bekommen. Ich weiß, dauerhafte Werbeaufrufe nerven. Aber bitte teilt diese Aktion so gut wie möglich in eurem Bekannten- und Freundeskreis. Erzählt euren Familien davon und organisiert Sammelbestellungen. Bestellt euch einfach selbst ein Shirt. Mir persönlich wäre es sehr wichtig, dass wir hier zusammen einen relevanten Beitrag leisten können und zudem noch recht cool aus der Wäsche schauen. Packen wir es zusammen an!

Der FCA vor dem Karren der CSU, Markus Söder im Sattel

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Hendrik Schiphorst, Executive Vice President Football Germany bei Lagardère Sports, ehemals bekannt unter dem Namen Sportfive, und zuständig für die Sponsorensuche beim FCA, teilte unter der Woche bzgl. der gestiegenen Außenwirkung des FCA mit, ein gewisser Abschluss in der jüngeren Vergangenheit zeige „(…) einerseits die in den letzten Jahren gestiegene Bedeutung und Wertschätzung des Vereins als etablierter Bundesligist und demonstriert andererseits, wie relevante Zielgruppen über die Plattform FCA auf sich verändernden Kommunikationswegen erreicht werden können.“ Insgesamt ist dies eine tolle Entwicklung, denn sie führt dazu, dass immer mehr Sponsoren angelockt werden und der FCA die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen schaffen kann, um weiterhin konkurrenzfähig zu bleiben. Auch wenn unser Etat einer der niedrigsten der Liga ist.

Wie groß die Abhängigkeit von unseren Sponsoren wirklich ist und zu welch Aktionen dies führt, zeigte sich unter der Woche als die Verlängerung der Exklusivpartnerschaft mit Lotto Bayern bekannt gegeben wurde. Keinen ganzen Monat vor der Bundestagswahl war der erste Gast, der auf der Pressekonferenz zur Verlängerung vorgestellt wurde, Markus Söder. Markus Söder ist nicht nur Fan des 1. FC Nürnberg sondern auch Staatsminister für Finanzen und ein paar andere Dinge. Und nachdem Lotto Bayern eine Organisation unter seiner Verantwortung ist, nutzte er unter der Woche die Gelegenheit, um sich in der Öffentlichkeit als großer Unterstützer des FCA zu inszenieren. „Wir wollen mithelfen, dass der FC Augsburg in der Bundesliga bleibt.“ war dort zu vernehmen. Die Staatsregierung will also ihren Einfluss nutzen, um uns zum Klassenerhalt zu verhelfen? Der Vertreter von Lotto Bayern musste bei der Pressekonferenz mit einem Platz im Publikum vorlieb nehmen. Der Minister in Person soll Lotto Bayern wohl zu mehr Werbewirksamkeit verhelfen. Schaut euch das Ganze ruhig selbst in Ruhe an:

Am Ende der Pressekonferenz wurde ein sportliches und repräsentables Foto auf dem Rasen des Lechfeldstadions geschossen. Dies war Söder am Ende der Pressekonferenz besonders wichtig und zwar sicherlich nicht nur, um Stefan Reuters Schuhe in den Vordergrund zu rücken (Sneaker! Aber ohne Socken?!). Das Problem an der Aktion war ausschließlich der Zeitpunkt der Verkündung. Nachdem ja immer wieder die Verlässlichkeit der Partnerschaft betont wurde, steht nur zu vermuten, dass die Absicht zur Vertragsverlängerung und die Konditionen schon länger beschlossen waren. Leider hatte der Herr Minister keine Zeit während der parlamentarischen Sommerpause oder an einem Termin noch davor, um den Vertragsabschluss abzusegnen und nutzte nun die Gelegenheit nach einem Abstecher an die Uni Augsburg. Ein Foto des Termins beim FCA  findet sich auf seinem Facebook- und Twitterprofil. Sein Profil geht in der CSU Social Media Seite auf. Und so bekommt der Termin vier Wochen vor der Bundestagswahl leider ein Geschmäckle.

Warum er überhaupt dabei sein musste, ist letztlich ein Rätsel. Seine Funktion bei Lotto Bayern ist doch eher aufsichtsrechtlicher Natur und ich bezweifle, dass er viel Zeit für das Tagesgeschäft dort aufwendet. Noch vor einigen Jahren regelte die gleiche Angelegenheit der Präsident von Lotto Bayern selbst. Mittlerweile übernimmt Söder diese Termine selbst. Es kann festgehalten werden, dass er in der Zeit, die er für diesen Termin aufwandte nicht für die Zukunft der Menschen in Bayern gearbeitet hat. Was für mich viel wichtiger ist: Der FCA hat dieses Spielchen mitgespielt. Es wäre so einfach gewesen, diesen Mist zu unterbinden, indem man einem Termin mit Söder ab 3 Monate vor der Bundestagswahl nicht mehr zugestimmt hätte. Danach wäre das Interesse wohl eventuell wieder erloschen. Vom Abschluss der Sponsorenvereinbarung in Würzburg im Januar findet sich bei Lotto Bayern selbst kein Foto. Rückfragen zum Zeitpunkt oder zur Partnerschaft an sich gab es von den bei der Pressekonferenz anwesenden Journalisten keine. Ein Jammer.

Denn – versteht mich nicht falsch – mein Groll richtet sich gegen unseren FCA. Söder wird sagen: Fragen kostet ja nichts. Er ist im Wahlkampfmodus wie alle Parteien und tritt auf mehreren Terminen täglich auf, um für die CSU zu werben. Mir ist im Prinzip auch egal, um welchen Politiker es sich handelt. Der FCA sollte, nein darf, sich von der Politik nicht vereinnahmen lassen. Fußball ist – über einer klaren antifaschistischen Grenze – dazu da, Menschen zusammenzubringen. Und mir gefällt dieser Anfang nicht, den der FCA unter der Woche gemacht hat. Vielleicht kann nun noch ein anderer prominenter Politiker die Stadionfassade anknipsen und sich dabei fotografieren lassen? Nachdem ich eingangs festgehalten habe, dass die Strahlkraft des FCA immer weiter wächst und ich mit Spiderman aufgewachsen bin, will ich an dieser Stelle einwerfen: „Aus großer Kraft folgt große Verantwortung“. Nutze sie richtig, lieber FC Augsburg.

Das ist unser Haus!

FC Augsburg – Borussia Mönchengladbach
(2. Spieltag, 2:2)

Es ist angerichtet: Zweiter Spieltag, Heimspiel, Kasperle lädt zum Fahnentag, Räuber Hotzenplotz begrüßt den Gästekapitän, und ab sofort kann man Bosna kaufen, bis auf weiteres in bar – alles wie immer in Augsburg möchte man meinen.

Und doch spürte man den Druck, den die Mannschaft mit aus Hamburg gebracht haben, auch auf den Rängen. Null Punkte nach zwei Spielen, und das gegen Sowieso-immer-Punktelieferanten wie Hamburg oder Borussia Mönchengladbach – das wollte niemand.

Die Ausgangslage

Manuel Baum ließ mit der exakt gleichen Elf starten wie gegen den Hamburger SV. Unter der Woche waren Caiuby und Ji fraglich, beide standen jedoch im Kader oder sogar auf dem Platz. Nicht mit von der Partie war Fabian Giefer, der am Vortag bei der zweiten Mannschaft den Kasten gegen die Amateure des FC Bayern hütete und einen 5:1-Sieg feiern durfte. Bei der Borussia vom Niederrhein spielte Herrmann für Traoré auf der Rechtsaußenposition.

Im Gegensatz zum FC Augsburg waren die Fohlen äußerst positiv in die Saison gestartet: Nicht nur 3 Punkte gab es zum Auftakt, sondern auch noch einen Derbysieg gegen den 1. FC Köln vor eigener Kulisse. Wenn das nicht pusht, dann pusht wahrscheinlich nichts mehr. In Augsburg hingegen nahm man sich die Auftaktpleite beim HSV zwar zu Herzen, aber man nahm es eben sportlich. Mal verlierste das erste Saisonspiel, mal gewinnen die anderen. Das war ja schließlich auch die vergangenen sechs Jahre in der Bundesliga nicht anders.

Das Ergebnis

Ein Unentschieden, das sich wie ein Sieg anfühlt. Auch wenn man nun nach zwei Spieltagen mit nur einem Zähler dasteht, das, was die Mannschaft vor allem in den zweiten 45 Minuten auf den Platz gebracht hat, lässt hoffen.

Nach dem Blitzstart durch Finnbogason (1. Minute), bei dem wohl einige Fans noch mit ihrer Bosna beschäftigt waren, entwickelte sich das Spiel zunächst zu einem offenen Schlagabtausch. Rauf und runter, viel Defensivarbeit war auf beiden Seiten nicht auszumachen. Und so waren es auch nur 7 Minuten, die sich der FC Augsburg ob seiner frühen Führung freuen durfte, ehe Denis Zakaria (8. Minute), Neuzugang bei Borussia Mönchengladbach, mit sehenswerter Leichtigkeit und einem tollen Antritt die gesamte Abwehrreihe des FCA hat dumm aussehen lassen.

Auch das zweite Tor der Gladbacher (30. Minute) ging eigentlich zu einfach: Raffael lässt den vorgerückten Hinteregger stehen, flankt auf Herrmann, dessen Schuss Marwin Hitz noch parieren kann, sich dann aber gegen Wendt geschlagen geben musste. Spielerisch ging die Führung zur Halbzeit absolut in Ordnung und man befürchtete, dass da in der zweiten Hälfte seitens der Gladbacher noch mehr kommen würde.

Doch weit gefehlt: Ab dem Zeitpunkt, an dem Schiedsrichter Sascha Stegemann das Spiel wieder anpfiff, war es ein Spiel auf nur noch ein Tor. Baier als Ideengeber und Caiuby als fleißiger Vorbereiter und glückloser Vollstrecker waren die treibende Kräfte beim Spiel nach Vorne. Den Schlussakkord setzte dann aber ein anderer: Eingewechselt für den wieder blass gebliebenen Gregortisch verwandelte Sergio Cordova (89. Minute) nach Hereingabe von Heller, der für Schmid ins Spiel gekommen war. Auch letzterer Wechsel war eine gute Entscheidung, da der junge Franzose zwar redlich bemüht war, aktiv am Spielgeschehen teilzunehmen, seine Flankenqualität jedoch wiederholt zu wünschen übrig ließ.

Am Ende dürften sich die Gladbacher über das 2:2 mehr ärgern als Manuel Baum und seine Mannen, auch wenn man nach Abpfiff nicht nur glückliche Gesichter in den Augsburger Reihen sah. Die Mannschaft hat Herz gezeigt, hat bewiesen, dass sie gegen eine vermeintliche Top-Mannschaft nicht nur mithalten kann, sondern auch die Chance hat, das Spiel zu gewinnen. Gladbachs Treffer waren größtenteils dem – verglichen mit Augsburger Verhältnissen – überragenden Talent einzelner Spieler, namentlich Raffael, Stindl und Zakaria, zu verdanken. Hätte der FC Augsburg Spieler mit solch einem Format, dann hätte man das Spiel auch gewinnen und damit den Gladbachern endgültig beweisen können, das dies unser Haus und für sie hier nichts zu holen ist.

Worüber wird diskutiert?

Zwar funktionierte der Video Assistent an diesem Samstagnachmittag wohl reibungslos, und wurde auch eingesetzt, jedoch nicht bei der einzig wohl strittigen Situation: In der 7. Minuten vergrößert Vestergaard seine Körperfläche in einer natürlichen, wahrscheinlich nicht strafbaren Art und Weise und blockt damit den Schuss von Schmid im Strafraum.

Sicher darf man sein, dass der Video Assistent Schiedsrichter Stegemann nicht widersprochen hätte, wäre von ihm gepfiffen worden. Hat er aber nicht und so blieb auch der Video Assistent still.

Als Einzelentscheidung kann man beiden keinen Vorwurf machen. Sieht man aber, dass nun schon im zweiten Spiel der zweite Elfmeter verwehrt wurde, ist das aus Augsburger Sicht wohl recht verständlich ziemlich ärgerlich.

Aber wie sagt ein altes Sprichwort: Wäre, wäre, Fahrradkette.

Was war gut?

Ganz klar: Die Einstellung der Mannschaft stimmt. Man hat gesehen, dass man trotz schlechterer Leistung mancher (Koo, Schmid) das Spiel mit guter Leistung anderer (Hinteregger, Baier, Gouweleeuw, Caiuby) auffangen kann. Das Mannschaftsgefüge scheint stimmig zu sein und wenn man diesen Eindruck über die nächsten Spiele aufrecht erhalten kann, dann werden auch die kritischen Stimmen leiser werden, die so vehement hochkarätige Neuzugänge fordern, die hochkarätige Abgänge kompensieren mögen.

Auch hervorzuheben war das Tor von Sergio Cordova: Sich in dieser Situation so frei zu spielen und den Ball dann so anzunehmen und zu verwandeln, ist freilich keine Selbstverständlichkeit. Es wäre sicherlich interessant, diesen Jungen mal länger als 15 Minuten in einem Bundesliga-Spiel zu sehen.

Was war schlecht?

Bei aller Freude über den erkämpften Punkt, müssen ein, zwei Dinge angesprochen werden: Die Standardsituationen sind katastrophal, die Chancenverwertung muss immer noch besser werden und Raphael Framberger offenbart eine Schwäche. Aber der Reihe nach:

Nicht nur aus dem Spiel heraus, sondern auch bei ruhenden Bällen sind die Hereingaben, egal von welcher Seite, ein Graus. Kaum eine Flanke kommt gefährlich und manch eine schafft es nicht am ersten Verteidiger vorbei. Dass dies dem Spiel des FCA durchaus schadet, sieht man an der Eckenbilanz: 10 zu 0 stand es am Ende für Augsburg. Aus zehn Ecken und ein paar Freistößen in aussichtsreicher Entfernung konnte man kein Kapital schlagen. Dass dies nicht nur an Ginter und Vestergaard lag, sondern vor allem an der miserablen Flankenqualität (nur 28% angekommene Flanken!), muss vor allem in dem Zusammenhang betont werden, als dass mit Marcel Heller eine gute Alternative im Kader vorhanden ist.

Zum Thema Chancenverwertung hilft eine Visualisierung, die verdeutlicht, wie viele Großchancen ausgelassen wurden:

Und damit ist darüber auch schon alles gesagt.

Bei der Framberger-Schelte ist es so eine Sache: Der Junge beweist gerade sehr eindrucksvoll, dass er in die recht großen Fussstapfen von Paul Verhaegh passt und seine Chance wahren will. Offensiv setzt er tolle Akzente, defensiv ist er bissig und aus dem Spiel heraus meistens sehr zweikampfstark. Sein großes Manko, wie sich nun nach zwei Bundesligaspielen herausstellt, ist jedoch sein Stellungsspiel. Gegen den HSV war er damit Teil der Fehlerkette, die zum Siegtreffer führten, und auch beim zweiten Gegentor gegen Borussia Mönchengladbach kommt er gegen Wendt einen Schritt zu spät. Im Spielverlauf gab es dann noch weitere Szenen, vor allem gegen Hazard, bei denen er zu weit von seinem Gegenspieler entfernt stand. Legt er das ab, hat er das Zeug alle Tränen, die man Verhaegh hinterher weint, vergessen zu machen.

Was passiert als nächstes?

Nach der Länderspielpause – immer noch eine total sinnlose Unterbrechung direkt nach dem zweiten Spieltag (Anmerkung des Autors) – geht es gegen den 1. FC Köln. Die Geißböcke sind bis dahin vielleicht wieder nüchtern, denn anders ist die 1:3-Heimniederlage gegen den Hamburger SV nicht zu erklären, als dass man den Karneval ob der Europapokal-Lose um einige Monate vorverlegt hat und mit mindestens 1,3 Promille auf dem Platz stand.

Auch unalkoholisiert wird die Partie für den FC Augsburg, der wieder daheim ran darf, dennoch eine schwere Partie, denn der Effzeh dieser Saison weiß auch ohne China Boy Modeste Chancen zu kreieren und sie zu verwandeln. Mit Jhon Cordoba haben sie zudem einen bobadillesquen Sturmtank vorne drin, der bis in die Haarspitzen motiviert ist und für den 1. FC Köln nun endlich auch Punkte auf die Tafel bringen will.

Und auf den Business Seats?

Stafylidis und kein Ende. So schön die Transferperiode aus sportjournalistischer Sicht auch sein mag, irgendwann geht’s einfach nur auf die Nerven. Geht er, geht er nicht? Wenn der HSV kein Geld hat (Haha!), warum spielt er dann nicht?

Am Donnerstagabend hat der Spuk endlich ein Ende und man kann sich auf den Business Seats wieder den wichtigen Dingen widmen: Bosna oder normale Bratwurst?

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