Eingenordet

FC Augsburg – Hannover 96
(9. Spieltag, 1:2)

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Das Bibliographische Institut dürfte an diesem Sonntag viel zu tun haben. Der Verlag, bei dem der Duden erscheint, darf nämlich eine grundlegende Änderung vornehmen. Schlägt man zukünftig im Vollständigen Orthographischen Wörterbuch der deutschen Sprache den Begriff unnötig nach, so wird das Spiel des FC Augsburg gegen Hannover 96 am 9. Spieltag der Bundesligasaison 2017/18 fortan als Paradebeispiel angegeben werden. Aber der Reihe nach…

Die Ausgangslage

Mit jeder Menge Vorschusslorbeeren startete das Team von Manuel Baum in die Woche. Bei der TSG 1899 Hoffenheim holte man in der vergangenen Woche einen Punkt – das jedoch eher glücklich als souverän. Dennoch, in Hoffenheim punkten war keine Muss-Aufgabe, wenn man sich den Spielplan für die Saison anschaute.

Gegen Hannover punkten jedoch schon. Auch wenn die Niedersachsen fulminant in die Saison gestartet waren und sicherlich noch vor dem FCA als das Überraschungsteam der Stunde gehandelt werden dürften, war davon auszugehen, dass ein Heimspiel gegen Hannover gewonnen werden müsste, möchte man das Minimalziel ‚Klassenerhalt‘ wuppen. Zumal der Trend bei den Hannoveranern nach zwei Niederlagen eher nach unten zeigte.

Das Ergebnis

Das Pläne nicht immer aufgehen, dürfte nun keiner so gut wissen wie Manuel Baum und seine Mannen nach diesem bitteren Nachmittag. Eine druckvolle erste Halbzeit spielte der FCA, erzielte mit Gregoritsch das 1:0, das zwar in der Summe der Torschüsse verdient, aber dennoch glücklich war. Doch nach dem Seitenwechsel blieb das Spiel hektisch und man konnte zusehen, wie die Augsburger die Zügel mehr und mehr aus der Hand gaben.

Hannover kam mehr und mehr ins Spiel, und Joker Niclas Füllkrug bestrafte die Augsburger Schludrigkeit in der Folge doppelt. Am Ende hieß es 1:2 für Hannover und kaum jemand im Stadion konnte sich so wirklich erklären, wie man nach so dominanten 45 Minuten auf so dumme Weise noch verlieren konnte.

Was war gut?

Sicherlich, der FCA machte von Anfang an Druck. Bis zum 1:0-Treffer von Michael Gregoritsch war es ein sehr einseitiges Spiel und Hannover 96 kam kaum über die Mittellinie. Man spielte sich gute Chancen heraus, kam auf 9 Ecken. Und dennoch: Die Chancenverwertung war katastrophal!

Hannover verteidigte nämlich nicht so bärenstark wie es das Halbzeitergebnis und die zugehörigen Spieldaten ahnen lassen würde. Sie hatten vielmehr Glück, dass weder Caiuby (3′), Finnbogason (6′) oder Gregoritsch (7′, 8′, 10′) die Führung eher machen.

Über die volle Distanz hinweg können eigentlich nur Marwin Hitz, der immer da zu sein scheint, wenn es brenzlig wird, und Michael Gregoritsch, der nicht nur wegen des Tores positiv auffiel, sondern immer mehr ins Spiel findet. Gut für uns, denn auf einen dauerproduzierenden Finnbogason können wir uns anscheinend nicht verlassen.

Was war schlecht?

Allem voran: Die Mannschaftsleistung in der zweiten Halbzeit. Man agierte so dermaßen kopflos, machte Fehler in der Defensiven und ließ nicht mehr erkennen, wie man in der ersten Halbzeit nur so gut aufspielen konnte. Man wusste, dass Hannover sich durch Konter ins Spiel bringen würde, und dennoch ließ man sich gnadenlos auskontern. Absolut unnötig.

Auch die bereits monierte Chancenverwertung muss an dieser Stelle nochmals angesprochen werden. Nun ist man als geneigter Fan ja schon erstaunt, wie viele Möglichkeiten aus dem Spiel heraus in dieser Saison erspielt werden, und bisher war die Ausbeute ja durchaus passabel. Gestern jedoch fehlte der nötige Willen, das Ding auch bis zum Abschluss durchzuziehen.

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Gänzlich unverständlich war der Positionswechsel auf Rechtsaußen. Heller machte in den vergangenen Wochen eine solide Partie nach der anderen. Warum Baum nun gegen Hannover gerade Schmid bringt, wenn der Gegner hinten links nur einen Ostrzolek hat, ist wirklich nicht nachvollziehbar. Schmid war bemüht, versuchte sich auch als Distanzschütze, aber an die Qualität eines Marcel Heller kommt er auch nach 52 guten Trainingswochen nicht ran.

Was kommt als nächstes?

Vielleicht war die Niederlage auch ganz gut, um die aufkeimende Über-Euphorie mal wieder ein wenig einzufangen. Unter der Woche wurde Christoph Biermanns 11 Freunde-Artikel „Augsburg startet durch“ in sämtlichen Kanälen rauf- und runtergefeiert. Vor allem Biermanns letzter Satz ließ wohl einige noch so hartnäckige Grantler sich am Zwetchgendatschi verschlucken:

Wenn der FCA auf diesem Niveau bleibt und etwas Glück hat, ist sogar die Qualifikation für die Europa League möglich.

Endlich wieder Bilbao, ist ja auch viel wärmer im Spätsommer als in Leipzig! Vielleicht nochmal nach England, Arsenal so wie die Kölner oder doch gleich Manchester United? Die Stammtisch-Granden waren sich schon alle einig: Wenn’s die Fachpresse weiß, wird es sicher stimmen.

Dass ausgerechnet Hannover, der Biedermann unter den Bundesligaclubs, die Augsburger Euphorie wieder einnordet, dürfte uns allen nun ein Wink mit dem Gartenzaun sein: Wir sind immer noch der FC Augsburg und zwölf Punkte nach neun Spieltagen sind ganz toll, aber das Ziel ist und bleibt der Klassenerhalt.

Sollte man den schon früher klarmachen, dürfen wir gerne zu träumen beginnen. Was passiert, wenn man zu viel träumt, darf man in Köln aktuell beobachten. Da brennt die Hütte lichterloh, und wenn auch gegen Werder Bremen nicht gepunktet wird, dann hilft dem jecken Rheinländer auch das Abenteuer Europa League nicht weiter.

Apropos Bremen, da geht es kommende Woche hin. Hoffentlich regnet es aus Eimern und der Wind bläst ordentlich durchs’s Weserstadion um alle Spieler des FC Augsburg daran zu erinnern, das diese Bundesligasaison immer noch die schwerste der jungen Vereinshistorie in Deutschlands höchster Spielklasse ist und man sich doch bitte 90 Minuten auf sein Tagesgeschäft konzentriert.

 

Hartes Brot

TSG 1899 Hoffenheim – FC Augsburg
(8. Spieltag, 2:2)

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Nach der schier endlos wirkenden Länderspielpause stand für den FC Augsburg eine nicht ganz so leichte Aufgabe auf dem Programm. Als Tabellensechster fuhr man nach Sinsheim, wo mit der TSG 1899 Hoffenheim der Tabellendritte aufwartete. In der Vorbereitung schienen sich jedoch mehr Medien für die Personalie Nagelsmann in Zusammenhang mit dem FC Bayern oder für das Regionalliga-Spiel des FC Augsburg II gegen den TSV 1860 München zu interessieren.

Dass es an diesem 8. Spieltag der Bundesliga für beide Mannschaften um wichtige Punkte ging, fiel bei dem ganzen Boulevardgeschnatter ein wenig hinten runter.

Das Ergebnis

Ein beachtenswertes 2:2 durfte man aus Augsburger Sicht mit nach Hause nehmen. Nicht ganz unverdient, aber durchaus auch nicht ganz glücklos kam man zu dieser Punkteteilung in einem Spiel, in dem nicht nur optisch die Vorteile bei Hoffenheim lagen. Dennoch: Hinten kackt die Ente und so steht man nun nach 8 Spieltagen mit sensationellen 12 Punkten auf dem Tableau.

Was war gut?

Was Fussballexperte Tobias Escher im Interview mit der Rosenau Gazette vergangene Woche bereits vertiefte, zeigte sich gestern auch wieder auf dem Platz: Augsburg steht hinten sehr kompakt, schafft im Mittelfeld Überzahlsituationen und kann so schnelle Konter setzen um mit wenig Chancen ein Maximum an Toren herauszuholen. Das klappt, wenn man gute Stürmer wie Finnbogason oder Gregoritsch hat, die langsam aber sicher ins Rollen kommen. Dem Isländer merkte man gestern die zweidrei Bier an, die wohl aufgrund der ersten WM-Qualifikation des Landes geflossen sind. Gregoritsch hingegen erwies sich als verlässlicher Joker und glänzte als er glänzen musste. Eine sehenswerte Ballannahme, ein kühler Kopf und ein gutes Auge im Abschluss beim zwischenzeitlichen 1:1 darf er sich in sein Spielzeugnis eintragen lassen.

Und wo wir gerade bei den Österreichern sind: Kevin Danso feierte seinen ersten Saisoneinsatz mit einer überaus soliden Leistung. Ein beruhigendes Gefühl zu wissen, dass man den noch verletzten Rani Khedira adäquat ersetzen kann.

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Was war schlecht?

Im Spiel in die Tiefe muss sich die Mannschaft von Manuel Baum in der kommenden Woche steigern. Dann empfängt der FC Augsburg mit Hannover 96 ein Team, das in der Spielanlage eine sehr große Ähnlichkeit mit der eigenen aufweist: Hinten dicht stehen und nichts zulassen, möglichst den Gegner kommen lassen und dann schnell kontern.

Dass sich der FCA gegen solche Mannschaften schwer tut, konnte man schon beim 0:0 gegen Stuttgart feststellen. Nun hatte man am 6. Spieltag auch noch mit der Sperre von Daniel Baier zu kämpfen und sah deutlich, wie wichtig er für den Spielaufbau ist. Dennoch müssen auch Max und Heller sicherlich noch eine Schippe draufpacken, um das Bollwerk der Niedersachsen knacken zu können. Mit sechs Gegentoren weißt Hannover hier hinter Dortmund den zweitbesten Wert der Liga auf. Ebenfalls 12 Punkte und nur acht eigene Treffer sprechen von der hervorragenden Chancenverwertung.

Es erwartet uns also entweder ein taktisch hochinteressantes Schmankerl oder ein Grottenkick, der sich 87 Minuten im Mittelfeld abspielt.

Der Aufreger des Spieltags

Schreibt man in dieser Saison über den 1. FC Köln, so kann man sich die Schlagzeile „Köln hadert mit dem Videobeweis“ auf Wiedervorlage legen. Bei der 1:2-Niederlage gegen Stuttgart gab es wieder so eine Szene, die Schmadke und Stöger nicht verstanden. Ein Elfmeter wurde erst gepfiffen, dann zurückgenommen. Dass dabei nicht alles nach dem Handbuch ablief, einverstanden. Dass die Entscheidung, den Strafstoß nicht zu geben jedoch korrekt war, geschenkt. Denn, lieber Effzeh, die Partie verlor man nicht deswegen, sondern weil man einfach keinen Stürmer im Kader hat, der Tore schießen kann und eine Abwehr, die der Stuttgarter Akolo beim Siegtreffer im Alleingang nass gemacht hat.

Glaubt uns, liebe Kölner: In Augsburg hadern wir auch sehr oft mit Schiedsrichterentscheidungen. Doch wenn man nach acht Spieltagen nur auf einen Punkt kommt, dann kann es nicht nur am Unparteiischen liegen.

Und auf den Business Seats?

Dort freut man sich, dass es bis auf die Verletzung von Sergio Cordova alle Stamm- und Nationalspieler gesund aus der Länderspielpause zurückgeschafft haben und grantelt zugleich ein wenig über die diese Woche näher vorgestellte UEFA Nations League. Kommende Saison werden alle lieb gewonnenen Testspiele gegen unterklassige Fussballnationen wegfallen und nur Fussballdeutschland mit einem Knaller nach dem anderen versorgt werden. Alles mit dem Ziel: die fussballfreie Zeit noch weiter zu minimieren und bundesdeutsche Ehen noch mehr zu strapazieren.

Wir hoffen, dass RTL den TV-Zuschlag bekommt, denn das sollte dann wohl Grund genug sein, dem Ganzen vollends fern zu bleiben.

In other news: Moritz Leitners Hund hat sich vong Style her schon mal auf die kalte Jahreszeit eingestellt.

Taktische Finesse oder purer Wille? – Im Austausch mit Tobias Escher über die bisherigen Leistungen des FC Augsburg

Tobias Escher ist einer der bekanntesten Fußballanalysten. Mit „Vom Libero zur Doppelsechs“ hat er einen Bestseller geschrieben. Auf www.laptoptrainer.de und bei Spielverlagerung findet man regelmäßig Analysen von ihm. Nicht unlängst hat er die Vorreiterrolle des FC Augsburg in der defensiven Bundesliga unter die Lupe genommen. Nach dem überraschend positiven Saisonstart des FCA wollten wir von Tobias wissen, welche Gründe er für den Erfolg sieht.

Rosenau Gazette (RG): Der FC Augsburg ist eine der Überraschungsmannschaften bisher. Du hattest die Mannschaft vor der Saison deutlich schlechter eingeschätzt. Was hast Du vor der Saison erwartet und warum hattest Du die Mannschaft als Absteiger getippt?

Tobias Escher (TE): Augsburgs Kader wirkte auf mich aufgebläht, es war keine erste Elf erkennbar. Ich hatte mich auch noch an die Eindrücke der vergangenen Saison erinnert, als Manuel Baum mit seiner Taktik einige Male danebenlag, so zum Beispiel im Spiel gegen Ingolstadt. Die taktischen Anpassungen an den Gegner funktionieren aktuell aber viel besser, auch die defensive Kompaktheit hat sich erhöht. Die Liga ist allgemein sehr defensiv ausgerichtet. Das zweite Überraschungsteam der Liga, Hannover, speist sich ausschließlich aus der Defensive. Es ist also eine Mischung: Ich hatte nicht damit gerechnet, dass die Liga so defensiv geprägt ist, und noch weniger hatte ich damit gerechnet, dass Augsburg derart kompakt und variabel verteidigt.

RG: Nun steht der FC Augsburg in dieser Saison defensiv bisher sehr kompakt. Manuel Baum wurde immer wieder als offensiver Trainer beschrieben. Wie passt das für Dich zusammen und wie würdest Du die Veränderungen beschreiben, die man in dieser Saison beobachten kann?

TE: Die Spielanlage der Augsburger ist auf jeden Fall defensiver geworden. Gerade in der Anfangszeit hat Baum noch im Zweifel offensiv gedacht. Das hat sich in der Positionierung der Spieler ausgedrückt: Oft standen fünf oder sechs Spieler vor dem Ball. Nun sind gerade die Außenverteidiger defensiver. Baum scheint pragmatischer geworden zu sein.

RG: Von den gegnerischen Mannschaften wird der FC Augsburg als unangenehm zu spielen beschrieben. Liegt dies aus Deiner Sicht an der Strategie oder eher an der Intensität mit der die Mannschaft auftritt? Intensität wünscht sich wohl jeder Trainer gerne und versucht diese zu vermitteln. Das scheint mir allerdings etwas komplexer zu sein, als bei spielerischen Abläufen, die auf einer Tafel aufgemalt werden können.

TE: Teils, teils. Intensität ist natürlich auch vermittelbar – durch die Trainingsabläufe und die Übungen, in dem man immer wieder Zweikampfsituationen im Training schafft. Intensität aber hilft ja ohnehin nur weiter, wenn der taktische Plan die Intensität in die richtigen Bahnen lenkt, also wenn zur richtigen Zeit die richtigen Spieler angelaufen werden. Diese Kombination gelingt den Augsburgern ganz gut momentan.

RG: Im Spiel der Mannschaft kann man klare Variationen zum Beispiel bzgl. Pressingräumen (Angriffs- bzw. Mittelfeldpressing) oder im Spielaufbau wahrnehmen. Wie wertvoll siehst Du die Möglichkeit im Spiel entsprechende Anpassungen bzgl. der verwendeten taktischen Instrumente vornehmen zu können, die von der Mannschaft auch konsequent umgesetzt werden?

TE: Sehr wertvoll, gerade für einen Verein wie Augsburg. Den meisten Gegnern in der Liga ist man individuell unterlegen. Es muss das Ziel sein, den Gegner auf das eigene Niveau herunterzuziehen. Heißt: In Räume locken, in denen der Gegner schwach ist, dort Zweikämpfe erzwingen und umschalten. Genau das macht Augsburg ja, wobei sie hier – wie viele Bundesligisten aktuell – stark mit Mannorientierungen arbeiten.

RG: Manuel Baum wird in der Trainingsarbeit nachgesagt für Situationen mit eigenem Ballbesitz feste Spielzüge einzustudieren, die dann auf dem Platz von der Mannschaft automatisiert umgesetzt werden können. Glaubst Du an den Erfolg dieser Herangehensweise und konntest Du solche Spielzüge erkennen ?

TE: Teils, teils. Feste Spielzüge können einem Team weiterhelfen, wenn sie nicht zu statisch und nicht leicht zu entschlüsseln sind. Wenn man damit die individuelle Kreativität der Akteure erstickt, sehe ich darin wenig Nutzen – schließlich beraubt man sich damit dem Überraschungsmoment. Das sehe ich beim FCA aber nicht, auch weil Daniel Baier sehr viele unterschiedliche Pässe im Aufbau spielt und die Grundstruktur der Mannschaft sich von Spiel zu Spiel wandelt.

RG: Nun, nach 6 Spielen, würdest Du deine Prognose von vor der Saison korrigieren wollen und wie glaubst Du werden die anderen Mannschaften auf den FC Augsburg in Zukunft reagieren?

TE: Tabellenletzter war – im Nachhinein betrachtet – tatsächlich nicht meine beste Prognose. Augsburg scheint gefestigter zu sein, als ich erwartet habe. Ich glaube aber schon, dass sie etwas über ihren Verhältnissen gepunktet haben. Nach expected goals, einer Metrik, die Chancen anhand ihrer statistischen Torwahrscheinlichkeit misst, befindet sich Augsburg im Mittelfeld der Liga; auch bei den eigenen und gegnerischen Torschüssen. Das ist der Bereich, in dem ich Augsburg aktuell sehe.

Danke für Deine Zeit und die aufschlussreichen Antworten!

In der Tabelle top – bei der Jugend flop?

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Nach der letzten Saison hatte ich mich darüber gefreut, wie viele Einsätze unsere Jugendspieler in der ersten Mannschaft erhalten hatten. 19 Einsätze waren insgesamt für Raphael Framberger, Kevin Danso, Tim Rieder und Julian Günther-Schmidt zusammen gekommen. Dazu machte ich mir Hoffnung, dass sich die Anzahl der Einsätze in dieser Saison noch steigern könnte. Die Jugendspieler hatten in kritischen Partien wertvolle Erfahrung gesammelt. Dies sollte ihnen nun zu Gute kommen. In der Länderspielpause ist ein guter Zeitpunkt, um die Hoffnung auf signifikante Beiträge der eigenen Jugendspieler einem Realitätscheck zu unterwerfen.

Sportlicher Erfolg bisher

Der FC Augsburg steht momentan auf einem Europapokalplatz. Der Saisonstart ist trotz der Auftaktniederlage in Hamburg geglückt. Gegen RB Leipzig konnte man zu Hause gewinnen. Auch gegen Dortmund hätte man fast punkten können. Die gute Ausbeute ist daher nicht auf Fallobst bei den Gegnern zurückzuführen. Vor allem nicht in diesem Jahr der starken Bundesliga, wo uns viele Experten vor der Saison auf den 18. Platz getippt hatten. Der Saisonstart ist überaus respektabel. Die Mannschaft hat abgeliefert und schon 11 Punkte gesammelt. Der Weg zum Klassenerhalt im weiteren Saisonverlauf ist dadurch etwas weniger steinig geworden.

Einsätze der Jugendspieler

Derweil findet der Erfolg ohne die Beteiligung unserer Jugendspieler statt. Anstatt auf die Talente aus Augsburg zu vertrauen, ist Manuel Baum dazu übergegangen, pragmatisch erfahreren Spielern das Vertrauen zu schenken. Tobias Escher wird in einem Interview in der Rosenau Gazette in der kommenden Woche aufzeigen, wo dieser Pragmatismus sich auch taktisch niedergeschlagen hat. Bei den Jugendspielern wurde die genannten Hoffnungen dadurch weitestgehend enttäuscht.

Im Falle von Raphael Framberger kam etwas Verletzungspech dazu, das Framberger über all die Jahre bisher treu geblieben ist. Seinen erhofften Stammplatz auf der Rechtsverteidigerposition hat er somit an Daniel Opare verloren. Es reichte seitdem noch nicht einmal mehr zu einer Kadernominierung. In diesem Fall mag es Pech sein. Wer hätte schon vor der Saison daran geglaubt, dass sich Daniel Opare festspielt. Bei Kevin Danso hat es derweil in dieser Saison noch nicht einmal zu einem Kurzeinsatz gereicht, während er in der Länderspielpause erneut für Österreich auflaufen durfte. Tim Rieder fehlte zuletzt verletzt, fand aber schon für die Englandreise in der Vorbereitung keine Berücksichtigung mehr. Julian Günther-Schmidt wurde an den FC Carl Zeiss Jena verliehen und hat in der dritten Liga schon zwei Tore in fünf Partien erzielt. So bleibt es am Ende an Erik Thommy, um die Hoffnungen für den eigenen Nachwuchs nach seiner Rückkehr hoch zu halten. 3 Kurzeinsätze und 24 Minuten stehen für ihn bisher zu Buche. Eine richtige Chance sieht anders aus.

Kaderverkleinerung notwendig

Immer wieder wurden mögliche Probleme mit dem großen Kader beschworen. Nur langsam werden erste Stimmen der Unzufriedenen vernehmbar. Derweil bleiben die Chancen für die Spieler aus der eigenen Jugend klein, denn sie müssen nicht nur auf den Ausfall einer etablierten Kraft hoffen. Wenn der Moment gekommen ist, müssen sie sich gegen die enorme Konkurrenz im Kader durchsetzen. Das ist ihnen bisher noch nicht geglückt. Auch nicht, als Manuel Baum in der englischen Woche die Aufstellung zumindest auf 2-3 Positionen angepasst hat.

Die Saison ist lang und der FC Augsburg ist bisher von größeren Verletzungsproblemen verschont gelieben. Wir hoffen alle, dass dem so bleibt. Die Erfahrung zeigt allerdings, dass Verletzugen dazu gehören und auch uns treffen werden. Dazu kommt im Dezember eine erneute englische Woche. Trotzdem scheinen mir die Einsatzmöglichkeiten der Jugendspieler bis zur Winterpause begrenzt. Dies gilt auch für weitere Jugendspieler wie Marco Richter, die sich vorerst in der U23 beweisen müssen. Im Winter heißt es dann erneut, auf eine deutliche Kaderausdünnung zu hoffen, damit sich mehr Chancen für unsere Jugendspieler ergeben. Unabhängig davon, wie viele Stimmen der Unzufriedenheit sich bis dahin zu Wort gemeldet haben und welcher Grad der Unruhe herrscht.

Die Kaderpolitik von Stefan Reuter und das Vorgehen von Manuel Baum in der letzten Saison stehen sich diametral gegenüber. Wenn unser sportlicher Weg in unserer eigenen Jugend ein Fundament haben soll, dann müssen über die Kaderstruktur entsprechende Einsatzmöglichkeiten bestehen. Egal, ob ansonsten mit dem Kader professionell gearbeitet werden kann. Kleinerer Kader, größere Chancen. Zeit an dieser Stelle, der vielzitierten sportlichen Philosophie gerecht zu werden und nicht nur zu reden. Zeit, die Weichen für den Winter zu stellen. Nicht nur auf dem Platz, sondern auch mal wieder daneben.

Verwirrung, Verwirrung, Verwirrung

FC Augsburg – Borussia Dortmund
(7. Spieltag, 1:2)

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Spitzenspiel, Fünfter gegen Ersten. Besser wurde es an diesem 7. Bundesligaspieltag nicht. Zumindest tabellarisch. Mit Spitzenreiter Borussia Dortmund kam ein Gegner auf’s Lechfeld, dem gerade taktisch und spielerisch alles zu gelingen scheint. Zumindest in der Bundesliga. Unter der Woche, als sich die Baum’schen Mannen die Füße auf die Couchtische legen durften, mussten die Westfalen gegen Real Madrid ran – und bekam eine Lehrstunde, dass alles was in der Bundesliga durchaus glänzen mag, international kaum etwas wert ist. Wenigstens waren sie mit dieser Erkenntnis nicht alleine, denn auch alle anderen deutschen Teams gingen sang- und klanglos unter.

Die Voraussetzungen

Dennoch: Bei Dortmund konnte man so gut wie aus dem Vollen schöpfen. Verletztungssorgen hat Peter Bosz gerade nicht und auch Manuel Baum hatte wieder einmal die Qual der Wahl, wer es in den 18er-Kader schaffen sollte.

Nach der Sperre beim 0:0 in Stuttgart (zu dem ein Spielbericht krankheitsbedingt ausfallen musste, Anm. d. Red.) war auch Daniel Baier wieder im Kader und selbstredend in der Startelf. Zudem bekamen Heller und Gregoritsch die Chance von Beginn an offensiv zu glänzen. Defensiv setzte Baum wieder auf die Variante mit Khedira, der gegen den Ball in die Innenverteidigung zurückfallen sollte.

Spieltaktisch also keine großartige Veränderung zu den Spielen zuvor. Warum auch? Das Konzept geht auf und der FC Augsburg schafft es durch defensive Stabilität und offensive Effektivität – ein Novum! – nach sechs Spieltagen auf sensationelle 11 Punkte.

Das Ergebnis

Dass es bei diesen 11 Punkten bleiben sollte, war insgesamt gesehen ein doch eher unglücklicher Umstand, denn der 2:1-Sieg von Borussia Dortmund hätte locker auch ein Unentschieden werden können. Aber der Reihe nach:

Schon nach 4 Minuten ging der BVB durch Königstransfer Yarmolenko in Führung – ein Tor, das nicht hätte fallen müssen. Nach einer Ecke bekommt die FCA-Defensive den Ball nicht weg und steht sich gegenseitig bei der Verteidigung im Weg. Der Ukrainer versucht sein Glück mit der Hacke und schiebt den Ball an Finnbogason und Hitz vorbei. Dumm gelaufen.

Die Antwort des FCA ließ jedoch nicht lange auf sich warten. Geburtstagskind Max hat zu viel Platz zum Flanken und platziert die Kugel gekonnt auf Caiubys Kopf, der ebenfalls zu frei steht und nur noch einnicken muss. Starker Spielzug und starke Antwort auf den frühen Rückstand.

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Die nächste Verwirrung im Defensivbereich der Augsburg gab es jedoch wieder eine knappe Viertelstunde später, als sich Max und Hinteregger nicht einig waren, wer denn den Ball nun nehmen soll. Kagawa vollendet die Slapstick-Einlage daraufhin mit dem letzten Treffer des Spiels.

Es hätten jedoch auch noch welche fallen können, denn so lätschert der FC Augsburg in Hälfte Eins auftrat, umso besser wurde es im zweiten Durchgang, in dem Dortmund kaum mehr Raum für eigene Aktionen fand. Bis auf einen guten Kopfball von Aubameyang und einen denkwürdigen Elfmeter durch ebendiesen, gab es für Marwin Hitz wenig zu tun.

Was war gut?

Vor allem im zweiten Durchgang sah man, wie gut Manuel Baum seine Mannschaft auf einen Gegner einstellen kann, der in der Vorwoche noch Borussia Mönchengladbach mit 6:1 vom Platz fegte. Vor allem das schnelle Flügelspiel durch Max, Opare und vorne Caiuby und Heller war ausschlaggebend für die Chancenhoheit der Augsburger in der 2. Halbzeit. Gregoritsch hatte zwei gute Möglichkeiten zum Abschluss, die jedoch an schlussendlicher Dringlichkeit und fehlendem Durchsetzungsvermögen scheiterten.

Vor allem Daniel Opare machte wieder mal ein sensationell gutes Spiel. Schon gegen Stuttgart wurde der Ghanaer zum Man of the Match gekürt, zudem steht er wieder im Nationalmannschaftskader. Vollkommen zurecht, denn auch gegen einen Gegner wie Dortmund ließ der von vielen – inklusive dem Autor – schon abgeschriebene Verteidiger nichts anbrennen und setzte nach Vorne starke Akzente.

Vielleicht ist es ja Manuel Baums pädagogischer Ansatz und das Fehlen eines Paul Verhaegh, das dem Jungspund endlich die Möglichkeit zum Durchbruch gewährt wurde. Verdient hat er es, wie man aktuell sehen darf.

Was war schlecht?

Opare war jedoch, defensiv gesehen, der einzig gute Augsburger auf dem Feld. Vor allem die beiden Innenverteidiger Gouweleeuw und Hinteregger hatten eher einen ihrer schlechteren Tage.

Bei beiden Gegentoren stiften sie mehr Verwirrung als dass sie Schaden reduzieren würden und auch zwischendurch gab es den ein oder anderen Wackler, den eine Mannschaft wie Dortmund gerne mal bestraft.

Hoffen wir, dass es nur Ausnahmen waren und sie in den kommenden Spielen wieder durch ihre Abgeklärtheit auffallen und auch Rani Khedira dem Duo wieder zur Verfügung steht.

 

Und auf den Business Seats?

Wohl nicht nur auf den teuren Sitzen war man heute rund um den Elfmeterpfiff etwas ratlos. Ernüchternd muss man jedoch feststellen, dass alles an dieser Situation korrekt abgelaufen ist und der Videobeweis nun solch kuriose Spielszene wie diese mit sich bringt:

Bei einer Ecke zieht Koo auffällig lange am Trikot eines Dortmunders im Strafraum, was der Schiedsrichter nicht sieht und die Dortmunder nicht lange lamentieren. Die Situation wird entschärft und der FC Augsburg startet den Gegenangriff, der gut eine Minute dauert, ehe der Ball zu einer Ecke auf Dortmunder Seite geklärt wird.

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Doch anstatt zur Ecke, pfeift der Schiedsrichter nach Konsultation des Videos auf Elfmeter für Dortmund. Verwirrung total, denn die vorhergehende Situation am anderen Ende des Spielfelds war gedanklich schon wieder so weit weg, dass das Ganze komplett surreal wirkte. Jedoch:

Die Bewertung (Strafstoß) war korrekt, und die Situation weiterlaufen zu lassen ebenfalls, da der Ball zwischen Foul und Entscheidung nicht im Aus war.

Schlussfolgern wir also: Der Videobeweis macht das Spiel durchaus fairer, jedoch nicht unbedingt ansehnlicher. Aber das wussten viele wohl schon vorher…

Was kommt als nächstes?

Nach Länderspielpause geht es mit schwerem Programm weiter: Der FC Augsburg muss nach Sinsheim, wo eine spielstarke TSG Hoffenheim aufwartet.

Der Anspruch an einen Kapitän

Erst seit dieser Saison ist Daniel Baier Kapitän des FC Augsburg. Er löste Paul Verhaegh ab, der den Posten über viele Jahre bekleidete. Zuvor war Baier mehrere Jahre Verhaeghs Stellvertreter. Auf dem Platz war er über meist der wichtigere Spieler. Baier ist aus dem Augsburger Spiel immer noch nicht wegzudenken und dirigiert die Geschehnisse von der 6er Position nun seit einer gefühlten Ewigkeit. Rein aus sportlicher Perspektive gibt es überhaupt keine Debatte darüber, dass Daniel Baier der richtige Spieler für das Kapitänsamt ist. Baier wird nach seinem Ruhestand ein fester Bestandteil der besten besten Augsburger Elf aller Zeiten sein. Nun ist die sportliche Perspektive in der letzten Woche leider etwas in den Hintergrund getreten. Das ist Baiers eigene Schuld. Diese hat er eingestanden und sich entschuldigt. Mehr will ich zu dieser einzelnen Handlung (*grins*) nicht schreiben, v.a. da es auf dem Platz Baiers einziger krasser Fehltritt in all den Jahren bisher war. Für mich ist das Thema damit erledigt.

Vorbildfunktion in den USA

In diesem Zusammenhang ist allerdings eine Debatte über die Vorbildfunktion von Fußballspielern im Generellen und der von Kapitänen im Speziellen wieder angefacht worden. Nachdem ich weiß, dass Daniel Baier selbst interessiert die NFL verfolgt und in Interviews Quarterback als seine Lieblingsposition genannt hat, möchte ich diese Debatte gerne um einen Aspekt ergänzen. Sportler in den USA sind sich Ihrer immensen Reichweite bewusst und engagieren sich zumindest nach meinem persönlichen Empfinden öffentlich mehr für soziale Belange als Profisportler in Deutschland. Das krasseste Beispiel in diesem Zusammenhang ist wohl in letzter Zeit JJ Watt, einer der Kapitäne der Houston Texans, einem mittelmäßigen NFL Team. Die Stadt Houston wurde hart von Sturm Harvey getroffen und es wurde viel zerstört. Watt startete persönlich eine Kampagne und hat mittlerweile über 30 Millionen US Dollar eingesammelt, um den Menschen vor Ort zu helfen. Das war keine Idee seines Clubs, das ist seine eigene Initiative. Nachfolgend ein kleiner Eindruck:

In der NFL gibt es darüber hinaus sogar einen jährlichen Preis, der den Spieler auszeichnet, der sich sozial am meisten engagiert hat. Es geht dabei um nachhaltiges Engagement über viele Jahre. Zudem dürfen die Spieler an einem Spieltag ihre Schuhe so designen lassen, dass sie Werbung für eine wohltätige Organisation machen. Diese Möglichkeiten werden von vielen Spielern wahrgenommen, die für die unterschiedlichsten wohltätigen Zwecke Aufmerksamkeit erreichen wollen. Aus meiner Sicht wird in den USA erwartet, dass sich ein Kapitän nicht nur vorbildlich für sein Team einsetzt und dieses vertritt, sondern diese Funktion auch für Stadt und Region übernimmt.

Ein anderer Anspruch in Deutschland

Warum sollten wir uns hieran in Deutschland orientieren? Daniel Baier und so manch anderer Fußballer tut vielleicht im Verborgenen viel gutes und insgesamt ist das doch seine Privatsache, oder? Ich will kurz an einem handfesten Beispiel erklären, warum ich das nicht so sehe. Fußballer haben eine irre Reichweite. Selbst die sehr sporadisch gepflegte Facebook Seite von Daniel Baier hat 4.000 „Gefällt mir“ Angaben. Zum Vergleich, dieser Blog kratzt mit der entsprechenden Facebookseite gerade so an 300 „Gefällt mir“ Angaben. Wenn ich darüber schreibe, dass wir die Arbeit des bunten Kreises ins Scheinwerferlicht stellen wollen, dann ist unser Scheinwerferlicht eine Taschenlampe im Vergleich zu den Flutlichtmasten, die Daniel Baiers Facebookseite darstellen würde. Wenn wir versuchen, für diesen guten Zweck T-Shirts zu verkaufen, dann sind wir froh über jede einzelne Bestellung (hier erhältlich für Damen und Herren). Ich will gar nicht darüber nachdenken, wie viel Aufmerksamkeit wir erhalten würden, wenn Daniel Baier das Shirt bei der Pressekonferenz zuletzt getragen hätte.

Das Beispiel verdeutlicht auch, dass gar nicht viel Zeit oder gar Geld notwendig wäre, um positives zu tun. Mir geht es auch gar nicht darum, dass sich Spieler genau für die wohltätigen Zwecke engagieren sollten, die wir auch unterstützen. Aber man stelle sich vor, die Hälfte der Spieler des FCA würde sich je eine Organisation aussuchen, die er öffentlich begleitet. Ein Instagram Foto weniger für den eigenen Hund eines mehr für z.B. die Brücke. Organisationen, die die Aufmerksamkeit benötigen gibt es genügend. Wenn diese Organisationen Hilfe bekommen, Spenden zu sammeln, dann können sie sich mehr darauf konzentrieren, Bedürftigen auch wirklich zu helfen. Fußballer könnten hier einen tollen Beitrag leisten. Vielleicht liest das jetzt ein Spieler außer Andreas Luthe und denkt darüber nach? Einen Versuch war es wert. Denn wenn der FC Augsburg mehr ist als 90 Minuten, dann hört auch die Vorbildfunktion der Spieler nicht auf dem Platz auf.

Was uns wirklich von RB Leipzig unterscheidet

Der FC Augsburg schlägt RB Leipzig 1:0, den Vizemeister des Vorjahres und den ewigen Transfermeister der 2. Liga. Über Nacht residiert unser FCA auf Tabellenplatz 3. Im Klassenkampf gewinnt David gegen Goliath kurzfristig und fühlt sich besonders. Besonders beschwingt. Die Euphorie wächst langsam. Leicht beschwipst von den positiven Gefühlen sind wir Dienstag eingeschlafen. Auch wenn es Samstag gegen Stuttgart direkt weiter geht, möchte ich in den kurzen Moment zwischen den Spielen nutzen, um auf Geschehnisse abseits des Platzes zu blicken. Rund um das Spiel am Dienstag sind viele Dinge passiert, die nicht unter den Tisch fallen sollten. Dinge, die es verdient hätten, mehr Aufmerksamkeit zu bekommen. Zumindest wir geben uns Mühe, ihnen diese auch zu schenken.

Zuerst vielleicht ein kurzer Blick zurück. Schon im Heimspiel gegen den 1. FC Köln war die organisierte Fanszene auf unkonventionelle Weise unterwegs. Anstatt mit geschmacklosen und polemischen Spruchbändern gegen den DFB zu hetzen, kopierte man schlicht Zitate aus den unterschiedlichsten Tageszeitungen. Fakten über den DFB, die von intelligenten Menschen recherchiert und aufgeschrieben und nun von weiteren intelligenten Menschen verbreitet wurden.

Wie sehr wird man sich beim DFB geärgert hat, dass derweil nicht auch noch 1-2 Bengalos gezündet wurden, damit man gegen die Krawallmacher vorgehen kann, möchte man so genau nicht wissen. Denn Fakten und Transparenz mag diese Organisation nun mal so gar nicht. Leider bleibt auf diese Art und Weise bei den klick-heischenden Medien dann schon mal die Berichterstattung etwas aus, da Bilder mit Zitaten leider nicht die gleiche Anziehungskraft ausüben, wie Bilder von vermummten Bengalozündlern, die man als Outlaws darstellen kann. Umso wichtiger war es mir diesen beeindruckenden und durchdachten Protesten einen Platz einzuräumen, der zumindest ein paar hundert Menschen erneut erreichen sollte. Die Legio Augusta flankierte die Choreo mit einem Flyer, der sachliche Kritikpunkte aufwirft und zum Protest gegen den DFB aufruft. Lest euch diesen gerne durch und bildet euch eure eigene Meinung. In der Woche vor der Bundestagswahl soll das noch keinem geschadet haben.

Nun gegen RB Leipzig war die Choreo, die über die Stehblöcke hinweg zu sehen war, erneut eindrucksvoll.

Mit viel rot-grün-weißer Untermalung wirft die Kurve die legitime Frage auf: „Wo ist der Club bei dem das Herz noch zählt“. Es steht zu vermuten, dass man sich hier direkt vom Leipziger Vereinskonstrukt distanzieren und den Gegensatz aufzeigen wollte. Die Antwort auf die rhetorische Frage wäre gewesen: „Hier ist der Club bei dem das Herz noch zählt“. Derweil fragt man sich manchmal, inwiefern sich der FC Augsburg von RB Leipzig unterscheidet. Auch in Augsburg wird der Profifußball von Investoren regiert. Die Funktion von Klaus Hofmann in diesem Konstrukt, in dem die Fans keinen Platz im Aufsichtsrat der KGaA haben, ist nicht genau definiert. Derweil will auch der FCA über seine Aufsichtsräte die Vermarktung in Asien stärken. Während in Leipzig der Hauptsponsor das gesamte Stadion kauft, ist es in Augsburg nur die Fassade. Diese leuchtet trotzdem nun nach Siegen in einer der Farben des Sponsors und dieser hat durch seine „Wohltätigkeit“ so viel Aufmerksamkeit erfahren, dass die Aktion als wirtschaftlicher Coup und als Marketing Schnäppchen gewertet werden kann. Und wenn in Augsburg der Verein titelt: Augsburg hält zusammen, dann will er damit hauptsächlich andeuten, dass noch ein paar Tickets zu verkaufen sind.

Was uns wirklich von RB Leipzig unterscheidet? Wir trinken Bier aus Flaschen und nicht Limo aus Dosen. Und wenn wir unter dessen Einfluss bereit sind, die Wahrheit zu sagen, dann sprechen wir trotz sportlich bester Lage zu diesem Zeitpunkt der Saison an, dass wir uns über den Fußball hinaus verbessern können. Dass es eine Verantwortung gibt, die wir wahrnehmen wollen. Ein neuer Impuls hierzu, neben dem laufenden Engagement von Andreas Luthe mit In Safe Hands, kam erneut durch die organisierte Fanszene in Gestalt des Zusammenschlusses einiger Fanclubs – der „Szene Fuggerstadt“, die einen AG Soziales gegründet und gegen RB Leipzig vorgestellt hat. Damit will die Szene auf unterschiedlichste Art und Weise Menschen helfen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Der FCA hat es nach dem Spiel gegen Leipzig dann doch geschafft, auf den Zug aufzuspringen und die Meldung zu verbreiten. Eine klare Strategie, wie man sich als Verein über den Fußball hinaus für Stadt und Region stark machen will, ist weiterhin leider nicht erkennbar.

Und so ist es für mich weiterhin diese diffuse, heterogene Gruppe von Menschen, die diesen Club anfeuert und über Dinge nachdenkt, die weit über den Fußball selbst hinausgehen, die mich bewegt, mich soviel mit diesem Verein zu beschäftigen. In dieser Gruppe von Menschen fühle ich mich wohl. Der Fußball ist dabei nur ein Symbol, ein Vorwand, um sich in dieser Gruppe zusammenzufinden. Ohne diese Gruppe wäre mein Verhältnis zu diesem Verein ein anderes. Diese Gruppe ist, was uns von anderen Vereinen unterscheidet. Und bei aller Kritik in der Vergangenheit in manchen Momenten, will ich an dieser Stelle hervorheben, dass diese Gruppe – wie die Mannschaft selbst – in dieser Saison bisher eine großartige Leistung zeigt. Sachliche Kritik in kreativen Protestformen und ein deutlicher Fokus auf Themen abseits des Fußballplatzes, die wir nur verbessern können, wenn wir gemeinsam anpacken. Und so kommt es, dass ich mich vor den Spielen nicht nur frage, mit welcher Aufstellung wir auflaufen, sondern auch, was wieder ausgeheckt wurde. Seid euch bewusst, es gibt viele Menschen, die sich sehr auf eure nächsten Aktionen freuen. Ich bin einer davon. Wäre es nicht schön, wenn wir diese Saison genau so weiterführen bis zum Ende, wie wir sie begonnen haben?

P.S.: Plakate, die eigene Spieler beschimpfen, sind immer noch scheiße und man darf sich hierfür entschuldigen. Schaffen andere ja auch.

P.P.S.: Nachdem wir auch schon länger unseren Teil beitragen  und uns über den Fußball hinaus sozial engagieren wollen, kann man bei uns T-Shirts für wohltätige Zwecke kaufen. Es gibt noch T-Shirts die Simon zu Gute kommen (Herren, Damen) und T-Shirts zu Gunsten des bunten Kreises (Herren, Damen). Ab 3 Shirts gibt es mit dem Code 1907 10 Euro Rabatt.  

Schüttel‘ die Dose!

FC Augsburg – RB Leipzig
(5. Spieltag, 1:0)

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Es gibt Partien, die handelt man einfach ab, ohne viel links und rechts zu fabulieren. Hannover gegen Stuttgart beispielsweise. Schnörkellos, schlicht, bieder. Bei anderen Partien holt die Journalistenzunft jedoch weit aus und man könnte ein munteres Bullshit Bingo veranstalten, wenn man so hört, was da gestern vor, während und nach der Partie wieder alles geschrieben wurde. Dosenverein, RudelBums Leipzig, Brauseclub, hahaha. Puppenkiste, Jim Knopf, Baum-Schüler, Abstiegskandidat Nummer Eins, hohoho. Super kreativ.

Halten wir’s wie Christian Lindner (der mit der Kuhkrawatte) und sprechen lieber über Inhalte.

Die Ausgangslage

Der FC Augsburg kehrte aus Frankfurt mit drei Punkten im Gepäck in die für das Flutlichtspiel erstmals beleuchtete WWK Arena auf dem Lechfeld zurück. Die Partie in Hessen wurde zwar verdient, jedoch nicht unbedingt souverän gewonnen. Hätte Frankfurt ein wenig besser seine Chancen genutzt und wären Boateng und Haller (nicht der Helmut) treffsicherer gewesen, hätte man keinen Sieg eingefahren. Aber hätte, hätte, ihr wisst schon…

So stand man nach vier Spieltagen mit 7 Punkten auf dem Tableau und legte den besten Bundesligastart der Vereinsgeschichte hin. Leipzig kam ebenfalls mit 7 Punkten nach Augsburg, allerdings mit zuletzt nur zwei Unentschieden – gegen Monaco in der Champions League und gegen Gladbach in der Bundesliga.

Personell konnte Manuel Baum aus dem Vollen schöpfen, fast zumindest. Framberger hatte immer noch mit Trainingsrückstand zu kämpfen und so war Daniel Opare auf Rechts wieder gesetzt. Leipzig fehlte vor allem Namy Keita, der rot-gesperrte pausieren durfte.

Auf dem Platz führte die Personalsituation, als auch die englische Woche zu einigen Rochaden. Während Hasenhüttl auf rekordverdächtigen neun Positionen gegenüber dem Spiel am Wochenende tauschte, lief der FC Augsburg mit einer auch für Kenner des Baum’schen Systems eher ungewöhnlichen Elf auf. Mit Baier, Khedira, Moravek und Gregoritsch hatte man gleich vier nominelle Zentrumsspieler vorzuweisen. Was zunächst komisch anmutete, entpuppte sich als eine Dreier-/Fünferkette in der Abwehr mit Rani Khedira in der Mitte und eine Art Schalker Kreisel im Mittelfeld, bei der tendenziell Moravek rechts, Caiuby links oder als Hängende Spitze und Baier stets zentral agierten.

Das Ergebnis

Vielleicht war Ralph Hasenhüttl ebenso verwirrt ob der taktischen Anweisungen Manuel Baums wie der Autor dieses Textes. In jedem Fall erwischte der FC Augsburg die Leipziger kalt und hätte schon nach zwei Minuten durch Gregoritsch in Führung gehen können.

Was dem Österreicher mit dem brutalen Schlegel zunächst verwehrt blieb, erfüllte sich dann nur zwei Minuten später. Moravek eroberten den Ball im eigenen Sechszehner und dann ging es schnell. Hinteregger auf Caiuby, der legt zurück auf Baier, dann Finnbogason mit einer sehenswerten Kopfballverlängerung und schon hat man eine 2-gegen-1-Situation bei denen der Gegner nur noch hinterherschauen kann. Das Ergebnis ist bekannt: Tor Gregoritsch, 1:0 FC Augsburg.

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In den übrigen 86 Spielminuten wurde es zwar ein wenig defensiver, jedoch stellte man sich nicht nur hinten rein und preschte die Bälle in den mannleeren Raum. Besonders die Chancen von Max (50″) und die tolle Vorarbeit von Opare auf Heller (84″) sind hierbei zu erwähnen.

Nicht unverdient gewinnt der FC Augsburg also am 5. Spieltag gegen RB Leipzig und steht nun mit 10 Zählern vorübergehend auf Rang 3 der Bundesliga. Na das ist doch schon mal was!

Was war gut?

Hervorheben muss man nach diesem Spiel natürlich die Trainer- und Mannschaftsleistung. Der FC Augsburg war perfekt auf seinen Gegner aus Leipzig eingestellt und setzte die Spielidee Baums bis ins letzte Detail um.

Namentlich kann man das vor allem an drei Spielern festmachen: Rani Khedira, Daniel Baier und Alfred Finnbogason.

Khedira zeigte eine phantastische Leistung in seiner Rolle als Sechser und mittlerer Innenverteidiger, überzeugte in den Zweikämpfen und ließ gegen seinen Ex-Verein kaum Chancen zu. Er mag vielleicht nicht die auffällige Aggressivität eines Dominik Kohr haben, dennoch erfüllt er seine Aufgaben bisher mit Bravour. Schnörkellos, unaufgeregt und grundsolide. Wenn das Spiel nicht über ihn aufgebaut wurde, dann war es wieder einmal Daniel Baier, der das Herz des Augsburger Systems darstellte. Mit einer ungeheuren Laufleistung, den meisten Ballkontakten, seinem Ideenreichtum und schnellen Umschaltvermögen ist und bleibt er unverzichtbar. Selbiges gilt auch für Alfred Finnbogason, der nicht nur beim Tor, sondern auch im ganzen Spiel beweist, was Manuel Baum unlängst über ihn sagte: Der Isländer ist wohl einer der spielintelligentesten Akteure der Bundesliga und weiß zu nahezu jeder Zeit wo seine Mitspieler stehen und welche Laufwege sie nehmen. Am Ende des Tages ist das bei einer treffsicheren Mannschaft, wie sie der FC Augsburg in der noch jungen Bundesligasaison ist, mindestens genauso viel wert wie seine eigene Abschlusssicherheit, die er gegen Köln unter Beweis stellte.

Was war schlecht?

Die Stadionwurst? Die Beleuchtung? Die zu wenigen Bezahlkartenaufladstationen? Um ehrlich zu sein, ist es schwer bei einem so schnörkellosen Heimsieg gegen einen Champions League-Teilnehmer das Haar in der Suppe zu finden.

Aber natürlich gab es da noch diese eine, unschöne Szene…

Der Aufreger des Spieltags

Tja, lieber Daniel Baier: Was war das denn?
Ganz Fussballdeutschland diskutiert heute leider nicht den souveränen Bayern-Sieg gegen Schalke oder die überraschende Niederlage von Leipzig auf dem Lechfeld, sondern eine Geste, mit der unser Kapitän seinem Ärger über vermeintliche Kommentierungen einer eher harmlosen Szene seitens Ralph Hasenhüttl Luft machen musste.

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Natürlich sollte das Ganze weder das von Baier im nervigsten SKY-Interview der Bundesligageschichte gedeutete „Sei doch mal still!“ bedeuten, noch ein humoristisches „Schüttel‘ deine Red Bull Dose nicht so dolle, sonst spritzt alles raus!“.

Und natürlich versteht jeder, der mal Sport auf Wettkampfbasis gemacht hat, dass es da auch mit Emotionen zugeht. Aber dennoch: Das war unnötig und unprofessionell und eines Kapitäns unwürdig.

Für den FC Augsburg bleibt zu hoffen, dass das Ganze kein Nachspiel hat, denn man muss nicht päpstlicher als der Papst sein um zu wissen, dass es sich dabei schon um eine grobe Unsportlichkeit gehandelt haben könnte, die man mit einer Sperre sanktionieren kann.

Was kommt als nächstes?

Weiter geht’s am Samstag mit dem Schwaben Derby in Stuttgart. Der VfB musste sich gestern Gladbach mit 0:2 geschlagen geben und wird auch noch ein Weilchen auf seinen Kapitän Christian Gentner und eventuell auch noch am Samstag auf Abwehrstabilisator Holger Badstuber verzichten. Mit sechs Punkten startete man jedoch ganz ordentlich in die Saison, sodass es wohl ein spannendes Duell auf Augenhöhe werden dürfte.

Und auf den Business Seats?

Wenn nicht gerade über die kunsthistorische Bedeutung der Fassade der WWK Arena, die Bosna in der selbigen oder Moritz Leitners Hund, der mittlerweile in Augsburg bekannter ist als Moritz Leitner selbst, diskutiert wurde, dann vielleicht über den Rausschmiss von drei Jugendspielern wegen eines Drogendelikts, das diese Woche an die Öffentlichkeit gelang.

Jetzt mag man davon ja halten was man will und natürlich ist der Cannabis-Konsum in Deutschland illegal und als angehender Profisportler sollte man sich mit schädlichen Substanzen ohnehin zurückhalten. Aber muss man solchen jungen Kerls wegen eines Vergehens dieser Größenordnung wirklich die Zukunft verbauen? Derjenige, der ohne Jugendsünde ist, werfe bitte die erste Kuhkrawatte!

Zumal, bei anderen Vereinen geht man mit Rauschmittel auch ein wenig lockerer um…

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Augsburger Kunstschüsse

Eintracht Frankfurt – FC Augsburg
(4. Spieltag, 1:2)

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Sieben Tore, sieben Punkte, Platz Sieben – nach vier Spieltagen. Hätte man diese Ausgangslage für den 1. FC Köln, Bayer Leverkusen oder VfL Wolfsburg vor der Saison prognostiziert, hätte das Rund wohl einhellig genickt. Doch für den FC Augsburg, Abstiegskandidat Nummer Eins? Wie konnte das nur passieren?!

Die Ausgangslage

Mit breiter Brust reisten die Baum-Schüler ins Apfelwein Eldorado um sich einer vermeintlich schwereren Aufgabe als beim 3:0-Sieg gegen den 1. FC Köln am vergangenen Wochenende zu stellen. Fast ehrfürchtig vor dem für Frankfurter Verhältnisse doch recht guten Saisonstart und vor allem nach Erkenntnis, das die doch sehr zerfahrene Transferpolitik von Fredi Bobic diese Saison aufzugehen zu scheint, ließ Manuel Baum sogar unter der Woche ein anderes System als das altbewährte 4-2-3-1 trainieren.

Da mit Haller und Kevin Prince Boateng zwei klassische Stürmer auflaufen würden, sollte sich Rani Khedira bei gegnerischem Ballbesitz zwischen die Innenverteidiger fallen lassen und so die Fünferkette komplettieren. Auf den Außen waren Max und Opare – aufgrund guter Leistung gegen Köln und aufgrund des weiteren Ausfallens von Framberger gesetzt. Auf der 10 durfte dieses Mal Koo von Anfang an ran, Gregoritsch blieb auf der Bank. Die Flügel besetzten Schmid, da es bei Caiuby noch nicht für 90 Minuten reichte, und Heller. Die verbleibenden Positionen wurden mit den Stammkräften besetzt.

Das Ergebnis

Mit 3 absolut verdienten Punkten im Gepäck machten sich die Jungs um Kapitän Daniel Baier wieder auf den Heimweg nach Augsburg. In der Höhe hätte das Kunstschussfestival von Frankfurt noch viel deutlicher ausfallen dürfen, denn zum einen wurden gute Chancen seitens Augsburg wieder liegen gelassen, zum anderen keine zwingenden Chancen der Eintracht zugelassen.

Mit dem 1:0, einem sehenswert verwandelten direkten Freistoß, erzielte Philipp Max sein zweites Bundesligator. Auch wenn gut geschossen, hätte das Tor jedoch nie fallen dürfen, da Finnlands Nationaltorhüter Hradecky mehr als unglücklich aussah. Nicht minder schlecht war sein Stellungsspiel auch beim zweiten Augsburger Kunstschusstor: Als Caiuby aus dem Halbfeld, etwa 20 Meter vom Tor entfernt einfach mal abzieht und den Ball gekonnt in den langen Winkel platziert, steht Frankfurts Schlussmann eindeutig zu weit vom Tor entfernt.

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Deutlich bessere, einfachere Chancen (Finnbogason 3″, Koo 67″) aus aussichtsreicheren Positionen ließ man hingegen verstreichen.

Was war gut?

Was sich nach vier Spieltagen sagen lässt: Defensiv hat Manuel Baum seine Mannen stets bestens auf den Gegner eingestellt. Es mag den anderen Teams keinen Spaß machen, gegen die unheimlich konsequent verteidigenden Augsburger zu spielen, aber das mag uns ja egal sein. Nicht nur die grundsolide Arbeit der Innenverteidiger, sondern auch die sensationelle Leistung auf den Außen ist der Garant für den heutigen Tabellen- und Punktestand. Gegen Frankfurt erwischte Philipp Max einen wahren Sensationstag: Neben dem Tor konnte er auch 100% gewonnene Zweikämpfe verzeichnen. Und auch Daniel Opares Zahlen können sich sehen lassen. Nach vorne wurde der Ghanaer im Vergleich zum Spiel gegen Köln mutiger, verstolperte aber auch hier und da den Ball im Dribbling. Defensiv überzeugte er jedoch auf ganzer Linie.

Auch Ja-Cheol Koo fand sich dieses Mal als Zehner wieder besser im Spiel zurecht als in den Spielen, in denen er eine defensivere Rolle einnehmen musste. Seine beste Szene in der 67. Minute, als Finnbogason gekonnt auf ihn durchsteckte, konnte er leider nicht in ein Tor umwandeln.

Was war schlecht?

Zwar hat Caiuby mit seinem Traumtor ein Statement gesetzt und seine Stammplatzambitionen untermauern können, dennoch überzeugten weder er noch Schmid im Gesamtkontext. Zu ungenau, zu fahrig wirkte das Spiel der beiden zeitweise, sodass sich eine Variante mit Max UND Stafylidis immer mehr aufzudrängen scheint.

Als der Grieche in der 80. Minute eingewechselt wurde, war er sofort präsent und verkörperte genau das von Baum geforderte, bissige und aggressive Spiel gegen den Ball. Dass die Variante funktioniert, konnte man in der vergangenen Saison bereits sehen und Leipzig wäre mit seinem ebenfalls starken Flügelspiel und einem gesperrten Naby Keita ein guter Gegner um das Ganze mal auszuprobieren.

Was kommt als nächstes?

Gegen das Überraschungsteam der vergangenen Saison geht es bereits am Dienstag. Dass dem FC Augsburg englische Wochen nicht sonderlich liegen, durften wir schmerzhaft in der vergangenen Spielzeit erfahren und mit Leipzig kommt ein schwieriger, aber nicht unschlagbarer Gegner nach Augsburg.

Die Rasensportler konnten zuletzt wenig überzeugen. In der Liga liegen sie punktgleich mit dem FC Augsburg auf Rang 6 und auch in der Champions League kam man gegen ein schwach auftretendes Monaco nicht über ein Unentschieden hinaus. Davon darf man sich jedoch nicht täuschen lassen, denn mit Werner, Bruma, Forsberg, Poulsen, Demme und Augustin hat Leipzig sowohl in der Breite als auch in der Tiefe eine Offensivabteilung vorzuweisen, die so manchen Bundesligisten vom Platz fegen dürfte.

Aufreger des Spieltags

Der passierte – Gott sei es gedankt – nicht in Frankfurt, sondern in Dortmund beim Spiel gegen den Effzeh. Kern der Diskussion war mal wieder der Videobeweis, der sich in seiner ersten Saison bereits als die Konstante in Sachen Unklarheit herausstellt.

Stein des Anstoßes war eine Szene im Kölner Strafraum, die der Schiedsrichter Ittrich nach einer vermeintlichen Behinderung des Kölner Torhüters abpfiff, bevor der Ball von Sokratis ins Tor gestochert wurde. Der Video Referee beanstandete die Strafraumszene jedoch, da korrekterweise keine Behinderung vorlag. Ittrich entschied jedoch auf Tor, was laut Reglement nicht richtig war, da die Szene abgepfiffen wurde, bevor das Tor fiel.

Nun dürfen wir gespannt sein, ob Köln in der Tat auf eine Neuansetzung der Partie drängen wird und noch viel gespannter, ob es diese tatsächlich geben wird.

Ach ja, das Spiel verlor der Effzeh mit 5:0 und ist damit weiter punktlos auf dem letzten Tabellenplatz.

Und auf den Business Seats?

Am Dienstag ist es endlich soweit. Jahre haben wir gewartet. Nun erfüllt sich der Traum aller Augsburger. Naja, nicht aller, aber von ein paar zumindest…

Die WWK Arena, sie wird leuchten.

Gegen Leipzig wird die Fassade endlich offiziell eingeweiht und die Brennstäbe des Atomkraftwerks Fussballstadions auf dem Lechfeld erstrahlen in den schönsten Farben.

Eine ähnlich hitzige Diskussion bezüglich künstlerischer Ästhetik gab es in Augsburg wohl zuletzt beim Aphrodite-Skandal.

Bang, Bang, Finnbogason

FC Augsburg – 1. FC Köln
(3. Spieltag, 3:0)

Zwei Mal daheim, zwei Mal Gäste aus dem Rheinland. Der Frohsinn in Augsburg kennt – glaubt man den Fans aus Köln und Mönchengladbach – also gar kein Ende. Aber mal ehrlich: Egal wer da angereist wäre, wir wären um jede Mannschaft froh gewesen, denn nach der Länderspielpause unmittelbar nach Beendigung des 2. Spieltags will man einfach gleich weitermachen und nicht wieder verhältnismäßig unwichtige WM-Qualifikationsspiele schauen müssen. Der Durst war umso größer, waren letzten 45 Minuten auf heimischem Rasen im Spiel gegen Borussia Mönchengladbach doch so fulminant, dass wirklich jeder FCA-Fan wissen, wie es nun weiter geht. Binge Watching, FC Augsburg Edition, sozusagen.

Die Ausgangslage

Die Domstädter reisten mit schwerem Gepäck (null Punkte), erfolgsverwöhnter Euphorie (endlich Europa!) und herkunfsbedingten großen Erwartungen (mehr Europa!) nach Augsburg. Vor allem ersteres dürfte im Gegensatz zum mitreisenden Anhang die Spieler auf dem Platz wohl am ehesten beschäftigt haben, denn sowohl die 1:3-Niederlage vor heimischem Publikum als auch das Testspiel in der Länderspielpause gegen Fünftligist TV Herkenrath waren nun wirklich kein Grund zum Jubeln. Gegen den HSV kann man ja schon mal verlieren und auch das Testspiel wurde letztendlich gewonnen, aber die große Entspannung spürt man aktuell nicht rund ums Geißbockheim.

In Augsburg hingegen hat man die Transferphase und die Länderspielpause ohne größere Schrammen beenden können und man war gespannt, wie vor allem der wechselwillige Stafylidis wieder ins Mannschaftsgefüge integriert werden würde. Sicherlich höchst professionell, denn so wie in dieser Causa läuft es nun eben manchmal im Fussball Business…

Das Ergebnis

Höchst professionell und mit immer noch null Punkten und sicherlich einer bisschen betrübten Euphorie schickte man die Rheinländer dann auch wieder nach Hause. Die Art und Weise des Ganzen war jedoch mehr als beachtlich. 3:0 – in Worten: Drei zu Null. Wann gab es das denn zuletzt zu bestaunen auf dem Lechfeld?

Sowohl in der Höhe als auch im Endergebnis geht das vollkommen in Ordnung, denn auch wenn die Kölner in nahezu allen Spieldaten die Nase vorn hatten, überzeugen konnte die Mannschaft von Peter Stöger jedoch nicht.

Worüber wird diskutiert?

Strittige Punkte gab es kaum. Der FC Augsburg bekam einen Elfer der Marke ‚Kann-muss-nicht‘ glaubt man den einen Experten, oder einen Elfer der Marke ‚Muss-man-geben‘, glaubt man den anderen. Der Video Assistent wurde konsultiert und zum ersten Mal am 3. Spieltag nun auch im Sinne von Augsburg entschieden. Ende der Diskussion.

Nicht einmal Daniel Opare, den sicher die Mehrzahl der anwesenden Fans mit Bauchschmerzen in der Startformation sahen, leistete sich einen opare’schen Schnitzer. Ganz im Gegenteil: Über die gesamte Spielzeit hinweg war der Aushilfsverteidiger stets auf der Höhe des Spielgeschehens – hatte jedoch auch gegen verunsicherte Kölner leichtes Spiel. Wir wollen jedoch, nicht nur aus rein humanitären Gründen, auf eine baldige Genesung Raphael Frambergers hoffen…

Was war gut?

Alfred Finnbogason.
Drei Tore.
Nach diesem Spieltag Toptorjäger der Bundesliga.

Damit wäre eigentlich auch alles gesagt, wenn denn nicht die Mannschaftsleistung als Ganzes durchaus Beachtung verdient hätte. Auch muss erwähnt werden, dass die beiden Spieler, die sich nach außen hin in der Länderspielpause am stärksten positioniert haben, nämlich Khedira und Heller, ihre Chance beide genutzt und die Ambitionen erfolgreich angemeldet haben dürften. Die Variante Baier/Khedira im Vergleich zu Baier/Koo bestach durch eine größere Stabilität gegen den Ball ohne Kreativität einzubüßen, die ohnehin nur von Baier im Spielaufbau ausging. Und auch Heller machte nach Vorne wesentlich mehr Dampf als es Jonathan Schmid trotz Leistungssteigerung zur letzten Saison jemals tat.

Was war schlecht?

Bei einem 3:0-Sieg gegen einen Europapokal-Teilnehmer muss man schon arg kritisch hinschauen, um das Haar in der Suppe zu finden. Wir sind hier ja schließlich immer noch in Augsburg, oder?

Dennoch: Ein paar kleine Schnitzer gab es. Hinteregger hat wohl noch die Länderspiele im Hinterkopf gehabt und auch bei Marwin Hitz scheint sich in dieser Saison abzuzeichnen, dass er im Spielaufbau lieber auf die sichere Nummer setzen sollte, anstatt Situationen spielerisch zu lösen. Auch Michael Gregoritsch sollte langsam aber sicher mal seinen brutalen Schlegel wiederfinden, denn wir können uns ja auch nicht jedes Spiel auf eine Leistungseruption unseres Isländers verlassen. Dass der Österreicher aber ein sensibler Spieler ist, bei dem im Umfeld sich alles ausgehen muss, war bekannt. Hoffen wir, dass er sich bald eingelebt hat.

Was passiert als nächstes?

In der kommenden Woche geht es dann mal wieder auf große Fahrt. Ziel: Frankfurt am Main. Mit der Eintracht wartet dort ein Gegner, der unangenehm zu bespielen ist. Die früh attackierende Spielweise unter Trainer Niko Kovac ist sicherlich nichts, womit der FC Augsburg unheimlich gut umgehen kann. Die Eintracht legt zudem keinen großen Wert auf Ballbesitz und kontrollierten Spielaufbau – auch vor heimischem Publikum nicht. Will der FC Augsburg ebenfalls nicht das Spiel machen, was zumindest immer die Grunddevise des schnellen Umschalt- und Konterspiels unter Baum war, dürfte die Partie eine enge Kiste werden, bei der individuelle Fehler den Ausschlag geben können.

Und auf den Business Seats?

Unter der Woche erschien ein Artikel zum Thema Moritz Leitner, der recht schnell die Runde im Internet machte und an mancher Stelle aufgegriffen wurde. Trainer Manuel Baum wird dort seiner Rolle aus großer Förderer Leitners abermals gerecht und betont, dass man dem Jungen Zeit geben werde, damit er sein volles Potential abrufen kann.

Alles schön und gut und niemand sollte Talente verheizen – nicht im Fussball oder sonst irgendwo. Nun ist Leitner jedoch keine 19 Jahre mehr alt und hat nach Dortmund, Stuttgart und Lazio Rom schon ein paar Stationen durch, in denen er sein Talent nicht unter Beweis stellen konnte. Die zwei Millionen, die Augsburg vergangenen Winter für Baums ehemaligen Schüler auf den Tisch legte, scheinen sich jedoch langsam in ein Investment Marke Matavz zu entwickeln. Glaubt man mannschaftsnahen Quellen, so hat Leitner immer wieder Schwierigkeiten, die Spielphilosophie Baums umzusetzen. „Zielstrebiger“ müsse er werden, so Baum, und „sich nicht in der Zirkulation verlieren“. Das würde man sich sicherlich auch in ganz Augsburg wünschen, denn schließlich stand Leitner einst beim TSV 1860 München auf einer Entwicklungsstufe wie der knapp drei Jahre jüngere Julian Weigl. Und der darf sich schließlich immer noch Hoffnungen machen, kommendes Jahr zur WM nach Russland zu fahren.

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