Geht #Augsburghältzusammen über Marketing hinaus?

Gestern 4:0 gegen den HSV gewonnen. Durchatmen. Kurz innehalten. Ab morgen Richtung Gladbach schauen, um die restlichen Punkte für den Klassenerhalt am besten dort direkt zu sammeln.

Das bietet mir die Gelegenheit heute zu einem Thema Stellung zu nehmen, welches nicht direkt mit den Geschehnissen auf dem Rasen zu tun hat. #Augsburghältzusammen, die Kampagne des FC Augsburg im Saisonendspurt, hat gestern wohl ihren bisherigen Höhepunkt erreicht, indem ca. 30.000 T-Shirts mit dem Slogan verteilt wurden um ein spektakuläres weißes Bild im Stadion zu schaffen.

Wer ein bisschen zurückdenkt in den Herbst letzten Jahres, erinnert sich, dass ich damals T-Shirts genau mit dem selben Slogan drucken ließ und diese zu Gunsten von Simon verkaufte. An das Schicksal von Simon kann man nicht genug erinnern, gerade weil es am nächsten Wochenende erneut nach Gladbach geht, den Ort des Auswärtsspiels, von dessen Rückreise zwei Fans weniger zurückgekehrt sind als sollten. Die Rückreise, die Simons Leben für immer verändert hat.

 

Im Shop biete ich auch momentan noch T-Shirts an, deren Reinerlös komplett Simon zu Gute kommt. Das Interesse an den Shirts wird wohl zurückgehen, jetzt wo der FCA so viele T-Shirts mit dem Slogan kostenlos unters Volk geworfen hat.

Allerdings gibt es die T-Shirts des FCA nicht im Verkauf und nur in weiß. Schwarze Originale gibt es immer noch nur hier im Shop. Und es steht auf der Vorderseite das richtige drauf: Augsburg hält zusammen. Mich hat die Aktion auch nicht überrascht, denn der FCA hat meine Aktion nicht nur mitbekommen, sondern durch eine Stadiondurchsage im Herbst selbst unterstützt. Und bevor nun die T-Shirts für die eigene Aktion in die Produktion gingen hat Michael Ströll, Geschäftsführer des FCA, kurz angerufen und mich über die geplante Aktion informiert. Ich habe mir die Gelegenheit auch nicht nehmen lassen, ihm damals meine spontanen Gedanken zur Aktion mitzuteilen und meine Erwartungen an den Verein in dieser Hinsicht zu formulieren. Ich habe seitdem weiter über die Aktion nachgedacht und will meine Gedanken auch für euch kurz zusammenfassen:

  • Wenn T-Shirts verteilt werden, so war mein Gedanke, dass diese – wie bei meiner Aktion – in Augsburg produziert würden. Dies war nun nicht der Fall. Es kam wohl vor allem auf den Preis an.
  • Im Prinzip halte ich das Verteilen von T-Shirts weiterhin nicht für eine nachhaltige Aktion, denn ein T-Shirt sollte eine gewisse Wertigkeit erfahren und entsprechend nicht als Wegwerfprodukt verschleudert werden. Auch wenn dies sicher nicht alle Fans so handhaben werden, wird der Prozentsatz doch zumindest relevant sein.
  • Alternativ hätte man das Geld, dass in die T-Shirts geflossen ist, der organisierten Fanszene für Choreografien zur Verfügung stellen können. Das Ganze sah zwar gestern nett aus, kommt aber bei weitem nicht an die Choreos ran, die wir in den letzten Jahren regelmäßig in Augsburg gesehen haben.
  • Zudem frage ich mich, und diese Frage habe ich Hr. Ströll auch gestellt, welcher Kerninhalt hinter #Augsburghältzusammen steht. Die Augsburger tragen ihr Geld zum FCA? Wie arbeitet der FCA auch langfristig neben dem Rasen für die Stadt und Region (wie das z.B. Werder Bremen macht)? Darauf habe ich bisher leider keine Antwort gesehen.

Ich will an dieser Stelle positiv festhalten, dass der FCA von sich aus den Kontakt gesucht hat. Dies halte ich nicht für selbstverständlich. Die Kampagne #Augsburghältzusammen ist für mich leider bisher trotzdem eine reine Abstiegskampf-Marketingkampagne. Außer der Werbung für den FCA scheint es unter diesem Titel, der für viele im Stadion mehr bedeutet, leider vom FCA bisher keine nachhaltigen Handlungen für Stadt und Region zu geben. Andreas Luthe überstrahlt mit seinem persönlichen Engagement für insafehands e.V. alle derzeitigen Bemühungen des Vereins. Und so habe ich mich dann gestern doch etwas geärgert, als die Spieler zum warm machen aus dem Tunnel kamen und die Shirts anhatten. Ich hatte im Herbst über Twitter angefragt, ob die Mannschaft die Shirts für Simon als Aufwärmshirts nutzen will und keine Antwort erhalten. Ich suche zudem im Moment jemanden der mir grafisch hilft weitere Shirts zu entwerfen, die für wohltätige Zwecke verkauft werden können (wenn jemand jemanden kennt bitte Email an kontakt@rosenau-gazette.de). Der FCA hat eine solche Reichweite, nutzt diese aber zumindest nach meinem Empfinden fast ausschließlich für eigene Belange. In diesem Zusammenhang zitiere ich dann immer wieder gerne Klaus Hofmann: „Wer keine Lust mehr hat, zu lernen und besser zu werden, hat keinen Platz mehr beim FC Augsburg.“ Da geht noch mehr lieber FC Augsburg. Für die Stadt und die Region. Denn Augsburg hält zusammen. Egal was auch passiert und nicht nur im Stadion.

Geht ein Ruck durch Augsburg?

Letzte Woche der nächste Nackenschlag: auswärts in Berlin 2:0 verloren. Wieder ein Tor nach einem Standard kassiert. In der Abwehr zu offen gewesen, nach vorne zu ungefährlich. Keine nennenswerte kämpferische Reaktion der Mannschaft. Vor dem Spiel war die Hoffnung zumindest noch gemäßigt, die Wende zu schaffen. Nach dem Spiel war sie kurzzeitig komplett verschwunden. Dennoch treten wir heute nicht gegen Köln an, um uns in die zweite Liga reichen zu lassen. Die Hoffnung ist erneut groß auf einen Wendepunkt, vielleicht sogar größer als letzte Woche. Wie kommt das?

Zuerst begann nach dem Spiel gegen Berlin eine kurze Phase, in der in Augsburg alles in Frage gestellt wurde. Nach dem Spiel in Berlin musste man sich fragen, ob Manuel Baum der richtige Trainer ist. Am Montag hatten Mannschaft und Trainer einen freien Tag. Marathonsitzungen von Präsidium, Geschäftsführung und Aufsichtsratsmitgliedern fanden am Montag statt und dauerten lange an. Am Dienstag geschah dann das, was für Außenstehende teilweise überraschend wirkte: Manuel Baum bekam von Stefan Reuter das Vertrauen bis zum Saisonende ausgesprochen. Der FCA reagierte nicht panisch und zog die Reißleine. Ob wir damit Erfolg haben werden, wird sich heute und in den nächsten Wochen zeigen. Die Entscheidung ist traditionell eine „Augsburger“ Entscheidung. Schon im ersten Jahr unter Markus Weinzierl haben wir nach 9 Punkten in der Hinrunde am Trainer festgehalten und es hat sich ausgezahlt. Panik ist kein guter Ratgeber, es wurden sich viele Gedanken gemacht und man kam zu einer wohl durchdachten Entscheidung. Intern ist der Glaube an Manuel Baum immer noch groß und mit dieser Überzeugung rücken die Verantwortlichen zusammen.

In einem zweiten Schritt wurde die Mannschaft in die Pflicht genommen. Am Mittwoch ging es in ein Kurztrainingslager an den Chiemsee. Es wurden neben den fußballerischen Einheiten auch Team Building Maßnahmen angesetzt. Es ist allen Beteiligten klar, dass am Samstag zumindest bzgl. Einsatz und Kampfeswillen eine Reaktion gezeigt werden muss. Schon vor dem Trainingslager war in den Einheiten in Augsburg zu erkennen, dass die Intensität und Aggressivität höher waren als in den Wochen zuvor.

Nun kam die Mannschaft am Freitag zurück und es wartete die organisierte Fanszene. Eine Mannschaft, die keinen Einsatz und keine Kampfbereitschaft zeigt, kann schnell bei den eigenen Fans ins Hintertreffen geraten und die Stimmung kippen. Dies wird zumindest heute nicht der Fall sein, den die Fanszene in Augsburg hat nach dem Treffen die klare Botschaft ausgegeben, dass die Mannschaft während der kompletten Spielzeit positiv unterstützt werden soll. Ein deutliches Bekenntnis, dass auch die Fans weiterhin die Situation annehmen und der Mannschaft immer noch den Rücken stärken.

Und so weiß man natürlich nicht, welches Ergebnis in ca. 3 Stunden gegen den 1. FC Köln herausgekommen sein wird. Nach dem erneuten Kack-Spiel gegen Berlin hätte die Woche in der momentanen Situation aber wohl nicht viel besser laufen könne. Die Mannschaft hat es heute in der Hand, den Karren ein Stückchen aus dem Dreck zu ziehen. Ich glaube zumindest wieder daran, dass heute eine deutliche Reaktion zu erkennen sein wird. Das ist mehr als ich nach dem Spiel gegen Berlin zu hoffen gewagt hätte. Ich glaube, wir wollen das heute mehr als die Kölner und wir werden die Punkte in Augsburg behalten.

Rückbesinnung auf alte Stärken

Gegen Hertha wird es darum gehen, einen mittelmäßigen Gegner endlich wieder mal zu schlagen, um sich etwas Luft im Abstiegskampf zu verschaffen. Der Druck ist jetzt schon immens und es wird ansonsten nicht besser. In aller Ausführlichkeit habe ich mich diese Tage schon dazu ausgelassen, dass es einer deutlichen Steigerung des kämpferischen Aspekts bedarf. Der Abstiegskampf muss endlich angenommen werden. Dies ist die Grundvoraussetzung dafür, dass wir überhaupt ein Spiel in dieser Liga gewinnen. Dann können wir uns über die Zweikämpfe das nötige Selbstvertrauen holen und uns vielleicht bei einem der heimstärksten Teams der Liga etwas Luft verschaffen.

Für das Spiel gegen Hertha erwarte ich daher eine klare Rückbesinnung auf die alten Stärken des FCA. Wir haben in den letzten Spielen einfach zu viele Gegentore kassiert. Wir dürfen nicht immer in Rückstand geraten. Ich erwarte daher, dass das Spielsystem darauf ausgerichtet ist, die Räume eng zu machen und den Gegner nicht zur Entfaltung kommen zu lassen. Wir müssen defensiv endlich wieder kompakt stehen. Dies könnte mit einer Rückkehr zum altbewährten 4-5-1 einhergehen. Wir haben dieses System über vier Jahre lang gespielt. Es bietet vielleicht die für den Moment nötige Sicherheit. Wenn dann einige Zeit vergeht, ohne dass die Scheunentore geöffnet wurden, können wir auch wieder an die Offensive denken. Manuel Baum hat in der Pressekonferenz vor dem Spiel angedeutet, dass es eine Rückkehr zu diesem System geben könnte, da mit Martin Hinteregger ein Innenverteidiger gelb-gesperrt fehlt.

In einem zweiten Schritt wird es sehr bedeutsam sein, dass wir uns auf die einfachen Dinge zurückbesinnen. Bälle zur Seite fausten, Standards verteidigen, in „normale“ Kopfballduelle gehen, einfache Pässe an den Mann bringen. Und dann braucht es kein Spektakel bei eigenem Ballbesitz. Lieber halten wir den Ball auch mal in den eigenen Reihen, finden ein Gleichgewicht und bauen etwas langsamer auf, anstatt dem Gegner über schnelle, misslungene Konter immer wieder sofort den Ball zu schenken. Unsere erfahrenen Kräfte werden gefragt sein, den richtigen Rhythmus zu finden und für Ruhe zu sorgen.

Personell würde es mich freuen, wenn wir auch in dieser Hinsicht wieder einen Schwerpunkt auf Zweikampfstärke legen würden. Dominik Kohr, auch wenn die Gerüchte bzgl. einer möglichen Verpflichtung durch Borussia Mönchengladbach sich überschlagen, ist in dieser Hinsicht nicht ersetzbar. Vor allem als Duo zusammen mit Daniel Baier hat er in so vielen Partien den rechten Halbraum besetzt, der gegen Ingolstadt besonders anfällig war. Ich glaube auch, dass wir vom Modell mit zwei Stürmern wieder abrücken sollten, um ein Übergewicht im Mittelfeld zu schaffen. Die Zeit der Experimente sollte vorbei sein.

Hertha ist dabei einer der wenigen Gegner in der Bundesliga, der sich etwas im Niemandsland der Tabelle befindet. Der Druck und der Ansporn ist hoffentlich geringer als bei unserer Mannschaft. Die Leistungen der Hertha in letzter Zeit waren nicht immer überzeugend. Wie würde ich mir einen Befreiungsschlag wünschen. Lasst uns direkt in Berlin alles dafür tun. Denn natürlich brauchen wir im Abstiegskampf zuallererst Punkte. In der Hauptsache muss sich allerdings ein Mentalitätswechsel auf dem Platz zeigen. Aus welchem Holz ist die Mannschaft gemacht? Darauf bin ich sehr gespannt.

Wer aus der Mannschaft führt den FCA aus der Krise und in die Zukunft?

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Diese Saison gestaltet sich immer schwieriger für den FC Augsburg. Kurz vor der Winterpause hat man seit Jahren zum ersten Mal in Augsburg wieder einen Trainer entlassen. Dirk Schuster wurde vor die Tür gesetzt, weil die sportliche Ausrichtung der Mannschaft nicht mehr mit den Vorstellungen der Geschäftsführung des Clubs übereinstimmte. Mit Manuel Baum kam zwar ein zwischenzeitlicher Aufschwung, aber aus der Abstiegsregion in der Tabelle konnte sich der FCA trotzdem nicht nachhaltig lösen. Mittlerweile ist der FCA vollends im Abstiegskampf angekommen. Einerseits liegt das sicher auch an der grundsätzlich großen Leistungsdichte in der Bundesliga. Andererseits hat sich der FCA für teuer Geld verstärkt und sollte genügend sportliche Qualität haben, um im Mittelfeld der Tabelle mitzuschwimmen, ohne sich allzu viele Sorgen zu machen. Zumindest ist das der Anspruch, wenn man nun doch endlich den Trainer mit der passenden Ausrichtung gefunden haben will.

Dennoch trifft den FCA eine Entwicklung in der Mannschaft besonders hart, die zwar vorhersehbar aber nicht planbar war. Die Mannschaft des FC Augsburg ist über viele Jahre an einem Gerüst gewachsen und dieses Gerüst ist natürlich gealtert und gereift. Letztes Jaht hat man dafür auch endlich mit Marvin Hitz fürs Tor eine sehr gute Konstante gefunden, die auf internationalem Niveau überzeugen kann und eigentlich sehr wenige entscheidende Fehler macht. Außer diesem Stützpfeiler ist aber kaum eine Stütze der Mannschaft mehr verlässlich in dieser Saison verfügbar. Ein nötiger Umbruch wird gerade in dieser Saison schon in ersten Schritten vollzogen. Ragnar Klavan wurde vor der Saison nach Liverpool abgegeben und obwohl man mit Martin Hinteregger einen adäquaten Ersatz gefunden hat, tat sich auf ein Mal an einer anderen Stelle in der Abwehr ein Fragezeichen auf. Paul Verhaegh hat entweder seine erste große Formkrise seit er für den FC Augsburg spielt oder der Leistungsabfall vor dem Karriereende kündigt sich nicht nur an sondern ist schon angekommen. Unser Kapitän, der es in Augsburg zum niederländischen Nationalspieler geschafft hat, spielt in dieser Saison konstant unter seinen Möglichkeiten und es ist nicht genau ersichtlich warum. Gegenüber seinem Gegenpart auf der linken Abwehrseite, Kostas Stafylidis, fällt er von der Leistung her deutlich ab. Hätte sich Raphael Framberger nicht am Knie verletzt, würden wir über diese Personalie im Saisonendspurt wohl noch häufiger diskutieren. In der jetzigen Situation fehlen hier schlichtweg die Alternativen.

Im Mittelfeld ergibt sich leider ein ähnliches Bild. Hier war während der gesamten Bundesligajahre des FCA Daniel Baier Dreh- und Angelpunkt des Spiels. Ein genialer Fußballspieler, der in der Vergangenheit wohl nur aus Altersgründen von Jogi Löw keine Berücksichtigung für die Nationalmannschaft erfuhr, musste diese Saison nun schon einige Spiele mit Achillesehnenbeschwerden zuschauen. Vor allem im Spiel gegen den Ball ist Baier immer noch ein geschickter Balleroberer, der statistisch in der Bundesliga mit am meisten Pässe abfängt. Seine Erfahrung in der Spielkontrolle kann wohl von keinem anderen Spieler im Kader ersetzt werden. Die Verteidigungsversuche von Moritz Leitner in seinen bisherigen Einsätzen nach seiner Rückkehr zeigen wie hoch die Latte von Baier in der Vergangenheit gelegt wurde. Und so liegt es nicht nur daran, dass Baum seine taktische Ausrichtung und damit einhergehend seine Aufstellung regelmäßig ändert, dass dem FCA in der Zeit nach dem Abgang von Dirk Schuster die defensive Stabilität etwas abhanden gekommen ist.

Dabei sah es in der Defensive lange Zeit noch gut aus, und erst in der Rückrunde sind die riesigen Löcher aufgebrochen. Offensiv sucht der FCA diese Saison insgesamt doch sehr oft nach Lösungen und findet sie zu selten. Auf der 10er Position war über einige Jahre Halil Altintop ein wichtiger Leistungsträger. Altintop wird im Winter 35 Jahre alt und hat für mich mittlerweile am meisten Wert als Joker mit Einfällen von der Bank. Altintop kommt diese Saison auf eine sehr hohe Anzahl von Einsätzen. Er wird noch oft gebraucht, gerade weil in der Offensive viele Spieler mit hoher Qualität verletzt ausfielen. Caiuby, Finnbogason und Bobadilla haben alle mit Verletzungen lange gefehlt oder fehlen noch und diese Ausfälle kann der FCA nicht einfach so auffangen. Und somit ist Dong-Won Ji der Spieler mit den meisten Einsätzen in der Offensive. Er ist zwar mit 3 Toren in der Offensivabteilung einer der besten Torschützen zusammen mit Raul Bobadilla und  (beide hinter Altintop und Stafylidis mit je 4 Treffern) aber trotzdem oft nicht effektiv genug. Insgesamt ist Ja-Cheol Koo wohl in der Offensive noch am ehesten als Stützpfeiler zu bezeichnen. Danach kam bis zur Genesung von Raul Bobadilla lange niemand. Der ist allerdings nicht der typische Führungsspieler. Er geht zwar immer mit vollem Einsatz voran, übernimmt in kritischen Situation allerdings nicht das Kommando und legt den Hebel um. Wer wird das in Zukunft für den FCA machen? Viel wichtiger wohl: wer wird das nun im Abstiegskampf machen? Für diese Saison hoffe ich auf eine dauerhafte Genesung von Daniel Baier und das er uns erneut zum Klassenerhalt führt.  Boba wird hoffentlich die Tore dafür schießen, aber offensiv muss sich ein Leader zeigen. Hat Halil noch genügen Körner im Tank? Danach bin ich gespannt, wie im Sommer der Umbruch auch von Seite des Clubs weiter begleitet wird. Bei Abstieg droht wohl eine heftige Schocktherapie. Es wäre schön, wenn wir diese erneut vermeiden könnten. Dafür müssen die Führungsspieler sich allerdings zeigen und voran gehen.

Wir sitzen in der Scheiße – Zeit den Karren aus dem Dreck zu ziehen

Die englische Woche ist noch nicht ganz vorbei und wir sind vollends im Abstiegskampf angekommen. Nach Debakeln gegen Bayern und Ingolstadt, spielt Ingolstadt am Wochenende gegen Darmstadt und kann bis auf einen Punkt an uns heranrücken. Es droht nicht (wie so lange diese Saison) der Relegationsplatz. Es droht der direkte Abstieg in die Zweitklassigkeit. In einer Saison, in der wir uns lange in Sicherheit gewähnt haben, stecken wir nun mitten in der Scheiße.

Manuel Baum war vor dem Spiel gegen Ingolstadt von unserer Qualität überzeugt. Noch vor dem Spiel gegen Freiburg hat er kundgetan: „Wir sind von unseren eigenen Stärken überzeugt.“ Derweil sah die Mannschaft sowohl gegen die Bayern als auch gegen Ingolstadt richtig schlecht aus. Auch Ingolstadt hätte noch deutlicher gewinnen können, hat uns durch doofe eigene Fehler (Rogers Fallrückzieher) wieder ins Spiel gelassen und wir können froh sein, dass das Torverhältnis nicht mehr gelitten hat. Der Trend spricht mittlerweile deutlich gegen uns.

Es wird jetzt Zeit für die Verantwortlichen dies anzuerkennen. Bei Manuel Baum scheint die Erkenntnis noch nicht gereift zu sein, wie schwierig die Situation ist. Angesprochen auf die schlechte Darbietung seiner Mannschaft antwortete er auf SKY: „Die Meinung finde ich schon etwas exklusiv.“ Äh, nein. Exklusiv wäre die Darstellung, dass wir gegen Ingolstadt mitgehalten hätten. Defensiv weit weg von früherer Kompaktheit waren wir teilweise überfordert. Das Ergebnis beschönigt doch vieles. Und wenn uns die letzten 15 Minuten positiv stimmen sollen, dann ist das  Augenwischerei. Stefan Reuter sagt dazu: „Wir denken nicht über die 2. Liga nach.“ Vielleicht bin ich auch der einzige der dann denkt, dass bei den verantwortlichen Personen der Ernst der Lage öffentlich noch nicht eingestanden wird oder vielleicht auch nicht angekommen ist. Ich fühle mich ehrlich gesagt etwas verarscht. Ich beobachte, wo es uns nächstes Jahr hin verschlagen könnte anstatt im Westfalenstadion zu spielen. In einem ersten Schritt erwarte ich von allen Beteiligten, dass sie sich dem Ernst bewusst werden. Es ist sehr gut möglich, dass wir am 20.05. 17:30 Uhr aus der ersten Liga abgestiegen sind. Wenn wir weiter so spielen wie am Mittwoch, dann haben wir in der ersten Liga auch nichts verloren.

Wenn wir diesen Schritt der Erkenntnis dann endlich hinter uns gebracht haben, dann können wir versuchen alle zusammen den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Der zweite Schritt, nachdem wir die Situation als bedrohlich anerkannt haben, ist, dass sich jeder Beteiligt selbst fragt, ob er bereit ist die Situation anzunehmen. Die Verantwortlichen untereinander müssen klären, ob sie selbst der Situation gewachsen sind. Es wäre keine Schande für Manuel Baum, als Trainerneuling in der ersten Bundesliga, aufzugeben, wenn es uns die Rettung bringt. Es wäre jetzt auch keine Schande einen Psychologen dazu zu ziehen, der mit dem Team arbeitet. Und wir sollten anfangen, unsere jungen Spieler wie Kevin Danso zu schützen, damit diese nicht verbrannt werden. Die Situation erfordert erfahrene Kräfte mit maximaler Einsatzbereitschaft, die mit der Situation umgehen können. An dieser Stelle Hut ab vor Halil Altintop: nach seiner Einwechslung am Mittwoch war er direkt ein Antreiber, hat angefeuert und gepusht. Wir brauchen mehr davon. Ich hoffe jetzt auch, dass sich die Mannschaft zusammenrottet und gemeinsam die Herausforderung angeht. Von Manuel Baum erwarte ich, dass er genau erkennt, wer den Kopf in den Sand steckt und entsprechend aussortiert. Wer aber bereit ist, bis zum Saisonende alles für den Club zu geben, der wird jetzt gebraucht.

Und wenn ich ehrlich bin, dann beunruhigt mich das am meisten. Ist die Mannschaft wirklich bereit alles zu geben, bis zum äußersten? Unsere Topspieler machen einfache Fehler, wie Marwin Hitz beim ersten Gegentor gegen Ingolstadt. Fouls wie das von Ja-Cheol Koo kurz vor der Halbzeit zeigen, dass es um die Nerven nicht gut bestellt ist. Man sieht auch zaghaftes Zweikampfverhalten. Wir brauchen Konzentration, Entschlossenheit und den Willen, den Karren aus dem Dreck zu ziehen, egal was auch passiert. Den seien wir ehrlich, und das gehört zur Erkenntnisphase dazu: die Bayern wollten es beim Stand von 6:0 noch mehr als wir und Ingolstadt wollte es am Mittwoch mehr als wir. Aber wenn wir das ändern, dann haben wir zumindest noch eine Chance. Eine Chance, dass wir am Ende nicht zum ersten Mal aus der ersten Bundesliga absteigen. Wenn wir uns weiter nicht mit der zweiten Liga auseinandersetzen und uns auf unsere Qualität verlassen, dann reicht das nicht aus. Die anderen kämpfen schon um ihr sportliches Überleben und wir lassen uns die Butter vom Brot klauen. Ich werde sauer, wenn ich das nur schreibe. Wir sollten alle sauer werden und endlich die letzten Prozentpunkte herauskitzeln. Zeit, dass wir endlich anfangen ordentlich zu kämpfen und nicht nur Phrasen dreschen. Ich will auf dem Platz sehen, dass wir kämpfen. Es geht um viel. Es geht um die FCA-Familie, es geht um rot, grün und weiß.

Und wenn es dann am Ende doch nicht reicht, dann haben wir es wenigstens versucht. Aber wie sagt man so schön: Wer nicht kämpft, der hat schon verloren.

In eigener Sache: Man habe ich gekotzt gestern. Ich wollte schon zu einer wütenden Tirade ansetzen, gestern Abend direkt. Es hätte nicht gut geendet. Heute mag man mir vorwerfen, dass ich nicht kritisch genug bin. Ich beobachte dennoch genau, wer und was uns aus meiner Sicht in die heutige Situation gebracht hat. Ich glaube aber fest, dass der Patient noch lebt, auch wenn wir kurzfristig künstlich beatmen müssen. In den nächsten Wochen gibt es nur ein Ziel: den Klassenerhalt. Die Scherben können wir auch danach noch aufkehren und die Verantwortlichen benennen. Heute bringt uns dann aus meiner Sicht nicht weiter. 

Es gibt Gründe, warum es für Panik noch zu früh ist

Spektakel hat er uns versprochen, der Manuel Baum. Gut, es ist schon eine Weile her, aber so etwas wie gegen die Bayern gestern hat er damit wohl nicht gemeint. Unsere Mannschaft wurde hergespielt, phasenweise vorgeführt. Es tat weh beim Zuschauen. Es tut heute immer noch weh. Und es ist nicht das erste Mal. Auf Schalke und in Mainz sahen wir auch nicht gut aus, haben es dem Gegner zu einfach gemacht und Punkte leichtfertig abgegeben. Wir werden nach diesem Spieltag auf dem 16. Tabellenplatz, dem Relegationsplatz, stehen und am Mittwoch gegen Ingolstadt geht es um viel. Ingolstadt nochmal selbst rankommen zu lassen wäre fahrlässig und gefährlich. Die Mannschaft muss am Mittwoch eine Reaktion zeigen. Es braucht Feuer, Biss und Kampf. Die Zeichen dafür stehen nicht so schlecht, wie man nach den subjektiven Eindrücken der letzten Wochen urteilen möchte. Zuerst hat die Mannschaft in vielen Partien schon eine tolle Moral gezeigt. In Darmstadt haben wir nach Rückstand noch gewonnen. Zu Hause gegen Freiburg und Leipzig hat zumindest in beiden Partien der Einsatz immer gestimmt. Die Moral der Mannschaft stimmt immer noch, davon bin ich nach diesen Jahren überzeugt.

Nach dem Spiel gestern bin ich allerdings auch auf die Suche nach Statistiken gegangen, die eine Einordnung der Leistungen unter Manuel Baum erlauben. Manuel Baum hat den FCA mittlerweile in 12 Bundesligapartien betreut und eine Tabelle über diese Spiele sieht wie folgt aus:

Platz Team   Spiele Geschossen  Kassiert Differenz Punkte
1 Bayern München (M, P) 12 33 4 29 32
2 TSG Hoffenheim 12 24 12 12 22
3 Borussia Dortmund 12 23 12 11 22
4 Hamburger SV 12 15 20 -5 20
5 RB Leipzig (N) 12 18 16 2 19
6 VfL Wolfsburg 11 11 11 0 19
7 Werder Bremen 12 21 14 7 18
8 FC Schalke 04 12 15 12 3 17
9 Bor. Mönchengladbach 12 16 12 4 17
10 SC Freiburg (N) 12 16 22 -6 16
11 FC Augsburg 12 13 24 -11 15
12 1. FC Köln 12 19 18 1 14
13 Hertha BSC 12 13 19 -6 13
14 1. FSV Mainz 05 11 10 15 -5 12
15 Eintracht Frankfurt 12 7 16 -9 11
16 Bayer 04 Leverkusen 11 16 19 -3 11
17 FC Ingolstadt 04 11 12 18 -6 10
18 SV Darmstadt 98 12 6 24 -18 7

Die Leistungen der Mannschaft unter Manuel Baum sind im Zeitraum seiner Amtszeit sehr schwankend, aber zumindest insgesamt als mittelmäßig zu betrachten. Wir kassieren mittlerweile zu viele Tore (oh Wunder nach gestern), aber dafür sind wir nach vorne etwas gefährlicher geworden. Was sich mittlerweile rächt, ist die schlechte Ausbeute unter Dirk Schuster. Manuel Baum hat in weniger Spielen mehr Punkte geholt. Insgesamt würde ich gerne feststellen, dass wir damit eines der konstanteren Teams in der Liga sind. HSV und Werder Bremen haben beide ihre schlechte Phasen zu Saisonbeginn überwunden, während Köln, Hertha und Frankfurt sich zu großen Teilen auf ihren guten Hinrundenleistungen ausruhen. Wir haben uns etwas gesteigert, wohingegen Manuel Baum nicht der große Heilsbringer ist.

Haben wir das denn erwartet? Ich für meinen Teil möchte dem gerne widersprechen. Von Europa darf man träumen, und ja ich habe nach oben geschaut. Unser wirtschaftlicher Rahmen ist trotzdem immer noch beschränkt, es wird fieberhaft im Umfeld an einer Professionalisierung gearbeitet und wir investieren gerade auch in unsere Jugendspieler. Mit Kevin Danso und Tim Rieder standen gestern wieder zwei unserer Jungs in der ersten 11. Sie haben die wichtige Erfahrung einer Partie gegen Bayern München gemacht und werden sich weiterentwickeln. Ich glaube daran, dass diese Wettkampfpraxis entscheidend weiterbringen wird und dass wir für diese Investitionen, die Manuel Baum gerade verantwortet, mittelfristig belohnt werden. Wenn dann wie in München eine mannschaftliche Struktur verloren geht und die Dämme etwas brechen, dann kann ich damit gut leben. Die Leistungen die unsere Jugendspieler zeigen, entlohnen für so manches Leid und in dieser Hinsicht übertrifft Manuel Baum alle Erwartungen.

Jetzt heißt es für die restlichen Spiele zusammenzustehen. Wenn wir den Trend nur gegenüber einem aus Mainz und Leverkusen fortsetzen, dann reicht es für uns aus eigener Kraft zum Klassenerhalt. Mal wieder. Nur Zweifel sollten wir uns nicht selbst einreden. Dafür sind auch die schlechten Leistungen nicht aussagekräftig genug. Noch nicht. Ich wäre sehr froh, wenn es diese Saison überhaupt nicht soweit kommt.

#egalwasauchpassiert Augsburg hält zusammen

Heimspiel gegen Freiburg. Voller Heimbereich. Beste Stimmung im letzten Heimspiel gegen Leipzig. Abseits des Platzes nichts zu meckern, oder?

Der FC Augsburg hat unter der Woche eine neue Marketingkampagne gestartet. Die letzten 10 Spiele der Saison sollen unter dem Motto „Augsburg hält zusammen“ angegangen werden. Das Motto kommt aus der Augsburger Fanszene, die vor dem ersten Heimspiel dieser Saison ein Banner mit diesem Slogan gehisst hatte. Das Banner umfasste allerdings auch einen ersten Teil, der „Egal was auch passiert“ lautete. Für das Spiel gegen Freiburg passt das Motto erstmal richtig gut. Der FCA hat die Helfer der Bombenevakuierung von Weihnachten mit Freikarten für das Spiel ausgestattet. Während der Evakuierung hatte der FCA das Stadion für viele Menschen als Zufluchtsort zur Verfügung gestellt. Vorbildlich.

Offizielles Banner des FC Augsburg zur Kampagne

In eigener Sache hatte ich im Blog den Slogan „Augsburg hält zusammen“ aufgegriffen und T-Shirts damit in Augsburg produzieren lassen. Diese wirken nun, als ob sie zu dieser Vereinskampagne gehören. Alle Erlöse aus dem T-Shirt Verkauf wurden an Simon gespendet. Wer nun auch so ein T-Shirt haben will, der kann sich kurz unter kontakt@rosenau-gazette.de melden, dann werde ich schauen, was wir da noch machen können. Erlöse gehen natürlich weiterhin an Simon. Bei viel Interesse lassen wir halt nochmal ein Ladung produzieren. 

Dennoch wird sich erst in den nächsten Wochen zeigen, wohin die Reise dieser Vereinskampagne noch geht. Außer den beiden Bannern, die in diesem Beitrag abgebildet werden, hat der FCA bisher nicht veröffentlicht, was er sich noch unter diesem Motto vorstellt. Ich würde mir allerdings wünschen, dass die Kampagne längerfristig angelegt und nicht nur kurzfristig im Abstiegskampf genutzt wird. Auf Twitter und auf den Bannern nutzt der FC Augsburg in diesem Zusammenhang #BundesligaGEIL als Hashtag. Was ein Mist. Die zweite Liga ist ja auch eine Bundesliga und um die Ligazugehörigkeit geht es doch gar nicht. Ich war schon in der zweiten Liga da und ich würde bleiben. Klar ist erste Liga toll, aber doch noch lange nicht alles. Ihr kommt mit so was derweil euch die Kurve einen geilen Hashtag geliefert hat? Der Hashtag müsste heißen: #EgalWasAuchPassiert. Oder haben wir mittlerweile aufgehört langfristig zu denken?

Offizielles Banner des FC Augsburg zur Kampagne

Mir wäre zudem wichtig, dass der Verein sich nicht damit zufrieden gibt, aus dem Motto eine reine Marketingkampagne zu machen, sondern selbst wieder mehr überlegt, wie er in der Stadt und Region positiv wirken kann. Walter Seinsch hatte auch immer im Hinterkopf sich gesellschaftlich z.B. gegen das Vergessen zu engagieren. Die Bedeutung dieses Engagements wird vielen vielleicht erst jetzt bewusst. Der FCA war in diesem Zusammenhang nie ein unpolitischer Verein. Und auch wenn sein Engagement in der Endphase der Seinsch Ära teilweise zu skurrilen Situationen geführt, wäre es schön, wenn sich der FC Augsburg wieder proaktiver seiner gesellschaftlichen Verantwortung bewusst wird. Klar kann man sich an die Kampagne von Andreas Luthe dranhängen, aber da geht doch mehr. Klingt erstmal nicht mehr so #BundesligaGEIL, bildet aber aus meiner Sicht den Kern von „Augsburg hält zusammen“. Und nachdem #BundesligaGEIL bei Twitter schon ordentlich veralbert wird, bleibt zu hoffen, dass die restliche Kampagne nachhaltig Werte schafft. Nicht nur für den Fußball sondern für die ganze Stadt.

Leipzig im Rückspiegel, der Blick geht nach oben

Wellen hatte das Spiel gegen RB Leipzig schon im Vorhinein geschlagen. Ordentliche Wellen. Der FC Augsburg hatte eine Pressemitteilung herausgegeben und ein erhöhtes Sicherheitspersonal und diverse Maßnahmen (Kontrolle von Bannern u.a.) bekannt gegeben. Die Szene Fuggerstadt, der Dachverband der aktiven Fans in Augsburg und nicht wie vielerorts berichtet nur die Ultras, haben mit einer Stellungnahme geantwortet, in der die Maßnahmen als populistisch bezeichnet wurden. Es war von Vertrauensverlust die Rede. Die Augsburger Allgemeine hat direkt vermutet, dass dies dazu führt, dass die Freundschaft zwischen Verein und aktiver Szene beendet scheint. Derweil saßen alle Parteien schon längst wieder an einem Tisch um sich auszutauschen und  der FCA hat noch vor dem Spiel eine weitere Stellungnahme veröffentlicht und vom erfolgreichen Dialog berichtet. Erneut hat es von außen niemand geschafft einen Keil zwischen Fans und Verein zu treiben. Quasi wie in einer guten Ehe.

Im Stadion hat die Nordwand dann vor Spielbeginn eine Choreografie unter dem Motto „Black Friday“ aufgeführt. Schwarze Plakate und durchgestrichene Logos wurden hoch gehalten mit der Unterschrift: „DFL, RB und DFB Hand in Hand fahren den Fußball an die Wand“.

Sky hat keine Bilder davon gezeigt. Die Bundesliga übernimmt selbst die Bildregie ab ca. 20:20 Uhr und hat die kritische Choreo in der Bildregie zensiert. Sky hat dann später  im Nachgang zum Spiel darauf verzichtet, auf den friedlichen Protest einzugehen. Objektive Berichterstattung fand in diesem Fall so nicht statt. Etwas zynisch könnte man meinen, dass es für Fans schon Gewalt braucht, bis sich gewisse Medien überhaupt für den Protest interessieren.

Später wurden in der zweiten Halbzeit Banner hochgehalten mit folgendem Text:

Sachliche Kritik ja, aber der Vergleich ist total daneben und unter der Gürtellinie. Sollen die Steineschmeißer relativiert werden? Hat ein Sponsor eine Verantwortung für verunglückte Sportler? Was soll das? Insgesamt war dies rund um das Stadion allerdings der einzige diskussionswürdige Vorfall. Es blieb ansonsten komplett ruhig.

Während der Woche war etwas untergegangen, wie dünn die Personaldecke mit angeschlagenen und verletzten Spielern wie Johnny Schmidt, Alfred Finnbogason, Raul Bobadilla, Jeffrey Gouweleeuw, Daniel Baier und Paul Verhaegh beim FC Augsburg wirklich war. Von den angesprochenen konnte letztendlich nur Raul Bobadilla spielen. Manuel Baum sagte in der Pressekonferenz vor dem Spiel: „Wir haben dann schon noch das ein oder andere Personalrätsel dann zu lösen, wenn die denn dann ausfallen sollten.“ Und das tat er dann auch. Raphael Framberger durfte erneut von Beginn an ran, musste später aber leider verletzt raus. Kevin Danso kam zu seinem Debüt. Mit 18 Jahren wurde er jüngster Debütant in der Bundesligageschichte des FCA und lieferte eine tolle Leistung ab. Meine Träume von einer Stammelf waren erneut begraben.

Manuel Baum hatte weiterhin angekündigt: „Ich denke wir sind inhaltlich gut vorbereitet auf dieses Spiel.“ Das war der FCA dann auch. Mit einer 3er Kette und einem Fünfermittelfeld und hohem Pressing wollte man die Leipziger zu langen Bällen zwingen, was überwiegend gut funktioniert hat. Die Räume im Zentrum waren meist eng und die Leipziger mussten oft auf die Flügel ausweichen. Nach einem strammen Distanzschuss von Kostas Stafylidis führte der FCA 1:0. Allerdings sollte sich zeigen, dass man die Leipziger nicht über 90 Minuten kontrollieren konnte. Nach einer wunderbaren Angriffskombination, die äußerst schwer zu verteidigen war, kam RBL zum Ausgleich. Das 1:2 fiel dann nach einer Ecke. Leipzig hatte zu diesem Zeitpunkte beste Chancen den dritten Treffer zu erzielen und in Augsburg zu gewinnen. Dennoch kam das Mentalitätsmonster, das der FCA im Moment ist, wieder zurück. Martin Hinteregger lief einen Konter mit, Raul Bobadilla sicherte den Ball in seiner einmaligen Manier und am Ende stand das 2:2 durch Hinteregger. Stafylidis hat dann kurz vor Schluss noch den Pfosten getroffen und die Krönung des Abends verpasst.

Der Abend war trotzdem ein voller Erfolg. Es blieb friedlich und zwischen Verein und Fans ist weiterhin kein Keil zu erkennen. Sportlich war die Leistung zudem ein deutlich Schritt nach vorne, auch mit äußerst dünner Personaldecke. Dazu kamen wieder Spieler aus der eigenen Jugend zum Einsatz und lieferten tolle Leistungen ab. Die Stimmung war großartig und das Augsburger Lechfield war zumindest für ein Spiel wieder zurück. Wer glaubt an diesem Tag nicht, dass wir auf dem richtigen Weg sind? Es macht wieder richtig viel Spaß! Es sind momentan 7 Punkte auf Platz 6. Lasst uns angreifen!

Ihr seid Dosen, wir sind voll

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Es ist aus meiner Sicht seit langem das mit am meisten Spannung erwartete Spiel. Es geht um die Partie gegen RB Leipzig am Freitagabend und die Spannung bezieht sich nicht auf das Geschehen auf dem Rasen. Die Erwartungshaltung an das Spiel auf dem Rasen ist schnell geklärt. Ich erwarte, dass die Mannschaft stabil steht, sich in die Zweikämpfe wirft und Leipzig so gut als möglich Paroli bietet. Auf dieser Basis schauen wir dann einfach, was am Ende dabei herauskommt.

Meine Spannung bezieht sich allerdings auf die Geschehnisse rund ums Stadion. Nachdem was zuletzt in Dortmund passiert ist und nachdem Verhalten einiger Fans gegenüber Georg Teigl in der Hinrunde, hoffe ich, dass unsere Ultras sich nicht bewusst asozial verhalten werden. Zudem bin ich gespannt, wie der FCA insgesamt mit diesem Spiel umgeht. Werden Spruchbänder kontrolliert und evtl. zensiert, um Strafen gegen den Verein zu vermeiden? Vor allem anderen hoffe ich, dass es friedlich bleibt und dass es in keinster Weise zu Zusammenstößen zwischen den Fangruppen kommt. Augsburg Calling geht mal wieder voran und veranstaltet auch gegen Leipzig ein Rahmenprogramm für Heim- und Gästefans.

Derweil bin ich niemand der das Konstrukt RB Leipzig gut heißt oder mit seiner Kritik zurückhaltend ist. RB Leipzig sollte aus diversen Gründen keine Bundesligalizenz erhalten haben. Bei der Durchsetzung der Lizenzauflagen ist die DFL lasch gewesen und hat das Konstrukt durch gewunken. Der Hauptzweck von RB Leipzig ist die Werbung für einen Energiedrink und nicht der Fußballbetrieb. Darin unterscheidet sich RB auch von den Werksclubs in der Liga. Ja, es geht hier um teilweise kleine Unterschiede, aber wo ist die Grenze? Auch ich vertrete die Meinung, dass das Konstrukt RB bewusst über diese Grenze getreten ist. Sie wurden gelassen. Und ja, auch ich erkenne eine gewisse Wagenburgmentalität.

Deshalb wünsche ich mir für das Spiel gegen Leipzig Protest der Augsburger Fans. Lauten, eindrücklichen Protest. Dieser sollte sich dabei allerdings in fairen Grenzen bewegen. Humor wäre auch toll, Hoffenheim hat es vorgemacht. Die Leipziger Fans können nichts dafür, dass ihr Verein ein solche Werbekonstrukt ist. Klar könnten sie sich auch unterklassigen Fußball anschauen. Aber wer will ihnen verwehren, dass sie gerne Bundesliga sehen und erleben wollen. Dazu (und dafür werde ich mir einiges anhören müssen) haben die Leipziger Fans wohl die gleichen Grundsätze, die ich bei mir sehe. Die Leipziger Fans sind eher weniger gewaltbereit und zum Großteil friedlich. Und ich glaube, dass es einige Bemühungen gibt, den Verein aktiv zu supporten und eine entsprechende Fankultur aufzubauen.

Natürlich sind diese Bemühungen von Vereinsseite getrieben. An diesem Punkt sind aus meiner Sicht nun die organisierten Fangruppen anderer Vereine gefordert. Unterhaltet euch darüber, wie ihr euch gegenseitig helfen könnt. Die junge Leipziger Szene könnte von den reichhaltigen Erfahrungen anderer sicher enorm profitieren und wäre dann nicht mehr so abhängig vom Konstrukt RB. Anfeindungen und Hass werden RB und die Fans nur enger zusammenschnüren. Ich glaube nicht, dass schon alle Mittel der Kommunikation erschöpft sind. Vielleicht haben wir einfach bisher nicht das richtige Forum bzw. die richtige Ebene gefunden? Vielleicht bin ich einfach naiv?

Derweil können auch wir in Augsburg noch viel von anderen Vereinen lernen. Die Mitbestimmungsmöglichkeiten für Fans sind durch unser eigenes Investorenmodell sehr gering. Immerhin jubeln wir unser eigenen Traditionsmarke zu, aber dennoch können auch wir uns immer noch strukturell verbessern. Ich habe mich erst am Freitag über alternative Fanartikel in Hannover aufklären lassen und festgestellt: Es ist nicht schwer auf Menschen zu zu gehen. Dies ist keine Kapitulation, dies ist erst der Anfang.

Nach Darmstadt mit dem Wunsch nach einer Stammelf

Sieben Spiele unter Manuel Baum stehen mittlerweile in den Büchern. Neben den erfreulichen Ergebnissen vor der Winterpause (Sieg gegen Gladbach, Unentschieden gegen Dortmund), sind nun auch Analysen von Niederlagen gegen Hoffenheim, Mainz und Leverkusen notwendig. Siege gegen Bremen und Wolfsburg stehen positiv in der Bilanz, waren aber teilweise glücklich (v.a. gegen Bremen).

In diesen 7 Spielen hat Manuel Baum genauso viele Spieler eingesetzt, wie Dirk Schuster in den 14 Partien zuvor. Beide Trainer haben insgesamt auf 23 Spieler zurückgegriffen. Das ist in Relation zu den absolvierten Spielen eine enorme Anzahl. Pep Guardiola hat letzte Saison in 34 Spielen 25 Spieler eingesetzt, Thomas Tuchel 26 Spieler. Sowohl Dortmund als auch die Bayern mussten international ran. Markus Weinzierl hat in einer vollen Saison mit Dreifachbelastung in der Bundesliga 27 Spieler eingesetzt.

Regelmäßig die Startelf umzubauen und sie den Gegnern anzupassen, gehört laut Süddeutscher Zeitung zu Baums Prinzipien. Derweil führt die andauernde Rotation zu Problemen, denn Automatismen zwischen Spielern, die sich regelmäßig einstellen, wenn diese dauerhaft miteinander Fußball spielen, stellen sich schwerer ein. Es kommt zu Abstimmungsfehlern und Pannen, die in der Abwehr dann vermehrt zu Gegentoren führen. Diese Probleme tauchen noch häufiger auf, wenn man zusätzlich zur Rotation noch versucht den Spielern neue Spielideen einzutrichtern. Wer die letzten Spielen gesehen hat, der wird zustimmen, dass die Gegentore zu leicht fallen und wir es den Gegnern zu leicht machen.

Deswegen liegt meine Hoffnung gegen Darmstadt darin, dass wir langsam zu einer Stammelf finden, die eingespielt und abgestimmt agiert. Der erste Überraschungsphase nach Baums Übernahme der Mannschaft ist vorbei. Man könnte auch sagen: Honeymoon is over. Die Gegner haben nun auch einige Spiele, an Hand derer sie seine Spielweise analysieren können. Deswegen wird es in den nächsten Spielen wieder wichtiger Fehler zu reduzieren und den Hurrafußball etwas zu beschränken. In diesem Fall bin ich zuversichtlich, dass wir mit der Qualität in der Mannschaft den Trend umkehren können. Dennoch muss Manuel Baum jetzt zeigen, dass er seine Philosophie auch ein wenig über Bord werfen kann, um für Stabilität zu sorgen. Ansonsten haben wir in Augsburg bald die erste Krise in Baums Amtszeit an der Backe. Das wäre dann doch recht schnell gegangen.

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