1. FC Magdeburg – FC Augsburg
(DFB Pokal)
Nun ist es endlich soweit. Vorbei die Zeiten ergebnisloser Testspiele, vorbei all das Vorgeplänkel. Was auch immer in der Vorbereitung geschah, zählt nichts, denn Test- und Pflichtspiele, das lernten wir gestern, sind zwei unterschiedliche Paar Stiefel.
Die Ausgangslage
DFB-Pokal, erste Runde. Alle Uhren werden auf Null gestellt. Was vor 3 Jahren in Magdeburg geschah, ist vergessen – naja, nicht ganz, aber zumindest theoretisch. Denn von den Akteuren von damals, standen gestern nur Marwin Hitz und Daniel Baier im Aufgebot des FC Augsburg. Personell konnte man auf fast alles zurückgreifen, was man im Kader hat. Ji, Caiuby, Stafylidis, Bobadilla und Kacar – so der FC Augsburg per Twitter – ließ man angeschlagen in Augsburg zurück.
Zusatzinfo: Ji, Caiuby, Stafylidis, Bobadilla und Kacar sind leicht angeschlagen in Augsburg geblieben. #DFBPokal #FCMFCA pic.twitter.com/IHX9b1gxSj
— FC Augsburg (@FCAugsburg) 13. August 2017
Die Aufstellung war dementsprechend ohne größere Überraschungen. Man spielte gegen eine offensiv ausgerichtete Mannschaft wie dem 1. FC Magdeburg mit dem bewährten 4-2-3-1. Vor Marwin Hitz, der im Pokal starten durfte, fanden sich Max, Gouweleeuw, Hinteregger und Framberger ein. Die Doppelsechs belegten Neu-Kapitän Baier und Neu-Zugang Khedira. Davor agierten Heller auf Links, Gregoritsch als fluider Zehner und Schmid auf Rechts. Im Sturm, wer sonst, Alfred Finnbogason.
Das Ergebnis
Nicht unverdient blieb auch der zweite Betriebsausflug nach Magdeburg erfolglos. 2:0 stand nach 90 Minuten auf der Anzeigetafel der MDCC-Arena, nachdem – wie schon vor 3 Jahren – Christian Beck das erste Tor markierte, und Tobias Schwede mit dem Empty Netter die Sache besiegelte.
Über die gesamte Spielzeit hinweg waren die Magdeburger agiler, bissiger und wurden am Ende zurecht für ihr forsches, offensives Auftreten belohnt. Von einem Klassenunterschied war nichts zu sehen und auch die Spieldaten, die einen ausgeglichenen Ballbesitz, jedoch fast ein Drittel mehr Torschüsse und deutlich mehr gewonnene Zweikämpfe auf Magdeburger Seite auswiesen, zeugen davon, dass der FCA nicht nur gefühlt diesem Spiel hinterherlief.
Worüber wird diskutiert?
Sicherlich hätte das Spiel eine andere Wendung genommen, wäre in der 71. Minute ein Strafstoß für Augsburg gepfiffen worden, nachdem ein Schuss von Sergio Cordova im Strafraum mit der Hand abgewehrt wurde. Die Handbewegung war unnatürlich, der Arm vergrößerte die Körperfläche und eine so schlechte Sicht hatte auch Schiedsrichter Guido Winkmann nicht. Dennoch: Sich hieran festzuklammern würde dem gesamten Spielverlauf nur bedingt gerecht werden, denn – Strafstoß hin oder her – die Magdeburger waren schlichtweg die bessere Mannschaft.
Mehr Diskussionsbedarf sollte vor allem die komplett verkorkste Spieleröffnung bieten. Natürlich stellte auch Manuel Baum seine Mannschaft auf forsch auftretende Magdeburger ein, die den Gegner früh anlaufen würden und deren Spiel auf Pressing ausgelegt ist. Aber was der FC Augsburg dann auf den Platz brachte, war das komplette Gegenteil von dem, was wir in der Vorbereitung sehen konnten: Die konzentrierten, strukturierten Spieleröffnungen, sei es über Daniel Baier aus dem Zentrum, über Philipp Max und Raphael Framberger über die Außen oder als Ultima Ratio über Marwin Hitz, konnte man in diesem DFB-Pokalspiel gegen Magdeburg an einer Hand abzählen.
Was war gut?
Um den Teufel an die Wand zu malen wäre es jedoch zu früh, denn auch wenn man nun auch 2018 im Mai keine Fahrt nach Berlin buchen kann, gab es im Spiel des FC Augsburg gegen den 1. FC Magdeburg auch ein paar wenige Lichtblicke.
Vor allem vorne und hinten stimmte es: Marwin Hitz, auch wenn er in zwei Situationen für ihn unübliche Wackler im Stellungsspiel vorwies, überzeugte wie man es von ihm gewohnt war. Es wird schwer werden für Fabian Giefer und Andreas Luthe an so einem Hitz vorbeizukommen und Ansprüche auf den Stammplatz im Tor des FC Augsburg anzumelden.
Auch Alfred Finnbogason wusste zu überzeugen, zwar nicht als Torschütze, aber er war einer der wenigen auf dem Platz, die durch kluge Pässe auf seine Mitspieler auffielen. Zudem arbeitete der Isländer nach hinten überragend mit und hatte mehr auffällige Aktionen am eigenen Strafraum als am gegnerischen. Ebenfalls positiv fiel Jonathan Schmid auf, der endlich nicht aus seinem Tempo Kapital schlagen konnte, sondern auch ordentliche Chancen erarbeitete und sich technisch stark durchsetzte.
Was war schlecht?
Und da wären wir auch schon beim großen Aber. Denn auch ein solide spielender und in der Rückwärtsbewegung mitdenkender Sturm wird auf die Dauer einer Bundesligasaison sein Geld kaum wert sein, wenn er vorne keine Buden schießt. Beim FC Augsburg mangelte es gestern nicht nur im Spielaufbau, auch – und da schließt man lückenlos an die vergangene Saison an – in der Chancenverwertung gibt es massig Luft nach oben. Die wenigen Möglichkeiten, die man sich über 90 Minuten erarbeitete, blieben ungenutzt.
Nicht ganz unschuldig an dem durchwachsenen Ergebnis sind auch die Neuzugänge – oder besser: deren Integration. Mit Raphael Framberger, Rani Khedira, Michael Gregoritsch und Marcel Heller standen gleich vier Spieler in der Startelf des FC Augsburg, die es in vergangenen nicht taten. Allen merkte man an, dass das Getriebe noch nicht so reibungslos schnurrt, wie es müsste, um einen Gegner wie den 1. FC Magdeburg vor heimischem Publikum zu schlagen – oder in der Bundesliga zu bestehen.
Was passiert als nächstes?
Schon in einer Woche, am kommenden Samstag, trifft man nun auf den anderen großen Verlierer der ersten DFB-Pokalrunde: Den Hamburger SV. Dass es auch dort nicht rund lief, zeigt zum einen das Spiel gegen Osnabrück, bei dem man sich in 70. Minuten gegen eine dezimierte Mannschaft hat vorführen lassen.
Doch nur weil die anderen auch schlecht waren, sollte einem kein unnötiges Selbstbewusstsein geben. Wir spielen auswärts, es ist der erste Spieltag. Beides Faktoren, die in der Vergangenheit nicht dazu führten, dass der FC Augsburg sich eine Spielhoheit erarbeiten konnte.
Und auf den Business Seats?
Neben dem üblichen Gegrantel über das frühe Ausscheiden im DFB-Pokal auf der einen Seite, gab es auch viel wohltuendes Relativieren auf der anderen. Undankbar ist es, gegen einen Drittligisten antreten zu müssen, die schon vier Pflichtspiele machen und aus den Fehlern lernen durften. Und außerdem wurde man doch auch nach der letzten Pokalpleite in Magdeburg am Ende der Saison Fünfter und spielte danach europäisch. Aha, okay. Das gute Omen nehmen wir gerne so mit in die Saison.
Doch nicht nur das schlechte Abschneiden der Mannschaft in Magdeburg sorgte am gestrigen Abend für Irritationen. Aus dem Off – oder vielmehr auf Instagram – meldete sich Kostas Stafylidis zu Wort und postete:
Topfit? Gesund? In der Info des Vereins (s. oben) hieß es noch, der Grieche sei angeschlagen zuhause gelassen worden. Wie es scheint, bahnt sich zwischen dem FC Augsburg und Stafylidis ein Rosenkrieg an. Wechselgerüchte, sogar dass der Linksverteidiger zum HSV gehen soll, gibt es zur Genüge, und dass der Verein Spieler, die in Transferverhandlungen stehen nicht auflaufen lässt, ist auch keine Neuigkeit. Aber die Info, Stafylidis sei angeschlagen, war unsinnig. Schließlich erwähnte man in der Meldung ja auch Usami, Teigl, JICB oder Leitner nicht, die ebenfalls nicht in Magdeburg dabei waren. Ebenso unsinnig erscheint einem auch der Post von Stafylidis, mit dem er nun leben muss. Wenn es eine Trennung gibt, ist das manchmal einfach so. Beide Seiten sollten sich aber nun darauf verständigen, welche Art der Trennung es werden wird.