Servus Hinti!

So wütend

Am Anfang der Spielzeit träumte ich wie fast jedes Jahr vom Europapokal. Am Anfang der Woche erkannte ich diesen Verein nicht wieder. Mit Blick auf die vieldiskutierten Themen der Bundesligawoche legte am Sonntag Hannover 96 mit der Vorstellung von Thomas Doll beeindruckend vor. Doch schon am nächsten Tag tauchten die ersten Gerüchte über eine bevorstehende Verpflichtung von Jens Lehmann in Augsburg auf und als am Nachmittag die Bestätigung folgte, sah man vor dem inneren Auge, wie sich Stefan Reuter in Selbstzufriedenheit über diesen Konter aus dem Lehrbuch des Bundesligaboulevards sonnte. Selbst in Hamburg zog man in stiller Anerkennung den Hut.

Welchen Sinn die Verpflichtung des umstrittenen Altstars als Co-Trainer haben soll, mag sich dem gemeinen Fußballfreund auf den ersten Blick nicht so recht erschließen. Natürlich verfällt man in der gegenwärtigen Situation und mit Blick auf die beteiligten Akteure fast zwangsläufig in die gewohnten Mechanismen reflexhafter Kritik. Doch auch wenn sicherlich jedem ungeachtet von Klischee und Vorurteil eine faire Chance zugestanden werden muss, so bestehen doch berechtigte Zweifel, ob ein Jens Lehmann zu einem Verein wie dem FC Augsburg passt. Ungeachtet der ihm zugedachten Rolle als gut bezahlter Gesprächspartner für den Cheftrainer. Die Diva und der bodenständige Provinzverein?

Es sagt viel über die gegenwärtige Situation aus, dass das Medieninteresse am FCA zuletzt so groß war, als Liverpool mit Jürgen Klopp im Europapokal in Augsburg gastierte. Und dabei soll keinesfalls das oftmals rezitierte Klischee des etwas biederen aber durchweg sympathischen Familienvereins bemüht werden.

Ein Spiel, zwei Sichtweisen

Das andere Klischee dieser Tage ist mit einem Klapphandy verbunden. Ein kritischer Spieler wie Martin Hinteregger ist sicherlich nicht das reine Gegenbild zum stromlinienförmigen Mainstreamprofi. Aber es war sichtlich angenehm, einen Spieler zu sehen, der nicht immer fehlerfrei aber mit großem Herz, Leidenschaft und Sympathie spielte und argumentierte. Sein erstes Bundesligaspiel unter Manuel Baum entschied er noch mit dem Tor des Tages für den FCA. Das vermutlich letzte Spiel beendete er mit einer veritablen Grätsche am Mikrofon des Bayerischen Rundfunks.

Seine Kritik im Nachklang des Spiels mag man zu Recht kontrovers diskutieren. Es mag keine kluge Entscheidung gewesen sein, den Trainer in den Medien derart bloß zu stellen. Wobei die Wortwahl doch darauf hindeutet, dass dies weder in Inhalt noch Form in dieser Weise intendiert war. Aber er hatte Recht und dies mit jedem Wort. Das Spiel war eine Zumutung und die gewählte Taktik erwies sich schon nach den ersten Spielminuten als völlig falsch. Der über ein Jahr andauernde Leistungsabfall tritt mittlerweile überdeutlich zu Tage, was bislang nur durch einige gute Spiele kaschiert wurde, die zwar kaum Punkte aber Anerkennung brachten.

Man kann hier auch die Frage aufwerfen, ob die spielerische Entwicklung dem Trainer oder den besseren Spielern zu verdanken war. Normalerweise ist dies ein Wechselspiel, aber derzeit nimmt sich ein Faktor aus der Gleichung. Zuletzt wirkte Baum unsicher und vor allem auch – und das wiegt weit schlimmer – agierte er entgegen anderslautender Bekundungen ohne die notwendige Selbstkritik.

Da stand nun ein Hinteregger, der wie üblich kein Blatt vor den Mund nahm, während der Trainer sich in größter Erregung gemeinsam mit dem Manager über die Schiedsrichter echauffierte. Und dies in einer Wortwahl, die mindestens ebenso unangebracht war wie die Brandrede des Österreichers.  Innenverteidiger wie auch Trainer waren nach dem Spiel sichtlich aufgebracht. Wie übrigens auch der gemeine Fan, der es mit dem FCA hielt und die vorangehenden 90 Minuten in Gefühlszuständen zwischen peinlich berührt und  konsterniert ertragen musste.

Was eben nicht nur den Spielern anzulasten ist, denn dieselbe Mannschaft war schon gegen ein ebenso famos aufspielendes Gladbach zu anderen Leistungen fähig. Aber was nun blieb war ein Cheftrainer, der in der Pressekonferenz das zu Unrecht gegebene Tor in den Mittelpunkt rückte und allen Ernstes fabulierte, dass man mindestens das Unentschieden wenn nicht gar ein Sieg dank Kontertor verdient gewesen wäre. Nun war die Szenerie vollends nicht mehr ernst zu nehmen. Und es zeigt nicht nur die Empfindlichkeit der Führungsriege in der derzeitigen Situation, sondern vor allem auch eine bedenkliche Fehleinschätzung derselben.

Der neue Augsburger Stil

Das skurrile in dieser Situation ist nun, dass Reuter im Prinzip nun nichts anderes getan hat als Hinteregger. Durch die Verpflichtung von Lehmann hat er den Cheftrainer demontiert und ihm letztlich das Vertrauen entzogen.  Der Clou ist dabei, dass er dies im Gegensatz zum Österreicher tat, ohne selbst das Gesicht zu verlieren. Man könnte fast den Hut ziehen vor diesem feinen Tackling.

Doch was bleibt ist das desolate Bild eines Vereins und seiner handelnden Personen, der zumindest im Boulevard abseits des Platzes wohl leider endgültig in der Bundesliga angekommen ist. Es gab immer wieder große und kleine Aufreger in Augsburg, die mal mehr oder minder souverän gelöst wurden. Und man hat auch gut daran getan, in den Krisen der letzten Jahre an den Trainern festzuhalten. Doch in der gegenwärtigen Situation wirken alle Beteiligten ratlos und lächeln über diese Ratlosigkeit hinweg. Selten hat sich ein Führungsteam mit wirklich jeder zu treffenden Entscheidung derart kolossal vertan. Man hätte die Situation ruhig und besonnen lösen können. Doch hieran hatte man kein Interesse. Es wirkt, als sei dies der neue Stil des FCA.

Und so zauberte man mit Jens Lehmann eine Überraschung aus dem Hut samt der üblichen abgedroschenen Phrasen vom Top-Profi, der für Siegermentalität und Einsatz stehe. Auf der Pressekonferenz betonte der Manager auch auf Nachfrage, dass er nicht den Eindruck gehabt habe, dass Martin Hinteregger noch bedingungslos hinter der Idee Augsburg stehen würde. Und auch da ist dem Innenverteidiger zu folgen. Denn diese Idee Augsburg ist nicht mehr die Idee, die den Verein über Jahre hinweg begleitet und ausgezeichnet hat. Es ist die selbstgefällige Idee einer Führungsetage, die das Augenmaß und das Gespür für den Verein verloren hat.

Was soll der Scheiß?

Das Jahr 2018 will seine Fußballspiele zurück. Nachdem Spiel seiner Fortuna hat Friedhelm Funkel zu Protokoll gegeben, dass sie gespürt hätten, dass wir Probleme haben. Er hat dreimal offensiv gewechselt und am Ende hat die Fortuna den Sieg geholt, nachdem wir sie am Anfang nicht ins Spiel haben kommen lassen. Der FC Augsburg spielt mal wieder anfänglich gut und lässt sich danach das Spiel aus den Händen nehmen. Keiner kann es mehr hören oder sehen.

Ich kann es auch nicht mehr hören, wenn Manuel Baum Dinge sagt wie: „Ich bin überzeugt von den Jungs, die wir haben und von dem, was wir machen. Wir waren ja gut im Spiel, haben aber versäumt das 1:0 zu machen.“ Klar, mit ein bisschen Matchglück geht der Pfostenschuss von Daniel Baier ins Tor. Wenn allerdings die gefährlichsten Schüsse deiner Mannschaft (abseits des Freistoßtors von Johnny Schmid) von Daniel Baier und Jan-Ingwer Callsen-Bracker kommen, dann braucht man das auch nicht mehr schön reden. Wenn sich dann ein toller Kerl wie Raphael Framberger dazu noch das Kreuzband reißt, dann war der Start in die Rückrunde direkt katastrophal. An dieser Stelle die besten Genesungswünche, lieber Frambo!

Wir stehen im Moment 3 Punkte besser da, als in unserer schlechtesten Bundesligasaison zum gleichen Zeitpunkt. 3 Punkte ist verdammt wenig. Wir sind mitten im Abstiegskampf. Zur nächstplatzierten Mannschaft beträgt der Abstand nun schon 6 Punkte und zur nächsten Partie geht es gegen Gladbach. Gladbach stellt dieses Jahr ein Team, das eine tolle Saison spielt. Die Lage ist bedrohlich. So bedrohlich wie schon seit Jahren nicht mehr.

Klingen die Aussagen der Verantwortlichen immer danach? Ist die Mannschaft mit dem Kopf im Abstiegskampf angekommen? Ich glaube das nicht bei allen. Anstatt sich mit vollem Fokus auf die Dinge auf dem Platz zu konzentrieren, was von den Verantwortlichen des FCA eingefordert wurde, sind die Ablenkungen immer noch in vollem Gange. Auf Instagram haben auch unsere Spieler in der Winterpause uns an ihrem Leben weiterhin teilhaben lassen und jeder einzelne sollte wissen, wie welches Bild im Moment wirken kann. Klar, jeder Spiel hat ein Recht auf ein Privatleben. Aber privat und in den sozialen Medien ist jeder auch Repräsentant des FC Augsburg und sollte sich entsprechend verhalten.

Mich stört aber noch viel mehr, wie die Organisation des FCA den nötigen Ernst manchmal so gar nicht verströmt. Da wird im Rahmen der Vertragsverlängerung mit WWK vom DFB-Pokal und Europa geträumt. Da produziert die Social Media Abteilung unterhaltsame Videos, im gleichen Trainingslager, in dem den Spielern nahe gelegt wurde, die Ablenkungen abzustellen. Beispiel gefällig?

Insofern teile ich Manuel Baums Überzeugung nicht, wenn es um das geht, was momentan getan wird. Die Ergebnisse teilen diese Überzeugung auch nicht. Gott, wir sind über die letzten 10 Spiele gesehen das schlechteste Team der Liga. Und 10 Spiele ist ein langer Abschnitt. Einfach weiterzumachen, als ob nichts wäre, sollte dann endlich ein Ende haben.

Nicht das es vorteilhaft wäre, nun in Panik zu verfallen. Das meine ich nicht. Aber weder Umfeld noch Mannschaft wirken gerade so, als ob sie den Kampf angenommen hätten. Derweil es aus meiner Sicht ganz einfach ist: Wenn die nächsten 16 Spiele unsere vorerst letzten Spiele in der ersten Liga sind, dann lasst uns zumindest alles versuchen, um das zu verhindern. Ein passender Wintertransfer? Her damit. Mauertaktik und dreckige 1:0 Siege? Her damit. Langweiliges Geschiebe und lange Bälle? Mir ist so egal, wie wir zum Erfolg kommen, so lange die grundlegenden Regeln der sportlichen Fairness eingehalten werden.

Es erwartet gerade niemand mehr, dass wir einen Schönheitspreis gewinnen. Das wird ohne Selbstvertrauen sowieso nichts. Wir müssen uns über einfache Abläufe und die grundlegenden Dinge das Selbstvertrauen und einige Punkte holen und dann können wir weiter schauen. Wenn der FC Augsburg in seiner gesamten Organisation allerdings nicht langsam seine Einstellung ändert, dann haben wir nächstes Jahr ligaweit den besten Innenverteidiger bis 2024 unter Vertrag und dazu noch die längsten Werbeverträge. Aber die Liga ist halt dann zweitklassig und es wäre sehr ärgerlich. Nein, es wäre zum Kotzen. Also lasst endlich den Scheiß und fangt an euch dem Kampf zu stellen!

Euer Pessimismus ist unser Antrieb

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Vor der letzten Saison war im Umfeld des FCA deutlich wahrnehmbar, dass die Erwartungshaltung gestiegen war. In der Saison zuvor hatte man in der Europa League gespielt. Auf dem Transfermarkt hatte man wieder ordentlich Scheine hingeblättert beispielsweise für Martin Hinteregger und Johnny Schmid. Auch in der Lokalpresse wurde der Anspruch formuliert, dass sich der FCA mit diesem Hintergrund im Mittelfeld der Bundesliga etablieren müsse.

Ich habe schon vor einem Jahr leidenschaftlich dagegen angeschrieben. Was danach kam, ist bekannt. Dirk Schuster wurde als erster Trainer seit vielen Jahren im Herbst in Augsburg entlassen und wir kämpften ein Jahr verbissen um die Klasse. Zumindest am Ende kämpften wir.

Diese Saison sind die Vorzeichen etwas anders. Nachdem wir uns letzte Saison nur selten mit spielerisch attraktivem Fußball hervorgetan hatten, sind wir in diesem Jahr wieder designierter Abstiegskandidat. Das liegt vor allem auch daran, dass mit Hannover und Stuttgart erfahrene Erstligisten direkt wiederaufgestiegen sind. Diese sind uns mit ihrem wirtschaftlichem Umfeld weiterhin überlegen. Die Abstiege werden bei diesen Clubs als zwischenzeitliche Betriebsunfälle betrachtet, die nun behoben sind. Das führt dann in Teilen zu niederschmetternden Saisonprognosen so mancher Experten. Tobias Holtkamp, Kolumnist bei der Welt, hat direkt mal einen rausgehauen: Platz 18 für den FCA.

Bundesliga-Vorbereitung startet!! Hier schon mal vertraulich die Abschlusstabelle #exklusiv pic.twitter.com/VAS5ysl7CY

— Tobi Holtkamp (@Rune4) 3. Juli 2017

Auch die Stimmung unter den FC Fans hat sich nach meinem persönlichen Eindruck etwas abgekühlt. Es ist wieder Pessimismus eingekehrt. In tiefgreifender Analyse habe ich  festgestellt, dass der Augsburger – als Grantler Galore – somit quasi zu seinem Normalzustand zurückgekehrt ist. Falls ihr es noch nicht wusstet: Es geht alles den Bach runter in Augsburg, auch der FCA hat seine besten Zeiten schon gesehen. Das Problem daran: Wir sind gerade eben nicht abgestiegen und spielen nächstes Jahr schon wieder in der ersten Bundesliga.

Aber durch diese Wahrnehmung des FCA in Deutschland und Augsburg wird sich einiges erleichtern. Offensichtlich sind wir erstmal wieder der Underdog in allen Spielen in der nächsten Saison. Wir müssen nicht das Spiel machen, können den Gegner kommen lassen und so wird sich von der Spielgestaltung her einiges für uns verbessern. Wenn sich Manuel Baum von seiner Rhetorik in der kommenden Saison etwas verbessert, dann wird er auch keine Spektakel mehr versprechen und wir werden vielleicht trotzdem mehr Spiele wie das in der Rückrunde gegen den HSV sehen. Der Erwartungsdruck verschiebt sich. Die Psychologie ist vorerst wieder auf unserer Seite und wir können befreit aufspielen.

Es wird auch zu Hause leichter werden. Im Stadion werden sich weniger Menschen befinden, die Siege erwarten. Es werden eher Menschen da sein, die das Erlebnis erste Bundesliga an sich zu schätzen wissen. Das beinhaltete in den Bundesligajahren zumeist eine großartige Stimmung und einen leidenschaftlichen Support im Lechfeldstadion. Es hat sich in der Endphase der letzten Saison gezeigt, was wir erreichen können, wenn alle zusammen halten. Ich hoffe, dass sowohl die Mannschaft als auch die Fans dieses Gefühl in die neue Saison transportieren können.

Denn das Problem vor dieser Saison ist realistischerweise: Klare Abstiegskandidaten wie Darmstadt oder Ingolstadt sind nicht zu erkennen. Und selbst wenn wir schon einige Neuzugänge vermelden konnten und uns unter Manuel Baum stabilisiert haben, ist dieses Jahr die Herausforderung höher. Mit einer phasenweise dahingeschummelten Saison wie im letzten Jahr wird es vermutlich nicht reichen. Es wird Zeit, dass wir dauerhaft unsere eigene Mentalität wiederfinden. Und zu allem Pessimismus gehört eben auch eine gehörige Portion Trotz. Jedem der uns abschreibt, lasse ich gerne seine Meinung. Sollen die Leute das zum jetzigen Zeitpunkt ruhig tun. Aber wenn die neue Saison startet und das erste Spiel angepfiffen wird, dann werden wir es denn Zweiflern erneut zeigen. Zum siebten Mal. Und dieses Jahr sollte allen klar sein: Es wird die Nacht zum Tag gemacht, wenn die Klasse gehalten wurde.

 

Bringen wir es zu Ende

Am Samstag geht in Hoffenheim die sechste reguläre Bundesligasaison unseres FCA zu Ende. Dabei steht erneut die sportliche Zukunft unseres Vereins auf dem Spiel. Das kann man nun negativ sehen, aber zumindest sind wir nicht direkt abgestiegen. In der letzten schlechten Phase während dieser Saison, hätte ich dies nicht mehr für ausgeschlossen gehalten. Das sportliche Team hat das Ruder erfolgreich herum gerissen. Jetzt müssen wir unseren Vorsprung „nur noch“ erfolgreich ins Ziel retten.

Aller Fokus liegt dabei zu Recht momentan auf dem Sportlichen. Dass der Bezahlkartenanbieter Pleite ging, ist zwar ärgerlich, aber für die Probleme in diesem Zusammenhang findet der Verein mit seinen Geschäftspartnern mit Sicherheit eine Lösung. Das jeder Fan sein Guthaben erstattet bekommt, steht dabei für mich außer Frage. Das wird Zeit brauchen, aber ich habe Vertrauen in die Verantwortlichen. Für solche Themen ist die Sommerpause quasi erfunden worden.

Am Samstag in Hoffenheim geht es vorher um viel Wichtigeres. Wir können selbst die siebte Bundesligasaison unter Dach und Fach bringen. Wieder einmal könnten wir den direkten Klassenerhalt schaffen. Dass dabei gegen Hoffenheim eine niedrige Niederlage ausreicht, sollten wir nicht beachten. Hoffenheim hat auf Grund des schlechteren Torverhältnisses im Vergleich mit dem BVB einen großen Anreiz uns ordentlich einschenken zu wollen. Ich kann mir auch schlecht vorstellen, dass der HSV den Wolfsburgern eine Packung verpasst. Würde ich nehmen, aber wo soll das herkommen?

Dennoch ist mir überhaupt nicht Bange, dass am Samstag die laut Goalimpact ca. 6%ige Wahrscheinlichkeit eintritt, dass wir in die Relegation müssen. Klar, Mario Gomez spielt immer noch in Wolfsburg und die Wahrscheinlichkeit ist nicht gering, dass er den HSV alleine erledigt. Was ein Stürmer seiner Klasse überhaupt in Wolfsburg verloren hat, ist eine der großen philosophischen Fragen dieser Saison. Darauf müssen wir uns allerdings am Samstag nicht verlassen.

Meine Zuversicht liegt in der Hauptsache an den Auftritten unserer Mannschaft in den letzten Wochen. Wir stehen momentan wieder stabil in der Abwehr und lassen dem Gegner wenige Möglichkeiten sich zu entfalten. Klar, Hoffenheim ist eine der besten Mannschaften der Liga. Aber war das Dortmund am Samstag nicht auch schon? Ich bin Stein und Bein davon überzeugt, dass sich unsere Mannschaft am Samstag in Hoffenheim nicht abschießen lassen wird. Die Jungs haben ihre Kampfeslust wiedergefunden und werden es den Hoffenheimern zumindest schwer machen. Wann denen die Lust vergeht, ist dabei die einzige Frage. Dazu schaffen wir es aber auch gegen solche Mannschaften gefährliche Angriffe auszuspielen und Tore zu schießen. An der Chancenverwertung können wir noch arbeiten, aber es ist doch schon sehr beruhigend, dass wir endlich wieder in der Lage sind selbst Chancen zu kreieren. Es wurde auch Zeit!

Und wenn es am Samstag zwischenzeitlich doch mal nicht so gut aussehen sollte, dann sind mindestens 3000 Augsburger in Hoffenheim, die das Stadion übernehmen und der Mannschaft den Rücken stärken werden. Das wir gemeinsam in Hoffenheim mehr Stimmung machen werden als die Gastgeber, steht für mich außer Frage. Die Mannschaft wird dies spüren. Wir haben in dieser Saison schon oft Rückstände gedreht und sind in Spiele zurückgekommen. Im Zweifel werden wir das auch am Samstag wieder machen. Dann schaffen wir auch diesen letzten Schritt zusammen, #egalwasauchpassiert.

Geht ein Ruck durch Augsburg?

Letzte Woche der nächste Nackenschlag: auswärts in Berlin 2:0 verloren. Wieder ein Tor nach einem Standard kassiert. In der Abwehr zu offen gewesen, nach vorne zu ungefährlich. Keine nennenswerte kämpferische Reaktion der Mannschaft. Vor dem Spiel war die Hoffnung zumindest noch gemäßigt, die Wende zu schaffen. Nach dem Spiel war sie kurzzeitig komplett verschwunden. Dennoch treten wir heute nicht gegen Köln an, um uns in die zweite Liga reichen zu lassen. Die Hoffnung ist erneut groß auf einen Wendepunkt, vielleicht sogar größer als letzte Woche. Wie kommt das?

Zuerst begann nach dem Spiel gegen Berlin eine kurze Phase, in der in Augsburg alles in Frage gestellt wurde. Nach dem Spiel in Berlin musste man sich fragen, ob Manuel Baum der richtige Trainer ist. Am Montag hatten Mannschaft und Trainer einen freien Tag. Marathonsitzungen von Präsidium, Geschäftsführung und Aufsichtsratsmitgliedern fanden am Montag statt und dauerten lange an. Am Dienstag geschah dann das, was für Außenstehende teilweise überraschend wirkte: Manuel Baum bekam von Stefan Reuter das Vertrauen bis zum Saisonende ausgesprochen. Der FCA reagierte nicht panisch und zog die Reißleine. Ob wir damit Erfolg haben werden, wird sich heute und in den nächsten Wochen zeigen. Die Entscheidung ist traditionell eine „Augsburger“ Entscheidung. Schon im ersten Jahr unter Markus Weinzierl haben wir nach 9 Punkten in der Hinrunde am Trainer festgehalten und es hat sich ausgezahlt. Panik ist kein guter Ratgeber, es wurden sich viele Gedanken gemacht und man kam zu einer wohl durchdachten Entscheidung. Intern ist der Glaube an Manuel Baum immer noch groß und mit dieser Überzeugung rücken die Verantwortlichen zusammen.

In einem zweiten Schritt wurde die Mannschaft in die Pflicht genommen. Am Mittwoch ging es in ein Kurztrainingslager an den Chiemsee. Es wurden neben den fußballerischen Einheiten auch Team Building Maßnahmen angesetzt. Es ist allen Beteiligten klar, dass am Samstag zumindest bzgl. Einsatz und Kampfeswillen eine Reaktion gezeigt werden muss. Schon vor dem Trainingslager war in den Einheiten in Augsburg zu erkennen, dass die Intensität und Aggressivität höher waren als in den Wochen zuvor.

Nun kam die Mannschaft am Freitag zurück und es wartete die organisierte Fanszene. Eine Mannschaft, die keinen Einsatz und keine Kampfbereitschaft zeigt, kann schnell bei den eigenen Fans ins Hintertreffen geraten und die Stimmung kippen. Dies wird zumindest heute nicht der Fall sein, den die Fanszene in Augsburg hat nach dem Treffen die klare Botschaft ausgegeben, dass die Mannschaft während der kompletten Spielzeit positiv unterstützt werden soll. Ein deutliches Bekenntnis, dass auch die Fans weiterhin die Situation annehmen und der Mannschaft immer noch den Rücken stärken.

Und so weiß man natürlich nicht, welches Ergebnis in ca. 3 Stunden gegen den 1. FC Köln herausgekommen sein wird. Nach dem erneuten Kack-Spiel gegen Berlin hätte die Woche in der momentanen Situation aber wohl nicht viel besser laufen könne. Die Mannschaft hat es heute in der Hand, den Karren ein Stückchen aus dem Dreck zu ziehen. Ich glaube zumindest wieder daran, dass heute eine deutliche Reaktion zu erkennen sein wird. Das ist mehr als ich nach dem Spiel gegen Berlin zu hoffen gewagt hätte. Ich glaube, wir wollen das heute mehr als die Kölner und wir werden die Punkte in Augsburg behalten.

Rückbesinnung auf alte Stärken

Gegen Hertha wird es darum gehen, einen mittelmäßigen Gegner endlich wieder mal zu schlagen, um sich etwas Luft im Abstiegskampf zu verschaffen. Der Druck ist jetzt schon immens und es wird ansonsten nicht besser. In aller Ausführlichkeit habe ich mich diese Tage schon dazu ausgelassen, dass es einer deutlichen Steigerung des kämpferischen Aspekts bedarf. Der Abstiegskampf muss endlich angenommen werden. Dies ist die Grundvoraussetzung dafür, dass wir überhaupt ein Spiel in dieser Liga gewinnen. Dann können wir uns über die Zweikämpfe das nötige Selbstvertrauen holen und uns vielleicht bei einem der heimstärksten Teams der Liga etwas Luft verschaffen.

Für das Spiel gegen Hertha erwarte ich daher eine klare Rückbesinnung auf die alten Stärken des FCA. Wir haben in den letzten Spielen einfach zu viele Gegentore kassiert. Wir dürfen nicht immer in Rückstand geraten. Ich erwarte daher, dass das Spielsystem darauf ausgerichtet ist, die Räume eng zu machen und den Gegner nicht zur Entfaltung kommen zu lassen. Wir müssen defensiv endlich wieder kompakt stehen. Dies könnte mit einer Rückkehr zum altbewährten 4-5-1 einhergehen. Wir haben dieses System über vier Jahre lang gespielt. Es bietet vielleicht die für den Moment nötige Sicherheit. Wenn dann einige Zeit vergeht, ohne dass die Scheunentore geöffnet wurden, können wir auch wieder an die Offensive denken. Manuel Baum hat in der Pressekonferenz vor dem Spiel angedeutet, dass es eine Rückkehr zu diesem System geben könnte, da mit Martin Hinteregger ein Innenverteidiger gelb-gesperrt fehlt.

In einem zweiten Schritt wird es sehr bedeutsam sein, dass wir uns auf die einfachen Dinge zurückbesinnen. Bälle zur Seite fausten, Standards verteidigen, in „normale“ Kopfballduelle gehen, einfache Pässe an den Mann bringen. Und dann braucht es kein Spektakel bei eigenem Ballbesitz. Lieber halten wir den Ball auch mal in den eigenen Reihen, finden ein Gleichgewicht und bauen etwas langsamer auf, anstatt dem Gegner über schnelle, misslungene Konter immer wieder sofort den Ball zu schenken. Unsere erfahrenen Kräfte werden gefragt sein, den richtigen Rhythmus zu finden und für Ruhe zu sorgen.

Personell würde es mich freuen, wenn wir auch in dieser Hinsicht wieder einen Schwerpunkt auf Zweikampfstärke legen würden. Dominik Kohr, auch wenn die Gerüchte bzgl. einer möglichen Verpflichtung durch Borussia Mönchengladbach sich überschlagen, ist in dieser Hinsicht nicht ersetzbar. Vor allem als Duo zusammen mit Daniel Baier hat er in so vielen Partien den rechten Halbraum besetzt, der gegen Ingolstadt besonders anfällig war. Ich glaube auch, dass wir vom Modell mit zwei Stürmern wieder abrücken sollten, um ein Übergewicht im Mittelfeld zu schaffen. Die Zeit der Experimente sollte vorbei sein.

Hertha ist dabei einer der wenigen Gegner in der Bundesliga, der sich etwas im Niemandsland der Tabelle befindet. Der Druck und der Ansporn ist hoffentlich geringer als bei unserer Mannschaft. Die Leistungen der Hertha in letzter Zeit waren nicht immer überzeugend. Wie würde ich mir einen Befreiungsschlag wünschen. Lasst uns direkt in Berlin alles dafür tun. Denn natürlich brauchen wir im Abstiegskampf zuallererst Punkte. In der Hauptsache muss sich allerdings ein Mentalitätswechsel auf dem Platz zeigen. Aus welchem Holz ist die Mannschaft gemacht? Darauf bin ich sehr gespannt.

Wir sitzen in der Scheiße – Zeit den Karren aus dem Dreck zu ziehen

Die englische Woche ist noch nicht ganz vorbei und wir sind vollends im Abstiegskampf angekommen. Nach Debakeln gegen Bayern und Ingolstadt, spielt Ingolstadt am Wochenende gegen Darmstadt und kann bis auf einen Punkt an uns heranrücken. Es droht nicht (wie so lange diese Saison) der Relegationsplatz. Es droht der direkte Abstieg in die Zweitklassigkeit. In einer Saison, in der wir uns lange in Sicherheit gewähnt haben, stecken wir nun mitten in der Scheiße.

Manuel Baum war vor dem Spiel gegen Ingolstadt von unserer Qualität überzeugt. Noch vor dem Spiel gegen Freiburg hat er kundgetan: „Wir sind von unseren eigenen Stärken überzeugt.“ Derweil sah die Mannschaft sowohl gegen die Bayern als auch gegen Ingolstadt richtig schlecht aus. Auch Ingolstadt hätte noch deutlicher gewinnen können, hat uns durch doofe eigene Fehler (Rogers Fallrückzieher) wieder ins Spiel gelassen und wir können froh sein, dass das Torverhältnis nicht mehr gelitten hat. Der Trend spricht mittlerweile deutlich gegen uns.

Es wird jetzt Zeit für die Verantwortlichen dies anzuerkennen. Bei Manuel Baum scheint die Erkenntnis noch nicht gereift zu sein, wie schwierig die Situation ist. Angesprochen auf die schlechte Darbietung seiner Mannschaft antwortete er auf SKY: „Die Meinung finde ich schon etwas exklusiv.“ Äh, nein. Exklusiv wäre die Darstellung, dass wir gegen Ingolstadt mitgehalten hätten. Defensiv weit weg von früherer Kompaktheit waren wir teilweise überfordert. Das Ergebnis beschönigt doch vieles. Und wenn uns die letzten 15 Minuten positiv stimmen sollen, dann ist das  Augenwischerei. Stefan Reuter sagt dazu: „Wir denken nicht über die 2. Liga nach.“ Vielleicht bin ich auch der einzige der dann denkt, dass bei den verantwortlichen Personen der Ernst der Lage öffentlich noch nicht eingestanden wird oder vielleicht auch nicht angekommen ist. Ich fühle mich ehrlich gesagt etwas verarscht. Ich beobachte, wo es uns nächstes Jahr hin verschlagen könnte anstatt im Westfalenstadion zu spielen. In einem ersten Schritt erwarte ich von allen Beteiligten, dass sie sich dem Ernst bewusst werden. Es ist sehr gut möglich, dass wir am 20.05. 17:30 Uhr aus der ersten Liga abgestiegen sind. Wenn wir weiter so spielen wie am Mittwoch, dann haben wir in der ersten Liga auch nichts verloren.

Wenn wir diesen Schritt der Erkenntnis dann endlich hinter uns gebracht haben, dann können wir versuchen alle zusammen den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Der zweite Schritt, nachdem wir die Situation als bedrohlich anerkannt haben, ist, dass sich jeder Beteiligt selbst fragt, ob er bereit ist die Situation anzunehmen. Die Verantwortlichen untereinander müssen klären, ob sie selbst der Situation gewachsen sind. Es wäre keine Schande für Manuel Baum, als Trainerneuling in der ersten Bundesliga, aufzugeben, wenn es uns die Rettung bringt. Es wäre jetzt auch keine Schande einen Psychologen dazu zu ziehen, der mit dem Team arbeitet. Und wir sollten anfangen, unsere jungen Spieler wie Kevin Danso zu schützen, damit diese nicht verbrannt werden. Die Situation erfordert erfahrene Kräfte mit maximaler Einsatzbereitschaft, die mit der Situation umgehen können. An dieser Stelle Hut ab vor Halil Altintop: nach seiner Einwechslung am Mittwoch war er direkt ein Antreiber, hat angefeuert und gepusht. Wir brauchen mehr davon. Ich hoffe jetzt auch, dass sich die Mannschaft zusammenrottet und gemeinsam die Herausforderung angeht. Von Manuel Baum erwarte ich, dass er genau erkennt, wer den Kopf in den Sand steckt und entsprechend aussortiert. Wer aber bereit ist, bis zum Saisonende alles für den Club zu geben, der wird jetzt gebraucht.

Und wenn ich ehrlich bin, dann beunruhigt mich das am meisten. Ist die Mannschaft wirklich bereit alles zu geben, bis zum äußersten? Unsere Topspieler machen einfache Fehler, wie Marwin Hitz beim ersten Gegentor gegen Ingolstadt. Fouls wie das von Ja-Cheol Koo kurz vor der Halbzeit zeigen, dass es um die Nerven nicht gut bestellt ist. Man sieht auch zaghaftes Zweikampfverhalten. Wir brauchen Konzentration, Entschlossenheit und den Willen, den Karren aus dem Dreck zu ziehen, egal was auch passiert. Den seien wir ehrlich, und das gehört zur Erkenntnisphase dazu: die Bayern wollten es beim Stand von 6:0 noch mehr als wir und Ingolstadt wollte es am Mittwoch mehr als wir. Aber wenn wir das ändern, dann haben wir zumindest noch eine Chance. Eine Chance, dass wir am Ende nicht zum ersten Mal aus der ersten Bundesliga absteigen. Wenn wir uns weiter nicht mit der zweiten Liga auseinandersetzen und uns auf unsere Qualität verlassen, dann reicht das nicht aus. Die anderen kämpfen schon um ihr sportliches Überleben und wir lassen uns die Butter vom Brot klauen. Ich werde sauer, wenn ich das nur schreibe. Wir sollten alle sauer werden und endlich die letzten Prozentpunkte herauskitzeln. Zeit, dass wir endlich anfangen ordentlich zu kämpfen und nicht nur Phrasen dreschen. Ich will auf dem Platz sehen, dass wir kämpfen. Es geht um viel. Es geht um die FCA-Familie, es geht um rot, grün und weiß.

Und wenn es dann am Ende doch nicht reicht, dann haben wir es wenigstens versucht. Aber wie sagt man so schön: Wer nicht kämpft, der hat schon verloren.

In eigener Sache: Man habe ich gekotzt gestern. Ich wollte schon zu einer wütenden Tirade ansetzen, gestern Abend direkt. Es hätte nicht gut geendet. Heute mag man mir vorwerfen, dass ich nicht kritisch genug bin. Ich beobachte dennoch genau, wer und was uns aus meiner Sicht in die heutige Situation gebracht hat. Ich glaube aber fest, dass der Patient noch lebt, auch wenn wir kurzfristig künstlich beatmen müssen. In den nächsten Wochen gibt es nur ein Ziel: den Klassenerhalt. Die Scherben können wir auch danach noch aufkehren und die Verantwortlichen benennen. Heute bringt uns dann aus meiner Sicht nicht weiter. 

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