TGIF: Der wichtigste Saisonstart aller Zeiten?

Start geglückt! Mit einem souveränen, ungefährdeten 7:0-Pokalsieg gegen den Fünftligisten MTV Eintracht Celle hat der FC Augsburg die neue Spielzeit eingeleitet. Ohne das ungleiche Duell überbewerten zu wollen, war es doch wichtig, dass die Mannschaft von Heiko Herrlich die Saison 2020/21 ordentlich beginnt. Am Samstag (15.30 Uhr) wird es merklich schwieriger, wenn Rot-Grün-Weiß in Berlin gefordet ist. Nun ist der FCA traditionell ziemlich schwach am 1. Spieltag, in der Bundesliga gab es neben einem 2:2 gegen Freiburg (Saison 11/12) und einem 2:1-Sieg in Düsseldorf (18/19) ausnahmslos Niederlagen zum Start.

Gegen Union Berlin sollte eine Niederlage tunlichst vermieden werden, denn in den nächsten vier Spielen warten mit Dortmund, Wolfsburg, Leipzig und Leverkusen andere Kaliber. Herrlich wäre es zu wünschen, wenn er mit einem Erfolgserlebnis starten würde.

In den beiden Duellen der letzten Saison hatte Union die Nase vorn. Auf das 1:1 in Augsburg folgte ein 2:0-Sieg für Berlin an der Alten Försterei. (Photo by Boris Streubel/Bongarts/Getty Images)

Die Fakten zu #FCUFCA

Standardstärke: Am Samstag sollte der FCA möglichst wenig gegnerische Standards zulassen. Denn nahezu keine Mannschaft steht bei Ecken und Freistößen für mehr Gefahr als Union Berlin. Die Köppenicker haben den ruhenden Ball derart perfektioniert, dass fast die Hälfte ihrer Tore auf diese Weise zustande kommen. In der Saison 2019/20 waren es 20 von 41, beim FCA übrigens 11/46.

Ecken-Kontrast: In der abgelaufenen Saison brauchte Eisern Union dementsprechend auch wenige Standards für Tore. Alle 12 Ecken zappelte der Ball im gegnerischen Tor – Ligaspitze. Der FCA belegt in dieser Rangliste den letzten Platz. Alle 64 Ecken gibt es ein Tor für Rot-Grün-Weiß.

Fehlpass-Festival: Die Passquote ist bei beiden Teams miserabel und eigentlich auch nicht erstligatauglich. 76 (Union) beziehungsweise 75 Prozent (Augsburg) bedeuten die schlechtesten Werte der Liga. Heiko Herrlich scheint dies erkannt zu haben und legte in der Vorbereitung vermehrt den Fokus auf Ballstaffetten.

Ballbesitz, nein danke: In puncto Ballbesitz sieht es ebenfalls düster aus. 42 Prozent bei Union bedeuten Rang 17, gruselige 38 Prozent beim FCA folgerichtig den letzten Platz. Auch hier kann Heiko Herrlich beim FCA eventuell für einen kleinen Umschwung sorgen, nun da er die Mannschaft von Saisonbeginn an betreut.

Über den Gegner

Als FCA-Fan konnte man sich nur allzu gut in die Lage der Berliner Anhänger hineinversetzen: „Ihr steigt doch eh ab!“ Für viele Fußballexperten war die Ausgangslage vor der Saison klar und Union quasi schon als Absteiger besiegelt. Bekanntlich kam alles anders und die Mannschaft von Trainer Urs Fischer landete vor dem FC Ausgburg auf einem starken 11. Platz. Union hat es allen gezeigt – und dabei obendrein viel Freude gemacht.

Nun gehen die Hauptstädter also ins viel zitierte „verflixte zweite Bundesligajahr.“ Kann Eisern Union eine ähnlich starke Saison hinlegen und abermals die Klasse sichern? Viel wird dabei wohl von den eigenen Fans abhängen. Kein Klub ist wohl so auf die Unterstützung im Stadion angewiesen wie der FCU. Die für diesen Famililienverein so wichtigen, traditionsbewussten Anhänger fehlten nach der Corona-Pause und vielleicht auch deshalb gab es in den ersten fünf Spielen nach dem Neustart keinen Sieg. Gegen den FCA sind nach den bestehenden Corona-Regeln 4.300 Zuschauer an der Alten Försterei gestattet.

Am Samstag kommt es unterdessen zu einem doppelten Wiedersehen. Andreas Luthe tauschte im Sommer mit Rafal Gikiewicz die Seiten und hütet nun für Berlin den Kasten. Ihr Pflichtspieldebüt ist indes beiden geglückt, wenn auch vollkommen unterschiedlich. Beim Augsburger 7:0 gegen Celle bekam Gikiewicz äußerst wenig zu tun, während Luthe mit Berlin beim Karslruher SC schon mehr gefordert war. Erst in der Verlängerung sicherte sich die Fischer-Elf mit einem 0:1 den Einzug in die zweite Runde. Im Pokal noch nicht mit dabei, aber gegen den FCA eventuell eine Option ist Star-Neuzugang Max Kruse. Der ehemalige Nationalspieler laborierte in der Vorbereitung an einer Knöchelverletzung. Einen Kaderplatz gegen die Schwaben „schließe ich aber nicht aus“, meinte Fischer auf der Pressekonferenz vor dem Spiel.

Ob Max Kruse dann immer noch die Klasse hat Sebastian Andersson zu ersetzen, wird sich bei den Eisernen zeigen. Der Schwede war mit 12 Toren und 3 Vorlagen in der letzten Saison bei weitem Unions bester und effektivster Offensivspieler. Seit kurzem spielt er nun für den 1. FC Köln. Er wird in Berlin in jedem Fall eine Lücke hinterlassen.

Neues Abenteuer am Lech. Rafal Gikiewicz hat beim FCA einen Vertrag bis 2022 unterschrieben (Foto: xemx via imago).

Presseschau

Das Ende der Vorbereitung ist immer auch die Zeit für diverse Saisonprognosen. Beim Blick auf die hiesigen Predictions fällt auf, dass der FCA für viele schwer einzuschätzen ist. Das soll nun an der Prognose von OneFootball deutlich werden.

So wurde der FCA bei der Überraschung der Saison von fünf der insgesamt neun Protagonisten genannt. Im Gegenzug bekam Heiko Herrlich allerdings auch zwei Stimmen bei der Kategorie „erste Trainerentlassung“ und einen bei den Abstiegsrängen – der FCA scheint für viele eine Wundertüte zu sein.

Beim Rasenfunk hat man da vielleicht etwas genauer hingeschaut. Die Experten tippen den FCA alle ins solide Mittelfeld. Die Hörerschaft sieht uns allerdings auf einem Abstiegsplatz. Beste Voraussetzungen also, um mal wieder viele zu überraschen.

Was macht eigentlich Tim Matavz?

Kaum ein Spieler kam mit mehr Vorschusslorbeeren nach Augsburg als Tim Matavz. 2014 wechselte der slowenische Nationalspieler für 4 Millionen Euro von der PSV Eindhoven nach Schwaben und avancierte prompt zum Rekordtransfer des FCA. Zuvor hatte der Stürmer für PSV, Vitesse Arnheim und den FC Groningen in 293 Spielen respektable 131 Treffer erzielt. Doch beim FCA funktionierte er nicht wirklich – drei Tore in 34 Spielen standen für Matavz zu Buche. Nach drei Jahren FCA und zwei Leih-Stationen in Genua und Nürnberg zog es den Slowenen zurück nach Arnheim. In diesem Sommer wechselte der mittlerweile 31-Jährige dann von den Niederlanden in die Vereinigten Arabischen Emirate und geht mittlerweile für Al-Wahda FC Abu Dhabi auf Torejagd.

Aber an sich waren das ja noch schöne Zeiten, als Spieler von der PSV Eindhoven zu uns kamen wegen der sportlichen Perspektiven und nicht anders herum. Viele Grüße an dieser Stelle an Philipp Max.

Unglückliches Gastspiel in der Fuggerstadt. Die hohen Erwartungen an seine Person konnte Tim Matavz nie erfüllen. (Photo CHRISTOF STACHE/AFP via Getty Images)

Die voraussichtliche Aufstellung

Es ist davon auszugehen, dass Heiko Herrlich seine Mannschaft nicht allzu sehr verändert. Spannendste Frage bleibt das gewählte System – Gregoritsch oder Finnbogason? Zehner oder Doppelspitze? Gegen die Dreier- beziehungsweise Fünferkette der Berliner vermuten wir eher letzeres, sodass der hoffentlich wieder zu alter Form zurückfindende Gregoritsch wohl als Joker kommen wird. Der FCA ist in der Vorbereitung weitestgehend von Verletzungen verschont geblieben, sodass sich dem Coach zusätzliche Alternativen durch Robert Gumny, Tobias Strobl oder die im Pokal überzeugenden André Hahn und Fredrik Jensen bieten. Auch Marco Richter scheint nach seiner Blessur eine Option sein. Insgesamt steht eine Elf, mit der man absolut gegen Union gewinnen kann. Wir sind heiß!

Gikiewicz – Framberger, Gouweleeuw, Uduokhai, Iago – Khedira, Gruezo – Caligiuri, Vargas – Finnbogason, Niederlechner

Ging verletzungsfrei und motiviert durch die Vorbereitung. Iago hat aktuell seinen Platz als Linksverteidiger sicher (Foto: xemx via imago).

Tipps

Andy: 0:0 – beide Teams finden offensiv keine Lösungen und auch die Berliner Fans machen keinen Unterschied.

Irina: Taktisch intensiv geführte Partie mit einem späten Augsburger Tor, das zum ersten Sieg der neuen Bundesligasaison reichen sollte.

Andi: Gikiewicz gewinnt das intere Keeper-Duell mit Luthe und hält seinen Kasten sauber. Der FCA gewinnt mit 2:0, Vargas und Finnbogason treffen.

TGIF: Die Keule von Köpenick

Wer von den Auswärtsreisefreunden beim Ticketkauf vergessen wird, dem bleibt immerhin noch das Vergnügen, zuhause die Spieltagsvorbereitung zu schreiben. Endlich wieder Bundesliga. Es geht nach Berlin, zu den sympathischen Sportsfreunden von Eisern Union.

Den/die Augsburger Sportsfreund*in erwarten in Berlin viele sympathische Sportsfreunde von Eisern Union, die eine freundschaftliche Zusammenkunft erwarten lassen. (Photo by Adam Berry/Bongarts/Getty Images)

Fakten zum Spiel: #FCUFCA

Ein klassischer Mittelfeldkracher, der Zwölfte erwartet den Zehnten. Die Statistik klingt ebenso vielversprechend, vier der fünf bisherigen Duelle endeten unentschieden. Immerhin hat der FCA noch nie gegen Union Berlin verloren. Das sollte sich tunlichst nicht ändern. Ist nach dem fulminanten Spiel und der immer noch nicht verdauten Niederlage gegen Dortmund eine triste Nullnummer zu erwarten? Am vergangenen Samstag konzentrierte sich der Fußball-Boulevard auf den „Haaland“ Schock.

Augsburg und Abwehr fangen mit dem gleichen Buchstaben an. In den letzten dreißig Minuten gegen Dortmund war das das einzig verbindende Element. (Photo by Sebastian Widmann/Bongarts/Getty Images)

Aber einen gewichtigen Anteil an dem Ergebnis hatte der FCA dann doch auch selbst. Die Verteidigung weiter in der Offensive zu suchen ist ordentlich schief gegangen. Aber hätte man schlicht nur gemauert, wäre der Unmut ebenso groß und der Sieg auch nicht garantiert gewesen. Meine Unkenrufe haben sich jedenfalls nicht bewahrheitet. Unter dem Strich gilt es, einem couragierten Auftritt zu applaudieren. Courage ist auch an der Alten Försterei gefragt.

Der Gegner

Jeder mag Union Berlin. Ritter Keule als sympathischer Gegenentwurf zur Alten Dame, was auch am Unioner Umfeld und in einer vielfältigen Fankultur begründet liegt. Zu Beginn der Saison begrüßte die Bundesliga Union Berlin als 56. Mitglied. Das erste Bundesligator durften die Fans – wenig überraschend – in Augsburg bestaunen. Der Kaderzuwachs beim Aufsteiger war erstaunlich, mit Gentner, Subotic oder Ujah wurden altbekannte Bundesligaveteranen verpflichtet. Seitdem verläuft die Saison durchaus zufriedenstellend, einschließlich eines 3-1 Heimsiegs gegen den BVB. Nur zuletzt erlebten die Eisernen ein kleines Formtief.

Die Feierlaune ist den Unionern seit dem Aufstieg nicht wieder vergangen. (Photo by Adam Berry/Bongarts/Getty Images)

Zur Winterpause konnte mit Yunus Malli nochmals renommierte Verstärkung gewonnen werden – eben jener Malli, der in Mainz unter Schmidt zu einem gefragten Bundesligaspieler reifte. Im ersten Spiel der Rückrunde lieferte Berlin in Leipzig ein gutes Spiel ab, musste sich aber am Ende nach anfänglicher Führung mit 3-1 geschlagen geben.

Die Presseschau

Was man kurz vor dem Feierabend noch in der Büroküche loswerden kann: Philipp Max hatte unter der Woche ein paar prominente Auftritte und zeigte sich unter anderem als Jungunternehmer, der Zeit in Eiseskälte verkauft. Dabei wurden natürlich auch die erwartbaren Fragen nach a) der Nationalmannschaft und b) der Dauer seines weiteren Augsburger Engagements gestellt. Und ebenso erwartbar beantwortet.

Weitere Personalien: Christoph Janker ist erfreulicherweise wieder zurück und der etwas unglückliche Reese Oxford könnte noch in die englische zweite Liga wechseln.

Der Traum der Woche

Mit dem Schiff zur Alten Försterei. Und ein niemals gefährdeter Auswärtssieg des FCA.

Was macht eigentlich Kees Kwakman?

Der Niederländer war leider nur kurzzeitig Sympathieträger im Augsburger Mittelfeld. Nach dem Aufstieg wechselte er zurück in die Niederlande und hatte zuletzt beim niederländischen Zweitligisten FC Volendam gespielt. Nach seinem verletzungsbedingten Karriereende arbeitet er mittlerweile als Analyst bei Fox Sports Niederlande.

Apropos Karrierenende: Sascha Mölders hat angekündigt, dass er nach der Saison seine Profikarriere beenden und als Spielertrainer in der Regionalliga anheuern wird. Man munkelt, es geht nach Pippinsried. Na dann, viel Erfolg!

Gazetten Tipps

  • Andy: Wir gewinnen 0:1 und finden unsere Stabiltät in der Defensive wieder.
  • Irina: 2 zu 1 für unseren FCA. ⚽ Bei den Toren tippe ich auf Niederlechner und Max. Wir spielen wie gegen Dortmund offensiv erfrischend, aber stehen diesmal auch 90 Minuten defensiv sattelfest. Union macht es zwischenzeitlich nochmal spannend.
  • Sebastian: 2-2. Fühlt sich aber wir ein Sieg an, denn den Ausgleich erzielt Augsburg in der 95. Minute.
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