Vielfalt?

Es ist Länderspielpause und die wird vom FC Augsburg produktiv genutzt. In der vergangenen Woche gab es einen Mitgliederabend und die Kandidaten für den Aufsichtsrat stellten sich vor. Daneben eröffnete der FCA am Samstag seinen neuen Fanshop auf der Maximilianstr. Eine lange Schlange gab es vor der Eröffnung. Es war ein wichtiger Termin, denn Michael Ströll brachte sogar seinen Hund mit (wie schon zu den Demirovic-Verhandlungen in Stuttgart; der FCA ist im wahrsten Sinne des Wortes auf den Hund gekommen). Das Highlight dieser Phase kommt aber erst noch am Dienstag: die Mitgliederversammlung, kurz MV.

Eintönigkeit nach Neuaufstellung des e.V. Vorstands

Die Mitgliederversammlung ist deshalb so wichtig, weil dort der Vorstand des e.V. in Persona von Max Krapf den Mitgliedern direkt Bericht erstattet. Zudem wird der Aufsichtsrat als wichtigstes Gremium des Vereins – abseits der Mitgliederversammlung selbst – gewählt. Der Aufsichtsrat hat eine extrem hohe Bedeutung, weil er den Vorstand bestellt. Hier wurde erst vor kurzem noch umgebaut, als sich neben Raphael Brandmiller und Max Krapf, Jürgen Urban einsortierte. Jakob Geyer und Dr. Gerhard Ecker schieden in diesem Zusammenhang aus dem Gremium aus. Präsident Krapf hat so nach zweijähriger Amtszeit zum ersten Mal persönliche Wechsel in dem Gremium erlebt, dessen Führung er im Herbst des Jahres 2022 übernahm.

Beim Vorstand fängt es damit schon an, dass man den personellen Umbau nicht genutzt hat, um das Gesicht des Vereins nach außen vielfältiger aufzustellen. Der Vorstand besteht – und ich will da keinem der drei zu Nahe treten – aus mittelalten, weißen Männern. Ja, ja Kompetenz und so. Okay. Dafür wird es doch sicher beim Aufsichtsrat besser werden, oder?

Alte, weiße Männer wohin man schaut

Das ist leider weit gefehlt. Thomas Müller (57 Jahre), Manfred Ringer (64 Jahre), Gerhard Wiedemann (78 Jahre) und Walter Sianos (62 Jahre) treten erneut an. Im Durchschnitt macht das eine Rentner-Truppe. Dazu kommen mit Sebastian Priller (49 Jahre) und Markus Widmann (56 Jahre) zwei Kandidaten, die zwar den Altersschnitt senken, aber trotzdem nicht dazu führen, dass auch nur annähernd alle Altersgruppen in dem Gremium repräsentiert sein können.

Am Ende geht es aber nicht nur um Alter oder Geschlecht. Im Management-Sprech zählen zu den Diversity-Faktoren  innere Faktoren wie Alter, Geschlecht, Bildung, ethnische Herkunft oder Religion, aber auch äußere Faktoren wie Ausbildungswege oder Berufserfahrung. Wollen wir uns die Kandidaten aus dieser Gesamtsicht nochmal anschauen? Vielfalt ist hier bei weitem nicht in dem Umfang zu erkennen, den ein Verein wie der FC Augsburg abbilden können sollte. Frauen, Migrationshintergrund, aber auch Bildungswege und Berufserfahrung außerhalb der Unternehmenswelt sind nicht oder deutlich zu wenig repräsentiert.

So bunt wie es in der Kurve aussieht, geht es in den Gremien nicht zu. (Photo by Alexandra Beier/Getty Images)

Zwischen Marketing und echten „Werten“

Aber was interessiert das einen Verein wie den FC Augsburg? Das mag sich der ein oder andere fragen. Derweil sich Frau oder ein Mitglied einer anderen unterrepräsentierten Gruppe vielleicht leicht veräppelt vorkommt. Hatte der Verein nicht erst vor kürzerem die Ergebnisse seiner eigenen Werte-Ermittlung vorgestellt? Aber, doch. Und die 07-Werte beinhalten auf Platz 6 (Trommelwirbel): Vielfalt. Auf der FCA-Webseite heißt es dazu: „Jeder Mensch ist anders. Zum Glück. Wir sind offen gegenüber allen Menschen, unabhängig von Alter, Religion, ethnischer und sozialer Herkunft, Hautfarbe, sexueller Orientierung, Geschlecht oder körperliche und geistige Fähigkeiten. Wir treten für soziale Gerechtigkeit ein und schaffen ein barriere- und diskriminierungsfreies Fußballerlebnis.“

Wenn es um die Gremienbesetzung im Verein geht, dann hört es damit aber anscheinend auf. Um dann zur Wahl vorgeschlagen zu werden, musst Du aus Vereinssicht a) entweder dem Gremium schon angehört haben oder b) Vorstand der größten Augsburger Brauerei sein, die den FC Augsburg schon seit vielen Jahren unterstützt (weil der FCA aber auch ein sehr guter Bierabnehmer ist seit dem Stadionumzug). Wie man von Vereinsseite zu dieser Nominierung kommt, wenn man sich den Werte-Kanon auf den Tisch legt, wird dann zumindest an dieser Stelle einmal laut gefragt: Wie?

Der UBT macht es nicht besser

Weniger Vielfalt ist vor allem eine vergebene Chance. Ich hätte gehofft, der UBT e.V. als Dachverband der Augsburger Fanclubs nutzt die Gelegenheit um selbst mit einem vielfältigen Angebot an die Augsburger wahlberechtigten Mitglieder heranzutreten. Schon beim letzten Mal hatte man es nur mit Männern versucht. Diese waren zwar jünger und vom Berufs- und Bildungshintergrund diverser, alleine der Erfolg blieb aus.

Bei dieser Wahl hat man sich nun wohl dazu entschieden, die Bemühungen auf einen Kandidaten zu konzentrieren: Markus Widmann. Widmann ist schon ewig mit dem FCA verbunden und in der Fanszene bestens vernetzt. Aber – und das mag ich bei allem Respekt Markus gegenüber anmerken – aus der Perspektive der Vielfältigkeit keine echte Alternative. Die Entscheidung weniger Kandidaten aus der Fanszene zu nominieren, ist ein Bärendienst für das demokratische Angebot an die Mitgliederversammlung. Eine Vielfalt an Kandidat:innen wäre doch bereichernd gewesen. Aber von nichts kommt halt auch nichts. Auch der UBT e.V. schreibt auf seiner Webseite: „Die Verschiedenheit unserer Mitglieder betrachten wir als eine unserer Stärken.“ Dann zeigt sie doch bitte auch und bringt sie ein, oder das ist nur eine Phrase.

Noch nicht verinnerlicht

Über dem Wert Vielfalt steht auf der FCA-Website: „Das braucht unsere Gesellschaft“. Echt, oder? Einen eigenen Grundwert so links liegen zu lassen, nachdem man in der eigen Außendarstellung eigene Fans gerade erst an wertegerechtes Verhalten erinnert hat, zeugt dann zumindest nicht von Aufrichtigkeit und das geneigte Vereinsmitglied darf sich nun überlegen, ob

a) der FCA zwar viel Brimborium, um seine Werte macht, diese aber gar nicht so ernst nimmt.

b) Werte zwar schön fürs Marketing sind, aber wenn es um Posten und Verantwortung geht, dann hört es eben auf.

c) Werte erstmal dazu gut sind, andere in ihre Schranken zu weisen, aber an die eigene Nase packen wir uns lieber nicht.

Ein vielfältigerer Wahlvorschlag wäre mutig gewesen. Ja, der Mut ist angeblich auch ein FCA-Wert. Nutzt die Wahl am morgigen Dienstag, um die Kandidaten zu wählen, die euch am besten repräsentieren. In diesem Sinne wünsche ich allen spannende Debatten auf der Mitgliederversammlung.

Investorenclub FC Augsburg 1907

Unter der Woche platzte die Bombe. Unkontrolliert. Und was die Augsburger Allgemeine als auch der kicker unterschlagen haben: es war die Legio Augusta, denen aufgefallen war, dass sich im Handelsregister bei der Hofmann Investoren GmbH, etwas geändert hatte.

Die Hofmann Investoren GmbH ist die Gesellschaft mit der Klaus Hofmann und andere Investoren (wie es sogar der Name schon sagt) die Anteile an der FC Augsburg 1907 GmbH & Co. KGaA von Walther Seinsch übernommen hatten. Die Hofmann Investoren GmbH gehören mehr als 99% der Aktien am Profibereich des FC Augsburg bis hinunter zur U17. Schon im Februar 2020 wurde laut Handelsregister eine Kapitalerhöhung bei der Hofmann Investoren GmbH vorgenommen. Diese diente wohl in der Vorbereitung dazu, nun den Anteilsverkauf vornehmen zu können, zu der schließlich durch Eintragung im Handelsregister im Februar 2021 evident wurde.

Schon vor einiger Zeit konnte sich Klaus Hofmann über einen ganz besonderen Deal für seine Investorengesellschaft freuen. Den Mitgliedern des Vereins, von denen er gewählt wurde, hatte er nichts mitzuteilen. (Foto: Christian Kolbert/kolbert-press/Pool via Imago)

Die Bolt Football Holdings (Germany), L.P. (im Nachfolgenden: „Bolt“) übernahm 45% der Anteile an der Hofmann Investoren GmbH. Hinter Bolt steckt David Blitzer, ein schwerreicher US Amerikaner, der schon in mehrere Sportunternehmen investierte. Detlef Dinsel und Marcus Höfl verkauften ihre Anteile im Rahmen der Transaktion im Gesamten, Thilo Sautter und Michael Reuss gaben einen Teil ihrer Anteile ab. Klaus Hofmann selbst behielt seine Anteile wie gehabt.

Spekulationsgewinne

Und während es Klaus Hofmann im Interview mit der Augsburger Allgemeinen als üblich bezeichnete, dass Anteile nach 6 Jahren weiter verkauft werden, stellt sich doch die Frage, zu welchen Konditionen dies geschah. Zudem müssen die beiden ausscheidenden Anteilseigner schon früher ihren Willen zum Verkauf geäußert haben. Es ist davon auszugehen, dass die Transaktion monatelang vorbereitet wurde. Eine Kernfrage in diesem Zusammenhang ist aus meiner Sicht: Wie viel haben Dinsel und Höfl damals für die Anteile bezahlt und wie viel haben sie nun im Rahmen des Verkaufs für ihre Anteile bekommen? Wie sieht es bei den anderen Anteilseignern aus? Gerade weil es zu den Leistungen der Investoren – inwiefern hier Know-How und Vitamin B zum Tragen kamen ist fraglich ohne die nötige Transparenz – keine Informationen gibt. Als Fan und Mitglied dieses Vereins finde ich es doch eine sehr interessante Frage, ob sich einzelne Personen an der Entwicklung des FCA bereichert haben. Und Vorsicht: in der Presse ist teilweise von einem Preis i.H.v. 5,5 Mio. EUR die Rede, die Blitzer bezahlt haben soll. Dabei handelt es sich schlicht um den Nennwert der Anteile. Wie viel Blitzer bezahlt hat ist bisher nicht öffentlich geworden. Es wird allerdings ein vielfaches des Nennwerts gewesen sein.

Wortklauberei

Klaus Hofmann hat sich im Interview mit der Augsburger Allgemeinen dagegen verwehrt, dass David Blitzer als „Investor“ bezeichnet wird. Schauen wir uns doch mal kurz an, was David Blitzer getan hat: Er hat mit Geld Anteile an der Hofmann Investoren GmbH gekauft. Klaus Hofmann hat ihn als Minderheitsgesellschafter bezeichnet. David Blitzer hält nun mehr Anteile als jeder andere Investor an der Hofmann Investoren GmbH. Er hält mehr Anteile als Klaus Hofmann selbst. Es ist Wortklauberei, wenn Klaus Hofmann sich bei einem Anteilseigner an der Hofmann Investoren GmH am Begriff Investor stört. Diesen schlicht als „Minderheitsgesellschafter“ zu bezeichnen, trifft den Sachverhalt noch weniger in der Wortwahl. Neuerdings wird von Seiten des FC Augsburg auch der Begriff „Partner“ verwendet. Ein Investor bleibt ein Investor, egal wie man es drehen und wenden mag.

Identifikation

Welche Verbindung hat David Blitzer zum FC Augsburg? War er schon mal da und hat sich ein Spiel angeschaut als dies noch möglich war? Verfolgt er die Bundesliga? Genau so intensiv wie die belgische Liga oder Crystal Palace, wo er auch investiert ist? Welche Beweggründe wird der Investor verfolgen, wenn es um Entscheidungen betreffend den FCA geht? Eventuell wird er – auf Grund seines großartigen Vermögens und seiner Liebe zum Sport generell – nicht zum schnellen Gewinn optieren. Er wird allerdings in keinem Fall die Identifikation mitbringen, die wir Fans und Mitglieder haben. Für uns ist der FCA die Nummer 1. Bei David Blitzer ist die Liste lang. Die Identifikation auf der Investorenebene abseits von Klaus Hofmann selbst scheint grundsätzlich ein Problem zu sein. Anscheinend kam es zu dem Investorenwechsel erst dadurch, dass sich die genannten zwei Mitinvestoren von ihren Anteilen trennen wollten.

Finanzielle Stabilität

Know-How soll der neue Investor mitbringen. Im ersten Artikel der Augsburger Allgemeinen ist von Finanzstärke die Rede, die der Investor mitbringt. Derweil finanziell beim FCA nichts ankommt. Laut Hofmann gab es seit 2014 keine Kapitalerhöhung bei der FC Augsburg 1907 GmbH & Co. KGaA mehr und es ist trotz Corona und den ersten Verlusten seit Jahren auch nichts geplant. Das ist auch nicht weiter verwunderlich. So verkauft ja nicht der FC Augsburg 1907 e.V. Anteile. Der hat ja schon kaum welche mehr. Von Anteilsverkäufen profitieren wie oben beschrieben wenn dann nur noch die verkaufenden Investoren. Wer nun zusätzlich einmal in die Meldungen zum Höfl-Engagement zurückblickt, der entdeckt auch dort schon all die Thesen zu Netzwerk, Marketing, etc. Wie viel ist davon beim FCA angekommen? Gerade jetzt wo der Investorenwechsel in einem Atemzug mit den ausgebliebenen Einnahmen in der laufenden Saison gemeinsam kommuniziert wurde, wird hier durch den gewählten Narrativ ein etwas schiefes Bild geschaffen. Mehr finanzielle Mittel beim FCA wären schön, sind allerdings nicht in Sicht. Und inwiefern David Blitzer wirklich sein Netzwerk und seine Kontakte einbringen wird, werden wir hoffentlich alle noch sehen oder eben auch nicht.

Sonnenkönig Klaus Hofmann

Dietmar Hopp, Martin Kind, Klaus Hofmann. Selbst wenn Hofmann nach dem Einstieg von David Blitzer nicht mehr das größte Anteilspaket am FC Augsburg hält, so hat er doch im Exklusivinterview mit der Augsburger Allgemeinen direkt klar gemacht, dass weiterhin alle Entscheidungen schlussendlich von ihm getroffen werden. Er verbleibt einziger Geschäftsführer der Hofmann Investoren GmbH. Die Entscheidungsstrukturen beim FC Augsburg verbleiben wie bisher. Hofmann regiert über allen. Diesmal indem er indirekt Anteile am FC Augsburg an einen amerikanischen Investor verkauft, der bisher keine erkennbare Beziehung zum FC Augsburg hatte. Den schlicht er seit 20 Jahren kennt. Nichts neues beim FC Augsburg, kann man an dieser Stelle feststellen. Der Verein ist seit dem ursprünglichen Verkauf der Anteile an Walther Seinsch monarchisch geprägt und folgt vielen Mustern, die das Fußballgeschäft mittlerweile aufweist.

Timing

Und jetzt kommen wir zu einem Punkt, der dies nun alles noch etwas unangenehmer macht. Klar, die Bezeichnung „Sonnenkönig“ ist wertend. Gemeint ist ein Alleinherrscher, der andere nicht in seine Entscheidungen mit einbezieht. Mit anderen sind vor allem die Mitglieder des FC Augsburg 1907 e.V. gemeint, die Klaus Hofmann vertritt. Diese haben wie alle anderen durch die Meldung der Legio Augusta vom Anteilsverkauf bei der Hofmann Investoren GmbH erfahren. Und genau an dieser Stelle sieht man, wie diese beide Rollen des Klaus Hofmann (des Investors und des Präsidenten) nicht zusammenpassen.

Hofmann, Ströll und Co. Die Entscheidungsstrukturen beim FCA bleiben wie gehabt. Mehr Transparenz und eine klare institutionelle Verankerung von 50+1 auch über den Aufsichtsrat der KGaA fehlt weiterhin. (Foto: Christian Kolbert/kolbert-press/Pool via Imago)

Hofmann mag das Präsidentenamt ehrenamtlich ausfüllen, in seiner Rolle als Investor ist er vermögensverwaltend tätig. Anstatt schon frühzeitig die Mitglieder zu informieren und transparent mit dem Vorgang umzugehen, hat er seine Mit-Investoren geschützt und den Vorgang abgeschlossen. Erst nach Veröffentlichung durch die Legio Augusta nahm auch die Presse den Ball auf und es erfolgte eine ausführliche Erklärung in einem Interview mit der Augsburger Allgemeinen. Eine offizielle Information der Mitglieder des FC Augsburg 1907 e.V. steht weiterhin aus. Ob, wie nun kommuniziert wurde, eine Information nach der englischen Woche erfolgt wäre, hätte sich der FCA mitten im Abstiegskampf befunden, kann jeder für sich selbst beurteilen. Wann der FC Augsburg eine Lösung findet, um eine Jahreshauptversammlung auch virtuell zu veranstalten, steht in den Sternen. Die Mitglieder einzubinden hatte schlicht nicht die höchste Priorität. Michael Ströll hat im Interview bei Sky gestern eingestanden, dass man die Kommunikationsstrategie nicht zu Ende gedacht hatte. Jetzt gilt es für die Zukunft strukturell die Einbindung der Mitglieder sicherzustellen.

Zusammenfassung

Der FCA war und ist ein Investorenclub. Nun gab es einen Wechsel in der Investorenschaft, der für die aussscheidenden Investoren eventuell einen netten Spekulationsgewinn eingebracht hat. Wie der Ausstieg der Alt-Investoren zeigt, war von deren Seite keine allzu hohe Identifikation mit dem FC Augsburg vorhanden. Viel schlimmer kommt es nun mit dem Neu-Investor David Blitzer wohl auch nicht. Kurzfristige Vorteile für den FCA sind nicht zu erwarten und entsprechend hat die Transaktion momentan keine Auswirkungen. Es wird sich im Zeitablauf zeigen, wenn uns Klaus Hofmann mit David Blitzer angeschleppt hat.

Robert Götz hat seinen Kommentar betitelt mit: Neuer US-Investor: Die FCA-Fans müssen vertrauen – anderes bleibt ihnen nicht. Dem möchte ich widersprechen. Aufsichtsratsstrukturen bei einem Verein sind ja nicht nur zum Spaß vorhanden. Insofern würde ich als Mitglied des Vereins gerne wissen, wann Vereinspräsident Klaus Hofmann den Aufsichtsrat der FC Augsburg 1907 e.V. über den Investorenwechsel informiert hat. Zudem gilt es aus Mitgliedersicht zu prüfen, wie der Verein auf den Investorenwechsel reagiert hat. Ich könnte mir vorstellen als Mitglied, die Protokolle der Aufsichtsratssitzungen des FC Augsburg 1907 e.V. vor der nächsten Jahreshauptversammlung anzufordern.

Darüber hinaus gilt es aus Mitgliedersicht darauf zu drängen, dass die Mehrheit der Plätze im Aufsichtsrat der FC Augsburg 1907 GmbH & Co. KGaA durch Vereinsvertreter besetzt wird. Zudem sollte darauf gedrungen werden, dass die FC Augsburg 1907 GmbH & Co.KGaA alle Anstrengungen unternimmt, Anteile an den FC Augsburg 1907 e.V. langfristig zurückzuführen. Wer hier nun schon etwas länger mit liest, der erkennt kaum etwas neues. Dies sind Forderungen, die ich schon seit längerem vertrete. Vielleicht hat der Anteilsverkauf nun doch dem ein oder anderen zusätzlich die Augen geöffnet, wie schnell auch die weiteren Anteile am FC Augsburg verkauft werden könnten, ohne dass es jemand mitbekommen würde. Es ist höchste Zeit strukturell anzupassen, um sich nicht erneut verwundert die Augen reiben zu müssen in der Zukunft. Fußballclubs sollten keine Spekulationsobjekte sein! Es ist so ähnlich wie im Abstiegskampf in früheren Jahren: Es ist Zeit aufzuwachen, bevor es zu spät ist.

Abseits des Rasens

Die Bundesligasaison läuft. Auch sonst passiert rund um den FCA recht viel. Es hat bis zu dieser dritten Länderspielpause gedauert, bevor ich nun endlich dazu gekommen bin, einen Blick auf ein paar Aspekte zu werfen, die beim FC Augsburg abseits des Rasens passiert sind. Die regelmäßigen Leser wissen, dass gerade Mitgliederversammlungen dazu führen, dass ich mich manchmal gezwungen sehe, meine Gedanken in die Welt zu posaunen. Diesmal hat nicht alles mit der Mitgliederversammlung zu tun. Ich will euch nicht länger auf die Folter spannen. Folgende Punkte sind mir aufgefallen und ich glaube eine kleine Übersicht schadet nicht:

Aufsichtsrat ist nicht gleich Aufsichtsrat

Die Beteiligung der aktiven Fanszene wird nicht bei der Aufsichtsratwahl für den FC Augsburg e.V. entschieden. So lange der Verein zwar offiziell die Mehrheit der Stimmrechte an der KGaA hält, es allerdings zu keinem einzigen Vereinsvertreter im Aufsichtsrat der KGaA reicht, kann für den Aufsichtsrat des e.V. gewählt werden, wer will. 50+1 in Augsburg ist damit eine Farce und eine Kontrolle durch den Verein findet nicht statt und in der Wahl auf der Mitgliederversammlung ging es schlicht um persönliche Eitelkeiten. Die Fanszene hat nicht weiter verloren, ist aber weiterhin zusammen mit allen anderen Mitgliedern des Vereins Verlierer in diesem Spiel der Investoren.

Den Familientag umzubenennen darf nicht alles sein

Der Fußball ist ein verbindendes Element in dieser Gesellschaft über verschiedene Kulturen und Nationen hinweg. Rot-grün-weiß war schon immer bunt und nicht einfarbig. Dennoch tut der FC Augsburg seit Jahren sehr wenig, um die verbindende Funktion des Fußballs weiter zu fördern, gerade wenn es darum geht sich dem Rechtsruck in der Gesellschaft aktiv entgegen zu stellen. Wenn es nun rein bei einer einzigen Aktion im Rahmen des Familientags bleibt – der zudem erst wieder im Sommer ansteht – dann ist das weiterhin armselig.

Digital ist cool und funktional

Die Bezahlkarte ist großer Quatsch und konnte technologisch nur ein Zwischenschritt sein. Mittlerweile kann man im Stadion über eine Handy App zahlen und braucht keine Karte mehr zu holen, aufzuladen und wieder abzugeben. Ich habe positive Testberichte gelesen und bin entzückt, dass der FCA diese fanfreundliche Änderung vollbracht hat. Es geht bei einem Thema dann auch mal in die richtige Richtung mit einer großen Lösung, die für viel Zufriedenheit sorgen wird, solange das Wlan im Stadion stabil bleibt.

Der FCA und die Kids

Der FCA versucht seit Jahren, schneller Kids für den FCA zu begeistern. Dafür gab es bisher schon Kooperationen mit Krankenhäusern in Augsburg. Diese Kooperationen mit Kliniken hat der FCA nun auf Bayerisch-Schwaben ausgeweitet. Wenn die Kids dann etwas größer sind, bleibt der FCA am Ball. Erstklässlern wurden auch dieses Jahr von der Mannschaft und den Trainern in den Augsburger Grundschulen besucht und ein Turnbeutel und andere Extras geschenkt. Ex-Profi Tobi Werner hat zudem im Rahmen des bundesweiten Vorlesetags im Planetarium gelesen. Das Engagement des FCA in diesem Bereich ist nachhaltig und verlässlich.

Der FCA und die DKMS

Das Spiel gegen Schalke hat der FCA dazu genutzt, Werbung für die DKMS ( Deutsche Knochenmarkspenderdatei) zu machen und zusätzlich das Geld gespendet, dass aus der Versteigerung der Haller-Trikots nach dem Vorbereitungsspiel gegen Bologna zusammen kam. Im Rahmen des Freundschaftsspiels hatte man sich schon öffentlich zu diesem Thema engagiert. Man kann sich bei der DKMS kostenlos registrieren lassen. Wenn man für einen Mitmenschen als Spender in Frage kommt, wird man dann später kontaktiert. Knapp 300 Fans haben sich im Rahmen des Spiels gegen Schalke registrieren lassen. Auch weil die Fanclubs dankenswerterweise mitgeholfen haben. Wer bei der DKMS noch nicht registriert ist, kann das über diesen Link kostenlos nachholen und sich ein Registrierungspaket nach Hause bestellen. Vielleicht machen wir ja auf diesem Weg die 300 voll. Das nachhaltige Engagement für ein wichtiges Thema durch den FCA ist ermutigend und sollte als Beispiel dienen, wie der Club seine Rolle in der Öffentlichkeit nachhaltig nutzen kann.

Fazit

Ich schöpfe aus einigen der Aktionen Hoffnung für die Themen, bei denen ich denke, dass wir hinterher hinken. Es lässt sich nicht immer alles an einem Tag ändern. Strukturell glaube ich allerdings nicht, dass unser Investoren-Modell noch einmal aufgebrochen und Anteile an den e.V. zurückgeführt werden. Alleine es fehlt gerade schon daran, dass die Vereinsmitglieder in den Gremien ihre zustehenden Rechte nach 50+1 wahrnehmen könnten. Das die organisierte Fanszene dabei eher in den Esports die Gefahr für die Zukunft erkennt, mag mir – egal wie man persönlich zu diesem Thema stehen mag – persönlich nicht in den Kopf. Der Kampf für Strukturen, in denen die Stimmen der Mitglieder wirklich Gehör finden und nicht nur auf Ebene des e.V. verhallen, als auch ein aktiverer Kampf gegen Rassismus und für einen bunten FCA finden mir momentan nicht genug statt und wären auch mal ein Banner in der Kurve wert.

Das der FCA allerdings sich gerade in der Kinder- und Jugendarbeit nachhaltig engagiert (andere Ausflüge von Kids und Teenclub habe ich unterschlagen, da es hier schon recht voll wurde), finde ich toll. Auch das nachhaltige Engagement gegen den Ticket-Schwarzmarkt, das immer vor dem Bayernspiel hervorgehoben wird, ist wichtig, wie auch die Arbeit für die DKMS. Wenn er will, kann dieser Verein. Für mich ein Signal, auch bei den anderen Themen, weiter hartnäckig zu bleiben und anzuschieben. #Augsburghältzusammen

Abseits des Platzes: Die Funktion des Klaus Hofmann

Wie der FC Augsburg tickt und funktioniert und wie er rechtlich aufgestellt ist, sind zwei unterschiedliche paar Schuhe. Noch unter Walther Seinsch war es so, dass alle wesentlichen sportlichen Entscheidungen (z.B. Spielerverpflichtungen) einhellig von ihm, dem jeweiligen Manager und Trainer als Dreigestirn getroffen wurden. Unter Klaus Hofmann ist nicht mehr ganz so klar, wie sehr er sich in diese Prozesse einbringt, allerdings ist er wohl in die Geschäfte des FC Augsburg tief involviert. Gerade erst jetzt hat Robert Götz in der Augsburger Allgemeinen festgehalten, dass Klaus Hofmann „als Chef des FC Augsburg grünes Licht für die Beurlaubung von Trainer Dirk Schuster (gab)„. Mir stellt sich die Frage. in welcher Funktion er das tut?

Klaus Hofmann ist Präsident des FC Augsburg e.V. der – über eine Beteiligungsgesellschaft – Anteile an der FC Augsburg 1907 GmbH & Co.KGaA hält und die Mehrheit der Stimmrechte halten muss, auf Grund der Regelungen, die als „50+1“ bekannt sind. Klaus Hofmann ist zusätzlich Geschäftsführer der Hofmann Investoren GmbH, deren Zusammensetzung Robert Götz in der Augsburger Allgemeinen ausführlich beleuchtet hat. Nun hält der FC Augsburg e.V. 50.000 Anteile während Klaus Hofmann über die Investoren GmbH über 8,2 Millionen Anteile verfügt. Wenn er nun in die Geschäfte der KGaA eingreift, für wen tut er das dann? Auf der Vereinswebsite wird er als Vorstandsvorsitzender ausgewiesen, explizit unter der KGaA (siehe Adresse oben):

Übersicht von der FCA Webseite

Eine Position bei der FC Augsburg 1907 GmbH & Co.KGaA ist für mich nicht ersichtlich. Der Profispielbetrieb sollte im Verantwortungsbereich der Geschäftsführer dieser Gesellschaft liegen, die wiederum von deren Aufsichtsrat kontrolliert wird.

Offiziell wird die FC Augsburg KGaA von den drei Geschäftsführern Michael Ströll, Peter Bircks und Stefan Reuter geführt. Diese Geschäftsführer müssen sich gegenüber einem vierköpfigen Aufsichtsrat verantworten. Die Besetzung des Aufsichtsrats am Ende der letzten Saison zeigt eine deutliche Verschiebung im Machtgebilde des FCA. Walther Seinsch hatte den Aufsichtsrat mit langjährigen Fans des FC Augsburg besetzt, die nun im Zuge der Umstrukturierung Platz gemacht haben. Was bei vielen dieser Personen im Vordergrund ihres Engagements stand, war der Club selbst. Verein darf man an dieser Stelle ja schon gar nicht mehr schreiben, da es sich um den Aufsichtsrat der KGaA handelt. Das es dabei in der Welt des Fußballs immer wieder zu Vermischungen kommt, und Aufsichtsräte Funktionen übernehmen, die über eine reine Kontrollfunktion hinausgehen, ist nichts neues. Clemens Tönnies ist in dieser Hinsicht auf Schalke wohl ein besonders abschreckendes Beispiel. Aber auch in Augsburg wird von den Aufsichtsräten mehr als nur eine reine Kontrollaufgabe erwartet. Der Verein formulierte dies in der entsprechenden Presseerklärung wie folgt:

Durch diese Neubesetzung ist es unter anderem das Ziel, den FCA im Bereich der Auslandsvermarktung breiter aufzustellen und das Netzwerk der Unternehmer und Finanzexperten für den Klub zu nutzen.

Der prominenteste Name in der Riege der neuen Aufsichtsratmitglieder ist dabei wohl Marcus Höfl, der seit Jahren Manager von Franz Beckenbauer ist. Franz Beckenbauer steht dabei wie kein anderer im deutschen Fußball für zweifelhaftes Verhalten rund um die WM 2006. Wenn Marcus Höfl ein riesiger FCA Fan sein sollte, so ist mir dies bisher entgangen. In einer der Kurven dieser Republik habe zumindest ich ihn nicht getroffen. Mir persönlich wäre allerdings wichtig, dass die Mitglieder des Aufsichtsrats sich hauptsächlich durch ein nachhaltiges Interesse an unserem Club auszeichnen. Bei ihrer Kontrollfunktion sollten sie genau diesen Club im Blick haben und nicht ihre persönlichen wirtschaftlichen Interessen. Wenn kritische Situationen anstehen sollten, dann interessiert mich weniger die Auslandsvermarktung in Asien, als das die Aufsichtsratsmitglieder ihre Kontrollfunktion gewissenhaft übernehmen.

Wenn man sich nun die aktuelle Besetzung des Aufsichtsrats anschaut und feststellt, dass hier nur noch Vertreter der Investoren GmbH einen Sitz haben, dann stellt sich doch direkt die Frage, wie der FC Augsburg e.V. die Umsetzung von Entscheidungen im Sinne seiner Stimmmehrheit bei der KGaA sicherstellt. Eine offizielle Kontrollfunktion ist durch mangelnde Vereinsvertreter im Aufsichtsrat nicht mehr gegeben. Das mit Peter Bircks ein Aufsichtsrat des e.V. Geschäftsführer bei der KGaA ist, verschärft die Interessenskonflikte nur weiter.

Was sind die Schlussfolgerungen aus den vorherigen Ausführungen? Die 50+1 Regel verbietet es Kapitalanlegern die Mehrheit der Stimmrechte zu übernehmen. Wenn der Kapitalanleger sich allerdings parallel nun zum Präsidenten des Vereins wählen lässt, dann sollten wir uns alle eingestehen, dass 50+1 dadurch ausgehöhlt wird. 50+1 ist somit in Augsburg schon seit dem Einstieg von Walther Seinsch tot. Dies sind mittlerweile 16 Jahre. Der einzige Unterschied ist in diesem Zusammenhang, dass Klaus Hofmann zumindest für den gemeinen Augsburger sympathischer daherkommt als Dietmar Hopp oder Martin Kind. Seitdem haben wir in Augsburg Erfolg und trotzdem mahne ich die Strukturen an. Warum?

Ich bin kein blinder Vertreter der 50+1 Regel. Allerdings geht es mir darum sicherzustellen, dass Strukturen personenunabhängig funktionieren. Momentan sind die Gesellschafter im Aufsichtsrat der KGaA ruhig und lassen die Beteiligten arbeiten. Momentan wirkt Klaus Hofmann zudem wie der Präsident der nächsten 20 Jahre. Aber – seien wir ehrlich – wir haben alle schon Traumehen scheitern und Rosenkriege ausbrechen sehen. Im Fall des Investorenkonstrukts beim FCA ist zudem viel Geld im Spiel. Wenn in dieser Hinsicht etwas passieren sollte, dann mache ich mir unter den momentanen Gegebenheiten Sorgen. Der FC Augsburg e.V. könnte seinen (investorenunabhängigen) Einfluss bei der KGaA von heute auf morgen verlieren. Ich bin Mitglied beim FCA. Mir macht das Sorgen. Ich würde gerne im Aufsichtsrat der KGaA eine Zusammensetzung nach den Stimmrechten sehen, d.h. dass Vereinsvertreter die Mehrheit im Gremium haben und zusätzlich den Vorsitzenden stellen. Mit Vereinsvertretern meine ich Personen, die nicht über ein Investment anderweitig am FCA beteiligt sein dürfen. Einen obligatorischen Fanvertreter würde ich mir in diesem Zusammenhang wünschen. In diesem Zusammenhang wäre dann auch zu klären, welchen Einfluss der Präsident des FC Augsburg e.V. auf die Geschäfte der KGaA hat.

Darüber hinaus sollten wir vereinsseitig überlegen, wie es uns möglich ist, zukünftig Anteile an der FC Augsburg 1907 GmbH & Co.KGaA zurückzukaufen. Hier sollten wir unseren Präsidenten damit beauftragen, in unserem Interesse ein Modell zu erarbeiten, um langfristig wieder selbst einen höheren Kapitalanteil zu übernehmen. Um an zukünftigen Kapitalerhöhungen relevant zu partizipieren, wäre dies essentiell.

Im Zusammenhang mit der Jahreshauptversammlung vor kurzem wurde vor allem über die glorreichen Geschäftszahlen berichtet (Umsatz! Gewinn!). Es sollte mittlerweile klar geworden sein, dass der FC Augsburg insgesamt kein Start-Up mehr ist. Wir sind ein gewachsener Mittelständler und sollten unsere Strukturen auch im Bereich der Unternehmensführung und -kontrolle an diese Gegebenheiten anpassen. Wenn sich der FCA mit einer veränderten Aufsichtsratsbesetzung eine Art Think Tank schafft, dann könnte dies sogar zu zusätzlichen Verbesserungen in der Zukunft führen. Einem prominenten Platz für die gesammelten Faninteressen sollte doch auch der Präsident der Kurve nicht ablehnend gegenüber stehen. Ich bin gespannt, was sich in dieser Hinsicht in der Zukunft tut, denn Klaus Hofmann hat in der Jahreshauptversammlung auch für sich selbst die Latte hochgelegt:

Wer keine Lust mehr hat, zu lernen und besser zu werden, hat keinen Platz mehr beim FC Augsburg.

Und uns allen sollte daran gelegen sein, dass der FCA in der ersten Liga kein vorübergehender Teilnehmer wird und wieder in der Niederungen von Fußballdeutschland verschwindet, wie dies schon vielen anderen Vereinen vorher passiert ist. Dafür denke ich dann auch gerne über die ferne Zukunft nach. Wer sich ein Erbe schafft, der sollte frühzeitig sicherstellen, dass es auch bewahrt wird.

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