Mir brummt immer noch etwas der Kopf. Ich war am Freitagabend in Mainz und habe die Katastrophe hautnah erlebt. 1:4 verlor der FC Augsburg zu Beginn des Spieltags in Mainz, war über die gesamte Partie die schlechtere Mannschaft und verlor zu Recht in dieser Höhe und Deutlichkeit. Die Niederlage kommt, nachdem schon in anderen Partien zu Beginn der Saison (z.B. gegen Freiburg) wenig zusammenpasste, und gerade unter der Woche Klaus Hofmann öffentlich Markus Weinzierl den Rücken gestärkt hatte.
Hofmann kritisiert zwei Ex-Trainer: „Wir haben uns das Fußballspielen abgewöhnt“ – Das kommt nicht von mir, sondern war kurz nach der Jahreshauptversammlung eine Überschrift beim kicker. Und nach dem Spiel in Mainz fragt sich wahrscheinlich auch Klaus Hofmann, welche Trainer er mit dieser Aussage genau gemeint hat. Ich war damals unter Martin Schmidt in Gladbach vor Ort, als es in der ersten Halbzeit 4 Gegentore gab. Auch Gumnys Slapstick ist mit dem von Koubek damals vergleichbar. So lange habe ich diese Mannschaft schon nicht mehr so schlecht spielen sehen. Die Entwicklung ist besorgniserregend.
Nach dem Spiel in Mainz wies Manager Reuter darauf hin, dass es auch beim ersten Mal unter Markus Weinzierl eine Weile gedauert habe, bis sich die Mannschaft gefunden hatte. Eine ganze Hinrunde des Grauens war das damals gewesen, bevor die Truppe ihre Identität fand und sich ab diesem Moment für nichts mehr zu schade war. Und was ab diesem Moment möglich ist, das haben wir damals und das hat Mainz letzte Saison gezeigt. Jetzt kommt es schlicht darauf an, diesen Wendepunkt zu finden. Auf die Suche geht der FCA mal wieder intern geschlossen. Eine Trainerdebatte gibt es nicht. Es kommt jetzt darauf an, dass es in der bestehenden Konstellation vorwärts geht. Raus aus dem sportlichen Loch.
Unsere sportliche Identität
Und nachdem mein Brummschädel nun lange genug darüber gegrübelt hat, wie der Weg zur Besserung aussehen könnte, möchte ich hier an dieser Stelle auch als Eigentherapie meine Gedanken einmal festhalten. Ich glaube, wir sollten alle gemeinsam einmal in den Spiegel schauen. Was ist unsere sportliche Identität? Was ist die Basis? In der Rückschau scheint mir das etwas verklärt zu sein. Der Fußball in der ersten Phase unter Markus Weinzierl war nicht immer attraktiv. Und die Attraktivität entstand mit Sicherheit nicht dadurch, dass wir Gegner im Ballbesitz dominieren konnten.
Ich möchte denn auch einmal Klaus Hofmann korrigieren. Wir haben uns nicht das Fußball spielen abgewöhnt. Wir haben uns abgewöhnt, dahin zu gehen, wo es weh tut und uns unbeliebt zu machen. Wir sind auch deshalb die graue Maus der Liga geworden, weil wir den Gegnern gleichgültig sind. Vor ein paar Jahren, wurden wir respektiert und man begegnete dem Team mit Antipathie, weil wir so unangenehm zu spielen waren, wie kein Team außer uns. Diesen Ruf haben uns andere Teams wie die Frankfurter Eintracht oder auch Union Berlin in der Zwischenzeit abgenommen.
System hin, System her wird es in den nächsten Spielen darum gehen, zu diesen Grundtugenden zurückzukehren. Defensiv stabil zu stehen, die Räume eng zu machen und den Gegner in die Zweikämpfe zu zwingen. Und in den Zweikämpfen zu tun, was nötig ist. Fast als Fußnote möchte ich anmerken, dass wir ohne Felix Uduokhai vielleicht nicht das geeignete Personal haben, um dies erfolgreich mit 3er Kette umzusetzen. Robert Gumny wackelt mir persönlich zu sehr und ist vielleicht als klassischer Rechtsverteidiger besser aufgehoben (und kann sich dann auch offensiv einschalten). Ich könnte mir vorstellen, dass auch eine klassische Doppelsechs vor einer Viererkette in dieser Phase helfen könnte, stabiler zu werden und den Gegner ab dem Mittelfeld weniger Raum zu geben. Der Kern meiner Gedanken ist allerdings, dass wir uns wieder bereit sein müssen, uns unbeliebt zu machen. Nicht mit dem Gedanken zu verletzen, sondern um uns Respekt zu verschaffen.
Bereitschaft zum Notwendigen
Insgesamt ist es mir dabei vollkommen egal, welche 11 auf dem Platz stehen, so lange sie bereit sind, ihre Defensivaufgaben zu erledigen und sich in die Zweikämpfe zu werfen. Es ist dies vielleicht auch der Moment, an Tobi Werner zu erinnern. Tobi Werner, der Tore und Assists sammelte, allerdings mir nicht nur dafür im Gedächtnis blieb. Denn zu Zeiten von Tobi Werner sahen die Linksverteidiger regelmäßig alle gut aus. Er war so gut in der Rückwärtsbewegung und im Spiel gegen den Ball. Wir brauchen wieder diese Bereitschaft bei den Spielern, das Notwendige zu tun und sich für die Mannschaft aufzuopfern.
Nebenbei braucht es dann einen besser ausgeführten offensiven Plan. Und auch hier sollten wir ehrlich in den Spiegel blicken. Lange Bälle nach vorne, werden immer ein Teil davon sein. Wir brauchen gerade deshalb offensive Zielspieler, die die Bälle festmachen und weiterleiten können und ich bin mir persönlich nicht sicher, ob diese Position mit Sergio Cordova optimal besetzt ist. Caiuby blühte hier früher auf. Alfred Finnbogason ist fit und wäre für mich ein geeigneter Kandidat. Genauso wie Gregerl Luftduelle kann. Aber auch an der Stelle ist mir scheißegal, wer es denn nun macht. Nur wir sollten diesen festgemachten langen Ball wieder als den Erfolg sehen, den wir brauchen, um dann auf die Außen zu spielen und mit Vargas und Hahn mit Wucht nach vorne zu stoßen.
Wo ist der Zusammenhalt?
Ein Teil dieses Plans sollte es auch sein, mit Fehlern umgehen zu lernen. Momentan ist es so, dass wir einknicken, sobald wir uns ein Gegentor fangen. Fehler sind notwendiger Teil des Fußballs. Sie werden immer wieder passieren. Es gilt sich auf diese Momente vorzubereiten und dann die Ruhe zu behalten. Mir ist es unbegreiflich, wie man sich selbst so aus dem Konzept bringen lassen kann. Warum man sich nicht gegenseitig bestärkt und am Plan festhält. Genügend Zeit gegen Mainz wäre allemal gewesen.
Hierfür braucht es wieder mehr positive Unterstützung von Spieler zu Spieler als auch von den Rängen. Weniger Schuldzuweisungen und Zurechtweisungen. Mehr wir als ich. Und dafür braucht es die richtigen Charaktäre und die richtige Mischung auf dem Platz. Und den Support von den Rängen, jetzt wo es wieder möglich ist. „Augsburg hält zusammen“ war das Mantra und sollte es wieder sein. Es braucht wieder eine Wagenburgmentalität, in der wir uns gegenseitig den Rücken stärken. Und an uns glauben, alle gegenseitig aneinander und jeder an sich selbst. Natürlich ohne sofort den Trainer oder die sportliche Leitung zu hinterfragen.
Rückbesinnung auf die Stärken
Das elfte Jahr spielen wir nun in der Bundesliga. Am Anfang war uns allen bewusst, dass wir mit einfachen Mitteln zum Klassenerhalt kommen müssen. Mittlerweile wurde von uns allen angenommen, es müsste eine sportliche Entwicklung geben. Bei den Renovierungsarbeiten am sportlichen System haben wir im übertragenden Sinne eine Leitung angebohrt und die Sicherung ist geflogen. Unser Spiel ist weniger körperlich geworden und hat seine Klarheit verloren. Der Zusammenhalt ist etwas verloren gegangen. In dieser sportlich schwierigen Phase kommt es nun darauf an, sich auf die eigenen Stärken zu besinnen. Wir sollten uns daran erinnern, was wir sportlich gut können und wie wir uns gegenseitig so unterstützen können, damit wir dieses Potential abgerufen bekommen.
Und mit Fokus auf diese sportlichen Stärken, und unsere Grundtugenden sollte der Trainer für Mittwoch eine Mannschaft identifizieren, die das vornehmliche Ziel hat, dem VfL Bochum einen möglichst unangenehmen Abend zu bereiten. Zu kratzen, zu beißen, zu kämpfen. Auf die eigenen Möglichkeiten zu lauern und diese zu nutzen. Denn als erstes sollten wir erkennen, wer wir sind. Wir sind der großartige FC Augsburg, der reihenweise Ziele erreicht hat, von denen keiner zu träumen wagte. Der das Anfield auf dem Lechfeld erschuf, nach Anfield fuhr und im Gegensatz zu Teams wie Mainz 05 noch nie aus der ersten Liga abgestiegen ist. Widerstände sind unsere DNA. Wer nicht für uns ist, ist gegen uns. Denn wir sind Augsburger und ihr nicht.
Birgit Kaiser ist seit sie denken kann FCA-Fan und war vor der Corona-Pandemie regelmäßig in der WWK-Arena – am liebsten mit ihrer Tochter. Aufgrund der langen Stadion-Abstinenz hat sich die 33jährige ein Herz gefasst und Motivationsbrief sowie -video für den FCA erstellt – dies entwickelte sich schnell zum Fanprojekt. Die Rosenau-Gazette wurde so auf die gebürtige Augsburgerin aufmerksam und hat diese über Facebook angesprochen. Heraus kam dieser Gast-Beitrag, den sie zusammen mit RoGaz-Autorin Irina zu ihrem „Herzensprojekt“ verfasst hat. Doch lest nachfolgend selbst, was die Organisatorin dazu zu berichten hat:
Im Herzen vereint
Oft heißt es doch sprichwörtlich: „Die spontanen Dinge im Leben sind die besten.“ Das lässt sich auf vielerlei Aktionen im Alltag übertragen. Sei es trotz akuter Unlust etwas zu unternehmen und dann doch einen der schönsten Tage im Leben zu erleben. Oder man geht zufällig irgendwo hin und lernt die Liebe seines Lebens kennen, obwohl man gar nicht damit gerechnet hat.
Ähnlich erging es mir mit dem Fanprojekt, das ich vor kurzem ins Leben gerufen habe. Aber bevor ich damit beginne, möchte ich euch einen kurzen Einblick in mein Leben geben: Schon seit ich denken kann, bin ich absolut fußballbegeistert. Ich bin in einer Familie groß geworden, in der Fußball genauso zum Alltag gehört wie das Abendessen. Mein Vater hat selbst in der Altherrenmannschaft unseres Dorfes gespielt und am Wochenende stand immer Bundesliga auf dem Programm.
Gefühlt jedes Fußballspiel lief bei uns im TV und so war es kein Wunder, dass ich selbst gegen den Ball trat. Ich liebte es, meinem Vater beim Jubeln zuzusehen und sammelte mit ihm die schönsten Kindheitserinnerungen, als er mich mit ins Stadion nahm. Dazu muss ich sagen, dass mein Vater Bayernfan war, aber ich verwende in diesem Fall gerne den Spruch „In den Farben getrennt, im Herzen vereint.“ Wir alle teilen die gleiche Leidenschaft – den Fußball – und dabei ist es egal, für welchen Verein man ist. Was ich sagen möchte, ist, dass ich meinem Vater die Leidenschaft für diesen unglaublichen Sport verdanke, der zwar oft einiges an Nerven kostet, aber trotzdem kann man nicht ohne ihn leben.
Nie mehr ohne den FCA
Zum FCA kam ich, als dieser noch in der Regionalliga Süd gespielt hat, genauer gesagt in der Aufstiegssaison 2005/06. Natürlich habe ich den FCA schon länger verfolgt, aber noch niemals live vor Ort im Stadion. In diesem Jahr jedoch nahm mich ein guter Freund das erste Mal mit in die Rosenau. Und was soll ich sagen: Schon vom ersten Spiel an war ich begeistert. Die ansteckende Stimmung, die Welle purer Emotionen und der Kampfgeist, den die Jungs auf dem Platz zeigten, gingen auf mich über und mit jedem Spiel, das ich mir anschaute, schweißte sich mein Herz mehr und mehr an diesen Verein. Ich fieberte mit, als man beinahe abstieg, fluchte wie einst mein Vater, als man gegen Nürnberg in der Relegation verlor und freute mich umso mehr, als wir es im darauffolgenden Jahr schließlich ins Oberhaus schafften, wo wir uns nun seit sage und schreibe zehn Jahren halten. Das haben wohl die wenigsten erwartet. Aber es freut mich insgeheim, dass der FCA es den Experten zeigt, die in uns immer wieder den „Abstiegskandidaten Nummer 1“ sehen.
Die zündende Idee
Aber nun genug von mir und zurück zum eigentlichen Thema –dem Fanprojekt, das vor dem Spiel gegen Mainz 05 stattgefunden hat. Die Idee dazu entstand kurz nach der 2:1 – Niederlage gegen RB Leipzig. Die Tabelle sah damals nicht wirklich rosig aus. Mit 22 Punkten lag der FCA auf Platz 13, auf den Relegationsplatz waren es gerade einmal vier magere Punkte. Ich gebe zu, dass auch ich ein wenig Magengrummeln hatte, da am nächsten Spieltag unser „Angstgegner“ Leverkusen auf dem Plan stand. Und unsere Jungs am darauffolgenden Spieltag zum Tabellennachbarn nach Mainz mussten, die nach einem internen Umbruch im Winter einen aufsteigenden Trend verzeichnen konnten.
Auch die Spielweise unserer Mannschaft machte mir etwas Sorgen. Irgendwie sah man ihnen an, dass es ihnen an Selbstvertrauen mangelte. Zumindest erscheinte mir das so, gerade wenn man sich den verschossenen Elfmeter von Alfred Finnbogason gegen die Bayern ansieht. Bis dato hatte er noch nie einen Elfer (für uns) verschossen und normalerweise würde er den wahrscheinlich auch mit verbundenen Augen machen. Solche Situationen gab es zuhauf und ich weiß aus meiner Zeit als Spielerin, dass die Psyche manchmal ein Monster sein kann. Kein Wunder, dass mir schon öfter der Gedanke gekommen ist, irgendetwas für den Club zu machen. Man sieht den Jungs einfach an, dass ihnen die Fans fehlen.
Wie oft konnten wir im Stadion die Spieler mit unseren Anfeuerungsrufen nach vorne peitschen und so das eine oder andere Spiel drehen? Und haben wir nicht das einzige Spiel mit Fans im Rücken gewonnen, das es in der Saison 2020/21 gab? Natürlich sind die Spieler alle Profis, aber man darf die Wirkung von außen nie verkennen. Wir Fans haben mehr Einfluss als wir denken. Das sagte sowohl Trainer Heiko Herrlich als auch André Hahn in der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Hertha BSC. Ich glaube, wir Fans vermissen es alle unglaublich, unseren Verein anzufeuern und sie mit unseren Emotionen motivieren zu können.
Vom Youtube-Video zum Fanprojekt
Gefühle… Das sind schon so verrückte kleine Dinger, die uns in jedweder Art und Weise beeinflussen und zu Dingen antreiben können, die wir niemals für möglich gehalten hätten. So auch mich, als ich am Morgen des 18.02.2021 mit meinem Sohn am Küchentisch saß. Ich gab kurzerhand bei YouTube „FCA Lieder“ ins Suchfeld ein. In diesem Moment war mir einfach nach Musik zumute. Da gab es natürlich die bekannten Lieder wie unsere Hymne „Wir müssen siegen“ oder auch den Aufstiegssong aus 2011. Doch dann stieß ich auf ein Video, das mit dem Song „FCA – Du bist niemals allein“ unterlegt war. Dort sah man nicht nur Spielszenen vergangener Zeiten und Siege, die ich selbst live im Stadion miterlebt habe, am Ende waren zudem Fangesänge unserer Ulrich-Biesinger-Tribüne angehängt. Doch am meisten hat mich das folgende Lied beeindruckt und es ließ mein Gehirn sofort auf Hochtouren arbeiten, während sich eine gewaltige Gänsehaut ausbreitete:
FCA – für dich sind wir heut‘ hier.
FCA – wir stehen alle hinter dir.
Und aus 10.000 Kehlen, singen wir euch dieses Lied.
Und dafür, Jungs, schenkt ihr uns einen Sieg.
Refrain des Liedes „FCA – Du bist niemals allein“
Ich kann nicht sagen, warum ich so emotional reagiert habe, aber plötzlich waren so viele Erinnerungen in meinem Kopf und wollten nicht mehr verschwinden. Ich musste daran denken, wie mir mein Arbeitskollege im M-Block schluchzend um den Hals gefallen ist, weil wir am 27.04.2013 3:0 gegen Stuttgart gewonnen haben. Oder daran, wie toll jedes einzelne Spiel war, das wir in der Europa League bestreiten durften. Erinnerung über Erinnerung prasselte auf mich ein und jede einzelne war schöner als die vorherige. Gleichzeitig überkam mich aber auch ein Gefühl der Trauer, eben weil es momentan nicht so gut läuft und wieder keimte der Gedanke in mir auf, dass man doch irgendetwas tun muss, um die Mannschaft zu pushen.
Da ich meine Gefühle mit irgendjemandem teilen wollte, postete ich das Video kurzerhand in der Facebook-Gruppe „Fc Augsburg“. Die Reaktionen darauf waren – bis auf wenige Ausnahmen – durchwegs positiv. Sogar die Schöpferin des erwähnten Videos meldete sich und ich bedankte mich bei ihr, dass sie mir so einen schönen Moment beschert hat. Doch was viel wichtiger ist: Unter diesem Post entstand die Idee, ein Fanprojekt ins Leben zu rufen. Ein FCA-Fan schrieb zum Beispiel „Dieses Video vllt mal der Mannschaft zukommen lassen.(…)“. Wir waren uns alle einig, dass man daraus eine Aktion für das Team machen könnte. Mir kam dann die Idee, die Fanbetreuung des FCA anzuschreiben, denn wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Gesagt, getan… Noch am selbigen Tag ging dann die Mail raus, wobei ich dazu sagen muss, dass ich ganz schön aufgeregt war.
#NURDERFCA
Schon kurzer Zeit später bekam ich eine Rückmeldung – das Interesse seitens des Vereins war vorhanden. Ich vereinbarte mit Markus Wiesmeier von der Fanbetreuung ein Telefonat. DANKE, lieber Markus, ohne dich hätten wir es niemals geschafft! Ich startete noch einen Post in Facebook und fragte bei den FCA-Fans nach Ideen und ob denn generell das Interesse besteht, bei der Aktion mitzumachen. Interesse war durchaus vorhanden und so tauschten wir einige Gedanken untereinander aus, was man alles machen könnte, ohne gegen die aktuellen Corona-Auflagen zu verstoßen. Am liebsten hätten wir das Stadion mit Plakaten tapeziert oder wären am kommenden Spieltag zur Arena gefahren, um dort Spalier für den Mannschaftsbus zu stehen. Selbstverständlich mit Abstand und Maske! Auch der Gedanke, das Lied „FCA – Du bist niemals allein“ über die Lautsprecher des Stadions abspielen zu lassen, war dabei.
Diese Ideen wurde allerdings leider von der Fanbetreuung zerstreut, wobei Markus‘ Tipps bei unserem Telefonat wirklich Gold wert waren. Er erklärte mir, dass die Spieler weder Plakate noch Musik im und ums Stadion herum wahrnehmen würden, da sie sich schon vor dem Spiel im Tunnel befänden, sodass sie das ganze erst nach Abpfiff realisiert hätten. Und das wäre dann doch zu spät gewesen. Bei einem Fanauflauf an der Arena hätte wahrscheinlich der Verein Ärger bekommen, denn am Spieltag selbst dürfen sich laut Hygienekonzept der DFL auf dem Gelände nur Personen mit einer Sondergenehmigung aufhalten – wie zum Beispiel Angestellte und die Presse.
Schließlich konnten wir uns auf folgende Idee einigen: Er würde der Mannschaft einen Brief sowie ein Motivationsvideo übergeben, wenn ich es schaffte, das ganze binnen sechs Tage fertig zu stellen. Das Team sollte es noch vor dem wichtigen Spiel gegen Mainz zu sehen bekommen. Das war natürlich terminlich knapp. Über den Brief machte ich mir keine Gedanken, wohl aber über das Video, denn ich selbst habe noch nie mit einem Schnittprogramm gearbeitet. Doch eine Deadline ist für mich gleichzeitig immer ein Ansporn und lässt mich zu Hochtouren auflaufen. Und genau das tat ich auch. Schon nach dem vorherigen Post haben mir viele Menschen ihre Hilfe angeboten, die ersten Bilder sowie Kurzvideos geschickt. Über das Wochenende wurde das ganze immer mehr und ich konnte schon eine erste Auswahl für das Video treffen.
Ein Freund von mir hat einen YouTube-Kanal und erstellt Videos selbst. Der Haken an der Sache: Er lebt in Kiel. Sind ja nur rund 866 Kilometer. Aber wir leben schließlich in einem modernen Zeitalter, in der Kommunikation auch über weitere Distanzen möglich ist. Er war sofort bereit mir mit dem Video zu helfen, auch wenn wir in den Farben getrennt sind, ist es die gemeinsame Leidenschaft, die zählt.
Der zwölfte Mann
Am Sonntagabend dann die erste Überraschung: Tom Scharnagl, den viele von a.tv oder aus dem Podcast „Feuer und Flamme“ kennen, bot mir an, im Podcast zu berichten. Ich war natürlich begeistert, denn es war schon eine kleine Ehre für mich, in der Öffentlichkeit von der Idee zu sprechen. Doch das war noch nicht alles und ich gebe offen zu, dass das, was als nächstes kam, mich glatt aus den Schuhen gehauen hat.
Tom bot nämlich noch an, einen Bericht für a.tv mit mir zu machen, welcher später in den lokalen Nachrichten erscheinen sollte. Am Montagvormittag setzte ich mich sodann an den Brief, der der Mannschaft vorgelesen werden sollte. Innerhalb von einer halben Stunde hatte ich das ganze aufgesetzt und schickte es einem Freund, Peter Lisboa Arndt. Er ist nicht nur Musiker aus Leidenschaft sondern auch noch Schreibwissenschaftler und zusammen hatten wir folgendes zu Papier gebracht:
Gleichzeitig ging die Arbeit an dem Video weiter und ich danke meinem Freund Thilo, dass er sich mit mir viele Stunden um die Ohren geschlagen hat. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich auch schon das Design des Briefs sowie die Rohfassung des Videos fertig. Als Aufhänger hatte ich mich dabei für einen Filmausschnitt des legendären Ausgleichstor von Marwin Hitz gegen Leverkusen entschieden, weil diese Szene in Perfektion zeigt, dass man das Unmögliche möglich machen kann, wenn man nur ganz fest daran glaubt, niemals aufgibt und immer weiter kämpft. All das, was wir von unserem FCA gerne wieder vermehrt sehen würden und wozu wir sie mit dem Projekt motivieren wollten.
Überraschung gelungen!
Die größte Überraschung kam aber in Form eines Videos auf mich zu – während der Aufnahme für a.tv. Ich sollte einen Stick in den USB-Slot stecken und die Datei öffnen, während die Kamera auf mich gerichtet war. Und da passierte es: FCA-Spieler Tobi Strobl lächelte mir entgegen und bedankte sich für die Aktion. Worte reichen nicht aus, um meine Gefühle in diesem Moment zu beschreiben. Mein Herz begann zu rasen und die Tränen schossen mir in die Augen, weil ich mich so sehr darüber freute. Das mag vielleicht übertrieben sein, aber sind wir doch ehrlich: Jeder Fan fühlt sich geehrt, wenn er mit einem seiner „Helden“ in Kontakt treten darf.
Insgesamt sind etwa 150 Bilder und Kurzvideos bei mir eingegangen, doch ein absolutes Highlight ist der Beitrag eines Fanclubs aus Israel. Diese knapp einminütige Szene war so toll, dass es unbedingt mit verarbeitet werden musste. Bis um etwa halb zwei Uhr morgens arbeiteten wir zu zweit noch an dem Video, doch ich war mehr als glücklich, dass wir es tatsächlich geschafft hatten. Das muss ich noch dazu sagen: Das Projekt hat auch mir persönlich etwas gebracht, denn dadurch durfte ich ganz viele liebe Menschen kennen lernen!
Das Unmögliche möglich machen
An dieser Stelle möchte ich allen eine kurze Beschreibung des Videos liefern. Aufgrund von Bild- und Tonrechten, Gema usw. werde ich es nirgendwo veröffentlichen. Das Video dauert sechs Minuten und ist bei den Bildszenen mit dem Lied „FCA – Du bist niemals allein“ unterlegt.
Zu Beginn sieht man die legendäre Spielszene, in der Marwin Hitz den Ausgleich gegen Leverkusen geschossen hat. Hier haben wir den Text einblenden lassen, der natürlich in den Vereinsfarben gestaltet ist: „Auch das Unmögliche kann möglich werden, wenn man an sich glaubt.“ Dann beginnt das Lied und es erscheinen viele Bilder und Videos von Fans im Augsburg-Dress oder auch Szenen aus der Kurve. Dabei ließen wir auch immer wieder motivierende Sprüche einfliegen.
Nun ist der Beitrag aus Israel zu sehen, bevor schließlich ein Video von einem Fanmarsch erscheint. Dabei singen die Anhänger im Wechsel „Wir steh’n zu ihm wie jeder weiß. Wir sind immer für ihn da. Für uns zählt nur der FCA“, bevor das Bild „Augsburg hält zusammen“ den Schluss bildet.
Ich hoffe, ihr könnte euch einigermaßen vorstellen, wie das Video aufgebaut ist. Alles war fertig und bereit an Markus Wiesmeier von der Fanbetreuung verschickt zu werden. Ich war gerade dabei, die Email zu schreiben, als mein Telefon klingelte und Robert Götz sich meldete. Dieser wollte einen Bericht in der Augsburger Allgemeinen veröffentlichen. Mittlerweile war mir das ganze doch peinlich, denn ich habe das ganze wirklich gern in die Hand genommen und es war eine gemeinschaftliche Idee. Doch auch dieses Interview gab ich gerne, denn es machte deutlich, dass wir Fans immer hinter unserer Mannschaft stehen und für sie da sind!
Das Warten beginnt
Nach insgesamt 12 Stunden Schneiden konnte ich auf das magische Knöpfchen „Senden“ drücken und das Warten begann. Natürlich bekam ich von der Fanbetreuung neben einem Dankeschön auch Feedback und die Nachricht, dass sowohl Brief als auch Video an die Verantwortlichen weiter geleitet wurden.
Die Mannschaft würde vermutlich im Rahmen der Abschlussbesprechung vor dem Spiel den Inhalt des Briefes erfahren sowie das Video sehen. Spannend war natürlich auch, ob das ganze überhaupt Früchte tragen würde und ich fieberte ziemlich nervös dem Spiel am Sonntag gegen Mainz entgegen. Würden die Jungs es packen? Hat das ganze etwas gebracht? Fragen über Fragen, die mir durch den Kopf gingen.
Dann stand endlich der große Tag an: Sonntag, 28.02.2021, Anstoß: 15:30 Uhr. Pünktlich pfiff der Schiedsrichter die Partie an. Meine Nerven waren zum Zerreißen gespannt und ich litt in jeder Szene mit dem Team mit. Bei jedem Fehlpass schimpfte ich vom Allerfeinsten und schrieb mir mit Gleichgesinnten die Emotionen von der Seele, wenn man schon nicht gemeinsam im Stadion sein kann.
In der 25. Minute passierte es schließlich: Wie schon in der Woche zuvor, leistete sich der gegnerische Keeper einen Schnitzer. Niederlechner schnappte sich den Ball, legte quer auf den mitgelaufenen Hahn, der die Kugel nur noch ins leere Tor schieben musste. In diesem Moment ließ ich alles raus, was sich in mir aufgestaut hatte und brüllte meinen armen Fernseher an. Natürlich war das Ding noch nicht durch und es wurde auch noch eine ziemlich enge Kiste. Als Gikiewicz einen Schuss gerade noch so an den Pfosten lenken konnte, blieb mir fast das Herz stehen. Doch dieses Mal überstanden wir die vier Minuten Nachspielzeit ohne Gegentreffer und die drei Punkte gingen auf unser Konto.
Wir hatten es geschafft und einen ganz wichtigen Sieg eingefahren. Natürlich ist dieser nicht nur unserem Fanprojekt zuzuschreiben, aber einen klitzekleinen Einfluss wird es schon gehabt haben. Zumindest wussten die Spieler, dass die Fans trotz allem hinter ihnen stehen und sie bei jedem Spiel unterstützen, auch wenn derzeit nicht vor Ort. Und das ist das, was wir erreichen wollten.
Gleich nach dem Spiel meldete sich André Hahn mit einem Video an die Fans:
„Hey liebe Fans! Ganz wichtige drei Punkte heute. Wir sind froh, dass wir den Kampf in Mainz gewinnen konnten. Wir wissen, es war nicht schön, aber es war extrem wichtig. Vielen Dank für eure Unterstützung! Wir wissen, dass ihr hinter uns steht und wir werden weiter kämpfen. Also, bis dann. Euer André.“
André Hahn nach dem Spiel gegen Mainz
In diesem Moment wurde mir bewusst, dass die Mannschaft das Video und den Brief tatsächlich erhalten haben. Die Freude war riesig, denn in dem Ganzen steckte einiges an Arbeit. Und ja, ich gebe an dieser Stelle offen zu, dass ich den Verantwortlichen und auch unserem Trainer Heiko Herrlich in diesem einen Punkt wirklich dankbar bin, denn diese hätten die Aktion auch ablehnen können.
#AUGSBURGHÄLTZUSAMMEN
Nachdem ich wusste, dass das Team Brief und Video bekommen hatte, konnte ich den Brief auf Facebook posten, damit alle einen Teil des Projekts zu sehen bekamen. Die Reaktionen waren durchweg positiv. Ich möchte noch einmal betonen: Ohne die Hilfe und Unterstützung von außen wäre das nicht möglich gewesen. Diese Aktion hat gezeigt, dass wir GEMEINSAM etwas erreichen können, wenn wir an uns glauben. Getreu dem Motto: Augsburg hält zusammen!
Aber wenn man jetzt denkt „Spiel gelaufen, Bericht zu Ende“, dann muss ich euch leider enttäuschen, denn noch bin ich nicht ganz fertig. Ich möchte euch die Reaktionen des Vereins nicht verschweigen. Am Donnerstag nach dem Spiel erhielt ich noch einen Anruf von Fanbetreuer Markus, der mir im Namen der Spieler, des Teams und der Verantwortlichen für die gelungene Aktion dankte.
Doch auch das ist noch nicht das Ende, denn am 05.03.2021 bekam ich vom Leiter der Abteilung für Medien- und Öffentlichkeitsarbeit, Dominik Schmitz, dann einen Dankesbrief weiter geleitet, der von Stefan Reuter, Michael Ströll sowie Jeffrey Gouweleeuw unterzeichnet war. Natürlich war die Freude riesengroß, da es für mich eine Ehre ist, direkt von meinem Lieblingsverein eine persönliche Nachricht zu erhalten.
Durch Höhen und Tiefen
Das Spiel gegen Hertha ging auch wirklich sehr gut los, denn früh traf Bénes zum 0:1. Doch anschließend ging der Mut leider verloren und man ließ sich zu sehr in die eigene Hälfte drücken. Das Ergebnis war natürlich nicht zufriedenstellend und die Enttäuschung war bei den Fans deutlich spürbar.
Doch so ist das nun mal im Fußball: Mal gewinnt man zusammen, mal verliert man – auch das gemeinsam. Ich kann nur für mich selbst sprechen, dass ich nach der Niederlage mit den Spielern litt. Wir wissen doch alle, dass sie es fußballerisch drauf haben. Abstiegskampf ist niemals leicht und wenn dann auch noch die mentale Stärke, das Selbstvertrauen und das Quäntchen Glück fehlen, dann klappts auch auf dem Platz nicht. Doch wenn uns diese Fanaktion eines gezeigt hat, dann das Folgende:
Motivation und Zuspruch kann eine ganze Menge beeinflussen! Jeder einzelne von uns hat die Kraft, mit den eigenen Worten die Leistung des Teams zum Positiven zu verändern.
Die Jungs brauchen uns an ihrer Seite und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass das nicht das letzte Projekt dieser Art gewesen ist. Mich würde es sehr freuen, wenn man es irgendwann noch einmal schaffen würde, sowas auf die Beine zu stellen, sollten wir noch länger nicht in unser Wohnzimmer dürfen. Und solange heißt es und gilt es: „Augsburg hält zusammen – ihr für uns und wir für euch!“
Immer wieder erfreue ich mich über Entwicklungen rund um den FCA. Es entscheiden sich gestandene Bundesligaspieler wie Strobl und Caligiuri sich unserem Verein anzuschließen. Und spielen dann – zusammen mit dem Rest des Teams – während des ersten Saison-Viertels so gut, dass die Abstände nach unten komfortabel sind. Der FCA steht wirtschaftlich auf soliden Füßen und es geht zumeist ruhig zu. Die Fans, die sich im Verein Ulrich-Biesinger-Tribüne e.V. (UBT) organisiert haben, tuen weiter gutes. Unter anderem haben sie einen Fitnessraum für Ex-Häftlinge mit Sportgeräten ausgestattet. Der FCA ist kein Verein in einem Dauerkrisenmodus (wer würde hier gerade nicht an Schalke 04 denken). Alles toll, oder nicht?
Ich will mal mit einer Meldung zum Engagement der UBT starten. Vorweg: ich halte das Engagement der UBT für vorbildlich und inspirierend. Die UBT zeigt, dass es beim Fußball um mehr geht als nur das Sportliche. Sie zeigt auch, wie Fußballfans in der allergrößten Mehrheit sind: eben keine Krawallmacher und Rowdies. Und nun kommt der FCA ins Spiel, der das Engagement der UBT für die eigene Außendarstellung auf der Webseite nutzt. Bevor dann in der Meldung ein Vertreter der UBT zu Wort kommt, ist es FCA-Geschäftsführer Michael Ströll, der feststellt: „Wir wollen da möglichst im Hintergrund bleiben, aber wir unterstützen die Fans bei diesen Aktionen gerne“. Deswegen musste Ströll wohl auch mit aufs Foto und nimmt dort – im Vordergrund – am meisten Raum ein. Na klar.
Diese Aktion und wie sie für die Darstellung nach außen genutzt wird, passt momentan ganz gut in die allgemeine Gemengelage des Vereins. Wir sind im zehnten Jahr in der Bundesliga und der besondere Charme des FC Augsburg ist verflogen. Das „Anfield auf dem Lechfeld“ ist eine Erinnerung. In diesen Zeiten darf niemand ins Stadion und auch vorher waren die Gänsehautmomente weniger geworden. Wenn es um Vereine geht, die öffentlichkeitswirksam an Konzepten arbeiten, um ihre Fans wieder ins Stadion zu bekommen, dann ist vom FCA nichts zu hören. Da mag man vom Vorschlag der Unioner halten, was man will, aber die Absicht dahinter ist sehr deutlich. Fußball ohne Fans ist nicht dasselbe und Union versucht das Problem – zugegeben auf peinliche Art und Weise – zu lösen. Beim FCA herrscht derweil Stille.
Stille ist ein gutes Stichwort. Insgesamt ist die Kommunikation des Vereins mit der Öffentlichkeit weniger geworden. Spieler und Verantwortliche geben gefühlt weniger Interviews. Nachrichten werden zuerst durch den Verein und seine Social Media Kanäle verbreitet, bevor Pressemitteilungen versandt werden. Dazu gibt es Exklusivinterviews und gute Laune Videos auf Youtube. Kritische Fragen sind bei diesen Interviews nicht zu erwarten. Der FCA ist auf diesem Weg kein Einzelfall. Er ist allerdings auch keine positive Ausnahme. Und diese liebenswürdige Authentizität früherer Jahre ist verloren gegangen.
Und so geht in diesen Tagen die Suche weiter, nach dem, was unseren Club besonders macht. Der Umgang mit dem eigenen Personal ist es mit Sicherheit nicht. Da gibt es die Personalrochaden auf der Torhüterposition als auch den Umgang mit den langjährigen Führungsspielern. Nun kann von uns niemand die Kompetenzen von Zdenko Miletic beurteilen, da wir das Torwarttraining beim FCA nicht mitbekommen. Über viele, viele Jahre wurde Miles Arbeit allerdings zumindest öffentlich nie in Frage gestellt und auch Stefan Reuter hat bei allen Trainerwechseln immer an ihm festgehalten. Dieser Abschied im Stillen widerspricht nun zum letzten Saisonende dem Gedanken der FCA-Familie, der öffentlich immer gern so hoch gehalten wurde. Wenn Mile nicht Teil dieser Familie ist, wer ist es dann?
Insgesamt bedrückt mich diese Entwicklung. Der FCA stach für mich über viele Jahre heraus aus der grauen Masse des Bundesliga-Kommerzes. Wir waren David im Kampf gegen viele Goliaths. Das sind wir nicht mehr. Die Rolle des Davids haben Armina Bielefeld, der SC Paderborn oder Union Berlin übernommen. Neben der sportlichen Rolle ist allerdings auch neben dem Platz etwas verloren gegangen. Das ist vielleicht auch gar nicht so neu.
Mehr und mehr scheint diese Entwicklung allerdings vielen bewusst zu werden. Die Kommentare von anderen Fans in den sozialen Medien zeigen doch eine große Ernüchterung. So wird längst nicht mehr nur über Sportliches gemotzt, wenn gegen Gladbach kein Offensivfeuerwerk gezündet wird. Der Lack ist nämlich nicht ab. Das war er in Augsburg lange Jahre. So liebten wir unseren FCA. In der Zwischenzeit wurde das Gefährt grundsätzlich neu lackiert. Es ist nicht mehr alles nur rot-grün-weiß. Auch neongelb als Trikotfarbe und farbangepasste Logos auf den Logos haben sich eingeschlichen. Es verkauft sich besser. Und es wird andauernd poliert. Man schaut, dass man ja nirgends aneckt. Ecken und Kanten und die ein oder andere Macke machen diesen Verein aber doch erst zu dem, was er ist. Machten ihn zumindest zu dem, was er einmal war. Wenn man heute zusammen mit anderen Vereinen von Kalle Rummenigge abgewatscht wird, dann liegt das nicht an den krassen Forderungen, sondern am Irrwitz des Bayern-Verantwortlichen.
Und so kann auch das gute erste Saison-Viertel nicht über die Probleme hinwegtäuschen. Im Gespräch mit der Rosenau Gazette bestätigte Mario Riedel von der Ulrich Biesinger Tribüne e.V., dass viele Fans den Verein gerade in der jetzigen Phase kritisch beurteilen. „Es steht zu sehr das Wirtschaftliche im Vordergrund.“ stellt Riedel fest. „Dazu fehlen im Verein die Mitsprachemöglichkeiten für die Fans.“ Gerade in der jetzigen Phase könnte der Verein Impulse abseits des Platzes setzen. Alleine, wer würde denn noch Kampagnen fahren, wenn keine Fans ins Stadion gelockt werden müssen. Der, der „Ugly Christmas Sweater“ oder Fanartikel in der rot-grün-weißen Woche verkaufen will. Es ist einfach nur schade. Denn es gibt so vieles, was den FCA immer noch toll und besonders macht. Und das sollten wir alle zusammen ausbauen. Ebend „Immer noch Original 1907„.
In der Corona-Pause hat der FCA das Motto „Augsburg hält zusammen“ ins Jahr 2020 übertragen. Gelungen, wie ich damals fand. Es hat stolz in mir hervorgerufen, wie Fans und Verein Hand in Hand der schwierigen Situation entgegen getreten sind und weiterhin entgegen treten. Das ist nicht selbstverständlich.
Die Corona-Krise flacht gerade etwas ab und auch die Saison des FC Augsburg ist beendet. Ein guter Moment, um erneut dieses Motto in den Blick zu nehmen. Für was steht „Augsburg hält zusammen“ und was könnte noch besser werden? Bisher hat der FCA zwei Kampagnen aus diesem Banner-Text geformt. Beide wurden – wenig nachhaltig – in Krisenzeiten für einen begrenzten Zeitraum vorangetrieben. Beim ersten Mal stand uns das Wasser sportlich bis zum Hals und es brauchte einen Schub im Abstiegskampf. Jetzt nun kam Corona. Beide Male haben wir die Ausgangssituationen getrieben durch den Zusammenhalt gemeistert.
Über die Einzelsituation hinaus
Derweil könnte dieses Mantra „Augsburg hält zusammen“ für noch so viel mehr stehen und nicht nur ein Kampagnen-Motto bleiben. Es könnte das „Mia san Mia“ der Fuggerstadt werden, ganz dem fuggerschen Gedanken nachempfunden. Dabei müsste der FCA allerdings über seinen eigenen Schatten springen und als Club anders agieren, um dieses Motto dauerhaft authentisch zu vertreten. Was meine ich damit?
Es heißt ja nun nicht: Augsburg hält zusammen, aber nicht die farbigen, schwulen oder weiblichen Augsburgerinnen. So könnte es einem aber bislang vorkommen. Als der SV Babelsberg 03 Mitstreiter für seine „Nazis raus aus den Stadien“ Kampagne gesucht hat, wurden u.a. in Düsseldorf und Freiburg recht schnell T-Shirts mit dem Slogan verkauft. In Augsburg nicht. Als vor kurzem Spieler anderer Vereine die Aufmerksamkeit auf strukturelle Gewalt gegenüber Schwarzen gelenkt haben, war es still in Augsburg. Gerade am letzten Spieltag lief die Social Media Kampagne #SportPride um Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche und queere Menschen (LSBTIQ*) unter dem Hashtag #SportPride2020 im Sport sichtbar zu machen und für einen diskriminierungsfreien Sport einzustehen. Mainz 05 und andere Bundesligisten beteiligten sich. Der FC Augsburg nicht. Wer dazu beim FC Augsburg eine Frau in verantwortlicher Position suchen sollte, der kann dies lange machen. Gibt es nicht.
Nicht mehr nur Mitläufer sein
Felix Uduokhai hatte kürzlich über Anti-Rassismus-Aktionen gesagt: „Von Mitläufern halte ich wenig“. Die Verantwortlichen des FC Augsburg sollten lange in den Spiegel schauen und sich fragen, ob sie hinsichtlich der oben genannten Bereiche nicht selbst in diese Mitläufer-Kategorie fallen. Klaus Hofmann ist hierzu bisher nur mit fragwürdigen Aussagen aufgefallen und wir haben hier schon versucht wach zu rütteln. Der FCA hatte im Herbst angekündigt den Familientag in diesem Sommer zum Anti-Rassismus-Tag zu machen. Es blieb die einzig angekündigte Aktion in diesem Zusammenhang, die nicht im Zusammenhang von bundesweiten Kampagnen stand.
Es besteht dazu natürlich große Gefahr, dass genau dieser Tag Corona-bedingt dieses Jahr ausfällt. Einerseits verständlich, andererseits sollte sich das Engagement des Vereins in all diesen Belangen nicht nur auf einzelne Tage konzentrieren sondern ein grundsätzlicher Bestandteil von „Augsburg hält zusammen“ sein.
Der Mensch im Vordergrund
Den Profi-Fußball plagen viele Sorgen. Zu weit ist er der Normalität entschwunden. Absurde Beträge prägen das Geschäft. Die Bayern zahlen Leroy Sané halb so viel im Jahr, wie der gesamte Augsburger Kader verdient. Und die Augsburger Mannschaft verdient insgesamt immer noch über 35 Millionen EUR. Es wird Zeit, dass der Fußball sich wieder mehr seiner gesellschaftlichen Verantwortung bewusst wird. Es sollte jedem möglich sein, Bundesligaspiele zu besuchen und sich im Stadion heimisch und sicher zu fühlen, egal welcher Hautfarbe, welches Geschlechts oder welcher sexuellen Orientierung die Person angehört. Auch vor Corona hat sich nicht eine jede im Stadion immer wohlgefühlt. Es wird Zeit, dass wir auch in Augsburg schauen, dass sich das bessert. „Augsburg hält zusammen“ halt.
Es sind ganz großartige Zeiten um Fan des FC Augsburg zu sein. Anfang April habe ich in meiner monatlichen Kolumne beschrieben, warum ich gerade in diesen Zeiten stolz darauf bin, FCA Fan zu sein. Dieses Gefühl hat sich über die Osterfeiertage und in der letzten Woche nur noch verstärkt. Die Ulrich-Biesinger-Tribüne hat an den Osterfeiertagen zusammen mit den Profis Jozo Stanic und Andreas Luthe viele von Corona betroffene Sozialeinrichtungen besucht und Geschenke da gelassen. Dazu haben diese großartigen Menschen ein Angebot für Augsburger Unternehmen gestartet, in dem sie bei Bedarf Waren an Kunden ausliefern. Ich finde diese Aktionen Wahnsinn und bin gerührt (inkl. Tränen in den Augen) von eurem Engagement. Der FCA selbst tut weiterhin sein übriges, indem er die Augsburger Tafel aktiv unterstützt und seine Aktivitäten fortführt.
Wollt ihr die Ulrich-Biesinger-Tribüne bei ihren Bemühungen unterstützen? Dann spendet oder werdet Mitglied. Das mit der Mitgliedschaft ist übrigens ganz einfach durch ein Onlineformular machbar und dauert keine 3 Minuten. Ich habe es gerade für euch ausprobiert.
Ich bin zudem der festen Überzeugung, dass die Aktionen auch viele andere dazu anregen, in diesen schwierigen Zeiten solidarisch zu handeln und zu helfen. Auch hier in meinem Kämmerchen habe in den letzten Wochen überlegt, wie wir hier zusätzlich unterstützen können. Was mir immer wieder aufgefallen ist auf den Pressefotos des FCA bzw. von den Aktionen: die Beteiligten tragen weiterhin keine Masken. Derweil ist gut bekannt, dass Infizierte relativ lange keine Symptome aufweisen können, in dieser Zeit allerdings schon ansteckend sind. Masken schützen alle Beteiligten davor, dass sich der Virus auch bei Kontakt weiterhin wie zuvor ausbreitet.
Derweil ist es in der momentanen Zeit schwer an Masken zu kommen und manche Spezialmasken sollten auch dem medizinischen Fachpersonal vorbehalten bleiben, das diese nun deutlich dringender braucht als der Otto-Normal-Bürger. Wir hatten hier allerdings noch einen Stapel T-Shirts aus zurückliegenden Aktionen rumliegen und ich habe mit @astimumm auf Twitter jemanden gefunden, die aus diesen T-Shirts nun Stück um Stück Mund-Nasen-Masken herstellt. Das Ergebnis könnt ihr ab heute im Shop bestellen. Es gibt vier Modelle:
Ich bitte zu beachten, dass die Masken von den Motiven leicht abweichen können – jede ist irgendwie ein Unikat. Dazu fällt zumindest die erste Rutsche recht klein aus, und ist daher vor allem für kleinere Köpfe zu empfehlen. Die Versandkostenpauschale ist dazu da, die anfallenden Versandkosten zu decken. Der Betrag, den ihr für die Masken bezahlt geht 1:1 an den Bunten Kreis zumindest solange wir die Halil-Shirts zerschneiden. Hier bei uns bleibt – wie immer – kein Cent hängen. Wir werden die Masken im Shop zumindest solange Nachfrage und Material vorhanden ist immer wieder nachfüllen. Zusätzlich: Wer etwas anderes als die Masken im Shop bestellt, bekommt Masken im Artikelwert dazugelegt und alle gezahlten Beträge gehen auch dann an den Bunten Kreis. Schreibt doch am besten vorher eine Email zur Koordination an kontakt@rosenau-gazette.de, wenn ihr auch etwas anderes als Masken bestellen wollt.
Über eine Email freuen wir uns auch dann, wenn ihr als Fanclub selbst noch einen Stapel Rest-Shirts im Keller entdeckt bzw. euch in der Lage seht, Mund-Nasen-Masken nach Schnittmuster zu nähen.
Es ist doch vertrackt. Fans, die sich in den letzten Jahren vermummen wollten, dürfen das nun – genau wie alle anderen. Macht es bitte auch. Leider darf dafür keiner mehr ins Stadion. Mit der Welle an Solidarität von so vielen Beteiligten werden wir als Verein und Fans gestärkt aus dieser schwierigen Zeit hervorgehen. Zusammen. Auch abseits des Feldes. Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr eine Maske bestellen würdet, so dass wir hier von der Rosenau Gazette auch unseren Beitrag in dieser Situation leisten können. Danke!
Martin Schmidt wurde entlassen und kurz darauf Heiko Herrlich als neuer Trainer eingestellt. Alleine dieser Vorgang sorgte im Umfeld des FC Augsburg für viele Diskussionen. War der Trainerwechsel richtig oder falsch? Insgesamt war allerdings klar, dass sich die Spielweise der Mannschaft gehörig ändern musste, damit wir in dieser Saison nicht absaufen würden.
All das ist noch nicht einmal einen Monat her und dennoch kommt es mir selbst wie eine Ewigkeit vor. Die Änderungen, die danach auf uns alle zukamen, hat wohl keiner so kommen sehen. Der Corona-Virus Covid19 hat unser aller Leben gehörig durcheinander gewirbelt. Unser Leben und die Pläne und Vorsätze unseres Clubs für den Saisonendspurt. Anstatt nun am Wochenende gegen Paderborn dem Klassenerhalt deutlicher näher zu kommen, sind es nun eher wirtschaftliche Probleme, die dem FCA auf Grund der fehlenden Sky-Millionen und Zuschauereinnahmen bevor stehen. Wie für uns alle, ist die Lage auch für unseren Verein schwierig.
Stolz dank Ulrich Biesinger Tribüne
In dieser Situation habe ich in den letzten Wochen aufmerksam beobachtet, wie der FCA auf die Situation reagiert. Dabei stach der Verein nicht als erstes in Auge. Sehr schnell veröffentlichte die Ulrich Biesinger Tribüne (UBT) ein Hilfsangebot für Menschen, die in dieser Zeit Unterstützung benötigen. Fußball ist eben nicht nur das, was auf dem Platz passiert. Es geht am Ende um die Gemeinschaft drumherum. Diese hat in Augsburg schnell so reagiert, dass ich mich selbst stolz dieser Gemeinschaft zugehörig fühle. Wie gerade ein Fan-Verein wie die UBT so schnell nach seiner Gründung so durchschlagend handelt, ist dabei besonders beeindruckend. Alle dort Aktiven hatten sich vor wenigen Wochen wohl eher darauf eingestellt, Unterstützung für die Mannschaft im Abstiegskampf zu organisieren. Mit äußerster Agilität, die zuletzt nur unsere Abwehrspieler an den Tage legten, wenn es darum ging, sich im entscheidenden Moment vom eigenen Gegenspieler zu entfernen und den Weg aufs Tor frei zu machen, hat man sich hier angepasst. Vollsten Respekt und weiter so!
Besonnenheit ist Trumpf
Die Reaktion des Vereins ist dabei wohl am ehesten mit dem Wort besonnen zu beschreiben. Und dies meine ich äußerst positiv. In Zeiten, in denen sich Hans-Joachim Watzke für so kompetent hielt, in der Sportschau genau zu wissen, welche Maßnahmen für Bundesliga-Vereine angemessen sind, und sich damit recht schnell zum Depp machte, ist es doch schön zu sehen, dass die FCA Chefs genau wissen, dass sie keine Virologen und Politiker sind. Die Verantwortlichen des FCA drücken zudem nicht öffentlich auf die Tränendrüse und betonen nicht, wie sehr sie auf die Einnahmen aus den restlichen Spielen angewiesen sind. Diese Rolle überlässt man dem roten Bonzenclub aus München mit dem großen Festgeldkonto. Es ist uns bewusst, dass die Situation für die Vereine und auch für den FCA nicht einfach ist. Wie froh bin ich dennoch, dass wir uns für unsere Vereinsverantwortlichen nicht schämen müssen, da sie ihre Lage und die des Vereins einzuordnen wissen.
Gezielte Hilfe zusammen mit Partnern
Im Hintergrund hat der FCA zudem an einem breiten Angebot an Hilfsangeboten gearbeitet und in der letzten Woche vorgestellt und direkt angepackt. Von Mittwoch bis Freitag gab es einen Getränke Drive Trough für Pflegepersonal, sei es aus Krankenhäusern, Altenheimen oder Behinderteneinrichtungen, um diesem für ihre tägliche Arbeit grundsätzlich, aber ganz besonders in diesen Tagen, zu danken. Die Geschäftsführer des Vereins, Spieler und Fans packten zusammen an. Vorbildlich!
Hier sind in den kommenden Wochen viele weitere Aktionen geplant, die alle über eine gemeinsame Webseite für die Stadt und Region gebündelt werden. Auch die Aktion der UBT ist hier neben den weiteren Aktionen zu finden. Diese umfassen momentan u.a. neben den bisher genannten:
Digitale Spendenplattform
Gutschein-Verteilung
Unterstützung Tafel Augsburg e.V.
Verkauf Motto T-Shirt für guten Zweck
#Augsburghältzusammen keine leere Phrase
Insgesamt ist es in dieser kritischen Situation sehr schön, zu sehen, dass sowohl Fans als auch Verein den vielgenutzten Slogan „Augsburg hält zusammen“ nicht nur in guten Zeichen zu Marketingzwecken vor sich her tragen. Gerade jetzt, wo viele Menschen Sorgen haben und Unterstützung benötigen, zeigt die Fußballgemeinschaft aus welchem Holz sie wirklich geschnitzt ist. Ich predige ja immer wieder, dass es kaum eine andere Plattform gibt, die wie der Fußball in der Lage ist, Menschen zusammen zu bringen. Der FC Augsburg und viele Menschen, die sich mit dem Verein identifizieren, zeigen gerade eindrücklich, dass dies nicht nur am Samstag um 15:30 Uhr gilt. Und wo es in der Hymne heißt „Wir sind seit 1907 / nicht nur am Samstag für dich da.“ können wir evtl. bald eine weitere Strophe hinzufügen. Für Tradition kann man sich im Profifußball seit einiger Zeit nichts mehr kaufen. Aber diese Werte und eine solche Einstellung sind zumindest für mich unbezahlbar. Da lebt der Stolz auf Augsburger zu sein, und der wird zumindest mich noch eine ganze Weile durch diese schwere Zeit tragen.
Es sind nun einige Wochen vergangen, seit der Corona-Virus Covid19 Deutschland unter seine Kontrolle gebracht hat. Die derzeitige Situation führt für viele Menschen zu außerordentlichen Belastungen. Sie sind evtl. betroffen, weil Freunde oder Angehörige krank geworden und auf ein funktionierendes Gesundheitssystem angewiesen sind. Vielleicht haben sie die eingeleiteten Maßnahmen wirtschaftlich getroffen, weil Arbeitgeber Kurzarbeit angemeldet haben oder insolvent gingen. Oder es sind bei Freiberuflern und Selbstständigen schlicht die Aufträge ausgeblieben. In jedem Fall betreffen uns alle die Einschränkungen unserer Grundrechte der Bewegungs- und Versammlungsfreiheit. Dazu ist momentan schwer abzusehen, ob und wann wir den Normalzustand wie vor dem Virus zurückbekommen.
Der Blog als Nebensache
In dieser außergewöhnlichen Situation hat es sich vor dem damals noch als Geisterspiel angesetzten Wolfsburg-Spiel schlicht ergeben, dass die Aktivitäten hier auf dem Blog zum Erliegen kamen. Wir Autoren der Rosenau Gazette schreiben hier in unserer Freizeit. Der Blog ist ein nicht-kommerzielles Hobby. In der Situation, in der wir uns alle vor wenigen Wochen wiedergefunden haben, konzentrierte zumindest ich mich zwischenzeitlich auf die wichtigen Themen in meinem Leben. Wie gehe ich persönlich mit der Situation um, damit ich nicht abdrehe? Wie organisieren wir unser Leben als Familie? Welche neuen Abläufe etablieren wir? Wie kann ich von zu Hause aus arbeiten und mich mit meinen Kollegen abstimmen? Fußball und der FCA – und in diesem Zusammenhang auch dieser Blog – wurden ganz schnell zu einer absoluten Nebensache.
Gewöhnung an die Umstände
Einige Wochen gingen mittlerweile ins Land und für alle obigen Fragen habe ich für mich persönlich mittlerweile befriedigende Antworten gefunden. Zumindest zum jetzigen Zeitpunkt. Hier in Hessen, wo ich lebe, sagt man: Lebbe geht weider.
Rückkehr zum Alltag
Es ist zwar alles anders, aber mittlerweile doch schon wieder etwas gewohnt. Dazu kann man mittlerweile erkennen, dass die eingeleiteten Maßnahmen Wirkung zeigen, und die Situation in den Griff zu bekommen ist. Nun heißt es schlicht, Geduld zu haben und mit der Rückkehr zum Alltag nichts zu überstürzen. Wie die Gesellschaft an sich, werden wir nun hier im Blog langsam und Schritt für Schritt zur Normalität zurückkehren. Es gibt genügend Themen rund um unseren FCA, zu denen es sich zu schreiben lohnt. Ich kann feststellen, dass es mich mit gehörig Stolz erfüllt, wie sich Fans (sehr schnell und mit gezielten Maßnahmen) und auch der Verein angeboten haben, zu helfen. Auch der Weg zurück zu Pflichtspielen vor Publikum ist ein spannendes Thema. Für alle von uns nehmen diese Spiele einen wichtigen Platz in unserem Leben ein.
#Augsburghältzusammen
Manche der Themen werden wir hier in den kommenden Wochen kommentieren und begleiten. Die Inhalte scheinen uns nach einem ersten gemeinsamen Ideen-Brainstorming so schnell nicht auszugehen. Mal schauen, was wir hier so hinbekommen neben unserem veränderten Alltag. Vielleicht bereitet euch die Lektüre ja etwas Freude. Vielleicht wollt ihr auch gerne zu einem bestimmten Thema etwas lesen? Kommentiert gerne mit hier im Blog oder in den sozialen Medien und lasst uns wissen, wozu wir eurer Meinung nach schreiben sollten. Wir freuen uns in dieser Situation auch auf den Austauch mit anderen Fans. In jedem Fall wünschen wir euch allen in dieser Situation, dass es euch gut geht und ihr gesund bleibt. Ganz getreu dem Motto #Augsburghältzusammen.
25 Spiele und damit rund 3/4 der Saison sind gespielt. Der FCA steht auf Platz 14 der Tabelle und der Abstand zum Relegationsplatz beträgt noch 5 Punkte. Während ein Club wie der Effzeh Köln unter Markus Gisdol ein Formhoch erwischt, mittlerweile 5 Punkte Vorsprung vor dem FCA und noch ein Spiel offen hat, ist unsere Lieblingsbeschäftigung das Verlieren geworden. Man könnte sagen, in der Rückrunde haben wir alle Arten des Verlierens durch.
Das Positive
Nach dem Licht am Ende des Tunnels muss man mittlerweile mit Nachdruck suchen. Die gute Phase zum Ende der Hinrunde verhallt so langsam komplett. Gerade mal gegen Werder Bremen – mittlerweile wahrscheinlich das schwächste Team der Liga – konnten wir durch eine bessere zweite Halbzeit gewinnen. Gegen Freiburg hat es mit Glück zu Hause für einen Punkt gereicht, weil Freiburg vor dem Tor schlicht zu harmlos war. Dazu können wir uns Niederlagen schön reden. Gegen die Bayern – die laut Thomas Müllers Aussage nach dem Spiel ausgelaugt und müde waren – sah die Partie defensiv zumeist stabil aus. Dazu konnten wir nach vorne Nadelstiche setzen. Auch gegen Gladbach sah es schon nicht mehr ganz so gruselig aus, wie noch zuvor oder in der Hinrunde. Ach, und Andreas Luthe hatte auch keinen Aussetzer im Tor gegen die Bayern. Das Ergebnis der letzten 3 Partien waren dennoch 0 Punkte. Da bleibt jetzt in dieser Situation nur das kurzfristige Hoffen auf den Trainereffekt und dann auf die positiven Anpassungen unter Heiko Herrlich.
Die Sorgen
Dafür bleiben einige der Kritikpunkte offen, die ich schon vor der Saison adressiert hatte. Führungsspieler sind zwar erkennbar. Daniel Baier hat immer noch eine wichtige Funktion für die Mannschaft, genau wie Jeffrey Gouweleeuw, Rani Khedira, Philipp Max und Florian Niederlechner. Die Mannschaft hat eine offensichtliche Gruppe an Führungsspielern, aber auch das führt nicht dazu, dass konstant Leistung abgeliefert wird. Mit 52 Gegentoren tummeln wir uns zurecht schon wieder Richtung Tabellenkeller und können mit den schlechtesten Teams der Liga mithalten. Ja, die defensive Stabilität geht uns zumeist ab. Dazu scheinen die spielerischen Möglichkeiten dieses Teams limitiert. Wo man am Anfang der Saison noch gedacht hat, dass das Team sich einfach einspielen muss, ist mittlerweile ersichtlich, dass der Plan nicht beinhaltet, den Ball zu halten. Das tuen wir dann auch sehr wenig.
Die Aussichten
Wolfsburg ist ein solides Bundesligateam – im Gegensatz zu uns – mit ungefähr 10 Punkten und 20 Gegentoren weniger auf dem Konto. Im Heimspiel gegen die Wölfe und auswärts eine Woche später auf Schalke geht es schon um viel. Wenn wir gegen diese beiden Mittelklasseteams nicht punkten, könnten wir noch weiter nach unten abrutschen. Und in der Länderspielpause dann doch mit dem Rücken zur Wand stehen. Das verschafft zwar dem neuen Trainer Zeit, aber auch nicht viel. Und der Druck, ein Erfolgserlebnis zu liefern, wird immens steigen.
Auch wenn wir jetzt vorher in einem der Spiele punkten sollten, so können wir uns darauf leider nicht ausruhen. Am Ende wird es auf den Endspurt ankommen. Gegen Paderborn, Hertha und Mainz geht es nicht um einen Schönheitspreis. Wir konnten die Top Teams nicht ärgern. In letzter Zeit konnten wir niemanden ärgern. Gegen die direkte Konkurrenz müssen wir gewinnen. Egal wie.
Das Ziel
Aus dieser Saison kann kein größerer Erfolg als der Klassenerhalt mehr entstehen. Ich will das gar nicht unterschätzen. Florian Kohfeldt als äußerst talentierter Trainer säuft gerade mit dem SV Werder Bremen ab. Auch für Martin Schmidt war bei uns jetzt Schluss. Für uns kann es auch nächstes Jahr in der ersten Liga weitergehen. Wir haben immer noch alle Möglichkeiten uns selbst zu retten und unseren Beitrag zur Langeweile der Liga zu leisten.
Dabei ausblenden müssen wir für den Rest der Saison trotz Trainerwechsel, dass dieser Kader das Potential für mehr gehabt hätte. Ja, hinten rechts und im Tor haben wir Bedarf für Verbesserung. Ansonsten ist der Kader dicke mit Talent bestückt und wir haben keine Verletzungssorgen. Den Klassenerhalt vorausgesetzt, kann Heiko Herrlich im Sommer ganz in Ruhe schauen, wie er das Potential in der nächsten Saison ausgeschöpft bekommt.
Was ist zu tun?
Sportlich haben wir aus dem Bayern-Spiel erkannt, dass wir defensiv stabil stehen können. Dafür brauchen wir mit Andreas Luthe einen Torhüter, der dem Team Sicherheit gibt. Darauf basierend können wir versuchen Umschaltmomente zu schaffen, um Tore zu schießen. Und eine paar erste, überraschende Herrlich-Ideen (herrliche Ideen) umsetzen. Hübsch wird es nicht, aber das sollte uns nicht kümmern. Im Gegensatz zum Bayern-Spiel müssen wir dann auch mal wieder ein paar der Chancen nutzen und besser abschließen.
So ein ehemaliger Weltklasse-Knipser hat da vielleicht das richtige Händchen. Da wird dann aber auch nicht immer Manuel Neuer im Tor des Gegners stehen. Mit Kampf und Zusammenhalt, unter Verwendung einfacher sportlicher Abläufe, die wir perfektionieren, können wir die Situation zu einem zufriedenstellenden Ende bringen.
Ich glaube immer noch, dass es werden wird – das mit dem Klassenerhalt. Da mache ich mir weiterhin kaum Sorgen. Ich verstehe aber mittlerweile, warum sich die Mainzer damals so viele Gedanken zur sportlichen Entwicklung unter Martin Schmidt gemacht haben. Wir haben jetzt schon die Reißleine gezogen. Kampf und Zusammenhalt bis zur Sommerpause wird nun umso nötiger werden, damit Heiko Herrlich seine Ideen langfristig umsetzen kann. Die Identität der Mannschaft muss Gier und Siegeswillen ausstrahlen. Wir bleiben der FCA, noch mehr nun mit Heiko Herrlich.
Letzte Woche ist dieser Blog überschwemmt worden. Viele sportlichen Aspekte rund um den FC Augsburg sehen gerade nicht rosig aus. Ich hatte einen Beitrag geschrieben über die Gründe, die in dieser Saison für einen Abstieg sprechen. Noch nie hat ein Beitrag hier eine solch große Leserschaft gefunden. Der positive Beitrag von Sebastian ein paar Tage später, über den besten FCA aller Zeiten, soff dagegen regelrecht ab. Nun fragt man sich als Autor, warum mancher Beitrag so ein Echo hervorruft. Liegt es am Format (3 Gründe, …) ? Liegt es an gewissen Buzzwords (Abstieg)? Ihr seid doch nicht etwa durch das A-Wort so schnell zu triggern? Wir werden es heute testen. Denn unser FCA hat leider gegen Dortmund sich herspielen lassen und ich schreibe erneut einen Beitrag der 3 Gründe beinhalten wird. Mit dem Abstieg hat das heute aber nichts zu tun. Abgestiegen wird regelmäßig erst am Ende der Saison und dafür ist es noch zu früh. Heute erkläre ich euch, warum wir alle mit dieser Mannschaft noch etwas Geduld haben sollten.
1. Der Umbruch
Ein solches Kommen und Gehen wie in dieser Transferperiode hat es in meiner Erinnerung beim FCA in all den Bundesligajahren im Kader noch nicht gegeben. Dazu ist der Prozess noch nicht abgeschlossen. Gerade bei Philipp Max ist in der letzten Woche wieder viel bzgl. eines Abgangs auch per Leihe spekuliert worden. Die letzten Tage wurde ein Abgang von Michael Gregoritsch wieder ins Spiel gebracht. Bei den Zugängen wird es auch noch nicht das Ende gewesen sein. Zumindest auf der Rechtsverteidigerposition erwarte auch ich, dass noch etwas passiert. Ich würde auch gerne noch einen weiteren Innenverteidiger sehen. Von der Startelf des letzten Spieltags in Wolfsburg standen am Samstag gegen Dortmund gerade mal drei Spieler immer noch in der Startelf. Martin Schmidt ist dabei die Mannschaft zu formen. Eine Sommervorbereitung mit andauernden Personalrochaden ist ein kurzer Zeitraum um viel zu erreichen.
Auch Markus Weinzierl hat lange gebraucht, bis die Mannschaft konsequent umgesetzt hat, was er von ihr wollte. Durch den Umbruch im Sommer wird Martin Schmidt länger brauchen, bis er Inhalte sinnvoll an die Mannschaft vermitteln kann, die von dieser auch auf dem Feld umgesetzt werden können. Wer das Team in der letzten Rückrunde gesehen hat, wusste allerdings, dass der Umbruch kommen musste. Jetzt müssen wir eben durch diese Phase durch.
2. Die Verletzungssorgen
Die vielen Wechsel in der Startelf waren auch notwendig, da doch immer noch viele sportliche Leistungsträger verletzt aussetzen müssen. Ich würde ja immer hoffen, dass man nach der Sommerpause mit einem vollständig gesunden Kader in die Saison starten kann. Unser Kader sieht – auch durch langwidrige und verschleppte Verletzungen – schlimmer aus als bei vielen Teams im Saisonendspurt. Mit Jeffrey Gouweleeuw, Alfred Finnbogason, Philipp Max, Felix Götze, Raphael Framberger, Iago, Sergio Cordova fehlt eine Spieleranzahl, bei deren Ausfall der FC Bayern München mit seiner derzeitigen Kaderstärke schon nicht mehr spielfähig wäre.
Wir verkraften weiterhin den massiven Ausfall von internationalen Nationalspielern und sportlichen Leistungsträgern nicht. Wenn die Verletzten allerdings dann zurück kommen, sollte sich vieles wieder beruhigen. Auch dadurch werden die Leistungen auf dem Platz wieder anders aussehen.
3. Identifikation und Gemeinschaft
Der FC Augsburg wird immer teilweise den Charakter eines Ausbildungsvereins haben. Junge Spieler kommen hoffentlich zu uns, mit der Absicht gut und erfolgreich zu spielen und den nächsten Schritt zu machen. Dies sollte aus meiner Sicht allerdings nicht die prägende Eigenschaft unserer Mannschaft sein. Das Team hat über Jahre gut funktioniert, indem die Spieler eine verschworene Gemeinschaft zum Wohle aller gebildet haben. Dies basierte darauf, dass man auch viel auf erfahrene Spieler gesetzt hat, die bei ihren vorherigen Vereinen unglücklich waren. Diesen fanden in Augsburg einen dauerhaften Hort der Zufriedenheit und Ruhe vor. Sie wurden geschätzt und konnten Verantwortung übernehmen und sind dabei aufgeblüht. Daniel Baier ist das beste Beispiel, der es damals nicht schaffte sich sportlich in Wolfsburg durchzusetzen, und in Augsburg eine Heimat fand. Wir haben uns im Sommer wieder von Spielern getrennt, die ihre persönlichen Interessen vor die des Vereins gestellt haben. Dafür haben wir Spieler wie Florian Niederlechner verpflichtet oder mit Alfred Finnbogason verlängert, für die der Verein mehr als nur eine Durchgangsstation ist.
Familiäre Bindung in Augsburg ist wichtig und der Ausbildungscharakter auch nur durch ein starkes Mannschaftsgerüst umsetzbar. Ich hoffe, wir haben in diesem Zusammenhang auch bzgl. Kaderstruktur unsere Lektionen aus den letzten Jahren gelernt. Die Entwicklungen in den letzten Transferperioden deuten stark darauf hin, dass endlich wieder das (hoffentlich bald wieder verschworene) Kollektiv über dem Einzelnen steht. Dieses Kollektiv wird sich finden. Der Gesundungsprozess ist aus meiner Sicht schon deutlich voran geschritten. Aber auch diese zwischenmenschlichen Prozesse brauchen schlicht Zeit.
Der mentale Aspekt
Ich bin ein großer Freund davon, Trainer konstant arbeiten zu lassen, und die Resultate ihrer Arbeit erst nach einer längeren Übergangsphase zu beurteilen. Allerdings spiegelt die Mannschaft auch im generellen Auftritt ihre Führung wieder und nicht nur in den Resultaten. Was mir Sorgen macht sind die teilweise blutleeren Auftritte und – wie es wirkt – der mangelnde Einsatz. Ich befürchte, dass die Probleme in diesem Team über die rein sportlichen Themen ins Mentale hineinreichen. Gegen Dortmund in der zweiten Halbzeit ist die Mannschaft vor allem wieder mental zusammengebrochen. Wenn man nun daherkommt, und dieses Team nach einem Spiel als Söldnertruppe bezeichnet, dann fehlt dem Urteil jegliche Empathie. Als ob viele Spieler nach Augsburg wechseln, um abzukassieren und sich aus der Liga schießen zu lassen. Gerade den jungen Spielern ist bewusst, dass an jeder Karrierestation ihre weitere Entwicklung hängt. Sie sind davon abhängig, sportlichen Erfolg zu haben und der Druck ist immens. Es hilft nichts, hier nun auch noch Vorwürfe zu machen. Es verschärft die Situation sogar noch.
Realistische Erwartungen
Derweil sollte die Erwartungshaltung auf den Rängen eine ganz einfache sein: die Spieler sind uns nichts anderes schuldig, als dass sie ihr bestes geben. Wir unterstützen sie dabei bestmöglich. Wenn es am Ende dann nicht reicht, dann ist das eben so. Mund abwischen, weitermachen. Kopf hoch. Am Samstag kommt mit der Union aus Berlin eine eingespielte Truppe mit dem Rückenwind des Aufstiegs. Es ist leicht die Erwartungshaltung für unsere zusammengewürfelte Truppe jetzt schon ins unermessliche zu steigern, gerade wenn man sich anschaut, gegen wen wir in Kürze noch so ran müssen. Aber vielleicht geben wir der Mannschaft einfach alle mal etwas mehr Zeit. Auch am zweiten Spieltag ist noch niemand abgestiegen und im September kommt die erste Länderspielpause. Meine Erwartungen an die Ergebnisse sind vorher sehr gedämpft. Wenn uns einige der Spieler schon vorher zeigen, warum sie unsere Farben tragen, dann werde ich mich deshalb nicht weniger freuen.
Support von den Rängen
Und warum sollte sich den Union Berlin am Samstag nicht wundern, wo sie denn hier gelandet sind. Es wird Zeit, dass auch von den Rängen wieder der Support kommt, der Gegner nervös werden lässt. Gerade auf Gegentore und andere Rückschläge ist mit Trotz und Aufbäumen zu reagieren. Stille ist vollkommen fehl am Platz. Am Ende soll das Gästeteam ruhig froh sein, dass sie Augsburg wieder verlassen dürfen. Und wir feiern auch dieses Jahr Bundesliga, als ob es unser erstes wäre. Zeit für alle, wieder etwas mehr die Augsburger Mentalität des gallischen Dorfs an den Tag zu legen. Einerseits im etwas lockeren Umgang untereinander, andererseits als verschworene Bande nach außen. Bis jetzt hat dieses gallische Dorf nämlich nichts zum Absteigen gebracht.
Gegen Verl kann man mal verlieren, heißt es landläufig. Auch wenn das frühe Ausscheiden aus dem Pokal sicherlich auf kurze Sicht noch schmerzen wird, so hat es immerhin den nicht zu unterschätzenden Vorteil, dass sich der FCA von nun an auf die Bundesliga konzentrieren kann. Denn allen Unkenrufe zum Trotz, wird Augsburg diese Saison nichts mit dem Abstiegskampf zu tun haben, sondern ein gewichtiges Wort in der oberen Tabellenhälfte mitreden. Diese Saison wäre alles andere als die Meisterschaft eine knallharte Enttäuschung.
Die Vorbereitung
Das kann man nun natürlich als leicht übertriebene Prognose mit einem freundlichen Lächeln abtun oder sich auf den reizvollen Gedanken einlassen. Denn es gibt gute Gründe für diese durchaus seriöse Einschätzung – angefangen damit, dass es ab jetzt nur noch aufwärts gehen kann.
Über den Umbruch vor dieser Saison wurde in den verschiedenen Gazetten schon viel geschrieben. Ebenso über die Vorbereitung, die einen etwas zwiespältigen Eindruck hinterlassen hat. So waren sicherlich einige schöne Ansätze und vielversprechende Spiele(r) zu sehen. Andererseits blieben die Ergebnisse mit wenigen Ausnahmen hinter den Erwartungen zurück. Allerdings wird Testspielen mit einiger Berechtigung nur geringe Aussagekraft beigemessen – glanzvolle Ausnahme ist hier wohl der Supercup, der, so könnte man nach der Berichterstattung meinen, so etwas wie eine Vorentscheidung im Kampf um die Meisterschaft war. Mit dem Pokal beginnt allerdings bei meisten Mannschaften der Ernst des Ligalebens. Und ausgerechnet da könnte sich natürlich nun etwas Ernüchterung eingestellt haben. Könnte…
VERLoren?
Meine Szene des Pokalspiels war der spontane Ausflug von Neuzugang Koubek in Richtung Mittelkreis, der weit vor dem Tor beherzt Verls Hecker ummähte. Was bei den Fussballfachleuten und Comunio-Managern dieser Republik Sorgenfalten auf die Stirn getrieben haben dürfte, die in dieser Saison auf Augsburgs neuen Schlussmann setzen, machte in gewisser Weise doch auch wieder Hoffnung. Es war die Art von konsequentem Spiel, das man in anderen Teilen der Mannschaft vergeblich suchte. Gewissermaßen ein grätschender Lichtblick in der Lethargie. Dabei sind die Spieler doch in der Lage, konsequenten, schnörkellosen und schnellen Fußball zu spielen, gerade im System Schmidt. Aber zugleich wirkte es, als ob es mit dem ersten Gegentor sämtliche Souveränität und jeder Spielplan dahin war. Die Verteidigung wurde mit einfachsten Pässen ausgespielt, die Zweikämpfe in beeindruckender Regelmäßigkeit verloren oder in weiser Voraussicht gar nicht erst geführt. Es wirkte, als würde das letzte Bundesligaspiel in Wolfsburg noch nachhängen und fast könnte man meinen, die Spieler (und Fans) würden beim ersten Gegentor in ängstliche Nervosität abrutschen.
…. nur auf kurze Sicht!
Es braucht vielleicht ganz einfach etwas Selbstvertrauen. Aber dann könnte eine stabile Verteidigung, eine talentierte Mannschaft und natürlich etwas Glück das Team wieder auf die Erfolgsspur bringen. Mit Martin Schmidt hat man den perfekten Trainer für diese Situation, der zumindest nach außen hin weniger für taktischen Feinsinn, aber dafür umso mehr als Motivator bekannt ist – und der vor allem eine solide Defensive zu schätzen weiß. Auch die alten wie neuen Spieler haben zweifellos großes Potential und Qualität. Spätestens mit der Rückkehr von Jeffrey Gouweleeuw ist mit dem erfahrenen Neuzugang Marek Suchy eine äußerst robuste Innenverteidigung zu erwarten. Gleiches gilt für das defensive Mittelfeld. Während einem früher Angst und Bange wurde, wenn Daniel Baier auszufallen drohte, so hat man diese Saison endlich wieder mehr Alternativen und Nebenleute. Daneben wurde ein Iago mit großen Vorschusslorbeeren geholt und auch für die rechte Seite ist mit oder ohne Neuzugang eine tragfähige Lösung zu erwarten. Kandidaten sind vorhanden. Hinzu kommen Spieler mit Überraschungspotential. Gerade auf die Neuzugänge Ruben Vargas und Noah Sarenren Bazee darf man gespannt sein. Und ein André Hahn, ein Michael Gregoritsch und ein Marco Richter haben schon gezeigt, wie gut sie in einem funktionierenden System und bei entsprechendem Spielverlauf spielen (und vor allem auch treffen). Diese Leichtigkeit muss man einfach forcieren, so paradox das klingt. Mit Alfred Finnbogason und Florian Niederlechner, dem Spieler der Vorbereitung, sowie mit Julian Schieber und Sergio Cordova sind darüber hinaus torgefährliche Alternativen im Sturm vorhanden. Es gibt verschiedenste Varianten vor einer stabilen, eingespielten Defensive und noch eine Vielzahl an Routiniers und Talenten für eine lange Saison. Das wird sich spätestens in der Rückrunde auszahlen, wenn sich die meisten Mannschaften gegen den FCA hinten rein stellen werden.
Die Liga spielt für uns. Eine Prognose
Auch wenn die aktuelle Verletzungssituation nicht dafür spricht, so hat sich das Umfeld im Hinblick auf Ausdauer und Verletzungsprävention nochmals professionalisiert, was nach den Erfahrungen der letzten Saison dringend geboten war. Und was die Grundlage dafür darstellt, dass sich ein eingespieltes Team findet. Die Rahmenbedingungen passen und auch die Mannschaft hat das personelle Potential, die Überraschung der Saison zu werden. Und noch mehr als das. Den Bayern ist mit Dortmund ein veritabler Konkurrent um die Meisterschaft erwachsen, auch Leverkusen wirft diese Saison eine respektable Mannschaft ins Rennen. Ebenso ist mit Wolfsburg und anderen oben zu rechnen. Das bedeutet aber auch, dass sich alle diese Mannschaften gegenseitig die Punkte nehmen werden, während der FCA auf der Siegerstraße durch die Liga eilen wird. Der momentane Eindruck lässt vermuten, dass das nicht von Anfang an der Fall sein wird. Vielleicht gibt es auch gegen Dortmund zum Saisonstart eine herbe Klatsche, denn diese Mannschaft könnte noch etwas Zeit brauchen, um sich einzuspielen. Vieles wird davon abhängen, wie schnell sich alles findet. Aber wenn nach den ersten Spielen der Anschluss nach oben gehalten wurde und das Team dann einmal ins Rollen kommt, dann ist alles drin. Auch die Meisterschaft.
Wem diese Argumentation nicht schlüssig erscheint, der darf einfach auf die guten Omen blicken. Auch 2014/2015 war schon in der ersten Pokalrunde Schluss. 1-0 gegen den damaligen Regionalligisten Madgeburg. Aber am Ende der Saison stand der FCA bekanntlich auf Platz 5. Das wäre auch in Ordnung. Wenn es denn sein muss.
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