Der FC Augsburg hat bereits gegen sechs der sieben bestplatziertesten Bundesligateams gespielt. Auch deshalb sind elf Punkte aus acht Partien immer noch ordentlich. Bis Weihnachten trifft die Mannschaft von Heiko Herrlich nur noch auf Gegner, die in der Tabelle hinter dem FCA rangieren. Das muss jedoch nicht bedeuten, dass die kommenden Spiele, angefangen mit dem Duell gegen Freiburg am Samstag (15.30 Uhr), einfach werden. „Wir dürfen nicht denken, die schweren Gegner sind abgehakt. Denn es wird nicht leichter, im Gegenteil“, mahnte etwa Felix Uduokhai unter der Woche gegenüber dem Kicker. Der Innenverteidiger forderte zudem, „unsere Tugenden“ nicht aus dem Blick zu verlieren. Konkret: „Herz, Mentalität, als Einheit auf dem Platz stehen.“
Alles in allem bleibt die Frage, ob der FCA mit der Favoritenrolle umgehen kann. Denn anders als so oft in dieser Saison gehen die Schwaben diesmal nicht als Underdog in die Partie. Freiburg ist angezählt, hat seit dem 1. Spieltag nicht mehr gewonnen. Bislang hatte Augsburg auf dem Papier lediglich gegen Mainz die besseren Karten. Der 3:1-Sieg war verdient, das Spiel gleichzeitig aber nicht gerade schön anzusehen. Der FCA ist schlicht keine Mannschaft, die sonderlich viel mit eigenem Ballbesitz anzufangen weiß, sondern fühlt sich wohler, wenn nach Ballgewinn umgeschaltet werden kann. Ligaweit weist kein Klub weniger Ballbesitz auf als Rot-Grün-Weiß. Am Samstag könnte die Statistik etwas aufgebessert werden. Denn Freiburg wird dem FCA zumindest phasenweise das Spiel überlassen. Dann sind kreative Momente der Augsburger Offensive unabdingbar.
Über den Gegner
Der SC Freiburg beweist Jahr für Jahr, dass man auch mit einem kleinen Etat in der Bundesliga mithalten kann. In der vergangen Saison hatte die Mannschaft von Kultcoach Christian Streich nie etwas mit dem Abstieg zu tun und klopfte sogar an die Europapokaltür. An Ende wurde es Platz acht und die Dinge an der Dreisam nahmen ihren gewohnten Lauf. Wie so oft in der Vergangenheit verabschiedeten sich einige Stammspieler aus Deutschlands Stadt mit den meisten Sonnenstunden. Innenverteidiger Robin Koch zog es nach Leeds, Offensivstar Luca Waldschmidt zu Benfica Lissabon. Obendrein verließ Keeper Alexander Schwolow den SC gen Berlin. Der Abgang des Trios schmerzte die Breisgauer sportlich sehr. Dass arrivierte Kräfte den Verein verlassen, ist mittlerweile aber genauso einkalkuliert wie eine Saison im Abstiegskampf – nach der es momentan aussieht.
Nachdem sich die Weiß-Roten im Pokal bei Waldhof Mannheim schwer taten (1:2), konnte am 1. Spieltag in Stuttgart der erste Dreier eingefahren werden (2:3). Aus den nächsten sieben Spielen holte die Streich-Elf dann aber nur noch drei magere Remis, weswegen sie sich momentan auf Rang 14 wiederfindet.
Woran liegt die aktuelle Formschwäche des SC?
Neben unglücklichen Schiedsrichterentscheidungen (Elfmeter in Leipzig, Handspiel vor Mainzer Führungstreffer) spielen wohl auch die Neuzugänge eine Rolle. Denn die sind allesamt zwar mehr als vielversprechend, konnten aber noch nicht wirklich auf sich aufmerksam machen. Florian Müller kam als kurzfristiger Ersatz für den verletzten Schlussmann Mark Flekken und macht seine Sache solide. Ermedin Demirovic (Alaves, zuletzt St. Gallen) und Guus Till (Leihe von Spartak Moskau) sollen die Offensive beleben, sind aber (auch verletzungsbedingt) noch überhaupt kein Faktor. Königstransfer ist 10-Millionen-Mann Baptiste Santamaria, der aus Frankreich von Angers losgeeist werden konnte. Bislang geht der defensive Mittelfeldspieler jedoch eher unter, als die Fäden in der Zentrale zu ziehen. Ob sich das nun gegen den FCA ändert? Unterschätzen sollten die Schwaben den Tabellenvierzehnten auf jeden Fall nicht.
Die Fakten zu #FCASCF
Flanken-Alarm: Freiburg versucht seine Spieler oft mit Hereingaben von Außen in Szene zu setzen. In der Regel geschieht dies über Christian Günter. In der Bundesliga hat nur Leverkusens Moussa Diaby mehr Flanken geschlagen als der Linksverteidiger (32 zu 30). Bester Augsburger ist Iago mit weniger als halb so viel (13).
Heimsieg?: In den insgesamt 30 Aufeinandertreffen setzte sich nur viermal das Auswärtsteam durch (2x Augsburg, 2x Freiburg), in den 16 Duellen in der Bundesliga gab es sogar nur einen Auswärtssieg (Freiburg – Augsburg 2:4, 2014). Alles in allem spricht die Bilanz übrigens klar für den Sportclub, der bei neun Remis 14 Duelle für sich entscheiden konnte.
Lieblingsgegner: In fünf Spielen gegen Freiburg konnte Alfred Finnbogason bereits sechs Treffer erzielen (zwei Dreierpacks). Nur gegen Mainz kommt der Isländer auf dieselbe Quote.
Rückhalt: Nur Mainz-Keeper Robin Zentner pariert mehr Torschüsse als FCA-Schlussmann Rafal Gikiewicz (34 zu 33). Freiburgs Müller rangiert mit 29 Paraden auf einem ordentlichen sechsten Rang.
Wiedersehen: Jonathan Schmid trug von 2016 bis 2019 das Trikot der Schwaben, Florian Niederlechner war zur selben Zeit beim Sportclub unter Vertrag. Vergangenen Sommer tauschten beide die Seiten. Ebenso für Freiburg spielten zudem Daniel Caligiuri und Rafal Gikiewicz.
Die letzten Begegnungen
15.02.2020: Augsburg – Freiburg 1:1
21.09.2020: Freiburg – Augsburg 1:1
23.02.2019: Freiburg – Augsburg 5:1
30.09.2018: Augsburg – Freiburg 4:1
12.05.2018: Freiburg – Augsburg 2:0
Presseschau
Das Thema Verteilung der TV-Gelder ist im Moment omnipräsent. Der FC Augsburg wurde wie Bielefeld, Stuttgart und Mainz zuletzt nicht einmal zum DFL-Gipfel eingeladen. Das Quartett hatte sich zuvor für eine fairere Verteilung der Fernseheinnahmen ausgesprochen. Der ebenso zu den kleineren Vereinen zählende SC Freiburg verhält sich in der Debatte bislang überraschend defensiv. Zwar positionieren die Schwarzwälder durchaus für Änderungen, scheinen sich mit den Branchengrößen jedoch nicht anegen zu wollen. Deshalb traten die Fans der Breisgauer nun an den Klub heran.
In einem offenen Brief an Finanzvorstand Oliver Leki, der gleichzeitig als 2. stellvertretender Sprecher in der DFL-Spitze sitzt, fordern rund 30 Fanclubs des SC ein Umdenken. Leki solle sich „im Sinne der Integrität des Wettbewerbs für eine deutlich gleichmäßiegere Verteilung aller TV-Gelder einsetzten“, heißt es in dem gemeinsam veröffentlichten Statement. Zudem appellieren die Gruppierungen, bei den Bestrebungen einer Reform nicht kleinbei zu geben: „Lassen Sie sich von vermeintlich großen Playern nicht unter Druck setzen.“
Was macht eigentlich Maurice Malone?
Maurice Malone wurde in dieser Saison zum Drittligisten Wehen Wiesbaden verliehen. Bei Bekanntgabe des Wechsels hieß es von FCA-Manager Stefan Reuter: „Maurice hat das Talent, sich eines Tages in der Bundesliga beweisen zu können. Um ihn behutsam an dieses Top-Niveau heranzuführen, ist die Leihe ein weiterer wichtiger Schritt in seiner Karriere. Wir sind überzeugt, dass er in der 3. Liga zu seinen Einsatzzeiten kommen wird und dort einen Sprung in seiner Entwicklung machen kann.“ Bislang zahlt sich die Leihe des Stürmers voll und ganz aus. Während Sergio Cordova bei Arminia Bielefeld nicht so recht in Tritt kommt, überzeugt Malone Woche für Woche.
Am vergangenen Samstag markierte der gebürtige Augsburger mit us-amerikanischen Wurzeln beim 3:3 in Saarbrücken alle drei Treffer. Hinzukommen zwei weitere Tore und zwei Vorlagen. „Es macht Spaß, Maurice zuzuschauen und ihn zu entwickeln“, bilanzierte Wehen-Coach Rüdiger Rehm. Diese Entwicklung kann dem FCA indes nur recht sein. In dieser Saison wäre es mit Einsätzen bei den Profis wohl schwierig geworden. Macht Malone jedoch so weiter, ist er womöglich bereits nächste Saison eine ernstzunehmende Option.
Voraussichtliche Aufstellung
Nach seinem mehr als unglücklichem 12-Minuten-Einsatz samt gelb-roter Karte fehlt Raphael Framberger gesperrt. Deshalb wird Robert Gumny erneut von Beginn an auflaufen. Während der Rest der Viererkette gesetzt ist, wird es im defensiven Mittelfeld spannend. Carlos Gruezo steht nach überstandener Erkältung wieder zur Verfügung, wird jedoch wohl erst auf der Bank Platz nehmen. Damit winkt dem Duo Rani Khedira / Tobias Strobl erneut die Startelf.
Auf den Außenposition haben Daniel Caligiuri und Ruben Vargas wohl die größte Qualität. Gegen die eklig zu bespielenden Freiburger könnte Heiko Herrlich aber auch auf den unermüdlichen André Hahn setzen. Der 30-Jährige kommt aber wohl erst als Joker.
Im Angriff läuft es wohl erneut auf eine Doppelspitze mit Alfred Finnbogason und Florian Niederlechner hinaus, sodass das 4-4-2 der Schwarzwälder quasi gespiegelt wird. Die richtige Taktik? Gegen einen Gegner auf Augenhöhe ergeben sich gewiss mehr Gelegenheiten als in Gladbach, als das Duo lediglich einmal gefährlich vor dem Kasten auftauchte (und das in der 1. Spielminute). Die Vorteile des Doppelsturms gehen aber wohl zu Lasten der spielerischen Kreativität. Für einen Zehner wie etwa Michael Gregoritsch ist dann kein Platz mehr. Von Khedira/Strobl/Gruezo ist die Rolle des Spielgestalters eher nicht zu erwarten. Bis auf Jan Moravek (Muskelverletzung), Noah Joel Sarenren Bazee (Bandanriss im Knie) und eben Framberger stehen Herrlich alle Akteure zur Verfügung. So könnte der FCA auflaufen:
Gikiewicz – Gumny, Gouweleeuw, Uduokhai, Iago – Khedira, Strobl – Caligiuri, Vargas – Finnbogason, Niederlechner
Tipps
Andy: 3:1 – ein deutlicher Sieg, bei dem in der Offensive der Knoten platzt. Finnbogason und Niederlechner glänzen und der FCA sammelt weitere drei Punkte.
Irina: 2:1 – der FCA überzeugt und sichert sich drei Punkte gegen einen direkten Konkurrenten.
Andi: 3:1 – ähnliches Spiel wie gegen Mainz. Der FCA tut sich lange schwer und kontert die Freiburger in der Schlussphase eiskalt aus. Finnbogason beendet gegen seinen Lieblingsgegner seine Torflaute und beschert den Schwaben ein entspanntes Wochenende.