Manuel Baum macht sich selbst Druck

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Wenn Trainer neu sind, dann hört man ihnen aufmerksamer zu als im späteren Verlauf ihrer Wirkungsdauer, außer der Trainer heißt Hans Meyer oder Christian Streich. Manuel Baum ist in Augsburg in der Winterpause offiziell vom Interims- zum Cheftrainer aufgestiegen. Seine Gewandheit im Umgang mit der Presse wird sich verbessern. Dennoch interessiert mich gar nicht so sehr, wie er etwas sagt, sondern der Kern seiner Aussagen. Vor dem Spiel gegen Wolfsburg war als Überschrift auf der Internetseite des FCA zu lesen: Baum: „Ziel sind drei Punkte“. Auch vor dem Spiel zu Hause gegen Hoffenheim fand sich dort ein ähnliches Zitat: Baum: „Wollen Punkte hier behalten!“. Nun vor dem Spiel gegen Werder Bremen heißt das Motto „Gegen Werder nachlegen“.

Fußball ist ein ergebnisorientierter Sport. Dirk Schuster hat in der Hinrunde Ergebnisse abgeliefert und z.B. in Bremen gewonnen. Die Art und Weise hat am Ende dazu geführt, dass er vom FCA rausgeschmissen wurde. Die Verantwortlichen haben laut den offiziellen Aussagen die Fußballphilosophie des Vereins nicht mehr erkannt und daher den Wechsel herbeigeführt. In den ersten Aussagen vom neuen Cheftrainer Manuel Baum nach der Winterpause geht es nun nicht so sehr um die Fußballphilosophie. Manuel Baum scheint auch kein Trainer zu sein, der damit hausieren geht, was er analysiert und wie er manche Dinge auf dem Platz umsetzen will. Er will auch für die Gegner des FCA möglichst schwer durchschaubar bleiben.

Dennoch tut er sich mit den obigen Überschriften keinen Gefallen.  In der Pressekonferenz vor dem Bremen-Spiel wurde einmalig erwähnt, dass man die spielerische Klasse nun auch zu Hause auf den Platz bringen will, während die „3 Punkte“ unzählige Male auftauchten. Er könnte anstatt dessen genau so gut sagen: „Wir wollen mutig spielen, offensiv deutlich Akzente setzen, über 90 Minuten dem Gegner Paroli bieten. Es soll eine Weiterentwicklung erkennbar sein.“ Das würde doch vollkommen ausreichen, obwohl ich mir selbst wünschen würde, er würde dies spezifizieren. Wenn man die sportlichen Herangehensweisen von Dirk Schuster und Manuel Baum vergleicht, dann stellt Manuel Baums Philosophie keinen einfachen Wechsel dar. Spieler müssen neues Wissen aufnehmen und auf dem Platz umsetzen, konsistent ohne spielentscheidende Fehler zu machen. Die ersten Ergebnisse vor der Winterpause waren zwar schmeichelhaft, aber eine solche Entwicklung braucht Zeit und geht nicht von heute auf morgen. Warum setzt er sich diesem Ergebnisdruck aus?

Gegen Hoffenheim hat die Mannschaft eine Halbzeit gut gespielt und wurde danach von Hoffenheim abgekocht. Was hängen bleibt ist, dass Baum ein Spektakel versprochen („Lohnt sich, ins Stadion zu kommen“) und nicht abgeliefert hat. Die Punkte gingen nach Hoffenheim. Nun nach dem Wolfsburgspiel, bei dem der FCA auf viele Stammkräfte verzichten musste, und trotzdem gewinnen konnte, mag die Situation harmlos wirken. Aber die Erwartungshaltung vor dem Spiel gegen Bremen steigt nun und es wird auch wieder Phasen geben, in denen die Ergebnisse ausbleiben.

Dabei kann Manuel Baum das Ergebnis auf dem Platz am Ende nur schwerlich beeinflussen. Es kommt auf die Spieler an, die seine Strategie umsetzen müssen. Selbst erfahrene Cheftrainer wie Carlo Ancelotti sehen den Fokus ihrer Arbeit im Training unter der Woche. Es ist ihm zu raten, dass er sich selbst nicht zu sehr unter Ergebnisdruck setzt. Hoffentlich wird ihm dieser Druck auch nicht intern von den Verantwortlichen gemacht. Denn was wirklich zählt ist, wie sich die Mannschaft sportlich weiterentwickelt. Kann er den Profis etwas beibringen? Spielen Sie besseren Fußball? Es sieht momentan noch gut aus. Sollte es eine Welle der Anfangseuphorie geben, so frage ich mich, wann diese Honeymoon Phase zu Ende geht. Sieg oder Niederlage hängen am Wochenende von sehr vielen Faktoren ab. Wenn die Spieler sich den Arsch aufreißen und Verbesserungen zu sehen sind, dann sollten wir in Augsburg alle ruhig bleiben. Zuallererst Manuel Baum selbst. Die Lehre aus der Verpflichtung von Dirk Schuster sollte doch wohl sein, nicht zu allererst den Fokus auf die Ergebnisse zu legen. Auch nicht, wenn es gerade ganz gut läuft. Oder haben wir nichts gelernt?

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