Mitgehalten

FC Augsburg – Bayer 04 Leverkusen
(11. Spieltag, 1:1)

Samstag 15:30 Uhr, noch nicht eisig kalt und trotzdem sahen nur 26133 Zuschauer das Bundesligaspiel gegen Bayer 04 Leverkusen live im Augsburger Stadion. Nach der Vermarktung des Abstiegskampfs in der Vorsaison ist das Zuschauerinteresse an einer fußballerisch überzeugend auftretenden Augsburger Mannschaft im ersten Saisondrittel nicht so groß, wie man das sich aus Sicht des Clubs erhoffen hätte können. Dabei verpassten die Zuhausegebliebenen erneut eine anspruchsvolle Fußballpartie, die für ausreichend Unterhaltung und Diskussionsstoff an diesem Herbsttag sorgte.

Die Ausgangslage

Gegen desolate Bremer hatte der FCA in der Vorwoche zurück in die Erfolgsspur gefunden und auswärts souverän drei Punkte eingefahren. 15 Punkte wies das Augsburger Punktekonto zu diesem Zeitpunkt einer Bundesligasaison noch nie auf und der FCA spielte weiterhin die beste Saison seiner Bundesligahistorie. Zu Hause gegen Bayer 04 Leverkusen wollte die Baum-Elf vor der Länderspielpause nachlegen und den positiven Trend mitnehmen.

Gegen Leverkusen hätte ich gerne schon früher gespielt. Nach dem Trainerwechsel im Sommer brauchte Heiko Herrlich eine Weile, bis seine Mannschaft seine Vorstellungen auf dem Platz umsetzen konnte. Nach einem etwas schwächeren Start in die Saison hatte Bayer 04 gerade in den letzten Spielen seinen Rhythmus gefunden und vor allem offensiv zu überzeugen gewusst. Zwei Siege am Stück waren das Ergebnis vor dem Aufeinandertreffen mit dem FCA.

Das Ergebnis

Am Ende trennten sich beide Mannschaften 1:1 Unentschieden. Punkt 16 hamstern wir gerne auf dem Weg zum Klassenerhalt in einer Saison, in dem uns jeder schon vorher abgeschrieben hatte. Dennoch bleibt ein gewisser Wehmut in Gedanken an das Spiel. Das Matchglück war nicht auf unserer Seite. Retsos fiel, schon gelb-verwarnt, in der ersten Hälfte der Ball im Sechzehner unglücklich auf den Arm. Ein Elfmeter blieb dem FCA verwehrt. Später setzte Caiuby einen Kopfball aus aussichtsreicher Position nur an den Pfosten. Uns gelang es nie, Leverkusen durch eine eigene Führung in Zugzwang zu bringen.

Nach Dansos wortwörtlichem Ausrutscher zu Beginn der zweiten Halbzeit, der Kevin Volland viel Platz bescherte, den dieser nutze, um das 1:0 zu erzielen, war es dann großes Glück, dass ebendieser Kevin Danso beim Eckball direkt danach den Ball zum Ausgleich über die Linie drücken konnte. Insgesamt geht das Unentschieden somit in Ordnung. Teams wie Leverkusen zu ärgern, sollte uns weiterhin ein Lächeln auf die Lippen zaubern.

Was war gut?

Bis auf in der Endphase, in der den Augsburgern die Luft etwas ausging, kam nie das Gefühl auf, dass Leverkusen wirklich gefährlich wäre. Das Gegentor entstand dann auch, nachdem einem unserer Spieler ein Missgeschick passierte und nicht alleine durch die spielerische Klasse des Gegners. Dabei hat Leverkusen eine der gefährlicheren Offensivabteilungen der Liga mit einem Berg an individuellem Talent. Es ist für mich doch äußerst beeindruckend, wie wir einen solchen Gegner mittlerweile durch Kompaktheit in der Formation, Aggresivität und Pressing auf unterschiedlichen Ebenen zermürben können.

Nach 11 Spielen kann daher leicht konstatiert werden, dass Manuel Baum die defensive Stabilität, die uns in der Vergangenheit schon stark machte, wiedergefunden hat. Die Mannschaft kann diese Eigenschaft mittlerweile auch dauerhaft abrufen. Dabei bilden Spieler wie Daniel Opare oder Rhani Khedira wichtige Eckpfeiler, die nicht nur mitlaufen sondern vorangehen. Hut ab vor dieser Entwicklung.

Was war schlecht?

Baum wählte mit Koo die etwas defensivere Anfangsformation und in der Sturmspitze kam der formstarke Michael Gregoritsch erneut von Anfang an zum Einsatz, wodurch Alfred Finnbogason auf die Bank musste. Zusammen mit Marcel Heller und Caiuby machten die offensiven Spieler des FCA zu wenig aus mehreren guten Umschaltgelegenheiten. Die Außenverteidiger Max und Opare schalteten sich immer wieder mit guten Impulsen in das Offensivspiel mit ein, was allerdings immer wieder verpuffte. Koo wurde offensiv durch den Gegner meist komplett aus dem Spiel genommen, während Heller und Caiuby zumeist glücklos agierten. An einem solchen Tag gelang es dann auch Gregoritsch nicht z.B. durch eine Einzelaktion ein Tor zu erzielen.

Gegen qualitativ hochwertige Gegner wie Bayer 04 Leverkusen kann man zwar mittlerweile auch die spielerischen Ansätze erkennen, die zum Erfolg führen könnten. In der Ausführung führen diese Ansätze dennoch nicht zu zwingenden Torchancen. Wenn man an diesem Tag etwas kritisieren will, dann wohl, dass die offensiven Bemühungen noch konsequenter zu Ende gespielt gehören, um Mannschaften wie Bayer 04 Leverkusen wirklich zum Wackeln bringen zu können.

Der Aufreger des Spiels

Natürlich geht es um die Szene in der 42. Minute als Referee Christian Dingert  zunächst auf Abstoß entschied. Er hatte danach Kontakt zu den Kollegen in Köln, die den Videobeweis bemühten und blieb schlussendlich bei seiner Entscheidung. Kein Elfmeter für den FCA, nach einem Handspiel von Retsos im Strafraum, dass Gregoritsch einen aussichtsreichen Abschluss versaute.

Es wäre jetzt einfach über den Videobeweis an sich zu lamentieren. Man könnte auch über die seit Jahren wenig eindeutige Handspielauslegung debattieren. Gestern lag das Problem allerdings beim Schiedsrichter vor Ort, der fachlich alles richtig gemacht hatte. Wenn allerdings das halbe Stadion inkl. der Bank der Augsburger nicht weiß, dass Abstoß gepfiffen war, dann ist das auf die ungenügende Kommunikation von Christian Dingert und seinem Team zurückzuführen. Dabei gehören die Schiedsrichter sicherlich von den offiziellen Stellen unterstützt und gecoacht, wenn diese nicht mit ihren ganz eigenen Skandalen beschäftigt sind.

Was kommt als nächstes?

Ausruhen und durchatmen. Erst in 2 Wochen geht es weiter, wenn der FCA zu den Bayern muss. Ob die bis dahin schon Meister sind und dies dadurch ein einfacheres Spiel wird, steht noch nicht zu 100% fest. Bis dahin bleibt zu hoffen, dass sich bei den Reisen zu den Nationalmannschaften niemand verletzt. Wer Philipp Max in diesen Tagen auf dem Rasen sieht, fragt sich, worauf Jogi Löw noch wartet. Wenn dieser Max nicht sehr schnell in den Fokus von größeren Clubs rutscht, dann wäre dies rätselhaft. Die Vertragsverlängerungen von ihm und Jeffrey Gouweleeuw, die Reuter noch im Sommer unter Dach und Fach gebracht hatte, sind dabei schon jetzt Gold wert. Vielleicht bietet sich ja auch schon bald die Gelegenheit ähnliche Gespräche mit Daniel Opare und Marwin Hitz zum Abschluss zu bringen.

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