Die Krise der Führungsspieler

Mein Optimismus war ja schon vor der letzten Saison nicht gerade besonders stark ausgeprägt. Ich hatte vermutet, dass die sportlichen Probleme des FCA in Summe dazu führen, dass wir absteigen. Selten war ich so froh, mich geirrt zu haben. Derweil wird eines der Themen, das ich in meiner pessimistischen Voraussage angesprochen hatte, aktueller denn je. Ich habe letzten Sommer darauf hingewiesen, dass mir beim FCA die Führungsspieler fehlen. In einer innerfamiliären Debatte kam das Thema zuletzt wieder zur Sprache. Es hat sich wenig im Vergleich zum vergangenen Sommer getan. Im Gegenteil: das Management und der Trainer bringen weiterhin Unruhe in den Kader.

Der Maestro

Daniel Baier ist der Größte. Punkt. La Decima ist besonders mit einer Person auf dem Rasen verbunden: unserem Maestro im Mittelfeld. Sportliche Lobeshymnen haben wir schon einige geschrieben und es gibt kein Rütteln an meinem Respekt für die Leistungen von Daniel Baier im Trikot des FC Augsburg. Umso unwirklicher wirkt gerade wie Trainer Heiko Herrlich mit Daniel Baier umgehen darf. Baier wurde in den letzten beiden Partien der Saison noch nicht mal mehr eingewechselt. Selbst Reece Oxford erhielt den Vorzug. Darauf angesprochen lobt Herrlich lieber die Stärken der Mitspieler. Herrlich scheint Baier kalt zu stellen.

Daniel Baier am Boden. Wie geht die Karriere des Maestros in Augsburg zu Ende? (Foto: Frank Hoermann / FOTOAGENTUR SVEN SIMON/POOL)

Dabei muss klar sein: Baier hat das Recht auf einen Abschied nach seinen Vorstellungen. Es ist für mich dabei auch recht einfach zu beurteilen, wer sich in den letzten Monaten professioneller verhalten hat. Trainer Heiko Herrlich machte bekanntlich keine gute Figur. Insgesamt lässt dies allerdings Zweifel aufkommen, ob die etablierteste Führungspersönlichkeit beim FC Augsburg auch im nächsten Jahr diese Rolle weiterhin ausführen darf.

(Als New York Giants Fan erinnert mich die Situation sehr daran, wie Eli Manning für Geno Smith auf die Bank gesetzt wurde. Manning hatte die Giants zu zwei Super Bowl Titeln geführt und eine andauernde Serie von über 100 Spielen, die er von Beginn an spielte. Coach war Ben McAddo. McAddos Auftreten wirkte ähnlich professionell wie das von Heiko Herrlich).

Die Leistungsträger

Hoffnung in der Debatte um Führungsspieler beim FC Augsburg machen drei Männer, die über die gesamte Saison hinweg vorweg marschiert sind. Mit ihren Leistungen haben sie die Grundlage für den erneuten Klassenerhalt gelegt. Mit ihrem professionellen Verhalten waren sie zudem Leuchttürme, an denen sich der Rest der Mannschaft orientieren konnte. Gemeint sind Florian Niederlechner, Philipp Max und Rani Khedira. In der Kombination Sturm, Mittelfeld, Abwehr bilden sie eine Achse, um die der FC Augsburg in der Zukunft aufbauen könnte. Gerade weil alle drei mit Sicherheit noch ein paar gute Jahre vor sich haben.

Das macht alle drei allerdings auch interessant für andere Vereine. Philipp Max wurde in den letzten Wochen mit dem AC Mailand und Borussia Mönchengladbach in Verbindung gebracht. Bei Rani Khedira läuft der Vertrag in 2021 aus und die Gespräche über eine Vertragsverlängerung sind wohl ins Stocken geraten. Wenn wir mit allen dreien in die neue Saison gehen, dann wäre ich frohen Mutes. Abgänge sind hier zu vermeiden, solange uns nicht ein Goldschatz angeboten wird und ich befürchte das Schlimmste.

Im Tor

Über die Situation im Tor habe ich mich erst vor kurzem ausführlich ausgekotzt. Die obige Achse reichte zwar im Saisonabschluss bis ins Tor, weil wir mit Andi Luthe einen Topp-Rückhalt hatten. Für die neue Saison werden die Karten allerdings neu gemischt, da mit Rafal Gikiewicz ein neuer Keeper kommt, der in den letzten Wochen schon nicht mit Zurückhaltung geizte. Dafür soll Andi Luthe den Verein wohl sogar verlassen.

Andreas Luthe mit seinen Teamkollegen kurz nach dem Klassenerhalt gegen Düsseldorf. Menschen wie Andreas Luthe jagt man nicht vom Hof. Man gibt ihnen eine Perspektive für die Laufbahn nach der Karriere auf dem Platz. (Foto: Anke Waelischmiller Sven Simon Pool)

Die Logik mag ich nicht verstehen. Luthe ging als Nummer 2 in die Saison und sprang super in die Bresche als Tomas Koubek seine Schwächen offenbarte. Nun scheint der FCA mit Gikiewicz die Position des ersten Keepers neu besetzt zu haben. Mit welchem Argument jagt man nun die beste Nummer 2 vom Hof, die man sich vorstellen kann? Ich verstehe, dass man sich von Koubek und Giefer trennen will. Aber Luthe scheint auch neben dem Platz zu viele Qualitäten zu haben, als dass man hier leichtfertig einen Abschied provozieren sollte. Ein Trauerspiel.

Die Verletzten

Wenn sie denn durchgehend sportlich fit wären, könnten sie auch mehr Führungsaufgaben auf dem Platz übernehmen. Die Rede ist natürlich von Jeffrey Gouweleeuw und Alfred Finnbogason. Gerade Finnbogasons Ansprüche, wenn er denn mal fit ist, sorgen dagegen eher für Unruhe. Bei beiden haben sich die Befürchtungen von vor der Saison leider bewahrheitet. Der FCA wäre naiv sie als Führungsspieler auf dem Platz einzuplanen. Wenn ihre Ansprüche dahingehend größer sind, dann müsste man mit beiden realistisch über ihre Perspektiven sprechen. Gerade Finnbogason scheint beim FCA – leider – keine Perspektive mehr zu haben.

Die nachdrängenden Jungen

Kommen wir zu Hoffnungsmachern. In der letzten Saison haben doch einige jüngere Spieler wichtige Erfahrungen gesammelt. Spieler, die sich weiter verbessern sollten. Die in Zukunft Verantwortung übernehmen könnten. Marco Richter, Ruben Vargas und Felix Uduokhai fallen in diese Kategorie. Die drei haben der Mannschaft sportlich sehr weitergeholfen und wichtige Schritte in ihrer eigenen Entwicklung gemacht. Wer bleibt und tut sich nächste Saison auch neben dem Platz hervor? Für Führungsaufgaben ist es nächste Saison wahrscheinlich trotzdem zu früh.

Die Neuzugänge

Bislang stehen als Neuzugänge Rafal Gikiewicz, Daniel Caligiuri und Tobias Strobl fest. Caliguiri war Führungsspieler auf Schalke. Alle drei sind sehr erfahren. Nach der Jugendwelle im letzten Sommer verstärkt sich der FCA bewusst mit Erfahrung. Problem erkannt? Vielleicht. Alle drei sollten neben ihren sportlichen Rollen Führungsaufgaben beim FCA übernehmen können.

Können wir von Daniel Caliguiri Impulse erwarten, wie er sie auf Schalke geliefert hat? (Foto: nordphotox/xRauch nph00251)

Alle drei müssen allerdings in Augsburg auch erst ankommen und sich akklimatisieren. Respekt muss man sich verdienen. Zudem haben wir auch in der Vergangenheit schon erkannt, dass nicht jeder erfahrene Spieler einschlägt. Stephan Lichtsteiner und Piotr Trochowski sind Namen, die die Hoffnungen dämpfen sollten.

Fazit

Es könnte alles so einfach sein. Der FCA könnte mit Luthe, Max, Baier, Khedira und Niederlechner eine Truppe haben, die die Mannschaft auf dem Platz auch in schwierigen Phasen führt. Momentan glaube ich nur an Florian Niederlechners Einsätze und Beiträge in der nächsten Saison. Khedira, Luthe und Max könnten den FCA wohl im Sommer verlassen. Baier darf evtl. nur noch von der Bank zuschauen. Wer die Führungsaufgaben auf dem Platz dann neben Niederlechner übernimmt steht in den Sternen. Für die Jungen wird es zu früh kommen. Für Neuzugänge wird es im ersten Jahr schwierig werden. Die Kaderplanung sorgt bei mir dahingehend doch für Kopfschütteln. Viel wird daran hängen, ob der FCA auf die Millionen aus möglichen Abgängen angewiesen ist. Hoffen wir es nicht. Hoffen wir, dass Stefan Reuter die Führungstruppe zusammenhalten kann. So wie der Trainer Heiko Herrlich auftritt, wird mir es mir ohne gestandene Führungsspieler ansonsten Angst und Bange. Mal wieder.

Die Gewinner und Verlierer der Saison

Der FC Augsburg hat es mal wieder geschafft. Auch in der neunten Bundesligasaison konnte der Klassenerhalt gesichert werden. Das ist bei weitem nicht selbstverständlich und immer noch als Erfolg zu werten. Am Ende einer turbulenten Saison samt Torwart- und Trainerwechsel stehen aber auch weniger erfreuliche Aspekte wie die schlechteste Rückrunde in der Bundesligageschichte. Das musste auch Stefan Reuter einsehen: „Es gilt, sich Gedanken zu machen, was wir verbessern können, um im nächsten Jahr mehr gute Spiele abzuliefern. Wir hatten Phasen, die uns zu denken geben“, bilanzierte der Manager jüngst im Kicker. Auch wir lassen die Saison nun einmal Revue passieren und blicken auf die Gewinner und Verlierer im Kader.

FC Augsburg: Die Gewinner der Saison

Florian Niederlechner: Eine Saison zum niederknien! Der Neuzugang vom SC Freiburg hat dermaßen eingeschlagen, dass er gar als EM-Kandidat gehandelt wurde. Nun wissen wir alle, dass Jogi Löw den FCA offenbar nicht verfolgt (Stichwort Max) und es somit wohl ohnehin nie zu einer Nominierung gekommen wäre. Doch verdient hätte sie Niederlechner allemal. 13 Saisontore bedeuten FCA-Bundesligarekord (zusammen mit Michael Gregoritsch), zusätzliche neun Vorlagen den Augsburger Höchstwert in puncto Scorerwerten. Darüber hinaus ist der gebürtige Oberbayer ein sehr sympatischer Kerl und sich nicht zu schade, auch einmal die Grätsche auszupacken. Niederlechner und der FCA, eine absolute Liebesbeziehung. Gerne auch für immer.

Ein echter Transfer-Coup. Florian Niederlechner ist der FCA-Spieler der Saison. (Photo by Robert Hradil/Bongarts/Getty Images)

Philipp Max: Vor wenigen Wochen bestritt Philipp Max sein 150. Pflichtspiel für Rot-Grün-Weiß. Dass der 26-Jährige derart oft für den FCA auflaufen wird, hätten nach seiner bärenstarken Saison 2017/18 wohl nur wenige erwartet. Auch in dieser Spielzeit war er unumstrittener Stammspieler und offensiv nicht nur per Standards gefährlich. Acht Tore und sechs Vorlagen bedeuten Rang zwei in der internen Scorer-Tabelle. Außerdem sammelte Max die meisten Ballaktionen pro Spiel und trat vermehrt auch als Leader auf. Selbst ein Turban scheint ihm neuerdings nicht am Einsatzwillen zu hindern. Daher bleibt zu hoffen, dass Max weiterhin am Lech bleibt, auch wenn ihm wohl niemand einen Wechsel zu einem Top-Verein verdenken würde.

Ruben Vargas: Ruben wer? Das dachten sich wohl einige FCA-Fans, als ihn Reuter im Sommer aus dem Hut zauberte und vom FC Luzern verpflichtete. Kenner der Schweizer Liga prophezeiten schon damals, der Junge hätte Talent. Nach einer Saison in der 1. Bundesliga kann man getrost festhalten, dass sich dieser Transfer gelohnt hat. Der Schweizer Nationalspieler stand in 33 Spielen auf dem Platz. Eine Partie verpasste Vargas aufgrund einer Gelbsperre. In seinen Einsätzen überzeugte der erst 21-Jährige mit viel Tempo und einer gesunden Prise Schlitzohrigkeit. Auch seine sechs Tore können sich sehen lassen. Alles in allem hat der Flügelspieler definitiv Lust auf mehr gemacht.

FC Augsburg: Vom Gewinner zum Verlierer?

Andreas Luthe: Eigentlich hätte man auch Luthe in die Liste der Gewinner packen können. Der etatmäßige Ersatzkeeper wurde im Laufe der Saison zur Nummer Eins befördert. In den letzten Spielen der Saison entwickelte er sich zu einem starken Rückhalt, was auch die Statistik zeigt. Während der FC Augsburg mit Luthe 12 Tore in 10 Spielen kassierte, musste man mit Koubek in 24 Partien 51 Gegentreffer schlucken. Dass Luthe hier dennoch als möglicher Verlierer aufgeführt wird, liegt an der Verpflichtung Rafal Gikiewiczs. Auch wenn der Kampf um die Nummer Eins damit freilich noch nicht entschieden ist, steht eines doch fest: Beim FCA scheint man Luthe den Stammplatz nicht wirklich zuzutrauen. Das zeigte schon die leihweise Verstärkung von Gregor Kobel im Winter 2019.

Ein Garant für den Klassenerhalt. Andreas Luthe hielt dem FCA zuletzt, wie hier in Mainz, den Rücken frei. Wie sieht seine Situation in Zukunft aus? (Photo by Pool/Kai Pfaffenbach/Pool via Getty Images)

FC Augsburg: Die Verlierer der Saison

Tomas Koubek: Bleiben wir gleich beim leidigen Thema Torwart. Koubek ist der viertteuerste Bundesligakeeper der Historie – hinter Manuel Neuer, Bernd Leno und Yann Sommer. Von den Leistungen dieses Trios ist der Neuzugang aus Rennes aber so weit entfernt, wie der FCA von der Deutschen Meisterschaft. Viel zu oft kosteten die kapitalen Aussetzer des etwas behäbig wirkenden 1,98-Meter-Hünen dem FCA wichtige Punkte. Es tut fast schon weh, den Tschechen derart auseinander zu nehmen, denn er wirkt eigentlich sehr sympatisch, aber leider war das schlicht keine bundesligareife Saison. Folglich verlor er auch den Platz zwischen den Pfosten und durfte im letzten Spiel gegen Leipzig nur ran, weil Luthe verletzt war. Der 27-Jährige ist der klare Verlierer der Saison und das Experiment Koubek somit wohl nach nur einem Jahr gescheitert.

Stephan Lichtsteiner: Ach was waren die Erwartungen groß, als der siebenfache italienische Meister und frühere Schweizer Fußballer des Jahres nach Augsburg wechselte. Ein Hauch von Champions League. Nachdem Lichtsteiner nun seit dem 30. Juni nicht mehr in Schwaben unter Vertrag steht, ist von diesem jedoch wenig bis gar nichts mehr zu spüren. Der Rechtsverteidiger offenbarte nicht wegzudiskutierende Geschwindigkeitsprobleme und wusste sich oft nur mit einem taktischen Foul zu helfen. Der gute Mann ist dann eben doch schon 36 Jahre alt. Zudem war der Kapitän der Nati in seinen 20 Einsätzen mehr mit Meckern als Verteidigen beschäftigt. Alles in allem bleibt es ein enttäuschendes Gastspiel in Augsburg, mit dem Lichtsteiner nur wenige Argumente für eine Vertragsverlängerung lieferte. Nichtsdestotrotz sagen wir Danke, Stephan. Für einen Hauch von Champions League. Alles Gute für die Zukunft.

Daniel Baier: Wenn Baier fit ist, dann spielt er auch. Was lange als ungeschriebenes Gesetzt galt, wird mittlerweile immer öfter gebrochen. Der Kapitän musste nach dem Trainerwechsel von Schmidt zu Herrlich bereits dreimal 90 Minuten auf der Bank schmoren. Herrlichs Begründungen, den 36-Jährigen nicht überbelasten zu wollen, wirkten nach dem Neustart samt englischer Woche plausibel. Warum er den Rekordspieler des FC Augsburg aber in den letzten beiden Duellen nicht aufstellte, bleibt sein Geheimnis. Im Abstiegskracher in Düsseldorf wären Baiers Führungsqualitäten zumindest gefragt gewesen. Zur neuen Saison geht die lebende Legende ins letzte Vertragsjahr. Dabei bekommt der Mittelfeldspieler Konkurrenz von Neuzugang Tobias Strobl und dem in der Rückrunde stark aufspielenden Carlos Gruezo. Wie dann die Rolle des Kapitäns aussehen wird, ist zum jetzigen Stand mehr als fraglich.

Mit 355 Einsätzen Rekordspieler des FCA – und nun nicht mehr gefragt? Daniel Baier fand sich gegen Ende der Saison in ungewohnter Rolle wieder. (Photo by TOBIAS HASE/POOL/AFP via Getty Images)

Man hätte noch weitere Spieler in die Liste aufnehmen können. Einen guten Job machten auch der eben angesprochene Gruezo sowie der beste Zweikämpfer der FCA-Saison, Felix Uduokhai, auf den sich die Fans dank gezogener Kaufoption auch in Zukunft freuen dürfen. Weniger glücklich agierten hingegen André Hahn und in Teilen auch Tin Jedvaj, der wohl wieder nach Leverkusen zurückkehren wird. Ohenhin wird momentan bereits eifrig am Kader für die neue Saison gebastelt – auf der Torhüterposition hat der FCA dabei jedoch vielmehr ein neues Problem geschaffen, statt das alte zu lösen.

Die Kaderzusammenstellung birgt also bereits jetzt Brisanz. Es bleibt spannend, wie Reuter & Co. einerseits den Torhüterüberschuss und andererseits das Thema Daniel Baier managen. Es wäre mehr als schade, wenn der FCA-Kapitän auch nach der neuen Saison als Verlierer gelistet werden müsste.

10 Jahre Daniel Baier: eine Erinnerung, wer der Beste ist

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Der Fußball zelebriert den Kult um ehemalige Spieler nicht in dem Umfang, wie das in den USA im Football oder Basketball gemacht wird. Wenn verdiente Spieler abtreten werden dort deren Nummern nicht mehr vergeben, sie werden in den sog. „Ring of Honor“ oder in die „Hall of Fame“ aufgenommen. Der Kult um ehemalige Spieler wird deutlich aufwändiger betrieben. Es gibt eine bewusste Erinnerungskultur im Hinblick auf die Leistung der Ehemaligen.

Auch gegen den SV Werder Bremen dirigierte der Maestro Daniel Baier sein Team erneut. Mal wieder mit Erfolg. (Photo by Sebastian Widmann/Bongarts/Getty Images)

Aber auch in Augsburg ist ein gewisser Personenkult für unsere verdienten Spieler angekommen. Vor dem Stadion steht eine Statue zu Ehren von Helmut Haller, die Stehplatztribüne der Heimfans trägt den Namen von Uli Biesinger. Weitere Ehrungen wird es auch in der Zukunft geben. Die Ehrung des Spielers, der im Trikot des FCAs die größten sportlichen Leistungen erbracht hat, wurde gerade erst wieder um ein Jahr verschoben: Daniel Baier.

Baiers Bedeutung für den Augsburger Fußball

Daniel Baier steht mittlerweile seit fast genau 10 Jahren in festen Diensten des FC Augsburg. Davor war er schon an den Club ausgeliehen. Er kam im Winter 2010 im Alter von 25 Jahren aus Wolfsburg zum FCA und ist mittlerweile fast ist im Fußballrentenalter angelangt. Wobei er die Rente gerade noch einmal verschoben hat. Er führte den FCA in die erste Liga und ist bisher nicht einmal mit ihm abgestiegen. Alles in allem hat er knapp 350 Pflichtspiele für den FCA absolviert. In den meisten Fällen agierte er aus dem defensiven Mittelfeld heraus, und verteidigte unser Tor, indem er wie kein anderer Pässe der Gegenspieler antizipierte und abfing. Im Spielaufbau war er oft der Rhythmusgeber des FC Augsburg der aus der Tiefe den Spielaufbau dirigierte. Dazu hatte er immer Zeit für einen Plausch mit dem Schiedsrichter oder seinen Gegenspielern. Alles in allem war er in den letzten 10 Jahren der prägendste Spieler, der das Trikot unseres Vereins getragen hat. Er ist wohl auch der sportlich wichtigste Spieler, der jemals das Trikot des FCA getragen hat.

Vergleich mit den Legenden

Diese Aussage erfordert natürlich, dass man ihn mit den anderen Vereinslegenden vergleicht. Uli Biesinger war ein Knipser, der für den FCA in der ersten Liga und in tieferen Ligen in 222 Spielen ganze 121 Tore erzielt. Er wurde zudem für die deutsche Nationalmannschaft nominiert, während er für den FCA spielte. Er ist dennoch mit dem FCA abgestiegen und der FCA konnte sich mit ihm nicht in der ersten Liga etablieren. Tore alleine sind kein Garant für sportlichen Erfolg. Biesinger war ein Riesenspieler für den FCA, Daniel Baier konnte er aber nur in einem Punkt übertreffen: beim Tore schießen.

Haller und Biesinger gemeinsam auf einem Foto anlässlich der Fußball WM 2011 in Augsburg. (Photo by Thomas Langer/Bongarts/Getty Images)

Bleibt offensichtlicherweise Helmut Haller übrig, der der beste Spieler ist, der jemals das Trikot des FC Augsburg getragen hat. Leider spielte er zu seiner absoluten Hochzeit nicht im FCA Trikot. Als Hallers Karriere so richtig in Fahrt kam, 1962 nach seiner ersten WM-Teilnahme im Alter von 22 Jahren, wechselte Haller von Augsburg nach Bologna und kam erst wieder im Alter von 33 Jahren im Herbst seiner Karriere zurück. Haller spielte seinen besten Fußball in Italien als er mit Bologna und Juventus Titel holte und sogar einmal zu Italiens Fußballer des Jahres gewählt wurde. Den FCA konnte auch er nicht mehr in die erste Liga führen, auch wenn er der Stadt sportliche Hoffnung schenkte. Haller war zu seinen Spitzenzeiten Weltklasse. Baier hat ihm voraus, dass Baier seine fußballerisch besten Zeiten im FCA-Trikot erlebte.

Bis zum Ende und noch viel weiter

Aber genau wie auch Hallers und Biesingers Karrieren wird auch Baiers Karriere leider irgendwann zu Ende gehen. Auch wenn es 2021 vielleicht noch nicht soweit sein sollte. Baier soll gerne so lange spielen, wie sein Körper mitmacht und er Lust hat sich in die Duelle zu werfen. Aber am Ende seiner Karriere – und ich hoffe sehr, dass er nie ein anderes Trikot als das des FCA mehr tragen wird – wird er hier in Augsburg gebührend verabschiedet werden müssen. Erwachsene Menschen werden Tränen verdrücken. Und uns sollte bewusst sein, dass wir Zeuge einer unglaublichen Karriere werden durften.

Baiers Leistungen über die Jahre hinweg sind mit das Beste was dieser Verein sportlich von einem einzelnen Spieler jemals erhalten hat. Schon jetzt ist er eine Legende. (Photo by Sebastian Widmann/Bongarts/Getty Images)

Der FCA sollte es dann schaffen, Baier zu überraschen. So wie die Dallas Mavericks Dirk Nowitzki überrascht haben, als er sein letzes Spiel spielte. In welcher Rangfolge man die Augsburger Fußballlegenden am Ende des Tages reiht: Baier ist eine von Ihnen. Ich freue mich jedes Mal, wenn ich ihn spielen sehen darf. Genießen wir die letzten 100 Spiele. Wenn alles zu Ende ist, wird sein Name unvergessen bleiben.

Kaderanalyse Teil 3: Das Mittelfeld

Tor und Abwehr sind abgehakt. Schon ist die Zeit gekommen, sich mit dem Mittelfeld auseinanderzusetzen. In der letzten Saison haben wir an dieser Stelle eingeführt, dass wir vier Positionen betrachten. Es geht dabei um die beiden zentralen Mittelfeldspieler vor der Viererkette (ein Sechser und ein Achter oder auch zwei Sechser, je nachdem wie man das für sich interpretieren will) und die beiden offensiven Außen. Als grundsätzlichen Trend kann man hier wohl erkennen, dass die Außenspieler keine klassischen Flügelspieler mehr sind. Sie ziehen schon recht zügig nach innen, auch um Platz für die aufrückenden Flügelspieler zu machen. Nicht Teil dieser Betrachtung ist der zentrale Spieler hinter der einzigen Spitze. Man kann sich streiten, wie man diese Position benennen sollte. Wir nennen sie für den Moment einmal „hängende Spitze“ und behandeln sie mit dem Sturm. Dann ist der Teil über den Sturm nicht ganz so mickrig (über wen sollte man hier momentan auch schreiben).

Leistung in der letzten Saison

Daniel Baier war erneut über lange Phasen wie gewohnt der Stabilisator der Mannschaft, bevor er in der Rückrunde wegen einer Kopfverletzung länger ausfiel. Neben ihm kam oftmals Rani Khedira zum Einsatz, der den zu Bayer 04 Leverkusen gewechselten Dominik Kohr, sehr gut ersetzen konnte. Dieses Tandem verlieh dem FCA über lange Phasen der Saison die notwendige Stabilität, um gegen den Ball solide zu stehen und auch im Spiel mit dem Ball schnell umzuschalten. Baier ist dabei immer noch der Rhythmusgeber in der Mitte und im Spiel mit dem Ball der Dreh- und Angelpunkt des Augsburger Spiels. Je-Choel Koo konnte in seinen Einsätzen war nicht ganz an die Vorsaison anknüpfen, aber dadurch, dass er extrem vielseitig einsetzbar ist und auf vielen Positionen aushelfen kann, ist er wohl der wichtigste Rotationsspieler im Kader gewesen. 

Auf den offensiven Außen ging es dabei nur auf einer Seite so konstant zu. Caiuby war auf der linken Seite gesetzt und spielte eine tolle Saison. Er hatte sich sowohl im Spiel gegen den Ball verbessert, als auch war er mit dem Ball durch seine Physis und sein Kopfballspiel eine wichtige Komponente. Auf der Gegenseite blieben derweil viele Hoffnungen enttäuscht. Marcel Heller konnte die Hoffnungen, die in ihn gesetzt wurden, nicht erfüllen. Vor dem Tor hatte er kein Glück und der Knoten wollte nicht platzen. Ähnlich unglücklich agierte immer wieder Jonathan Schmid wenn er denn offensiv eingesetzt wurde. Die Position erfuhr erst eine gewisse Stabilität, als Marco Richter für das letzte Saisondrittel übernahm. Ihm gelangen dann zwar auch keine Tore mehr, allerdings erzeugte er deutlich mehr Gefahr als seine Kollegen. Für einen Debütanten machte er seine Sache außerordentlich gut und das Potential für die kommenden Jahre ist deutlich zu erkennen. Wenig überraschend wurde er zum Newcomer der Saison 2017/18 gewählt. Insgesamt blieb so durch die eher unterdurchschnittlichen Leistungen auf dieser Position Potential für den FC Augsburg ungenutzt.

Abgänge

Der Vertrag von Gojko Kacar, der in der letzten Saison kaum noch eine Rolle spielte, lief aus und wurde nicht verlängert. Moritz Leitner wurde nach seiner Leihe zu den Canaries von diesen nun fest verpflichtet und dieses Missverständnis beendet. Takashi Usami wollte in Düsseldorf bleiben, verlängerte seinen Vertrag und wurde erneut nach Düsseldorf verliehen. Marcel Heller wechselt nach Darmstadt zu den Lilien zurück. Die Beiträge aller für den FCA waren kurz und überschaubar. Viele sind mit großen Hoffnungen nach Augsburg gewechselt und diese Hoffnungen wurden nun begraben. 

Zugänge

In diesem Bereich hat der FC Augsburg zurecht erkannt, dass er handeln muss und auch etwas unternommen. Vor allem rechts offensiv haben wohl die Verantwortlichen gesehen, dass dort eine große Lücke im Kader bestand, die es zu schließen galt. Zu diesem Zweck hat man André Hahn nach Augsburg zurückgelotst, der auf dieser Position in Augsburg deutscher Nationalspieler geworden war, als dies noch erstrebenswert schien. Hahn hatte zuerst einigen Erfolg in Gladbach, bevor er immer wieder mit Verletzungen kämpfte. Sein Jahr in Hamburg war zuletzt ein Irrweg, aber hofft nun wohl, in Augsburg an alte Glanzzeiten anknüpfen zu können. Hoffen wir das nicht alle?

Neben Hahn investierte man auch für Frederik Jensen einige Millionen Euro. Für einen 20jährigen erscheint der Betrag schon beträchtlich auch wenn er schon einige Male für die finnische Nationalmannschaft auflaufen durfte. Jensen ist offensiv vielseitig begabt und kann wohl auf mehreren Positionen eingesetzt werden. Gegen Bilbao blieb Hahn gar auf der Bank während Jensen offensiv rechts startete. Er kommt von Twente Enschede nach Augsburg und wird vor allem dafür sorgen, dass wir offensiv über mehr Optionen verfügen und unser Spiel vielseitiger wird. Dies war vor allem in der Rückrunde der abgelaufenen Saison nach einigen Verletzungen überhaupt nicht mehr der Fall und eine weitere Offensivoption tut unserem Kader auf jeden Fall gut. 

Insgesamt hat man so eine Problemstelle im Kader effektiv angegangen und insgesamt mehr Tiefe geschaffen.

Prognose für die kommende Saison

Hat Daniel Baier noch ein sehr gutes Jahr in seinem strapazierten Körper? Der Maestro ist mittlerweile in die Jahre gekommen, kann aber in den Partien immer noch den Unterschied machen. In Phasen, in denen er fehlt, lief es in der Vergangenheit nicht so gut, auch wenn die Hoffnungen bei Rani Khedira und Ja-Choel Koo ruhen, wenn es zu diesem Fall kommt. Zumindest ein kleines Fragezeichen steht hinter dem Augsburger Kapitän und Leitwolf. Zusätzlich gibt es zu Rani Khedira kaum mehr eine Alternative, die defensiv die Lücken stopft, wenn er denn ausfiele. Die Zentrale wackelt. Hoffen wir gemeinsam, dass sie nicht fällt. 

Auf den offensiven Außen gibt es allerdings viel Grund zur Hoffnung. Auch wenn Caiuby durch die Unruhen (späte Rückkehr, private Ablenkungen) nicht direkt an die Leistungen der Vorsaison anknüpfen könnte, so stehen doch einige Alternativen parat. Gegen Bilbao rückte Marco Richter nach links und machte seine Sache vielversprechend gut. Dazu ist die rechte offensive Seite nicht wieder zu erkennen. Sowohl André Hahn als auch Frederik Jensen sollten Verbesserungen zum Vorjahr darstellen, wodurch das Augsburger Spiel insgesamt ausgeglichener werden sollte. Neben Entlastung für die linke Seite, wäre der FCA so deutlich schwerer auszurechnen und könnte seine Gegner vor einige Probleme stellen. 

Insgesamt ist man somit im Mittelfeld deutlich breiter eingestellt. Das eingespielte Zentrum sollte weiter den Takt vorgeben, während die Außen wirbeln und für Unruhe sorgen. Ich freue mich darauf, dies in echt bald bewundern zu können. 

Welcher Spieler war am wertvollsten für den FCA in 2017/18?

Los geht’s mit den Abstimmungen für die Auszeichnungen der Rosenau Gazette für die Saison 2017/18. Letztes Jahr haben wir zum ersten Mal über Spieler abgestimmt und es hat mir damals wie heute Spaß gemacht, auf die Spieler und ihre Entwicklung zurückzublicken. Also machen wir das Ganze dieses Jahr erneut. Die Kategorien bleiben unverändert. Wieder geht es um den wertvollsten Spieler, den besten Newcomer und den meistverbesserten Spieler. Heiße Abstimmungen sind zumindest in manchen Kategorien vorprogrammiert, wenn ich so schaue, wer es bei mir auf den Abstimmungszettel geschafft hat. Den Start macht mal wieder direkt die Königskategorie. Gewählt wird der wervollste Spieler der Saison. „Wertvollster“ ist dabei nicht gleichzusetzen mit „bester“. Es geht mir darum, den Spieler zu küren, der die Ergebnisse des FC Augsburg in der letzten Saison am positivsten beeinflusst hat. Dies muss nicht zwangsweise der beste Fußballer sein. Es kann auch jemand sein, der die Mannschaft mit seiner Moral immer wieder aufgerichtet hat und dafür gesorgt hat, dass das Kollektiv gute Leistungen bringt. Halil Altintop hat an dieser Stelle im letzten Jahr (verdient) gewonnen. Prinzipiell kommt jeder Spieler, der in der letzten Saison mindestens eine Minute für den FCA in der Bundesliga auf dem Platz stand für diesen Preis in Frage. Ich habe aus unseren Spielern fünf ausgesucht, die für mich in diesem Zusammenhang die Nase vorn haben.

Daniel Baier

„Über Daniel Baier muss man nicht mehr viele Worte verlieren. Baier lenkt seit Jahren das Spiel des FCA und ist wohl bisher der prägendste Spieler der Bundesligajahre. Auch in dieser Saison hat sich wieder gezeigt, welche Bedeutung Baier für das Spiel des FCA hat.“ Das stand schon letzte Saison genauso hier. Zwischenzeitlich hat er mehrere Spiele nach einer Kopfverletzung verpasst und auch wenn die defensive Stabilität nicht mehr sofort leidet, so fehlt seine Präsenz im Aufbauspiel. Baier kann ein Spiel steuern, den Rhythmus vorgeben und ist immer noch der Leuchtturm in der Mitte des Spiels unseres FCA. Auch wenn er etwas älter wird und nicht mehr ganz so belastbar ist, so ist Daniel Baier immer noch schwer zu ersetzen.

Alfred Finnbogason

Kaum von einem anderen Spieler war der FCA in dieser Saison so abhängig wie von Alfred Finnbogason. Wenn er fit ist, dann ist er ein kompletter Stürmer, der Spiele übernehmen und entscheiden kann. 22 Einsätze insgesamt in denen er 12 Tore schoss und 3 weitere vorbereitete waren ein Erfolgsgarant für den FCA. Michael Gregortisch hatte seine besten Partien, wenn Finnbogason auch auf dem Platz stand und ihm die Räume frei zog, in die er dann gezielt stoßen konnte. Finnbogasons Passspiel ist zudem für einen Stürmer seines Kalibers bemerkenswert, genauso wie seine Arbeit in der Defensive. Aber war er nur so wertvoll, weil hinter ihm mit Sergio Cordóva die Nummer zwei in der Stürmerrangliste einfach noch nicht bereit genug war?

Jeffrey Gouweleeuw

Gouweleeuw war in der Innenverteidigung ein Leistungsträger und war nur in der Rückrunde 6 Wochen verletzt. Wo er während der letzten Saison noch von Martin Hinteregger überstrahlt wurde, konnte er  in dieser Saison vollends überzeugen. Gouweleeuw besticht durch seine Konstanz. Ihm unterlaufen so gut wie keine groben Schnitzer und im Aufbauspiel beeindruckt er durch seine Pressingresistenz. Mit Hinteregger/Gouweleeuw hat die Innenverteidigung in dieser Saison zu unseren Stärken gezählt. Dies war vor allem auf Gouweleeuws Leistungen zurückzuführen, der ein leiser Anführer beim FCA geworden ist.

Michael Gregoritsch

Ich freue mich, wenn Spieler nach Augsburg wechseln, über die man gedacht hätte, dass sie uns schlicht nicht für einen sportlich attraktiven Verein halten. Der Gregoritsch-Wechsel fiel in diese Kategorie. Nach seinem Wechsel vom HSV zeigte er schnell, wie hoch seine sportliche Qualität ist, indem er immer wieder spielentscheidende Momente beisteuerte. Es zeigte sich, dass Gregoritsch ein Zentrumsspieler ist, dem der Anlauf aus der zweiten Reihe gut tut.  Mit 13 Toren hält er nun den Rekord für die meisten Tore in einer Bundesligasaison, den er spitzbübisch Andre Hahn abknöpfte. Sein Lausbub-Lachen und seine sympathische Art lassen mich über den Sport hinaus hoffen, dass er uns noch lange erhalten bleibt. Gregerl ist ein guter Typ und sein Schlegel enorm wichtig für uns.

Philipp Max

Bei Philipp Max war ich nach der letzten Saison schon gespannt, wie hoch er die Latte wohl in dieser Saison legen könnte. Er hatte schon in der letzten Saison gezeigt, welche Qualitäten er in der Vorwärtsbewegung hat. Er hat meine Erwartungen übertroffen und Assist um Assist geliefert. 13 Vorlagen stellen einen neuen Bundesligarekord für einen Verteidiger dar und mit zusätzlich 2 Toren, die er selbst erzielt hat, war er an insgesamt 15 Toren beteiligt. Als Verteidiger. Verteidigen kann er darüber hinaus solide. Max‘ Stärke ist es, mit weiten Bällen und tiefen Läufen die Feldgröße auszunutzen und den Gegner zu zwingen, dies über geschickte Raumabdeckung zu unterbinden. Sein Einfluss auf unser Spiel in dieser Saison war enorm.

Wer war der wertvollste Spieler 2017/18?

  • Michael Gregoritsch (39%, 49 Votes)
  • Philipp Max (23%, 29 Votes)
  • Daniel Baier (15%, 19 Votes)
  • Jeffrey Gouweleeuw (12%, 15 Votes)
  • Alfred Finnbogason (11%, 14 Votes)

Total Voters: 126

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Wer von  den oben genannten Spielern ist nun der wertvollste für den FCA in der abgelaufenen Saison gewesen? Stimmt ab und diskutiert! Habe ich evtl. jemanden vergessen? Die Abstimmung läuft bis zum 09.06.2018.

Der Anspruch an einen Kapitän

Erst seit dieser Saison ist Daniel Baier Kapitän des FC Augsburg. Er löste Paul Verhaegh ab, der den Posten über viele Jahre bekleidete. Zuvor war Baier mehrere Jahre Verhaeghs Stellvertreter. Auf dem Platz war er über meist der wichtigere Spieler. Baier ist aus dem Augsburger Spiel immer noch nicht wegzudenken und dirigiert die Geschehnisse von der 6er Position nun seit einer gefühlten Ewigkeit. Rein aus sportlicher Perspektive gibt es überhaupt keine Debatte darüber, dass Daniel Baier der richtige Spieler für das Kapitänsamt ist. Baier wird nach seinem Ruhestand ein fester Bestandteil der besten besten Augsburger Elf aller Zeiten sein. Nun ist die sportliche Perspektive in der letzten Woche leider etwas in den Hintergrund getreten. Das ist Baiers eigene Schuld. Diese hat er eingestanden und sich entschuldigt. Mehr will ich zu dieser einzelnen Handlung (*grins*) nicht schreiben, v.a. da es auf dem Platz Baiers einziger krasser Fehltritt in all den Jahren bisher war. Für mich ist das Thema damit erledigt.

Vorbildfunktion in den USA

In diesem Zusammenhang ist allerdings eine Debatte über die Vorbildfunktion von Fußballspielern im Generellen und der von Kapitänen im Speziellen wieder angefacht worden. Nachdem ich weiß, dass Daniel Baier selbst interessiert die NFL verfolgt und in Interviews Quarterback als seine Lieblingsposition genannt hat, möchte ich diese Debatte gerne um einen Aspekt ergänzen. Sportler in den USA sind sich Ihrer immensen Reichweite bewusst und engagieren sich zumindest nach meinem persönlichen Empfinden öffentlich mehr für soziale Belange als Profisportler in Deutschland. Das krasseste Beispiel in diesem Zusammenhang ist wohl in letzter Zeit JJ Watt, einer der Kapitäne der Houston Texans, einem mittelmäßigen NFL Team. Die Stadt Houston wurde hart von Sturm Harvey getroffen und es wurde viel zerstört. Watt startete persönlich eine Kampagne und hat mittlerweile über 30 Millionen US Dollar eingesammelt, um den Menschen vor Ort zu helfen. Das war keine Idee seines Clubs, das ist seine eigene Initiative. Nachfolgend ein kleiner Eindruck:

In der NFL gibt es darüber hinaus sogar einen jährlichen Preis, der den Spieler auszeichnet, der sich sozial am meisten engagiert hat. Es geht dabei um nachhaltiges Engagement über viele Jahre. Zudem dürfen die Spieler an einem Spieltag ihre Schuhe so designen lassen, dass sie Werbung für eine wohltätige Organisation machen. Diese Möglichkeiten werden von vielen Spielern wahrgenommen, die für die unterschiedlichsten wohltätigen Zwecke Aufmerksamkeit erreichen wollen. Aus meiner Sicht wird in den USA erwartet, dass sich ein Kapitän nicht nur vorbildlich für sein Team einsetzt und dieses vertritt, sondern diese Funktion auch für Stadt und Region übernimmt.

Ein anderer Anspruch in Deutschland

Warum sollten wir uns hieran in Deutschland orientieren? Daniel Baier und so manch anderer Fußballer tut vielleicht im Verborgenen viel gutes und insgesamt ist das doch seine Privatsache, oder? Ich will kurz an einem handfesten Beispiel erklären, warum ich das nicht so sehe. Fußballer haben eine irre Reichweite. Selbst die sehr sporadisch gepflegte Facebook Seite von Daniel Baier hat 4.000 „Gefällt mir“ Angaben. Zum Vergleich, dieser Blog kratzt mit der entsprechenden Facebookseite gerade so an 300 „Gefällt mir“ Angaben. Wenn ich darüber schreibe, dass wir die Arbeit des bunten Kreises ins Scheinwerferlicht stellen wollen, dann ist unser Scheinwerferlicht eine Taschenlampe im Vergleich zu den Flutlichtmasten, die Daniel Baiers Facebookseite darstellen würde. Wenn wir versuchen, für diesen guten Zweck T-Shirts zu verkaufen, dann sind wir froh über jede einzelne Bestellung (hier erhältlich für Damen und Herren). Ich will gar nicht darüber nachdenken, wie viel Aufmerksamkeit wir erhalten würden, wenn Daniel Baier das Shirt bei der Pressekonferenz zuletzt getragen hätte.

Das Beispiel verdeutlicht auch, dass gar nicht viel Zeit oder gar Geld notwendig wäre, um positives zu tun. Mir geht es auch gar nicht darum, dass sich Spieler genau für die wohltätigen Zwecke engagieren sollten, die wir auch unterstützen. Aber man stelle sich vor, die Hälfte der Spieler des FCA würde sich je eine Organisation aussuchen, die er öffentlich begleitet. Ein Instagram Foto weniger für den eigenen Hund eines mehr für z.B. die Brücke. Organisationen, die die Aufmerksamkeit benötigen gibt es genügend. Wenn diese Organisationen Hilfe bekommen, Spenden zu sammeln, dann können sie sich mehr darauf konzentrieren, Bedürftigen auch wirklich zu helfen. Fußballer könnten hier einen tollen Beitrag leisten. Vielleicht liest das jetzt ein Spieler außer Andreas Luthe und denkt darüber nach? Einen Versuch war es wert. Denn wenn der FC Augsburg mehr ist als 90 Minuten, dann hört auch die Vorbildfunktion der Spieler nicht auf dem Platz auf.

Wer war der wichtigste Spieler 2016/17?

Los geht’s mit den Abstimmungen für die Auszeichnungen der Rosenau Gazette für die Saison 2016/17. Den Start macht direkt die Königskategorie. Gewählt wird der wichtigste Spieler der Saison. „Wichtigster“ ist dabei nicht gleichzusetzen mit „bester“. Es geht mir darum, den Spieler zu küren, der die Ergebnisse des FC Augsburg in der letzten Saison am positivsten beeinflusst hat. Dies muss nicht zwangsweise der beste Fußballer sein. Es kann auch jemand sein, der die Mannschaft mit seiner Moral immer wieder aufgerichtet hat und dafür gesorgt hat, dass das Kollektiv gute Leistungen bringt. Prinzipiell kommt jeder Spieler, der in der letzten Saison mindestens eine Minute für den FCA in der Bundesliga auf dem Platz stand für diesen Preis in Frage. Ich habe aus unseren Spielern fünf ausgesucht, die für mich in diesem Zusammenhang die Nase vorn haben.

Halil Altintop

Altintop ist wohl der Spieler in dieser Liste, mit dem ich vor der Saison am wenigsten gerechnet hätte. Dabei steht Altintop wie kein zweiter für die letzte Kehrtwende, die von der Mannschaft vollzogen wurde. Ich kann mich gut an die Pressekonferenz mit Martin Hinteregger erinnern, in der dieser Altintop als den Anführer in der Kabine genannt hatte, der am ehesten das Wort ergreift. Ich kann mich gut erinnern, wie Altintop als einer der wenigen auch gegen Ingolstadt zu Hause weiter gekämpft und voran gegangen ist. Es heißt, dass man in schwierigen Zeiten sieht, wer ein Anführer ist. Nach Altintop musste man in diesen Situationen nicht suchen, er stach mit Wille und Einsatz hervor. Dass er am Ende der Saison zudem einer der torgefährlichsten Offensivspieler war, kommt noch dazu. Kann man noch wichtiger für diese Mannschaft sein als Halil Altintop?

Daniel Baier

Über Daniel Baier muss man nicht mehr viele Worte verlieren. Baier lenkt seit Jahren das Spiel des FCA und ist wohl bisher der prägendste Spieler der Bundesligajahre. Auch in dieser Saison hat sich wieder gezeigt, welche Bedeutung Baier für das Spiel des FCA hat. Zwischenzeitlich hat er mehrere Spiele mit Achillesehnenproblemen verpasst und schon war es vorbei mit der defensiven Stabilität. Sein Spiel passiert eher im verborgenen. Er fängt immer noch sehr viele Pässe ab und stabilisiert das Spiel im Spielaufbau. Baier war auch in dieser Saison wieder unersetzlich für den FCA. Aber war er der wichtigste Spieler?

Martin Hinteregger

Martin Hinteregger ist der einzige Neuzugang in dieser Liste. Nach anfänglichen Wacklern in seinem Spiel hat er sich schnell als der große Rückhalt in der Abwehr erwiesen, als der er verpflichtet wurde. Auch in Zeiten großer Unruhe, war er nicht aus der Ruhe zu bringen. Dazu sorgte er mit seinen Vorstößen immer wieder für Torgefahr und für ein spielentscheidendes Element, dass von den Gegnern schwer auszurechnen ist. Spielentscheidende Tore in der Hinrunde gegen Gladbach und in der Rückrunde gegen Leipzig und Köln waren das Resultat seiner Torgefährlichkeit. Martin Hinteregger war eine echte Bereicherung in seiner ersten Saison für den FCA. Aber war er der wichtigste Spieler der Saison?

Marwin Hitz

Ich habe mich in der letzten Sommerpause gewundert, dass es keinen ernsthaften Bewerber um die Dienste von Marwin Hitz gab. Hitz ist ein Keeper mit internationalem Format, der zudem sehr sympathisch ist und eine immense Ruhe ausstrahlt. Er ist in den letzten Jahren ein überaus zuverlässiger Rückhalt der Mannschaft gewesen. Auch in dieser Saison hatte er nur zwei ernsthafte Schnitzer, die direkt zu Gegentoren geführt haben. Seine Konstanz stach in der Mannschaft über die ganze Saison hinweg deutlich hervor. Durch seine außerordentlichen Leistungen hat er uns in vielen Spielen gehalten, in die wir sonst nicht zurückgefunden hätten. Positionsunabhängig wahrscheinlich der beste Spieler beim FCA und ein wichtiger Rückhalt für die Mannschaft. Aber war er am wichtigsten?

Konstantinos Stafylidis

Konstantinos Stafylidis ist ein auffälliger Typ. Alleine schon optisch ist er ein Blickfänger. Abgesehen von seiner Optik ist Stafylidis wohl einer der aufregendsten Linksverteidiger der Bundesliga. Im Spiel gegen den Ball ist er konsequent und durchsetzungsstark. Auch schon verloren geglaubte Zweikämpfe gewinnt er regelmäßig und schafft dadurch immer wieder Momente, die das Publikum mitreißen. Dazu ist er offensiv mit einem linken Fuß bestückt, der an Gefährlichkeit kaum zu überbieten ist. Freistöße und Fernschüsse von ihm sind außerordentlich und waren in dieser Saison regelmäßig erfolgreich. Dies war besonders wichtig, da der FCA in Phasen der Saison spielerisch keine Wege fand, den Gegner ernsthaft in Bedrängnis zu bringen. Stafylidis‘ Aktionen konnten in diesen Spielen spielentscheidende bzw. zumindest -prägende Aktionen sein, die dem FCA mehrmals retteten. War er der wichtigste Akteur über die gesamte Saison hinweg?

Bevor wir nun zur Abstimmung kommen will ich euch nicht vorenthalten, wen ich knapp nicht berücksichtigen konnte. Dies ist zuerst Jeffrey Gouweleeuw. Gouweleeuw war ein wichtiger Spieler für unser Defensivspiel, war allerdings auch lang verletzt. Am Ende hat es nicht ganz für die obige Auswahl gereicht. Ein unermüdlicher Antreiber ist auch unser Aggresivleader Dominik Kohr, der sich leider nach Leverkusen verabschiedet. Kohr hat sich zwar offensiv und im Spielaufbau verbessert, ist in diesen Phasen allerdings teilweise immer noch überhastet und zu hektisch. Trotzdem war er in dieser Saison kaum aus unserer Mannschaft wegzudenken und hat einen wichtigen Beitrag geleistet, der ihn fast auf diese Liste katapultiert hätte. Ich werde ihn schmerzlich vermissen. Raul Bobadilla und Alfred Finnbogason wären sicher Kandidaten gewesen, wenn Ihnen Verletzungen nicht einen Strich durch eine konstante Saison gemacht hätten. Jeder hatte seine Momente, leider mit Blick auf die Saison im Gesamten nicht genug, um ein Kandidat für den Titel zu sein.

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Wer von  den oben genannten Spielern ist nun der wichtigste für den FCA in der abgelaufenen Saison gewesen? Stimmt ab und diskutiert! Habe ich evtl. jemanden vergessen? Die Abstimmung läuft nun bis zum 17.06.2017 und danach werde ich zeitnah das Ergebnis verkünden.

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