Rückfall in alte Zeiten

Letztes Wochenende war ich schon fast froh, dass das Spiel gegen Hertha BSC niemand im Stadion verfolgen musste, der unserem FCA gewogen war. Am Ende war es schlicht nicht schön anzusehen. Anstatt selbst Akzente zu setzen, konnte das Team offensiv kaum mehr für Gefahr sorgen und wurde anstatt dessen von den Herthanern ausgekontert. Das 0:3 ging dann auch in der Höhe in Ordnung und war nach dem zweiten Tor zu Beginn der zweiten Halbzeit kaum mehr in Gefahr. Schade.

Aber einfach so abhaken und weitermachen? Das wäre mir zu einfach. Die Saison läuft bisher zu gut, um jetzt den Schlendrian wieder einziehen zu lassen. Am Samstag gegen Hertha sind mir ein paar Punkte aufgestoßen, die wir in der Vergangenheit zu oft gesehen haben und bei denen jedem Augsburger Fan ein schnelles „nicht schon wieder“ auf den Lippen liegt. Was meine ich?

Individuelle Fehler

Wir waren nicht schlecht im Spiel, als der Fehlerteufel zum ersten Mal zuschlug. Felix Uduokhai gab selbst nach dem Spiel zu, dass er in der Elfmetersituation die Situation schon vorher hätte bereinigen müssen. So kam es dann zu diesem dämlichen Strafstoß, der 2 Minuten vor der Halbzeit zum Gegentor führte. Ein Fehler ist kein Fehler, aber zwei Fehler sind ein Fehler zu viel.

Aufgelegt und zugeschaut. Auch Kapitän Jeffrey Gouweleeuw leistete sich einen kapitalen Bock gegen Hertha. (Photo by Stefan Puchner – Pool/Getty Images)

Als dann in der zweiten Halbzeit Jeffrey Gouweleeuw Lukebakio den Ball perfekt auflegte anstatt zur Ecke zur klären, war das Spiel dann schon fast rum. Solch individuelle Fehler brechen einem Team auf diesem Niveau das Genick. Gerade von den Leistungsträgern in der Innenverteidigung war das am Samstag zu wenig, die Unkonzentriertheiten geradezu unerklärlich.

Das fehlende Aufbäumen

Mehr Siegeswillen sollte der FCA im Sommer erhalten durch die Transfers von Gikiewicz, Caligiuri und Strobl. Alle drei durften am Samstag ran und dennoch war nach dem zweiten Gegentor kein Siegeswillen mehr zu sehen. Es war doch noch viel Zeit auf der Uhr nach dem zweiten Gegentor in der 52. Minute. Was fehlte, war ein klares Aufbäumen.

Daniel Caligiuri gelang am Samstag nicht viel. Auch die Impulse in Richtung Mannschaftskollegen fehlten leider. (Photo by CHRISTOF STACHE/AFP via Getty Images)

Führungsspieler, die die Kontrolle über das Geschehen übernehmen. Es ist nicht so, dass der FCA nicht versucht hätte offensiver zu spielen. Offensiv endete in ideenlos und in der Abwehr löchrig. Hertha setzte die Konter und damit dann auch den Schlusspunkt. Das war einfach zu wenig. Zu wenig Ansätze und Impulse aus der Mannschaft, dem Spiel eine Wendung zu geben.

Die fehlenden Impulse von der Bank

Und natürlich hätte ich in dieser Phase des Spiels gedacht, dass vielleicht von der Bank der ein oder andere Impuls kommen könnte. Die Bank war allerdings ausgedünnt. Jensen und Bazee fehlten verletzt. Das Strohfeuer nach den Einwechslungen von Finnbogason und Niederlechner hatte sich schnell wieder erledigt. Hätte Niederlechner seine einzige Chance genutzt, dann hätte das dem Spiel eine andere Wendung geben können. Hätte, hätte. Diese eine Chance war schlicht auch zu wenig.

Bei 0:2 Rückstand darf man auch mal was riskieren, indem man Marco Richter früher bringt. (Photo by CHRISTOF STACHE/AFP via Getty Images)

Bei den Wechseln hatte Herrlich aus meiner Sicht diesmal kein glückliches Händchen. Caligiuri spielte keine gute Partie, dafür musste mit Hahn der formstärkste Augsburger runter. Und bei 0:2 Rückstand muss Marco Richter früher kommen, oder er braucht erst gar nicht im Kader stehen. Naja, wenn dein Team 0:3 verliert, dann hast Du als Coach wahrscheinlich nicht alles richtig gemacht (auch wenn die Saison immer noch sehr gut läuft).

Wenn es gegen Hertha zu wenig ist, dann…

wird es nicht gegen viele Teams reichen. Das Spiel gegen Hertha war damit die schwächste Partie des FCA in dieser Saison bisher. Obwohl der Spielverlauf auch nicht ganz glücklich war. Was wäre passiert, wenn Hahns Tor nicht abseits gewesen wäre (wobei der VAR und abseits an dieser Stelle eine Diskussion für ein anderes Mal sein soll). Dann war es trotzdem noch zu wenig. Mit den individuellen Fehlern in der Abwehr, dem fehlenden Aufbäumen der ganzen Mannschaft und auch den wenig effektvollen Impulsen von außen, wird es schwer. Und ja, einiges davon kennen wir aus der Vergangenheit. Eine Vergangenheit, die uns am Samstag wieder eingeholt hat. Umso verstärkter läuft hoffentlich jetzt in der Länderspielpause die Arbeit, um hier direkt wieder die Kehrtwende zu schaffen. Auch wenn es dann direkt gegen Gladbach geht, die nochmal eine andere Qualität auf den Rasen bringen werden als Hertha.

Taktik oder Fitness: Wo hakt es beim FCA?

Wer etwas regelmäßiger von mir lesen will, der sollte mal bei Twitter vorbei schauen. Dort gibt es doch einige kundige FCA Fans und wir diskutieren regelmäßig aktuelle Themen. Mich findet man dort als @andyriedl. Zuletzt hat uns ein aktuelles Problem des FCA beschäftigt. Probleme hatten wir ja zuletzt genug, und so wird es hier in der nächsten Zeit öfter um die offenen Baustellen beim FC Augsburg gehen. Mal schauen, wer das erste Problem direkt wiedererkennt…

Am Ende des Jahres 2018 war in den Spielen recht offensichtlich, dass die Mannschaft gegen Ende der Spielzeit nicht mehr zulegen konnte. Späte Gegentore haben wir viele kassiert und ich habe am Ende immer gezittert. Klar, etwas Küchenpsychologie fliegt mit. Aber die Mannschaft wirkte körperlich einfach platt. Jonathan Sachse war so gut, und hat sich Lauf- und Sprintwerte aller Bundesligamannschaften über die gesamte Hinrunde hinweg angeschaut. Man stellt fest: Der FC Augsburg investiert viel in seinen Spielen und läuft intensiv bzw. sprintet viel.

Soweit so gut. Mir wurde diese Tage die Frage gestellt, wie man die Spieler für die Rückrunde motivieren könnte. Auf Basis dieser Zahlen ist zumindest meine Meinung, dass genügend Motivation vorhanden ist. Es wird genug gelaufen, auch intensiv und schnell. Es ist sogar so, dass die Mannschaft mit manchen Spielen der Hinrunde Bestwerte setzte.  Die Mannschaft hat zwei der sprintintensivsten Partien in der Hinrunde bestritten.

Aber anscheinend gab es in der Hinrunde auch eine Entwicklung diesbezüglich. Gerade in den ersten Spielen sprintete die Mannschaft sehr viel, wobei die Werte im späteren Saisonverlauf rückläufig waren. Darauf hat zumindest Patrick Hauser hingewiesen. So waren wir wohl zur Mitte der Hinrunde das sprintstärkste Team der Liga.

Nach zehn Spieltagen waren wir in der Sprintstatistik übrigens noch Erster. Was man daran nun für Schlüsse ziehen kann, überlass ich euch 😉— Patrick Hauser (@alderlax) 29. Dezember 2018

Und schon fängt man an zu rätseln. Manuel Baum gibt viel auf Sprintstatistiken. Dies hat er in mehreren Pressekonferenzen bestätigt. Wenn weniger gesprintet wird, kann das unterschiedliche Gründe haben. Und bevor ich meine These darlegen will, woran es hakt, will ich ein paar Worte zur Fitness der Mannschaft verlieren. In der ersten Hälfte der Hinrunde war sie anscheinend eine der fittesten Mannschaften. Die Fitness wird regelmäßig durch Laktatmessungen überprüft und ich schätze das Trainerteam als professionell genug ein, dass bei der Fitness keine Mängel vorliegen. Wer das Abrutschen in der Statistik auf die Fitness der Mannschaft schieben will, ist meiner Meinung nach auf der falschen Fährte. Fitness löst sich nicht in Luft auf und ich glaube unsere Jungs haben eine sehr gute Basis.

Aber woran liegt es dann? Aus meiner Sicht liegt es an der Taktik. Ich glaube schlicht, dass unser Spiel zu monoton geworden ist. Die gegnerischen Mannschaften haben Manuel Baum durchschaut und wissen genau, auf was sie sich einzustellen haben. Das Überraschungsmoment fehlt. Die Gegner schaffen es die richtigen Räume eng zu machen und uns den Platz zum Sprinten in der Vorwärtsbewegung zu nehmen. Sprinten in Ballbesitz ist ja nur dann effektiv möglich, wenn es auch Räume gibt, die man auf diese Weise besetzen kann. Dies haben wir leider im Saisonverlauf immer weniger geschafft. Wir laufen mehr hinterher und dies kostet uns viel Energie.

Aus meiner Sicht liegt es somit an Manuel Baum, taktisch neue Schachzüge zu entwickeln, die uns Räume erschließen lassen, in die wir mit Geschwindigkeit sprinten können. Schon in der Vergangenheit war Manuel Baum gut darin, die Mannschaft in dieser Hinsicht weiterzuentwickeln. Hoffentlich ist er mit seinem Latein nicht am Ende, sondern kann in der Winterpause neue spielerische Abläufe vermitteln. Ein Fokus sollte in Spanien momentan auf diesem Aspekt liegen.

Verbesserungen sind notwendig. Alleine taktisch verbessert ist der FCA trotzdem noch nicht gut genug aufgestellt für das Jahr 2019. Schaut in den nächsten Tagen und Wochen nochmal vorbei, wenn ich auf weitere Probleme bei unserem Lieblingsverein eingehen will. Es gibt leider viel zu tun.

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