Verbaut

Letzte Woche ging das Kapitel des Trainers Enno Maaßen beim FC Augsburg zu Ende. Grundsätzlich ist das schade. Enno war seit langem wieder ein Trainer, mit dem ich große Hoffnungen für eine sportlich bessere Phase verband. Bei Heiko Herrlich hatte ich diese Hoffnung von Anfang an nicht. Sie wurden dann auch schon vor dem ersten Spiel durch seine slapstickartigen Aussagen unmöglich gemacht. Die erneute Verpflichtung von Markus Weinzierl war eine Verzweiflungstat und endete auch so. Enno war eine gelungene Abwechslung.

Und so litt man zuletzt auch mit Enno mit. Ich spürte regelrecht wie belastend die Situation für ihn geworden war. Andauernd und immer wieder individuelle Fehler von Leistungsträgern. Andauernd und immer wieder verkorkste erste Halbzeiten. Als Fan hat man die Hände über den Kopf geworfen. Manche haben nach dem Spiel gegen Darmstadt ihrem Unmut laut Luft gemacht. Es konnte mit Enno Maaßen nicht weitergehen. Schade. Aber bevor wir mit einem neuen Trainer durchstarten, müssen wir nun einmal betrachten, wie es trotz aller Fußballkompetenz bei Enno so weit kommen konnte.

Holpriger Start

Ennos Start beim FCA bestätigte die in ihn gesetzten Hoffnungen nicht. Spiele (bis auf gegen Leverkusen) endeten ohne Sieg und schon in der letzten Saison stand die Mannschaft mit Trainer schnell unter Druck. Doch dann konnte die Wende eingeleitet werden. In Bremen gelang dies, nachdem Enno gezeigt hatte, dass er pragmatisch reagieren, seinen Ansatz anpassen und sich auf die Möglichkeiten seiner Spieler einstellen konnte. Hätte Rafal Gikiewicz am Ende den Elfmeter nicht gehalten wäre die Kehrtwende in Bremen aber auch nicht geglückt. Im Gegensatz zu seiner ersten Saison ging ihm im zweiten Jahr auch dieses Spielglück ab. Manchmal liegt es auch an den kleinen Dingen.

Anpassungsfähigkeit

Anpassungs- und Lernfähigkeit sind zwei Tugenden, die man Enno Maaßen nicht abschreiben kann. Bei allen Veränderungen und Wechseln war aber am Ende nicht mehr klar, welche Art von Fußball er denn spielen lassen will. Sowohl gegen Bochum als auch Darmstadt zu Hause, war weder von Ballbesitzfußball noch von Intensität viel übrig. Der FCA hat unter Enno Maaßen genau das Gegenteil von dem erreicht, was er wollte: er hat seine fußballerische Identität eher verloren als gewonnen. Zumindest konnte die Mannschaft am Ende nicht mehr umsetzen, was Enno Maaßen von ihr wollte.

Über einen längeren Zeitraum ist es in dieser Hinsicht wohl wichtig klar zu definieren, was man eigentlich will. Und daran in schwierigen Phasen auch festzuhalten. Der Pragmatismus gegen Bochum und auch Freiburg hat Enno Maaßen nicht geholfen. Zwei mutige, beherzte Auftritte, in denen die Kerntugenden des FCA sichtbar gewesen wären, vielleicht schon eher. Ja, Fußball ist ein Ergebnissport. Am Ende darf man darüber aber nicht vergessen, was man eigentlich will.

Das fehlende Gerüst

Die Probleme lagen dann auch am Wandel im Kader. Die Elf, die noch gegen Bremen in der Lage war eine Wende einzuleiten, existiert in dieser Form nicht mehr. Florian Niederlechner verließ den Club im Winter und dümpelt mit Hertha in der zweiten Liga herum. André Hahn verletzte sich später im Saisonverlauf schwer und sein Vertrag wurde infolgedessen in Augsburg nicht mehr verlängert. Rafal Gikiewicz durfte im Sommer den Verein verlassen, nachdem er verletzungsbedingt die für eine Verlängerung seines Vertrags notwendige Anzahl von Spielen nicht erreichte. Carlos Gruezo, Kapitän seiner Nationalmannschaft, ging recht leise auch im Winter. Und mit Jeffrey Gouweleeuw hat man dem langjährigen Kapitän des FCA im Sommer mitgeteilt, dass man in 2024 nicht mit ihm verlängern wird. Jeff gab in Folge dessen das Kapitänsamt zurück.

Ermedin Demirovic ist neu in seiner Rolle als Kapitän. (Photo by Jurij Kodrun/Getty Images)

Im Winter sah man keine Notwendigkeit erfahrene Spieler dazu zu holen. Im Sommer ging mit Daniel Caligiuiri ein weiteres Spieler mit langjähriger Bundesligaerfahrung. Mit Sven Michel holte der FCA auch einen älteren Spieler dazu, der aber nicht über langjährige Erfahrung in der Bundesliga verfügt. Über zwei Transferperioden hinweg hat der FCA sein Gerüst an erfahrenen Bundesligaspielern aufgelöst, ohne dass schon erfolgreich ein Neues installiert worden wäre. Eine schwierige Aufgabe für jeden Trainer.

Perspektive

Und vielleicht ist es genau dieser Punkt, an dem man merkte, dass Enno Maaßen seine erste Station in der Bundesliga absolvierte und mit Charakteren umgehen musste, die prominent und exponiert sind. Es gibt eben wohl einen Unterschied zwischen der U23 des BVB und einem Bundesligaverein. Daniel Caliguiri hat sich im Nachgang zu seinem Abschied öffentlich beschwert, dass er keine faire Chance bekam, Jeffrey Gouweleeuw drohte – noch während Maaßen da war – seine Seite der Geschichte zu erzählen und stellte den Jugendkurs öffentlich in Frage.

Maaßen erwähnte immer wieder, dass auf Grund des Umbaus der Mannschaft Zeit notwendig sei. Er vergaß dabei die andere Seite der Medaille: warum der Umbruch so groß geworden ist und von den erfahrenen Jungs am Ende kaum einer übrig blieb. Der Erfolg hat ihm an dieser Stelle nicht recht gegeben. Maaßen hätte im Teamaufbau zu einem anderen Mix finden müssen, um eine stabile Mannschaft zu formen.

Ausblick

Und so ist nur zu hoffen, dass im Anforderungsprofil an den neuen Trainer der Punkt „Teambuilding“ ein wichtiges Element war. Aus den Spielern, die jetzt beim FCA sind, muss schnell eine funktionierende Mannschaft werden. Die Spieler müssen das Vertrauen ihres Trainers spüren und sollten dazu aufgerufen werden, ihre Erfahrungen einzubringen. Der FCA braucht wieder starke Spieler, die nicht nur darüber reden, Verantwortung zu übernehmen sondern es auch aktiv tun. Bei Jess Thorup kann man zumindest guter Hoffnung sein.

Fußballerisch wird der Trainer eine Mannschaft vorfinden, die doch einiges kann. Es wird aber notwendig sein, dass diese Mannschaft die Überzeugung und das Selbstvertrauen wiederfindet, dies auch zu zeigen. Es ist eine machbare Aufgabe (anders herum wäre es schwieriger). Hoffen wir alle darauf, dass uns Jess Thorup aus dieser sportlich verkeilten Situation befreit und man die Befreiung auf dem Platz erkennen kann.

Überzeugung

Ich bin aus Freiburg nach Hause zurückgekehrt und habe mir nun fast zwei Tage genommen, um das Spiel und die damit verbundene Entwicklung sacken zu lassen. Im nachfolgenden findet ihr meine Einschätzung zur derzeitigen Situation. Ach, das trifft es nicht richtig. Ich bin in der Zwischenzeit zu einer Überzeugung gelangt. Überzeugung ist etwas, was mir beim FCA im Moment fehlt. Gerade auch deshalb möchte ich meine persönliche, überzeugte Meinung im Folgenden mit euch teilen.

Was ist in Freiburg passiert?

Der FCA hat gegen einen Gegner verloren, der nicht in der besten Form ist. Christian Streich beschrieb das Freiburger Spiel nach der Partie als ängstlich. Freiburg hat mit vielen Verletzungssorgen zu kämpfen und Spieler müssen auch auf Positionen ran, die nicht ihre Stammposition ist. Verloren hat der FCA, weil er mehr Fehler als Freiburg machte. Und weil mal wieder die Konsequenz, gerade im Offensivspiel, fehlte.

Max-Jacob Ost hat es im Rasenfunk treffend beschrieben: Es sah nicht schön aus. Die Passquote im Angriffsdrittel betrug gerade einmal 45%. Freiburg hatte 62 Ballverluste in der eigenen Hälfte. Einzig, der FCA konnte überhaupt nichts daraus machen. Ich hatte mir das Rasenfunk-Segment v.a. auch wegen Martin Rafelt angehört. Dieser fand, dass die Mannschaft nicht mutig auftrat und nicht richtig nachgeschoben hat. Im fehlte schon in der Aufstellung der Mut, Spieler wie Beljo, Michel oder Maier zu bringen, die spielerisch Situationen lösen können. Das ist die Meinung von unabhängigen Experten.

Ohne Überzeugung

Maaßens Ansatz konservativ vorzugehen und gegen eine gestandene Mannschaft wie Freiburg darauf zu setzen, diese mit ihren eigenen Qualitäten schlagen zu können, ging nach hinten los. Sowohl die Aufstellung als auch die taktische Einstellung strahlte weder Mut noch Überzeugung aus. Im Gegensatz zu den individuellen Fehlern seiner Spieler ist ihm das anzulasten. Er hat nicht aus dem Spiel gegen Bochum gelernt.

Derweil sind auch die letzten Maaßen-Befürworter, hier ist Tom Scharnagl vom Feuer und Flamme Podcast hervorzuheben (Grüße!), überein gekommen, dass es gegen Darmstadt ein frühes Endspiel in der Saison gibt. Nun bringt es ja nichts, die Zukunft eines Trainers vom Ausgang eines einzelnen Spiels abhängig zu machen. Entweder man glaubt an die Entwicklung und Idee mit dem Trainer oder eben nicht. Es braucht eine Entscheidung abseits des Darmstadt-Spiels ,wie es sportlich weitergehen soll.

Die Idee mit Enno Maaßen funktioniert nun schon eine ganze Weile nicht mehr (sichtbar z.B. durch ein Jahr ohne Auswärtssieg) und die Entwicklung ist seit einer Weile nicht ersichtlich. Entsprechend findet man in und um Augsburg kaum jemanden mehr, der Maaßen immer noch für den geeigneten Trainer hält und überzeugend vertritt, warum wir mit ihm wieder in die Spur finden. Ich kann mich – als einer der größten Verfechter von Konstanz auf dem Trainerposten – nur anschließen. Für mich ist Enno Maaßens Zeit in Augsburg zu Ende.

Warum ist Maaßen in Augsburg gescheitert?

Oh, versteht mich nicht falsch. Fußball ist ein wunderbarer Sport. Und mit jeder Partie, die Maaßen an der Seitenlinie hat, kann er das Ruder herumreißen. Mein persönliches Zwischenfazit ist allerdings: Maaßen ist gescheitert.

Die Gründe hierfür sind schnell benannt. Das Augsburger Spiel ist nicht mehr besonders intensiv. Die Intensität ging in der Angst verloren, nicht mehr so viele Fehler zu machen. Aber auch die Jugend kommt nicht übermäßig zum Zug. Mit Tim Breithaupt war gerade mal ein „Junger“ am Samstag dabei. Der Einsatz der Jugendspieler würde Mut erfordern. Mut, der nicht mehr da ist. Das Spiel gegen Freiburg hat gezeigt, wie uninspiriert man auch im Ballbesitzspiel ist. Martin Rafelt hat im Rasenfunk festgestellt, dass Maaßens U23 beim BVB einen besseren Spielaufbau hatte, als der FCA am Samstag. Ein vernichtendes Urteil nach über einer Saison der Zusammenarbeit. Immerhin hat Maaßen es jetzt mit gestandenen Profis zu tun und war in die Spielerauswahl eingebunden.

Alles Einwirken von der Seitenlinie hat zuletzt nichts mehr genutzt. (Photo by Neil Baynes/Getty Images)

Dabei ist Spielerentwicklung aber auch so ein Thema, auf das man einen zweiten Blick werfen kann. Viele Erfolgsgeschichten hat Maaßen hier abseits von Arne Engels nicht zu bieten: Ruben Vargas verharrt in der Formschwäche, Niklas Dorsch auf der Bank, Arne Maier auch. Ein Spieler wie Felix Uduokhai ist vor allem fehleranfällig geworden. Die Liste ließe sich fortsetzen. Dazu kommt ein Abgang wie der von Renato Veiga und nun wohl auch der Bruch mit Winter-Neuzugang Mbuku, der seinen Instagram-Account von allen FCA-Fotos befreit hat. Von den eigenen Jugendspielern brauche ich überhaupt nicht anzufangen. Diese kommen auch unter Maaßen nicht zum Zug. Es wirkt dann doch wie ein Trümerhaufen, wenn man solch eine Aufzählung beginnt. Derweil Maaßen die junge Mannschaft immer wieder als Ausrede nutzt, wenn die Ergebnisse meist ausbleiben. Oder der von ihm geforderte Killerinstinkt nirgends zu sehen ist. Es macht schlicht vieles keinen Sinn mehr.

Was ist zu tun?

Die Situation trifft den FCA in einer schwierigen Situation. Stefan Reuter hat sich gerade erst zurückgezogen und Michael Ströll ist erst seit kurzem alleiniger Geschäftsführer, Marinko Jurendic als Sportdirektor erst seit zwei Monaten im Amt. In der neuen Entscheidungsstruktur ist es jetzt notwendig schon sehr früh eine wegweisende Entscheidung zu treffen. Für die Entscheidung pro Maaßen hat sich der FCA im letzten Sommer lange Zeit gelassen. Zeit, die er jetzt nicht hat. Ich mag hoffen, dass man sich auch im Moment nicht erst seit vorgestern mit Alternativen auf dem Trainerposten beschäftigt, gerade auch weil Präsident Max Krapf seine Erwartungen diesbezüglich früher schon deutlich kommuniziert hatte: Er hat schon vor seiner Präsidentschaft auf Walther Seinsch und seine Listen mit Alternativen verwiesen.

Der Verein hat allerdings bewusst eine Entscheidung zu treffen: Entweder man stellt sich hinter Maaßen und geht durch diese Phase gemeinsam (wer glaubt es noch?), oder man präsentiert eine Alternative, wenn man soweit ist. Mittlerweile käme es mir skurril vor, wenn Maaßen nach dem Darmstadt-Spiel noch im Amt wäre. Und ohne über Namen zu spekulieren: Die Wahl ist mal wieder keine einfache. Traumkandidaten sind selten unter der Saison zu bekommen. Es hilft ja aber nichts. Den Mut, den der Trainer zuletzt immer wieder vermissen ließ, müssen nun die anderen Verantwortlichen an den Tag legen und die Wende einläuten.

Noch ein weiter Weg

Erstmal durchatmen. Diesen Sonntag musste man nun nicht seine Frustration über das Ergebnis seines Lieblingsvereins verarbeiten. Dennoch, kann man feststellen, dass zumindest mich auch dieses Spiel gegen Mainz wieder nahe an den Wahnsinn getrieben hat. Gemischte Gefühle überall. Auf Grund des Spielverlaufs ist der Sieg gegen Mainz dann schon auch als glücklich einzuordnen und es gab wieder mehr als nur Schrecksekunden. Nachfolgend der Versuch einer Aufarbeitung:

Das Positive

Die Mannschaft hat sich gefangen. Der FCA lag mal wieder zurück. Es sah in den ersten 15 Minuten ganz gruselig aus. Und dennoch hat man die Partie gedreht. Chapeau. Bei den beiden Toren haben sich die Mainzer nun wahrlich nicht geschickt angestellt in der Verteidigung. Uns soll es recht sein. 9 eigene Treffer sind weiterhin ordentlich.

Wenn Du zu Hause 2mal triffst, dann solltest Du auch gewinnen. Das hat diesmal funktioniert. Warum? Weil man dann später auch unter widrigsten Umständen defensiv stabil gestanden hat und Mainz auch nach dem Platzverweis und in Überzahl wenig Hebel im Offensivspiel gefunden hat. Mainz ist nicht Leipzig, aber eben auch einer der Gegner gegen den wir in der letzten Saison nicht besonders gut aussahen. Genau wie man nichts überhöhen sollte, sollte man die 3 Punkte nicht kleiner machen als sie sind.

Das Negative

Die ersten 15 Minuten. WTF! Wenn man weiß, wie es sportlich steht, dann muss man sich fragen, wie es sein kann, dass man so aus der Kabine kommt und sich von Mainz so beherrschen lässt. Erdrücken lässt. Nur mit Glück nicht 0:2 hinten liegt. Es passiert immer wieder. Es kann einem keiner erklären. Es ist einfach nur zum Kotzen. Was soll der Scheiß (und ich schreibe das schon mit Abstand zum Geschehen, vor dem Fernseher bin ich angesichts meiner anwesenden Kinder schlicht verstummt)?

Klar rot und dumm: Arne Engels mit seiner schwächsten Aktion in seiner Augsburger Zeit bisher. (Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Später durfte man sich dann auch noch über den Platzverweis von Arne Engels ärgern. Diesen mag ich nun aber wirklich einmal verbuchen unter: junger Spieler macht dummen Fehler. Engels bietet genügend Vorzüge, um im dies dann auch mal zu verzeihen. Zumindest ich tue das im Moment. Immerhin war der Platzverweis auch gerechtfertigt.

Funktioniert die Idee mit Enno Maaßen?

Abseits aller Ergebnisse stellt sich die Frage, ob die Idee des FC Augsburg mit Enno Maaßen als Trainer funktioniert. Hier kann ein einzelnes Spiel keinen Aufschluss geben. Die ersten 15 Minuten sind allerdings ein andauerndes Problem, dass sich immer wieder zeigt. Hat Enno hierfür die richtigen Ansätze und warum fruchten diese bisher nicht? Dem Trainer geht mittlerweile sichtlich die Leichtigkeit ab und es wirkt an manchen Stellen, als ob das Ganze mehr auseinander dividiert als zusammenfindet.

Für andere Themen ist nicht alleine der Trainer verantwortlich. Es zeigt sich mittlerweile, dass die Kaderplanung nicht optimal lief. Um Stützpfeiler in die Mannschaft einzuziehen, ist Maaßen nun wieder auf Jeffrey Gouweleeuw angewiesen, der im SKY-Interview nach dem Spiel seine Abrechnung ankündigte. OMG, Jeff, ernsthaft? Auf links außen bringt Iago weiterhin, wenn fit, die meiste Qualität mit. Mbabu kann noch sehr wichtig für die Mannschaft werden, er steht allerdings erst seit kurzem zur Verfügung. Die schon aussortierten, oder mit Mbabu neuen, Kräfte brachten nun am Samstag das Ergebnis über die Zeit. Wie hatte man sich das vorgestellt, wären sie wie im Falle von Iago gewechselt? Warum hat man auf rechts nicht schon früher einen Spieler verpflichten können? Da lief die Sommerpause nicht ideal und man muss hoffen, dass intern aufgearbeitet wird.

Wie geht es weiter?

Wenn Enno für die Anfangsphasen keine Lösung findet, dann wird ihm das über kurz oder lang das Genick brechen. Die Mannschaft kann sich diese Unkonzentriertheiten schlicht nicht erlauben. Die Mannschaft muss defensiv stabil auf dem Rasen ankommen und darf nicht erst lange nach dem Gleichgewicht suchen müssen. Automatismen und Abläufe müssen greifen. Es ist mir schleierhaft, warum das nicht klappt. Gegen Mainz hatte man Glück, dass es der Mannschaft nicht frühzeitig den Stecker zog. Die letzten vier Spiele sind der Beweis, dass die Rechnung nur selten aufgeht.

Woran ich Enno Maaßen momentan abseits der Anfangsphasen beurteile? An der Zeit zwischen Minute 20 und 60. Die Mannschaft hat im Ballbesitz Ruhe reinbekommen. Man hat nun gegen das Mainzer Pressing kaum spielerische Lösungen gefunden, aber zumindest phasenweise Spielkontrolle ausgeübt und nicht nur panisch reagiert. Gerade das Zentrum war dicht. Der Mut hat auch gefehlt, die Innenverteidiger nach vorne ziehen zu lassen. So war man dann darauf angewiesen über lange Diagonalbälle und zweite Bälle etwas zu kreieren. Für Mainz hat das gereicht. In den weiteren Partien wird sich auch hier zeigen, wie viel mehr die Mannschaft noch kann.

Das Ergebnis hilft nun zumindest aufkommende Panikreaktionen zu verhindern und mit etwas mehr Selbstvertrauen in die kommende Woche zu gehen. Genügend Fragen bleiben unbeantwortet, so dass mir immer noch mulmig ist. Wie man diese Fragen am besten beantworten kann: Gegen Freiburg einfach mal abliefern und endlich auch wieder auswärts gewinnen. Abseits des Ergebnisses wäre es schlicht schön, mal über 90+X Minuten eine konstante Leistung zu sehen. Ich weigere mich einzusehen, dass dies zu viel verlangt ist.

Ohne Konsequenz

„Wir müssen es schaffen weniger Gegentore zu bekommen.“ Das ist eine der Aussagen von Enno Maaßen auf der Pressekonferenz nach dem Bochum-Spiel, mit der man sofort mitgehen kann.

Aber warum kommt es zu den Gegentoren? „Es sind häufig Individualverhalten auch vor dem zweiten Tor. Wir haben das Quäntchen Glück noch nicht auf unserer Seite.“ erläuterte Maaßen weiter. Danach fällt ein weiterer Satz, den man so schon gehört hat: „Wir sind den Weg gegangen mit einer sehr jungen entwicklungsfähigen Mannschaft.“ Am Ende reichte es gegen Bochum nur für ein Unentschieden, „weil wir in den entscheidenden Momenten nicht gut verteidigt haben.“ 2 Punkte aus 3 Spielen. Immerhin nur zweimal verloren und das auch noch gegen die Bayern und RB Leipzig? Der Saisonstart hinterlässt einen ratloser als sonst, denn – gerade auch im Pokal gegen Haching – das „wie“ macht Sorgen.

Das Problem

Wenn man dann mit anderen FCA Fans im Biergarten in diesen Tagen über den Start der Saison fachsimpelt, dann ist schon etwas Distanz eingekehrt. Es geht ja nicht nur um ein Spiel. Es geht mittlerweile um eine ganze Serie an Spielen. Spontan fällt einem schon gar nicht mehr ein, wann der FCA das letzte Pflichtspiel gewonnen hat. Es ist eine Weile her (gegen Union Berlin im Mai zu Hause, über auswärts hüllen wir den Mantel des Schweigens). Die Gründe für die ausbleibenden Siege sind dabei nicht mannigfaltig. Aus meiner Perspektive ist hier sehr wohl ein Muster zu erkennen: Der Mannschaft fehlt in den entscheidenden Phasen und Situationen die letzte Konsequenz.

So kommt es dann, dass man nicht aus eigener Kraft die Klasse hält, gegen einen Drittligisten im Pokal rausfliegt, am ersten Spieltag erst einmal Tore kassiert und gegen Bochum kurz vor der Halbzeit und direkt nach eigener Führung die Gegentore schluckt, die einem am Ende des Tages den Sieg kosten. Über die ersten Halbzeit gegen Leipzig möchte ich dann gar nicht erst anfangen.

Augenwischerei

Was mir dabei sauer aufstößt? Wir brauchen doch um das Problem nicht drum herum reden. Es handelt sich nicht um Einzelfälle. Und es geht nun auch darum Verantwortung zu übernehmen. Wenn Enno Maaßen dann auf der Pressekonferenz nach dem Spiel gegen den Vfl Bochum individuelle Fehler anprangert, dann stellt er sich nicht mehr vor seine Mannschaft. Er verkennt auch das Problem.

Das Problem ist, dass er und sein Trainerteam es nicht hinbekommen, dass die Mannschaft mit 100%iger Konsequenz 90+x Minuten Fußball spielt und tut, was notwendig ist, um Spiele zu gewinnen. Dafür ist er am Ende des Tages verantwortlich. Und indem er das Problem nicht anerkennt, sieht es so aus, als ob er es auch nicht lösen könnte. In der Pressekonferenz nach dem Leipzig-Spiel lässt es tief blicken, dass die Leistung in der ersten Halbzeit sich nicht angedeutet hat und der Trainer darüber verwundert war. Ich und viele, die die Mannschaft in letzter Zeit beobachten mussten, leider nicht.

Enno Maaßen steht momentan vor seiner größten Herausforderung: Schafft er die Kehrtwende noch? (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Defensive Stabilität

Defensive Stabilität war und ist der Kern im Abstiegskampf. So sehr Enno Maaßen zuletzt die Fähigkeit pries, Tore zu erzielen, umso mehr zählt es im Abstiegskampf nicht unnötig Tore zu kassieren. Auf Twitter wurde hier zuletzt eine statistische Auswertung geteilt, die zeigt, dass der Defensive mehr Bedeutung zukommt, als dem Offensivspiel, so man ein schwächeres Team in der entsprechenden Liga ist. Ein solches Team wird der FCA wohl auf Grund seiner wirtschaftlichen Ausgangsbasis langfristig bleiben.

Die defensive Stabilität baut dabei auf einigen der Kernwerte des FCA auf. Einerseits braucht es Mut und Zielstrebigkeit, um Zweikämpfe zu führen und sich dem Gegner zu stellen. Andererseits braucht es Zusammenhalt, um mannschaftlich geschlossen zu verteidigen. All das hat in den entscheidenden Momenten gegen Bochum und in den anderen Partien gefehlt. Warum? Es ist ein Rätsel. Aus der Büffelherde, die noch gegen Bremen in der letzten Saison die Wende einleitete, sind viele kleine Bambis geworden, die in der Abwehr über das Eis staksen.

Was ist die Konsequenz?

Der Verein hat ein Problem: immer wieder werden unnötige Tore kassiert, die Siege kosten und den Verein sportlich in Gefahr bringen. Der Trainer spricht das Problem an. In seiner Außendarstellung ist er aber nicht mehr zu 100% souverän. Dies liegt auch daran, dass an ihm selbst die Zweifel wachsen und er anscheinend kein Gegenmittel findet.

Noch bleiben die Leistungen für Enno Maaßen ohne Konsequenz. Es wird sich aber nun in den kommenden Spielen und zuallererst gegen Mainz zu Hause zeigen, ob der FCA in der Lage ist, zumindest einmal über 90+X Minuten sportlich zu überzeugen. Dem Trainer ist dabei wohl bewusst, dass im mentalen Bereich gearbeitet werden muss (er hat es sogar bei uns im Interview gesagt). Über das wie haben wir hier zuletzt auch nachgedacht. Im zweiten Jahr steht Enno Maaßen vor seiner größten Aufgabe: Konsequentes Fußballspielen ohne große individuelle Fehler. Mutig und fokussiert. Zeit, es allen zu zeigen, oder… (ohne Konsequenz wird es nicht bleiben).

Vorfreude mit Maaßen

Im Trainingslager hat sich Enno Maaßen die Zeit genommen, um mit uns auf die abgelaufene Saison zurückzublicken und darüber zu reden, was sich zukünftig ändern soll. Fokussiert und gleichzeitig gelassen merkt man ihm an, dass die Stimmung gut ist. Es herrscht eine gewisse Zuversicht, aus dem ein oder anderen kritischen Thema aus der letzten Saison die richtigen Schlüsse gezogen zu haben. Mich steckt er damit schon nach einer kurzen Weile an. Im Grundsatz bleibt Enno rein vom Typ her, der beste Trainer, den der FCA seit einer ganzen Weile hatte. Man fiebert mit ihm und dem Team direkt mit. Die Vorfreude auf die neue Saison ist durch das Gespräch zumindest bei mir deutlich gestiegen. Aber lest selbst und verschafft euch einen eigenen Eindruck:

Andy: Servus Enno, deine erste Bundesligasaison ist in den Büchern. Wie sieht dein persönliches Fazit aus?

Enno: Es gab Licht und Schatten. Trotz eingeleitetem Umbruch und Verjüngung des Kaders hatten wir richtig gute Phasen. Aber wir haben es versäumt, uns über gute Ergebnisse in manchen Spielen während der Saison andere Perspektiven zu eröffnen. Wir haben es unter anderem gegen Leipzig und Wolfsburg verpasst, deutliche Führungen nach Hause zu bringen und in höhere Tabellenregionen vorzustoßen. Wir haben auch gegen direkte Konkurrenten insgesamt zu wenige Punkte geholt. Dass wir hinten heraus Probleme bekommen haben, darf man trotz einiger Verletzungen und Sperren nicht schönreden. Damit waren wir nicht zufrieden. Insgesamt haben wir als Mannschaft wertvolle Erfahrungen gesammelt. Darauf wollen wir aufbauen und uns immer weiter verbessern.  

Andy: Die Saisonanalyse war ein heißes Thema, das in vielen Interviews mit unterschiedlichen Personen im Verein thematisiert wurde. In welchen Bereichen ist es für dich am wichtigsten, dass sich das Team für die kommende Saison verbessert?

Enno: Wir wollen in allen Bereichen möglichst immer 100% Leistung abrufen. Wir wollen durch Kontinuität in die Stabilität kommen. Dabei legen wir noch mehr Wert auf Basics wie Zweikampfwerte, Passquote und auch Standards. Wir brauchen einen Killerinstinkt, um Spiele nicht mehr aus der Hand zu geben, sondern am Ende zu unseren Gunsten zu entscheiden.

Andy: Wenn es am Ende der kommenden Saison wieder eng werden sollte: Warum wird sich ein Einbruch wie gegen Gladbach nicht wiederholen?

Enno: Einerseits nehmen wir alle die Lernerfahrungen aus diesem Jahr mit und können darauf aufbauen. Andererseits haben wir im Vorlauf zu diesem Spiel Entscheidungen getroffen, bei denen wir in ähnlicher Situation eventuell in der Zukunft anders handeln würden. Grundsätzlich wird es wichtig sein, sich vor allem mental zu verbessern, um mit ähnlichen Drucksituationen besser umgehen zu können.

Andy: Inwiefern ist gerade mit Blick auf Stabilität und Kontinuität kontraproduktiv, dass sich ein Spieler wie Felix Uduokhai gegen eine Vertragsverlängerung beim FCA entschieden hat?

Enno: Das ist schade, weil wir Felix schätzen und er ja auch ein Verlängerungsangebot vorliegen hatte. Prinzipiell ist es aber für uns wichtig, klar und offen mit der Situation umzugehen und Spieler hierzuhaben, die sich zu 100% mit uns identifizieren.

Andy: Schon im letzten Sommer war eine der von Dir benannten Kernaufgaben, ein Team zu formen. Wo siehst Du euch hier, auch unter Anbetracht der vielen Zugänge?

Enno: Wir haben in den letzten Transferperioden vor allem junge, talentierte Jungs dazu geholt. Jetzt in dieser Periode war uns wichtig, zusätzlich auch ein paar gestandene Typen zu verpflichten, die das Mannschaftsgefüge stabilisieren. Wir haben im Trainingslager gesehen, dass hier etwas zusammenwächst. Die Stimmung ist sehr gut.

Die Stimmung vor der neuen Saison ist prinzipiell gut. (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Andy: Ihr habt in der letzten Saison immer wieder zwischen 3er und 4er Kette gewechselt. Inwiefern beeinflusst das Personalkarussel nun auch die sportlichen Pläne?

Enno: Das verfügbare Personal beeinflusst immer auch die Ausrichtung der Mannschaft. Wir haben im letzten Jahr mit beiden Grundausrichtungen sowohl gute als auch schlechte Spiele abgeliefert. Wichtiger ist uns, dass wir unsere intensive Art des Spiels umgesetzt bekommen und uns mit dem Ball stetig weiterentwickeln.

Andy: Eine große Rolle haben im letzten Jahr auch verletzungsbedingte Ausfälle gespielt. Wie ist deine Perspektive auf dieses Thema?

Enno: Wir hatten im letzten Jahr einige krasse Ausfälle unter anderem von André Hahn, Niklas Dorsch oder Reece Oxford. Wenn wir aber rein auf Muskelverletzungen schauen, dann liegen wir in diesem Bereich gar nicht so schlecht. Trotzdem können wir natürlich in diesem Bereich auch noch besser werden. Deshalb haben wir auch zusätzliches, erfahrenes Personal dazu geholt, um die Spieler noch besser und individueller fördern zu können.

Andy: Neuzugänge gab es auch in der sportlichen Führung. Wie läuft hier schon der Austausch, auch wenn Marinko Jurendic erst im August offiziell anfängt?

Enno: Michael Ströll und Stefan Reuter haben mich in einem Gespräch über die neue Aufgabenteilung informiert. Mit Marinko habe ich mich auch schon ausgetauscht und freue mich, wenn er im August dann richtig bei uns angreift.

Andy: Marinko Jurendic kommt ja auch, weil die Schnittstelle zur Paul-Renz Akademie gestärkt werden soll. Welche Perspektive haben die Spieler aus der Akademie in der kommenden Saison?

Enno: Dass bei uns junge, entwicklungsfähige Spieler, am liebsten aus dem eigenen Nachwuchs, eine klare Perspektive bekommen sollen, haben wir betont. Hier ist aber auch Geduld gefragt. Einige Spieler haben sich im letzten Jahr bei ihren Leihen gut entwickelt. Die Spieler kommen mit einem anderen Selbstbewusstsein von den Leihen zurück und können sich nun in der Vorbereitung zeigen oder im Falle von Lukas Petkov oder Lasse Günther weiter Spielpraxis auf hohen Niveau sammeln. Der Sprung von der U19 in die Bundesliga bleibt aber ein großer, den nur sehr selten Spieler sofort schaffen. Und hier liegt es an uns, die Spieler weiterhin individuell mit den geeigneten Maßnahmen zu begleiten.

Andy: Abschließende Frage: Der FCA hat den Ausrüster gewechselt. Ändert sich dadurch etwas an deinem Sneakergame am Spieltag?

Enno: (Lacht) Nein, ich habe freie Kleider- und Schuhwahl und den WWK-Pin bekomme ich überall dran gepackt. Da bleibt alles beim alten.

Andy: Danke Dir, Enno, für deine Zeit. Ich kann bestätigen, dass die Stimmung ganz hervorragend ist.

Zurück in der Spur


Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Sonntagmorgen nach dem Spiel gegen Union Berlin. Wie viele von uns bin ich morgens mit einem fetten Grinsen aufgewacht. Ich habe mir vorgestellt, wie Enno Maaßen aufgewacht ist und auch erstmal kurz ein kleines Tänzchen vollführt hat. Bei anderen hat vielleicht der ein oder andere Kater-Kopfschmerz das morgendliche Hoch etwas getrübt. Wir alle wussten dennoch, warum wir am Samstagabend gefeiert haben. Doch es war nicht nur der Sieg gegen Union Berlin, der den Glauben an dieses Team bestärkt.

An 1:0 Siege zu Hause in der Arena wird man sich nie ganz gewöhnen. Es ist ein Gefühl, von dem man nicht genug bekommen kann, gerade wenn – wie in den letzten 10 Minuten gegen Union Berlin – das Stadion voll Gespanntheit fast überschwappt, jeder nur noch singt und klatscht um nicht umzukippen, und sich die ganze Spannung am Ende mit dem Schlusspfiff entlädt.

Mit dem Druck umgehen

Nicht oft genug war es der Fall, dass der FC Augsburg Führungen verteidigen konnte. Über 20 Punkte hat man auf dem Weg zum 31. Spieltag in dieser Bundesligasaison liegen lassen. Teilweise auf die bitterste und herzbrecherischste Art und Weise. Ich muss die Partien an dieser Stelle nicht benennen. Jeder erinnert sich an die traumatischen Situationen sowieso sofort. Umso schöner war es, dass das Team gezeigt hat, dass es mit der Situation umgehen kann.

Nun hatten sich in den letzten Wochen die Punktverluste gehäuft. Der FCA war vor der Partie gegen Union Berlin seit sieben Spielen sieglos, auch wenn er in manchen Partien gute Chancen gehabt hätte, zu gewinnen. Auf diesem Wege war man nun gegen Ende der Bundesligasaison wieder unten rein gerutscht. Die Abstände waren zu gering geworden, um als Fan noch ruhig schlafen zu können. Eine Spannung war entstanden, auf die niemand rund um den FCA in dieser Saison Bock hatte. Es ist schön zu sehen, dass der FCA als Spezialist im Abstiegskampf in diese Rolle zurück gefunden hat.

Katze Koubek und Mimi Pedersen feiern ausgelassen. Das Ergebnis gegen Union Berlin war wegweisend. (Photo by CHRISTOF STACHE/AFP via Getty Images)

Interne Problemlösung

Dies ist umso erstaunlicher, als dass Enno Maaßen als Trainer in seiner ersten Saison in der Bundesliga sich zum ersten Mal in dieser Situation wiederfindet. Dazu kommt, dass der Kader einem kräftigen Umbau unterworfen war und viele junge Spieler regelmäßig in der ersten Elf stehen. Arne Engels wirkt weiterhin so routiniert wie eh und je. Dion Beljo traf erneut. Die Jugend forscht nicht nur. Die Jugend regelt. Und dass unter schwierigen Bedingungen.

Dabei ist in den letzten Wochen sicher nicht alles glatt gelaufen. Es gab Themen, die man kritisieren konnte. Die Verantwortlichen haben alle Debatten intern gehalten. Präsident Max Krapf hat sich, im Gegensatz zu seinem Vorgänger in vielen der vergangenen Saisons, vornehm zurück gehalten, genau wie auch Stefan Reuter. Der FCA hat in dieser schwierigen Situation nach außen die Ruhe bewahrt und ist zusammengestanden.

Zurück auf dem Augsburger Weg

Diese besonnene Art der Arbeit war in den ersten Bundesligajahren immer das Augsburger Markenzeichen. Sowohl im ersten Bundesligajahr als auch in der ersten Phase unter Markus Weinzierl hat den Club ausgezeichnet, dass man sportlich nicht an der Ausrichtung gerüttelt hat. In den vergangenen Jahren hat man immer mal wieder kurz vor dem Saisonende ein Zeichen setzen wollen. Diesmal hat man noch nicht mal laut darüber nachgedacht.

Zwei Kern-Personalien sind hier zu beachten. Einerseits hat Enno Maaßen das Herz der Augsburger erobert. Er ist ein Trainer, mit dessen Art man sich identifiziert und dem man sportlich noch mehr zutraut, auch wenn er bisher nicht alles richtig macht (und wer macht das schon). Andererseits hat der Wechsel von Hofmann zu Krapf im Präsidentenamt zu Ruhe geführt. Er ist näher dran am Geschehen, bildet sich eine eigene Meinung und verteidigt den Club mit allem was er hat. Auf öffentliche Auftritte kann er im Zweifel dafür verzichten. Ein Zeichen der Stärke. In der derzeitigen Konstellation funktioniert das gut und gibt Sicherheit.

Man mag direkt mit Mads und Felix mitlaufen. Es ist lange her, dass ich so viel Hoffnung hatte, obwohl es sportlich immer noch eng ist. (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Ergebnisse

Das alles ist im Fußball nicht viel wert, wenn die Ergebnisse ausbleiben. Als ich am Sonntagnachmittag mit meinen beiden Töchtern in der Eisdiele sitze, geht mir auf, mit was sich dieser Sieg am besten vergleichen lässt: mit der Geschmacksexplosion einer Amarena-Kirsche. Kurz bevor man auf die Kirsche beißt, weiß man nicht, ob sie auch dieses mal genauso geschmacksintensiv im Mund explodieren wird. Nach kleinen Zweifeln in den letzten Wochen den Glauben ins eigene Team und in den Club zurückzugewinnen, weil man von draußen ja nicht rein schauen kann, ist genau eine solche großartige Erfahrung.

Nach sieben sieglosen Spielen ist der FCA nicht etwa unter dem Druck im Abstiegskampf zusammengebrochen, sondern hat mit dem Sieg gegen Union klar gemacht, dass er Top-Teams in der Liga schlagen kann. Er hat in schwierigen Zeiten zusammengehalten und tut das weiterhin. Und bei dem Potential im sportlichen Bereich freut man sich auf mehr.

Das Mehr kommt hoffentlich direkt am nächsten Wochenende. Gegen Bochum gilt es den Sack zu zu machen. Der Klassenerhalt gegen Bochum wäre wie ein Spaghetti-Eis. Kennen wir. Bestellen wir jede Saison immer wieder. Einfach gut und in Ruhe zu genießen. Aber egal was nun kommt, ich glaube wir sind über den Berg. Weil auch wenn wir den Saisonausgang nicht komplett selbst beeinflussen können, so glaube ich doch, dass wir in Augsburg wieder auf unserem Weg angelangt sind. Zurück in der Spur nach einigen schwierigen Jahren. Wohin uns diese auch immer führen wird in nächster Zeit.

Sind denn alle Arne?

In dieser Saison passieren doch einige überraschende Dinge. Siege gegen Leverkusen, Heimspielsiegesserien, Nationalmannschaftsnominierungen. Verrückt. Eine der verwunderlichsten Geschichten in dieser Saison ist wohl die Verpflichtung von Arne Engels im Winter, der direkt im Mittelfeld in die Stammelf rückte und seitdem aus dieser – auch auf Grund seiner überzeugenden Leistungen – nicht mehr wegzudenken war. Derweil ging die Entwicklung eines anderen Spielers seit der Winterpause etwas unter.

Aber gerade heute wird ein großer Fokus auf ihm liegen, nachdem offensiv Ermedin Demirovic gesperrt fehlen wird. Kelvin Yeboah hat sich zudem im Testspiel verletzt und auch mit einer Rückkehr von André Hahn wird es in der Rückrunde verletzungsbedingt nichts werden.

Überraschende Rückkehr in die Startelf

Nach der Winterpause hatte sich die Startelf nicht nur auf einer Position verändert. Rechts in der zweiten 2-er Reihe des 4-2-2-2 fand sich auf einmal ein Spieler wieder, denn man mit Sicherheit vor dieser Phase nicht als „Flügelspieler“ bezeichnet hätte. Er war einer der Verlierer der Systemumstellung vor dem Bremen-Spiel in der Hinrunde. Und irgendwie war er etwas auf dem Abstellgleis gelandet. Nach der Winterpause fand man ihn dann auf einmal auf dem Platz wieder. Und seitdem hat er sich dort festgesetzt durch seine überzeugenden Leistungen. Die Rede ist natürlich von Arne Maier.

Huhu, da bin ich wieder. Arne Maier nervt seine Gegenspieler in vielen Zweikämpfen. Sehr erfreulich. (Photo by CHRISTOF STACHE/AFP via Getty Images)

Und während zumindest ich nach der Winterpause davon ausgegangen war, dass dies eine vorübergehende Maßnahme wäre, bis sich die Neuzugänge eingelebt hätten und die Position übernehmen würden, hat er sich dort nun festgebissen. Festgebissen auch deshalb, weil er in seinen Einsätzen seitdem Qualitäten zeigt, die so bisher nicht vornehmlich mit Arne Maier in Verbindung gebracht worden wären. Hier wäre zuvorderst seine Torgefahr zu nennen. Tore gegen Bremen und Schalke sprechen eine eindeutige Sprache.

Auffällige Leistungssteigerung

Schon vor dem Spiel gegen Schalke wurde Enno Maaßen zu ihm befragt und fand lobende Worte: „Arne ist ein polyvalenter Spieler, der viele Positionen spielen kann, weil er eine hohe Spielintelligenz besitzt. Er hat auch ein hohes Tempo, wie wir zuletzt gesehen haben. Er kann sehr viel laufen. Und ich finde, dass er jetzt in den Halbräumen auf dieser Position im System sehr gut performt. Er hat sehr viele richtig gute Spiele gezeigt und ist in einer sehr guten Verfassung. Ich finde, dass er den nächsten Step gemacht hat. Er wird torgefährlicher und schießt wichtige Tore. Das darf so weiter gehen. „

Andererseits sind die Wege von ganz vorne und hinten teilweise sehr lang. Kurz vor der Halbzeitpause gegen Schalke führte Maier einen Defensivzweikampf, in dem er seinen Gegenspieler über mindestens eine halbe Feldlänge verfolgte. Will sagen: Gerade auch in der Intensität und im Spiel gegen den Ball ist eine Steigerung sichtbar.

Wenn Arne Maier weiter so dran bleibt, dann stößt das auf meine Gegenliebe (Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

In der Pressekonferenz nach dem Schalke-Spiel wurde Enno Maaßen explizit nach der Entwicklung von Arne Maier gefragt und hatte folgende Begründung für die Leistungssteigerung: „Es ist Training. Es ist die Position, die offensiver ist. Zwischen den Linien fühlt er sich sehr wohl. Es ist Arbeit im Videobereich, um Dinge aufzuzeigen, wie er torgefährlicher werden kann. Er hat – auch durch die Position – viel mehr Tiefe in seinem Spiel. Er ist auf einem sehr guten Weg.“

Entwicklungen, die Mut machen

Maier bringt an sich eine hohe fußballerische Begabung und auch einen reichhaltigen Erfahrungsschatz in der Bundesliga mit. Er hatte schon in der Vorsaison eine wichtige sportliche Rolle gespielt und wir hatten Lobeshymnen gesungen. Der Trainerwechsel und auch die Prinzipien, die Enno Maaßen von seinen Spielern fordert, kamen ihm anfänglich nicht zu Gute. Er hat die Situation aber formidabel gemeistert, den Weg zurück aufs Feld gefunden und kann der Mannschaft nun enorm helfen. In meiner Gunst ist Arne Maier dadurch weiter gestiegen.

Die Entwicklung zeigt daneben auch die Arbeitsweise von Maaßen auf und , wie er Spielern Lernpfade aufzeigt. Er lässt sich von Spielern durch ihre Leistungen im Training überzeugen und nimmt Wechsel vor, die auch von außen erstmal nicht nachvollziehbar erscheinen. Sein Mut wird dann manchmal auch belohnt. Und mutig soll er weiter sein. Dann werden wir mit Arne Maier, Enno und dem Rest der Truppe auch weiterhin oft Spaß haben. Wir sollten alle öfters ein wenig Arne sein.

Nicht schon wieder

Auswärts, Samstag 15:30 Uhr, gegen die Hertha aus Berlin. Eine Hertha, die sich dieses Jahr meist schwertat und deutlich hinter dem FCA stand. Und natürlich, wenn man sich die Ergebnisse des FC Augsburg dieses Jahr anschaut, ging es in die Hose. Der FCA verlor 0:2. Recht sang- und klanglos. Ab Minute 55 ließ man sich das Spiel etwas aus der Hand nehmen. Schnee von oben, Gegentore für Giki. Dass Marco Richter das erste besorgte und ausgelassen jubelte, war da nur das schmerzvolle Tüpfelchen auf dem i für Fans der Fuggerstädter. Wie schon in der Hinrunde zeigt die Partie gegen Hertha Mängel der Mannschaft gnadenlos aus. Und man kommt sich vor wie bei „Und täglich grüßt das Murmeltier“.

Die ganze Vorstellung, nachdem Enno Maaßen auf der Pressekonferenz vor dem Spiel erklärte, man hätte „alles“ umgestellt. Das Ziel war es neue Reize zu setzen, um sowohl samstags um 15:30 Uhr als auch auswärts wieder in die Spur zu kommen. Besprechungen wurden nicht durchgeführt, Abläufe geändert, und am Ende steht erneut eine ernüchternde Niederlage. Man reibt sich die Augen, wie es auch in dieser Form dazu kommen konnte.

Marco Richter mit dem ersten Stich ins Augsburger Herz. (Photo by Reinaldo Coddou H./Getty Images)

Die Bedeutung des Spiels

Was Enno Maaßen auf der Pressekonferenz vor dem Spiel auch herausstellte, war die Bedeutung des Spiels. Das Spiel wurde von ihm als wichtig bezeichnet, abseits davon, dass das nächste Spiel immer das Wichtigste ist. Das gegen Hertha war noch etwas wichtiger. Nach dem Spiel sagte Jeffrey Gouweleeuw aus: „Ich weiß nicht, ob jedem die Wichtigkeit des Spiels bewusst war.“ Vielleicht doch, aber es fehlten die Mittel.

Spieler verlieren Spiele ja nun nicht absichtlich. Aber Spieler gehen mit Drucksituationen unterschiedlich um. Die einen spornt Druck zusätzlich an, andere brechen darunter zusammen oder machen Fehler, die sie sonst nicht machen würden. Nicht zuletzt deswegen arbeiten Teams mittlerweile regelmäßig mit Psychologen zusammen, die sie in diesem Bereich unterstützen. Was subjektiv am Samstag beobachtet werden konnte: Es wurde etwas ungemütlicher und fing an zu schneien, Hertha ging in Führung, der FCA konnte nicht dagegen halten. Das gilt es aufzuarbeiten.

Fehlende Torgefahr

Was dabei mittlerweile ins Gewicht fällt: Der FC Augsburg kann aus dem Spiel heraus nicht für genügend Torgefahr sorgen. Hertha, mit kurzfristigem Ausfall in der Innenverteidigung, zeigte, dass es sich bei Ihnen um eines der eher besser verteidigenden Teams in der Liga handelt. Da tut sich der FC Augsburg nun allgemein schon schwer, Torgefahr aus dem eigenen Spiel zu entwickeln. Gegen Hertha ging da nach vorne nicht viel zusammen.

Einerseits ist hier die Erwartungshaltung an Enno Maaßen vielleicht höher, als dies berechtigt ist. Allerdings bezeichnet er sich selbst auch als einen Trainer, der es bisher immer geschafft hat, seinen Teams ein System mit dem Ball zu vermitteln. Andererseits haben die Winterneuzugänge ihre erste Wirkung auch schon wieder verpufft. Beljo saß am Samstag auf der Bank, Mbuku ward noch nicht auf dem Feld gesehen und auch Kelvin Yeboah hatte einen gebrauchten Tag. Weder das System noch die Einzelleistungen sorgten für entscheidende offensive Momente. So wird das dann halt nichts.

Nicht gut genug war die Leistung, um sich gegen engagierte Herthaner durchzusetzen. (Photo by Reinaldo Coddou H./Getty Images)

Hinten zu löchrig

Und wenn dann nach vorne schon nicht viel geht und vielleicht auch ein bisschen Glück dazu gehört hätte, dann ist das halt hinten manchmal einfach zu löchrig. Richter schließt mit dem zweiten Ball ab. Beim zweiten Gegentor sieht es dann schon wieder arg aus wie gegen Mainz. Man ließ Berlin in der Situation halt einfach machen und verteidigte mehr den freien Raum als den Gegner.

Niklas Dorsch sieht man an, dass er noch nicht bei 100 % ist. Gefährlich waren gegen Hertha vor allem seine Ballverluste im Spielaufbau. Insgesamt leistete sich der FCA zu viele individuelle Fehler, als dass man sich über 90 Minuten beschweren könnte, das Spiel verloren zu haben.

Und jetzt?

Einerseits ist dies überhaupt kein Zeitpunkt, um den Kopf in den Sand zu stecken. Der FCA steht immer noch gut da zu diesem Zeitpunkt in der Saison und ist ein Gegner der ganz grundsätzlich unbequem zu bespielen ist. Nicht jeder Gegner kann sich genügend gut darauf einstellen. Andererseits reicht das halt nicht, um sich mal ins Mittelfeld abzusetzen und durchzuschnaufen. Misslich.

Ich wünsche mir für die nächsten Spiele wieder etwas mehr Unberechenbarkeit, gerade auch im Offensivspiel. Ich bin dafür, die Rotation und den Konkurrenzkampf nochmal anzuheizen. Gibt es rechts offensiv keine Option mit mehr Dynamik als Arne Maier? Ist Niklas Dorsch im defensiven Mittelfeld so weit, wieder von Anfang an zu spielen oder lassen wir vielleicht doch mal das junge Doppel Vieiga/Engels ran? Und haben wir nicht genügend Optionen für links vorne, so dass Ermedin Demirovic in die Spitze rücken könnte? Wenn sich zeigt, dass jemand nicht voll da ist, dann sollte es mittlerweile Alternativen geben. Es liegt nun an Enno Maaßen, die richtige Mischung zu finden. Noch sind wir anscheinend nicht so weit.

Vier auf einen „Reuter“

Wir stecken mitten in der Wintertransferperiode, was vor allem auf der Zugangsseite oftmals sehr interessant ist. Vom 01.01. bis 31.01. können die Clubs der Bundesliga Spieler kaufen oder leihen – ganz so wie es ihnen beliebt. Normalerweise können sich FCA-Fans diese Zeit ganz entspannt über sich ergehen lassen, denn in den letzten Jahren wurde man im Winter nie großartig auf dem Transfermarkt tätig. Betrachtet man die letzten drei Spielzeiten, wurden im Winter gerade einmal drei Spieler verpflichtet. Eduard Löwen, László Bénes und Ricardo Pepi. Doch in diesem Januar jagt ein Gerücht das nächste. Stand heute hat der FCA bereits fünf Zugänge zu verbuchen. Neben dem belgischen Talent Arne Engels, konnte Sportdirektor Stefan Reuter noch vier weitere junge Spieler für die Fuggerstädter gewinnen. An dieser Stelle heißen wir David Čolina, Dion Drena Beljo, Irvin Cardona und Kelvin Yeboah herzlich willkommen und möchten euch unsere neuen Spieler gerne einmal näher vorstellen.

David Čolina

Der heute 22 Jahre alte Čolina, der im Übrigen nicht mit der Schiedsrichterikone Pierluigi Collina verwandt ist, wurde am 19.07.2000 in der kroatischen Hauptstadt Zagreb geboren. Seine Liebe zum Fußball wurde vor allem bei NK Hrvatski dragovoljac geweckt, wo David bis 2009 kickte. Danach wechselte er in die Jugendabteilung des kroatischen Rekordmeisters Dinamo Zagreb. Neun Jahre lang absolvierte er hier seine Ausbildung. Doch im August 2018 folgte der Spieler dem Ruf des AS Monaco. Ein Jahr lang lief er dort in der U19 auf, bevor es ihn jedoch recht schnell zurück in die kroatische Heimat zog.

Am 22. Juli 2019 wurde der Linksverteidiger vom kroatischen Erstligisten HNK Hajduk Split verpflichtet, wo er einen Vertrag über vier Jahre unterschrieb. Bereits sechs Tage später durfte er beim 3:0-Auswärtssieg gegen NK Varaždin sein Profidebüt im Herrenbereich feiern. Hier durfte gleich mal über die vollen 90 Minuten ran. Insgesamt kommt David Čolina auf 109 Einsätze für Hajduk Split, in denen er drei Tore und drei Assists beisteuern konnte. In den Spielzeiten 2020/21 schaffte es der Verein in die Qualifikation der Europa League und 2021/22 und 2022/23 in die Qualifikation zur UEFA Europa Conference League. Somit hat Čolina bereits Erfahrungen auf der internationalen Bühne des Fußballs sammeln können, auch wenn sein Club sich leider nie für die Hauptrunde der Wettbewerbe qualifizieren konnte.

Ebenfalls zu erwähnen sei an dieser Stelle auch, dass der 22jährige seit 2014 regelmäßig Teil der kroatische Jugendnationalmannschaften ist. Von der U14 bis zur U21 hat er sämtliche Teams durchlaufen und kann derzeit insgesamt 69 Einsätze vorweisen. Im Übrigen ist das Krankenblatt des Kroaten blütenweiß. Das heißt, er ist bisher nicht ein einziges Mal aufgrund einer Verletzung ausgefallen.

Für manch einen Fan kam es aber doch überraschend, dass der FC Augsburg ausgerechnet einen weiteren Linksverteidiger verpflichtet. Immerhin hat man mit Iago, Mads Pedersen und Aaron Zehnter deren drei im Kader. Im Sommer wird zudem Lasse Günther von Jahn Regensburg zurück erwartet, der diese Position ebenfalls bekleiden kann. Warum also dieser Transfer? Sportdirektor Stefan Reuter begründet den diesen wie folgt: „Mit David Colina konnten wir einen jungen Außenbahnspieler verpflichten, der verschiedene Positionen bekleiden kann. Nicht nur von seiner Flexibilität, sondern auch von seiner Dynamik und seinem Einsatzwillen, wird die Mannschaft profitieren.“

Tatsächlich ist der gebürtige Kroate ein sehr vielseitig einsetzbar. Bei seinem ehemaligen Club lief er nicht nur auf der Linksverteidigerposition, sondern des Öfteren auch im linken Mittelfeld, als Rechtsverteidiger und sogar im zentralen Mittelfeld auf. Davids Polyvalenz dürfte also entscheidend für die Verpflichtung gewesen sein und könnte mit dem Abgang von Raphael Framberger noch sehr wichtig werden. Er selbst freut sich jedenfalls auf die bevorstehende Aufgabe.

Der FC Augsburg ist eine große Chance für mich. Ich bin durch die sehr guten Gespräche mit den Verantwortlichen des FCA sicher, dass dies der richtige Schritt in meiner Karriere ist. Daher freue ich mich, dass der Wechsel geklappt hat. Ich möchte nun die Mannschaft so schnell wie möglich kennenlernen und mich ins Team integrieren.

David Čolina bei seiner Vorstellung

Drücken wir ihm die Daumen, dass er seine Ziele so schnell wie möglich erreicht und den FCA somit tatkräftig unterstützen kann. Sein Vertrag läuft bis 30.06.2027.

Foto: FC Augsburg

Dion Drena Beljo

Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich süchtig nach Fußball bin. Daher ist es auch kein Wunder, dass die Transferperioden für mich immer ein Highlight sind, die ich ganz genau beobachte. Auch auf die Konkurrenz habe ich dabei gerne ein Auge. Daher staunte ich nicht schlecht, als letzte Woche plötzlich das Gerücht um Dion Beljo aufploppte, wusste ich doch, dass den ganzen Sommer über Ligakonkurrent Borussia Mönchengladbach den kroatischen Mittelstürmer verpflichten wollte. Auch Borussia Dortmund, der VfB Stuttgart, Eintracht Frankfurt und der VfL Wolfsburg zeigten einst Interesse. Ein Transfer des Spielers scheiterte aber an der geforderten Ablöse.

Doch viele Telefonate mit unserem Coach Enno Maaßen später, fiel letztendlich die Entscheidung. Dion Drena Beljo, eines – wenn nicht gar das größte – Talent seines Landes, wechselt zu uns an den Lech. Er unterzeichnete einen Vertrag bis 30.06.2027. Nicht nur seine Körpergröße von 1,95m, die ihn als sehr kopfballstarken Spieler auszeichnet, ist beeindruckend, sondern auch seine Leistungsdaten können sich sehen lassen. Aber dazu komme ich gleich.

Wie sein kroatischer Teamkollege, wurde Dion in der Hauptstadt Zagreb geboren. Am 01. März diesen Jahres feiert er seinen 21. Geburtstag. Seine ersten Erfahrungen im Fußball sammelte er bei seinem Heimatclub HNK Cibalia Vinkovci. Hier durchlief er sämtliche Jugendabteilungen und stieg letztendlich im Jahr 2018 mit einem zarten Alter von 16 Jahren in den Herrenbereich auf. Nur ein Jahr später wechselte er nach Osijek, wo er zwei Jahre lang für die zweite Mannschaft des Nogometni klub auflief. In insgesamt 38 Spielen in der Prva NL, also der zweiten kroatischen Liga, steuerte er neun Tore und drei Vorlagen bei und zeigte damit trotz seines jungen Alters schon seinen Zug zum gegnerischen Kasten.

Foto: FC Augsburg

Seinen großen Durchbruch feierte er in der Saison 2021/22, als Beljo an den kroatischen Ligakonkurrenten NK Istra 1961 ausgeliehen wurde. 37 Mal stand er für Istra in der Liga und im Pokal auf den Platz und sammelte dabei unglaubliche 24 Scorerpunkte. Aufgeteilt in 20 Tore und 4 Assists. Im Hrvatski nogometni kup wurde er mit fünf Toren in drei Spielen zum Torschützenkönig gekürt. Und auch in der aktuellen Spielzeit hat er schon fleißig Tore gemacht, wie es sich für einen Mittelstürmer gehört. Insgesamt sind es neun Stück in derzeit 19 abgelieferten Partien.

Und nun startet also das Abenteuer „Bundesliga“ für den siebenmaligen U21-Nationalspieler, der bisher ebenfalls von Verletzungen verschont geblieben ist.

Es war sehr beeindruckend, wie sich die Verantwortlichen des FCA um mich bemüht haben. Sie haben mir die Ziele und Perspektiven des Vereins aufgezeigt, mit denen ich mich voll und ganz identifizieren kann. Daher bin ich sehr glücklich über den Wechsel. Die Bundesliga ist eine der besten Ligen Europas und es ist für mich sehr reizvoll, mich auf diesem Niveau zu beweisen. Ich möchte mit Toren und Vorlagen sowie meinem Einsatz helfen, dass wir als Mannschaft erfolgreich sind.

Dion Beljo über seine Verpflichtung

Der 1,95 Meter große Beljo bringt einige Stärken mit, die das Augsburger Spiel durchaus beleben könnten. Sport-Geschäftsführer Stefan Reuter beschreibt Dion als „körperlich starken Mittelstürmer“, was er im Testspiel gegen den VfL Wolfsburg durchaus schon unter Beweis konnte. Aber natürlich braucht der 20jährige noch ein wenig Eingewöhnungszeit und vor allem auch Trainingseinheiten mit dem Team. Dion Beljo hat eine sehr gute Positionsfindung und öffnet durch sein Spiel mit dem Rücken zum Tor auch Räume für seine Teamkollegen. Seine Körpergröße bringt ihm weitere Vorteile wie z.B. Kopfballstärke oder auch, die Aufmerksamkeit der gegnerischen Abwehr auf sich zu ziehen. Das wiederum kann den Weg für Demirovic und Berisha frei machen.

Wir dürfen also gespannt sein, ob Dion seine Qualitäten in der Bundesliga ebenso zeigen kann wie in der SuperSport HNL.

Irvin Cardona

Der 25 Jahre alte Mittelstürmer wurde in Nîmes, einer wunderschönen Stadt in Südfrankreich, geboren. Sein Geburtstag fällt genau auf den offiziellen Gründungstag unseres geliebten FCA. Wenn das mal kein gutes Zeichen ist, oder? 😉

Foto: FC Augsburg

Seine ersten Schritte im Fußball machte Irvin im Alter von sechs Jahren bei US Le Pontet, bevor er im Jahr 2012 zum AS Monaco wechselte. Bis zum Jahr 2017 durchlief Cardona die Jugendabteilungen des monegassischen Clubs und spielte ebenso für deren zweiten Mannschaft. Doch am 02. Februar 2017 durfte sich Irvin schließlich über sein Debüt freuen, als Trainer Leonardo Jardim ihn in der Pokalpartie gegen den FC Chambly einwechselte. In der 78. Minute kam der heute 25jährige Spieler für Pierre-Daniel N’Giunda in die Partie, die Monaco nach Verlängerung mit 4:5 für sich entscheiden konnte. Zehn Tage später kam unser neuer Stürmer auch in der Ligue 1 das erste Mal zum Einsatz.

Nachdem er mit Monaco in der Saison 2016/17 die französische Meisterschaft feiern durfte, ließ sich Irvin Cardona im Juli 2017 für zwei Jahre an Cercle Brügge verleihen. Dort schien er sich sichtlich wohl zu fühlen. In seinem ersten Jahr in Belgien verhalf er Brügge zum Aufstieg von der damaligen Proximus League in die Jupiler Pro League. In 17 Liga- und Aufstiegspartien konnte er sieben Tore und weitere sieben Vorlagen beisteuern. Und auch im Folgejahr konnte er mit sieben Scorern überzeugen.

2019 ging es für Irvin letztendlich zurück nach Monaco, aber nur kurz. Denn knappe sechs Wochen später verkaufte ihn sein Ausbildungsverein an Stade Brest. In den letzten drei Spielzeiten kommt er hier auf wettbewerbsübergreifend 109 Spiele, 19 Tore und sieben Assists.

Hoffentlich kann er bei uns auch sein Können unter Beweis stellen…

In dieser Saison lief es für den Franzosen bisher nicht so gut, was einem kleinen Formtief geschuldet ist, das jeden Spieler einmal treffen kann. Gerade einmal 225 Einsatzminuten stehen auf seiner saisonalen Vita. Hoffen wir für ihn, dass der Wechsel nach Augsburg einen neuen Impuls in seinem Leben setzt und er beim FCA seine früheren Leistungen abrufen kann. Vertraglich ist er ebenfalls bis 2027 an die Fuggerstädter gebunden.

Kelvin Yeboah

Weil alle guten Dinge drei sind, hat Stefan Reuter noch einen dritten Stürmer aus seinem imaginären Hut gezaubert. Manch einer mag der Name Yeboah tatsächlich etwas gesagt haben, denn einst kickte ein gewisser Anthony „Tony“ Yeboah für Eintracht Frankfurt und den Hamburger SV. Nun tritt also sein Neffe in seine Fußstapfen.

Am 06. Mai 2000 wurde Kelvin Kwarteng Yeboah in der ghanaischen Hauptstadt Accra geboren, wuchs aber in Italien auf. Seine Jugendausbildung im Fußball absolvierte er an den Akademien von West Ham United und des AC Gozzano. Im November 2017 durfte er mit gerade einmal 17 Jahren ein Probetraining beim dänischen Erstligisten Aarlborg BK absolvieren. Den Rest der Saison 2017/18 spielte er für den AC London. In 19 Partien in der Combined Counties League erzielte er sechs Tore.

Danach folgte der erste Schritt in den Profibereich, als er beim damaligen österreichischen Zweitligisten WSG Wattens einen Jahresvertrag unterzeichnete. Sein Debüt in der zweiten Liga gab er am dritten Spieltag, als er gegen den SK Austria Klagenfurt eingewechselt wurden. Mit Wattens stieg Kelvin als Zweitligameister auf, woraufhin sich der Verein in WSG Tirol umbenannte. Yeboah verlängerte seinen Vertrag und spielte noch zwei weitere Spielzeiten für den Verein. Insgesamt kommt er auf 63 Spiele, 14 Tore und neun Assists für die WSG.

Foto: FC Augsburg

Sein richtiger Durchbruch gelang dem heute 22jährigen Spieler bei seiner zweiten Profistation SK Sturm Graz, für die er ab Februar 2021 auflief. In wettbewerbsübergreifend 45 Partien sammelte der Stürmer insgesamt 30 Scorerpunkte – aufgeteilt in 20 Tore und zehn Torvorlagen. Besonders beeindruckend war dabei die Hinrunde der Saison 2021/22, in der er in 18 Spielen 11 Tore erzielte und dabei hinter Karim Adeyemi zweitbester Torschütze der Liga wurde.

Kein Wunder also, dass mit Genua CFC schon bald ein Club aus der italienischen Heimat anklopfte. Da die Ablöse in Höhe von 6,5 Millionen Euro einen Rekord für Sturm Graz bedeutete, blieb ihnen nichts anderes übrig, als Yeboah ziehen zu lassen. Allerdings konnte Kelvin Genua nicht vor dem Abstieg in die zweite Liga bewahren. Dazu sei allerdings gesagt, dass Genua gleich neun Mittelstürmer unter Vertrag hatte. Sich da durchzusetzen ist auch nicht einfach.

Ich persönlich kenne Kelvin Yeboah schon seit Grazer Zeiten und kann daher sagen, dass er uns durchaus Freude bereiten kann, wenn er an seine dortigen Leistungen anknüpft. Besonders hervorzuheben ist seine Geschwindigkeit, die das Spielsystem von Enno Maaßen so dringend benötigt. Auch seine Polyvalenz ist nicht zu verachten, denn gerade bei Genua wurde der Stürmer auch oftmals auf den Flügeln, aber auch als hängende Spitze und im offensiven Mittelfeld eingesetzt. Nicht zu vergessen: Wie auch seine neuen Teamkammeraden ist Kelvin Teil der U21 seines Heimatlandes Italien.

Der gebürtige Ghanaer kommt per Leihe zu uns nach Augsburg und darf bis zum Sommer sein Können unter Beweis stellen. Allerdings besitzt der FC Augsburg eine Kaufoption, die laut Transferexperte Gianluca Di Marzio bei sieben Millionen Euro liegen soll. Und ein kleiner Funfact noch am Rande: Wir haben ihn Schalke 04 dem Vernehmen nach direkt vor der Nase weggeschnappt.

Das kann sich definitiv sehen lassen…

Mein persönliches Fazit

Die fünf bisher verpflichteten Spieler passen allesamt in das Beuteschema des FC Augsburg. Jung und dynamisch sollte es nach Wünschen unseres Coaches werden. Jung und dynamisch hat er bekommen. Ich denke, die Spieler könnten sehr gut mit dem von ihm favorisierten 4222-System harmonieren. Allerdings muss man den Spielern auch Zeit gewähren, um sich ins Team zu integrieren. Bundesliga ist halt doch ein anderes Kaliber.

Aber gerade in der Breite, würde ich sagen, hat sich der FCA doch recht gut verstärkt. Während des Verletzungschaos in der Hinrunde, konnte man kaum offensiv von der Bank nachlegen. Nun hat man sich hier Ersatz geholt und facht gleichzeitig den Konkurrenzkampf an. Und Konkurrenz belebt ja bekanntlich das Geschäft.

Doch ob das die einzigen Zugänge gewesen sind? Ich bezweifle es, denn dem Vernehmen nach möchte man noch jemanden für das defensive Mittelfeld holen. Hier stehen Tim Breithaupt vom Karlsruher SC und Ron Schallenberg vom SC Paderborn derzeit ganz oben auf der Liste. Bei einem potentiellen Abgang von Carlos Gruezo ist das auf jeden Fall zwingend notwendig. Aber ob Enno einen seiner Wunschkandidaten bekommt, ist noch vollkommen offen. Das wird sich in den nächsten Tagen zeigen, denn noch ist das Transferfenster geöffnet und so bleibt es spannend wie zuletzt.

Nicht besser

Viel hat sich beim FC Augsburg getan, seitdem Klaus Hofmann und Markus Weinzierl selbst ihre Abschiede im Sommer kommuniziert haben. Mit Enno Maaßen gibt es einen neuen, jungen, hungrigen Cheftrainer, der den FC Augsburg zwischenzeitlich zum bis dato besten Saisonstart der Bundesligajahre geführt hat. Das Schließen der Lücke an der Spitze des FC Augsburg 1907 e.V. hat etwas länger gedauert. Dem Verein steht mittlerweile Markus Krapf vor, der seit seiner Ernennung als Vorstandsvorsitzender versucht, Impulse zu setzen und Entwicklungen anzustoßen.

Und dennoch gibt es Bereiche, in denen noch Luft nach oben ist in der Entwicklung des FCA. Augen auf: Heute geht es darum, was immer noch nicht besser geworden ist, rund um den FC Augsburg.

Fanrechte

Nach den Pyroeinsätzen in der ersten Pokalrunde, gab es eine restriktive Ansage von Seiten des Vereins, dass Choreografien von offizieller Seite freizugeben wären. Es war nicht die erste solcher Ansagen in den letzten Jahren. Das miteinander aller Beteiligten rund um den Fußballplatz ist ein wackeliges Gerüst. Es scheint in der letzten Zeit weiterhin so, als ob gerade die Polizei kein Problem damit hat, die Lage eskalieren zu lassen. In Mainz wurde vor kurzem beim Spiel gegen Köln Pfefferspray eingesetzt. Beim Derby zwischen HSV und St. Pauli zeigen Videobilder, wie ein Polizist auf einen Fußballfan einprügelt.

Trotz vieler Kontrollen konnte die Pyro-Aktion der Augsburger Fans nicht verhindert werden. (Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Gerade beim Auswärtsfahren kann es einem die Laune schon mal verhageln. Schon recht früh in der Saison haben FCA Fans berichtet, wie sie in Bremen von Werder Fans attackiert wurden. Und auch beim Auswärtsspiel gegen Stuttgart verlief bei weitem nicht alles reibungslos. Eine geplante Choreografie der Augsburger Fanszene wurde verhindert. Die Kontrollen am Stadioneingang wurden mit absurder Langsamkeit durchgeführt, so dass einige der Anhänger trotz rechtzeitiger Anreise den Anpfiff und einen Teil der ersten Halbzeit verpassten. Von den Schlangen am Getränkestand gar nicht erst zu sprechen, derweil der Gästebereich nicht ausverkauft war. Die grundsätzliche Behandlung von Fußballfans lässt weiterhin zu wünschen übrig und es ist auch beim FCA Zeit, dass sich hier was tut.

Einstellung auf dem Platz

Wenn dann auf dem Rasen der Ball rollt, hat sich der FCA eine eklige Spielweise angeeignet, die ich befürworte und die Gegner schon mal an den Rand des Wahnsinns treiben kann. Diese Spielweise hat allerdings auch eine Rückseite der Medaille. Nicht jeder Zweikampf wird mit Sinn und Verstand geführt. Nicht jedes Einsteigen ist in dieser Form notwendig. Beispielhaft möchte ich das Spiel gegen RB Leipzig hervorheben. Klar, der Iago-Platzverweis ist die Spitze des Eisbergs. Die gelbe Karte von Mergim Berisha war allerdings auch nicht gerade schlau. Der Ellbogen war da einfach drüber in dem Kopfballduell und führte dann dazu, dass auf Grund dieser gelben Karte Florian Niederlechner auf dem Platz blieb, als es darum ging, dass nach dem Iago-Platzverweis defensiv gewechselt werden musste.

Insgesamt führt der FCA die Liga in der Kartenstatistik an. Und eben nicht, weil die Spielweise das erfordert. Sondern auch, weil man teilweise undiszipliniert in der Zweikampfführung und im Verhalten auf dem Platz ist. Weil man zu viel und zu deutlich mit dem Schiedsrichter diskutiert. Ganz klar ist an dieser Stelle auch, dass nicht alle Entscheidungen der Schiedsrichter korrekt waren. Es hätte dem Team und den Verantwortlichen trotzdem nicht geschadet, in der ein oder anderen Situation mehr einen kühlen Kopf zu bewahren. Und es braucht hier auch klare Ansagen von Trainerseite.

Auswechslungen und Einsätze der Jugendspieler

Und in mancher Situation wäre es gut vom Trainer gewesen, Spieler vor ihrem Schicksal zu bewahren. Hätte Enno Maaßen Elvis Rexhbecaj gegen Stuttgart, nachdem schon feststand das Carlos Gruezo gegen Frankfurt gelb-gesperrt fehlen würde, vor seiner gelben Karte vom Platz genommen, hätte das die Lage gegen die Frankfurter Eintracht verbessern können. Andererseits ist schlicht nachgewiesen, dass frühe und vermehrte Wechsel die Siegchancen erhöhen können. Gegen Stuttgart, bei offensichtlichem Kräfteverschleiß, Arne Maier nicht früher zu bringen, ist mir ein Rätsel. Maaßen wechselt grundsätzlich viel weniger als sein Vorgänger Weinzierl.

Nicht jede Veränderung ist in diesem Zusammenhang positiv. Bei der durch Ausfälle und Verletzungen geprägten Kadersituation hätten zwangsläufig mehr Spieler aus dem eigenen Nachwuchs auf Minuten kommen müssen. Hier wurde in der Hinrunde bisher nur Lukas Petkov öfter eingesetzt. Gerade einen Aaron Zehnter vermisste man in der Bundesliga auf dem Platz bisher. Und das gerade wo Enno Maaßen zum FC Augsburg kam, um diese Jungs zu entwickeln und ihre Perspektiven zu verbessern. Zumindest an den Einsatzzeiten ist das momentan (noch?) nicht zu erkennen.

Kader und Vertragsverlängerungen

Die wenigen Auswechselungen haben aber vielleicht in der Mehrzahl mit dem an manchen Stellen sehr dünn besetzten Kader zu tun. Wollte man vor der Saison noch einen Stürmer dazu nehmen und klappte das mit der Berisha-Leihe grundsätzlich, so gab man dann aber auch noch dem Drängen von Ricardo Pepi nach und ging im Sturm schon dünn besetzt in die Saison. Auch auf den offensiven Außen fehlte angesichts der Verletzungen von Noah Sarenren Bazee und Ruben Vargas zu Saisonbeginn schon immer die Tiefe. Auf die Verpflichtung eines Neuzugangs verzichtete man trotzdem. Nach dem Ausfall von André Hahn schmerzte das umso mehr. In der Innenverteidigung hatte man zwischenzeitlich schlicht gr0ßes Verletzungspech. Aber es ist eben auch so, dass die nicht gemachten Hausaufgaben aus dem Sommer gerade nach der Systemumstellung vor dem Spiel gegen Bremen deutlich zu Tage traten, wo jetzt deutlich mehr offensive Kräfte zum Einsatz kommen. Die Augen richten sich mit Spannung auf die Winterpause.

Rafal Gikiewicz‘ Zukunft hängt an einer Vertragsoption. Warum nicht jetzt schon Nägel mit Köpfen machen? (Photo by Adam Pretty/Getty Images)

Hier könnte sich der FCA neben dem ein oder anderen Zugang auch schon mit den Weichen für die kommende Saison beschäftigen. André Hahns Vertrag läuft aus, und gehört verlängert, zumindest um 1 Jahr. Freddy Jensens Vertrag läuft aus und Jensen sollte bleiben. Dazu hat man für Rafal Gikiewicz eine Vertragsoption. Welche Gründe sollte es hier geben, diese nicht zu ziehen? Im Falle einer Neuverpflichtung könnte man so zumindest eine Ablöse erzielen. Die Zeiten, in denen wir gute Spieler ziehen lassen – wie zuletzt im Falle von Rani Khedira – und nichts im Gegenzug erhalten, sollten vorbei sein. Hier hätte auch längst etwas passieren können. Die TSG Hoffenheim hat seit der Sommerpause mit 3 Spielern Verträge verlängert. Auch andere Bundesligisten waren nicht untätig. Man fällt hier mal wieder etwas zurück.

Abseits der rosa Brille

Was am Ende verbleibt sind die unerfüllten Hoffnungen. Ja, die Saison verlief zeitweise super. Aber am Ende ist es so oft wie im Heimspiel gegen RB Leipzig: es hätte noch besser sein können. Die personellen Sorgen waren zeitweise groß und hemmten die Möglichkeiten. Dies ist dabei auch ein selbstgemachtes Problem durch die Kaderzusammenstellung und das Verhalten auf dem Platz. Und dennoch kam die Jugend nicht zum Zug und hat es rund ums Stadion nicht immer Spaß gemacht.

Als Fußballfan gibt man die Hoffnung ja nicht auf. Wer weiß es schon, vielleicht erleben wir die Rückrunde unseres Lebens. Dann muss sich an manchen Stellen aber definitiv noch etwas tun. Und die Veränderungen beim FCA haben ja die Managementpositionen nur bedingt betroffen. Die Augen richten sich so zumindest seit Abpfiff der Partie gegen den VfL Bochum auf Stefan Reuter. Was passiert in der ersten gut vorbereiteten Transferphase seit dem Abschied von Klaus Hofmann? Es bleibt spannend.

Custom App
WhatsApp
WhatsApp
Custom App

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen