Wenn zuletzt vom FCA geredet wurde, dann war außerhalb von Augsburg schon mal zu hören, dass die Art und Weise des FC Augsburg Fußball zu spielen, Teil der Halloween Berichterstattung werden sollte. Und guten Morgen, da sind wir. Happy Halloween!
Max-Jacob Ost, Moderator des Fußballpodcasts Rasenfunk und von uns höchst geschätzter Fußballjournalist, stellte in diesem Zusammenhang auf Twitter fest: „Enttäuschend, dass Augsburg wieder Augsburg ist.“ Die Aussage liegt auch darin begründet, dass der FC Augsburg nicht wie dies von Fußballästheten immer wieder gefordert wird, versucht Spiele über den Ballbesitz zu kontrollieren. Man hat es sogar aufgegeben, an vielen Stellen den Ball überhaupt zum eigenen Mann zu spielen. Und verursacht beim Gegner schon mal Schmerzen, wenn man ihn dann wieder haben will.
Dies wird deutlich von relevanten Statistiken belegt. Unter 60% Passquote sprechen hier in manchen Partien eine sehr deutliche Sprache. Dazu kommen recht viele gelbe Karten. Gegen Wolfsburg waren es, wenn man die Verwarnung für Stefan Reuter nicht mit einrechnet, fünf an der Zahl. Und nicht ohne Grund fehlten gegen Köln mit Gouweleeuw und Bauer zwei Innenverteidiger nach ihrer jeweils fünften gelben Karte. Und fehlen jetzt Gruezo und Rexhbecaj am nächsten Wochenende. Und fehlte Iago nach gelb-roter Karte gegen Stuttgart. Nur wenige Spiele nachdem Mergim Berisha auf Grund eines Platzverweises aussetzen musste. Und trotzdem hatte der FCA vor der Partie gegen den FC aus Köln in vier Partien nicht verloren und in Summe über vier Spiele 10 Punkte geholt. Sportlich geht das Konzept auf, auch wenn der FCA in den letzten Partien nicht mehr ganz so viele Punkte einfahren konnte. Gegen Leipzig und Stuttgart hätte man gut und gerne 4 Punkte aus 2 Partien holen können. Wenn wir bei Halloween bleiben wollen: Es ist kein Trick. Für den Gegner gibt es viel Saures.
Gegenpressing und Offensivpressing
4/10 Bällen gehen zum Gegner, und das ist auch so gewollt. Warum? Erstens: Um Tore zu schießen, muss man sich in der Nähe des gegnerischen Tors aufhalten. Der Ball auch. Wer den aber erstmal hat, ist nicht allzu bedeutend. Er soll nur in der Nähe des gegnerischen Tors bleiben. Dann kommt als Zweites ein von Enno Maaßen verbessertes Konzept: er hat der Mannschaft ein Gegenpressing-System vermittelt, das es dem FCA erlaubt nach Ballgewinn des Gegners den Ball schnell zurückzuerobern. Vereinfacht gesagt ist der Plan, dem Gegner den Ball in möglichst schwieriger Position zu überlassen, sollte man ihn offensiv nicht selbst halten können und dann möglichst geballt hinterherzujagen.
Aber auch dann, wenn der Gegner nach Ballgewinn länger eigenen Ballbesitz hat, bekommt er keine Verschnaufpausen. Maaßens Team ist dazu übergegangen, deutlich offensiver zu pressen und den Gegner früher unter Druck zu setzen. Hatte man dies in den Vorjahren auch unter Markus Weinzierl und Vorgängern schon mal gesehen, ist der entscheidende Unterschied nun, dass das Team in der Lage ist, dies nun fast konstant durchzuziehen (am Spielende gehen dann schon mal die Körner aus). Und der Gegner bekommt so im Spielaufbau kaum einfache Momente und muss auch für einfache Eröffnungen hart arbeiten. Stuttgart fand sich in manchen Phasen des Spiels im und rund um den eigenen 16er gefangen. Gruselig.
Konsequenz und Konzentration
Einerseits sind bei diesem Konzept die Offensivspieler gefordert. Sie sind es, die immer und immer wieder konsequent und konzentriert anlaufen und Druck machen müssen. Auch wenn es vielleicht nicht zum schnellen Erfolg führt. Mit dem Wissen, was es dem Gegner abverlangt, das Pressing wieder und immer wieder auszuspielen und sich zu befreien. Und lasst uns ehrlich sein: die Offensiven haben in der letzten Phase einen tollen Job gemacht und sich hier in der ersten Reihe richtig reingeworfen.
Das Konzept erfordert allerdings auch an anderen Stellen eine besondere Konsequenz. Einerseits ist die gesamte Mannschaft gefordert aufzurücken und die Räume eng zu machen, so dass hinter der ersten Pressinglinie keine großen Zwischenräume entstehen. Hier sind gerade die zentralen Mittelfeldspieler gefordert, die teilweise sehr große Räume abdecken und schnell schließen müssen und hier immer wieder mannbezogen verteidigen. Der Druck lastet dann allerdings auf der hintersten Reihe. Diese steht hoch und wenn der Gegner seine Angreifer mit vertikalen Bällen in die Räume schickt muss die letzte Reihe mit Schnelligkeit und Absolutheit verteidigen. Und im Zweifel eine gelbe Karte in Kauf nehmen. Bis jetzt ist es an dieser Stelle in der Viererkette immer bei gelb geblieben (Iagos gelb-rot hatte andere Ursachen) und die Mannschaft hat die Anzahlt der Gegentore pro Spiel seit Saisonbeginn zwischenzeitlich deutlich verringern können.
Antizipation
Der Fußball in der Bundesliga wird jede Woche rauf und runter analysiert. Die Trainer erkennen, was beim Gegner gut funktioniert und was eher nicht. Und vom FCA weiß momentan jeder, dass das Team unangenehmer zu spielen ist, als die meisten anderen Clubs in der Bundesliga. Es zermürbt Gegner sichtlich. Es ist eine Freude, wenn sie sich aufregen und die Art und Weise sie auf die Palme bringt. Es bringt mich zum Grinsen. Wenn der gegnerische Trainer motzt, dann weiß ich, dass wir sie am Wickel haben.
Es ist eine große Leistung von Enno Maaßen, dass er aus dem Kader eine Mannschaft geformt hat, die sich aufreibt und diese Einsatzbereitschaft auf dem Platz zeigt. Mittlerweile weiß die Mannschaft, dass sie gegnerische Teams mit dieser Spielweise durchrütteln kann. Und dieses Wissen und Selbstvertrauen wird in sich selbst zu etwas wertvollem. Nun muss es Enno Maaßen nur noch hinbekommen, dass das Team abgeklärter und aufgeräumter als der Gegner reagiert, wenn hitzige Situationen entstehen. Denn diese entstehen immer wieder. Wenn das Team und besonders einzelne Spieler dann cool bleiben können, wird es in den nächsten Spielen noch gruseliger für die Gegner. Auch wenn Halloween dann schon wieder vorbei ist. Ho, ho, ho.
Es war nach dem Hertha-Heimspiel, als selbst die hartgesottenen und leidgeprüften Anhänger des FCA anfingen zu zweifeln. Was sollte das noch werden? Die Mannschaft hatte es erneut nicht geschafft, nach einem Rückstand in ein Spiel zurückzukommen. Hatte Enno Maaßen das Zeug zum Bundesligatrainer? Oder war der von Stefan Reuter zusammengestellte Kader einfach zu schlecht? Schlicht, es passte nicht. Und Fragen kamen auf.
Danach kam die positive Wende. Der FCA vermied es schlicht in Rückstand zu geraten. Giki war immer zur Stelle. Auch als es unmöglich schien. Und nach vorne konnte man sich endlich auch Chancen erarbeiten. Und zweimal den Führungstreffer erzielen. Und so gewann der FCA sowohl gegen den SV Werder als auch die Bayern und konnte sich im Mittelfeld der Tabelle platzieren, bevor es in die Länderspielpause ging, aus der – oh Wunder – alle Nationalspieler unverletzt zurückkamen. Im Spiel gegen Schalke ließ man sich nun auch von einem zwischenzeitlichen Ausgleich der Knappen und einer Unterzahl aus der Ruhe bringen. Es könnte sich das Gefühl einschleichen, dass es beim FCA in die richtige Richtung geht. Dieses Gefühl lässt sich unterfüttern:
Punkte, unersetzlich
Du kannst so gut oder schlecht spielen in dieser Liga, so lange du Punkte holst. Jede sportliche Entwicklung bringt nichts, wenn Spiele nicht gewonnen werden. Ruhe kommt deshalb rein, weil man 3er gegen Bremen und die Bayern geholt hatte. Nach dem glücklichen Sieg gegen Leverkusen war man hernach in der Tabelle abgerutscht und stand zwischenzeitlich schon unter den letzten drei. Sich aus dieser Lage dann erstmal wieder zu befreien und ein kleines Polster aufzubauen ist Gold wert. Und vielleicht später den Klassenerhalt.
Das ermöglichte es, in der Länderspielpause in Ruhe zu arbeiten und das Konzept zu verfeinern. Und sorgt zusätzlich dafür, dass die Mannschaft Selbstbewusstsein tanken konnte. Gerade wenn der Gegner dann mal Druck erzeugt, wie Schalke nach dem 0:1 atmet es sich dann viel lockerer durch die Hose. Die Jungs lassen sich dann momentan nicht aus der Ruhe bringen. Anstatt dessen fahren sie ganz cool einen Konter und stellen auf 2:0. Und selbst nach dem Ausgleich und der gelb-roten Karte für Mergim Berisha stellt der FCA dann mit vorher besprochenen spielerischen Ansätzen auf 3:2. Und sammelt weiter Punkte.
Tore und die Gefahr, diese zu erzielen
Punkte gibt es nicht ohne Tore. Die beste Abwehrleistung nützt nichts, wenn man als Mannschaft nicht in der Lage ist Tore zu erzielen. Auch hier gab es kurzfristig Besserung. 1,78 xG gegen Bremen und 2,21 xG gegen die Bayern waren jeweils neue Saisonbestwerte für den FC Augsburg. Man hätte entsprechend gegen beide Clubs auch mehr Tore erzielen können. Die Chancen dafür waren da.
Und das gibt Hoffnung. Hoffnung darauf, auch in der näheren Zukunft Torgefahr erzeugen zu können. Und dabei nicht auf Teufel komm raus auf Ballbesitz setzen zu müssen. Auch gegen Schalke war erneut der Plan, lange Bälle zu spielen und die zweiten Bälle zu erobern. Man überließ dann gerne auch Schalke mehr die Initiative. Und nützte im Konter die Lücken in deren Defensive eiskalt aus. Torgefahr, so wichtig, egal wie man sie erzeugt (wir blenden in der Euphorie der Situation aus, dass die Torgefahr gegen Schalke mit einem xG Wert von 1,48 wieder etwas gesunken ist. Drei Buden für ein Hallerluja).
Spieler mit positiver Entwicklung
Damit das funktioniert, müssen auch die Spieler persönlich ihre Leistung bringen. Und hier ist es am Trainerteam. Die Spieler sollen sich individuell verbessern und ihr maximales Leistungsvermögen ausschöpfen können. Einerseits hat Enno Maaßen Neuzugänge zur Verfügung gestellt bekommen, die schon ihre Qualität zeigen konnten. Berisha, Demirovic und Rexhbecaj sind aus der Mannschaft momentan nicht wegzudenken. Und Maxi Bauer wurde irrsinnig gut integriert und avancierte direkt zum absoluten Leistungsträger.
Aber auch bei anderen Spielern sieht man schon einen Formanstieg gegenüber der Vorsaison. Zuvorderst darf man hier Rafal Beton Gikiewicz nennen. Selbst bei all der Kommunikation im Vorfeld der Saison liefert der Pole absolute Weltklasse-Leistungen ab und hat sich gesteigert. Maaßen wird mit seiner Kommunikation einen Teil dazu beigetragen haben. Es gibt zudem weitere Überraschungen. Einerseits war hier rechts hinten zuletzt Robert Gumny zu nennen (und wir sehen über den einen groben Patzer gegen Schalke vor dem 2:2 einmal hinweg, da er gegen Schalke trotzdem statistisch der stärkste Mann in der Viererkette war und einen Assist zum Siegtor lieferte). Gegen die Bayern stand er defensiv sehr solide, hatte in der Viererkette die zweitmeisten Ballkontakte und die zweitbeste Passquote. Und auch im defensiven Mittelfeld konnte man sich verwundert die Augen reiben. Statistisch gesehen hat Carlos Gruezo gegen die Bayern eine bessere Partie abgeliefert als Elvis Rexhbecaj, wenn man Who Scored glauben mag. Für Arne Maier bleibt da momentan nur die Bank. Gerade diese Entwicklungen auch bei einzelnen Spielern machen mir Hoffnung, dass es nachhaltig voran geht.
El Presidente
Und wer hat den Schalter umgelegt? Die Unterschiede gerade in der Bundesliga sind manchmal minimal. Jeder positive Einfluss ist herzlich willkommen. Max Krapfs Serie der Siegesspiele als Präsident hält weiterhin an. Seitdem er vor dem Bremen-Spiel das Ruder übernahm und die Mannschaft adressierte, läuft es. Das mag nur purer Zufall sein, aber auch am Sonntag war er gegen Schalke wieder vor Ort. Der FC Augsburg wollte nie ein Maskottchen haben. Jetzt haben wir gerade Glücksbringer Krapf.
Der hat über seine pure Präsenz hinaus durch seine Amtseinführung und auch den darauf folgenden Mitgliederabend gezeigt, dass er anpacken und den FC Augsburg voran bringen will. Und zwar so, dass sich viele der Anhänger damit identifizieren können. Bei vielem wird sich noch zeigen, wie nachhaltig die Entwicklung ist (genau wie bei der sportlichen Entwicklung der Mannschaft). Zumindest Hoffnung auf bessere Zeiten hat sich bei mir wieder eingeschlichen. Ist es diesmal vielleicht nicht nur eine Aufwärtskurve in der typischen Augsburger Achterbahn? Für den Moment mag ich es gerne glauben.
Der Saisonstart unter Enno Maaßen hat erst einmal keine Jubelstürme hervorgerufen. Nach 5 Spielen standen 3 Punkte zu Buche und auf Grund der mageren Chancenanzahl war auch nicht viel mehr drin. Offensive Gefahr war oft nicht vorhanden. Und in Rückstand zu geraten war schon spielentscheidend, weil die Mannschaft nicht zurückfand. Danach nun 2 Siege. Zweimal 1:0. Zuerst in Bremen gegen den Aufsteiger. Danach daheim gegen die Bayern. Bedeutet zwischenzeitlich 9 Punkte und Mittelfeld.
Kurz durchschnaufen und dann weiter arbeiten in der Länderspielpause. Was kann man aus den zwei letzten Partien Positives mitnehmen?
Ein Team
Wer sich auf FCA TV die Interviews nach dem Bayernspiel anschaut, der erkennt schnell bei allen befragten Spielern ein Motto: Das Team steht im Mittelpunkt. Maxi Bauer, Elvis und Giki verweisen alle aufs Team. Enno Maaßen hatte gemeint, er habe in der Vorbereitung ein Teamgefühl etabliert. Ich würde sagen, es hat bis nach dem Hertha-Spiel gebraucht, dass dieses Gefühl zu etwas belastbaren geworden ist. Wie bei einer Kastanie ist die Schale aufgegangen und es hat sich eine Bundesligamannschaft gezeigt. Anstatt braun, glänzt sie rot-grün-weiß und macht uns alle Ehre.
Es war in der Presse die Rede von einem entscheidenden Meeting nach dem Hertha-Spiel. Sachliche Kritik auf den Punkt, die nicht alles hinterfragt sondern klar Positives wie Negatives benennt, vermute ich in diesem Meeting. Keine Panik. Aber auch klare Ansagen, mit welchen zusätzlichen Schritten man sich Erfolgserlebnisse sichern will. Zusammen. Einer für den anderen. Enno Maaßen hatte den nächsten Schritt auch schon vor der Saison benannt: jetzt musst du das Geschaffene zusammen halten. Das Teamgefühl weiter festigen. Es kommt mir jetzt schon stärker vor, als es lange war.
Für 3 Punkte
Es gibt eines, dass ich bei Manuel Baum immer besonders positiv fand. Manuel Baum wollte jedes Spiel gewinnen. Auf Sieg spielen. Diese Herangehensweise hat aus meiner Sicht zwei Aspekte: 1. Fußball wird gespielt, um zu gewinnen. Das ist das grundsätzliche Ziel des Spiels. Es ist schon fast philosophisch. Aber auch wenn es kurz vor Schluss noch unentschieden steht, ändert sich nichts am Ziel. 2. Durch die 3-Punkte Regel werden Mut und Siege überproportional belohnt. Wer es schafft zu gewinnen, wird in dieser Liga die Klasse halten und Erfolg haben. Zwischenzeitliche Rückschläge muss man ausblenden können.
Ich freue mich sehr, dass die Fokussierung aufs Gewinnen – auch wenn man der Außenseiter ist – unter Enno Maaßen wieder zurück ist. Elvis hat im Interview nach dem Bayern-Spiel dann auch schon den Blick nach vorne gerichtet: Man fahre auf Schalke, um zu gewinnen. Aber hallo. Genau das! Wenn das bedeutet, dass wir wieder mit vier Offensiven anlaufen, immer gerne. Wenn wir Schalke auf andere Weise überraschen können, her damit. Einzige Devise: Angriff!
Anpassungsfähigkeit
Hier zeigt sich dann auch schon die nächste wichtige Eigenschaft, die ein Trainer in der Bundesliga braucht. Er muss Lösungen finden, auch wenn es dazu führt bestehende Systeme zu hinterfragen. Das Abrücken von der 4er-Kette hat Markus Weinzierl letzte Saison gerettet. Jetzt wo Uduokhai und Oxford ausfallen, war es gerade die Rückkehr zur Viererkette und das Spiel auf den zweiten Ball in der Offensive, das den FCA unter Enno Maaßen wieder zurück in die Spur gebracht hat.
Das wird nun nicht dazu führen, dass Enno Maaßen seine Prinzipien über den Haufen wirft. Es verschafft ihm allerdings Zeit, um in Ruhe an der sportlichen Weiterentwicklung der Mannschaft zu arbeiten. Ich gehe entsprechend davon aus, dass die Taktik offensiv nicht dauerhaft diese Fixierung auf die zweiten Bällen behalten wird. Ein funktionierendes Element, um das er herum bauen kann, hat er aber damit zumindest schon mal gefunden.
Selbstbewusstsein vs. Rückschläge
Funktionierende Elemente hin oder her und bei aller Euphorie vor der Länderspielpause: es werden auch wieder Rückschläge kommen. Und genau dann wird sich zeigen, was diese kleine positive Welle Wert sein wird. Kann die Mannschaft nach einem Rückstand zurück ins Spiel kommen mit dem jetzt gestärkten Selbstbewusstsein und Vertrauen auf ihre Stärken? Werden sich in den schwierigen Momenten Führungsspieler auf dem Platz zeigen, an denen sich die Mannschaft aufrichten kann?
An dieser Stelle bleibt es spannend und manche offene Frage lässt sich noch nicht beantworten. Das kann ja aber auch gar nicht anders sein, weil die Entwicklung der Mannschaft noch lange nicht am Ende ist. Die Arbeit geht weiter, das kurze Zwischenhoch steigert ist aber doch sehr förderlich fürs Gemüt.
Auch am Druck hat sich nichts geändert. Mit den Partien gegen Schalke, Wolfsburg in der derzeitigen Verfassung und Köln kommt jetzt eine Phase der Saison, die wegweisend sein wird. Mit einer gesunden Punkteausbeute könnte sich das Team in die Lage versetzten, nicht dauerhaft im Abstiegskampf zu stecken. Und ich bin mir nicht sicher, ob ich jetzt nicht doch träume nach den letzten Jahren. Bisher war es mal wieder die typische FCA-Achterbahn, zumindest so lange, wie die Siegesserie nicht weiter ausgebaut wird. So weit hätte ich vor wenigen Wochen noch gar nicht zu träumen gewagt. Zumindest im Moment ist nicht auszuschließen, dass diese Saison nicht doch noch gut wird. Komisch, oder nicht?
Während zu Wochenbeginn der neue Präsident des FC Augsburg e.V. medial verkündet wurde (wir berichteten), bereiteten sich die Profis des Clubs auf die wichtige Auswärtspartie gegen Bundesligaaufsteiger Werder Bremen vor. Neu-Präsident Markus Krapf gab sogleich die Marschroute vor: „Man muss wieder zusammenrücken“ – ergo: es geht nur gemeinsam! Schön zu sehen daher, dass rund 500 FCA-Fans die über 700 Kilometer und sieben Autofahrtstunden gen Norden in Kauf nahmen. Und dies an einem Freitagabend um 20:30 Uhr – absolut fanunfreundliche Anstoßzeit auswärts im weit entfernten Weserstadion.
Vor dem Spiel
Außer den Langzeitverletzten (Strobl, Uduokhai, Oxford, Dorsch) waren alle Mann an Bord und traten die Reise nach Bremen an. Leicht angeschlagen war vor der Partie lediglich Arne Maier, der immerhin auf der Bank Platz nahm. Auch Freddy Jensen und Iago kehrten pünktlich vor dem Spiel zurück und stellten daher ernsthafte Optionen für die Startaufstellung dar.
Geburtstagskind Jensen blieb zu Beginn jedoch erstmal auf der Bank, stattdessen starteten Gruezo und Rexbecaj im zentralen Mittelfeld. Vorne in der Sturmzentrale begannen – recht ungewohnt – gleich drei Angreifer mit Niederlechner, Berisha und Demirovic. André Hahn ersetzte Daniel Caligiuri auf dem rechten Flügel. Enno Maaßen verwarf gedanklich vor der Partie also sein obligatorisches 3-5-2 und besann sich vielmehr auf ein 4-4-2 mit starkem Offensivdrang.
„Es wird auch aufgrund der Wetterbedingungen ein sehr intensives Spiel.“
FCA-Trainer Maaßen am DAZN-Mikro vor dem Spiel
Werder-Coach Ole Werner nahm eine Veränderung im defensiven Mittelfeld vor: „Königstransfer“ Jens Stage, an dem vor nicht allzu langer Zeit auch der FCA konkretes Interesse hatte, startete für Niklas Schmidt. Dies begründete der Bremen-Trainer vor der Partie wie folgt:
„Augsburg wird vermehrt auf lange Bälle setzen. Da wird es zu vielen Duellen in der Luft und um zweite Bälle kommen.“
Es regnete Freitagabend ziemlich stark im Bremer Umland – dementsprechend nass und rutschig war auch das Geläuf. Trotz dessen kamen 41.000 Fans ins Weserstadion. Die Augsburger Mannen zeigten sich direkt von Beginn an engagiert und hatten in Minute zwei die erste Chance des Spiels. Berisha suchte mit der flachen Hereingabe Sturmpartner Niederlechner, doch Werder-Goalie Pavlenka konnte den Ball parieren. Auch die nächsten Chancen in den ersten zehn Minuten verzeichneten die Augsburger, doch entweder stand ein Mitspieler im Abseits (Hahn, Niederlechner) oder ein Bremer konnte noch klären. In der achten Minute ergab sich so die beste Chance bis dato für den FCA: Flo Niederlechner, einmal nicht im Abseits, legte sich die Kugel am Hintermann der Bremer vorbei, verstolperte diese jedoch ins Toraus.
Werders erste richtige Chance ereignete sich in Minute zehn, Ducksch und danach Stage per Kopf, doch Gikiewicz im Augsburger Kasten hatte keine Mühe, diese beiden Abschlüsse zu parieren. Gefühlt war dies aber ein Hallo-Wach-Effekt für die Bremer, die sodann mutiger nach vorne spielten und die Abschlüsse suchten. So in Minute 14, als Stage auf Ducksch spielte, der direkt abziehen konnte, aber in Gikiewicz seinen Meister fand. Wenn der FCA gefährlich wurde, dann waren entweder Berisha oder Demirovic entscheidend beteiligt. In der 26. Minute brachte Augsburgs letzter Neuzugang eine zielgenaue Ecke an den ersten Pfosten, der aufgerückte Innenverteidiger Bauer kam an die Kugel, aber Füllkrug konnte (mit der Schulter) schlimmeres verhindern.
Bremen musste sodann in Minute 30 erstmals wechseln: Der angeschlagene Pavlenka musste mit bandagiertem Oberschenkel vom Platz, Zetterer kam mit 27 Jahren zu seinem Bundesligadebüt. Dieser Wechsel schadete den Bremern nicht, ganz im Gegenteil: In der 31. Minute erzielten die Grün-Weißen das vermeintliche 1:0 – jedoch wurde das Tor aufgrund einer Abseitsstellung per Videobeweis zurückgenommen. Der Bremer Jung befand sich einen Schritt im Abseits und blockte bei der Torerzielung durch Füllkrug zwei Augsburger entscheidend. Danach schienen beide Mannschaften ein wenig den Fuß vom Gaspedal nehmen zu wollen und es ging nicht mehr ganz so viel nach vorne. Einzig Florian Niederlechner köpfte kurz vor der Halbzeit eine Bogenlampe auf die Bremer Torlatte. Nach vier Minuten Nachspielzeit ging es für alle 22 Mannen verdientermaßen in die Kabinen zum Pausentee.
Eine Führung der Augsburger wäre – aufgrund der vielen Chancen – nicht unverdient gewesen, jedoch muss man die eklatante Chancenverwertung hier bemängeln und sich freuen, dass die Bremer das vermeintliche Führungstor nicht anerkannt bekommen hatten. Das wäre wohl ein deftiger Nackenschlag für offensiv deutlich bemühtere Augsburger gewesen. Eine von Zweikämpfen geprägte Partie war es bis dato allemal. Der verletzte Bremer Leonardo Bittencourt urteilte in der Halbzeitpause im DAZN-Interview: „Augsburg hatte schon die eine oder andere Aktion mehr im Strafraum, deswegen ist das 0:0 gerade noch gerecht.“
Zweite Halbzeit
Beide Mannschaften kamen unverändert aus den Kabinen und der FCA gab direkt Vollgas. Erst schloss Berisha – etwas übereilt – nach Ballgewinn ab, setzte den Ball aber deutlich über das Bremer Gehäuse, dann zog Niederlechner aus rund 18 Metern ab, Zetterer hatte damit aber keine Mühe. Wieder Niederlechner und Berisha, die jeweils etwas zu übereilt Schüsse aus der zweiten Reihe abgaben und nicht ihr Ziel fanden. Auch Bremen versuchte, die Offensivmannen im Sturmzentrum einzubinden, dies gelang jedoch nur selten, aber wenn, dann gefährlich. Erst konnte Weiser in Minute 59 einen Abschluss wagen, jedoch hatte Gikiewicz den Ball sicher. Dann kam Ducksch am zweiten Pfosten zum Kopfball, es war wieder Gikiewicz, der den Ball über die Latte lenkte.
Der bis dato beste Angriff der noch jungen Halbzeit führte zur Augsburger Führung: Gruezo auf Berisha, der mustergültig nach innen in den Strafraum gab, dort war Demirovic mitgelaufen und musste nur noch einschieben. Augsburg führte – und Bremen wechselte. Unter anderem kam Burke – der Bremer Superjoker – für Schmid. Jensen ersetzte beim FCA Torschütze Demirovic. In Minute 76 eine Großchance für den FCA. Berisha lupfte nach Fehlpass von Jung den Ball über Zetterer hinweg, aber der Ball ging nur an die Latte. Auch Bremen kam zu Chancen: Weiser auf Schmidt im Strafraum, doch Gikiewicz kam aus dem Kasten und parierte.
Die letzten knapp zehn Minuten der Partie waren dann kurios und rasant zugleich: Erst gab es einen umstrittenen Handelfmeter für Bremen. Bauer bekam ein Zuspiel von Ducksch aus kürzester Distanz an den Arm, die Szene wurde per Videobeweis aber nicht überprüft. Die Augsburger protestierten heftig, in Folge dessen sahen sowohl Gouweleeuw als auch Gruezo die gelbe Karte. Der in dieser Saison noch torlose Ducksch trat den Elfmeterschuss an – und Gikiewicz hielt. Nach einer angeblich provozierenden Armbewegung von Gikiewicz nach dem gehaltenen Elfmeter stürmten Bremer Fans in den Innenraum des Weserstadions, die Partie war sodann kurzfristig unterbrochen. Gikiewicz sah wegen der Geste in Richtung Fans die gelbe Karte. Caligiuri kam dann noch in der siebten Minute der Nachspielzeit für Berisha, keine Minute später dann der erleichternde Abpfiff einer intensiven Partie. Zum Elfmeter sagte Bauer nach dem Spiel: „Ganz ehrlich, was soll ich bei der Situation aus kürzester Distanz machen. Das ist für mich kein Elfmeter.“ Wohl wahr!
Erkenntnisse
Enno Maaßen wich von seiner bevorzugten Formation ab – und gewann prompt. Es war aber nicht alles gold, was glänzt(e). Am Ende der Partie hatte der FCA auswärts mehr Torschüsse (15:12 aus Augsburger Sicht), aber eine katastrophale Passquote (53 (!!) Prozent) sowie eine schlechtere Zweikampfquote (47 Prozent) als die Bremer. Besonders in puncto Ballbesitz war zu merken, dass das nicht das Maaßensche System darstellte, nur 30 Prozent Ballbesitz gegen einen Gegner auf Augenhöhe sprachen Bände. Das ist in dieser Saison die niedrigste Quote in Sachen Ballbesitz. Zum Vergleich: Gegen die Hertha und auch gegen Hoffenheim hatte der FCA mehr Ballbesitzanteile zu verbuchen. Gegen Freiburg (bei der 0:4 Niederlage) hatte der FCA gar mehr Ballbesitz (53 Prozent) als der Gegner selbst
Intensiv geführt wurden die Zweikämpfe, hier war der FCA in der ersten Halbzeit etwas bissiger als in der zweiten. Zudem war die Laufintensität und das Tempo konstant hoch. André Hahn lief beispielsweise 12,14, Iago 11,35 und Rexbecaj 11,29 Kilometer. Die Innenverteidiger hatten zum Teil ihre liebe Not mit den beiden agilen Bremer Angreifern, die Zweikampfquote sprach hier Bände: Während Marvin Ducksch und Niclas Füllkrug jeweils 67 Prozent ihrer Zweikämpfe gewannen, kam Jeffrey Gouweleeuw beispielsweise nur auf 25 Prozent. Maximilian Bauer kam immerhin auf 58 Prozent Zweikampfquote.
Die Torgefährlichkeit bzw. die Qualität der Abschlüsse lassen sich zum Teil auch auf den sogenannten xG-Wert zurückführen („expected goals“): „Das xGoals-Modell weist die Torerzielungs-Wahrscheinlichkeit für jeden Abschluss aus. Die Torwahrscheinlichkeit wird hierbei nach jedem Torschuss in Echtzeit berechnet, sodass Informationen über den Schwierigkeitsgrad des Schusses und die Wahrscheinlichkeit eines Treffers vorliegen.“ Für Bremen stand dort Freitagabend nach Abpfiff 1,84 zu Buche, für den FCA 1,78. Der Elfmeter, der den Bremern zugestanden wurde, schlägt beispielsweise mit 0,77 zu Buche. Das heißt im Umkehrschluss, Bremen hätte statistisch gesehen zwei Tore machen können, hat jedoch keinen Treffer erzielt. Das ist dann nicht besonders effizient. Auch der FCA hätte gut und gerne ein Tor mehr erzielen können.
Der FCA stand fünfmal im Abseits (gefühlt vier von fünf Mal war dies Florian Niederlechner). Bremen hingegen nur einmal. Durch das häufige Abseitsstehen nimmt man sich selbst gute Torchancen! Natürlich sagt das auch was über die Qualität der Hintermannschaft der Bremer aus, denn da saß die Abseitsfalle halt besonders gut. Aber es sagt auch was über das Stellungsspiel des Angreifers aus. Ggf. muss Niederlechner so Geschwindigkeitsnachteile kompensieren. So oder so, das häufige „im Abseits stehen“ wird einem schon bei den Junioren abtrainiert. Wenn ein Spieler im Speziellen da solche Probleme zu haben scheint, muss man da baldigst mal gegensteuern.
Fazit & Ausblick
Ein Drittel der Hinrunde ist nun ausgespielt. Sechs Punkte hat der FCA nun auf der Haben-Seite. Dieser Sieg – wenn auch knapp und etwas dreckig – war wichtig für die Mannschaft und deren Selbstbewusstsein. War wichtig für die geschundene Fanseele. Und war natürlich wichtig für FCA-Funktionäre und den Coach selbst. Geforderte und in Augsburg gern gesehene Attribute wie Galligkeit, Giftigkeit, Leidenschaft und Kampfgeist hat man in großen Teilen wieder auf dem Platz sehen können. Zudem hat man vorne in der Offensive nun gefühlt so viele qualitativ hochwertige Torabschlüsse gehabt, wie in den ganzen anderen Partien zuvor zusammen. Ggf. ist diese Formation halt doch passender für den existierenden Kader, als das von Enno Maaßen bevorzugte System mit dem Ziel Ballbesitzfußball. Der Ansatz war wichtig und richtig, die Umsetzung zum Großteil auch.
Werder und Augsburg Fans werden wohl aber keine Freunde mehr: Gikiewicz wurde eigenen Aussagen zu Folge die ganze Partie über beleidigt, zum Teil war das auch in den Interviews danach noch zu hören. Nach dem gehaltenen Elfmeter zeigte Gikiewicz eine „Pssst“-Geste Richtung Bremen Fans, die diese sichtlich gegen ihn aufbrachte. Auch wenn „Giki“ da sicherlich im und nach dem Spiel etwas über die Stränge geschlagen hat: Er hat den – unberechtigten – Elfmeter überragend halten können. So langsam entwickelt Rafa sich zum „Elferkiller“, denn das ist nun schon der zweite dieser Saison, den er bravourös hält.
Das Malträtieren des Elfmeterpunktes vor Ausführung durch Ducksch hätte er aber auch gut und gerne sein lassen können. Insgesamt hatten die Bremer Offiziellen dann ziemliche Wut auf die Augsburger Vertreter, so mochte Werder-Coach Werner Enno Maaßen gar nicht erst verabschieden und nach der Partie sagte Clemens Fritz, dass das Verhalten der Augsburger Bank in manchen Szenen alles andere als respektvoll war. Zuletzt blieb der FCA der obligatorischen Pressekonferenz nach dem Spiel fern, angeblich, um den Flieger gen Heimat noch zu erwischen. Ganz schön viel Trubel.
„Auf die Emotionen im ganzen Stadion war der gehaltene Elfmeter eine perfekte Reaktion. Ich freue mich, dass ich jetzt zwei von zwei Elfern in dieser Saison gehalten haben, und wir nun sechs Punkte auf dem Konto haben. Aus dem Spiel können wir viel Selbstvertrauen tanken.“
Bemühungen, offensiv wie defensiv hat man gegen Bremen eindeutig sehen können, der Aufwand wurde belohnt. Etwas Glück gehört immer dazu im Fußball. Generell sind wichtige Werte endlich mal wieder auf dem Platz zu sehen gewesen, das freut den Fan! Gegen den FC Bayern am kommenden Samstag wird sich nun zeigen, wie gut die Mannschaft wieder diese Werte wie mannschaftliche Geschlossenheit und Giftigkeit auf den Platz bekommt. Lehrmaterial haben die Augsburger von den Stuttgartern erhalten, die am sechsten Spieltag den Bayern ein 2:2 (in letzter Sekunde) abtrotzten.
Es wird wichtig sein, hier nicht offensiv ins Verderben zu rennen, aber auch nicht Beton anzurühren. Am wichtigsten wird wohl sein, sich nicht die Tordifferenz (die eh schon miserabel ist mit -6) weiter zu verderben. Ergo: Nicht zu viele Gegentore zu kassieren. Man hoffe nun, dass der Sieg der Mannschaft Aufwind gibt und sie sich gegen die schier übermächtigen Bayern so weit motivieren können, dass man zumindest nicht mit einer Vielzahl an Gegentreffern in die angrenzende Länderspielpause geht. Das wäre wohl wichtig für Club und Fans, Stichwort Zusammenhalt. Den neuen Präsidenten dürfte dies nun durchaus freuen: Zum Antritt gleich drei Punkte, ihm wichtige Attribute bei Fans und Mannschaft gesehen, drei Präsente für „El Presidente“.
Zuletzt wollen wir als Rosenau Gazette noch Danke sagen: Danke an E-Sportler Philipp, der nach fünf Jahren Zugehörigkeit zur eSport-Mannschaft des FCA seine Karriere beendet. Danke für alles Philipp und alles Gute!
Heute war wohl ein kleiner Premierentag im heimischen Augsburg. Während ich, Irina, das erste mal auf der Pressetribüne in der WWK-Arena saß, beorderte FCA-Coach Enno Maaßen direkt das erste mal Neuzugang Mergim Berisha in die erste Elf! Er sollte ein gefährliches Angriffsduo mit Ermedin Demirović bilden, der anstelle des zuletzt verliehenen Pepi stürmte . Zudem spielten Gumny, Gruezo und Caligiuri von Beginn an – sie ersetzten Iago, Framberger und Jensen. Iago und Jensen mussten beide verletzungsbedingt aussetzen.
Ein Wiedersehen gab es vorallem mit Ex-Augsburger und Eigengewächs Marco Richter, der unlängst nach überstandener Krebserkrankung wieder Bundesligaminuten sammeln durfte. Eine Schweigeminute wurde für die Opfer des Terroranschlags der olympischen Spiele von München im Jahr 1972 abgehalten. Ein emotionaler Moment, die ganze Pressetribüne stand und so auch der Rest des Stadions.
Erste Halbzeit – Durchaus gefällig
Und dann ging es auch schon los: Das 21. Duell zwischen der alten Dame und dem FCA begann hierbei durchaus druckvoll. Die Heimmannschaft gab vor tosender Kulisse direkt Vollgas und so auch die Gäste aus der Hauptstadt. Die erste Chance des Spiels durften die Herthaner durch Kanga für sich verzeichnen. Viele kleine Nickligkeiten prägten das Spiel, dies fand seinen Höhepunkt in der Szene des Spiels in Minute 23: Berisha auf Demirovic, der Uremovic umkurvte und von diesem gehalten wurde. Demirovic kam sodann zu Fall, dies alles rund 20 Meter vor dem Berliner Tor.
Vielerorts wurde diese Szene als Notbremse gesehen und folgerichtig wäre dies dann eine rote Karte für Hertha gewesen. Schiri Osmers gab aber nur gelb. Warum nur gelb? Man könnte hier nun argumentieren, dass der Herthaner Plattenhardt noch in Ballnähe stand, also hätte eingreifen können. Ob dies in Realgeschwindigkeit tatsächlich so funktioniert hätte, ist zumindest zu bezweifeln. Zudem wäre ein weiterer Augsburger in Schlagweite gewesen, der im Zweifel ebenso hätte abschließen können. So bleibt hier leider ein fader Beigeschmack. Den daraus resultierenden Freistoß schoss Berisha in die Mauer. Da war eindeutig mehr drin!
Colinas Erben argumentieren in ihrer Kolumne für ntv:
„Die Fernsehbilder sprechen insgesamt eher für eine Rote Karte als für eine Verwarnung, aber sie widerlegen die Entscheidung des Unparteiischen auf dem Feld nicht eindeutig. Das Foulspiel nur als Unterbindung eines aussichtsreichen Angriffs zu bewerten und nicht als Vereitelung einer offensichtlichen Torchance, war daher zumindest kein klarer und offensichtlicher Fehler, sondern eine Entscheidung im Ermessensbereich von Harm Osmers. Dass der Video-Assistent nicht intervenierte, war deshalb korrekt – zumal auch ein On-Field-Review die Zweifel nicht beseitigt hätte. Bei einer Roten Karte hätte der VAR aber mit hoher Wahrscheinlichkeit ebenfalls nicht eingegriffen. Bisweilen ist eben nicht nur eine Entscheidung möglich und vertretbar.“
Vor dem Halbzeitpfiff wurde es noch ein wenig munterer: Erst kam Berisha zum Abschluss, traf aber nur den linken Pfosten, dann brachte dieser in der nachfolgenden Szene eine Flanke in den Fünfer, die Kempf vor Demirovic klären konnte. In Minute 31 die erste Verwarnung für den FCA: Carlos Gruezo sah gelb für eine Grätsche. Aber auch die Hertha blieb nicht untätig: Ejuke schlenzte den Ball knapp am Pfosten der Augsburger vorbei. Enno Maaßen wechselte kurzerhand Gruezo, immerhin gelb vorbelastet aus, der wohl bei seiner nächsten Aktion mit gelb-rot vom Feld geschickt worden wäre. Für ihn kam Julian Baumgartlinger ins Spiel.
Ohne weitere nennenswerte Aktionen ging es in einem spielerisch limitierten, aber durchaus phasenweise hitzigen Spiel in die Halbzeitpause. Ein kurzes Zwischenfazit: Der FCA zeigte gute Ansätze, kam wenige Male gefährlich vor den gegnerischen Kasten. Hertha spielte offensiv etwas gefälliger, hatte jedoch viel Glück in der Bewertung der Zweikampfszene zwischen Uremovic und Demirovic. Ein Unentschieden war zu diesem Zeitpunkt ein äußerst gerechtes Resultat.
Zweite Halbzeit – Planlos & harmlos
Arne Maier musste sodann in der Kabine bleiben, ist weiterhin wohl angeschlagen. Wir hoffen auf schnelle Genesung und nur eine kleine Blessur. Für ihn kam Ruben Vargas in die Partie. Mal wieder hatte zum Start die Hertha die ersten Chancen: Lukebakio wagte den Schuss aus der Distanz und prüfte damit Goalie Gikiewicz im Augsburger Kasten. Auch Tousart befand dies ein paar Minuten später als ein geeignetes Mittel und zog aus rund 18 Metern einfach mal ab, zielte nur knapp rechts daneben.
In Minute 57 dann der Nackenschlag für die Augsburger Elf: Außenverteidiger Plattenhardt durfte unbedrängt flanken und fand dort Lukebakio, der keine Mühe hatte, die Flanke per Kopf zu verwerten. 1:0 – Führung für die Hertha – und aufgrund der Drangphase der Berliner seit Beginn der zweiten Halbzeit war dies nicht mal unverdient. Hier hat insbesondere aber beim FCA die Zuordnung mal wieder nicht gepasst, Mads Pedersen war der Bewacher vom Torschützen und ist knapp zehn Zentimeter kleiner als ebenjener. Der Videobeweis besagte hier in der Szene übrigens, dass Lukebakio bei seinem Kopfball nicht im Abseits stand.
Wieder lief der FCA also einem Rückstand hinterher, vor 25789 Zuschauer*innen in der WWK Arena tat sich die Maaßen-Elf weiterhin sehr schwer, spielerische Mittel zu finden. Offensive Momente? Größtenteils Fehlanzeige. Rexhbecaj mit einem harmlosen Kopfball aus rund 15 Metern, Christensen konnte jedoch abwehren, ebenso wie Caligiuris Eckball. Im Gegenteil: Vielmehr setzte die Hertha alles drauf und dran, mit einem Tor zum 2:0 nachzulegen. In der 69. Minute wurde auf Seiten der Berliner Marco Richter unter Applaus eingewechselt, er kam für den agilen Ejuke.
Enno Maaßen versuchte noch, mit den beiden Oldies Hahn und Niederlechner (für Berisha und Demirovic) Erfahrung und Abgeklärtheit in die Partie zu bringen. Dies fruchtete aber nicht so wirklich, wie Enno Maaßen hinterher in der Pressekonferenz quasi zugeben musste. Die positionsgetreuen Wechsel bei Rückstand muteten allerdings ein wenig risikoarm an. Die spielerischen Impulse, die die beiden Eingewechselten einbrachten, waren tendenziell auch eher marginal. Ein Lichtblick: In Minute 82 verlies Elvis Rexhbecaj, wie immer unermüdlich rackernd, den Platz und Jungspund Lukas Petkov kam in die Partie. Immerhin ein Nachwuchsspieler, der aufgrund der Personalengpässe und Verletzungssorgen nahe an der ersten Mannschaft zu sein scheint!
Ein ganz großes Manko zeigte sich insbesondere in Halbzeit zwei: Immer wieder wurde deutlich, dass Pässe nicht ankamen oder zu ungenau waren. Dies erschwerte Offensivmomente immens und / oder diese verpufften komplett. Der FCA war anfällig für Fehler im Spielaufbau, diese nutzten die Herthaner für schnelle Gegenangriffe. So auch in der dritten der vier Minuten Nachspielzeit: Erst kam der FCA zu einer Torchance, konnte diese jedoch nicht verwerten, weil Christensen ein Eigentor seines Vordermanns Uremovic vereitelte. Dann strömten die Herthaner zum letzten Gegenangriff aus, allen voran Davie Selke, der auf den mitgelaufenen Marco Richter abgab. Dieser hatte dann kaum Mühe, Gikiewicz zu umspielen und zu verwandeln. 2:0 – Messe gelesen, danach direkt Abpfiff.
Gesamtfazit
Was bleibt war und ist der schlechteste Saisonstart des FCA in der Bundesliga seit 2012/13. War die erste Halbzeit hierbei noch gefällig, nahm dies in der zweiten Halbzeit kontinuierlich ab. In der ersten Halbzeit konnte Neuzugang Berisha sein Können im Ansatz unter Beweis stellen und kombinierte trotz nur kurzer Akklimatisierung ansehnlich mit Sturmpartner Demirovic, beide jeweils ohne einen eigenen Treffer beizusteuern. In Halbzeit zwei kam von beiden – wie von der gesamten Mannschaft – jedoch nur noch wenig. Berisha konnte man hier noch die Eingewöhnungsphase in Augsburg zu Gute halten. Demirovic bemängelte hinterher im Gespräch mit den Medien, dass der letzte Pass nicht ankam. Florian Niederlechner wurde noch deutlicher: Es läge nicht am Sturm, dass man offensiv so harmlos war. Auch ein Robert Lewandowski würde beim FCA derzeit keinen Treffer erzielen, da zum Beispiel zielgenaue Flanken fehlten, um sich Großchancen vor dem gegnerischen Tor zu erarbeiten.
Pech hatte man auch bei der Bewertung der Zweikampfszene in Minute 23. So auch bei den Auswechslungen von Gruezo, der sich eine frühe gelbe Karte einfing und Maier, der mal wieder angeschlagen zu sein scheint. Ohne Maier fehlte eindeutig das strukturierende Element im Mittelfeld, ohne ihn ging nach vorne gefühlt gar nix. In der Verteidigung musste erneut improvisiert werden, denn Iago stand kurzfristig nicht zur Verfügung. So begann Bauer als linker Innenverteidiger in der Dreierkette, vor ihm Mads Pedersen. Auf der anderen Seite begann Gumny als rechter Innenverteidiger, davor Daniel Caligiuri. Insbesondere Bauer gefiel und bestach mit seiner starken Zweikampfquote, aber auch seine Passquote konnte sich sehen lassen. Kapitän Gouweleeuw fiel hierbei ein wenig ab, verlor unter anderem den Zweikampf vor der Flanke auf Lukebakio, die zum 1:0 für die Hertha führte.
Beim 2:0 für Hertha zeigte sich das FCA-Dilemma dann in voller Pracht: Verpasste man es vorne in der Szene zuvor, den Ball im Hertha-Kasten unterzubringen, kassierte man quasi im Gegenzug das Tor zum Endstand durch Richter. Den entscheidenden Zweikampf verlor Baumgartlinger im Mittelfeld, dem hier einfach das Tempo fehlte, um mit Selke mitzusprinten. Allerdings für mich auch die Frage, ob diese Absicherung das Gelbe vom Ei ist, hierfür sollte doch ein etwas schnellerer Spieler ausgewählt werden?! Ebenso bezeichnend, wie offen die Augsburger standen, sodass drei Herthaner nur zwei Augsburgern gegenüberstanden, die auch noch läuferisch unterlegen waren. Wie uneigennützig Selke dann auf Richter ablegte, war dann einfach ein Beispiel an Teamgeist und gegenseitiger Gönnung. Wenns läuft, dann läufts halt einfach.
Beim FCA war aber nicht zu spüren, dass sie das Spiel noch rumreißen wollten und – noch viel schlimmer – es gab einfach keine Ansätze, die untermauern konnten, dass der FCA noch Möglichkeiten hatte, das Spiel zu seinen Gunsten zu gestalten. Bei einem xG Wert von 0,31 auch kein Wunder – und das gegen einen direkten Konkurrenten. Gegen ein Team, das vermutlich wie der FCA lange um den Abstieg spielen wird. Gegen ein Team auf Augenhöhe sind wir also derzeit immer noch nicht in der Lage, gegenzuhalten und zumindest hier noch unentschieden zu spielen. Fehlt hier ggf. auch ein wenig das Mindset der Mannschaft? Man spricht ja oft von Galligkeit, von Gierigkeit. Ich finde, davon sieht und spürt man nicht sonderlich viel derzeit. Florian Niederlechner resümierte, dass dieser schwache Start in die neue Saison auch das Selbstvertrauen der Mannschaft gesenkt hat. Das kann man zumindest als (berechtigtes) Argument werten.
Was fehlt derzeit noch?
Ein Blick auf die Statistik zeigte, dass die Gastmannschaft die Oberhand hatte. 15 Torschüsse zu 7 (pro Hertha), 80% Prozent Passquote, 52 % Ballbesitz. Der FCA hatte eine marginal bessere Zweikampfquote (51:49 %) und legte die etwas bessere Laufleistung an den Tag. In den entscheidenden Szenen war die Hertha heute jedoch bissiger, williger und griffiger. Sie scheinen in der Teamentwicklung einfach schon einen Schritt weiter zu sein als der FCA und konnten Selbstbewusstsein für die weiteren Spiele tanken.
Der FCA rutscht auf den Relegationsrang mit nur drei Punkten und steht vor schwierigen Spielen, auswärts in Bremen am kommenden Freitag sowie das Wochenende darauf gegen Bayern zuhause. Niederlechner schlug medial vor: „Es täte uns gut, wenn wir uns auf die Basics zurückbesinnen. Das Spiel auf die zweiten Bälle etwa.“ Er nannte auch Beispiele der Ligakonkurrenz, wie Mainz oder Union etwa, die einen passenden Spielstil an den Tag legen und letzten Endes auch erfolgreich damit sind.
Weiterhin bin ich etwas ratlos bezüglich des In Game Coachings von Enno Maaßen. Es ist mir ein Rätsel, warum nicht nach der Führung von Hertha konsequent umgestellt und etwas mutiger gewechselt wurde. Womöglich ist die Antwort die, dass wir derzeit nichts adäquates auf der Bank sitzen haben. Als Krönung dieses unschönen Augsburger Nachmittags ergab sich als Zweitligarundenpaarung im DFB-Pokal die Ansetzung FC Augsburg gegen den FC Bayern. Schwieriger geht’s wohl kaum.
Mein finales Fazit: Es fehlt nach wie vor die Kreativität sowie ein offensiver Plan. Geht Maier aus der Partie, gibt es kaum mehr offensive Struktur. Dorsch fehlt derzeit einfach immens. Schade, dass die Transferphase nun zu Ende ist und ein Spieler ala Okugawa nicht den Weg an den Lech gefunden hat. Für mich sind die Stürmer bei uns die ärmsten Spieler, da sie kaum gefüttert werden mit passablen Vorlagen. Berisha hat sich beispielsweise in dieser Partie sehr viel selbst erlaufen und erarbeitet.
Eins bleibt Fakt: Enno Maaßen hat noch viel Arbeit vor sich und das braucht weiterhin Zeit. Zeit, die dem FCA teuer zu stehen kommen könnte im Abstiegskampf. Zeit, die der FCA ggf. gar nicht haben kann. Ob Enno die richtigen Spieler für sein System zur Verfügung stehen, ist nach wie vor die große Frage. Eine T-Frage ist aber auch weiterhin und zu so einem Saisonzeitpunkt nicht sinnvoll. Die Augsburger Fans äußerten jedenfalls ganz laut nach dem Spiel ihren Unmut mit Pfiffen und dies muss man auch nachvollziehen können.
Es wird sich zeigen, in welche Richtung diese Saison verläuft und wie arg man in Augsburg zusammenhält, schließlich hat man sich dies einst als Mantra auferlegt. Es wäre schön, wenn man diesen Zusammenhalt ganz bald auch wieder auf dem Feld sehen dürfte.
Jetzt ist die Saison des FC Augsburg gestartet und das Ergebnis gegen den SC Freiburg ist nun nicht entscheidend für eine weitere Prognose, so schmerzlich diese 0:4 Niederlage zum Auftakt auch gleich ist. Der FC Augsburg wurde mal wieder von vielen Experten, und Didi Hamann macht hier schon fast einen Sport daraus, als Absteiger getippt. In Augsburg ist die übliche Reaktion hierauf: dann kann doch nichts mehr schief gehen. Und das Abstiegsgespenst brauchen wir nun auch gar nicht geistern zu lassen. Dafür ist es wahrlich viel zu früh.
Dennoch sind die Bedenken externer Experten Ernst zu nehmen. Es ist korrekt, dass Enno Maaßen vor seiner Verpflichtung durch den FC Augsburg keinerlei Bundesligaerfahrung als Trainer gesammelt hat und es sich erst noch zeigen wird, ob er die Eignung für diese Liga mitbringt. Andererseits muss Enno Maaßen mit dem Kader arbeiten, der ihm durch Stefan Reuter und Team zusammen gestellt wurde. Und hier stellt sich zum Saisonstart dann doch noch die ein oder andere Frage.
Kaderstärke insgesamt
Wenn man die Kaderstärke der Bundesligamannschaften aus einer objektiven Brille betrachten will, dann hilft es @Goalimpact auf Twitter zu folgen. Der Account liefert regelmäßig Einschätzungen zur Stärke der Mannschaften inkl. einer Prognose über das Abschneiden in der Saison. Das Ergebnis vor Saisonstart: Platz 17 für den FC Augsburg mit einer Kaderstärke von 135,9. Knapp hinter uns nur noch der VfB Stuttgart. Vor uns mit ca. 4 Punkten Abstand eine Gruppe mehrerer Teams zwischen Platz 10 und 16. Ein Abgleich mit den Kaderwerten von vor 2 Jahren zeigt ein gewisses Abrutschen auf. Vor 2 Jahren kurz nach dem Deadline-Day lag der Wert bei 138,9 und der FCA lag in den Prognosen im Mittelfeld der Liga.
Dieser Eindruck spiegelt dann auch die Arbeit des Managements über den Sommer wieder. Der FC Augsburg hat mit Finnbogason und Gregoritsch Spieler abgegeben, die (bei Finnbo schon eine Weile zurück liegen) für einige Entscheidungen zu Gunsten des FCA gesorgt haben. Demirovic soll sich zu einem Faktor entwickeln, ist ein solcher aber noch nicht. Und auch die Verpflichtung von Elvic Rexhbecaj stopft vorerst nur das Verletzungsloch im Kader, dass durch Dorschs Mittelfußbruch entstanden war.
Kaderveränderungen
Das Gefährliche: Die Konkurrenz schläft nicht. Gerade die Kaderentwicklungen bei Bochum, Freiburg und Co. haben dafür gesorgt, dass der FC Augsburg im Ranking abgefallen ist. Der FCA-Wert vor der letzten Saison bei 135,2 und somit herrscht im Vergleich zur Vorsaison fast Stillstand. Der Kader ist somit zwar minimal besser geworden, allerdings in geringerem Maße als bei der Konkurrenz. Dabei ist die Startelf des FC Augsburg ausgeglichen besetzt und weißt in Bestformation keine großen Lücken auf.
Die Schwachstellen liegen woanders. Die ausgeglichene Besetzung bedeutet auch, dass kein Spieler oder vielleicht auch mehrere deutlich hervorstechen. Auch gehen dem FCA nach dem Abgang von Gregerl ein bisschen die Unterschiedsspieler aus. Entsprechende Zugänge waren hier diesen Sommer nicht zu verzeichnen. Eine weitere Schwachstelle ist die Bank/Tribüne. Hier wird es beim FCA dann schon recht schnell eng und die Qualität fällt ab. Deswegen war der Rexhbecaj-Wechsel jetzt auch so wichtig. Die Transferperiode endet aber nun ja doch auch irgendwann und die Spieler müssen auch erst noch in die Mannschaft integriert werden.
Spielerverbesserungen
Ist Enno Maaßen dem Ganzen nun hilflos ausgeliefert? Oder kann er auf den Kader Einfluss nehmen? Momentan liegt sehr viel am Trainer und seiner Arbeit mit den Spielern. In ihren jungen Jahren können Spieler ihren Goalimpact-Score regelmäßig steigern, weil sie sich sportlich verbessern (Freiburg, wir sehen dich). Abgänge werden durch Verbesserungen der anderen Spieler aufgefangen. Wunderdinge sind hier allerdings nicht zu erwarten, wie sich schon in der ersten Partie deutlich gezeigt hat.
Solche Verbesserungen waren jetzt auch in der letzten Saison nicht im benötigten Maße ersichtlich. Sollte es Enno Maaßen gelingen aus dem vorhandenen Spielermaterial mehr als seine Vorgänger heraus zu kitzeln, dann wird nicht nur der Goalimpact-Score steigen, sondern er auch die entsprechende Prognose übertreffen.
Ein schlechtes Zeugnis
Für Stefan Reuter ist die Situation bis dato allerdings ein schlechtes Zeugnis. Er hat es bis Saisonbeginn nicht geschafft seinem Cheftrainer eine Mannschaft zur Verfügung zu stellen, die – auf Basis der objektiven @Goalimpact-Werte und nicht nur meiner persönlichen Meinung nach – im Bereich zwischen den Tabellenplätzen 10-16 konkurrenzfähig ist. Nach so langer Bundesligazugehörigkeit fällt das Team hinter der Konkurrenz ab und vom Trainerneuling in der Bundesliga wird direkt erwartet, über den eigenen Möglichkeiten abzuliefern. Gerade über die letzten zwei Jahre hinweg ist hier ein schleichender Abfall zu erkennen.
Und bevor nun der ein oder andere wieder mit den wirtschaftlichen Möglichkeiten kommt. Diese begründen nun wohl nicht, dass wir von Bochum überholt wurden. Es erwartet hier niemand Wunderdinge. Warum der Kader schlechter als vor zwei Jahren dasteht, ist zumindest erklärungsbedürftig, wo doch auch teure Transfers getätigt wurden.
Ausblick
Was sich neben der Prognosen der Experten nicht verändert hat: es wird ein hartes Stück Arbeit für den FC Augsburg in der Liga zu bleiben. Etwas härter vielleicht, als es der ein oder andere erwarten würde und es kann ganz schnell sein, dass die leichte Euphorie und die gute Stimmung, die vor Saisonstart geherrscht haben, schwinden. Ja, das erste Spiel ist hier schon ein erstes deutliches Indiz. Kurzfristig würde es sehr helfen, wenn Stefan Reuter doch noch 1-2 Unterschiedsspieler an den Lech locken würde, die uns sofort helfen.
Über die Saison hinweg liegt unser Schicksal nun in den Händen von Enno Maaßen, der weiter mit der Mannschaft daran arbeitet, seine Art des Fußballspiels umzusetzen und das geformte Team zusammenzuhalten. Nur, wenn Spieler über ihre derzeitige Leistungsfähigkeit hinauswachsen, klappt es mit dem Klassenerhalt. Goalimpact meint, dass wir zu 30% direkt absteigen. Zu 20% landen wir allerdings auch auf einem einstelligen Tabellenplatz. Zu keinem Zeitpunkt in der Saison ist die Aufregung so hoch, wie die Saison verläuft. Hoffen wir, dass das Desaster ausbleibt.
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