Gewaltbereit?

Der FC Augsburg spielte in der abgelaufenen Saison eine seiner besten Runden in der Bundesliga und auch der Sommer war nun nicht von Negativschlagzeilen geprägt. Einerseits konnte der FCA namenhafte Spieler für sich gewinnen. Marius Wolf, Keven Schlotterbeck und Co. greifen ab morgen für den FCA in der Bundesliga an. In so manchem Auswärtsspiel wird man das coolste Trikot der Liga – das Römertrikot – im Einsatz bewundern können. Und wem das noch nicht genügend „Feel Good“ Stimmung rund um den FCA ist, der hat noch nicht das Instagram Profil von Franz-Josef entdeckt, dem Golden Retriever von Geschäftsführer Michael Ströll. Franz-Josef war dabei als mit dem VfB Stuttgart um Ermedin Demirovic ging und er durfte Marius Wolf die Pfote reichen.

Wenn es in der Berichterstattung in der letzten Saison um die Fans des FC Augsburg ging, waren die Nachrichten nicht immer positiv. An der ein oder anderen Stelle war das ganz schön irritierend (ausgeklammert sei hier explizit das Pyro-Thema, zudem ich vor einiger Zeit schon etwas geschrieben hatte). Neben den Fans hatte aber, wenn man im Nachgang die Saison Revue passierten lässt, die Polizei einen Mega-Aussetzer zu verbuchen. Dazu kam eine veränderte Strategie im Umgang mit den Fans als auch wurde von Seiten der Faninteressenvertretung Rot-Grüne-Weiße Hilfe harsche Kritik am Vorgehen der Polizei geäußert. Bevor es gegen Werder Bremen im eigenen Stadion wieder losgeht, will ich mir dieses Spannungsfeld einmal näher anschauen und einen Ausblick auf die kommende Saison wagen.

    Kakophonie der Nachrichten

    Über was konnte man also in den Medien so alles lesen, wenn es um die Fans des FC Augsburg in der Saison 2023/24 ging:

    Einerseits mag ich an dieser Stelle eines direkt festhalten: Alle Vorfälle fanden nicht im Stadion statt. Die Stadien sind sicherer denn je.

    Derweil ist es so, dass die Fans immer wieder ins Presse-Schlaglicht rutschen, auch weil Pressemitteilungen der Polizei von manchen Medien ohne große weitere Recherchen in die Berichterstattung übernommen werden. Von den oben genannten Vorfällen, ist fraglich, ob im Falle des Aufeinandertreffens zwischen St. Pauli und FCA-Fans überhaupt etwas relevantes passiert ist. In Buchloe wurden die FCA Fans angegriffen. Die Rot-Grün-Weiße Hilfe hatte zu beiden Fällen öffentlich Stellung genommen. In manchen Fällen bedeutet dies: Viel Wind um wenig bis nichts, außer Klicks auf Medienportale.

    Nicht alles schönreden

    Dennoch bleiben Vorfälle, die man nicht ignorieren sollte. Zuvorderst wirft der Vorfall in Mainz Fragen auf. Hauptsächlich, weil er im Gegensatz zur Schlägerei in Linz, in direktem Zusammenhang mit einem Bundesligaspiel steht.

    Einige Augsburger Fans pflegen seit mittlerweile vielen Jahren ein Fehde mit manchen Mainzer Fans. Dies liegt wohl immer noch darin begründet, dass die Mainzer vor ca. 17 Jahren dem Augsburger Ultra-Fanclub „Rude Boys“ nach einem Zweitligaspieltag in Mainz die Zaunfahne entwendet hatten. Der Fanclub hatte sich im Nachgang aufgelöst und darauf folgend wurde der derzeit prägende Ultra-Fanclub „Legio Augusta“ gegründet. Seitdem prallen immer wieder Mainzer und Augsburger Fans aufeinander und der Konflikt köchelt weiter vor sich hin.

    In diesem Falle stellt sich das Geschehen für mich wie folgt dar: die Augsburger Ultras haben in Mainz in der Innenstadt „Präsenz gezeigt“. Ganz bewusst und mit der Absicht zu provozieren. Hierauf reagierten die Mainzer prompt. Im Zuge der folgenden Schlägerei flogen Flaschen und es wurden Gürtel als Waffen eingesetzt. Und ganz ehrlich: da hat der Spaß ein Loch. Mag man vielleicht bei klassischen Hooligan-Prügeleien auf der grünen Wiese die Meinung vertreten „sollen sie sich doch die Köpfe einschlagen, wenn sie es so wollen“. Dies kann hier nicht gelten. Der Unterschied: Hier können sehr leicht auch Unbeteiligte unter die Räder kommen. In Linz waren sich die Beteiligten der Schlägerei nicht zu schade, diese direkt am Donauufer vom Zaun zu brechen. Eine Person stürzte in den Fluss. Was ein Mist!

    Da bleibt dann an dieser Stelle auch nicht zu unterschlagen: die Randale im Zug zurück aus Darmstadt sind auch völlig inakzeptabel. Hier waren „die Ultras“ wohl nicht beteiligt. Wenn diese aber nun mit dem Bus in so manche Innenstadt fahren, um dort Verwüstung zu hinterlassen – bzw. das Entstehen einer solchen mindestens in Kauf zu nehmen – dann macht es das auch nicht besser.

    Die Augsburger Fans waren in den letzten Jahren immer wieder mit ihrem sozialen Engagement im Fokus und ich habe dieses regelmäßig positiv hervorgehoben. Leider relativiert sich hier das Bild im Rückblick auf die abgelaufene Saison ein bisschen und mit Bezug auf die erkennbare Gewaltbereitschaft an einigen Stellen, will ich ganz klar sagen: Wäret den Anfängen.

    Es werden immer mehr Fans, und damit werden automatisch mehr negative Vorfälle auftreten. (Photo by ALEXANDRA BEIER/AFP via Getty Images)

    Dein Freund und Helfer?

    Die ein oder andere staatliche Behörde muss man dann hierzu auch nicht lange bitten. Die Schlägerei in Mainz führte dazu, dass auch Augsburger Fans, bei einer sog. Hooligan-Razzia im Fokus landeten. Auch in Linz wurden Anzeigen erhoben, wie der Presseberichterstattung aus Österreich zu entnehmen war.

    Die Polizei ist aber mitnichten immer nur aufklärend und deeskalierend unterwegs. Gerade bundesweit ist zu erkennen, dass gefährliche Situationen in und um die Stadien meist einher gehen mit einer direkten Beteiligung der Polizei wie hier in Frankfurt. In Augsburg waren die größten Gefahrenquellen in dieser Saison der mittlerweile verurteilte Böllerwerfer aus Hoffenheim und ein Polizist, der seine Dienstwaffe unverantwortlich gebrauchte. Ich habe dies zum Anlass genommen, um mich zum Vorgehen der Polizei mit der Pressestelle der Polizei auszutauschen.

    Zum Schusswaffeneinsatz, der leicht Menschenleben hätte kosten können, heißt es von der Polizei lapidar: „Es handelt sich um einen Einzelfall der straf- und dienstrechtlich entsprechend aufgearbeitet wurde.“ Weiter gefragt hatte ich, ob die Herangehensweise in Bezug auf das Tragen und den Einsatz von Schusswaffen bei Fußballspielen überdacht würde. Die klare Antwort: „Nein.“. In England tragen Polizisten grundsätzlich keine Schusswaffen. In Deutschland mag man das noch nicht mal in und um das Stadion überdenken. Soviel Einsicht kennt man sonst nur von vereinzelten Fußballfans.

    Kommen wir dann vielleicht auch kurz zurück zur sog. Hooligan-Razzia. Einerseits mag man an diesem Begriff die reißerische Aufbereitung des Sachverhalts in der Presse konstatieren. Gemeint sind damit Wohnungsdurchsuchungen auch bei Augsburger Fans nach der Schlägerei in Mainz, bei denen nach Tatkleidung und Mobiltelefonen gesucht wurde. Das Vorgehen in diesem Zusammenhang rief harsche Kritik der Rot-Grün-Weißen Hilfe hervor. Die Pressestelle der Polizei ließ hierzu verlauten: „Nach aktuellem Stand ist kein rechtswidriges Verhalten der Beamten bekannt.“ Da könnte man ja fast vermuten, dass man den Vorfall untersucht hat, bzw. die Untersuchungen noch laufen. Mitte Mai antwortete mir die Polizei hierzu: „Es gibt diesbezüglich keine Untersuchungen seitens der Polizeipräsidiums Schwaben Nord.“ Hier kann man dann doch deutlich einen Unterschied in der Verfahrensweise erkennen: Wenn Du dich als Fans prügelst, kann es sein, dass eine Razzia bei Dir vorgenommen wird. Wenn Du als Polizist bei der Razzia etwas über die Stränge schlägst, dann wird ein Mäntelchen des Schweigens über die Sache gelegt. Derweil die Polizei – genau wie die Ultras – Eskalationen und Vorfälle auf einzelne Personen schiebt. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft dauern Stand Juli weiterhin an.

    Ansonsten ist dem Austausch mit der Polizei meinerseits wenig zu entnehmen. Zu den Einsätzen rund um das Stadion werden „aus einsatztaktischen Gründen grundsätzlich keine Angaben zu Kräfteansätzen“ gemacht. Eine nennenswerte Veränderung ist hier aus Sicht der Polizei aber nicht zu beobachten, obwohl bestehende Sicherheitskonzepte nach Auskunft der Polizei regelmäßig angepasst werden. Das ist in der Beantwortung widersprüchlich. Das Ziel der Polizei ist dabei „die Gewährleistung der Sicherheit aller Besucher im Stadion“. Welche konkreten Gefährdungen vorliegen, vor denen die Polizei die Besucher z.B. hinter der Ulrich-Biesinger-Tribüne schützt, mag sie allerdings nicht mitteilen. Auch hier war von Fan-Seite ein vermehrtes Polizeiaufkommen und teilweise provokantes Verhalten konstatiert worden. Man mag provokant die Frage stellen, ob die Provokation mancher Ausschreitungen für die Polizei sogar insofern hilfreich ist, um die eigenen Einsätze zu rechtfertigen. So manche Fangruppierungen gehen dieser aber im Zweifel auch nicht aus dem Weg.

    Auftritt des Ordnungsamts

    Bei den Einsätzen rund um die Stadien hat es die Polizei allerdings nicht belassen. Die Vorfälle in Linz und Mainz sorgten auch dafür, dass die Polizei seit vielen Jahren mal wieder den Versuch anstrengte, Betretungsverbote beim Augsburger Ordnungsamt zu bewirken.

    Der letzte Versuch beim Ordnungsamt Betretungsverbote zu bewirken lag dabei schon viele Jahre zurück in 2018. Und so ist dieser Fakt dann auch etwas, dass für die These der Rot-Grün-Weißen Hilfe spricht, dass sich Vorgehensweisen der Polizei in den letzten Jahren grundsätzlich geändert haben.

    In der vergangenen Saison hat das Ordnungsamt eine zweistellige Fallanzahl mit der Polizei diskutiert und in drei Fällen Betretungsverbote bis zum Saisonende erlassen, gegen die die betroffenen Fans teilweise gerichtlich vorgingen. In der Presse war dann teilweise von den Urteilen in diesem Zusammenhang zu lesen, da ein unabhängiges Gericht ein Stadionverbot für ein Legio-Mitglied bestätigte. Vorgelegte polizeiliche Unterlagen würden laut dem Gericht seine Gewaltbereitschaft sowie eine generelle Gewaltbereitschaft der Ultraszene des FCA belegen. OK.

    Das Ordnungsamt ist hier aber grundsätzlich in der Zwickmühle. Einerseits ist es geboten mit der Polizei grundsätzlich konstruktiv zusammenzuarbeiten, andererseits sind die Betretungsverbote starke Grundrechtseingriffe, die zu Recht gerichtlich überprüft werden können und oftmals der gerichtlichen Überprüfung nicht Stand halten. Mit der Beschränkung der Betretungsverbote bis zum Saisonende und der Beschränkung auf 3 Fälle hat das Ordnungsamt – für die Zwischenrolle, die es hier einnimmt – Fingerspitzengefühl gezeigt und trotzdem ein Signal an manche Fangruppierung gesendet, dass die Vorgänge in Linz und Mainz Konsequenzen haben. Ich mag konstatieren, dass dieser Teil des Systems aus meiner Sicht zuletzt funktioniert hat, gerade auch weil man die Maßnahmen zeitlich direkt bis zum Saisonende beschränkt hat.

    Aufgeladene Stimmung

    Das Spannungsfeld zwischen Fans und Polizei birgt trotzdem auch in der kommenden Saison Potential für weniger euphorisierende Nachrichten. Dies liegt sowohl daran, dass durch den steigenden Zuschauer-Zuspruch beim FCA die absolute Chaotenanzahl steigen wird und Vorfälle, wie auf der Rückfahrt von Darmstadt nicht gänzlich zu verhindern sein werden. Es ist aber auch zu erkennen, dass die Augsburger Ultras nicht jeder Eskalation mit rivalisierenden Fanszenen aus dem Weg gehen und dabei auch Kollateralschäden in Kauf nehmen.

    Wer nun darauf hofft, dass die Polizei grundsätzlich mit Fingerspitzengefühl deeskalierend einwirkt, der sollte realistisch bleiben. Es ist regelmäßig im Zusammenspiel zwischen Fußballfans und Polizei zu erkennen, dass die Polizei eher zur Eskalation beiträgt.

    Hoffnung setze ich weiterhin auf die deeskalierende Fansozialarbeit. Und hinter verschlossenen Türen vielleicht auch auf einen Wandel sowohl bei Polizei als auch bei Ultras. Ein Schuss im Fußballstadion sollte sich genauso wenig wiederholen, wie die Flaschenwürfe in der Mainzer Innenstadt oder die darauf folgenden Razzien. Manchmal sind die Hoffnungen für eine neue Saison ganz einfacher Natur.

    P.S.: Ich mag in diesem Zusammenhang darauf hinweisen, dass der Alkohol vor und während der Spiele mit Sicherheit seine Rolle zur Verschärfung so mancher Situation beiträgt. Die Rolle von Alkohol bei Fußballspielen ist aber ein Fass, das an dieser Stelle das Thema sprengen würde.

    Attraktiver

    Ob Fans sich zu ihrem Club ins Stadion begeben, ist von vielen Faktoren abhängig. Momentan kommen zu den Heimspielen des FC Augsburg im Schnitt 27.269 Menschen. Das letzte Heimspiel gegen Schalke 04 als auch das Heimspiel gegen Werder Bremen waren ausverkauft. In den Jahren vor der Coronakrise war der Zuschauerschnitt regelmäßig bei über 28.000 Zuschauern. Dennoch fühlen sich die Zuschauerzahlen momentan auch durch den Bruch der Corona-Zeit höher an. In den letzten Heimspielen dieser Saison kann der Durchschnitt vielleicht sogar noch höher steigen.

    Das Heimspiel gegen Bremen schien trotzdem besonders. In all den Bundesligajahren war bisher genau ein Heimspiel gegen die Bremer ausverkauft: das im ersten Bundesligajahr. Seitdem war das Stadion zu dieser Partie nie mehr ganz voll. Dazu kommt, dass auch Auswärtskontingente für Augsburger Fans schneller vergriffen waren, als angenommen. Gegen Dortmund waren schon zwei Wochen vor der Partie keine Auswärtstickets mehr verfügbar. Auch gegen die Bayern ging es schneller als in den letzten Jahren. In Freiburg gab es zudem keine Gäste-Stehplätze mehr. Der FC Augsburg erfreut sich einer größeren Beliebtheit bei den eigenen Fans als man das in letzter Zeit gewohnt war. Aber warum?

    Mögliche Gründe für den Aufschwung

    Und hier kommt jetzt der Blick in den Kaffeesatz: Rund um den FC Augsburg hat sich nicht allzu viel geändert, und dennoch kommen Menschen gerne ins Stadion, um sich anzuschauen, wie das Team auf dem Rasen abliefert. Man könnte jetzt auf die Idee kommen, dass die Leute kommen, weil der Verein mit seinem aktuellen Präsidenten Markus Krapf wieder mehr Bodenständigkeit und Fannähe ausstrahlt. Daran glaube ich bei der großen Masse nicht.

    Enno Maaßen hat die sportliche Attraktivität des FC Augsburg schon jetzt erhöht. (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

    Neben dem Präsidentenposten gab es auf einer weiteren Position eine wichtige Änderung vor der aktuellen Situation: Enno Maaßen ist Trainer beim FC Augsburg geworden. Max-Jakob Ost hat im Podcast 11 Leben in dessen letzter Folge sehr schön hergeleitet, wann Menschen ins Stadion gehen. Er hat drei Einflussfaktoren identifiziert. Der erste ist Spannung, und die gab es zur Genüge in den letzten Jahren und sie ist weiterhin da. Der zweite ist Sicherheit bzgl. des Ergebnisses. Das ist der FC Bayern Fall. Menschen gehen dorthin um einen Sieg zu sehen und gehen davon aus, dass gefälligst gewonnen wird. Das ist bei uns (eigentlich, abseits von Heimspielsiegesserien) nicht der Fall. Der dritte ist sportliche Attraktivität.

    Am Ende zählt auf dem Rasen

    Nachdem sich bei den ersten nichts geändert hat, bleibt der letzte als Erklärung für den Zuschauerzufluss. Die Mannschaft spielt unter Enno Maaßen besseren Fußball und die Fans honorieren das, indem sie vermehrt ins Stadion kommen. Die Mannschaft spielt intensiver, mit einer klaren Identität. Auch nach einem 1:4 nach der Halbzeit gegen die Bayern steckt sie nicht auf. Schießt noch zwei Tore und hat bei einer 3:5 Niederlage eine achtbare Partie abgeliefert, auf die weiter aufgebaut werden kann.

    Das Grundrezept scheint damit äußerst simpel zu sein. Spielt guten Fußball und schon kommen die Leute. Im Moment geht es auf. Ob bei jedem der letzten Trainer in Augsburg, der Fußball an sich so im Vordergrund stand, wie er das heute tut, mag ich anzweifeln. Der Trainer bleibt eine der wichtigsten Personalien in Augsburg und der Posten ist momentan gut besetzt. Zumindest führe ich persönlich den Zuschauerzufluss darauf zurück.

    Mehr Support aus der Kurve

    Es ist allerdings für mich auch etwas anderes wahrnehmbar. Die Qualität des organisierten Supports ist auch deutlich gestiegen, sowohl in Anzahl als auch in der Darbietung. Die Choreografie gegen den FSV Mainz 05 auswärts zum Geburtstag von Bert Brecht war mega, genau wie das Fahnenmeer in Freiburg. Und das sind nur ein paar der Highlights in dieser Saison gewesen. Auch zu Hause gab es Choreografien und die Stimmung in den Heimpartien ist grundsätzlich auf einem guten Wege, das Anfield auf dem Lechfeld wiederzubeleben. Erst gegen Schalke wieder gab die Kurve ein hübsches Bild ab, mit der Nordschwaben-Choreo. Alles in allem ist Umfang und Ausmaß des Supports zumindest für mich persönlich eine sehr positive Überraschung.

    Heimspielchoreo im Pokal gegen die Bayern. (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

    War nun schon das allgemeine Zuschaueraufkommen für den ein oder anderen vielleicht überraschend, so könnte man sich über den Zulauf im Bereich des organisierten Supports vielleicht noch mehr wundern als über den allgemeinen Zuschauerzuspruch. Waren es doch Gruppen aus der organisierten Fanszene, die dem FCA in Zeiten der Corona-Pandemie komplett ferngeblieben sind. Eine gewisse Prinzipientreue hat sich für die Gruppen entsprechend nach einer gewissen Weile zumindest nicht sichtbar negativ ausgewirkt. Vielleicht hat es die Attraktivität der Gruppen in diesen unsicheren und komplexen Zeiten noch erhöht.

    Träume und Visionen

    Am Ende mag man sich fragen, wohin dies noch führen wird. Wenn man sich in der TOP 10 der Bundesliga festsetzen will, müssen die Fans ein essentieller Bestandteil des Plans sein und es müssen mehr werden. Es mag an dieser Stelle daran erinnert werden, dass das Stadion auf dem Lechfeld ausbaufähig ist und in der zweiten Ausbaustufe Platz für 49.000 Zuschauer bieten würde. Man mag auch daran erinnern, dass groß genug denken uns überhaupt hierin gebracht hat. Walther Seinsch wurde vor Urzeiten als größenwahnsinnig bezeichnet. Aber was ist so schlimm daran, wenn man sich eine Rückkehr des FCA nach Europa wünscht und irgendwann Spiele in einem größeren Stadion sehen will.

    Der Weg dahin wird nur über attraktiven Fußball gehen. Zu lange hat man risikoavers langweiligen Fußball toleriert, um ja nicht sportlich in Gefahr zu kommen. Auf dem Rasen ist man nach den ersten Weinzierljahren belanglos geworden. Hier braucht es beim Denken einen Richtungswechsel. Lasst uns das Holland der Bundesliga sein. Total Football auf dem Lechfeld. Lasst uns eine eigene sportliche Identität finden. Gefährlich, intensiv und aus vollem Herzen. Am Ende ist es die Liebe zum Spiel, die uns immer wieder ins Stadion zurückführt.

    P.S.: Das Stadionerlebnis an sich sollte auch dann ein möglichst positives sein, wenn es mal nicht so läuft. Der FC Augsburg zusammen mit der UBT startet just in diesem Moment eine „AG Stadionerlebnis“. Erster Termin ist am 05.04.2023 um 18:30 in der Fankneipe. Rege Beteiligung wäre toll und zur Anmeldung geht es hier.

    Die Zeit rennt … und fehlt?!

    Heute war wohl ein kleiner Premierentag im heimischen Augsburg. Während ich, Irina, das erste mal auf der Pressetribüne in der WWK-Arena saß, beorderte FCA-Coach Enno Maaßen direkt das erste mal Neuzugang Mergim Berisha in die erste Elf! Er sollte ein gefährliches Angriffsduo mit Ermedin Demirović bilden, der anstelle des zuletzt verliehenen Pepi stürmte . Zudem spielten Gumny, Gruezo und Caligiuri von Beginn an – sie ersetzten Iago, Framberger und Jensen. Iago und Jensen mussten beide verletzungsbedingt aussetzen.

    Ein Wiedersehen gab es vorallem mit Ex-Augsburger und Eigengewächs Marco Richter, der unlängst nach überstandener Krebserkrankung wieder Bundesligaminuten sammeln durfte. Eine Schweigeminute wurde für die Opfer des Terroranschlags der olympischen Spiele von München im Jahr 1972 abgehalten. Ein emotionaler Moment, die ganze Pressetribüne stand und so auch der Rest des Stadions.

    Erste Halbzeit – Durchaus gefällig

    Und dann ging es auch schon los: Das 21. Duell zwischen der alten Dame und dem FCA begann hierbei durchaus druckvoll. Die Heimmannschaft gab vor tosender Kulisse direkt Vollgas und so auch die Gäste aus der Hauptstadt. Die erste Chance des Spiels durften die Herthaner durch Kanga für sich verzeichnen. Viele kleine Nickligkeiten prägten das Spiel, dies fand seinen Höhepunkt in der Szene des Spiels in Minute 23: Berisha auf Demirovic, der Uremovic umkurvte und von diesem gehalten wurde. Demirovic kam sodann zu Fall, dies alles rund 20 Meter vor dem Berliner Tor.

    Vielerorts wurde diese Szene als Notbremse gesehen und folgerichtig wäre dies dann eine rote Karte für Hertha gewesen. Schiri Osmers gab aber nur gelb. Warum nur gelb? Man könnte hier nun argumentieren, dass der Herthaner Plattenhardt noch in Ballnähe stand, also hätte eingreifen können. Ob dies in Realgeschwindigkeit tatsächlich so funktioniert hätte, ist zumindest zu bezweifeln. Zudem wäre ein weiterer Augsburger in Schlagweite gewesen, der im Zweifel ebenso hätte abschließen können. So bleibt hier leider ein fader Beigeschmack. Den daraus resultierenden Freistoß schoss Berisha in die Mauer. Da war eindeutig mehr drin!

    Colinas Erben argumentieren in ihrer Kolumne für ntv:

    „Die Fernsehbilder sprechen insgesamt eher für eine Rote Karte als für eine Verwarnung, aber sie widerlegen die Entscheidung des Unparteiischen auf dem Feld nicht eindeutig. Das Foulspiel nur als Unterbindung eines aussichtsreichen Angriffs zu bewerten und nicht als Vereitelung einer offensichtlichen Torchance, war daher zumindest kein klarer und offensichtlicher Fehler, sondern eine Entscheidung im Ermessensbereich von Harm Osmers. Dass der Video-Assistent nicht intervenierte, war deshalb korrekt – zumal auch ein On-Field-Review die Zweifel nicht beseitigt hätte. Bei einer Roten Karte hätte der VAR aber mit hoher Wahrscheinlichkeit ebenfalls nicht eingegriffen. Bisweilen ist eben nicht nur eine Entscheidung möglich und vertretbar.“

    Colinas Erben für ntv

    Vor dem Halbzeitpfiff wurde es noch ein wenig munterer: Erst kam Berisha zum Abschluss, traf aber nur den linken Pfosten, dann brachte dieser in der nachfolgenden Szene eine Flanke in den Fünfer, die Kempf vor Demirovic klären konnte. In Minute 31 die erste Verwarnung für den FCA: Carlos Gruezo sah gelb für eine Grätsche. Aber auch die Hertha blieb nicht untätig: Ejuke schlenzte den Ball knapp am Pfosten der Augsburger vorbei. Enno Maaßen wechselte kurzerhand Gruezo, immerhin gelb vorbelastet aus, der wohl bei seiner nächsten Aktion mit gelb-rot vom Feld geschickt worden wäre. Für ihn kam Julian Baumgartlinger ins Spiel.

    Ohne weitere nennenswerte Aktionen ging es in einem spielerisch limitierten, aber durchaus phasenweise hitzigen Spiel in die Halbzeitpause. Ein kurzes Zwischenfazit: Der FCA zeigte gute Ansätze, kam wenige Male gefährlich vor den gegnerischen Kasten. Hertha spielte offensiv etwas gefälliger, hatte jedoch viel Glück in der Bewertung der Zweikampfszene zwischen Uremovic und Demirovic. Ein Unentschieden war zu diesem Zeitpunkt ein äußerst gerechtes Resultat.

    Carlos Gruezo hatte mal wieder seine liebe Not mit seinen Gegenspielern und musste wegen einer frühen Verwarnung ebenfalls früh raus. (Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

    Zweite Halbzeit – Planlos & harmlos

    Arne Maier musste sodann in der Kabine bleiben, ist weiterhin wohl angeschlagen. Wir hoffen auf schnelle Genesung und nur eine kleine Blessur. Für ihn kam Ruben Vargas in die Partie. Mal wieder hatte zum Start die Hertha die ersten Chancen: Lukebakio wagte den Schuss aus der Distanz und prüfte damit Goalie Gikiewicz im Augsburger Kasten. Auch Tousart befand dies ein paar Minuten später als ein geeignetes Mittel und zog aus rund 18 Metern einfach mal ab, zielte nur knapp rechts daneben.

    In Minute 57 dann der Nackenschlag für die Augsburger Elf: Außenverteidiger Plattenhardt durfte unbedrängt flanken und fand dort Lukebakio, der keine Mühe hatte, die Flanke per Kopf zu verwerten. 1:0 – Führung für die Hertha – und aufgrund der Drangphase der Berliner seit Beginn der zweiten Halbzeit war dies nicht mal unverdient. Hier hat insbesondere aber beim FCA die Zuordnung mal wieder nicht gepasst, Mads Pedersen war der Bewacher vom Torschützen und ist knapp zehn Zentimeter kleiner als ebenjener. Der Videobeweis besagte hier in der Szene übrigens, dass Lukebakio bei seinem Kopfball nicht im Abseits stand.

    Wieder lief der FCA also einem Rückstand hinterher, vor 25789 Zuschauer*innen in der WWK Arena tat sich die Maaßen-Elf weiterhin sehr schwer, spielerische Mittel zu finden. Offensive Momente? Größtenteils Fehlanzeige. Rexhbecaj mit einem harmlosen Kopfball aus rund 15 Metern, Christensen konnte jedoch abwehren, ebenso wie Caligiuris Eckball. Im Gegenteil: Vielmehr setzte die Hertha alles drauf und dran, mit einem Tor zum 2:0 nachzulegen. In der 69. Minute wurde auf Seiten der Berliner Marco Richter unter Applaus eingewechselt, er kam für den agilen Ejuke.

    Enno Maaßen versuchte noch, mit den beiden Oldies Hahn und Niederlechner (für Berisha und Demirovic) Erfahrung und Abgeklärtheit in die Partie zu bringen. Dies fruchtete aber nicht so wirklich, wie Enno Maaßen hinterher in der Pressekonferenz quasi zugeben musste. Die positionsgetreuen Wechsel bei Rückstand muteten allerdings ein wenig risikoarm an. Die spielerischen Impulse, die die beiden Eingewechselten einbrachten, waren tendenziell auch eher marginal. Ein Lichtblick: In Minute 82 verlies Elvis Rexhbecaj, wie immer unermüdlich rackernd, den Platz und Jungspund Lukas Petkov kam in die Partie. Immerhin ein Nachwuchsspieler, der aufgrund der Personalengpässe und Verletzungssorgen nahe an der ersten Mannschaft zu sein scheint!

    Ein ganz großes Manko zeigte sich insbesondere in Halbzeit zwei: Immer wieder wurde deutlich, dass Pässe nicht ankamen oder zu ungenau waren. Dies erschwerte Offensivmomente immens und / oder diese verpufften komplett. Der FCA war anfällig für Fehler im Spielaufbau, diese nutzten die Herthaner für schnelle Gegenangriffe. So auch in der dritten der vier Minuten Nachspielzeit: Erst kam der FCA zu einer Torchance, konnte diese jedoch nicht verwerten, weil Christensen ein Eigentor seines Vordermanns Uremovic vereitelte. Dann strömten die Herthaner zum letzten Gegenangriff aus, allen voran Davie Selke, der auf den mitgelaufenen Marco Richter abgab. Dieser hatte dann kaum Mühe, Gikiewicz zu umspielen und zu verwandeln. 2:0 – Messe gelesen, danach direkt Abpfiff.

    Marco Richter als Matchwinner – für das falsche Team möchte man sagen. (Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

    Gesamtfazit

    Was bleibt war und ist der schlechteste Saisonstart des FCA in der Bundesliga seit 2012/13. War die erste Halbzeit hierbei noch gefällig, nahm dies in der zweiten Halbzeit kontinuierlich ab. In der ersten Halbzeit konnte Neuzugang Berisha sein Können im Ansatz unter Beweis stellen und kombinierte trotz nur kurzer Akklimatisierung ansehnlich mit Sturmpartner Demirovic, beide jeweils ohne einen eigenen Treffer beizusteuern. In Halbzeit zwei kam von beiden – wie von der gesamten Mannschaft – jedoch nur noch wenig. Berisha konnte man hier noch die Eingewöhnungsphase in Augsburg zu Gute halten. Demirovic bemängelte hinterher im Gespräch mit den Medien, dass der letzte Pass nicht ankam. Florian Niederlechner wurde noch deutlicher: Es läge nicht am Sturm, dass man offensiv so harmlos war. Auch ein Robert Lewandowski würde beim FCA derzeit keinen Treffer erzielen, da zum Beispiel zielgenaue Flanken fehlten, um sich Großchancen vor dem gegnerischen Tor zu erarbeiten.

    Pech hatte man auch bei der Bewertung der Zweikampfszene in Minute 23. So auch bei den Auswechslungen von Gruezo, der sich eine frühe gelbe Karte einfing und Maier, der mal wieder angeschlagen zu sein scheint. Ohne Maier fehlte eindeutig das strukturierende Element im Mittelfeld, ohne ihn ging nach vorne gefühlt gar nix. In der Verteidigung musste erneut improvisiert werden, denn Iago stand kurzfristig nicht zur Verfügung. So begann Bauer als linker Innenverteidiger in der Dreierkette, vor ihm Mads Pedersen. Auf der anderen Seite begann Gumny als rechter Innenverteidiger, davor Daniel Caligiuri. Insbesondere Bauer gefiel und bestach mit seiner starken Zweikampfquote, aber auch seine Passquote konnte sich sehen lassen. Kapitän Gouweleeuw fiel hierbei ein wenig ab, verlor unter anderem den Zweikampf vor der Flanke auf Lukebakio, die zum 1:0 für die Hertha führte.

    Beim 2:0 für Hertha zeigte sich das FCA-Dilemma dann in voller Pracht: Verpasste man es vorne in der Szene zuvor, den Ball im Hertha-Kasten unterzubringen, kassierte man quasi im Gegenzug das Tor zum Endstand durch Richter. Den entscheidenden Zweikampf verlor Baumgartlinger im Mittelfeld, dem hier einfach das Tempo fehlte, um mit Selke mitzusprinten. Allerdings für mich auch die Frage, ob diese Absicherung das Gelbe vom Ei ist, hierfür sollte doch ein etwas schnellerer Spieler ausgewählt werden?! Ebenso bezeichnend, wie offen die Augsburger standen, sodass drei Herthaner nur zwei Augsburgern gegenüberstanden, die auch noch läuferisch unterlegen waren. Wie uneigennützig Selke dann auf Richter ablegte, war dann einfach ein Beispiel an Teamgeist und gegenseitiger Gönnung. Wenns läuft, dann läufts halt einfach.

    Beim FCA war aber nicht zu spüren, dass sie das Spiel noch rumreißen wollten und – noch viel schlimmer – es gab einfach keine Ansätze, die untermauern konnten, dass der FCA noch Möglichkeiten hatte, das Spiel zu seinen Gunsten zu gestalten. Bei einem xG Wert von 0,31 auch kein Wunder – und das gegen einen direkten Konkurrenten. Gegen ein Team, das vermutlich wie der FCA lange um den Abstieg spielen wird. Gegen ein Team auf Augenhöhe sind wir also derzeit immer noch nicht in der Lage, gegenzuhalten und zumindest hier noch unentschieden zu spielen. Fehlt hier ggf. auch ein wenig das Mindset der Mannschaft? Man spricht ja oft von Galligkeit, von Gierigkeit. Ich finde, davon sieht und spürt man nicht sonderlich viel derzeit. Florian Niederlechner resümierte, dass dieser schwache Start in die neue Saison auch das Selbstvertrauen der Mannschaft gesenkt hat. Das kann man zumindest als (berechtigtes) Argument werten.

    Was fehlt derzeit noch?

    Ein Blick auf die Statistik zeigte, dass die Gastmannschaft die Oberhand hatte. 15 Torschüsse zu 7 (pro Hertha), 80% Prozent Passquote, 52 % Ballbesitz. Der FCA hatte eine marginal bessere Zweikampfquote (51:49 %) und legte die etwas bessere Laufleistung an den Tag. In den entscheidenden Szenen war die Hertha heute jedoch bissiger, williger und griffiger. Sie scheinen in der Teamentwicklung einfach schon einen Schritt weiter zu sein als der FCA und konnten Selbstbewusstsein für die weiteren Spiele tanken.

    Der FCA rutscht auf den Relegationsrang mit nur drei Punkten und steht vor schwierigen Spielen, auswärts in Bremen am kommenden Freitag sowie das Wochenende darauf gegen Bayern zuhause. Niederlechner schlug medial vor: „Es täte uns gut, wenn wir uns auf die Basics zurückbesinnen. Das Spiel auf die zweiten Bälle etwa.“ Er nannte auch Beispiele der Ligakonkurrenz, wie Mainz oder Union etwa, die einen passenden Spielstil an den Tag legen und letzten Endes auch erfolgreich damit sind.

    Weiterhin bin ich etwas ratlos bezüglich des In Game Coachings von Enno Maaßen. Es ist mir ein Rätsel, warum nicht nach der Führung von Hertha konsequent umgestellt und etwas mutiger gewechselt wurde. Womöglich ist die Antwort die, dass wir derzeit nichts adäquates auf der Bank sitzen haben. Als Krönung dieses unschönen Augsburger Nachmittags ergab sich als Zweitligarundenpaarung im DFB-Pokal die Ansetzung FC Augsburg gegen den FC Bayern. Schwieriger geht’s wohl kaum.

    Mein finales Fazit: Es fehlt nach wie vor die Kreativität sowie ein offensiver Plan. Geht Maier aus der Partie, gibt es kaum mehr offensive Struktur. Dorsch fehlt derzeit einfach immens. Schade, dass die Transferphase nun zu Ende ist und ein Spieler ala Okugawa nicht den Weg an den Lech gefunden hat. Für mich sind die Stürmer bei uns die ärmsten Spieler, da sie kaum gefüttert werden mit passablen Vorlagen. Berisha hat sich beispielsweise in dieser Partie sehr viel selbst erlaufen und erarbeitet.

    Eins bleibt Fakt: Enno Maaßen hat noch viel Arbeit vor sich und das braucht weiterhin Zeit. Zeit, die dem FCA teuer zu stehen kommen könnte im Abstiegskampf. Zeit, die der FCA ggf. gar nicht haben kann. Ob Enno die richtigen Spieler für sein System zur Verfügung stehen, ist nach wie vor die große Frage. Eine T-Frage ist aber auch weiterhin und zu so einem Saisonzeitpunkt nicht sinnvoll. Die Augsburger Fans äußerten jedenfalls ganz laut nach dem Spiel ihren Unmut mit Pfiffen und dies muss man auch nachvollziehen können.

    Es wird sich zeigen, in welche Richtung diese Saison verläuft und wie arg man in Augsburg zusammenhält, schließlich hat man sich dies einst als Mantra auferlegt. Es wäre schön, wenn man diesen Zusammenhalt ganz bald auch wieder auf dem Feld sehen dürfte.

    Einer für alle, alle für Einen

    Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

    Das Spiel gegen Bochum war nun sportlich nicht besonders ungewöhnlich. Oft sind wir diese Saison schon in Rückstand geraten, oft haben wir uns wieder versucht heran zu kämpfen, oft hat es nicht gereicht. Was derweil erneut irritiert hat, war die Leere im Stadion. Während Rolf Störmann zwar als Stadionsprecher vor Ort tätig war und auch das Ordnungspersonal erneut auf Mülltrommeln betätigte, ist dies nicht der Fußball, den ich liebe. Auf Grund der Coronapandemie und den damit zusammenhängenden politischen Vorgaben hatte das Stadion an diesem Spieltag zumindest in Augsburg leer zu bleiben. Was ein Scheiß!

    Und entsprechend soll es heute seit längerem mal wieder nicht ums Sportliche gehen. Fußball ist ein Stadionsport. Er wird von den Akteuren auf dem Rasen für die Fans auf den Rängen gespielt. Die Interaktion zwischen Publikum und Spielgeschehen ist ein essentieller Bestandteil dieses kulturellen Erlebnisses. Auch nach vielen Monaten der Pandemie bleibt dies so. Auch wenn der professionelle Fußball vieles dafür tut, sich seine eigenen Grundlagen zu zerstören. Auch in Augsburg.

    Faninteressen öffentlich nicht repräsentiert

    Denn wenn in diesen Tagen davon gesprochen wird, dass mal wieder Spiele ohne Zuschauer stattfinden müssen, dann wird vor allem über die wirtschaftlichen Folgen für die Clubs gesprochen. Darüber dass millionenschwere Unternehmen mit ihren hochbezahlten Angestellten eventuell erneut über Gehaltsverzichte sprechen müssen. Den nächsten Transfer im zweistelligen Millionenbereich nicht tätigen können. Die Folgen auf die Strukturen der Fanszenen wird ausgeblendet und taucht selten bis gar nicht auf.

    Im Zweifel für den TV Zuschauer. So ist leider mittlerweile das Prozedere. (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

    Fußball ist Heimat. Der gemeinsame Stadionbesuch ein gemeinschaftliches, soziales Erlebnis. Der Fußball schafft Erfahrungen, die den Zusammenhalt von Menschen fördern. In sozialen Strukturen, die gelitten haben in den letzten Monaten. Die aber auch – zumindest in Augsburg und initiiert vom UBT e.V. – vorbildhaft Betroffenen der Pandemie geholfen haben und weiterhin helfen. Fußball ist eben deutlich mehr, als das was auf dem Rasen passiert.

    Der Support ist nicht selbstverständlich

    Der Support von den Rängen wird dabei oftmals immer noch als selbstverständlich gesehen. Er soll immer, positiv und ohne eigene Ansprüche anzumelden, da sein. Und ansonsten die Klappe halten. Gerade in Augsburg hat so mancher Verantwortlicher vielleicht während des Stuttgart-Spiels eine volle Ulrich Biesinger Tribüne nicht so ganz zu schätzen gewusst. Diverse Spruchbänder wurden gehisst („JHV ist wie JVA… nur mit weniger Freiraum“, „Hofmann & Ströll: Ihr Heuchler!“, „Alles gut hier, keine Probleme? 50+1 gilt, Mitsprache garantiert, die FCA-Familie hält zusammen?“) und nahmen Bezug auf den Ausgang der Jahreshauptversammlung (JHV), bei der die Fanvertreter es nicht geschafft hatten, in den Aufsichtsrat des FC Augsburg e.V. gewählt zu werden.

    Im Vergleich zum FC Bayern, und den Protesten über die Sponsoringverträgen mit Katar, ist es beim FC Augsburg immer noch ruhig. Die Ereignisse beim großen Nachbarn sollten allerdings zu denken geben. Der Graben zwischen Fans und ihren Interessen und Vereinen und dem System Profifußball wird immer größer und hatte schon vor der Pandemie dazu geführt, dass die Stadionauslastung insgesamt in der Bundesliga langsam nach unten ging. Die Einbeziehung von ausländischen Investoren hinter dem Rücken der Mitglieder und die Kommunikation in diesem Zusammenhang hat neben anderen Punkten auch in Augsburg einen Anteil daran.

    Mitbestimmung hat ihre Berechtigung

    Die Mitbestimmung der Fans ist dabei nicht nur ein nettes Gimmick. Sie ist über die Mitgliederbeteiligung und das 50+1 Konzept fest im deutschen Fußball verankert. Wenn man sich die Umsetzung des 50+1 Konzepts beim FCA anschaut, dann ist recht klar, dass wir über eine Feigenblattkonstruktion sprechen. Klaus Hofmann als Präsident und Investorenführer ist der alleinige Umsetzer der Vereinsinteressen. Im Aufsichtsrat der KGaA findet man keinen einzigen Vereinsvertreter.

    Insofern ist die Anmahnung der Mitbestimmung von Fanseite legitim. Das man dabei auf Spruchbänder setzt, ist üblich und gehört zur Fankultur mit dazu. Prinzipiell sollte sich jeder freuen, wenn in Stadien Spruchbänder zu sehen sind (so lange sie sich im verfassungsrechtlichen Rahmen bewegen, #FCKNZS). Zu lange war dies schon nicht mehr der Fall. Zu viele wichtige Themen werden gerade von diesen Gruppen immer wieder in den Fokus gerückt (gerade momentan in Bezug auf die WM in Katar).

    Diversität als ein Wert

    An den Spruchbändern kam nun allerdings im Nachgang zum Spiel gegen Stuttgart auch Kritik auf. Unter dem Mantel, dass diese öffentliche Kritik durch die Fangruppen dem Verein schaden würde. Dies teile ich nicht. Die Pluralität von Meinungen wird dem Verein viel mehr nutzen. Der Club könnte sich proaktiv als eine Organisation positionieren, die eine solche Pluralität schätzt. Dies könnte ein wichtiger Teil unserer Identität sein, wie dies bei Union Berlin oder in St. Pauli der Fall ist. Dazu gehört allerdings auch, dass man ab und zu mal eine unliebsame Meinung aushalten muss und sich von dieser vielleicht auch zum Nachdenken anregen lassen darf.

    Der Bundesligaball hat mehr Farben als die Gremienbesetzung beim FC Augsburg (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

    Kritisch sei an dieser Stelle dann auch erneut angemerkt, dass es mit der Diversität beim FC Augsburg dann auch noch nicht weit her ist. Keine der Gruppen hatte es zur Aufsichtsratswahl geschafft eine weibliche Kandidatin zu präsentieren (obwohl es fürwahr genügend sehr geeignete Kandidatinnen gäbe). Auch andere Bevölkerungsgruppen und wesentliche Teile des Fanspektrums des FCA sind in den Gremien bisher unterrepräsentiert. Weiterhin sei vermerkt, dass die Mitbestimmung nicht beim Aufsichtsrat des e.V. enden sollte. Mitgliedervertreter im Aufsichtsrat der KGaA wären aus meiner Sicht schon längst überfällig.

    Das gemeinsame Interesse

    Bei aller Streiterei über den Weg haben wir aber doch alle ein gemeinsames Interesse: unseren FCA. Und der ist dann auch gemeint, wenn es in der Überschrift heißt „Einer für alle, alle für Einen“. Gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit ist dies vielleicht auch ein Impuls, um Hände auszustrecken und Schritte aufeinanderzuzugehen. In Augsburg wissen die meisten, dass wir ohne Investoren und die rettende Hand gerade von Walther Seinsch nie dort wären, wo wir jetzt sind. Es geht dann grundsätzlich auch meist nicht um eine Generalkritik sondern Verbesserungen in einzelnen Punkten. Der gemeinsame Weg in den letzten 15 Jahren bleibt eindrucksvoll.

    Das „Anfield auf dem Lechfeld“ ist allerdings kein Investorenwerk. Aus den größten Nächten unseres FCA werden mir vor allem die Choreografien und Gesänge in teils leeren Stadien z.B. nach Spielende in Liverpool in Erinnerung bleiben. Wer neben den Leistungen durch den FCA selbst, den Einfluss der Arbeit der Fanorganisationen und auch der Ultras klein reden und marginalisieren will, spielt aus meiner Sicht dann auch mit dem Feuer. Nicht so sehr, weil alles abbrennt, sondern, weil der Funke in Zukunft vielleicht nicht mehr überspringen mag. Weil gute Leute aufgeben, sich nicht gesehen fühlen, dem Projekt FCA den Rücken kehren. Die Zündkerze mag ein kleiner Teil des Autos sein. Aber ohne sie, geht es nicht.

    #FCADSC: Sechs-Punkte-Spiel voraus!

    Nach der Länderspielpause ist (mal wieder) vor dem Bundesligaspieltag. In der noch jungen Spielzeit war das nun schon die zweite Länderspielpausen-bedingte Unterbrechung. Sowohl der FCA als auch der kommende Gegner Arminia Bielefeld nutzten diese (Zwangs-)Pause zu einem Testspiel unter der Woche.

    Überhaupt, die Arminia aus Bielefeld ist tabellarisch mit vier Punkten – und somit nur einem Punkt weniger – noch hinter dem FCA zu finden. Dies könnte sich gegebenenfalls am kommenden Sonntag ändern. Verhindern möchten das die bayerischen Schwaben, in dem sie auf der gezeigten Leistung gegen den BVB aufbauen. Doch personelle Fragezeichen machen eine Vorbereitung auf das so wichtige Spiel gegen den direkten Tabellennachbarn sehr schwer.

    Um euch dennoch auf das Spiel einzustimmen, haben wir auf Twitter nach Arminia-Fans gesucht, die uns ein wenig von ihrem Herzensverein erzählen. Auch ein FCA-Fan gibt sich die Ehre, um einen Hauch Augschburgerisches in die Spieltagsvorschau zu bringen. Lest nachfolgend nun selbst:

    Unser Gegner

    Erst einmal möchten wir unseren kommenden Gegner kurz vorstellen: DSC Arminia Bielefeld (vollständig: Deutscher Sportclub Arminia Bielefeld e.V.) ist ein Sportverein aus dem nordrhein-westfälischen Bielefeld. Der Verein hat bis dato etwas mehr als 14.000 Mitglieder und ist somit der größte Verein in Ostwestfalen-Lippe. Interessanter Fakt: Der Name Arminia leitet sich von dem Cheruskerfürsten Arminius ab.

    Seit der Saison 20/21 spielt die Arminia wieder in der 1. Bundesliga, nach zuvor vier Jahren zweiter Liga. Die Bielefelder gelten als Fahrstuhlmannschaft, sind sie doch zusammen mit dem 1. FC Nürnberg Rekordaufsteiger in die Bundesliga mit insgesamt acht Aufstiegen. Die Arminia trägt ihre Heimspiele in der Schüco Arena aus, die liebevoll auch „Alm“ genannt wird und für 26.515 Personen Platz bietet. (Quelle: TM)

    Cheftrainer ist seit März diesen Jahres der gebürtige Memminger Frank Kramer, der zuvor schon Greuther Fürth und Fortuna Düsseldorf trainierte. Der (regionale) Nachbar (und derzeitige Zweitligist) SC Paderborn ist einer der größten Rivalen der Arminia, der größte Rivale – so munkelt man zumindest – ist jedoch der SC Preußen Münster. Auch zu Bochum und Osnabrück gibt es nicht gerade freundschaftliche Beziehungen.

    Fanfreundschaften existieren hingegen zum HSV und zu Hannover 96. Den HSV und die Arminia verbindet u.a. die gemeinsamen Vereinsfarben – dies ist Grundlage für den Schlachtruf  „Schwarz-Weiß-Blau, Arminia und der HSV“.

    Die „Alm“ in Bielefeld – ein wahres Schmuckstück! (Foto via Christof Koepsel/Getty Images)

    Unsere Interviewgäste

    Doch nun zu unseren Interviewgästen: Eva-Lotta (Twitter @eva_bohle), 23, ist seit ihrem fünften Lebensjahr Arminia Fan – und ist Co-Host des englischsprachigen Zweitliga Podcasts „The 2. Bundesliga Podcast“. Tim (@1905_tim), gebürtiger Bielefelder, wohnt seit 2018 der Arbeit wegen in München und hält seither im Süden die Arminia-Flagge hoch. FCA-Fan Vincent (@VK_FCA1907), 22, ist beruflich Kirchenmalermeister und betreibt den „MLS Podcast“ auf meinsportpodcast. Alle drei haben sich am vergangenen Montag virtuell den Fragen der RoGaz Autorin Irina (@missfoxx91) gestellt.

    Was die beiden Arminia-Fans vom FCA halten? Eva-Lotta möchte es nicht als Neid bezeichnen, sieht den FCA aber als Vorbild für die Arminia, die ein wenig als „Fahrstuhlmannschaft“ gilt.

    Auch Tim schlägt hier in eine ähnliche Kerbe, erachtet die beiden Clubs sogar als vergleichbar. Der FCA ist ein wenig die graue Maus der Liga – dieses Image pflegte auch die Arminia sehr lange. Vincent beantwortet aus Augsburger Sicht, dass man die Bielefelder aufgrund ihrer langen Tradition respektiert und er die Arminia – von den Rahmenbedingungen und dem Umfeld her – als klaren Erstligisten erachtet.

    Autorin Irina möchte hier noch ergänzen, dass die lange Bundesligazugehörigkeit und Tradition die Arminia definitiv auszeichnet. Zudem steht in Bielefeld die sagenumwobene „Alm“, ein Stadion, das oft dem Tollhaus gleicht. Hier eine Kneipe nach dem Spiel – rund ums Stadion – zu finden, ist nicht schwer. Das ins Stadtgebiet integrierte Stadion zeichnet die Schüco-Arena aus und ermöglicht eine rege Kneipenszene in der näheren Umgebung.

    Transfers, Taktik, Träume

    Warum tun sich beide Mannschaften in der Liga (noch) so schwer? Die Arminia rangiert derzeit mit nur einem Punkt weniger als der FCA auf Rang 16. Bei den Bielefeldern und den Augsburgern zeigen sich hier definitiv Parallelen. Beide Teams erzielten in Summe bisher zu wenig Tore – drei Saisontore an der Zahl. Das Umschaltspiel beider Teams ist definitiv noch ausbaufähig, die Torerfolge fehlen – so könnte man die Probleme kurz zusammenfassen. Halbes Leid ist geteiltes Leid?

    Eva-Lotta ist jedoch der Meinung, dass die Arminia sich mehr Chancen als noch in der Vorsaison erarbeitet und das sei grundsätzlich positiv zu sehen. Die Bielefelder haben eine neue und relativ junge Mannschaft, die sich noch finden muss. Oft mangelt es hierbei an der Konstanz. Tim führt noch an, dass die Spielkontrolle und der Zugriff auf das Spiel von Zeit zu Zeit fehlen. Auch die defensive Stabilität wird derzeit noch gesucht. Beide Fans der Arminia sind sich jedoch einig: Es braucht einfach nur ein Erfolgserlebnis und dann platzt der Knoten ganz bestimmt.

    Dieses Erfolgserlebnis möchte Augsburg-Fan Vincent nicht gegen den FCA sehen. Auch er sieht beim FCA das große Problem des Toreschießens. Mit Ausfall der beiden nominellen Spitzen Niederlechner und Finnbogason mangelt es derzeit an Alternativen. Andi Zeqiri ist noch jung, zeigt gute Ansätze, aber ob er schon komplett in Florian Niederlechners Fußstapfen treten kann? Zumindest fraglich.

    Sergio Cordova gilt immer noch als vielversprechendes Talent, aus dem Talentalter wächst er jedoch so langsam raus. Auch er zeigt ordentliche Ansätze, konnte das Jahr abseits des Lechs bei der Arminia nicht nutzen, um den nächsten Schritt in der Entwicklung zu nehmen. Zudem war er in der Länderspielpause für Venezuela (wenn auch nur kurz) im Einsatz und dürfte dementsprechend auch ein wenig strapazierter sein.

    An Sergio Cordova erinnern sich die beiden Arminen-Fans nicht so gut, denn er ist bei Arminia sportlich nicht wirklich heimisch geworden letzte Saison. Ob der junge Venezolaner beim FCA nochmal richtig zündet? (Foto via Lars Baron/Getty Images)

    Beide Mannschaften sind nicht gerade bekannt dafür, das Spiel an sich zu reißen und zu dominieren. Es wird spannend sein, zu sehen, wer die Spielkontrolle übernimmt. Der FCA als gastgebender Verein müsste diese Rolle eigentlich annehmen, zeigt in der laufenden Saison aber ziemliche Probleme, kultiviert das Spiel aufzuziehen. Vincent wünscht sich am Sonntagabend eine Doppelspitze, auch wenn ihm dies zumindest fraglich erscheint aufgrund der zahlreichen offensiven Verletzungsausfälle.

    Gesetzt für ihn in Abwesenheit von Flo Niederlechner ist Andi Zeqiri, den er im Kommen sieht. Neben ihm könnte zum Beispiel Freddy Jensen starten, den Vincent persönlich als Spieler sehr schätzt. Gegen Arminia als direkten Konkurrenten müssen bestenfalls drei Punkte her, resümiert er.

    Die Arminia hat unter der Woche ein Testspiel gegen Almelo bestritten und dort mit einer Dreierkette agiert – Eva sieht dies jedoch nicht als System der Wahl gegen den FCA. Eher schon in Vorbereitung auf das nachfolgende schwere Spiel gegen den BVB. Generell sei es aber schwer, eine Startelfprognose gegen den FCA abzugeben, da die Arminia kadertechnisch einfach sehr gut besetzt ist.

    Das 4-2-3-1, das man gegen Leverkusen aufbot, wird’s laut Tim auch nicht. Eher ein 4-4-2 mit Raute. Arminias Dauerbrenner heißt Fabian Klos. Der heute 33 Jahre alte Angreifer spielt seit zehn Jahren für die Arminia und hat auch in dieser Saison schon zwei Scorerpunkte erzielen können. Bielefelds Keeper Ortega war mit einer der besten Keeper in der vergangenen Saison und verblieb (überraschend-unüberraschend) in Ostwestfalen. Ein toller Rückhalt, der nahtlos an die starke Vorsaison anknüpft (Kicker-Notendurchschnitt aktuell: 2,79).

    Andi Zeqiri feierte sein erstes Bundesligator im Spiel gegen Borussia Dortmund. (Foto via Lars Baron/Getty Images)

    „Spielerwünsche“

    Welchen FCA-Spieler man gerne in Bielefeld sehen würde? Die Antwort der beiden ist eindeutig: Maier und Dorsch. Arne Maier hat letztes Jahr sogar bei der Arminia verbracht, doch die Hertha wollte ihn nicht noch länger dort parken. So hat der FCA bekanntermaßen am Ende der Transferperiode noch zugeschlagen, um den „Tauschdeal“ mit Marco Richter zu finalisieren. Insgesamt sind Eva und Tim jedoch sehr zufrieden mit der Kaderzusammenstellung, denn die Balance ist ausgewogen und auch die doppelte Besetzung einzelner Position ist gelungen.

    Vincent war sich auf der anderen Seite gar nicht so sicher, welchen Spieler der Arminia er gerne am Lech sehen würde. Die Wahl fiel nach intensiver Überlegung auf den österreichischen Mittelfeldspieler Patrick Wimmer. Ebenjenen Wimmer nannten die beiden Arminia Fans, als die Frage nach dem gefährlichsten DSC-Spieler derzeit gestellt wurde.

    Patrick Wimmer ist vermutlich der Shootingstar der Arminia in der aktuellen Saison. Auf diesen jungen Spieler muss der FCA definitiv Obacht geben. (Foto via Christof Koepsel/Getty Images)

    Arminia-Damen und Sightseeing

    Stolz ist man bei der Arminia auch insbesondere auf seine Fußballdamen, die in der Regionalliga West spielen. In den Jahren zuvor gab es zeitliche Abschnitte, in denen die Damen höherklassiger spielten als die Herren. In der Regionalliga West rangieren die Arminia Damen derzeit auf dem achten Tabellenplatz mit acht Punkten aus sechs Spielen. Das junge Team, rund um wichtige Eckpfeiler wie Sandra Hausberger, Giustina Ronzetti, Grit Bender und Lisa Lösch muss sich erst noch finden. Der langjährige (Erfolgs-)Trainer Markus Wuckel wurde erst im Frühjahr aufgrund fehlender sportlicher Entwicklung freigestellt. Eine sehr schwere Entscheidung, da Markus Wuckel sinnbildlich für den steilen Aufstieg der Arminia Damen in den letzten Jahren stand (obwohl der Abstieg zuletzt eher ein Tiefschlag war). Die RoGaz wünscht viel Erfolg bei der Mission Wiederaufstieg!

    Was – neben der Leistung der beiden Senioren-Teams – aber weit mehr als nur erstklassig ist, sind die Arminia- Fans aller Couleur!

    Arminia Fans sind absolut erstligareif! Man sieht sich dann beim Rückspiel in Bielefeld. Und hoffentlich noch lange zusammen in Liga eins. (Foto via Christof Koepsel/Getty Images)

    Zum Rückspiel hofft man in Bielefeld auf viele Auswärtsfans. Empfehlenswert bei einer geplanten Sightseeing Tour ist insbesondere die Sparrenburg, von der aus man eine grandiose Aussicht über die Stadt und darüber hinaus hat. Auch die Altstadt kann man getrost empfehlen, um einen langen Fußballtag in Bielefeld ausklingen zu lassen. Vom Stadion aus ist es nicht weit Richtung Stadtmitte, da findet sich definitiv immer eine Kneipe oder eine illustre Bar. Vom Bahnhof Bielefeld kann man übrigens sehr gut zu Fuß zum Stadion laufen und auch dort passiert man „im Vorbeigehen“ ziemlich viele Kneipen! Wir sagen dann mal: Prost!

    Warum beide Vereine in der Liga bleiben

    Die Arminia hält die Liga, so die beiden Fanvertretenden, weil sie Kampfgeist, Mentalität und Comeback-Qualitäten vereint. Das Team gibt sich nicht auf, so gesehen beim letzten Spiel vor der Länderspielpause gegen Bayern 04 Leverkusen, weiß Tim. Zudem brauche man immer auch eine gewisse Portion Glück, so Eva, um zwei bis drei Teams hinter sich lassen zu können. Bessere Karten als in der Vorsaison habe man allemal. Ein (Geheim-)Tipp von Eva: Hertha BSC Berlin könnte das neue Bremen der ersten Liga werden.

    Vincent glaubt an den FCA und an Trainer Markus Weinzierl. Unter Weinzierl sind fußballerisch bessere Ansätze zu sehen als unter Vorgänger Heiko Herrlich. Aktuell kriegt man die PS, die man definitiv intus hat, nur nicht auf auf das Spielfeld. Junge Spieler wie Gumny, Zeqiri und insbesondere der zuletzt herausragende Oxford kommen so langsam ins Rollen und zeigen, dass sie nach und nach Verantwortung übernehmen können. Darauf kann man aufbauen. Er persönlich wünscht sich eine Saison ohne Abstiegsgespenst und mit Weinzierl am Seitenrand. Am Ende steht 2022 aber der Klassenerhalt, dessen ist er sich sicher.

    Einen kleinen Kritikpunkt kann sich der 22jährige jedoch nicht verkneifen: Die Transferpolitik der Arminia beneidet er, wie eingangs schon angedeutet. Krüger, Wimmer, Hack sind alles Spieler, die auch dem FCA gut zu Gesicht gestanden hätten.

    Voraussichtliche Aufstellungen

    Serra und Krüger sollen laut Kicker mögliche Startelf-Kandidaten bei der Arminia sein. Schöpfs Zustand nach Länderspielreise bleibt abzuwarten, für ihn könnte Kunze in die erste Elf rutschen. Auf Bryan Lasme sollte der FCA aufpassen, dieser Mann ist unfassbar schnell. Er hat mit 36,08 km/h einen der schnellsten Läufe der Saison absolviert.

    Die Gäste könnten daher mit folgender Aufstellung beginnen:

    Ortega - Brunner, Pieper, Nilsson, Czyborra - Prietl, Kunze - Hack, Wimmer, Okugawa - Klos
    

    Beim FCA fallen Niederlechner und Uduokhai definitiv aus. Bei Finnbogason, Maier, Moravek und Iago bleiben noch Fragezeichen. Gruezo und Cordova kommen erst kurz vor dem Spiel von ihrer Länderspielreise zurück. Der FCA könnte daher mit folgender Startelf dagegenhalten und einen Heimsieg einfahren – es bleibt abzuwarten, ob Markus Weinzierl sein überzeugendes Team vom BVB-Spiel großartig umbaut. Möglicherweise wird der Coach auch zur Vierer-Abwehrkette zurückkehren, dies ist sicherlich auch abhängig davon, welche Spieler ihm schlussendlich zur Verfügung stehen:

    Gikiewicz - Oxford, Gouweleeuw, Gumny - Pedersen, Strobl, Dorsch, Caligiuri - Maier - Zeqiri, Hahn 

    Anstoß der Partie in der WWK-Arena ist um 17:30 Uhr. Die Live-Übertragung übernimmt DAZN.

    Tipps fürs Spiel

    • Tim wird am Sonntagabend den kurzen Weg von München nach Augsburg in Kauf nehmen, um bei diesem „6-Punkte-Spiel“ in der WWK-Arena zugegen zu sein. Er tippt optimistisch auf einen 2:1 – Auswärtssieg für seine Arminia. Natürlich möchte er vor Ort einen Auswärtssieg feiern.
    • Eva-Lotta lehnt sich sogar ein wenig weiter aus dem Fenster und wagt die Prognose eines gegentorlosen 2:0-Sieges. Wäre für die Arminia jedenfalls sehr wichtig!
    • Vincent hält mit einem 1:0 für den FCA dagegen. Der Schütze des goldenen Tores könnte Andi Zeqiri sein.
    • Und Irina tippt abschließend auf ein leistungsgerechtes 1:1 – Remis. Denn schließlich ist Irina gebürtige Augsburgerin, die aber seit 2014 in Ostwestfalen – also in der näheren Bielefelder Umgebung – lebt. Mit dem 1:1 sind auch meine Arbeitskolleg*innen zufrieden, hoffe ich. 🙂

    Auf ein gutes und faires Spiel und eine entspannte Restsaison für beide Clubs. Danke an Eva-Lotta, Tim und Vincent für das angenehme Interview und allen viel Spaß beim Spiel!

    Fanpower!

    Täglich grüßt das Murmeltier… Oder anders ausgedrückt: Jede Saison das gleiche – unser FC Augsburg steckte bis kurz vor zwölf mitten im Abstiegskampf. Und das obwohl wir zwischenzeitlich den Abstand auf den Relegationsplatz auf komfortable 9 Punkte hatten ausbauen können. Doch Unruhe und Unsicherheit im Team, Differenzen mit dem ehemaligen Trainer und teilweise wirklich unterirdische Leistungen sorgten dafür, dass wir wieder mittendrin statt nur dabei waren. Alle Fans mussten wirklich Nerven wie Drahtseile haben. Sämtliche Anhänger unseres FCA wären so gerne im Stadion gewesen, um unsere Jungs anzufeuern und nach vorne zu brüllen.

    Doch da das aufgrund der Coronapandemie immer noch nicht möglich ist, habe ich mir zusammen mit einigen anderen Fans etwas ausgedacht. Wir haben es sogar geschafft, einige Fanclubs – zum Beispiel die Moosdeifl und die Bella Augusta – mit ins Boot zu holen. So eine Fanaktion kann in der Mannschaft schon etwas auslösen, wie man bereits beim Spiel gegen Mainz sehen konnte, wie ihr hier bei der Rosenau Gazette nachlesen könnt.

    Das große Zittern

    Wenn uns die desolate erste Halbzeit gegen den 1. FC Köln eins gezeigt hat, dann dass wir Fans an allen Ecken und Enden fehlen. Die Trainersituation mal außer Acht gelassen. Blutleer, kraftlos, einer Arbeitsverweigerung gleich – das alles sind Ausdrücke, die mehr als einmal in den sozialen Netzwerken gefallen sind. Und leider muss ich ehrlicherweise zugeben, dass das auf diesen Auftritt zutrifft. Ich selbst saß in der Halbzeit fassungslos vor dem Fernseher und war den Tränen nahe. Das war nicht der FCA, den ich so sehr zu lieben gelernt habe. Und nicht nur mir ging es so, sondern dem kompletten Team unseres Blogs.

    Dennoch bin ich mir sicher, dass wenn Fans im Stadion gewesen wären, wir in diesem sogenannten Sechs-Punkte-Spiel einen anderen Auftritt unserer Mannschaft gesehen hätten. Es ist nur eine Vermutung, aber der Support von der UBT und auch von sämtlichen Rängen hat unsere Jungs schon mehr als einmal beflügelt.

    Doch leider ist diese Saison allgemein für unseren FC Augsburg nicht gerade einfach. In nur einem einzigen Spiel durften 6000 Anhänger die Mannschaft live im Stadion anfeuern. Natürlich ergeht es allen anderen Teams ebenso, doch gerade kleine Vereine wie Freiburg, Mainz oder eben auch unser FC Augsburg leben von ihren Anhängern. Deswegen ist es umso wichtiger, dass wir die Jungs so gut es geht unterstützen, auch wenn wir gerade leider nur begrenzte Möglichkeiten zur Verfügung haben. Aber genau diese gilt es zu nutzen, auch wenn es Arbeit, Geld, Kraft und Schweiß kostet. Ich kann nur für mich selbst sprechen, aber ich nehme das für meinen Herzensverein sehr gerne in Kauf.

    Die Idee und das Ziel

    Das Ziel einer solchen Aktion ist natürlich vollkommen klar: Man will die Jungs anfeuern, pushen und zeigen, dass man in jeder Situation hinter ihnen steht. Wir sind ihr zwölfter Mann auf dem Platz und mit den Herzen immer bei ihnen. Gerade in dieser schweren Phase der Saison, wo wir erneut um den Klassenerhalt kämpfen und zittern mussten, war es wichtiger denn je, dem Team zu zeigen, dass wir Fans sie nicht vergessen oder gar fallen gelassen haben. Sie sollten sehen, dass sie diesen Kampf nicht alleine führen müssen, sondern dass wir das ganze GEMEINSAM durchstehen. Man gewinnt zusammen und man verliert zusammen. Auch wenn das einige Kritiker anders sehen, wenn man den Posts in den sozialen Netzwerken Glauben schenken darf.

    Zurück zu unseren Projekten, denn dieses Mal waren es sogar mehrere gleichzeitig. Die Idee entstand auch dieses Mal bei einer Diskussion in einer Facebookgruppe. Schon vor dem Spiel gegen Köln regte ein Mitglied dort eine Unterhaltung an, in der man gemeinsam nach Möglichkeiten suchte, das Team zu unterstützen.

    Ich war natürlich gerne bereit, den Kontakt zur Fanbetreuung herzustellen, da ich seit meinem Fanvideo recht guten Kontakt zu Markus Wiesmeier pflege. Ich schrieb ihn an und er rief mich noch am selben Nachmittag zurück. Fast eine Stunde lang besprachen wir die diversen Möglichkeiten, die aber aufgrund der Coronaauflagen leider nicht gerade zahlreich ausfielen. Laut Hygienekonzept der DFL dürfen sich nämlich am Spieltag selbst keine Leute, die nicht einen nachweisbaren Grund haben, auf dem Stadiongelände aufhalten. Dazu zählen zum Beispiel Angestellte des FCA, Sicherheitsleute oder Journalisten.

    Natürlich hätten wir es sämtlichen Fans schon vor dem Spiel gegen den 1. FC Köln gerne ermöglicht unseren FCA in persona zu unterstützen. So auf die Schnelle hatten wir dazu aber leider keine Chance. Eine größere Aktion muss unweigerlich mit der Polizei und der Stadt abgesprochen werden. Deswegen einigten wir uns am Ende auf eine Plakataktion am Trainingsgelände. Da wir aber leider nur einen Tag Zeit gehabt hätten, beschlossen wir, das ganze auf den nächsten Spieltag gegen den VfB Stuttgart zu verschieben. Der Plan: Beim Abschlusstraining sollten einige Plakate und Spruchbänder aufgehängt werden, um unsere Jungs zu motivieren.

    Projekt für das Spiel gegen den VfB

    Es konnte also losgehen. Und da es sich auch hierbei um ein Gemeinschaftsprojekt handelte, möchte ich mich in erster Linie bei allen bedanken, die mir hierbei geholfen und das Team somit unterstützt haben. Zum Beispiel bei Michaela Brieschenk, mit der ich mich auch schon bei der Videoaktion ausgetauscht habe und die mir auch hierbei mit Rat und Tat zur Seite stand. Ein großes Dankeschön auch an Tobias Wagner, der ein Spruchband für die Unterstützung der Mannschaft gesprüht hat und beim Bremenspiel mit seiner ruhigen Art dafür sorgte, dass ich nicht vollkommen ausflippte. Danke auch an alle Fanclubs und Fans, die bei beiden Projekten mitgemacht haben. Und natürlich auch vielen Dank an Markus, der es in Absprache mit dem Verein möglich gemacht hat, dass wir auch in diesen schweren Zeiten unserem Verein unterstützen konnten.

    Unsere Aktion beim Abschlusstraining fand in der WWK-Arena statt, obwohl es eigentlich zuerst auf dem Trainingsgelände geplant war. Doch da das Training ins Stadion verlegt wurde, hängten Markus und seine Helfer die Plakate und Bänder kurzerhand dorthin. Insgesamt waren es 4 große Spruchbänder, vor denen unsere Jungs trainierten.

    Quelle: Markus Wiesmeier
    Quelle: FC Augsburg

    Gleichzeitig organisierte die Fanbetreuung in Zusammenarbeit mit dem Fanclub „Fanfahrt Supporters“ eine weitere Aktion. Hierbei ließ man motivierende Sprüche über den Monitor über dem Familienblock einfliegen. Mehrfach las man „Kämpfen und Siegen“ oder „Wir stehen hinter euch“. Und genau das war ja unser Ziel: Wir wollten unserem Herzensverein zeigen, dass wir immer hinter ihnen stehen und dass sie auch in Coronazeiten auf uns zählen können.

    Quelle: FC Augsburg

    Unsere Aktion machte nicht nur die regionale Presse auf sich aufmerksam. Gleich zweimal wurde unser Coach Markus Weinzierl in der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Bremen darauf angesprochen. Unter anderem von einem Journalisten vom Münchner Merkur. Unser neuer alter Coach erläuterte daraufhin, wie wichtig es für das Team sei, zu wissen, dass ganz Augsburg hinter ihnen steht.

    Wir merken links und rechts, dass ganz Augsburg uns positiv gegenüber steht und uns die Daumen drückt. Ich persönlich merke das in allen Dingen, die ich vor der Quarantäne irgendwo miterlebt habe. Das merken wir und bekommen wir natürlich auch zugespielt und da freuen wir uns drüber. Alle Unterstützung, die wir jetzt brauchen und alle Daumen, die gedrückt sind, die helfen uns. Und es sind die Kleinigkeiten, wo wir uns festhalten, wo wir uns aufrichten, die uns gut tun.

    Markus Weinzierl in der PK vor dem Spiel gegen Bremen

    Vollgas gegen Werder Bremen

    Die Aktion, die wir für das Spiel gegen Bremen planten, sollte daher natürlich um einiges größer werden, denn dieses war ein klassisches Endspiel. Der Matchball lag bei uns und wir brauchten ihn nur noch zu verwandeln. Die Unterstützung der Fans war daher unerlässlich.

    Ich selbst plante zusammen mit Markus von der Fanbetreuung in Zusammenarbeit mit den Fanclubs eine weitere Plakataktion im Stadion. Auch ein Artikel in der Augsburger Allgemeinen rief dazu auf, uns dabei zu unterstützen. Die Abgabe sollte bis Freitagmittag geschehen, damit die Fanbetreuung unsere Werke am Nachmittag anbringen konnte. Hierfür brauchten sie in etwa sieben Stunden.

    Quelle: Markus Wiesmeier
    Quelle: Markus Wiesmeier

    Insgesamt zierten am Ende ca. 35 Spruchbänder und Plakate unsere wunderschöne WWK-Arena. Mir wurden sogar Spruchbänder aus Nordhessen und auch aus Mühlheim an der Ruhr zugeschickt, die ich zusammen mit meinen drei Spruchbändern abgab. Auf meinen Werken, die ich aus insgesamt 20 Metern Vliestapete fertigte, schrieb ich folgendes:

    • Treu an eurer Seite
    • Ihr seid unser Stolz
    • We believe in you, Reece!
    Quelle: Markus Wiesmeier

    Gerade die persönliche Widmung an Reece Oxford war mir besonders wichtig. Auch wenn er gegen Stuttgart zwei Mal nicht gerade gut aussah, so weiß ich doch, dass er ein riesiges Talent ist. Sein Start bei unserem FC Augsburg war bestimmt nicht so, wie er es sich vorgestellt hat. Mehr als einmal patzte er in spielentscheidenden Situationen und zog damit den Unmut einiger Anhänger auf sich. Aber gerade in dieser Spielperiode hat der Junge eine wahnsinnige Entwicklung vorgenommen. Laut Ligainsider liegt der geborene Engländer mit durchschnittlich 1,61 geblockten Bällen pro Partie sogar auf Platz 1 von allen betrachteten Spielern der Saison 2020/21. Doch das nur so am Rande bemerkt.

    Neben den Spruchbändern fertigte ich zudem noch ein ca. zehn Meter hohes FCA-Trikot aus Folie an, auf das ich eine große 12 klebte, das natürlich im Namen aller Fans den bildlichen zwölften Mann signalisieren sollte.

    Quelle: Markus Wiesmeier
    Quelle: Markus Wiesmeier

    Auch hier ein riesiges Dankeschön an alle Fanclubs und Fans, die dabei mitgewirkt haben. Ohne euren Support hätten wir das so nicht auf die Reihe bekommen.

    Quelle: Markus Wiesmeier

    Schwenkt eure Fahnen für den FCA

    Das sollte natürlich noch nicht alles sein, denn wie ihr wahrscheinlich mitbekommen habt, wurde in den sozialen Netzwerken dazu aufgerufen, sich vor dem Stadion zu versammeln, um den Mannschaftsbus in einem großen Spalier zu empfangen. Dabei sollte man sich selbstverständlich an die Vorgaben – Abstand und das Tragen einer Maske – halten, was zum Großteil auch wirklich gemacht wurde.

    Natürlich ließ ich es mir nicht nehmen, selbst auch an die WWK-Arena zu fahren. Mit mir dabei waren zwei meiner Kinder sowie meine gleichgesinnten Freunde Tobi, Sandra, Sammy und Heike. Und was uns dort im ersten Moment erwartete, war der absolute Wahnsinn. Bestimmt habt ihr die Bilder bereits im Fernsehen gesehen oder ward vielleicht sogar selbst vor Ort. Ich kann jedoch nur für mich selbst sprechen, wenn ich sage, dass ich absolut geflasht war. Etwa 800 bis 1000 Leute waren gekommen, um den Bus des FC Augsburg zu empfangen. Die Stimmung war gigantisch und man sang bereits im Vorfeld lauthals Lieder, die auch immer auf der Ulrich-Biesinger Tribüne ertönen.

    Quelle: FC Augsburg

    Der Bus kam um kurz nach 14:00 Uhr am Gelände um die WWK – Arena an. Auf die Spieler unseres FC Augsburg wartete ein riesiges Fahnenmeer und sämtliche Fans zeigten ihre Leidenschaft und Liebe zu diesem wunderbaren Verein. Falls sich übrigens jemand fragen sollte, ob die Spieler von dieser Aktion gewusst haben, dann kann ich diese Frage mit einem eindeutigen Nein beantworten. Dies bestätigte Finanz-Geschäftsführer Michael Ströll beim wöchentlichen Podcast „Feuer und Flamme“.

    Die Spieler wussten es nicht. Wir haben die Spieler damit nicht konfrontiert vor dem Spiel. Wir wussten, dass sich da Fans zusammen tun – zum Teil unorganisierte, aber auch Fanclubs – die unterstützen wollen. Da war unser Fanbeauftragter Markus Wiesmeier ein Stück weit mit im Boot, also informiert, dass welche kommen wollen. Aber ich hab ehrlich gesagt nicht mit so vielen Leuten gerechnet. Ich war einfach nur überwältigt.

    Michael Ströll im Podcast „Feuer und Flamme“ am 17.05.2021
    Quelle: Birgit Kaiser

    Rot, Grün, Weiß sind uns’re Farben

    Viele Fans fuhren nach dem Busempfang nach Hause, um dort vor dem Fernseher das Spiel zu verfolgen. Doch etwa 100 hartgesottene Fans zogen weiter vors Stadion, um dort von außen das Team so gut es ging zu unterstützen. Über die komplette Partie hinweg schrien wir lauthals die bekannten FCA-Lieder . Von „Rot, Grün, Weiß sind uns’re Farben“, über „Oleee, Ole, Ola – nur der FCA“ bis hin zu „Zwischen Lech und Wertachstrand“ war wirklich alles vertreten. Wir ließen es uns auch nicht nehmen, den Schiri nach Ruben Vargas‘ roter Karte als „Schieber“ zu bezeichnen. So etwas gehört zu einem spanenden Fußballspiel mit dazu. Die Partie verfolgten wir nämlich während des Supports über unsere Handys und Tablets. Und so war es kein Wunder, dass die Emotionen immer weiter hoch kochten.

    Quelle: Birgit Kaiser

    Aber an einen Mann wären selbst tausend Fans niemals heran gekommen und das ist „der Mann mit der Tonne“. Das war im Übrigen einer von Greenkeeper Arndt Valberts Rasenhelfern. Der hatte kurzerhand eine von den Mülltonnen, die normalerweise im Stadionumlauf stehen, zur Trommel umfunktioniert und damit unseren FC Augsburg in jeder einzelnen Situation mit allen Kräften angefeuert. Er war es auch, der uns das 1:0 signalisiert hat, kurz bevor die Torhymne los ging, sodass wir vor der Arena in frenetischen Jubel ausbrechen konnten. Für mich persönlich der Mann des Tages!

    Nachdem unser FCA den Sack in der 90. Minute schließlich zumachte, konnten wir kaum noch an uns halten. Die Stimmung erreichte ihren absoluten Höhepunkt. Lauthals trällerten wir „Wir wollen die Mannschaft sehen“ und die kam dann tatsächlich auf den Balkon bei der VIP-Tribüne, um noch mit uns Fans zu feiern.

    Quelle: Birgit Kaiser
    Quelle: Birgit Kaiser
    Quelle: Birgit Kaiser

    Eine kleine Information noch am Rande: Nach drei ziemlich stummen Tagen, ist meine Stimme nun endlich wieder zu mir zurück gekehrt. Diese wollte nämlich kurzerhand lieber bei der WWK-Arena bleiben. Doch meine Heiserkeit zeigt nur eines: Ich habe – wie alle anderen Fans auch – Vollgas gegeben. Seht selbst…

    Quelle: Birgit Kaiser

    Hallerluja

    Nach Abpfiff hörte man gefühlt 50.000 Steine, die sämtlichen Anwesenden vom Herzen vielen. Ein kollektives Aufatmen ging durch die Gruppe und wir konnten es im ersten Moment alle gar nicht fassen. Ich selbst konnte nur mühsam die Tränen zurückhalten. Wir haben es erneut geschafft, die Klasse zu halten, haben einige Experten Lügen gestraft und gehen nun zusammen mit Markus Weinzierl in unser elftes Jahr im Oberhaus. Natürlich muss die Saison und eventuell sogar die letzten Jahre analysiert und aufgearbeitet werden, bevor man schließlich einige Hebel ansetzt und diverse Stellschrauben, neu justiert.

    Was ich damit sagen will, ist, dass man im Sommer wohl einiges von unserem FC Augsburg hören wird. Denn wie Stefan Reuter bereits angedeutet hat, wird in der Sommerpause wohl einiges auf dem Transfermarkt passieren. Was genau das sein wird, werden wir zu gegebener Zeit sehen. Doch wir von der Rosenau Gazette haben da auch schon mal den einen oder anderen Blick darauf geworfen.

    Aber um nun zum Schluss noch eines zu sagen: Wenn man gegen Werder Bremen eines gesehen hat, dann dass wir Fans für unser Team wirklich wichtig sind. Natürlich haben sie die Leistung auf dem Platz selbst erbracht, aber ich bin ganz bei Markus Weinzierl, der bei Blickpunkt Sport im Bayerischen Rundfunk folgendes sagte:

    Das hat uns schon nochmal geholfen gestern und auch nochmal gepusht, dass wir die Fans da gesehen haben und dass viele da waren bei der Einfahrt eben ins Stadion. Das hat die Spieler schon berührt. Natürlich ist es so, dass wir ohne Fans gespielt haben, aber trotzdem immer alles gegeben haben und gewusst haben, dass ganz Augsburg hinter uns steht. Und das war nochmal vor dem Spiel ein tolles Zeichen.

    Markus Weinzierl bei Blickpunkt Sport

    Herzlichen Glückwunsch vom Team der Rosenau Gazette

    Liebe Spieler, liebes Team, liebe Verantwortlichen,

    es ist mir eine Ehre, euch im Namen aller Redakteure unseres Teams zum Klassenerhalt zu gratulieren. Wir sind alle überglücklich, dass ihr es mit eurer Leidenschaft, eurem Willen und eurem Zusammenhalt auf dem Platz geschafft habt, uns ins elfte Jahr in der Fußballbundesliga zu führen. Unendlich groß war unsere Erleichterung, denn in jeder einzelnen Sekunde einer Partie leiden wir mit euch mit. Wir sind sehr stolz darauf, dass wir Teil des tollsten Fußballvereins der Welt sein und über euch schreiben zu dürfen, was uns sehr großen Spaß und vor allem auch eine riesige Freude bereitet. Danke für euren Einsatz, auf dass wir auch noch in der kommenden Saison aus dem Oberhaus über euch berichten können!

    Rot -Grün-Weiße Grüße von eurem RoGaz-Team

    La Décima +1

    Schluss! Aus! Vorbei! Der Abstiegsk(r)ampf hat ein Ende. Gegen Werder Bremen konnte der FCA am gestrigen Samstag dank der Tore von Rani Khedira (1. Saisontreffer!) und Daniel Caligiuri mit 2:0 gewinnen. Daher darf der FCA nun ein elftes Jahr im deutschen Oberhaus verbringen. Was für ein Match, was für ein Krimi. Herzkasper inklusive.

    Rückblick aufs Spiel – Halbzeit 1

    Markus Weinzierl – unser aller Hoffnungsschimmer und Erfolgsgarant – vertraute hierbei exakt auf die gleiche Truppe wie gegen den VfB Stuttgart. Das heißt, die Innenverteidigung bildeten wieder der nach dem Stuttgart-Spiel vielgescholtene Reece Oxford sowie Kapitän Jeff Gouweleeuw. Hier war im Vorfeld aber lange unklar, ob Markus Weinzierl Oxford nicht eventuell gegen den erfahrenen Marek Suchy tauschen würde. Aufgrund der Agilität und Schnelligkeit der Bremer Angreifer wählte Markus Weinzierl vermutlich aber den ebenfalls mit ausreichend Speed gesegneten Reece Oxford, um von Beginn an zu starten. Auch die Bremer tauschten lediglich den angeschlagenen Veljkovic gegen den blitzgenesenen Routinier und Innenverteidiger Ömer Toprak. Sonst beließ es Coach Kohfeldt bei der selben Elf, die Leverkusen am vergangenen Spieltag ein Remis abringen konnte.

    In den ersten Minuten des Spiels lieferten sich beide Mannschaften einen offenen Schlagabtausch, ohne jedoch wirklich gefährlich zu werden. Die erste hitzige Situation der Partie war für den FCA besonders prekär: Flügelspieler Ruben Vargas und Gegenspieler Gebre Selassie waren in ein Laufduell gegangen, Selassie kreuzte den Laufweg von Vargas, der daraufhin ins Straucheln geriet. Da brannten beim Schweizer Jungspund offensichtlich die Sicherungen durch: Er riss sich erst aus der Umklammerung los und versuchte sodann, nach Selassie zu treten, erwischte ihn jedoch nicht.

    Dies wertete Schiedsrichter Schröder als Versuch der Tätlichkeit und zeigte dem 22jährigen die rote Karte. Daraufhin reklamierten die Augsburger, hatten augenscheinlichen Diskussionsbedarf. Schröder sah sich dann die Szene selbst am Monitor abseits des Platzes an, war sich jedoch relativ früh sicher und blieb bei seiner ursprünglichen Entscheidung. Leider eine sehr dumme Aktion vom sonst eher zurückhaltenden Offensivspieler. Für Vargas bedeutet dies nun das frühe Ende der Partie und das vorzeitige Saisonende.

    „Platzverweis! Gebre Selassie hat Vargas‘ Weg gekreuzt – und der Augsburger daraufhin ausgetreten. Auch wenn er Gebre Selassie nicht getroffen hat: Da hat Schröder keine andere Wahl, als Vargas vom Feld zu schicken.“

    Liveticker des Kicker

    Natürlich spielte die Überzahl-Situation eher den Bremern in die Karten, die fortan mit einem Mann mehr auf dem Platz standen. Dadurch ergaben sich einige Räume, die die Bremer aber nicht in letzter Konsequenz nutzen konnten. In der zwanzigsten Minute dann die erste große Chance des Spiels, Sargent kam aus knapp sieben Metern frei zum Abschluss. Keeper Gikiewicz war bereits geschlagen. Reece Oxford konnte den Ball vor dem Einschlag retten und verhinderte somit den Rückstand.

    Vier weitere Torchancen von Bremen sollten alsbald folgen (23′ Füllkrug, 28′ – Sargent, 30′ – Groß, 34′ – Moisander). Nach 35 Spielminuten hatte sich das Blatt zugunsten der Gäste gewendet: 5:1 Torschüsse für den SV Werder und 61 Prozent Ballbesitz sprachen eine deutliche Sprache. Dem FCA tat die Unterzahl bis dato gar nicht gut. Man fand schlichtweg keine Lösung gegen heranstürmende Bremer, die aber fahrlässig mit den eigenen Chancen umgingen. Rückblickend auf die Partie VfB- FCA kann ich nur sagen: I feel you, Werder!

    In Minute 38 wurde es dann auf einmal wieder hektisch: Davie Selke, Stürmer des SV Werder, ging offenkundig mit dem Oberarm zum Ball und klärte damit zur Ecke. Hand oder nicht Hand – das war hier die Frage!? Die Augsburger Spieler forderten jedenfalls einen Elfmeter. Schiedsrichter Schröder winkte jedoch sofort ab, da im Vorfeld der Szene eine Abseitsstellung eines Augsburger Spielers vorlag. Bis zur Halbzeitpause ergaben sich dann nur noch zwei gelbe Karten: Jeweils eine für die Gäste (42′ – Groß) sowie für den FCA. Keeper Gikiewicz (45′) sah wegen Zeitspiels die gelbe Karte.

    Mit einem für den FCA bis dato eher glücklichen 0:0 ging es in die Halbzeitpause – Zeit, durch zu schnaufen. Und darauf zu hoffen, dass Markus Weinzierl den richtigen Ton und die richtigen Worte finden würde, um die Jungs zu pushen.

    Rückblick aufs Spiel – Halbzeit 2

    Unverändert kamen beide Mannschaften aus der Kabine. Und keine vier Minuten später dann der zweite Platzverweis des Spiels. Diesmal für den SV Werder: Christian Groß sah die zweite gelbe Karte nach Foul an Niederlechner und durfte – wie zuvor schon Ruben Vargas auf Augsburger Seite – frühzeitig duschen gehen. Für die restlichen 40 Spielminuten hieß es dann also 10 gegen 10.

    Bremen tätigte daraufhin zwei (positionsgetreue) Wechsel. Angreifer Rashica für den glücklosen Selke sowie Defensivspezialist Friedl für Toprak. Und prompt fiel das 1:0 für den FCA: Ausgerechnet der scheidende Rani Khedira – er verlässt den FCA ablösefrei im Sommer und wechselt zu Union Berlin – besorgte mit einer schönen Einzelaktion den Führungstreffer. Erster Saisontreffer in seinem letzten Heimspiel in der WWK-Arena – und was für ein wichtiger:

    „Augsburg geht in Führung! Nach einer Ecke bekommt Werder den Ball nicht weg, Khedira schließt aus sieben Metern flach ab und trifft mithilfe des Innenpfostens – 1:0!“

    Liveticker des Kicker

    Das stellte zu diesem Zeitpunkt den Spielverlauf etwas auf den Kopf! Der FCA fand auch kurz nach der Halbzeit kaum Möglichkeiten in der Offensive. Eine der wenigen Szenen beendete Marco Richter mit einer möglichen Schwalbe, für die er den gelben Karton kassierte. Die gelbe Karte finde ich an dieser Stelle ein wenig „ungerecht“, da definitiv ein gegnerischer Kontakt am Knöchel des jungen Angreifers vorlag. Ob man jedoch so verzögerte hinfallen muss wie der FCA-Nachwuchsstürmer? Das ist zumindest fraglich und hat wohl den Schiedsrichter dazu bewogen, dies als Schwalbe zu werten. In der 71. Spielminute war dann aber sowieso Feierabend für den gebürtigen Friedberger, Caligiuri kam für ihn in die Partie. Ebenso kam Mittelfeldspieler Bénes für den lauffreudigen Moravek auf den Platz.

    In der 72. Spielminute die größte Torchance des Spiels für die Bremer: Bittencourt setzte einen Schuss aus rund 25 Metern an den Innenpfosten – der Ball sprang aber wieder aufs Feld und nicht ins Tor. Gaaaanz großes Durchschnaufen im Augsburger Fanlager. Weinzierl reagierte – das 1:0 stand auf ganz wackeligen Beinen. Finnbogason ersetzte sodann den nimmermüden und viel ackernden Florian Niederlechner, der im Spiel stolze 75 Prozent seiner Zweikämpfe gewinnen konnte. Chapeau, damit war er zweikampfstärkster Augsburger auf dem Platz.

    Auch Bremen wechselte nochmals, brachte den agilen Osako für Bittencourt. Der FCA kam danach zu zwei Abschlusschancen durch Iago, doch sein Schuss war zu harmlos. André Hahns Nachschuss wurde dann von einem Bremer Bein geblockt. Der eingewechselte Augsburger Leihspieler Bénes versuchte es aus rund 16 Metern per Distanzschuss, Pavlenka hatte diesen Ball jedoch sicher. In der 89. Minute stand dann wieder das Schiedsrichtergespann im Mittelpunkt, wieder Diskussionen, wieder Zittern:

    „Elfmeter für Augsburg! Rashica bringt Hahn im Strafraum zu Fall – Schiedsrichter Schröder zeigt ohne Umschweife auf den Punkt.“

    Liveticker des Kicker

    Ein – wie ich meine – relativ eindeutiger Elfmeter, da Rashica Hahn am Bein trifft und keine Chance auf den Ball hat. Daniel Caligiuri hieß nun der antretende Schütze aus Sicht des FCA, nachdem der etatmäßige Elfmeterschütze – namens Alfred Finnbogason – zuletzt zweimal vom Punkt aus vergab. Und der erfahrene Caliguiri netzte eiskalt ein. Keine Chance für den gegnerischen Torhüter! 2:0 – der FC Augsburg ist durch. Die Ersatzspieler, das Trainerteam und die diversen Funktionäre feierten – ebenso wie die lärmenden und feiernden Fans vor der Arena. Zu dieser Aktion wird in der kommenden Woche @birgit noch näheres berichten.

    Hahn und Moisander kassierten in der Nachspielzeit beide noch die gelbe Karte, weil sie am Mittelkreis aneinander gerieten. Es war ein kampfbetontes, nervenaufreibendes Spiel. Dann wechselte Weinzierl Gregoritsch für Hahn ein, um Zeit von der Uhr zu nehmen. Sehr clever. Rashica kam in der 94. Spielminute noch zu einem Abschluss, dann war die Partie vorbei und die Dämme brachen. Die elfte Saison in der ersten Fußballbundesliga und Augsburg ist dabei.

    „Das war’s! Der FC Augsburg schlägt den SV Werder Bremen mit 2:0 und tütet damit den Klassenerhalt ein. Für die Hanseaten hingegen hat sich die Lage zugespitzt: Werder geht als Tabellen-16. in den 34. Spieltag.“

    Liveticker des Kicker

    La Décima +1

    Unsere Wünsche wurden erhört. Der FCA hat die Nerven halbwegs bewahrt und ging gegen den SV Werder als Sieger vom Platz. Das sah lange Zeit allerdings nicht so aus. Und dann kam Rani Khedira. Als letztes Geschenk – für seine vier Jahre in der Fuggerstadt – netzte er zum 1:0 ein. Und leitete somit den Sieg ein, gab dem schlingernden Team damit Hoffnung. Hoffnung auf den Klassenerhalt aus eigener Kraft. Denn sind wir mal ehrlich – die Hoffnung war auf ein sehr geringes Level gesunken, als Ruben Vargas sich die rote Karte auf bittere Art und Weise abholte.

    Was ich mir für Ruben Vargas erhoffe? Das man ihn nicht zum Sündenbock macht, wie einst Reece Oxford. Beide Burschen sind noch jung, zum Teil noch unerfahren und ungestüm. Passiert, sollte aber eine Art „Lessons Learned“ für den Schweizer sein. Ein zweites Mal wird er sich sicherlich nicht zu so einer versuchten Tätlichkeit hinreißen lassen. Da können wir nur von Glück sprechen- und oh ja, wir hatten Glück – dass der FCA diese Partie nicht verloren hat. Sonst wäre Ruben Vargas heute vielleicht der Buhmann der Nation. Beziehungsweise im Augsburger Umkreis. Gott sei Dank ist dies so nicht eingetreten, denn sein Team hat – auch für ihn in Unterzahl – alles gegeben. Und gewonnen.

    Fortuna war uns diesmal etwas wohlgesonnener als sonst. Wenn’s blöd läuft, dann macht der Bittencourt seinen Distanzschuss in der 72. Minute rein und dann stehts 1:1. Dann geht das Zittern in die nächste Runde. Wer weiß, ob das Momentum dann nicht zu unserer Ungunsten gekippt wäre. Aber hätte, hätte, Fahrradkette. Der FCA hat seine Chancen, im Gegensatz zum VfB-Spiel, genutzt. Der SV Werder hingegen ging fahrlässig mit seinen Torannäherungen um. Und somit feiern die Augsburger den Klassenerhalt und Bremen bibbert weiter um den Klassenerhalt.

    Was bleibt ist Erleichterung

    Imponiert haben mir heute insbesondere zwei Mannen: Flo Niederlechner, der sinnbildlich für die Mannschaft gerackert hat und die Mannschaft nach vorne getrieben hat. Und unser Ruhepol Rafal Gikiewicz, der wie die ganze Saison schon ein ruhiger und solider Rückhalt war. Insgesamt aber war die ganze Mannschaft heute – klammern wir Ruben Vargas einmal aus – fokussiert und konzentriert zu Werke gegangen. Weinzierls Matchplan ging – trotz über 30 Minuten Unterzahl – größtenteils auf. Endlich nahmen wir die Zweikämpfe an – die Stats besagen, wir gewannen 57% der Zweikämpfe gegen die Bremer. Man möchte gar nicht mehr zurückdenken, wie diese Spiele unter Heiko Herrlich verliefen. Und was gewesen wäre, wenn der Trainerwechsel nicht erfolgt wäre.

    Der scheidende Rani Khedira hat dem FCA sein Abschiedsgeschenk gemacht. Und was für ein wichtiges! (Foto: Bernd Feil/M.i.S/Pool via Imago)

    Wir haben vorne sicherlich nicht so schön und ansehnlich gespielt wie gegen den VfB Stuttgart – dies lässt sich auch mit den deutlich wenigeren Torchancen (13) und der relativ niedrigen Passquote (58%) – statistisch belegen. Jedoch haben wir gekämpft und den Gegner überwiegend neutralisiert. Den Bremern gewissermaßen den Ball überlassen, die damit nicht viel anzufangen wussten – 68% Ballbesitz der Bremer über das gesamte Spiel gesehen sprechen eine deutliche Sprache. Das Gesehene war in Grundzügen wieder die Mentalität, die uns Augsburger jahrelang auszeichnete. Ich will hierbei zwar nicht sagen, dass alles glorreich war, denn zum Beispiel haben wir die Konter teilweise zu schlampig ausgespielt und den Ball zu schnell wieder verloren. Aber endlich waren wieder Tugenden auf dem Platz zu sehen, die es im Abstiegskampf braucht! Mentalität, Wille, Einsatz. Und wir wurden dafür belohnt.

    Und es war so besonders, weil wir gerade das 10jährige Bundesligajubiläum hinter uns haben. Der kleine FCA! Es wäre grausam gewesen, jetzt – genau jetzt – abzusteigen. Und auf diese Art und Weise, fast heimlich, so ganz ohne Fans. Wobei die Fans diesem Spieltag einen besonderen Flair durch ihr Engagement und ihre liebevoll geplante Aktion verleihen konnten. Das Spalier Stehen vor der Arena – unter Berücksichtigung der Corona-Auflagen – als der Mannschaftsbus einfuhr und das Skandieren, hat sicherlich mächtig Eindruck auf das Team gemacht. Chapeau und Danke für eure Mühen!

    Ich freue mich jetzt einfach auf eine elfte Saison Bundesliga im beschaulichen Gallien. Äh, Pardon, Augsburg. Jetzt kann das Planen für eine weitere Spielzeit losgehen. Und es muss einiges intern auf den Prüfstand gestellt werden. Denn trotz des Klassenerhalts auf den letzten Drücker ist längst nicht alles gut. Es muss einiges aufgearbeitet werden, was diese Saison aus Augsburger Sicht zur – und nicht nur wegen Corona – quälendsten aller Zeiten gemacht hat.

    Wir Fans können uns hingegen nächstes Wochenende entspannt zurücklehnen, mit den Bayern eine gemeinsame Party feiern, in einem Spiel in dem es um nichts mehr geht, als um Robert Lewandowskis Torrekord. Und können uns freuen, dass es eine 11. Saison für uns Augsburger gibt, während in Bremen und Köln gerade die Lichter ausgehen. Wie schnell sowas gehen kann, haben wir nun gesehen und das sollte uns eine Lehre sein. Vielleicht wird die nächste Saison etwas entspannter, ohne Herzkasper und einen Showdown? Das wäre für meine Gesundheit wirklich wichtig. Für eure vielleicht auch?

    In diesem Sinne: Ein Leben lang – nur der FCA!

    Matchball

    Der erste Matchball um den direkten Klassenerhalt steht heute Abend an, wenn im Schwabenderby der FCA beim VfB Stuttgart zu Gast ist. Hierbei rückt insbesondere Neu-Coach Markus Weinzierl (unfreiwillig) in den Mittelpunkt des Geschehens, da dieser eine lebhafte sportliche Vergangenheit bei beiden Clubs hat. Insbesondere die unrühmliche 6:0-Niederlage der Stuttgarter gegen den FCA im Jahr 2019 erhitzt noch heute Fan-Gemüter auf VfB Seiten und erfreut insbesondere die FCA-Fans unter uns.

    Matchball: es geht um viel und die Anspannung ist hoch (Foto: Peter Schatz / Pool via Imago)

    Um die besondere sportliche Brisanz der Partie einzuordnen und auch die Rückkehr von Weinzierl in die Bundesliga zu thematisieren, konnte RoGaz-Autorin Irina im Vorfeld die beiden VfB Fans Steffen (Twitter: @Bruddelei) und Benjamin (@VfBenito) sowie die FCA-Anhänger Leandro (@leandro1907_) und Chris (FCA_Chris1907) für einen virtuellen Austausch gewinnen.

    Ein kleiner Tipp noch am Rande: Steffen führt selbst einen Blog und einen Podcast unter dem Namen Bruddelei. Schaut/lest doch mal rein!

    Schwabenwechsel

    Zu Beginn erst einmal die Frage an die beiden FCA Fans, was sie denn vom ablösefreien Abgang des gebürtigen Stuttgarters Rani Khedira halten. Es wurde zuletzt offiziell vom FCA bekannt gegeben, dass Rani beim FCA nicht verlängert, sondern sich im Sommer Union Berlin anschließen wird:

    Leandro wird vor allem Rani Khedira als Mensch vermissen: „Sportlich ist dies sicherlich verschmerzbar. Rani ist nicht unersetzlich beim FCA. Menschlich finde ich es dennoch sehr schade, da Rani ein sympathischer Spieler ist. Ich hoffe aber auf einen guten Nachfolger im FCA-Dress.“ Chris ergänzt noch, dass der FCA in Rani einen sehr mannschaftsdienlichen Spieler verliert, der sich immer den Augsburger Zielen untergeordnet hat. Dafür sind wir alle dankbar und möchten uns für vier erfolgreiche Jahre zusammen bedanken. Viel Erfolg in der Hauptstadt!

    Wenn wir schon von Schwaben sprechen, dann darf der gebürtige Ulmer Erik Thommy – als ehemaliges Augsburger Eigengewächs – nicht fehlen. Derzeit steht er (noch) beim VfB Stuttgart unter Vertrag. Allerdings weist derzeit vieles auf eine Trennung im Sommer hin, so sagt VfB-Anhänger Steffen, dass Erik Thommy seit jeher einen schweren Stand bei den Stuttgartern hat. Zuletzt hatte er nach einer auskurierten Ellbogenverletzung Schwierigkeiten, in den Kader zu rücken. Dies liegt möglicherweise an dem überragenden Flügelspieler Borna Sosa als direkten Konkurrenten auf der Position: „Sosa ist derzeit einer der besten Linksaußen der Liga“, so Steffen. Für den VfB wäre der Ausfall von Sosa also eine deutliche Schwächung, Benjamin meint hierzu: „Seine grandiosen Flanken würden uns fehlen. Einen richtigen Ersatz für Borna haben wir bis dato nicht.“

    Immerhin droht Sosa für die Partie gegen den FCA auszufallen. Erik Thommy wäre vermutlich erster Ersatz für den agilen Kroaten. Es könnte demnach ein Wiedersehen mit seinem Heimatverein geben!

    Ein dritter (Augsburger) Bekannter steht derzeit im Tor des VfB Stuttgart – und ist dort sportlich nicht mehr wegzudenken. Der Schweizer Keeper Gregor Kobel stand in der Rückrunde der Saison 2018/19 im Tor des FCA, man kennt sich also. Auch hier gibt es möglicherweise ein Wiedersehen mit einem alten, gern gesehenen Bekannten. Um den sich weiterhin hartnäckig Wechselgerüchte ranken – unter anderem ist wohl der BVB am 23jährigen dran. Steffen schiebt dem Wechsel auf jeden Fall einen deutlichen Riegel vor, „er darf nicht gehen!“ Für Kobel könnte der VfB möglicherweise an seine Schmerzgrenze gehen. Der BVB müsste also, genauso wie alle anderen Interessenten, tief in die eigene Tasche greifen.

    Zurück am Lech -„Pech“ beim VfB

    Markus Weinzierl wird – wie eingangs schon angemerkt – am Freitagabend im Mittelpunkt stehen. Zumindest vor Anpfiff. Der neue-alte FCA-Trainer stand in seiner Laufbahn als Trainer schon an beiden Seitenrändern. Für die Augsburger ist es nun die zweite Amtszeit Weinzierls – die meisten Fans bejubeln dies auf den Social Media Kanälen.

    Auch Leandro sieht die Rückkehr von Weinzierl positiv: „Ich bin richtig glücklich über die Rückkehr von Markus Weinzierl. Er kennt die Strukturen, das Umfeld und einige Spieler noch aus seiner ersten Amtszeit hier am Lech. Es ist wohl kaum Einarbeitung nötig und wenn man die erste PK von ihm gesehen hat, merkt man die Identifikation mit dem FCA deutlich!“

    Auf die Frage hin, ob der Wechsel gegebenenfalls nicht sogar schon zu spät gewesen ist und ob Weinzierl wirklich zum FCA passt, entgegnet der Wahl-Österreicher Chris: „Die Ergebnisse haben einfach zuletzt nicht mehr gestimmt! Der Wechsel – von Heiko Herrlich zu Markus Weinzierl – war an sich nun ein notwendiger und wichtiger Schritt, aber meiner Meinung nach schon etwas zu spät. Markus Weinzierl passt aber als Niederbayer sehr gut zum FC Augsburg als Verein, er ist ein super Kerl und ein ebenso guter Trainer!“

    In Stuttgart hingegen hat man den heute 46jährigen Coach gar nicht gut in Erinnerung: „Weinzierl ist – wenn man auf die Ergebnisse zu Beginn schaut – nicht gut in seine Amtszeit beim VfB gestartet. Davon hat er sich nie richtig erholt. Insgesamt war dies aber vom VfB Stuttgart generell keine gute Saison. Ich habe keine positiven Erinnerungen an Weinzierl“, meint Benjamin rückblickend. Steffen stimmt Benjamin hier unumwunden zu, ergänzt weiterhin noch, dass Markus Weinzierl mit einer sehr weltmännischen Art im Ländle aufgetaucht ist, da er zuvor bei ManCity hospitiert hatte. „Er hat sich ein wenig selbst überschätzt. Ich habe Markus immer – ehrlich gesagt – für ein wenig zu soft für den Profifußball gehalten.“

    Weinzierl und der FCA – das passt. Auch aus VfB-Sicht, so sagt Steffen beispielsweise: „Weinzierl braucht als Trainer offensichtlich ein ideales Umfeld und das hatte er damals in seiner erfolgreichen Zeit beim FC Augsburg. Da waren aber auch eher umgängliche Typen dabei, so zumindest meine Wahrnehmung als Außenstehender, keine schwierigen Charaktere. Das hat einfach sehr gut funktioniert.“

    Beim VfB hingegen habe er nie eine richtige Handschrift seitens des Trainers gesehen, Formationen wurden häufig gewechselt, Spieler positionsfremd eingesetzt. Alles in allem war die damalige 6:0 – Klatsche gegen den FCA, die in der Entlassung Weinzierls mündete, der unrühmliche Höhepunkt einer eher unglücklichen Liaison. Steffen wäre aber trotz allem nicht abgeneigt, mit der Privatperson Markus Weinzierl ein Bierchen oder zwei zu trinken, denn ein netter Typ sei er allemal.

    Markus‘ Auftrag

    Was Weinzierl in den nächsten drei Spielen noch bewirken kann, das steht (noch) in den Sternen. Spielerisch wird er wohl keine großen Veränderungen vornehmen können, aufgrund der Kürze der Zeit, meint Leandro. „Aber in diese blutleere Truppe ein wenig Leben reinbringen, das kann er“, weiß der 18jährige Augsburger. Sowohl Chris, als auch Leandro (und auch die Autorin des Beitrags) erhoffen sich die Rückkehr der berühmt-berüchtigten „Augsburg DNA“. Oder wie es Twitter-User @Urbster zuletzt kompakt in einem Post ausdrückte:

    Weinzierl selbst kündigte indes bereits an, auf altbewährte Kräfte und ihm aus erster Amtszeit noch bekannte Spieler zu setzen, wie beispielsweise André Hahn, Jan Moravek oder Alfred Finnbogason. „Mit den Spielern, die ich noch kenne, verbinde ich viele positive Erlebnisse“, sagte Markus Weinzierl zuletzt gegenüber der Augsburger Allgemeinen.

    Chris wünscht sich von Markus Weinzierl, dass er den Klassenerhalt – mit bewährten Kräften – gegen den VfB Stuttgart bereits eintütet. „Danach könnten wir Perspektivspieler, wie Civeja, Berisha und Cheon, eine Chance geben, Bundesligaluft zu schnuppern“. Er habe die Hoffnung, dass Markus Weinzierl als moderner Trainer längerfristig am Lech bleibt, trotz des in Anführungszeichen „nur“ einjährigen Arbeitspapiers. „Der FCA braucht nach Herrlich eine Art Kur. Die Länderspielpause kam genau richtig, das Team konnte sich nun über knapp zwei Wochen hinweg finden, der Trainer noch kurzfristig was einstudieren“, resümiert er.

    Der Gegner

    Am Freitagabend stehen sich zwei Teams gegenüber, deren Gemütslage derzeit nicht unterschiedlicher sein könnten. Während der FCA in der Selbstfindungsphase steckt und derzeit nicht gerade auf einer Erfolgswelle surft, strotzt Stuttgart mit genugtuendem Blick auf die Tabelle vor Selbstbewusstsein. Der VfB Stuttgart ist wieder wer! Trotz aller internen Machtkämpfe hat die Mannschaft immer abgeliefert. Nicht nur in Augsburg nimmt man dies anerkennend wahr.

    „Der VfB Stuttgart hat ein geiles Team, ich mag vor allem Wataru Endo, den würde ich sofort zum FCA holen“, sagt Leandro, während Chris sich insbesondere vom jungen Torjäger Sasa Kalajdzic beeindruckt zeigt. So ein Knipser fehlt dem FCA in dieser Saison. Ein Spieler, auf den der FCA – neben den bereits genannten – besonders achten sollte, ist laut VfB-Fan Steffen der offensive Mittelfeldspieler Philipp Förster: „Förster ist ein sehr guter Box-to-Box-Spieler, zudem einer der lauffreudigsten Spieler der Liga.“

    Förster ist einer der Spieler, auf den der FCA im Spiel besonders achten sollte (Foto: A2 Bildagentur/Peter Hartenfelser via Imago)

    Wie die Aufstellung des VfB gegen den FCA aussehen könnte, beantwortet Stuttgart-Anhänger Benjamin:

    Kobel - Mavropanos, Anton, Kempf - Castro (C), Endo - Sosa, Förster, Massimo, Klimowicz  - Kalajdzcic 

    Hinter Keeper Kobel steht derzeit noch ein Fragezeichen. Ausfallen werden laut PK des VfB sicher Kapitän Castro, Kaminski, Mangala und Gonzalez. Wünschen würde sich Benjamin, dass das Nachwuchsjuwel Mohamed Sankoh ein paar Spielminuten erhält. Denn für den VfB geht es tabellarisch nicht mehr um allzu viel. Der erst 17jährige Stürmer kam vor der Saison von Stoke nach Schwaben und gilt als vielversprechendes Talent.

    Benjamin und Steffen sind sich einig: „Der Blick auf die Tabelle ist richtig entspannt.“ Steffen hofft, dass man in den letzten drei Spielen den Lernprozess weiter vorantreiben kann, tabellarisch erhofft er sich indes nicht mehr viel. „Mir macht nicht mal eine Klatsche was aus, um ehrlich zu sein. Es geht um die spielerische Weiterentwicklung, um den Lernprozess des Teams“. Mit Blick auf den FCA glauben beide an den direkten Klassenerhalt. Benjamin prognostiziert, „es wird Bremen und Hertha neben S04 erwischen, der FCA hält die Klasse.“

    Begehrter Udo

    Die Hiobsbotschaft gab es dann schon ein paar Tage vor dem Spiel: Felix Uduokhai fällt für die letzten drei Saisonspiele verletzt aus, benötigt sogar eine OP. Ausgerechnet ebenjener Uduokhai, der innerhalb der letzten Saison beim FCA sogar zum Nationalspieler gereift ist. Das ist bitter! Wir wünschen Felix gute Besserung an dieser Stelle. Leandro beantwortete via Twitterpost dann auch gleich die Frage, wer ihn ersetzen darf – Spoiler: Es ist NICHT Marek Suchy.

    Insbesondere Felix Uduokhai hat’s unseren beiden VfB Stuttgart Anhängern angetan. Wenn sie einen Augsburger nach Stuttgart lotsen dürften, würde die Wahl der beiden wohl auf „Udo“ fallen. „Er ist ein fairer Sportsmann und ein richtig guter Abwehrspieler“, so Benjamin. Steffen ergänzt: „Er ist ein wirklich sympathischer Typ, den würde ich mit Kusshand nehmen. Meine Nummer zwei vom FCA wäre dann noch Ruben Vargas.“

    Felix fällt die restlichen Saisonspiele aus – bittere Nachricht für den FCA. Er wird uns sehr fehlen!

    „Hässliches Unentschieden“

    So ganz klar ist die taktische Ausrichtung des FCA gegen den VfB noch nicht. Markus Weinzierl lässt sich verständlicherweise nicht in die Karten blicken, möchte nicht preisgeben, auf wen er setzt. Es wird – wie bereits vermutet – eine Mischung aus altbewährten und altbekannten Kräften sein. Die Aufstellung des FCA könnte also wie folgt aussehen:

    Gikiewicz - Framberger, Gouweleeuw, Oxford, Gumny - Moravek, Gruezo - Vargas, Richter, Hahn - Niederlechner

    Aufpassen müssen insbesondere Jeff, Framberger, Gruezo, Strobl und Gumny. Jeff geht mit neun, Framberger, Strobl, Gruezo und Gumny mit je vier gelben Karten in die Partie gegen die „anderen Schwaben“. Bei einer weiteren Karte müssten diese also in der so wichtigen Partie gegen den direkten Konkurrenten aus Bremen pausieren. Alfred Finnbogasons Einsatz ist nach wie vor fraglich. Laut Markus Weinzierls Aussagen in der PK vor dem Spiel wird man alles versuchen, um den verletzungsanfälligen Isländer bis Freitagabend fit zu kriegen. Ein Startelfkandidat ist der somit aber eher weniger.

    Zuletzt wurde natürlich nach den Tipps zum Spiel gefragt. Und hier gingen die Meinungen teilweise auseinander: Während Benjamin sich weit aus dem Fenster lehnt und ein souveränes „4:2 für den VfB“ prognostiziert, tippt Steffen auf ein „hässliches 0:0“. Auch Leandro tippt auf ein Remis – ein „hässliches 1:1“. Chris schließt sich an und setzt auf ein Unentschieden, jedoch auf ein torreiches. Sein Tipp lautet 3:3 – erstauntes Schweigen und die verdatterte Nachfrage von Leandro „wer soll denn die Tore beim FCA schießen?“ waren die Folge. Die Antwort darauf ist bis heute noch nicht gefunden. Möglicherweise wird sie nie ans Licht kommen.

    Matchball!

    RoGaz Autorin Irina – auch bekannt als Miss 2:1 – bildet den Schlusspunkt: Ich tippe ganz standesgemäß und sehr mutig auf einen 2:1 Erfolg für den FCA. Warum? „Weil ich ganz arg an den Impuls des Trainerwechsels glaube. Und weil ich denke, dass dies Kräfte in der Mannschaft freigesetzt hat.“

    Matchball Nummer 1 liegt bereit – möge das bessere Team gewinnen. In diesem Fall hoffe ich, dass der Bessere der FCA ist. Auf gehts Augsburg, kämpfen & siegen.

    Danke zum Schluss noch an Steffen, Benjamin, Leandro und Chris für das Interview! Gut Kick!

    „Verdammte rot-grün-weiße Wattewölkchen“

    Die Nachricht, dass Markus Weinzierl als Cheftrainer zum FCA zurückkehrt, verbreitete sich am vergangenen Montagmittag wie ein Lauffeuer. Zwar hatte schon vorher vieles auf eine Rückkehr unseres „Ex“ hingedeutet und in einigen Medien war die Nachricht vom Trainerwechsel schon früher durchgesickert. Aber jetzt war es eben offiziell. Und damit ging die Nachricht auch viral: Die Kommentarspalten auf Facebook, Twitter, Instagram und Co. quollen nur so über. Ob zur Vertragsunterschrift des neuen-alten Coachs, zu seinem ersten Training mit der Mannschaft oder zur ersten Pressekonferenz zusammen mit Sportdirektor Stefan Reuter.

    Irina und ich haben uns in dieser so einschneidenden Woche mal ein bisschen in den Social Media-Kanälen umgesehen und versucht einzufangen, wie die FCA-Fans und -Follower auf den Trainerwechsel reagiert haben und welche Hoffnungen (oder auch Bedenken) sie mit ihm verbinden.

    Fans, Ex-Spieler und andere: Markus Weinzierl wird sich über den Großteil der Reaktionen im Rahmen seiner Rückkehr gefreut haben (Foto via Imago).

    Einfach erleichtert

    Wenn man sich so durch die Nachrichten und Kommentare rund um den Trainerwechsel scrollt, liest man in allen möglichen Variationen immer wieder ein Wort: „Endlich!“ Zur Tabelle unten lassen sich noch viele weitere Posts hinzufügen, die alle in die gleiche Richtung gehen. An ihnen sieht man, für welche Erleichterung es bei vielen Fans gesorgt hat, dass sich beim FCA nun – endlich (!) – etwas in Bewegung gesetzt hat. Denn allerspätestens nach der desaströsen ersten Hälfte im so wichtigen Spiel gegen den 1. FC Köln war klar: Wir mussten raus aus dem Schlamassel, ein „Weiter so“ konnte es nicht geben, ob auf dem Platz, auf der Bank oder in der Führungsetage. Der Wunsch nach Veränderung, der in den letzten Wochen immer größer geworden war, hat sich jetzt also erfüllt. Heiko Herrlich und Iraklis Metaxas mussten ihre Posten als Chef- bzw. Co-Trainer räumen.

    Auf die Veränderung beim FCA in Form des Trainerwechsels reagierten viele Fans mit Erleichterung.

    Neue FCA-Freude

    Neu besetzt wurden die vakanten Posten auf der Augsburger Bank also mit dem in Bayern sehr bekannten Reiner Maurer als Co- und Markus Weinzierl als Chefcoach. Der wurde in den sozialen Medien von vielen Fans auch gleich mal ganz herzlich begrüßt. „Welcome back, Markus“, „Willkommen zurück“ liest man zuhauf. Auch die RoGaz-Redaktion hat den neuen alten Coach, für den es ebenfalls „wie nach Hause kommen“ gewesen sei, schon (begeistert) daheim willkommen geheißen. Für viele Fans ist es – wie für Weinzierl selbst wohl auch- eine Art Rückkehr in die Heimat. Und auch eine Erinnerung an vergangene, an glanzvollere Tage des FCA.

    Begleitet werden die Willkommensgrüße der Fans oft von großer Freude. Die Social Media-User*innen posten Herzchen, schreiben, dass sie sich „freuen“, „happy“ oder „der glücklichste Mensch überhaupt“ seien. Bei Twitter-Userin @Kristaldo hat der Trainerwechsel sogar für „verdammte rot-grün-weiße Wattewölkchen“ gesorgt, auf denen sie seither schwebt. Und wenn wir ehrlich sind, fühlt sich das bei uns auch ein bisschen so an. Wieder ließe sich die Liste an Freuden- und Glücksbekundungen, -GIFs und -Stickern noch ein gehöriges Stück erweitern.

    Markus Weinzierl wurde zumindest schon mal in den sozialen Netzwerken herzlich begrüßt. Die Freude über seine Rückkehr überwog dabei.

    Feuer für Fans und Mannschaft

    Jetzt könnte man natürlich einwenden: Freuen wir uns mal nicht zu früh und heben uns unseren Enthusiasmus lieber für später auf. Für den Moment, wenn Markus Weinzierl mit den Jungs in den letzten drei Partien so viele Punkte holen konnte, dass es für den Klassenerhalt endgültig gereicht hat. Seien wir mal lieber nicht zu optimistisch oder naiv. (Zu den eher skeptischen Stimmen kommen wir gleich noch.) Trotzdem zeigen all die freudigen Reaktionen: Der Trainer hat es innerhalb von wenigen Tagen, ja fast Stunden geschafft, unter den Fans neue „Hoffnung“ zu verbreiten, „Lust auf die nächsten Spiele“ zu wecken und das „Feuer“ neu zu entfachen.

    Das war in den letzten Wochen und Monaten, wenn überhaupt, zu einem winzigen Glimmstängelchen zusammengeschrumpft. In den sozialen Netzwerken konnte man die Wut, die Resignation und die Lustlosigkeit (gerade nach den desolaten Vorstellungen gegen Schalke, Bielefeld und Köln) sichtlich merken. Viele machten ihrem Ärger mit Kommentaren in Facebook-Gruppen Luft. Wie schnell sich ein solches Stimmungsbild binnen weniger Tage wandeln kann!

    „Weinzierl-is-coming-home – Effekt“

    Großen Anteil an diesem „Weinzierl-is-coming-home“-Effekt hatte sicherlich die Pressekonferenz am Dienstagmittag. Hier äußerte sich Weinzierl nicht nur, wie „froh“ er selbst einfach nur sei, wieder in Augsburg zu sein. Er erzählte auch von seiner ersten Trainingseinheit mit der Mannschaft, die „mit viel Eifer und Energie“ trainiert habe. War da vielleicht auch schon ein kleines Fünkchen übergesprungen? Zugleich präsentierte er seine Idee für die verbleibenden drei Schlüsselspiele, dem Klassenerhalt und auch darüber hinaus. Sie klang wie eine Hommage an frühere, an erfolgreichere Tage: Der FCA müsse „die eigene Stärke und Identität wiederfinden, aggressiv und mutig sein, ein ekliger Gegner sein“.

    Und genau dieses Vorhaben ist es, das uns wie auch viele andere Fans emotional gepackt hat. In den Social Media-Kanälen und auch außerhalb. Denn es ist verbunden mit der begründeten Hoffnung, dass der FCA sich wieder zu einem „aggressiven, laufstarken und leidenschaftlichen Gegner“ entwickelt, gegen den es sich nur unbequem, eben eklig spielen lässt. Dafür gab es von Twitter-User @Urbster dann auch prompt Glückwünsche „an den Rest der Bundesliga“, die sich auf den Augsburger Ekelfaktor schon mal freuen darf.

    Nicht zu unterschätzen war an besagter PK unterdessen auch, dass Weinzierl und Reuter, wie wir finden, glaubhaft versichern konnten, ihren früheren Streit beigelegt zu haben. Der war bekanntlich um den Wechselwunsch Weinzierls im Jahr 2016 zum FC Schalke 04 entbrannt. Die beiden lachten miteinander, schäkerten herum und verbreiteten auch aus Sicht von @KEINESAU07 „so eine gute und motivierte Stimmung“, wie man sie beim FCA seit Monaten nicht mehr gehabt habe. Geschenkt, dass da der Witz von Stefan Reuter vielleicht ein bisschen fehl am Platz wirkte. Er hatte im Spaß erklärt, dass man sogar das Hotel-Personal instruiert habe, Rückkehrer Markus Weinzierl bestens zu umsorgen. Der kam echt flach, oder?

    Wow, sehr viel „Weinzierl“-Love. Awesome!

    „Promi-Fanbase“

    Markus Weinzierl scheint auch eine gewisse „Promi-Fanbase“ zu haben, denn auf Instagram finden sich zur Meldung, dass Markus Weinzierl zurück am Lech ist, einige freudige Bekundungen von bekannten (Ausgburger) Persönlichkeiten, wie Ex-Spieler Nikola „Niko“ Djurdjic, Ivonne Mölders oder auch Yannic Bederke, unserem E-Sport-Champion – hierbei benötigt es (augenscheinlich) gar nicht viele Worte:

    Promi-Fanbase für Markus Weinzierl

    Aber nicht nur „Promi-Love“ schlägt Markus Weinzierl entgegen, sondern auch sehr viel „Crew-Love“ von Instagram-Usern. Der ein oder andere hofft sogar – mehr oder weniger heimlich – von der Europa-League. Hach, das waren noch Zeiten – oder besser: „Einfach herrlich!“ Und auch der neutrale Zuschauer, wie Instagram-User sebastian.gse, freut sich über das „Comeback des Jahres“ von Weinzierl in der Bundesliga.

    Während ein User schreibt, Markus Weinzierl hätte Augsburg nie verlassen sollen, freuen sich andere offenkundiger und hoffen auf einen klaren Aufwärtstrend. Am besten schon am kommenden Freitag, wenn es gegen Markus Weinzierls „Ex“, den VfB Stuttgart, geht. Ausgerechnet dann kommt es zu einem Wiedersehen mit dem Club, bei dem Markus Weinzierl am 20.04.2019 rausflog, als der FCA den VfB furios mit 6:0 schlug. Zuletzt finden wir den Vorschlag eines Instagram-Users sehr gelungen, den 26.04.2021 künftig als „Markus Weinzierl“-Feiertag zu titulieren.

    Sehr viel Zuspruch für Markus Weinzierl, die Augsburger Solidarität ist wieder stark zu spüren!

    Heuchelei, Geldgier und Startschwierigkeiten

    Wir hatten ja schon angekündigt, wir wollen auch Stimmen zu Wort kommen lassen, die Weinzierls Rückkehr eher skeptisch gegenüberstehen. Auch diese Stimmen haben ihre Daseins-Berechtigung, aller Euphorie zum Trotze. Allerdings muss man hier tatsächlich zugeben, dass man die zwischen all den freudigen und teilweise überschwänglichen Kommentaren fast schon mit der Lupe suchen muss.

    Wir haben trotzdem ein paar gefunden. Während ein User diese Reaktivierung von Weinzierl heuchlerisch findet, werfen wiederum zwei andere Fans dem Trainer eine gewisse monetäre Grundausrichtung vor – wir erinnern uns alle an den ein wenig unrühmlichen Abgang zum FC Schalke 04. Hier sind einige Fans wohl noch nachtragend, was man aufgrund der Art und Weise des Wechsels damals auch niemandem übel nehmen kann. Aber vielleicht verzeiht auch der letzte „angesäuerte“ Fan Markus Weinzierl, wenn er uns den Klassenerhalt beschert?! Zu wünschen wäre es uns, wäre es ihm.

    Um Skepsis und eher „missgünstigere“ Kommentare in den sozialen Netzwerken zu finden, mussten wir eine zeitlang suchen…

    Um die Skepsis einmal aus sportlicher Richtung zu betrachten, liest sich ein Kommentar von Thilo Gaus ganz gut, denn er drückt aus, was sich statistisch auch tatsächlich belegen lässt. Denn: Markus Weinzierl ist wahrlich kein „Frühstarter“ gewesen mit seinen bisherigen Bundesligatruppen. Wir betrachten einmal die für uns derzeit interessanten drei Spieltage nach Amtsübernahme Weinzierls, wobei er hier in erster FCA-Tätigkeit am besten in die Amtszeit gestartet ist:

    • VfB Stuttgart (09.10.18 – 20.04.19: 3 Spiele – 3 Niederlagen, 0 Tore, 11 Gegentore
    • FC Schalke 04 (01.7.16 – 30.06.17): 3 Spiele – 3 Niederlagen, 0 Tore, 5 Gegentore
    • FCA (01.07.12 – 30.06.16): 3 Spiele – 2 Niederlagen, 1 Remis, 1 Tor, 5 Gegentore

    (Quelle: Transfermarkt)

    Da kann man ja nur hoffen, dass es in seiner zweiten FCA-Amtszeit, nun in Punkten ausgedrückt, besser läuft. Denn wir brauchen viele und wir brauchen sie schnell.

    Zeitpunkt verpasst?

    Berechtigterweise mokieren sich die Fans online auch über den ggf. etwas zu späten Wechselzeitpunkt. Herrlich out, Weinzierl in – das hätte man schon gut und gerne vor drei Wochen sagen können. Auch die FCA-DNA ist durch die unterschiedlichen Trainer und deren bevorzugten Spielstile etwas abhanden gekommen, das sagte nicht zuletzt Markus Weinzierl in der Antritts-PK. Auch die Fans sehen dies teilweise so, dass „die geplante Entwicklung nicht voran kommt“, wenn es „jedes Mal wieder einen komplett neuen Plan, wie die Mannschaft spielen soll“ gibt.

    Diverse Kommentare zum Spielstil und zum Wechselzeitpunkt in den sozialen Netzwerken

    Berechtigt auch durchaus, trotz aller Euphorie, erstmal auf die Bremse zu treten und nach Worten Taten folgen zu lassen. Der Klassenerhalt steht an erster Stelle und der Ernst der Lage sollte erkannt worden sein. Markus Weinzierl, übernehmen Sie!

    „Aufgewärmtes Gulasch“

    So, nachdem wir nun von ganz viel Liebe, Euphorie und auch etwas Skepsis gelesen haben, wollen wir, im Namen aller FCA-Fans, hoffen: „Der Markus bagt des scho“. Und die Mannschaft natürlich. Denn Christoph Brandwein schwört, dass aufgewärmtes Gulasch mit jedem Mal besser wird. Diesen schönen, bildlichen Vergleich mit dem Trainer wollen wir einfach mal so stehen lassen. Manchmal muss man die vorliegende Situation auch mit etwas Humor und Ironie nehmen, wie der User nstiehl, der (hoffentlich ironisch) fragt, warum man Herrlich eigentlich entlassen hat. Am überzeugenden, attraktiven Offensivfußball liegts sicher nicht.

    Wir stimmen dem Insta-Nutzer cansin_17 zu, dass Heiko Herrlich – trotz aller (teilweise berechtigten) Kritik – ein wenig mehr Würdigung und einen Abschiedspost seitens des FCA verdient hätte. Der sucht sich auf den Social Media-Kanälen nämlich vergeblich. Der Bundesligastart des FCA in dieser Saison konnte sich sehen lassen, auch hat er uns letztes Jahr den Klassenerhalt beschert. Ein bisschen mehr (mediale) Anerkennung wäre doch angebracht, auch wenn das Ende etwas unrühmlich war.

    Neverending Lovestory

    Instagram-User nico_.1878 fasst es unserer Meinung nach sehr gut zusammen. Zu aller Erst steht das schwierige (!) Unterfangen Klassenerhalt im Mittelpunkt. Und erst dann (hoffentlich) eine weitere erfolgreiche „Augsburg-Weinzierl“-Story, wie in seiner ersten Amtszeit, mit Happy End und einer erneuten Europa League Teilnahme? Wir hätten alle sicher nix dagegen…

    Reuter raus?

    Abschließend stellt sich bei all den Betrachtungen des Trainers noch die provokante Frage, wie es denn mit dem Manager des Clubs weitergeht, der zuletzt nicht mehr so ein glückliches Händchen wie noch vor ein paar Jahren beweist. maxigerstmeier fragte auf Instagram provokant:

    Aber dies ist nicht mehr Part diesen Artikels. Zur „Reuterschen Transferpolitik“ werden wir zu gegebener Zeit mehr von Birgit in der RoGaz lesen.

    Bis dahin gilt: Nur der FCA! Und hoffentlich haben wir dann schon den Klassenerhalt sicher.

    Vom YouTube Video zum Fanprojekt

    Birgit Kaiser ist seit sie denken kann FCA-Fan und war vor der Corona-Pandemie regelmäßig in der WWK-Arena – am liebsten mit ihrer Tochter. Aufgrund der langen Stadion-Abstinenz hat sich die 33jährige ein Herz gefasst und Motivationsbrief sowie -video für den FCA erstellt – dies entwickelte sich schnell zum Fanprojekt. Die Rosenau-Gazette wurde so auf die gebürtige Augsburgerin aufmerksam und hat diese über Facebook angesprochen. Heraus kam dieser Gast-Beitrag, den sie zusammen mit RoGaz-Autorin Irina zu ihrem „Herzensprojekt“ verfasst hat. Doch lest nachfolgend selbst, was die Organisatorin dazu zu berichten hat:

    Im Herzen vereint

    Oft heißt es doch sprichwörtlich: „Die spontanen Dinge im Leben sind die besten.“ Das lässt sich auf vielerlei Aktionen im Alltag übertragen. Sei es trotz akuter Unlust etwas zu unternehmen und dann doch einen der schönsten Tage im Leben zu erleben. Oder man geht zufällig irgendwo hin und lernt die Liebe seines Lebens kennen, obwohl man gar nicht damit gerechnet hat.

    Ähnlich erging es mir mit dem Fanprojekt, das ich vor kurzem ins Leben gerufen habe. Aber bevor ich damit beginne, möchte ich euch einen kurzen Einblick in mein Leben geben: Schon seit ich denken kann, bin ich absolut fußballbegeistert. Ich bin in einer Familie groß geworden, in der Fußball genauso zum Alltag gehört wie das Abendessen. Mein Vater hat selbst in der Altherrenmannschaft unseres Dorfes gespielt und am Wochenende stand immer Bundesliga auf dem Programm.

    Gefühlt jedes Fußballspiel lief bei uns im TV und so war es kein Wunder, dass ich selbst gegen den Ball trat. Ich liebte es, meinem Vater beim Jubeln zuzusehen und sammelte mit ihm die schönsten Kindheitserinnerungen, als er mich mit ins Stadion nahm. Dazu muss ich sagen, dass mein Vater Bayernfan war, aber ich verwende in diesem Fall gerne den Spruch „In den Farben getrennt, im Herzen vereint.“ Wir alle teilen die gleiche Leidenschaft – den Fußball – und dabei ist es egal, für welchen Verein man ist. Was ich sagen möchte, ist, dass ich meinem Vater die Leidenschaft für diesen unglaublichen Sport verdanke, der zwar oft einiges an Nerven kostet, aber trotzdem kann man nicht ohne ihn leben.

    Nie mehr ohne den FCA

    Zum FCA kam ich, als dieser noch in der Regionalliga Süd gespielt hat, genauer gesagt in der Aufstiegssaison 2005/06. Natürlich habe ich den FCA schon länger verfolgt, aber noch niemals live vor Ort im Stadion. In diesem Jahr jedoch nahm mich ein guter Freund das erste Mal mit in die Rosenau. Und was soll ich sagen: Schon vom ersten Spiel an war ich begeistert. Die ansteckende Stimmung, die Welle purer Emotionen und der Kampfgeist, den die Jungs auf dem Platz zeigten, gingen auf mich über und mit jedem Spiel, das ich mir anschaute, schweißte sich mein Herz mehr und mehr an diesen Verein. Ich fieberte mit, als man beinahe abstieg, fluchte wie einst mein Vater, als man gegen Nürnberg in der Relegation verlor und freute mich umso mehr, als wir es im darauffolgenden Jahr schließlich ins Oberhaus schafften, wo wir uns nun seit sage und schreibe zehn Jahren halten. Das haben wohl die wenigsten erwartet. Aber es freut mich insgeheim, dass der FCA es den Experten zeigt, die in uns immer wieder den „Abstiegskandidaten Nummer 1“ sehen.

    Birgit Kaiser und Tochter in FCA-Fanmontur in der WWK Arena. Hach, wie gerne wären wir bald wieder dort! (Foto: Birgit Kaiser)

    Die zündende Idee

    Aber nun genug von mir und zurück zum eigentlichen Thema –dem Fanprojekt, das vor dem Spiel gegen Mainz 05 stattgefunden hat. Die Idee dazu entstand kurz nach der 2:1 – Niederlage gegen RB Leipzig. Die Tabelle sah damals nicht wirklich rosig aus. Mit 22 Punkten lag der FCA auf Platz 13, auf den Relegationsplatz waren es gerade einmal vier magere Punkte. Ich gebe zu, dass auch ich ein wenig Magengrummeln hatte, da am nächsten Spieltag unser „Angstgegner“ Leverkusen auf dem Plan stand. Und unsere Jungs am darauffolgenden Spieltag zum Tabellennachbarn nach Mainz mussten, die nach einem internen Umbruch im Winter einen aufsteigenden Trend verzeichnen konnten.

    Auch die Spielweise unserer Mannschaft machte mir etwas Sorgen. Irgendwie sah man ihnen an, dass es ihnen an Selbstvertrauen mangelte. Zumindest erscheinte mir das so, gerade wenn man sich den verschossenen Elfmeter von Alfred Finnbogason gegen die Bayern ansieht. Bis dato hatte er noch nie einen Elfer (für uns) verschossen und normalerweise würde er den wahrscheinlich auch mit verbundenen Augen machen. Solche Situationen gab es zuhauf und ich weiß aus meiner Zeit als Spielerin, dass die Psyche manchmal ein Monster sein kann. Kein Wunder, dass mir schon öfter der Gedanke gekommen ist, irgendetwas für den Club zu machen. Man sieht den Jungs einfach an, dass ihnen die Fans fehlen.

    Wie oft konnten wir im Stadion die Spieler mit unseren Anfeuerungsrufen nach vorne peitschen und so das eine oder andere Spiel drehen? Und haben wir nicht das einzige Spiel mit Fans im Rücken gewonnen, das es in der Saison 2020/21 gab? Natürlich sind die Spieler alle Profis, aber man darf die Wirkung von außen nie verkennen. Wir Fans haben mehr Einfluss als wir denken. Das sagte sowohl Trainer Heiko Herrlich als auch André Hahn in der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Hertha BSC. Ich glaube, wir Fans vermissen es alle unglaublich, unseren Verein anzufeuern und sie mit unseren Emotionen motivieren zu können.

    Vom Youtube-Video zum Fanprojekt

    Gefühle… Das sind schon so verrückte kleine Dinger, die uns in jedweder Art und Weise beeinflussen und zu Dingen antreiben können, die wir niemals für möglich gehalten hätten. So auch mich, als ich am Morgen des 18.02.2021 mit meinem Sohn am Küchentisch saß. Ich gab kurzerhand bei YouTube „FCA Lieder“ ins Suchfeld ein. In diesem Moment war mir einfach nach Musik zumute. Da gab es natürlich die bekannten Lieder wie unsere Hymne „Wir müssen siegen“ oder auch den Aufstiegssong aus 2011. Doch dann stieß ich auf ein Video, das mit dem Song „FCA – Du bist niemals allein“ unterlegt war. Dort sah man nicht nur Spielszenen vergangener Zeiten und Siege, die ich selbst live im Stadion miterlebt habe, am Ende waren zudem Fangesänge unserer Ulrich-Biesinger-Tribüne angehängt. Doch am meisten hat mich das folgende Lied beeindruckt und es ließ mein Gehirn sofort auf Hochtouren arbeiten, während sich eine gewaltige Gänsehaut ausbreitete:

    FCA – für dich sind wir heut‘ hier.

    FCA – wir stehen alle hinter dir.

    Und aus 10.000 Kehlen, singen wir euch dieses Lied.

    Und dafür, Jungs, schenkt ihr uns einen Sieg.

    Refrain des Liedes „FCA – Du bist niemals allein“

    Ich kann nicht sagen, warum ich so emotional reagiert habe, aber plötzlich waren so viele Erinnerungen in meinem Kopf und wollten nicht mehr verschwinden. Ich musste daran denken, wie mir mein Arbeitskollege im M-Block schluchzend um den Hals gefallen ist, weil wir am 27.04.2013 3:0 gegen Stuttgart gewonnen haben. Oder daran, wie toll jedes einzelne Spiel war, das wir in der Europa League bestreiten durften. Erinnerung über Erinnerung prasselte auf mich ein und jede einzelne war schöner als die vorherige. Gleichzeitig überkam mich aber auch ein Gefühl der Trauer, eben weil es momentan nicht so gut läuft und wieder keimte der Gedanke in mir auf, dass man doch irgendetwas tun muss, um die Mannschaft zu pushen.

    Da ich meine Gefühle mit irgendjemandem teilen wollte, postete ich das Video kurzerhand in der Facebook-Gruppe „Fc Augsburg“. Die Reaktionen darauf waren – bis auf wenige Ausnahmen – durchwegs positiv. Sogar die Schöpferin des erwähnten Videos meldete sich und ich bedankte mich bei ihr, dass sie mir so einen schönen Moment beschert hat. Doch was viel wichtiger ist: Unter diesem Post entstand die Idee, ein Fanprojekt ins Leben zu rufen. Ein FCA-Fan schrieb zum Beispiel „Dieses Video vllt mal der Mannschaft zukommen lassen.(…)“. Wir waren uns alle einig, dass man daraus eine Aktion für das Team machen könnte. Mir kam dann die Idee, die Fanbetreuung des FCA anzuschreiben, denn wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Gesagt, getan… Noch am selbigen Tag ging dann die Mail raus, wobei ich dazu sagen muss, dass ich ganz schön aufgeregt war.

    #NURDERFCA

    Schon kurzer Zeit später bekam ich eine Rückmeldung – das Interesse seitens des Vereins war vorhanden. Ich vereinbarte mit Markus Wiesmeier von der Fanbetreuung ein Telefonat. DANKE, lieber Markus, ohne dich hätten wir es niemals geschafft! Ich startete noch einen Post in Facebook und fragte bei den FCA-Fans nach Ideen und ob denn generell das Interesse besteht, bei der Aktion mitzumachen. Interesse war durchaus vorhanden und so tauschten wir einige Gedanken untereinander aus, was man alles machen könnte, ohne gegen die aktuellen Corona-Auflagen zu verstoßen. Am liebsten hätten wir das Stadion mit Plakaten tapeziert oder wären am kommenden Spieltag zur Arena gefahren, um dort Spalier für den Mannschaftsbus zu stehen. Selbstverständlich mit Abstand und Maske! Auch der Gedanke, das Lied „FCA – Du bist niemals allein“ über die Lautsprecher des Stadions abspielen zu lassen, war dabei.

    Diese Ideen wurde allerdings leider von der Fanbetreuung zerstreut, wobei Markus‘ Tipps bei unserem Telefonat wirklich Gold wert waren. Er erklärte mir, dass die Spieler weder Plakate noch Musik im und ums Stadion herum wahrnehmen würden, da sie sich schon vor dem Spiel im Tunnel befänden, sodass sie das ganze erst nach Abpfiff realisiert hätten. Und das wäre dann doch zu spät gewesen. Bei einem Fanauflauf an der Arena hätte wahrscheinlich der Verein Ärger bekommen, denn am Spieltag selbst dürfen sich laut Hygienekonzept der DFL auf dem Gelände nur Personen mit einer Sondergenehmigung aufhalten – wie zum Beispiel Angestellte und die Presse.

    Schließlich konnten wir uns auf folgende Idee einigen: Er würde der Mannschaft einen Brief sowie ein Motivationsvideo übergeben, wenn ich es schaffte, das ganze binnen sechs Tage fertig zu stellen. Das Team sollte es noch vor dem wichtigen Spiel gegen Mainz zu sehen bekommen. Das war natürlich terminlich knapp. Über den Brief machte ich mir keine Gedanken, wohl aber über das Video, denn ich selbst habe noch nie mit einem Schnittprogramm gearbeitet. Doch eine Deadline ist für mich gleichzeitig immer ein Ansporn und lässt mich zu Hochtouren auflaufen. Und genau das tat ich auch. Schon nach dem vorherigen Post haben mir viele Menschen ihre Hilfe angeboten, die ersten Bilder sowie Kurzvideos geschickt. Über das Wochenende wurde das ganze immer mehr und ich konnte schon eine erste Auswahl für das Video treffen.

    Ein Freund von mir hat einen YouTube-Kanal und erstellt Videos selbst. Der Haken an der Sache: Er lebt in Kiel. Sind ja nur rund 866 Kilometer. Aber wir leben schließlich in einem modernen Zeitalter, in der Kommunikation auch über weitere Distanzen möglich ist. Er war sofort bereit mir mit dem Video zu helfen, auch wenn wir in den Farben getrennt sind, ist es die gemeinsame Leidenschaft, die zählt.

    Der zwölfte Mann

    Am Sonntagabend dann die erste Überraschung: Tom Scharnagl, den viele von a.tv oder aus dem Podcast „Feuer und Flamme“ kennen, bot mir an, im Podcast zu berichten. Ich war natürlich begeistert, denn es war schon eine kleine Ehre für mich, in der Öffentlichkeit von der Idee zu sprechen. Doch das war noch nicht alles und ich gebe offen zu, dass das, was als nächstes kam, mich glatt aus den Schuhen gehauen hat.

    Tom bot nämlich noch an, einen Bericht für a.tv mit mir zu machen, welcher später in den lokalen Nachrichten erscheinen sollte. Am Montagvormittag setzte ich mich sodann an den Brief, der der Mannschaft vorgelesen werden sollte. Innerhalb von einer halben Stunde hatte ich das ganze aufgesetzt und schickte es einem Freund, Peter Lisboa Arndt. Er ist nicht nur Musiker aus Leidenschaft sondern auch noch Schreibwissenschaftler und zusammen hatten wir folgendes zu Papier gebracht:

    Brief von Birgit Kaiser an den FCA (Foto: Birgit Kaiser)

    Gleichzeitig ging die Arbeit an dem Video weiter und ich danke meinem Freund Thilo, dass er sich mit mir viele Stunden um die Ohren geschlagen hat. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich auch schon das Design des Briefs sowie die Rohfassung des Videos fertig. Als Aufhänger hatte ich mich dabei für einen Filmausschnitt des legendären Ausgleichstor von Marwin Hitz gegen Leverkusen entschieden, weil diese Szene in Perfektion zeigt, dass man das Unmögliche möglich machen kann, wenn man nur ganz fest daran glaubt, niemals aufgibt und immer weiter kämpft. All das, was wir von unserem FCA gerne wieder vermehrt sehen würden und wozu wir sie mit dem Projekt motivieren wollten.

    Überraschung gelungen!

    Die größte Überraschung kam aber in Form eines Videos auf mich zu – während der Aufnahme für a.tv. Ich sollte einen Stick in den USB-Slot stecken und die Datei öffnen, während die Kamera auf mich gerichtet war. Und da passierte es: FCA-Spieler Tobi Strobl lächelte mir entgegen und bedankte sich für die Aktion. Worte reichen nicht aus, um meine Gefühle in diesem Moment zu beschreiben. Mein Herz begann zu rasen und die Tränen schossen mir in die Augen, weil ich mich so sehr darüber freute. Das mag vielleicht übertrieben sein, aber sind wir doch ehrlich: Jeder Fan fühlt sich geehrt, wenn er mit einem seiner „Helden“ in Kontakt treten darf.

    Insgesamt sind etwa 150 Bilder und Kurzvideos bei mir eingegangen, doch ein absolutes Highlight ist der Beitrag eines Fanclubs aus Israel. Diese knapp einminütige Szene war so toll, dass es unbedingt mit verarbeitet werden musste. Bis um etwa halb zwei Uhr morgens arbeiteten wir zu zweit noch an dem Video, doch ich war mehr als glücklich, dass wir es tatsächlich geschafft hatten. Das muss ich noch dazu sagen: Das Projekt hat auch mir persönlich etwas gebracht, denn dadurch durfte ich ganz viele liebe Menschen kennen lernen!

    Das Unmögliche möglich machen

    An dieser Stelle möchte ich allen eine kurze Beschreibung des Videos liefern. Aufgrund von Bild- und Tonrechten, Gema usw. werde ich es nirgendwo veröffentlichen. Das Video dauert sechs Minuten und ist bei den Bildszenen mit dem Lied „FCA – Du bist niemals allein“ unterlegt.

    Zu Beginn sieht man die legendäre Spielszene, in der Marwin Hitz den Ausgleich gegen Leverkusen geschossen hat. Hier haben wir den Text einblenden lassen, der natürlich in den Vereinsfarben gestaltet ist: „Auch das Unmögliche kann möglich werden, wenn man an sich glaubt.“ Dann beginnt das Lied und es erscheinen viele Bilder und Videos von Fans im Augsburg-Dress oder auch Szenen aus der Kurve. Dabei ließen wir auch immer wieder motivierende Sprüche einfliegen.

    Nun ist der Beitrag aus Israel zu sehen, bevor schließlich ein Video von einem Fanmarsch erscheint. Dabei singen die Anhänger im Wechsel „Wir steh’n zu ihm wie jeder weiß. Wir sind immer für ihn da. Für uns zählt nur der FCA“, bevor das Bild „Augsburg hält zusammen“ den Schluss bildet.

    Ich hoffe, ihr könnte euch einigermaßen vorstellen, wie das Video aufgebaut ist. Alles war fertig und bereit an Markus Wiesmeier von der Fanbetreuung verschickt zu werden. Ich war gerade dabei, die Email zu schreiben, als mein Telefon klingelte und Robert Götz sich meldete. Dieser wollte einen Bericht in der Augsburger Allgemeinen veröffentlichen. Mittlerweile war mir das ganze doch peinlich, denn ich habe das ganze wirklich gern in die Hand genommen und es war eine gemeinschaftliche Idee. Doch auch dieses Interview gab ich gerne, denn es machte deutlich, dass wir Fans immer hinter unserer Mannschaft stehen und für sie da sind!

    Das Warten beginnt

    Nach insgesamt 12 Stunden Schneiden konnte ich auf das magische Knöpfchen „Senden“ drücken und das Warten begann. Natürlich bekam ich von der Fanbetreuung neben einem Dankeschön auch Feedback und die Nachricht, dass sowohl Brief als auch Video an die Verantwortlichen weiter geleitet wurden.

    Die Mannschaft würde vermutlich im Rahmen der Abschlussbesprechung vor dem Spiel den Inhalt des Briefes erfahren sowie das Video sehen. Spannend war natürlich auch, ob das ganze überhaupt Früchte tragen würde und ich fieberte ziemlich nervös dem Spiel am Sonntag gegen Mainz entgegen. Würden die Jungs es packen? Hat das ganze etwas gebracht? Fragen über Fragen, die mir durch den Kopf gingen.

    Dann stand endlich der große Tag an: Sonntag, 28.02.2021, Anstoß: 15:30 Uhr. Pünktlich pfiff der Schiedsrichter die Partie an. Meine Nerven waren zum Zerreißen gespannt und ich litt in jeder Szene mit dem Team mit. Bei jedem Fehlpass schimpfte ich vom Allerfeinsten und schrieb mir mit Gleichgesinnten die Emotionen von der Seele, wenn man schon nicht gemeinsam im Stadion sein kann.

    In der 25. Minute passierte es schließlich: Wie schon in der Woche zuvor, leistete sich der gegnerische Keeper einen Schnitzer. Niederlechner schnappte sich den Ball, legte quer auf den mitgelaufenen Hahn, der die Kugel nur noch ins leere Tor schieben musste. In diesem Moment ließ ich alles raus, was sich in mir aufgestaut hatte und brüllte meinen armen Fernseher an. Natürlich war das Ding noch nicht durch und es wurde auch noch eine ziemlich enge Kiste. Als Gikiewicz einen Schuss gerade noch so an den Pfosten lenken konnte, blieb mir fast das Herz stehen. Doch dieses Mal überstanden wir die vier Minuten Nachspielzeit ohne Gegentreffer und die drei Punkte gingen auf unser Konto.

    Wir hatten es geschafft und einen ganz wichtigen Sieg eingefahren. Natürlich ist dieser nicht nur unserem Fanprojekt zuzuschreiben, aber einen klitzekleinen Einfluss wird es schon gehabt haben. Zumindest wussten die Spieler, dass die Fans trotz allem hinter ihnen stehen und sie bei jedem Spiel unterstützen, auch wenn derzeit nicht vor Ort. Und das ist das, was wir erreichen wollten.

    Gleich nach dem Spiel meldete sich André Hahn mit einem Video an die Fans:

    „Hey liebe Fans! Ganz wichtige drei Punkte heute. Wir sind froh, dass wir den Kampf in Mainz gewinnen konnten. Wir wissen, es war nicht schön, aber es war extrem wichtig. Vielen Dank für eure Unterstützung! Wir wissen, dass ihr hinter uns steht und wir werden weiter kämpfen. Also, bis dann. Euer André.“

    André Hahn nach dem Spiel gegen Mainz

    In diesem Moment wurde mir bewusst, dass die Mannschaft das Video und den Brief tatsächlich erhalten haben. Die Freude war riesig, denn in dem Ganzen steckte einiges an Arbeit. Und ja, ich gebe an dieser Stelle offen zu, dass ich den Verantwortlichen und auch unserem Trainer Heiko Herrlich in diesem einen Punkt wirklich dankbar bin, denn diese hätten die Aktion auch ablehnen können.

    #AUGSBURGHÄLTZUSAMMEN

    Nachdem ich wusste, dass das Team Brief und Video bekommen hatte, konnte ich den Brief auf Facebook posten, damit alle einen Teil des Projekts zu sehen bekamen. Die Reaktionen waren durchweg positiv. Ich möchte noch einmal betonen: Ohne die Hilfe und Unterstützung von außen wäre das nicht möglich gewesen. Diese Aktion hat gezeigt, dass wir GEMEINSAM etwas erreichen können, wenn wir an uns glauben. Getreu dem Motto: Augsburg hält zusammen!

    Aber wenn man jetzt denkt „Spiel gelaufen, Bericht zu Ende“, dann muss ich euch leider enttäuschen, denn noch bin ich nicht ganz fertig. Ich möchte euch die Reaktionen des Vereins nicht verschweigen. Am Donnerstag nach dem Spiel erhielt ich noch einen Anruf von Fanbetreuer Markus, der mir im Namen der Spieler, des Teams und der Verantwortlichen für die gelungene Aktion dankte.

    Doch auch das ist noch nicht das Ende, denn am 05.03.2021 bekam ich vom Leiter der Abteilung für Medien- und Öffentlichkeitsarbeit, Dominik Schmitz, dann einen Dankesbrief weiter geleitet, der von Stefan Reuter, Michael Ströll sowie Jeffrey Gouweleeuw unterzeichnet war. Natürlich war die Freude riesengroß, da es für mich eine Ehre ist, direkt von meinem Lieblingsverein eine persönliche Nachricht zu erhalten.

    Durch Höhen und Tiefen

    Das Spiel gegen Hertha ging auch wirklich sehr gut los, denn früh traf Bénes zum 0:1. Doch anschließend ging der Mut leider verloren und man ließ sich zu sehr in die eigene Hälfte drücken. Das Ergebnis war natürlich nicht zufriedenstellend und die Enttäuschung war bei den Fans deutlich spürbar. 

    Doch so ist das nun mal im Fußball: Mal gewinnt man zusammen, mal verliert man – auch das gemeinsam. Ich kann nur für mich selbst sprechen, dass ich nach der Niederlage mit den Spielern litt. Wir wissen doch alle, dass sie es fußballerisch drauf haben. Abstiegskampf ist niemals leicht und wenn dann auch noch die mentale Stärke, das Selbstvertrauen und das Quäntchen Glück fehlen, dann klappts auch auf dem Platz nicht. Doch wenn uns diese Fanaktion eines gezeigt hat, dann das Folgende:

    Motivation und Zuspruch kann eine ganze Menge beeinflussen! Jeder einzelne von uns hat die Kraft, mit den eigenen Worten die Leistung des Teams zum Positiven zu verändern.

    Die Jungs brauchen uns an ihrer Seite und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass das nicht das letzte Projekt dieser Art gewesen ist. Mich würde es sehr freuen, wenn man es irgendwann noch einmal schaffen würde, sowas auf die Beine zu stellen, sollten wir noch länger nicht in unser Wohnzimmer dürfen. Und solange heißt es und gilt es: „Augsburg hält zusammen – ihr für uns und wir für euch!“

    Eure Birgit

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