Auf 2021! Auf uns!

Die letzten Tage des ereignisreichen Jahres 2020 stehen nun an und noch immer ist Corona allgegenwärtig. Weihnachten hatten wir besinnlich im kleinsten Kreis verbracht – entschleunigt und ohne großen Prunk. Sportlich gesehen schied der FC Augsburg kurz vor dem Weihnachtsfest glanzlos aus dem DFB-Pokal aus. War zu erwarten, ist zu verschmerzen. Nun ruht die Fußball-Bundesliga für ein paar wenige Tage – und startet kurz nach Neujahr wieder, um unter anderem den Rest der Hinrunde auszuspielen.

Sieben Wünsche für 2021

Natürlich wird dies ohne Fans und ohne Stimmung geschehen. Der Lockdown bleibt uns auch über den Jahreswechsel hinaus „erhalten“. Und doch ist 2021 unweigerlich mit Hoffnung verbunden und mit Besserung. Zeit für mich, zusammenzufassen, was ich vom kommenden Jahr erwarte – sportlich und mit Fokus auf dem FCA. Nicht alles davon ist immer realistisch und sofort machbar. Nicht bei allem werdet ihr mir zustimmen. Dennoch freue ich mich auf euer Feedback und was ihr euch von diesem hoffnungsvoll erwarteten Jahr 2021 erwartet – privat, gesellschaftlich und vor allem: sportlich!

Lest nun im Folgenden die Aspekte, die ich mir von 2021 erhoffe – sportlich auf dem Rasen und auch abseits des Platzes.

#1: Zielwasser

Ein großes Problem in dieser Hinrunde war sicherlich die Torflaute unserer Stürmer! Unser bester Torschütze in dieser Saison bisher: Mittelfeldspieler und Sommer-Neuzugang Daniel Caligiuri! Der (noch) 32jährige konnte bisher starke 7 Scorerpunkte sammeln (4 Tore, 3 Assists). André Hahn erlebte – bis zu seiner Covid-19-Erkrankung – einen zweiten Frühling im FCA Trikot und erzielte in 9 Spielen 3 Tore. Das hat in Augsburg wohl auch keiner mehr in der Form von ihm erwartet. Chapeau und gute Besserung weiterhin an dieser Stelle!

Der geläuterte Rückkehrer Michael „Gregerl“ Gregoritsch reiht sich in die Riege der torgefährlichen Mittelfeld-Spieler ein mit einem Tor und zwei Torvorlagen. Weiterhin komplettiert unsere junge Flügelzange, Marco Richter (1 Tor, 1 Vorlage) und Ruben Vargas (3 Tore, 1 Vorlage), die Liste der torgefährlichsten FCA-Spieler. Auch diese beiden werden überwiegend im (offensiven) Mittelfeld eingesetzt.

Kommen wir nun zu unseren beiden Problemkindern:

  • Florian Niederlechner war letztes Jahr sicherlich DER Neuzugang des FCA und performte als Mittelstürmer in Augsburg unglaublich gut. Diese Saison ist irgendwie der Wurm drin – seine Stats (11 Spiele – 0 Tore, 1 Assist) sprechen Bände. Böse Zungen behaupten, er ist auf seinem eigentlichen Leistungslevel angekommen. Bei Flo wünscht sich doch jeder FCAler diesertags sehnlichst, dass der Torknoten platzt!
  • Auch beim verletzungsanfälligen Alfred Finnbogason steht noch die null – null Tore und ein mageres Assists in 9 Spielen sind schlicht und ergreifend zu wenig für die Ansprüche und Erwartungen des sonst so eiskalten Isländers. Auch bei ihm hofft man aktuell, dass er nach einer der unzähligen Verletzungen rasch in Tritt kommt und den Torinstinkt wieder entdeckt.

Beide Stürmer haben durchaus ihre Chancen im Spiel, vergeben sie derzeit aber meist kläglich. Selbst die „hundertprozentigen“ gehen einfach nicht rein. Daher ist der erste Wunsch für 2021: Zielwasser für unsere Stürmer!

#2: Offensivpower

Ein wenig mit #1 einhergehend ist Wunsch Nummer zwei: Endlich mehr offensive Durchschlagskraft. Eine attraktivere Spielweise gepaart mit defensiver Stabilität – dies steht sicher bei einigen FCA-Fans auf der Wunschliste. Ein Spielkonzept mit mehr Ballbesitzanteilen und Umschaltmomenten – so in Ansätzen gegen Frankfurt zuletzt gesehen – würde die Herzen der Augsburger höher schlagen lassen. Mit der derzeitigen Spielweise holen wir zwar auch irgendwie Punkte – getreu dem Motto „mühsam nährt sich das Eichhörnchen“ – aber Hand aufs Herz: Wollen wir diesen auf Zufall ausgelegten Offensivfußball weiterhin sehen?

Vor allem, da wir weiterhin wohl nur vor’m Fernseher zusehen dürfen. Wenn die Stadionatmosphäre und das Stadion-Erlebnis wegfällt – was bleibt dann noch außer einer spannend-kreativen Spielweise für’s Fan-Auge? Und nein, diese Zeilen hier schreibt sicherlich kein Erfolgsfan und ich verlange auch nicht, dass wir spielen wie der FC Bayern. Gegebenenfalls sollten die Augsburger Verantwortlichen einmal über die Verpflichtung eines echten Spielmachers respektive einer kreativen Schaltzentrale nachdenken.

Wenn das Zusammenspiel klappt, dann ist es wunderschön. Wie hier gegen Gladbach kurz vor Schluss. Mehr davon! (Photo by Lars Baron/Getty Images)

Diese Saison haben diese Position schon Gregerl, Freddy Jensen, Marco Richter, André Hahn und Tobias Strobl bekleidet. Mit Abstrichen haben Gregerl, Marco Richter und Freddy Jensen dort überzeugen können. Bei Gregerl kehrt leider zu oft der Schlendrian ein: Lust und Unlust wechseln sich kontinuierlich ab. Marco Richter war zu Saisonbeginn verletzt, kämpfte sich zuletzt ran an die erste Elf. Wird aber von Heiko Herrlich offensichtlich nicht in der Zentrale eingeplant, obwohl es Marcos Paradeposition ist. Freddy Jensen weilt derzeit im Krankenstand, kommt nur auf fünf Ligaspiele bisher. In seiner Augsburger Zeit war auch er bisher mehr verletzt als auf dem Platz – leider. Beim Rest der Offensivabteilung merkt man, dass diese definitiv auf anderen Positionen beheimatet sind.

Nach dem Weggang von Ja-Cheol Koo ist diese Position nicht mehr adäquat besetzt worden, so viel steht fest. Ein kleiner Hoffnungsschimmer ist die noch unbekannte (?) Rückkehr von Freddy Jensen aus dem Lazarett – dessen Hauptposition das zentrale, offensive Mittelfeld ist. Was ich mir jedoch ausdrücklich nicht wünsche: Leistungsträger an direkte Konkurrenten zu verleihen (siehe Gerücht: Marco Richter zu Schalke 04?). Aber offensichtlich wurde diesem Wechsel schon von FCA-Seiten ein Riegel vorgeschoben. Vielleicht könnte man Marco Richter mal häufiger auf dieser Position ausprobieren – wäre doch einen oder mehrere Versuche wert oder?

#3: Fanrückkehr

Keine Frage! Eine der Hauptanliegen ist es, den Fans eine (kontrollierte) Rückkehr ins Stadion zu ermöglichen. Corona hat ja für die Fussballabstinenz der Fans gesorgt. Und: Fußball auf lange Sicht ohne Fans? Ein Trauerspiel und sowohl finanziell als auch atmosphärisch ein Verlust für die Clubs. Jedoch muss und soll hier die Gesundheit aller im Vordergrund stehen. Sollte es eine Möglichkeit geben und die Zahlen es zulassen, freut sich jeder Fan über den Stadionbesuch, so viel steht fest. Nach so langer Zeit der Abwesenheit ist der Tag der Rückkehr sicherlich ein Fest und solch warme Gedanken halten das „Mindset“ aufrecht. Und so lange es aus den bekannten Gründen weiterhin nicht mit der Rückkehr funktioniert, sollten wir uns Momente wie diese vor Augen rufen. Ich hab immer noch Gänsehaut, wenn ich dies sehe – wie unsere FC Augsburg Fans vor Ort leidenschaftlich und trotz Niederlage skandiert haben:

Unvergesslich – diese geniale und sagenhafte Stimmung der FCA Fans an der Anfield Road am 25.02.16.

#4: Klassenerhalt!

Frühzeitig nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben – das wär’s. Nach der turbulenten letzten Saison wäre das sicherlich Balsam auf der geschundenen Fanseele. Und jede Saison Herzinfarkt-Gefahr? Muss nicht unbedingt sein. Daher ist ein gewaltiger Wunsch: Frühzeitig den Klassenerhalt sichern. Punkte hamstern, wo es nur geht und die ein oder andere Überraschung landen – so wie beispielsweise geschehen gegen den BVB am zweiten Spieltag.

Die „Corona-Saison“ ist lang, die Pausen sind kurz, es gibt unzählige englische Wochen. Ich wünsche daher unseren Spielern einen langen Atem, heile Knochen und Durchhaltevermögen. Macht es den Gegner unangenehm, gegen den FC Augsburg zu spielen. Und vielleicht wird der Heiko ja offensiv noch ein wenig nachjustieren – siehe Punkt zwei der Liste. Und so ein spannendes und leistungsgerechtes 4:4 gegen den FC Bayern, das hätte doch mal was…

Wer wie gegen Bielefeld die Punkte sammelt, steigt hoffentlich nicht ab. Solche Szenen wollen wir vermehrt sehen. (Photo by Thomas F. Starke/Getty Images)

Hoffentlich lichtet sich unser Lazarett demnächst, mit Iago und Pedersen fehlten zuletzt zeitwese beide nominellen Linksverteidiger. Und wurden schmerzlichst vermisst. Weiterhin hoffe ich auf die Rückkehr von Jan Moravek, nachdem unsere defensiven Mittelfeldspieler alle noch nicht wirklich überzeugen konnten. Auch wenn man auf den soliden, aber durchweg verletzten Moravek leider nicht zählen kann. Zuletzt wünsche ich mir die schnelle Rückkehr von Jensen und Bazee, die beide etwas offensiven Schwung in die Mannschaft bringen könnten. Und auch sonst dem Trainer kreative Optionen bieten.

#5: Debütanten

Mit Benjamin Leneis (21), Tim Civeja (18), Franjo Ivanovic (17), Dion Berisha (17) und Seong-hoon Cheon (20) stehen aktuell fünf Nachwuchsspieler im Bundesliga-Kader. Civeja, Berisha und Cheon standen die letzten Spiele sogar im Spieltagsaufgebot. Debütieren durfte von den genannten leider noch keiner. Nachdem Spieler wie Erik Thommy, Simon Asta, Albion Vrenezi, Ioannis Gelios und Co. ihr Glück sportlich abseits des Lechs gefunden haben, wäre ein neuer Marco Richter oder ein neuer Frami wirklich wünschenswert. Immerhin ist dies eine Art Referenz für den Club, der sich durchaus als Ausbildungsverein sieht. Albion Vrenezi (mittlerweile bei Jahn Regensburg) und Gelios (bei Holstein Kiel) stehen übrigens aktuell in der kicker-Elf der Hinrunde der 2. Bundesliga!

Für 2021 wünsche ich mir in Bezug auf den Nachwuchs: Die Rückkehr von Maurice Malone im Sommer. Der performt in Wiesbaden bisher wirklich unglaublich gut! Viele Grüße an Andi von der RoGaz an dieser Stelle, der dies vermutlich geahnt hat. Weiterhin wünsche ich mir den Durchbruch von Marco Richter, nach wie vor ein Augsburger Mega-Talent, und zwar am Lech! Und zuletzt hoffe ich, dass Spieler wie Civeja mal Bundesliga-Luft schnuppern dürfen. Ich meine, kann es ein Civeja (noch) schlechter machen als ein Strobl bis dato? Heiko Herrlich, ich lege dir fürs neue Jahr eine Portion Mut unter den Weihnachtsbaum.

#6: FCA-Originale

Wir haben in unserer Serie „Immer noch Original 1907“ bislang einige Fans und ihre sagenhaften Geschichten gehört. Und lasst euch gesagt sein, dass IHR es seid, die diesen Club so besonders machen. Die diesen Club so strahlen lassen und zum Leben erwecken. Daher lasst euch bitte nicht euer Fan-Dasein durch irgendwas oder irgendwen trüben. Bewahrt euch den kritischen Blick. Und euer Herzblut für den FCA. Der FC Augsburg braucht die Gemeinschaft der Fans, die Fans brauchen den familiären Charakter des Lieblingsclubs. Daher wünsche ich mir für die Zukunft weiterhin die Solidarität der Fans, die kultigen Originale mit Geschichten aus’m 11er. Und wir brauchen das Wohlwollen sowie den bilateralen Austausch mit den Verantwortlichen des FCA. Besonders in unsteten und hochdynamischen Zeiten wie diesen!

Wie schrieb und sang der gebürtige Augsburger Andreas Bourani vor geraumer Zeit:

(…)

Denkt an die Tage, die hinter uns liegen

Wie lang wir Freude und Tränen schon teilen

Hier geht jeder für jeden durch’s Feuer

Im Regen stehen wir niemals allein

Und solange unsere Herzen uns steuern

Wird das auch immer so sein!

Ein Hoch auf das, was vor uns liegt

Dass es das Beste für uns gibt

Ein Hoch auf das, was uns vereint

Auf diese Zeit (auf diese Zeit)!

Auf uns“ – Andreas Bourani

Wie treffend ist das denn bitte? Adaptiert diese Lyrics gerne mal auf unsere, auf eure aktuelle Situation. Als Fan, als Mensch, als Teil der Gesellschaft. Und ich kriege Gänsehaut, wenn ich merke, wie treffend dies doch ist! Lasst uns zusammenhalten, solidarisch sein – und alles wird gut. Hoffentlich „balder als bald“. 🙂

#7: Titelverteidigung

Der siebte Wunsch ist einer, den ich mit Blick auf das E-Sport-Team des FC Augsburg äußere. Die Sparte sehe ich durchaus auch als Teil des Clubs. Schließlich sind sie alle (langjährige) FCA Fans und Mitglieder aus der Region, also unweigerlich welche „von uns“. Daher wünsche ich den Bederkes und Co. eine gelungene E-Sport-Saison. Und Yannic natürlich die Titelverteidigung des deutschen eBundesliga-Meistertitels. #goyannic

Also, jubelt nochmal so, Jungs:

Viel Gesundheit!

Ich wünsche euch allen viel Gesundheit. Das wünsche ich auch den Spielern und den Mitarbeitenden des FCA. Bleibt gesund und munter. Haltet euch an die Regeln, bleibt ruhig und besonnen. Es kommen wieder bessere Zeiten. Die FCA-Familie hält in diesen entscheidenden Phasen zusammen und wenn’s euch beispielsweise mal langweilig wird oder ihr euch einsam fühlt: Meldet euch bei Transfermarkt an (dort gibt’s ein FCA Forum). Oder tauscht euch im FC Augsburg Forum aus. Vielleicht habt ihr auch Lust, einen Artikel zu verfassen und über euer FCA Fan-Dasein zu berichten? Dann meldet euch gerne bei uns (kontakt@rosenau-gazette.de).

Und jetzt noch einmal der Chorus unserer Vereinshymne – für jeden von euch zum innerlichen Mitsingen, mit Pathos und mit Stolz. Und ganz viel Zuversicht. Auf bessere Tage und bessere Zeiten im Jahr 2021. Rutscht gut rein!

(…)

Rot, Grün, Weiß,

sind die Farben unseres Traums, der FC Augsburg heißt

Und den tragen wir im Herzen dieser schönen Stadt

mit den wunderbarsten Fans, die nicht ein jeder hat

Du bist Glanz und Gloria

Unser FCA!

https://www.fcaugsburg.de/page/hymne-58

Wünsche & Prognosen der Redaktion:

… das wünscht und prognostiziert die Redaktion für 2021:

  • Andi: Ich wünsche mir attraktiveren Fußball vom FC Augsburg. Weiterhin hoffe ich auf das Ende der Torflaute unserer beiden Stürmer! Und zuletzt: die Rückkehr der Fans in die Stadien.
  • Andy: Bei mir ist es eher eine Befürchtung, dass Heiko Herrlich 2021 entlassen wird und wir endgültig ein Club werden, der wie andere Clubs auch die Trainer wechselt.
  • Franzi: Ich wünsch mir ja die Rückkehr von Daniel Baier als Capitano – damit wieder mehr Ordnung und Selbstvertrauen herrscht. Jawoll, das wünsche ich mir – trotz aller Utopie!
  • Irina: Ich hoffe zum Schluss noch, dass wir alle gesund bleiben, der FCA früh die Klasse hält und Yannic wieder eMeister wird. Guten Rutsch an alle!

Gegen Union im Stadion: so sicher wie nie!

Mit Kindern ins Stadion? Vielleicht direkt gegen Union? Der FCA gibt sich immer mehr Mühe mit Kids Club, Teens Club und diversen Aktivitäten. Aber das ist doch viel zu gefährlich, oder nicht? Beim Fußball machen doch immer diese Problemfans – äh Probleme – und da muss man sich doch schon fragen, ob das für Kinder das richtige Umfeld ist. Und so für normal denkende Menschen auch, oder?

Über manche Themen kann ich mich aufregen, wie unser Maestro auf dem Platz. (Foto: Bongarts)

So oder so denkt vielleicht mancher, wenn er in der Augsburger Allgemeinen regelmäßig die Beiträge zur Sicherheit rund um Fußballspiele liest. Erst letztens war das Thema wieder aktuell unter der Überschrift „Zahl der Problemfans steigt – wie sicher ist der Besuch im Stadion?“. Ich musste mich wieder ärgern und tue es immer noch. Wieder, fragt ihr euch? Ja, wieder. Ich lese mittlerweile nicht mehr ganz so viele Beiträge in der AZ, weil sie online hinter der Paywall verschwinden (mittlerweile sind Spielernoten auch schon ein Plus-Artikel, nachdem zu Beginn der Einführung des Plus-Bereichs die Aussage getätigt wurde, dass nur zusätzliche Inhalte dort landen würden – aber das ist ein anderes Thema). Aber eine kurze Suche zeigt, dass ich mich auch schon in 2016 massiv geärgert habe (und bevor mir Einseitigkeit vorgeworfen wird: ich habe zwischenzeitlich auch schon die Berichterstattung in der AZ verteidigt und tausche mich mit son manchem Redakteur dort auch mal gerne aus). Nun, was ist diesmal der Auslöser? Vielleicht schauen wir noch mal detaillierter auf die Ursache des Ärgernisses:

Der Artikel

Die Überschrift sagt ja schon alles: Die Anzahl der Problemfans steigt und es ist in Frage zu stellen, wie sicher der Gang ins Stadion noch ist. Ist dem so? Wenn Florian Eisele behauptet, die Anzahl der Problemfans steigt, dann setzt er Problemfans mit Eintragungen der Polizei in die Datei „Gewalttäter Sport“ gleich. Wie im Artikel angesprochen sind die Eintragungen in die Datei völlig intransparent. Der WDR hat dies in einem Beitrag schön herausgearbeitet. Die Eintragungen basieren vor allem auch auf Verdachtsmomenten und werden nicht entfernt, sollte sich der Verdacht nicht erhärten. Man könnte auf Basis der Daten auch schlicht feststellen: Die Polizei ist besser geworden im Sammeln von Daten. Wie viele der Personen wirklich Problemfans sind, ist vollkommen unklar. Was ist denn auch genau ein Problemfan, außer einem Begriff, den man mal gerne in eine Überschrift packen kann, damit ein Artikel mehr Klicks bekommt? Diese Frage wird leider nicht beantwortet durch die vielen Zitate für die als Hauptquelle – oh Überraschung – mal wieder Polizeioberrat Bernd Waitzmann (wie schon in vorhergegangenen Artikeln) dient.

Die Fakten in Relation

Ab dem fünften Absatz widmet sich der Artikel dann wirklich der Frage der Sicherheit. Bei 3,6 Millionen Besuchern gab es 88 Verletzte (Einsatzkräfte nicht mit eingerechnet) bei Fußballspielen in den ersten Ligen in Bayern. Relativiert werden diese Zahlen nicht. Die Hessenschau hat zuletzt festgestellt, dass es in Hessens Stadien sicher ist wie nie (verrückte Überschrift so ganz ohne Problemfans, aber was haben die auch mit der Sicherheit zu tun). Dabei hat die Hessenschau sogar festgestellt, dass ein Ausflug zum Mainzer Rosenmontagsumzug oder gar auf die Wiesn ein Abenteuer ist im Vergleich mit dem Besuch eines Fußballspiels. Mei, wenn es in Augsburg doch nur Zahlen zum Plärrer gäbe bei der AZ. An dieser Stelle möchte ich schlicht den letzten Abschnitt aus dem Hessenschau-Beitrag zitieren:

Auf der einen Seite stehen emotional aufgebrachte Zuschauer und rivalisierende Fangruppen mit wenigen Verletzten und großem Aufschrei. Auf der anderen Seite löst feierndes Partyvolk mit vielen Verletzten ein rundum zufriedenes Echo der Behörden aus. Klare Antwort: Das passt gar nicht – und das sollte man vielleicht auch häufiger betonen.

Quelle: Hessenschau.de

Ist das nicht arg einseitig?

Dass es so sicher ist in den Stadien, dafür hat die AZ natürlich genau einen Grund gefunden: laut Aussage der Polizei ist natürlich genau sie dafür verantwortlich. Eine Nennung oder gar eine Meinung aus einer Augsburger Organisation wie dem Fanprojekt, das hier als Drehpunkteinrichtung viel zur Ruhe beiträgt, findet sich – mal wieder – nicht. Auch die organisierte Fanszene kommt – gewollt oder ungewollt – nicht zu Wort.

Manchmal sind Fehlentscheidungen für einen selbst recht offensichtlich. (Foto: Bongarts)

Aber ist denn der Beitrag bei der AZ nun irreführend und einseitig? Und muss denn die Frage in der Überschrift wirklich sein? Bevor ich mich hier in aller Länge aufrege, habe ich Florian Eisele auf Twitter dazu befragt. Warum nicht mal beim Urheber anklopfen und das Thema direkt klären? Das versteht doch nun ein jeder, dass sich das einseitig liest, oder? Man könnte sagen, er hat geantwortet wie die meisten Fußballer nach einer herben Klatsche:

Warum es mich aufregt?

Ich halte es für legitim, wenn Menschen nicht ins Stadion gehen, weil es ihnen keinen Spaß macht oder der Fußball angeblich nicht gut genug ist. Wenn allerdings Menschen auch nur den Hauch des Eindrucks bekommen, es könnte im oder ums Stadion gefährlich zugehen, weil die AZ – mal wieder – viele Paragraphen Polizeiaussagen abtippt, genau eine andere Stimme kurz zu Wort kommen lässt, und dabei schon in der Überschrift die Sicherheit in Frage stellt, dann ärgert mich das. So sehr, dass ich vergesse in kurzen Sätzen zu schreiben. Ein Zitat dazu aus einem früheren Beitrag von mir:

Ich würde mich freuen, wenn wir uns alle zusammen mehr auf das verbindende Element des Fußballsports konzentrieren würden. Dazu gehört eine entsprechende Kommunikation von allen Seiten.

Quelle: Rosenau Gazette

Es ist so sicher wie nie gegen Union im Stadion. Es ist Fußball und Fans sind nicht automatisch Problemfans, weil sie in eine Datei eingetragen werden, ohne etwas davon mitzubekommen. Die Polizei muss ihre Jobs und Ausgaben auch irgendwie rechtfertigen und die AZ muss über Klicks Geld verdienen. Schreibt halt der nicht-kommerzielle Hobby-Blogger mal wieder, was er denkt. Schade, dass es das – zumindest aus meiner Sicht – immer mal wieder braucht. Und es braucht Fans, die Interessierte mit ins Stadion nehmen, Hemmschwellen abbauen und begeistert. Für die schönste Nebensache der Welt – die zudem auch noch überaus sicher ist.

Wie wir von Mainz 05 lernen können und umgekehrt

Dieser Beitrag wird freundlichst präsentiert vom August Gin, denn wenn der August dabei ist, dann ist auswärts ein Heimspiel.

Es mag daran liegen, dass Mainz direkt vor meiner Tür liegt. Oder es liegt an der wunderbaren Mara Pfeiffer (@wortpiratin auf Twitter), die mir immer wieder vermittelt, was in Mainz wichtiges passiert und was man wissen, sollte, wenn man wieder nach Mainz reist. Eh schon klar, dass ich auch dieses Jahr wieder nach Mainz zum Auswärtsspiel fahre. Ihr wisst, für mich ist es nach dem Spiel bei der Eintracht in Frankfurt die kürzeste Route. Und so will ich euch kurz vor dem Auswärtsspiel in Mainz einen Eindruck vermitteln, was passiert ist, seit der FCA das letzte Mal hier gespielt hat. Weiterhin ist Mainz 05 dem FCA in einigen Bereichen voraus, und ich würde mich freuen, wenn wir uns an der ein oder anderen Stelle etwas abschauen könnten.

Haltung

Kürzlich versammelte sich die AfD in Mainz während der FSV Mainz 05 auswärts in Nürnberg spielte. Der FSV Mainz 05 nutzte die Möglichkeit, um sich deutlich in Richtung der Partei zu positionieren, deren Führungskräfte in einer Reihe mit bekannten Neonazis in Chemnitz marschierten. Der FSV Mainz 05  nutzte die Möglichkeit – zum zweiten Mal, nachdem er sich schon solidarisch mit dem SV Babelsberg 03 gezeigt hatte – um sich deutlich gegen Fremdenhass und Nazis zu positionieren. Ein Fußballverein kann eine große Öffentlichkeit erreichen und das hat der FSV Mainz 05 mit der nachfolgenden Anzeige geschafft.

In Augsburg hat die AfD auch schon einen Parteitag abgehalten und viele Bürger haben sich gegen die Partei positioniert und friedlich demonstriert. Vom FC Augsburg war in diesem Zusammenhang nichts zu hören. Der FCA hatte sich in der letzten Saison auch nicht mit dem SV Babelsberg 03 solidarisiert. Dem FCA fehlt momentan die Haltung, die Mainz 05 in der Öffentlichkeit zeigt, und die unterschiedlichste Künstler und Kulturtreibende von den Toten Hosen bis zu Helene Fischer öffentlich demonstrierten (#wirsindmehr). In Zeiten, in denen die Grenzen zu nationalistischen und offen rassistischen Bewegungen immer mehr verschwimmen, ist es längst überfällig, dass sich der FCA noch deutlicher positioniert. Von Mainz 05 kann er dabei doch einiges lernen. Ich hoffe Michael Ströll schaut sich das ein oder andere ab und beschränkt sich dabei nicht nur auf die langfristigen Marketingverträge.

Eine Heimat für die Fans

Im letzten Jahr hatte der FSV Mainz 05 eine Fanabteilung im Verein gegründet, um die Belange der Fans organisatorisch in die Vereinsarbeit einzubetten. Nun am 11.08.2018 war es soweit und die Fans konnten zudem ihre neue Heimat einweihen: das Fanhaus in Mainz. Über die nächsten mind. 10 Jahre wird das Fanprojekt Mainz in diesem Haus beheimatet sein, indem sich auch eine Fankneipe und ein Jugendtreff befindet. Während man in Augsburg gerade das Funktionsgebäude für die Geschäftsstelle fertig gestellt und in diesem Zuge auch eine Fankneipe eröffnet hat, ist das Fanprojekt weiterhin in der Reese Kaserne angesiedelt. Über ein eigenes Haus und einen etwas zentraleren Anlaufpunkt würde man sich dort vielleicht auch freuen. Vor allem wäre es aber schön, wenn man den Fans grundsätzlich eine breitere Anlaufstelle bieten würde. Wie in vielen Bereichen macht Mainz 05 uns hier vor, wie man sich als Verein weiter professionalisiert und sein Selbstverständnis erweitert.

Auswärts über den eigenen Tellerrand schauen

Und während Mainz nun vielleicht nicht mehr die aufregendste Auswärtsfahrt des Jahres ist, da man sich gut kennt und das Stadion nun wahrlich keine Stimmungshochburg ist, so bieten diese Themen doch genügend Möglichkeiten über den eigenen Tellerrand zu schauen. In Mainz findet man auch im Umfeld des Spiels immer wieder nette Menschen, die einen freundlich begrüßen und mit denen man sich nett austauschen kann. Ich werde sowieso den Weg auf mich nehmen, da der Weg kurz und die Anreise mit der S-Bahn unbeschwerlich ist. Ich kann aber nur allen Augsburger Anhängern raten, nach Mainz zu reisen, um sich ein Bild davon zu machen, in welche Richtung sich der FCA in den nächsten Jahren noch entwickeln kann. Zumindest abseits des Platzes fällt es mir hier immer besonders leicht, am gelebten Beispiel Anregungen zu gewinnen.

Auf dem Platz haben sich die Rollen in letzter Zeit etwas verkehrt und der FCA hat mittlerweile öfters die Nase vorn. Das wird aus meiner Sicht auch heute so bleiben, denn ich glaube das Manuel Baum die Länderspielpause gut genutzt und mit seiner Mannschaft intensiv gearbeitet hat. Am Ende wäre es ja nur nett, wenn wir uns beim FSV Mainz 05 für die Anregungen abseits des Platzes mit fußballerischem Anschauungsunterricht revanchieren würden. Als Gast sollte man ja nicht ohne Geschenke anreisen. Dann kann vielleicht auch der FSV Mainz 05 noch etwas von uns lernen.

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