TGIF: Ein Schritt in Richtung Normalität

Auftakt gelungen! Dank diszipliniertem Abwehrverhalten und einer gnadenlos effektiven Offensive setzte sich der FC Augsburg am vergangenen Wochenende mit 3:1 gegen Union Berlin durch. Die drei Punkte zum Start waren angesichts der schwierigen nächsten Spiele Gold Wert. Vor dem Duell sprachen wir bereits vom „wichtigsten Saisonstart aller Zeiten„, denn nun warten mit Dortmund, Wolfsburg, Leipzig und Leverkusen harte Brocken auf die Mannschaft von Heiko Herrlich. Als ersten Härtetest kommt am Samstag (15.30 Uhr) der BVB nach Schwaben.

Dann sind erstmals seit der Corona-Pause auch wieder Fans im Stadion zugelassen. Dafür präsentierte der FCA unter der Woche ein Hygienekonzept, das durchdacht und dem Pandemiegeschehen angebracht wirkt: 6.000 Zuschauer, Mund- und Nasenschutz bis zum Sitzplatz, personalisierte Tickets. Beim Preis zeigt sich der FCA zudem von seiner familiären Seite und verlangt – trotz damit verbundenem Minusgeschäft – für alle Plätze 15 Euro. Eine überragende Aktion des Vereins, die nicht selbstverständlich ist. Das zeigt der Blick in andere Stadien, wo mitunter die regulären Sitzplatzpreise zu bezahlen sind. „Wir möchten dadurch unserer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden“, sagte Geschäftsführer Michael Ströll.

Leere Ränge, keine Stimmung: Diese traurige Athmosphäre begleitete zuletzt die Spiele des FC Augsburg. Gegen den BVB sind 6.000 Fans zugelassen. Ein Schritt in Richtung Normalität (Foto: Marcel Engelbrecht/firosportphoto/POOL)

Herrlich freut sich derweil auf die Unterstützung der Zuschauer und sagte vor der Partie gegenüber dem Kicker: „Gerade für Mannschaften wie uns ist es extrem wichtig, dass man die Fans im Rücken hat, dass man sie spürt. Das treibt die Mannschaft nach vorne, das pusht sie bei jeder Balleroberung, jedem Zweikampf. Klar, dass das einen Spieler zu Höchstleistungen treibt.“

Die Fakten zu #FCABVB

Effektiv: Der BVB brauchte in der vergangenen Saison gerade einmal fünf Chancen pro Tor – Ligaspitze. Acht Gelegenheiten pro Treffer beim FCA können sich allerdings auch sehen lassen.

Weiße Weste: Etwas überraschend hat nicht der FC Bayern, sondern Borussia Dortmund am häufigsten zu Null gespielt hat – 15-Mal. Der FCA konnte seinen Kasten sieben Mal sauber halten.

Starke Bank: BVB-Coach Lucien Favre wechselte insgesamt zehn Mal ein Tor ein (Ligaweit Platz zwei). Dem FCA gelangen fünf Jokertore.

Wiedersehen: Am Samstag kommt es zum Wiedersehen mit Marwin Hitz. Der Schweizer stand von 2013 bis 2018 im Kasten der Schwaben. Auf der Gegenseite war Julian Schieber drei Jahre für den BVB aktiv. Beide werden am Samstag aber relativ sicher nicht zum Einsatz kommen.

Über den Gegner

Kann der BVB diesmal die Bayern ärgern und ein Wörtchen im Meisterschaftskampf mitreden? Vermutlich eher nicht. Das liegt aber vielmehr an der krassen Übermacht der Roten als der schwarz-gelben-Kaderstärke. Denn der BVB hat es in dieser Spielzeit wieder einmal geschafft, ein starkes Team zusammenzustellen. Jadon Sancho konnte trotz Millionenangebot aus Manchester gehalten, Thomas Meunier ablösefrei aus Paris geholt werden. Hinzu kommen einmal mehr hungrige Talente wie Reinier (18), Jude Bellingham (17), Giovanni Reyna (17) und vermutlich bald auch schon Youssoufa Moukoko (15). Sancho und Winter-Neuzugang Erling Haaland sind ebenso gerade einmal 20 Jahre alt.

Apropos Haaland: Das norwegische Wunderkind steuerte für den BVB in 20 Einsätzen bisher 18 Tore und drei Vorlagen bei. Beim 3:5-Spekakel im Januar wurde Haaland beim Stand von 3:1 für den FCA eingewechselt – wenig später folgte ein Dreierpack. Das bedeutet jedoch nicht, dass der Nationalspieler mit dieser Quote zufrieden ist, wie er unter der Woche den Ruhr Nachrichten sagte: „Ich hätte locker-leicht mehr als 50 Tore schießen können. Das soll nicht überheblich klingen, das ist vielmehr einfach gut so, denn das zeigt mir, dass das Potenzial dazu vorhanden ist.“ Der ganze FC Augsburg erzielte in der abgelaufenen Saison übrigens 45 Treffer.

Es bleibt spannend, wie sich diese junge Mannschaft entwickelt. In den entscheidenden Spielen (im Pokal in Bremen, in der Champions-League in Paris) konnte der BVB dem Druck oft nicht wirklich standhalten. Darüber hinaus tat sich die Mannschaft von Lucien Favre auch immer wieder schwer, wenn es gegen den FCA ging.

Einstand nach Maß: Erling Haaland wurde gegen den FCA in der 56. Minute eingewechselt und trug sich drei Minuten später schon in die Torschützenliste ein. Bitter für Augsburg: Es folgten zwei weitere Treffer und der FCA verlor trotz 3:1-Führung mit 3:5. (Photo by Sebastian Widmann/Bongarts/Getty Images)

Die letzten Begegnungen

18.01.2020: FC Augsburg – Borussia Dortmund 3:5

17.08.2019: Borussia Dortmund – FC Augsburg 5:1

01.03.2019: FC Augsburg – Borussia Dortmund 2:1

06.10.2018: Borussia Dortmund – FC Augsburg 4:3

26.02.2018: Borussia Dortmund – FC Augsburg 1:1

Presseschau

Weil es in dieser Woche ziemlich ruhig rund um den FC Augsburg war, wollen wir nach Mainz blicken, wo es vor dem Heimspiel gegen Stuttgart zu einer neuen Eskalationsstufe in der Fußball-Bundesliga gekommen ist. Am Mittwoch boykottierten die Profis der Nullfünfer das Training – aus Solidarität mit Mitspieler Adam Szalai. Dem war zuvor nahegelegt worden, sich einen neuen Verein zu suchen. Zwei Wochen zuvor im Pokal markierte der Ungar noch das wichtige 2:1 gegen Havelse.

Jetzt wird der Stürmer aber offenbar nicht mehr gebraucht und soll sich in der U23 fit halten. Über die Gründe der Degradierung wurde in den Sportmedien des Landes heftig spekuliert. Während Mainz-Vorstand Rouven Schröder und Coach Achim Beierlorzer auf der Pressekonferenz beteuerten, es handle sich um eine rein sportliche Entscheidung, schrieb die Bild von Differenzen in puncto Gehaltsverzicht und der Kicker (Donnerstagsausgabe) von einem heftigen Streit zwischen Szalai und Beierlorzer. So oder so, dem FCA kann es eigentlich nur recht sein, wenn es bei einem direkten Konkurrenten kriselt.

Was macht eigentlich Milan Petrzela?

Milan Petrzela wechselte im Juli 2012 von Viktoria Pilsen in die Fuggerstadt. Kurz zuvor war der Mittelfeldspieler für die tschechische Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft im Einsatz und kam dementsprechend mit durchaus großen Erwartungen nach Augsburg, wo der damals 29-Jährige einen Vertrag bis 2015 unterschrieb. Nach 13 enttäuschenden Einsätzen für Rot-Grün-Weiß löste der FCA den Kontrakt nach einer Saison jedoch wieder auf und Petrzela kehrte nach Tschechien zurück. Seit 2019 spielt der Offensivmann nun für den 1. FC Slovacko, wo er auch noch mit 37 Jahren Stammspieler ist. In der abgelaufenen Saison stand er für den 9. der Fortuna Liga 30-mal auf dem Platz. Dabei gelangen dem zweifachen Familienvater fünf Tore und drei Assists.

Die voraussichtliche Aufstellung

Wenig spricht dagegen, dass Herrlich seine erste Elf im Vergleich zum Union-Spiel großartig ändern wird. In der Defensive scheint Neuzugang Robert Gumny etwas schneller zu sein als Raphael Framberger und damit eventuell eine Option gegen die brachial temporeiche Offensive des BVB. Gegen die technisch starken Dortmunder ist aber vermutlich gerade ein Kämpfertyp der Marke Frambo das richtige Gegenmittel, sodass wir das Augsburger Eigengewächs in der Startelf erwarten. Im Angriff scheint ein Stürmer mit einem Zehner dahinter die richtige Taktik. Denn Michael Gregoritsch hat seine Sache gegen Berlin sehr ordentlich gemacht und war vor allem in der Rückwärtsbewegung ein wichtiger Faktor. Gegen den Vizemeister werden die Defensivqualitäten des Österreichers umso mehr gefordert sein.

Gikiewicz – Framberger, Gouweleeuw, Uduokhai, Iago – Gruezo, Khedira – Caligiuri, Gregoritsch, Vargas – Niederlechner

Zurück in alter Form? Nach einer starken Vorbereitung könnte Michael Gregoritsch in dieser Saison eine ziemlich wichtige Rolle einnehmen. (Photo by Maja Hitij/Getty Images)

Tipps

Andy: 1:2 – Der FCA kann es lange spannend halten, bevor der BVB kurz vor Schluss das entscheidende Tor macht.

Irina: 1:3 – Haaland erwischt erneut einen Sahnetag und zeigt dem FCA die Grenzen auf. Augsburg muss seine Punkte anderswo holen.

Andi: 1:3 – Haaland, Sancho & Co. sind dann doch eine Nummer zu groß für den FCA. Abhaken und nächste Woche in Wolfsburg punkten.

TGIF: Der wichtigste Saisonstart aller Zeiten?

Start geglückt! Mit einem souveränen, ungefährdeten 7:0-Pokalsieg gegen den Fünftligisten MTV Eintracht Celle hat der FC Augsburg die neue Spielzeit eingeleitet. Ohne das ungleiche Duell überbewerten zu wollen, war es doch wichtig, dass die Mannschaft von Heiko Herrlich die Saison 2020/21 ordentlich beginnt. Am Samstag (15.30 Uhr) wird es merklich schwieriger, wenn Rot-Grün-Weiß in Berlin gefordet ist. Nun ist der FCA traditionell ziemlich schwach am 1. Spieltag, in der Bundesliga gab es neben einem 2:2 gegen Freiburg (Saison 11/12) und einem 2:1-Sieg in Düsseldorf (18/19) ausnahmslos Niederlagen zum Start.

Gegen Union Berlin sollte eine Niederlage tunlichst vermieden werden, denn in den nächsten vier Spielen warten mit Dortmund, Wolfsburg, Leipzig und Leverkusen andere Kaliber. Herrlich wäre es zu wünschen, wenn er mit einem Erfolgserlebnis starten würde.

In den beiden Duellen der letzten Saison hatte Union die Nase vorn. Auf das 1:1 in Augsburg folgte ein 2:0-Sieg für Berlin an der Alten Försterei. (Photo by Boris Streubel/Bongarts/Getty Images)

Die Fakten zu #FCUFCA

Standardstärke: Am Samstag sollte der FCA möglichst wenig gegnerische Standards zulassen. Denn nahezu keine Mannschaft steht bei Ecken und Freistößen für mehr Gefahr als Union Berlin. Die Köppenicker haben den ruhenden Ball derart perfektioniert, dass fast die Hälfte ihrer Tore auf diese Weise zustande kommen. In der Saison 2019/20 waren es 20 von 41, beim FCA übrigens 11/46.

Ecken-Kontrast: In der abgelaufenen Saison brauchte Eisern Union dementsprechend auch wenige Standards für Tore. Alle 12 Ecken zappelte der Ball im gegnerischen Tor – Ligaspitze. Der FCA belegt in dieser Rangliste den letzten Platz. Alle 64 Ecken gibt es ein Tor für Rot-Grün-Weiß.

Fehlpass-Festival: Die Passquote ist bei beiden Teams miserabel und eigentlich auch nicht erstligatauglich. 76 (Union) beziehungsweise 75 Prozent (Augsburg) bedeuten die schlechtesten Werte der Liga. Heiko Herrlich scheint dies erkannt zu haben und legte in der Vorbereitung vermehrt den Fokus auf Ballstaffetten.

Ballbesitz, nein danke: In puncto Ballbesitz sieht es ebenfalls düster aus. 42 Prozent bei Union bedeuten Rang 17, gruselige 38 Prozent beim FCA folgerichtig den letzten Platz. Auch hier kann Heiko Herrlich beim FCA eventuell für einen kleinen Umschwung sorgen, nun da er die Mannschaft von Saisonbeginn an betreut.

Über den Gegner

Als FCA-Fan konnte man sich nur allzu gut in die Lage der Berliner Anhänger hineinversetzen: „Ihr steigt doch eh ab!“ Für viele Fußballexperten war die Ausgangslage vor der Saison klar und Union quasi schon als Absteiger besiegelt. Bekanntlich kam alles anders und die Mannschaft von Trainer Urs Fischer landete vor dem FC Ausgburg auf einem starken 11. Platz. Union hat es allen gezeigt – und dabei obendrein viel Freude gemacht.

Nun gehen die Hauptstädter also ins viel zitierte „verflixte zweite Bundesligajahr.“ Kann Eisern Union eine ähnlich starke Saison hinlegen und abermals die Klasse sichern? Viel wird dabei wohl von den eigenen Fans abhängen. Kein Klub ist wohl so auf die Unterstützung im Stadion angewiesen wie der FCU. Die für diesen Famililienverein so wichtigen, traditionsbewussten Anhänger fehlten nach der Corona-Pause und vielleicht auch deshalb gab es in den ersten fünf Spielen nach dem Neustart keinen Sieg. Gegen den FCA sind nach den bestehenden Corona-Regeln 4.300 Zuschauer an der Alten Försterei gestattet.

Am Samstag kommt es unterdessen zu einem doppelten Wiedersehen. Andreas Luthe tauschte im Sommer mit Rafal Gikiewicz die Seiten und hütet nun für Berlin den Kasten. Ihr Pflichtspieldebüt ist indes beiden geglückt, wenn auch vollkommen unterschiedlich. Beim Augsburger 7:0 gegen Celle bekam Gikiewicz äußerst wenig zu tun, während Luthe mit Berlin beim Karslruher SC schon mehr gefordert war. Erst in der Verlängerung sicherte sich die Fischer-Elf mit einem 0:1 den Einzug in die zweite Runde. Im Pokal noch nicht mit dabei, aber gegen den FCA eventuell eine Option ist Star-Neuzugang Max Kruse. Der ehemalige Nationalspieler laborierte in der Vorbereitung an einer Knöchelverletzung. Einen Kaderplatz gegen die Schwaben „schließe ich aber nicht aus“, meinte Fischer auf der Pressekonferenz vor dem Spiel.

Ob Max Kruse dann immer noch die Klasse hat Sebastian Andersson zu ersetzen, wird sich bei den Eisernen zeigen. Der Schwede war mit 12 Toren und 3 Vorlagen in der letzten Saison bei weitem Unions bester und effektivster Offensivspieler. Seit kurzem spielt er nun für den 1. FC Köln. Er wird in Berlin in jedem Fall eine Lücke hinterlassen.

Neues Abenteuer am Lech. Rafal Gikiewicz hat beim FCA einen Vertrag bis 2022 unterschrieben (Foto: xemx via imago).

Presseschau

Das Ende der Vorbereitung ist immer auch die Zeit für diverse Saisonprognosen. Beim Blick auf die hiesigen Predictions fällt auf, dass der FCA für viele schwer einzuschätzen ist. Das soll nun an der Prognose von OneFootball deutlich werden.

So wurde der FCA bei der Überraschung der Saison von fünf der insgesamt neun Protagonisten genannt. Im Gegenzug bekam Heiko Herrlich allerdings auch zwei Stimmen bei der Kategorie „erste Trainerentlassung“ und einen bei den Abstiegsrängen – der FCA scheint für viele eine Wundertüte zu sein.

Beim Rasenfunk hat man da vielleicht etwas genauer hingeschaut. Die Experten tippen den FCA alle ins solide Mittelfeld. Die Hörerschaft sieht uns allerdings auf einem Abstiegsplatz. Beste Voraussetzungen also, um mal wieder viele zu überraschen.

Was macht eigentlich Tim Matavz?

Kaum ein Spieler kam mit mehr Vorschusslorbeeren nach Augsburg als Tim Matavz. 2014 wechselte der slowenische Nationalspieler für 4 Millionen Euro von der PSV Eindhoven nach Schwaben und avancierte prompt zum Rekordtransfer des FCA. Zuvor hatte der Stürmer für PSV, Vitesse Arnheim und den FC Groningen in 293 Spielen respektable 131 Treffer erzielt. Doch beim FCA funktionierte er nicht wirklich – drei Tore in 34 Spielen standen für Matavz zu Buche. Nach drei Jahren FCA und zwei Leih-Stationen in Genua und Nürnberg zog es den Slowenen zurück nach Arnheim. In diesem Sommer wechselte der mittlerweile 31-Jährige dann von den Niederlanden in die Vereinigten Arabischen Emirate und geht mittlerweile für Al-Wahda FC Abu Dhabi auf Torejagd.

Aber an sich waren das ja noch schöne Zeiten, als Spieler von der PSV Eindhoven zu uns kamen wegen der sportlichen Perspektiven und nicht anders herum. Viele Grüße an dieser Stelle an Philipp Max.

Unglückliches Gastspiel in der Fuggerstadt. Die hohen Erwartungen an seine Person konnte Tim Matavz nie erfüllen. (Photo CHRISTOF STACHE/AFP via Getty Images)

Die voraussichtliche Aufstellung

Es ist davon auszugehen, dass Heiko Herrlich seine Mannschaft nicht allzu sehr verändert. Spannendste Frage bleibt das gewählte System – Gregoritsch oder Finnbogason? Zehner oder Doppelspitze? Gegen die Dreier- beziehungsweise Fünferkette der Berliner vermuten wir eher letzeres, sodass der hoffentlich wieder zu alter Form zurückfindende Gregoritsch wohl als Joker kommen wird. Der FCA ist in der Vorbereitung weitestgehend von Verletzungen verschont geblieben, sodass sich dem Coach zusätzliche Alternativen durch Robert Gumny, Tobias Strobl oder die im Pokal überzeugenden André Hahn und Fredrik Jensen bieten. Auch Marco Richter scheint nach seiner Blessur eine Option sein. Insgesamt steht eine Elf, mit der man absolut gegen Union gewinnen kann. Wir sind heiß!

Gikiewicz – Framberger, Gouweleeuw, Uduokhai, Iago – Khedira, Gruezo – Caligiuri, Vargas – Finnbogason, Niederlechner

Ging verletzungsfrei und motiviert durch die Vorbereitung. Iago hat aktuell seinen Platz als Linksverteidiger sicher (Foto: xemx via imago).

Tipps

Andy: 0:0 – beide Teams finden offensiv keine Lösungen und auch die Berliner Fans machen keinen Unterschied.

Irina: Taktisch intensiv geführte Partie mit einem späten Augsburger Tor, das zum ersten Sieg der neuen Bundesligasaison reichen sollte.

Andi: Gikiewicz gewinnt das intere Keeper-Duell mit Luthe und hält seinen Kasten sauber. Der FCA gewinnt mit 2:0, Vargas und Finnbogason treffen.

TGIF: Celler Pokalheld Felix Krüger im Interview

Es geht wieder los! Am Samstag startet der FC Augsburg gegen den MTV Eintracht Celle in die neue Saison. Wenn der Pokalgegner des FCA fest steht, checke ich normalerweise direkt Google Maps: Wie komme ich am besten nach Celle? Da in Pandemie-Zeiten aber vieles anders ist, fällt die Reiseplanung diesmal flach. Die Partie wird ohne Zuschauer ausgetragen und steigt auch nicht in der Lüneburger Heide sondern in der Fuggerstadt. Wie viele andere Amateurklubs hat auch der MTV das Heimrecht getauscht. Zu groß wären die finanziellen wie organisatorischen Hürden gewesen, das Spiel im heimischen Eintracht Sportpark auszutragen.

Die Vorschau auf #FCAMTV – bitte nicht wie letztes Jahr

Bundesliga gegen Oberliga. Profis gegen Amataeure. Die Ausgangslage für den FCA ist klar. Alles andere als ein Weiterkommen wäre ein Desaster. Dementsprechend schärfte Coach Heiko Herrlich unter der Woche auch die Sinne und stellte klar, es gehe um „Leben oder Sterben.“ Martialisch soll es am Samstag in der WWK Arena indes nicht werden, doch „wir wollen diese Hürde nehmen und anders als vergangene Saison einen guten Start hinlegen.“

2019 scheiterten die Schwaben am damaligen Viertligisten SC Verl. Mit einer Viererkette bestehend aus Georg Teigl, Tim Rieder, Marek Suchy und Mads Pedersen verabschiedete sich der FCA nach einer 1:2-Niederlage früh aus dem Wettbewerb. In dieser Saison soll vieles besser werden. Vielleicht gelingt der Mannschaft ja eine furiose Pokalsaison wie 2009/10 oder 2018/19 als es bis ins Halb- beziehungsweise Viertelfinale ging. Träumen darf erlaubt sein. Doch dafür muss nun erst einmal Celle besiegt werden.

Durch ein denkbar unglückliches Eigentor von Marek Suchy liegt der FCA gegen Verl früh zurück. Zur Halbzeit führt der Regionalligist dann sogar mit 2:0. Der Anschlusstreffer durch André Hahn in der 83. Minute kommt zu spät und Rot-Grün-Weiß verabschiedet sich aus dem DFB-Pokal. (Photo by Maja Hitij/Bongarts/Getty Images)

Über den Gegner

Der MTV Eintracht Celle entstand in der heutigen Form im Jahr 2005 aus der Fusion zwischen dem Männer-Turn-Verein Celle von 1847 und Eintracht Celle von 1910. Nachdem der Klub in der siebtklassigen Bezirksliga gestartet und zwischenzeitlich in die Kreisliga abgestiegen war, spielt er aktuell in der fünftklassigen Oberliga. In der coronabedingt abgebrochenen Saison 2019/20 belegten die Celler Platz 7 von 18.

Im Niedersachsenpokal der Amateure (es gibt einen Wettbewerb für 3. Liga + Regionalliga und einen ab Oberliga) machte es der MTV jeweils spannend. Gegen den TSV Krä/Kalt zitterte sich Celle mit 6:5 im Elfmeterschießen ins Viertelfinale, wo es dann ein 5:4-Torfestival gegen den VfV Hildesheim gab. Nach einem 3:2-Sieg im Halbfinale gegen Hagen/Uthlede stand die Mannschaft von Trainer Hilger von Elmendorff im Landespokalfinale.

Celler Pokalheld Felix Krüger im Interview: : „Das entscheidende Tor kann auch unser Physiotherapeut machen“

Im Kampf um das DFB-Pokal-Ticket sah es gegen den MTV Gifhorn lange schlecht aus, die Celler lagen mit 1:2 zurück. 25 Minuten vor Schluss kam 1,99-Meter-Kante Felix Krüger ins Spiel, drehte die Partie mit einem Doppelpack zu Gunsten der Eintracht und sicherte seinem Klub damit die erste DFB-Pokalteilnahme der Vereinsgeschichte. Zehn Tage vor dem größten Spiel seiner Karriere haben wir mit ihm gesprochen. Am Telefon wirkt der 27-jährige Stürmer sympatisch und locker: Celle hat Bock auf den FCA!

Herr Krüger, das Pokalspiel rückt immer näher. Können Sie überhaupt noch an etwas anderes denken?

Tatsächlich muss ich noch an etwas anderes denken, weil ich wie alle im Verein noch berufstätig bin. Sonderurlaub wegen einem Pokalspiel gibt es da nicht (lacht). Aber klar, das Spiel ist natürlich jeden Tag in unseren Köpfen. Eine Woche vor dem Pokalduell steht der Oberligastart an (2:2 gegen den Heeslinger SC, d. Red.). Für den Trainer ist es relativ schwierig, uns darauf zu fokussieren, weil wir alle schon den FC Augsburg im Hinterkopf haben. Aber wir haben ein, zwei erfahrene Spieler mit dabei, die den Coach da unterstützen und die Jungen etwas drosseln werden.

Die Oberliga Niedersachsen wurde coronabedingt abgebrochen. Wie ging der MTV durch diese Zeit?

Also von heute auf morgen ging – wie in ganz Deutschland – relativ schnell überhaupt nichts mehr. Wir haben uns dann strikt an die Vorgaben des Landes Niedersachsen gehalten und dementsprechend erst einmal gar nicht trainiert. Nach ein paar Wochen Stillstand konnten wir dann zumindest in Kleingruppen auf dem Platz stehen, um dann wiederum später ins normale Mannschaftstraining einzusteigen. Da ging es dann zu Beginn hauptsächlich darum, die Mannschaft zusammen zuhalten und einfach wieder einen Ball am Fuß zu haben. Das ist unser Hobby, das brauchen und wollen wir, denn wenn wir das nicht dürfen, haben wir alle schlechte Laune.

Wie sieht die konkrete Vorbereitung auf den FC Augsburg aus?

Es kommt nicht so oft vor, dass wir als Oberligist gegen Vollprofis spielen. Jeder einzelne Spieler, der beim FC Augsburg auflaufen wird, wird seinem Gegenpart überlegen sein. In paar Wochen kann man das Defizit zu einem Bundesligateam auch nicht ausgleichen. Deshalb müssen wir versuchen, in den Tagen vor dem Spiel das aufzuarbeiten, was kurzfristig möglich ist. Da geht es um ein, zwei taktische Modelle und insbesondere um Spritzigkeit. Wir werden versuchen, viel zu trainieren, um uns als Mannschaft kompakt auf das Spiel einzustellen. Im Endeffekt geht es aber auch darum, Spaß zu haben. Unser Trainer ist ein erfahrener Mann und wird uns bestens vorbereiten, auch wenn er noch nicht im DFB-Pokal gespielt hat.

Dafür hat Ihr Vater schon Pokalerfahrung. 1984 erreichte er als Keeper des TSV Friesen/Hänigsen sogar die 2. Pokalrunde, wo der große FC Bayern mit Klaus Augenthaler, Lothar Matthäus & Co. wartete. Hätten Sie sich ein ähnliches Kaliber als Gegner gewünscht oder sind Sie zufrieden mit dem Los?

Klar träumt man immer ein bisschen davon, den FC Bayern oder Borussia Dortmund als Gegner zu bekommen, aber ich finde das Los FC Augsburg ziemlich interessant. Das ist eine Bundesligamannschaft, die sich seit Jahren gefestigt hat. Es ist ein echt cooles Los und wir können uns da definitiv nicht beschweren. Wenn man uns vor einem Jahr gesagt hätte, dass wir als kleiner Oberligist zu einem Pflichtspiel zum FC Augsburg fahren, hätten einen alle ausgelacht.

Auch dank Ihnen ist dieses Duell nun möglich. Wie haben Sie Ihren Doppelpack und den Landespokalsieg gegen Gifhorn gefeiert?

Wir haben schon ein bisschen gefeiert (lacht). Wir hatten nichts geplant, hatten nach dem Spiel dann erst eine gute Zeit auf dem Platz, dann in der Kabine und sind danach vom Finalspielort Hannover nach Celle zum Vereinsheim gefahren. Dort wurde wir empfangen von Fans, Unterstützern und auch Spielern von anderen unterklassigeren Vereinen. Abends sind wir dann noch durch die ein oder andere Bar in der Innenstadt gezogen. In diesem Fall muss man einfach den Moment genießen und dafür haben auch alle im Verein Verständnis gehabt.

Absolut, auch noch einmal Gratulation an dieser Stelle. Wie war der Pokaltitel für Sie persönlich.

Vielen Dank! Das ist ein absoluter Traum, der in Erfüllung geht. Ich habe vor vier Jahren schon eimal in Celle gespielt und hatte dort eine sehr erfolgreiche Zeit, habe dann aber den Sprung in die Regionalliga gewagt (zum TSV Havelse, d. Red.). Dass ich jetzt wieder da bin, bei dem Verein spielen darf, dem ich ohnehin sehr viel zu verdanken habe und dann auch noch mit dafür sorgen kann, dass wir im DFB-Pokal spielen, ist super cool.

Das Pokalspiel scheint zur richtigen Zeit zu kommen, Sie waren zuvor ja sehr lange verletzt.

Ich hatte die letzten drei Jahre einen Syndesmosebandriss, einen Kreuzbandriss und eine Schambeinentzündung. Mein Platz war in dieser Zeit eher auf dem OP-Tisch und in der Rehapraxis statt auf dem Fußballplatz. Der Kreuzbandriss ist relativ schnell verheilt, sodass ich zwischenzeitlich auch wieder kicken konnte. Aber diese Schambeinentzündung war schrecklich, weil generell eigentlich niemand weiß, was dagegen hilft.

Nun ist es so, dass sich der FC Augsburg in der 1. Pokalrunde gerne etwas schwertut. Warum setzt sich am Samstag der MTV Eintracht Celle durch?

Ja, das wissen wir (lacht). Es ist ein Fußballspiel, in das wir als krasser Außenseiter gehen, aber nichts zu verlieren haben. Wir wollen uns so gut wie möglich verkaufen und mit etwas Glück, ganz viel Disziplin und einem Tag, an dem jeder über sich hinauswächst, besteht eine kleine Chance, das Spiel zu gewinnnen.

Was wäre Ihr Wunschergebnis?

1:0 Celle, Tor kurz vor Schluss.

Torschütze Felix Krüger?

Wenn es so wäre, würde ich es natürlich gerne mitnehmen, aber im Endeffekt kann auch unser Physiotherapeut das Ding machen.

Presseschau

Mitte der Woche überraschten Meldungen aus Köln, wonach der FC ein Angebot für Marco Richter abgegeben haben soll. Wie der Kicker (Donnerstagsausgabe) berichtet, liegt die angebotene Summe der Domstädter allerdings weit unter den Vorstellungen von Stefan Reuter & Co. So oder so, warum sollte das Augsburger Eigengewächs überhaupt wechseln? Und, bei allem Respekt, warum zum 1. FC Köln? Ebenso vage erscheinen Gerüchte aus Italien, wonach sich Lazio Rom mit Jeffrey Gouweeleeuw beschäftigen soll. Wir gehen davon aus, dass beide in dieser Saison eine tragende Rolle spielen werden – in Rot-Grün-Weiß.

Derweil verlässt Georg Teigl den FC Augsburg und wechselt in seine Heimat zu Austria Wien. Die Gazetten-Redaktion bedankt sich für dreieinhalb Jahre FCA und wünscht alles Gute für die sportliche wie private Zukunft. Machs gut, Schorsch!

Was macht eigentlich Albian Ajeti?

36 Profiminuten hat Albian Ajeti für den FC Augsburg gespielt. Im März 2016 wurde der Schweizer beim 2:2 in Darmstadt eingewechselt. Trainer war damals noch Markus Weinzierl. Zwei Monate zuvor wurde der damals 18-jährige Mittelstürmer vom FC Basel verpflichtet. Leider kamen in seiner Premierensaison nur noch sechs weitere U23-Einsätze (zwei Tore) hinzu, bei den Profis spielte Ajeti nie eine Rolle. Also verlieh ihn der FCA zum FC St. Gallen in seine Heimat, wo der Rechtsfuß aufblühte und in 38 Spielen 14 Tore und fünf Vorlagen beisteuerte. Beim FCA traute man dem Youngster aber wohl nicht zu, sich gegen Alfred Finnbogason, Raul Bobadilla und später Michael Gregoritsch durchzusetzen.

Also blieb Ajeti in der Schweiz und wechselte zu seinem Jugendklub, dem FC Basel. Nach zwei erfolgreichen Jahren, in denen er sein Nationalmannschaftsdebüt feierte, zog es ihn in die Premier League zu West Ham United. Weil der mittlerweile 23-Jährige bei den Hammers nur Ergänzungsspieler war, schlug im August Celtic Glasgow zu und verpflichtete Ajeti für etwa 5,5 Millionen Euro. Sein Start in Schottland verlief bisher mehr als stark: In den ersten beiden Ligaspielen konnte der Offensivmann jeweils treffen. In der Länderspielpause war Ajeti unterdessen für die Schweiz im Einsatz. Gegen die Ukraine wurde der Ex-Augsburger eingewechselt. Für Ruben Vargas.

View this post on Instagram

👋🏼 @celticfc

A post shared by Albian Ajeti (@albianajeti) on

Tipps

Andy: 2:0 für den FCA. Mühevoll in der Offensive, defensiv nie gefährdet. Alles in allem ein langweiliger Nachmittag vor leeren Rängen.

Irina: In der 1. Runde gibt es ein 4:1 für den FCA. Lange wackelig, spät wirds deutlich für die Augsburger. Den Ehrentreffer für Celle markiert Felix Krüger.

Andi: 3:1. Der FCA führt 2:0 bis Felix Krüger eingewechselt wird und es noch einmal spannend macht. Die Herrlich-Elf fängt sich und entscheidet die Partie per Elfmeter. Egal, Hauptsache nächste Runde!

Mach’s gut, Stephan!

Am 1. September 2019 verlor der FC Augsburg 3:2 bei Werder Bremen. Diese Partie am 3. Spieltag kann als Paradebeispiel für Stephan Lichtsteiners Intermezzo in Schwaben angesehen werden. Viel Hoffnung gefolgt von viel Ernüchterung! Nach dem frühen Rückstand flankte Lichtsteiner in der 12. Minute mustergültig auf seinen Schweizer Kollegen Ruben Vargas, der per Kopf zum 1:1 ausglich. Zehn Minuten später zeigte sich der erfahrene Abwehrspieler dann jedoch von einer ziemlich naiven Seite, provozierte Bremens Friedl und Klaassen an der Seitenauslinie und holte sich folgerichtig die gelbe Karte ab. Wiederum zehn Zeigerumdrehungen später kreuzten sich dann die Wege von Lichtsteiner und Füllkrug, was Schiedsrichter Sören Storks als Foul wertete und Gelb-Rot zückte. Darüber kann man diskutieren, doch all das wäre hinfällig, hätte sich der 108-fache Nationalspieler zuvor cleverer verhalten.

Sei’s drum. Mittlerweile spielt Stephan Lichtsteiner nicht mehr beim FCA. Mitte August gab der 36-Jährige sein Karriereende bekannt. Damit verlässt ein ganz Großer die europäische Fußballbühne. Weil es der FC Augsburg auf seinen (deutschsprachigen) Kanälen verpasste, sich von Lichtsteiner (wie übrigens auch von Tin Jedvaj) gebührend zu verabschieden, möchten wir dies nun übernehmen. Ein Blick auf eine Karriere mit etlichen Höhen und einem leider unrühmlichen Ende am Lech.

Zürich – Lille – Rom – Turin – London – Augsburg: Stephan Lichtsteiner blickt auf eine bewegte Fußballlaufbahn zurück. Nun beendete der Schweizer seine Karriere. (Photo by Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)

Lichtsteiner & Vargas: Zwei FCA-Profis aus demselben Ort

Stephan Lichtsteiner wurde 1984 in Adligenswil geboren. Kurioserweise hat mit Ruben Vargas ein weiterer FCA-Profi seine Wurzeln im 5.000-Einwohner-Örtchen im Kanton Luzern. Auch der 22-jährige Flügelspieler begann das Fußballspielen beim lokalen Amateurklub FC Adligenswil. Die Eltern der beiden kennen sich. Als der um 14 Jahre jüngere Vargas einst mit dem Kicken begann, war Lichtsteiner längst in die Fußballwelt gezogen und für den kleinen Ruben „der Held unseres Dorfes“, wie er im September der Sport Bild sagte: „Ich habe zu ihm aufgeschaut. Er war ein Vorbild.“

Ruben Vargas im Trikot der U11 des FC Luzern. Nach einem Turniersieg bekam die Jugendmannschaft von Stephan Lichtsteiner (damals Lazio Rom) die Auszeichnung überreicht. Gemeinsam posierten die späteren FCA-Profis für ein Gruppenbild. © Screenshot FC Augsburg/Instagram

Durchbruch in Zürich, Bänkerslehre in der Hinterhand

Über die Jugend des FC Luzern landete Lichtsteiner 2000 beim damals noch erfolgreichen Traditionsverein Grasshopper Club Zürich. Mit dem GCZ gewann der Verteidiger 2003 die Schweizer Meisterschaft – der erste von vielen Titeln in der Vita des Rechtsfußes.

Die starken Leistungen des damaligen U21-Nationalspielers blieben auch im Ausland nicht unbemerkt. 2005 wechselte Lichtsteiner nach Frankreich zum OSC Lille. Kurz zuvor schloss der bodenständige Fußballer eine Lehre als Bankkaufmann ab. Lichtseiner blickte schon früh über den Tellerand des glitzernden Hochglanzprodukts Profifußball hinaus und schaffte sich ein zweites Standbein, falls es mit der Karriere doch nicht klappen sollte. Nach einer erfolgreichen Zeit in Nordfrankreich zog es den Abwehrmann 2008 nach Italien – wo die Blüte seiner Fußballlaufbahn seinen Anfang nahm.

Lazio Rom – Stammkraft und Nationalspieler

Bei Lazio Rom war Lichtsteiner unumstrittener Stammspieler, stand in drei Spielzeiten in 100 Partien auf dem Platz. In seiner Premierensaison bei den Laziali stand das Double bestehend aus Supercup und Pokalsieg. Zu dieser Zeit war der Vorbildprofi längst Nationalspieler der Schweizer Nationalmannschaft und auf der Rechtsverteidigerposition für jeden Coach ein unverzichtbarer Mosaikstein auf dem Weg zurück in Europas Elite. Die Schweiz hat sich im 21. Jahrhundert zu einer festen Fußballgröße entwickelt – auch dank Lichtsteiner. Insgesamt bestritt er mit der Schweizer Auswahl fünf WM- und EM-Endrunden. Mit Heinz Hermann (118) und Alain Geiger (112) gibt es nur zwei Spieler, die mehr Länderspiele haben als Lichtsteiner. Zu seinen 108 Einsätzen wären eigentlich auch noch ein paar hinzugekommen, doch die coronabedingt abgesagten Länderspiele samt der EM machten dem langjährigen Kapitän einen Strich durch die Rechnung.

Einen wie Lichtsteiner hätte man in einem großen Turnier jedoch nach wie vor gebrauchen können. Der Routinier verkörpert Mentalität und Siegeswillen. Jedem, der daran zweifeln sollte, sei geraten, sich die letzten Sekunden des WM-Qualifikation-Playoffspiels 2018, Schweiz gegen Nordirland, anzusehen. In der 94. Minute, die Schweiz verteidigt einen Eintorevorsprung, legt sich Lichtsteiner den Ball auf Höhe der Mittellinie vor und setzt zum Sprint an. Weil im gleichen Moment abgepfiffen wird, wird aus dem Sprint unmittelbar ein Kniejubel samt ausgebreiteten Armen gen Basler Nachthimmel. Ein klassischer Leader eben.

Juventus Turin – der Aufstieg zur Weltklasse

2011 wagte Lichtsteiner dann das Abenteuer Juventus Turin. Für den italienischen Serienmeister stand der Rechtsverteidiger 201 Mal auf dem Rasen und feierte jedes Jahr mindestens einen Titel: In seinen sieben Jahren bei der Alten Dame holte Lichtsteiner jedes Mal den Scudetto, vier Mal die Coppa Italia und drei Mal den Supercup. Darüber hinaus stand er mit Juve zwei Mal im Finale der Champions League, konnte sich jedoch nie den Henkelpott sichern.

In Turin spielte Lichtsteiner mit Weltstars wie Gigi Buffon, Giorgio Chiellini, Dani Alves, Andrea Pirlo, Paul Pogba, Paulo Dybala, Gonzalo Higuain, Alessandro Del Piero und nicht zuletzt auch eine Saison mit Ex-FCA-Torwart Alexander Manninger.

Stephan Lichtsteiner (1. v. l. u.) vor einem Champions League Spiel gegen die Bayern mit einer hochkarätigen Juve-Mannschaft (Photo CHRISTOF STACHE/AFP via Getty Images)

Zu seiner Zeit bei der Alten Dame erreichte Lichtsteiner sportlich zudem noch einmal ein anderes, höheres Level. An die Glanzleistungen seiner Positionskollegen Dani Alves oder Philipp Lahm kam der Rechtsverteidiger dabei zwar nicht heran, doch der Schweizer avancierte zeitweise definitiv zu einem der besten seiner Zunft: Fehlerlos in der Defensive, sicher im Passspiel und ansehnliche Flanken in der Offensive. Darüber hinaus Führungsspieler und Taktgeber. Alles in allem ein Rechtsverteider, auf den man sich verlassen konnte. Es gibt nicht wenige Fans des italienischen Rekordmeisters, die sich wehmütig an das Zusammenspiel zwischen Pirlo und Lichtsteiner zurückerinnern. Die beiden schienen sich zeitweise nahezu blind zu verstehen.

Über Arsenal nach Augsburg

Weil gegen Ende seiner Zeit bei den Bianconeri die Einsätze weniger wurden und er sich zudem wegen eines geplatzten Wechsels zu Inter Mailand mit der Klubführung verworfen haben soll, verließ Lichtsteiner 2018 Italien und wechselte zu Arsenal London. Im offensiv ausgerichteten Sytsem des damaligen Arsenal-Trainers Unai Emery funktionierte der zu dieser Zeit 34-Jährige jedoch nicht wirklich. Lichtsteiner büßte immer mehr an Geschwindigkeit ein und war für die Dreier- beziehungsweise Fünferkette in der Verteidigung schlicht nicht der richtige Mann. Nach 14 überschaubaren Spielen für die Engländer endete der Einjahresvertrag und der FC Augsburg schnappte zu. Ein Königstransfer dachten sich damals einige FCA-Fans. Respekt, Herr Reuter, so einen international erfahrenen Profi nach Schwaben zu lotsen.

Hat der FC Augsburg jemals einen so renommierten Spieler wie Lichtsteiner verpflichtet? Die Erwartung war riesig, die Enttäuschung umso größer. (Photo by Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)

Im Nachhinein ist dieses Experiment leider gescheitert. Der zweifache Vater offenbarte nicht wegzudiskutierende Geschwindigkeitsprobleme, die er auch mit seinem Stellungsspiel nicht wettmachen konnte. Die grundsätzliche Idee, Eigengewächs Raphael Framberger einen Routinier an die Seite zu stellen, war jedoch eine äußerst gute. Nach wie vor.

Danke, Stephan!

Insgesamt absolvierte Lichtsteiner 20 Spiele für Rot-Grün-Weiß. Das letzte Mal auf dem Rasen stand der 38-Jährige am 17. Juni bei der 1:3-Niederlage gegen Hoffenheim. Was für ein unrühmliches Ende einer großen Karriere. Auch wenn sich wohl viele FCA-Fans und wohl auch Lichtsteiner selbst mehr vom einjährigen Gastspiel erwartet hätten, kann man als kleiner FC Augsburg durchaus stolz sein, dass ein Spieler dieses Kalibers seine Karriere am Lech beendet hat.

Die Gazetten-Redaktion spricht ein herzliches Dankeschön aus – für deinen Einsatz und deine Erfahrung, die du hoffentlich ausgiebig an Raphael Framberger weitergegeben hast. Danke Stephan, wir wünschen dir für deine private Zukunft alles Gute! Wie die aussieht, ist noch ungewiss. Im Gespräch mit der Luzerner Zeitung sagte er vor wenigen Tagen: „Ich plane nun zweigleisig. Auf der einen Seite mache ich die Trainerdiplome, auf der anderen Seite schaue ich in die Wirtschaft hinein. Ich möchte mir Zeit nehmen, um herauszufinden, wo mein Weg hinführt“ – viel Glück dabei.

Was war die Panne der FCA-Saison 2019/20?

Letzter Teil unserer Abstimmungen: Nachdem sich Florian Niederlechner (wertvollster Spieler), Andreas Luthe (meistverbesserter Spieler) und Ruben Vargas (Newcomer der Saison) in den traditionellen Kategorien durchsetzen konnten, wollen wir nun ein neues Voting integrieren: Wir suchen nun die Panne der FCA-Saison. Nachfolgend kommen also fünf weniger glorreiche Momente aus der abgelaufenen Spielzeit. Klasse gehalten und sich mit etwas Humor erinnern.

Michael Gregoritsch („Hauptsache weg“)

November 2019: Unter Martin Schmidt spielte Michael Gregoritsch überhaupt keine Rolle, stand zeitweise nicht einmal im Kader. Während der Länderspielpause lederte er dann öffentlich gegen den FCA: „Für mich ist klar, dass ich im Winter unbedingt von Augsburg weg will, damit ich die Möglichkeit habe, regelmäßig zu spielen und mich fürs Nationalteam zu empfehlen“, sagte der Österreicher damals. Ob er dann fix wechseln dürfe oder verliehen werde, sei ihm egal. „Hauptsache weg“. Darüber hinaus kritisierte er, dass ihn Manager Stefan Reuter im Sommer nicht hatte wechseln lassen und meinte: „Bei aller Liebe, aber ich habe jetzt ein halbes Jahr praktisch nicht gespielt. Da kann man sich nicht hinstellen und wieder eine zweistellige Millionensumme verlangen.“ Der FCA suspendierte Gregoritsch und parkte ihn leihweise beim FC Schalke, nun ist der 26-Jährige wieder zurück. Nach seinem Frust-Interview schien er keine Zukunft mehr am Lech zu haben, doch vielleicht blüht der Offensivmann ja unter Heiko Herrlich wieder auf.

Quo vadis, Gregerl? In der Saison 2017/18 gelangen dem Österreicher 13 Tore und vier Vorlagen. Kann er daran noch einmal anknüpfen? (Photo by Christof STACHE / AFP)

André Hahn (vs. Köln)

Ein Tag zum Vergessen. Beim 1. FC Köln ergibt sich dem FCA im Dezember früh die Chance, in Front zu gehen. Nach Foul an Niederlechner zeigte Schiedsrichter Stieler in der 9. Minute auf den Punkt. Hahn übernahm Verantwortung, doch FC-Keeper Horn parierte den unplatzierten Rechtsschuss. Dann scheint dennoch alles nach Plan zu laufen. Erst sah Kölns Czichos in der 39. Minute die gelb-rote-Karte, dann netzte Niederlechner in der 43. zum 0:1. Eine Minute vor Halbzeitpfiff dezimierte sich dann aber auch der FCA. Hahn ging zu ungestüm in den Zweikampf und bekam ebenfalls Gelb-Rot, nachdem er zuvor bereits verwarnt wurde. Die wohl bitterste Halbzeit in der Karriere des Flügelspielers.

Heiko Herrlich (Zahnpasta)

Heiko Herrlichs Start als Cheftrainer des FC Ausgburg hätte ungewöhnlicher nicht sein können. Nur wenige Tage nach seinem Amtsantritt gab die DFL bekannt, die Bundesliga zu unterbrechen. Als nach mehr als zwei Monaten Corona-Pause endlich wieder gespielt werden durfte, fehlte Herrlich auf der Bank. Er hatte die strengen Hygieneauflagen der DFL missachtet und war zum Einkaufen gegangen, um sich Handcreme und eine Tube Zahnpasta zu besorgen. Blöd nur, dass er zu diesem Zeitpunkt eigentlich mit dem Team im Quarantäne-Hotel sein sollte. Doppelt blöd, dass er das alles auch noch selbst auf der Pressekonferenz vor dem Wolfsburg-Spiel aufdeckte und ganz unverblümt darüber sprach. Umso mehr dürfte sich der Coach gefreut haben, als der FCA in seinem „echten Debüt“ auf Schalke mit 3:0 gewann.

Brachte sich selbst in die Bredouille: FCA-Coach Heiko Herrlich sah seinen Fehler zwar ein, fehlte aber dennoch auf der Bank gegen Wolfsburg. Tobias Zellner sprang ein und die Schwaben verloren mit 1:2. (Photo by MICHAEL DALDER/POOL/AFP via Getty Images)

Tomas Koubek (vs. Gladbach)

Sonntagmorgen 5 Uhr. An einem düsteren Oktobertag machte ich mich auf den Weg nach Mönchengladbach. Weil der FCA gegen die Fohlen eigentlich immer ganz gut aussah, reiste ich durchaus optimistisch ins Rheinland. Nach 13 Minuten Spielzeit sah meine Gemütslage und die der mitgereisten Augsburg-Fans jedoch ganz anders aus. Gladbach führte bereits 3:0. Bis kurz vor Ende des ersten Durchgangs dümpelte das Spiel so vor sich hin, Rot-Grün-Weiß hatte sogar ein paar Abschlüsse. In der 39. Minute hatte dann jedoch Keeper Tomas Koubek seinen großen Auftritt. Erst verstolperte der Tscheche nach Uduokhai-Rückpass den Ball, nachfolgend versuchte er Gegenspieler Plea zu blocken, statt das Leder aufzunehmen. Eine mehr als unglückliche Situation an einem rabenschwarzen FCA-Tag, an dem die Schmidt-Elf mit 1:5 unter ging. Immerhin hatte Koubek damit seinen Platz in den einschlägigen Saisonrückblicken sicher.

Marco Richter (vs. Mainz)

Was der FC Augsburg in den ersten 15 Minuten gegen Mainz auf den Rasen zauberte, hatte was von Champions League. Überfallartig scheuchte Martin Schmidt seine Truppe nach vorne, nach sechs Minuten standen bereits zwei Pfostentreffer. Wie aus dem Nichts ging der FSV dann jedoch durch einen Sonntagsschuss Levin Öztunalis in Führung. Dass die Nullfünfer zu dem Zeitpunkt überhaupt noch nicht in Rückstand waren, lag neben dem Spielglück auch am „Fehlschuss der Saison“, wie die Bild nach der Partie titelte. Vargas eroberte das Leder kurz vorm linken Strafraumrand, eilte auf FSV-Schlussmann Zentner zu und legte dann quer auf den völlig blank stehenden Richter. Das leere Tor vor Augen setzte der Younsgter das Ding jedoch neben den Kasten. Am Ende können alle Beteiligten darüber lachen. Der FCA gewann mit 2:1 – auch dank Richters zwischenzeitlichem Ausgleichstreffer. Geht doch!

Hatte dann am Ende doch noch etwas zu lachen: Marco Richter (m.) mit Fredrik Jensen (l.) und Florian Niederlechner nach seinem Ausgleichstreffer gegen Mainz. (Photo by Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)

Abstimmung: Was war die Panne der FCA-Saison 2019/20?

Das war es nun mit den weniger glanzvollen FCA-Momenten der Saison. Ob es diese Kategorie auch nächstes Jahr geben wird, ist noch offen. Es hätte wohl niemand etwas dagegen, wenn wir sie nach einer erfolgreichen Saison 2020/21 nicht mehr brauchen. Doch nun seid erst einmal ihr wieder gefragt. Stimmt ab.

Was war die Panne der FCA-Saison 2019/20?

  • Tomas Koubek (42%, 39 Votes)
  • Heiko Herrlich (41%, 38 Votes)
  • Michael Gregoritsch (9%, 8 Votes)
  • Marco Richter (4%, 4 Votes)
  • André Hahn (3%, 3 Votes)

Total Voters: 92

Wird geladen ... Wird geladen ...

Reuter raus?

„Reuter raus“ – seit Tagen mehren sich unter den Social-Media-Beiträgen des FC Augsburg derartige Kommentare. Das Echo auf die Vertragsauflösung mit Rekordspieler Daniel Baier ist nach wie vor enorm. Die Degradierung des Capitanos hat ein Beben am Lech ausgelöst – und die Führung des FCA in ein miserables Licht gerückt. Die Klubbosse verspielen bei den Fans immer mehr Kredit.

Nun wurde zur Causa Baier schon viel gesagt und geschrieben, auch in der Gazetten-Redaktion herrschte Fassungslosigkeit über den Umgang mit der Vereinslegende. Es mag unverständlich klingen, dass sich über die Vertragsauflösung eines 36-Jährigen derart echauffiert wird, doch es geht hier immerhin um Daniel Baier – Leader, Kapitän, Rekordspieler. Und es geht – sportliche Beweggründe ausgeklammert – vor allem um die Art und Weise. Erst im Januar verlängerte der FCA mit dem Sechser. Inklusive großer Worte: „Daniel Baier identifiziert sich zu 100 Prozent mit dem FCA und hat das Spiel in den letzten Jahren geprägt. Daher freuen wir uns, dass wir den Weg gemeinsam fortsetzen“, hieß es damals von Manager Stefan Reuter.

Reuter raus? Die Liste der Verfehlungen ist lang

Ein halbes Jahr später ist die Liebesbekundung von damals passé und die Kritik an den Verantwortlichen des FC Augsburg so omnipräsent wie nie. Und das nicht nur in der Kommentarspalte auf Instagram, sondern auch in den einschlägigen Sportmedien. Der kicker bilanziert in seiner Montagsausgabe: „Bevor sich die Mannschaft zum ersten Mal trifft, gibt es in Augsburg schon wieder Diskussionen.“ Denn einmal mehr sorgt beim FCA Chaos für Unruhe. Das liegt vor allem an Verfehlungen der Chefetage um Manager Reuter.

Vorweg, der FCA hat Reuter sehr viel zu verdanken. Nach der Hinrunde der Saison 2011/12 sah nahezu alles danach aus, dass Augsburg bald wieder zweitklassig spielen wird. Unter Markus Weinzierl standen gerade mal neun magere Punkte. Am 27. Dezember 2012 begann am Lech jedoch eine neue Zeitrechung. Weltmeister Reuter heuerte als Geschäftsführer Sport an – und brachte den sportlichen Erfolg zurück. Der FCA feierte sensationiell den Klassenerhalt und konnte sich bis in die Gegenwart im Oberhaus etablieren. Als Extra-Zuckerl gab es die Europa League obendrauf. Die positive Entwicklung des Klubs begründet sich auch in Reuters klugen Transferentscheidungen der Marke Hitz, Baba, Finnbogason, Max oder jüngst Niederlechner. Lange konnte man Stefan Reuter vertrauen. Leider hat der frühere Profi aber bewiesen, dass er auch anders kann. In seiner Zeit beim FCA lag der 53-Jährige nicht selten daneben.

Warum setzen sie mehr auf Quantität statt Qualität, Herr Reuter?

Es wäre absolut vermessen, zu fordern, jeder Neuzugang hätte einzuschlagen. In Zukunft würde ich jedoch gerne auf den ein oder anderen Flop verzichten. Tim Matavz (mit vier Millionen Euro Ablöse damals Rekordeinkauf) sollte der nächste Topstürmer werden, Daniel Opare Oldie Paul Verhaegh auf der Rechtsverteidigerposition beerben. Beide Ideen sind krachend gescheitert. Hinzu kommt aus dem aktuellen Kader etwa ein dauerverletzter Julian Schieber sowie ein vogelwilder Reece Oxford, der Reuter nach einer Katastrophen-Leihe unverständlicherweise von einem längerfristigen Engagement überzeugen konnte und somit sämtliche FCA-Fans weiterhin zur Weißglut bringen darf.

Ungewohntes Terrain: Julian Schieber verbrachte fast mehr Zeit in der Augsburger Hessingpark-Klinik als auf dem Fußballplatz. (Photo by Lars Baron/Bongarts/Getty Images)

Die Kaderzusammenstellung wirft generell große Fragen auf. Beim FCA ging es in der Vergangenheit schlicht zu oft um Quantität statt Qualität. Vor einem Jahr verlängerte Reuter etwa ohne ersichtlichen Grund den Vertrag von Dauerreservist Georg Teigl bis 2022. Folglich ist der Kader völlig aufgebläht, sodass Spieler förmlich zum Wechsel gedrängt werden, notfalls mit Abfindungen. Offensichtlich wollen die Klubbosse damit auch die Hierarchie im Team brechen, denn „wir haben gerade in der Corona-Pause einiges über die Wichtigkeit von Teamfähigkeit und Loyalität dem FC Augsburg gegenüber gelernt“, wie Vorstand Klaus Hofmann jüngst im AZ-Interview erklärte. Einige Spieler im Team sollen diese wohl stören, weswegen nun das große Aussortieren ansteht. Andreas Luthe etwa, der in Augsburg von keinem der Bosse je richtig geschätzt wurde, könnte damit bald das Baier-Schicksal blühen: Führungsspieler, auf Wiedersehen.

Warum fehlt seit Marvin Hitz die Konstanz im FCA-Tor, Herr Reuter?

Die Transferpannen gipfeln derweil im Torwart-Debakel. Nach dem Hitz-Wechsel setzte Reuter auf Fabian Giefer. Der Ex-Düsseldorfer konnte sich seinerzeit auf Schalke nicht durchsetzen und wurde von S04 deshalb ohne jede Spielpraxis für ein halbes Jahr zu Bristol City verliehen. Selbst dort war Giefer am Ende kein Stammspieler mehr. Und das in der zweiten englischen Liga. Reuter griff dennoch zu und lotste den Keeper nach mickrigen 14 Spielen in drei Jahren an den Lech. Der Rest ist Geschichte.


In Mainz führt der FCA bis zur 87. Minute mit 1:0, dann dreht der FSV dank Giefers Katastrophen-Patzern die Partie. Weil der Keeper auch im nächsten Spiel gegen Bremen schlecht aussieht, ist er den Stammplatz bereits am 5. Spieltag wieder los. Luthe übernimmt. (Photo by Christian Kaspar-Bartke/Bongarts/Getty Images)

Vor einem Jahr versuchte Reuter seinen Fehlgriff zu korrigieren und präsentierte die große Lösung Tomas Koubek. Der Manager machte den Tschechen mit kolportierten 7,5 Millionen Euro Ablöse prompt zum viertteuersten Torwart der Bundesligageschichte. Folglich hätte man schon etwas erwarten können vom Neuzugang aus Rennes. Doch Koubek entwickelte sich zum mit Abstand größten Flop der Vereinsgeschichte. Wie gut, dass der Schuldige für die Keeper-Krise bereits gefunden ist. Mit Torwarttrainer Zdenko Miletic wurde zum Saisonende nicht verlängert und es wirkt so, als wolle man den vereinstreuen 52-Jährigen für die Koubek-Patzer verantwortlich machen. Eine Farce, die die gern gepriesenen Familienwerte weiter konterkariert. Statt von Mile sollte man sich lieber von Koubek verabschieden, doch ob man ihn überhaupt wieder los wird, ist mehr als fraglich. Falls ja, darf sich Reuter wohl auf ein krasses Minusgeschäft einstellen.

Als mutmaßlich neue Nummer Eins wurde nun Rafal Gikiewicz verpflichtet. Ob dadurch endlich Ruhe zwischen den Pfosten einkehrt, ist derzeit noch unklar. Denn der FCA hat vielmehr ein neues Problem geschaffen, statt das alte zu lösen.

Warum haben Sie das Gregoritsch-Angebot aus Bremen nicht akzeptiert, Herr Reuter?

In den letzten Jahren machte sich Reuter unterdessen einen Namen als knallharter Verhandlungspartner. Das mag sich einige Male ausgezahlt haben, ging aber eben auch nach hinten los. Im vergangenen Sommer hätte Werder Bremen gerne Michael Gregoritsch verpflichtet, doch der Deal scheiterte wegen den zu hohen Ablöseforderungen des FCA. Also blieb der Österreicher bei Rot-Grün-Weiß, spielte überhaupt keine Rolle und schimpfte sich im „Hauptsache weg“-Interview den Frust von der Seele: „Bei aller Liebe, aber ich habe jetzt ein halbes Jahr praktisch nicht gespielt. Da kann man sich nicht hinstellen und wieder eine zweistellige Millionensumme verlangen.“ Tatsächlich werden derartige Sphären nach seiner Leihrückkehr aus Gelsenkirchen nun – auch wegen Corona – wohl nicht mehr erreicht. Ähnliches gilt für Marco Richter und vor allem Philipp Max. Es ist sehr schön, dass beide noch in Augsburg unter Vertrag stehen, doch das werden sie gewiss nicht ewig tun. Den Moment der höchsten Ablösesumme hat Reuter verpasst.

Warum durfte ich nicht gehen? „Es ist ein offenes Geheimnis, dass ich hätte wechseln können, es hat ein Angebot auf dem Tisch gelegen“, poltere Michael Gregoritsch im November 2019. Kurz darauf wurde er vom FCA sanktioniert und zum FC Schalke verliehen. Nun ist der Österreicher wieder zurück. (Photo by Ronny Hartmann/Bongarts/Getty Images)

Schuster, Baum, Schmidt – wer von diesen Trainern hat beim FCA funktioniert, Herr Reuter?

Neben den Verfehlungen auf dem Transfermarkt ist Reuter in jüngster Vergangenheit auch verantwortlich für die unruhige Lage auf dem Trainerstuhl. Seit Markus Weinzierl hat sich kein Coach nachhaltig etablieren können. Dirk Schuster wurde nach nicht einmal einem halben Jahr entlassen. Als Grund nannte Reuter „unterschiedliche Auffassungen über die weitere sportliche Ausrichtung und die Art und Weise, wie der FCA Fußball spielen will.“ Dass Schuster nicht gerade mit Offensivdrang auffällt und mit seiner destruktiven Spielweise versucht, den Gegner zu zermürben, hätte man aus seiner (zugegeben erfolgreichen) Zeit beim SV Darmstadt jedoch auch vorher wissen können.

Auf Schuster folgte NLZ-Chef Manuel Baum. Erst „bis auf Weiteres“, dann als Chefcoach. Der Taktik-Experte schien einige Profis jedoch zu überfordern. „Ich kann nichts Positives über ihn sagen“ meinte Ex-Verteidiger Martin Hinteregger im Januar 2019 nach dem zehnten sieglosen Spiel in Serie. Im April wurde Baum dann entlassen und von Martin Schmidt beerbt.

Die Chemie schien am Anfang zu passen, doch auch diese Beziehung fand ein jähes Ende. Gerade einmal 32 Spiele war Martin Schmidt im Amt, dann setzte ihn Reuter vor die Tür. (Photo by Christof STACHE / AFP)

Der sympatische Schweizer führte den FCA in den verbleibenden sechs Spielen zum Klassenerhalt. Insgesamt war aber auch Schmidt nicht die nachhaltige A-Lösung an der Seitenlinie. Vor der Corona-Unterbrechung feuerte ihn Reuter dann und lotste seinen früheren Teamkollegen Heiko Herrlich nach Schwaben. Auch der Ex-Stürmer schaffte den Klassenerhalt, jedoch mit einem schlechteren Punkteschnitt als sein Vorgänger. Wow. In den gut vier Monaten Amtszeit sorgte der gebürtige Mannheimer zudem für die ein oder andere Negativschlagzeile, was für zusätzliche Unruhe im und um den Verein sorgte. Der FCA ist mittlerweile eben Für Chaos Anfällig.

In die Chefcoach-Diskussionen reiht sich auch ein weiteres unrühmliches Kapitel der Reuter-Ära. Mitten im Ärger um Caiuby und Hinteregger, der in der Suspendierung gipfelte, präsentierte der Manager Ende Januar 2019 Jens Lehmann als neuen Co-Trainer. Puh. Wirklich zusammen passte das letztlich alles nicht. Deswegen waren wohl auch nur wenige FCA-Fans traurig, dass nach Baums Entlassung im April auch für Lehmann Schluss war.

Reuter im Zentrum der Kritik – doch auch über Hofmann darf diskutiert werden

Stefan Reuter mag bei den aufgelisteteten Fehlern gewiss als maßgeblicher Entscheidungsträger aufgetreten sein, fällt die Kaderplanung und Trainerbesetzung doch in seinen Kompetenzbereich. Doch der Fisch stinkt immer vom Kopf her, wie es so schön heißt. Soll bedeuteten, bei all der Kritik an Reuter darf nicht vergessen werden, dass auch Klaus Hofmann hinterfragt werden kann. Der Vorstandschef, der nur allzu gerne vom familiären Verein spricht, trägt Miletics und Baiers Degradierung mit, hat als mächtigster Mann im Klub eigentlich auch das letzte Wort. Als einst Baum und Lehmann entlassen wurden, musste auch Stephan Schwarz gehen. Der technische Direktor, wie Reuter seit 2012 beim FCA, galt als Vertrauter des Managers, kennen sich die beiden doch aus gemeinsamen Zeiten bei 1860 München. Es soll zwar auch zwischen ihm und Reuter Differenzen gegeben haben, doch der Schluss liegt nahe, dass diese Entscheidung insbesondere von Hofmann gefällt wurde.

Klaus Hofmann ist seit Dezember 2014 Vorstandsvorsitzender des FC Augsburg – und hat dementsprechend viel Macht. Die Hofmann Investoren GmbH besitzt 99 Prozent der Anteile der Fußball-Club Augsburg 1907 GmbH & Co. KGaA (Photo by Sebastian Widmann/Bongarts/Getty Images)

Mit diesen Zeilen sollte deutlich werden, dass beim FC Augsburg in jüngster Vergangenheit einiges schief gelaufen ist. Der Fall Baier ist hier nur die Spitze des Eisberges. Klar ist auch, dass im Knallhart-Business Bundesliga nicht immer alles ohne Störgeräusche ablaufen kann, sonst wäre es ja auch langweilig. Das bedeutet jedoch nicht, dass man sich als kleiner FCA an den Chaos-Klubs der Beletage orientieren muss. Aus diesem Grund: Zurück zu den Wurzeln! Zu den Werten des Familienklubs, des Underdogs, der mit klugen Entscheidungen und Ruhe Jahr für Jahr in der Bundesliga bleibt. Bisher ist dies gelungen, doch aktuell stellt sich die Frage, wie lange diese Mission noch gut geht? Ich bin gerne dazu bereit, Reuter, Hofmann & Co. noch eine Chance zu geben. Es könnte aber so langsam die letzte sein.

Hilfe für Markus Gisdol: So wird man wie der FCA!

La Decima. 10 Jahre Bundesliga am Stück. Ein Erfolg, der auch bei der Konkurrenz Eindruck gemacht hat. Mehr als zumindest ich vermutet hätte. Effzeh-Trainer Markus Gisdol hat den FC Augsburg zu einem Vorbild für die Kölner ausgerufen. Man wolle so werden wie der FCA. Das kann ich verstehen. Alles in allem sind wir halt doch ganz geil. Nachdem uns Markus Gisdol nur aus der Ferne kennt, wollt ich ihm auf diesem Wege ein paar mehr oder weniger ernst gemeinte Tipps geben, wie seine Kölner so werden können, wie wir.

Dream BIG

Markus Gisdol hat Zurückhaltung gefordert. Bescheidenheit und Bodenständigkeit. Das ist nicht der Augsburger Weg. Träumen ist erlaubt. Walther Seinsch träumte von Augsburg im Europapokal, lange bevor wir das Ziel erreichten. Klaus Hofmann träumte von Spielern aus der eigenen Jugend in der ersten Elf. Wir träumten von der Meisterschaft. Träumen ist Essenz des Fantums und muss erlaubt sein. Nicht nur das. Träumen sollte eine Pflicht sein.

Rückschläge sind einkalkuliert

Und auch wenn wir träumen, sind wir nicht naiv. Rückschläge sind einkalkuliert. Wir haben schon oft damit gerechnet, dass wir absteigen. Es würde kurzfristig unser Herz brechen, wäre jedoch keine langfristige Katastrophe. Unsere Liebe kennt – wie auch die der Kölner Fans – keine Liga. Zumindest in den Fällen, in denen es zählt. Das wir unsere eigene Stärke nicht als gegeben annehmen, ist wahrscheinlich die Grundlage der größten Augsburger Qualität: dem Granteln. Sympathisches Motzen bedingt durch Verlustangst. In Köln müsste gegrantelt werden anstatt geklüngelt. Tiefgreifende Änderungen, die eine gezielte Umerziehung und einen Generationenwechsel voraussetzen würde. Aussichtslos? Wahrscheinlich. Keiner grantelt so gut, wie wir Augsburger.

Ein Investor muss her

Warum es sportlich nichts wird in Köln ist zudem glasklar. Ein Investor müsste in Köln mal für Ruhe sorgen. Als Sofortmaßnahme schlage ich daher einen Verkauf von 99% der Anteile an Klaus Hofmann & Co. vor. Das lassen die Statuten der DFL nicht zu? Was die Leipziger gemacht haben, ja doch auch nicht. Da wird sich schon ein Weg finden.

Ohne einen Investor wie Klaus Hofmann geht halt nichts mehr in der Bundesliga. Das müssen auch die Kölner einsehen. (Photo by Sebastian Widmann/Bongarts/Getty Images)

Wenn wir den Bayern erlauben, dass ihre zweite Mannschaft in die zweite Liga aufsteigen darf, dann haben wir in München sicher einen Verbündeten. Klar, Klaus Hofmann müsste dann auch Präsident des Effzeh werden, aber das sollte ja kein Problem sein. Erfolg in der Bundesliga ist nun mal in den letzten Jahren Investorenclubs vorbehalten. Da muss man durch.

Befreit den Geißbock

Neben den eher nebensächlichen Änderungen struktureller Art, bedarf es weiterer wichtiger Einschnitte um den Effzeh in die Augsburger Erfolgsspur zu hieven. Der Fokus muss auf dem Platz liegen und nicht daneben. In Augsburg ist fest verankert, dass kein Maskottchen vom Geschehen auf dem Rasen ablenken darf.

Gebt’s doch zu. Der Geißbock lenkt euch vom Lesen ab. Es sollte hier ja auch nicht um Tiere gehen, sondern um Fußball. (Photo by Lars Baron/Bongarts/Getty Images)

Um die Kölner nicht andauernd mit ihrem Verlust zu konfrontieren, sollten die Hennese dieser Welt sofort in den Augsburger Zoo überführt werden. Klimabedingt fühlen sie sich dort sowieso viel wohler als in Köln. Wetten, dass über dieses Thema mehr diskutiert würde, als über einen Anteilsverkauf?

Bereit sein, das Notwendige zu tun

Wer wie wir Augsburger sein will, der sollte zudem bereit sein, in den wichtigen Momenten das Notwendige zu tun. Und damit meine ich nicht den Zahnpastakauf von Heiko Herrlich. In Augsburg bedeutet das auch, mal einen Elfmeterpunkt zu zerstören, um sich einen Vorteil zu sichern. Durch eindeutige Gesten einem gegnerischen Trainer zu zeigen, was man von ihm hält. Man kann dem FCA zumindest keine fehlende Identifikation mit seinem Ausrüster Nike vorwerfen, dessen Motto ja lautet: „Just do it“.

Butter bei die Fische

Insgesamt hat der Effzeh noch einen weiten Weg vor sich, um so zu werden, wie der FCA. Aber ist das denn überhaupt erstrebenswert? Der Effzeh ist einer der traditionsreichsten und tollsten Clubs dieses Landes mit vielen tollen Fans. Klar, es läuft nicht alles rund beim Effzeh. Aber bei welchem Club tut es das schon? Der Effzeh sollte immer der Effzeh bleiben. Sich und seinen Werten treu verbunden.

Markus Gisdol denkt schon an die Zukunft und freut sich auf sein Engagement beim FC Augsburg. (Photo by RONALD WITTEK/POOL/AFP via Getty Images)

Es ehrt uns trotzdem, dass Markus Gisdol uns als Vorbild sieht. 10 Jahre Bundesliga am Stück sind etwas Besonderes. Vielleicht steckt aber auch mehr dahinter. Gisdol war noch bei keinem seiner Clubs langfristig sportlich erfolgreich. Eine Gisdol Entlassung in Köln in der nächsten Saison ist daher nicht unwahrscheinlich. Der FCA hält meist länger an Trainern fest, aber wie lange ist das bei Heiko Herrlich möglich? Im Zweifel war die Aussage ein gezielter Versuch von Markus Gisdol, sich beim FCA für eine zukünftiges Engagement zu bewerben. Nachdem wir nichts gegen Trainer mit nur kurzfristigen sportlichen Erfolgsaussichten haben (immerhin!), die auch mal komische Dinge sagen, könnte das sogar klappen. So oder so wird man sich wiedersehen. Hoffentlich bald wieder im Stadion, wenn eine erneute Partie FCA – Effzeh für uns alle eine große Freude darstellt. Dieses Aufeinandertreffen hat ja mittlerweile schon fast Tradition.

Welcher Spieler des FC Augsburg hat sich 2019/20 am meisten verbessert?

Wir küren momentan die FCA-Spieler der Saison. In puncto wertvollster Spieler gab es vergangene Woche einen klaren Sieger. Mit 51 Prozent habt ihr für Florian Niederlechner votiert. Gewiss eine nachvollziehbare Wahl. In Kürze folgt die Abstimmung zum Augsburger Newcomer der Saison, doch nun wollen wir uns mit dem Spieler beschäftigen, der sich in der abgelaufenen Spielzeit am meisten verbessert hat. An dieser Stelle sei erwähnt, dass uns die Auflistung diesmal nicht leicht gefallen ist. Denn eine wirklich krasse Verbesserung sehen wir leider nur bei wenigen Profis. Nachfolgend werden die fünf Spieler vorgestellt, die unserer Meinung nach dennoch einen Leistungsschub hinter sich haben.

Raphael Framberger

Der gebürtige Fuggerstädter spielt seit 2004 beim FCA und wurde im Laufe seiner Karriere immer wieder von schlimmen Verletzungen zurückgeworfen. Auch deshalb kommt er nur auf insgesamt 37 Bundesligaspiele. Der Rechtsverteidiger wechselte sich in dieser Saison quasi mit Stephan Lichtsteiner ab und überzeugte dabei alles in allem mehr als der routinierte Schweizer, der für uns ein Verlierer der Saison ist. Kontinuierlich entwickelt sich Framberger zu einem soliden Bundesligaspieler. Das schnelle Augsburger Eigengewächs offenbart zwar immer noch teils große technische Probleme, kann diese aber oft durch seinen unbändigen Einsatzwillen kompensieren. Wie die Rolle des 24-Jährigen in Zukunft aussieht, kann wohl erst nach Abschluss der Transferphase gesagt werden. Am Freitag gab es Gerüchte aus Frankreich, wonach sich der FCA mit Straßburgs Kenny Lala beschäftigen soll. Auch die Spur zu Kevin Rüegg vom FC Zürich scheint noch nicht gänzlich erkaltet. Beide spielen auf Frambergers Position.

Raphael Frambergers Entwicklung scheint noch nicht abgeschlossen. Kann sich der Rechtsverteidiger einen dauerhaften Stammplatz sichern? (Photo by Sebastian Widmann/Bongarts/Getty Images)

Fredrik Jensen

Zugegeben, seit seinem Wechsel 2018 ist Jensen der Durchbruch in Augsburg nicht gelungen. Nachdem der Finne in seiner Prämierensaison noch gar keine Rolle gespielt hat, war er in Teilen dieser Spielzeit zumindest ab und an ein Faktor. Unter Martin Schmidt schien der 22-Jährige gar aufzublühen, stand dreimal in Serie in der Startelf. Dass zu seinen zehn Spielen (ein Tor, eine Vorlage) keine weiteren Einsätze hinzukamen, liegt neben der Verplichtung Eduard Löwens und dem Leistungsschub Noah Sarenren Bazees vor allem am Trainerwechsel. Der offensive Mittelfeldspieler, der auch auf den Außen eingesetzt werden kann, spielte unter Heiko Herrlich überhaupt keine Rolle. Obwohl Jensen nicht verletzt war, stand er unter dem Neucoach kein einziges Mal im Kader. Schade eigentlich, denn das Potential des Nationalspielers scheint noch nicht ausgeschöpft.

Andreas Luthe

Als Andreas Luthe im September 2018 anstelle des völlig indisponierten Fabian Giefer zur Nummer Eins befördert wurde, bekam er die Chance, sich dauerhaft als Stammkeeper zu etablieren. Zuvor hatte er den Kampf um die Nummer Eins gegen Giefer noch verloren. Damals nutzte der heute 33-Jährige diese Chance jedoch nur bedingt, weshalb ihn Reuter & Co. im Winter Gregor Kobel vor die Nase setzten. In der abgelaufenen Saison hatte der FCA – Koubek sei Dank – dann wieder Probleme auf der Torhüterposition, sodass Luthe erneut einspringen musste. In insgesamt zehn Spielen erwies sich der Ex-Bochumer als ein sicherer Rückhalt, zeigte sich im Vergleich zum Vorjahr extrem verbessert und sicherte dem FCA mit starken Paraden den Klassenerhalt. Dennoch könnten seine Tage in Augsburg gezählt sein.

Da, wenn man ihn braucht. Andreas Luthe verbesserte sein Torwartspiel und war gegen Ende der Saison ein souveräner Rückhalt im Kasten der Schwaben. (Photo by MICHAEL DALDER/POOL/AFP via Getty Images)

Philipp Max

In der Jugend spielte Max zeitweise als Offensivspieler, in der U23 von Schalke 04 agierte der Linksfuß etwa im Mittelfeld. So wirklich nachhaltig als Verteidiger trat Max erst seit seinem Wechsel zum Karlsruher SC in Erscheinung. Daher ist es verständlich, dass der 26-Jährige immer noch kleinere Probleme in der Defensive hat. In der abgelaufenen Saison waren diese jedoch immer weniger zu beobachten. Er geht zwar bisweilen zu früh ins Tackling, doch alles in allem wirkt sein Abwehrverhalten weitaus gefestigter als noch zu Beginn seiner Zeit beim FC Augsburg. Das birgt jedoch auch Nachteile. Denn interessierten Vereinen wird dieser Leistungsschub ebenfalls nicht entgangen sein.

Marco Richter

Zu Beginn der Saison brauchte Richter etwas, um in Tritt zu bekommen. Die kräftezehrende U21-EM zeigte ihre Nachwehen. Dann aber fand der gebürtige Friedberger zurück in die Spur. Seine reine Statistik von vier Toren und drei Vorlagen klingt ausbaufähig, doch Richter nur auf Zahlen zu reduzieren, wäre falsch. Der 22-Jährige verbesserte sich in dieser Saison in der Rückwärtsbewegung und scheint unter Heiko Herrlich gar eine neue Position gefunden zu haben. Als hängende Spitze kommt seine Abschlussstärke noch einnmal besser zur Geltung als auf den Außen. Richters positive Entwicklung bleibt derweil auch bei der Konkurrenz nicht unbemerkt, immer wieder gibt es Gerüchte um einen Wechsel zu Borussia Mönchengladbach.

Vom eigenen Nachwuchs in die große Fußballbühne Bundesliga. Marco Richter spielt seit 2012 beim FCA. (Photo by Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)

Abstimmung: Wer war der meistverbesserte FCA-Spieler in dieser Saison?

Letztlich haben wir uns auf oben genannte Spieler geeinigt. Dass sich mit Jensen ein Spieler in der Auflistung befindet, der eigentlich keine goße Rolle gespielt hat, zeigt leider, dass beim FCA vieles im Argen liegt. Zu wenige Spieler zeigten ihr Potential. Das kritisierte nun auch Rani Khedira: „Wir haben sehr gute Einzelspieler, da wäre mehr drin gewesen“, meinte der Führungsspieler im aktuellen Kicker-Sonderheft. Nun seid ihr wieder gefragt. Stimmt ab und wählt den meistverbesserten Spieler der FCA-Saison. Haben wir jemanden vergessen?

Wer war der meistverbesserte Spieler 2019/20?

  • Andreas Luthe (34%, 27 Votes)
  • Raphael Framberger (30%, 24 Votes)
  • Philipp Max (16%, 13 Votes)
  • Fredrik Jensen (11%, 9 Votes)
  • Marco Richter (9%, 7 Votes)

Total Voters: 80

Wird geladen ... Wird geladen ...

Welcher Spieler war 2019/20 am wertvollsten für den FC Augsburg?

Die ungewöhnlichste Bundesligasaison der Geschichte ist passé und es ist Zeit, ein Fazit zu ziehen. Nachdem wir uns zuletzt mit den Gewinnern und Verlierern der FCA-Saison beschäftigt haben, starten wir nun mit unseren Abstimmungen zum „Spieler der Saison“. Die ausgewählten Kategorien bleiben gleich, sodass wir den wertvollsten und meistverbesserten Spieler sowie den Newcomer der abgelaufenen Spielzeit küren wollen. Los geht es mit dem wertvollsten Spieler. Wichtig dabei ist, dass „wertvoll“ nicht zwingend gleichzusetzen ist mit „bester“. Wir suchen den Spieler, der mit seiner Leistung auf seiner Position einen bedeutenden Anteil am Erfolg des FC Augsburg hatte. Infrage kommt jeder Profi, der in dieser Saison mindestens einmal für Rot-Grün-Weiß auf dem Platz stand. Nach reiflicher Überlegung steht nun eine Shortlist, bestehend aus fünf Spielern, aus der ihr den wertvollsten wählen könnt. Nachfolgend die Kandidaten in alphabetischer Reihung:

Rani Khedira

Seit der Bruder von Weltmeister Sami 2017 an den Lech wechselte, entwickelte er sich zu einer immer wichtiger werdenden Konstante im Kader des FC Augsburg. Auch in dieser Spielzeit war Khedira unumstrittener Stammspieler, stand in 32 Partien auf dem Platz. Teilweise führte der defensive Mittelfeldspieler die Mannschaft sogar als Kapitän auf den Platz. Khediras sportliche Leistungen schwankten in dieser Saison zwar etwas, doch als Führungsspieler war der 26-Jährige quasi unverzichtbar. Der Deutsch-Tunesier könnte die zentrale Achse des FC Augsburg wohl noch für lange Zeit prägen.

Nach seiner enorm starken Saison 2018/19 flachten die Leistungen Rani Khediras in dieser Spielzeit etwas ab. Dennoch ist er unumstrittener Stammspieler – und als Führungsspieler wichtig für den FCA. (Photo by Sebastian Widmann/Bongarts/Getty Images)

Andreas Luthe

Es sagt vieles über das Torwart-Problem beim FC Augsburg aus, wenn nun schon wieder ein neuer Keeper verpflichtet wird. Giefer, Koubek, Gikiewicz – alle drei sollten beziehungsweise sollen endlich für Ruhe im FCA-Kasten sorgen. Gelungen ist dies in den ersten beiden Fällen jedoch nicht, mit anderen Worten, die Transfers sind krachend gescheitert. Wie gut, dass man mit Andreas Luthe eine solide Nummer Zwei im Kader hat. Luthe liefert, wenn er gebraucht wird. Und das auch in dieser Spielzeit. Nach dem Torwartwechsel strahlte der 33-Jährige die geforderte Ruhe aus und hatte mit starken Paraden einen großen Anteil am Klassenerhalt. Mit ihm im Tor kassierte der FC Augsburg 12 Tore in 10 Spielen. Koubek musste in 24 Spielen 51-mal hinter sich greifen. Das reichte aber offenbar nicht, um die Verantwortlichen von sich zu überzeugen.

Philipp Max

Dass Martin Schmidt bis April 2020 als Trainer für den FC Augsburg arbeiten durfte, hat er gewiss auch Philipp Max zu verdanken. Wer weiß, ob Reuter & Co. die Reißleine gezogen hätten, wenn Max im November nicht sehenswert zum 1:0-Siegtreffer in Paderborn getroffen hätte. Es folgte eine spektakuläre Aufholjagd zum Jahresende – und Schmidt durfte erstmal bleiben. Darüber hinaus war Max einer der wenigen Konstanten im Kader, auf dessen Leistungen man sich Woche für Woche verlassen konnte. Seine Mängel in der Rückwärtsbewegung sind immer seltener zu beobachten und in der Offensive überzeugt Max ohnehin. Acht Tore und sechs Vorlagen belegen dies eindrucksvoll.

Philipp Max blickt einmal mehr auf eine starke Saison zurück. (Photo by Christian Kaspar-Bartke/Bongarts/Getty Images)

Florian Niederlechner

Was für eine Saison vom Neuzugang des SC Freiburg. Der Stürmer erzielte starke 13 Tore und bereitete neun weitere Treffer vor – Augsburger Bundesligarekord. Niederlechner sei Dank erlebten die FCA-Fans ein sorgenfreies Weihnachtsfest, denn gegen Ende der Hinrunde drehte der gebürtige Ebersberger so richtig auf. Beim 4:2 gegen Hoffenheim war er an allen Toren direkt beteiligt. Hinzu kommt der wichtige Siegtreffer gegen Mainz sowie etliche weitere starke Leistungen für den FCA. Im Jahr 2020 flachte seine Form etwas ab, doch gegen Ende der Rückrunde war er mit seinen wichtigen Toren in Mainz und Düsseldorf ein Garant für den Klassenerhalt.

Felix Uduokhai

Es sind immer wieder kritische Stimmen über Felix Uduokhai zu hören. Die gezogene Kaufoption von kolportieren 7 Millionen Euro sei zu viel für den Ex-Löwen. Ja, die Summe ist hoch, gerade in Corona-Zeiten, aber sportlich gesehen ist der Sachse mit nigerianischen Wurzeln jeden Cent wert. Ein souveränes Stellungsspiel, eine ordentliche Passquote und hohe Pressingressitenz sowie hart geführte Zweikämpfe sprechen für sich. Der statistisch gesehen beste Zweikämpfer im Kader lieferte nach kurzer Anlaufzeit starke Auftritte im FCA-Dress. Gerade als der etatmäßige Abwehrchef, Jeffrey Gouweleeuw, verletzt war, übernahm Uduokhai den Part als Taktgeber in der Defensive. Und das, obwohl er immer noch erst 22 Jahre alt ist. Wir freuen uns auf Udos Zukunft in Schwaben. Man wird noch viel Freude mit ihm haben.

Fels in der Brandung: Felix Uduokhais Premierensaison für die Fuggerstädter machte definitiv Lust auf mehr. (Photo by MATTHIAS HANGST/POOL/AFP via Getty Images)

Die Abstimmung

Das war es nun mit den Kandidaten der ersten Kategorie. Schon bald werden wir auch den meistverbesserten Spieler sowie den Newcomer der Saison küren. Über die getroffene Auswahl lässt sich gewiss diskutieren. Haben wir jemanden vergessen? Wer ist eurer Meinung nach der wertvollste Spieler der Saison? Stimmt ab.

Wer war in der Saison 2019/20 der wertvollste Spieler des FC Augsburg?

  • Florian Niederlechner (51%, 52 Votes)
  • Andreas Luthe (24%, 24 Votes)
  • Philipp Max (15%, 15 Votes)
  • Felix Uduokhai (7%, 7 Votes)
  • Rani Khedira (4%, 4 Votes)

Total Voters: 102

Wird geladen ... Wird geladen ...

Die Gewinner und Verlierer der Saison

Der FC Augsburg hat es mal wieder geschafft. Auch in der neunten Bundesligasaison konnte der Klassenerhalt gesichert werden. Das ist bei weitem nicht selbstverständlich und immer noch als Erfolg zu werten. Am Ende einer turbulenten Saison samt Torwart- und Trainerwechsel stehen aber auch weniger erfreuliche Aspekte wie die schlechteste Rückrunde in der Bundesligageschichte. Das musste auch Stefan Reuter einsehen: „Es gilt, sich Gedanken zu machen, was wir verbessern können, um im nächsten Jahr mehr gute Spiele abzuliefern. Wir hatten Phasen, die uns zu denken geben“, bilanzierte der Manager jüngst im Kicker. Auch wir lassen die Saison nun einmal Revue passieren und blicken auf die Gewinner und Verlierer im Kader.

FC Augsburg: Die Gewinner der Saison

Florian Niederlechner: Eine Saison zum niederknien! Der Neuzugang vom SC Freiburg hat dermaßen eingeschlagen, dass er gar als EM-Kandidat gehandelt wurde. Nun wissen wir alle, dass Jogi Löw den FCA offenbar nicht verfolgt (Stichwort Max) und es somit wohl ohnehin nie zu einer Nominierung gekommen wäre. Doch verdient hätte sie Niederlechner allemal. 13 Saisontore bedeuten FCA-Bundesligarekord (zusammen mit Michael Gregoritsch), zusätzliche neun Vorlagen den Augsburger Höchstwert in puncto Scorerwerten. Darüber hinaus ist der gebürtige Oberbayer ein sehr sympatischer Kerl und sich nicht zu schade, auch einmal die Grätsche auszupacken. Niederlechner und der FCA, eine absolute Liebesbeziehung. Gerne auch für immer.

Ein echter Transfer-Coup. Florian Niederlechner ist der FCA-Spieler der Saison. (Photo by Robert Hradil/Bongarts/Getty Images)

Philipp Max: Vor wenigen Wochen bestritt Philipp Max sein 150. Pflichtspiel für Rot-Grün-Weiß. Dass der 26-Jährige derart oft für den FCA auflaufen wird, hätten nach seiner bärenstarken Saison 2017/18 wohl nur wenige erwartet. Auch in dieser Spielzeit war er unumstrittener Stammspieler und offensiv nicht nur per Standards gefährlich. Acht Tore und sechs Vorlagen bedeuten Rang zwei in der internen Scorer-Tabelle. Außerdem sammelte Max die meisten Ballaktionen pro Spiel und trat vermehrt auch als Leader auf. Selbst ein Turban scheint ihm neuerdings nicht am Einsatzwillen zu hindern. Daher bleibt zu hoffen, dass Max weiterhin am Lech bleibt, auch wenn ihm wohl niemand einen Wechsel zu einem Top-Verein verdenken würde.

Ruben Vargas: Ruben wer? Das dachten sich wohl einige FCA-Fans, als ihn Reuter im Sommer aus dem Hut zauberte und vom FC Luzern verpflichtete. Kenner der Schweizer Liga prophezeiten schon damals, der Junge hätte Talent. Nach einer Saison in der 1. Bundesliga kann man getrost festhalten, dass sich dieser Transfer gelohnt hat. Der Schweizer Nationalspieler stand in 33 Spielen auf dem Platz. Eine Partie verpasste Vargas aufgrund einer Gelbsperre. In seinen Einsätzen überzeugte der erst 21-Jährige mit viel Tempo und einer gesunden Prise Schlitzohrigkeit. Auch seine sechs Tore können sich sehen lassen. Alles in allem hat der Flügelspieler definitiv Lust auf mehr gemacht.

FC Augsburg: Vom Gewinner zum Verlierer?

Andreas Luthe: Eigentlich hätte man auch Luthe in die Liste der Gewinner packen können. Der etatmäßige Ersatzkeeper wurde im Laufe der Saison zur Nummer Eins befördert. In den letzten Spielen der Saison entwickelte er sich zu einem starken Rückhalt, was auch die Statistik zeigt. Während der FC Augsburg mit Luthe 12 Tore in 10 Spielen kassierte, musste man mit Koubek in 24 Partien 51 Gegentreffer schlucken. Dass Luthe hier dennoch als möglicher Verlierer aufgeführt wird, liegt an der Verpflichtung Rafal Gikiewiczs. Auch wenn der Kampf um die Nummer Eins damit freilich noch nicht entschieden ist, steht eines doch fest: Beim FCA scheint man Luthe den Stammplatz nicht wirklich zuzutrauen. Das zeigte schon die leihweise Verstärkung von Gregor Kobel im Winter 2019.

Ein Garant für den Klassenerhalt. Andreas Luthe hielt dem FCA zuletzt, wie hier in Mainz, den Rücken frei. Wie sieht seine Situation in Zukunft aus? (Photo by Pool/Kai Pfaffenbach/Pool via Getty Images)

FC Augsburg: Die Verlierer der Saison

Tomas Koubek: Bleiben wir gleich beim leidigen Thema Torwart. Koubek ist der viertteuerste Bundesligakeeper der Historie – hinter Manuel Neuer, Bernd Leno und Yann Sommer. Von den Leistungen dieses Trios ist der Neuzugang aus Rennes aber so weit entfernt, wie der FCA von der Deutschen Meisterschaft. Viel zu oft kosteten die kapitalen Aussetzer des etwas behäbig wirkenden 1,98-Meter-Hünen dem FCA wichtige Punkte. Es tut fast schon weh, den Tschechen derart auseinander zu nehmen, denn er wirkt eigentlich sehr sympatisch, aber leider war das schlicht keine bundesligareife Saison. Folglich verlor er auch den Platz zwischen den Pfosten und durfte im letzten Spiel gegen Leipzig nur ran, weil Luthe verletzt war. Der 27-Jährige ist der klare Verlierer der Saison und das Experiment Koubek somit wohl nach nur einem Jahr gescheitert.

Stephan Lichtsteiner: Ach was waren die Erwartungen groß, als der siebenfache italienische Meister und frühere Schweizer Fußballer des Jahres nach Augsburg wechselte. Ein Hauch von Champions League. Nachdem Lichtsteiner nun seit dem 30. Juni nicht mehr in Schwaben unter Vertrag steht, ist von diesem jedoch wenig bis gar nichts mehr zu spüren. Der Rechtsverteidiger offenbarte nicht wegzudiskutierende Geschwindigkeitsprobleme und wusste sich oft nur mit einem taktischen Foul zu helfen. Der gute Mann ist dann eben doch schon 36 Jahre alt. Zudem war der Kapitän der Nati in seinen 20 Einsätzen mehr mit Meckern als Verteidigen beschäftigt. Alles in allem bleibt es ein enttäuschendes Gastspiel in Augsburg, mit dem Lichtsteiner nur wenige Argumente für eine Vertragsverlängerung lieferte. Nichtsdestotrotz sagen wir Danke, Stephan. Für einen Hauch von Champions League. Alles Gute für die Zukunft.

Daniel Baier: Wenn Baier fit ist, dann spielt er auch. Was lange als ungeschriebenes Gesetzt galt, wird mittlerweile immer öfter gebrochen. Der Kapitän musste nach dem Trainerwechsel von Schmidt zu Herrlich bereits dreimal 90 Minuten auf der Bank schmoren. Herrlichs Begründungen, den 36-Jährigen nicht überbelasten zu wollen, wirkten nach dem Neustart samt englischer Woche plausibel. Warum er den Rekordspieler des FC Augsburg aber in den letzten beiden Duellen nicht aufstellte, bleibt sein Geheimnis. Im Abstiegskracher in Düsseldorf wären Baiers Führungsqualitäten zumindest gefragt gewesen. Zur neuen Saison geht die lebende Legende ins letzte Vertragsjahr. Dabei bekommt der Mittelfeldspieler Konkurrenz von Neuzugang Tobias Strobl und dem in der Rückrunde stark aufspielenden Carlos Gruezo. Wie dann die Rolle des Kapitäns aussehen wird, ist zum jetzigen Stand mehr als fraglich.

Mit 355 Einsätzen Rekordspieler des FCA – und nun nicht mehr gefragt? Daniel Baier fand sich gegen Ende der Saison in ungewohnter Rolle wieder. (Photo by TOBIAS HASE/POOL/AFP via Getty Images)

Man hätte noch weitere Spieler in die Liste aufnehmen können. Einen guten Job machten auch der eben angesprochene Gruezo sowie der beste Zweikämpfer der FCA-Saison, Felix Uduokhai, auf den sich die Fans dank gezogener Kaufoption auch in Zukunft freuen dürfen. Weniger glücklich agierten hingegen André Hahn und in Teilen auch Tin Jedvaj, der wohl wieder nach Leverkusen zurückkehren wird. Ohenhin wird momentan bereits eifrig am Kader für die neue Saison gebastelt – auf der Torhüterposition hat der FCA dabei jedoch vielmehr ein neues Problem geschaffen, statt das alte zu lösen.

Die Kaderzusammenstellung birgt also bereits jetzt Brisanz. Es bleibt spannend, wie Reuter & Co. einerseits den Torhüterüberschuss und andererseits das Thema Daniel Baier managen. Es wäre mehr als schade, wenn der FCA-Kapitän auch nach der neuen Saison als Verlierer gelistet werden müsste.

Custom App
WhatsApp
WhatsApp
Custom App

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen