FCA-Startelf: Was, wenn alle Spieler fit sind?

Der FC Augsburg hat offiziell 32 Spieler im Profikader. Stammspieler wie Kapitän Ermedin Demirovic, Ergänzungsakteure wie Flügelspieler Nathanael Mbuku, Nachwuchsprofis wie der 18-jährige Dachauer Mert Kömür und Dauerverletzte wie Innenverteidiger Reece Oxford. Aus diesem Pool muss Trainer Enrico Maaßen Woche für Woche 11+9 Akteure für den Spieltagskader nominieren. Oft stellt sich die Mannschaft von selbst auf, doch was ist, wenn jeder fit ist?

5-2-2-1-System mit drei Neuzugängen

Heute spielen wir mal Chefcoach und stellen unsere Wunschelf vor. Taktisch entscheiden wir uns für ein 5-2-2-1-System. Die beiden Neuzugänge zum Ende der Transferperiode machen es möglich. Kevin Mbabus Stärken kommen für uns am stärksten in einer Dreier- beziehungsweise Fünferkette zur Geltung, Japhet Tanganga ist diese Formation bereits aus seiner Tottenham-Zeit vertraut.

In der Zentrale ist links für uns Felix Uduokhai gesetzt. Nach aktuellem Stand verteidigt er mit Neuzugang Patric Pfeiffer. Ein fitter Reece Oxford (Rückkehr leider unbekannt) wäre aber unsere Wunschlösung. Links hat sich Mads Pedersen klar vor den wechselwilligen Iago gespielt.

In der Zentrale gibt es eigentlich kein Vorbeikommen an Arne Engels. Der Shootingstar der Rückrunde musste in dieser Saison auf der Rechtsverteidigerposition ran. Hier ist er unserer Meinung nach verschenkt. Ein Duo aus Engels und Niklas Dorsch verspricht Passqualität und Übersicht. Das braucht es in der Zentrale.

Für uns klar kein Rechtsverteidiger: Arne Engels. (Photo by Adam Pretty/Getty Images)

Wir entscheiden uns für zwei Flügelspieler: Kapitän Ermedin Demirovic und Ruben Vargas, der diese Saison vielleicht ja mal wieder an seine Bestform anknüpfen könnte. Im Sturm macht der interne Berisha-Ersatz Dion Beljo die Bälle fest. Neuzugang Sven Michel hätte in der offensiven Dreierreie ebenfalls Ambitionen, nimmt aber zunächst auf der Bank Platz.

Startelf: Dahmen – Mbabu, Tanganga, Oxford, Uduokhai, Pedersen – Engels, Dorsch – Vargas, Demirovic – Beljo

Bank: Koubek, Gumny, Pfeiffer, Breithaupt, Maier, Rexbehcaj, Okugawa, Mbuku, Michel

Gilbert, Estephan, Bernd – So heißen die FCA-Profis mit zweitem Namen

Der FC Augsburg bastelt am Kader für die Saison 2023/24. Das Grundgerüst der Mannschaft steht, es könnte noch zu einem neuen Rechtsverteidiger sowie einigen Abgängen kommen. Stand 15. August hat der FCA 33 Spieler im Profikader. Die Namen von ihnen sind eingefleischten Fans hinlänglich bekannt, doch kennt ihr auch die Zweitnamen der Profis? Ein Einblick in die Geburtsurkunden der Rot-Grün-Weißen.

  • Finn Gilbert Dahmen
  • Ohis Felix Uduokhai
  • Reece Joel Oxford
  • Frederik Franck Winther
  • Iago Amaral Borduchi
  • Mads Giersing Valentin Pedersen
  • Niklas Bernd Dorsch
  • Hans Fredrik Jensen
  • Ruben Estephan Vargas Martinez
  • Noah Joel Sarenren Bazee
  • Dion Drena Beljo

K-Frage: Führung gesucht

Jung, jünger, FCA: Im Winter haben die Verantwortlichen den Kaderumbruch schon eingeleitet, nun folgten weitere entscheidenden Personalien. Neben den auslaufenden Verträgen der Ü30er-Fraktion um André Hahn und Rafal Gikiewicz steht auch Jeffrey Gouweleeuw vor dem Aus in Augsburg, spätestens nächstes Jahr. Sein Vertrag endet 2024 und wird nicht verlängert. Ob der Innenverteidiger überhaupt noch für Rot-Grün-Weiß aufläuft, ist unklar. Er darf den Verein auch in diesem Sommer verlassen, aktuell ist er verletzt.

Seit dem Baier-Abgang war Gouweleeuw Kapitän, in Zukunft werden andere Verantwortung übernehmen. Denn es ist doch schwer vorstellbar, dass die Klubverantwortlichen in ihm eine tragende Säule sehen, wenn ihre Saisonanalyse doch nach eigener Aussage etwas anderes ergeben hat. Zudem soll sich Gouweleeuw dem Team laut SportBild schon via Whatsapp sein Kapitänsende mitgeteilt haben. Wer also schlüpft in die Rolle des Jeff-Nachfolgers, wie sieht der Mannschaftsrat aus?

Im Trainingslager sollen diese Fragen geklärt werden. Mit einem Ergebnis ist zur Generalprobe gegen Ajax (29.7.) zu rechnen. Die Rosenau Gazette sieht folgende Spieler als aussichtsreiche Antworten auf die K-Frage.

Niklas Dorsch

Seuchensaison für den U21-Europameister: Mehrere Verletzungen warfen Niklas Dorsch zuletzt zurück – und zeigten, wie sehr er dem Augsburger Spiel fehlte. Der FCA braucht Spielertypen wie Dorsch. Bissig im Spiel gegen den Ball ist der 25-Jährige ein Anführertyp. Vergangene Saison war er bereits im Mannschaftsrat. Als zentraler Mittelfeldspieler ist er prädestiniert für die Kapitänsrolle. In solcher führte er den FCA auch in den ersten zwei Testspielen gegen Türkspor und Besiktas aufs Feld.

Gegen Besiktas übernahm zur zweiten Hälfte Felix Uduokhai die Binde von Dorsch, ebenso wie im zweiten Durchgang gegen Kufstein. Der Innenverteidiger war auch in der Bundesliga schon FCA-Kapitän. Da er den Verein aber womöglich noch verlassen wird, fehlt er in unseren Vorschlägen. Oder kann ihn Maaßen mit der Kapitänsbinde doch noch zur Verlängerung bewegen? Neben Uduokhai war nur ein Spieler in der abgelaufenen Saison Gouweleeuw-Vertreter:

Elvis Rexhbecaj

Der Neuzugang aus Wolfsburg blickt auf eine ordentliche Premierensaison in Augsburg. Mit 33 Pflichtspielen war er Stammspieler unter Enrico Maaßen. Im Hinspiel gegen Köln führte er die Mannschaft als Kapitän aufs Feld. Gouweleeuw und seine Stellvertreter fehlten. Auch im Test gegen Kufstein war der 25-Jährige Kapitän. Darf er künftig öfter die Binde tragen?

Rexhbecaj mag auf den ersten Blick nicht die erste Wahl sein, doch er scheint sich tatsächlich sehr für den FC Augsburg aufzureißen. Regelmäßig konnte man vergangene Saison beobachten, wie er Mannschaft pushte und Publikum animierte. Eigenschaften, die ein Kapitän braucht. Wir sehen ihn allerdings eher als Stellvertreter.

Ermedin Demirović

Ermedin Demirović hat seinen Wert für den FC Augsburg in seiner Debütsaison deutlich unter Beweis gestellt. Er geht als Führungsspieler voran, ruft auch einmal höhere Ziele aus („Am letzten Tag vielleicht mal um die Conference-League spielen“) und gehört nach RoGaz-Informationen zu den beliebtesten Spielern im Team. Beim Stürmer passen Einstellung und Leistung zusammen. Acht Tore und vier Vorlagen wecken freilich auch Begehrlichkeiten. Doch Demirović erteilte Wechselgerüchten jüngst eine Absage und bekannte sich zum Verein. Weil er beim FCA zum Kapitän aufsteigen will?

Das genannte Trio gehört für uns zu den Topkandidaten auf die Kapitänsbinde. Wir sehen sie auch im Mannschaftsrat. Er besteht in der Regel aus fünf Spielern. Neben Gouweleeuw und seinem Vize Daniel Caligiuri bestand er zuletzt aus Felix Uduokhai, André Hahn und Niklas Dorsch.

Den Mannschaftsrat wählten zuletzt die Spieler selbst. Wir sehen folgende Namen in der engeren Auswahl:

  • Arne Maier: Maaßen-Liebling, Stammspieler
  • Sven Michel: Mit 33 Jahren aktuell der älteste im Kader. Seine Erfahrung tut dem jungen Team gut
  • Tomas Koubek: extrem beliebt in der Mannschaft, gut fürs Teamklima
  • Mads Pedersen: beliebt im Team, bekennt sich mit Vertragsverlängerung zum Klub
  • Raphael Framberger: mit Abstand am längsten im Verein (seit 2004). Identifikationsfigur, aber (wie bei Koubek) Zukunft ungewiss.

Wer von den genannten Spielern sollte künftig FCA-Kapitän sein. Stimmt ab?

Nach Köln-Pleite: 4 Mutmacher für die restliche Saison

Chance wieder einmal nicht genutzt. In den vergangenen drei Partien hätte der FC Augsburg einen großen Schritt in Richtung Klassenerhalt gehen können. Gegen Schalke und Wolfsburg verhinderten vermeidbare Gegentore in der Nachspielzeit den Sieg, beim 1:3 gegen Köln ließ die Mannschaft Kreativität und Entschlossenheit vermissen: eine der schlechteren Saisonleistungen, nach der auch aufgrund der Ergebnisse der Konkurrenz die Luft im Abstiegskampf dünner wird.

Sieben Spieltage vor Saisonende steht der FCA mit 29 Punkten auf Rang 13. Der Relegationsplatz ist sechs, der Abstiegsrang sieben Punkte entfernt. In den verbleibenden Partien geht es gegen Leipzig (A), Stuttgart (H), Frankfurt (A), Union (H), Bochum (A), Dortmund (H) und Gladbach (A). Kein leichtes Programm, zumal in den direkten Duellen gegen VfB und VfL die Gefahr besteht, dass die Konkurrenten näher an die Schwaben heranrücken. Dennoch gibt es einige Dinge, die dem FC Augsburg Mut machen können. Ein Überblick.

Abstiegskampferprobt

Der FCA kann Abstiegskampf. Seit der Europa-League-Saison ist die Mannschaft mal mehr, mal weniger gefährdet. Der Verein weiß eigentlich, mit dem Druck umzugehen. Die aktuelle Stimmung im Club ist ruhig, Chefcoach Enrico Maaßen wirkt auf den Pressekonferenzen bedacht. Und: die Ausgangslage ist immer noch vergleichsweise entspannt. Was auch an Mutmacher Nummer zwei liegt.

Schwache Konkurrenz

Wer dieses Jahr aus der Bundesliga absteigt, lässt sich noch nicht sagen. Stuttgart setzt auf Trainer Nummer Vier, während Hertha BSC trotz Platz 17 an Chefcoach Sandro Schwarz festhält. Am Freitag gehts zum Abstiegsgipfel auf Schalke. Die Knappen schöpfen nach Zwischenspurt trotz Katastrophen-Hinrunde wieder neuen Mut, kommen aber auch nicht wirklich von den Abstiegsplätzen weg. Aktuell drei Punkte vor dem Relegationsrang liegt Bochum, deren Leistungsvermögen normal schlechter als das des FCA sein sollte. Auch Hoffenheim ist schlechter platziert als Augsburg, verschaffte sich nach drei Siegen in Serie aber etwas Luft im Keller.

Fünf Teams hinter Augsburg. Es liegt nahe, dass es auch diese Saison wieder zwei (+1) Teams geben wird, die hinter den Schwaben landen. Das liegt auch an der Qualität des FCA und Mutmacher Nummer drei.

Gegen die direkte Konkurrenz sah der FCA diese Saison nicht immer gut aus: Gegen Hertha etwa setzte es zwei Niederlagen. Dennoch rangieren die Fuggerstädter vergleichsweise komfortabel vor den Berlinern. (Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

FCA-Kader

Die Chefetage des FCA entschied sich in der Winterpause für einen ungewöhnlichen Umbruch: Sieben Neuzugänge, fünf Abgänge. Zwar haben nicht alle neuen Spieler gleichermaßen eingeschlagen, insgesamt erhöhte sich aber die Qualität im Kader, allen voran durch Toptransfer Arne Engels.

Sperren und Verletzungen dünnen den Kader zuletzt allerdings aus. Immerhin: Nach Reece Oxford kehrt Mitte April auch Ermedin Demirovic von seiner Rotsperre zurück. Er wird im Schlussspurt mit Mergim Berisha den Angriff bilden. Der Neu-Nationalspieler plagte sich zuletzt mit Sprunggelenkproblemen. Er befindet sich aber ebenso vor der Rückkehr zur Mannschaft wie Felix Uduokhai, der gegen Köln sogar im Kader stand.

Sturmduo mit 24 Torbeteiligungen: Ermedin Demirovic und Mergim Berisha. (Photo by Adam Pretty/Getty Images)

Auch bei Kelvin Yeboah geht es leicht bergauf. Der Winterneuzugang (Leihe) trainiert nach Außenbandriss derzeit individuell und soll in den letzten Spielen bei der Mission Klassenerhalt helfen. Das erhoffen sich die Verantwortlichen auch von Niklas Dorsch, den zuletzt eine Nasen-OP zurückwarf.

Die Kaderrückkehrer erhöhen in jedem Fall die Qualität der Mannschaft und sind ein zusätzliches Pfund im Abstiegskampf. Zu einem solchen können auch die Fans avancieren.

Unterstützung

Die Augsburger Anhängerschaft hat derzeit Bock auf den FCA. In den jüngsten drei Heimspielen war das Stadion jeweils ausverkauft, auch für die Partien gegen Stuttgart und Dortmund gibt es keine Karten mehr und auswärts stieg der Kartenverkauf ebenso an. Der Verein wirkt attraktiver als noch in Präcorona-Zeiten. Die Unterstützung für den FCA ist also gegeben – und kann in den letzten Spielen noch wichtig werden. Das alles macht Mut für die verbleibenden sieben Bundesligaspiele. Nun muss der FCA seine Chance nur noch nutzen.

Verheddert im Marketingsprech

Manche Themen fallen mir im Alltag auf, wenn ich die Kommunikation des FC Augsburg wahrnehme. Und dann fehlt mir erstmal die Zeit, den Impuls zu verarbeiten. Wenn mich das Thema dann nicht los lässt, dann schreibe ich vielleicht bei Gelegenheit etwas dazu. Das Folgende hat mich nicht losgelassen:

Die Neuaufstellung im Bereich Marketing

Anfang Dezember hat sich der FCA im Bereich des Marketings neu aufgestellt. Erstmal geht es um Kontinuität. Mit SPORTFIVE wurde der Vermarktungsvertrag bis zum 30.06.2026 verlängert. Seit dem 01.01.2023 wird um Franz Hirtreiter ein entsprechendes Team aufgebaut, dass sich beim FCA selbst um das Partnermanagement kümmern soll. Dazu wurde bereits zum Saisonbeginn Danny Schmolke angestellt, der die Position des Leiters Marketing ausfüllt. In dieser Position soll er sich um strategische Markenführung und Markenmanagement kümmern.

Soweit so gut. Die Grundnachricht finde ich positiv. Der FCA verlängert zwar mit SPORTFIVE, aber mag nun selbst mehr in diesen Bereichen machen. Dann müsste auch mehr beim FCA selbst hängen bleiben, so finanzielle. Zumindest langfristig. Die Sponsorenbetreuung extern zu haben, führte zu einer großen Abhängigkeit von diesem externen Partner. Das hat man anscheinend erkannt und entsprechende Schritte eingeleitet.

Auch das Thema „Marke“ ist nicht neu. Der FCA hatte mit einer externen Agentur schon vor einiger Zeit einige Workshops veranstaltet. Auch Fanvertreter wurden hier befragt und ihre Meinung zur „Marke FCA“ eingeholt. Der Prozess wurde dann allerdings pausiert. Ein veröffentlichtes Ergebnis des Prozesses gibt es nicht. Dass sich ein Club wie der FCA um seine Marke kümmert und ihm bewusst ist, welche Prozesse hier ablaufen, halte ich für richtig. Wenn man Danny Schmolke dann auch auf seinen privaten Social Media Kanälen folgt, dann scheint er ein cooler Typ zu sein, der coole Aktionen macht. Das schreibe ich alles, ohne ihn persönlich zu kennen.

Was läuft denn hier schon wieder schief?

Denn nun kommt der Tiraden-Teil. Ein kleiner Rant. Die Kommunikation zum Thema ist mir bei LinkedIn unter die Finger gekommen. So sieht die Kommunikation dazu aus:

Screenshot der Mitteilung FC Augsburg bei LinkedIn.

Nehmen wir uns mal den ersten Teil zum Thema #Partnermanagement raus. Anscheinend ist das die neue Bezeichnung für „Sponsoring“. Wenn Unternehmen nur genügend Geld bezahlen, dann werden Sie Partner eines Vereins. Werden in die „Partnerfamilie“ aufgenommen. Für die Partnerfamilie hatte der FCA im Sommer auch einen wundervollen Abend mit 250 geladenen Gästen vor dem Stadion veranstaltet (dazu gibt es einen eigenen LinkedIn-Post und der Verein nutzt die Bezeichnung Partnerfamilie selbst; es gibt Grenzen für meinen Sarkasmus). Die FCA-Familie ist dann eine, in die man sich einkaufen kann.

Und wie ist das Wording auf der anderen Seite? Schmolke verantwortet „den weiteren Ausbau der B2C-Angebote“. Keine Familie hier? Nein, der zahlende Fan wird beim FCA als „Consumer“ bezeichnet. Ja, das ist übersetzt der „Kunde“ oder „Konsument“. Was kann man dann als fan-zentriertes Markenmanagement bezeichnen? Vielleicht ist es Schmolkes Aufgabe, die Attention des einzelnen Consumers zu erhöhen, so dass die Cost per Akquisition (CPA) bei den geschätzten Unternehmen der Partnerfamilie sinken, mit der Folge, dass der FCA höhere Sponsoringeinnahmen generieren kann. Egal, wie er selbst sein Aufgabe sieht: Es klingt in der Kommunikation nach Fußballromantik pur (Achtung: schon wieder Sarkasmus).

In welche Richtung soll es denn nun gehen?

Was könnte man dem FCA zu Gute halten? Naja, er versucht alle Interessensgruppen glücklich zu machen. Und Profifußball ohne Sponsoren funktioniert nicht. Auf der anderen Seite hat man seit ein paar Monaten einen Präsidenten an Bord, der bei jeder Gelegenheit mit Hoodie auftritt und versucht Bodenständigkeit zu suggerieren.

Was bei mir ankommt? Der FC Augsburg hat für sich noch kein Verständnis, was er verkörpert. Erfolgreiches mittelständisches Unternehmen im Boom-Markt Bundesliga? Demokratischer Verein mit gesellschaftlicher Verantwortung und gelebter Bodenständigkeit? Wenn ich mir das Bild von Danny Schmolke so anschaue in seinem uniformen Anzug, wie er sich für mich als Kunden weitere Angebote ausdenkt, dann ist meine erste Reaktion: „keinen Bock“. Man stelle sich nur vor auf diesen Anzug kommt ein Tropfen Bier. Katastrophe. Gott, ich mag das nun auch wirklich nicht an den beiden festmachen, deren Gesichter hier nun symbolisch für den Trend stehen. Aber rund ums Stadion habe ich selbst keinen Anzug an und halte das auch für einen bodenständigen Club wie den FCA nicht für den richtigen Auftritt. Auch nicht für ein Foto bei LinkedIn.

Vielleicht ist es dann jetzt auch ein guter Zeitpunkt, sich über die Kommunikation und die Werte dahinter erneut Gedanken zu machen. Können wir aufhören Fans als Kunden zu bezeichnen? Immer? Oder ist der Druck zu verkaufen so groß? Glaubt ihr nicht auch, dass es viel sympathischer und authentischer rüberkommt, wenn wir uns nicht für allen und jedes in der Darstellung verdrehen? Simon Jentzsch kam damals mit seinem Golf vorgefahren und das hat „uns“ besonders gemacht. Kann ich mich wirklich in die „Familie“ einkaufen? Es ist nicht möglich es allen Recht zu machen. Ich wünsche mir für den FC Augsburg, dass er sich entscheidet, für wen er primär da sein will. Neben den Spielern sind auch die Sponsoren nicht mehr lange da, wenn es mal nicht mehr läuft. Aber die sog. Kunden vielleicht schon, wenn man sie sich nicht vorher vergrault hat.

Die Geschichte von der „Tretertruppe“

Wenn man sich mit dem Ruf beschäftigen will, den der FC Augsburg aktuell in der Fußballwelt hat, gibt es wohl keinen besseren Zeitpunkt als nach dem Heimspiel gegen Schalke. Für seinen zu hohen Fuß, der Gegenspieler Tom Krauß (unabsichtlich) im Gesicht traf, sah Ermedin Demirović am Samstag Rot. Als Strafe muss er gleich drei Spiele aussetzen. Für viele ein weiteres Indiz, dass die größte „Tretertruppe“ der Liga derzeit aus Augsburg kommt. Aber seit wann ist das eigentlich so? Und warum? Wir haben uns die Kartenstatistik des FCA einmal näher angeschaut und ein paar Thesen aufgestellt.

Die ersten vier Spielzeiten im deutschen Oberhaus verbrachte der FC Augsburg – entsprechend seinem spielerischen Ruf – noch recht unauffällig im Mittelfeld der Tabelle. Von Platz 9 in der Aufstiegssaison bewegten sich unsere Fuggerstädter über die Plätze 8 und 13 zurück auf den 9. Rang der Kartentabelle. Dabei handelte sich der FCA in diesen vier Jahren satte sieben rote Karten ein. So viele wie in so kurzer Zeit nie wieder. Auch weil die Entscheidungen teilweise hart ausfielen, kam damals niemand auf die Idee, den FCA trotz seiner Rolle als kampfbetonter Underdog einer allzu ruppigen Spielweise zu bezichtigen.

Die Summe der Karten ergibt die Punkte, wobei Gelb = 1 Punkt, Gelb-Rot = 3 Punkte und Rot = 5 Punkte (Werte: Kicker; Diagramm: Franzi; Stand: 25. Spieltag 2022/23)

Erster Ausschlag Europa League-Saison

In der Europa League-Saison 2015/16 katapultierte sich der FC Augsburg mit 89 Punkten plötzlich auf den zweiten Rang der Bundesliga-Kartenstatistik. Und auch zwei Saisons später schaffte er es wieder auf den dritten Rang. Warum dieser zwischenzeitliche Peak? Ich will es den „Kohr-Caiuby-Effekt“ nennen. Denn in diese Hochphase fiel die Hauptarbeitszeit der beiden beim FCA. Dominik Kohr heimste in den drei Saisons, die er für Rot-Grün-Weiß spielte (2014 bis 2017), nicht nur vereinsintern jeweils die meisten gelben Karten ein (10/12/12). In der Spielzeit 2016/17 kam noch eine Gelb-Rote dazu, sodass er die (Un-)Fairplaytabelle mit 15 Punkten auch bundesligaweit anführte. Caiuby (2014 bis 2019) landete 2015/16 mit 11 Gelben gleich hinter Kohr, 2017/18 führte er selbst die FCA-interne Wertung (zusammen mit Rani Khedira) an.

Selbstverständlich lässt sich der plötzliche Karten- und Punkteanstieg 2015/16 nicht nur damit erklären, dass eine Neuverpflichtung, wie hier Kohr, recht anfällig für Karten ist. (Das gilt übrigens auch für die nachfolgenden Stationen von „Hard-Kohr“ bei Leverkusen, Frankfurt und Mainz.) Wenn die dann aber auf einen „Fixposten“ wie z.B. Dani Baier trifft, dessen Zahl an (gelben) Karten über Jahre hinweg ziemlich konstant auf mäßigem bis höherem Niveau lag, dann summiert sich das eben. Allerdings wüsste ich jetzt nicht, dass uns die reine Zahl an Karten in dieser Zeit in der Öffentlichkeit einen unfairen Ruf eingebracht hätte. #KeineSau brachte dem FCA sogar ziemlich viele Sympathiepunkte ein. Baiers „kreative“ Geste in Richtung Leipzigs Hasenhüttl 2017 erregte da kurzzeitig schon mehr Aufmerksamkeit.

Nicht nur in seiner Zeit beim FCA sammelte Dominik Kohr fleißig Karten. (Foto: Christof Stache/AFP via Getty Images)

Die jungen Wilden

Darauf folgten 2018 und 2019 kartenmäßig die beiden fairsten Saisons des FCA (Platz 12 und 14), um 2020/21 mit insgesamt 79 Punkten wieder hoch auf Platz 3 zu klettern. Ins Gewicht fielen dabei vor allem drei Ampel-Karten und die rote Karte gegen Ruben Vargas am vorletzten, alles entscheidenden Spieltag gegen Bremen, die uns allen wahrscheinlich noch bestens in Erinnerung ist. Die hohe Platzierung erklärt sich aber auch daraus, dass in der Saison die anderen Teams nicht viel öfter verwarnt wurden als der FCA. Zum Vergleich: Während die Spitzenreiter 2018 und 2019, Schalke und Köln, noch auf 94 bzw. 95 Punkte kamen, erreichte Frankfurt, Erstplatzierter 2020/21, nur noch 83 Punkte. Das heißt: Mit seinen 79 Punkten landete der FCA eben nur noch knapp hinter dem Erstplatzierten und rangierte so wieder unter den „unfaireren“ Teams.

Dass Vargas in so einem Knock-Out-Duell wie gegen Bremen damals kurz die Nerven verlor, rechneten ihm, glaube ich, die wenigsten als grob unfaires Verhalten an. Genauso wenig wie die drei gelb-roten Karten gegen Framberger, Niederlechner und Richter, die man am ehesten noch als Ungeschicklichkeit dieser „jungen Wilden“ sah. (Wobei ich Niederlechner mit seinen damals 30 Jahren da ausnehme.) Niklas Dorsch, der 2021 zum FCA stieß und in seiner ersten Saison gleich 8 gelbe Karten einfuhr, zähle ich ebenfalls in die Kategorie „junger Wilder“, dem für seine manchmal ungestüme Spielweise (noch) niemand so recht böse sein kann.

Dass Ruben Vargas im Knock-Out-Duell gegen Bremen kurz die Nerven verlor, rechneten ihm wohl die wenigsten als grob unfaires Verhalten an. (Foto: Alexander Hassenstein/Getty Images)

Wendepunkt Gikiewicz?

2020/21 kam aber auch Rafał Gikiewicz zu uns an den Lech. Und diesen Wechsel halte ich in Sachen Ruf und Außenwirkung für doch ziemlich bedeutend. Giki ist eine echte Type, wie sie sich der heute oft glatt gebügelte Fußball wünscht, aber auch eine Reizfigur. Allein sein diabolischer Blick, den er manchmal hat, kann einem Angst und Schrecken einjagen. Ich glaube, auf keinen Wechsel wurde ich bisher auch so oft angesprochen: „Also vor eurem Torwart hab’ ich Schiss. Der is’ doch irre“, hat mal jemand gesagt. Das muss aber so, findet auch Kristell. Und dass er „positiv verrückt“ ist, sagt er von sich selber. Und das schließt eben auch ein, dass er kein Problem damit hat, sich für seinen Job mit anderen in die Haare zu kriegen – mit gegnerischen Fans (ich sage nur Bremen) oder auch eigenen Mitspielern.

Im Spiel trifft Gikis Groll nicht selten seine Vorderleute. Und dazu gehört auch Jeff Gouweleeuw, der in Sachen Karten und Charakter – soweit man das aus der Ferne beurteilen kann – auch nicht gerade ein Unschuldslamm ist. 2020/21 z.B. sammelte er mit 9 Gelben mit Abstand die meisten unter seinen Teamkollegen. Das Jahr darauf kam er auf die gleiche Anzahl, wobei er sie heuer schon jetzt geknackt hat. Dass Jeff und sein Keeper sich auf dem Feld nicht immer grün sind, blieb wohl den wenigsten verborgen. Schon gar nicht Medien, Experten oder Fans, die u.a. daran sahen, dass es beim FCA mit Gikiewicz nun hitziger zuging als noch mit seinem Vorgänger. Eine neue, so emotionsgeladene Personalie wie Giki verändert jedenfalls das Mannschaftsgefüge und auch die Sicht darauf. Man guckt jetzt verstärkt auf Augsburg, weil sich da jederzeit etwas entladen kann.

Word von Kristell alias Kristaldo (Quelle: Twitter)

Unnötiger Spitzenreiter 2022/23

Ich muss wieder kurz einlenken: Jemand wie Giki polarisiert, keine Frage. Aber hat das gleich einen Effekt auf den Ruf der gesamten Mannschaft? Ein klares Nein, wenn ruhigere, abgeklärtere Spieler wie früher z.B. ein JICB oder heute Felix Uduokhai neutralisieren können. Auch wenn Udo 2021 lange verletzt war und auch danach immer wieder, machte auch Maxi Bauer ab 2022 diesen Job gut. Ich tendiere aber zu „ja“, wenn weitere Spieler zur Mannschaft stoßen, die ähnlich emotionsgeladen sind. Und wenn diese Spieler schließlich einen erheblichen Anteil in der Mannschaft ausmachen.

Das war beim FCA diese Saison mit den Transfers von Mergim Berisha, Demi und auch Elvis Rexhbecaj so. So stark sie performen, so emsig sammeln sie auch Karten. Und das nicht nur für „herkömmliche“ Fouls, sondern auch für lautstarkes Reklamieren oder andere Unsportlichkeiten. Bei Rex liegt hier die Quote bei satten 4/5. Auch bei Demi liegt sie mit 3/5 über der Hälfte:

Die Spitze der Augsburger Kartentabelle (Werte: Kicker bzw. eigene Rekonstruktion)

Insgesamt haben die Schiedsrichter bis jetzt schon 69 gelbe, 2 gelb-rote und eine rote Karte an unsere Fuggerstädter verteilt, sodass sie den einsamen Spitzenplatz mit 80 Punkten einnehmen. Die TSG Hoffenheim folgt erst 11 Punkte dahinter. Von den gelben Kartons entfällt auch auf Mannschaftsebene ein beträchtlicher Anteil – nämlich mehr als ein Drittel! – auf vermeidbare Vergehen wie Meckern (12) oder andere Unsportlichkeiten (14). Noch nicht mitgerechnet sind da die vier Verwarnungen für die Bank rund um Reuter (2), Maaßen (1) und Videoanalyst Remigius Elert (1), die oft genauso impulsiv ans Werk geht wie das Personal auf dem Feld.

Kämpfen mit Köpfchen

Dass sich Spieler wie Staff mit ihrer Intensität (zu) oft schon über die Grenze des Erlaubten hinweggesetzt haben, ist die eine Sache, die dem FCA verstärkt den Ruf als Tretertruppe eingebracht hat. Die andere Sache ist, dass die vielen Karten, die der FCA schon im Herbst gesammelt hatte, eine Art selbstverstärkenden Effekt auslöst haben. Zum einen bei Schiedsrichtern, weil sie mit frühem, hartem Durchgreifen für Disziplin sorgen wollten. Und für Aktionen dann eben auch mal Gelb gaben, für die sie das sonst nicht getan hätten. Das belegt auch die Foulstatistik, in der der FCA mit 300 Vergehen „nur“ auf dem 6. Platz steht. Zum anderen bei Medien, die nicht müde werden, Augsburgs Kartenstatistik immer wieder einzustreuen und die Story von der „Tretertruppe“ so weiterzuverbreiten. (Wie übrigens auch ich hier.)

Dass der FCA sich durch die vielen, oft überflüssigen Karten selbst Nachteile eingehandelt hat, ärgert mich auf der einen Seite extrem. Ohne die 5. Gelbe gegen Jeff (Rudelbildung) hätten wir nicht ganz ohne etatmäßige Innenverteidigung nach Köln fahren müssen. Ohne die Gelb-Rote gegen Iago (taktisches Foul; Rempler) hätte am Ende wohl ein Sieg gegen Leipzig gestanden. Ohne die Rote jetzt gegen Demi hätten wir das 1:0 gegen Schalke vielleicht über die Zeit gerettet. Und das sind nur einige Beispiele. Da wünsche ich mir von den besonders gefährdeten Akteuren auf und neben dem Platz unbedingt mehr Contenance und Disziplin. Gerade im Interesse der Mannschaft und ihrem lädierten Ruf, der umso schwieriger wieder loszuwerden ist.

Wäre Iago nicht unnötig mit Gelb-Rot vom Platz geflogen, hätte der FCA gegen Leipzig womöglich 3 Punkte in der WWK-Arena behalten. (Foto: Carsten Harz/Getty Images)

Auf der anderen Seite muss ich zugeben, dass mir das Kämpferische, Bissige und Impulsive, das der FCA im Moment in vielen Varianten präsentiert, ziemlich gefällt. Ich mag es, wenn mein Verein, die sonst graue Maus aus dem unteren Tabellendrittel, nicht mehr allen egal ist. Dafür sorgen die Geschehnisse auf dem Platz, die ich nicht immer gutheiße. Sie bieten uns Fans aber Raum für Diskussionen und noch mehr Emotionen. Aus meiner Sicht mit ein Grund, warum sich wieder mehr von uns ins Stadion begeben.

Vielleicht können wir als Kompromiss ja so verbleiben: Die unnötigen Karten wegen Meckerns und anderer Unsportlichkeiten um mindestens die Hälfte reduzieren, sodass der FCA kartenmäßig wieder Anschluss an die Konkurrenz bekommt und so seinen Tretertruppen-Ruf langsam wieder loswird. Trotzdem aber so sexy wie bisher mit Kampf und Leidenschaft auftreten. Cool wäre Kämpfen mit Köpfchen.

Auf leisen Pfoten

Es hatte sich schon länger angekündigt. Jetzt ist es also spruchreif. Sergio Córdova verlässt unseren FC Augsburg. „La Pantera“, der Panther, wie der nunmehr 25-jährige Stürmer in seinem Geburtsland Venezuela genannt wird, macht sich auf leisen Pfoten erneut auf in Richtung Major Soccer League und unterschreibt bei den Vancouver Whitecaps einen Vertrag bis Ende 2025 mit der Option auf Verlängerung um ein weiteres Jahr. Die Kanadier überweisen für Córdova eine stolze Ablösesumme von angeblich 2,1 Mio. Euro nach Schwaben.

Wir von der Rosenau Gazette wünschen dir, Sergio, für deine neue Station viel Erfolg! Auf dass es – wie zuletzt – wieder aufwärts für dich geht!

Der VfB hat das Nachsehen

Es war im Sommer 2017, als der damals 19-jährige venezolanische U20-Nationalspieler beim FCA anheuerte. (Im Doppelpack übrigens zusammen mit Gregerl, der vom HSV kam.) Ablösefrei (und nicht – wie andere Quellen schreiben – gegen eine Ablösesumme von 1 Mio. €) kam Córdova aus der Hauptstadt des südamerikanischen Landes, vom Caracas FC, über den großen Teich an den Lech. Während der Junioren-WM in Südkorea hatte er als junger, talentierter Knipser auf sich aufmerksam gemacht. Unter anderem auch die Schwaben vom VfB Stuttgart, die Córdova dann aber zur bayerischen Konkurrenz ziehen lassen mussten. Ausgestattet mit einem Fünf-Jahres-Vertrag plante der FC Augsburg langfristig mit ihm.

In der U20-Auswahl seines Landes Venezuela machte Córdova als 19-Jähriger europäische Clubs auf sich aufmerksam. (Photo: FEDERICO PARRA/AFP via Getty Images)

Augsburgs Edel-Joker

Mit großen Erwartungen an sich und seinen neuen Club ging’s für Córdova also nach Europa, Deutschland und in die Bundesliga. Klar, dass das für einen so jungen Mann nicht gleich auf Anhieb klappen kann. Der FCA sicherte seinem Neuzugang im Antrittsstatement daher auch „die nötige Zeit für die Eingewöhnung und Entwicklung“ zu. Aber die Eingewöhnung schien irgendwie nie ein Ende zu nehmen.

In seinen 75 Bundesligaspielen für die Augsburger durfte sich Córdova, der vor allem in der Sturmspitze agierte, nur zwei Mal über die vollen 90 Minuten zeigen. Zum Stamm gehörte er nie. Von den Trainern, unter denen er spielte – Baum, Schmidt, Herrlich und Weinzierl – wurde er lieber mit der Joker-Rolle bedacht. Sechs von seinen insgesamt sieben Treffern für den FCA hat Córdova nach Einwechslung erzielt und ist damit in Augsburgs nunmehr elfjähriger Bundesligageschichte Rekord-Joker.

Konkurrenz vor der Nase

Auch in den kommenden Jahren kam Córdova nicht an der teils neu rekrutierten Konkurrenz vorbei, z.B. in Person von Florian Niederlechner, der 2019 zum FCA stieß. Daher war die vorzeitige Vertragsverlängerung im Sommer 2020 auch verbunden mit einer einjährigen Leihe zum Bundesliga-Konkurrenten aus Bielefeld. Dort konnte der bullige Venezolaner sein Torekonto zwar um zwei weitere Treffer aufstocken, es lief aber wegen einer längeren Krankheitspause trotzdem nicht ganz wie erhofft. Beim enttäuschenden 0:0 bei Greuther Fürth am letzten Spieltag der Hinrunde 2021/22 trug Córdova für gut eine halbe Stunde das letzte Mal Rot-Grün-Weiß. Der Joker hatte nicht mehr gestochen.

Nicht ganz optimal lief die Leihe von Sergio Córdova 2020/21 zur Arminia. (Photo by Stuart Franklin/Getty Images)

Zweiter Frühling in den USA

Spätestens mit dem Pepi-Transfer Anfang Januar 2022 war klar, dass die Zukunft Córdovas nicht (mehr) in Augsburg liegt. Folgerichtig ließ er sich erstmals in die MLS zu Real Salt Lake City ausleihen. Offenbar hatte sich der Club schon vor dem Gang des Nachwuchsstürmers nach Europa das Erstzugriffsrecht auf ihn in den Vereinigten Staaten gesichert. Ob David Blitzer, der Anfang Januar 2022 neuer Mit-Eigentümer von RSL wurde, das Zustandekommen des Leihgeschäfts in irgendeiner Form vorangetrieben hat, ist nicht abschließend geklärt. Ausgeschlossen ist es aber auch nicht.

In Utah blühte der Nationalspieler, der sein Engagement fürs Nationalteam wegen der vielen, beschwerlichen Reisen von Europa nach Südamerika zuvor vorübergehend auch pausiert hatte, jedenfalls nochmal so richtig auf. Er absolvierte in nicht ganz einem Jahr 33 Ligaspiele und erzielte dabei neun Tore – so viele, wie in all seinen insgesamt 98 Bundesligaeinsätzen zusammen! Entsprechend schwer fiel ihm wie auch Salt Lake nach Leihende der Abschied. In den höchsten Tönen schwärmten die beiden Parteien voneinander.

Fürs Durchhalten belohnt

Gerade aus den USA zurückgekehrt und frisch zu seinen Noch-Mannschaftskollegen vom FC Augsburg gestoßen, wirkte Sergio im Trainingslager in Algorfa Anfang des Jahres dann auch so athletisch und agil wie schon lange nicht mehr. Trotzdem ist sein Weggang aus Augsburg wohl das Beste für beide Seiten.

Córdova ist in Vancouver nun das dauernde, beschwerliche Reisen zwischen den Kontinenten und die leidige Konkurrenz los, gegen die er nie richtig ankam. Außerdem kann er dort seiner Partnerin näher sein, ebenfalls Venezolanerin und als Model viel in den USA unterwegs, die er letztes Jahr mit viel Glamour auch heiratete.

Der FCA dagegen verdiente mit Córdova und dessen fünfeinhalbjährigem Engagement dem Vernehmen nach insgesamt 3,5 Mio. Euro und konnte damit ein sattes Transfer-Plus einfahren. Zudem konnte der Verein seinen Radikalumbau in der Offensive weiter vorantreiben und sich – nach Demirovic und Berisha im Sommer – mit weiteren, jungen und hungrigen Kräften wie Beljo, Cardona und Yeboah verstärken. In den Worte Stefan Reuters klingt diese Win-Win-Situation so:

„Sergio Córdova hat frühzeitig signalisiert, dass er gerne weiterhin in der MLS spielen würde. Nachdem wir gerade in der Offensive im Winter viel Qualität verpflichten konnten, wollten wir ihm diese Chance in Vancouver ermöglichen, zumal auch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen des Wechsels für uns passen.“

Stefan Reuter zum Córdova-Transfer am 20.02.2023

Dass der Umbau, bei dem Córdova keine Berücksichtigung mehr fand, für Rot-Grün-Weiß aufgeht, zeichnet sich jetzt schon ab. Allerdings wäre dieser Schnitt weit schwieriger gewesen, wenn jemand, der so lange in der zweiten Reihe stand wie Córdova, irgendwann Ansprüche anmeldet und „unbequem“ wird. Das hat er – nach allem, was man als aufmerksamer FCA-Fan beobachten konnte – nicht getan. Danke dafür, Sergio, und für dein Durchhaltevermögen. Es hat sich spätestens jetzt auch für dich ausgezahlt.

Der Unterschätzte sagt Adiós

Carlos Gruezo fällt nicht gerne auf. Auf Instagram zeigt sich der Ecuadorianer fast ausschließlich im Fußballtrikot. Kein Posieren in ausgefallenen Klamotten oder mit teuren Autos, kein Zurschaustellen des eigenen Reichtums, keine Skandale. Auch in seinen 75 Spielen für Augsburg blieb Gruezo eher unauffällig. Kein Tor, eine Vorlage, ein paar gelbe Karten. Auf dem Papier scheint sein Wechsel nach San Jose für den FCA verkraftbar. Schließlich bekommt der FCA noch ein paar Millionen für einen Mann, der 2023 noch nicht im Kader stand. Dennoch verliert der Klub einen Spieler, der in der Außenwahrnehmung eher unterschätzt wurde.

Carlos Gruezo ist ein solider Bundesligakicker – und das ist keineswegs negativ gemeint. Der Duden definiert den Begriff als „ohne Ausschweifungen, Extravaganzen und daher nicht zu Kritik, Skepsis Anlass gebend“. Bei Gruezo wusste man, was man bekommt – und was nicht. Auf seiner Position im zentralen Mittelfeld fiel der Ecuadorianer als bissig, lauffreudig und zweikampfstark auf.

Ein Gruezo in Höchstform konnte für den FCA in der Vergangenheit sehr wertvoll sein. Wie beim 1:1 gegen Dortmund gegen Ende der vergangenen Saison. Augsburgs Sechser eroberte leidenschaftlich per Grätsche den Ball von Axel Witsel, der FCA konterte sich über vier Stationen zum Ausgleichstreffer. Seine bisher einzige direkte Torvorlage sicherte in einer sportlich schwierigen Phase einen 1:0-Sieg gegen Mainz. Insgesamt sah man aber zu wenige offensive Akzente vom 27-Jährigen.

In diesen Statistiken überzeugte Gruezo

Gruezos Stärken liegen positionsbedingt im Passspiel sowie in der Zweikampfführung. In beiden Kategorien lieferte der Kapitän seines Heimatlandes in dieser Saison. Laut bundesliga.de brachte Gruezo an den ersten 15 Spieltagen 79,3 Prozent seiner Bälle an: das ist der beste FCA-Wert, ligaweit gleichzeitig aber auch nur Rang 70. Auf den Plätzen 69 und 71 liegen Rani Khedira und Tom Krauß. Der eine spielte jahrelang auf der Sechs in Augsburg, der andere wurde als Neuzugang gehandelt, ging aber zum FC Schalke. Ein guter Marker also.

Zudem gewann Gruezo 55 Prozent seiner Zweikämpfe. Das entspricht teamintern Rang 4 hinter Bauer (61), Gouweleeuw (58) und Rexhbecaj (55,5) und ligaweit Rang 66.

Diese ordentlichen Statistiken zeigen, dass Gruezo in dieser Saison wichtig für den FCA war. Nur fünf Spieler standen bis zur Winterpause öfter auf dem Platz als er (Gouweleeuw, Rexhbecaj, Demirovic, Iago, Bauer).

Ist ein Gruezo-Wechsel sportlich verkraftbar?

12-Mal begann Gruezo in der Startelf. Zu Beginn als zentraler Abräumer hinter den Achtern Rexhbecaj und Maier, nach Maaßens Systemwechsel auf drei Stürmer in der Regel als defensiver Part der Doppelsechs. Dank seiner Zweikampfstärke spielte er anstelle von Maier, aufgrund seiner Fitness startete er vor Baumgartlinger.

Das Mittelfeld in den bisherigen Spielen bildeten Elivs Rexhbecaj und Neuzugang Arne Engels. Eine offensive Ausrichtung, die bisher überzeugte. Außerdem baut der FCA auf Niklas Dorsch. Der Neuzugang von 2021 verpasste die gesamte Saison aufgrund von zwei Mittelfußbrüchen, gegen Gladbach feierte er in der Schlussphase sein Comeback. Ein Dorsch in Topform ist gesetzt. Somit wären auch Gruezos Einsatzzeiten zurückgegangen. Zumal Youngster Engels ebenso ernsthafte Ansprüche auf die Startelf anmeldet. Dass Gruezo den FCA mit Blick auf künftige Einsatzzeiten verlassen will, ist daher nachvollziehbar.

Insgesamt stand Gruezo 75-mal für den FC Augsburg auf dem Platz. (Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Holt der FCA noch einen Ersatz?

Kann der FC Augsburg in der Rückrunde aus dem Vollen schöpfen, braucht es wohl gar keinen zwingenden Eins-zu-Eins-Ersatz. „Wir haben mit Elvis (Rexhbecaj, d. Red.), Baumi (Julian Baumgartlinger), Dorschi (Niklas Dorsch) und Arne (Maier) vier Spieler für diese Position, wobei ich Arne eher ein bisschen weiter vorne sehe“, sagte Maaßen im Trainingslager dem Kicker. Aber: „Wenn wir Carlos abgeben, wollen wir natürlich Ersatz holen.“ Zu diesem Zeitpunkt war jedoch noch nicht absehbar, wie stark Engels aufspielt.

Als Gruezo-Ersatz wurden die Zweitligaprofis Tim Breithaupt (Karlsruhe) und Ron Schallenberg (Paderborn) genannt. Ihre Klubs wollen die Leistungsträger allerdings nicht abgeben. Der FCA soll jedoch nach wie vor interessiert sein, die Personalien könnten im Sommer interessanter werden. Bis zum nächsten Winter hat der FCA nun erstmal das nächste Talent ausgeliehen. Der portugiesische U20-Kapitän Renato Veiga wird die entstandene Lücke vorerst schließen und ist wohl zumindest zu Beginn mit den geringen Einsatzzeiten zufrieden.

Dass Carlos Gruezo den Verein verlässt, ist daher sportlich verkraftbar und wirtschaftlich sinnvoll. Sein Vertrag wäre nächstes Jahr ausgelaufen. Gruezos Zeit in Augsburg war insgesamt dennoch positiv. Ein sympatischer Typ, der sich im Gespräch mit der Rosenau Gazette sehr bodenständig gezeigt hat – und ein Spieler, der seinen Job ordentlich erledigte.

Adiós, Carlos, hasta pronto.

Frau ist dran

Der FC Augsburg ist weiterhin ein Verein, bei dem auf allen entscheidenden Positionen Männer die Stühle wärmen. Ein großer Männer Buddy-Club. Warum ist das so? Gibt es in der ganzen Region und im Umfeld des FC Augsburg keine Frauen, die a) kompetent genug und b) bereit wären Verantwortung zu übernehmen? Mich beschäftigen diese Fragen ganz persönlich nun schon eine Weile. Als ich mich zuletzt mit Kristell Gnahm auf einen Kaffee getroffen habe, wollte ich ihre Meinung zu dem Thema hören. Kristell hat lange den Podcast „Auf die Zirbelnuss“ betrieben und den Podcast „FRÜF – Frauen reden über Fußball“ gegründet, der 2019 den Goldenen Blogger als bester Sportblog des Jahres gewann. Sie beschäftigt sich nun schon seit über 15 Jahren mit dem FCA.

Andy: Wie kann es denn sein, dass so ein Verein wie der FC Augsburg für die verantwortlichen Positionen keine Frauen findet?

Kristell: Ich glaube nicht, dass sie niemand finden würden. Aber für Frauen gibt es Hürden. Erstmal musst du ja diesen diesen Drive in dir haben: „Ich mach das jetzt. Ich kann das. Ich habe da Bock drauf und ich traue mir das zu.“ Schwierig gerade in so einem doch stark männlich geprägten Business. Dieser Drive entsteht ja, wenn dir andere Menschen das auch spiegeln. So nach dem Motto: „Du gehörst in unseren Kreis oder du, Du bist jemand, der der was zu sagen hat“ In diese Kreise kommt man als Frau gar nicht so leicht rein. In den Fußballstadien sind zwar Frauen. Aber erstens nicht so viele, und sie werden oft wahrgenommen als die Freundin von irgendjemand. Also ich erlebe das selber oft, wenn ich im Stadion bin. Plötzlich sage ich irgendwas Sinnvolles. Und der Typ vor mir dreht sich total verwirrt um, weil er gucken will, ob das jetzt wirklich eine Frau gesagt hat.

Andy: Wir reden über tief verankerte Vorurteile in der Gesellschaft. Fußball als Männersport. Siehst Du hier tiefliegende Vorurteile?

Kristell: Ja, genau. Fußballkompetenz wird erstmal als ungeeignet für eine Frau betrachtet. Im Subtext. Die Leute erwarten nicht, dass du als Frau dich mit diesem Bereich beschäftigst. Als würden uns unsere Brüste davon abhalten. Das ist die Kultur, in der wir uns bewegen. Ich glaube gar nicht, dass das bei den meisten eine böse Absicht ist. Als Frau im Fußballkontext sind wir wie dieses außergewöhnliche Tier, das plötzlich vorbeiläuft und alle drehen den Kopf und denken: wie seltsam. Aber eigentlich cool. Trotzdem denkt niemand drüber nach, das Tier in die Herde aufzunehmen.

Andy: Als Frau mit diesen Vorurteilen dann Verantwortung zu übernehmen ist wirkt wie ein großer Schritt. Was ist da dein Gefühl?

Kristell: In dem Umfeld sich dann als Frau zu sagen: „Ja, ich mach das jetzt.“ Das ist eine große Hürde. Das musst du dir wirklich zutrauen und musst auch damit rechnen, dass Leute wirklich doofe Sachen sagen. Und da musst du lernen, drüber zu stehen. Damit musst du dich auseinandersetzen. Dich darauf vorbereiten. Leichter wird es nur, wenn du Leute an deiner Seite hättest, die für dich mit einstehen und die das ganz normal finden.

Andy: Meinst Du damit, dass jemand den Weg ebnen müsste?

Kristell: Ich glaube, Frau müsste erst mal in die relevanten Gruppen aufgenommen werden. Nicht als Anhängsel, so nach dem Motto: „Ja, die ist auch dabei. Seltsamerweise. Keiner weiß, warum. Wir akzeptieren, dass sie da ist, aber wir trauen ihr nicht. Wir geben ihr nicht die gleiche Wertung oder Wertigkeit innerhalb der Gruppe. Sie ist wahrscheinlich die Freundin von irgendjemand.“ Dieser Sprung im kulturellen Gesamtkontext des Fußballs ist schwierig und da bräuchte es, glaube ich, eine Vorreiterin, die sich trotzdem, einfach weil, da durchboxt. Um dann hoffentlich den Zaun niedriger zu machen für die, die nachkommen.

Andy: Glaubst Du diese Hürden sind so allen bewusst?

Kristell: Die müssen erstmal auch transparent gemacht werden. Man muss sagen: „Da ist ein Zaun“. Und wenn dann einige sagen: „Ja, so ein Quatsch, da ist kein Zaun“, dann muss man sagen: „Da ist er. Bloß weil ihr in die andere Richtung guckt, ist er trotzdem da.“ Und das ist halt auf so vielen Ebenen einfach viel Arbeit und viel Energie, die diese strukturellen Themen kosten. Die nicht so einfach aufgebracht werden kann.

Andy: Siehst Du hier in den letzten Jahren Veränderungen?

Kristell: Ich finde es an der Stelle total frustrierend, dass sich das Umfeld überhaupt nicht zu ändern scheint. Es ist wie ein Verharren in einer Starre. Selbst bei vorhandener Motivation, glaube ich, dass die abgewürgt wird, da es nicht die richtige Struktur gibt, um eine Entwicklung am Leben zu erhalten.

Andy: Wie könnte man das Problem angehen?

Kristell: Mit Problembewusstsein. Auch bei denjenigen, die Teil des Problems sind. Ich unterstelle hier keine Böswilligkeit. Es steht ja niemand beim FCA morgens auf und sagt dort heute befördere ich alle Tussis aus dem Weg, die meinen, sie könnten in unserem Verein irgendwas werden. Das passiert ja nicht. Es geht darum, dass automatisch die gefördert werden, von denen wir denken, dass sie fähig sind. Und das sind meistens die, die uns ähnlich sehen. Diesen Prozess muss man sich vor Augen zu führen und dann bei jeder Personalentscheidung explizit die Frage stellen: wen würden wir normalerweise sehen an der Stelle? Um dann vielleicht auch mal das genau Gegenteil zu suchen. Nicht von den Kompetenzen her, sondern von der Person. Weil es diese Personen gibt. Das würde insgesamt zu mehr Diversität führen und Entscheidungen verbessern.

Andy: Das ist ja nichts, wo man einfach mal ein Projekt macht und dann ist das Problem gelöst. Wie siehst Du das?

Kristell: Ich glaube, eine positive Einstellung gegenüber Diversität ist eine Fähigkeit. Das muss man trainieren, aktiv, jeden Tag wieder. Da wird man Fehler machen. Aber man muss wahrnehmen, dass man trainieren muss. Nicht nur ein kurzes Projekt über, sondern dauerhaft. Das ist schwierig gerade in Kontexten, wo du eigentlich ständig am am rödeln bist im Tagesgeschäft, wo du dir nicht die Zeit nimmst mal einen Schritt zurück zu machen und dir zu überlegen: Wo willst du eigentlich hin? Was willst du erreichen mit dem, was du insgesamt tust? Der Fußball ist da an sich ja sehr durch das Tagesgeschäft getrieben und da gerät so ein Thema immer wieder in den Hintergrund.

Andy: Siehst Du ein solches Bewusstsein beim FCA?

Kristell: Beim FCA hätte man schon selber auf die Idee kommen können, da mehr zu machen, wenn man das „Wir“ und „die Familie“ oft ins Zentrum der Kommunikation stellt. In der Umsetzung spricht man doch sehr stark ein männliches Publikum an. In der Selbstrepräsentation, die der FCA ausstrahlt, sehe ich vor allem Jungs. Junge Männer. Auch rund um die Fußballschulen und in Bezug auf andere Aktionen, die der Verein mit Kindern macht. Ich sehe da wenig Mädchen. Ich sehe da wenig Frauen. Da könnte man das Bewusstsein haben, dass das nicht richtig ist. Das dürfte gegenüber anderen Gruppen abseits der Männer ruhig einladender sein und das würde ich mir wünschen.

Andy: Dann hoffen wir mal, dass deine Wünsche bald in Erfüllung gehen mögen und ich danke Dir für deine Zeit.

Wir beschäftigen uns hier im Blog nicht zum ersten Mal mit dem Thema der Repräsentanz von Frauen beim FCA. Und wir nehmen den FCA-Präsidenten Markus Krapf beim Wort, nachdem er in seinem Antrittsvideo dieses Thema selbst auf seine Agenda gehoben hatte. Lieber Max, ich hoffe Du fühlst dich nicht erwischt. Dieses Thema bleibt zu wichtig, als dass es weiterhin hinter die anderen sportlichen und strukturellen Themen zurückfallen darf. Dies ist der Versuch dem Prozess mit Diversität zu einem besseren Ergebnis zu verhelfen. Und vielleicht ein gewisses Problembewusstsein zu schaffen. Da ist ein Zaun. Lasst ihn uns gemeinsam abreißen.

Neue FCA-Strategie: Talent statt Erfahrung

Der FC Augsburg bastelte in der Winterpause am Kader für die Rückrunde. So wechseln gleich vier Juniorennationalspieler nach Schwaben. Arne Engels (19, Belgien), Kelvin Yeboah (22, Italien) sowie David Colina (22) und Dion Beljo (20, beide Kroatien). Außerdem kommt Irvin Cardona (25). Dass der nicht unbedingt für Wintertransfers bekannte FCA gleich fünf Spieler in der Bundesligapause verpflichtet, überrascht. Dass es dann auch noch vier Talente sind, erstaunt umso mehr. Ändert der FC Augsburg gerade seine Transferstrategie?

Bisher galt: Alt und erfahren

In der Vergangenheit war für Sportdirektor Stefan Reuter bei Transfers vor allem ein Kriterium wichtig: Erfahrung. Julian Baumgartlinger (34), Rafal Gikiewicz (32), Daniel Caligiuri (32), Tobias Strobl (30), Stephan Lichtsteiner (35), Marek Suchy (31), Piotr Trochowski (31) oder Halil Altintop (30) waren alle älter als 30 Jahre alt als sie in die Fuggerstadt wechselten.

Setzte der FCA auf jüngere Spieler, waren es meist Mitzwanziger. In der Regel mit Erstligaerfahrung. Allein in der letzten Transferperiode etwa Ermedin Demirovic, Arne Maier oder Elvis Rehxbecaj. Zuvor Felix Uduokhai, Florian Niederlechner, Michael Gregoritsch, Martin Hinteregger oder Jonathan Schmid. Reuters Muster war vorhersehbar. Ein Bundesligaprofi, der seine Qualitäten bereits gezeigt hat, aktuell bei seinem Klub aber nicht so recht klar kommt.

Ein ähnliches Kalkül verfolgt man bei Cardona. Der 25-jährige Franzose spielte bei seinem Ex-Verein Brest zuletzt keine große Rolle: Nur ein Startelfeinsatz in der Hinrunde, letztes Tor im April. Im Laufe seiner Karriere hatte er jedoch auch bessere Phasen. Insgesamt bringt er es in 106 Spielen für Brest auf 19 Tore und 7 Vorlagen. Zum Vergleich: Florian Niederlechner erzielte in 107 Spielen für den FCA 30 Tore und 21 Vorlagen. Cardona soll das FCA-Spiel variabler machen.

Cardonas Debüt für den FCA verlief kurios. Der Neuzugang aus Brest kam früh für den verletzten Ruben Vargas, musste dann jedoch selbst verletzungsbedingt ausgewechselt werden. (Photo by Lars Baron/Getty Images)

Neue Devise: Jung und unbekannt?

In der Regel funktionierten diese beiden Strategien, die auch der finanziellen Situation und dem Gebot des soliden Wirtschaftens geschuldet waren. Ältere oder unzufriedene Spieler kosten kein Vermögen. Für Cardona zahlte man dem Vernehmen nach 500.000 Euro Ablöse.

Nun die offenbare Kehrtwende. Junge Talente, die zuvor kaum ein Fan kannte. Von Vereinen wie NK Osijek oder der Jugendakademie des FC Brügge.

Die Neuzugänge müssen sich daher erst beweisen. Es ist positiv, dass sie kein allzu großes Preisschild mitschleppen müssen. Yeboah kommt inklusive Kaufoption per Leihe. Für Engels zahlte man quasi nichts, für Colina einen mittleren sechsstelligen Betrag. Beljo soll 3 Millionen Euro gekostet haben. Ein guter Deal bei einem Marktwert von 6,5 Millionen Euro laut transfermarkt.de.

Sofort mittendrin: Arne Engels (27) und Dion Beljo (7) durften gegen Dortmund in der Startelf ran – und zahlten das Vertrauen mit Vorlagen zurück. (Photo by INA FASSBENDER/AFP via Getty Images)

Die neue Strategie macht Lust

So oder so ist das bisher aber eine (unerwartet) gute Transferperiode. Schlagen die Neuzugänge ein, kann dem mitunter in der Kritik stehenden Manager Stefan Reuter nur gratuliert werden. Falls nicht, ist es – anders als beim Milliontransfer Ricardo Pepi – gleichzeitig kein Drama.

Die ersten Eindrücke sind positiv. Im Dortmund-Spiel spielten die Neuzugänge eine prägende Rolle. Engels, Beljo und Yeboah leiteten die Treffer ein, Colina traf gar wenige Sekunden nach seiner Einwechslung. Anschließend lief er an die Augsburger Bank und umarmte Trainer Enrico Maaßen.

Bei den Transfers soll der Coach, so hört man, eine tragende Rolle gespielt haben. Maaßen gilt als Förderer von Talenten und könnte mit dafür verantwortlich sein, dass der FCA seine alte Transferstrategie überdenkt. Dass gleich vier Talente verpflichtet werden, spricht daher auch dafür, dass der Verein langfristig mit seinem aktuellen Trainer plant. Reuter traut dem 38-Jährigen zu, etwas in Augsburg aufzubauen. Ein gutes Zeichen, das Lust auf Mehr macht.

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