Die Zeit rennt … und fehlt?!

Heute war wohl ein kleiner Premierentag im heimischen Augsburg. Während ich, Irina, das erste mal auf der Pressetribüne in der WWK-Arena saß, beorderte FCA-Coach Enno Maaßen direkt das erste mal Neuzugang Mergim Berisha in die erste Elf! Er sollte ein gefährliches Angriffsduo mit Ermedin Demirović bilden, der anstelle des zuletzt verliehenen Pepi stürmte . Zudem spielten Gumny, Gruezo und Caligiuri von Beginn an – sie ersetzten Iago, Framberger und Jensen. Iago und Jensen mussten beide verletzungsbedingt aussetzen.

Ein Wiedersehen gab es vorallem mit Ex-Augsburger und Eigengewächs Marco Richter, der unlängst nach überstandener Krebserkrankung wieder Bundesligaminuten sammeln durfte. Eine Schweigeminute wurde für die Opfer des Terroranschlags der olympischen Spiele von München im Jahr 1972 abgehalten. Ein emotionaler Moment, die ganze Pressetribüne stand und so auch der Rest des Stadions.

Erste Halbzeit – Durchaus gefällig

Und dann ging es auch schon los: Das 21. Duell zwischen der alten Dame und dem FCA begann hierbei durchaus druckvoll. Die Heimmannschaft gab vor tosender Kulisse direkt Vollgas und so auch die Gäste aus der Hauptstadt. Die erste Chance des Spiels durften die Herthaner durch Kanga für sich verzeichnen. Viele kleine Nickligkeiten prägten das Spiel, dies fand seinen Höhepunkt in der Szene des Spiels in Minute 23: Berisha auf Demirovic, der Uremovic umkurvte und von diesem gehalten wurde. Demirovic kam sodann zu Fall, dies alles rund 20 Meter vor dem Berliner Tor.

Vielerorts wurde diese Szene als Notbremse gesehen und folgerichtig wäre dies dann eine rote Karte für Hertha gewesen. Schiri Osmers gab aber nur gelb. Warum nur gelb? Man könnte hier nun argumentieren, dass der Herthaner Plattenhardt noch in Ballnähe stand, also hätte eingreifen können. Ob dies in Realgeschwindigkeit tatsächlich so funktioniert hätte, ist zumindest zu bezweifeln. Zudem wäre ein weiterer Augsburger in Schlagweite gewesen, der im Zweifel ebenso hätte abschließen können. So bleibt hier leider ein fader Beigeschmack. Den daraus resultierenden Freistoß schoss Berisha in die Mauer. Da war eindeutig mehr drin!

Colinas Erben argumentieren in ihrer Kolumne für ntv:

„Die Fernsehbilder sprechen insgesamt eher für eine Rote Karte als für eine Verwarnung, aber sie widerlegen die Entscheidung des Unparteiischen auf dem Feld nicht eindeutig. Das Foulspiel nur als Unterbindung eines aussichtsreichen Angriffs zu bewerten und nicht als Vereitelung einer offensichtlichen Torchance, war daher zumindest kein klarer und offensichtlicher Fehler, sondern eine Entscheidung im Ermessensbereich von Harm Osmers. Dass der Video-Assistent nicht intervenierte, war deshalb korrekt – zumal auch ein On-Field-Review die Zweifel nicht beseitigt hätte. Bei einer Roten Karte hätte der VAR aber mit hoher Wahrscheinlichkeit ebenfalls nicht eingegriffen. Bisweilen ist eben nicht nur eine Entscheidung möglich und vertretbar.“

Colinas Erben für ntv

Vor dem Halbzeitpfiff wurde es noch ein wenig munterer: Erst kam Berisha zum Abschluss, traf aber nur den linken Pfosten, dann brachte dieser in der nachfolgenden Szene eine Flanke in den Fünfer, die Kempf vor Demirovic klären konnte. In Minute 31 die erste Verwarnung für den FCA: Carlos Gruezo sah gelb für eine Grätsche. Aber auch die Hertha blieb nicht untätig: Ejuke schlenzte den Ball knapp am Pfosten der Augsburger vorbei. Enno Maaßen wechselte kurzerhand Gruezo, immerhin gelb vorbelastet aus, der wohl bei seiner nächsten Aktion mit gelb-rot vom Feld geschickt worden wäre. Für ihn kam Julian Baumgartlinger ins Spiel.

Ohne weitere nennenswerte Aktionen ging es in einem spielerisch limitierten, aber durchaus phasenweise hitzigen Spiel in die Halbzeitpause. Ein kurzes Zwischenfazit: Der FCA zeigte gute Ansätze, kam wenige Male gefährlich vor den gegnerischen Kasten. Hertha spielte offensiv etwas gefälliger, hatte jedoch viel Glück in der Bewertung der Zweikampfszene zwischen Uremovic und Demirovic. Ein Unentschieden war zu diesem Zeitpunkt ein äußerst gerechtes Resultat.

Carlos Gruezo hatte mal wieder seine liebe Not mit seinen Gegenspielern und musste wegen einer frühen Verwarnung ebenfalls früh raus. (Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Zweite Halbzeit – Planlos & harmlos

Arne Maier musste sodann in der Kabine bleiben, ist weiterhin wohl angeschlagen. Wir hoffen auf schnelle Genesung und nur eine kleine Blessur. Für ihn kam Ruben Vargas in die Partie. Mal wieder hatte zum Start die Hertha die ersten Chancen: Lukebakio wagte den Schuss aus der Distanz und prüfte damit Goalie Gikiewicz im Augsburger Kasten. Auch Tousart befand dies ein paar Minuten später als ein geeignetes Mittel und zog aus rund 18 Metern einfach mal ab, zielte nur knapp rechts daneben.

In Minute 57 dann der Nackenschlag für die Augsburger Elf: Außenverteidiger Plattenhardt durfte unbedrängt flanken und fand dort Lukebakio, der keine Mühe hatte, die Flanke per Kopf zu verwerten. 1:0 – Führung für die Hertha – und aufgrund der Drangphase der Berliner seit Beginn der zweiten Halbzeit war dies nicht mal unverdient. Hier hat insbesondere aber beim FCA die Zuordnung mal wieder nicht gepasst, Mads Pedersen war der Bewacher vom Torschützen und ist knapp zehn Zentimeter kleiner als ebenjener. Der Videobeweis besagte hier in der Szene übrigens, dass Lukebakio bei seinem Kopfball nicht im Abseits stand.

Wieder lief der FCA also einem Rückstand hinterher, vor 25789 Zuschauer*innen in der WWK Arena tat sich die Maaßen-Elf weiterhin sehr schwer, spielerische Mittel zu finden. Offensive Momente? Größtenteils Fehlanzeige. Rexhbecaj mit einem harmlosen Kopfball aus rund 15 Metern, Christensen konnte jedoch abwehren, ebenso wie Caligiuris Eckball. Im Gegenteil: Vielmehr setzte die Hertha alles drauf und dran, mit einem Tor zum 2:0 nachzulegen. In der 69. Minute wurde auf Seiten der Berliner Marco Richter unter Applaus eingewechselt, er kam für den agilen Ejuke.

Enno Maaßen versuchte noch, mit den beiden Oldies Hahn und Niederlechner (für Berisha und Demirovic) Erfahrung und Abgeklärtheit in die Partie zu bringen. Dies fruchtete aber nicht so wirklich, wie Enno Maaßen hinterher in der Pressekonferenz quasi zugeben musste. Die positionsgetreuen Wechsel bei Rückstand muteten allerdings ein wenig risikoarm an. Die spielerischen Impulse, die die beiden Eingewechselten einbrachten, waren tendenziell auch eher marginal. Ein Lichtblick: In Minute 82 verlies Elvis Rexhbecaj, wie immer unermüdlich rackernd, den Platz und Jungspund Lukas Petkov kam in die Partie. Immerhin ein Nachwuchsspieler, der aufgrund der Personalengpässe und Verletzungssorgen nahe an der ersten Mannschaft zu sein scheint!

Ein ganz großes Manko zeigte sich insbesondere in Halbzeit zwei: Immer wieder wurde deutlich, dass Pässe nicht ankamen oder zu ungenau waren. Dies erschwerte Offensivmomente immens und / oder diese verpufften komplett. Der FCA war anfällig für Fehler im Spielaufbau, diese nutzten die Herthaner für schnelle Gegenangriffe. So auch in der dritten der vier Minuten Nachspielzeit: Erst kam der FCA zu einer Torchance, konnte diese jedoch nicht verwerten, weil Christensen ein Eigentor seines Vordermanns Uremovic vereitelte. Dann strömten die Herthaner zum letzten Gegenangriff aus, allen voran Davie Selke, der auf den mitgelaufenen Marco Richter abgab. Dieser hatte dann kaum Mühe, Gikiewicz zu umspielen und zu verwandeln. 2:0 – Messe gelesen, danach direkt Abpfiff.

Marco Richter als Matchwinner – für das falsche Team möchte man sagen. (Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Gesamtfazit

Was bleibt war und ist der schlechteste Saisonstart des FCA in der Bundesliga seit 2012/13. War die erste Halbzeit hierbei noch gefällig, nahm dies in der zweiten Halbzeit kontinuierlich ab. In der ersten Halbzeit konnte Neuzugang Berisha sein Können im Ansatz unter Beweis stellen und kombinierte trotz nur kurzer Akklimatisierung ansehnlich mit Sturmpartner Demirovic, beide jeweils ohne einen eigenen Treffer beizusteuern. In Halbzeit zwei kam von beiden – wie von der gesamten Mannschaft – jedoch nur noch wenig. Berisha konnte man hier noch die Eingewöhnungsphase in Augsburg zu Gute halten. Demirovic bemängelte hinterher im Gespräch mit den Medien, dass der letzte Pass nicht ankam. Florian Niederlechner wurde noch deutlicher: Es läge nicht am Sturm, dass man offensiv so harmlos war. Auch ein Robert Lewandowski würde beim FCA derzeit keinen Treffer erzielen, da zum Beispiel zielgenaue Flanken fehlten, um sich Großchancen vor dem gegnerischen Tor zu erarbeiten.

Pech hatte man auch bei der Bewertung der Zweikampfszene in Minute 23. So auch bei den Auswechslungen von Gruezo, der sich eine frühe gelbe Karte einfing und Maier, der mal wieder angeschlagen zu sein scheint. Ohne Maier fehlte eindeutig das strukturierende Element im Mittelfeld, ohne ihn ging nach vorne gefühlt gar nix. In der Verteidigung musste erneut improvisiert werden, denn Iago stand kurzfristig nicht zur Verfügung. So begann Bauer als linker Innenverteidiger in der Dreierkette, vor ihm Mads Pedersen. Auf der anderen Seite begann Gumny als rechter Innenverteidiger, davor Daniel Caligiuri. Insbesondere Bauer gefiel und bestach mit seiner starken Zweikampfquote, aber auch seine Passquote konnte sich sehen lassen. Kapitän Gouweleeuw fiel hierbei ein wenig ab, verlor unter anderem den Zweikampf vor der Flanke auf Lukebakio, die zum 1:0 für die Hertha führte.

Beim 2:0 für Hertha zeigte sich das FCA-Dilemma dann in voller Pracht: Verpasste man es vorne in der Szene zuvor, den Ball im Hertha-Kasten unterzubringen, kassierte man quasi im Gegenzug das Tor zum Endstand durch Richter. Den entscheidenden Zweikampf verlor Baumgartlinger im Mittelfeld, dem hier einfach das Tempo fehlte, um mit Selke mitzusprinten. Allerdings für mich auch die Frage, ob diese Absicherung das Gelbe vom Ei ist, hierfür sollte doch ein etwas schnellerer Spieler ausgewählt werden?! Ebenso bezeichnend, wie offen die Augsburger standen, sodass drei Herthaner nur zwei Augsburgern gegenüberstanden, die auch noch läuferisch unterlegen waren. Wie uneigennützig Selke dann auf Richter ablegte, war dann einfach ein Beispiel an Teamgeist und gegenseitiger Gönnung. Wenns läuft, dann läufts halt einfach.

Beim FCA war aber nicht zu spüren, dass sie das Spiel noch rumreißen wollten und – noch viel schlimmer – es gab einfach keine Ansätze, die untermauern konnten, dass der FCA noch Möglichkeiten hatte, das Spiel zu seinen Gunsten zu gestalten. Bei einem xG Wert von 0,31 auch kein Wunder – und das gegen einen direkten Konkurrenten. Gegen ein Team, das vermutlich wie der FCA lange um den Abstieg spielen wird. Gegen ein Team auf Augenhöhe sind wir also derzeit immer noch nicht in der Lage, gegenzuhalten und zumindest hier noch unentschieden zu spielen. Fehlt hier ggf. auch ein wenig das Mindset der Mannschaft? Man spricht ja oft von Galligkeit, von Gierigkeit. Ich finde, davon sieht und spürt man nicht sonderlich viel derzeit. Florian Niederlechner resümierte, dass dieser schwache Start in die neue Saison auch das Selbstvertrauen der Mannschaft gesenkt hat. Das kann man zumindest als (berechtigtes) Argument werten.

Was fehlt derzeit noch?

Ein Blick auf die Statistik zeigte, dass die Gastmannschaft die Oberhand hatte. 15 Torschüsse zu 7 (pro Hertha), 80% Prozent Passquote, 52 % Ballbesitz. Der FCA hatte eine marginal bessere Zweikampfquote (51:49 %) und legte die etwas bessere Laufleistung an den Tag. In den entscheidenden Szenen war die Hertha heute jedoch bissiger, williger und griffiger. Sie scheinen in der Teamentwicklung einfach schon einen Schritt weiter zu sein als der FCA und konnten Selbstbewusstsein für die weiteren Spiele tanken.

Der FCA rutscht auf den Relegationsrang mit nur drei Punkten und steht vor schwierigen Spielen, auswärts in Bremen am kommenden Freitag sowie das Wochenende darauf gegen Bayern zuhause. Niederlechner schlug medial vor: „Es täte uns gut, wenn wir uns auf die Basics zurückbesinnen. Das Spiel auf die zweiten Bälle etwa.“ Er nannte auch Beispiele der Ligakonkurrenz, wie Mainz oder Union etwa, die einen passenden Spielstil an den Tag legen und letzten Endes auch erfolgreich damit sind.

Weiterhin bin ich etwas ratlos bezüglich des In Game Coachings von Enno Maaßen. Es ist mir ein Rätsel, warum nicht nach der Führung von Hertha konsequent umgestellt und etwas mutiger gewechselt wurde. Womöglich ist die Antwort die, dass wir derzeit nichts adäquates auf der Bank sitzen haben. Als Krönung dieses unschönen Augsburger Nachmittags ergab sich als Zweitligarundenpaarung im DFB-Pokal die Ansetzung FC Augsburg gegen den FC Bayern. Schwieriger geht’s wohl kaum.

Mein finales Fazit: Es fehlt nach wie vor die Kreativität sowie ein offensiver Plan. Geht Maier aus der Partie, gibt es kaum mehr offensive Struktur. Dorsch fehlt derzeit einfach immens. Schade, dass die Transferphase nun zu Ende ist und ein Spieler ala Okugawa nicht den Weg an den Lech gefunden hat. Für mich sind die Stürmer bei uns die ärmsten Spieler, da sie kaum gefüttert werden mit passablen Vorlagen. Berisha hat sich beispielsweise in dieser Partie sehr viel selbst erlaufen und erarbeitet.

Eins bleibt Fakt: Enno Maaßen hat noch viel Arbeit vor sich und das braucht weiterhin Zeit. Zeit, die dem FCA teuer zu stehen kommen könnte im Abstiegskampf. Zeit, die der FCA ggf. gar nicht haben kann. Ob Enno die richtigen Spieler für sein System zur Verfügung stehen, ist nach wie vor die große Frage. Eine T-Frage ist aber auch weiterhin und zu so einem Saisonzeitpunkt nicht sinnvoll. Die Augsburger Fans äußerten jedenfalls ganz laut nach dem Spiel ihren Unmut mit Pfiffen und dies muss man auch nachvollziehen können.

Es wird sich zeigen, in welche Richtung diese Saison verläuft und wie arg man in Augsburg zusammenhält, schließlich hat man sich dies einst als Mantra auferlegt. Es wäre schön, wenn man diesen Zusammenhalt ganz bald auch wieder auf dem Feld sehen dürfte.

Die Woche der Wahrheit

Einen Schuss brachte der FC Augsburg im Auswärtsspiel bei der TSG Hoffenheim auf den gegnerischen Kasten. In einer von Augsburger Harm- und Ideenlosigkeit geprägten Partie hatte die wahrlich keine Sterne vom Himmel spielende TSG nie wirklich Probleme, die drei Punkte einzufahren. Eine verdiente Niederlage aus FCA-Sicht.

Damit hat die Mannschaft von Trainer Enrico Maaßen drei der vier Ligaspiele verloren. Der glückliche 2:1-Sieg in Leverkusen kaschiert die Augsburger Probleme zum Start. Das 0:4 gegen Freiburg war blamabel, das 1:2 gegen Mainz dämlich, das 0:1 in Hoffenheim mutlos. Der Blick in der Tabelle geht damit abermals nach unten. Die angespannte Personallage um den verletzten Stammspieler Felix Uduokhai dämpft die rot-grün-weiße Gemütslage zusätzlich. Aber ist alles schlecht? Noch ist Zeit für eine Trendwende. Der FCA steht vor einer entscheidenden Woche – die womöglich maßgeblich über den weiteren Saisonverlauf bestimmt.

Transfers, Herr Reuter

Der Transfermarkt ist noch bis zum 1. September geöffnet. Dass der FC Augsburg gerne noch Spieler verpflichten möchte, ist kein Geheimnis. Bedarf besteht auf der (vor allem defensiven) rechten Außenbahn sowie verletzungsbedingt womöglich in der Innenverteidigung. Außerdem würde ein torgefährlicher Offensivspieler den Schwaben sehr gut zu Gesicht stehen. Weder Ermedin Demirovic noch Ricardo Pepi oder Florian Niederlechner machten in Sinsheim nachhaltig auf sich aufmerksam. Ersterer wusste zumindest in den vorherigen Partien zu gefallen.

Bemüht, aber glücklos: Neuzugang Ermedin Demirovic. Braucht der FCA einen weiteren Stürmer? (Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Ferner sollte sich Manager Stefan Reuter etwas um Kaderausdünnung bemühen. Einen Stammspieler kann und wird der FCA nicht mehr abgeben, einige Profis könnte man jedoch problemlos von der Gehaltsliste streichen. Oder verleihen, um ihnen wie im Falle Maurice Malones Spielpraxis zu geben.

Reuter steht in dieser Woche unter Druck. Die Fans erwarten weitere Neuzugänge, der spielerische Offenbarungseid in den ersten Partien legte die Schwächen dieser Mannschaft offen. Noch kann der Manager gegensteuern und den (eigentlich bundesligatauglichen) Kader punktuell verstärken. Die von Verein ausgerufene Devise „Wir machen nur was, wenn uns der Spieler direkt weiterhilft“ ist richtig. Ob gegen Ende der Transferperiode solche Spieler überhaupt noch auf dem Markt sind, gleichzeitig aber auch fraglich.

Steht vor ereignisreichen Tagen: FCA-Manager Stefan Reuter ist in puncto Transfers gefordert. (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Heimsieg gegen Hertha

Zum Wochenabschluss trifft der FCA am Sonntag zu Hause auf Hertha BSC. Eine Mannschaft, mit der sich der FCA in dieser Saison messen lassen muss. Eine Mannschaft, die erst einen Zähler auf dem Konto hat (1:1 gegen Frankfurt). Eine Mannschaft, die die wenigsten Tore der Liga erzielt hat (2). Und damit eine Mannschaft, die der FCA schlagen muss. Sechs Zähler nach fünf Partien wären in Ordnung. Man wäre im Soll und würde den Abstand auf die Konkurrenz wahren.

Das Hertha-Spiel ist elementar für den weiteren Saisonverlauf. Ein Sieg kann beruhigen und der Mannschaft für das anschließende Duell mit Aufsteiger Bremen zusätzlichen Schub verschaffen. Eine Niederlage sorgt zwangsläufig für Krisenstimmung, zumal nach dem Bremen-Spiel die Bayern kommen.

Noch ist keineswegs alles schlecht – wie von manchen (zurecht) frustrierten Fans in sozialen Medien suggeriert. Der FC Augsburg ist allerdings gefordert, die Weichen für eine Trendumkehr zu stellen. Mit dem ein oder anderen guten Transfer. Und einem Heimsieg gegen Hertha. Der FCA hat es selbst in der Hand, wie über ihn Anfang September gesprochen wird.

Braucht es einen neuen Keeper?

Es ist die Schlagzeile, die die Augsburger Gerüchteküche seit nun mehreren Wochen brodeln lässt. Wie der Kicker und auch Sky vermelden ist der FCA an einem Transfer von Finn Dahmen interessiert. Die Bild schreibt sogar von zwei Angeboten, die seitens der Mainzer aber abgelehnt worden sein sollen, da es dem FSV in der Kürze der Zeit nicht mehr gelingt, einen Ersatz für den U21-Nationaltorhüter zu verpflichten. Doch wäre die Verpflichtung eines weiteren Keeper für den FC Augsburg überhaupt sinnvoll? In einigen Punkten auf jeden Fall und genau diese möchte ich euch heute gerne näher bringen.

Die Aufgaben eines Torhüters

Man könnte meinen, die Position des Torhüters sei einfach erklärt. Er muss nur hinten in seinem Kasten drin stehen und Gegentore verhindern. Doch so leicht ist es keinesfalls, denn der Keeper ist eine Schlüsselposition im Fußball. Er ist der letzte Mann, der noch eingreifen kann, wenn seine Vorderleute einen Gegenspieler nicht abwehren konnten. Sein Aufgabenfeld ist daher breit gefächert. Es besteht darin, Torschüsse auf der Linie abzuwehren, Flanken oder andere Standards abzufangen und auch ins 1 gegen 1 mit dem Gegenspieler zu gehen. In Duellen mit den Angreifern muss er blitzschnell die richtige Entscheidung treffen, damit der Ball nicht hinter ihm einschlägt.

Dies könnte man als das „klassische“ Torwartspiel bezeichnen, das jeder Keeper beherrschen muss. Doch der heutige Fußball hat sich verändert und das Aufgabenfeld sich erweitert. Im heutigen modernen Spielsystem nimmt ein Torhüter schon fast die Position eines Liberos ein. Und somit auch dessen Eigenschaften. Je weiter die Abwehr nach vorne rückt, umso weiter vorne agiert auch er, um Bälle, die in die Tiefe und in den Rücken seiner Abwehr gespielt werden zu erlaufen und zu klären. Er dient zudem auch als eine weitere Anspielstation, weswegen ein Keeper auch gute Feldspielerqualitäten mitbringen muss. Er muss den Ball annehmen, mitnehmen und gesichert weiterspielen können.

Auf der Linie ist Rafal Gikiewicz nicht so leicht zu überwinden…

Auch die Spieleröffnung sei hier natürlich erwähnt. Ein Torhüter kann von seiner Position aus das gesamte Spielfeld überblicken und eignet sich daher perfekt für den Spielaufbau seines Teams. Ein guter Torwart erkennt sofort, ob er zum Beispiel durch einen Handabschlag einen ungeordneten Gegner überraschen kann oder ob es besser ist, das Spiel durch Abrollen oder Abwerfen des Balls ruhig zu eröffnen.

Systemumbruch

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ein moderner Keeper heute fast schon als elfter Feldspieler agiert, um somit auch eine gewisse Überzahlsituation zu schaffen. Doch ist Rafal Gikiewicz dazu geeignet? Kann er dieses für sich neue System noch erlernen? Er ist aus meiner Sicht ein hervorragendes Beispiel für die „alte Schule“. Auf der Linie agiert er nahezu perfekt, wehrt reaktionsschnell Schüsse des Gegners ab, taucht ab wie kein Zweiter und hat im Großen und Ganzen einen guten Überblick über seinen Strafraum.

Doch Coach Enno Maaßen will das System im Tor modernisieren, sprich den Keeper zu einer Art Libero umfunktionieren und ihn mit in das Spielgeschehen einbinden. Dieses Prinzip hat er auch schon bei seinen Stationen in Rödinghausen oder bei Borussia Dortmund spielen lassen. Hierbei war ersichtlich, dass der Torhüter deutlich vor seiner Linie stand und somit mitspielend agierte.

Wie man aber schon in der letzten Saison, aber auch in der Vorbereitung sehen konnte, kann Rafal darin leider nicht immer überzeugen. Seine Pässe und Flanken sind teilweise nicht präzise genug und landen sehr oft im Aus oder auch beim Gegner. Im 1 gegen 1 war zuletzt auch des Öfteren zu sehen, dass unser Keeper seine Probleme hat, wenn er raus kommen muss. Oftmals griff er daneben, der Ball rutschte ihm durch die Finger oder landete unglücklich beim Gegner. Und dann ist natürlich der Kasten leer und die Hütte brennt.

Finn Dahmen dagegen beherrscht diese moderne Art des Fußballs bereits. Zwar hat er in der Bundesliga erst wenige Spiele bestritten, doch er durfte bei der U21-EM 2021 bereits einige Erfahrungen im internationalen Bereich sammeln. Hier hat er mit unserer Mittelfeldachse Niklas Dorsch und Arne Maier perfekt harmoniert, was gerade in puncto Spieleröffnung einige positive Aspekte mit sich bringen könnte.

Als Keeper der U21 gewann Finn Dahmen zusammen mit Niklas Dorsch und Arne Maier die U21-Europameisterschaft 2021 (Photo by Martin Rose/Getty Images)

Die Konkurrenz schläft nicht

Durch seine wirklich sehr guten Leistungen bei diesem Turnier hat der 24Jährige die Konkurrenz neugierig gemacht. Neben dem FC Augsburg soll sich auch der FC Schalke 04 Interesse an einer Verpflichtung haben. Und hier muss man sich jetzt die große Frage stellen: Überlässt man ein solches Talent einfach einer anderen Bundesligamannschaft? Immerhin wurden genau solche Fälle bereits in der Fanbase des Öfteren kritisiert, wenn man tatenlos mit zugesehen hat, wie andere Vereine wieder einmal zugeschnappt haben und unser Sportdirektor „untätig“ blieb. Jüngstes Beispiel dürfte wohl der Transfer von Tom Krauß sein, der ebenfalls mit dem FCA in Verbindung gebracht wurde, dann aber zu den Königsblauen wechselte.

Manch einer mag mit dem Argument kommen, dass Dahmen nächste Saison ablösefrei und somit günstiger zu haben wäre. Das mag stimmen, doch auch hier werden dann andere Vereine die Fühler nach dem jungen Keeper ausstrecken und könnten dann eventuell mit einem höheren Gehalt punkten. Wenn man also die Chance ergreifen möchte, einen der besten Jungtorhütern Deutschlands zu verpflichten, dann muss man sie jetzt nutzen. Denn im nächsten Jahr sehe ich einen Wechsel nicht mehr realisierbar.

Der Blick nach vorne

Was zudem auch nicht vergessen werden darf, ist, dass Finn Dahmen Rafal Gikiewicz nicht sofort ersetzen soll, sondern dass der FC Augsburg bereits jetzt Blick in die Zukunft richtet. Rafals Vertrag endet Stand heute am 30.06.2023. Dann ist der gebürtige Pole 35 Jahre alt und man muss sich instinktiv die Frage stellen, ob es dann nicht Zeit ist, der jüngeren Generation das Feld zu überlassen. Natürlich ist auch Erfahrung auf dem Platz wichtig, doch Giki wird nicht ewig auf Topniveau spielen können. Wenn man auf die letzte Saison blickt, dann konnte man schon einige deutliche Schwächen im Vergleich zur Vorsaison sehen.

Die Gerüchte und somit der indirekte Wettstreit schienen Rafal letztlich jedoch ordentlich zu beflügeln, wie man gerade in der Partie gegen Bayer Leverkusen sehen konnte. Er braucht diesen Druck von hinten, denn momentan hat er keine Konkurrenz auf der Torhüterposition. Diese belebt aber wohlweislich das Geschäft. Yeah, drei Euro fürs Phrasenschwein!

Gerade gegen Bayer Leverkusen zeigte Rafal eine überragende Leistung

Wäre also eine Verpflichtung von Finn Dahmen so schlecht? Immerhin ist ja hier ein schleichender Übergang angedacht und eben nicht der knallharte Umbruch, bei dem die Abwehr sofort mit einer neuen Nummer 1 klar kommen muss. Man könnte gewissermaßen Team und Keeper gleichzeitig an eine neue Situation gewöhnen und hätte in der neuen Saison bereits eine eingespielte Defensivabteilung. Wie es gehen kann, wenn die Umstellung schief läuft, hat man an dem Transfer von Tomas Koubek gesehen. Das hat nicht wirklich funktioniert. Und genau das soll nun eben vermieden werden. Man sucht keinen Ersatz für Giki, sondern einen Nachfolger. Und genau dieser soll Finn Dahmen sein, der von Rafal auch noch unglaublich viel lernen könnte.

Disposition? Nein!!!

Ich möchte mit diesem Artikel keinesfalls in irgendeiner Art und Weise Rafal Gikiewicz in Frage stellen. Im Gegenteil, ich bin sehr wohl der Meinung, dass er in den letzten beiden Spielzeiten eine große Konstante für den Verein gewesen ist und dass man ohne seine Leistung wohl kaum die Klasse hätte halten können. Dafür bin ich ihm sehr dankbar und ich hoffe auch, dass man diese Saison mit ihm als Nummer 1 beendet.

Er stand nie zur Disposition. Rafal hat intern einen hohen Stellenwert. Bei mir und bei allen anderen Verantwortlichen. Was von außen kommt, kann man wenig beeinflussen. Intern kennt Rafal seine Rolle.

Chefcoach Enno Maaßen über Rafal Gikiewicz

Jedoch kann ich sehr gut nachvollziehen, dass man sich bereits jetzt nach einem Nachfolger für die nächste Saison umsieht. Nach dem Weggang von Marwin Hitz galt die Schlüsselposition des Torhüters immer als große Baustelle. Andreas Luthe und Fabian Giefer konnten nur teilweise überzeugen und auch Tomas Koubek brachte uns nicht die Konstanz und Sicherheit, die man sich gewünscht hat. Gerade hier konnte man deutlich sehen, was passiert, wenn Abwehr und Torwart nicht perfekt miteinander harmonieren und vertrauensmäßig nicht zu 100 Prozent auf einer Linie liegen.

Generationenwechsel

Rafal Gikiewicz brachte uns Fans aber genau das. Doch auch er wird nicht jünger und über kurz oder lang wünschen sie die Verantwortlichen auch hier den Generationen- und Systemwechsel. Mit Finn Dahmen könnte man hier einen der vielversprechendsten Nachwuchskeeper verpflichten, der bereits sein Können schon unter Beweis konnte. Wie schon erwähnt, könnte man diese Saison und auch die lange WM-Pause dazu nutzen, dass sich die Defensive bereits mit dem Nachfolger einspielen könnte und hätte dann nicht diesen knallharten Umbruch wie bei Giefer oder Koubek.

Natürlich könnte man auch Daniel Klein als neue Nummer 1 ausbilden, aber ich denke, der FCA möchte hier eine Konkurrenzsituation und somit eine Motivation für die beiden jungen Männer schaffen. Zudem bin ich der Meinung, dass unsere derzeitige Nummer 2 selbst erst noch Erfahrungen auf Profiebene sammeln sollte, bevor man ihn ins kalte Wasser wirft.

Kurz… Ich kann die Gedankengänge unserer Verantwortlichen auf jeden Fall nachvollziehen und teile sie auch größtenteils. Aber eben nur in soweit, dass man bereits jetzt einen Nachfolger für die kommenden Jahre verpflichtet. In dieser Spielzeit möchte ich weiterhin unseren Beton zwischen den Pfosten sehen, bevor wir ihm dann vielleicht einen Traum erfüllen. Doch wie dieser aussieht, das verraten wir euch demnächst hier bei der RoGaz.

Puppngschwätz Vol. 42: #Angstgegnergschwätz

Wir zwo Mädels, das sind Birgit und Irina, haben uns über die Rosenau Gazette kennengelernt und pflegen seit jeher eine rege Diskussionkultur in und um Spieltagen zum sportlichen Geschehen des FCA. Irgendwann, so kurz vor Weihnachten des zurückliegenden Jahres 2021, kam dann die Idee auf, warum nicht dieses #Gschwätz vertonen? Die Puppn, das sind wir und der Begriff steht zudem für unsere altehrwürdige Augsburger Puppenkiste. Und Gschwätz? Das bedeutet dann doch einfach nur Klatsch und Tratsch im schwäbischen Sprachgebrauch. Zusammen ergibt es das Puppngschwätz, den FCA Podcast von original Augsburger Mädels – zum Reinhören für alle, die es mit dem geilsten Club der Welt halten oder einfach nur Lust auf einen Plausch unter Sportskameradinnen haben.

Puuuuh… Unsere Nerven haben es momentan nicht gerade leicht. Zuerst dieses Desaster in der zweiten Halbzeit gegen den SC Freiburg, die wir natürlich auch noch einmal thematisieren, und dann steht auch noch unser Angstgegner Bayer 04 Leverkusen vor der Tür. In unserem Vorbericht werfen wir einen genauen Blick auf unseren Gegner, von dem wir heute auch mit Vanessa eine Anhängerin herzlich begrüßen dürfen, die uns ihre Einschätzung zur morgigen Partie verrät. Auch unsere Tipps, auch bezüglich einer potentiellen Aufstellung dürfen wie immer nicht fehlen.

Doch auch über andere Themen gibt es viel zu berichten. Was sind denn das eigentlich für Auflagen, von denen unsere Ultras am vergangenem Wochenende berichtet haben? Gibt es irgendwelche heißen Gerüchte? Wie sieht es bei unserer U23 aus? Fragen über Fragen und wir haben für euch die Antworten.

Auch den Namen unseres NLZ haben wir im Gepäck. Immerhin wird dieses nächste Woche mit einem U15-Turnier eingeweiht, bei dem viele namenhafte Vereine in Augsburg zu Gast sind.

Wir haben euch neugierig gemacht? Dann hörte gerne rein. Ihr findet uns bei:

Puppngschwätz Vol. 41: #Startgschwätz

Wir zwo Mädels, das sind Birgit und Irina, haben uns über die Rosenau Gazette kennengelernt und pflegen seit jeher eine rege Diskussionkultur in und um Spieltagen zum sportlichen Geschehen des FCA. Irgendwann, so kurz vor Weihnachten des zurückliegenden Jahres 2021, kam dann die Idee auf, warum nicht dieses #Gschwätz vertonen? Die Puppn, das sind wir und der Begriff steht zudem für unsere altehrwürdige Augsburger Puppenkiste. Und Gschwätz? Das bedeutet dann doch einfach nur Klatsch und Tratsch im schwäbischen Sprachgebrauch. Zusammen ergibt es das Puppngschwätz, den FCA Podcast von original Augsburger Mädels – zum Reinhören für alle, die es mit dem geilsten Club der Welt halten oder einfach nur Lust auf einen Plausch unter Sportskameradinnen haben.

⚽️ Servus zusammen – die Puppn sind back und mit uns auch der FCA. Und wie lange haben wir darauf gewartet, die vier magischen Worte aussprechen zu dürfen?! Die Bundesliga geht eeeeendlich wieder los! 🤙 Was für ein herrliches Gefühl, dass die lange Zeit des Wartens endlich vorbei ist. Wir sind richtig heiß auf eine neue Bundesligasaison und der Start hat es für den FCA gleich richtig in sich.

Ein paar Highlights aus der Vorbereitung haben wir noch mit im Gepäck – unter anderem die DFB-Pokal Partie gegen BW Lohne letzten Sonntag und den Tag der Vielfalt gegen Stade Rennes zuvor. Doch das bringen wir ebenso wie ein paar kleine News aus der Gerüchteküche schnell hinter uns, bevor wir in den Vorbericht zur morgigen Partie gegen den SC Freiburg eintauchen.

Nicht nur wir haben unseren Gegner genau unter die Lupe genommen, sondern auch unser heutiger Gast Julian vom Freiburger Podcast namens „Spodcast“. Auch über die U23 und die Damen gibt es viel neues zu berichten. Seid ihr neugierig geworden? Dann sperrt die Lauscher auf und hört sehr gerne rein. Ihr findet die neue Folge auf folgenden Plattformen:

Was für ein Tag!

Während ich diese einleitenden Zeilen schreibe, stehe ich noch völlig unter dem Bann des gerade beendeten EM-Finales der Frauen. Was für ein Fight, was für eine Trauer und was für ein Stolz, der nun bleibt. Was die deutschen Frauen hier das ganze Turnier geleistet haben, großartig, Chapeau, Hut ab – das war ganz groß!

Generell war an diesem unscheinbaren Sonntag Ende Juli – es war nicht mal richtig schönes Wetter allerorts – alles angerichtet für ein richtiges Fußballfest! Um 15:30 Uhr zum Vorspiel BW Lohne gegen FCA in der ersten Runde des DFB-Pokals und direkt im Anschluss gab’s den Klassiker: England – Deutschland im ausverkauften Wembley-Stadion zum EM-Endspiel. Famos! Zudem: Sideris Tasiadis als waschechter Augsburger mit der Goldmedaille bei der Heim-Kanu-WM 2022. Was für ein wilder Tag!

Doch lasst uns nun einmal betrachten – da wir uns nun mal FCA-Fanblog schimpfen – was der FC Augsburg an diesem rasanten Sonntag so geleistet hat. Eine Zusammenfassung der Ereignisse:

Glückwunsch, Sidi!  (Photo by CHRISTOF STACHE/AFP via Getty Images)

Vor dem Spiel

Kurz vor dem Spiel wurde bekannt, dass Mads Pedersen wegen Knieproblemen kurzfristig passen musste. Weiterhin standen alle drei Neuzugänge – Demirovic, Bauer und Rexhbecaj – in der Startelf. Enno Maaßen hatte sich vor dem Spiel bereits in die Karten schauen lassen und das Geheimnis gelüftet, dass „Giki“ im Tor stehen wird. Als zweiter Torhüter nahm Daniel Klein auf der Bank Platz, dies drückt dann wohl auch aus, dass der 21jährige nun in der Rangordnung der neue zweite Keeper ist. Bis auf Pedersen, Strobl, Günther, Vargas, Oxford und Petkov standen Maaßen alle Spieler zur Verfügung. Enno Maaßen setzte gegen den Pokalneuling wieder auf sein favorisiertes 3-4-1-2, mit den zwei Spitzen Hahn und Demirovic sowie gleich dahinter Mittelfeldmotor Maier.

  • Startelf: Gikiewicz (TW), Gouweleeuw, Gruezo, Demirović, Maier, Rexhbecaj, Uduokhai, Caligiuri, Iago, Bauer, Hahn
  • Bank: Klein (TW), Gumny, Niederlechner, Pepi, Jensen, Winther, Framberger, Malone, Zehnter
  • Quelle: FCA

Der Kicker hatte zuletzt in der Kategorie „Wir wollten’s wissen“ an die Leserinnen und Leser die Frage gestellt: Welche Bundesligisten scheiden in der ersten Pokalrunde aus? Mit nur 5,2 Prozent wurde der FCA am viertwenigsten genannt. Nur Union (4,5%), RB Leipzig (3,5%) und Gladbach (2,5%) wurden noch weniger genannt. Schiedsrichter der Partie war übrigens der gebürtige Bremer Sven Waschitzki-Günther (35).

Lohne-Coach Rießelmann (39) über seinen Matchplan: „Wir wollen sehr mannorientiert spielen und sie im direkten Duell jagen. Dazu müssen wir natürlich auch selbst unsere Nadelstiche setzen. Aber wichtig ist, dass wir unsere Etappenziele erreichen. Erst mal geht es darum, in den ersten 20 Minuten die Null zu halten. Dann kann es für Augsburg schon ekliger werden. Danach arbeiten wir uns zum nächsten Ziel vor.“ Er schätze, bei 100 Partien gegen den FCA gewinne 99x der Bundesligist – es benötige daher den idealen Tag, um diese zu schlagen.

BW Lohne bei der DFB Pokal Auslosung – eine große Sache für den niedersächsischen Regionalligisten! (Photo by Christof Koepsel/Getty Images for DFB)

Erste Halbzeit

Es dürfte dem FCA eine Warnung gewesen sein, dass sich im Vorfeld der Partie bereits Leverkusen, Fürth und Köln aus der laufenden Pokalrunde verabschieden mussten. Umso ernster musste man den Regionalliga-Aufsteiger aus Niedersachsen – BW Lohne – nehmen. Lohnes Trainer Rießelmann: „Wir glauben an unsere Minimalchance.“ Und so spielten sie auch – zumindest bis zur 60. Minute. Lohne begannen mit einem 3-4-3, mit drei früh anlaufenden Offensivspielern an der Spitze. Der FCA sollte übrigens nicht versuchen, sich ins Elfmeterschießen zu retten, denn auf Seiten von Lohne steht mit Bollmann ein richtiger Elfmeterheld im Tor. Im Pokalfinale gegen den Heeslinger SC hielt er ganze drei Elfmeter. An diesem Sonntagnachmittag spielte er mit verletztem Finger.

Im Heinz-Dettmer-Stadion zu Lohne herrschte auch bei Nieselregen eine gute Atmosphäre: Sowohl die 420 mitgereisten FCA-Fans (bei 500 bereitgestellten Karten) sorgten für ordentlich Stimmung, als auch die zahlreich erschienen Heimfans. Insgesamt sahen die Partie 4.150 ZuschauerInnen vor Ort. Zu Beginn der Partie noch eine Trauerminute für den kürzlich verstorbenen Uwe Seeler und dann rollte der Ball auch schon. Die ersten kleinen Torannäherungen waren BW Lohne zuzuschreiben, die mutig nach vorne spielten.

Hier bemerkenswert auch die Unsicherheit von Augsburg Keeper Gikiewicz. Zweimal in der ersten Halbzeit eilte dieser aus dem Kasten, zweimal kam er nicht an den Ball. Er war tatsächlich eher ein Risikofaktor in der Defensive. In der 17. Minute dann die erste dicke Chance der Augsburger, doch Hahn köpfte den Ball knapp übers Gebälk. Auch in der 31. Spielminute war Hahn im Fokus, diesmal setzte er eine Verlängerung von Caligiuri an den Pfosten. Und dann war auch schon Halbzeit. Kurzes Zwischenfazit: Spielerisch war das echt noch äußerst mau gegen den gut aufgelegten Viertligisten. Für Lohne hatte sich das Spiel jetzt quasi schon rentiert… ohne Gegentor ging es also in die Halbzeitpause. Die Stimmung weiterhin gut in Lohne! Durchschnaufen, weitermachen.

Zweite Halbzeit

Auf beiden Seiten keine Wechsel und direkt ging es munter los – trotz einsetzendem Regen. Der aufgerückte Felix Uduokhai mit der Chance, jedoch konnte Keeper Bollmann entschärfen. Der zunehmende Augsburger Druck sollte sich bald auszahlen: In der 51. Minute wurde dem FCA ein Freistoß zugesprochen, Caligiuri und Maier waren die potenziellen Schützen. Man sah schon, der Arne machts. Und anstatt die Flanke zu wählen, brachte Maier den Ball aus rund 25 Metern auf den rechten Pfosten – und traf. Was für ein krummes Ding! Was für eine Schlitzohrigkeit vom Mittelfeldspieler. Schön hatte er die schlecht positionierte Mauer ausgeguckt und den ebenso ungünstig positionierten Lohne-Keeper Bollmann- zack, Tor. 1:0 – und der FCA war dran. Rexhbecaj hätte in der 53. Minute direkt erhöhen können, doch sein Kopfball ging knapp am linken Pfosten vorbei.

Das war dann auch seine letzte Aktion, denn Enno Maaßen wechselte zweimal. Jensen kam für Demirovic, Niederlechner für Rexhbecaj. Die Folge: Maier zog sich etwas zurück, Jensen übernahm für ihn im offensiven Mittelfeld. Niederlechner agierte dann als zweite Spitze neben Hahn. Nach den beiden Wechselunterbrechungen kam Lohne erstmals in Halbzeit zwei zu Chancen. Der eingewechselte Neziri brachte einen Ball in den Strafraum der Augsburger, Freund und Feind segelten jedoch vorbei. Im Anschluss probierte es ebenjener Neziri noch mit einem Distanzschuss, der aber leichte Beute für Augsburg-Goalie Gikiewicz war.

In der 69. Spielminute dann das 2:0: Kapitän Gouweleeuw mit der Spieleröffnung, der lange Ball wurde von Niederlechner per Hacke verlängert und Jensen verlud Keeper Bollmann – ganz easy sah das aus und schob ein. Es passierte sodann nicht mehr viel, in Minute 76 machte „Hahno“ Platz für Pepi, ein ebenfalls positionsgetreuer Wechsel. In der 81. Minute erzielte Niederlechner das 3:0 für den FCA und Pepi war maßgeblich beteiligt, in dem er den Ball nach vorne trug, Jensen in Szene setzte, der wiederum blitzschnell auf Niederlechner ablegte. Keine große Mühe für die Nummer 7 der Augsburger. Er musste nur noch ins Tor schieben.

Lohne hatte nun reichlich Mühe, versuchte nach vorne zu kommen, doch blieb meist im Mittelfeld an einem FCA-Spieler hängen. Malone und Zehnter bekamen noch drei Minuten Spielzeit von Coach Maaßen zugestanden. Erstgenannter stand mit seinem ersten Ballkontakt direkt im Mittelpunkt: In Minute 89 unterlief Verteidiger Düker ein Fauxpas, er köpfte direkt auf Malone und dieser ließ sich nicht zweimal bitten. Eiskalt schob er mit seinem rechten Fuß ein. Der Schiedsrichter pfiff sehr pünktlich ohne große Nachspielzeit ab. Der Stadionsprecher der Lohner spendete Applaus für die zweiten Sieger des heutigen Abends: „Männer, geile Leistung!“ Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.

Erkenntnisse

Am Ende konnte man sagen: Pflichtaufgabe erledigt. Jedoch ohne großen Glanz oder Glamour. In der ersten Halbzeit gewann Lohne mehr Zweikämpfe, Augsburg fiel vorne nicht viel ein gegen einen motivierten Viertligisten. Wenn vorne dennoch mal was ging, mangelte es an Präzision. „Ich denke, dass unsere Taktik aufgegangen ist. Wir haben einem Bundesligisten das Leben sehr schwer gemacht“, so Heimtrainer Rießelmann. Bis zur 51. Minute hielt der Regionalligist das 0:0, setzte selbst einige wenige Nadelstiche. Nach dem Gegentor wurden die Beine des Gegners jedoch immer schwerer, dies machte es den Augsburgern dann auch einfacher im weiteren Spielverlauf.

Was auffiel: Die Wechsel saßen. Jensen kam rein und – traf. Niederlechner und Malone ebenfalls. Jensen, Niederlechner und Pepi als Einwechselspieler glänzten zudem als Vorbereiter. Gerade Jensen gefiel in offensiver Rolle und ist s0 definitiv eine Option für die Startelf am ersten Spieltag gegen Freiburg. Ein Blick auf die Statistiken: 19 Torschüsse, 507 gespielte Pässe, 79% Ballbesitz und eine Zweikampfquote von 62 Prozent. Mit 80 gespielten Pässen und 89 Ballkontakten war Carlos Gruezo heimliche Passmaschine des FCA bei einer Passgenauigkeit von rund 86 Prozent. Ganz stark hier auch Neuzugang Maxi Bauer mit 87 Prozent an angekommenen Pässen und 78 gespielten Bällen. Felix Uduokhai überzeugte hingegen mit einer starken Zweikampfquote von 82 Prozent.

Die erste Halbzeit entwickelte der FCA nur über Standards Gefahr, ein altbekanntes Thema, dies hat sich auch in der Vorbereitung des Öfteren gezeigt. Als der FCA jedoch – und er war völlig dazu in der Lage – einen Gang höher schaltete, kam der Erfolg fast von selbst. Zumindest ging es den Augsburgern dann deutlich leichter von der Hand. Ein großer Faktor hier Taktgeber Maier, aber auch in seinem Schatten Abräumer Gruezo. Die Hereinnahme von Freddy Jensen war wie eine Prophezeiung, die sich bewahrheitet hat. Der Junge hat unglaublich viel Talent und zeigte sehr viel davon am Sonntagnachmittag in Lohne. Hoffen wir dringend, dass Freddy fit bleibt! Die Abwehr stand stabil, sehr überzeugend hier auch Youngster Bauer, der erstmal die Nase vorne hat im Duell um den dritten Platz in der Dreierkette (vor Winther).

Leitete mit seinem cleveren Freistoß zum 1:0 den Erstrundensieg ein: Arne Maier. (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

Fazit

Das große Manko, dass die Stürmer nicht treffen, hatten wir zuletzt moniert. Dies war hoffentlich der Knotenlöser, meinetwegen soll sich dies gegen Freiburg einfach so fortsetzen. Die Optionen auf der Bank zündeten, das macht Mut und tut gut. Jensen als die eine Waffe, Malone als die zweite. Ein Ballkontakt und der Ball ist drin – Abstaubergen vorhanden, würde ich sagen. Enno Maaßen lobte nach der Partie: „Maurice stand nach seiner Einwechslung genau richtig. Es freut mich, dass er mit seinem Tor eine gute Vorbereitung abrundet.“ Pepi glänzte als Vorlagengeber. Ausschließlich Demirovic blieb blass und den Erwartungen ein wenig hinterher. Rexhbecaj wird noch Zeit zur Eingewöhnung brauchen, da kam das Spiel gegen Lohne gerade recht, um langsam reinzukommen, um beim FCA anzukommen.

Generell kann man zusammenfassend wohl sagen: Ein gutes Pferd springt nicht höher als es muss. Dass der FCA ein gutes Pferd ist, muss er aber noch nachhaltig beweisen. Beim Viertligisten ist dem FCA dies wegen einer Leistungssteigerung in Halbzwei zwei geglückt. Blau-Weiß Lohne hat zwar nicht das Unmögliche möglich gemacht, aber sehr viel Sympathien gewonnen. Drücken wir nun unseren guten Gastgebern aus dem Norden die Daumen für ihre erste Regionalliga-Saison! Ich lasse die finalen Worte nun Lohne-Trainer Rießelmann:

„Ich bin aber unheimlich stolz, nicht nur, was die Mannschaft im Spiel geleistet hat, sondern auch, was wir als Verein hier auf die Beine gestellt haben. Das macht Lust auf mehr.“

Lohne Trainer Gießelmann via FCA Website

RoGaz Kaderanalyse 2022: Offensives Mittelfeld und Sturm

So langsam steigt die Spannung und die Vorfreude auf das erste Pflichtspiel der Saison. Am morgigen Sonntag geht es im niedersächsischen Lohne gegen Blau-Weiß Lohne – einem Vertreter der Regionalliga Nord. Doch bevor wir uns endgültig auf die Partie der ersten Runde des DFB Pokals einstimmen, soll noch die Kaderanalyse des Sommers 2022 abgeschlossen werden. Was noch fehlt? Eigentlich die Paradeposition eines jeden Bundesligisten. Denn wer sorgt für Spektakel und schießt die Tore? Genau, der Sturm. Wer kreiert gefährliche Momente und spielt Chancen heraus? Das offensive Mittelfeld. Warum eigentlich? Weil beim FCA hier (schon seit geraumer Zeit, möchte man fast sagen) der Schuh drückt. Mit diesen Worten steigen wir nun ein in die Detailbetrachtung:

Offensives Mittelfeld

Stammspieler

Das offensive Mittelfeld ist quasi seit Abgang von Ja-cheol Koo im Jahr 2019 verwaist. Seither wurde noch keine Idealbesetzung gefunden. Dieses geforderte Profil kann am ehesten Fredrik Jensen erfüllen. Seit Sommer 2018 spielt der Finne schon beim FCA, sein Vertrag läuft noch bis Sommer 2023. Der Offensivspieler wäre längst unumstrittener Stammspieler, wenn ihm nicht immer eine Blessur oder gar hartnäckigere Verletzung dazwischen käme. Daher verwundert es nicht allzu sehr, dass der 24jährige in seinen vier Jahren in Augsburg bis dato nur 41 Bundesligaspiele absolvieren konnte (1 Tor, 4 Assists). Für den holländischen Club Twente Enschede kam Jensen in 42 Spielen auf der „Zehn“ zum Einsatz. Er erzielte hierbei neun Tore und gab fünf Vorlagen. Drücken wir Freddy die Daumen, dass seine Knochen heile bleiben und er in der kommenden Saison eine tragende Rolle in Augsburg spielen kann.

Eine potenzielle Stammkraft könnte hier auch Arne Maier sein, obwohl dieser nun wohl kurzfristig – nach der Verletzung von Dorsch – erst einmal auf der „Sechs“ gefordert sein wird. Der 23jährige zentrale Mittelfeldspieler hat definitiv Offensivpotenzial, dies bewies er zuletzt im Testspiel gegen Stade Rennes. Dort konnte er den ein oder anderen tollen Steckpass spielen und seine Mitspieler in Szene setzen, so auch die Vorlage für Demirovic zum 1:1 aus Augsburger Sicht. In seiner noch kurzen Bundesligakarriere kam er zwar bisher nur dreimal im offensiven Mittelfeld zum Einsatz, seine Performance zuletzt auf der Position macht jedoch Lust auf mehr.

Ergänzungsspieler

Auf der zehner Position könnte ebenfalls Maurice Malone spielen. Das Augsburger Eigengewächs ist polyvalent veranlagt und kann daher ohne große Qualitätseinbußen sowohl im Zentrum als auch auf den Flügeln eingesetzt werden. Seine Qualitäten sind hier sicherlich der Antritt und die Schnelligkeit ebenso wie Torgefährlichkeit. Diese konnte er in der Saison 20/21 schon beim Drittligisten Wehen-Wiesbaden unter Beweis stellen (35 Einsätze, 12 Tore, 9 Vorlagen).

Ebenso flink und agil wie Maurice Malone ist Ruben Vargas – eigentlich gelernter Außenbahnspieler – unterwegs. Der derzeit verletzte Schweizer ist aber auch schon auf der offensiven Mittelfeld-Position getestet worden. Zum Beispiel beim 1:1 gegen Arminia Bielefeld in der Vorsaison – und wusste zu gefallen. Wenn der quirlige Linksaußen wieder fit zur Verfügung steht, wird er zu aller Erst natürlich auf den Flügeln benötigt – aber er scheint auch eine denkbare Alternative auf der „Zehn“ zu sein.

Augsburger Abteilung Attacke: Vargas, Maier, Niederlechner und Bazee jubeln gegen den BVB! Wünschen wir uns auch für die Saison 22/23… (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

Perspektivsspieler

Zwei Talente aus den U-Mannschaften sind hier noch als Perspektivspieler geführt, da sie in der kommenden Saison vermutlich eher keine tragende Rolle innehaben werden. Doch man sage niemals nie: Wenn sich weiterhin so viele Ausfälle ergeben, kann ein kurzfristiges Bundesligadebüt doch ganz schnell in greifbare Nähe rücken. Zum Beispiel Franjo Ivanovic könnte dies gelingen: Der 18jährige Kroate ist sowohl auf dem linken Flügel als auch im offensiven Mittelfeld beheimatet. Dies bewies er zuletzt in der U19 des FCA, zum Sommer 2022 ist er in die Augsburger U23 aufgerückt. In der vergangenen Saison spielte er zweimal auf der „Zehn“. Auch für die kroatische U19-Juniorennationalmannschaft durfte er auf dieser Position schon mehrfach starten.

Teamkollege Dion Berisha ist diese Position ebenfalls zuzutrauen. Der 19jährige spielt derzeit in der U23 des FCA und wird hauptsächlich auf beiden Flügeln eingesetzt. In der vergangenen Saison absolvierte er 14 Spiele für die höchsterfolgreiche U19, er steuerte acht eigene Treffer bei und legte weitere drei Tore auf. In der Saison 20/21 spielte er hauptsächlich im zentralen und offensiven Mittelfeld, in sechs Partien gelangen ihm sechs Scorerpunkte (fünf Treffer, eine Vorlage). Dion Berisha wird in der laufenden Regionalliga Bayern Saison sicherlich ein Leistungsträger der Augsburger U23 sein und wer weiß, vielleicht bekommt man ihn auch das ein oder andere mal bei den Profis zu sehen.

Mit Mert Kömür könnte ein richtiger Senkrechtstarter entdeckt worden sein. Der vor kurzem 17 Jahre alt gewordene U19-Spieler durfte zuletzt ins Trainingslager der Profis nachreisen. Der beidfüßige Offensivspieler ist hauptsächlich auf der Zehn zuhause. In der vergangenen Saison spielte Kömür, der auch deutscher U-Nationalspieler ist, 16 Partien für die U17 des FCA. Hierbei gelangen ihm fünf Tore und vier Vorlagen. Ein ziemlich interessanter Spieler und einer für die Zukunft. Kann man nur hoffen, dass man ihn nicht – wie einige andere hochveranlagte Nachwuchstalente – zu Konkurrenten ziehen lassen muss.

Mert Kömür (#10) im Dienste der deutschen U17-Nationalmannschaft (Photo by Martin Rose/Getty Images for DFB)

Sturm

Stammspieler

André Hahn ist eine echte Maschine – wird Jahr für Jahr älter und bleibt doch konstant (gut) in seinen Leistungen. Der einmalige Nationalspieler Deutschlands wird im August 32 Jahre alt und ist dennoch ein wichtiger Leistungsträger in Augsburg. Im Mannschaftsrat ist er auch diese Saison wieder präsent, ebenso wie auf dem Rasen. Dort beackert er wahlweise den rechten Flügel oder besetzt das Sturmzentrum. Letzte Saison stürmte Hahn 13 Mal für den FCA, hierbei erzielte er drei Tore und gab zwei Assists. Bei Hahno magelt es nie an Einsatzwille, Kampfgeist und Gier, ausschließlich die Geschwindigkeit nimmt langsam ab.

Florian Niederlechner ist wohl der typische Mittelstürmer im Augsburger Kader, der entweder zentral oder als hängende Spitze agieren kann. In 142 Bundesligapartien traf der 31jährige 33 mal und gab 19 Torvorlagen. In der vergangenen Saison wurde die Offensivkraft in 21 Partien als Stürmer eingesetzt und einmal als hängende Spitze. Dem gebürtigen Ebersberger gelangen hier zehn Scorerpunkte (5 Tore, 5 Assists). Nach den MLS-Gerüchten um Niederlechner war dem Stürmer anzumerken, dass er nicht mehr so befreit aufspielen konnte. Auch an seine glorreichste Augsburger (Anfangs-)Zeit konnte er auch nicht mehr anknüpfen.

Ermedin Demirovic war zuletzt Gegenstand des Tauschdeals zwischen Augsburg und dem SC Freiburg. Während der beste Augsburger Torschütze der Vorsaison, Michael „Gregerl“ Gregoritsch nach Freiburg weiterzog, reiste „Demi“ direkt nach Scheffau zu seinen neuen FCA-Teamkollegen. Der 24jährige ist hauptsächlich im Sturm zuhause, kann aber auch auf Rechtsaußen spielen. Während seine letzte Saison in Freiburg nicht so glücklich verlief (31 Partien, 2 Tore, 3 Vorlagen) konnte er in seiner Debütsaison aufmerksam auf sich machen. In 30 Spielen gelangen ihm fünf eigene Treffer und zehn weitere legte er Teamkameraden auf. In den Testspielen in der Saisonvorbereitung war zu merken, der Nationalspieler Bosniens muss sich noch in der Fuggerstadt akklimatisieren. Gegen Stade Rennes gelang ihm aber ein Treffer in Abstaubermanier, dort hat er sein Stürmer-Gen definitiv aufblitzen lassen.

Ergänzungsspieler

Kommen wir nun zur Kategorie Ergänzungsspieler: In dieser tummeln sich einige Spieler, die eher auf anderen Positionen beheimatet sind und dort schon näher vorgestellt wurden. Unter anderem Maurice Malone, der bei Wehen-Wiesbaden in der Saison 20/21 im Sturm mehrfach aufgestellt wurde. Als Mittelstürmer spielt er hierbei sechsmal (drei Assists: ein Tor, zwei Vorlagen) und als hängende Spitze insgesamt viermal (vier Tore, eine Vorlage). Auch bei Zweitligist Heidenheim spielte er dreimal im Sturm, ein Tor gelang ihm jedoch nicht.

Freddy Jensen ist im Zentrum zuhause und deshalb ist er auch für die Stürmerposition so interessant. Für die finnische Auswahl spielt er häufiger im Sturmzentrum, beispielsweise gelangen ihm in der Nations League im Jahr 2020 in drei Spielen als Mitteltürmer drei Tore und dies, obwohl er gegen Irland und Bulgarien nur 25 respektive 27 Minuten eingesetzt wurde. Neben Jensen scheint auch Noah-Sarenren Bazee eine interessante Sturmoption zu sein, wenn auch nicht die naheliegendste. Der derzeit verletzte Offensivallrounder kann auf beiden Flügeln und in der Spitze eingesetzt werden. Hier primär als hängende Spitze: In seiner Karriere spielte er zweimal als Mittelstürmer und 13 mal als hängende Spitze. Es gelangen ihm in 15 Partien neun Scorerpunkte (sechs Tore, drei Vorlagen). Bei Bazee sind sicher die interessantesten Aspekte seine enorme Schnelligkeit und der rasante Antritt.

Zwei mit Ambitionen und Startelfansprüchen: Hahn und Jensen!  (Photo by JOHN MACDOUGALL/AFP via Getty Images)

Zuletzt muss hier natürlich noch Rekordtransfer und US-Boy Ricardo Pepi genannt werden. Der Stürmer weilt seit Januar 2022 beim FCA, konnte sich bisher jedoch auf dem Platz kaum nennenswert in Szene setzen. Der 19jährige ist hauptsächlich im Sturm zuhause, kann aber auch auf den Außenbahnen eingesetzt werden. Als Mittelstürmer gelangen ihm in 52 Partien 23 Treffer und vier Torvorlagen. In der Bundesliga spielte er in der vergangenen Saison elfmal, er stand hierbei 475 Spielminuten auf dem Platz. Ich glaube, ich lehne mich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich sage, dass Pepi die Zukunft gehört. Erste gute Ansätze waren und sind zu sehen, man muss auch bedenken, dass der Youngster mit einem gewaltigen 13-Mio.-Euro-Rucksack auf dem Rücken herumläuft. Das geht nicht spurlos an einem vorbei.

PERSPEKTIVspieler

Alem Japaur ist hier sicher ein kleiner Geheimtipp. Er war Teamkollege von Simic und Pejcinovic, deren Namen (medial) in aller Munde waren, nicht zuletzt aufgrund deren Transfers zu Ligakonkurrenten des FCA. Einer der in Augsburg verblieb war besagter Alem Japaur: Der 18jährige muss sich bei seiner Torausbeute aber gar nicht verstecken, denn ihm gelangen in der vergangenen U19-Bundesligasaison in 18 Spielen neun Treffer und drei Vorlagen. Der ehemalige U17-Nationalspieler Bosniens ist hierbei überwiegend im Sturmzentrum zuhause. Ein definitiv und überaus interessanter Akteur, der in der kommenden Saison für die U19 auflaufen wird.

Fazit

Beim FCA herrscht derzeit in der Zentrale eigentlich auf den ersten Blick kein Personalmangel. Wenn dann ist es ein Mangel qualitativer Natur, denn quantitativ stehen – wie die vorhergehende Auflistung beweist – genügend Spieler zur Verfügung auf den betrachteten Positionen. (Wobei Bazee und Vargas aber noch verletzt fehlen bzw. noch Trainingsrückstand haben!) Was sich jedoch zeigt ist eine Stürmerflaute: Gegen Stade Rennes fiel nach drei Wochen und einigen Testspielen Abstand das erste Stürmertor durch Demirovic. In den Testspielen richteten es überwiegend die treffsicheren Verteidiger.

Im offensiven Mittelfeld hat Arne Maier seine Ambitionen untermauern können. Enno Maaßen war nach dem Spiel gegen Rennes auch voll des Lobes. Jedoch – und das wird die kurzfristige Lösung sein – muss Arne Maier wohl den Ausfall von Niklas Dorsch kompensieren, ohne dies 1:1 zu können. Zu unterschiedlich sind die beiden Akteure in ihren Veranlagungen. Maier wird dies naturgemäß etwas offensiver interpretieren als der verletzte Dorsch. Gruezo wird dem Jungspund zur Seite stehen, Freddy Jensen stünde als erste Option eine Position weiter vorne zur Verfügung, sofern verletzungsfrei. Interessant für mich die beiden Personalien Ivanovic und Kömür!

Im Sturm gibt es eine engere Auswahl und einige Perspektivspieler. Enno Maaßen kann sich derzeit – sofern nicht weitere Zu- oder Abgänge erfolgen – zwischen erfahrenen (Hahn, Niederlechner) oder jungen-wilden Spielern (Pepi, Demirovic) entscheiden. Perspektivspieler hier für mich Malone und Japaur. Wobei man sogar Pepi als Perspektivspieler bezeichnen könnte, denn er wird Zeit brauchen. Das werden auch Augsburger Funktionäre nicht müde zu betonen. Was auch betont wird – nicht zuletzt im Rahmen der Pressekonferenz vor dem DFB Pokal Erstrundenmatch gegen Lohne – ist die Suche nach Zugängen in der Offensive. Hier hofft der FCA wohl auf die zunehmende Dynamik des Transfermarkts.

Für mich hat die Kombination Hahn und Demirovic gegen Rennes ganz ordentlich ausgesehen. Florian Niederlechner als Joker – es gibt schlechteres. Insgesamt wird es weiterhin Zeit brauchen, das Maaßsche System zu verinnerlichen und ein gepflegtes Offensivspiel aufzuziehen. Daher müssen sich insbesondere die Spieler, die zuletzt andere Spielweisen gewöhnt waren wie Hahn und Co., definitiv umgewöhnen. Es wird spannend sein, zu sehen, wem die Umstellung gelingt und bei wem als erstes der Torknoten platzt. Und es wird interessant sein zu beobachten, ob der FCA die Einschätzung hier teilt und ob ggf. noch externe Neuzugänge mit qualitativer Eignung folgen. Ich würde sagen: ja!

RoGaz Kaderanalyse 2022: Innenverteidigung

Die Tage bis zum ersten Pflichtspiel des FC Augsburg werden weniger. Wir wollen die verbleibende Zeit nutzen, um den Kader der Schwaben genauer unter die Lupe zu nehmen. Nach unserer ersten Kaderanalyse Tor geht es heute weiter mit der Innenverteidigung.

Bevor wir auf die jeweiligen Spieler eingehen, soll es kurz um die taktische Ausrichtung des neuen Trainers gehen. Enrico Maaßen favorisiert eine Dreier- respektive Fünferkette. Drei Innenverteidiger sollen in der Zentrale für defensive Kompaktheit sorgen. Zudem soll von diesem Mannschaftsteil der Spielaufbau mitinitiiert werden. Maaßen will beim FCA auch das Spiel mit Ball verbessern. Unterstützt werden die Innenverteidiger von den Schienenspielern auf rechts und links außen, im modernen Fußballsprech auch Wingbacks genannt. Diesen Mannschaftsteil schauen wir uns im nächsten Teil an. Nun zu den nominellen Innenverteidigern im Kader.

Stammspieler

Jeffrey Gouweleeuw

Der Niederländer spielt seit 2016 beim FC Augsburg. Im Kicker-Interview zeigte sich der 31-Jährige zuletzt „sehr zufrieden“ mit seiner Situation bei Rot-Grün-Weiß. Er „hätte es nicht anders gewollt“ als so lange beim FCA unter Vertrag zu stehen. Karriereende in Augsburg? „Gut möglich.“ Gouweleeuw ist absoluter Führungsspieler beim FCA. Dass er die Mannschaft auch in der neuen Saison als Kapitän aufs Feld führt, gilt als sicher.

Gouweleeuw scheint gesetzt, muss sich allerdings fußballerisch etwas weiterentwickeln. 77 Prozent Passquote sind für einen Innenverteidiger okay, gleichzeitig aber auch ausbaufähig. Unter Maaßen soll es weniger Flugbälle geben. Kurzpassspiel statt Lang und Weit. Hier ist Gouweleeuw gefordert. Aus seiner Zeit in Alkmaar, wo er phasenweise Sechser spielte, sollte er es gewohnt sein.

Reece Oxford

Der 23-Jährige war vergangene Saison der auffälligste Verteidiger des FC Augsburg und der Stabilisator im damals noch mit Viererkette agierendem Abwehrbund. Kein Augsburger gewann mehr Zweikämpfe. Am Boden und in der Luft. Der Leuchtturm entschied ligaweit die elftmeisten Kopfballduelle für sich: insgesamt 121. Außerdem kam er auf die größte Laufdistanz (311 Kilometer) und die beste Passquote (87 Prozent) aller FCA-Profis und wurde sowohl zum wichtigsten als auch meistverbesserten Spieler durch die RoGaz-Leser gewählt.

Krönung seiner Weiterentwicklung sind die ersten Tore im FCA-Dress. Gegen Bielefeld (1:1) und Stuttgart (4:1) köpfte Oxford ebenso ein wie im Pokal in Bochum (7:6 n.E.). Im Trainingslager trainierte Oxford nur individuell. Den Saisonstart verpasst der Engländer damit wohl.

Vergangene Saison auch als Torschütze geglänzt: Reece Oxford (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

Felix Uduokhai

Der dritte Stammspieler im Bunde blickt auf eine enttäuschende Saison zurück. Nach einer starken ersten Spielzeit im Dress des FCA spielte sich Uduokhai in den Fokus der deutschen Nationalmannschaft. Der 24-Jährige war bei Olympia dabei und wurde für die A-Nationalelf berufen (ohne Einsatz). Dann warfen den Deutsch-Nigerianer mehrere kleinere Verletzungen zurück. Mit 13 Bundesligaeinsätzen, sechs davon als Joker, kann Uduokhai nicht zufrieden sein. In der kommenden Spielzeit sollen es deutlich mehr sein. Vorausgesetz, der Körper spielt mit: „Ich fühle mich sehr gut, vom Fitnesszustand bin ich schon auf einem guten Niveau“, sagte Uduokhai jüngst der Augsburger Allgemeinen. Ist Uduokhai fit, ist er gesetzt. Zusammen mit Gouweleeuw und Oxford wird er die Dreierzentrale bilden.

Ergänzungsspieler

Maximilian Bauer

Schon im Winter machte der FC Augsburg den Transfer perfekt. Bauer kommt vom Bundesligaabsteiger Greuther Fürth. Für die Franken absolvierte der Niederbayer 26 Spiele. In der Hinrunde war Bauer noch unumstritten, dann beorderte in Kleeblatt-Coach Stefan Leitl des Öfteren auf die Bank. Vielleicht nicht schlecht, da solche Rückschläge auf dem Weg zum gestandenen Bundesligaprofi dazugehören. Ein solcher ist der 22-Jährige bisher nicht. Immerhin: Bauer kam zuletzt regelmäßig bei der deutschen U21-Nationalmannschaft zum Zug. Dem Rechtsfuß wird ein großes Potential nachgesagt.

Seine Fähigkeiten unter Beweis stellen durfte Bauer bereits in einigen Testspielen. Weil Positionskonkurrent Oxford noch verletzt ist, wird Bauer wohl zu Saisonstart in der ersten Elf beginnen. In der muss sich der Neuzugang erst einmal behaupten.

Seit September 2021 fünf Einsätze für die DFB-Junioren: Maximilian Bauer. (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Frederik Winther

Druck auf Bauer macht auch Frederik Winther. Der Däne war in der vergangenen Saison Innenverteidiger Nummer vier und kam auf vier Einsätze in der Bundesliga. Und das durchaus solide. In der ersten Pokalrunde gegen Greifswald trug er sich sogar in die Torschützenliste ein. Der dänische Juniorennationalspieler könnte von der Umstellung auf drei Innenverteidiger profitieren. Die Chancen auf Einsätze steigen damit. Gesetzt ist der 21-Jährige freilich nicht.

Robert Gumny

Eigentlich Rechtsverteidiger. Hat in der vergangenen Saison aber auch in der Zentrale agiert, weswegen der Pole auch in der kommenden Spielzeit bei akutem Personalmangel als Innenverteidiger auflaufen könnte. Ebenso wie Felix Götze, den Maaßen aber klar als zentralen Mittelfeldspieler sieht.

Machte vergangene Saison acht Partien als Innenverteidiger: Robert Gumny. (Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Perspektivspieler

Fabio Gruber

Der gebürtige Augsburger durfte mit den Profis ins Trainingslager reisen. Im ersten Test gegen Schwaben Augsburg (5:0) steuerte er sogar einen Treffer bei. Der 19-Jährige gilt als großes Talent, war vergangene Spielzeit unumstrittener Stammspieler in der U23. In der wird er auch in der kommenden Saison eingesetzt werden, so wie am ersten Spieltag gegen Vilzing. Für die Zukunft kann Fabio Gruber aber ein interessanter Mann sein.

Fazit

In der Innenverteidigung ist der FC Augsburg gut aufgestellt. Das Trio Gouweleeuw – Oxford – Uduokhai ist absolut bundesligatauglich. In der Breite hat man mit Neuzugang Bauer und Dänen-Talent Winther weitere Optionen. Hier braucht es keine weiteren Transfers. Ausschlaggebend für eine starke Defensive wird ohnehin sein, wie schnell die Abwehr das System Maaßen adaptieren kann. „Wenn man unseren Kader anschaut“, bilanziert Gouweleeuw, „dann würde die Dreierkette sehr gut passen“.

Jugendwahn oder gar kein Plan?!

Die Sommerpause neigt sich dem Ende zu, der FCA hat das Trainingslager in Österreich beendet und bereits wieder die Rückreise in die Fuggerstadt angetreten. Dank der zahlreichen Testspiele – in Österreich und im Augsburger Umland – kann nun insbesondere in Sachen Nachwuchs eine (vorläufige) Einschätzung gegeben werden. Auch aufgrund der Tatsache, dass die U23 des FCA am vergangenen Samstag bereits in die neue Punktrunde gestartet ist und einige Talente aus der Jugend an Bord waren.

Schmerzhafte Abgänge

Nach dem ebenso überraschenden wie herausragenden Erfolg der Augsburger U19 in der letzten Saison verwunderte es sicherlich kaum einen Augsburg-Fan, dass einige Leistungsträger aus dieser Mannschaft ins Training der Profis eingeladen wurden. Während Linksverteidiger Aaron Zehnter (17, U19) und Mittelfeldspieler Henri Koudossou (22, U23) einen Profivertrag erhielten, suchten die beiden auffälligsten Jugendspieler – Simic und Pejcinovic – ihr Glück abseits des Lechs. Zudem verlies – und dies bereits als Erster – U19 Kapitän Dikeni Salifou den Verein, den defensiven Mittelfeldspieler zog es zum 1.7.2022 zu Werder Bremen.

Noa-Gabriel Simić (17, offensives Mittelfeld) zog es nach der vergangenen Saison zum Ligakonkurrenten Borussia Dortmund und Dženan Pejčinović (ebenfalls 17, Sturm) zum VfL Wolfsburg. Dies ist tatsächlich alles andere als verwunderlich, fielen beide Offensivtalente doch in der abgelaufenen Punktrunde in ihren Teams besonders auf: Während Offensiv-Stratege Simić in 18 Einsätzen für die U19 11 Tore erzielte und für die U17 in 7 Partien deren 6, traf Sturmtank Pejčinović in 21 Partien für die U17 des FCA 12 mal. Auch in der U17 des DFB wusste er zu glänzen, dort markierte er seit seinem Debüt am 06.08.2021 in 16 Einsätzen 17 Treffer. Was für eine Quote!

Erfolgreich bei den U-Nationalmannschaften des DFB, jedoch nicht (mehr) beim FCA: Dženan Pejčinović . Er verließ Augsburg zuletzt in Richtung Wolgsburg.(Photo by Ian MacNicol/Getty Images)

Beide Abgänge sind sicher schmerzlich für den FCA, bis auf eine Ausbildungsentschädigung – laut Transfermarkt erhielt der FCA für Pejčinović 1,25 Mio. € Ablöse – steht der FCA in dieser Sache mit leeren Händen da. Insbesondere bei Pejčinović stellt man sich hier nun schon die Frage: Wäre dieser nicht einem Pepi beispielsweise vorzuziehen? Möglicherweise hätte sich ebenjener 17jährige Stürmer schneller im Profikader akklimatisiert als der US–amerikanische Rekordtransfer. Wäre dieser Abgang dann vermeidbar gewesen? Vielleicht, aber – und hier zeigen viele Finger auf Ex-Trainer Markus Weinzierl – hat in der vergangenen Saison nicht unbedingt auf die Jugend gesetzt. Generell, das haben wir hier bei der RoGaz zuletzt im Rahmen der SpoDi-Serie analysiert, gab es nicht mehr ganz so viele Nachwuchsdebüts des FCA in der Bundesliga.

Mit Adrien Koudelka ist ein einstiger Hoffnungsträger nun vereinslos. Der 1,90 Meter große Innenverteidiger hatte bereits bei den Profis mehrfach mit trainiert, wusste zudem im Trikot der U17 Auswahl des DFB zu überzeugen (13 Einsätze). Nun wird der 20 Jahre alte Verteidiger bei Waldhof Mannheim gehandelt, beim Drittligisten absolviert er diesertags ein Probetraining. Ob er dort einen Vertrag erhält, ist derzeit noch offen.

Ein Abgang auf Zeit ist mit Tim Civeja ein einstiger Shootingstar im Augsburg Dress, ausgebremst von einigen Verletzungen. Nun, nachdem der 20jährige das Abitur erlangt und in der vergangenen Saison bei den Profis keine Rolle gespielt hat, wurde er für ein Jahr an Drittligist FC Ingolstadt verliehen. Der zentrale Mittelfeldspieler, der auch offensiv oder defensiv im Mittelfeld spielen kann, wird aber in Augsburg weiterhin sehr geschätzt und könnte künftig – bei passender sportlicher Entwicklung – eine tragende Rolle bei den Profis spielen.

Welche Nachwuchsspieler sind im Fokus?

Die beiden genannten Spieler stehen dem FCA nun nicht mehr zur Verfügung, dies heißt aber nicht, dass es nicht noch andere talentierte Kicker in den U-Mannschaften gibt.

Aaron Zehnter zog beispielsweise in der letzten Saison alle Blicke auf sich, indem er sagenhafte 18 Scorerpunkte in 19 Spielen sammelte. Bemerkenswert hierbei, dass er neben vier eigenen Treffern satte vierzehn Tore für seine Teamkollegen auflegte. Auch in der Regionalliga konnte der 17jährige bereits Einsatzminuten sammeln, drei Einsätze und 104 Spielminuten stehen hier zu Buche. Für die deutsche U18-Auswahl spielt der gebürtige Münchener seit seinem Debüt am 1.9.2021 ebenfalls überwiegend als Linksverteidiger.

Henri Koudossou schnürte in der vergangenen Runde die Fußballschuhe für die Augsburger U23. Dort wurde er überwiegend auf dem rechten Flügel eingesetzt (RA, RV, RM). Als Rechtsaußen gelangen ihm in 12 Partien zwei Tore und vier Assists, als Rechtsverteidiger in sechs Spielen drei Vorlagen. Im rechten Mittelfeld wusste er ebenfalls zu überzeugen, hier resultierten in drei Einsätzen zwei Treffer und ein Assist.

Maurice Malone und Lukas Petkov sind nun zwei Spieler, die die letzte Saison fernab der Heimat verbracht haben. Während der gebürtige Friedberger Lukas Petkov in Ostwestfalen heimisch wurde und bei Drittligist Verl als Rechtsaußen für Furore sorgte, akklimatisierte sich der Augsburger Offensivallrounder Malone beim Zweitligisten Heidenheim eher weniger. Petkov konnte 37 Partien von 38 möglichen bestreiten, erzielte elf Tore und gab fünf Torvorlagen. Er spielte überwiegend auf den Flügeln, 12 Partien als Rechtsaußen und 6 Partien als Linksaußen. Zudem bestritt er neun Spiele als zentraler Mittelfeldspieler.

Malone hingegen blühte in der Saison 2020/21 bei Wehen-Wiesbaden in der dritten Liga total auf (35 Spiele, 12 Tore, 9 Assists), bei den Heidenheimern in Liga zwei tat er sich hingegen schwer. Dort wurde der gebürtige Augsburger in 20 Spielen eingesetzt, in diesen erzielte er zwei Tore. Überwiegend wurde der Offensivakteur hierbei als Rechtaußen und als Mittelstürmer eingesetzt. Beim FCA hatte er 13 Einsatzminuten gegen den Greifswalder FC im DFB Pokal erhalten und konnte sich dort als Linksaußen präsentieren.

Weitere Spieler, die aktuell oder in der näheren Vergangenheit bei den Profis reinschnuppern durften, sind Davide Dell’Erba (18, zentrales Mittelfeld), Fabian Wessig (19, zentrales Mittelfeld), Franjo Ivanovic (18, Linksaußen), Fabio Gruber (19, Innenverteidiger), Dion Berisha (19, Rechtsaußen), Mahmut Kücüksahin (18, defensives Mittelfeld), Marcel Lubik (18, Tor), Kristijan Taseski (18, Innenverteidiger), Josué Mbila (22, Linksaußen) sowie Mert Kömür (17, offensives Mittelfeld) aus der U19 respektive U23 des FCA.

Die Bundesliga fest im Blick: Klappt es diese Saison für Maurice Malone – unter Neu-Coach Enno Maaßen?! (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

Vorbereitung und Trainingslager

Der FCA hat zum Auftakt der Saisonvorbereitung drei Testspiele in der Region bestritten. Das erste Spiel gegen den Bayernligisten Schwaben Augsburg ging vor rund 5000 ZuschauerInnen in der Rosenau mit 5:0 gewonnen. Während Taseski, Ivanovic und Petkov in der Startelf standen, wurden Gruber, Kücüksahin, Mbila und Malone im weiteren Spielverlauf eingewechselt. Auch im zweiten Testspiel – dieses Mal gegen den Regionalligisten Eichstätt in Donauwörth – standen im Angriff Mbila und Malone in der Startformation. Kücüksahin, Ivanovic und Taseski saßen auf der Bank. Beim 1:1 gegen Zweitligist Sandhausen stand jedoch kein Nachwuchsspieler in der ersten Elf. Mbila, Malone, Kücüksahin und Zehnter wurden im Laufe der Partie eingewechselt.

Einige Jugendspieler durften sodann mit den Bundesligaprofis des FCA ins Trainingslager nach Scheffau (Österreich) fahren, darunter Zehnter, Malone, Petkov, Koudossou, Mbila, Kücüksahin, Lubik und Gruber. Petkov absolvierte vor Ort sein Rehatraining, denn er hatte sich gegen Schwaben Augsburg im Testspiel bereits in der 12. Spielminute verletzt und musste vom Platz. Bei der 0:1 Niederlage des FC Augsburg gegen den tschechischen Erstligisten Budweis durfte Offensivspieler Maurice Malone von Beginn an starten, Aaron Zehnter wurde in der 46. Minute für Iago eingewechselt. Zuletzt spielte der FCA am vergangenen Sonntag gegen den Ligakonkurrenten FC Schalke 04: In der ersten Elf fand sich kein Nachwuchsspieler, jedoch wurden Malone und Zehnter im Spielverlauf eingewechselt. Beim 1:1 gegen den Aufsteiger saßen zudem noch Mbila, Petkvo und Lubik einsatzlos auf der Ersatzbank. Gruber, Kücüksahin, Ivanovic, Koudossou und Taseski waren nicht weiter mit von der Partie, da sie fester Bestandteil der U23 des FCA in der Regionalliga Bayern sind. Die Mannschaft bestritt ihr erstes Ligaspiel nach der Sommerpause am vergangenen Samstag gegen Vilzing, das knapp mit 2:3 verloren ging.

Welche Spieler haben nun Chancen?

Insbesondere in der Offensive hat der FCA Probleme. Daher sind hier – auch aufgrund der Vita und des neuen Trainertypus an der Seitenlinie der Augsburger – die Chancen für Jugendspieler am höchsten einzuschätzen. Insbesondere Malone und Petkov wirken hier durch ihre Leihen zu Dritt- respektive Zweitligisten schon am reifsten. Trainer Maaßen schätzt Malone und wünscht sich einen Verbleib in der Fuggerstadt, denn an ihm waren zuletzt St. Pauli und Eintracht Braunschweig interessiert. „Ich bin froh, dass er bei uns ist, und ich bin froh, wenn er bleibt“, wird Maaßen vom kicker zitiert.

Mbila wurde von Enno Maaßen zuletzt in seinem Resümee zur Vorbereitung ausdrücklich gelobt und der Neu-Coach hat ihm eine hohe Einsatzbereitschaft im Training attestiert. Der 22jährige Flügelflitzer ist seit einigen Jahren bereits Leistungsträger der U23 des FCA und konnte hierbei in 56 Partien 8 Tore und 6 Vorlagen erzielen. Gut möglich, dass er zum erweiterten Profikader unter Maaßen gehören wird. Gerade beim aktuellen Verletzungsstand auf den offensiven Außenbahnen. Mbila verblieb als einziger U23 Spieler im Trainingslager, während Gruber, Kücüksahin und Koudossou abreisten.

Aaron Zehnter, zuletzt mit Profivertrag ausgestattet, war der einzige Feldspieler aus der U19 des FCA, der nicht nach dem Testspiel gegen Budweis aus dem Trainingslager abreiste, um beim Regionalligaauftakt der Reserve zu unterstützen. Dies kann man schon als kleinen Fingerzeig erachten, denn der wuselige Außenbahnspieler kann auch ein Profiteur der Verletzungslage der Augsburger auf den Flügeln sein. Dort könnte er sowohl als Backup für Iago fungieren (Mads Pedersen wurde zuletzt mehrfach auf der rechten Verteidigerposition getestet) sowie auch für die verletzten Vargas und Günther auf Linksaußen.

Möchte bald bei den FCA-Profis jubeln: Nachwuchsjuwel Aaron Zehnter. (Photo by Oliver Hardt/Getty Images for DFB)

Aaron Zehnter profitiert auch sicherlich von der Erfahrung bei den Profis, immerhin nahm er auch schon in der Vorsaison an der Vorbereitung der Bundesligamannschaft teil. Lange eingewöhnen musste er sich daher nicht: „Ich wurde sehr gut aufgenommen, alle helfen mir“, so Zehnter. Allerdings braucht er noch eine Weile, um auf das geforderte Niveau zukommen. Zuletzt quälte ihn eine Muskelverletzung, anschließend legte er den qualifizierten Hauptschulabschluss ab. „Man merkt ihm schon an, dass er noch Nachholbedarf hat. Er macht es aber sehr gut“, berichtet Maaßen. Sein linker Fuß ist hier besonders im Fokus, mit diesem schlägt er präzise Flanken und Pässe. Körperlich muss er – wie viele andere Jungspieler auch – noch zulegen, um sich in der Bundesliga zu behaupten. Zehnter ist jedenfalls einer, der Perspektive im Bundesligakader hat und zeigt sich gewillt, den noch steinigen Weg zu gehen: „Ich werde hart arbeiten, mich anbieten und hoffe, ein paar Spiele machen zu können.“

Einer, der vermutlich keine Chance mehr haben wird, ist Benjamin Leneis. Wie zuletzt in der Kaderanalyse bereits erwähnt, war der 23jährige nicht mit ins Trainingslager nach Scheffau gereist. Dafür standen Daniel Klein und Marcel Lubik in Österreich auf dem Trainingsplatz. Insbesondere Lubik (18) ist ein interessanter Spieler, auch er verblieb bis zum Ende im Trainingslager der Profis.

Eine kleine Überraschung war der nachgereiste Mert Kömür, offensiver Mittelfeldspieler der U17, der zuletzt in die U19 aufgestiegen war. Der aktuelle U17-Nationalspieler Deutschlands (3 Spiele, 2 Tore) kann auch im zentralen und defensiven Mittelfeld spielen. Er feierte am 17.07. seinen 17. Geburtstag im Trainingslager in Scheffau. In der U17-Bundesliga gelangen ihm in der zurückliegenden Saison in 16 Spielen 5 Tore und 4 Vorlagen. „Wir wollen ihn mal bei den Profis sehen“, so Christoph Janker über Kömür.

Fazit

Es gibt einige interessante Spieler in den U-Teams des FCA, das ist nicht erst seit gestern so. Die Durchlässigkeit war generell in den letzten Jahren – und hier war nicht nur der angeprangerte Ex-Coach Markus Weinzierl der „Schuldige“ – ausbaufähig. Mit Enno Maaßen gibt es nun einen Förderer der Jugend am Lech, der sich die jungen Talente intensiver anschaut und diese auch ins Training der Profis integriert. Hier ist insbesondere der Austausch mit Neu-Coach Strobl der U23 wichtig, aber auch weiterhin mit Alexander Frankenberger, Erfolgstrainer der eigenen U19. Dass die U19 so Spaß macht und erfolgreich ist, hat sich auch außerhalb Augsburgs rumgesprochen und zeigt sich in den Verpflichtungen respektive Abgängen von drei U-Leistungsträgern. Die Hoffnung wäre hier, wenn sich schon direkte Konkurrenten beim FCA bedienen, künftig höhere Ablösen für Nachwuchstalente zu generieren. Dazu müssten diese aber bestenfalls schon in die Profimannschaft integriert sein.

Mit Aaron Zehnter, Maurice Malone, Lukas Petkov und Mbila scheinen es vier Nachwuchstalente in den erweiterten Kader der Profimannschaft geschafft zu haben. Wer dann tatsächlich von Maaßen berücksichtigt wird, kommt unter anderem auf die gezeigte Trainingsleistung, das gewählte System des Trainers und den aktuellen Verletztenstand an. Gerade auf den Flügeln ist die Personaldecke derzeit dünn, dies bietet Chancen für die Jugend. Um aus Rohdiamanten Bundesligaspieler zu formen, bedarf es allerdings mehr als nur eine Vorbereitung im Trainingslager der Profis. Es bedarf viel mehr langfristige, intensive Beobachtungen, viele Gespräche und Überzeugungsarbeit, Personalentwicklungskonzepte (ja, das gilt auch für Fußballer) und zu guter Letzt braucht es eins: Eine (gute) Perspektive. Denn jeder (junge) Kicker träumt insgeheim von Bundesligafußball, davon träumt auch weiterhin der FCA. Jugendwahn braucht daher einen (langfristigen) Plan.

Der Sportdirektor und die Jugend

Aus der Augsburger Kaderschmiede gingen bekannte Namen wie Bernd Schuster (später u.a. Europameister 1980 und Europapokal der Pokalsieger 1982), Helmut Haller (WM-Zweiter 1966, 3x Italienischer Meister), Ulrich Biesinger (Weltmeister 1954) sowie Roland Grahammer (Olympische Bronzemedaille 1988) hervor. Zudem gaben sich viele erfolgreiche Kicker, hier exemplarisch Karl-Heinz Riedle, Dieter Eckstein und Raimond Aumann genannt, in der Fuggerstadt die Ehre. Thomas Tuchel und Julian Nagelsmann, heute höchst erfolgreiche und international tätige Trainer, starteten beim „kleinen“ FCA im Nachwuchs einst ihre Laufbahn.

Nachdem wir im Rahmen der aktuellen Sportdirektoren-Serie bereits Vita, Trainer, Transfers sowie Kommunikationsstil in der Amtszeit von Stefan Reuter unter die Lupe genommen haben, folgt nun abschließend eine Analyse der Entwicklung der Nachwuchsarbeit seit Amtsantritt Stefan Reuters im Jahre 2012. Natürlich soll hierbei auch die sportliche Vorgeschichte der Jugend beim FC Augsburg gewürdigt werden, denn eines steht fest: Sie ist – neben den beiden Augsburger Idolen Haller und Biesinger – Augsburgs Glanz und Gloria.

Erfolgreiche 90er Jahre

In den 90er Jahren sorgten die Augsburger Junioren deutschlandweit für Furore: 1992/93 krönten sich die A-Junioren des FCA erstmalig mit dem Meisterschaftstitel, 1990-1995 sicherten sich die jungen Kicker nur mit einmaliger Unterbrechung den Finalsieg des Jugend-Pokals. Im Finalspiel der Pokalrunde 1990/91 gewann der FCA gegen den 1. FC Köln mit 3:2. Für den FCA startete damals unter anderem ein gewisser Thomas Tuchel als Libero.

1991/92 verteidigten die Jungs ihren Titel aus dem Vorjahr, indem sie Eintracht Braunschweig mit 6:5 im Elfmeterschießen bezwangen. In der Pokalsaison 1993/94 besiegte die Augsburger Elf erneut den 1. FC Köln im Finale des DFB Pokals. Auch die darauffolgende Runde des A-Junioren-Pokals konnten die Augsburger Youngster gewinnen – mit einem 4:2 Sieg gegen den FC Berlin.

Thomas Tuchel, heute erfolgreicher Coach des FC Chelsea, kickte einst am Lech als Libero und Kapitän in der A-Jugend! (Photo by Clive Rose/Getty Images)

Ein bekannter Name in der Augsburger Startelf war Darius Kampa, später erst beim FCA als Torhüter im Herrenbereich tätig, dann u.a. beim 1. FC Nürnberg und Borussia Mönchengladbach. Aber auch Ilhan Mansiz dürfte einigen noch ein Begriff sein, einst Stürmer in der Augsburger Jugend und im Jahr 2002 sodann WM-Dritter mit der türkischen Auswahl. Mansiz schoss damals drei Tore, ebenso viele wie Ballack und Raúl.

1992/93 gewann die Augsburger U19 dann statt Pokal die deutsche Meisterschaft. Mit 3:1 schlugen die A-Junioren die Vertreter des 1. FC Kaiserslautern. „Die A-Jugend des FCA wird Deutscher Meister. Den 3:1-Sieg gegen den 1. FC Kaiserslautern verfolgen im Rosenaustadion über 12.000 Zuschauer. Rekord!“, schrieb der FCA auf seiner Website zu diesem historischen Meilenstein der Clubgeschichte. Funfact: Der FCA steht mit vier Pokalsiegen in der Klasse der A-Junioren auf einem geteilten zweiten Platz mit dem VfB Stuttgart, vor dem FCA steht nur noch der SC Freiburg mit sechs Pokal-Siegen. Der FCA weist eine sagenhafte Siegquote von 100% auf – das heißt, alle Finalteilnahmen mündeten schlussendlich auch im Pokalsieg – stark!

Verblieben damals in der Bayernliga die wenigen hochklassigen Talente nicht lange im Herrenteam des FCA, unter anderem verließen Mansiz und Tuchel zeitig den Club, sollte sich das in den 2000er nicht ändern: Die richtig guten Kicker gingen, die soliden Nachwuchsspieler blieben. In der Saison 91/92 unter Cheftrainer Armin Veh lag das Durchschnittsalter der ersten Herrenmannschaft in etwa bei 21 Jahren.

Es wurde sodann etwas ruhiger um die A-Junioren des FCA, nach den rasanten Anfängen der 90er Jahre folgten dann ein paar „glanzlosere“ Runden. In der Saison 97/98 ging das Meisterschaftshalbfinale gegen den FC Bayern München verloren, im Pokal war 98/99 im Viertelfinale Schluss, 1999/2000 schon im Achtelfinale.

Vor Reuter – die 2000er

In der Saison 1999/2000 wurde die erste Mannschaft des FCA Achter der damaligen Regionalliga Süd, die 1994 die Bayernliga als dritthöchste deutsche Liga abgelöst hatte. Somit hatte man sich erfolgreich für die zweigleisige Regionalliga qualifiziert, jedoch – und hier nahmen die schwärzesten Stunden des Vereins seinen Lauf – verweigerte der DFB dem Club nach Verlust des Hauptsponsors die Lizenz für die folgende Regionalligasaison. Der DFB sah die finanziellen Kriterien damals nicht erfüllt und die Folge war der Abstieg der Augsburger in die Bayernliga.

Dies war natürlich nicht gerade lukrativ für den Nachwuchs. Viele Talente gingen dann eben gar nicht erst den Weg zum FCA, sondern zu einem geografischen Nachbarn – wie es auch oft bei den Fans damals der Fall war. Im Jahr 2000 – und viele ahnen es nun schon – erfolgte dann der Einstieg vom heutigen Ehrenpräsidenten und damaligen Präsidenten des FCA, Walther Seinsch. Der Einstieg von Seinsch bedeutete auch die Sanierung des Clubs in wirtschaftlicher Hinsicht.

Es folgte der zeitnahe Aufstieg der Augsburger – durch die gewonnene Meisterschaft der Bayernliga 2001/02 – in die Regionalliga Süd, gefolgt von einem knapp verpassten Aufstieg in die zweite Liga in der Saison 2004/05. Nach 22 Jahren Abstinenz im Profifussball kehrte der FC Augsburg 2006 eben dorthin zurück. Durch die Rückkehr in den Profifussball wurden auch die Strukturen im Nachwuchs professionalisiert. 2009 wurde zum Beispiel die damals noch als „Impuls Arena“ titulierte Fußballarena in Augsburg eröffnet. 2011 sodann der erstmalige Aufstieg in die erste Fußballbundesliga.

Hier nachfolgend eine Auswahl an debütierten Spielern beim FC Augsburg zu Zeiten der zweiten Bundesliga und Regionalliga (bis 2011), die (zum Großteil) auch aus der Augsburger Jugend stamm(t)en:

  • Markus Thorandt (18 J., Juli 1999)
  • Robert Strauß (18 J., 05.06.04, 6:0 gegen 1. FC Eschborn)
  • Eugen Hecker (19 J., 28.05.05, 6:0 gegen FC Nöttingen)
  • Mario Schmidt (20 J., 27.05.06, 7:0 gegen 1. FC Eschborn, 1 Tor)
  • Anton Makarenko (19 J., 28.09.07, 1:1 gegen SC Paderborn)
  • Stephan Hain (19 J., 21.10.07, 3:0 gegen Erzgebirge Aue)
  • Moritz Nebel (18 J., 17.01.10, 3:0 gegen Energie Cottbus)
  • Daniel Framberger (19 J., 09.05.10, 1:1 gegen 1. FC Kaiserslautern)
  • Benjamin Woltmann (19 J., 09.05.10, 1:1 gegen 1. FC Kaiserslautern)
  • Marco Thiede (19 J., 25.10.2011, 0:1 gegen RB Leipzig)

Was aus diesen jungen Wilden von anno dazumal geworden ist? Der gebürtige Augsburger Markus Thorandt spielte von 2000-2006 insgesamt 121 mal für den FCA (13 Tore), wechselte dann zu 1860 München, von 2009-2015 spielte er 139 Mal für St. Pauli. Robert Strauß, geboren in Oettingen, ist heute 35 Jahre alt und hat zwischen 2003 und 2010 91 Spiele für den FCA absolviert (2 Tore), anschließend war er ein Jahr bei Erzgebirge Aue und ab 2012 (bis zum Karriereende 2020) beim 1. FC Heidenheim als Mittelfeldspieler tätig. Neben den beiden genannten ist Stephan Hain noch ein großer Teil der FCA-Geschichte, aktuell spielt der Augsburger Aufstiegsheld von 2011 bei der SpVgg Unterhaching und ist dort immer noch als Stürmer erfolgreich. In der vergangenen Saison erzielte er in der Regionalliga Bayern in 20 Einsätzen 14 Tore.

D. Framberger, Nebel und Wortmann – Debütanten erster Stunde in der zweiten Liga – waren und sind auch heute noch alle im Amateur-Fußball tätig: Woltmann (32) beim TSV Aindling in der Landesliga. Nebel (30) ist Kapitän des FC Uster in der fünften Schweizer Liga und Daniel Framberger (31), großer Bruder unseres Rechtsverteidigers Raphael, kickt derzeit als Spielertrainer beim VfL Ecknach in der Bezirksliga Schwaben Nord. Beim FCA im Profibereich konnten alle drei, genau so wie der bei den Profis damals mit trainierende, aber nie bei den Profis debütierende Thomas Rudolph (33), jedoch nicht Fuß fassen.

Ach, das waren noch Zeiten! Zwei Aufstiegshelden unter sich: Hain hier zusammen mit Jos Luhukay links im Bild, davor Lorenzo (nicht Edgar!) Davids, rechts Paul Verhaegh und Sascha „der Hintern von Augsburg“ Mölders (CHRISTOF STACHE/AFP via Getty Images)

Stefan Reuter Amtszeit – Teil I (2012-18)

Als Stefan Reuter in Augsburg sein Amt antrat, kickten die A-Junioren in der U19 Bayernliga, die zweite in der Landesliga Süd und die erste Mannschaft befand sich auf einem eklatanten Platz in unteren Tabellenregionen in der ersten Fußballbundesliga. Ja, wir erinnern uns äußerst ungerne daran. Im A-Jugend-Kader befanden sich zu dieser Zeit Spieler wie Erik Thommy, Tim Rieder und Maik Uhde. Im Jahr darauf ergänzten beispielsweise Arif Ekin, Raphael Framberger, Bastian Kurz und Merveille Biankadi die U19 Junioren.

Mit dem Aufstieg in die erste Bundesliga hat der FCA eine gute Basis geschaffen für eine erfolgreiche Nachwuchsarbeit. Ebenso ermöglichten die finanziellen Einnahmen die Professionalisierung der Infrastruktur, zum Beispiel wurde 2014 die Anlage an der Donauwörther Straße als Nachwuchsleistungszentrum eingeweiht. Der FCA schreibt zu diesem Meilenstein auf seiner Website: „Die Eröffnung des Funktionsgebäudes war der erste große Realisierungsschritt einer Vereinsphilosophie, in der der eigene Nachwuchs eine tragende Säule darstellt.(…) „

Vorher, so der FCA auf seiner Homepage, waren die Bedingungen in Augsburg nicht ideal. Roy Stapelfeld, kaufmännischer Leiter des NLZ, erklärte dies wie folgt: „Die Eröffnung des Funktionsgebäudes ist für uns bis heute von enormer Bedeutung. Es war ein klares Bekenntnis seitens der Vereinsführung, diesen Weg einzuschlagen und auf die Nachwuchsförderung zu setzen.“ Zuvor sah dies eher mau aus, sagte Stapelfeld einst, denn die damalige Umgebung hinkte im landesweiten Vergleich hinterher und entsprach auch nicht den Standards eines Bundesligisten.

Mit dieser Professionalisierung war es dem FCA beispielsweise möglich, Talente von weiter weg eine adäquate Infrastruktur zu bieten und mit dem Image eines Bundesligisten zu punkten. Man muss hier auch immer die Nähe zu anderen (professionalisierten) Clubs in Bayern erwähnen: Der Nürnberger Club, Fürth, Ingolstadt, Bayern München, 1860, Unterhaching sowie Jahn Regensburg liegen allesamt im Einzugsgebiet und haben eine gute Jugendarbeit vorzuweisen. Um die besten Talente „streitet“ man nicht nur lokal im Amateursport, sondern insbesondere auf Juniorenebene in den Nachwuchsleistungszentren. Die modernen Anlagen und beste Betreuung sind damals wie heute ein Pluspunkt bei Nachwuchsspielern, vor allem weil dies immer mehr Standard wird. Das weiß und wusste auch der FCA: „Es geht um Fußball. Dementsprechend war es notwendig, unseren Talenten mit neuen Fußballplätzen optimale Bedingungen anzubieten“, so Stapelfeld.

Der FCA vergrößerte anno dazumal sein (regionales) Einzugsgebiet, bat Fuhrdienste von und nachhause an, um die Talente nach Augsburg zu locken, aber gleichzeitig im alten Umfeld zu belassen: „Die Talente können so an ihren Heimatorten verbleiben, dort zur Schule gehen und bei uns spielen bzw. trainieren. Das war extrem wichtig, um uns auch im Bereich der Ablaufprozesse weiterzuentwickeln und die Qualität unserer Spieler und Mannschaften zu verbessern.“ Alles mit dem (Fern-)Ziel, Nachwuchsspieler auszubilden und in den Profimannschaften zu integrieren.

Unter Reuter (und diversen Trainern, habt ihr bereits im Rahmen unserer Serie gelesen) durften (von 2012-2018) folgende Spieler mit Augsburger Grundausbildung ihr Bundesligadebüt feiern oder standen erstmals im Spieltagskader:

  • Matthias Strohmaier (18, 2012/13, 1x im Kader)
  • Ioannis Gelios (21, 2013/14, 1x im Kader)
  • Erik Thommy (18, Saison 2013/14, 3x im Kader, 1 Einsatz)
  • Maik Uhde (19, Saison 2013/14, 1x im Kader)
  • Raphael Framberger (18, 2014/15, 7x im Kader)
  • Marco Schuster (18, 2014/15, 4x im Kader)
  • Bastian Kurz (17, 2014/15, 1x im Kader)
  • Yannic Oettl (18, 2015/16, 1x im Kader)
  • Tim Rieder (21, 2015/16, 4x im Kader)
  • Kevin Danso (17, 2016/17; 14x im Kader, 7 Einsätze)
  • Julian Günther-Schmidt (21, 2016/17, 13x im Kader, 5 Einsätze)
  • Kilian Jakob (19, 17/18, 4x im Kader, 1x Einsatz)
  • Efkan Bekiroglu (21, 17/18, 2x im Kader)
  • Romario Rösch (18, 17/18, 1x im Kader)
  • Marco Richter (19, 17/18, 14x im Kader, 12 Einsätze, 1 Tor)
  • Maurice Malone (16, 17/18, 1x im Kader)

Die Ausbeute an debütierenden Spielern aus der eigenen Jugend ist in diesen knapp fünf Jahren zwar nicht gering, aber wenn man einen Blick darauf wirft, wer sich von den genannten in Augsburg nachhaltig etabliert hat, wird man doch eher ernüchtert sein. Dies ist nämlich nur Raphael Framberger, Marco Richter und mit Abstrichen Kevin Danso gelungen. Frami konnte sich bis dato nie komplett und langfristig auf der Rechtsverteidiger Position durchsetzen, ist zumeist Ergänzungsspieler.

Marco Richter hatte ein Hoch und viele Tiefs beim FCA und kickt mittlerweile bei Hertha BSC, brachte dem FCA aber wie Danso eine Ablöse ein. Kevin Danso hat sich beim FCA gut gemacht, ist in den österreichischen Landesauswahlen durchgestartet und wurde dann verliehen. Leider kam es zum internen Zerwürfnis, sonst wäre ihm sicherlich die Rolle zugetraut worden, die jetzt Reece Oxford einnimmt.

Weitere ehemalige Jugendspieler von anno dazumal haben sich in den Profiligen etablieren können: Tim Rieder kickt ab dem Sommer wieder beim TSV 1860 München in Liga drei, Marco Schuster derzeit beim SC Paderborn in der zweiten Liga. Erik Thommy verlässt nach einigen Jahren Vereinszugehörigkeit zum Sommer den VfB Stuttgart.

Stefan Reuter Amtszeit – Teil II (2019-22)

2018/19 wurde die A-Junioren-Bundesliga-Saison auf dem achten , 19/20 auf dem neunten Tabellenrang beendet. 2020/21 auf einem enttäuschenden 14. und 21/22, das haben wir alle noch bildlich im Kopf, auf dem ersten Tabellenplatz. Das bedeutete den Staffelsieg der A-Junioren-Bundesliga Süd/Südwest. Leider schieden die Jungs in den Playoffs zur Meisterschaft im Halbfinale gegen Hertha BSC aus. Trotzdem war das eine ganz tolle Leistung! Interessanterweise war zu beobachten, dass die U19 hierbei relativ variabel vom System her war, aber doch sehr analog zu der bevorzugten Grundausrichtung der ersten Mannschaft aufgestellt war. Dies ist auch eines der Ziele im NLZ: Die Jugendmannschaften sollen ähnlichen, wenn nicht sogar gleichen Fußball wie die Herren spielen, um bestmöglich auf eine potenzielle Profilaufbahn im „A-Team“ des Clubs vorbereitet zu sein.

Folgende Spieler standen zwischen 2018 und 2022 im Kader, hatten ihr Profidebüt oder unterschrieben zumindest ihren ersten Profivertrag:

  • Benjamin Leneis (19, 18/19, 10x im Kader)
  • Simon Asta (17, 18/19, 2x im Kader, 1 Einsatz, 90 Minuten)
  • Jozo Stanic (19, 18/19, 9x im Kader, 1 Einsatz, 2 Minuten)
  • Stefano Russo (18, 18/19, 1x im Kader)
  • Seong-hoon Cheon (17, 18/19, 2x im Kader)
  • Tim Civeja (18, 20/21, 12x im Kader, 3 Einsätze, 31 Minuten)
  • Lukas Petkov (19, 20/21, 3x im Kader, 1 Einsatz, 3 Minuten)
  • Dion Berisha (17, 20/21, 5x im Kader)
  • Daniel Klein (21, 21/22, 2x im Kader)
  • Dominic Schmidt (21, 21/22, 3x im Kader)
  • Dikeni Salifou (19, 21/22, 4x im Kader)
  • Lasse Günther (19, 21/22, 19x im Kader, 7 Einsätze, 193 Minuten)
  • Aaron Zehnter (17, 21/22, kein Einsatz, aber in 05/22 ersten Profivertrag unterschrieben)

Simon Asta ist hier aufgrund des geschichtsträchtigen Debüts zu erwähnen: Asta war nämlich der allererste Spieler des 2001-Jahrgangs und somit in Folge auch der erste im 21. Jahrhundert geborene Fußballspieler, der in der ersten Bundesliga zum Einsatz kam. Sein Debüt gab der damals 17jährige am 12.05.2018 bei der 2:0 Pleite gegen den SC Freiburg. Er wurde in der 79. Minute für Jan Moravek eingewechselt. Leider ist seine FCA Story nicht ganz so glorreich, da Asta im Oktober 2020 einen Zweijahresvertrag beim damaligen Zweitligist Greuther Fürth unterschrieb. Bei den Fürthern konnte sich Simon Asta gegen Ende der vergangenen Saison als Rechtsverteidiger etablieren.

Erkenntnisse

Bei allen weiteren aufgeführten Spielern, von denen mit Aaron Zehnter vor kurzem ohne Profieinsatz seinen ersten Profivertrag unterzeichnete, ist der Weg im Profifussball und insbesondere beim FCA heute nur schwer hervorzusehen. Von einigen Kickern, wie Lasse Günther und Tim Civeja, verspricht man sich sehr viel, die beiden sind auch sehr nah dran am Erstligakader. Bei Dikeni Salifou, letzte Saison noch Kapitän der Augsburger U19, hat man die Chance verpasst, er wechselt zur Sommerpause zum Ligakonkurrenten Werder Bremen. Petkov (21), Stanic (23), Malone (21) und Leineis (23) kehren nach Leihende erstmal wieder zum FCA zurück – man wird sehen, wie und ob die vier Berücksichtigung im Profikader finden werden. Während Pektovs Leihe zum SC Verl äußerst erfolgreich verlief (36 Spiele, 10 Tore, 5 Vorlagen, überwiegend als Rechtsaußen), saß Benjamin Leneis (meist und wenn überhaupt) nur auf der Bank. Malone und Stanic erlebten immerhin eine passable Saison mit vielen Einsätzen und Spielminuten.

Bei Dženan Pejčinović, Sturm-Juwel der U17 und U19 des FCA, droht hingegen ein Szenario wie bei Salifou. Laut Transfermarkt waren an dem 17jährigen sowohl ManUnited als auch Juventus Turin interessiert. Mit dem neuen Trainer Enrico Maaßen könnte der Mittelstürmer einen Förderer erhalten, der ihn im Profiteam auch mal ranlässt, daher wäre ein (ablösefreier) Abgang jetzt im Sommer äußerst schade. Weitere Talente wie Ivanovic und Berisha stehen schon in den Startlöchern, die erfolgreiche U19 Mannschaft der Augsburger hat aufhorchen lassen und einige Kicker werden auch abseits des Lechs für Begehrlichkeiten sorgen. Es bleibt abzuwarten, welche Spieler unter Neu-Trainer Maaßen die Chance für ein Debüt erhalten.

Ein Sprungbrett ist hier die zweite Mannschaft, die diese Saison relativ spät den Klassenerhalt in der Regionalliga Bayern feiern durfte. Auf Coach Josef Steinberger folgt nun (auch offiziell) Tobias Strobl (nein, nicht der Spieler-Namensvetter!). Es ist wichtig, dass die zweite Mannschaft mindestens in der Regionalliga spielt, um verletzten Profis nach Einstieg in das Training Spielpraxis bieten zu können (so bspw. passiert bei Freddy Jensen letzte Saison). Der Schritt von Regionalliga in die Bundesliga ist eh schon gewaltig genug und einigem ist dieser in Augsburg bisher gelungen, man denke hier an Spieler wie Werner, Hahn, Ibrahima Traore oder Richter. Aber viele schaffen es eben nicht und suchen den Weg fernab des Lechs.

Erfolgreiche A-Junioren des FCA – Feiertraube nach dem Spiel gegen die Hertha BSC Junioren! (Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Fazit

Mit dem Aufstieg des FCA in die erste Bundesliga begann die Professionalisierung der Nachwuchsarbeit in Augsburg. Das ist also erstmal kein Verdienst, der ausschließlich Stefan Reuter anzurechnen ist. Die Strahlkraft, die die Bundesliga besitzt und besaß, ist immens und lockt Talente von vielenorts an den Lech. Daher ist auch die Zeit vor Stefan Reuter und zu Zeiten von ihm schwer vergleichbar, da dort die professionelle Struktur komplett fehlte.

Jedoch kann man unweigerlich festhalten, dass im Verlaufe der Amtszeit Reuters das NLZ deutlich ausgebaut wurde und weiter ausgebaut wird, wie man medial erfahren darf. Da Reuter, das haben wir im Laufe dieser Serie feststellen dürfen, jeden Stein innerhalb des Vereins umdreht und somit sicherlich auch jeden Profivertrag, der einem jungen Spieler angeboten wird, auf den eigenen Tisch bekommt, sind diese Personalien zum Teil auch auf ihn zurückzuführen. Insofern hat Stefan Reuter (und auch Klaus Hofmann übrigens) einen großen Anteil an dem Fortschritt des FCA im Nachwuchsbereich, wenn er auch anfänglich stark von der Etablierung des FCA im Profifußball profitiert hat. Neben vielen guten Entscheidungen sind der Abgang von Salifou, das Zerwürfnis mit Danso und auch der Wechsel von Simon Asta unglücklich gelaufen. Gerade ein Simon Asta hätte einen Weg einschlagen können wie Frami oder sich dem Konkurrenten Gumny, für rund zwei Mio. Euro Ablöse von extern geholt, stellen können.

Natürlich spielen auch Trainer, Mitspieler und Konkurrenz eine gewichtige Rolle. 2021 wurde laut Medienberichten der Zoll beim FCA vorstellig – wegen des Verdachts des auf Lohndumping im Nachwuchsbereich (ebenso wie beim FC Bayern übrigens): „Im ersten Jahr unter 200 Euro. Die Jahre darauf 250 Euro als Co-Trainer, und das bei einer Wochenarbeitszeit von mindestens 25 Stunden. Auch der Cheftrainerposten soll ihm angeboten worden sein, für 400 Euro“, wird ein Ex-Trainer zitiert. Gute Mitarbeitende verlangen eine gute Bezahlung – so ist das in jeder Branche. Warum sollte dies ausgerechnet im Profifußball, in denen es um Millionen und Milliardenbeiträge oft geht, anders sein? Gute Trainer sind auch der Grundstein für eine optimale Trainingsgestaltung im Nachwuchsbereich. Herr Reuter, übernehmen Sie!

Man mag nur hoffen, dass das nächste Juwel beim FCA bald durchstarten kann und man ein wenig den „Freiburg Way“ einschlagen kann. Denn das ist durchaus auch eine Einnahmequelle für kleine Vereine wie den FCA. Spieler eigens ausbilden, eine Plattform in der Beletage des deutschen Fußballs bieten und dann gewinnbringend (zum richtigen Zeitpunkt) verkaufen. Gute Talente identifizieren, mit Profivertrag ausstatten und in den Profikader einbinden. Ganz so viele leuchtende Vorbilder hat der FCA nicht vorzuweisen, viele Talente suchten und fanden abseits des Lechs ihr sportliches Glück. Hier wünsche man sich ein wenig mehr Mut und Tatendrang, junge Spieler einfach mal die Chance und die Plattform Bundesliga zu bieten. Und dies nachhaltig. Eine starke Basis hat der FCA in der Amtszeit von Stefan Reuter geschaffen, es wurde strukturiert und professionalisiert. Der nächste Schritt folgt mit dem FCA Internat, das im Sommer diesen Jahres nach rund drei Jahren Bauzeit endlich eingeweiht werden soll. Der FCA zieht durch diesen Neubau und durch das Angebot eines Internats mit der renommierten Bundesliga Konkurrenz gleich.

Und irgendwann, ja irgendwann, erfüllt sich dann vielleicht der Wunsch von Ex-Präsident Klaus Hofmann: „Meine Vision ist, dass ich einmal im M-Block stehe und in der Startformation unserer Bundesligamannschaft stehen vier Spieler, die schon seit der D-Jugend bei uns sind.“ Vielleicht sieht Klaus Hofmann das nicht mehr vom M-Block aus, aber diesem Wunsch waren wir bereits ganz dicht auf der Spur. Bleibt zu hoffen, dass es dem FCA in naher Zukunft gelingt. Mit den neu geschaffenen Bedingungen – die unweigerlich in der Amtszeit von Stefan Reuter – ihren weiteren Lauf nahmen, sollte dies gelingen. Wenn nicht jetzt, wann dann?

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