FC Augsburg – FC Tokyo
(Testspiel)
Alexander Moksel, so erfährt man auf Wikipedia, war ein aus Polen stammender Metzger, der vor allem Pferde so toll fand, dass er regelmäßig Reitturniere in seiner Wahlheimat Buchloe ausrichten ließ. Humor hatte der Mann anscheinend. Für gute Laune sorgte gestern im Ostallgäu aber nicht nur diese gern erzählte Anekdote, sondern auch das dritte Testspiel des FC Augsburg gegen den FC Tokyo im Alexander-Moksel-Stadion in Buchloe. Na denn: Konnichiwa in Bayerisch-Schwaben!
Die Ausgangslage
Nach dem 2:0-Erfolg im Testspiel gegen Kaiserslautern verließ der Tross des FC Augsburg am Freitag sein Quartier im schönen Vinschgau und machte sich auf den Heimweg. Das Wochenende gab Manuel Baum sich und seinen Spielern frei und so konnte man sicher sein, dass die Beine und Köpfe ein wenig frischer sein würden als beim letzten Testspiel während des intensiven Trainingslagers.
Bis auf Shawn Parker, den immer noch irgendwas zwickt, und Caiuby, der auch bei den Mediadays fehlte, konnte Baum auf alle Spieler zurückgreifen. Auch der griechische Nationalspieler und hauptberufliche Wadelbeißer Stafylidis hat seine Rückenschmerzen auskurieren können und trainiert seit Montag wieder voll mit der Mannschaft.
Das Ergebnis
Ein knappes, aber nicht unbedingt unverdientes 2:1 für den FCA. Dass Augsburg mit 7 zu 2 Schüssen auf’s Tor und 57% Ballbesitz durchgehend die tonangebende Mannschaft war, führte leider lange Zeit nicht zu Toren. Nachdem die erste Halbzeit torlos endete und insgesamt auch ein müder Kick war, brachte der Seitenwechsel ein wenig mehr Vorzeigbares.
Das 1:0 gelang dann schließlich Neuzugang Michael Gregoritsch nach schöner Vorarbeit von Erik Thommy. Nach ungestümen Foul von Moritz Leitner, verwandelte nur 11 Minuten später der auffälligste Spieler im Dress des FC Tokyo, Shoya Nakajima, einen sehenswerten Freistoß zum 1:1. Das Siegtor für den FCA fiel in der letzten Spielminute. Nach toller Hereingabe von Erik Thommy per Freistoß, köpfte Routinier Christoph Janker ein.
Worüber wird diskutiert?
Nachdem Manuel Baum im Spiel gegen den FC Tokyo zuerst auf Gelios und dann auf Giefer setzte, bleibt es vor allem auf der Torwartposition spannend. Langsam macht sich das Gefühl breit, dass Marwin Hitz wohl diesen Sommer doch nicht mehr wechseln wird. Mit Giefer und Hitz haben zumindest zwei Torhüter klare Stammplatzambitionen und Unruhe scheint vorprogrammiert. Auch Gelios und Luthe wären sicherlich alles andere als begeistert sein, nun degradiert zu werden.
Was war gut?
Auffallend stark präsentierten sich vor allem Erik Thommy, der beide Tore vorbereitete, und Raphael Framberger, der in 45 Minuten gefühlt so viel gelaufen ist, wie andere es in einer Saison nicht tun. Thommy zeigte gegen Tokyo abermals, warum er vergangene Saison bei Regensburg zu den besten Spielern der 3. Liga gehörte. Er ist wendig, spielt seine Pässe genau und hat auch den Mut, selbst abzuschließen. Ob das Niveau für die Bundesliga reicht, werden vielleicht schon die nächsten Testspiele aber spätestens die hoffentlich nächsten Einsätze für Thommy in der ersten Liga zeigen. Diesen ist Thommy vielleicht einen Schritt näher gekommen.
Einen riesigen Sprung scheint auch Raphael Framberger gemacht zu haben. Seine tolle Physis, aber vor allem sein Ehrgeiz könnten eine Wachablösung Verhaeghs auf der rechten Verteidigerposition etwas näher rücken lassen. Zumindest bleibt das gute Gefühl, einen würdigen, bissigen Backup zu haben. Einzig sein Arbeiten in der Defensive sollte er noch etwas verbessern. Er wirkte im Testspiel sehr auf die offensive Auslegung seiner Position fokussiert.
Was war schlecht?
Ohne genaue Zahlen dem Eindruck zugrunde legen zu können, sah die Passquote insbesondere im ersten Durchgang verbesserungswürdig aus. Vielleicht lag es an der Rotation, vielleicht an den müden Beinen, aber an der Genauigkeit muss gearbeitet werden, da in der Bundesliga Fehlpässe schneller bestraft werden als gegen den FC Tokyo.
Auch auffällig war, dass manche Sorgenkinder, die von Fussballexperten zwischen Lech und Wertach schon auf der Verkaufsliste stehen, ihre Chance im Testspiel nicht genutzt haben. Usami trat zwar zielstrebig gegen seine Landsmänner auf, brachte aber nichts verwertbares. Auch Georg Teigl, der mit Framberger auf der rechten Seite spielte, ging komplett unter. Und Moritz Leitner? Der trat nur ein Mal nennenswert in Aktion: Als er den zum Ausgleich führenden Freistoß verursachte.
Was passiert als nächstes?
Training, Training, Training. Und dann noch ein paar Testspiele. In Ulm geht es am Wochenende weiter gegen den SSV Jahn Regensburg und den SSV Ulm 1846, ehe es zum Middlesbrough FC (29. Juli) und Southampton FC (02. August) nach England geht. Sicherlich ein schönes Goodie für die Spieler und ein guter Härtetest für die anstehende Saison.
Und auf den Buinsess Seats?
Die ganze Woche über kamen immer wieder Wechselgerüchte zum ein oder anderen Spieler auf. Auch Alfred Finnbogason war zuletzt im Fokus erster Wechselgerüchte. Neben den üblichen Verdächtigen – Teigl, Parker, Usami, Friedrich – rückte zudem Konstantinos Stafylidis wieder in den Vordergrund sportjournalistischer Spekulationsmeldungen.
Der griechische Linksverteidiger wird aktuell mit halb Italien in Verbindung gebracht. Neben dem AC Mailand klopften angeblich auch Lazio Rom und die AS Roma bei Stefan Reuter an. Verwunderlich ist das nicht, zeichnete sich Stafylidis in der vergangenen Saison in besonderem Maße durch seine Willensstärke aus. Am hartnäckigsten scheint sich jedoch das Interesse der Rossoneri zu halten, die auf besagter Position definitiv im Zugzwang sind.
Für den FC Augsburg könnte ein Weggang des Griechen jedoch durchaus fatal werden. Zum einen ist die linke Verteidigerposition als nahezu einzige nicht in der Qualität dreifach besetzt, dass beim Wegfall von Max oder Stafylidis immer noch genügend Optionen zur Verfügung stehen. Des weiteren fand sich speziell Philipp Max gerade dann in Topform, als ein Konkurrenzkampf mit Stafylidis an der Tagesordnung stand. Weniger Druck, weniger Leistung – könnte man meinen. Zum anderen wird es auf dem aufgehitzten Transfermarkt schwer werden, auch bei einer adäquat hohen Ablösesumme (23 Jahre alt, Nationalspieler, Vertrag bis 2019) einen gleichwertigen Ersatz zu finden. Linksverteidiger sind rar und wenn man nicht auf Experimente setzen möchte, gibt der Markt aus Augsburger Sicht aktuell kaum etwas her.