Vor den Spielen in Bochum und Mainz haben der Kollege Andy und ich zwei ähnliche Artikel veröffentlicht: Quo vadis, FCA? Was ist diese Saison drin? Europa oder Abstiegskampf?
Die Kernaussage: Geht es gut, darf man nach oben schauen. Wirds nichts, dann war’s das vorerst. Nun sollte man die Saison nicht an einzelnen Spielen festmachen, aber klar ist: Der FCA hat beide wegweisenden Duelle verpatzt. In Bochum rettete die Thorup-Elf der Videoassistent mit einem Elfmeter in der Nachspielzeit zum Remis, in Mainz verlor man verdient mit 0:1.
Diese beiden Spiele sind ein herber Dämpfer in dieser Saison und ein erster großer Rückschritt unter Thorup. Der neue Coach hatte im Klub eine Euphorie entfacht. Die Mannschaft spielte für Augsburger Verhältnisse attraktiv. Das Publikum honorierte das, was man etwa an der guten Zuschauerquote in dieser Saison sieht. Der FCA schien auf einem richtig guten Weg.
Gegen Leverkusen, Bayern und Leipzig machten die Augsburger ein tolles Spiel. Aus diesen drei Duellen hätte man mehr als nur einen Punkt verdient gehabt. Die beiden letzten Auswärtsspiele haben die Stimmung allerdings sehr getrübt.
Der FCA kann ein Spiel (noch) nicht spielerisch prägen
Klar ist nun: Auch Jess Thorup gelingt es nicht, gegen vermeintlich schwächere Gegner zu überzeugen. Muss der FC Augsburg das Spiel machen, versagt er. „Der FC Augsburg, der nur lange Bälle geschlagen hat, gehört der Vergangenheit an.“ Dieser Satz stammt von Philipp Tietz, im Nachgang an das Leipzig-Spiel. Letztlich wurde der FCA dann doch recht schnell von dieser vermeintlich überwundenen Vergangenheit eingeholt.
Gegen Mainz wirkten die Schwaben vollkommen ideenlos. Elvis Rexbehcaj hatte zwar einen schönen Abschluss aus der Distanz, aber nicht einen guten Pass in der Offensive. Sein Mittelfeldkompagnon Arne Engels – eigentlich einer der talentiertesten Spieler im Kader – tat es ihm gleich und hielt sich aus dem Augsburger Angriffsspiel ebenso raus. Er verbuchte am Ende die zweitmeisten langen Bälle im Spiel (8). Die Statistiker zählen einen langen Ball ab 30 Meter. Die meisten davon spielte einmal mehr Jeffrey Gouweleeuw. Er brachte von seinen zehn Versuchen aber auch nur zwei an den Mann. Und wo wir schon bei gruseligen Passquoten sind: Kevin Mbabu spielte fast jeden dritten Pass zum Gegner oder ins Aus.
Die Augsburger kamen in Mainz laut Kicker auf eine Passquote von 71 Prozent, schlechter war man unter Thorup nur zweimal: In Köln (70) und in Bochum, wo unterirdische 62 Prozent aller Pässe an den Mitspieler gelangten. Bedeutet: Der FCA ist nach wie vor kein Team, das einem Spiel seinen Stempel aufdrücken kann. Zu oft reagiert die Mannschaft, statt zu agieren. Zur Wahrheit gehört ja, dass dieses Konzept gegen viele Teams in der Liga funktioniert. Umso bitteres ist es, dass es dann genau gegen die schwächeren Konkurrenten nicht klappt.
Jetzt kommen die entscheidenden Spiele
Wie ist das Auftreten in Mainz nun einzuordnen? Rückschritte sind in einer Entwicklung normal und sogar nötig, um langfristig Erfolg zu haben. Aber wenn man vor der Saison laut über die Conference-League orakelt (Demirovic), muss man sich irgendwo auch daran messen lassen. Nicht falsch verstehen, niemand erwartet Tabellensphären à la Rang Sieben. Das wäre nach dem Fast-Abstieg der vergangenen Spielzeit vermessen. Wenn man allerdings sieht, wer aktuell so zwischen Rang sieben und zehn platziert ist, muss man sich als FC Augsburg vor niemandem verstecken. Die Mannschaft ist gut genug, um vor Bremen oder Heidenheim in der Tabelle zu stehen. Sie muss es nur regelmäßig zeigen. Auch und vor allem gegen vermeintlich schwächere Gegner.
Die Chance dazu hat der FCA in den kommenden Spielen. Freiburg, Darmstadt, Heidenheim, Wolfsburg, Köln. Noch immer ist die Chance da, aus der aktuellen Saison eine gute zu machen. Mit dem Abstiegskampf hat Rot-Grün-Weiß nach wie vor wenig zu tun. Sieben Punkte vor dem Relegationsplatz sind nicht ohne. Ausruhen sollte sich der FCA aber keineswegs. Denn dass die Lage vergleichsweise entspannt ist, liegt (mal wieder!) mehr am Unvermögen anderer als an der eigenen Leistung. Denn tatsächlich hat der FCA aktuell weniger Punkte als zum selben Zeitpunkt der Vorsaison …
Während zu Wochenbeginn der neue Präsident des FC Augsburg e.V. medial verkündet wurde (wir berichteten), bereiteten sich die Profis des Clubs auf die wichtige Auswärtspartie gegen Bundesligaaufsteiger Werder Bremen vor. Neu-Präsident Markus Krapf gab sogleich die Marschroute vor: „Man muss wieder zusammenrücken“ – ergo: es geht nur gemeinsam! Schön zu sehen daher, dass rund 500 FCA-Fans die über 700 Kilometer und sieben Autofahrtstunden gen Norden in Kauf nahmen. Und dies an einem Freitagabend um 20:30 Uhr – absolut fanunfreundliche Anstoßzeit auswärts im weit entfernten Weserstadion.
Vor dem Spiel
Außer den Langzeitverletzten (Strobl, Uduokhai, Oxford, Dorsch) waren alle Mann an Bord und traten die Reise nach Bremen an. Leicht angeschlagen war vor der Partie lediglich Arne Maier, der immerhin auf der Bank Platz nahm. Auch Freddy Jensen und Iago kehrten pünktlich vor dem Spiel zurück und stellten daher ernsthafte Optionen für die Startaufstellung dar.
Geburtstagskind Jensen blieb zu Beginn jedoch erstmal auf der Bank, stattdessen starteten Gruezo und Rexbecaj im zentralen Mittelfeld. Vorne in der Sturmzentrale begannen – recht ungewohnt – gleich drei Angreifer mit Niederlechner, Berisha und Demirovic. André Hahn ersetzte Daniel Caligiuri auf dem rechten Flügel. Enno Maaßen verwarf gedanklich vor der Partie also sein obligatorisches 3-5-2 und besann sich vielmehr auf ein 4-4-2 mit starkem Offensivdrang.
„Es wird auch aufgrund der Wetterbedingungen ein sehr intensives Spiel.“
FCA-Trainer Maaßen am DAZN-Mikro vor dem Spiel
Werder-Coach Ole Werner nahm eine Veränderung im defensiven Mittelfeld vor: „Königstransfer“ Jens Stage, an dem vor nicht allzu langer Zeit auch der FCA konkretes Interesse hatte, startete für Niklas Schmidt. Dies begründete der Bremen-Trainer vor der Partie wie folgt:
„Augsburg wird vermehrt auf lange Bälle setzen. Da wird es zu vielen Duellen in der Luft und um zweite Bälle kommen.“
Es regnete Freitagabend ziemlich stark im Bremer Umland – dementsprechend nass und rutschig war auch das Geläuf. Trotz dessen kamen 41.000 Fans ins Weserstadion. Die Augsburger Mannen zeigten sich direkt von Beginn an engagiert und hatten in Minute zwei die erste Chance des Spiels. Berisha suchte mit der flachen Hereingabe Sturmpartner Niederlechner, doch Werder-Goalie Pavlenka konnte den Ball parieren. Auch die nächsten Chancen in den ersten zehn Minuten verzeichneten die Augsburger, doch entweder stand ein Mitspieler im Abseits (Hahn, Niederlechner) oder ein Bremer konnte noch klären. In der achten Minute ergab sich so die beste Chance bis dato für den FCA: Flo Niederlechner, einmal nicht im Abseits, legte sich die Kugel am Hintermann der Bremer vorbei, verstolperte diese jedoch ins Toraus.
Werders erste richtige Chance ereignete sich in Minute zehn, Ducksch und danach Stage per Kopf, doch Gikiewicz im Augsburger Kasten hatte keine Mühe, diese beiden Abschlüsse zu parieren. Gefühlt war dies aber ein Hallo-Wach-Effekt für die Bremer, die sodann mutiger nach vorne spielten und die Abschlüsse suchten. So in Minute 14, als Stage auf Ducksch spielte, der direkt abziehen konnte, aber in Gikiewicz seinen Meister fand. Wenn der FCA gefährlich wurde, dann waren entweder Berisha oder Demirovic entscheidend beteiligt. In der 26. Minute brachte Augsburgs letzter Neuzugang eine zielgenaue Ecke an den ersten Pfosten, der aufgerückte Innenverteidiger Bauer kam an die Kugel, aber Füllkrug konnte (mit der Schulter) schlimmeres verhindern.
Bremen musste sodann in Minute 30 erstmals wechseln: Der angeschlagene Pavlenka musste mit bandagiertem Oberschenkel vom Platz, Zetterer kam mit 27 Jahren zu seinem Bundesligadebüt. Dieser Wechsel schadete den Bremern nicht, ganz im Gegenteil: In der 31. Minute erzielten die Grün-Weißen das vermeintliche 1:0 – jedoch wurde das Tor aufgrund einer Abseitsstellung per Videobeweis zurückgenommen. Der Bremer Jung befand sich einen Schritt im Abseits und blockte bei der Torerzielung durch Füllkrug zwei Augsburger entscheidend. Danach schienen beide Mannschaften ein wenig den Fuß vom Gaspedal nehmen zu wollen und es ging nicht mehr ganz so viel nach vorne. Einzig Florian Niederlechner köpfte kurz vor der Halbzeit eine Bogenlampe auf die Bremer Torlatte. Nach vier Minuten Nachspielzeit ging es für alle 22 Mannen verdientermaßen in die Kabinen zum Pausentee.
Eine Führung der Augsburger wäre – aufgrund der vielen Chancen – nicht unverdient gewesen, jedoch muss man die eklatante Chancenverwertung hier bemängeln und sich freuen, dass die Bremer das vermeintliche Führungstor nicht anerkannt bekommen hatten. Das wäre wohl ein deftiger Nackenschlag für offensiv deutlich bemühtere Augsburger gewesen. Eine von Zweikämpfen geprägte Partie war es bis dato allemal. Der verletzte Bremer Leonardo Bittencourt urteilte in der Halbzeitpause im DAZN-Interview: „Augsburg hatte schon die eine oder andere Aktion mehr im Strafraum, deswegen ist das 0:0 gerade noch gerecht.“
Zweite Halbzeit
Beide Mannschaften kamen unverändert aus den Kabinen und der FCA gab direkt Vollgas. Erst schloss Berisha – etwas übereilt – nach Ballgewinn ab, setzte den Ball aber deutlich über das Bremer Gehäuse, dann zog Niederlechner aus rund 18 Metern ab, Zetterer hatte damit aber keine Mühe. Wieder Niederlechner und Berisha, die jeweils etwas zu übereilt Schüsse aus der zweiten Reihe abgaben und nicht ihr Ziel fanden. Auch Bremen versuchte, die Offensivmannen im Sturmzentrum einzubinden, dies gelang jedoch nur selten, aber wenn, dann gefährlich. Erst konnte Weiser in Minute 59 einen Abschluss wagen, jedoch hatte Gikiewicz den Ball sicher. Dann kam Ducksch am zweiten Pfosten zum Kopfball, es war wieder Gikiewicz, der den Ball über die Latte lenkte.
Der bis dato beste Angriff der noch jungen Halbzeit führte zur Augsburger Führung: Gruezo auf Berisha, der mustergültig nach innen in den Strafraum gab, dort war Demirovic mitgelaufen und musste nur noch einschieben. Augsburg führte – und Bremen wechselte. Unter anderem kam Burke – der Bremer Superjoker – für Schmid. Jensen ersetzte beim FCA Torschütze Demirovic. In Minute 76 eine Großchance für den FCA. Berisha lupfte nach Fehlpass von Jung den Ball über Zetterer hinweg, aber der Ball ging nur an die Latte. Auch Bremen kam zu Chancen: Weiser auf Schmidt im Strafraum, doch Gikiewicz kam aus dem Kasten und parierte.
Die letzten knapp zehn Minuten der Partie waren dann kurios und rasant zugleich: Erst gab es einen umstrittenen Handelfmeter für Bremen. Bauer bekam ein Zuspiel von Ducksch aus kürzester Distanz an den Arm, die Szene wurde per Videobeweis aber nicht überprüft. Die Augsburger protestierten heftig, in Folge dessen sahen sowohl Gouweleeuw als auch Gruezo die gelbe Karte. Der in dieser Saison noch torlose Ducksch trat den Elfmeterschuss an – und Gikiewicz hielt. Nach einer angeblich provozierenden Armbewegung von Gikiewicz nach dem gehaltenen Elfmeter stürmten Bremer Fans in den Innenraum des Weserstadions, die Partie war sodann kurzfristig unterbrochen. Gikiewicz sah wegen der Geste in Richtung Fans die gelbe Karte. Caligiuri kam dann noch in der siebten Minute der Nachspielzeit für Berisha, keine Minute später dann der erleichternde Abpfiff einer intensiven Partie. Zum Elfmeter sagte Bauer nach dem Spiel: „Ganz ehrlich, was soll ich bei der Situation aus kürzester Distanz machen. Das ist für mich kein Elfmeter.“ Wohl wahr!
Erkenntnisse
Enno Maaßen wich von seiner bevorzugten Formation ab – und gewann prompt. Es war aber nicht alles gold, was glänzt(e). Am Ende der Partie hatte der FCA auswärts mehr Torschüsse (15:12 aus Augsburger Sicht), aber eine katastrophale Passquote (53 (!!) Prozent) sowie eine schlechtere Zweikampfquote (47 Prozent) als die Bremer. Besonders in puncto Ballbesitz war zu merken, dass das nicht das Maaßensche System darstellte, nur 30 Prozent Ballbesitz gegen einen Gegner auf Augenhöhe sprachen Bände. Das ist in dieser Saison die niedrigste Quote in Sachen Ballbesitz. Zum Vergleich: Gegen die Hertha und auch gegen Hoffenheim hatte der FCA mehr Ballbesitzanteile zu verbuchen. Gegen Freiburg (bei der 0:4 Niederlage) hatte der FCA gar mehr Ballbesitz (53 Prozent) als der Gegner selbst
Intensiv geführt wurden die Zweikämpfe, hier war der FCA in der ersten Halbzeit etwas bissiger als in der zweiten. Zudem war die Laufintensität und das Tempo konstant hoch. André Hahn lief beispielsweise 12,14, Iago 11,35 und Rexbecaj 11,29 Kilometer. Die Innenverteidiger hatten zum Teil ihre liebe Not mit den beiden agilen Bremer Angreifern, die Zweikampfquote sprach hier Bände: Während Marvin Ducksch und Niclas Füllkrug jeweils 67 Prozent ihrer Zweikämpfe gewannen, kam Jeffrey Gouweleeuw beispielsweise nur auf 25 Prozent. Maximilian Bauer kam immerhin auf 58 Prozent Zweikampfquote.
Die Torgefährlichkeit bzw. die Qualität der Abschlüsse lassen sich zum Teil auch auf den sogenannten xG-Wert zurückführen („expected goals“): „Das xGoals-Modell weist die Torerzielungs-Wahrscheinlichkeit für jeden Abschluss aus. Die Torwahrscheinlichkeit wird hierbei nach jedem Torschuss in Echtzeit berechnet, sodass Informationen über den Schwierigkeitsgrad des Schusses und die Wahrscheinlichkeit eines Treffers vorliegen.“ Für Bremen stand dort Freitagabend nach Abpfiff 1,84 zu Buche, für den FCA 1,78. Der Elfmeter, der den Bremern zugestanden wurde, schlägt beispielsweise mit 0,77 zu Buche. Das heißt im Umkehrschluss, Bremen hätte statistisch gesehen zwei Tore machen können, hat jedoch keinen Treffer erzielt. Das ist dann nicht besonders effizient. Auch der FCA hätte gut und gerne ein Tor mehr erzielen können.
Der FCA stand fünfmal im Abseits (gefühlt vier von fünf Mal war dies Florian Niederlechner). Bremen hingegen nur einmal. Durch das häufige Abseitsstehen nimmt man sich selbst gute Torchancen! Natürlich sagt das auch was über die Qualität der Hintermannschaft der Bremer aus, denn da saß die Abseitsfalle halt besonders gut. Aber es sagt auch was über das Stellungsspiel des Angreifers aus. Ggf. muss Niederlechner so Geschwindigkeitsnachteile kompensieren. So oder so, das häufige „im Abseits stehen“ wird einem schon bei den Junioren abtrainiert. Wenn ein Spieler im Speziellen da solche Probleme zu haben scheint, muss man da baldigst mal gegensteuern.
Fazit & Ausblick
Ein Drittel der Hinrunde ist nun ausgespielt. Sechs Punkte hat der FCA nun auf der Haben-Seite. Dieser Sieg – wenn auch knapp und etwas dreckig – war wichtig für die Mannschaft und deren Selbstbewusstsein. War wichtig für die geschundene Fanseele. Und war natürlich wichtig für FCA-Funktionäre und den Coach selbst. Geforderte und in Augsburg gern gesehene Attribute wie Galligkeit, Giftigkeit, Leidenschaft und Kampfgeist hat man in großen Teilen wieder auf dem Platz sehen können. Zudem hat man vorne in der Offensive nun gefühlt so viele qualitativ hochwertige Torabschlüsse gehabt, wie in den ganzen anderen Partien zuvor zusammen. Ggf. ist diese Formation halt doch passender für den existierenden Kader, als das von Enno Maaßen bevorzugte System mit dem Ziel Ballbesitzfußball. Der Ansatz war wichtig und richtig, die Umsetzung zum Großteil auch.
Werder und Augsburg Fans werden wohl aber keine Freunde mehr: Gikiewicz wurde eigenen Aussagen zu Folge die ganze Partie über beleidigt, zum Teil war das auch in den Interviews danach noch zu hören. Nach dem gehaltenen Elfmeter zeigte Gikiewicz eine „Pssst“-Geste Richtung Bremen Fans, die diese sichtlich gegen ihn aufbrachte. Auch wenn „Giki“ da sicherlich im und nach dem Spiel etwas über die Stränge geschlagen hat: Er hat den – unberechtigten – Elfmeter überragend halten können. So langsam entwickelt Rafa sich zum „Elferkiller“, denn das ist nun schon der zweite dieser Saison, den er bravourös hält.
Das Malträtieren des Elfmeterpunktes vor Ausführung durch Ducksch hätte er aber auch gut und gerne sein lassen können. Insgesamt hatten die Bremer Offiziellen dann ziemliche Wut auf die Augsburger Vertreter, so mochte Werder-Coach Werner Enno Maaßen gar nicht erst verabschieden und nach der Partie sagte Clemens Fritz, dass das Verhalten der Augsburger Bank in manchen Szenen alles andere als respektvoll war. Zuletzt blieb der FCA der obligatorischen Pressekonferenz nach dem Spiel fern, angeblich, um den Flieger gen Heimat noch zu erwischen. Ganz schön viel Trubel.
„Auf die Emotionen im ganzen Stadion war der gehaltene Elfmeter eine perfekte Reaktion. Ich freue mich, dass ich jetzt zwei von zwei Elfern in dieser Saison gehalten haben, und wir nun sechs Punkte auf dem Konto haben. Aus dem Spiel können wir viel Selbstvertrauen tanken.“
Bemühungen, offensiv wie defensiv hat man gegen Bremen eindeutig sehen können, der Aufwand wurde belohnt. Etwas Glück gehört immer dazu im Fußball. Generell sind wichtige Werte endlich mal wieder auf dem Platz zu sehen gewesen, das freut den Fan! Gegen den FC Bayern am kommenden Samstag wird sich nun zeigen, wie gut die Mannschaft wieder diese Werte wie mannschaftliche Geschlossenheit und Giftigkeit auf den Platz bekommt. Lehrmaterial haben die Augsburger von den Stuttgartern erhalten, die am sechsten Spieltag den Bayern ein 2:2 (in letzter Sekunde) abtrotzten.
Es wird wichtig sein, hier nicht offensiv ins Verderben zu rennen, aber auch nicht Beton anzurühren. Am wichtigsten wird wohl sein, sich nicht die Tordifferenz (die eh schon miserabel ist mit -6) weiter zu verderben. Ergo: Nicht zu viele Gegentore zu kassieren. Man hoffe nun, dass der Sieg der Mannschaft Aufwind gibt und sie sich gegen die schier übermächtigen Bayern so weit motivieren können, dass man zumindest nicht mit einer Vielzahl an Gegentreffern in die angrenzende Länderspielpause geht. Das wäre wohl wichtig für Club und Fans, Stichwort Zusammenhalt. Den neuen Präsidenten dürfte dies nun durchaus freuen: Zum Antritt gleich drei Punkte, ihm wichtige Attribute bei Fans und Mannschaft gesehen, drei Präsente für „El Presidente“.
Zuletzt wollen wir als Rosenau Gazette noch Danke sagen: Danke an E-Sportler Philipp, der nach fünf Jahren Zugehörigkeit zur eSport-Mannschaft des FCA seine Karriere beendet. Danke für alles Philipp und alles Gute!
Während ich diese einleitenden Zeilen schreibe, stehe ich noch völlig unter dem Bann des gerade beendeten EM-Finales der Frauen. Was für ein Fight, was für eine Trauer und was für ein Stolz, der nun bleibt. Was die deutschen Frauen hier das ganze Turnier geleistet haben, großartig, Chapeau, Hut ab – das war ganz groß!
Generell war an diesem unscheinbaren Sonntag Ende Juli – es war nicht mal richtig schönes Wetter allerorts – alles angerichtet für ein richtiges Fußballfest! Um 15:30 Uhr zum Vorspiel BW Lohne gegen FCA in der ersten Runde des DFB-Pokals und direkt im Anschluss gab’s den Klassiker: England – Deutschland im ausverkauften Wembley-Stadion zum EM-Endspiel. Famos! Zudem: Sideris Tasiadis als waschechter Augsburger mit der Goldmedaille bei der Heim-Kanu-WM 2022. Was für ein wilder Tag!
Doch lasst uns nun einmal betrachten – da wir uns nun mal FCA-Fanblog schimpfen – was der FC Augsburg an diesem rasanten Sonntag so geleistet hat. Eine Zusammenfassung der Ereignisse:
Vor dem Spiel
Kurz vor dem Spiel wurde bekannt, dass Mads Pedersen wegen Knieproblemen kurzfristig passen musste. Weiterhin standen alle drei Neuzugänge – Demirovic, Bauer und Rexhbecaj – in der Startelf. Enno Maaßen hatte sich vor dem Spiel bereits in die Karten schauen lassen und das Geheimnis gelüftet, dass „Giki“ im Tor stehen wird. Als zweiter Torhüter nahm Daniel Klein auf der Bank Platz, dies drückt dann wohl auch aus, dass der 21jährige nun in der Rangordnung der neue zweite Keeper ist. Bis auf Pedersen, Strobl, Günther, Vargas, Oxford und Petkov standen Maaßen alle Spieler zur Verfügung. Enno Maaßen setzte gegen den Pokalneuling wieder auf sein favorisiertes 3-4-1-2, mit den zwei Spitzen Hahn und Demirovic sowie gleich dahinter Mittelfeldmotor Maier.
Der Kicker hatte zuletzt in der Kategorie „Wir wollten’s wissen“ an die Leserinnen und Leser die Frage gestellt: Welche Bundesligisten scheiden in der ersten Pokalrunde aus? Mit nur 5,2 Prozent wurde der FCA am viertwenigsten genannt. Nur Union (4,5%), RB Leipzig (3,5%) und Gladbach (2,5%) wurden noch weniger genannt. Schiedsrichter der Partie war übrigens der gebürtige Bremer Sven Waschitzki-Günther (35).
Lohne-Coach Rießelmann (39) über seinen Matchplan: „Wir wollen sehr mannorientiert spielen und sie im direkten Duell jagen. Dazu müssen wir natürlich auch selbst unsere Nadelstiche setzen. Aber wichtig ist, dass wir unsere Etappenziele erreichen. Erst mal geht es darum, in den ersten 20 Minuten die Null zu halten. Dann kann es für Augsburg schon ekliger werden. Danach arbeiten wir uns zum nächsten Ziel vor.“ Er schätze, bei 100 Partien gegen den FCA gewinne 99x der Bundesligist – es benötige daher den idealen Tag, um diese zu schlagen.
Erste Halbzeit
Es dürfte dem FCA eine Warnung gewesen sein, dass sich im Vorfeld der Partie bereits Leverkusen, Fürth und Köln aus der laufenden Pokalrunde verabschieden mussten. Umso ernster musste man den Regionalliga-Aufsteiger aus Niedersachsen – BW Lohne – nehmen. Lohnes Trainer Rießelmann: „Wir glauben an unsere Minimalchance.“ Und so spielten sie auch – zumindest bis zur 60. Minute. Lohne begannen mit einem 3-4-3, mit drei früh anlaufenden Offensivspielern an der Spitze. Der FCA sollte übrigens nicht versuchen, sich ins Elfmeterschießen zu retten, denn auf Seiten von Lohne steht mit Bollmann ein richtiger Elfmeterheld im Tor. Im Pokalfinale gegen den Heeslinger SC hielt er ganze drei Elfmeter. An diesem Sonntagnachmittag spielte er mit verletztem Finger.
Im Heinz-Dettmer-Stadion zu Lohne herrschte auch bei Nieselregen eine gute Atmosphäre: Sowohl die 420 mitgereisten FCA-Fans (bei 500 bereitgestellten Karten) sorgten für ordentlich Stimmung, als auch die zahlreich erschienen Heimfans. Insgesamt sahen die Partie 4.150 ZuschauerInnen vor Ort. Zu Beginn der Partie noch eine Trauerminute für den kürzlich verstorbenen Uwe Seeler und dann rollte der Ball auch schon. Die ersten kleinen Torannäherungen waren BW Lohne zuzuschreiben, die mutig nach vorne spielten.
Hier bemerkenswert auch die Unsicherheit von Augsburg Keeper Gikiewicz. Zweimal in der ersten Halbzeit eilte dieser aus dem Kasten, zweimal kam er nicht an den Ball. Er war tatsächlich eher ein Risikofaktor in der Defensive. In der 17. Minute dann die erste dicke Chance der Augsburger, doch Hahn köpfte den Ball knapp übers Gebälk. Auch in der 31. Spielminute war Hahn im Fokus, diesmal setzte er eine Verlängerung von Caligiuri an den Pfosten. Und dann war auch schon Halbzeit. Kurzes Zwischenfazit: Spielerisch war das echt noch äußerst mau gegen den gut aufgelegten Viertligisten. Für Lohne hatte sich das Spiel jetzt quasi schon rentiert… ohne Gegentor ging es also in die Halbzeitpause. Die Stimmung weiterhin gut in Lohne! Durchschnaufen, weitermachen.
Zweite Halbzeit
Auf beiden Seiten keine Wechsel und direkt ging es munter los – trotz einsetzendem Regen. Der aufgerückte Felix Uduokhai mit der Chance, jedoch konnte Keeper Bollmann entschärfen. Der zunehmende Augsburger Druck sollte sich bald auszahlen: In der 51. Minute wurde dem FCA ein Freistoß zugesprochen, Caligiuri und Maier waren die potenziellen Schützen. Man sah schon, der Arne machts. Und anstatt die Flanke zu wählen, brachte Maier den Ball aus rund 25 Metern auf den rechten Pfosten – und traf. Was für ein krummes Ding! Was für eine Schlitzohrigkeit vom Mittelfeldspieler. Schön hatte er die schlecht positionierte Mauer ausgeguckt und den ebenso ungünstig positionierten Lohne-Keeper Bollmann- zack, Tor. 1:0 – und der FCA war dran. Rexhbecaj hätte in der 53. Minute direkt erhöhen können, doch sein Kopfball ging knapp am linken Pfosten vorbei.
Das war dann auch seine letzte Aktion, denn Enno Maaßen wechselte zweimal. Jensen kam für Demirovic, Niederlechner für Rexhbecaj. Die Folge: Maier zog sich etwas zurück, Jensen übernahm für ihn im offensiven Mittelfeld. Niederlechner agierte dann als zweite Spitze neben Hahn. Nach den beiden Wechselunterbrechungen kam Lohne erstmals in Halbzeit zwei zu Chancen. Der eingewechselte Neziri brachte einen Ball in den Strafraum der Augsburger, Freund und Feind segelten jedoch vorbei. Im Anschluss probierte es ebenjener Neziri noch mit einem Distanzschuss, der aber leichte Beute für Augsburg-Goalie Gikiewicz war.
In der 69. Spielminute dann das 2:0: Kapitän Gouweleeuw mit der Spieleröffnung, der lange Ball wurde von Niederlechner per Hacke verlängert und Jensen verlud Keeper Bollmann – ganz easy sah das aus und schob ein. Es passierte sodann nicht mehr viel, in Minute 76 machte „Hahno“ Platz für Pepi, ein ebenfalls positionsgetreuer Wechsel. In der 81. Minute erzielte Niederlechner das 3:0 für den FCA und Pepi war maßgeblich beteiligt, in dem er den Ball nach vorne trug, Jensen in Szene setzte, der wiederum blitzschnell auf Niederlechner ablegte. Keine große Mühe für die Nummer 7 der Augsburger. Er musste nur noch ins Tor schieben.
Lohne hatte nun reichlich Mühe, versuchte nach vorne zu kommen, doch blieb meist im Mittelfeld an einem FCA-Spieler hängen. Malone und Zehnter bekamen noch drei Minuten Spielzeit von Coach Maaßen zugestanden. Erstgenannter stand mit seinem ersten Ballkontakt direkt im Mittelpunkt: In Minute 89 unterlief Verteidiger Düker ein Fauxpas, er köpfte direkt auf Malone und dieser ließ sich nicht zweimal bitten. Eiskalt schob er mit seinem rechten Fuß ein. Der Schiedsrichter pfiff sehr pünktlich ohne große Nachspielzeit ab. Der Stadionsprecher der Lohner spendete Applaus für die zweiten Sieger des heutigen Abends: „Männer, geile Leistung!“ Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.
Erkenntnisse
Am Ende konnte man sagen: Pflichtaufgabe erledigt. Jedoch ohne großen Glanz oder Glamour. In der ersten Halbzeit gewann Lohne mehr Zweikämpfe, Augsburg fiel vorne nicht viel ein gegen einen motivierten Viertligisten. Wenn vorne dennoch mal was ging, mangelte es an Präzision. „Ich denke, dass unsere Taktik aufgegangen ist. Wir haben einem Bundesligisten das Leben sehr schwer gemacht“, so Heimtrainer Rießelmann. Bis zur 51. Minute hielt der Regionalligist das 0:0, setzte selbst einige wenige Nadelstiche. Nach dem Gegentor wurden die Beine des Gegners jedoch immer schwerer, dies machte es den Augsburgern dann auch einfacher im weiteren Spielverlauf.
Was auffiel: Die Wechsel saßen. Jensen kam rein und – traf. Niederlechner und Malone ebenfalls. Jensen, Niederlechner und Pepi als Einwechselspieler glänzten zudem als Vorbereiter. Gerade Jensen gefiel in offensiver Rolle und ist s0 definitiv eine Option für die Startelf am ersten Spieltag gegen Freiburg. Ein Blick auf die Statistiken: 19 Torschüsse, 507 gespielte Pässe, 79% Ballbesitz und eine Zweikampfquote von 62 Prozent. Mit 80 gespielten Pässen und 89 Ballkontakten war Carlos Gruezo heimliche Passmaschine des FCA bei einer Passgenauigkeit von rund 86 Prozent. Ganz stark hier auch Neuzugang Maxi Bauer mit 87 Prozent an angekommenen Pässen und 78 gespielten Bällen. Felix Uduokhai überzeugte hingegen mit einer starken Zweikampfquote von 82 Prozent.
Die erste Halbzeit entwickelte der FCA nur über Standards Gefahr, ein altbekanntes Thema, dies hat sich auch in der Vorbereitung des Öfteren gezeigt. Als der FCA jedoch – und er war völlig dazu in der Lage – einen Gang höher schaltete, kam der Erfolg fast von selbst. Zumindest ging es den Augsburgern dann deutlich leichter von der Hand. Ein großer Faktor hier Taktgeber Maier, aber auch in seinem Schatten Abräumer Gruezo. Die Hereinnahme von Freddy Jensen war wie eine Prophezeiung, die sich bewahrheitet hat. Der Junge hat unglaublich viel Talent und zeigte sehr viel davon am Sonntagnachmittag in Lohne. Hoffen wir dringend, dass Freddy fit bleibt! Die Abwehr stand stabil, sehr überzeugend hier auch Youngster Bauer, der erstmal die Nase vorne hat im Duell um den dritten Platz in der Dreierkette (vor Winther).
Fazit
Das große Manko, dass die Stürmer nicht treffen, hatten wir zuletzt moniert. Dies war hoffentlich der Knotenlöser, meinetwegen soll sich dies gegen Freiburg einfach so fortsetzen. Die Optionen auf der Bank zündeten, das macht Mut und tut gut. Jensen als die eine Waffe, Malone als die zweite. Ein Ballkontakt und der Ball ist drin – Abstaubergen vorhanden, würde ich sagen. Enno Maaßen lobte nach der Partie: „Maurice stand nach seiner Einwechslung genau richtig. Es freut mich, dass er mit seinem Tor eine gute Vorbereitung abrundet.“ Pepi glänzte als Vorlagengeber. Ausschließlich Demirovic blieb blass und den Erwartungen ein wenig hinterher. Rexhbecaj wird noch Zeit zur Eingewöhnung brauchen, da kam das Spiel gegen Lohne gerade recht, um langsam reinzukommen, um beim FCA anzukommen.
Generell kann man zusammenfassend wohl sagen: Ein gutes Pferd springt nicht höher als es muss. Dass der FCA ein gutes Pferd ist, muss er aber noch nachhaltig beweisen. Beim Viertligisten ist dem FCA dies wegen einer Leistungssteigerung in Halbzwei zwei geglückt. Blau-Weiß Lohne hat zwar nicht das Unmögliche möglich gemacht, aber sehr viel Sympathien gewonnen. Drücken wir nun unseren guten Gastgebern aus dem Norden die Daumen für ihre erste Regionalliga-Saison! Ich lasse die finalen Worte nun Lohne-Trainer Rießelmann:
„Ich bin aber unheimlich stolz, nicht nur, was die Mannschaft im Spiel geleistet hat, sondern auch, was wir als Verein hier auf die Beine gestellt haben. Das macht Lust auf mehr.“
Keine Person in Augsburg steht derzeit so arg im Scheinwerfer und auch in der Kritik wie Stefan Reuter. Wir nehmen die letzten Geschehnisse zum Anlass, um dem aktuellen „SpoDi“ des FCA eine Serie zu widmen. Beginnen wir einmal mit der Vorgeschichte des Stefan Reuter, der nicht immer Sportfunktionär war, sondern einst erfolgreicher Spieler hierzulande.
Kindheit und Jugend
Stefan Reuter wurde am 16. Oktober 1966 als mittlerer Sohn dreier Kinder von Fritz und Elle Reuter im mittelfränkischen Dinkelsbühl geboren. Er hat zwei Geschwister, Jörg und Ursula. Dinkelsbühl ist seinerseits eine große Kreisstadt im Landkreis Ansbach, rund 100 Kilometer von Augsburg entfernt und beheimatet 11.882 Einwohner*innen (Stand: 31.12.2020). Bedeutend sicherlich die Lage: Die Stadt liegt direkt an der Romantischen Straße, die älteste Ferienstraße Deutschlands, die in Füssen im Ostallgäu endet.
Im Alter von fünf jungen Jahren begann er in der Nachbarschaft- beim TSV 1860 Dinkelsbühl – das Fußballspielen. Dort hat er alle Jahrgänge bis zu den B-Junioren durchlaufen, seine Neffen Jonas (31) und Lukas (27) spielen heute noch dort, beim Kreisligisten in der KL Nürnberg/Frankenhöhe 1. Wenn es die Zeit zulasse, so Reuter, besucht er selbst seine Heimat – dort leben neben seinen Neffen noch seine Eltern sowie sein Bruder Jörg. 11 Jahre spielte Reuter in Dinkelsbühl, dann rief den talentierten Kicker die große Welt des Fußballs. Entdeckt hatte Reuter 1982 Günter Gerlin, ehemaliger Trainer des 1. FC Nürnberg und der SpVgg Greuther Fürth.
So wechselte Stefan Reuter mit 15 Jahren zum damaligen Zweitligisten 1. FC Nürnberg. Wir schreiben das Jahr 1982. Bei den prominenten Franken, beim „Club“, reifte Reuter zum Juniorennationalspieler heran, durchlief die U17 (1 Spiel) und U18 (7 Spiele) Deutschlands. In seiner Jugend vertrat er die Deutsche U16-Auswahl im UEFA-Wettbewerb „U-16“, der im Sommer in Deutschland stattfand. Mit seinen Teamkollegen sicherte sich Reuter mit einem 2:0 im Finale gegen die Sowjetunion als Einwechselspieler die Europameisterschaft der U16-Junioren.
Auch für die U18 Deutschlands kam er zum Einsatz (8 Spiele), ebenso für die U21-Nationalmannschaft, dort debütierte er am 24. September 1985 in Eskilstuna und erzielte prompt zwei Tore gegen die schwedische Auswahl. Darüber hinaus trat er im Jahre 1987 mit der Bundeswehr-Nationalmannschaft bei der Militär-WM an und errang mit seinen Mitstreitern den zweiten Platz. In seiner Jugend war Stefan Reuter aber nicht nur ambitionierter Kicker, sondern auch erfolgreich in der Leichtathletik. Er konnte die Bezirksmeisterschaft im Weitsprung gewinnen und war darüber hinaus noch bayerischer Meister in der Disziplin Crosslauf.
Profikarriere
Zehn Tage vor seinem 18. Geburtstag – es war der 06. Oktober 1984 – durfte Reuter für den Club in der zweiten Liga debütieren, gegen Kickers Offenbach am 9. Spieltag. Der „Glubb“ gewann 3:2 auswärts in Hessen. Zu Saisonende stieg der junge Stefan als rechter Mittelfeldspieler mit seiner Mannschaft in die Bundesliga auf und verweilte dort bis zur Saison 1987/88. Für den 1. FC Nürnberg bestritt Reuter 125 Pflichtspiele, erzielte als Defensivspieler 13 Tore. Zudem lief er dreimal im DFB-Pokal auf und traf zweimal ins gegnerische Tor. Am 18. April 1987 durfte Reuter zum ersten Mal für die deutsche A-Nationalmannschaft spielen. Sein Debüt gab der damals 20jährige beim 0:0 gegen Italien in Köln. Er wurde in Minute 63 für Wolfgang Rolff eingewechselt. Für die deutsche Auswahl absolvierte Stefan Reuter insgesamt 69 Partien.
1988 wechselte Reuter dann zum FC Bayern München, für den er insgesamt 95 Ligaeinsätze (4 Tore) verzeichnete sowie 10 UEFA-Pokal (1 Tor)- und 12 Landesmeisterpokal-Spiele (3 Tore). Er gewann mit den Münchner Bayern drei Titel und wechselte dann 1991 nach Italien zu Juventus Turin. Dort verweilte er genau eine Saison, bevor er sich dem BVB anschloss. 1992 riss das Kreuzband. 2000 erlitt er einen Knorpelschaden im Knie. Dennoch konnte Reuter 502 Bundesligapartien bestreiten. In Dortmund beendete er 2004 seine Karriere. Mit dem BVB gewann der gebürtige Franke in zwölf Saisons acht Titel. 1997 gewann er mit den Dortmundern die Champions League, nach einem 3:1 über Juventus Turin, seinen Ex-Club. Torschütze zum 1:0 sowie 2:0 übrigens der ehemalige Augsburger Karl-Heinz „Kalle“ Riedle, der im Finale in Minute 67 ausgewechselt wurde, für ihn kam Heiko Herrlich. Ebenfalls ein alter Augsburger Bekannter.
Stefan Reuter nahm sowohl an der WM 1990 als auch an der WM 1998 teil. 1990 errang er mit der deutschen Elf den Titel und erhielt in Folge das silberne Lorbeerblatt als Ehrung dieses Erfolgs. Weiterhin bestritt er die EM 1992 sowie 1996. Sein letztes Spiel für die deutsche Auswahl war das erste Vorrundenspiel der WM 1998 gegen die USA. Insgesamt wurde Stefan Reuter in seiner aktiven Laufbahn Weltmeister (1x, 1990), Europameister (1x, 1996), Champions League Sieger (1x, 96/97 mit dem BVB), Deutscher Meister (5x, 2mal mit dem FC Bayern und 3 mal mit dem BVB), Deutscher Zweitligameister (1x, 84/85 mit dem Club), U17-Europameister (1x, 1984), 1x Weltpokalsieger (1998, mit dem BVB) sowie deutscher Superpokalsieger (5x insgesamt). Zudem war Reuter zweimaliger UEFA-Cup-Finalist mit der Borussia aus Dortmund (2001/02, 1992/93). 502 Bundesligaspiele konnte Reuter in Summe bestreiten, 47 Einsätze im UEFA-Cup, 44 in der Champions League und 34 im DFB Pokal. Darüber hinaus absolvierte er 28 Partien in der Serie A und 8 im italienischen Pokal, der Coppa Italia.
Funktionärslaufbahn – BVB & 1860
2004 beendete Stefan Reuter – seine zugegebenermaßen glanzvolle – aktive Karriere beim BVB, übrigens als letzter verbliebener Weltmeister von 1990. Schon im Jahr 2000, parallel zu seiner Profilaufbahn, absolvierte Reuter einen Kurzlehrgang für Nationalspieler und erhielt die Lizenz des Fußballlehrers. Nach seinem Karriereende im Jahr 2004 wird er Assistent beim BVB, gab diese Position schon 2005 aber wieder auf. 2006 wechselte Reuter als Manager zum damaligen Zweitligisten 1860 München. Zuvor erfolgte beim TSV 1860 der Rauswurf von Trainer Reiner Maurer sowie Manager Roland Kneißl, dem Vorgänger Reuters auf der Position des Managers.
„Wir sind uns einig mit Stefan Reuter. Und wir sind sehr zufrieden mit seiner Verpflichtung, denn uns waren ja gleich zwei Leute ausgefallen.“
Damaliger Löwen-Präsident Karl Auer zur Verpflichtung von Stefan Reuter im Jahr 2006
Stefan Reuter erhielt bei den Löwen einen Vertrag bis 31.12.2008. „1860 ist für mich eine Riesenherausforderung. Das Wichtigste ist zunächst, dass das Sportliche wieder im Vordergrund steht, und ich bin überzeugt, dass die anvisierten Ziele erreicht werden können“, so Reuter damals zu diesem Schritt. In einem Kicker-Interview im Jahr 2006 gab Stefan Reuter an, dass die Management-Position in einem Fußballclub sein selbst gesetztes Ziel war.
Was Stefan Reuter schon immer in seinem Machtbereich sah- als Manager sieht er sich offensichtlich mit absoluter Kompetenz ausgestattet: „Dass es von den Profis bis zu den Amateuren und Jugendteams, vom Physiotherapeuten bis zum Zeugwart keinen Vertrag geben wird, der nicht meine Unterschrift trägt. Und ich frage auch keinen, ob ich mich auf die Bank oder in Spielersitzungen setzen darf. Aber die Kompetenz für die Mannschaft liegt klar beim Trainer.“
1860 als Sprungbrett und die Doppelrolle
2008 wurde Reuter dann zum Geschäftsführer der TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA bestellt. Er war damals zu dem Zeitpunkt alleiniger Geschäftsführer des TSV 1860. Zuvor wurde der ehemalige Geschäftsführer Stefan Ziffzer entlassen, weil dieser eine Brandrede gegen den Club-Präsidenten Albrecht von Linde gehalten hatte. „Der Fisch stinkt vom Kopf her, und bei uns ist der Kopf der Präsident (…) Dieser Präsident ist eine Schande.“, so Ziffzer auf der Pressekonferenz nach dem 1:1 gegen den VfL Osnabrück, das dem TSV den Klassenerhalt sicherte. Noch im VIP-Raum wurde Ziffzer dann von von Linde die fristlose Kündigung ausgesprochen.
Überhaupt, es waren damals chaotische Tage bei den Löwen. „Bis Ende des Jahres müssen die „Löwen“ 1,5 Millionen Euro Eigenkapital aufbringen, um die Auflagen bzw. Bedingungen der Deutschen Fußball Liga (DFL) zu erfüllen“, berichtet der Kicker anno dazumal. Der Kicker berichtet zum damaligen Zeitpunkt von internen Machtkämpfen und finanziellen Schwierigkeiten. Reuter, selbst auch in der Kritik, sah sich Gerüchten ausgesetzt, er solle durch Miroslav Stevic ersetzt werden. Reuter lehnte damals einen Rücktritt ab.
2009 sah es sportlich nicht besser aus für den Club mit den großen Ambitionen und der großen sportlichen Historie. Platz elf bekleidete der TSV in der zweiten Liga, zu wenig für den Traditionsverein mit Erstligaträumen. Wirtschaftlich sah es ebenfalls fatal aus (die Rede war von drei Mio. Euro Schulden), daher stieg 2009 ein Investor namens Nicolai Schwarzer, Inhaber der Schwarzer Unternehmensgruppe, bei den Löwen ein. Zudem wurde der Job von Stefan Reuter, der zuletzt Geschäftsführer und Sportdirektor in einem war, auf mehrere Schultern verteilt. Neuer Sportdirektor wurde Ex-Löwenspieler Miroslav Stevic. „Mit Herrn Reuter sind wir im Gespräch über sein verändertes Aufgabenfeld. Wir würden ihn gern dafür gewinnen“, so Präsident Rainer Beeck. Die Augsburger Allgemeine vermeldete damals, Stefan Reuter solle Geschäftsführung und Sponsoren-Betreuung übernehmen.
Bereits zehn Minuten vor der einberufenen Pressekonferenz, um unter anderem den Investor vorzustellen, ließ Stefan Reuter vor den anwesenden Journalisten verlauten: „Das Angebot, das mir nicht einmal konkret vorliegt, kann ich nicht annehmen.“ Die drei anwesenden Vorstände, darunter SPD-Fraktionschef Maget, sollen peinlich berührt gewesen sein – denn sie wussten von diesem Vorhaben Reuters noch gar nichts. Na, bei wem klingelt es gerade? Gewisse Parallelen sind nicht von der Hand zu weisen. Der Tagesspiegel schrieb damals, „Die Verhandlungen mit dem Investor hatten seit Monaten hinter dem Rücken des Geschäftsführers stattgefunden.“ Das Resultat: Reuter nahm das Angebot der Löwen nicht an und schied am 03.02.2009 aus dem Amt aus.
Reuter war einst Partner von Marcus Höfl, Ehemann von Ski-Olympia-Siegerin Maria Höfl-Riesch, den man in Augsburg auch kennen sollte, saß er doch bis 2021 beim FCA (besser gesagt, der GmbH & Co KGaA) im Aufsichtsrat. Mit Höfl war er bei einer Marketing-Agentur namens brandicons tätig, die Klienten wie Franziska van Almsick oder Johannes B. Kerner betreute.
Sportdirektor beim FC Augsburg
Stefan Reuter ist seit 27.12.2012 beim FC Augsburg als Nachfolger von Jürgen Rollmann in Funktion des Geschäftsführers Sport tätig. In dieser Saison war der FCA, und zu diesem Zeitpunkt besonders, abstiegsgefährdet, stand man doch nach 17 Spieltagen mit 9 Punkten auf Platz 17 der Bundesligatabelle. Noch nie hatte bis dato ein Verein mit dieser Punktzahl noch die Klasse gehalten. Aber mit vereinter Kraft – und Trainer Markus Weinzierl – spielte der FCA die siebtbeste Rückrunde aller Clubs und hielt sensationell die Klasse. Ein weiteres Highlight war natürlich die Teilnahme an der Europa League in der Saison 2015/2016, die Saison zuvor verlief absolut fantastisch und der Verein beendete diese mit 49 Punkten auf Platz 5. Zwischenzeitlich stand man sogar auf einem Champions League Rang.
Doch nach diesem Highlight, der internationalen Rundreise des FCA unter dem Motto „In Europa kennt uns keine Sau“, entwickelte der Club sich dann schleichend in die falsche Richtung, anstatt bergauf ging es langsam aber sicher wieder bergab. Platz 12 mit 38 Punkten in der Saison 15/16, Platz 13 mit 38 Punkten in der Saison 16/17, Platz 12 in der Saison 17/18 mit 41 Punkten, Platz 15 in der Saison 18/19 mit 32 Punkten, erneut Platz 15 mit 36 Punkten in der Saison 19/20, Platz 13 mit 36 Punkten in der Saison 20/21 sowie zuletzt Platz 14 mit 38 Punkten. Mit Markus Weinzierl holte Reuter vergangenes Jahr – mehr oder weniger unfreiwillig – einen alten sowie erfolgreichen Bekannten an den Lech. Von seinem Spezl Heiko Herrlich hatte man sich in Augsburg mehr erwartet, als einen biederen Spielstil und eine brenzlige Saison mit knappem Klassenerhalt. Stellt sich nun die Frage, ob Stefan Reuter seine „Herzensangelegenheit“, den FCA, nach vorne bringen kann oder ob er ihn herunterwirtschaftet. Aktuell sitzt Stefan Reuter, verdienter FCA-Funktionär und großer Spieler der deutschen Bundesligahistorie, auf jeden Fall an einem sehr langen Hebel. Man weiß nur aktuell nicht ganz genau, ob er den Hebel umlegen kann und den FCA wieder in sicheres Fahrwasser bringt. Oder ob es (groteske) 1860-Züge annimmt. Zu wünschen wäre den Fans, dem Verein, der Region und Stefan Reuter selbst ersteres.
Privates
Stefan Reuter erwarb erfolgreich die Mittlere Reife in seiner Heimatstadt Dinkelsbühl, das Abitur hat er zwecks Karriere sein lassen. Sein Spitzname als Profi lautete Turbo, wegen seiner dynamischen Spielweise als Fußballspieler. Privat war Stefan Reuter 25 Jahre mit Birgit, der Mutter seiner drei Kinder, Jessica, Jennifer und Stefan junior, verheiratet. Seit 2015 ist er jedoch mit der Architektin Annette (55) liiert.
Sein Sohn Stefan junior ist heute 22 Jahre alt, beackert ebenfalls den rechten Flügel und steht derzeit beim Regionalligisten SV Heimstetten unter Vertrag. Um nicht mit seinem Vater verwechselt zu werden aufgrund desselben Vor- und Nachnamens, wird Stefan Reuter junior privat „Stevie“ genannt. Sein Vertrag in Heimstetten läuft am 30.06.2022 aus – vielleicht wechselt der Reuter-Spross in die zweite Mannschaft des FCA. (reine Spekulation!) Verabschiedet wurde er zuletzt jedenfalls von Seiten des Clubs. Wir sind gespannt, wohin es ihn als nächstes zieht.
Reuter junior sagte 2021 im Interview mit fussball.de zu der Frage, warum er nicht zum FCA II gewechselt ist, übrigens folgendes: „Weil ich kein Angebot bekommen habe. (lacht) Aber Spaß beiseite. Wenn es sich ergeben sollte, würde ich das jetzt nicht kompromisslos ausschließen. Aber es wäre schon eine sehr komische Situation. Abgesehen davon war es genau die richtige Entscheidung, nach Heimstetten zu wechseln.“ In 33 Spielen erzielte der rechte Mittelfeldspieler 3 Tore und gab eine Torvorlage, zudem sah er 9 gelbe Karten. Er entstammt der Jugendakademie der Münchner Löwen. Neben dem Fußball absolviert Stefan „Stevie“ Reuter noch ein BWL-Studium in seiner Heimatstadt München.
Wie geht’s weiter?
Alles in allem ist Stefan Reuter die handelnde Person, die den FCA seinerzeit auf Kurs gebracht hat, nachdem der Club nach dem Aufstieg schon kurz darauf wieder ins Straucheln geriet. Ich glaube, dankbar sind wir alle, für diese tollen Momente zusammen, viele richtige Entscheidungen, eine unglaubliche Zeit, an deren Ende 11 Jahre Bundesliga stehen. Für Augsburg eine Menge und was ganz besonderes. Aus Sorge um den Verein beäugen aber – zurecht – viele Fans und Anhänger*innen die Machenschaften und Vorgänge rund um den FCA äußerst kritisch. Ich denke, das muss man sich – trotz aller Demut, Verehrung und toller Zeiten – gefallen lassen. Wir werden sehen, wohin dies führt.
Als nächstes lest ihr hier in der Rosenau Gazette, welche Trainer sich in der Amtszeit von Stefan Reuter die Ehre gaben. Zudem möchten wir im Rahmen dieser Serie noch auf die Transfers innerhalb seiner Amtszeit sowie auf seinen Kommunikationsstil eingehen. Also: Stay tuned!
Auch nach der kürzlich abgelaufenen Saison 2021/22 möchten wir, aller Hindernisse und Widrigkeiten zum Trotz, wieder die drei herausragenden Spieler des FCA küren. Die Vorauswahl trifft hierbei für euch – nicht immer einig, aber vielmehr demokratisch – die fünfköpfige Redaktion der Rosenau Gazette.
Nun seid ihr, liebe Leserinnen und Leser, gefragt: Wer war für euch der MVP (d.h. wichtigster Spieler) des FCA der Saison 2021/22? Votet am Ende des Artikels gerne für euren Favoriten.
Nachfolgend stellen wir euch die zur Wahl stehenden Fünfe nochmals detailliert vor, um eure Entscheidungsfindung fundiert zu stützen. Es sei sicherheitshalber aber nochmals an der Stelle gesagt: Jeder der fünf Nominierten hätte es rein sportlich gesehen absolut verdient, zum MVP der vergangenen Bundesligasaison gekürt zu werden. Aber nu‘: Have fun and vote!
#1: André Hahn
Die Mädels der RoGaz haben sich längst als absolute Hahno-Groupies geoutet. Wie sich dieser Mann immer den Allerwertesten für den Club aufreißt ist aller Ehren wert. Gefühlt steht André Hahn doch jede Saison in mindestens einer Kategorie des RoGaz-Votings zur Wahl und das sagt meiner bescheidenen Meinung nach schon viel aus! Freudig haben wir zuletzt vernommen, dass sein Vertrag sich dank nach dem Spiel gegen den VfL Bochum und einer erreichten Anzahl an Spielen vorzeitig um ein Jahr (bis 30.06.23) verlängert hat.
Der gebürtige Otterndorfer ist mittlerweile 31 Jahre alt und geht kommende Saison schon in seine siebte beim FCA. In der abgelaufenen Runde erzielte der universell einsetzbare Offensivspieler in 32 Partien fünf Tore und drei Torvorlagen. Das entspricht einem Anteil an satten 21 Prozent aller Tore der Augsburger Mannschaft. Er zeigte sich hierbei stets polyvalent: Als Mittelstürmer wurde Hahn ganze 13 Mal aufgeboten und war an fünf Toren direkt beteiligt. Als Rechtsaußen spielte er 12 Partien und verzeichnete drei Torbeteiligungen. Weiterhin stellte Ex-Coach Weinzierl ihn dreimal im offensiven Mittelfeld und zweimal als Linksaußen auf. Er wurde 19 mal aus- und sieben mal eingewechselt. Die Nummer 28 des FCA schließt nicht nur gerne selber in aussichtsreicher Position ab (45 Torschüsse), sondern legt auch uneigennützig für Mitspieler auf (21 Torschussvorlagen).
André Hahn kämpft und rackert, steht wie kein anderer für die altehrwürdigen Tugenden des FCA. Dies unterstreichen auch seine fünf erhaltenen gelben Karten sowie 269,67 zurückgelegte Kilometer auf dem Platz. Er beging in der Saison 21/22 56 Fouls und wurde hierbei 18 mal selbst gefoult. Für mich schon jetzt einer der ganz großen Spieler in der Augsburger Geschichte und einer der Spieler, die einen Löwenanteil am Klassenerhalt des FCA in der letzten Saison haben. So heißt es auch in der kommenden Saison: Der Hahn muss laufen und ich freu mich schon jetzt drauf!
#2: Arne Maier
Aktuell ist es für meinen Geschmack etwas zu ruhig um den Leihspieler des FCA, dessen Vertrag Stand jetzt am 30.06.2022 endet. Fällt der zentrale Mittelfeldspieler dem Augsburger Funktionärsgeplänkel zum Opfer, das zuletzt mediale Kreise gezogen hat? Es gibt diesertags einiges an öffentlicher Spekulation, aber (leider) noch immer nichts offiziell verkündetes. Möglicherweise liegt dies aber auch an der Hertha, die derzeit in der Relegation gegen den HSV um den Klassenverbleib spielt.
Maier selbst war Teil eines Tauschdeals zwischen der Hertha und dem FCA: Marco Richter, Augsburger Eigengewächs, suchte eine neue Herausforderung fernab des Lechs und wurde direkt mit Maier, Eigengewächs der Berliner Hertha, verrechnet. Während Maier erstmals nur geliehen ist, wechselte Marco Richter im vergangenen Sommer fest in die Hauptstadt. So viel vorab: Arne Maier ist für mich einer der Leistungsträger der abgelaufenen Saison, trotz mehrmaliger Ausfallzeiten kommt der 23jährige auf 29 Partien und acht Torbeteiligungen für den FCA. Interessanterweise hat der gebürtige Ludwigsfelder keine einzige gelbe Karte gesehen und dies bei einer Startelfquote von 62 Prozent. Mit sechs Torvorlagen ist er Augsburgs bester Assistgeber. Hut ab!
Der Leihspieler von Hertha BSC Berlin wurde in der vergangenen Saison überwiegend im defensiven Mittelfeld aufgestellt (22 Partien), weiterhin bestritt er Spiele im zentralen (vier) sowie offensiven Mittelfeld (eine) und eine Partie als linker Mittelfeldspieler. Als defensiver Mittelfeldspieler gelangen ihm sechs Torvorlagen, als linker Mittelfeldspieler gar sein erstes Bundesligator. Und das war sogar besonders ansehnlich! Eine Passquote über alle Spiele hinweg von 77 Prozent unterstreichen seine Passsicherheit, meist hievte er die durchschnittliche Passquote seines Teams nach oben. Wir gratulieren zu einer starken Saison mit einem Kicker-Notendurchschnitt von 3,79, den sechstbesten Durchschnitt aller FCA-Spieler. Bleibt zu hoffen, dass bald offiziell verkündet wird: Maier bleibt in Augsburg!
#3: Michael Gregoritsch
Michael Gregoritsch war sportlich beim FCA schon ausgemustert worden, degradiert und im Kopf längst wo anders. Und dann kam alles doch ganz anders, der Österreicher hat eines der eindrucksvollsten Comebacks beim FCA gezeigt: Der 28jährige, dessen Vorgeschichte wir nun an dieser Stelle nicht wieder aufwärmen wollen, avancierte in der zurückliegenden Saison zum besten Torschützen des Clubs, erzielte neun lupenreine Treffer für die Augsburger und sah dreimal den gelben Karton. Von 34 möglichen Partien bestritt er 25, dies entspricht einer Startelfquote von 44 Prozent. Diese geringe Anzahl liegt sicherlich auch daran, dass „Gregerl“ in der Hinrunde kaum zum Zuge kam (nur 10 Einsätze mit 323 Einsatzminuten und zwei Treffern).
Doch dann legte der gebürtige Grazer eine sportliche Metamorphose hin und war nach der Winterpause kaum wiederzuerkennen. Am 18. und 19. Spieltag erzielte er jeweils einen Treffer, gegen Eintracht Frankfurt war dies sogar der wichtige Ausgleich, der den Augsburgern einen Punkt sicherte. Beim 2:0-Sieg des FCA gegen Union Berlin erzielte Gregerl dann das vorentscheidende 1:0. Leider ereilte ihn vor dem Spiel gegen den VfL Wolfsburg das Corona-Virus und somit fiel er gegen Wolfsburg und Mainz aus. Gegen den VfL Bochum steuerte er, wieder genesen, das 2:0 per Elfmeter bei. Es war deutlich zu merken, wie der Offensivspieler gereift ist: Er übernahm die Verantwortung und trat zum Punkt. Und verwandelte. Funfact am Rande: mit 2 Pfosten- bzw. Lattentreffern steht Gregerl in der Top 10 der Bundesliga, Spitzenreiter hier (wie in einigen Kategorien) Robert Lewandowski mit 7 Latten-/Pfostentreffern.
Aber das war noch nicht alles. Am 34. Spieltag wurde Gregerl dann in Minute 46 für Mads Pedersen eingewechselt und erzielte drei Minuten vor Spielende den umjubelten (und schmeichelhaften) Siegtreffer für die Augsburger. Was für eine Saison des Michael Gregoritsch, der sportlich eigentlich längst abgeschrieben war. Nun war die Leistung so gut, dass es sich zeigen wird, ob der aktuelle österreichische Nationalspieler bleiben oder weiterziehen wird. Wir wissen ja längst, dass er sich in Augsburg – trotz all dem Wirbel und Misserfolg – heimisch fühlt.
Mit 103 gewonnenen Kopfballduellen steht er auf Platz 14 aller Bundesligaspieler und mannschaftsintern steht nur noch Reece Oxford vor ihm. Gemäß des Kicker-Notendurchschnitts ist Gregerl notentechnisch übrigens zweitbester Spieler des FCA. Ganz starke Leistung!
#4: Niklas Dorsch
Stefan Reuter wird nachgesagt, zuletzt oft in trüben Gewässern gefischt zu haben. Doch nicht so bei Niklas „Dorschi“ Dorsch. Dem FCA – und somit auch dem derzeit so kritisierten Sportdirektor – gelang da der dickste Fang des Sommers. Mit Arne Maier und Niklas Dorsch lockte der Club das defensive Mittelfeldduo der erfolgreichen U21-Europameister-Mannschaft in die Fuggerstadt. Eine Ansage an die Konkurrenz!
Für Niklas Dorsch war dies die erste Saison in der ersten Fußballbundesliga. Ausgebildet in der Akademie des deutschen Rekordmeisters zog es ihn 2018 zum Zweitligisten 1. FC Heidenheim. Nach zwei Spitzensaisons und einem Stammplatz im defensiven Mittelfeld wechselte der damals 22jährige zum belgischen Erstligaclub KAA Gent – eine ziemliche Überraschung, sollen doch zum damaligen Zeitpunkt auch Bundesligisten an dem gebürtigen Lichtenfelser dran gewesen sein. Eine Saison und eine gewonnene U21-Europameisterschaft später überraschte Dorschi erneut und unterschrieb beim FCA für fünf Jahre. Ein Coup, wie schon erläutert, der Augsburger Verantwortlichen.
Auch in Augsburg konnte Niklas Dorsch schnell Fuß fassen. In seiner Premierensaison absolvierte der mittlerweile 24jährige 30 Spiele und erzielte hierbei einen (sensationellen) Distanztreffer gegen den 1. FC Köln. (Der Treffer wird aktuell sogar in einem Amazon-Werbespot gezeigt!) Das entspricht einer Startelfquote von 79 Prozent! Durch einen grippalen Infekt wurde Dorschi lediglich im Oktober 28 Tage ausgebremst und verpasste dadurch drei Ligapartien. Der defensive Mittelfeldspieler sah im Laufe der Saison acht gelbe Karten und absolvierte all seine Partien auf der Sechs. Gegen Arminia Bielefeld in der Rückrunde fehlte Niklas Dorsch wegen einer Gelbsperre. 309 absolvierte Zweikämpfe sind Augsburger Bestwert und Platz 21 in der globalen Bundesligatabelle.
Mit 278,22 zurückgelegten Kilometern belegte er mannschaftsintern Platz vier der meistgelaufenen Spieler hinter Oxford, Iago sowie Gouweleeuw und noch vor André Hahn. Mit seiner Passquote von starken 83% toppt er sogar noch den Wert von Nebenmann Arne Maier! Zudem ist er mit 56% auch zweikampfstark, obwohl sowohl der Wert von Arne Maier (44%) als auch der von Dorsch noch ausbaufähig sind. 53 Fouls beging Dorschi, 49 Fouls an sich selbst musste er ertragen. Leider erlitt der Defensivspieler gegen Fürth einen Schlüsselbeinbruch und fällt erstmal nach überstandener OP für einige Zeit aus. Wir wünschen weiterhin gute Genesung!
Innerhalb einer Saison hat sich Niklas Dorsch zum Leistungsträger entwickelt, trotz einiger Patzer, hat er sich innerhalb der Mannschaft und in der Bundesliga weiterentwickelt und man darf gespannt sein, wohin sein Weg noch führt. Denn eins ist sicher: Das war nur der Anfang!
#5: Reece Oxford
Air-Ox, unseren Liebesbrief hattest du dir im letzten Dezember zu deinem 23. Geburtstag redlich verdient. Deine Leistungskurve, nach schwierigem Start und Stand in Augsburg, zeigt steil nach oben. Zu steil für einen Club wie den FCA? Gerüchten zufolge gibt es durchaus Interessenten aus England und auch im Dunstkreis der dortigen Nationalmannschaft soll Reece stehen. Das wäre doch mal eine angemessene Belohnung für seine Top-Leistungen in der vor kurzem abgelaufenen Saison. Aber fangen wir von vorne an:
Seit Sommer 2021 ist der Engländer nicht mehr aus der Augsburger Startformation wegzudenken, so sprach ich im „Liebesbrief“ an Reece Oxford. Und dabei bleibe ich auch. Er erzielte im Hinspiel gegen die Arminia den Führungstreffer für den FCA und dieses Tor stellte auch seinen Premierentreffer in der Bundesliga dar. Gegen Bochum im DFB Pokal rettete er uns durch sein Tor in die Verlängerung. Und in all den Partien prägte er den Air Ox-Style: Wuchtig, dynamisch und mit Anlauf per Kopf in die Maschen. Absolut folgerichtig, dass sein Vertrag Anfang November 2021 um zwei Jahre verlängert wurde und nun bis 30.06.2025 datiert ist.
Schauen wir uns doch ein paar Zahlen an, die Reece‘ Top-Leistungen der vergangenen Saison bestätigen: Zwei Tore, eine Torvorlage, 311,11 gelaufene Kilometer (Augsburger Spitzenwert) und 59% Zweikampfquote. Alles super Werte für einen 23jährigen in seiner zweiten Saison in der Bundesliga. Darüber hinaus konnte er – ganz im Air Ox Style- 121 Kopfballduelle gewinnen, damit belegt er Platz 11 in der Rangliste aller Bundesligaspieler. Er gewann 303 Zweikämpfe, hierbei sah er neun gelbe Karten. Sein Nebenmann Jeffrey Gouweleeuw steht ihm in nichts nach und erblickte ebenfalls ganze neun mal den gelben Karton. Damit belegen die beiden Platz 4 in der Bundesliga-Rangliste der gelben Karten. Und noch ein Superlativ: Mit einer Passquote von 87% ist Reece passsicherster Augsburger Spieler, knapp vor Niklas Dorsch.
Wenn dies mal keine Fakten sind, die belegen, dass Reece Oxford den Titel des MVP verdient hätte, dann weiß auch nicht. Und ganz wichtig ist mir zu sagen: Ich wäre höllisch froh, wenn der Innenverteidiger noch mindestens eine Saison am Lech verbringen würde! (Biiiitte, Reece!)
Abstimmung
So, wir haben unsere Schuldigkeit getan und übergeben nun an euch da draußen: Stimmt nachfolgend gerne ab, wer euer Spieler der Saison war. Der wichtigste, der beste, der MVP halt. Feuer frei und ran an die Maus. Eines ist Fakt, es ist unglaublich knifflig und auch wir sind sehr gespannt, für wen sich die Mehrheit entscheidet. Ein jeder der genannten Spieler hätte es sicherlich letzten Endes verdient. Aber so ist das mit Votings, man muss sich für einen entscheiden! Kleiner Ausblick noch zum Schluss: Nächsten Sonntag gibt’s dann – wie üblich – die Wahl des Spielers mit der größten Weiterentwicklung. Also, stay tuned.
Wer war der wichtigste Spieler der Saison 2021/22?
Wir drei Mädels, das sind Birgit, Franzi und Irina, haben uns über die Rosenau-Gazette kennengelernt und pflegen seit jeher eine rege Diskussionkultur in und um Spieltagen zum sportlichen Geschehen des FCA. Irgendwann, so kurz vor Weihnachten des zurückliegenden Jahres, kam dann die Idee auf, warum nicht dieses #Gschwätz vertonen? Die Puppn, das sind wir drei und steht zudem für unsere altehrwürdige Augsburger Puppenkiste. Und Gschwätz? Das bedeutet dann doch einfach nur Klatsch und Tratsch im schwäbischen Sprachgebrauch. Zusammen ergibt es das Puppngschwätz, den FCA Podcast von drei Augsburger Mädels– zum Reinhören, für alle die es mit dem geilsten Club der Welt halten oder einfach nur Lust auf einen Plausch unter Sportskameradinnen haben.
In der zehnten Folge unseres Podcasts „Puppngschwätz“ – unter der Woche feierte der Podcast übrigens sein einmonatiges Bestehen (HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH!) – berichten wir von den Ereignissen rund um den FCA in der Länderspielpause. Birgit war zuletzt bei der Presserunde mit Trainer Weinzierl zugegen und weiß daher aus erster Hand zu schildern, was dort alles kundgetan wurde. Unter anderem wurden zwei Problemkinder ermittelt, denen aktuell der Mut und – wie der gesamten Mannschaft generell – die Mentalität fehlt. Am Spielsystem lag das (defensive) Desaster gegen Bayer 04 Leverkusen laut Markus Weinzierl übrigens nicht. Ahja!
Weiterhin testeten die Augsburger am heutigen Donnerstag um 14:00 Uhr gegen den Zweitligisten Jahn Regensburg. Bis auf die (süd-)amerikanischen Länderspielreisenden Gruezo und Pepi sowie die angeschlagenen Iago, Pedersen, Jensen und Cordova standen alle Mann zur Verfügung. Zu erwähnen ist sicherlich die Corona-Erkrankung von „Giki“, dies verkündete die Augsburger Allgemeine kurz vor der Partie. Daher spielten die beiden Ersatzkeeper Klein und Koubek je 45 Minuten.
Interessant vor allem die ungewohnte Rolle von Jensen und Pedersen: Die beiden standen abwechselnd als Co-Kommentatoren im Fan TV zur Seite. Das Endergebnis (3:3) spiegelt eine muntere Partie wieder, die beide Parteien offen gestalteten. Der FCA zeigte dabei alte Schwächen in der Defensive, spielte aber offensiv mutig auf – das kam den Augsburger Jungs zuletzt etwas abhanden. Es wirkte schon etwas, als würde hier der Druck fehlen und man könne daher alles Können auf den Platz bringen. Wollen wir viel mehr in den Bundesligapartien so sehen – das war phasenweise schon sehr gefällig.
Die beiden Länderspielreisenden Gruezo und Pepi sind jedenfalls heute Nacht erstmals im Einsatz und dann nochmals Mitte der kommenden Woche in der WM-Qualifikation. Sie werden dann vermutlich erst spät in der Woche zurück in Augsburg sein. Der Deadline Day steht kurz bevor, am Montag, den 31.01., schließt abends der Transfermarkt in Deutschland. Ob sich in Sachen personelle Zugänge beim FCA noch was tut? Hört doch mal in die aktuelle Folge rein, um unsere Einschätzung zu erfahren.
Wir drei Mädels, das sind Birgit, Franzi und Irina, haben uns über die Rosenau-Gazette kennengelernt und pflegen seit jeher eine rege Diskussionkultur in und um Spieltagen zum sportlichen Geschehen des FCA. Irgendwann, so kurz vor Weihnachten des zurückliegenden Jahres, kam dann die Idee auf, warum nicht dieses #Gschwätz vertonen? Die Puppn, das sind wir drei und steht zudem für unsere altehrwürdige Augsburger Puppenkiste. Und Gschwätz? Das bedeutet dann doch einfach nur Klatsch und Tratsch im schwäbischen Sprachgebrauch. Zusammen ergibt es das Puppngschwätz, den FCA Podcast von drei Augsburger Mädels– zum Reinhören, für alle die es mit dem geilsten Club der Welt halten oder einfach nur Lust auf einen Plausch unter Sportskameradinnen haben.
In der mittlerweile 9. Folge unseres Podcast „Puppngschwätz“ wissen wir – Irina, Franzi und Birgit – immer noch nicht, was wir zu der gestrigen Schmach überhaupt sagen sollen. Eine Katastrophe trifft es wahrscheinlich ganz gut. Noch immer sitzt der Schmerz bei uns allen Dreien ziemlich tief, weswegen wir auf eine ausführlich Analyse der einzelnen Spielszenen verzichtet haben. Allerdings durchleuchten wir, woran es denn liegen könnte, dass die Jungs ihr sicher vorhandenes Potential nicht auf den Platz bringen konnten. Ist es der Trainer? Die Stimmung im Team? Oder doch vielleicht das falsche Spielsystem?
Dass es so nicht weitergehen kann, da ansonsten mindestens der Relegationsplatz wenn nicht gar der Abstieg droht, dürfte allen klar sein. Aus diesem Grund stellen wir Mädels uns daher der Frage, ob es nun irgendwelche Konsequenzen geben könnte bzw. muss. Und natürlich auch wie diese aussehen könnten. Immerhin steht die Länderpause vor der Tür. Eine Phase, in der man theoretisch schon irgendwelche Veränderungen oder Maßnahmen durchziehen könnte. Wie diese unserer Meinung nach aussehen könnten, haben wir ebenfalls besprochen.
Als letztes durften wir noch Anki bei unserem „Fangschwätz“ begrüßen. Gleich nach Abpfiff hat sie ihre Ansicht übermittelt. Auch sie war aufgrund dieses Katastrophenspiels mehr als geschockt und beinahe genauso verzweifelt wie viele Fans unseres geliebten FCA.
Wir drei Mädels, das sind Birgit, Franzi und Irina, haben uns über die Rosenau-Gazette kennengelernt und pflegen seit jeher eine rege Diskussionkultur in und um Spieltagen zum sportlichen Geschehen des FCA. Irgendwann, so kurz vor Weihnachten des zurückliegenden Jahres, kam dann die Idee auf, warum nicht dieses #Gschwätz vertonen? Die Puppn, das sind wir drei und steht zudem für unsere altehrwürdige Augsburger Puppenkiste. Und Gschwätz? Das bedeutet dann doch einfach nur Klatsch und Tratsch im schwäbischen Sprachgebrauch. Zusammen ergibt es das Puppngschwätz, den FCA Podcast von drei Augsburger Mädels– zum Reinhören, für alle die es mit dem geilsten Club der Welt halten oder einfach nur Lust auf einen Plausch unter Sportskameradinnen haben.
In der mittlerweile achten Episode berichten Irina und Birgit von der personellen Lage des FCA. Aktuell stehen – außer dem langzeitverletzten Strobl – alle Mannen zur Verfügung. Die Qual der Wahl für Coach Weinzierl. Weiterhin beleuchten wir die Stärken und Schwächen von unserem Gegner Bayer Leverkusen und resümieren: Die stehen schon zu recht derzeit auf dem dritten Tabellenplatz. Goalgetter Patrick Schick müssen unsere Augsburger sicher besonders im Auge haben. Die Statistiken sprechen hierbei allerdings deutlich gegen den FCA: In 24 Partien konnte der FCA noch keinen Sieg gegen Leverkusen verbuchen, vielmehr haben wir ganze 16 Mal verloren. Wir beide versuchen, trotz dieser horrenden Zahlen optimistisch zu sein, aber gerade die Hinrundenperformance bei der 1:4 Niederlage des FCA am 3. Spieltag dämpft die Euphorie doch etwas! (zugegebenermaßen)
Im Rahmen des Vorberichts begrüßen wir Mädels zudem den gegnerischen Fan Timo, 22, wohnhaft in Wien. Er ist unter anderem wegen dem weißen Brasilianer (na, wer kommt drauf?!) Fan von Bayer Leverkusen und bloggt ab und an zu der Thematik. Er gibt eine Einschätzung ab, wer personell zur Verfügung steht (Spoiler: es fallen wohl einige aus…) und erzählt, was er vom FCA hält. Wir fragen auch: Warum ist Leverkusen eigentlich Angstgegner des FCA? Gibt es hierfür eigentlich wirkliche Gründe? Zudem wagt Timo final auch eine Prognose, wie das Spiel denn ausgehen mag. Wir sagen: Da haben wir aber gewaltig was dagegen!
Zum Schluss blicken wir noch auf aktuelle Geschehnisse in und um Augsburg: Zuletzt ist unser Rekordtransfer Pepi in die Schlagzeilen geraten, denn der junge Mann hat offensichtlich schon Champions-League-Ambitionen. Zu viel für Augsburger Granteltum! Zurück auf den Boden der Tatsachen mit dem Jungen!1! Nach der Partie gegen Leverkusen ist übrigens Länderspielpause und möglichweise dürfen im darauffolgenden Heimspiel gegen Union Berlin schon wieder Fans ins Stadion (oh, wie wär das schöööön!). Wir freuen uns, wenn ihr reinhören würdet, zu finden sind wir unter Anchor und Spotify. Gerne anhören, Feedback geben, weitersagen! Und: Nur der FCA.
2021 war für den FCA kein besonders erfolgreiches Jahr. Bis zum letzten Spieltag gefühlt mit dem Abstieg konfrontiert, gelang es dem FCA dennoch, spät den Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Aber man hat es schon wieder – zumindest nach meinem Geschmack – zu spannend gemacht am Ende. Zeit, dem turbulenten Sportjahr aus Augsburger Sicht Revue passieren lassen. Denn: Viele Dinge sind passiert in der Fuggerstadt, neue Gesichter kamen, einige Personen verließen den Club. Ein alter Bekannter gab sich am Lech die Ehre. Was ein Trubel! Teil eins lest ihr heute. Hierbei widmen wir uns der Rückrunde 20/21:
Hinrunden-Talfahrt
Unter anderem aufgrund der angespannten Corona-Lage wurden die Spieltage 14-17 erst nach der Winterpause ausgetragen. Mit einem 1:0 Sieg gegen Köln startete man direkt am 2.1.2021 ins neue Jahr, das goldene Tor erzielte Iago. Auf den knappen Sieg folgte ein herbe Niederlage, an die man sich in Augsburg sicher nicht gerne erinnern dürfte. Gegen den VfB Stuttgart setzte es eine deftige 1:4 – Niederlage. Ernüchterung schon so früh im Jahr machte sich breit. Den Ehrentreffer schoss damals übrigens Marco Richter.
Die Ernüchterung mündete dann schon fast in Resignation, als der FCA mit 2:0 gegen Werder Bremen verlor. Bemerkenswert hierbei, dass die beiden Bremer Tore erst in den letzten Spielminuten fielen (84. und 87. Minute). Unglücksrabe war in diesem Spiel definitiv Reece Oxford, er vergab vorne eine Großchance und lies hinten das 1:0 für Werder zu. Die Augsburger Mannen zeigten aber umgehend Charakter und verteidigten leidenschaftlich im Derby gegen den Rekordmeister. Nur durch ein Quäntchen Glück und Goalgetter Lewandowski gewann der FC Bayern fast schon schmeichelhaft mit 1:0. Highlight aus Augsburger Sicht war sicherlich der verschossene Elfmeter von Alfred Finnbogason.
Rückrundenauftakt
Am 23.01.2021 startete der FCA gegen Union sodann in die Rückrunde. Es gelang ein knapper 2:1 Sieg, beide Tore erzielte hierbei nach einer längeren Flaute Stürmer Florian Niederlechner. Die zwei Assists lieferte André Hahn. Ex-Union-Keeper Gikiewicz hielt den Sieg am Ende fest, indem er unter anderem einen Elfmeter parierte. Mit 19 Punkten zu Ende der Hinrunde stand man hierbei ein wenig besser da als diesertags und die Tordifferenz von -9 ist exakt gleich. Die Hinrunde beendete man damals allerdings als Tabellenzwölfter.
Das kurze Hochgefühl hielt allerdings nicht lange an, denn direkt am nächsten Spieltag schossen die Dortmunder den FCA mit 3:1 ab. Es sah lange gar nicht unbedingt danach aus, denn die Augsburger führten früh mit 1:0 durch Hahn. Das Spiel war vor allem in der ersten Halbzeit sehr unterhaltsam, Haaland verschoss einen Foulelfmeter und keine fünf Minuten später köpfte Delaney zum Ausgleich. Bitter: Das 3:1 für die Borussia war ein Eigentor von Felix Uduokhai. Trotz der Pleite stand der FCA „nur“ auf Platz 13 der Bundesligatabelle.
Und dort blieb der FCA auch nach der 0:2 Niederlage gegen den VfL Wolfsburg. In diesem Spiel hatte der FCA keine Chance gegen gut aufgelegte Wölfe. Interessanter Fakt am Rande: Der FCA spielte erstmals in diesem Jahr mit einer Viererkette in der Abwehr. Die Talfahrt des FCA ging durch die 2:1 Niederlage gegen RB Leipzig leider weiter. Daniel Caligiuri erzielte per Elfmeter in der 77. Minute immerhin noch den Anschlusstreffer.
Auf und ab
Am 21.02.2021 gab der FCA ein sportliches Ausrufezeichen ab, indem er ein 1:1 beim Angstgegner Leverkusen erkämpfte. Der FCA führte früh mit 1:0 durch Niederlechner, kassierte aber auf bitterste Art und Weise in letzter Sekunde noch den Ausgleich durch Tapsoba. Am darauffolgenden Spieltag schlugen die Augsburger dann den direkten Konkurrenten aus Mainz mit 1:0 – wir erinnern uns wohl alle an den rabenschwarzen Tag von Zentner. Der Mainzer Keeper spielte Niederlechner den Ball quasi vor die Füße, dieser bediente wiederum André Hahn. Der Mittelfeldspieler erzielte dann das Tor des Tages. Bei dem Ergebnis blieb es – auch, weil Gikiewicz wieder einen Sahnetag erwischt hatte.
Auf den knappen Sieg folgte eine knappe Niederlage gegen den Tabellen-15. aus Berlin. Die Hertha gewann nach einer hochbrisanten Partie mit 2:1, nachdem der FCA wieder sehr früh in Führung ging. Laszlo Benes traf schon in der zweiten Spielminute zum 1:0. Besonders ärgerlich: Der Herthaner Siegtreffer fiel durch einen Foulelfmeter. Doch der Frust hielt nicht lange an, denn im Flutlichtspiel am Freitagabend gegen Gladbach setzte sich der FCA mit 3:1 durch. Kurios: Alle vier Tore fielen erst in Halbzeit zwei. Glück für den FCA, dass die Gladbacher in der ersten Halbzeit vom Elfmeterpunkt vergaben.
Nach diesem starken Auftritt fiel der FCA wieder in alte Muster zurück und ging mit 0:2 gegen Freiburg baden. Chancenlos waren die Augsburger zwar nicht, aber scheiterten hier ein ums andere Mal an Sportclub-Keeper Müller. Die Freiburger zeigten sich einfach kaltschnäuziger vor dem Tor. Aber diesen FCA sollte niemand abschreiben: Auf die Niederlage folgte – wieder mal – ein Sieg. Dieses Mal gegen die TSG Hoffenheim. Mit 2:1 schlug man den direkten Tabellennachbarn und überholte diesen. Vargas und Hahn erzielten die Treffer. Es war übrigens der 100. Bundesliga-Sieg des FCA. Die drei Punkte konnte man jedoch nicht vergolden, man verlor am darauffolgenden Spieltag peinlichst gegen Schalke mit 1:0 und kam gegen die Arminia nicht über ein 0:0 hinaus. Beides ärgerlicherweise direkte Tabellennachbarn!
Entlassung von Heiko Herrlich
Am 30. Spieltag mündete diese Tiefphase des FCA in einer 2:0 Niederlage gegen Frankfurt. Dieses Spiel erhitzte so einige Fan-Gemüter – denn erst sah Hinteregger nach einem rotwürdigen Foul an der Seitenlinie gegen Marco Richter nur gelb, dann traf ebenjener Ex-Augsburger auch noch zur Frankfurter Führung. Uncool! Und leider verschoss Alfred Finnbogason am Ende der Partie erneut einen Strafstoß.
Am 31. Spieltag wurde es nicht besser für den FCA. Gegen akut abstiegsgefährdete Kölner verlor man unglücklich 2:3. Jedoch lag der FCA in der ersten Halbzeit schon mit 0:3 hinten, man hatte die erste Halbzeit komplett verpennt. Durch Gumny und Vargas kam der FCA noch in der zweiten Hälfte mit 2:3 ran (beide Vorlagen kamen von Freddy Jensen), aber die Kölner Abwehrreihe hielt die Führung tapfer bis zum Spielende. Man konnte schon ahnen, dass dies die letzte Partie von Heiko Herrlich sein könnte. Und so kam es auch – der Übungsleiter konnte dem Abwärtstrend nicht entgegenwirken und musste zusammen mit seinem Co-Trainer Metaxas den Platz räumen.
Comeback-Time
Mit Markus Weinzierl wurde ein alter Bekannter in Augsburg als Nachfolger von Heiko Herrlich vorgestellt. Der 46jährige Übungsleiter war schon von 2012 bis 2016 in der Fuggerstadt beschäftigt und führte seinerzeit die Augsburger bis in die Europa League. Und ein hochrangiger Co-Trainer kam noch dazu an den Lech: Reiner Maurer, 61 Jahre alt, war zuvor bei Türkgücü München Trainer und wurde in Augsburg Nachfolger von Iraklis Metaxas.
Sportlich kam es – trotz großer Euphorie nach Weinzierl-Rückkehr – noch härter: Man verlor gegen Stuttgart mit 2:1. Die Augsburger zeigten definitiv eine ansprechende Leistung, aber konnten sich offensiv nicht belohnen. Weinzierl setzte bei seiner Rückkehr auf eine erfahrene und für ihn zum Teil altbekannte „Achse“: Khedira, Moravek und Niederlechner starteten für Strobl, Gruezo und Finnbogason. So kam es zum Showdown gegen Werder: Augsburg, Tabellenvierzehnter mit 33 Punkten (Tordifferenz -17) gegen Bremen, Tabellenfünfzehnter mit 31 Punkten (Tordifferenz ebenfalls -17). Brenzliger konnte es gar nicht sein! Und die Partie begann aus Augsburger Sicht denkbar schlecht. Ruben Vargas sah nach einer versuchten Tätlichkeit früh die rote Karte. So spielte man über 75 Minuten lang nur mit zehn Mannen und das im alles entscheidenden Spiel!
Es ging mit einem gerechten 0:0 in die Pause. Gerade aus den Kabinen gekommen, beging nun auch Bremens Groß eine „Dummheit“ und foulte gelbvorbelastet Niederlechner. Folgerichtig spielte Bremen nun ebenfalls mit nur zehn Spielern. Ausgerechnet Rani Khedira erzielte aus sieben Metern das wichtige 1:0 für den FCA. Der Ball prallte noch vom Innenpfosten ab ins Tor! Bremen konterte wütend und Bittencourt setze in Minute 72 einen Schuss an den Augsburger Pfosten! Puh, durchatmen. Iago scheiterte noch an Werder-Schlussmann Pavlenka. Dann foulte Rashica Hahn im Sechzehner – Caligiuri verwandelte sicher. Mit 2:0 gewann der FCA die eminent wichtige Partie und dufte damit den Klassenerhalt feiern. Das war knapp!
Schlusspunkt in München
Das letzte Spiel der Saison durften die Augsburger auswärts in der Allianz Arena bestreiten. Zum Glück war der Klassenerhalt zu diesem Zeitpunkt schon gesichert. Schon in der neunten Minute gingen die Bayern in Führung, allerdings mithilfe eines Augsburgers. Gnabry erhöhte wenig später auf 2:0. Ausgerechnet der sonst sichere Caligiuri vergab den Augsburger Anschlusstreffer vom Punkt. Stattdessen machten die Bayern bis zur Halbzeit alles klar: Erst Kimmich, dann Coman schraubten das Ergebnis auf 4:0.
Der FCA wechselte, dadurch kam noch etwas Leben in die Partie und die Augsburger wurden wacher. Erst erzielte Hahn nach einer Benes-Vorbereitung per Kopf das 1:4, dann erzielte Niederlechner nach Hahn-Vorarbeit das 2:4. Die Bayern wären aber nicht die Bayern, wenn sie nicht noch was gegenzusetzen hätten. Den Schlusspunkt setzte Lewandowski in Minute 90 mit einem historischen Treffer. Damit brach der polnische Nationalspieler den Uralt-Rekord vom „Bomber der Nation“ Gerd Müller: Er erzielte sage und schreibe 41 Saisontore!
Das gab es bis dato noch nie zuvor. Und bis zu diesem rekordträchtigen Treffer hatten sich die beiden Landsmänner Lewandowski und Gikiewicz auf Augsburger Seite quasi ein Privatduell geliefert! Was für ein Saisonfinale mit einem spannenden bayerischen Derby. Das Ergebnis war dann doch nur noch Nebensache.
Statistiken zur Rückrunde 20/21
Wieder eine Saison mit Höhen und Tiefen aus Augsburger Sicht, wieder eine Saison mit einem Last-Minute-Klassenerhalt. Und wieder musste man sich von einem Coach trennen. Das Fazit fällt daher ein wenig ernüchternd aus. Und die Hoffnungen, die man sich vor dem Saisonbeginn machte, wurden schon früh zerstört. Konstanz? In Augsburg ein Fremdwort. Eine Saison, geprägt von einigen Höhen und ganz viel Tiefen. Das Beste an dieser Saison war tatsächlich der Klassenerhalt.
André Hahn, gewissermaßen fast schon ein Oldie und sportlich abgeschrieben in der Fuggerstadt, war mit acht Treffern bester Torschütze. Ein weiterer Oldie stand diesem in fast nichts nach: Daniel Caligiuri erzielte sechs Saisontore, Ruben Vargas kam auf ebenfalls sechs Treffer. Stürmer Florian Niederlechner (fünf Tore) hatte viele Saisontiefs, genauso wie Marco Richter (drei Tore) und Unglücksrabe Alfred Finnbogason (0 Tore, zwei verschossene Elfer). Die beiden besten Torschützen waren auch die besten Scorer: Hahn legte fünf Treffer auf, Caligiuri ebenfalls. Die Ü30-Fraktion rockt(e)!
Den Rücken frei hielt den Augsburgern allzeit Rafal Gikiewicz: Dieser schaffte es auch in die Top-Ten-Torhüter der Bundesliga mit einer stolzen Paradenquote von 70,5% und sieben Zu-Null-Spielen. Mit einem Kicker-Notendurchschnitt von 2,85 war er nicht nur bester FCA-Spieler, sondern auch in der Top-10 der besten Bundesligaspieler der Saison aufgelistet. Was den FCA 2020/21 auszeichnete, war definitiv die starke Laufleistung des Teams. Mit 4027,67 gelaufenen Kilometern lag man in puncto Laufleistung ganz weit vorne. Die drei laufstärksten Spieler waren Daniel Caligiuri, Jeffrey Gouweleeuw und Felix Uduokhai. In puncto Sprints lag der FCA im Bundesligavergleich auf Platz fünf mit über 4000 absolvierten Sprints!
Was der FCA gar nicht konnte? Definitiv Elfmeter schießen. Nur zwei von fünf Elfmetern konnte der FCA verwandeln. Krass dabei: Daniel Caligiuri verwandelte 2 von 3 möglichen, die restlichen vergab Alfred Finnbogason. Auch holte sich der FCA ziemlich schnell und ziemlich viele Karten: Mit 65 gelben, 3 gelb-roten und einer roten Karte zählt man zu den drei größten „Sünder-Teams“ der Liga. Alleine Kapitän Gouweleeuw sah neun mal den gelben Karton.
Fazit zur Rückrunde
Der FCA lies die ganze Saison über Konstanz vermissen. Viele Statistiken sprechen eher gegen den FCA, wie zum Beispiel die Zweikampfquote. Man gewann im Ligaranking am viertwenigsten Zweikämpfe. Man hatte die zweitwenigsten Ballbesitzphasen. Die viertwenigsten Tore. Die drittwenigsten Torschüsse. Und die drittschlechteste Passquote aller Bundesligisten. Das alles ist schon sehr ernüchternd und deutet auf eine wirklich suboptimale Saison hin. Klingt fast ein wenig nach Abstieg oder Relegation – aber glücklicherweise gab es Teams wie Schalke und Werder, die noch schlechter performten.
Ein großartiger Rafal Gikiewicz war der Erfolgsgarant für den Klassenerhalt. Ein fast schon über-performende André Hahn, der nach seiner überstandenen Corona-Erkrankung noch viele Tore erzielte, hielt den FCA in einigen Spielen am Leben. Felix Uduokhai und Robert Gumny waren die Shootingstars der Saison. Ruben Vargas und Marco Richter fielen leicht ab im Vergleich zur Vorsaison. Sportlich keine großen Faktoren waren Alfred Finnbogason (0 Tore, 1 Assist) und Michael Gregoritsch (1 Tor, 2 Assists). Rani Khedira trat in die großen Fußstapfen von Daniel Baier, um nach dem Klassenerhalt den Verein zu verlassen. Das wog und wiegt schwer.
Man möchte sagen, der FCA hatte nach dieser Saison und insbesondere nach dieser Rückrunde viel Arbeit vor der Brust. Den schmerzlichen Abgang von Khedira aufzufangen, einen Innenverteidiger-Backup für den scheidenden Marek Suchy zu finden, die Lücke von Laszlo Benes zu füllen (mit einem deutlichen Upgrade!) und natürlich die Trainerposition zu stärken. Spielerisch konnte Markus Weinzierl der biederen Ex-Herrlich-Elf noch kein Leben einhauchen, jedoch muss man sagen, in drei Spielen – in denen es sportlich um alles ging – war dies schlicht und ergreifend auch (noch) nicht möglich. In der Kritik stand daher auch Sportdirektor Stefan Reuter, dem es auch in der Saison nicht gelang, den Umbruch zu vollziehen und die Mannschaft in sicheres Fahrwasser zu geleiten.
Ausblick aus die neue Saison
Direkt zu Beginn des Trainingsauftakts im Sommer kam es zum Eklat: Kevin Danso wollte weg, war mit seiner Backup-Rolle in der Fuggerstadt nicht zufrieden. Ein Schock für die Augsburger, war das Eigengewächs doch eine wertvolle Kaderergänzung! Es wurde – als Investition für die Zukunft- der aus der FCA-Nachwuchsakademie stammende Lasse Günther vom FC Bayern aus deren U19 verpflichtet. Als absoluter Top-Transfer des Sommers wurde die Verpflichtung von Niklas Dorsch – er kam von KAA Gent für sieben Mio. Euro – gehandelt. Der Hoffenheimer Daniel Klein komplettierte das Torwart-Trio rund um Gikiewicz und Koubek. Der Herthaner Arne Maier und Marco Richter tauschten die Leibchen.
Mit Götze, Malone, Stanic, Petkov und Leneis wurden einige Perspektivspieler an Zweit- und Drittligaclubs verliehen. Julian Schieber gab zu Saisonende sein Karriereende bekannt. Es wurde ein warmer Sommer und auf dem Transfermarkt ging es heiß her. Der Saisonauftakt stand an, zuvor einige hochkarätige Testspiele und dann ging es schon in die erste Runde des DFB-Pokals in das weit entfernte Greifswald. Es war mal wieder ein kleiner Umbruch, mittendrin in der Sommerzeit fand noch Olympia statt – mit Uduokhai und Richter nahmen hier auch zwei Augsburger teil. Niklas Dorsch sagte seine Teilnahme wegen seinem Wechsel ab. Bei Olympia war aber für die dezimierte deutsche Auswahl schon nach der Vorrunde Schluss.
Dies war nun der erste Teil des Jahresrückblicks, in dem die erste Jahreshälfte begutachtet wurden. Lest morgen, was Birgit von der Hinrunde 21/22 zu berichten weiß. Stay tuned!
Heute ist Heiligabend! Somit ist die Spitze der Besinnlichkeit und des allgemeinen Frohmuts erreicht. Zeit, die letzten Wünsche im Rahmen unserer Adventsserie loszuwerden. Meine Kolleginnen und Kollegen der Rosenau Gazette haben an den letzten vier Sonntagen schon so großartige und vielfältige Wünsche geäußert. Und mir dadurch einiges vorweggenommen. Aber heute bin ich, Irina, die letzte im Bunde – und möchte die süße Weihnachtszeit mit einem echten Herzenswunsch, der noch nicht genannt wurde, abschließen. Ich hoffe, ihr habt unsere kleine Serie genauso genossen, wie wir. Danke erneut für ein tolles Jahr aus sportlich-redaktioneller Sicht. „Mit den wunderbarsten Fans, die nicht ein jeder hat!“
#backtotheroots
Mit Markus Weinzierl ist nun in diesem Jahr wieder DER Augsburger Erfolgstrainer zurückgekehrt. Und für viele ist hiermit schon ein Wunsch in Erfüllung gegangen. Für mich ist Weinzierl ein Charakterkopf à la Christian Streich, eine echte „Type“, wie man so schön sagt. Er ist direkt, er hat einen eigenen Kopf und äußerst charmant isser – das muss frau schon zugeben. Nicht umsonst hat er von „Joyclub“ den (sehr fragwürdigen, aber verdienten) Titel des „Sexiesten Trainers der Bundesliga“ vor Saisonbeginn erhalten.
Nicht nur, weil er in Jeans einfach optisch gut aussieht, sondern vielmehr das sportliche Fazit gestaltet sich positiv: Markus Weinzierl hat der Truppe wieder Leben eingehaucht, eine Einheit auf dem Platz geformt und eine Mentalität zurückgebracht, die viele Augsburger*innen forderten, aber längst als verschollen galt. Diese Giftigkeit, Griffigkeit und Spritzigkeit hat uns unerwartete Punkte wie gegen Bayern und Leipzig beschert. Raus aus der herrlichen Lethargie – rein in die weinzierlsche Kampftaktik. Gefällt! Mit dieser Galligkeit und diesem unbändigen Kampfeswillen war der FCA einst der unbeliebteste Bundesligaclub – und zwar, wenn es um den unbequemsten Gegner der Liga galt, da lag der FCA in den Umfragen immer ganz weit vorne. Ein Titel ist ja bekanntlich besser als gar kein Titel. Gell, Markus?
Graue Maus, again
Wie gerne wäre ich diesertags einfach wieder die graue Maus von Augsburg, im sportlichen Niemandsland der Bundesligatabelle. Ohne größere Aufreger (ok, die Trommler lasse ich durchgehen, als positive „Aufreger“) und sportliche Talfahrten. Ohne größeres Aufsehen, wie Possen um Hinti, Kai-Uwe und Co. und viel mannschaftliche Geschlossenheit. Es ist noch gar nicht allzu lange her, da kämpfte eine Augsburger Mannschaft in der Europa League und das war auch das einzige, was man aus der Fuggerstadt zu berichten wusste.
Das heißt nicht, dass ich mir wünsche, dass der Blick gen erstes Tabellendrittel geht. Im Gegenteil. Ich wünsche mir sehnlichst, dass wir wieder Platz 11-13 fest ins Visier nehmen und massig Punkte hamstern, ohne großes Aufheben und Tamtam. Berichtenswert sollte ausschließlich die Leistung der Mannschaft sein. Oder die tollen FCA-Fans, die hoffentlich baldigst wieder in ihr zweites Wohnzimmer dürfen. So ein wenig kann man hier sicherlich in Richtung AEV schauen, ein Eishockey-Traditionsclub aus der Fuggerstadt, der sich jede Saison wacker schlägt und dies ohne größere Unruhe(n). Lieben wir!
Verstärkung gesucht
Die pandemische Lage sorgt auch dafür, dass der FCA nicht wahl- und ziellos Geld ausgeben kann – im Sinne von personellen Verstärkungen. Hier sollte der Club auch nicht in die Fußstapfen von Verpflichtungs- und Paniktransferweltmeister Schalke 04 treten. Sinnvoll wäre der ein oder andere Transfer in der Winterpause jedoch schon, wenn man mal ganz ehrlich ist. So drückt vor allem rechts hinten der Schuh. Bei Jungspund Robert Gumny wechseln sich auch in seiner zweiten Saison in der Fuggerstadt Genie und Wahnsinn ab. Wahnsinn gewann hierbei mehr und mehr die Oberhand. Zuletzt durfte (oder besser: musste) er sich auf der Innenverteidiger-Position zwecks Spielermangel beweisen. Nicht seine Paradeposition, um es mal gnädig auszudrücken.
Sein Backup und Eigengewächs „Frami“ ist äußerst verletzungsanfällig und daher keine verlässliche Konstante im Augsburger Kader. Aushilfsweise kann auch Oldie Daniel Caligiuri diese Position bekleiden. Es bleibt wohl bei dem Aushilfsjob. Hand auf’s Herz: Befriedigend sind all die genannten Optionen nicht! So gut wir in der Innenverteidigung aufgestellt sind, wenn alle Mann fit und an Bord sind, so mangelhaft ist die Kaderqualität auf der Rechtsverteidiger-Position. Ein Da Costa, der in der Gerüchteküche schon hochgehandelt wird, stünde dem FCA sicher sportlich gesehen recht gut zu Gesicht. Mit seiner Erfahrung kann er der jungen Verteidigung sicher schnell weiterhelfen.
Problempositionen
Eine weitere Problemposition ist aktuell das defensive/zentrale Mittelfeld. Dort sind derzeit Niklas Dorsch und Arne Maier gesetzt. Letztgenannter kränkelte zuletzt mehrfach. Auch sein Nebenmann „Dorschi“ war schon länger abwesend im Laufe der Hinrunde. Die Backups Moravek, Strobl und Gruezo sind allesamt entweder sehr verletzungsanfällig und/oder gerade im Krankenstand verweilend. In der Sommerpause fiel in Verbindung mit dem FCA oftmals der Name des Ex-Augsburgers Kevin Vogt, dessen Vertrag in Hoffenheim nur noch bis Sommer 2022 läuft. Der Innenverteidiger kann auch im defensiven Mittelfeld spielen, davon können wir in Augsburg aus eigener Erfahrung berichten. Back to the ex, Kevin? Ich finde, das hätte was.
Kommen wir zum offensiven Mittelfeld und Sturm: Hier merken wir den Spielermangel am meisten. Im Sturm sind Finnbogason und Niederlechner als Platzhirsche schon seit einiger Zeit mehr verletzt als auf dem Platz zugegen. Gregerl und Cordova hinken den sportlichen Erwartungen eher hinterher, wobei Gregerl immerhin eine leicht aufsteigende Form verzeichnet. Und Andi Zeqiri zeigte zu Beginn der Saison starke Ansätze, hat zuletzt aber deutlich nachgelassen. Ob man nun im Sturm nachlegt und eine „billige“ Modeste-Kopie findet? Fraglich. Ob man sich vielleicht nochmals nach Doan, der in der Offensive polyvalent einsetzbar ist, erkundigt? Denkbar. Wünschenswert wäre jedenfalls mindestens eine starke Verstärkung für die Offensive. Jemand, der das Spiel machen kann und einer, der für ein paar Tore gut ist. Hach, das wäre schön.
Würdigung
Dies führt mich zu meinem vorletzten Punkt. Ich wünsche mir, dass Vereine wie der FCA „Fanblogs“ wie die Rosenau Gazette ernster nehmen. Zumindest diejenigen, die nachhaltig und unter Wahrung gewisser Standards sowie Werte tätig sind. Die Reichweite dieser Kanäle ist nicht zu unterschätzen, die Aufruf- und Leserzahlen bestätigen das Woche für Woche. Dennoch ist die Pressearbeit der Vereine weiterhin mehr ausgelegt auf die klassischen Medien, die online oder Fußball eher nebenbei machen. Wir als Rosenau Gazette haben es beispielsweise schwer, akkreditiert zu werden, um aus der WWK-Arena oder aus anderen Stadien der Nation als Teil der Presse berichten zu dürfen und sind meist angewiesen auf die Kulanz der Vereine. In der Onlinewelt werden Formate geschaffen, die nicht in die klassischen Schubladen fallen. Aus unserer Sicht verkennt man den Stellenwert der Fanmedien, denn diese kommen von Fans und sind für Fans. Kritisch und unabhängig. Nicht getrieben davon, die größten Sensationen aufzudecken und die besten Klickzahlen (Stichwort Clickbait!) zu erreichen. Es wird Zeit, dass nachhaltige und qualitativ hochwertige Arbeit als solche anerkannt und den Fanblogs mehr Aufmerksamkeit (und damit Würdigung!) geschenkt wird.
Denn es geht, wie auf dem Platz nur miteinander und zwar im fairen Diskurs. Auch die Kritik, die adressiert wird an den Club, muss nicht im Sande verlaufen. Viel mehr freut man sich, wenn man Fans eine Stimme gibt, Schmerzpunkte aufgreift und sich auch manchmal den „Fan-Frust“ von der Seele schreibt. So gehts mir zum Beispiel von Zeit zu Zeit. Und wir lieben den Austausch mit euch Leserinnen und Lesern, die die Rosenau Gazette zu dem machen, was sie heute ist: Ein wichtiges Medium, im digitalen Zeitalter, das die Fans erreicht. Und es ist immer noch der bis dato einzige FCA-Fanblog. Das soll was heißen. Zu Weihnachten wird ein wenig Lobhudelei und Selbstbeweihräucherung doch erlaubt sein, oder? 🙂
Nachwuchsdebüt
Mein großer Herzenswunsch, neben Dingen wie Zusammenhalt und der Rückkehr alter FCA-Tugenden, die jedoch meine Kolleg*innen schon genannt hatten, ist der Debüt eines oder mehrerer Nachwuchsspieler in der Rückrunde. Zuletzt war U19-Kapitän Salifou mehrfach im Kader gestanden, kam jedoch (noch) nicht zum Zug. Oder Nachwuchshoffnung und U17-Kapitän Dzenan Pejcinovic, der zuletzt mehrfach mit einem Wechsel in die Serie A in Verbindung gebracht wurde. Der erst 16jährige Stürmer erzielte in der laufenden B-Junioren-Bundesligasaison in 10 Spielen bereits 10 satte Tore.
Ich würde mir nicht nur das bloße Debüt wünschen, sondern die feste Etablierung eines Nachwuchsspielers in der ersten Elf. Wäre Tim Civeja nicht so verletzungsanfällig, hätte er sich vielleicht schon durchgesetzt im Kader der ersten Mannschaft. Gute Ansätze hatte er jedenfalls schon oft zeigen können. So eine neue Augsburger Identifikationsfigur, die nach dem Weggang von Marco Richter ein wenig fehlt, wäre für mich tatsächlich ein Herzenswunsch! Und eigentlich sollte es bei der Auswahl nicht schwer sein, einen jungen Burschen mal ins kalte Wasser zu schmeißen und ein paar Spielminuten in der Bundesliga zu gönnen, oder?
Frohe Weihnachten!
Für mich persönlich, die seit vielen Jahren im Exil in Ostwestfalen lebt, bedeutet Weihnachten immer „heimkommen“ bzw. „ankommen“. Der Christmas-Klassiker von Chris Rea „Driving home for christmas“ beschreibt dies eigentlich ziemlich gut und zählt daher auch zu meinen musikalischen Favoriten in der Weihnachtszeit. Die knapp 600 Kilometer Anfahrt habe ich schon erfolgreich hinter mich gebracht, um an den schönsten und besinnlichsten Tagen des Jahres bei meinen Liebsten zu sein! Das ist für mich auch der Spirit des Weihnachtsfestes.
Am 23. wird die Tanne geschmückt, Plätzchen en masse genascht und am Punsch genippt. Am 24.12. gehts dann eigentlich – wenn nicht gerade die pandemische Lage eskaliert – in die örtliche Christmette. Abends gibt’s dann jedes Jahr aufs neue die Bescherung und ein tolles Weihnachtsmenü von der besten Köchin der Welt, meiner Mutter! Die beiden Feiertage werden mit der Verwandtschaft in trauter Runde verbracht, wenn nicht Social Distancing betrieben werden muss. Aktuell behelfen wir uns aus bekannten Gründen digital.
…und dass mal ein paar Tage spiel- und fußballfrei ist, tut der Stimmung keinen Abbruch. Ganz im Gegenteil. Das wünsche ich auch unseren Mannen und dem Team hinter dem Team. Ausspannen, besinnliche Festtagsstimmung und Zeit mit den Liebsten zu verbringen. Um Kraft zu tanken für die beschwerliche Rückrunde, die unweigerlich auf den FCA zukommt. Aufgrund der kurzen Winterpause ist der Trainingsauftakt schon auf den 28.12. datiert und die Zeit zur Regeneration ziemlich kurz. Dem FCA hätte sicher eine längere Winterpause gut getan, denn dann könnte sich das noch gut gefüllte Lazarett mehr und mehr leeren.
Zum Schluss möchte ich euch – stellvertretend für die ganze RoGaz-Crew – ein frohes Weihnachtsfest und besinnliche Feiertage wünschen. Lasst euch gescheit beschenken und bleibt gesund! Wir sehen uns in alter Frische nach den Feiertagen wieder auf dem Blog. Merry Christmas, Sportsfreund*innen!
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