„Atmosphäre hat mich in den Bann gezogen!“

Wir befinden uns mitten in der Sommerpause, es ist brütend heiß draußen und auf dem Transfermarkt tut sich seitens des FCA derzeit noch nicht allzu viel. Die FCA-Spieler weilen im Urlaub, posten munter sommerliche Bilder und die Europameisterschaft ist derweil in vollem Gange. Zeit, mal wieder einen Blick auf eine Sparte zu werfen, die noch nicht so viel mediale Aufmerksamkeit erfährt, wie der Profifußball. Aber die es eigentlich auch verdient hätte.

Die Rede ist natürlich von eSport. Hier mischt seit noch nicht allzu langer Zeit auch der FCA mit. Ganz vorne dabei: Die Brüder Bederke. Letztes Jahr wurde der kleinere „Bederke-Bruder“ Yannic sensationell und überraschend deutscher E-Sport-Champion und gab der Rosenau-Gazette im Anschluss ein Interview, in dem er unter anderem über seinen jüngsten Erfolg sprach. Sein Bruder Philipp ist hierbei stets an seiner Seite – als Coach, Mentor und als kongenialer „eSport-Partner“. Lest im nachfolgenden Interview selbst, wie die letzte VBL-Saison verlaufen ist und wie Philipp Bederke eigentlich zum FCA kam.

„Leider hat uns etwas das Glück gefehlt“

Rosenau Gazette: Hi Philipp! Erstmal ein großes Dankeschön für deine Bereitschaft, uns so kurz nach der Saison ein Interview zu geben. Hand auf’s Herz: Wie zufrieden bist du mit der Virtual Bundesliga Saison deines eSport-Teams des FCA und natürlich speziell mit deiner eigenen Perfomance?

Philipp Bederke: Hallo Irina, an sich können wir als FCA eSports Team durchaus mit der Saison zufrieden sein. Als Team wurden wir 3. und auch im Einzelfinale waren wir dann mit 3 Spielern (Yannic, Lukas und Christoph) vertreten. Ich denke, wenn uns das vor der Saison einer vorhergesagt hätte, hätten wir uns als Team sicher nicht beschwert.

Klar ist aber auch, dass wir als Titelverteidiger gerne eine weitere Trophäe für den FCA erspielt hätten. Leider hat uns aber in einigen entscheidenden Momenten etwas das Glück gefehlt. Mit meiner eigenen Leistung bin ich, im Großen und Ganzen, auch zufrieden. Ich war in der gesamten Saison eigentlich nur im Doppel, zusammen mit Yannic, aktiv. Da konnten wir einige Punkte sammeln, am Ende bildeten wir sogar das beste Duo der Saison in der VBL.

Die beiden Bederkes in Aktion!

„Wir hatten den deutschen Meister in unseren Reihen“


Rosenau Gazette: Das klingt schon stark, was ihr da wieder geleistet habt! Dein kleiner Bruder Yannic ist im vorigen Jahr relativ überraschend deutscher eSport-Champion geworden. Mit welchen Erwartungen seid ihr da eigentlich in die zurückliegende Saison gegangen?

Philipp Bederke: Wir standen als FCA schon etwas anders im Fokus als im Vorjahr. Das war aber zu erwarten, schließlich hatten wir auch den deutschen Meister in unseren Reihen. Als Team hat uns das aber eher weniger beeinflusst, unsere Erwartungshaltung hat sich dadurch nicht grundsätzlich verändert. Wir wollten als Team definitiv eine bessere Saison spielen als in 2019/2020 als wir nur 16. geworden sind. Das ist uns mit Platz 3 in jedem Fall gelungen.

Rosenau Gazette: Definitiv! In welcher Rolle bist du denn überwiegend im Team unterwegs? Wie man so liest und hört, bist du nebenbei Coach deines Bruders und selbst noch eSportler beim FCA.

Philipp Bederke: Meine Rolle hat sich innerhalb der letzten 3 Jahre schon etwas verändert. In der abgelaufenen Saison war ich nur noch im Doppel im Einsatz. Mein Hauptaugenmerk lag eher darauf, neben Yannic eine gute Figur abzugeben. Das ist mir, denke ich, ganz gut gelungen, wenn man sich unsere Punkteausbeute am Ende anschaut.

„Sport ist sehr wichtig!“

Rosenau Gazette: Wie lange siehst du dich überhaupt noch in diesem „Business“ und wie lange ist man durchschnittlich eSportler, gerade alterstechnisch gesehen?

Philipp Bederke: Das ist eine gute Frage. Ich sag mal so: als Spieler befinde ich mich wohl schon im Herbst meiner Karriere, als Coach aber vielleicht erst am Anfang. Mit meinen aktuell 31 Jahren gehöre ich aber definitiv zu den ganz erfahrenen Spielern in der VBL, älter ist, glaube ich, keiner in der abgelaufenen Saison gewesen.

Eine Prognose wann man zu alt ist, kann man noch nicht abgeben, weil der eSport in FIFA eher noch in den Kinderschuhen steckt. Klar ist aber auch, dass mit dem Alter auch irgendwann die Reaktionszeit etc. nachlässt und dann zwangsläufig nicht mehr die gleichen Leistungen wie mit 16 oder 17 erbracht werden können.

Rosenau Gazette: Ganz schön krass zu hören, dass man mit jungen 31 Lenzen irgendwo (sportlich) zum alten Eisen gehört! Aber ihr habt ja alle noch ein zweites Standbein, da ihr beim FCA alle keine hauptberuflichen eSportler seid. Was machst du denn hauptberuflich und wieviel Zeit verbringst du so mit „zocken“?

Philipp Bederke: Ich habe nach meinem Abitur 2009 ein duales Studium zum Diplom Finanzwirt begonnen und dieses 2013 abgeschlossen. Seit 2013 arbeite ich jetzt in der bayerischen Finanzverwaltung. Diese „Doppelbelastung“ ist nicht immer einfach, daher bin ich sehr froh, dass es bei meiner Arbeitsstelle Gleitzeit gibt. Ansonsten wäre es mir nicht möglich neben meinem Hauptberuf auch noch für den FCA als eSportler aktiv zu sein.

Mein Zeitaufwand für „zocken“ ist unterschiedlich. Die Saison startet im Herbst, da verbringe ich dann meistens viel Zeit damit das neue Spiel zu „lernen“. In der Regel nehme ich mir dafür dann 1-2 Wochen Urlaub, da es sonst neben der Arbeit einfach kaum möglich ist intensiver zu spielen. Im Laufe der Saison nimmt der Zeitaufwand dann stetig ab bzw. verlagert sich mehr aufs Wochenende. Wichtig ist, dass man nicht nur vor dem Monitor sitzt, sondern auch einen Ausgleich hat, vor allem Sport ist sehr wichtig.

„Hat mich einige Lebensjahre gekostet“

Rosenau Gazette: Du bist auch ein glühender FCA-Fan. Wie bist du eigentlich Fan des Clubs geworden und wann war das in etwa?

Philipp Bederke: Das ist auch schon ein paar Jahre her, in der Saison 2009/2010 war das. Ich habe in Kaufbeuren an der dortigen Fachhochschule studiert. Zu meinem Glück waren in meinem Lehrsaal einige Augsburger. An einem kalten Montagabend sind wir dann mal nach Augsburg gefahren und haben uns das Spiel gegen den VfL Bochum angesehen. In der 2. Liga war es ja noch relativ einfach auch am Spieltag Stehplätze zu bekommen. Auch wenn das Spiel damals verloren ging hat mich die Atmosphäre dann in den Bann gezogen und ab diesem Spiel war es dann um mich geschehen! Wahrscheinlich hat mich diese Entscheidung schon einige Nerven und Lebensjahre gekostet, dennoch habe ich es nicht bereut.


Rosenau Gazette: Verrätst du uns noch, wer dein Lieblingsspieler beim FCA ist?

Philipp Bederke: Das ist eine schwere Frage. Ich möchte da jetzt eigentlich keinen einzelnen Spieler nennen, da alle wichtig für den FCA sind. In der abgelaufenen Saison war es aber Rafał Gikiewicz. Ich „mag“ seine Art, wie er sich mit dem FCA identifiziert, den FCA lebt und das dann auch entsprechend rüber bringt.“Das letzte Wort hat dann meine Frau!“

Rosenau Gazette: Bist du über deine Leidenschaft für den FC Augsburg auch zum eSport gestoßen? Wie kamst du als eSportler konkret zum FCA?

Philipp Bederke: Das war der gleiche Weg wie bei Yannic, Lukas und Christoph auch. Ich habe mich 2018 für die Playoffs der deutschen Einzelmeisterschaft in FIFA mit dem FCA qualifiziert. Fürs Finale hat es 2018 zwar nicht gereicht, aber ab diesem Zeitpunkt bestand dann der Kontakt mit den Verantwortlichen des FCA. Ende 2018, als der FCA dann entschieden hat offiziell in den eSport mit der Teilnahme an der VBL einzusteigen, wurde der Kontakt nochmal intensiviert und so wurde ich dann zu einem eSportler des FCA!

Rosenau Gazette: Euer „Werdegang“ ist schon eine coole Geschichte! Sag uns doch bitte, wie es für dich in der kommenden Saison weitergeht. Sehen wir dich auch weiterhin im FCA-Dress?

Philipp Bederke: Ich kann mit Sicherheit sagen, dass man mich nicht in einem anderen Trikot sehen wird. Alles Weitere hängt auch von ein paar anderen Faktoren ab. Die Rahmenbedingungen, speziell die Vorgaben der DFL, müssen weiterhin mit meinem Hauptberuf vereinbar sein. Und das letzte Wort hat dann noch meine Frau!

Kennen nur ein Dress: Das des FC Augsburg natürlich! (rechts Yannic, links Philipp Bederke)

„Üben, üben, üben“

Rosenau Gazette: Was ist für die Profis des FCA in der kommenden Saison drin? Und was für euch eSportler – ist das Finale wieder das ausgegebene Ziel?

Philipp Bederke: Ich würde mir in der Bundesliga eine etwas entspanntere Saison wünschen. Als Fan musste man, gerade am Ende der Saison, und im „Finale“ gegen Bremen doch sehr leiden. Meine Nerven würden sich über einen früheren Klassenerhalt und eine sorgenfreie Saison sehr freuen. Und wenn irgendwann mal wieder eine Saison in Europa dabei rauskommen würde, würde ich mich auch nicht beschweren.

Im eSports Bereich ist es schwierig jetzt schon eine Prognose abzugeben. Hier spielt immer eine Rolle wie das neue FIFA ist und wie es den einzelnen Spielern liegt. Darüber können wir uns dann vielleicht im September/Oktober nochmal unterhalten!


Rosenau Gazette: Dein Tipp noch, wie man e-Sportler wird? Was braucht man für persönliche Eigenschaften dazu?

Philipp Bederke: Üben, üben, üben. Man braucht Durchhaltevermögen und darf auch bei Niederlagen nicht aufgeben, getreu dem Motto „Win or Learn“. Aus Niederlagen lernt man immer am meisten, aber man muss sich damit auch kritisch auseinandersetzen und seine Fehler analysieren. Und hier ist es bei einem Computerspiel immer leichter den Fehler beim Spiel zu suchen als bei einem selber.

Hier findet Ihr Philipp und die eSportler des FCA:

Rosenau Gazette: Liest du selbst auch die Rosenau Gazette? Beziehungsweise: Nimmst du uns als „Fanblog“ wahr? Wir haben ja auch schon das ein oder andere Mal über die eSportler des FCA geschrieben 😊  

Philipp Bederke: Ja, natürlich verfolge ich Eure Seiten und lese Eure Artikel!

Die Gefühlslagen eines eSportlers am Beispiel des Philipp Bederke 🙂


Rosenau Gazette: Das freut uns natürlich zu hören. Bist du denn auch selbst auf Social Media aktiv – und wo sollten dir unsere Leser*Innen unbedingt folgen?

Philipp Bederke: Man findet mich sowohl auf Twitter als auch auf Instagram unter @Phlip1089. Alles rund um die VBL findet man auf den eSports Kanälen des FCA!


Vielen Dank Philipp für das Interview und weiterhin viel Erfolg der gesamten eSport-Mannschaft des FCA!




Welcher Spieler war 20/21 der „Rookie“ der Saison?

Auch nach dieser turbulenten Spielzeit kürt das Team der Rosenau Gazette die Spieler der Saison in drei Kategorien. Ihr durftet und dürft hierbei entscheiden, welcher Spieler euch in der Saison 2020/21 am meisten überzeugt hat. Nachdem wir schon den wichtigsten Spieler der abgelaufenen Saison zur Wahl gestellt haben und ihr hier überraschend-unüberraschend Keeper „Giki“ (und zwar mit großem Abstand!) vorne saht, folgte eine Woche später der Spieler mit der größten Weiterentwicklung. Hier wurde ganz knapp Reece Oxford gekürt .

Wir gratulieren den beiden Siegern in der jeweiligen Kategorie recht herzlich zum Titel!

Last but not least erfolgt dann heute die Wahl des Rookies der Saison. Zur Abstimmung stehen vier Newcomer im FCA-Dress. Wählt nun also im nachfolgenden den Spieler, der sich eurer Ansicht nach den Titel „Rookie der Saison“ am meisten verdient hat. Ein Rookie ist per Definition ein (unerfahrener) Neuling in einem Sportteam. Ihr entscheidet zwischen den aufgelisteten vier Akteuren, wer sich mit diesem schmucken Titel künftig rühmen darf.

Robert Gumny

Der 23jährige polnische Nationalspieler wechselte im vergangenen September für rund 2 Mio. Euro Ablöse von Lech Posen zum FCA und unterschrieb einen langfristigen Vertrag bis 2025. Wurde er zu Beginn als Backup für das verletzungsanfällige Augsburger Eigengewächs Raphael Framberger geholt, entwickelte er sich im Laufe der Saison zum Stammspieler.

Während er zuerst aufgrund der teilweise langwierigen Verletzungen von Iago und Pedersen als Linksverteidiger aushalf, startete er nach Rückkehr von Pedersen als Stamm-Rechtsverteidiger durch und kam in seiner „Rookie-Saison“ auf satte 24 Einsätze, in welchen ihm ein Tor und eine Vorlage gelang. Er sah in der zurückliegenden Saison vier gelbe Karten und lieferte in der vergangenen Spielzeit den viertschnellsten Sprint aller FCA-Spieler: In der Partie gegen den VfB Stuttgart verzeichnete er seinen Top Speed der Saison mit 33,74 km/h.

Robert Gumny zählt zu den schnellsten FCA-Profis und hat in seiner Premierensaison in Augsburg schon ordentlich für Furore gesorgt. (Foto via Imago)

Tim Civeja

Der 19jährige Tim Civeja gilt als großer Augsburger Hoffnungsträger. Das FCA-Eigengewächs ist überwiegend im zentralen Mittelfeld zuhause und wusste die vergangenen Jahre im FCA-Nachwuchs zu überzeugen. Hier galt und gilt er (zurecht) auch als Rohdiamant, dem man dem Sprung in den Profikader durchaus zutraut. Seit geraumer Zeit trainiert der talentierte gebürtige Dachauer schon hauptsächlich mit den Profis mit. In der zurückliegenden Saison kam Civeja – nach seinem Debüt am 16.01.2021 gegen Werder Bremen – zu drei Kurzeinsätzen, in denen er 31 Spielminuten sammelte. Der Youngster hatte übrigens gar nicht mit seinem Profidebüt gerechnet:

„Ich habe von der Bank plötzlich meinen Namen gehört (…) Ich konnte es erst gar nicht glauben und habe noch einmal nachgefragt.“

Tim Civeja auf der FCA Website

Dass die Spielanteile nur so gering ausfielen, lag sicherlich auch an einer hartnäckigen Schambein-Verletzung, die ihn die komplette Rückrunde über plagte. Wenn Civeja spielte, wusste er in der Bundesliga durchaus zu überzeugen. Wir hoffen alle, dass Tim in der kommenden Saison verletzungsfrei bleibt und die Sommer-Vorbereitung nutzen kann, um sich weiterzuentwickeln. Denn er ist definitiv ein heißer Kandidat für die (mittel- bis langfristige) Nachfolge des scheidenden Rani Khedira im defensiven Mittelfeld des FCA.  

Tim Civeja hat definitiv großes Potenzial, das er hin und wieder schon andeuten konnte im Augsburger Dress. The best is yet to come! (Foto: Matthias Koch via Imago)

László Bénes

Einer, der nur eine Rückrunde beim FCA bis dato verbracht hat, ist László Bénes. Der 23jährige slowakische Nationalspieler, der derzeit für sein Heimatland die Europameisterschaft bestreitet, wurde für ein halbes Jahr von Borussia Mönchengladbach ausgeliehen. In der vergangenen Rückrunde bestritt der Mittelfeldspieler 12 Partien, es gelangen ihm hierbei ein Tor und zwei Assists. Zudem sah er drei gelbe Karten. Mit einem Kicker-Notendurchschnitt von 4,17 und einem verlorenen Stammplatz, den er zu Beginn der Rückrunde noch inne hatte, kann er aber nicht ganz zufrieden gewesen sein. Im Interview mit seinem Stammclub Borussia Mönchengladbach sagte er zuletzt auf die Frage, wie es ihm beim FCA erging, folgendes:

„Es war eine sehr positive Zeit für mich. Mein Ziel war, so viele Einsätze wie möglich zu bekommen und das habe ich geschafft. Ich habe zwölf Bundesligaspiele absolviert, davon die meisten von Beginn an, das war im Hinblick auf die Europameisterschaft sehr wichtig für mich. Das war auch einer der Gründe, wieso ich mich im vergangenen Winter zu diesem Schritt entschieden hatte.“

Bénes im Interview vom 10.06.21

Bénes wird in der Kategorie „Rookie“ geführt, da er bisher kaum in der Bundesliga zum Zuge kam und nur rund 50 Bundesligapartien auf dem Buckel hat. Zudem ist er mit seinen 23 Jahren noch vergleichsweise jung. Der FCA bemüht sich übrigens, wenn man aktuellen Medienberichten Glauben schenken darf, derzeit weiterhin intensiv um den zentralen Mittelfeldspieler. Bis dato ist jedoch noch keine Einigung erzielt und Bénes kehrt zum Trainingsauftakt erstmal wieder nach Gladbach zurück.

Bénes ist ein Spieler, der in einer einzigen Halbserie schon Eindruck schinden konnte beim FCA. Werden wir ihn wohl wiedersehen in der Fuggerstadt in der kommenden Saison? (Foto: Christian Kolbert / kolbert-press via Imago)

Lukas Petkov

Unser letzter Newcomer ist erfreulicherweise wieder ein Eigengewächs, das in der zurückliegenden Spielzeit sein Profidebüt feiern durfte. Der 20jährige offensive Mittelfeldspieler Lukas Petkov spielt seit 2008 für den FCA Nachwuchs, zuletzt bestritt er für die Regionalliga-Mannschaft des FCA 23 Saisonspiele und erzielte hier 9 Scorerpunkte (5 Tore, 4 Assists).

Der gebürtige Friedberger wurde am letzten Spieltag gegen den Rekordmeister in der Allianz Arena in den Schlussminuten eingewechselt und kam so zu seinem Profidebüt. Zuletzt wurde bekannt, dass Petkov – um weitere Erfahrungen im Profifußball zu sammeln – für eine Saison an den Drittligisten SC Verl verliehen wird. Vorher unterschrieb der Youngster aber noch einen Profivertrag, der ihn bis 2024 an den FCA bindet:

„Ich habe mich sehr darüber gefreut, dass ich in München die Möglichkeit bekommen habe, mein Debüt in der Bundesliga zu geben. Es ist mein großes Ziel, viele weitere Bundesliga-Spiele für den FCA zu machen. Über die Leihe nach Verl bekomme ich bereits in der kommenden Saison die Chance, regelmäßig im Profibereich auf dem Spielfeld zu stehen, weshalb ich mich freue, dass dieser Wechsel geklappt hat.“

Lukas Petkov in der FCA Pressemitteilung vom 01.06.2021

Lukas Petkov unterschrieb zuletzt seinen ersten Profivertrag beim FCA. Nun spielt er in der kommenden Spielzeit in Liga drei – beim SC Verl. Wir haben ihn weiterhin im Blick. (Foto: Via Imago)

Doppelter Frankenberger

Der 34jährige Alexander Frankenberger wird ab kommender Saison nur noch U19-Trainer sein und seine Doppelfunktion beim FCA-Nachwuchs aufgeben. Zugleich wurde der Vertrag des seit 2015 beim FCA tätigen Fußballlehrers verlängert. Neben der Trainertätigkeit war der Münchener zuletzt noch Chef der Nachwuchsabteilung. Diese Stelle soll gemäß des FCA (vorerst) nicht nachbesetzt werden.

„Ich hatte zuletzt zwei spannende Aufgaben, die jede für sich alleine sehr zeitintensiv ist und höchste Verantwortung für die Ausbildung unserer Talente trägt.“

Alexander Frankenberger – Zitat des Kicker vom 04.06.2021

Abstimmung

So, nun liegt der Ball sprichwörtlich bei euch! Innerhalb der nächsten Woche könnt ihr darüber entscheiden, welcher der genannten Spieler zum „Rookie der Saison“ gekürt wird. Alexander Frankenberger steht allerdings nicht zur Wahl! Bitte stimmt nachfolgend für euren Favoriten ab:

Wer war der beste Rookie der Saison 2020/21

  • Robert Gumny (84%, 41 Votes)
  • Tim Civeja (14%, 7 Votes)
  • László Bénes (2%, 1 Votes)
  • Lukas Petkov (0%, 0 Votes)

Total Voters: 49

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„Newsticker“

Kaum ist Sommerpause – und die EM ist bald in vollem Gange – und es tut sich was auf dem Transfermarkt. So mischt auch der FCA diesertags gewaltig mit. Unter die vereinsseitig kommunizierten und offiziellen Bekanntmachungen mischen sich jedensfalls auch einige Gerüchte. Wir ordnen diese nachfolgend für euch ein:

Offizielle Bekanntmachungen

Offensivspieler Lasse Günther wurde zuletzt vom FC Bayern München ablösefrei verpflichtet – und wir durften in ihn einem kurzen Porträt bereits vorstellen. Diese Kurzvorstellung – mit einer Erklärung, warum Lasse der nächste Arjen Robben werden könnte – findet ihr hier. Der 18jährige Günther verstärkt den FCA jedenfalls ab Sommer auf den offensiven Außenbahnen und war wohl – Gerüchten zufolge – heiß begehrt auf dem Transfermarkt. Der FCA hat das Rennen, wie man so hört, unter anderem auch wegen der Nähe zu seinem Elternhaus gemacht, die im Münchner Umland leben. Die Schlagdistanz nach Augsburg war auch schon beim Wechsel von Flo Niederlechner ein gewaltiges Argument.

Einen Profivertrag unterschrieb vor wenigen Tagen der letzte Augsburger Bundesliga-Debütant Lukas Petkov. Der 20jährige Mittelfeldspieler durfte im letzten Saisonspiel gegen den Meister aus München seine ersten Profiminuten sammeln. Mit der Bekanntmachung des ersten Profivertrags für Petkov wurde auch die direkte Leihe an alte Bekannte öffentlich kommuniziert: Lukas wird die kommende Saison in der dritten Liga kicken – beim ostwestfälischen Club SC Verl. Der FCA hat keine guten Erinnerungen an den damaligen Regionalligisten, gegen den man in der ersten Runde des DFB-Pokals am 10.08.2019 ausschied. Die Augsburger Offiziellen erhoffen sich natürlich Spielzeit für den talentierten Offensivspieler aus den eigenen Reihen.

Lukas Petkov durfte noch gegen die Bayern sein Debüt feiern und kickt nächste Saison in Verl (Foto via Imago)

Leihspieler

An den Lech zurückerwartet werden die vier Leihrückkehrer Felix Götze, Kevin Danso, Jozo Stanic sowie Maurice Malone. Während Götze, Stanic und Malone erfolgreich in der dritten Liga Spielminuten sammeln konnten, war Eigengewächs Kevin Danso unumstrittener Stammspieler beim etablierten Zweitligisten Fortuna Düsseldorf. Es wird sich hier noch zeigen, wer eine Rolle spielen wird beim FCA in der kommenden Saison. Maurice Malones erste Drittligasaison haben wir zuletzt einmal näher für euch beleuchtet, dies findet ihr hier. Bei Stanic erscheint eine weitere Leihe nach Zwickau möglich, auch bei Götze ist ein Verbleib beim FCK noch nicht vom Tisch. Da das Arbeitspapier des jüngsten Götze-Bruders 2022 beim FCA endet, müsste dieser erst verlängert werden, um ihn erneut zu verleihen. Laut Augsburger Allgemeine will sich Trainer Weinzierl erstmal von allen Leihrückkehrern selbst ein Bild machen, um dann um deren weiteren Verbleib final zu entscheiden.

Fest eingeplant in der FCA-Defensive hingegen dürfte der „Neuzugang“ Frederik Winther sein: Der Däne wurde in den letzten Zügen der Sommertransferphase 2020 verpflichtet, jedoch umgehend an seinen Heimatclub Lyngby BK verliehen. Mit diesem Verein ist er in die zweite dänische Liga zuletzt abgestiegen. Der mittlerweile 20jährige wird die Konkurrenzsituation nun in der Innenverteidigung beim FCA verschärfen. Winther haben wir am vergangenen Freitag hier in einem Kurzporträt vorgestellt. Mit Mads Pedersen spielt ein dänischer Landsmann in der Fuggerstadt.

Konkretere Gerüchte

Gerüchte um Abgänge und Zugänge gibt es derzeit en masse – und auch der FCA befindet sich hier mittendrin, statt nur dabei. Ein permanentes Objekt der Begierde stellt Jungspund Marco Richter da. Hatte Gladbach die letzten beiden Transferphasen schon angeklopft, so versuchen sie es diesertags offensichtlich erneut. Ein Tausch mit dem bisherigen Leihspieler László Bénes steht hier im Raum. Der FCA ist scheinbar bemüht, den offensiven Mittelfeldspieler in Augsburg zu halten, obwohl er nicht so ganz überzeugen konnte in seiner ersten Leihsaison.

Mit Marco Richter würde der FCA hingegen sein Aushängeschild für den eigenen Nachwuchs verlieren. Auch er scheint aber nicht mehr unverkäuflich, wie zuletzt noch im letzten Herbst unter Heiko Herrlichs Regiment. Bei Bénes und auch bei Richter wird es sich wohl noch nicht kurzfristig entscheiden, denn Bénes spielt mit der Slowakei noch das anstehende internationale Turnier (EM) und Richter könnte noch für die deutsche Olympia-Auswahl nominiert werden. Augsburg-Coach Weinzierl über Bénes zuletzt: „Ein sehr interessanter Spieler mit einem starken linken Fuß, guten Standards und vor allem einem guten Charakter.“

Ein weiteres Gerücht hält sich diesertags hartnäckig: Der FCA soll am Clubberer Fabian Nürnberger interessiert sein. Der Spieler mit diesem markanten Namen spielt derzeit als Stammspieler im defensiven Mittelfeld beim Club aus Nürnberg. Neben dem FCA soll auch der SC Freiburg ein Auge auf den 21jährigen geworfen haben. Möglicherweise kann er den scheidenden Rani Khedira in der kommenden Saison ersetzen. Der kicker berichtet von einer möglichen Ablöse von rund zwei Mio. Euro, da der Vetrag von Nürnberger in Nürnberg noch bis 2023 läuft. Laut Ligainsider ist der gebürtige Hamburger ein durchaus polyvalenter Spieler: „Der 21-Jährige ist flexibel einsetzbar, kann sowohl im Zentrum als auch links auf der Außenbahn spielen. Für den Zweitligisten absolvierte er in der abgelaufenen Saison insgesamt 29 Ligaspiele (drei Tore, eine Vorlage).“

Loses Interesse

In den letzten Wochen gab es so einige lose Gerüchte, wie zum Beispiel den torgefährlichen Stürmer Nikolai Baden Frederiksen (21), der derzeit von Juventus Turin an den österreichischen Club WSG Tirol ausgeliehen ist. Für diese erzielte er in der abgelaufenen Saison 18 Treffer und vier Assists in 31 Spielen. (Quelle: Transfermarkt). Auf diesen Spieler sind aber – aufgrund der Torquote nicht ganz unverständlicher Weise – einige Vereine (international) aufmerksam geworden, sodass die Konkurrenz da ist und der Preis nicht so gering ausfallen könnte. Sein Vertrag bei Juve läuft noch bis 2023.

Auch der 21jährige Schwede Jens Cajuste wurde zuletzt mit dem FCA in Verbindung gebracht: Als defensiver Mittelfeldspieler scheint er ein möglicher Khedira-Erbe zu sein. Aktuell spielt er in seinem Heimatland bei dem renommierten Club FC Midtjylland. Sein Marktwert liegt bei rund 5 Mio. Euro. (Quelle: Transfermarkt). Doch der FCA ist auch hier nicht der einzige Interessent. Mit Gladbach, Monaco und Lille hat man hierbei durchaus namhafte Konkurrenz.

Ist Jens Cajuste der Khedira-Nachfolger? Für keine andere Position kursieren so viele Namen (Foto: Gonzales Photo/Dejan Obretkovic via Imago)

Ein weiterer Name in der Gerüchteküche ist Filip Ugrinic. Ein Schweizer, der wie Ruben Vargas früher beim FC Luzern kickt. Dort spielte der 22jährige zentrale Mittelfeldspieler eine klasse Saison, erzielte elf Scorerpunkte (5 Tore, 6 Assists) in 33 Spielen. (Quelle: Transfermarkt). Und er ist nicht der einzige Schweizer, der mit dem FCA in Verbindung gebracht wird. Bei Charles Pickel, der derzeit bei Grenoble unter Vertrag steht, scheint das Gerücht aber schon ein wenig erkaltet zu sein. Der 24jährige defensive Mittelfeldspieler kickt nämlich „nur“ in der zweiten französischen Liga. Neben dem FCA sollen Köln, Bielefeld und Bordeaux Interesse haben.

Ob der FCA weiterhin ein konkretes Interesse am vereinslosen Ex-Glasgower Jozo Simunovic hat, ist hingegen unbekannt. Medienberichten zufolge hatten sowohl der FCA als auch der VfB Stuttgart in der letzten Transferperiode im Winter Interesse am 26jährigen Verteidiger. Der Kroate weist noch einen Marktwert von 1,50 Mio. Euro auf. (Quelle: Transfermarkt).

Sonstige News

Florian Niederlechner bekundete hingegen zuletzt seine Bereitschaft und sein Interessen, weiter für den FCA zu kicken – auch über 2021 hinaus. 2022 endet das Arbeitspapier des 30 Jahre alten Stürmers. „Ich fühle mich hier sehr wohl, das weiß jeder. Es wird sicher Gespräche geben, ich bin da sehr positiv. Ich habe in zwei Saisons 32 Scorerpunkte gesammelt und hoffe, dass wir die Zusammenarbeit fortsetzen können“, so zitiert ihn t-online zuletzt aus einem Sport Bild Interview von vergangener Woche.

Felix Uduokhai gab vor einigen Tagen der Plattform Transfermarkt ein Interview: Er berichtete von seinem positiven Heilungsverlauf nach OP, den Olympia-Ambitionen sowie einem möglichen Wechsel in der Sommerpause. Während der Heilungsverlauf sich derzeit wirklich positiv gestaltet, „Die Heilung ist super verlaufen, ich bin sogar deutlich weiter als der Zeitplan“, schielt der 23jährige mit einem Auge auf eine Olympia Teilnahme. Kontakt zu DFB-Coach Stefan Kuntz gab es offenbar schon diesbzüglich:

„Ich denke, die Chancen stehen gut. Ich bin absolut positiv gestimmt und habe auch wahnsinnig Bock auf dieses Turnier und Erlebnis. Man hat vermutlich nur einmal die Chance, Olympia als Spieler wahrzunehmen. Ich bin voll motiviert und gebe Gas, damit ich dabei sein kann. (…) Stefan hat sich vor der OP gemeldet und bei mir nachgefragt, was passiert ist und wie die Lage ist. Wir sind da also voll im Austausch. Ich bin selbstbewusst genug zu sagen, dass ich an Olympia teilnehmen und dort auf dem Platz stehen werde.“

Felix Uduokhai im Transfermarkt-Interview (Quelle: Transfermarkt)

Auf die Frage, ob er diesen Sommer den nächsten (logischen) Schritt bei einem anderen Club fernab des Lechs machen möchte, entgegnete Felix Uduokhai relativ offen:

„Ob das in diesem Sommer der Fall sein wird, weiß ich nicht. Das kann ich nicht beantworten. Da kommen einige Punkte zusammen, die man nicht direkt beeinflussen kann. Grundsätzlich habe ich aber meine Träume und Ziele als Spieler. Ich will eines Tages auf höchstem Niveau international spielen und mich mit den Besten messen. Wann genau der Zeitpunkt dafür sein wird, steht noch in den Sternen. Aber natürlich ist das mein Wunsch.“

Felix Uduokhai im Transfermarkt-Interview (Quelle: Transfermarkt)

EM-Schaufenster und Olympia-Bühne

Wir werden sehen, ob der FCA für den Spieler Uduokhai so etwas wie eine finanzielle Schmerzgrenze hat und ob interessierte Clubs, wie zuletzt in etwa der BVB, bereits sind, in Corona-Zeiten so viel Geld hinzulegen. Reuter hatte sich in den letzten Jahren hier auch den Ruf erarbeitet, bei Ablöseforderungen relativ stur und ein harter Verhandlungspartner zu sein. Wenn „Udu“ die mögliche Olympia-Teilnahme als Chance nimmt, sich ins Rampenlicht zu spielen, ist hier nichts unmöglich.

Auch Flügelflitzer Ruben Vargas könnte mit der Schweizer Auswahl die Chance nutzen, sich via EM ins Rampenlicht zu spielen. Er steht Medienberichten zufolge beim FC Sevilla auf dem Zettel und wird vom spanischen Erstligisten beobachtet. Weitere Details zu diesem Interesse gibt es nicht.

Ausblick

Nicht zum FCA wechseln wird vermutlich indes Bayern-Campusleiter Jochen Sauer. Der 48jährige Leiter der Nachwuchsabteilung war zuletzt Wechselgerüchte nachgesagt und hierbei in einem Atemzug mit dem Interesse des FCA genannt worden. Transfermarkt schätzt dies jedoch wie folgt ein: „Ein Wechsel Sauers innerhalb der Bundesliga ist nach TM-Infos zum aktuellen Zeitpunkt eher unwahrscheinlich.“ FCA und Sauer standen der Augsburger Allgemeine zufolge in losem Austausch. Gegenüber Magenta Sports soll Sauer jedoch zuletzt gesagt haben, dass er beim FCB verbleibe. (Quelle: Augsburger Allgemeine)

Weitere konkrete Informationen zu Zu- oder Abgängen liegen derzeit nicht vor, doch die Bundesligasaison ist erst seit wenigen Tagen vorbei, der Ligaverbleib erst seit wenigen Wochen gesichert und die internationalen Turniere stehen vor der Tür. All diese Faktoren – und zusätzlich natürlich die Corona-Pandemie – machen den Transfermarkt derzeit noch etwas unübersichtlich und schwer durchschaubar. Letztes Jahr hatte der FCA relativ früh seine Verpflichtungen getätigt (v.a. Giki, Cali und Strobl) und nochmals Ende der Transferperiode zugeschlagen. Mit Neu-Coach Weinzierl und dem in Augsburg verbleibenden Maurer (Vertrag wurde zuletzt bis 2022 verlängert) müssen die handelnden Personen einzelne Spieler erstmal einschätzen und kennenlernen, wie zum Beispiel verliehene Akteure. Dass der ein oder andere Spieler ggf. bei passender Summe gehen könnte, liegt jedoch wohl auf der Hand. Auch Zugänge werden noch benötigt, um bspw. den Abgang von Rani Khedira adäquat zu kompensieren.

Es bleibt spannend und es werden wohl noch so einige Namen auf dem Radar erscheinen, die wir dann natürlich für euch ausfindig machen und einordnen werden. Bis dahin, gut Kick und einen schönen (Transfer-)Sommer. Eine wirklich aufregende Zeit.

Winther is coming

„Winther is coming“ – so titelte der FC Augsburg vergangenen Herbst auf Twitter. In Anspielung auf die gehypte Serie „Game of Thrones“ kündigte der Verein am 05.10.2020 den dänischen Neuzugang Frederik Winther an. Warum man ebenjenen Spieler dann noch nicht in der Fuggerstadt sichten konnte? Dies lag daran, dass er direkt nach Vertragsunterschrift in Augsburg für die laufende Saison an seinen Heimatclub Lyngby BK verliehen wurde. Wer ist also dieser ominöse Winther und was darf man vom Neuzugang erwarten? Eine kurze Zusammenfassung und natürlich: Velkommen, Frederik!

Wer ist Frederik Winther?

Frederik Winther ist ein 20jähriger Innenverteidiger aus Gentofte, Dänemark. Am 05.10.2020 wurde der dänische U20-Nationalspieler vom FC Augsburg für fünf Jahre verpflichtet, aber umgehend wieder an seinen Heimatclub aus Lyngby verliehen. Der Kicker berichtet von einer Ablösesumme von rund einer Mio. Euro. Die sofortige Leihe zu seinem Heimatverein sollte dem jungen Defensivakteur wohl primär Spielzeit gewähren, die ihm in Augsburg in der vergangenen Saison nicht gewährleistet werden konnte. Die Verpflichtung des jungen Dänen wurde hierbei ganz stilecht (in Anlehnung an die erfolgreiche Serie Game of Thrones) auf Twitter bekannt gegeben:

Frederik Winther selbst sagte im Herbst 2020 jedenfalls zu seinem Wechsel: „Es macht mich stolz, dass der FC Augsburg mir die Chance geben wird, mich in der Bundesliga zu beweisen. Ich sehe den FCA langfristig als den Verein an, bei dem ich mich optimal entwickeln kann. Doch nun werde ich das kommende Jahr in Lyngby nutzen, um mich weiterzuentwickeln und im kommenden Jahr die sportliche Herausforderung in der Bundesliga anzutreten.“ In der dänischen ersten Liga – Superligaen – stand Winther im Laufe der Saison 20/21 ganze 16 Mal im Kader von Lyngby BK, 8 Mal davon in der Startelf, vier Mal wurde er eingewechselt, vier Mal stand er gar nicht erst im Kader. Ein Tor oder ein Asssist gelangen ihm hierbei nicht. Ein Grund dafür könnte auch sein, dass Winther im letzten November zeitweilen in Quarantäne war – aufgrund einer Corona-Erkrankung.

In der anschließenden Abstiegsrunde – dies entspricht sozusagen den Playoff-Spielen um den Verbleib in der ersten Liga – kam der Augsburger Neuzugang nur in fünf Spielen zum Einsatz. Hier bevorzugt in der Innenverteidigung. Ein Spiel bestritt er als linker Verteidiger. In den restlichen fünf Ligaspielen stand er allerdings nicht im Kader. Über alle Wettbewerbe hinweg sammelte er drei gelbe Karten. Es gelang ihm am letzten Spieltag sogar ein Treffer. Ein Ehrentreffer, möchte man sagen, denn leider konnte Lyngby zum Saisonende die Klasse nicht halten. Als Tabellenelfter steigen sie zur kommenden Saison daher in die dänische 1. Division, einer Art zweite Liga in Dänemark, ab. Frederik Winther wird dies voraussichtlich nicht mehr vor Ort miterleben.

Was kann der FCA von ihm erwarten?

Denn nun wird der 1,86 Meter große Abwehrspieler zum 01.07.21 in Augsburg erwartet und soll sich dort der geballten Konkurrenz in der Defensive stellen. FCA-Geschäftsführer Stefan Reuter freute sich jedenfalls schon im vergangenen Oktober über das neue Gesicht beim FCA:

„Wir freuen uns, dass sich Frederik Winther trotz zahlreicher Interessenten für den FCA entschieden hat. Wir sind überzeugt, dass diese Konstellation mit einem weiteren Jahr in seinem vertrauten Umfeld eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten sein wird. Ab dem kommenden Sommer freuen wir uns dann auf einen sehr talentierten jungen Spieler, der das Zeug hat, sich beim FCA in der Bundesliga durchzusetzen.“

Stefan Reuter, Geschäftsführer Sport des FCA, zum Transfer (Quelle: Website des FCA)

Winther selbst ist national wie international (noch) ein relativ unbekannter Name. Eine Randnotiz an dieser Stelle, dass die beiden RB-Clubs Leipzig und Salzburg an ihm dran gewesen sein sollen im Sommer 2019. Und dass Winther mit 18 Jahren bereits in der dänischen ersten Liga Stammspieler war. In Augsburg trifft er hierbei auf seinen Landsmann Mads Pedersen, der bei derselben Fußball-Berateragentur unter Vertrag steht. Allerdings bleibt zu hoffen, dass Winther nicht ähnliche Anlaufschwierigkeiten wie seinen neuen Teamkollegen plagen werden. Denn dann sieht es mit einem Kaderplatz bei den Profis erstmal nicht so rosig aus.

Es wird jedenfalls nicht leicht für den jungen Dänen, soviel bleibt festzuhalten. In Augsburg warten zur neuen Saison aller Voraussicht nach der dann hoffentlich wieder genesene Felix Uduokhai, Kapitän Jeff Gouweleeuw und die beiden anderen Leih-Rückkehrer Kevin Danso sowie Jozo Stanic, die sich in der zweiten bzw. dritten Liga in Deutschland sehr gut gemacht haben. Danso und Stanic stehen vor einer Rückkehr zum FCA nach ihren Leihen. Dies wurde medial bereits vor einigen Tagen bekannt. Ob sie am Lech jedoch verbleiben, oder weiter verliehen / verkauft werden, ist derzeit (noch) offen. Reece Oxford sieht der FCA angeblich selbst eher im defensiven Mittelfeld, obwohl er zuletzt mehrfach in der Innenverteidigung brillierte. Auch er kann in der Innenverteidigung nachweislich spielen.

Frederik selbst kommt mit deutlich weniger Selbstbewusstsein als seine Konkurrenten in ein für ihn neues Land, mit einer neu zu erlernenden Sprache und komplett neuen (Vereins-)Strukturen. Bleibt wohl abzuwarten, wie schnell sich der 20jährige in der Fuggerstadt akklimatisieren kann. Mads Pedersen könnte ihm dabei (menschlich) sicherlich behilflich sein.

Frederik Winther soll uns in der kommenden Saison in der Innenverteidigung verstärken – mal sehen, ob er sich direkt etablieren kann im neuen Club, in der neuen Liga, im neuen Land. Wir drücken die Daumen. (Foto: Rene Schütze via Imago)

Auf bald, Frederik Winther!

Sportlich kommt es in erster Linie auf den neuen-alten Übungsleiter Markus Weinzierl an. Neben Uduokhai, der wie wir alle hoffen, in Augsburg verbleibt, ist Winther der einzige Linksfuß unter den Innenverteidigern bislang im Kader. Alle anderen oben bereits genannten Konkurrenten sind gelernte „Rechtsfüßler“. Und natürlich kommt es neben dem Gusto des Trainers auch auf die Trainingseindrücke an. Da fängt jeder Neuzugang bei null an. Auch Kevin Danso und Jozo Stanic kennt Weinzierl noch nicht oder maximal vom sehen, da diese in seiner ersten Amtszeit in der U17 und U19 des FCA gekickt haben. Einer der drei Leihrückkehrer wird vermutlich die Ersatzrolle vom scheidenden Marek Suchy einnehmen, die anderen beiden kämpfen um einen weiteren Kaderplatz, sollte den FCA keiner aus dem Trio Uduokhai – Gouweleeuw – Oxford verlassen. Oder sich gar schwer verletzen (toi toi toi, dass dies nicht passiert!).

Winther selbst hat übrigens bis dato noch keine Sommerpause: Denn am Samstag (5.6.) trifft er mit der U20-Nationalmannschaft Dänemarks auf die U20 Irlands in einem Freundschaftsspiel. Anpfiff der Partie ist um 18 Uhr. Am 08.06. treffen die „Jungdänen“ dann auf die U20-Nachwuchsmannschaft Argentiniens. Erst dann darf Frederik vermutlich kurz „Urlaub machen“, bevor er den Umzug nach Augsburg organisieren muss. Wir sind auf jeden Fall sehr gespannt auf unseren neuen Verteidiger. Winther ist neben Lasse Günther, den wir zuletzt am Feiertag vorstellen durften, und dem in Liga 3 so erfolgreichen Maurice Malone, auch ihn haben wir zuletzt näher betrachtet, der dritte vielversprechende Neuzugang, den wir euch präsentieren durften. Civeja, Petkov und Stanic sind definitiv weitere Kandidaten für ein Spielerporträt.

Bis dahin, gut Kick und einen schönen EM-Sommer! Die RoGaz macht übrigens keine Sommerpause, um euch natürlich weiterhin auf dem Laufenden zu halten. Ehrensache! Und Frederik Winther wünschen wir an dieser Stelle schon mal viel Erfolg beim baldigen Akklimatisieren in der schönsten Stadt der Welt.

Datenbrille: Dani, du fehlst

Eigentlich war Teil 3 unserer kleinen Daten-Serie in Zusammenarbeit mit Createfootball schon früher geplant. Aber dann ging es nach dem bitteren 2:3 gegen Köln (31. Spieltag) beim FCA plötzlich hoch her: Trainerwechsel, verlorenes Schlüsselspiel in Stuttgart (32. Spieltag; 2:1) und damit mitten reingeschlittert in den Abstiegskampf, der am Samstag zu Hause gegen den ebenfalls abstiegsgefährdeten SV Werder Bremen (33. Spieltag; 2:0) in einem nervenaufreibenden Fight endgültig vom Tisch war. Da hieß es auch für die Rosenau Gazette: Business as usual is erstmal nich. Der Verein gibt manchmal einfach die Themen vor.

Trotz alledem kann ein kleiner datenbasierter Kadercheck auch jetzt noch zeigen, an welchen Stellen im Mannschaftsgefüge es in dieser so merkwürdigen Saison mehr oder weniger gelaufen ist. Und auch ein wenig erklären helfen, warum der FC Augsburg sich gerade in den letzten, prä-weinzierlschen Spielen so unglaublich schwer getan hat. Eine Frage, die uns dabei auch umgetrieben hat, ist, ob Carlos Gruezo und Tobias Strobl im Mittelfeld den Weggang unseres Capitanos Daniel Baier kompensieren konnten. Was sagen die Daten dazu?

Teil 3 von 3, unser „Daten-Finale“, jetzt also nach dem großen (gottseidank geglückten!) FCA-Saison-Finale.

Offensive: ausbleibende Torgefahr

Dauerbaustelle war in dieser Saison sicherlich die Offensive. Wer die Spiele unserer Jungs in den letzten Monaten verfolgt hat, für den oder die ist das nichts sonderlich Neues. Aber einige Mannschaftsdaten belegen die Probleme im Offensivspiel und die dadurch ausbleibende Torgefahr nochmal ganz eindrücklich.

Der FCA erzielte bisher* die viertwenigsten Tor pro Spiel. Nur die (immer noch) abstiegsgefährdeten Köln und Bielefeld sowie Schalke, seit dem 30. Spieltag erster feststehender Absteiger, schnitten noch schlechter ab. Zudem kamen pro 90 Minuten nur 2.78 Schüsse aufs Tor. Zum Vergleich: In der Saison 19/20, die bis auf die letzten neun Spieltage unter Trainer Martin Schmidt absolviert wurde, waren es noch 3.69. In der Saison 18/19, in der Manuel Baum bis auf die letzten sechs Spiele auf der Trainerbank gesessen hatte, sogar 4.38 Torschüsse.

Personifizierte Torflaute: Flo Niederlechner

Diese Tor- und Torschussflaute verkörperte Flo Niederlechner wie keine andere Offensivkraft in dieser Saison. Bei 24 Einsätzen kam er auf magere 3 Tore. Seine Chancenverwertung ist im Vergleich zur letzten Saison drastisch abgefallen (von 30% auf 17%).

Dabei darf man aber nicht vergessen, dass er unter Herrlich nicht so oft die Chance bekommen hat, sich zu beweisen. Unter Vorgänger Schmidt stand der Mittelstürmer in allen Spielen (25) in der Startelf und durfte fast immer die vollen 90 Minuten durchspielen. Unter Herrlich (40 Spiele) durfte Niederlechner dagegen nur 24-mal von Beginn ran, wurde oft aus- oder erst eingewechselt (18- bzw. 9-mal) und stand 3-mal – ohne Verletzungsgrund – gar nicht im Kader. Im Rückblick sagte er dazu: „Das war keine leichte Zeit für mich in den letzten Wochen, ich hab‘s auch nullkommanull verstanden“.

Dani Baier hat sich beim FCA vor allem durch seine vorwärts gerichteten Pässe fast unersetzlich gemacht. Flo Niederlechner durch seine Buden. (Foto via Imago)

Defensive: innen hui, außen pfui

Die Abwehr zählte in dieser Spielzeit zu den stabileren Mannschaftsteilen. Vor allem die Innenverteidigung spielte eine solide Saison. Zwar ließ man mit 12.42 Schüssen pro Spiel die drittmeisten aller Bundesliga-Teams zu, steht aber mit 1.41 Gegentoren pro Spiel im oberen Liga-Mittelfeld (Platz 8).

Umso schmerzlicher ist da die Sehnenverletzung und -OP von Felix Udoukhai, die ihn jetzt für das Saisonfinale und auch die EM außer Gefecht gesetzt hat. Wie gut er und Abwehr-Jeff Gouweleeuw aufeinander abgestimmt waren, sah man z.B. auch gegen Stuttgart. Denn genau diese Abstimmung zwischen Gouweleeuw und Reece Oxford als Udo-Ersatz war da eben mehrmals nicht geglückt. So hatte der Gegner bei seinen zwei Treffern viel zu leichtes Spiel.

Ausbleibender Support fürs Angriffsspiel

Anders sieht es in der Außenverteidigung aus. Createfootball hat uns hier detaillierte Daten zu Rechtsverteidiger Raphael Framberger, Robert Gumny (rechts/links) und Linksverteidiger Iago im Vergleich zu 46 anderen Außenverteidigern in der Liga zur Verfügung gestellt. Mit einer sehr schwachen Zweikampfführung sticht hier unser Frambo auf der rechten Seite heraus (nur 57.14% erfolgreiche Defensivzweikämpfe und damit ligaweit Platz 41 von 49). Gumny dagegen schneidet hier hervorragend ab (68.49%; Platz 2), auch Iago hat einen überdurchschnittlichen Wert bzw. Rang bei erfolgreichen Defensivzweikämpfen (63.16%; Platz 14). Bei den Luftduellen machen alle drei keine sonderlich gute Figur (Iago: Platz 24, Gumny: Platz 34, Frami: Platz 38).

Das Problem in der Augsburger Außenverteidigung war aber nicht zwingend das Defensivverhalten, sondern die Unterstützung für die Offensive. Das unterstreichen vor allem zwei Werte. In puncto Passgenauigkeit tut sich erneut unser Augsburger Eigengewächs negativ hervor (mit 62.75% angekommener Pässe besetzt Frami den wenig ruhmreichen letzten Platz in der Liga). Und auch Iago (Platz 36) und Gumny (Platz 30) haben sich in diesem Punkt nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Bei Frami lief es besser bei Flanken (39.13% angekommene machen Platz 13). Dagegen nimmt hier der Pole mit nur 7.14% (!) pro Spiel den letzten Platz ein. Zum Vergleich: Herthas Peter Pekarik steht hier mit 62.5% erfolgreichen Flanken pro Spiel ganz oben auf dem Treppchen.

Mittelfeld: Schaltung ausbaufähig

Eine Frage, die die RoGaz beim Daten-Kadercheck vor allem mit Blick aufs defensive Mittelfeld beschäftigt hat, war auch: Wie haben sich Tobias Strobl und Carlos Gruezo auf dieser Position in der Nachfolge von Daniel Baier geschlagen? Unser Mittelfeldchef war nach Ankunft Herrlichs in Augsburg im März 2020 bekanntlich mehr und mehr auf die Ersatzbank verbannt worden. Bis sein Vertrag – nach noch zuvor erfolgter Verlängerung – schließlich vorzeitig aufgelöst wurde. Carlos Gruezo, zur Saison 19/20 zum FCA gekommen, hatte Baier bereits so manches Mal auf der Doppelsechs (neben Rani Khedira) ersetzt. Tobias Strobl war dann zur Saison 20/21 – und als möglicher Baier-Nachfolger – neu verpflichtet worden.        

Im statistischen Vergleich zwischen den dreien zeigt sich zunächst das. Alle haben in etwa gleich viele Pässe pro Spiel empfangen (Spanne reicht hier von 18.77 bis 21.97). Bieten sich als Anspielstation im Zentrum also gleichermaßen an. Dasselbe gilt für Zweikämpfe: Strobl, Gruezo und Baier haben hier erneut ziemlich ähnliche Werte (Spanne: 7.69 bis 8.10).

Worin Baier seine Nachfolger allerdings eindeutig aussticht, ist zum einen sein überragendes Abwehrverhalten. Noch in seiner letzten Saison eroberte der 36-Jährige pro Spiel 11.02 Bälle (Strobl: 8.10, Gruezo: 7.78), fing 6.11 Bälle ab (Strobl: 5.01, Gruezo: 4.06) und gestaltete 1.41 Luftduelle erfolgreich (Strobl: 1.05, Gruezo: 0.48). Dani rackerte also, was das Zeug hielt.

Bei Tobias Strobl und Carlos Gruezo, die als Nachfolger unseres Capitanos ins Team rückten bzw. aufgebaut wurden, ist die Vorwärtsschaltung noch ein wenig gehemmt. (Foto: Tim Rehbein/RHR-FOTO/Pool)

Vorwärts mit dem Capitano

Zum anderen lassen sich Baiers Vorzüge aber vor allem in den vorwärts gerichteten Pässen ausdrücken. Mit 14.7 solcher Pässe pro Spiel (Strobl: 12; Gruezo: 9.6) brachte sich der Capitano viel mehr in das Spiel nach vorne ein. Zwar haben seine Nachfolger die leicht bessere Passquote (Strobl: 83.7%; Gruezo: 82.2%; Baier: 79.6%). Aber ihr Spiel war dabei viel eher auf Sicherheits- als auf Risikopässe ausgelegt, die Baier aus seinem Schaltzentrum vor der Abwehr auf die Außen und in die Spitze verteilte.

Kombiniert man jetzt die fehlenden Impulse aus dem Mittelfeld in die Offensive mit den teils schwachen Pass- und Flankenwerten der Außenverteidigung, lässt sich die Torflaute in dieser Saison – auch ganz unabhängig vom glücklosen Niederlechner – vielleicht ein wenig erklären. Ungefähr so: Kein Baier, der die Bälle auf die Außenbahnen oder nach vorne schiebt, plus wenige und unpräzise Pässe in die Gefahrenzone macht eben: ausbleibende Torgefahr.

Durch die Datenbrille haben wir gesehen, dass es an mindestens drei Stellen im Kader in dieser Saison mehr oder weniger große Baustellen gegeben hat. Torflaute in der Offensive, wenig Mithilfe für den Angriff aus der Außenverteidigung und ein kaum aufbauendes defensives Mittelfeld (im doppelten Sinn) wie noch zu Zeiten von Dani Baier. Sie alle hängen – wie in einem Zirkel – miteinander zusammen und haben ihren Teil dazu beigetragen, dass sich der FCA plötzlich in einem Abstiegsszenario wiedergefunden hat, das „die Tabelle bis zuletzt verschwiegen hat“.

„Bauarbeiter“ Weinzierl

Rückkehrer Markus Weinzierl hat sich dieser offenen, durch die Daten sehr ersichtlichen Baustellen jetzt angenommen. Gleich im ersten Spiel gegen seinen früheren Verein VfB Stuttgart zitierte er Flo Niederlechner wieder in die Startelf, der es seinem Trainer auch prompt mit dem zeitweiligen 1:1-Ausgleich dankte. Im Showdown gegen Bremen warf sich Niederlechner nur so in die Zweikämpfe, wobei der wichtigste dann auch in der Ampel-Karte gegen die Bremer resultierte (was für eine Erlösung!). Und auch ganz allgemein sprach Weinzierl dem FCA-Torjäger Nr. 1 der letzten Saison sein Vertrauen aus.

Auch auf die Baustelle Außenverteidigung begab sich Weinzierl sofort. Gegen die Schwaben hatte es sich vor allem Iago – ganz anders als noch im Spiel gegen Köln – in der gegnerischen Hälfte regelrecht gemütlich gemacht. Das zeigen die beiden Heatmaps. Dort machte er 75% seiner ohnehin starken 93% Pässe und flankte auch doppelt so oft wie noch in Köln. Wenn da mal die Baustelle nicht ein gehöriges Stück vorangekommen ist!

Die helle Stelle links vor dem gegnerischen Sechzehner war Iagos Lieblingsplatz gegen Stuttgart. Quelle: Whoscored.com
Gegen Köln hielt sich Iage vor allem in der eigenen Hälfte vor der Grundlinie auf. Quelle: Whoscored.com

Und im (defensiven) Mittelfeld ließ Weinzierl anstatt Strobl neben Rani Khedira, den es nach der Saison bekanntlich zu den Eisernen nach Berlin zieht, nun schon zweimal Routinier Jan Morávek auflaufen. Der 31-jährige Tscheche hatte unter Herrlich zuletzt ersatzweise gegen Frankfurt gespielt, da die beiden Stammspieler für das Match gegen Köln geschont werden sollten. Allerdings hatte sich schon da gezeigt, wie wertvoll Morávek besonders bei der Ballverteilung aus dem (etwas offensiveren) Zentrum nach vorne ist. Und damit vielleicht die Baier’sche Lücke im Schaltkreis besser schließen kann als so manch anderer Spieler…

Bedenkt man jetzt, wie schnell „Bauarbeiter“ Weinzierl mit dem vorhandenen Kader-„Material“ mit ein paar „Umbauten“ passable Ergebnisse erzielen konnte (trotz 1:2 gegen Stuttgart frischer Zug nach vorn; Kampf pur beim 2:0 gegen Bremen), lässt sich jetzt vielleicht auch eine andere Frage besser beantworten. Sie ist in den letzten Wochen unter uns Fans heiß diskutiert worden. Vor allem, als noch Heiko Herrlich die Trainerbank drückte. Nämlich, ob im Augsburger Kader mehr Potential steckt, er es aber (womöglich aus taktischen Gründen) nicht entfalten „darf“. Oder, ob der aktuelle Kader einfach nicht mehr entfalten „kann“, er schlichtweg zu schwach ist. Max vom Rasenfunk hatte dazu eine ziemlich eindeutige Haltung:

Bei denen geht NICHTS, aber auch wirklich NICHTS spielerisch zusammen. Und es KANN nicht sein, dass diese Mannschaft das nicht kann. Sondern diese Mannschaft SOLL halt so spielen, das IS auch ok, aber ich finds megaSCHEIßE.“

Max in der Schlusskonferenz vom 5.4.2021 zum Spiel des FCA gegen die TSG Hoffenheim

Ich finde, angesichts der kürzlich geleisteten Sofort-Arbeiten von Weinzierl kann man Max da durchaus zustimmen. Der Kader kann offenbar mehr, wenn er denn darf. Zudem bin ich zuversichtlich, dass der Trainer Ideen hat, wie er die Lücke schließen kann, die Dani Baier – nun auch datenbasiert bestätigt – offensichtlich im Mittelfeld hinterlassen hat. Spannend wird z.B. auch, wie mit dem Abgang von Khedira umgegangen wird. Das soll hier aber nicht mehr Thema sein. Um Transferangelegenheiten kümmert sich die Rosenau Gazette bald an anderer Stelle. Word!

Danke für den Datensupport

Mit diesem Text geht nun also auch die kleine Daten-Serie zu Ende, die in Kooperation mit den Jungs von Createfootball entstanden ist. Dadurch haben wir Gelegenheit bekommen, zu erfahren, was man sich unter dem (im Fußball nach wie vor noch nicht ganz geläufigen) Beruf des „Datenscouts“ vorstellen kann (Teil 1). Zudem haben wir den 2:1-Sieg des „FC Effizienz“ gegen die TSG aus Hoffenheim datenbasiert besprochen (Teil 2). Und zum Schluss haben wir jetzt eben einzelne Mannschaftsteile durch die Datenbrille inspiziert und dabei festgestellt, dass Dani fehlt (Teil 3). Markus Weinzierl aber schon gute Ideen zum Lückenfüllen gezeigt hat. Danke für euren Support, Mats und Quirin!

Heja!

* Die Saisonwerte stammen vom 26. April, d.h. sie geben den Stand nach 31 Spieltagen wider. So können sie auch für eine vorläufige „Bilanz“ unter Heiko Herrlich stehen, der ja genau nach diesem 31. Spieltag von seinem Trainerposten beim FCA entbunden wurde. Zwar sind die Vergleichswerte aus den Vorsaisons auf der Basis von 34 Spielen zustande gekommen, sodass die Berechnungsgrundlage um 3 Spiele größer ist als bei den Werten für die laufende Saison. Trotzdem lassen sich gerade bei weit auseinanderliegenden Werten – trotz ihrer nicht ganz exakten Vergleichbarkeit – interessante Tendenzen aufzeigen.  

La Décima +1

Schluss! Aus! Vorbei! Der Abstiegsk(r)ampf hat ein Ende. Gegen Werder Bremen konnte der FCA am gestrigen Samstag dank der Tore von Rani Khedira (1. Saisontreffer!) und Daniel Caligiuri mit 2:0 gewinnen. Daher darf der FCA nun ein elftes Jahr im deutschen Oberhaus verbringen. Was für ein Match, was für ein Krimi. Herzkasper inklusive.

Rückblick aufs Spiel – Halbzeit 1

Markus Weinzierl – unser aller Hoffnungsschimmer und Erfolgsgarant – vertraute hierbei exakt auf die gleiche Truppe wie gegen den VfB Stuttgart. Das heißt, die Innenverteidigung bildeten wieder der nach dem Stuttgart-Spiel vielgescholtene Reece Oxford sowie Kapitän Jeff Gouweleeuw. Hier war im Vorfeld aber lange unklar, ob Markus Weinzierl Oxford nicht eventuell gegen den erfahrenen Marek Suchy tauschen würde. Aufgrund der Agilität und Schnelligkeit der Bremer Angreifer wählte Markus Weinzierl vermutlich aber den ebenfalls mit ausreichend Speed gesegneten Reece Oxford, um von Beginn an zu starten. Auch die Bremer tauschten lediglich den angeschlagenen Veljkovic gegen den blitzgenesenen Routinier und Innenverteidiger Ömer Toprak. Sonst beließ es Coach Kohfeldt bei der selben Elf, die Leverkusen am vergangenen Spieltag ein Remis abringen konnte.

In den ersten Minuten des Spiels lieferten sich beide Mannschaften einen offenen Schlagabtausch, ohne jedoch wirklich gefährlich zu werden. Die erste hitzige Situation der Partie war für den FCA besonders prekär: Flügelspieler Ruben Vargas und Gegenspieler Gebre Selassie waren in ein Laufduell gegangen, Selassie kreuzte den Laufweg von Vargas, der daraufhin ins Straucheln geriet. Da brannten beim Schweizer Jungspund offensichtlich die Sicherungen durch: Er riss sich erst aus der Umklammerung los und versuchte sodann, nach Selassie zu treten, erwischte ihn jedoch nicht.

Dies wertete Schiedsrichter Schröder als Versuch der Tätlichkeit und zeigte dem 22jährigen die rote Karte. Daraufhin reklamierten die Augsburger, hatten augenscheinlichen Diskussionsbedarf. Schröder sah sich dann die Szene selbst am Monitor abseits des Platzes an, war sich jedoch relativ früh sicher und blieb bei seiner ursprünglichen Entscheidung. Leider eine sehr dumme Aktion vom sonst eher zurückhaltenden Offensivspieler. Für Vargas bedeutet dies nun das frühe Ende der Partie und das vorzeitige Saisonende.

„Platzverweis! Gebre Selassie hat Vargas‘ Weg gekreuzt – und der Augsburger daraufhin ausgetreten. Auch wenn er Gebre Selassie nicht getroffen hat: Da hat Schröder keine andere Wahl, als Vargas vom Feld zu schicken.“

Liveticker des Kicker

Natürlich spielte die Überzahl-Situation eher den Bremern in die Karten, die fortan mit einem Mann mehr auf dem Platz standen. Dadurch ergaben sich einige Räume, die die Bremer aber nicht in letzter Konsequenz nutzen konnten. In der zwanzigsten Minute dann die erste große Chance des Spiels, Sargent kam aus knapp sieben Metern frei zum Abschluss. Keeper Gikiewicz war bereits geschlagen. Reece Oxford konnte den Ball vor dem Einschlag retten und verhinderte somit den Rückstand.

Vier weitere Torchancen von Bremen sollten alsbald folgen (23′ Füllkrug, 28′ – Sargent, 30′ – Groß, 34′ – Moisander). Nach 35 Spielminuten hatte sich das Blatt zugunsten der Gäste gewendet: 5:1 Torschüsse für den SV Werder und 61 Prozent Ballbesitz sprachen eine deutliche Sprache. Dem FCA tat die Unterzahl bis dato gar nicht gut. Man fand schlichtweg keine Lösung gegen heranstürmende Bremer, die aber fahrlässig mit den eigenen Chancen umgingen. Rückblickend auf die Partie VfB- FCA kann ich nur sagen: I feel you, Werder!

In Minute 38 wurde es dann auf einmal wieder hektisch: Davie Selke, Stürmer des SV Werder, ging offenkundig mit dem Oberarm zum Ball und klärte damit zur Ecke. Hand oder nicht Hand – das war hier die Frage!? Die Augsburger Spieler forderten jedenfalls einen Elfmeter. Schiedsrichter Schröder winkte jedoch sofort ab, da im Vorfeld der Szene eine Abseitsstellung eines Augsburger Spielers vorlag. Bis zur Halbzeitpause ergaben sich dann nur noch zwei gelbe Karten: Jeweils eine für die Gäste (42′ – Groß) sowie für den FCA. Keeper Gikiewicz (45′) sah wegen Zeitspiels die gelbe Karte.

Mit einem für den FCA bis dato eher glücklichen 0:0 ging es in die Halbzeitpause – Zeit, durch zu schnaufen. Und darauf zu hoffen, dass Markus Weinzierl den richtigen Ton und die richtigen Worte finden würde, um die Jungs zu pushen.

Rückblick aufs Spiel – Halbzeit 2

Unverändert kamen beide Mannschaften aus der Kabine. Und keine vier Minuten später dann der zweite Platzverweis des Spiels. Diesmal für den SV Werder: Christian Groß sah die zweite gelbe Karte nach Foul an Niederlechner und durfte – wie zuvor schon Ruben Vargas auf Augsburger Seite – frühzeitig duschen gehen. Für die restlichen 40 Spielminuten hieß es dann also 10 gegen 10.

Bremen tätigte daraufhin zwei (positionsgetreue) Wechsel. Angreifer Rashica für den glücklosen Selke sowie Defensivspezialist Friedl für Toprak. Und prompt fiel das 1:0 für den FCA: Ausgerechnet der scheidende Rani Khedira – er verlässt den FCA ablösefrei im Sommer und wechselt zu Union Berlin – besorgte mit einer schönen Einzelaktion den Führungstreffer. Erster Saisontreffer in seinem letzten Heimspiel in der WWK-Arena – und was für ein wichtiger:

„Augsburg geht in Führung! Nach einer Ecke bekommt Werder den Ball nicht weg, Khedira schließt aus sieben Metern flach ab und trifft mithilfe des Innenpfostens – 1:0!“

Liveticker des Kicker

Das stellte zu diesem Zeitpunkt den Spielverlauf etwas auf den Kopf! Der FCA fand auch kurz nach der Halbzeit kaum Möglichkeiten in der Offensive. Eine der wenigen Szenen beendete Marco Richter mit einer möglichen Schwalbe, für die er den gelben Karton kassierte. Die gelbe Karte finde ich an dieser Stelle ein wenig „ungerecht“, da definitiv ein gegnerischer Kontakt am Knöchel des jungen Angreifers vorlag. Ob man jedoch so verzögerte hinfallen muss wie der FCA-Nachwuchsstürmer? Das ist zumindest fraglich und hat wohl den Schiedsrichter dazu bewogen, dies als Schwalbe zu werten. In der 71. Spielminute war dann aber sowieso Feierabend für den gebürtigen Friedberger, Caligiuri kam für ihn in die Partie. Ebenso kam Mittelfeldspieler Bénes für den lauffreudigen Moravek auf den Platz.

In der 72. Spielminute die größte Torchance des Spiels für die Bremer: Bittencourt setzte einen Schuss aus rund 25 Metern an den Innenpfosten – der Ball sprang aber wieder aufs Feld und nicht ins Tor. Gaaaanz großes Durchschnaufen im Augsburger Fanlager. Weinzierl reagierte – das 1:0 stand auf ganz wackeligen Beinen. Finnbogason ersetzte sodann den nimmermüden und viel ackernden Florian Niederlechner, der im Spiel stolze 75 Prozent seiner Zweikämpfe gewinnen konnte. Chapeau, damit war er zweikampfstärkster Augsburger auf dem Platz.

Auch Bremen wechselte nochmals, brachte den agilen Osako für Bittencourt. Der FCA kam danach zu zwei Abschlusschancen durch Iago, doch sein Schuss war zu harmlos. André Hahns Nachschuss wurde dann von einem Bremer Bein geblockt. Der eingewechselte Augsburger Leihspieler Bénes versuchte es aus rund 16 Metern per Distanzschuss, Pavlenka hatte diesen Ball jedoch sicher. In der 89. Minute stand dann wieder das Schiedsrichtergespann im Mittelpunkt, wieder Diskussionen, wieder Zittern:

„Elfmeter für Augsburg! Rashica bringt Hahn im Strafraum zu Fall – Schiedsrichter Schröder zeigt ohne Umschweife auf den Punkt.“

Liveticker des Kicker

Ein – wie ich meine – relativ eindeutiger Elfmeter, da Rashica Hahn am Bein trifft und keine Chance auf den Ball hat. Daniel Caligiuri hieß nun der antretende Schütze aus Sicht des FCA, nachdem der etatmäßige Elfmeterschütze – namens Alfred Finnbogason – zuletzt zweimal vom Punkt aus vergab. Und der erfahrene Caliguiri netzte eiskalt ein. Keine Chance für den gegnerischen Torhüter! 2:0 – der FC Augsburg ist durch. Die Ersatzspieler, das Trainerteam und die diversen Funktionäre feierten – ebenso wie die lärmenden und feiernden Fans vor der Arena. Zu dieser Aktion wird in der kommenden Woche @birgit noch näheres berichten.

Hahn und Moisander kassierten in der Nachspielzeit beide noch die gelbe Karte, weil sie am Mittelkreis aneinander gerieten. Es war ein kampfbetontes, nervenaufreibendes Spiel. Dann wechselte Weinzierl Gregoritsch für Hahn ein, um Zeit von der Uhr zu nehmen. Sehr clever. Rashica kam in der 94. Spielminute noch zu einem Abschluss, dann war die Partie vorbei und die Dämme brachen. Die elfte Saison in der ersten Fußballbundesliga und Augsburg ist dabei.

„Das war’s! Der FC Augsburg schlägt den SV Werder Bremen mit 2:0 und tütet damit den Klassenerhalt ein. Für die Hanseaten hingegen hat sich die Lage zugespitzt: Werder geht als Tabellen-16. in den 34. Spieltag.“

Liveticker des Kicker

La Décima +1

Unsere Wünsche wurden erhört. Der FCA hat die Nerven halbwegs bewahrt und ging gegen den SV Werder als Sieger vom Platz. Das sah lange Zeit allerdings nicht so aus. Und dann kam Rani Khedira. Als letztes Geschenk – für seine vier Jahre in der Fuggerstadt – netzte er zum 1:0 ein. Und leitete somit den Sieg ein, gab dem schlingernden Team damit Hoffnung. Hoffnung auf den Klassenerhalt aus eigener Kraft. Denn sind wir mal ehrlich – die Hoffnung war auf ein sehr geringes Level gesunken, als Ruben Vargas sich die rote Karte auf bittere Art und Weise abholte.

Was ich mir für Ruben Vargas erhoffe? Das man ihn nicht zum Sündenbock macht, wie einst Reece Oxford. Beide Burschen sind noch jung, zum Teil noch unerfahren und ungestüm. Passiert, sollte aber eine Art „Lessons Learned“ für den Schweizer sein. Ein zweites Mal wird er sich sicherlich nicht zu so einer versuchten Tätlichkeit hinreißen lassen. Da können wir nur von Glück sprechen- und oh ja, wir hatten Glück – dass der FCA diese Partie nicht verloren hat. Sonst wäre Ruben Vargas heute vielleicht der Buhmann der Nation. Beziehungsweise im Augsburger Umkreis. Gott sei Dank ist dies so nicht eingetreten, denn sein Team hat – auch für ihn in Unterzahl – alles gegeben. Und gewonnen.

Fortuna war uns diesmal etwas wohlgesonnener als sonst. Wenn’s blöd läuft, dann macht der Bittencourt seinen Distanzschuss in der 72. Minute rein und dann stehts 1:1. Dann geht das Zittern in die nächste Runde. Wer weiß, ob das Momentum dann nicht zu unserer Ungunsten gekippt wäre. Aber hätte, hätte, Fahrradkette. Der FCA hat seine Chancen, im Gegensatz zum VfB-Spiel, genutzt. Der SV Werder hingegen ging fahrlässig mit seinen Torannäherungen um. Und somit feiern die Augsburger den Klassenerhalt und Bremen bibbert weiter um den Klassenerhalt.

Was bleibt ist Erleichterung

Imponiert haben mir heute insbesondere zwei Mannen: Flo Niederlechner, der sinnbildlich für die Mannschaft gerackert hat und die Mannschaft nach vorne getrieben hat. Und unser Ruhepol Rafal Gikiewicz, der wie die ganze Saison schon ein ruhiger und solider Rückhalt war. Insgesamt aber war die ganze Mannschaft heute – klammern wir Ruben Vargas einmal aus – fokussiert und konzentriert zu Werke gegangen. Weinzierls Matchplan ging – trotz über 30 Minuten Unterzahl – größtenteils auf. Endlich nahmen wir die Zweikämpfe an – die Stats besagen, wir gewannen 57% der Zweikämpfe gegen die Bremer. Man möchte gar nicht mehr zurückdenken, wie diese Spiele unter Heiko Herrlich verliefen. Und was gewesen wäre, wenn der Trainerwechsel nicht erfolgt wäre.

Der scheidende Rani Khedira hat dem FCA sein Abschiedsgeschenk gemacht. Und was für ein wichtiges! (Foto: Bernd Feil/M.i.S/Pool via Imago)

Wir haben vorne sicherlich nicht so schön und ansehnlich gespielt wie gegen den VfB Stuttgart – dies lässt sich auch mit den deutlich wenigeren Torchancen (13) und der relativ niedrigen Passquote (58%) – statistisch belegen. Jedoch haben wir gekämpft und den Gegner überwiegend neutralisiert. Den Bremern gewissermaßen den Ball überlassen, die damit nicht viel anzufangen wussten – 68% Ballbesitz der Bremer über das gesamte Spiel gesehen sprechen eine deutliche Sprache. Das Gesehene war in Grundzügen wieder die Mentalität, die uns Augsburger jahrelang auszeichnete. Ich will hierbei zwar nicht sagen, dass alles glorreich war, denn zum Beispiel haben wir die Konter teilweise zu schlampig ausgespielt und den Ball zu schnell wieder verloren. Aber endlich waren wieder Tugenden auf dem Platz zu sehen, die es im Abstiegskampf braucht! Mentalität, Wille, Einsatz. Und wir wurden dafür belohnt.

Und es war so besonders, weil wir gerade das 10jährige Bundesligajubiläum hinter uns haben. Der kleine FCA! Es wäre grausam gewesen, jetzt – genau jetzt – abzusteigen. Und auf diese Art und Weise, fast heimlich, so ganz ohne Fans. Wobei die Fans diesem Spieltag einen besonderen Flair durch ihr Engagement und ihre liebevoll geplante Aktion verleihen konnten. Das Spalier Stehen vor der Arena – unter Berücksichtigung der Corona-Auflagen – als der Mannschaftsbus einfuhr und das Skandieren, hat sicherlich mächtig Eindruck auf das Team gemacht. Chapeau und Danke für eure Mühen!

Ich freue mich jetzt einfach auf eine elfte Saison Bundesliga im beschaulichen Gallien. Äh, Pardon, Augsburg. Jetzt kann das Planen für eine weitere Spielzeit losgehen. Und es muss einiges intern auf den Prüfstand gestellt werden. Denn trotz des Klassenerhalts auf den letzten Drücker ist längst nicht alles gut. Es muss einiges aufgearbeitet werden, was diese Saison aus Augsburger Sicht zur – und nicht nur wegen Corona – quälendsten aller Zeiten gemacht hat.

Wir Fans können uns hingegen nächstes Wochenende entspannt zurücklehnen, mit den Bayern eine gemeinsame Party feiern, in einem Spiel in dem es um nichts mehr geht, als um Robert Lewandowskis Torrekord. Und können uns freuen, dass es eine 11. Saison für uns Augsburger gibt, während in Bremen und Köln gerade die Lichter ausgehen. Wie schnell sowas gehen kann, haben wir nun gesehen und das sollte uns eine Lehre sein. Vielleicht wird die nächste Saison etwas entspannter, ohne Herzkasper und einen Showdown? Das wäre für meine Gesundheit wirklich wichtig. Für eure vielleicht auch?

In diesem Sinne: Ein Leben lang – nur der FCA!

Matchball

Der erste Matchball um den direkten Klassenerhalt steht heute Abend an, wenn im Schwabenderby der FCA beim VfB Stuttgart zu Gast ist. Hierbei rückt insbesondere Neu-Coach Markus Weinzierl (unfreiwillig) in den Mittelpunkt des Geschehens, da dieser eine lebhafte sportliche Vergangenheit bei beiden Clubs hat. Insbesondere die unrühmliche 6:0-Niederlage der Stuttgarter gegen den FCA im Jahr 2019 erhitzt noch heute Fan-Gemüter auf VfB Seiten und erfreut insbesondere die FCA-Fans unter uns.

Matchball: es geht um viel und die Anspannung ist hoch (Foto: Peter Schatz / Pool via Imago)

Um die besondere sportliche Brisanz der Partie einzuordnen und auch die Rückkehr von Weinzierl in die Bundesliga zu thematisieren, konnte RoGaz-Autorin Irina im Vorfeld die beiden VfB Fans Steffen (Twitter: @Bruddelei) und Benjamin (@VfBenito) sowie die FCA-Anhänger Leandro (@leandro1907_) und Chris (FCA_Chris1907) für einen virtuellen Austausch gewinnen.

Ein kleiner Tipp noch am Rande: Steffen führt selbst einen Blog und einen Podcast unter dem Namen Bruddelei. Schaut/lest doch mal rein!

Schwabenwechsel

Zu Beginn erst einmal die Frage an die beiden FCA Fans, was sie denn vom ablösefreien Abgang des gebürtigen Stuttgarters Rani Khedira halten. Es wurde zuletzt offiziell vom FCA bekannt gegeben, dass Rani beim FCA nicht verlängert, sondern sich im Sommer Union Berlin anschließen wird:

Leandro wird vor allem Rani Khedira als Mensch vermissen: „Sportlich ist dies sicherlich verschmerzbar. Rani ist nicht unersetzlich beim FCA. Menschlich finde ich es dennoch sehr schade, da Rani ein sympathischer Spieler ist. Ich hoffe aber auf einen guten Nachfolger im FCA-Dress.“ Chris ergänzt noch, dass der FCA in Rani einen sehr mannschaftsdienlichen Spieler verliert, der sich immer den Augsburger Zielen untergeordnet hat. Dafür sind wir alle dankbar und möchten uns für vier erfolgreiche Jahre zusammen bedanken. Viel Erfolg in der Hauptstadt!

Wenn wir schon von Schwaben sprechen, dann darf der gebürtige Ulmer Erik Thommy – als ehemaliges Augsburger Eigengewächs – nicht fehlen. Derzeit steht er (noch) beim VfB Stuttgart unter Vertrag. Allerdings weist derzeit vieles auf eine Trennung im Sommer hin, so sagt VfB-Anhänger Steffen, dass Erik Thommy seit jeher einen schweren Stand bei den Stuttgartern hat. Zuletzt hatte er nach einer auskurierten Ellbogenverletzung Schwierigkeiten, in den Kader zu rücken. Dies liegt möglicherweise an dem überragenden Flügelspieler Borna Sosa als direkten Konkurrenten auf der Position: „Sosa ist derzeit einer der besten Linksaußen der Liga“, so Steffen. Für den VfB wäre der Ausfall von Sosa also eine deutliche Schwächung, Benjamin meint hierzu: „Seine grandiosen Flanken würden uns fehlen. Einen richtigen Ersatz für Borna haben wir bis dato nicht.“

Immerhin droht Sosa für die Partie gegen den FCA auszufallen. Erik Thommy wäre vermutlich erster Ersatz für den agilen Kroaten. Es könnte demnach ein Wiedersehen mit seinem Heimatverein geben!

Ein dritter (Augsburger) Bekannter steht derzeit im Tor des VfB Stuttgart – und ist dort sportlich nicht mehr wegzudenken. Der Schweizer Keeper Gregor Kobel stand in der Rückrunde der Saison 2018/19 im Tor des FCA, man kennt sich also. Auch hier gibt es möglicherweise ein Wiedersehen mit einem alten, gern gesehenen Bekannten. Um den sich weiterhin hartnäckig Wechselgerüchte ranken – unter anderem ist wohl der BVB am 23jährigen dran. Steffen schiebt dem Wechsel auf jeden Fall einen deutlichen Riegel vor, „er darf nicht gehen!“ Für Kobel könnte der VfB möglicherweise an seine Schmerzgrenze gehen. Der BVB müsste also, genauso wie alle anderen Interessenten, tief in die eigene Tasche greifen.

Zurück am Lech -„Pech“ beim VfB

Markus Weinzierl wird – wie eingangs schon angemerkt – am Freitagabend im Mittelpunkt stehen. Zumindest vor Anpfiff. Der neue-alte FCA-Trainer stand in seiner Laufbahn als Trainer schon an beiden Seitenrändern. Für die Augsburger ist es nun die zweite Amtszeit Weinzierls – die meisten Fans bejubeln dies auf den Social Media Kanälen.

Auch Leandro sieht die Rückkehr von Weinzierl positiv: „Ich bin richtig glücklich über die Rückkehr von Markus Weinzierl. Er kennt die Strukturen, das Umfeld und einige Spieler noch aus seiner ersten Amtszeit hier am Lech. Es ist wohl kaum Einarbeitung nötig und wenn man die erste PK von ihm gesehen hat, merkt man die Identifikation mit dem FCA deutlich!“

Auf die Frage hin, ob der Wechsel gegebenenfalls nicht sogar schon zu spät gewesen ist und ob Weinzierl wirklich zum FCA passt, entgegnet der Wahl-Österreicher Chris: „Die Ergebnisse haben einfach zuletzt nicht mehr gestimmt! Der Wechsel – von Heiko Herrlich zu Markus Weinzierl – war an sich nun ein notwendiger und wichtiger Schritt, aber meiner Meinung nach schon etwas zu spät. Markus Weinzierl passt aber als Niederbayer sehr gut zum FC Augsburg als Verein, er ist ein super Kerl und ein ebenso guter Trainer!“

In Stuttgart hingegen hat man den heute 46jährigen Coach gar nicht gut in Erinnerung: „Weinzierl ist – wenn man auf die Ergebnisse zu Beginn schaut – nicht gut in seine Amtszeit beim VfB gestartet. Davon hat er sich nie richtig erholt. Insgesamt war dies aber vom VfB Stuttgart generell keine gute Saison. Ich habe keine positiven Erinnerungen an Weinzierl“, meint Benjamin rückblickend. Steffen stimmt Benjamin hier unumwunden zu, ergänzt weiterhin noch, dass Markus Weinzierl mit einer sehr weltmännischen Art im Ländle aufgetaucht ist, da er zuvor bei ManCity hospitiert hatte. „Er hat sich ein wenig selbst überschätzt. Ich habe Markus immer – ehrlich gesagt – für ein wenig zu soft für den Profifußball gehalten.“

Weinzierl und der FCA – das passt. Auch aus VfB-Sicht, so sagt Steffen beispielsweise: „Weinzierl braucht als Trainer offensichtlich ein ideales Umfeld und das hatte er damals in seiner erfolgreichen Zeit beim FC Augsburg. Da waren aber auch eher umgängliche Typen dabei, so zumindest meine Wahrnehmung als Außenstehender, keine schwierigen Charaktere. Das hat einfach sehr gut funktioniert.“

Beim VfB hingegen habe er nie eine richtige Handschrift seitens des Trainers gesehen, Formationen wurden häufig gewechselt, Spieler positionsfremd eingesetzt. Alles in allem war die damalige 6:0 – Klatsche gegen den FCA, die in der Entlassung Weinzierls mündete, der unrühmliche Höhepunkt einer eher unglücklichen Liaison. Steffen wäre aber trotz allem nicht abgeneigt, mit der Privatperson Markus Weinzierl ein Bierchen oder zwei zu trinken, denn ein netter Typ sei er allemal.

Markus‘ Auftrag

Was Weinzierl in den nächsten drei Spielen noch bewirken kann, das steht (noch) in den Sternen. Spielerisch wird er wohl keine großen Veränderungen vornehmen können, aufgrund der Kürze der Zeit, meint Leandro. „Aber in diese blutleere Truppe ein wenig Leben reinbringen, das kann er“, weiß der 18jährige Augsburger. Sowohl Chris, als auch Leandro (und auch die Autorin des Beitrags) erhoffen sich die Rückkehr der berühmt-berüchtigten „Augsburg DNA“. Oder wie es Twitter-User @Urbster zuletzt kompakt in einem Post ausdrückte:

Weinzierl selbst kündigte indes bereits an, auf altbewährte Kräfte und ihm aus erster Amtszeit noch bekannte Spieler zu setzen, wie beispielsweise André Hahn, Jan Moravek oder Alfred Finnbogason. „Mit den Spielern, die ich noch kenne, verbinde ich viele positive Erlebnisse“, sagte Markus Weinzierl zuletzt gegenüber der Augsburger Allgemeinen.

Chris wünscht sich von Markus Weinzierl, dass er den Klassenerhalt – mit bewährten Kräften – gegen den VfB Stuttgart bereits eintütet. „Danach könnten wir Perspektivspieler, wie Civeja, Berisha und Cheon, eine Chance geben, Bundesligaluft zu schnuppern“. Er habe die Hoffnung, dass Markus Weinzierl als moderner Trainer längerfristig am Lech bleibt, trotz des in Anführungszeichen „nur“ einjährigen Arbeitspapiers. „Der FCA braucht nach Herrlich eine Art Kur. Die Länderspielpause kam genau richtig, das Team konnte sich nun über knapp zwei Wochen hinweg finden, der Trainer noch kurzfristig was einstudieren“, resümiert er.

Der Gegner

Am Freitagabend stehen sich zwei Teams gegenüber, deren Gemütslage derzeit nicht unterschiedlicher sein könnten. Während der FCA in der Selbstfindungsphase steckt und derzeit nicht gerade auf einer Erfolgswelle surft, strotzt Stuttgart mit genugtuendem Blick auf die Tabelle vor Selbstbewusstsein. Der VfB Stuttgart ist wieder wer! Trotz aller internen Machtkämpfe hat die Mannschaft immer abgeliefert. Nicht nur in Augsburg nimmt man dies anerkennend wahr.

„Der VfB Stuttgart hat ein geiles Team, ich mag vor allem Wataru Endo, den würde ich sofort zum FCA holen“, sagt Leandro, während Chris sich insbesondere vom jungen Torjäger Sasa Kalajdzic beeindruckt zeigt. So ein Knipser fehlt dem FCA in dieser Saison. Ein Spieler, auf den der FCA – neben den bereits genannten – besonders achten sollte, ist laut VfB-Fan Steffen der offensive Mittelfeldspieler Philipp Förster: „Förster ist ein sehr guter Box-to-Box-Spieler, zudem einer der lauffreudigsten Spieler der Liga.“

Förster ist einer der Spieler, auf den der FCA im Spiel besonders achten sollte (Foto: A2 Bildagentur/Peter Hartenfelser via Imago)

Wie die Aufstellung des VfB gegen den FCA aussehen könnte, beantwortet Stuttgart-Anhänger Benjamin:

Kobel - Mavropanos, Anton, Kempf - Castro (C), Endo - Sosa, Förster, Massimo, Klimowicz  - Kalajdzcic 

Hinter Keeper Kobel steht derzeit noch ein Fragezeichen. Ausfallen werden laut PK des VfB sicher Kapitän Castro, Kaminski, Mangala und Gonzalez. Wünschen würde sich Benjamin, dass das Nachwuchsjuwel Mohamed Sankoh ein paar Spielminuten erhält. Denn für den VfB geht es tabellarisch nicht mehr um allzu viel. Der erst 17jährige Stürmer kam vor der Saison von Stoke nach Schwaben und gilt als vielversprechendes Talent.

Benjamin und Steffen sind sich einig: „Der Blick auf die Tabelle ist richtig entspannt.“ Steffen hofft, dass man in den letzten drei Spielen den Lernprozess weiter vorantreiben kann, tabellarisch erhofft er sich indes nicht mehr viel. „Mir macht nicht mal eine Klatsche was aus, um ehrlich zu sein. Es geht um die spielerische Weiterentwicklung, um den Lernprozess des Teams“. Mit Blick auf den FCA glauben beide an den direkten Klassenerhalt. Benjamin prognostiziert, „es wird Bremen und Hertha neben S04 erwischen, der FCA hält die Klasse.“

Begehrter Udo

Die Hiobsbotschaft gab es dann schon ein paar Tage vor dem Spiel: Felix Uduokhai fällt für die letzten drei Saisonspiele verletzt aus, benötigt sogar eine OP. Ausgerechnet ebenjener Uduokhai, der innerhalb der letzten Saison beim FCA sogar zum Nationalspieler gereift ist. Das ist bitter! Wir wünschen Felix gute Besserung an dieser Stelle. Leandro beantwortete via Twitterpost dann auch gleich die Frage, wer ihn ersetzen darf – Spoiler: Es ist NICHT Marek Suchy.

Insbesondere Felix Uduokhai hat’s unseren beiden VfB Stuttgart Anhängern angetan. Wenn sie einen Augsburger nach Stuttgart lotsen dürften, würde die Wahl der beiden wohl auf „Udo“ fallen. „Er ist ein fairer Sportsmann und ein richtig guter Abwehrspieler“, so Benjamin. Steffen ergänzt: „Er ist ein wirklich sympathischer Typ, den würde ich mit Kusshand nehmen. Meine Nummer zwei vom FCA wäre dann noch Ruben Vargas.“

Felix fällt die restlichen Saisonspiele aus – bittere Nachricht für den FCA. Er wird uns sehr fehlen!

„Hässliches Unentschieden“

So ganz klar ist die taktische Ausrichtung des FCA gegen den VfB noch nicht. Markus Weinzierl lässt sich verständlicherweise nicht in die Karten blicken, möchte nicht preisgeben, auf wen er setzt. Es wird – wie bereits vermutet – eine Mischung aus altbewährten und altbekannten Kräften sein. Die Aufstellung des FCA könnte also wie folgt aussehen:

Gikiewicz - Framberger, Gouweleeuw, Oxford, Gumny - Moravek, Gruezo - Vargas, Richter, Hahn - Niederlechner

Aufpassen müssen insbesondere Jeff, Framberger, Gruezo, Strobl und Gumny. Jeff geht mit neun, Framberger, Strobl, Gruezo und Gumny mit je vier gelben Karten in die Partie gegen die „anderen Schwaben“. Bei einer weiteren Karte müssten diese also in der so wichtigen Partie gegen den direkten Konkurrenten aus Bremen pausieren. Alfred Finnbogasons Einsatz ist nach wie vor fraglich. Laut Markus Weinzierls Aussagen in der PK vor dem Spiel wird man alles versuchen, um den verletzungsanfälligen Isländer bis Freitagabend fit zu kriegen. Ein Startelfkandidat ist der somit aber eher weniger.

Zuletzt wurde natürlich nach den Tipps zum Spiel gefragt. Und hier gingen die Meinungen teilweise auseinander: Während Benjamin sich weit aus dem Fenster lehnt und ein souveränes „4:2 für den VfB“ prognostiziert, tippt Steffen auf ein „hässliches 0:0“. Auch Leandro tippt auf ein Remis – ein „hässliches 1:1“. Chris schließt sich an und setzt auf ein Unentschieden, jedoch auf ein torreiches. Sein Tipp lautet 3:3 – erstauntes Schweigen und die verdatterte Nachfrage von Leandro „wer soll denn die Tore beim FCA schießen?“ waren die Folge. Die Antwort darauf ist bis heute noch nicht gefunden. Möglicherweise wird sie nie ans Licht kommen.

Matchball!

RoGaz Autorin Irina – auch bekannt als Miss 2:1 – bildet den Schlusspunkt: Ich tippe ganz standesgemäß und sehr mutig auf einen 2:1 Erfolg für den FCA. Warum? „Weil ich ganz arg an den Impuls des Trainerwechsels glaube. Und weil ich denke, dass dies Kräfte in der Mannschaft freigesetzt hat.“

Matchball Nummer 1 liegt bereit – möge das bessere Team gewinnen. In diesem Fall hoffe ich, dass der Bessere der FCA ist. Auf gehts Augsburg, kämpfen & siegen.

Danke zum Schluss noch an Steffen, Benjamin, Leandro und Chris für das Interview! Gut Kick!

Abstiegskrampf

Nach der ebenso peinlichen wie unnötigen Niederlage gegen das abgeschlagene Tabellenschlusslicht Schalke war am vergangenen Samstag nun die Arminia aus Bielefeld in Augsburg zu Gast. Ein einmaliger Ausrutscher gegen S04 möchte man sagen und im gleichen Zuge hoffen, dass die Augsburger Kicker kapiert haben, dass gegen Arminia dringend eine Leistungssteigerung benötigt wird, um was zählbares zu holen. Nun, liebe Leserinnen und Leser, ich muss euch schon zu Beginn enttäuschen. Eine richtige Leistungssteigerung war auch gegen den Konkurrenten aus Ostwestfalen nicht ersichtlich. Mit dem torlosen Remis waren beide Mannschaften durchaus gut bedient, so ein kurzes Fazit vorab. Nach der Arminia stand dann am Dienstag Eintracht Frankfurt auf dem Spielplan und hier möchte man einfach nur sagen: Unglücklich, Unglücklicher, FCA. Und, by the way: Herzlich Willkommen zurück im Abstiegsk(r)ampf!

Rückblick Arminia

Aber eins nach dem anderen – blicken wir zu aller erst zurück auf die Partie gegen Bielefeld. Die Arminia galt im vergangenen Sommer als Abstiegskandidat Nummer eins. Viele sahen in dem ostwestfälischen Club eine Art Kanonenfutter und prognostizierten den direkten Wiederabstieg. Aber bis dato schlägt sich der DSC wacker und machte auch dem FCA im Hinspiel das Leben sehr schwer. Und im Gegensatz zum Hinspiel hatte die Arminia am Samstag keine Geschenke an den FCA zu verteilen…

„Wir können am Samstag einen Kampf erwarten, weil Augsburg – genau wie wir – einen robusten Fußball spielt, auf die Umschaltmomente geht und bei Standards Gefahr ausstrahlen kann. Da müssen wir uns gegenstemmen. Wir müssen sehr klar bleiben, was unsere Spielweise betrifft und versuchen, präzise zu spielen, damit wir dem Gegner keine guten Momente gönnen.“

Arminia Coach Kramer vor der Partie des DSC gegen den FCA

Nicht an Bord war der Augsburger Leihstürmer der Arminia, Sergio Cordova, aufgrund einer Covid-19-Erkrankung. Gute Besserung an dieser Stelle! In der Augsburger Startelf fand sich nach längerer Ausfallzeit Iago wieder und ersetzte Jungspund Gumny hinten links. So viel zur Aufstellung und rein in die Partie. Der FCA hatte in der ersten Halbzeit merklich Probleme gegen forsche Bielefelder, die auch zu einigen -wenn auch meist harmlosen – Abschlüssen kamen. Die Arminen liefen die Augsburger gut an, hielten körperlich dagegen und stellten viele Räume zu – dies lässt sich auch statistisch belegen:

Quelle: kicker

Gerade Urgestein Klos und der flinke Doan sorgten für offensive Glanzmomente im Augsburger Strafraum – ohne jedoch zwingend gefährlich zu werden. In Minute 28 beispielsweise zeigte die Arminia eine sehr gefällige Ballstafette: Klos legte den Ball per Absatz auf den agilen Voglsammer ab, der frei vor dem Tor volley ab- und zum Augsburger Glück verzieht. Da war definitiv mehr drin – beste Chance des Spiels bis dato. Und nach 33 Minuten hat Bielefeld sage und schreibe 61 Prozent Ballbesitzanteile zu verzeichnen!

Der Kicker resümiert in seinem Liveticker nach einer halben Stunde:

„Nach einer halben Stunde kann man sagen: Die Bielefelder sind in der Offensive einen Tick zwingender, ohne sich jetzt eine Vielzahl an Chancen zu erspielen.“

Kicker im Liveticker zum Spiel

Auf Augsburger Seite hatte einzig Marco Richter in der 35. Minute einen guten Torabschluss – der leicht abgefälschte Schuss ging leider nur auf das Tornetz. Das war bezeichnenderweise die beste Augsburger Chance in der ersten Halbzeit. Schiedsrichter Markus Schmidt empfand die Partie scheinbar nicht grade als Schmankerl und pfiff die erste Hälfte sogar sechs Sekunden eher ab. Das kommt in der Bundesliga auch sehr selten vor.

Nach dem Seitenwechsel gab es bis zur 65. Minute kaum tornahe Szenen zu sehen, erst nach der Einwechselung von Finnbogason (für Marco Richter) kam etwas mehr Schwung in die Partie. Der Isländer brachte sichtlich mehr Offensivgeist in die Mannschaft und pushte seine Mitspieler nach vorne. In Minute 78 legte ebendieser Isländer Ruben Vargas sehenswert auf, dessen Abschluss Ortega jedoch spektakulär um den Torpfosten lenken konnte. Das war auch die einzig nennenswerte Situation in Halbzeit zwei und die beste Szene des gesamten Spiels. Aber insgesamt war dieses 0:0 nach Abpfiff mehr oder minder leistungsgerecht.

Ruben Vargas hatte den Siegtreffer auf dem Fuß, doch Ortega hatte was dagegen und hielt grandios. Foto:: kolbert-press/Christian Kolbert via Imago)

Der Kicker zieht zum Spielende folgendes Fazit (und hat damit ganz recht):

„Schluss in Augsburg, die Partie endet mit dem einzig logischen Ergebnis: 0:0. Nach dem Seitenwechsel war vor beiden Toren noch weniger geboten als vor der Pause. Aber eine dicke Chance hatte der FCA, die Ortega klasse parierte. In Summe geht dieses Remis absolut in Ordnung.“

Kicker im Liveticker zum Spiel

Rückblick Eintracht

Nach Bielefeld ist vor Frankfurt. Der FCA hatte im Rahmen der englischen Woche am Dienstag ein Auswärtsspiel in Frankfurt vor der Brust. Ein anderes Kaliber als Schalke und Bielefeld. Die Vorzeichen standen dabei denkbar schlecht für den FCA: Caligiuri und Khedira hatten sich gegen Arminia die fünfte gelbe Karte eingehandelt und waren gegen die Eintracht somit gesperrt. Heiko Herrlich reagierte in der englischen Woche mit einer totalen Rotation und sendete eine noch nie dagewesene Anfangsformation auf den Platz:

Etwas überraschend starteten die beiden Tschechen Marek Suchy und Jan Moravek. Gerade bei unserem dauerverletzten Routinier Moravek überraschend. Aber auch Suchy ist sonst nicht gerade die erste Wahl in der Innenverteidigung.

Der FCA stand – mit Blick auf die Startelf – tief und lies die Gäste in den ersten zehn Minuten des Öfteren zum Abschluss kommen, unter anderem pflückte Gike in Minute fünf einen Kopfball von Silva aus der Luft. Ein Art Wachmacher für den FCA, der anschließend aufdrehte und einige gute Offensivaktionen verzeichnen konnte. Unter anderem schloss der agile Richter aus spitzem Winkel ab und fand seinen Meister in Trapp, der weiterhin einen Distanzschuss von Benes sicher hielt.

Der Kicker urteilte nach 15 Spielminuten:

„In den ersten knapp 15 Minuten wird deutlich, wohin die Reise gehen dürfte: Augsburg steht dicht gestaffelt, macht die Räume eng und hofft auf Konter. Die Eintracht hat mehr vom Spiel, bleibt bislang aber in der engmaschigen Gäste-Deckung regelmäßig hängen.“

Kicker im Liveticker zum Spiel

In der 24. Spielminute dann die beste Szene des Spiels: Niederlechner prüfte Trapp aus fünf Metern, der jedoch parieren konnte und Kostic sodann Moraveks Nachschussversuch blockte. Nach 30 Minuten hatte Frankfurt knapp 66 Prozent Ballbesitz, offensiv jedoch nicht allzu viel anzubieten und Gike hatte bis dato einen geruhsamen Abend. Bis zur 31. Spielminute war es auch eine faire Partie. Dann kam Ex-Augsburger Hinteregger und foulte Marco Richter rüde von der Seite. Der Schiedsrichter zückte nur gelb – aus Augsburger Sicht deutlich zu wenig. Über rot hätte sich „Hinti“ wohl auch nicht beschweren dürfen.

„Hinteregger kommt auf der Außenbahn gegen Richter zu spät, hat gar keine Chance auf den Ball und senst dann den Augsburger mit einem rüden Foul um – der Österreicher kam von der Seite, hatte den Fuß aber weit oben und Richter auf Kniehöhe getroffen.“

Kicker im Liveticker zum Spiel

Leider trat ebenjener Hinteregger in Halbzeit eins nochmals in Aktion und brachte mit einem satten Kopfball die Eintracht – bis dato schmeichelhaft – in Führung. Mit einem Rückstand ging der FCA in die Pause und Frankfurt wechselte clevererweise den angezählten Hinteregger aus. Nach dem Seitenwechsel holte sich leider Captain Udo die fünfte gelbe Karte ab und fehlt nun am Freitagabend gegen Köln. Schöner Mist!

Mit diesen beiden Aktionen hat sich „Hinti“ bei den FCA Fans nicht unbedingt beliebter gemacht (Foto via Imago)

Die Partie plätscherte nach Wiederanpfiff lange unspektakulär dahin, bis die Eintracht einen Konter bilderbuchmäßig abschließen konnte in Person von Silva. 2:0 – nicht unbedingt leistungsgerecht. Aber wenn man vorne nicht trifft und hinten wacklig steht, dann wunderts einen auch nicht weiter. Auch hier – in der Szene zum 2:0 – stimmte die defensive Zuordnung (mal wieder) nicht, wieder eine zielgenaue Flanke des Gegners und wieder ein Kopfballgegentor. Man möchte sagen, es liegt „nur“ an der zusammengewürfelten Mannschaft. Aber stimmt das auch?

In Minute 65 dann der Dreifachwechsel: Strobl für Moravek, Jensen für Richter und Finnbogason für Niederlechner. Alles positionsgetreu, der Kicker titulierte dies in seinem Liveticker relativ treffend als typische Augsburger Risikoaversion. Doch zumindest etwas Vorwärtsdrang bewirkten die Wechsel, es sprang immerhin in Minute 71 ein Handelfmeter für den FCA raus. Dieser ist nicht ganz so strittig, wie die Kartenwahl bei Hinteregger, aber auch hier waren Diskussionen angebracht. Der VAR griff ein, schickte den Schiedsrichter an den Fernseher und dieser entschied schlussendlich auf Elfmeter.

Konzessionsentscheidung? Möglich. Jedoch verschoss Finnbogason den Elfmeter kläglich, sodass statt Augsburger Aufholjagd eher Frust schieben angesagt war. Der eingewechselte Vargas setzte gegen Spielende noch einen Konterabschluss an den Pfosten. Fortuna trug heute wahrlich kein FCA Trikot.

Auch der Kicker sieht vor allem die fehlende Zielgenauigkeit der Augsburger vor dem Tor als Genickbruch:

„Augsburg war nicht chancenlos, versagte vor dem Tor aber immer wieder – und gerät mit Blick auf den Abstiegskampf nun wohl noch mehr unter Druck. Frankfurt hat sich von der klaren Niederlage in Gladbach gut erholt gezeigt und den FC Augsburg in einem Geduldspiel 2:0 geschlagen. Die Eintracht tat sich lange mit galligen Gästen schwer, spielte ihre Klasse aber letzten Endes aber dennoch aus – und kam der Champions League damit wieder einen Schritt näher.“

Kicker im Liveticker zum Spiel

Vorschau Köln

Nun, wie der Kicker schon ganz treffend resümierte: Der FCA steht nun wieder gewaltig unter Druck. Stand man noch vor einigen Wochen recht komfortabel da in der Tabelle, ist es heute wieder etwas kuscheliger geworden im Abstiegskampf. Der FCA hatte es lange in der eigenen Hand.

Aber: 1 Punkt aus den beiden Spielen – gegen die Kontrahenten Arminia und die bereits abgestiegenen Schalker – ist deutlich zu wenig. Null Treffer in den vergangenen drei Spielen ist offensiv blamabel und bietet Grund zur Sorge. Die Kölner als kommender Gegner hingegen befinden sich im dezenten Aufwind, gewannen mit 2:1 zuletzt gegen Bayern-Jäger Leipzig und pirschen sich an die Nicht-Abstiegsplätze an. Ex-Nationalspieler und Abwehrspezialist Jonac Hector erzielte hierbei beide Treffer für die Kölner.

Jonas Hector und der 1. FC Köln haben derzeit einen Lauf… ob der FCA hier gegenhalten kann? (Foto: Moritz Müller via Imago)

Der FCA hat auf den Tabellen-17. derzeit satte 7 Punkte Vorsprung – jedoch könnte der Vorsprung im „Sechs-Punkte-Spiel“ am kommenden Freitag deutlich schmelzen. Auch Arminia, Bremen, Mainz, Hertha und Hoffenheim befinden sich in direkter Schlagdistanz, wobei Mainz ein Spiel und Hertha sogar zwei Spiele weniger gespielt haben aufgrund von Corona-Erkrankungen im Vereinsumfeld.

Gegen Köln muss Heiko Herrlich vorallem in der Innenverteidigung umstellen, Vize-Kapitän (?) Felix Uduokhai fehlt gelbgesperrt. Eine Möglichkeit des Ersatzes stellt Reece Oxford dar, eine weitere ist Marek Suchy. Aus dem Stand würde ich für ersteren plädieren. Eine Begründung könnten diese Werte hier beispielsweise sein, die gegen den Effzeh gefragt sein werden:

Heiko Herrlich sieht dies anscheinend ähnlich:

„Reece Oxford macht zurzeit sehr viel Freude“, lobte Herrlich den Engländer, der gegen die Eintracht schon für den am Kopf verletzten Jeffrey Gouweleeuw einsprang. ,,Er wird ihn [Uduokhai, Anm. d. Red.] sicherlich dann ersetzen müssen.“

OneFootball

Offensiv fehlt seit längerem die Durchschlagskraft und vor allem das Zielwasser, gefällige Kombinationen sind Mangelware und kreative Umschaltmomente sind oft von Zufall geprägt. Flo und Finnbo im Formtief, Richter und Vargas zu ungenau im Abschluss. Nur André Hahn ist diesertags einigermaßen treffsicher und die große (Offensiv-) Hoffnung in den letzten vier Partien.

Folgende Aufstellung könnte Heiko Herrlich also aufs Feld schicken:

Gikiewicz - Iago, Gouweleeuw, Oxford, Framberger - Strobl, Gruezo - Vargas, Benes, Richter - Hahn

Persönlich hoffe ich, dass Freddy Jensen und Noah Sarenren Bazee mal eine reelle Einsatzchance erhalten in Form von Spielminuten! Die Schnelligkeit und der Spielwitz der beiden Kreativspieler könnte uns gut zu Gesicht stehen. Ich lasse nun einfach Rafal Gikiewicz das Schlusswort für mich sprechen, dem stimme ich uneingeschränkt zu:

#NURDERFCA

Doomsdays beim FCA

Aus dem Englischen übersetzt heißt „Doomsday“ „jüngstes Gericht“. Die Idee vom Jüngsten Gericht stammt aus Religionen wie dem Christen- oder Judentum und ist eng mit der Vorstellung der Auferstehung verknüpft. Natürlich wollen wir in der Rosenau Gazette nicht über Religion schreiben, sondern über Fußball. Und auch das Bild, wie der FCA vor dem jüngsten Gericht steht und dort über seine Auferstehung (oder eben seine ewige Verdammnis) entschieden wird, ist erstmal ein bisschen übertrieben.

Nicht von der Hand zu weisen ist allerdings, dass die letzten fünf bzw. sechs Spieltage gegen die Top-Mannschaften der Bundesliga für den FCA Wochen der Wahrheit gewesen sein werden. An ihnen entscheidet sich – und das eben vielleicht ein bisschen finaler als sonst –, wo wir uns aktuell verorten können (und müssen), wohin die weitere Reise geht und wahrscheinlich auch mit welchem Personal. Auch wenn nach wie vor an Trainer Heiko Herrlich festgehalten wird. Fester als es vielleicht so manchem Fan – mich eingeschlossen – lieb ist, wie gerade am Freitag mitgeteilt wurde.

Die Vorausschau auf den letzten dieser „Spieltage of Doom“ (danke, Andy, für die Idee), an dem wir am Sonntag (22. Spieltag, 21.02., 13:30 Uhr) gegen Bayer 04 Leverkusen antreten, will ich dazu nutzen, um auch nochmal kurz auf die anderen Spiele dieser „schicksalhaften“ Serie (Leipzig, Wolfsburg, Dortmund, Union und Bayern) zurückzublicken. Und auch darauf, was mir bei den Spielen Kopfzerbrechen bereitet, aber auch Hoffnung gemacht hat.   

#FCAB04: Formschwach gegen endspurtschwach

Als Letztes geht’s jetzt also gegen Bayer. Am vergangenen Spieltag hatte die Elf von Peter Bosz gegen hartnäckige Mainzer durch einen Doppelschlag spät den 2:2-Ausgleich kassiert und damit Punkte im Kampf um die CL-Ränge liegengelassen. Einen Rückschlag musste Leverkusen auch im Achtelfinale des DFB-Pokals vor zwei Wochen hinnehmen. Zwar war die Werkself, die sich schon in der regulären Spielzeit gegen Rot-Weiß Essen zahlreiche Chancen erarbeitet hatte, zunächst in der 105. Minute mit 1:0 in Führung gegangen. Allerdings hielt der Viertligist wacker dagegen, schaffte bis zum Ende der Verlängerung tatsächlich noch das 2:1 und machte damit seinem Ruf als „Pokalschreck“, der zuvor schon Bielefeld und Düsseldorf aus dem Turnier gekickt hatte, alle Ehre.

Der Leverkusener Mannschaft wird mittlerweile auch eine Tendenz nachgesagt, „Probleme im Endspurt“ zu haben und „in den Schlussminuten Siege zu verspielen“. Ein noch aktuelleres Beispiel dafür: Leverkusens Auftritt in der Europa League gegen Young Boys Bern. Obwohl Bayer in einer schier unglaublichen Aufholjagd einen 0:3-Rückstand (!) tatsächlich noch in ein 3:3 verwandelte, fing es sich tatsächlich noch das 4:3. Und wann? Na klar, wieder einmal spät, in der 89. Minute.

Damals noch für andere Teams an der Seitenlinie: mittlerweile ist Peter Bosz seit einer Weile in Leverkusen während Heiko Herrlich in Augsburg aktiv ist. Beide kennen sich aus früheren Begegnungen gut. (Foto via imago)

Trotz dieser Endspurtschwäche hat es sich Bayer spätestens seit dem 5. Spieltag im oberen Tabellendrittel der Liga gemütlich gemacht. Zweimal führte es die Tabelle in dieser Saison sogar an. Zu Buche steht aktuell Platz 5 mit 36 Punkten, mit einem Drei-Punkte-Puffer nach oben und unten. Da stehen aktuell Wolfsburg bzw. Dortmund.

Beim FCA zeigt die Formkurve dagegen klar nach unten. Seit drei Spieltagen stehen wir jetzt mit 22 Punkten auf Rang 13. Allerdings ist der Abstand zum Relegationsplatz inzwischen auf vier Punkte zusammengeschrumpft, aus den letzten sieben Spielen sprangen nur magere drei Punkte heraus. Dass es der FCA am Sonntag mit einem harten Brocken zu tun bekommt, zeigt auch der Direktvergleich. Noch nie hat der FCA in der Bundesliga gegen Bayer gewinnen können, unentschieden gingen nur 6 der bisher 19 Spiele aus. Die letzten fünf Partien gingen sogar alle verloren:

26.10.2020: Bayer 04 Leverkusen – FC Augsburg 3:1 
23.02.2020: Bayer 04 Leverkusen – FC Augsburg 2:0 
28.09.2019: FC Augsburg – Bayer 04 Leverkusen 0:3
26.04.2019: FC Augsburg – Bayer 04 Leverkusen 1:4
08.12.2018: Bayer 04 Leverkusen – FC Augsburg 1:0

Im Dezember 2018 saß bei Leverkusen übrigens noch Heiko Herrlich auf der Trainerbank, während beim FCA noch Manuel Baum die Geschicke lenkte. Obwohl Herrlich mit Bayer am 22.12.2018 noch einen Sieg gegen die Hertha eingefahren hatte, entschied sich die Geschäftsführung nur einen Tag später für die Trennung. „Rudi Völler begründete die Entscheidung gegen Herrlich mit der ‚Stagnation in der Entwicklung des Teams […]‘“, was so manchem FCA-Fan bekannt vorkommen dürfte. Herrlich leitete in seinen knapp eineinhalb Jahren bei der Werkself 64 Spiele. Nach ihm übernahm Peter Bosz. Dem darf Herrlich am Sonntag in der Arena die Grußfaust entgegenstrecken.

Voraussichtliche Aufstellung

Der Kicker stellt die folgende Aufstellung in Aussicht:

Gikiewicz – Oxford, Gouweleeuw, Uduokhai – Strobl, Gruezo – Framberger, Pedersen – Caligiuri, Benes – Hahn

Giki zwischen den Pfosten ist natürlich gesetzt. Felix Udoukhai hat seine Grippe inzwischen auskuriert und könnte damit neben Abwehrjeff Jeffrey Gouweleeuw und Reece Oxford in die Dreierkette und Startelf zurückkehren. Marek Suchy, der letzte Woche gegen Leipzig eingesprungen ist, müsste sich dann mit der Bank begnügen. Erfreulich ist, dass Raphael Frammi Framberger nach längerer Verletzungspause auf die rechte Außerverteidigerposition rücken könnte. Seinen Gegenpart übernimmt wohl wieder Mads Pedersen. Auch bei den restlichen Positionen deutet vieles darauf hin, dass Herrlich sie wie gegen Leipzig besetzen wird: Carlos Gruezo und Tobias Strobl ins zentrale Mittelfeld, Lászlo Bénes und Daniel Caliguiri auf den offensiv(er)en Außen und André Hahn davor als zentraler Angreifer. Auch wenn Oxford, Pedersen und Cali aktuell angeschlagen sind, sollten sie bis Sonntag wieder fit sein.

Tipps der Redaktion

Andy: 0:3 – Wir finden offensiv wieder keinen Zugang zum Spiel und defensiv bleiben die individuellen Fehler. Der Trend ist nicht unser Freund.

Andi: 0:2 – der FCA igelt sich hinten ein und fängt sich nach offensiver Ideenlosigkeit irgendwann das 0:1. Wenn die Mannschaft dann gefordert ist, nach vorne zu spielen, sorgt Leverkusen für die Entscheidung.

Irina: 1:3 – gegen Leverkusen gab’s noch nie was zu holen!

Franzi: 1:1 – Aus mir spricht (mal wieder) die Optimistin. Offensiv lassen wir Leverkusen kaum zum Zug kommen. Für ein Gegentor reicht’s trotzdem. Aber auch wir setzen effektivere Impulse nach vorne und kommen zu unserem Treffer. Ein Punkt bleibt hier!

#RBLFCA: Angriffsstärke(r) erst zum Schluss

Schon beim Blick auf die Startformation gegen RB Leipzig (21. Spieltag, 12.02., 2:1) war klar: Bei Heiko Herrlich standen alle Zeichen auf Abwehr. Und zwar so sehr, dass er Flo Niederlechner auf die Bank setzte und mit Reece Oxford noch einen weiteren (Innen-)Verteidiger brachte. In der Tat ging die Augsburger Defensive in der ersten halben Stunde effektiv und mitunter auch recht hart ans Werk. Oxford, Gouweleeuw und Suchy waren bis dahin alle schon mit Gelb verwarnt worden. Die gelbe Karte gab’s in der 34. Minute dann auch für unseren starken Mann zwischen den Pfosten, Rafal Gikiewicz. Aber nicht wegen Foul am Gegenspieler, sondern wegen Meckerns über den Schiedsrichter, der auf Strafstoß gegen den FCA entschied, nachdem Oxford beim Klärungsversuch Leipzigs Mukiele wohl, aber nicht final auflösbar leicht berührt hatte. Nach wiederholtem Elfmeter stand es in der 38. Minute dann 1:0 für RB, das fünf Minuten später auf 2:0 erhöhte.

Giki sieht gelb für seine berechtigen Einwände. Jeder Fliegenschieß führt gerade zu Elfern gegen uns. (Photo by Clemens Bilan – Pool/Getty Images)

Zu diesem Zeitpunkt saß ich schon recht zerknirscht vor dem Fernseher. Sicher, gegen eine giftige, torgefährliche Mannschaft wie Leipzig darf man durchaus mit 0:2 hinten liegen. Zumal nach einem Elfer und einem mehr oder weniger individuellen Abwehrfehler. Sorgen machte mir aber vor allem die Art und Weise, wie wir in Ballbesitz agierten. Kaum ein Pass kam nach Balleroberung beim Mitspieler an, selbst Standards wie Freistöße oder Ecken, von denen der FCA immerhin vier (sogar eine mehr als RB!) hatte, wirkten verstörend unkoordiniert. Dabei heißt es doch immer, Standards würden oft geübt!?

In der Halbzeitpause machte dann noch folgender Tweet von Max Kirchi die Runde:

Von diesen genau 0.0 xGoals in der ersten Hälfte war ich vollends bedient. Und weil ich auch in der zweiten Halbzeit zunächst keine Besserung erkennen konnte, schaltete ich nach ’ner Stunde aus Frust vorzeitig ab (obwohl ich das nie mache!). Dass sich danach noch etwas für uns tat, konnte ich nicht ahnen. Im Nachhinein ärgerte ich mich ein bisschen über mein Abschalten. Aber ob ich jetzt zugeschaut hatte oder nicht – mich freute es jedenfalls, dass nach der Doppeleinwechslung von Marco Richter und Flo Niederlechner in der 79. Minute offenbar doch noch ein bisschen Offensiv-Schwung in die Partie gekommen war. Und der FCA durch einen Elfer, verwandelt durch Routinier Cali, noch zum Anschlusstreffer.

Dieses späte, offensiver ausgerichtete „Aufbäumen“, wie es Heiko Herrlich nannte, machte auch mir Mut. Trotzdem bin ich der Meinung, der Wechsel unserer Offensivleute hätte früher kommen müssen. Und am Montag hörte ich in der „Schlusskonferenz“ vom Rasenfunk Moderator Max dann auch noch das aussprechen, was ich am Freitag schon die ganze Zeit gedacht hatte:

Bei allem, was gut aussieht gegen den Ball – hin und wieder gut aussieht, also ja auch nicht in jedem Spiel – stellt sich ja trotzdem die Frage: Ja, aber was wolltet ihr denn machen? Für den Fall, dass ihr 0:1 hinten liegt? Und da muss ich sagen: Offensiv ist das immer noch so so so so dünn, was der FCA bringt, dass man sich da echt die Frage stellt: Wie wollt ihr Spiele gewinnen?

Max-Jacob Ost vom Rasenfunk in der „Schlusskonferenz“ (15.02.2021)

Ja, das ist wirklich die entscheidende Frage; wie wollen wir Spiele gewinnen… Mit der Dauer-Baustelle „Spiel mit dem Ball“ tun wir uns jedenfalls nach wie vor schwer. Und doch ist uns gerade in der Schlussviertelstunde vereinzelt auch was gelungen. Darauf müssen wir aufbauen! Dagegen finde ich Diskussionen, ob diese oder jene Situation nun auch ein oder doch kein Elfmeter war, wenig hilfreich, weil sie nur von den eigentlichen Problemen ablenken.

#FCAWOB und #BVBFCA: Ideenlos im Mittelfeld

Probleme gab es auch gegen Wolfsburg (20. Spieltag, 06.02., 0:2). Zwar sorgte die solide Defensivarbeit der neu formierten Viererkette des FCA in der ersten halben Stunde dafür, dass die selbstbewussten Wolfsburger kaum zu nennenswerten Chancen kamen. Doch in der 38. Minute wurde der FCA dann eiskalt ausgekontert, der Lupfer von Wolfsburgs Weghorst landete hinter Giki im Tor. In der zweiten Hälfte traf Rechtsverteidiger Ridle Baku gleich drei Mal ins Augsburger Tor – wobei Treffer Eins und Drei nach VAR-Überprüfung aberkannt wurden. Glück für den FCA, dass es am Ende „nur“ 0:2 stand. Denn mit seinen langen Bällen in die Spitze kam der FCA selbst fast nie durchs Wolfsburger Abwehrbollwerk. Daran ändern konnte auch Leihgabe Lászlo Bénes nichts, auch wenn der Zehner bei seinem ersten Einsatz gleich in der Startelf stand und „gute Ansätze“ zeigte.

Ratlosigkeit und Enttäuschung nach dem Spiel gegen Wolfsburg. (Photo by Adam Pretty/Getty Images)

Ein guter offensiver Ansatz im Spiel gegen Dortmund (19. Spieltag, 30.01., 3:1) war das frühe 1:0 durch André Hahn nach gekonnt in den Strafraum gebrachtem Ball von Iago und Kopfballverlängerung von Niederlechner. Yesss! Endlich mal ein schön rausgespielter Angriff! Doch der BVB ließ sich vom Gegentor nicht beirren und presste, was das Zeug hielt. Der Kicker schrieb: „Die Zone um Augsburg Strafraum [glich] einem Belagerungszustand.“ Daraus folgte der Ausgleich noch in der ersten Halbzeit, in der zweiten setzte es dann das 2:1 und 3:1 – und das leider auch noch durch Eigentor von Uduokhai.

Jetzt ist ein 1:3 gegen ein Team wie Dortmund wieder nichts Verwerfliches (obwohl der BVB in den letzten drei Spielen selbst sieglos geblieben war…). Besonders alarmierend fand ich gegen den BVB und die Wölfe aber, wie ideenlos es im Mittelfeld zuging, wenn die Abwehrreihen der Gegner sich formiert hatten. Dann hieß es entweder blind vertikal passen (und damit meistens scheitern), quer oder gar nicht passen. Das lässt sich auch gut an den Passzahlen von Gruezo zeigen. Der passte gegen Dortmund lediglich 15-mal (!), gegen den VfL 21-mal. Dagegen passte ein ähnlich zentral aufgestellter Mann wie Dortmunds Delaney fast fünfmal so oft wie Gruezo, nämlich 72 Mal!       

#FCAFCU und #FCAFCB: Hoffnungsvolle Vorzeichen

Dass die Spiele gegen Dortmund und Wolfsburg so sang-, klang- und ideenlos verloren gingen, ließ mich ehrlich gesagt ziemlich ratlos zurück. Denn schließlich war gegen Union Berlin (18. Spieltag, 23.01., 2:1) nach einer schier nicht enden wollenden Torflaute ja endlich der Knoten bei Flo Niederlechner geplatzt! Und das nicht nur einmal, er netzte sogar doppelt ein (17./47. Minute). Nach dem ersten Tor, einem wuchtigen Schuss ins lange Eck, ließ er einen solchen Urschrei los, dass der wohl auch noch im angrenzenden Haunstettener Norden zu hören war. „So viel Energie, die sich da entlädt, muss doch auch den Rest der Mannschaft aufrütteln!“, dachte ich. Anders als später gegen Dortmund oder Wolfsburg galt das gegen Union offenbar auch noch. Wir konnten wichtige drei Punkte mitnehmen!    

Florian Niederlechner beim Torjubel. Hiervon wünschen wir uns mehr. (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

Auch im Spiel gegen Bayern (17. Spieltag, 20.01., 0:1), quasi der Auftakt der „Doomsdays“ für den FCA, lief es nicht so unheilvoll, wie ich nach der späten 0:2-Niederlage gegen Werder und dem ergebnismäßig klaren 1:4 gegen Stuttgart, das wir ab der 76. Minute (Gelb-Rot gegen Richter) in Unterzahl bestreiten mussten, eigentlich befürchtet hatte. Denn in der zweiten Hälfte ging „den Bayern […] die Dominanz ab, die Münchner hatten nach vorne kaum Ideen mehr“.  Hätte Finnbo den Elfmeter in der 76. Minute verwandelt und nicht unglücklich an den Pfosten gesetzt, hätten wir gegen die eigentlich dauerdominanten Bayern vielleicht sogar einen Punkt eingefahren! Und wer weiß, wie sich das auf die folgenden, im Rückblick ja leider ziemlich unbefriedigenden Partien (Ausnahme: Union) ausgewirkt hätte…

Wunschkonzert zum Schluss

Am Ende angelangt will ich jetzt noch ein kleines Wunschkonzert eröffnen und mir die besten Häppchen der FCA-Doomsdays rauspicken. (Bestimmt gibt’s auch am Jüngsten Tag Musik, Fanfaren oder Pauken oder sowas. So stell ich mir das zumindest vor.) Also: Machen wir’s am Sonntag gegen Leverkusen doch wie Mainz, RWE und YB Bern und schenken ihnen in der Schlussphase, in der sie öfter unkonzentriert zu sein scheinen, mindestens noch den Ausgleich ein. Denn wie wir in Leipzig gesehen haben, können wir auch offensiv. Starten sollten wir damit allerdings schon früher (und beherzter). Vielleicht hat ja schon die Rückkehr von Frammi als spielhungriger, tempostarker Rechtsverteidiger einen positiven Effekt. Und auch der Test am Montag gegen die Kickers aus Würzburg (3:1) hat einige offensive Hoffnungsschimmer aufblitzen lassen, unter anderem ein schön rausgespieltes Tor von Noah Sarenren Bazee. Der sitzt am Sonntag als mögliche Offensivverstärkung übrigens auch auf der Bank.

Endlich wieder Schwabenderby!

Der FC Augsburg hat bereits am zweiten Tag des neuen Jahres den ersten Sieg für sich verbuchen können. Nun steht am morgigen Sonntag das Schwabenderby gegen den VfB Stuttgart an. Der VfB ist als Aufsteiger erstaunlich schnell in der ersten Liga angekommen und daher ein ernstzunehmender Konkurrent für den FCA. Anpfiff der Partie ist am Sonntag, 10.01.2021, um 15:30 Uhr.

#Unser Gegner – VfB Stuttgart

Der VfB Stuttgart ist einer der bekanntesten Traditionsvereine und mit 71.500 Mitgliedern der zehntgrößte Sportverein in Deutschland. Der fünfmalige deutsche Meister kann auf eine glorreiche Vergangenheit zurückblicken, wenn man die letzten zehn Jahre ausklammert. 2007 noch sensationell deutscher Meister mit dem Augsburger Armin Veh als Trainer und im Endspiel des DFB-Pokals. Im Folgejahr Champions League Teilnahme mit direkten Duellen gegen Barcelona und Lyon. Danach folgte erst die medienwirksame Ausgliederung der Fußballabteilung aus dem Verein. Dann einige Trainer- und Funktionärswechsel. Heute pendelt der VfB Stuttgart zwischen den ersten beiden Profiligen und auch sonst herrscht viel Trubel im sonst so beschaulichen Bad Canstatt.

Der Fünftplatzierte der ewigen Tabelle spielt seit Anbeginn der Saison 20/21 wieder in der höchsten deutschen Spielklasse. Mit Erik Thommy und Gregor Kobel spielen auch zwei alte Bekannte am Neckar. Mit dem Ex-Hannoveraner Anton und den bisher unbekannten Wataru Endo und Tanguy Coulibaly hat der VfB erfolgreich auf dem Transfermarkt zugeschlagen. Vereinsikone Mario Gomez hingegen beendete vergangenen Sommer seine glanzvolle Karriere. Aktuell stehen die Stuttgarter auf Platz 11 der Tabelle, einen Platz und Punkt hinter den Augsburgern. Das Duell am kommenden Sonntag wird daher nicht nur ein Duell der Schwaben, sondern auch ein Duell der direkten Tabellennachbarn sein.

Abwehrchef der Schwaben ist seit Sommer Waldemar Anton: Für vier Mio. Euro konnte der 24jährige aus Hannover losgeeist werden. Neben ihm in der Innenverteidigung spielt der 25jährige Marc Oliver Kempf, der seit 2018 im Verein ist. Mit einem Kicker-Notendurchschnitt von 3,32 ist Kempf notenbester Verteidiger des VfB und damit eine Nuance besser als der beste FCA-Verteidiger. Felix Uduokhai kommt auf einen Kicker Notendurchschnitt von 3,39. Torhüter Die Nummer eins, Gregor Kobel ist der drittbeste Torhüter nach Kicker-Noten (Ø  2,82) – und liegt damit nur knapp hinter Welttorhüter Manuel Neuer und dem Wolfsburger Keeper Koen Casteels.

Gregor Kobel damals noch im Trikot des FCA. Seine Leistungen in dieser Saison zeigen, warum Stefan Reuter ihn gerne längerfristig verpflichten wollte (Foto von CHRISTOF STACHE/AFP via Getty Images)

Im Mittelfeld wussten beim VfB insbesondere Neuzugang Endo Wataru , Daniel Didavi, Orel Mangala und Tanguy Coulibaly zu überzeugen. Mit Silas Wamangituka hat der VfB Stuttgart 2019 offensichtlich eine richtigen Glücksgriff gelandet. Der 21jährige Stürmer erzielte in dieser Saison bereits 7 Tore in 14 Spielen und damit sechs Tore mehr als alle FCA-Stürmer zusammen. Gregerl (1), Florian Niederlechner (0) und Finnbogason (0) erzielten in dieser Saison in Summe ein ganzes Törchen. Silas Wamangituka war hinter Kingsley Coman übrigens der zweitschnellste Spieler der aktuellen Saison mit 35,42 km/h. Der VfB-Stürmer findet sich auch deshalb zurecht in der Kicker Elf der bisherigen Saison wieder.

Der FCA gilt als Trainerkiller aus Sicht der Stuttgarter. Beim letzten Aufeinandertreffen im Jahr 2019 gewann der FCA mit sage und schreibe 6:0 und begünstigte dadurch die Entlassung seines Ex-Trainers Markus Weinzierl. Auch ein weiterer Ex-Trainer kam in diesen Genuss. 2014 verlor der VfB gegen den FCA mit 0:1 und der gebürtige Augsburger Armin Veh nahm in Stuttgart seinen Hut. Dieses Mal steht aber (wohl) kein Trainerposten seitens des VfB zur Debatte. Während EX-FCAler Thommy noch Trainingsrückstand nach Ellenbogenbruch hat und gegen den FCA wohl noch nicht im Kader steht, kehrt Medienberichten zufolge Daniel Didavi nach Erkältung zurück und ist durchaus eine Option.

Der VfB Stuttgart ist ziemlich auswärtsstark, feierte seine vier Saisonsiege alle in der Fremde – nur die Bayern und Bayer 04 Leverkusen holten mehr Punkte in fremden Gefilden. Heiko Herrlich lobte indes in der PK vor dem Spiel den Spielstil der Stuttgarter: „Der VfB lebt von seinem Umschaltspiel. Sie spielen erfrischend und frech. Es macht Spaß, bei ihnen zuzuschauen. Meine Mannschaft muss zeigen, dass sie hungrig ist und den nächsten Schritt gehen will.“

Der VfB könnte daher laut Kicker mit folgender Elf antreten:

Kobel - Mavropanos, Anton, Kempf - W. Endo, Sosa - Wamangituka, Mangala - Castro, Didavi - Gonzalez

#Kommentar von VfB-Fan Lennart

Warum läuft es derzeit recht gut bei den Schwaben – sportlich gesehen? Und was steckt hinter dieser (medial sehr präsenten) Auseinandersetzung zwischen „Hitz“ und Vogt? Nachdem unser Andy schon im Vorfeld dem Blog „Rund um den Brustring“ für ein Interview zur Verfügung stand, schätzt nun VfB-Fan, Blogger und Podcaster Lennart Sauerwald (twitter: @l_sauerwald) die aktuelle Lage der Stuttgarter für uns ein:

„Dass viele Bundesliga-Mannschaften nicht so tief hinten drin stehen wie fast die gesamte zweite Liga kommt unserem schnellen Umschaltspiel mit Tempospielern wie Gonzalez und Wamangituka entgegen. Hinzu kommt, dass junge Spieler wie eben Wamangituka, Coulibaly, aber auch Sosa einen unglaublichen Sprung gemacht haben zu dieser Saison hin. Außerdem haben wir mit Wataru Endo und Orel Mangala zwei sehr starke Sechser. Endo hat ligaweit die meisten Zweikämpfe gewonnen und Mangala ist als Verbindungssspieler im Spielaufbau unglaublich wichtig.

Der vielleicht wichtigste Aspekt ist aber, dass die Mannschaft eine super Einstellung hat. Frühere VfB-Teams haben gerne mal versucht, eine knappe Führung oder gar einen Rückstand zu verwalten. Die aktuelle Truppe zerreißt sich wirklich bis zum Abpfiff deswegen haben wir beispielsweise gegen Union (2:2) oder Hoffenheim (3:3) in letzter Sekunde noch jeweils einen Punkt geholt und gegen Mainz (4:1) und Dortmund (5:1) noch Tore nachgelegt.

Nach der chaotischen Mitgliederversammlung im Sommer 2019 dachten wir ja, mit der Wahl von Claus Vogt sei endlich Ruhe eingekehrt, hinzu kam der sportliche Erfolg in der Hinrunde dieser Saison. Dass die Facebook-Seite „FokusVfB“ vom Verein gesteuert wurde, um Mitglieder 2017 von der Ausgliederung zu überzeugen, wurde erstmals ja durch eine Folge der Podcast-Kollegen von VfB STR mit Andreas Schlittenhardt, dem mutmaßlichen Empfänger der Daten, im April 2020 bekannt. Nach den Enthüllungen des kicker war ich eigentlich auch noch entspannt, weil der Verein schnell reagierte und Aufklärung versprach.

Es stellt sich aber mittlerweile heraus, dass die vereinsinternen Konflikte, die im Sommer 2019 in der abgebrochenen Mitgliederversammlung kulminierten, nur verbuddelt, aber nicht gelöst wurden. Das wird daran deutlich, dass bereits vor dem Ende der Bewerbungsfrist am 18.12. Artikel in den Medien erschienen, die von interner Kritik an Vogts Amtsführung und Konflikten mit Thomas Hitzlsperger berichteten. Offensichtlich wurde beides im offenen Brief von Hitzlsperger am 30.12.

Meine Einschätzung: Ob die Vorwürfe gegen Claus Vogt stimmen, vermag ich von außen nicht zu beurteilen. Sie passen auf den ersten Blick nicht zu seinem öffentlichen Bild und seiner Vita als Gründer des FC PlayFair. Wichtig sind mir als Mitglied und Fan aber zwei Punkte:

Zum einen muss meiner Ansicht nach der Vereinsbeirat Claus Vogt als Kandidat für die Präsidentschaftswahlen im März aufstellen, denn es sollte die Entscheidung der Mitglieder sein, ob er sein Amt weiter ausführen darf und nicht die der anderen Vereinsgremien. Zum anderen kann, selbst wenn die Vorwürfe alle zutreffen, die Lösung nicht darin liegen, dass Thomas Hitzlsperger gleichzeitig Vorstandsvorsitzender der AG und Präsident des e.V. ist. Dadurch verlieren die Mitglieder das letzte bisschen Kontrolle über die Fußball-AG, denn als Vorstandsvorsitzender kann Hitzlsperger nicht gleichzeitig im Aufsichtsrat sitzen. Stand jetzt hält Hitzlsperger an seiner Bewerbung fest und hat dabei scheinbar starke Rückendeckung innerhalb des Vereins.

Meine Vermutung (!) deckt sich mit der von Claus Vogt, dass die Ermittlungen der Agentur Esecon für verschiedene Personen in der AG nichts Gutes bedeuten. Anders kann ich mir die Vehemenz des offenen Briefes von Hitzlsperger und seine Kandidatur, die aufgrund seiner Geschichte als Spieler und des von ihm verantworteten derzeitigen Erfolgs wahrscheinlich sehr aussichtsreich wäre, nicht erklären. Denn der Inhalt der vorgebrachten Kritik an Vogt rechtfertigt für mich nicht die Schärfe der Auseinandersetzung. Als Fan und Mitglied, der dachte, das Schlimmste sei 2019 überstanden gewesen, ist es auf jeden Fall sehr frustrierend, sich nicht aufs Sportliche konzentrieren zu können, sondern sich zu fragen, wer im Verein einen mit welcher Agenda versucht, hinters Licht zu führen.

Hitzelsperger und Vogt gemeinsam auf der Tribüne (Photo by Matthias Hangst/Getty Images)

#Was macht unser FCA?

Der FC Augsburg ist derzeit nicht so medienwirksam unterwegs wie die Stuttgarter. Aktuell ist es doch sehr ruhig in den Augsburger Gefilden. Man hört dieser tags vom wieder genesenen André Hahn und wie hart ihn Corona tatsächlich getroffen hat:

„Ich hatte zum Glück einen milden Verlauf und fast keine Symptome, nur Geschmacks- und Geruchsverlust“, berichtet Hahn gegenüber dem Kicker. Weiterhin erläutert der Mittelfeldspieler wie es ihm jetzt – nach Rückkehr auf den Trainingsplatz – geht. „Mir geht es jetzt wieder super, ich bin in einer Topverfassung, aber natürlich merke ich das noch im Training, dass mir ein bisschen die Puste fehlt. Aber im Großen und Ganzen fühle ich mich körperlich wirklich sehr gut“, so Hahn auf der Homepage des FCA. Am vergangenen Montag stand der 30jährige dann wieder 90 Minuten im Testspiel gegen Regensburg auf dem Platz. „Es fühlt sich großartig an, wieder dabei zu sein“, sagt Hahn selbst zu seiner aktuellen Gemütslage. Weiß aber auch: „Bei 100 Prozent bin ich noch nicht.“

Besonders erwähnenswert ist, dass die beiden „Langzeitverletzten“ Jan Moravek und Freddy Jensen wieder auf dem Platz stehen, aber noch individuell trainieren. Der FCA berichtete davon am Donnerstag auf Twitter:

Im Testspiel gegen Regensburg wurde deutlich: Der FCA hat ein paar junge Nachwuchsspieler in der Hinterhand, die kurz vor dem Bundesligadebüt stehen. Gerade Tim Civeja traut Heiko Herrlich einiges zu, eine Verletzung bremste den 19jährigen Mittelfeldspieler zuletzt aus. „Er war fast drei Monate raus, wir haben ihn Schritt für Schritt wieder aufgebaut“, so Herrlich. Die Spiele haben es bisher nicht zugelassen, dem Youngster zum Debüt zu verhelfen. Herrlich prognostiziert jedoch auch: „Er ist nah dran.“

Auch Dion Berisha (17) und Lukas Petkov (20) konnten gegen den Jahn überzeugen und standen die letzten Spieltage schon im Bundesligakader. Herrlich über die eingesetzten Nachwuchsspieler: „Sie haben es alle gut gemacht.“ Die Jungspieler haben – gerade nach Rückkehr von Jensen, Moravek und Bazee – aber gewaltige Konkurrenz im Mittelfeld.

Weiterhin angeschlagen sind nach heutigem Stand Alfred Finnbogason, Raphael Framberger sowie Moravek und Jensen. In der PK am Freitag listete Herrlich noch zusätzlich die beiden Verteidiger Mads Pedersen und Felix Götze auf, die derzeit angeschlagen zu sein scheinen. Gegen Stuttgart wird auch Kapitän Jeffrey Gouweleeuw fehlen, der gegen Köln die 5. gelbe Karte gesehen hatte und somit gesperrt ist. Der Niederländer verpasste bis dato noch keine einzige Spielminute in dieser Saison. Fraglich bis dato, wie Heiko Herrlich diesen schwerwiegenden Ausfall kompensieren wird.

Gouweleeuw akrobatisch gegen die Eintracht. (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Systemtechnisch bietet sich sowohl die Viererkette an, dann könnte Reece Oxford die Rolle neben Felix Uduokhai bekleiden. Bei einer Dreierkette – so vermutet der Kicker – wären auch Rani Khedira oder Marek Suchy eine Option. So spielte der FCA beispielsweise gegen Jahn Regensburg: In Halbzeit eins durfte Khedira den Part von Gouweleeuw in der Viererkette ausfüllen. In Halbzeit zwei dann als mittlerer Mann in der Dreierkette. Der erfahrene Suchy war in beiden Halbzeiten sein Nebenmann, erscheint aber aufgrund von Geschwindigkeitsdefiziten keine ernsthafte Option gegen die leichtfüßige Offensive des VfB zu sein.

Der Trainer der Stuttgarter, Pellegrino Matarazzo, sagt über die Augsburger übrigens: „Augsburg steht sehr kompakt und lauert auf Konter. Es wird wichtig sein, dass wir die Räume erkennen und die richtigen Entscheidungen treffen, um uns Chancen herausspielen zu können.“

Die Aufstellung könnte daher laut Kicker wie folgt aussehen:

Gikiewicz - Oxford. Khedira, Uduokhai - Caligiuri, Strobl, Gruezo, Iago - Richter, Vargas - Niederlechner

Fitness, Moral und Wille stimmten zuletzt in der Mannschaft. Gegen Suttgart wird es aber auch auf spielerische Elemente ankommen. Interessant wird sein, ob es dem FCA gelingt, wieder mehr Ballbesitzanteile als der Gegner zu erlangen. Gegen Köln lag dieser immerhin bei – aus Sicht der Augsburger – starken 55 Prozent. Gegen Stuttgart droht dem FCA allerdings ein „Negativrekord“: Seit zwölf Bundesligaspielen ist man gegen Aufsteiger zuhause sieglos (7 Remis, 5 Niederlagen). Nur ein Sieg gegen den VfB erspart dem FCA diesen Rekord, den man dem VfL Bochum sodann abnehmen würde.

Jetzt gilt’s!

Den direkten Tabellennachbarn auf Abstand zu halten – das ist das Ziel für das kommende Spiel. Mit aktuell 9 Punkten Abstand auf einen Nicht-Abstiegsplatz sieht das tabellarisch aus Augsburger Perspektive recht gut aus. Dennoch darf sich sportlich jetzt nicht auf dem Punktekonto und dem kleinen Pölsterchen ausgeruht werden. Zu dynamisch sind die Entwicklungen und die Ergebnisse in der aktuellen Spielzeit. Gefühlt kann jeder jeden schlagen – außer Schalke, die schlagen (schon lange) keinen (mehr). Heiko Herrlich forderte auf der PK für das kommende Spiel von der Mannschaft, dass sie offensiv noch besser die Spielsituationen ausspielen. Ballverluste besser kompensieren und Standardsituationen konsequenter verteidigen soll.

Stuttgart ist nur einen Punkt hinter dem FCA zu finden, mit der wesentlich besseren Tordifferenz. Sogar einer positiven! Während der VfB ähnlich stabil in der Defensive steht (Gegentore: 19 FCA, 21 Stuttgart), schießt der VfB deutlich mehr Tore (VfB: 26, FCA: 16). Mit einem ähnlichen Willen ausgestattet und mit einer Portion Mannschaftsgeschlossenheit ist der VfB Stuttgart – ungeachtet der Machtspielchen auf Führungsebene – ein ernstzunehmender Gegner. Mit hohem spielerischen Potenzial und dem Ansinnen, langfristig der Bundesliga erhalten zu bleiben.

Der FCA wird gewarnt sein – auch, weil Stuttgart bereits den BVB mit sagenhaften 4 Toren Unterschied schlug. Das Endergebnis: 5:1 für die Schwaben. Und für Torfestivals der besonderen Art sorgte, wie beim furiosen 3:3 gegen die Überraschungsmannschaft Union Berlin. Heiko Herrlich bezeichnete nicht ohne Grund das Stuttgarter Spiel als frisch und frech.

Mit Augsburger Tugenden und 1907% Einsatz ist aber alles möglich. Möge der Bessere gewinnen und ich hoffe, der Bessere heißt: Nur der FCA!

Tipps der Redaktion

  • Andi: 2:1 für den FCA. Heiko Herrlich wirkte auf der Spieltags-PK sehr fokussiert und übte trotz Sieg in Köln überraschend viel Kritik an seinem Team. Der Coach forderte, den nächsten Schritt zu gehen. Das gelingt. Der FCA gewinnt nach einer engagierten Leistung und kann damit etwas entspannter in die schwierigen Spiele bis Februar gehen.
  • Franzi: 3:1 für den FCA. Beflügelt vom historischen 6:0 vor zwei Jahren und motiviert von der Trainerkritik à la „Dem zeigen wir, dass wir’s drauf haben“, läuft es heute in der Offensive rund und wir gewinnen das Ding – nur eben nicht ganz so hoch wie einst.
  • Andy: 2:1 Ich lasse mich nicht abhalten optimistisch zu sein. Wir werden uns Chancen herausspielen und nutzen. Dazu erneut kompakt stehen. Stuttgart kommt erst am Ende zum Anschlusstreffer.
  • Irina: 1:1. Stuttgart liegt uns, ist aber gerade offensiv – wie im Vorbericht schon angedeutet – sehr stark besetzt. Und dort einfach besser in Form (Stichwort: Abschlussstärke) als wir es in der Abteilung Attacke sind. Am Ende teilen wir uns die Punkte, der FCA bleibt weiterhin vor dem VfB in der Tabelle.

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