Die Augsburger Gemütslage vor der richtungsweisenden Partie gegen Schalke (Sonntag, 15.30 Uhr) ist von vielen Sorgenfalten geprägt. Nicht wenige FCA-Fans haben ein schlechtes Gefühl vor dem auf dem Papier leichtesten Duell des Jahres. Gegen einen Klub, der seit 26 Spielen auf einen Sieg wartet, werden die Schwaben doch wohl gewinnen?! So klar ist die Ausgangslage allerdings nicht. Treten die Schwaben ähnlich schlafmützig auf wie nach dem Seitenwechsel in Hoffenheim, werden diese Fehler auch von Schalke bestraft. Es braucht also eine gewaltige Leistungssteigerung. Dass Heiko Herrlich auf der Pressekonferenz jüngst auf die Basics aufmerksam machen musste, ist ein schlechtes Zeichen. In der Bundesliga sollten Laufbereitschaft und Kampfgeist eigentlich selbstverständlich sein – auch und insbesondere gegen Schalke 04. In einem der wichtigsten Spiele der Saison ist der FCA nun gefordert. Es braucht ein anderes Gesicht. Wenn er diese Herausforderung annimmt, ist definitiv etwas möglich gegen die kriselnden Knappen.
Über den Gegner
Zur Schalker Horror-Phase ist alles gesagt und geschrieben. Ist das lustig oder peinlich? Ist es wirklich noch angebracht, sich über den FC Schalke 04 zu amüsieren? Nein, mittlerweile kann einem dieser Klub nur noch leid tun. Es schmerzt das Fußballherz, mit ansehen zu müssen, wie ein so großer Verein führungslos auf den kompletten Ruin zusteuert und sich selbst zerfleischt. S04 kämpft um seine Existenz. Nun sind die Gelsenkirchener nicht gerade unschuldig an ihrer katastrophalen Lage, um es vorsichtig auszudrücken. Missmanagement und wirre Entscheidungen prägen das Image des Chaos-Klubs seit langem. Dennoch wäre es aus neutraler Sicht ein großer Verlust für die Liga, wenn dem so polarisierenden Kultklub bald ähnlich die Lichter ausgeschossen werden wie dem Hamburger SV.
In den nächsten drei Spielen trifft Schalke auf Augsburg, Freiburg und Bielefeld. Wenn die Knappen an Weihnachten immer noch ohne Sieg da stehen, scheint ihr Schicksal fast schon besiegelt. Der FC Augsburg sollte trotz aller Sympathien für S04 und Ex-Coach Manuel Baum jedoch vermeiden, in alte Zeiten zurückzufallen, in denen man nicht selten als Aufbaugegner gedient hat.
Die Fakten zu #FCAS04
Abseits: Kein Team in der Bundesliga steht häufiger in der verbotenen Zone als Augsburg und Schalke – beide durchschnittlich 2,7-Mal pro Spiel.
Favoritenrolle: Der FCA verlor noch nie ein Heimspiel gegen einen Tabellen-18. Bei zwei Remis gab es bisher drei Siege – so auch am 6. Spieltag gegen Mainz.
Harmlos: Vor dem gegnerischen Kasten sorgen beide Teams nicht gerade für Dauerbeschuss. Nur die Offensive von Arminia Bielefeld (2,7) gibt ligaweit weniger Torschüsse pro Spiel ab als die von Schalke (2,8) und Augsburg (3,1).
Kein Durchkommen: Gelsenkirchen blockt ligaweit die meisten Schüsse und Pässe, Augsburg die meisten Flanken.
Lieblingsgegner: Florian Niederlechner erzielte gegen keinen anderen aktuellen Bundesligisten mehr Ligatore als gegen Schalke. In fünf Partien traf der 30-Jährige viermal.
Vergangenheit: Die beiden Trainer arbeiteten einst bei der SpVgg Unterhaching zusammen. 2011 holte sich Herrlich Baum als Assistenten mit ins Boot, 2014 stieg dieser dann zum Chefcoach auf.
Wiedersehen: Der Ex-Schalker Daniel Caligiuri hat nach seinem Freistoßtreffer im Revierduell gegen Borussia Dortmund Kultstatus bei Königsblau. Neben dem Derby-Helden trifft auch Michael Gregoritsch auf seinen Ex-Klub. Ebenso war der verletzte Jan Moravek einst für S04 aktiv.
Die letzten Begegnungen
24.05.2020: Schalke – Augsburg 0:3
03.11.2019: Augsburg – Schalke 2:3
05.05.2019: Schalke – Augsburg 0:0
15.12.2018: Augsburg – Schalke 1:1
05.05.2018: Augsburg – Schalke 1:2
Presseschau
Am Donnerstag ist im Kicker ein sehr lesenswertes Interview mit Raul Bobadilla erschienen. Anlässlich des 5. Jubiläums des Wunder von Belgrad sprach der bullige Sturmer über seine Zeit beim FC Augsburg und sein besonderes Tor in der Europa League: „Manchmal schießen mir noch Tränen in die Augen, wenn ich daran denke. Es war einer der schönsten Momente meiner Karriere. Wir haben etwas geschafft, das für den FC Augsburg nur schwer zu wiederholen ist.“
Mittlerweile spielt Bobadilla, der von 2013 bis 2017 in Augsburg kickte, in seiner paraquayischen Heimat. Die Bundesliga und den FC Augsburg verfolge der 33-Jährige jedoch noch immer intensiv. Der 166-fache Bundesligaspieler träumt sogar von einer Rückkehr nach Deutschland: „Vielleicht ist es möglich, noch einmal ein oder zwei Jahre in Deutschland zu spielen. 2. Liga oder 3. Liga – das ist mir egal.“
Wir finden: Boba wäre auch in Augsburg ein gern gesehener Rückkehrer. Auch wenn diese Vorstellung wohl nur vorweihnachtliche Träumerei ist, romantisch ist sie allemal.
Was macht eigentlich Georg Teigl?
Georg Teigl ist ein feiner Kerl. Vermutlich hat er auch Stefan Reuter im Sommer 2019 mit seiner sympatischen Wiener Art überzeugt. Anders ist seine damalige Vertragsverlängerung nicht zu erklären. Der Rechtsverteidiger spielte in seiner dann tatsächlich doch vierjährigen Zeit in Augsburg nämlich nie eine Rolle (30 Spiele, davon acht in der Startelf).
Vor einigen Monaten wechselte Teigl in seine Heimatstadt zu Austria Wien. Beim kriselnden Traditionsklub steht der Österreicher regelmäßig in der Startformation, machte zehn von 13 Pflichtspielen. Wirklich rund läuft es für die Austria jedoch nicht. Nach zehn Punkten aus zehn Spielen ist die von Peter Stöger trainierte Viola nur Achter. Immerhin hat Teigl nun endlich einen Stammplatz gefunden. Es sei ihm vergönnt.
Voraussichtliche Aufstellung
Iago konnte am Freitag noch nicht trainieren und wird deshalb definitiv nicht in der Startelf stehen. Herrlich muss erneut ein Puzzle lösen. Ersetzt er Iago erneut mit Felix Uduokhai? Oder sollte das Innenverteidger-Duo Gouweleeuw /Uduokhai zentral für Stabilität sorgen? Kann Robert Gumny Linksverteidiger? Und was ist eigentlich mit Rani Khedira? Wir gehen davon aus, dass Khedira den Part des auf links rückenden Uduokhai übernimmt. Marek Suchy bleibt nach seinem bescheidenen Auftritt gegen die TSG ein Platz auf der Bank.
In der Offensive sollte es damit nicht allzu viele Veränderungen im Vergleich zum letzten Spieltag geben. Eine immer ernstzunehmendere Option ist allerdings Marco Richter. Zumindest im Kader stehen könnte derweil auch Alfred Finnbogason.
Gikiewicz – Framberger, Gouweleeuw, Khedira, Uduokhai – Strobl, Gruezo – Caligiuri, Vargas – Gregoritsch, Niederlechner
Tipps:
Andy: 3:1 – der FCA gerät früh unglücklich in Rückstand, doch dann beginnen die systematischen Baumfällarbeiten und Schalke wird letztlich deutlich geschlagen.
Irina: 2:1 – der FCA macht’s zum Ende hin unnötig spannend. Aber drei Punkte sind drei Punkte – und die gehen nach Augsburg! PS: nach meinen zuletzt versemmelten Kicktipp-Tipps wäre ich sehr froh, wenn der FCA auch ein bisserl für mich spielen würde.
Franzi: 2:1 -Augsburg dreht nach Rückstand die Partie. Niederlechner schnürt einen Doppelpack und der Niederlechner-Effekt nimmt fortan seinen Lauf.
Andi: 2:0 – der FCA konzentriert sich auf seine Stärken, gewinnt verdient und wird somit nicht zum Aufbaugegner. Erfreuliche Randnotiz: Bei Florian Niederlechner platzt der Torknoten.