Kein Keeper stand in der Bundesliga häufiger für den FC Augsburg im Tor als Marwin Hitz. 141 Spiele im Oberhaus machte der Schweizer für Rot-Grün-Weiß. 2018 verließ Hitz den FCA. Seitdem hat es kein Keeper geschafft, nachhaltig auf sich aufmerksam zu machen und eine ähnlich lange Ära im Augsburger Tor zu prägen. Rafal Gikiewicz hätte das Potenzial dazu gehabt, doch wechselte er 2023 (nicht ganz frei von Störgeräuschen) in die Türkei. Jetzt spielt er in Polen.
Ich persönlich würde mir mal wieder einen Torwart wünschen, der über Jahre im Verein bleibt. Neben Gikiewicz gelang das nach Hitz auch anderen Keepern nicht: Andreas Luthe, Fabian Giefer, Gregor Kobel (ausgeliehen), Tomas Koubek. Und Finn Dahmen? Der scheint nach nur einer Saison auch schon wieder abgeschrieben, oder?
Durchwachsene erste Dahmen-Saison
Dahmen kam noch in der Stefan-Reuter-Zeit. Der Verein hatte den U21-Europameister lange zuvor beobachtet und schließlich 2023 nach Augsburg gelotst. Sein Premierenjahr verlief durchwachsen. Lange wartete Dahmen auf das erste Spiel ohne Gegentreffer. Auch, weil er immer wieder selbst patzte. Stark auf der Linie, teils vogelwild beim Abfangen und Einschätzen von hohen Bällen. Der Kicker gab Dahmen die schlechteste Durchschnittsnote aller Bundesliga-Stammkeeper.
Ob es in der neuen Saison besser wird? Unklar. Dahmen kann sich bislang noch nicht beweisen. Er schleppt noch die Folgen einer Verletzung aus der Vorsaison mit sich herum, konnte lange gar nicht trainieren und wird wohl noch ein paar Wochen Zeit brauchen.
Zum Saisonstart steht damit aller Voraussicht nach Nediljko Labrović im Tor. Der Kroate wechselte im Sommer aus Rijeka in die Fuggerstadt, ist eineinhalb Jahre jünger und zehn Zentimeter größer als Dahmen. In seiner Heimat gilt er als großes Talent. Nun wird sich zeigen, ob er auch außerhalb Kroatiens funktioniert.
Labrovic hat hohes Entwicklungspotenzial. Das war für mich wichtig. Er hat auch Fähigkeiten, die uns sofort weiterhelfen können. Er ist groß, er kann die Box verteidigen, er ist mit den Füßen gut, er hat Ausstrahlung und Persönlichkeit. Er hat für mich alles, was ein Torhüter haben muss.
Eine Einsatzgarantie bedeuten die Lobeshymnen allerdings nicht.
Aber ich weiß nicht, wer jetzt die Nummer eins wird, das müssen sie mir auf dem Platz zeigen.
Labrovic konnte es bislang noch nicht so oft zeigen, wie er sich das vorgestellt hat. Wegen Visa-Problemen verpasste er das Trainingslager in Südafrika. So stehen bislang 135 Testspielminuten zu Buche. 45 gegen Schwaben Augsburg, 90 zuletzt gegen Leicester. Labrovic kassierte kein Gegentor, konnte sich vor allem gegen Leicester ein paar mal auszeichnen.
Wirklich ernst wird es zum Saisonstart in Berlin und gegen Bremen. Überzeugt Labrovic hier, hat Trainer Thorup wenig Grund, ihn rauszunehmen. Auch, wenn Dahmen wieder fit ist. Patzt Labrovic, steht ein motivierter zweiter Keeper bereit. Für Thorpup eine scheinbar angenehme Situation: „Wir wollen, wie auf jeder anderen Position, auch bei den Torhütern mehr Konkurrenzkampf. Muss ein Spieler auf dem Platz kämpfen, wird jeder Spieler besser.“ Auch der dritte Keeper?
Wer wird dritter Torwart?
In Südafrika waren auch noch andere Keeper mit dabei: Daniel Klein und Tobias Jäger. Klein kam vor Corona aus Hoffenheim, Jäger durchläuft seit Jahren sämtliche Nachwuchsteams. Einer von ihnen wird dritter Torwart in der Augsburger Bundesligasaison werden. Nach Informationen der Rosenau Gazette ist die Entscheidung hier schon so gut wie gefallen: Daniel Klein komplettiert das Augsburger Torwarttrio.
Das bedeutet aber nicht, dass Jäger keine Zukunft im Verein hat. Der 19-Jährige soll vorangig in der U23 eingesetzt werden. Der FC Augsburg will ja ohnehin auf Spieler aus dem eigenen Nachwuchs setzen. Auf der Torwartposition hat man das unter anderem mit Marcel Lubik gezeigt. Der langjährige Augsburger Juniorenspieler ist aktuell in die zweite polnische Liga ausgeliehen. Er soll Spielpraxis sammeln und nächste Saison mit neuen Erfahrungen zum Team stoßen.
In der letzten Runde unserer Abstimmungen zum Jahresende (die Abstimmung zum MVP und meistverbesserten Spieler sind schon gelaufen) geht es um die Kategorie des Rookies. Mit Rookie ist ein Spieler aus dem eigenen Nachwuchs gemeint, als auch junge Neuzugänge. Grundsätzlich handelt es sich um Spieler, die neu oder fast neu auf der Bühne der Bundesliga sind und in dieser Saison zum ersten Mal für den FCA aufgelaufen sind. Nachfolgend findet ihr die Kandidaten dieser Kategorie und am Ende könnt ihr erneut abstimmen:
Mert Kömür
Mert Kömür hat Anlauf genommen in diesem Jahr, bevor er dann seine Spiele und Minuten erhielt. Ein Debüt für einen Spieler aus dem eigenen Nachwuchsbereich ist für mich immer noch etwas besonderes. Bei Kömür waren es dann an am Ende 4 Spiele, 116 Bundesligaminuten und 1 Tor, die er in dieser Saison sammelte. Sehr respektabel!
Damit hat Kömür dann am Ende auch Ansprüche auf mehr angemeldet. Gegen Leverkusen erhielt er den Vorzug vor Pep Biel, der zu seinem Stammverein zurückkehrt und wohl in Augsburg keine längerfristige Perspektive hat. Warum den Kaderplatz in der nächsten Saison nicht direkt Mert Kömür geben? Viele Grüße nach Dachau an dieser Stelle, wir hätten hier auch mega Bock!
Philipp Tietz
Philipp Tietz hatte vor dieser Saison noch nicht Bundesliga gespielt. Sein Tor gegen Heidenheim war sein erstes in dieser Liga und er war im Spielertunnel von großer Dankbarkeit erfüllt. Und während Philipp Tietz sich ambitionierte Ziele für die letzte Saison gesteckt hatte, wäre mein Tipp auf den stärkeren Zugang aus Darmstadt auf einen anderen Spieler gefallen.
8 Tore und 4 Vorlagen in seiner ersten Bundesligasaison später, bin ich eines besseren belehrt. Dazu ist Tietz – ich kann es gar nicht oft genug betonen – ein geiler Typ. Ob er der Rookie des Jahres ist? Er ist auf jeden Fall der Spieler, bei dem ich mich am meisten freue, dass er nun an Bord ist.
Tim Breithaupt
Breithaupt kam zeitweise nur sehr sporadisch zum Einsatz. Aber auch er musste sich wohl oder übel erst einmal an die neue Liga gewöhnen, nachdem er im Sommer vom KSC nach Augsburg gewechselt und davor auch länger verletzt war. Als sich dann Kristijan Jakic in der Rückrunde verletzte und Niklas Dorsch auch nicht bei vollen Kräften war, erhielt er seine Chance.
Breithaupt ist eine der positiven Entdeckungen dieses Jahres. Ob Spieler das Format für die Bundesliga haben, zeigt sich ja erst dann, wenn sie ihre Chance erhalten und sich beweisen dürfen. Ob Breithaupt Bundesliga spielen kann, ist beantwortet, nachdem er in diesem Jahr zu 16 Saisoneinsätzen und über 600 Bundesligaminuten kam. Es werden in Zukunft hoffentlich noch mehr werden.
Finn Dahmen
Ja, Finn Dahmen hat in Mainz schon Bundesliga-Spiele gesammelt. Augsburg war nun die erste Station, bei der er die Nummer 1 in der Bundesliga wurde. Auch, weil Tomas Koubek kein adäquater Herausforderer war. Dahmen hat dann auch die ein oder andere Schwäche offenbart, z.B. bei der Strafraumbeherrschung.
Dennoch war Dahmen – der ablösefrei aus Mainz kam – ein guter Neuzugang. Er war nach Gikiewicz ein beruhigendes Element. Ein Teamspieler, der mit seiner ruhigen Art und seiner stoischen Herangehensweise auch damit umging, lange nicht zu null zu spielen. Und Elfmeter hielt. Und irgendwann auch zu null spielte und diesem Team Sicherheit gab.
Abstimmung
Jetzt geht es drum! Wer ist aus eurer Sicht Rookie des Jahres? Stimmt gerne ab und begründet in den Kommentaren:
Der FC Augsburg spielt seine erfolgreichste Saison seit langem. Ein großes Glück für den Verein, den Niederungen des Abstiegskampfs in diesem Jahr entflohen zu sein, gerade jetzt, wo auf einmal die positiven Ergebnisse ausbleiben. Auf der anderen Seite ergeben sich auf diesem Wege neue Herausforderungen. Spieler, die sich in Augsburg in den Vordergrund spielen konnten, stoßen nun auf vermehrtes Interesse von außerhalb. Auf der Abgangsseite steht schon fest, dass Iago den FCA nach Brasilien verlassen wird. Zudem werden wohl Ermedin Demirovic, Ruben Vargas und Felix Uduokhai bei den passenden Angeboten keine Steine in den Weg gelegt. Für Kevin Mbabu hat man keine Kaufoption. Dem entgegen steht alleinig die feste Verpflichtung von Kristijan Jakic, die zwar noch nicht verkündet ist, aber von der man wohl getrost ausgehen kann.
Unter Anbetracht der Situation, dass der FCA im Sommer somit eventuell fünf Stammkräfte adäquat ersetzen muss, kann niemand daran interessiert sein, Personalien zu hinterfragen, die nun nicht im Fokus stehen. Dazu gehört in diesem Sommer aus meiner Sicht die Torwartposition, auch wenn Finn Dahmen verletzungsbedingt vielleicht kein Spiel mehr diese Saison macht.
Leistungsschwankungen
Selbstverständlich ist es nicht, sich nicht auch hier zumindest einmal umzuschauen, was auf dem Markt möglich ist. Finn Dahmen hat in dieser Saison nicht immer sicher gewirkt. Er hat gerade bei hohen Bällen in mancher Situation die Souveränität gerade in der ersten Saisonhälfte vermissen lassen. Dazu kommt, dass er bisher nicht konstant der Keeper war, der vielleicht in einer entscheidenden Phase auch mal den Unterschied ausgemacht hätte.
Dies hat sich dann auch in den Ergebnissen gezeigt. Lange Zeit konnte die Mannschaft des FCA nicht zu null spielen. Dahmen hatte daran auch seine Anteile. Der FCA ist nun mit Sicherheit keine Schießbude. Einfache Gegentore, wie zuletzt erst wieder gegen die Frankfurter Eintracht, Werder Bremen und jetzt Borussia Dortmund kommen – egal mit welchem Torwart – trotzdem noch vor.
Schwierige Startbedingungen
Derweil kann man Dahmen zu Gute halten, dass er mit den kritischen Phasen gut umgegangen ist. Man hat zwar gemerkt, wie die fehlende „zu null“-Serie ihn belastet hat, er hat sich davon aber nicht brechen lassen. Sein nüchterner Umgang mit vielen Situationen ist erfreulich und eine Bereicherung gerade im Vergleich mit seinem Vorgänger.
Dahmen kam ja zum Saisonstart auch nicht zu einem gefestigten FCA. Unter Enno Maaßen lief es erstmal nicht, es gab schnell einen Trainerwechsel. Jess gab auch auf der Torwartposition erstmal keine Einsatzgarantie. Die Situation war mit viel Unsicherheit verbunden. Wenn man die Startbedingungen mit in die Betrachtung einbezieht, ist die Entwicklung doch sehr erfreulich.
Weitere Verbesserungen möglich
Dazu kommt, dass über die Saison hinweg klar erkennbar geworden ist, wie der FCA und Dahmen an Themen arbeitet. Die Luftraumbeherrschung ist besser geworden. Die Achse mit den Innenverteidigern Gouweleeuw und Uduokhai und auch deren Vordermann Jakic hat teilweise auch sehr starke defensive Auftritte hingelegt. Konstanz wird es bei Gouweleeuw und Jakic geben. Warum im Tor wechseln, wenn man auf diesem Fundament aufbauen kann?
Dazu wird ja in der neuen Saison ein neuer Torwarttrainer dazu stoßen. Marco Kostmann, der unter Enno Maaßen für diese Saison verpflichtet wurde, ist nicht Jess Thorups erste Wahl und es wird hier zu einem Wechsel kommen. Wenn man sich – zumindest aus jetziger Perspektive des FCA – auf dieser Position verbessert, kann Finn Dahmen davon ja nur profitieren und besser werden.
Veränderungen im Torwartteam
Auch darüber hinaus wird es im Torwart-Team zu Veränderungen kommen. Tomas Koubeks Vertrag läuft aus und er ist für eine Nummer 2 in der Bundesliga wahrscheinlich einfach zu teuer. Dazu kommt die Frage nach Marcel Lubiks Perspektive und Aussichten. Kann Lubik in den nächsten Jahren zur Nummer 2 aufrücken? Dies wäre zu hoffen.
Insofern wäre es aus meiner Perspektive am besten, der FCA würde einen erfahrenen Keeper als neue Nummer 2 holen, dem bewusst ist, dass er bei passender Gelegenheit hinter Lubik in die 3. Position zurückrückt und der ein absoluter Teamplayer ist. Wenn man sich mit Koubek finanziell einig werden könnte, wäre er ein geeigneter Kandidat. Ansonsten muss man der Blick in der Liga vielleicht etwas schweifen lassen.
Stabilität als Vorteil
Dem FCA hat es in der Vergangenheit gut getan, auf der Torwartposition für Stabilität zu sorgen. Hier hat man – man nehme die Verpflichtung von Fabian Giefer als Beispiel – in der Vergangenheit manchmal zu verkopft agiert.
Man wusste bei der Verpflichtung von Finn Dahmen, dass der Torhüter über Jahre hinweg wenig gespielt hatte. Ich will wirklich gerne herausfinden, was Finn leisten kann, wenn er das Vertrauen weiterhin bekommt, verbunden mit der Möglichkeit sich weiter zu entwickeln und einer Verbesserung beim Coaching Setup um ihn herum. Da darf man doch wohl einmal fragen, ob diese Baustelle im Sommer wirklich eine ist. Aus meiner Sicht nicht.
Gerade erst ist Finn Dahmen gegen Union Berlin wieder zum „Man of the Match“ von den FCA Fans gewählt wurden. Finn hatte einen Elfmeter gehalten und dem FCA so am Ende des Tages zumindest einen Punkt bewahrt. Die Mannschaft von Jess Thorup ist damit seit 5 Spielen ungeschlagen und findet ihren Flow. Finn Dahmen im Tor mit ihr. Gerade erst ist er in die WhoScored-EIf des Monats November aufgetaucht. Nur Kane, Sané und Grimaldo hatten besseres durchschnittliche Scores im abgelaufenen Monat.
In der Woche vor dem Spiel gegen Eintracht Frankfurt nahm Finn sich dankenswerterweise die Zeit, mir meine Fragen zu seiner ersten Phase in Augsburg zu beantworten. Das Resultat könnt ihr nachfolgend lesen. Spoiler Alert: Finn Dahmen überzeugt nicht nur auf dem Rasen. Ich hoffe auf Konstanz im Augsburger Tor. Mit Finn Dahmen hat der FCA eventuell einen wichtigen Ankerspieler für die nächsten Jahre gefunden. Mit Konstanz auf der Torhüter-Position ist der FCA bisher sportlich am erfolgreichsten gewesen.
Andy: „Fangen wir am Anfang an. Im Sommer hast Du dich entschlossen nach 15 Jahren in Mainz nach Augsburg zu wechseln. Was waren deine Beweggründe, dich für den FCA zu entscheiden?“
Finn: „Ich hatte ausgiebig Kontakt mit den Verantwortlichen beim FCA und das Konzept in Augsburg hat mich überzeugt. Der FCA ist ein etablierter Bundesligist und ich habe hier meine Chance gesehen zum Stammtorhüter in der Bundesliga zu werden. Dazu habe ich mich direkt wohlgefühlt und Augsburg ist eine schöne Stadt. Es hat einfach viel für mich gepasst, warum ich mich dann auch für den Wechsel entschieden habe.“
Andy: „Nach deiner Ankunft ging der Start für die Mannschaft in die Hose. Ihr seid im Pokal ausgeschieden und am ersten Spieltag gegen Gladbach gab es direkt 4 Gegentore. Wie war deine Gefühlslage in dieser Phase?“
Finn: „Wir hatten eine gute Vorbereitung abgeliefert und die Stimmung war gut. Trotzdem lief es einfach nicht. Aber man kann aus so einer Phase auch viel mitnehmen und mittlerweile sind wir auf einem guten Weg.“
Andy: „Dennoch war in dieser Phase nicht alles schlecht. Ihr habt gegen Mainz gewonnen und in manchen Partien auch gut mitgespielt. Am Ende musste Enno Maaßen dennoch recht früh gehen und mit Jess Thorup ist jetzt ein neuer Trainer an Bord. Wie hast Du diesen Wechsel wahrgenommen?“
Finn: „Es war nun leider nicht der erste Trainerwechsel, den ich erlebt habe. Das ist nie schön, aber es gehört zum Geschäft dazu. Enno war auch einer der Verantwortlichen, der mich davon überzeugt hat, nach Augsburg zu kommen und ich hatte mit ihm auch ein gutes Verhältnis. Am Ende war es für ihn schade, dass er gehen musste. Ein Trainerwechsel kann aber auch positives auslösen und das sieht man gerade bei uns ja auch.“
Andy: „Hat es dich überrascht, dass Jess Thorup auch erstmal dich als Torhüter in Frage gestellt hat und nicht sofort an Dir als Stammtorhüter festgehalten hat, nachdem er in Augsburg ankam?“
Finn: „Nein, überhaupt nicht. Es hätte mich eher überrascht, wenn er mir – ohne mich zu kennen, und mit mir vorher zu tun gehabt zu haben – sofort das Vertrauen ausgesprochen hätte. Es ist ganz normal, dass sich ein neuer Trainer alles ganz genau anschaut. Jess Thorup ist ein Trainer, der viel mit seinen Spielern spricht und man merkt ja nun nach dieser ersten Phase, dass die Abläufe immer besser greifen.“
Andy: „Mittlerweile ist der Fokus mehr auf der Defensive und in der Abwehr scheint sich auch eine Stammformation gefunden zu haben. Wie hilfreich ist das für Dich da hinten drin?“
Finn: „Natürlich ist es für die Abläufe wichtig, dass es ein festes Grundgerüst in einer Mannschaft gibt, das wir mittlerweile auch gefunden haben. Das tut mir und der ganzen Mannschaft gut.“
Andy: „Du hast nach dem Spiel gegen Union Berlin auch geäußert, dass Du mit einem großen Selbstbewusstsein in die Partie gegangen bist. Zusätzlich scheinen deine Leistungen in den letzten Wochen sich auch verbessert zu haben. Woher kommt das?“
Finn: „Das ist eine ganz normale Entwicklung. Auch für mich ist es eine neue Situation Woche um Woche Bundesliga zu spielen. Dazu haben wir uns mittlerweile als Mannschaft gefunden und sind ja nun auch 5 Spiele ungeschlagen. Da findet jeder Einzelne seine Routinen und das sieht man.“
Andy: „Elfmeter scheinen für dich etwas Besonderes zu sein. Du hast jetzt schon drei in diesem Kalenderjahr gehalten und man konnte dein Selbstbewusstsein vor dem Elfmeter von außen erkennen. Führe uns durch deinen Prozess!“
Finn: „Ich wollte den nächsten Elfmeter unbedingt halten und ich habe mich in dem Spiel sehr gut gefühlt. Klar, ich bekomme vor dem Spiel Infos welcher Schütze welche Präferenz hat und ich hatte mich auch schon vor dem Spiel entschieden, welche Ecke ich in dieser Situation nehmen würde. Schön, dass es diesmal geklappt hat. Die Schützen entscheiden sich ja auch gerne mal um, weil sie genau wissen, dass wir uns anschauen, wie sich regelmäßig verhalten. Diesmal war das Glück auf meiner Seite.“
Andy: „Nun bist Du eher ein kleinerer Torhüter und die Größe ist weiterhin gerne etwas, woran man Torhüter misst. Wie ist deine Sicht zu diesem Thema?“
Finn: „Es gibt mittlerweile einige Keeper von internationalem Format, die nicht viel größer oder sogar kleiner sind als ich selbst. Yann Sommer, Marc-André ter Stegen oder früher Iker Casillas kommen mir in den Sinn. Klar, als großer Torhüter hast Du mehr Spannweite zum Beispiel bei Fernschüssen. Aber als kleinerer Keeper bist Du beweglicher und schneller unten in manchen Situationen. Am Ende kommt es auf die richtige Technik an, um Situationen im Spiel zu lösen.“
Andy: „Es wird insgesamt immer wieder hervorgehoben, dass ihr eine tolle Truppe habt. Woher kommt das aus Deiner Sicht?“
Finn: „Ich war in Mainz Teil vieler toller Teams und jetzt hier in Augsburg ist es nicht anders. Jeder Einzelne stellt das Team in den Vordergrund und wir haben auch keine Stinkstiefel dabei, die für Unruhe sorgen.“
Andy: „Wie wichtig ist für dich ein erfahrener Teamplayer wie Tomás Koubek auf der Bank?“
Finn: „Nicht nur mit Tomás sondern insgesamt unter den Torhütern auch mit Marcel und den Trainern ist es eine tolle Truppe. Wir haben eine gesunde Konkurrenz untereinander, haben aber auch gemeinsam Spaß und unterstützen uns kameradschaftlich.“
Andy: „Das stimmt doch alles positiv. Welche Ziele hast Du noch für diese Saison und wie wichtig sind in diesem Zusammenhang die vielgenannten „Clean Sheets““?
Finn: „Mir ist wichtig, dass wir als Team möglichst viele Punkte sammeln. Die „zu Null“-Spiele kommen dann von ganz alleine. Vielleicht ja schon am Sonntag.“
Andy: „Danke Dir, Finn, und weiterhin viel Erfolg!“
Nicht einmal drei Wochen ist es her, seit Jess Thorup die Nachfolge von Enrico Maaßen als Trainer beim FC Augsburg angetreten hat. Trotzdem hat sich in der Zeit schon etwas getan. Vor allem Positives. In den beiden Spielen unter dem neuen Chef-Coach hat der FCA acht Tore erzielt, zwei Rückstände gedreht und sechs Punkte eingesammelt. Über so viel Action, die am Ende auch noch von Erfolg gekrönt ist, durfte man als FCA-Fan schon lange nicht mehr jubeln. What a feeling!
Auch beim Personal gab es mittlerweile Veränderungen. Die aber nicht ganz so ins Auge stechen wie die Tatsache, dass unser Verein nach wochenlanger Durststrecke plötzlich wieder gewinnt. Thorup hat an der Aufstellung gebastelt. Akteuren sein Vertrauen geschenkt, von denen man es nicht unbedingt erwartet hat. Und Stammplatzgarantien aus früheren Tagen bekräftigt bzw. ins Wackeln gebracht. Welche Spieler profitieren individuell vom Trainerwechsel? Das haben wir uns angeschaut.
Feinfuß Jensen
Auf dem Platz ist er ein Tausendsassa und neben dem Platz immer für einen Spaß zu haben: Freddy Jensen stand in den beiden Matches unter Thorup jeweils überraschend in der Startelf und wurde mit seinen drei Vorlagen in Heidenheim völlig zurecht zu unserem Man of the Match gewählt. In 41 Spielen, die Vorgänger Enrico Maaßen leitete, startete der Finne, der seit 2018 Mitglied der FCA-Familie ist, lediglich acht Mal von Beginn an.
Sicherlich profitierte Jensen davon, dass Ruben Vargas, der seit Saisonbeginn verstärkt die Rechtsaußen-Position besetzt, verletzungsbedingt fehlte. Allerdings ist der Schweizer schon seit Längerem nicht mehr unersetzlich und Irvin Cardona hat als weitere Alternative derzeit Probleme, überhaupt ins Aufgebot zu kommen. Sofern die Gesundheit hält, was in der Vergangenheit leider nicht immer der Fall war, dürften wir künftig häufiger in den Genuss von Jensens feinen Qualitäten, u.a. technischer Art (die Ecken!), kommen. Ich hätte absolut nichts dagegen.
Erste Tietz-Treffer
Mit Phillip Tietz, der für die neue Saison aus Darmstadt geholt worden war, hat Dion Beljo, selbst zur Winterpause an den Lech gekommen, auf der Mittelstürmerposition Konkurrenz bekommen. Zwar gibt es etwa mit Kapitän Ermedin Demirović und Sven Michel weitere Kollegen im Sturm. Doch letztlich konkurrieren Tietz und Beljo am härtesten untereinander um Einsatzminuten. Unter Maaßen war die Bilanz der beiden noch recht ausgeglichen, allerdings schon mit leichter Tendenz zu Tietz, der öfter beginnen durfte. (Was aus Zuschauersicht manchmal nicht ganz nachvollziehbar war, weil dem Blondschopf außer einem Assist bis dahin noch nicht viel gelungen war…)
Unter Thorup verfestigte sich diese Tendenz nun. Den wilden Fight auf dem Heidenheimer Schlossberg konnte der 21-jährige Kroate nur von der Bank aus verfolgen, während der 26-jährige gebürtige Braunschweiger seinen ersten Treffer für den FCA feiern durfte. Da der nächste prompt daheim gegen Wolfsburg folgte, sieht es so aus, als wäre bei der Tietz der Knoten geplatzt. Das dürfte seine Aktien beim Cheftrainer wohl weiter steigen lassen. Sehr gerne! Aber nur, wenn er noch ein wenig mehr an seinen Abschlüssen arbeitet…
Dorsch mit Kredit
Arne Engels war DIE Entdeckung der abgelaufenen Rückrunde. Ohne Wenn und Aber. Ich will an diesen Satz vom Januar erinnern, als der damals 19-Jährige vom Farmclub des FC Brügge zum FCA stieß:
„Allerdings ist nicht zu erwarten, dass sich der ‚hochveranlagte Mittelfeldspieler‘, wie Stefan Reuter von ihm schwärmt, auf der Stelle zur Stammkraft im Mittelfeld aufschwingen wird.“
Auszug aus meinem Text für die RoGaz vom 09.01.2023
Doch genau das hat der mittlerweile 20-jährige getan. Sein Marktwert ist von 100.000 Euro, die der FCA mutmaßlich nach Belgien überwiesen hat, auf schwindelerregende 7,5 Mio. Euro gestiegen. Seine Beorderung ins zentrale Mittelfeld, das er meist zusammen mit dem defensiver eingestellten Elvis Rexhbecaj bespielte, hatte aber auch damit zu tun, dass die ursprünglich dafür vorgesehenen Kandidaten Niklas Dorsch und Arne Maier durch langwierige Verletzungen bzw. ein langanhaltendes Leistungstief dem Trainer nicht oder nicht voll zur Verfügung standen.
Dorsch, den Thorup noch aus seiner Zeit beim KKA Gent kennt, hat sich mittlerweile zurückgearbeitet und will seine Führungsansprüche, die er u.a. als neuer Vize-Kapitän angemeldet hat, nun einlösen. Der Däne lässt ihm auch die Chance dazu. Zuungunsten von Engels, der beim FCH und gegen die Wölfe nur als Ersatzspieler fungierte. Gegen den VW-Club machte dieser mit einem Assist und seiner ersten eigenen Bude innerhalb von nur zwei Minuten aber so dröhnend auf sich aufmerksam, dass Thorup auch in dem jungen Belgier durchaus einen potentiellen Startelfkandidaten sieht, wie er auf der Pressekonferenz vor Köln schmunzelnd eingestanden hat. Wie dieser Fight ausgeht? Bleibt abzuwarten. Allerdings bin ich, sorry Dorschi, zugegebermaßen ein kleines Engels-Fangirl…
Dahmen auf Bewährung
Als Jess Thorup vor seinem ersten Spiel mit dem FCA mitteilte, dass auch Finn Dahmen im Tor keine Startplatzgarantie erhält, war ich erst überrascht. Und dann nicht mehr ganz so. Schließlich wollte der Däne in den ersten Wochen alles auf den Prüfstand stellen. Und dazu gehört eben auch der 25-jährige Ex-Mainzer, der in den ersten sieben Partien (noch unter Maaßen) im Schnitt fast 2,5 Gegentore kassierte. Klar, nicht ohne Zutun unserer oft wackeligen Defensive. Trotzdem sehen viele in ihm noch nicht den Dirigenten, der er hinter der Abwehr sein müsste.
Thorup ließ ihm trotzdem den Vortritt, auch wenn er sich aktuell auf Bewährung befindet. Dadurch kann sich Tomáš Koubek Hoffnung auf mögliche weitere Einsätze machen. Im Frühjahr hatte Augsburgs Nr. 2 den verletzten Rafał Gikiewicz für sieben Spiele würdig vertreten und diese Zeit – vor allem den 1:0-Sieg gegen Union – extrem genossen. Koubek, dessen erste Zeit beim FCA bekanntlich ja gehörig in die Hose ging, ist bekannt als jemand, der jeden Tag hart arbeitet und Teamplayer durch und durch ist. Ganz egal, auf welchem Rang in der Torhüter-Hierarchie er gerade steht. Daher würde ich mich über ein paar Spielminuten, die ihm Thorup verschafft, sehr freuen.
Erfrischend gleich
Enorme personelle Umstellungen hat Jess Thorup in der Kürze der Zeit (noch) nicht vorgenommen. Und doch hat er Präferenzen aufblitzen lassen und in seiner Wunschaufstellung umgesetzt. Was unter dem neuen Mann beim FC Augsburg gerade passiert, finde ich extrem spannend und lässt mich mit Vorfreude auf die nächste Zeit blicken. Allein, dass der Coach für Samstag gegen Köln in Erwägung gezogen hat, seinem linksfüßigen Landsmann Freddy Winther mal wieder eine Chance zu geben und ihn auf die Position des gelb-rot gesperrten Felix Uduokhai zu stellen, ist erfrischend. Oder ob doch Japhet Tanganga zu seinem Debüt für den FCA kommt, obwohl er Rechtsfuß ist? Thorup wird es wissen. Ihm ist vieles zuzutrauen. Und das mag ich.
Der FC Augsburg bastelt am Kader für die Saison 2023/24. Das Grundgerüst der Mannschaft steht, es könnte noch zu einem neuen Rechtsverteidiger sowie einigen Abgängen kommen. Stand 15. August hat der FCA 33 Spieler im Profikader. Die Namen von ihnen sind eingefleischten Fans hinlänglich bekannt, doch kennt ihr auch die Zweitnamen der Profis? Ein Einblick in die Geburtsurkunden der Rot-Grün-Weißen.
Es ist die Schlagzeile, die die Augsburger Gerüchteküche seit nun mehreren Wochen brodeln lässt. Wie der Kicker und auch Sky vermelden ist der FCA an einem Transfer von Finn Dahmen interessiert. Die Bild schreibt sogar von zwei Angeboten, die seitens der Mainzer aber abgelehnt worden sein sollen, da es dem FSV in der Kürze der Zeit nicht mehr gelingt, einen Ersatz für den U21-Nationaltorhüter zu verpflichten. Doch wäre die Verpflichtung eines weiteren Keeper für den FC Augsburg überhaupt sinnvoll? In einigen Punkten auf jeden Fall und genau diese möchte ich euch heute gerne näher bringen.
Die Aufgaben eines Torhüters
Man könnte meinen, die Position des Torhüters sei einfach erklärt. Er muss nur hinten in seinem Kasten drin stehen und Gegentore verhindern. Doch so leicht ist es keinesfalls, denn der Keeper ist eine Schlüsselposition im Fußball. Er ist der letzte Mann, der noch eingreifen kann, wenn seine Vorderleute einen Gegenspieler nicht abwehren konnten. Sein Aufgabenfeld ist daher breit gefächert. Es besteht darin, Torschüsse auf der Linie abzuwehren, Flanken oder andere Standards abzufangen und auch ins 1 gegen 1 mit dem Gegenspieler zu gehen. In Duellen mit den Angreifern muss er blitzschnell die richtige Entscheidung treffen, damit der Ball nicht hinter ihm einschlägt.
Dies könnte man als das „klassische“ Torwartspiel bezeichnen, das jeder Keeper beherrschen muss. Doch der heutige Fußball hat sich verändert und das Aufgabenfeld sich erweitert. Im heutigen modernen Spielsystem nimmt ein Torhüter schon fast die Position eines Liberos ein. Und somit auch dessen Eigenschaften. Je weiter die Abwehr nach vorne rückt, umso weiter vorne agiert auch er, um Bälle, die in die Tiefe und in den Rücken seiner Abwehr gespielt werden zu erlaufen und zu klären. Er dient zudem auch als eine weitere Anspielstation, weswegen ein Keeper auch gute Feldspielerqualitäten mitbringen muss. Er muss den Ball annehmen, mitnehmen und gesichert weiterspielen können.
Auch die Spieleröffnung sei hier natürlich erwähnt. Ein Torhüter kann von seiner Position aus das gesamte Spielfeld überblicken und eignet sich daher perfekt für den Spielaufbau seines Teams. Ein guter Torwart erkennt sofort, ob er zum Beispiel durch einen Handabschlag einen ungeordneten Gegner überraschen kann oder ob es besser ist, das Spiel durch Abrollen oder Abwerfen des Balls ruhig zu eröffnen.
Systemumbruch
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ein moderner Keeper heute fast schon als elfter Feldspieler agiert, um somit auch eine gewisse Überzahlsituation zu schaffen. Doch ist Rafal Gikiewicz dazu geeignet? Kann er dieses für sich neue System noch erlernen? Er ist aus meiner Sicht ein hervorragendes Beispiel für die „alte Schule“. Auf der Linie agiert er nahezu perfekt, wehrt reaktionsschnell Schüsse des Gegners ab, taucht ab wie kein Zweiter und hat im Großen und Ganzen einen guten Überblick über seinen Strafraum.
Doch Coach Enno Maaßen will das System im Tor modernisieren, sprich den Keeper zu einer Art Libero umfunktionieren und ihn mit in das Spielgeschehen einbinden. Dieses Prinzip hat er auch schon bei seinen Stationen in Rödinghausen oder bei Borussia Dortmund spielen lassen. Hierbei war ersichtlich, dass der Torhüter deutlich vor seiner Linie stand und somit mitspielend agierte.
Wie man aber schon in der letzten Saison, aber auch in der Vorbereitung sehen konnte, kann Rafal darin leider nicht immer überzeugen. Seine Pässe und Flanken sind teilweise nicht präzise genug und landen sehr oft im Aus oder auch beim Gegner. Im 1 gegen 1 war zuletzt auch des Öfteren zu sehen, dass unser Keeper seine Probleme hat, wenn er raus kommen muss. Oftmals griff er daneben, der Ball rutschte ihm durch die Finger oder landete unglücklich beim Gegner. Und dann ist natürlich der Kasten leer und die Hütte brennt.
Finn Dahmen dagegen beherrscht diese moderne Art des Fußballs bereits. Zwar hat er in der Bundesliga erst wenige Spiele bestritten, doch er durfte bei der U21-EM 2021 bereits einige Erfahrungen im internationalen Bereich sammeln. Hier hat er mit unserer Mittelfeldachse Niklas Dorsch und Arne Maier perfekt harmoniert, was gerade in puncto Spieleröffnung einige positive Aspekte mit sich bringen könnte.
Die Konkurrenz schläft nicht
Durch seine wirklich sehr guten Leistungen bei diesem Turnier hat der 24Jährige die Konkurrenz neugierig gemacht. Neben dem FC Augsburg soll sich auch der FC Schalke 04 Interesse an einer Verpflichtung haben. Und hier muss man sich jetzt die große Frage stellen: Überlässt man ein solches Talent einfach einer anderen Bundesligamannschaft? Immerhin wurden genau solche Fälle bereits in der Fanbase des Öfteren kritisiert, wenn man tatenlos mit zugesehen hat, wie andere Vereine wieder einmal zugeschnappt haben und unser Sportdirektor „untätig“ blieb. Jüngstes Beispiel dürfte wohl der Transfer von Tom Krauß sein, der ebenfalls mit dem FCA in Verbindung gebracht wurde, dann aber zu den Königsblauen wechselte.
Manch einer mag mit dem Argument kommen, dass Dahmen nächste Saison ablösefrei und somit günstiger zu haben wäre. Das mag stimmen, doch auch hier werden dann andere Vereine die Fühler nach dem jungen Keeper ausstrecken und könnten dann eventuell mit einem höheren Gehalt punkten. Wenn man also die Chance ergreifen möchte, einen der besten Jungtorhütern Deutschlands zu verpflichten, dann muss man sie jetzt nutzen. Denn im nächsten Jahr sehe ich einen Wechsel nicht mehr realisierbar.
Der Blick nach vorne
Was zudem auch nicht vergessen werden darf, ist, dass Finn Dahmen Rafal Gikiewicz nicht sofort ersetzen soll, sondern dass der FC Augsburg bereits jetzt Blick in die Zukunft richtet. Rafals Vertrag endet Stand heute am 30.06.2023. Dann ist der gebürtige Pole 35 Jahre alt und man muss sich instinktiv die Frage stellen, ob es dann nicht Zeit ist, der jüngeren Generation das Feld zu überlassen. Natürlich ist auch Erfahrung auf dem Platz wichtig, doch Giki wird nicht ewig auf Topniveau spielen können. Wenn man auf die letzte Saison blickt, dann konnte man schon einige deutliche Schwächen im Vergleich zur Vorsaison sehen.
Die Gerüchte und somit der indirekte Wettstreit schienen Rafal letztlich jedoch ordentlich zu beflügeln, wie man gerade in der Partie gegen Bayer Leverkusen sehen konnte. Er braucht diesen Druck von hinten, denn momentan hat er keine Konkurrenz auf der Torhüterposition. Diese belebt aber wohlweislich das Geschäft. Yeah, drei Euro fürs Phrasenschwein!
Wäre also eine Verpflichtung von Finn Dahmen so schlecht? Immerhin ist ja hier ein schleichender Übergang angedacht und eben nicht der knallharte Umbruch, bei dem die Abwehr sofort mit einer neuen Nummer 1 klar kommen muss. Man könnte gewissermaßen Team und Keeper gleichzeitig an eine neue Situation gewöhnen und hätte in der neuen Saison bereits eine eingespielte Defensivabteilung. Wie es gehen kann, wenn die Umstellung schief läuft, hat man an dem Transfer von Tomas Koubek gesehen. Das hat nicht wirklich funktioniert. Und genau das soll nun eben vermieden werden. Man sucht keinen Ersatz für Giki, sondern einen Nachfolger. Und genau dieser soll Finn Dahmen sein, der von Rafal auch noch unglaublich viel lernen könnte.
Disposition? Nein!!!
Ich möchte mit diesem Artikel keinesfalls in irgendeiner Art und Weise Rafal Gikiewicz in Frage stellen. Im Gegenteil, ich bin sehr wohl der Meinung, dass er in den letzten beiden Spielzeiten eine große Konstante für den Verein gewesen ist und dass man ohne seine Leistung wohl kaum die Klasse hätte halten können. Dafür bin ich ihm sehr dankbar und ich hoffe auch, dass man diese Saison mit ihm als Nummer 1 beendet.
Er stand nie zur Disposition. Rafal hat intern einen hohen Stellenwert. Bei mir und bei allen anderen Verantwortlichen. Was von außen kommt, kann man wenig beeinflussen. Intern kennt Rafal seine Rolle.
Jedoch kann ich sehr gut nachvollziehen, dass man sich bereits jetzt nach einem Nachfolger für die nächste Saison umsieht. Nach dem Weggang von Marwin Hitz galt die Schlüsselposition des Torhüters immer als große Baustelle. Andreas Luthe und Fabian Giefer konnten nur teilweise überzeugen und auch Tomas Koubek brachte uns nicht die Konstanz und Sicherheit, die man sich gewünscht hat. Gerade hier konnte man deutlich sehen, was passiert, wenn Abwehr und Torwart nicht perfekt miteinander harmonieren und vertrauensmäßig nicht zu 100 Prozent auf einer Linie liegen.
Generationenwechsel
Rafal Gikiewicz brachte uns Fans aber genau das. Doch auch er wird nicht jünger und über kurz oder lang wünschen sie die Verantwortlichen auch hier den Generationen- und Systemwechsel. Mit Finn Dahmen könnte man hier einen der vielversprechendsten Nachwuchskeeper verpflichten, der bereits sein Können schon unter Beweis konnte. Wie schon erwähnt, könnte man diese Saison und auch die lange WM-Pause dazu nutzen, dass sich die Defensive bereits mit dem Nachfolger einspielen könnte und hätte dann nicht diesen knallharten Umbruch wie bei Giefer oder Koubek.
Natürlich könnte man auch Daniel Klein als neue Nummer 1 ausbilden, aber ich denke, der FCA möchte hier eine Konkurrenzsituation und somit eine Motivation für die beiden jungen Männer schaffen. Zudem bin ich der Meinung, dass unsere derzeitige Nummer 2 selbst erst noch Erfahrungen auf Profiebene sammeln sollte, bevor man ihn ins kalte Wasser wirft.
Kurz… Ich kann die Gedankengänge unserer Verantwortlichen auf jeden Fall nachvollziehen und teile sie auch größtenteils. Aber eben nur in soweit, dass man bereits jetzt einen Nachfolger für die kommenden Jahre verpflichtet. In dieser Spielzeit möchte ich weiterhin unseren Beton zwischen den Pfosten sehen, bevor wir ihm dann vielleicht einen Traum erfüllen. Doch wie dieser aussieht, das verraten wir euch demnächst hier bei der RoGaz.
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