Mit meinem Beitrag gestern zu #Augsburghältzusammen wollte ich meine Haltung gegenüber dieser Kampagne zum Ausdruck bringen, nachdem ich von mehreren Seiten diesbezüglich kontaktiert wurde. Vor allem, da sich die T-Shirts aus meiner Aktion und der Aktion des Vereins sehr ähnlich sind und der Schriftzug auch auf den Sondertrikots präsent war, gab es mir gegenüber ein paar Rückfragen, die ich nicht unbeantwortet lassen wollte. Selten hat ein Beitrag solch eine Resonanz hervorgerufen. Ich habe unterschiedlichste Reaktionen erhalten. Zuspruch von vielen Seiten, der mich gefreut hat, Menschen, die sich zu Gunsten von Simon ein T-Shirt gekauft haben, aber auch Kritik und Verständnislosigkeit. Solange es sachlich bleibt, kann ich damit gut leben. Es ist mir wichtig, dass es einen Meinungsaustausch gibt und dass unterschiedliche Alternativen diskutiert werden. Ich nehme mir trotzdem manche Kommentare sicher mehr zu Herzen, als ich sollte.
Und wenn ich gestern meine Enttäuschung gegenüber dem Verein geäußert habe, dann nur deswegen, weil ich die Hoffnung hatte, dass unter dem Titel #Augsburghältzusammen, mehr passiert als nur bloßes Marketing. Und nur wo es Hoffnung gibt, kann diese auch enttäuscht werden. Ich habe die Hoffnung noch lange nicht aufgegeben. Es tut sich ja auch viel Gutes. Als im Winter die Bombe in der Augsburger Innenstadt entschärft wurde, hat sich der Zusammenhalt der Menschen auf eine sehr schöne Art und Weise gezeigt und der Verein hat seinen Beitrag geleistet. Der FCA engagiert sich. Erst heute hat er über die Fortschritte des Projekts „Fremd wird Freund“ per Pressemitteilung informiert:
Als vor einigen Wochen mehr als 20 Kinder aus insgesamt 7 verschiedenen
Nationen gemeinsam mit FCA-Torwart Andreas Luthe unter dem Motto “Fremd wird Freund” auf dem Gelände des Augsburger Nachwuchsleistungszentrum trainierten, zeigte sich der Fußball von seiner besten Seite: als Motor der Integration.
“Es ist großartig, dass das Engagement von Andreas Luthe und der Verein In safe hands e.V. mit diesem Bündnis auf noch breitere Füße gestellt werden kann”, sagt FCA-Geschäftsführer Michael Ströll. “Wir unterstützen dies gerne, weil in diesem Projekt Integration wirklich gelebt wird.”
Bald startet das #Integrationsprojekt „Fremd wird Freund“ voll durch! Ziel ist ein offenes Fussballangebot für alle #Kids ???⚽️ pic.twitter.com/KBXnjRLC3v
— Andreas Luthe (@AndreasLuthe) 20. April 2017
Im Rahmen des Projekts „Fremd wird Freund“ wird es ein offenes Sport- und Bildungsprogramm für viele Kinder der Stadt geben. Wöchentliche Fußballeinheiten ergänzt von Hausaufgabenbetreuung und Deutsch-Kursen für 8 – 12jährige Mädchen und Jungen auch ohne vorherige Anmeldung scheinen mir ein sehr guter Weg zu sein, Integration im Kleinen zu erreichen. Ich finde das Engagement in diesem Zusammenhang und das Projekt sehr wichtig und glaube, dass es an den richtigen Schnittstellen ansetzt.
Immer wieder wurde ich zudem darauf hingewiesen, dass weiteres Engagement des FCA im Verborgenen stattfindet. Dies ist auch recht und billig, wenn die Betroffenen nicht wollen, dass das Engagement öffentlich wird. Dennoch wünsche ich mir mehr. Was denn noch, werden sich nun einige fragen. Genauso konsequent, wie der FCA seinen sportlichen Plan verfolgt, will ich, dass er ein fortlaufendes Engagement für Stadt und Region mit einem durchgehenden roten Faden entwickelt. Mir kam es so vor, als ob #Augsburghältzusammen dafür der richtige Titel wäre. Von den Fans in der Nordkurve am ersten Spieltag als Versprechen für die Saison und darüber hinaus ausgegeben, nun vom FCA selbst für die Kampagne aufgegriffen.
Ich frage mich in diesem Zusammenhang, wie das momentane Engagement des FCA aussehen würde, wenn es im Winter weder die Bombenentschärfung gegeben hätte noch Andreas Luthe aus Bochum zu uns gewechselt wäre. „Fremd wird Freund“ ist zu einem Hauptteil seine Idee und ein Konzept seines Vereins insafehands e.V., welches in Bochum schon umgesetzt wurde. Und so wünsche ich mir für den FCA, dass er für sein gesellschaftliches Engagement für Stadt und Region genau wie für die sportlichen Belange einen langfristigen Plan entwickelt und diesen kommuniziert. Naja ungefähr so, wie damals Walther Seinsch selbstbewusst verkündet hat, dass er mit diesem Verein in ein neues Stadion und die erste Bundesliga einziehen will. Ich bleibe jedenfalls dabei, dass mir wichtig ist, dass dieser Verein weiterhin eine klare Haltung hat und diese sich vorbildhaft öffentlich in den Aktionen abseits des Rasens wiederfindet. Dann stehe ich gerne zu diesem, meinem Verein – ligaunabhängig – #egalwasauchpassiert.