Ein bisschen Spaß muss sein

Es ist Länderspielpause und in Augsburg genießt man das gute Wetter und die Tabellenposition. Jemand, der diese Situation mehr als der vielleicht ein oder andere genießt, ist Jeffrey Gouweleeuw. Gouweleeuw wurde im letzten Sommer mitgeteilt, dass sein Vertrag nicht verlängert würde. Marinko Jurendic hat im Winter dann eine Kehrtwende herbeigeführt und doch eine Verlängerung umgesetzt, auch weil Jeff unter Jess Thorup erneut zu einem wichtigen Stützpfeiler in der Innenverteidigung wurde. Es läuft rund für den FCA, und es läuft rund für Jeff. Kein schlechter Zeitpunkt, um über die Lage zu sprechen:

Andy: „Servus Jeff, wie gut ist die Laune?“

Jeff: „Sehr gut. Vier Siege in Folge. Das gab es in meiner Zeit noch nicht. Natürlich ist die Laune da gut.“

Andy: „Ist das der beste FC Augsburg, seitdem Du hier bist?“

Jeff: „Wir hatten auch in 2016, als ich kam, eine sehr gute Mannschaft. Später hatten wir nochmal eine sehr gute Phase unter Manuel Baum. Aber es ist auf jeden Fall eine der besten Mannschaften in meiner Zeit und es macht sehr viel Spaß momentan.“

Andy: „Insgesamt ist das ja schon ein sehr drastischer Wandel auch mit Blick auf den Saisonstart. Wie kam das?“

Jeff: „Es war für viele Spieler ein Neuanfang mit dem neuen Trainer. Zwar sind wir auch in Heidenheim beim ersten Spiel unter Jess Thorup in Rückstand geraten, doch wir konnten das Spiel noch gewinnen. Wir sind dann Woche für Woche stabiler und auch spielerisch besser geworden.“

Andy: „Ihr habt ja auch einiges im Spiel gegen den Ball sukzessive umgestellt. Erst, indem ihr nicht mehr Mann-orientiert sondern mehr im Raum verteidigt habt, seit Winter nun mit der Raute. Ist das ein stabiles System oder geht die Evolution noch weiter?“

Jeff: „Es geht immer weiter. Aber es passt schon sehr gut. Das war schon eine erhebliche Umstellung von Mann-orientierter Verteidigung auf raumorientierte Verteidigung, aber es kommt vielen Spielern zu Gute und passt besser zu uns. Wir arbeiten weiter im Training daran, uns zu verbessern. Der Trainer ist sehr klar in seiner Kommunikation, was er von uns erwartet. Er lässt uns aber auch unsere Freiheiten im Spiel. Das ist wichtig. Er spielt kein FIFA mit einem Controller und kann uns direkt bewegen, sondern vertraut uns.“

Andy: „Du warst in der Vergangenheit auch nicht zurückhaltend mit deiner Kritik gegenüber den Kollegen. Da sind Sätze gefallen wie „verteidigen wie Kinder“ oder auch Bezeichnungen wie „peinlich“. Ist das nicht auch ein Phänomen, dass diese Abwehrleistungen auch dem Mann-orientierten System zuzuschreiben sind, da sie Spieler im 1 gegen 1 entblößt haben und verlorene Zweikämpfe direkt eine größere negative Wirkung hatten?“

Jeff: „Mann-gegen-Mann über den ganzen Platz in großen Räumen ist nicht einfach zu verteidigen und verlorene Zweikämpfe führen direkt zu großen offenen Räumen. So, wie wir momentan im Raum verteidigen, können wir uns da gegenseitig besser helfen und die Wirkung eines einzelnen verlorenen Zweikampfs ist nicht so groß.“

Andy: „Führt dieses System, das euch nun zwingt mehr im Verbund zu agieren auch zu einem besseren Teamgefüge?“

Jeff: „Aus meiner Sicht hat das schon einen Effekt. Ich spreche viel mit den Kollegen, wie sie Situationen einschätzen und wie ihre Präferenzen sind. Das führt zu mehr Stabilität. Und umso stabiler wir stehen, umso leichter wird es für uns Spiele zu gewinnen, weil wir nicht mehr so leicht in Rückstand geraten.“

Andy: „… und ihr noch nicht jedes Spiel nach Rückstand gewinnt…“

Jeff: „… Ich habe schon auch gelesen, dass wir wohl das Team sind, das die meisten Punkte nach Rückstand holt. Aber als Mannschaft gibt uns diese Stabilität mehr Selbstvertrauen und ein gutes Gefühl.“

Andy: „In der Abwehr habt ihr ja auch eine feste Besetzung gefunden mit der Viererkette, Kristijan Jakic davor und Finn Dahmen im Tor. Wie wichtig ist es, eine Stammformation zu haben?“

Jeff: „Sehr wichtig. Gerade in der Innenverteidigung. Wir sind ja ein Paar und umso weniger Kommunikation es braucht, umso besser. Auch drum herum, umso öfter man mit den gleichen Leuten zusammenspielt, umso mehr weiß man, welche Präferenzen jeder einzelne hat und umso besser wird es. Da ist man auch eingespielter aufeinander. Das ist auch besser als letztes Jahr. Das braucht auch Glück bzgl. Verletzungen und da sind wir bisher verschont geblieben.“

Jeff Gouweleeuw ist beim FCA weiterhin einer der Führungsspieler und geht – mal wieder – mit Leistung voran. (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

Andy: „Nun habt ihr mit Finn einen jungen Keeper da hinten drin, der lange nicht zu null gespielt hat und wo nun von außen schon auch Kritik in Bezug auf seine Strafraumbeherrschung aufkam. Kannst Du da als erfahrener Spieler evtl. Halt geben?“

Jeff: „Das war Kritik von außen. Intern haben wir versucht, stabiler zu stehen, um weniger Chancen zuzulassen, damit „die Null“ von selbst eintritt irgendwann. Und so kam es dann ja auch. Ich versuche da schon ein Ruhefaktor zu sein mit meiner Erfahrung. Andererseits ist Finn auch ein besonnener Typ, der mit der Situation selbst gut umzugehen wusste.“

Andy: „Im Tor ist die Umstellung ja auch, dass Finn ein Torhüter mit guten fußballerischen Fähigkeiten ist. Was verändert das für euch“.

Jeff: „Ja, er hat fußballerisch definitiv seine Qualitäten. Das gibt Vertrauen, den Ball zu ihm zurückspielen zu können, damit wir uns aus Pressingsituationen befreien können. Er ist ja quasi beidfüßig und dadurch ist er eine große Hilfe. Er mag ja auch mitspielen.“

Andy: „Alles in allem führt das ja auch dazu, dass man diese Phase als deine stärkste Phase beim FCA bezeichnen könnte. Teilst Du das?“

Jeff: „Ja, ich glaube schon. Es ist einfacher gut zu spielen, wenn es gut läuft. Das macht einen großen Unterschied.“

Andy: „Dazu drohen Negativrekorde. Du läufst Gefahr sehr wenige gelbe Karten diese Saison zu kassieren. Letzte Saison waren es 12, diese Saison bisher nur 5. Liegt das auch daran, dass Du selbst nicht mehr so gefordert bist gegenüber dem Schiedsrichter?“

Jeff: „Ich bin immer noch mit den Schiedsrichtern beschäftigt, weil ich auch weiterhin einer der erfahrensten Spieler bin. Aus meiner Sicht liegt das auch eher im System begründet. Wenn Du Mann-orientiert foulst, dann ist das auch viel schneller gelb, weil nicht so viele Spieler drum herum sind.“  

Andy: „Wie fühlt sich das denn insgesamt so an, als ältester und erfahrenster Recke?“

Jeff: „Ja, man sieht das heutzutage nicht mehr so oft, dass ein Spieler so lange bei einem Verein bleibt. Aber ich fühle mich wohl hier und das hat gut gepasst.“

Andy: „Fühlst Du dich in dieser Rolle auch als jemand, der eingreift, wenn Dinge nicht gut funktionieren und anderen Spielern Tipps gibt?“

Jeff: „Das ist eine Mischung. Junge Spieler müssen auch ihre eigenen Erfahrungen zu machen. Aber ich versuche auch Dinge anzusprechen, wenn sie mir auffallen, sei das bei anderen Spielern oder beim Staff. Das ist auch meine Rolle und Verantwortung. Das nehme ich auch an.“

Andy: „Du bist ja auch in einer anderen Lebensphase. Haben sich deine Prioritäten auch verändert?“

Jeff: „Ja, ich bin auch mit anderen Themen beschäftigt. Ich habe andere Aufgaben auch in Zusammenhang mit meiner Familie. Das relativiert einiges und ich denke auch über andere Themen nach.“

Andy: „Weißt Du dadurch diese positive Saison auch mehr zu schätzen?“

Jeff: „Es macht einfach viel mehr Spaß. Es war auch nicht mein Ziel, damals als ich zum FCA gekommen bin, jedes Jahr gegen den Abstieg zu spielen. Ich habe das in diesen Jahren angenommen. Aber jetzt macht es für alle, die Spieler als auch Fans, viel mehr Spaß und man möchte mehr davon haben.“

Andy: „Kommt die Länderspielpause bei dem ganzen Spaß jetzt zur Unzeit?“

Jeff: „Sie ist halt einfach da und wir müssen sie jetzt so nehmen und können ein bisschen regenerieren. Ich bin ja auch nicht mit der Nationalmannschaft unterwegs und kann die Pause deswegen auch ein bisschen genießen. Und das mache ich auch.“

Andy: „Und dann? Was wird das denn diese Saison noch mit diesem engen Mittelfeld in der Bundesliga und dieser Chance auf Europa?“

Jeff: „Wir wissen, woher wir kommen, und sollten bodenständig bleiben. Wir versuchen die Serien so lange wie möglich aufrecht zu erhalten und dann schauen, wir was am Ende der Saison dabei rumkommt. Aber gerade weil es so eng ist, macht es nur Sinn von Spiel zu Spiel zu schauen.“

Andy: „Auf dem Spielplan stehen jetzt in der näheren Zukunft auch die Partien gegen Hoffenheim und Frankfurt, zwei 6-Punkte Spiele der besonderen Art. Nimmt man diese Partien auch besonders wahr?“

Jeff: „Da mache ich mir noch gar keine Gedanken. Jetzt kommt erstmal das Spiel gegen Köln. Jetzt fokussieren wir uns erstmal auf das freie Wochenende und dann auf das Spiel gegen Köln.“

Andy: „Dann wünsche ich Dir ein schönes freies Wochenende und viel Erfolg in der Partie gegen Köln“.

Durchgestartet

Kristijan Jakic hat sich dem FC Augsburg Ende Januar auf Leihbasis angeschlossen und ist schon nach kurzer Zeit ein fester Bestandteil der Augsburger Elf geworden. Nach einem Kurzeinsatz gegen Gladbach steht er seit der Partie gegen den FC Bayern München in der Startelf und ist aus dieser nicht mehr wegzudenken. Nach dieser dann doch turbulenten Anfangsphase hat er sich zeitgenommen mit mir über seine ersten Eindrücke und die Ziele für den Rest der Saison zu sprechen.

Andy: Sechs Wochen bist Du mittlerweile in Augsburg. Magst Du für uns ein kurzes Zwischenfazit ziehen?

Kristijan: Mir geht es gut. Ich bin glücklich, wenn ich spielen kann und das ist momentan der Fall.

Andy: Bist Du selbst überrascht, dass Du so schnell zum Zug gekommen bist und auch so viel zum Einsatz kommst?

Kristijan: Es war schwierig für mich, weil es für mich bei der Eintracht in der Hinrunde nicht lief, wie gewünscht. Ich war verletzt und bin dann nicht mehr zum Zug gekommen. Mit Blick auf die Europameisterschaft im Sommer wollte ich in der Rückrunde nun unbedingt spielen, weil ich meinen Platz in der Nationalmannschaft zwischenzeitlich verloren habe. Trotzdem bin ich selbst für meine eigenen Ansprüche überrascht, wie gut es läuft.

Andy: Von Null auf Hundert in 10 Sekunden…

Kristijan: … aber so ein Typ bin ich. Ich kann mich schnell einfügen und habe keine Probleme mit neuen Situationen. Die Art des Fußballs des FCA passt sehr gut zu mir, denn wir spielen schnell und aggressiv und das ist auch das, was ich verkörpere und warum ich nach Augsburg kommen wollte.

Andy: Vor dem Wechsel nach Frankfurt hast Du mit Ante Rebic gesprochen. Mit wem hast Du gesprochen, bevor es nach Augsburg ging?

Kristijan: Mit Dion Beljo. Er ist mein Freund und als sich die Möglichkeit ergab haben wir darüber gesprochen. Er hat mich auch sehr nett willkommen geheißen und mir geholfen Fuß zu fassen.

Andy: Wie bist Du insgesamt in der Mannschaft angekommen?

Kristijan: Mein erster Eindruck war: Das ist ein sehr starkes, qualitativ hochwertiges Team. Ich habe mich gewundert, warum die Mannschaft in der Tabelle nicht besser dasteht und freue mich jetzt mitanzupacken, möglichst viele Punkte zu sammeln. Wir stehen nach dem letzten Sieg gut da und müssen nun nachlegen.  

Andy: Wie kann es mit so einer guten Truppe zu so einem Spiel wie in Mainz kommen?

Kristijan: Wir haben nicht getan, was wir hätten tun sollen. Wir haben Duelle verloren und sind nicht ins Spiel gekommen. Dazu kommt ein bisschen Pech bei der ein oder anderen Entscheidung, weil wir z.B. keinen Elfmeter bekommen haben. Aber das passiert. Dafür konnten wir gegen Freiburg nun wieder eine gute Leistung abrufen und gewinnen.

Andy: Auch gegen Darmstadt wird es eine schwere Auswärtspartie.

Kristijan: Ja, definitiv. Aber wenn wir wieder eine Leistung wie gegen Freiburg abrufen können, dann werden wir gewinnen.

Andy: In Augsburg spielst Du als Sechser in einem Mittelfeld mit Raute. In Frankfurt hast Du viele Positionen bekleidet. Welche Rolle präferierst Du selbst?

Kristijan: Die Rolle des einzelnen Sechsers ist meine Lieblingsposition. Ich kann mich auf die Mitte des Feldes konzentrieren und hier meine Stärken ausspielen, in dem ich mich nicht zu sehr um die Abdeckung der Flügel kümmern muss.

Kristijan Jakic ist direkt gefordert beim FCA und überrascht positiv. (Photo by Christof Koepsel/Getty Images)

Andy: Man erkennt auch im Spielaufbau, wie Du hier unterschiedliche Aufgaben übernimmst. Gegen Freiburg hast Du dich auch regelmäßig zwischen die Innenverteidiger fallen lassen. Wie siehst Du hier deine Aufgaben?

Kristijan: Die Aufgabenstellung im Spielaufbau variiert mit dem Gegner. Freiburg hat mit zwei Stürmern gespielt und somit habe ich mich nach hinten bzw. zur Seite fallen lassen, um im Spielaufbau zu unterstützen. Dies kann in den nächsten Spielen schon wieder anders aussehen.

Andy: Wie viel von den Anforderungen an dich kanntest Du vor dem Wechsel? Hast Du länger mit Jess Thorup gesprochen, bevor Du nach Augsburg kamst?

Kristijan: Nein, nur kurz, denn die Gespräche haben mich überzeugt. Wir haben eine gute halbe Stunde über den Verein, aber auch mich und meine Ziele gesprochen, bevor der Transfer finalisiert wurde. Ich hatte von Anfang an ein sehr gutes Gefühl.

Andy: Wie bist Du ansonsten in der Stadt angekommen? Wohnst Du noch im Hotel oder hast Du Dir eine Wohnung gesucht?

Kristijan: Ich bin nach fünf Tagen im Hotel in eine Wohnung gezogen, die ich von einem Mitspieler übernommen habe, der für die Rückrunde verliehen wurde. Es ist wichtig für mich, einen Rückzugsort zu haben, an dem ich abschalten kann. Das ist im Hotel nicht immer so einfach.

Andy: In Bezug auf deine Mentalität bin ich über einen interessanten Begriff gestolpert. Magst Du mir einmal erklären, um was es sich bei der Imotski-Mentalität handelt?

Kristijan: Das ist schwierig, für Menschen, die nicht aus Imotski kommen. Imotski ist die Kleinstadt aus Kroatien, aus der ich stamme. Die Menschen aus dieser Stadt sind dafür bekannt, dass sie Widerstände überwinden und keine Ausreden akzeptieren. Wir sind ein bisschen verrückt. Wir geben immer unser bestes und setzen uns hohe Ziele.

Andy: Und wohin führt dich und den Verein diese Imotski-Mentalität?

Kristijan: Mich hoffentlich zur Europameisterschaft mit Kroatien. Zusätzlich will ich gesund bleiben und für danach, liegt es nicht in meinen Händen. Augsburg hat eine Kaufoption und ich weiß noch nicht, ob sie gezogen wird. Der Verein hat sich vorgenommen in den nächsten Jahren immer wieder in die TOP10 zu kommen. Ich will noch höher hinaus und in die TOP6. Ich will die Latte immer etwas höher legen. Das ist mein persönliches Ziel.

Andy: Ich bin ja auch ein Fußballfan der Träume hat und würde mich freuen, wenn das klappt. Auf diesem Weg das Allerbeste für den Rest der Saison.

Aus dem Tritt gekommen

Gegen Mainz letzten Samstag war kein schöner Tag für FCA Fans. Die Ausgangslage war klar vor dem Spiel gegen den Tabellen-17.: 3 Punkte sollten es sein. Am Ende lieferte die Mannschaft von Jess Thorup ein Spiel ab, das man gerne schnell wieder vergisst. Die 3 Punkte wird man hoffentlich am Ende der Saison nicht vermissen. Mit auf dem Platz war mal wieder Elvis Rexhbecaj, der nicht nur auf dem Rasen ein Dauerbrenner ist, seit er in Augsburg ankam. Auch neben dem Platz steht er in kritischen Phasen Rede und Antwort, wie jetzt mir in dieser Woche.

Andy: Jess hat auf der PK vor dem Mainz-Spiel gesagt, dass intern ambitionierte Ziele kommuniziert sind und jeder weiß, worauf es ankommt. Welche Ziele habt ihr als Team?

Elvis: Es ist viel möglich und alles eng beisammen. Wir sehen ja, wie schnell Teams nach oben oder nach unten rutschen können. Wenn Du zweimal gewinnst, dann bist Du gleich wieder oben dran. Wir haben uns vorgenommen, unsere Leistung konstant abzurufen und Punkte zu sammeln. In der Rückrunde haben wir sehr gute Spiele abgeliefert, aber wir haben teilweise nicht genug Punkte gesammelt. Und dann schauen wir wofür das reicht.

Andy: Nun hat das gegen Mainz nicht geklappt.

Elvis: Mainz war nach dem Auswärtsspiel in Bremen mal wieder so ein Tag, an dem zu viele Spieler nicht auf ihr Leistungsniveau gekommen sind und in dem wir das, was wir uns vorgenommen hatten, nicht umgesetzt bekommen haben. Mainz hat es einfach gehalten und uns in die Bredouille gebracht. 

Andy: Diese inkonstanten gibt es jetzt beim FCA schon länger. Wann hast Du das für dich gegen Mainz gemerkt, dass das an dem Tag nichts wird?

Elvis: Es ist ja nicht so, dass wir in das Spiel gegangen sind und schon gedacht hätten, es läuft nicht. Wir haben dann in der ersten Halbzeit immer wieder spielerisch versucht Lösungen zu finden, anstatt auch mal einen Ball hinter die Kette zu spielen. Und dann haben wir in der Anfangsphase immer wieder die gleichen Fehler gemacht und diese nicht abgestellt bekommen. In der zweiten Halbzeit ging es dann so weiter und am Ende haben wir verdient nichts mitgenommen. An solchen Tagen klappen die einfachen Dinge nicht und irgendwann verkrampfst Du dann. Du willst es dann zu sehr und es wird einfach nichts.

Andy: Im Nachgang wurde öffentlich, dass es in der Halbzeit laut zuging und Jess auch laut wurde. Wie hast Du das wahrgenommen?

Elvis: Das war jetzt für mich nicht das erste Mal, auch wenn es unter Jess das erste Mal war. Auch wir Spieler sind übrigens laut geworden, weil wir ja selbst nicht mit der Leistung in der ersten Halbzeit zufrieden waren. Von daher hat mich das nicht irritiert.

Andy: Warum ist es euch dann nicht gelungen, nach der Halbzeit den Schalter umzulegen, wie das z.B. gegen Gladbach der Fall war?

Elvis: Du kannst das Spiel gegen Mainz nicht mit dem Gladbach-Spiel vergleichen. Wir haben gegen Gladbach in der Anfangsphase gut gespielt und sind dann – auch durch die Unterbrechungen – etwas aus dem Tritt gekommen. Gegen Mainz haben wir schon am Anfang nicht in die Partie gefunden und auch nach der Halbzeit nicht. Da wurde dann in der zweiten Halbzeit unterbrochen, aber auch das hat uns nicht geholfen. Gegen Gladbach konnten wir uns schlicht nach der Halbzeit durch unsere Tore selbst für unsere gute Partie belohnen. Gegen Mainz haben wir die erste schlechte Partie seit dem Auswärtsspiel gegen Bremen abgeliefert.

Andy: Mainz war aber – bei allem Respekt – auch ein anderer Gegner als Gladbach? 

Elvis:  Der Tabellenplatz von Mainz bedeutet ja nicht, dass die nichts können. Die haben gegen Bremen ein Spiel auf ein Tor abgeliefert und fragen sich heute noch, wie sie das verloren haben. In der Bundesliga darfst Du keinen Gegner unterschätzen. Gegen Mainz kannst Du schon verlieren, aber die Art und Weise hat schlicht am Wochenende nicht gepasst.

Gegen Elvis in den Zweikampf zu gehen? Unangenehm. Nach dem Spiel zu plaudern? Sehr gerne. (Photo by CHRISTOF STACHE/AFP via Getty Images)

Andy: Wie war nun die Aufarbeitung nach dem Spiel?

Elvis: Wir haben uns am Sonntag unsere Fehler gemeinsam angeschaut und Jess hat auch am Mittwoch nochmal etwas dazu gesagt. Uns ist klar, dass die Art und Weise nicht akzeptabel war. Wir wissen aber prinzipiell was wir können, arbeiten im Training sehr intensiv und lassen uns durch diese Partie nicht verunsichern. Jetzt liegt der Fokus auf dem Heimspiel gegen Freiburg.

Andy: Wie schätzt Du Freiburg ein?

Elvis: Freiburg ist ein gestandenes Bundesligateam. Sie sind in einigen Bereichen sehr gut, müssen sich aber ihre Punkte dieses Jahr auch erarbeiten, weil sie sich schwerer mit dem Ball tun als vielleicht noch in der Vorsaison. Ich erwarte ein enges Spiel auf Augenhöhe, in dem sich die Mannschaften vielleicht auch über weite Strecken neutralisieren. Und dann müssen wir natürlich aufmerksam sein, weil Freiburg mit Grifo einen exzellenten Standardschützen hat und gerade solche Aktionen in diesem Spiel dann entscheidend sein können.

Andy: Taktisch hat sich seit dem Winter geändert, dass ihr nun mit einer Mittelfeldraute spielt, um das Zentrum zu stärken. Wo siehst Du hier die wesentlichen Unterschiede zu vorher?

Elvis: Wir haben damit nun eine offensivere Ausrichtung, da sich direkt 5 Spieler offensiv einbringen können. Einer von Jess Grundsätzen ist ja das „Offensive Mindset“ und das spiegelt sich hier wieder. Für mich persönlich ändert sich dort nicht allzu viel, nachdem ich vorher auch schon die eher offensiv ausgerichtete Rolle im 6er-Raum übernommen habe. Ich versuche mich weiter immer reinzuhängen und alles zu geben.

Andy: Wie siehst Du deine eigene Rolle im Team, nachdem Du in der Truppe ja mit die meisten Bundesligapartien auf dem Buckel hast und einer der Erfahrenen bist?

Elvis: Für mich war es bisher immer wichtig zu spielen und meine Zeit in der Bundesliga zu nutzen und ich habe in Wolfsburg, Köln und Bochum immer viel Spielzeit erhalten. Davon profitiere ich jetzt. Auf dem Platz bin ich ja eine andere Person als abseits des Platzes. Auf dem Platz seht ihr mich emotional und aufgedreht. Abseits des Platzes bin ich ein ruhiger und freundlicher Typ. Ich kann kritische sportliche Situationen durch meine Erfahrung einordnen und bin dankbar für meinen Job. Ich weiß es sehr zu schätzen, Bundesliga zu spielen und gebe jüngeren Spielern auch gerne eine Hilfestellung, wie sie mit Situationen umgehen können.

Andy: Und nach 1,5 Jahren bist Du mittlerweile in Augsburg heimisch geworden?

Elvis: Es ist in Augsburg sogar besser als erwartet. Klar, sportlich habe ich Vertrauen und Spielzeit erhalten und bin dafür dankbar. Abseits des Platzes hat man im Norden vielleicht schon das ein oder andere Vorurteil über die Bayern. Spaß beiseite. Die Stadt ist toll, ich wohne zentral und weiß die Lebensqualität sehr zu schätzen.

Andy: Ich mag mich für deine offene, zugängliche Art heute bedanken und wünsche viel Glück für Sonntag.

Elvis: Danke Dir.

Konstanz im Kasten!

Gerade erst ist Finn Dahmen gegen Union Berlin wieder zum „Man of the Match“ von den FCA Fans gewählt wurden. Finn hatte einen Elfmeter gehalten und dem FCA so am Ende des Tages zumindest einen Punkt bewahrt. Die Mannschaft von Jess Thorup ist damit seit 5 Spielen ungeschlagen und findet ihren Flow. Finn Dahmen im Tor mit ihr. Gerade erst ist er in die WhoScored-EIf des Monats November aufgetaucht. Nur Kane, Sané und Grimaldo hatten besseres durchschnittliche Scores im abgelaufenen Monat.

In der Woche vor dem Spiel gegen Eintracht Frankfurt nahm Finn sich dankenswerterweise die Zeit, mir meine Fragen zu seiner ersten Phase in Augsburg zu beantworten. Das Resultat könnt ihr nachfolgend lesen. Spoiler Alert: Finn Dahmen überzeugt nicht nur auf dem Rasen. Ich hoffe auf Konstanz im Augsburger Tor. Mit Finn Dahmen hat der FCA eventuell einen wichtigen Ankerspieler für die nächsten Jahre gefunden. Mit Konstanz auf der Torhüter-Position ist der FCA bisher sportlich am erfolgreichsten gewesen.

Andy: „Fangen wir am Anfang an. Im Sommer hast Du dich entschlossen nach 15 Jahren in Mainz nach Augsburg zu wechseln. Was waren deine Beweggründe, dich für den FCA zu entscheiden?“

Finn: „Ich hatte ausgiebig Kontakt mit den Verantwortlichen beim FCA und das Konzept in Augsburg hat mich überzeugt. Der FCA ist ein etablierter Bundesligist und ich habe hier meine Chance gesehen zum Stammtorhüter in der Bundesliga zu werden. Dazu habe ich mich direkt wohlgefühlt und Augsburg ist eine schöne Stadt. Es hat einfach viel für mich gepasst, warum ich mich dann auch für den Wechsel entschieden habe.“

Andy: „Nach deiner Ankunft ging der Start für die Mannschaft in die Hose. Ihr seid im Pokal ausgeschieden und am ersten Spieltag gegen Gladbach gab es direkt 4 Gegentore. Wie war deine Gefühlslage in dieser Phase?“

Finn: „Wir hatten eine gute Vorbereitung abgeliefert und die Stimmung war gut. Trotzdem lief es einfach nicht. Aber man kann aus so einer Phase auch viel mitnehmen und mittlerweile sind wir auf einem guten Weg.“

Andy: „Dennoch war in dieser Phase nicht alles schlecht. Ihr habt gegen Mainz gewonnen und in manchen Partien auch gut mitgespielt. Am Ende musste Enno Maaßen dennoch recht früh gehen und mit Jess Thorup ist jetzt ein neuer Trainer an Bord. Wie hast Du diesen Wechsel wahrgenommen?“

Finn: „Es war nun leider nicht der erste Trainerwechsel, den ich erlebt habe. Das ist nie schön, aber es gehört zum Geschäft dazu. Enno war auch einer der Verantwortlichen, der mich davon überzeugt hat, nach Augsburg zu kommen und ich hatte mit ihm auch ein gutes Verhältnis. Am Ende war es für ihn schade, dass er gehen musste. Ein Trainerwechsel kann aber auch positives auslösen und das sieht man gerade bei uns ja auch.“

Finn Dahmen klärt mit Vehemenz. (Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Andy: „Hat es dich überrascht, dass Jess Thorup auch erstmal dich als Torhüter in Frage gestellt hat und nicht sofort an Dir als Stammtorhüter festgehalten hat, nachdem er in Augsburg ankam?“

Finn: „Nein, überhaupt nicht. Es hätte mich eher überrascht, wenn er mir – ohne mich zu kennen, und mit mir vorher zu tun gehabt zu haben – sofort das Vertrauen ausgesprochen hätte. Es ist ganz normal, dass sich ein neuer Trainer alles ganz genau anschaut. Jess Thorup ist ein Trainer, der viel mit seinen Spielern spricht und man merkt ja nun nach dieser ersten Phase, dass die Abläufe immer besser greifen.“

Andy: „Mittlerweile ist der Fokus mehr auf der Defensive und in der Abwehr scheint sich auch eine Stammformation gefunden zu haben. Wie hilfreich ist das für Dich da hinten drin?“

Finn: „Natürlich ist es für die Abläufe wichtig, dass es ein festes Grundgerüst in einer Mannschaft gibt, das wir mittlerweile auch gefunden haben. Das tut mir und der ganzen Mannschaft gut.“

Andy: „Du hast nach dem Spiel gegen Union Berlin auch geäußert, dass Du mit einem großen Selbstbewusstsein in die Partie gegangen bist. Zusätzlich scheinen deine Leistungen in den letzten Wochen sich auch verbessert zu haben. Woher kommt das?“

Finn: „Das ist eine ganz normale Entwicklung. Auch für mich ist es eine neue Situation Woche um Woche Bundesliga zu spielen. Dazu haben wir uns mittlerweile als Mannschaft gefunden und sind ja nun auch 5 Spiele ungeschlagen. Da findet jeder Einzelne seine Routinen und das sieht man.“

Andy: „Elfmeter scheinen für dich etwas Besonderes zu sein. Du hast jetzt schon drei in diesem Kalenderjahr gehalten und man konnte dein Selbstbewusstsein vor dem Elfmeter von außen erkennen. Führe uns durch deinen Prozess!“

Finn: „Ich wollte den nächsten Elfmeter unbedingt halten und ich habe mich in dem Spiel sehr gut gefühlt. Klar, ich bekomme vor dem Spiel Infos welcher Schütze welche Präferenz hat und ich hatte mich auch schon vor dem Spiel entschieden, welche Ecke ich in dieser Situation nehmen würde. Schön, dass es diesmal geklappt hat. Die Schützen entscheiden sich ja auch gerne mal um, weil sie genau wissen, dass wir uns anschauen, wie sich regelmäßig verhalten. Diesmal war das Glück auf meiner Seite.“

Augen zu und durch: Finn Dahmen hatte zuletzt einige Möglichkeiten sich auszuzeichnen und diese auch genutzt. (Photo by Leon Kuegeler/Getty Images)

Andy: „Nun bist Du eher ein kleinerer Torhüter und die Größe ist weiterhin gerne etwas, woran man Torhüter misst. Wie ist deine Sicht zu diesem Thema?“

Finn: „Es gibt mittlerweile einige Keeper von internationalem Format, die nicht viel größer oder sogar kleiner sind als ich selbst. Yann Sommer, Marc-André ter Stegen oder früher Iker Casillas kommen mir in den Sinn. Klar, als großer Torhüter hast Du mehr Spannweite zum Beispiel bei Fernschüssen. Aber als kleinerer Keeper bist Du beweglicher und schneller unten in manchen Situationen. Am Ende kommt es auf die richtige Technik an, um Situationen im Spiel zu lösen.“

Andy: „Es wird insgesamt immer wieder hervorgehoben, dass ihr eine tolle Truppe habt. Woher kommt das aus Deiner Sicht?“

Finn: „Ich war in Mainz Teil vieler toller Teams und jetzt hier in Augsburg ist es nicht anders. Jeder Einzelne stellt das Team in den Vordergrund und wir haben auch keine Stinkstiefel dabei, die für Unruhe sorgen.“

Andy: „Wie wichtig ist für dich ein erfahrener Teamplayer wie Tomás Koubek auf der Bank?“

Finn: „Nicht nur mit Tomás sondern insgesamt unter den Torhütern auch mit Marcel und den Trainern ist es eine tolle Truppe. Wir haben eine gesunde Konkurrenz untereinander, haben aber auch gemeinsam Spaß und unterstützen uns kameradschaftlich.“

Andy: „Das stimmt doch alles positiv. Welche Ziele hast Du noch für diese Saison und wie wichtig sind in diesem Zusammenhang die vielgenannten „Clean Sheets““?

Finn: „Mir ist wichtig, dass wir als Team möglichst viele Punkte sammeln. Die „zu Null“-Spiele kommen dann von ganz alleine. Vielleicht ja schon am Sonntag.“

Andy: „Danke Dir, Finn, und weiterhin viel Erfolg!“

Der Ritt in den Sonnenuntergang

3 Jahre nach seinem Karriereende ist es für Daniel Baier endlich soweit: sein Abschiedsspiel findet statt. Anfang September wird eine Auswahl von Kickern der Aufstiegsmannschaft von 2011 gegen ein Team der Europapokalsaison 2015/16 antreten. Baier hatte während der Corona-Pandemie seine Karriere beendet, nachdem ihm von sportliche Seite eröffnet wurde, dass der FCA nicht weiter mit ihm plant. Für eine ganze Generation von Fans war ein FCA ohne Baier gar nicht vorstellbar. Baier der ab 2008 für den FCA (mit einem halben Jahr Pause) in 355 Pflichtspielen auflief, war die größte Konstante, die der Verein auf der Spielerseite seit dem Aufstieg in die zweite Liga hatte. Aber nicht nur das, Baier war in den Jahren 2013 bis 2016 einer der besten defensiven Mittelfeldspieler in der Bundesliga. Er hatte internationale Klasse und führte den FCA nach Europa.

Im Vorlauf zu seinem Abschiedsspiel nahm sich der ehemalige Kapitän Zeit für ein längeres Gespräch, um unterschiedliche Stationen seiner Karriere mit mir Revue passieren zu lassen. Für mich ist es ein wahr gewordener Traum. Dass Baier mir Rede und Antwort steht und ich für den Blog festhalten darf, wie er die Entwicklung des FCA über die Jahre gesehen hat ist außergewöhnlich. Hat doch gerade die von ihm getragene sportliche Entwicklung die Gründung dieses Blogs erst inspiriert. Lest selbst mein größtes Fanboy-Interview bisher:

Andy: Servus Dani, kannst Du dich erinnern, wann Du in deiner Profilaufbahn das erste Mal auf den FCA gestoßen bist?

Dani Baier (DB10): Hm, das müsste in der zweiten Liga mit 1860 gewesen sein. Da haben wir in der Allianz Arena verloren und Leo Haas müsste ein Tor geschossen haben. An das Rückspiel kann ich mich allerdings nicht erinnern.

Andy: Das hätte ich aus deiner Sicht auch schnell ausgeblendet. An das nächste Mal Allianz-Arena mit dem FCA kannst Du dich aber bestimmt erinnern.

DB10: Auf jeden Fall. Das war während meiner Leihe von Wolfsburg. Ich habe sogar das entscheidende 1:0 gemacht. Das war ein geiles Tor, mit Zidane-Pirouette und Chip und hat dazu das Spiel entschieden.

Nicht jeder hat Daniel Baier immer gerne zugehört. Für mich war es ein absolutes Highlight. (Photo credit should read CHRISTOF STACHE/AFP via Getty Images)

Andy: Wie bist Du denn überhaupt in Augsburg gelandet, nachdem Du ja in 2007 für 3 Jahre in Wolfsburg unterschrieben hattest?

DB10: Meine Debütsaison in Wolfsburg war okay. Ich kam von 1860 aus der zweiten Liga und habe meine Spiele bekommen. Im Vorlauf zur Saison 2008/09 hat der VfL Wolfsburg dann weiter Spieler verpflichtet und ich bin mehr und mehr ins Hintertreffen geraten. Felix Magath wollte mich lange nicht wechseln lassen. Kurz vor Ende der Transferperiode, und nachdem andere Clubs schon abgeblitzt waren, nahm dann Andi Rettig Kontakt auf. Ich habe mich ad-hoc mit ihm und Holger Fach in Frankfurt getroffen. Felix Magath ließ mich kurzfristig doch ziehen und ich packte meine Frau und meine 3 Wochen alte Tochter ins Auto und los ging es.

Andy: Wie hast Du deine Leihe in Erinnerung?

DB10: Ich habe das recht pragmatisch gesehen. Ich wollte spielen und mich zeigen. Augsburg war in der Nähe der Schwiegereltern. Der FCA spielte mit mir eine durchwachsene Saison in der zweiten Liga und ich konnte helfen, dass es nicht zum Abstieg kam. Ich habe damals aber noch keine langfristige Zukunft in Augsburg gesehen.

Andy: Weil es ja nach der Leihe erst wieder zurück nach Wolfsburg ging.

DB10: Ja. Ich hatte zwar Interesse in Augsburg zu bleiben. Aber der VfL Wolfsburg war in meiner Abwesenheit Meister geworden und spielte unter dem neuen Trainer Armin Veh Champions League. Und ich sollte mich in der Vorbereitung dort zeigen. Das lief auch gut. Ich durfte im Pokal ran und hatte Hoffnungen mich in Wolfsburg durchsetzen zu können. Wolfsburg war damals schon auf einem ganz anderen Niveau und es war mir den Versuch wert. Ich kam dann in der Hinrunde genau einmal in der Bundesliga zum Einsatz und dann bin ich eben im Winter nach Augsburg zurückgekommen.

Andy: Und da lief es sportlich erstmal sehr gut und ihr konntet in die Relegation für die erste Liga einziehen. Gegen Nürnberg klappte es dann allerdings nicht. Kam dir das damals wie eine einmalige verpasste Chance vor?

DB10: Nein. Einerseits war Nürnberg die bessere Mannschaft und setzte sich über zwei Spiele auch einfach verdient durch. Andererseits war der Einzug in die Relegation schon ein sehr gutes Resultat für uns. Die Saison vorher lief ja noch deutlich wackeliger. So haben wir uns mehr über das Erreichte gefreut als der Chance hinterhergeweint.

Andy: Im Jahr danach kam dann der Aufstieg. Wie hast Du das in Erinnerung?

DB10: Da waren wir dann von Anfang an oben mit dabei. Klar, die Hertha hat sich abgesetzt und es war dann ein Rennen um den zweiten Aufstiegsplatz zwischen Bochum und uns, indem wir uns am Ende durchgesetzt haben. Damit haben wir auch einfach Historisches geschaffen. Andere Clubs sind ja schon öfters aufgestiegen. Für den FC Augsburg war es durch uns das erste Mal.

Andy: Ihr wirktet immer wie ein besonders verschworenes Team. Wie kam das?

DB10: Wir haben gemeinsam Geschichten erlebt. Relegation, Aufstieg, 1. Klassenerhalt, der Klassenerhalt nach der 9-Punkte Hinrunde. Diese ganzen Erlebnisse haben uns zusammengeschweißt.

Andy: Den zweiten Klassenerhalt habt ihr dann ja schon unter Markus Weinzierl gefeiert. Welche Rolle hat er für deine Karriere gespielt, auch weil er dich auf deine Parade-Position in der Doppel-Sechs gestellt hat, auf der Du dann einer der besten Spieler in der Bundesliga warst?

DB10: Markus Weinzierl war in meiner Karriere mein bester Trainer. Ich habe ja in der Jugend immer zentral im Mittelfeld gespielt und damals gab es auch noch kein so nuanciertes taktisches Gefimmel. Ich habe mich auch selbst immer als zentralen Mittelfeldspieler gesehen, weil mir für die Außenpositionen einfach die letzte Schnelligkeit gefehlt hat. Markus Weinzierl hat mir auf dieser zentralen Position das absolute Vertrauen gegeben, und ich habe es ihm zurückgezahlt. Dabei gab es nie Diskussionen, auch wenn ich mal Murks gespielt habe.

Da soll es wieder hin gehen. Daniel Baier hat jeden sportlichen Höhepunkt des FCA selbst miterlebt. (Photo credit should read CHRISTOF STACHE/AFP via Getty Images)

Andy: In den deutschlandweiten Fachmedien wurdest Du vor der WM 2014 auf Grund deiner Leistungen mit der Nationalmannschaft in Verbindung gebracht. Wie hast Du das wahrgenommen?

DB10: Das habe ich sehr wohl wahrgenommen, auch weil mich Freunde und Kollegen darauf angesprochen haben. Es gab damals noch ein Trainingslager der Nationalmannschaft, bei dem experimentiert werden sollte und da war etwas meine Hoffnung, das ich nominiert werde. Auf einmal tauchte da auch beim Training ein Kamerateam auf, dass keiner zuordnen konnte und ich dachte, die sind wegen der Nominierung da, weil die explizit mich filmten. Am Ende waren sie wegen dem Augsburger Sportpreis da, denn ich gewann. Das war dann nach der ausgebliebenen Nominierung nur ein schwacher Trost.

Andy: Dafür ging es dann mit dem FCA durch Europa. Wie war das?

DB10: Wie das war? Einfach nur geil. Wie viele Leute mit nach Bilbao kamen oder auch zu den anderen Auswärtsspielen. Die Stimmung in der Stadt. Und dann hatten wir ja auch noch die Möglichkeit in Belgrad weiterzukommen, obwohl wir schon auch wussten, das es vor Ort hitzig zugehen kann. Wir gerieten dann in Rückstand, haben die Partie aber gedreht. Das war der Wahnsinn.

Andy: Wie bitter war es dann die Partien gegen Liverpool verletzungsbedingt zu verpassen?

DB10: Ganz bitter. Ich hatte mich im Training am Sprunggelenk verletzt und hatte versucht am Wochenende noch zu spielen. Das war eigentlich schon Wahnsinn. Erst danach bin ich dann zum MRT und es war recht schnell klar, dass es nicht reichen würde. Ich habe wirklich alles versucht und den Heilungsverlauf auch nicht verbessert, sondern eher noch verlängert. Ich hatte mit dem Sprunggelenk dann noch länger Probleme.

Andy: Danach gingen dann die Jahre ins Land und Du warst immer einer der verfügbarsten Spieler. In einer Saison hast Du sogar 34 Spiele über 90 Minuten gemacht. In anderen Jahren warst Du nah dran. Lange warst Du Mr. FC Augsburg. 2020 dann erst die Vertragsverlängerung im Januar und dann die Auflösung im Juni. Das wirkte dann zum Abschied nicht mehr ganz harmonisch. Wie siehst Du das aus heutiger Perspektive?

DB10: Sportlich war klar, dass die Entscheidung irgendwann so kommen würde. Das konnte ich akzeptieren. Ich hatte viele sehr gute Jahre und es war klar, dass es nicht ewig weitergeht. Ich habe damals vor allem die Art und Weise der Kommunikation kritisiert. Darüber haben wir mittlerweile gesprochen und das Thema ist für mich erledigt. Deswegen findet jetzt auch das Abschiedsspiel statt.

Andy: Ein Abschiedsspiel, das sich ein Spieler mit deiner Vita verdient hat, nachdem der Abschluss in der Corona-Pandemie nicht standesgemäß war. Danke für deine Zeit und viel Spaß bei deinem Auftritt in der Arena.

Weiter, immer weiter…

Zu Beginn der Saison 2019/20 wechselte der damals 14jährige Aaron Zehnter von der Jugendabteilung der Würzburger Kickers zum FC Augsburg. Sein Weg seitdem ist wirklich beeindruckend, denn für ihn ging es in gerade einmal drei Spielzeiten steil nach oben. Zuerst feierte er mit der U19 die Staffelmeisterschaft, an welcher er selbst einen großen Anteil hatte, bevor er schließlich im letzten Jahr seinen Profivertrag unterschrieb. Auch sein Debüt in der Bundesliga sowie im Pokal hat der Linksverteidiger bereits hinter sich. Wie es zu alldem kam und wie hart es für einen Jugendspieler manchmal sein kann, darüber durfte ich im Trainingslager mit ihm sprechen.

Birgit: Hallo Aaron, erst einmal Dankeschön, dass du dir die Zeit genommen hast. Im Mai hast du dich verletzt. Wie geht es dir heute? Bist du schon wieder zu 100 Prozent fit und kannst an allen Trainingseinheiten teilnehmen?

Aaron: Ja, das geht schon wieder. Ich habe am Sonntag mit dem Mannschaftstraining (Anm.: 16.07.2023) begonnen. Man tastet sich langsam heran, um ein gutes Gefühl zu bekommen, weil die Verletzung doch an einer Stelle war, die ich als Fußballer sehr oft benutze – bei jedem Pass und bei jedem Schuss. Ich merke durch die Pause leider, dass ich ein bisschen aufzuholen habe, weil ich sechs Wochen lang leider überhaupt nichts am Ball machen konnte. Da war ich nur beim Krafttraining und Fahrrad fahren. Erst nach sechs Wochen konnte ich anfangen mit Jogging und nun eben wieder ins Mannschaftstraining einsteigen.

Birgit: Aber es läuft soweit gut, oder?

Aaron: Ja, das läuft sehr gut.

Birgit: Das freut mich. Wenn wir schon beim Trainingslager sind: Gibt es dort Dinge, die dir besonders gut gefallen im Vergleich zum normalen Trainingsalltag?

Aaron: Man kann sich hier voll auf den Fußball konzentrieren, weil man immer einen gewissen Input bekommt. Im Trainingslager lernt man sich selbst auch am besten kennen, zum Beispiel, was einem besonders gut tut. Man kann beispielsweise nachmittags irgendwo ein Eisbad nehmen. Je nachdem, was man gerade braucht.

Birgit: Schladming ist ja auch eine wunderschöne Gegend. Ihr macht auch Teambuildingmaßnahmen. Zuletzt konnte man euch beim Rafting sehen. Auch das hast du gut überstanden, oder? Das hat sicherlich großen Spaß gemacht.

Aaron: Ja, das war sehr gut. Ich habe das früher auch schon einmal mit der U17 gemacht. Es ist immer sehr lustig, vor allem, wenn man Achterteams hat und das ganze mit einem Guide macht.

Birgit: 2019 bist du von der Jugendabteilung der Würzburger Kickers in die Jugendabteilung des FC Augsburgs gewechselt. Warum genau hast du dich für den FCA entschieden? Wie kam es dazu?

Aaron: Dazu kam es, da ich von Scouts bei einem Turnier, bei dem ich mit den Würzburger Kickers teilgenommen habe, und bei einem Testspiel in Darmstadt gesehen wurde. Daraufhin wurde ich zu einem Probetraining eingeladen. Ich habe dann länger überlegt, weil ich auch bei anderen Clubs gewesen bin. Am Ende hatte ich die Entscheidung zwischen Augsburg und RB Leipzig. Doch beim FC Augsburg hat mich das Familiäre überzeugt und die Entfernung nach Würzburg war nicht ganz so groß. Deswegen habe ich gesagt, dass ich hier meinen Weg gehen werde, da einfach alles gepasst hat.

Birgit: Diese Entscheidung hast du auch nie bereut, oder?

Aaron: Nein, das habe ich auf gar keinen Fall.

Birgit: Beim tollsten Club der Welt ist das auch unmöglich. Du wurdest an unserem Nachwuchsleistungszentrum ausgebildet. Wie hast du dort den Alltag für dich empfunden? Das ist doch sicher ziemlich anstrengend, Schule und Training unter einen Hut zu bringen. Ich stelle mir das in so einem jungen Alter nicht einfach vor. Vor allem, wenn die Familie nicht in der Nähe ist.

Aaron: Man braucht auf jeden Fall eine gewisse Zeit, bis man sich reinfindet. Es gehört alles dazu: von Schulwechsel über eine neue Mannschaft bis hin zu einem komplett neuen Umfeld. Man ist die ganze Woche über nicht bei der eigenen Familie. Das ist eine große Umstellung. Es gab auch ein paar Spieler, die nach einem halben Jahr abgebrochen haben und zurück gewechselt sind, weil sie mit diesem Umschwung nicht zurecht gekommen sind. Bei mir hat das aber gut geklappt. Ich bin einmal in der Woche nach Hause gekommen, aber es gab auch Phasen, in denen ich drei bis vier Wochen komplett in Augsburg gewesen bin. Der Alltag war aber nicht immer einfach. Zuerst Frühstück am NLZ um 07:00 Uhr und dann Schule bis ca. 15:00 Uhr. Am Freitag bis 13:00 Uhr. Danach ging es zurück in die WG, in der ich gewohnt habe. Von dort aus ging es sofort ins Training. Es gab eigentlich nie eine Zeit, in der man mal drei oder vier Stunden mittags nichts zu machen hatte. Man war immer in Bewegung. Und wenn man dann so um 20:00 – 20:30 Uhr nach Hause gekommen ist, musste man noch essen und gleichzeitig noch ans Lernen denken. Da war der Kopf manchmal schon zu.

Birgit: Das kann ich mir vorstellen, dass man danach platt ist. Du hast ja die Entwicklung der heutigen Paul-Renz-Akademie mitbekommen. Kann man da Vergleiche ziehen, was jetzt besser ist als vor vier Jahren?

Aaron: Speziell das Thema Essen würde ich hier ansprechen, weil es früher doch ein bisschen ausbaufähig gewesen ist. Vor der Coronapandemie, die ich ja auch voll miterlebt habe, musste man vor ans NLZ, das ungefähr 500 Meter entfernt war, dort frühstücken und dann in die Schule. Die Wege waren zwar kurz, aber morgens um 07:00 Uhr hat man nicht immer so viel Lust. Zu diesem Zeitpunkt war das aber leider nicht anders möglich. Manchmal haben wir zuhause gefrühstückt und sind auch selbst zum Einkaufen gegangen. Als Corona kam, wurde ein Nachtdienst in das Leben eingebaut, der morgens das Frühstück vom Bäcker abgeholt und uns gebracht hat. Für uns war das ein bisschen umständlich, da es Zeit raubt und wir das nicht gewohnt waren. Man hat es nach der Pandemiezeit beibehalten und es gab dann Frühstück bei uns zuhause oder man hat es sich in die Schule mitgenommen. Als das NLZ fertig war, bin ich eigentlich schon direkt in meine eigene Wohnung gezogen. Das, was ich aber von allen gehört habe, ist es mit der neuen Paul-Renz-Akademie und dem Internat wirklich top geworden.

Birgit: Letztes Jahr – also in der Saison 2021/22 – bist du mit der U19 Staffelmeister geworden und ich würde sagen, dass du doch einen relativ großen Anteil daran hast. Vier Tore und vierzehn Torvorlagen muss man erst einmal schaffen. Ist man da ein bisschen stolz auf sich selbst?

Aaron: Auf das Erreichte kann man sicherlich stolz sein. Man darf nicht immer zu kritisch mit sich selbst sein. Das gehört auf jeden Fall auch mal dazu, aber man darf sich auf seinen Erfolg auch nicht ausruhen. Natürlich sollte man auch aus den Spielen herausziehen, was man nicht so gut gemacht hat, aber man darf auch stolz sein, wenn man auf so eine Saison zurück blickt, Staffelmeister geworden ist und in fast jedem Spiel Scorerpunkte hatte.

Birgit: Es war eine tolle Saison. Da ist man als Fan schon stolz, dass auch der Nachwuchs so eine starke Leistung zeigt. Du hast allgemein eine sehr schnelle Entwicklung beim FC Augsburg hingelegt, denn es waren gerade einmal drei Spielzeiten von der Jugendabteilung bis du deinen Profivertrag unterschrieben hast. Hand aufs Herz: Wie doll hast du dafür gearbeitet und auf was musstest du alles verzichten?

Aaron: Wenn man es ganz hart sagt, dann musste man schon ein wenig auf die Jugend verzichten. Es gab viele aus meinem Umfeld in Würzburg, die jedes Wochenende feiern gegangen sind. Ich dagegen hatte oft ein Turnier oder ein wichtiges Spiel und bin in Augsburg geblieben. Eigentlich war ich nie feiern. Ich war in diesem Punkt sehr streng zu mir selbst und habe mir gesagt, dass ich das in 15 Jahren immer noch nachholen kann. Aber im Fußball kann ich meine Jugend nicht mehr nachholen. Aus diesem Grund bin ich diesen Schritt gegangen.

Birgit: Du durftest recht schnell zwei Debüts feiern. Eins im Pokal gegen Blau Weiß Lohne und natürlich deinen ersten Bundesligaeinsatz in der WWK ARENA. Welches hat sich für dich besser angefühlt?

Aaron: Das Bundesliga-Debüt in der WWK ARENA. Es war zwar ein bisschen kürzer, aber es ist ein schönes Gefühl, wenn man vor dieser Kulisse auftreten darf. Man ist zwar ein bisschen nervös, wenn man rein kommt und will dann automatisch auf Sicherheit spielen. Aber am Ende realisiert man es erst eine Woche später, was da passiert ist. Es geht einfach so schnell. Ich wurde gefühlt eingewechselt und saß kurze Zeit später abends auf meiner Couch. Wenn man es dann aber realisiert, ist es unglaublich schön.

Der größte Moment seiner bisherigen Laufbahn: Das Bundesliga-Debüt gegen Bayer 04 Leverkusen (Photo by Adam Pretty/Getty Images)

Birgit: Ich stelle mir das sehr nervenaufreibend vor, da es auch noch gegen unseren Angstgegner Leverkusen gewesen ist. Du kamst in der 90. Minute bei einem Stand von 1:0 rein. Auf einer Skala von 1 bis 10 warst du wahrscheinlich bei 100 Prozent Nervosität, oder?

Aaron: Gefühlt schon, ja.

Birgit: Aber es hat doch gut funktioniert. Ihr habt das Ding nach Hause gebracht. Was würdest du eigentlich sagen, war bisher dein größter Erfolg? Gibt es etwas in deiner bisherigen Karriere, woran du dich dein Leben lang erinnern wirst?

Aaron: Es gibt in jedem Jahr ein Highlight. Ich habe mit dem Fußball angefangen, um natürlich irgendwann in der Bundesliga zu spielen. Deswegen ist der größte Erfolg bisher das Bundesligadebüt gegen Bayer Leverkusen. Ob ich das aber in 20 Jahren immer noch sage, das kann ich nicht sagen, aber ich werde mich immer daran erinnern. Oder in 50 Jahren, dass ich Staffelmeister geworden bin und eine sehr gute Saison gespielt habe. Oder an die Saison damals bei den U15-Kickers, als ich auch eine tolle Spielzeit hatte. Da habe ich ca. 20 Tore und 30 bis 40 Vorlagen hingelegt.

Birgit: Ich war an dem Tag auch im Stadion und habe sehr gerne deinen Namen gerufen. Hast du irgendein Vorbild – sei es jetzt beim FCA oder allgemein im Fußball? Oder privat vielleicht irgendjemanden, zu dem du aufsiehst?

Aaron: Was meinen Ehrgeiz angeht, habe ich immer zu meinem Papa aufgeschaut. Der hat zwar nicht hochklassig gespielt, aber er war immer voll dabei. Ich habe früher mit ihm auf dem Platz trainiert und da gab es kein „Lass ich mal schön den Aaron gewinnen.“ Da habe ich gelernt, dass man auch mal verliert. In unserem Team schaue ich so ein bisschen auf die älteren Spieler, da sie schon vieles erlebt haben. Selbst von Felix Uduokhai, der jetzt in der Mitte seiner Karriere steht, kann ich sehr viel lernen, weil er ein Musterprofi ist. Man kann sich aber von jedem Spieler das abschauen, das man für sich selbst braucht.

Birgit: Wie sehen für diese Saison deine Ziele aus? Persönlich und für den FC Augsburg.

Aaron: Ich fange mal mit dem FCA an. Ich wünsche mir, dass wir nicht so eine Zittersaison spielen wie letztes Jahr. Sprich, dass man nicht bis zum 34. Spieltag am Rand oder vor dem Fernseher sitzt und fast einen Herzinfarkt bekommt. Es sollte eine Saison werden, in der es natürlich auch Höhen und Tiefen geben wird, aber in der man trotzdem gute Spiele macht und die Punkte holt, sodass man am Ende frühzeitig gesichert ist. Für mich persönlich erhoffe ich mir mehr Einsätze als letztes Jahr und mich in jedem Training weiterentwickeln zu können. Natürlich habe ich über die Regionalligamannschaft auch noch Entwicklungspotenzial, in der ich auch elf Einsätze hatte. Wenn dort auch nochmal einige dazukommen, dann ist es für mich perfekt. Doch mein Hauptziel ist es, so viele Bundesligaeinsätze wie möglich zu bekommen.

Drücken wir ihm die Daumen, dass er in dieser Saison viel Spielzeit bekommt (Photo by Oliver Hardt/Getty Images)

Birgit: Ich drücke dir die Daumen, dass du das schaffst, denn wir Fans wünschen es uns alle. Du bist ja auch schon für den DFB in verschieden Jugendmannschaften aufgelaufen. Ist das auch etwas, das du dir für die weiter entfernte Zukunft vorgenommen hast, in der Nationalmannschaft zu spielen? Gibt es einen Traum, den nächsten Schritt zu gehen oder konzentrierst du dich voll und ganz auf das Hier und Jetzt?

Aaron: Der Hauptfokus liegt natürlich hier auf dem Verein. Der geht immer vor. Aber die Nationalmannschaft ist ein Höhepunkt, auf den man auf jeden Fall stolz sein kann, da man sein Land vertritt. Es ist mein Ziel, auf meiner Position so viel Spielzeit wie möglich zu bekommen und sich auch dorthin weiter zu entwickeln.

Birgit: Du hast jetzt eine Saison hinter dir, in der du sowohl in der zweiten Mannschaft gespielt hast, aber eben auch ins Profisein reinschnuppern konntest. Was sind denn die größten Unterschiede zwischen Jugend- und Amateurfußball und dem Herrenbereich? Ich bin der Meinung, das wird doch ein wenig unterschätzt, dass es bei den Herren doch anders zugeht.

Aaron: Es gab für mich damals schon einen Unterschied zwischen der U19 und der U23. Zu meinem Kollegen, mit dem ich in der WG zusammengewohnt habe, habe ich das auch gesagt, weil unsere Mannschaft technisch eine sehr gute Qualität hatte. Aber man merkt es schon. Der Hauptfaktor in der U23 ist einfach, dass dort Männer spielen und dass man nicht so wie in der Jugend gegen Spieler des gleichen Alters ran muss. Da ist der Herrenbereich schon wesentlich stärker. Und zum Profibereich ist es dann noch einmal eine gewaltige Steigerung. Das Körperliche und ganz besonders die Schnelligkeit im Spiel – das Tempo an sich und auch das Passtempo – sind gar nicht damit zu vergleichen. Eine Halbzeit in der ersten Bundesliga fühlt sich so an wie ein ganzes Spiel in der U23. Vor ein, zwei Jahren, als der FCA schon einmal eine solche Zittersaison gespielt hat, saß ich auch vor dem Fernseher und dachte mir, wie schwach die Mannschaft auf dem Platz agiert. Aber im Profitraining ist mir dann bewusst geworden, wie schnell und schwer dieses Spiel ist. Da merkt man erst einmal, wie viel Kraft man aufwenden muss.

Birgit: Das klingt schon nach sehr großen Unterschieden. Dann sind natürlich auch große Gegner und große Namen dabei. Da spielt sicher auch der Respekt davor eine große Rolle. Aber was machst du abseits des Fußballplatzes, wenn du jetzt nicht gerade trainierst oder spielst?

Aaron: Im Moment bin ich noch ein bisschen auf der Suche nach etwas, was ich noch neben dem Fußball machen kann. Etwas, das ein bisschen für Ablenkung sorgt. Momentan habe ich eigentlich nur Fußball im Kopf. Seitdem ich letztes Jahr mit der Schule fertig geworden bin, habe ich ein Jahr pausiert, da der Sprung in den Profibereich doch groß war. Da wollte ich nicht direkt irgendwelche Kurse beginnen, um mich voll fokussieren zu können. Aber ich habe schon einiges im Hinterkopf. Vielleicht mache ich einen Englischkurs oder ähnliches. Etwas, in das man nicht so viel Zeit investiert, da es die zweite Priorität neben dem Fußball sein muss, aber das einen auch im Fußballleben weiterbringt.

Birgit: Das bringt dich sicher weiter, da jede Mannschaft doch irgendwo international in sich selbst ist.

Aaron: Das merke ich hier auch. Hier im Team gibt es auch sehr viele verschiedene Sprachen.

Birgit: Es ist auf jeden Fall eine sehr gute Idee, da du dir ja auch für nach der Karriere sicher schon Gedanken machst. Da gibt es aber Stand heute noch keine wirklichen Pläne, oder?

Aaron: Nein, einen konkreten Plan habe ich diesbezüglich noch nicht.

Birgit: Deine Karriere hat ja auch gerade erst angefangen und nimmt jetzt dann sicher bald so richtig Fahrt auf. Was gefällt dir denn an Augsburg und der Umgebung besonders?

Aaron: Vor einem Jahr bin ich in eine Wohnung nach Haunstetten gezogen. Davor in Oberhausen war alles etwas beengt. Jetzt bin ich in einer ruhigen Gegend, wo ich einfach mal spazieren gehen kann und meine Ruhe habe. Das ist sehr schön. Allgemein gibt es in Augsburg sehr viele ruhige Orte. Aber man ist auch in 20 Minuten in der Stadt und hat dann alles, was man braucht. Augsburg hat auch eine wunderschöne Altstadt.

Birgit: Augsburg ist auf jeden Fall schöner als Leipzig. Für mich persönlich ist auch Familie immer ein ganz wichtiger Faktor und wie ich weiß, bist du auch sehr eng mit deiner Familie verbunden. Deine Eltern haben dich auch ins Trainingslager begleitet. Was bedeutet es dir, dass du so eine Unterstützung bekommst?

Aaron: Das ist ein sehr schönes Gefühl, dass meine Eltern immer hinter mir stehen und mich unterstützen. Als ich noch keinen Führerschein hatte, haben sie mich in Würzburg überall hingefahren. Ich will gar nicht wissen, wie viele Kilometer das gewesen sind. Da ist schon sehr viel Unterstützung dabei, für die ich wahnsinnig dankbar bin. Vor allem, weil sie ja nicht wussten, ob ich den Sprung schaffe oder nicht. Manche Eltern machen das über viele Jahre hinweg und dann beginnt der Sohn am Ende doch eine Ausbildung, weil es für den Fußball nicht reicht. Es war dann aber trotzdem nicht umsonst, da man auch als Elternteil immer wieder neue Leute kennenlernt. Das ist auch schön, weil man gleichzeitig noch in ganz Deutschland herum kommt.

Birgit: Eine letzte Frage noch: Wie lautet dein Tipp für das Spiel am ersten Spieltag gegen Borussia Mönchengladbach?

Aaron: Viele Fans haben vielleicht noch ein bisschen Angst, wenn sie an die letzte Saison zurückdenken, aber ich bin recht zuversichtlich. Daher tippe ich einen 3:1-Heimsieg.

Birgit: Das würde ich auf jeden Fall so nehmen. Noch einmal vielen Dank für deine Zeit und das Interview.

Aaron: Sehr gerne!

Vorfreude mit Maaßen

Im Trainingslager hat sich Enno Maaßen die Zeit genommen, um mit uns auf die abgelaufene Saison zurückzublicken und darüber zu reden, was sich zukünftig ändern soll. Fokussiert und gleichzeitig gelassen merkt man ihm an, dass die Stimmung gut ist. Es herrscht eine gewisse Zuversicht, aus dem ein oder anderen kritischen Thema aus der letzten Saison die richtigen Schlüsse gezogen zu haben. Mich steckt er damit schon nach einer kurzen Weile an. Im Grundsatz bleibt Enno rein vom Typ her, der beste Trainer, den der FCA seit einer ganzen Weile hatte. Man fiebert mit ihm und dem Team direkt mit. Die Vorfreude auf die neue Saison ist durch das Gespräch zumindest bei mir deutlich gestiegen. Aber lest selbst und verschafft euch einen eigenen Eindruck:

Andy: Servus Enno, deine erste Bundesligasaison ist in den Büchern. Wie sieht dein persönliches Fazit aus?

Enno: Es gab Licht und Schatten. Trotz eingeleitetem Umbruch und Verjüngung des Kaders hatten wir richtig gute Phasen. Aber wir haben es versäumt, uns über gute Ergebnisse in manchen Spielen während der Saison andere Perspektiven zu eröffnen. Wir haben es unter anderem gegen Leipzig und Wolfsburg verpasst, deutliche Führungen nach Hause zu bringen und in höhere Tabellenregionen vorzustoßen. Wir haben auch gegen direkte Konkurrenten insgesamt zu wenige Punkte geholt. Dass wir hinten heraus Probleme bekommen haben, darf man trotz einiger Verletzungen und Sperren nicht schönreden. Damit waren wir nicht zufrieden. Insgesamt haben wir als Mannschaft wertvolle Erfahrungen gesammelt. Darauf wollen wir aufbauen und uns immer weiter verbessern.  

Andy: Die Saisonanalyse war ein heißes Thema, das in vielen Interviews mit unterschiedlichen Personen im Verein thematisiert wurde. In welchen Bereichen ist es für dich am wichtigsten, dass sich das Team für die kommende Saison verbessert?

Enno: Wir wollen in allen Bereichen möglichst immer 100% Leistung abrufen. Wir wollen durch Kontinuität in die Stabilität kommen. Dabei legen wir noch mehr Wert auf Basics wie Zweikampfwerte, Passquote und auch Standards. Wir brauchen einen Killerinstinkt, um Spiele nicht mehr aus der Hand zu geben, sondern am Ende zu unseren Gunsten zu entscheiden.

Andy: Wenn es am Ende der kommenden Saison wieder eng werden sollte: Warum wird sich ein Einbruch wie gegen Gladbach nicht wiederholen?

Enno: Einerseits nehmen wir alle die Lernerfahrungen aus diesem Jahr mit und können darauf aufbauen. Andererseits haben wir im Vorlauf zu diesem Spiel Entscheidungen getroffen, bei denen wir in ähnlicher Situation eventuell in der Zukunft anders handeln würden. Grundsätzlich wird es wichtig sein, sich vor allem mental zu verbessern, um mit ähnlichen Drucksituationen besser umgehen zu können.

Andy: Inwiefern ist gerade mit Blick auf Stabilität und Kontinuität kontraproduktiv, dass sich ein Spieler wie Felix Uduokhai gegen eine Vertragsverlängerung beim FCA entschieden hat?

Enno: Das ist schade, weil wir Felix schätzen und er ja auch ein Verlängerungsangebot vorliegen hatte. Prinzipiell ist es aber für uns wichtig, klar und offen mit der Situation umzugehen und Spieler hierzuhaben, die sich zu 100% mit uns identifizieren.

Andy: Schon im letzten Sommer war eine der von Dir benannten Kernaufgaben, ein Team zu formen. Wo siehst Du euch hier, auch unter Anbetracht der vielen Zugänge?

Enno: Wir haben in den letzten Transferperioden vor allem junge, talentierte Jungs dazu geholt. Jetzt in dieser Periode war uns wichtig, zusätzlich auch ein paar gestandene Typen zu verpflichten, die das Mannschaftsgefüge stabilisieren. Wir haben im Trainingslager gesehen, dass hier etwas zusammenwächst. Die Stimmung ist sehr gut.

Die Stimmung vor der neuen Saison ist prinzipiell gut. (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Andy: Ihr habt in der letzten Saison immer wieder zwischen 3er und 4er Kette gewechselt. Inwiefern beeinflusst das Personalkarussel nun auch die sportlichen Pläne?

Enno: Das verfügbare Personal beeinflusst immer auch die Ausrichtung der Mannschaft. Wir haben im letzten Jahr mit beiden Grundausrichtungen sowohl gute als auch schlechte Spiele abgeliefert. Wichtiger ist uns, dass wir unsere intensive Art des Spiels umgesetzt bekommen und uns mit dem Ball stetig weiterentwickeln.

Andy: Eine große Rolle haben im letzten Jahr auch verletzungsbedingte Ausfälle gespielt. Wie ist deine Perspektive auf dieses Thema?

Enno: Wir hatten im letzten Jahr einige krasse Ausfälle unter anderem von André Hahn, Niklas Dorsch oder Reece Oxford. Wenn wir aber rein auf Muskelverletzungen schauen, dann liegen wir in diesem Bereich gar nicht so schlecht. Trotzdem können wir natürlich in diesem Bereich auch noch besser werden. Deshalb haben wir auch zusätzliches, erfahrenes Personal dazu geholt, um die Spieler noch besser und individueller fördern zu können.

Andy: Neuzugänge gab es auch in der sportlichen Führung. Wie läuft hier schon der Austausch, auch wenn Marinko Jurendic erst im August offiziell anfängt?

Enno: Michael Ströll und Stefan Reuter haben mich in einem Gespräch über die neue Aufgabenteilung informiert. Mit Marinko habe ich mich auch schon ausgetauscht und freue mich, wenn er im August dann richtig bei uns angreift.

Andy: Marinko Jurendic kommt ja auch, weil die Schnittstelle zur Paul-Renz Akademie gestärkt werden soll. Welche Perspektive haben die Spieler aus der Akademie in der kommenden Saison?

Enno: Dass bei uns junge, entwicklungsfähige Spieler, am liebsten aus dem eigenen Nachwuchs, eine klare Perspektive bekommen sollen, haben wir betont. Hier ist aber auch Geduld gefragt. Einige Spieler haben sich im letzten Jahr bei ihren Leihen gut entwickelt. Die Spieler kommen mit einem anderen Selbstbewusstsein von den Leihen zurück und können sich nun in der Vorbereitung zeigen oder im Falle von Lukas Petkov oder Lasse Günther weiter Spielpraxis auf hohen Niveau sammeln. Der Sprung von der U19 in die Bundesliga bleibt aber ein großer, den nur sehr selten Spieler sofort schaffen. Und hier liegt es an uns, die Spieler weiterhin individuell mit den geeigneten Maßnahmen zu begleiten.

Andy: Abschließende Frage: Der FCA hat den Ausrüster gewechselt. Ändert sich dadurch etwas an deinem Sneakergame am Spieltag?

Enno: (Lacht) Nein, ich habe freie Kleider- und Schuhwahl und den WWK-Pin bekomme ich überall dran gepackt. Da bleibt alles beim alten.

Andy: Danke Dir, Enno, für deine Zeit. Ich kann bestätigen, dass die Stimmung ganz hervorragend ist.

Traumberuf: Profifußballer

Sommer, Sonne, Strand im Trainingslager in Algorfa. Nieselregen, grau in grau und einstellige Temperaturen in Augsburg. Vom 04.01.2022 an weilte der FC Augsburg acht Tage lang in der spanischen Provinz Alcante , um sich dort auf die bevorstehende Rückrunde vorzubereiten. Am zweiten Tag hatten wir – Irina und Birgit – die große Ehre, mit einem unserer Eigengewächse sprechen zu dürfen, der zu Saisonbeginn den Sprung in den Profikader geschafft hat – Lukas Petkov. Der 21jährige Offensivspieler plauderte mit uns über das Trainingslager, seine Zeit in der Jugend des FCA, seine Leihe in die 3. Liga und vieles mehr. Aber lest selbst.

Irina: Hallo Lukas, schön, dass du dir die Zeit für uns genommen hast.

Lukas: Sehr gerne.

Irina: Ich glaube, die erste Frage, die die FCA-Fans interessiert: Wie seid ihr im Trainingslager angekommen? Wie ist es vor Ort und wie muss man sich ein Trainingslager vorstellen?

Lukas: Es gefällt mir hier sehr gut. Die Reise war ein bisschen anstrengend, aber man freut sich natürlich, mal wieder in der Sonne zu sein und eine Abwechslung zum Trainingsumfeld zuhause zu haben. Das tut der Mannschaft auch gut. Wir sind gestern (Anm.: am 4.1.23) angekommen. Nur eine Stunde später, ging es gleich auf den Trainingsplatz. Die Abläufe sind sehr eng getaktet. Da funktioniert man einfach.

Irina: Auch oder ganz besonders bei gutem Wetter. Das wievielte Trainingslager ist das jetzt für dich?

Lukas: Ich war im letzten Sommertrainingslager zwar dabei, aber da war ich noch in der Reha. Das war direkt in der zweiten Woche der Vorbereitung. Ich habe mich in der ersten Woche direkt verletzt und konnte vom Mannschaftstraining fast gar nichts mitmachen. Somit ist es das jetzt das erste Trainingslager, das ich komplett mitmachen kann.

Birgit: Das freut dich sicher und ist bestimmt auch eine tolle Erfahrung. War es eigentlich als Kind schon dein Traum, eines Tages Profifußballer zu werden oder hattest du früher einen anderen Berufswunsch?

Lukas: Nein, aber ich habe mich immer geweigert zu sagen, dass ich Profifußballer werden will. Einfach nur, um es nicht auszusprechen und mir den Traum dadurch nicht kaputt zu machen. Aber wenn ich in ein Freundebuch rein geschrieben habe, dann war schon Fußballprofi mein Traumberuf.

Birgit: Das ist wahrscheinlich auch der Traum von ganz vielen Jungs und Mädchen. Du bist ja recht früh zum FC Augsburg gekommen und im Alter von nicht ganz acht Jahren vom SV Mering in die Jugendabteilung des FC Augsburg gewechselt. Wie kam es dazu? Bist du gescoutet worden oder hast du dich bei der FCA-Fußballschule beworben?

Lukas: Es war eher Zweiteres. Es gab einen Talenttag, an dem ich angemeldet wurde. Ich habe das Training mitgemacht und wurde schließlich in die damalige U9-Mannschaft aufgenommen.

Birgit: Und dann hast du es geschafft. Cool!

Lukas: Ja, mehr oder weniger. Es war in der U9 schon schwierig, da alles durchzumachen. Auch das mit der Schule zu verbinden. Das stellt man sich einfacher vor als es tatsächlich ist. Ich habe zum Beispiel auch gar keine Freunde aus Mering. Ich wohne dort zwar noch, aber ich war die meiste Zeit in Augsburg. Ich war in einer kleinen Fußballer-Bubble. Deswegen habe ich nicht viel Bezug zum Ort Mering, außer zu meiner Familie. Aber ich habe in der U9 nicht angefangen mit dem Weg, dass ich beim FCA irgendwann mal in der Profimannschaft spiele. Das ging eher Stück für Stück und man schaut, was daraus wird. In erster Linie ging es darum, dass ich die Schule schaffe, weil wenn das nicht geklappt hätte, dann hätte ich auch nicht mit dem Fußball weitermachen dürfen. Das war immer der Deal mit meinen Eltern.

Schon im Jugendbereich gab Lukas alles
(Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

Irina: Wie fühlt sich das an, wenn man in seiner Heimat Profi ist und dann vor Fans spielt, die man vorher vielleicht im Supermarkt gesehen hat, wo man einfach noch „normal“ war?

Lukas: Aus meiner Perspektive würde ich sagen, dass die Begegnungen immer noch normal sind. Manchmal haben die Leute dann eine andere Sicht so wie du es jetzt darstellst, aber im Endeffekt spiele ich ja auch nur meinen Fußball – halt jetzt in der WWK-ARENA – und mir schauen mehr Leute zu. Aber was ich sagen kann, dass es für mich auf jeden Fall besonders ist, weil ich ja auch ein Jahr woanders gespielt habe, von zuhause weg war und ich schon gemerkt habe, dass ich sehr gerne zuhause bin. Sehr gerne in Bayern vor allem. Deswegen freue ich mich sehr, dass mir jetzt die Fans aus der Heimat zuschauen und nicht welche, zu denen ich keinen Bezug habe.

Irina: Das heißt, du kannst noch ganz in Ruhe einkaufen. Dich erkennt keiner, dich sprechen nicht viele an. Also das ist alles gleich geblieben.

Lukas: Hier und da kommt es schon mal vor, dass ich ein Bild mit Fans machen darf. Aber sonst ist es bei mir noch relativ human.

Birgit: Ich denke, das kommt schon noch anders. Gerade wenn du so weitermachst wie bisher, dann werden immer mehr Leute kommen und sagen: „Oh guck mal, das ist Lukas Petkov!“ Das muss ein tolles Gefühl sein irgendwann zu wissen, man hat es geschafft. Was ging dir damals durch den Kopf, als der FCA auf dich zukam und dir einen Profivertrag angeboten hat? Du hattest ja immerhin diesen Traum, Profifußballer zu werden und dann wurde er wahr.

Lukas: Ich habe mich natürlich unfassbar gefreut. Ich bin ein Mensch, der sich immer ein Ziel setzt und das erreichen möchte, bevor es ein neues Ziel gibt. Das habe ich damit erreicht. Das war einerseits natürlich eine Ehre, andererseits war es eine Riesenaufgabe, weil man es durch den Vertrag eben nicht gleichzeitig geschafft hat. Man muss tagtäglich seine Leistung und sein Können bestätigen. In dem Fall habe ich mir Gedanken gemacht: „Okay, den Vertrag habe ich jetzt. Ich stehe auf der Liste, auf der alle Profis stehen. Jetzt ist der Plan, dass ich auch Einsätze in der Bundesliga bekomme.“ Und dann war auch für mich an dieser Stelle eine Leihe das Beste, das ich habe machen können. Ich war in der dritten Liga und es war wichtig, dass ich dort meine Leistung bringe und bestätige, dass ich das auch verdient habe und eine Chance bekomme, mehr in der Bundesliga zu spielen. Die habe ich jetzt bekommen, worüber ich mich sehr freue, aber die Einsätze hätte man wahrscheinlich besser nützen können, als ich es gemacht habe. Ich bin Offensivspieler und das eine oder andere Törchen sollte ich jetzt vielleicht mal schießen, weil sonst werde ich meinem Beruf nicht ganz gerecht.

Irina: Ich oder besser wir hätten nichts dagegen. 🙂 Fangen wir gleich mal am 22. Januar damit an. Gehen wir nun gedanklich zurück in die dritte Liga: Du warst in Verl. Das Ostwestfälische ist ein bisschen schwierig – gerade als bayerischer Schwabe – das kann ich persönlich ganz gut nachvollziehen. Wie war das menschlich aber auch fußballerisch für dich in die dritte Liga ausgeliehen zu werden? War das für dich sehr stark gewöhnungsbedürftig oder warst du da schnell akklimatisiert?

Lukas: Ich habe mich gefreut, mal alleine zu wohnen und von den Eltern weg zu sein. Da hatte ich richtig Lust drauf. Am Anfang habe ich mich einfach gefreut, mir nicht so viele Gedanken gemacht und mit dem Fußball hat es von Anfang an relativ gut hingehauen. Ich habe viel gespielt, schnell Tore geschossen und Scorer erzielt. Das lief gut und irgendwann kam es Schritt für Schritt, dass ich mich besser mit meinen Mannschaftskollegen verstanden habe. Wenn ich jetzt zurückblicke, würde ich sagen, dass ich den einen oder anderen vermisse und ganz gerne mal vorbeischauen würde, um mit dem einen oder anderen Mitspieler einen Kaffee zu trinken.

Birgit: Es freut uns sehr, dass du dich in Verl so toll präsentiert hast. Irina und ich haben wie viele andere Fans natürlich immer ein Auge drauf gehabt. Und dann hat man gesehen, Lukas Petkov hat wieder ein Tor geschossen oder einen Assist beigesteuert. Du hast es ja selber schon angesprochen, dass du dich zu Beginn der Saison gegen den TSV Schwaben Augsburg verletzt hast. Da musstest du gleich in der 11. Minute vom Platz. Das hat dich schon ein wenig zurückgeworfen. Wie war deine Perspektive zu diesem Zeitpunkt und wann war letztendlich klar, dass du Teil des Augsburger Profikaders bleibst und nicht nochmal verliehen wirst?

Lukas: Es hat mich natürlich zurückgeworfen und ich konnte leider nicht viel mittrainieren. Aber wenn ich jetzt noch einmal zurückblicke, dann würde ich sagen, dass das vielleicht gar nicht schlecht war, dass das mal passiert ist. Ich war davor nie wirklich verletzt und wusste daher nie, wie man damit umgeht und was man in der Reha alles macht. Das war auch für den Kopf eine Herausforderung. Ich habe versucht, das positiv zu sehen. Jetzt habe ich es einmal durch und es war auch eher eine kleinere Verletzung. Aber auch für den Kopf war es schwierig, vor allem die Frage, ob ich bleibe oder ob ich gehe und wie viel Spielzeit ich letztendlich bekomme. Es ist nicht so, dass ich in der gleichen Liga gespielt hätte, wo ich gewusst hätte, worauf ich mich einlasse. Ich habe auch die zweite Bundesliga übersprungen, das heißt „Herausforderung erste Bundesliga“. Dann habe ich natürlich Gespräche geführt mit dem Verein und mit dem Trainerteam. Ich bin da ganz offen und ehrlich damit umgegangen, weil – und ich glaube, man hört es schon raus – ich fühle mich sehr wohl hier und würde das sehr gerne längerfristig machen. Ich habe gesagt: „Wenn ihr meint, ich brauche noch ein bisschen Zeit oder mit meinem Fuß wäre es vielleicht besser, wenn die Aufgabe ein bisschen kleiner wäre, dann sagt mir, was ich machen soll.“ Die Gespräche waren sehr gut und ich habe dem Ganzen vertraut, aber auch gewusst, wenn ich wieder fit bin, dass ich dann auch zeigen kann und möchte, dass ich dabei sein kann. Das hat ganz gut funktioniert und ich bin auch sehr froh, dass ich geblieben bin.

Irina: Wenn du sagst, du hast in Verl Kontakt geknüpft und würdest mit dem einen oder anderen gerne was trinken gehen… Wer ist das in Augsburg für dich im Ort bzw. auch im Team? Mit wem hast du am meisten zu tun? Sind das dann eher so die Jüngeren, mit denen du vielleicht schon in der „Zwoten“ oder in der Jugend zusammen gekickt hast?

Lukas: Ich bin ein bisschen ausgebrochen aus der Bubble. Ich hatte das Glück, dass ich in der U19 einen meiner besten Freunde kennen gelernt habe. Der spielt nicht mehr beim FCA. Über den habe ich meinen jetzigen Freundeskreis kennengelernt. Mein Freundeskreis kommt aus Kissing und es sind ein paar Augsburger dabei. Mit denen mache ich viel, aber aus der Mannschaft ist natürlich klar, dass ich mich mit Gleichaltrigen gut verstehe. Mit Maxi (Anm.: Bauer) oder Dani Klein gehe ich ab und zu mal was essen, aber sonst bin ich immer relativ lange in der Kabine und unterhalte mich da mit jedem, der mir über den Weg läuft. Aber ich bin auch ziemlich froh, wenn ich nach vier, fünf Stunden FCA dann auch mal zuhause meine Ruhe und ein bisschen Ablenkung habe.

Birgit: Das kann man verstehen, weil es deine Arbeit ist und man sagt nicht umsonst, das Berufliche und Private soll man trennen. Aber wenn wir schon beim Sportlichen sind: Hast du denn irgendwelche Vorbilder respektive Fußballer, denen du nacheifern möchtest? Oder aber vielleicht auch auf der anderen Seite ein negatives Beispiel, wie du überhaupt nicht werden oder sein möchtest?

Lukas: Ich bin kein Freund von Spielern, die oft den Verein wechseln. Das würde ich nicht so machen wollen. Und bei den Vorbildern: Ich habe nicht direkt eins. Ich schaue mir ganz gerne von vielen Leuten etwas an. Zur Coronazeit fand ich Leon Goretzka ganz interessant, vor allem was er körperlich aus sich gemacht hat. Da habe ich mich ein bisschen dran orientiert. Das war auch nicht schlecht, dass ich ein paar Kilo zugenommen habe. Früher war es Franck Ribéry in seinen ersten Jahren bei Bayern, vor allem seine Dribblings. Wenn ihr mich fragt „Ronaldo oder Messi“, dann bin ich eher bei Messi. Ich fand auch Michael Thurk damals ganz cool.

Birgit: Ich glaube, den fanden wir in Augsburg alle ganz toll.

Lukas: Ich schaue mir aber immer von einigen was ab. So ein direktes Vorbild habe ich nicht.

Birgit: Du nimmst einfach von jedem das Beste und packst es in dich rein, dann noch ein bisschen Lukas dazu und dann wird das sicher etwas ganz tolles. In Verl hat man dich auf verschiedenen Positionen getestet – rechter Flügel, linker Flügel, zentral. Wo fühlst du dich am wohlsten und was ist deine Paradeposition?

Es ist immer schön ein Eigengewächs bei den Profis zu sehen
(Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

Lukas: Heutzutage im Fußball zu sagen, man spielt und steht nur auf einer Position ist nicht der Fall. Ich habe das Glück, dass es mir relativ „wurscht“ ist, wo ich spiele. Ich versuche immer, das Beste draus zu machen. Aber wenn ich sagen müsste, wo ich am gefährlichsten bin, dann ist das in dem Raum zwischen den gegnerischen Innenverteidigern und gegnerischen Sechsern. Diesen Zwischenraum kann ich im Zentrum, links oder rechts bespielen. Aber statistisch gesehen, habe ich links mehr Tore geschossen als rechts.

Irina: Ich glaube, das wird den Trainer sicherlich freuen, weil Polyvalenz ist im Profifußball ganz gerne gesehen. Wir stehen jetzt kurz vor der Rückrunde. Was setzt du dir selbst für Ziele? Oder bist du eher so der Typ, der sagt: „Ich habe gar nicht so spezifische Ziele und nehme mit, was ich kriegen kann“? An Spielminuten vielleicht oder an Erfahrungen.

Lukas: Ich glaube, das trifft es ganz gut. Ich habe keine Zahlen im Kopf, was ich erreichen möchte. Für mich ist es immer noch ein Traum und ich versuche den so gut wie möglich auszufüllen. Beeinflussen kann ich nicht viel, außer wie ich mich im Training präsentiere. Deswegen versuche ich, Gas zu geben und zu zeigen, dass ich mehr Spielminuten verdient habe. Und wenn ich dann spiele, möchte ich mir mehr zutrauen als in den ersten Spielen und ein Tor schießen oder eine Vorlage beisteuern. Darauf möchte ich Stück für Stück aufbauen. In der dritten Liga hatte ich auch nicht am Anfang der Saison das Ziel, eine zweistellige Anzahl an Toren zu schießen. Ich habe angefangen mit „Jetzt schießen wir mal ein Tor“. Und dann hatte ich irgendwann einmal drei, dann dachte ich mir: „Jetzt habe ich so und so viele Spiele und habe drei Tore geschossen. Bis zur Rückrunde mache ich sechs.“ Das war dann der Fall. Dann habe ich gesagt: „In der Vorrunde waren es sechs. Jetzt mache ich in der Rückrunde wieder sechs.“ Das habe ich knapp verfehlt, denn es waren nur fünf. Aber so baut sich das bei mir ungefähr auf. In der Hinrunde waren es ein paar Bundesligaeinsätze. Jetzt möchte ich, dass es in der Rückrunde mindestens genauso viele werden. Und dann möchte ich die Spielzeit, die ich bekomme, besser ausfüllen.

Irina: Da drücken wir dir auf jeden Fall ganz fest die Daumen. Was denkst du, was für den FCA in der Rückrunde drin ist? Spielen wir weiter munter mit gegen den Abstieg oder ziehen wir uns schon sehr früh raus aus dieser Tabellenregion?

Lukas: Natürlich gibt es auch mal das eine oder andere schlechte Spiel, aber wir versuchen jedes Spiel munter mitzuspielen, Gas zu geben und mutig zu sein. Das wollen wir auf alle Fälle beibehalten. Das eine oder andere Spiel haben wir vom Ergebnis her in den Sand gesetzt. Da geht es dann darum, solche Dinge besser zu machen. Im Fußball geht es schnell, wir müssen nur drei Spiele gewinnen, dann stehen wir gefühlt wieder mit oben da . Oder wir verlieren drei Spiele, dann sind wir ganz tief unten drin. Es geht darum zu wissen, was wir können und das versuchen wir auf den Platz zu bringen. Ich denke, dass wir nicht absteigen werden und dass aus der Mannschaft in den nächsten ein, zwei Jahren noch was sehr gutes werden kann. Aber in erster Linie geht es natürlich darum, erst einmal die Liga zu halten.

Birgit: Absolut! Eine Frage noch, die jetzt nichts mit dem FC Augsburg speziell zu tun hat. Thema Nationalmannschaft: Du hast familiär gesehen bulgarische Wurzeln. Dürftest du auch für deren Nationalmannschaft spielen und ist das ein Ziel von dir? Oder wartest du eher darauf, dass der DFB bei dir anruft? 🙂

Lukas: Mein Opa ist Bulgare. Er ist leider schon verstorben, aber daher kommt mein Nachname. Ich persönlich habe mit Bulgarien nicht so viel zu tun und kann die Sprache nicht, aber international Fußball zu spielen ist für jeden Spieler interessant und eine sehr gute Bühne. Was man zum DFB sagen kann: Ich hatte noch nie viel Glück mit Jugendnationalmannschaften und der Konkurrenzkampf ist dort hoch. Durch meine Herkunft hätte ich vielleicht noch eine andere Möglichkeit, aber so viele Gedanken habe ich mir darüber bisher nicht gemacht. Das ist so ein Thema, das in der Zukunft liegt. In erster Linie fokussiere ich mich darauf, dass ich hier meine Leistung bringe. Und alles darüber hinaus wird man sehen, ob es dann Deutschland oder Bulgarien wird.

Irina: Du hast gesagt, dass du mit Daniel Klein und Maxi Bauer sehr gerne was machst. Wo verschlägt es euch da hin? Wo könnte man euch vielleicht mal begegnen?

Lukas: Augsburg ist klein. Wenn man da auf die Suche geht, dann wird man uns schon finden, denn so viele Frühstückslokale gibt es nicht. Ich glaube, die Augsburger*innen werden schon wissen, wo man hingehen muss, um gutes Essen zu bekommen.

Birgit: Letzte Frage, dann hast du es auch schon geschafft: Was würdest du Kindern – egal, welchen Alters und welchen Geschlechts – raten, die den Traum haben, Fußballprofi zu werden? Auf was kommt es an?

Lukas: Erst einmal nicht so viel nachzudenken. Ich würde einfach nur Fußball spielen und der Rest kommt von alleine. Ich habe so viele gute Fußballer in meiner Jugend gesehen – auch viele, die besser waren als ich. Die Dichte kommt später und die ganzen Kinder, die anfangen Fußball zu spielen, sollen sich erst einmal keine Gedanken machen. So richtig knackig wird es erst im Herrenbereich! Im NLZ wird man natürlich besser ausgebildet, aber das heißt auch nicht, dass du irgendwann der bessere Fußballer bist. Ich habe auch viele erlebt, die in dieser Fußballer-Bubble aufgewachsen sind und dann kommt man in ein gewisses Alter, in dem man Dinge ausprobiert und den Fokus verliert. Da sind viele abgesprungen. Da würde ich mir einfach keinen Stress machen und versuchen, Spaß zu haben am Fußball. Wenn man merkt, man ist vielleicht besser als andere und hat ein Talent dafür, dann kann man immer noch gucken, wie intensiv man die Sache angehen will, welche Opfer man bringen möchte. Man bekommt es nämlich nicht geschenkt.

Birgit: Vielen Dank, dass du dir die Zeit für uns genommen hast. Es hat uns sehr viel Spaß gemacht und war eine riesengroße Ehre. Alles Gute noch fürs Trainingslager, natürlich auch für die Rückrunde und viele Tore!

Irina: Ich schließe mich an. Euch noch eine schöne Zeit in Spanien und viel Erfolg in den anstehenden Pflichtspielen. Wir drücken die Daumen!

Lukas: Dankeschön! Es hat wirklich Spaß gemacht.

Worte zum Schluss

An dieser Stelle möchten wir uns noch einmal für dieses herzliche Gespräch bedanken. Nur wenige Wochen später steht nun fest, dass Lukas die Rückrunde beim letztjährigen Absteiger Greuther Fürth verbringen wird. Am 31.01.2023 gab der Verein die Leihe an die Kleeblätter bekannt, doch nicht ohne zuvor den Vertrag des 22Jährigen vorab um weitere zwei Jahre bis 2026 zu verlängern.

Über seinen ersten Einsatz im grünweißen Trikot durfte sich Lukas ebenfalls bereits freuen. Am Samstagabend wurde er im Zweitliga-Topspiel gegen den 1. FC Nürnberg in der 70. Spielminute für Armindo Sieb eingewechselt. Das Team der Rosenau Gazette wünscht Lukas Petkov an dieser Stelle alles Gute und eine erfolgreiche Spielzeit bei den Fürthern. Wir freuen uns schon darauf, dich im Sommer erneut in unsererunserer heimatlichen WWK-ARENA begrüßen zu dürfen.

„Für Familien und Kinder ist das ein Paradies“

So eine Fußballmannschaft ist ja schon ein bunter Haufen. Das bleibt er auch in Augsburg. Manche Spieler stechen aus solch einem bunten Haufen ein bisschen mehr heraus als andere. In Augsburg ist das definitiv Rafal Gikiewicz, der polnische Schlussmann des FCA. Ich lerne ja immer wieder gerne etwas zur Heimat unserer Fußballer und so habe ich mich mit Rafal kurzgeschlossen und er hat mir von Polen erzählt. Jetzt möchte ich gerne nach Polen. Wohin genau? Rafal hat es verraten…

Andy: Du kommst ursprünglich aus den Masuren. Ich würde gerne mit einem Text starten, den ich über die Masuren gelesen habe. „Die Legende besagt, dass Gott nachdem er die Erde erschaffen hatte, während er sich nach harter Arbeit ausruhte, ein tiefes Loch entdeckte. Um die Mulde zu füllen, trug er mit seinen Händen Steine und Gebirgsfelsen aus aller Welt und formte daraus die Hügel. Er holte Sand und Lehm aus dem Tiefland, aus dem er den Boden bildete. Mit seinen Händen brachte er Wasser aus den Meeren und Ozeanen und goss es in die Mulden, aus denen sich Seen bildeten. Er teilte die Wildnis in viele Wälder auf und aus den zahlreichen Sümpfen des Landes brachte er Lagerstätten von Eisenerz und Torf. So ist das heutige Masuren aus einem Loch entstanden.“

Rafał: Ich habe das noch nie gehört, aber ich glaube, es stimmt. Wirklich! Olsztyn ist meine Heimatstadt. Allenstein heißt sie auf Deutsch. Alleine in meiner Stadt gibt es 16 oder 17 Seen. Da gibt es in jeder Ecke viel Wasser. Und es ist sehr sauberes Wasser. Das kann man mit den Seen in Augsburg oder München gar nicht vergleichen. Das ist ein großes Privileg. In der Freizeit fährt man mit der Familie, mit einem Kumpel oder der Frau / Freundin an einen See und geht schwimmen und das gute Wetter genießen. Jeder See hat wirklich eine tolle Qualität.

Andy: Das heißt, durch die Seen fährt man am Wochenende gar nicht ans Meer?

Rafał: Genau. Bei uns ist es so: Wenn du am Wochenende ans Meer fahren willst, dann musst du von meiner Stadt aus 2 bis 2,5 Stunden fahren. Da sagen viele Leute: „Jetzt ist das Benzin teuer. Bleiben wir einfach in Olsztyn.“ Die Stadt hat viel Geld investiert – in den Plaża Miejska (Anm. der Red.: Jachthafen). Da gibt es viele Plätze mit Sand zum Volleyball spielen, viele Restaurants, frischen Fisch. Für Familien und Kinder ist das ein Paradies. Leider kann ich nur einmal im Jahr dort sein.

Andy: Olsztyn hat auch eine sehr ähnliche Größe wie Augsburg. Ich finde das eine sehr angenehme Größe der Stadt. Es ist nicht zu groß, man kann schnell überall hinkommen.

Rafał: Genau. Ich muss sagen, ich bin wirklich ein sehr großer Fan von Augsburg. Ich war zwei Jahre in Berlin und wenn du dort zum Beispiel einen Termin bei einem Arzt hast, dann fährst du eine Stunde und dreißig Minuten lang, weil viel Verkehr ist. Dann bist du eine halbe Stunde im Termin und fährst wieder 1,5 Stunden zurück. Da verlierst du vier Stunden, in denen du deine Familie nicht siehst. In Augsburg oder meiner Heimatstadt ist das anders. Jetzt zum Beispiel fahre ich von Neusäß zur WWK-Arena 10 Minuten. In Berlin Köpenick war das brutal 2 Jahre lang, obwohl ich nur 5 Kilometer zum Stadion hatte. So viele Autos habe ich in meinem ganzen Leben nicht gesehen. Und dann musst du Strafe zahlen, wenn Du zu spät kommst, und jede Minute kostet viel Geld. Manchmal war ich mit dem Auto unterwegs, aber alle standen Richtung Stadion. Dann bin ich einfach zurück nach Hause, habe die Vespa genommen und bin mit der Vespa zwischen den Autos durchgefahren.

Giki mit der besten Laune, wenn es läuft. Urlaub mit ihm wäre sicher ein großer Spaß! (Photo by CHRISTOF STACHE/AFP via Getty Images)

Andy: Das ist dann die Weisheit des Alters irgendwann, dass man nicht mehr die ganz großen Städte braucht.

Rafał: Ich glaube, das kann man auch gar nicht vergleichen. Ich habe zwei Kinder und eine Frau. Mir macht das Spaß, mittags die Kinder abzuholen und mit beiden zum Training zu fahren. Wenn du Papa bist und seit 15 Jahren eine Frau hast, dann hast du andere Prioritäten. Mein Tag ist ein bisschen anders organisiert als der der jüngeren Spieler. Natürlich macht es Spaß, manchmal nach München oder in eine andere große Stadt zu fahren. Aber wir fühlen uns in Augsburg seit fast 2,5 Jahren sehr wohl.

Andy: Die Kurve zurück einmal nach Olsztyn. Da hast du ja auch mit dem Fußballspielen angefangen. Wie würdest du deinen Homeground beschreiben, wo Du mit deinem Bruder zum Fußball gekommen bist?

Rafał: Ich muss sagen, das war eine schwierige Zeit, weil wir zwei Zwillingsbrüder sind und immer zusammen waren. Wir waren laut. Wir hatten viel Energie. Unser Papa hat bei unserem ersten Verein, Stomil Olsztyn, gearbeitet. Wir waren viel unterwegs und konnten nicht bei unserem Heimatverein spielen. Ich bin dann zu unterschiedlichen Vereinen gewechselt. Sokol Ostroda, Drweca Nowe Miasto Lubawskie, DKS Dobre Miasto. Die waren immer so 50 bis 60 Kilometer weit weg und wir mussten immer mit unseren Eltern nach der Schule fahren, trainieren, und wieder zurück, Hausaufgaben machen, schlafen und wieder zur Schule gehen. Es war eine anstrengende Zeit für uns, aber wir hatten einfach einen riesigen Traum. Kein Talent, aber wir hatten Bock, hart zu arbeiten. Und seit ich 11 oder 12 war, weiß ich, dass ich Fußball spielen will. Wir hatten immer eine Philosophie mit unserem Papa. Wir wollten jedes Jahr eine Liga höher wechseln und nicht zu große Schritte nach oben machen und dort dann keine Rolle spielen. Uns systematisch weiterentwickeln. Wir haben immer für ein Jahr einen Vertrag unterschrieben und mit 20 Jahren einfach einen riesigen Schritt in die beste polnische Liga gemacht – die heißt Ekstraklasa – zu Jagiellonia Bialystok. Und dann ging es schnell. Mit Slask Wroclaw sind wir Meister geworden, haben den Pokal gewonnen und den Supercup. Ich habe gegen Hannover Europa League-Quali und auch Champions League-Quali gespielt. Und dann kam es zum Bruch durch eine komplizierte Situation mit meinem Bruder und einem Mitspieler. Ich stand hinter meinem Bruder und durfte dann mit 15, 16 Jahre alten Spielern nur noch laufen und nicht mehr mit der ersten Mannschaft trainieren. Und dann habe ich eine Anfrage von Eintracht Braunschweig bekommen, ob ich zum Probetraining kommen kann. Ich hatte und ich habe nie in meinem Leben Angst. Also habe ich gesagt „Ja, ich kann kommen“. Ich konnte kein einziges deutsches Wort. Wirklich gar nichts! Null! Ich habe mit dem Torwarttrainer mit Händen und Füßen gesprochen und er hat mir gezeigt, was ich machen soll. Nach dem ersten Tag Probetraining hat er gesagt, dass er mich haben will. Und damit hat mir Alex Kunze – so heißt er – eine riesige Chance gegeben. Das ist meine 9. Saison in Deutschland und ich bin wirklich dankbar. Ich glaube, im Leben muss es einfach so sein. In Breslau lief es nicht so gut, dann kam Eintracht Braunschweig. Nach zwei Jahren wechselte ich dann von Braunschweig nach Freiburg und sie haben fast eine Millionen Euro bezahlt. All das auf Grund von harter Arbeit. Ich bin ohne großem Namen nach Deutschland gekommen. Ich musste wirklich hart arbeiten, ohne die Sprache zu können. Das erste Jahr war nicht einfach, aber ich war laut in der Kabine und ich hatte viel Spaß mit den Jungs, auch ohne die Sprache zu können. Ich bin mich einfach reingestürzt.

Andy: Das kann ich mir vorstellen. Lass uns noch mal nach Bialystok zurückspringen. Bialystok liegt ja noch östlicher als Olsztyn.

Rafał: Das liegt an der weißrussischen Grenze. Bis dahin sind es nur 50 bis 60 Kilometer.

Andy: Wie würdest du die Stadt beschreiben? Wie ist es dort? Gibt es Unterschiede zu Olsztyn?

Rafał: Ja, schon. Dort ist es nicht so farbig, es gibt kein Wasser und nicht so viel Natur. Aber ich habe dort meine Frau kennengelernt. Und ich bin immer noch mit ihr zusammen und wir haben zwei Kinder. Ich war drei Monate lang alleine in Bialystok nach meinem Wechsel dorthin und hatte eine Wohnung gemietet. Dann habe ich sie kennengelernt, bin zu ihr gezogen und bis heute mit ihr zusammen geblieben. Wir haben den Pokal gewonnen, hatten aber mit Jagiellonia Bialystok zehn Punkte abgezogen bekommen wegen Korruption. Aber trotzdem haben wir den Klassenerhalt geschafft. Ich glaube, wir waren auf dem 10. oder 11. Platz. Die Familie meiner Frau wohnt dort und wir sind deshalb regelmäßig da. Und egal, wann ich dort hinkomme und in die Stadt gehe, singen die Fans noch immer meinen Namen, weil wir den Pokal gewonnen haben. Das war das erste und letzte Mal bis heute. Das war wirklich eine geile Zeit. Nur zwei Jahre, aber wirklich sehr geil. Die Stadt ist auch schön, viel besser als 2010 oder 2012. Aber Olsztyn und Bialystok kann man eigentlich nicht vergleichen. Beide sind gut, aber Olsztyn ist fast besser.

Andy: Olsztyn klingt aus touristischer Sicht schöner…

Rafał: Ja und nach Bialystok kommen viele Leute aus Weißrussland oder Litauen. Sie kaufen dort Fernseher in den Supermärkten und nehmen sie mit nach Hause, weil die in Bialystok billiger sind als in Weißrussland.

Andy: Gut, dann weiß man, wann man in welche Stadt reisen muss. Nicht ganz zwischen beiden Städten – jetzt kommen wir zu einer polnischen Legende – liegt ein Ort, über den ich auch gelesen habe, als ich mich vorbereitet habe. Und zwar die Nikolaiken (Mikołajki).

Rafał: Die kenne ich zwar nicht, aber erzähl mir davon.

Andy: Der Stintkönig – sagt dir der was? Das ist wohl ein masurischer See, der von einem großen Fisch beherrscht wird. Dieser Fisch ist dort wohl gefesselt und muss den Anglern Glück bringen. Du kennst den Ort nicht?

Rafał: Nein. Vielleicht habe ich davon gehört, aber als ich jung war hatte ich keinen Spaß daran, mir Legenden anzuhören. Ich hatte nur Spaß daran mit meinem Bruder Fußball zu spielen. Ich kenne ein paar andere Legenden, weil es so viele Seen gibt und die Leute Fisch mögen. Es soll Glück bringen, wenn du die Haut eines Fisches in dein Portemonnaie legst. Oder unter den Tisch legst, wenn du mit deiner Familie zu Mittag isst. Oder auch an Weihnachten unter den Tisch legst. Aber das, was du mir jetzt erzählt hast, habe ich noch nie gehört. Aber die Legende gibt es sicher.

Andy: Ich finde es total spannend, mit Dir darüber zu sprechen. Man hat ja bei anderen Ländern – Schottland zum Beispiel – im Blick, dass es dort solche Legenden gibt. Loch Ness kennt ja jeder. Mir kommt es jetzt, wo ich ein bisschen darüber gelesen habe, so vor, als ob es in den Masuren sehr ähnlich ist. Es ist nur nicht so bekannt. Dafür ist es touristisch auch nicht so überlaufen. Ist das vielleicht ein Vorteil, weil man noch in Ruhe Urlaub machen und einfach eine gute Zeit haben kann ?

Rafał: Christian Streich zum Beispiel fährt in die Masuren. Als ich bei Freiburg war, hat er mir erzählt, wo er war und er war da fast jedes Jahr. Ich habe ihm gesagt, ich habe da ein fast 6.000 Quadratmeter großes Grundstück mit privater Seelinie. Die Linie ist 50 Meter entfernt und du hast freien Blick aufs Wasser. Es kommen viele Deutsche dorthin und mieten solche Häuser, weil man dort wirklich Ruhe hat. Dazu sehr gutes Essen. Du kannst dir ein Boot mieten und die Zeit genießen. Fast wie in Kroatien. Klar, man hat nicht so gutes Wetter wie in Kroatien, aber für mich ist es ein Privileg. Du hast fast ein halbes Jahr Urlaubsatmosphäre, weil Du in zwei, drei freien Stunden Zeit, kannst Du alles mögliche machen.

Andy: Kommen wir zum Essen. Du hast gemeint, es gibt sehr, sehr gutes Essen. Davon wirst du wahrscheinlich nicht mehr alles essen, weil Du kein Fleisch mehr isst. Was sollte man in den Masuren essen?

Rafał: Einfach Fisch. Ich esse kein Fleisch, genau, aber man kann – zwar nicht im Zentrum meiner Heimatstadt, aber fünf oder zehn Kilometer entfernt – regionale Produkte wie Eier, Fleisch, Fisch direkt von den Erzeugern kaufen. Und alles schmeckt anders als hier. Wenn du in Augsburg zwei Eier kaufst, dann kannst du die nicht mit denen aus Polen vergleichen. Oder Wurst! Die Leute hier finden deutsche Wurst so toll. Wenn ich polnische Wurst mitbringe, dann essen sie aber eine Woche lang nur polnische Wurst. Die deutsche Wurst ist wirklich Kreisliga. Die polnische Wurst ist 1. Bundesliga. Bei uns verdienen die Leute weniger Geld. Deswegen backen sie zum Beispiel selber Brot. Bei uns schmecken Brot oder Brötchen ein bisschen anders als hier von der Bäckerei und bleiben länger frisch.

Andy: Deine dritte große Station – du hast es ja schon gesagt – war in Polen Breslau. Breslau kann man als Großstadt bezeichnen, oder?

Rafał: Top 3: Warschau, Krakau und Breslau.

Andy: Wie würdest du das Leben dort beschreiben und deine Zeit? Wie war das für dich und würdest du es vielleicht auch mit deutschen Großstädten vergleichen?

Rafał: Zum Leben ist es wirklich eine sehr schöne Stadt. Warschau, Krakau und Breslau bieten zum Leben eine hohe Qualität, für die Leute gibt es Arbeit und für die Kinder gibt es viele internationale Schulen. Es gibt viele große Firmen, da kann man einen guten Job finden. Das ist schon gut. Aber ich war auch in den letzten drei, vier Jahren nur ein oder zwei Mal pro Jahr dort, einerseits durch Covid und andererseits, weil es von München aus keinen guten Flug nach Breslau gibt. Aber wir haben viele Freunde in Breslau, wie wir sie in Bialystok und Olsztyn nicht haben. In Bialystok und Olsztyn haben wir einfach nur Familie und in Breslau haben wir noch viele Kontakte mit Leuten, weil ich da wirklich eine erfolgreiche Zeit mit Slask Wroclaw hatte.

Andy: Man kann sich gar nicht vorstellen, dass ihr euch nach der Karriere entscheiden könntet, an einem einzigen Ort zu leben.

Rafał: Wir schauen, was unsere Kinder machen wollen und ich glaube, das ist das Wichtigste. Auch was meinen nächsten Schritt angeht. Piotr ist aktuell in der 6. Klasse. Und der Kleine geht in die 1. Klasse. Und wenn du zwei Kinder hast, dann kannst du nicht einfach nur deinen Willen durchsetzen.

Andy: Man merkt, wenn man sich mit dir unterhält, dass du eine sehr starke Beziehung zu deiner Heimat hast und familiär und freundschaftlich dort sehr verwurzelt bist und deine Heimat sehr, sehr gerne magst.

Rafał: Aber ich kann gerne in den nächsten 10 Jahren in Augsburg bleiben und ein paar Bälle für junge Torhüter im Nachwuchsleistungszentrum oder in der zweiten Mannschaft schießen. Oder noch besser in der ersten Mannschaft, das ist auch ein großer Traum. Das ist auch kein Problem. Aber weißt du, wenn du noch fit bist, dann denkst du nicht so viel daran.

Andy: Wie hast du durch deinen Umzug nach Deutschland festgestellt, dass du dich als Pole definierst? Wo sagst du „So wie ich bin, das ist typisch polnisch, das ist gut so, das ist nicht so, wie es in Deutschland ist“?

Rafał: Ich kann dir sagen, was in Deutschland ein Skandal ist. In Polen ist jede Wohnung möbliert. Bei uns geht das nicht unmöbliert. Du hast alles, zahlst einfach eine Summe und hast wirklich alles. Und in Deutschland hast du gar nichts, du zahlst Strom auf deinen Namen und musst dich um alles selber kümmern. In meiner ersten Wohnung in Braunschweig im ersten Jahr, da war nicht mal ein Klo in der Wohnung. Ich musste ein Klo kaufen. Ohne Witz, wirklich! Das habe ich in meinem Leben so noch nie gesehen. Du gehst rein und sagst „Topwohnung und Toplage“, aber es gibt keine Küche, eine Toilette gibt es nicht und die sagen „Ja, eine Küche kannst du dir bestellen“, musst aber 5 Wochen darauf warten. Aber ich will ab morgen da wohnen?! Oder WLAN und Internet: Da musst du wieder 6 Wochen darauf warten. Das gibt es nur in Deutschland. Das ist ein Skandal, wirklich.

In Deutschland musst Du selbst mit anpacken und Giki ist nicht begeistert. (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

Andy: Ich habe selber mal ein Jahr im Ausland gewohnt und man stellt da schnell fest, dass das hier irgendwie anders abläuft.

Rafał: Jedes Land hat eine andere Mentalität, das ist klar. Aber als ich 2014 meinen Vertrag in Braunschweig unterschrieben habe, hat meine Oma gesagt: „Oh, du gehst nach Deutschland?!“ Weißt du, die alte polnische Generation hat noch Adolf Hitler im Kopf. Sie konnten nicht glauben, dass ich nach Deutschland gehe und da mein Leben mit der Familie genießen kann. Sie zahlen mir auch noch deutsches Geld. Wie kann ich das so einfach akzeptieren und dort leben? Weil diese Generation hat einfach noch diese schlechte Zeit für die ganze Welt und das ganze Land im Kopf. Aber die junge Generation, die ist fast international. In jeder Stadt hast du eine Mischung, so wie in der Kabine. Ich sage, du musst im Kopf wirklich offen sein und eine andere Perspektive kennenlernen. So muss man das einfach machen, weil du kannst nicht danach leben, was 1897 zwischen Polen und Deutschland passiert ist.

Andy: Nein, das kann man nicht. Wenn du offen bist, stellt du fest, dass man im Sommer in Olsztyn lebensfreudige Polen erleben und eine sehr gute Zeit haben kann. Das habe ich zumindest gelernt. Wenn man sich darauf einstimmen will: Welche Musik hörst du, die dich mit deiner Heimat verbindet?

Rafał: Nein, polnische Musik nicht. Das höre nicht so oft. Ab und zu polnische Rap-Musik, sonst einfach international. Ich höre vor dem Spiel gerne Andrea Bocelli oder ein bisschen mehr Klassik.

Andy: Klassische Musik ist etwas, was dich vor dem Spiel runter bringt und beruhigt?

Rafał: Ja, ja. Auf dem Weg vom Hotel zum Stadion höre ich klassische Musik und will meine Ruhe haben. In der Kabine wärme ich mich schon ein bisschen auf und auf dem Platz gebe ich 100 Prozent Vollgas und Fokus. Die ruhige Musik gibt mir einfach ein bisschen mehr Power vor dem Spiel.

Andy: Wohin führt uns diese Power dieses Jahr in Augsburg?

Rafał: Wir wollen besser spielen als in den letzten zwei Jahren. Ich habe den Traum, in jedem Spiel volles Haus zu haben in der WWK-Arena. Du kannst ein Spiel verlieren, aber wenn wir attraktiven Fußball spielen, dann haben die Leute Spaß mit ihren Kindern im Stadion. Ich glaube, nur gemeinsam können wir in der Liga bleiben. Das wird eine schwierige Saison aus meiner Sicht, aber ich sehe uns schon auf einem sehr guten Weg mit der Mannschaft und mit dem neuen Cheftrainer Enrico Maaßen. Wir müssen einfach eine starke Mannschaft aufbauen – auf dem Platz und neben dem Platz. Wir wollen den Fans zuhause etwas bieten und aggressiv ab der ersten Minute sein. Egal, wer kommt, dürfen die keinen Bock haben, nach Augsburg zu fliegen, weil wir eine geile und aggressive Truppe sind. Dann kannst du jeden Gegner schlagen. Es ist wirklich ein Traum von mir: zwei oder drei Spiele in Folge zu gewinnen. Wenn du so eine gute Serie hast mit zwei, drei, vier Siegen oder fünf, sechs Spielen ohne Niederlage, die wir ja auch schon hatten, dann kommt das Selbstvertrauen und die jungen Spieler bekommen ein super Gefühl. Dann hast du noch mehr Spaß dabei, zusammen zu trainieren und bei den Spielen. In jeder Woche, egal, wo du spielst, ob in Leverkusen oder in Dortmund. Wir müssen einfach so auf den Platz gehen, dass wir nichts zu verlieren haben. Die anderen haben alles zu verlieren, weil alle sagen, dass Bochum, Augsburg und Schalke die Abstiegskandidaten Nummer 1 sind. Und das muss uns einfach Energie geben und wir müssen einfach allen zeigen, dass wir besser sind als sie glauben Und fertig! Und dann nach dem letzten Spieltag hoffe ich einfach, dass wir die Klasse gehalten haben und die anderen nach unten schauen müssen.

Andy: Das ist ein perfektes Schlusswort. Ich danke dir für deine Zeit.

Rafał: Ich gehe jetzt, weil wirklich gleich das Essen fertig ist. Ciao!

Andy: Danke dir, Rafał!

Wie die Saison ausgehen wird, steht natürlich noch in den Sternen. Bei aller Lautstärke und Redegewandheit ist Rafal Gikiewicz mit Sicherheit jemand, der hart arbeitet und immer vollen Einsatz für den FCA geben wird. Dazu kann ich mich mit ihm persönlich sehr identifizieren. Er ist ein Macher, der die Dinge selbst in die Hand nimmt und dessen Familie eine große Rolle in seinem Leben spielt. Dazu glaube ich, dass man eine Menge Spaß mit ihm haben kann. Gerne würde ich einen Tag in den Masuren mit ihm und seiner Familie an einem See verbringen. Ob ich mehr aushalten würde? Er gibt selbst zu ein lautes Energiebündel zu sein. Vielleicht müsste ich mich danach erstmal erholen von der Anstrengung. Aber auch für die Erholung sollte es dann in der Umgebung beste Möglichkeiten geben und der Tag wäre es mit Sicherheit wert gewesen. Giki ist dann doch jemand, den man schnell ins Herz schließt. Gerade weil er die Dinge frei heraus benennt und sich nicht nur kalkulierend diplomatisch verhält. Möge sein Mut und der Mut der Mannschaft in dieser Saison belohnt werden.

„Am 24.12. gibts klassisch Kraut und Würstl“

Heute – kurz vor dem Weihnachtsfest – haben wir (Irina und Birgit) noch ein besonderes Schmankerl für euch: Ein exklusives Interview mit Aufstiegsheld Stephan Hain (34). Stephan, mittlerweile wohnhaft in München, rehabilitiert sich gerade von einem im Februar 2022 erlittenen Kreuzbandriss. Der Mittelstürmer steht noch bis 30.06.2023 beim Regionalligisten SpVgg Unterhaching unter Vertrag. Beim FCA spielte der gebürtige Niederbayer von 2007 bis 2013. Mit seinem Tor zum 2:1 gegen den FSV Frankfurt in Minute 85 machte sich Hain am 8.5.2011 in Augsburg unsterblich.

RoGaz: Lieber Stephan, danke, dass du dir heute Zeit für uns beide nimmst, um uns ein paar Fragen zu deiner Zeit im schönen Augsburg zu beantworten.

Hain: Hallo zusammen und vielen Dank für die Einladung.

RoGaz: Sehr gerne – wie man in den hiesigen Medien gelesen hat, hast du dir im Februar 2022 das Kreuzband gerissen. Wie geht es dir heute? So wirklich gespielt hast du in der Saison ja noch nicht…

Hain: Nee, der Plan ist, dass ich im Januar wieder zu trainieren anfange und dann einsteige. Und dann mal schauen. Ich habe noch bis Sommer 2023 Vertrag und das wird man dann sehen, inwiefern es noch reicht oder nicht. Ich meine, wichtig ist es, dass es Spaß macht, aber eben zum einen, dass ich auch noch mithalten kann und es auch noch gut ist. Wenn ich merke, ich komme nicht mehr mit, dann war es das auch. Aber das wird man im Frühjahr sehen.

RoGaz: Das heißt aber auch, du möchtest jetzt auf keinen Fall deine Karriere beenden? Also du möchtest noch weiter machen oder ist das auch mal ein Thema gewesen?

Hain: Also kurzzeitig habe ich schon nachgedacht: „Nach einem Kreuzbandriss, okay, noch einmal so lange raus…“ Aber es lief einfach vorher gut, es hat Spaß gemacht und so wollte ich dann nicht aufhören. Ein, zwei Tage ist man dann vielleicht down, aber dann habe ich für mich beschlossen, dass ich mich zunächst einmal operieren lasse und dann auf jeden Fall eine gute Reha machen und es einfach noch einmal versuchen will. Ich glaube, ich würde es mir dann eher vorwerfen, es nicht probiert zu haben. Und so schaue ich halt, dass ich so fit wie möglich wieder zurückkomme. Dann wird man sehen, ob es über den Sommer hinaus noch geht oder nicht.

RoGaz: Darf man fragen, wo du auf Reha bist? Du hast schon, du hattest Spaß und es lief ganz gut, als Grund gesagt. Ist es das, was dich antreibt und motiviert, weiter zu machen und nicht die Fußballschuhe an den Nagel zu hängen?

Hain: Ja. Die Reha mache ich bei Haching auf dem Gelände und ja, das sind auf jeden Fall die Kriterien. Wenn eins von beiden nicht mehr da ist, dann ist es wahrscheinlich so, dass man sagt: „Okay, es ist Zeit.“ Dann ist es vorbei. Man kann das (Anm.: Fußball spielen) leider nicht ein Leben lang machen und dann öffnen sich neue Türen. Ich werde es auf jeden Fall noch einmal versuchen, es auf den Platz zu schaffen.

Trotz Kreuzbandriss lässt Stephan sich keinesfalls entmutigen
(Photo by Alexandra Beier/Getty Images for DFB)

RoGaz: Dann drücken wir dir auf jeden Fall die Daumen.  Hast du irgendwie anderen Hobbys, wo du sagst, das mache ich aktuell statt Fußball?

Hain: Ja, schon. Gerade plane ich im Endeffekt die Karriere danach. Das ist eigentlich mehr oder weniger noch ein Hobby. Mir macht es auf jeden Fall Spaß, mich mit dem Thema Ernährung zu beschäftigen. Auch was das Kochen oder so angeht. Das mache ich sehr gerne. Und Lesen. Wir haben auch im Juli Nachwuchs bekommen, da ist man auch sehr eingespannt.

RoGaz: Herzlichen Glückwunsch an die junge Familie!

Hain: Vielen Dank!

RoGaz: Dann würde ich gerne noch wissen, was für ein Rezept oder Lieblingsessen du unseren Leser*innen denn empfehlen kannst?

Hain: Das ist tatsächlich schwer. Ich variiere nämlich immer sehr gerne. Aber zum Beispiel zum Frühstück gibt es schon einen Favorit. Und zwar ein klassisches Porridge. Als Topping gibt es ja so viele Möglichkeiten. Bei mir sind gefühlt immer Beeren dabei. Dann so ein bisschen Nussmus – also Erdnuss- oder Mandelmus. Meistens auch noch irgendeine Proteinquelle, da gibt es auch Proteinpulver, Skyr oder Quark oder so was in der Art dazu.

RoGaz: Klingt auf jeden Fall lecker. Jetzt steht ja Weihnachten direkt vor der Tür. Und wenn wir schon beim Essen sind: Was landet denn da bei dir und deiner Familie auf dem Tisch?

Hain: Bei uns daheim, als wir noch Kinder waren, gab es am 24.12. immer Kraut und Würstl. Und jetzt ist es so, dass wir dieses Jahr an Weihnachten bei meinen Schwiegereltern sind und da weiß ich noch gar nicht, was es gibt. Das wird spannend. Letztes Jahr waren wir auch dort und da haben wir – meine Freundin und ich – gekocht. Mal gucken, ob wir dieses Jahr nochmal ran dürfen oder gesagt wird: „Nee, kam nicht so gut an. Wir kümmern uns lieber drum.“ Deswegen weiß ich es noch gar nicht, ehrlicherweise. Aber daheim war es auf jeden Fall so – am 24. gab es klassisch Kraut und Würstl und dann eher an den Weihnachtsfeiertagen das eigentliche Weihnachtsessen.

RoGaz: Da wünschen wir doch schon heute einen guten Appetit! Also wer bei uns in Augsburg eine absolute Konstante ist, ist der Salva. Hast du denn auch noch irgendeine persönliche Anekdote mit ihm? Der ist auch wie man hört allseits beliebt und sehr, sehr lange schon im Dienste des FCA.

Hain: Ja, also die eine Anekdote kann ich euch jetzt nicht erzählen, aber wie du sagst, er ist ein sehr lustiger Typ, der sich auf jeden Fall auch sehr leicht ärgern lässt. Das muss man sagen und die Spieler wissen das natürlich. Zumindest damals wussten sie das immer. Deswegen hat man ihn dann schon oft damals zur Weißglut gebracht. Und dann hat es sich ein bisschen hoch geschaukelt, aber alles nie ernst gemeint. Aber er ist eine treue Seele, auf jeden Fall, und ein sehr, sehr angenehmer Typ.

RoGaz: Was nimmst du denn persönlich aus deiner Zeit in Augsburg mit? Wahrscheinlich hattest du jetzt nicht die Zeit, immer herum zu spazieren und die Stadt zu erkunden?

Hain:  Ich habe zuerst bei der FH gewohnt. Direkt bei der FH. Ich hab mich sehr, sehr wohl gefühlt, muss ich sagen. Man lernt es zu schätzen, wenn man dann in einer noch größeren Stadt wie München lebt. Das war schon eine Umstellung. Ich habe mich sehr wohl gefühlt in den sechs Jahren, in denen ich in Augsburg war und es ist nicht so, dass man sich da von Tür zu Tür hangeln muss, weil man so bekannt ist. Bei mir war es zumindest nicht so. Ich war ja auch noch sehr jung. Wahrscheinlich würde man heute mit der Erfahrung und dem Wissen, das man hat, die Zeit viel besser nutzen als damals. Auch was die Aktivitäten draußen angeht. Aber es war eine sehr schöne Zeit und ich habe mich sehr wohl gefühlt in den Jahren in Augsburg.

RoGaz: Warst du auch mal auf dem Plärrer oder im Curt-Frenzel-Stadion beim AEV? Da gibt’s ja doch einiges zur Unterhaltung!

Hain: Ja, genau, sowohl als auch. Auf dem Plärrer bin ich ein paar Mal gewesen und beim AEV auch. Das war damals auch so, dass wir dann ein paar Spieler vom AEV eingeladen haben und dann auch der AEV uns. Das war sehr cool eigentlich, es war auch mal interessant, eine andere Sportart zu sehen und deren Eindrücke zu erfahren. Das war für uns als Fußballer ein sehr cooles Erlebnis.

RoGaz: Vergleicht man sich als Stürmer manchmal auch mit anderen Stürmern? Oder ist das eigentlich gar kein Thema bei euch? Du spielst zum Beispiel mit Ex-FCA-Spieler Mathias Fetsch im Team. Der ist genauso alt wie du. Ist das ein ähnlicher Spielertyp oder was ganz anderes? Ergänzt man sich da?

Hain: Man ergänzt sich da eher. Er ist schon ein anderer Spielertyp, auch was die Statur angeht. Ich glaube, er ist 1,90m oder so. So unbewusst, glaube ich, misst man sich irgendwie immer mit anderen. Was auch nicht unbedingt Sinn macht, weil jeder seine eigenen Fähigkeiten und Qualitäten hat. Aber es gehört irgendwie dazu. Es ist ja doch irgendwie immer eine Konkurrenzsituation da, aber größtenteils ergänzt man sich dann. Es ist selten, dass es den gleichen Spielertyp öfter in einer Mannschaft gibt, würde ich mal sagen.

RoGaz: Hattest du als Kind einen Lieblingsverein oder ein Idol? Einen Lieblingsspieler?

Hain: Bayern München war tatsächlich mein Lieblingsverein. Das dürfte ich jetzt natürlich nicht sagen, weil ich bei 1860 gespielt habe. Aber auch das volle Programm: Bettwäsche und so weiter und so fort. Und mein Lieblingsspieler? Giovanni Elber war schon recht hoch im Kurs und dann hat es sich über die Jahre hinweg gewandelt als Kind. So gefühlt ist da jedes Jahr jemand neues, der aufkommt und Tore schießt. Bei mir waren es tatsächlich immer die Stürmer größtenteils, zu denen ich aufgeschaut habe. Wie Ronaldo, Rivaldo und wie sie alle heißen. Thierry Henry… Das waren die, die meine Kindheit geprägt haben.

RoGaz: Ein paar Fans haben es dir ja damals übel genommen, dass du ausgerechnet zu unserem größten Konkurrenten gewechselt bist. Wie kam es denn dazu und kannst du das den Fans verzeihen bzw. es bis zu einem gewissen Punkt verstehen, dass man das als Fan nicht so toll findet?

Hain: Ja doch, das kann man schon verstehen. Also ich muss sagen, in dem Moment habe ich – als der Wechsel dann feststand – gar nicht so darüber nachgedacht. Ich meine, Sechzig war in der zweiten Liga, Augsburg war erste Liga. Natürlich kann man es verstehen, aber ich habe das gar nicht so gesehen. In der Bundesliga hatte ich nicht so viele Einsatzzeiten und ich wollte einfach wieder Fußball spielen. Der Trainer von Sechzig (Anm.: Alexander Schmidt) hat sich sehr um mich bemüht. Ich meine, das ist noch in der Heimat. Das war auch ein Kriterium und es hat sich damals zu dem Zeitpunkt einfach gut angefühlt. Im Nachhinein war es sicher nicht die beste Entscheidung, aber das weiß man vorher nie.

RoGaz: Also, wer dich schon länger nicht mehr gesehen hat, der wird (deutet auf Bart) erst einmal schauen. Also, das ist mir jetzt so gegangen. Ich hab dich vorher gegoogelt und deine Vita. Du bist mit 24 vom FCA weggegangen und das ist jetzt zehn Jahre her. Da sieht man schon, wieviel Zeit mittlerweile vergangen ist.

Hain:  Ja, total. Es ist jetzt schon lange her tatsächlich, ne? Da war der Aufstieg 2011 und 2013 bin ich dann weg. Viele Spieler sind auch nicht mehr da – eigentlich gar keiner mehr, mit dem ich noch zusammen gespielt habe. Daran sieht man auch, wie schnelllebig der Fußball ist. Deswegen verläuft sich das auch so ein bisschen. Ich habe mich mit Tobi Werner mal, als wir mit Unterhaching gegen Jena gespielt haben – der war da Sportdirektor – kurz unterhalten. So läuft man sich dann manchmal über den Weg. Ich bin auch nicht der Typ, der so riesige Kontakte über WhatsApp oder so pflegt. Das verläuft sich dann immer wieder, aber man freut sich dann schon nochmal, wenn man den anderen dann sieht oder hört, was er macht und wie es ihm so ergeht!

RoGaz: Warst du schon mal als Zuschauer beim FCA? Und wenn ja, wann zuletzt?

Hain:  Ja, zwei Mal. Einmal in der Bundesliga, logischerweise in der Bundesliga. Aber das ist schon sieben Jahre her. Das müsste 2015 gewesen sein. Und dann beim Heimspiel gegen Liverpool in der Europa League.

RoGaz: Also wir beide hoffen ja, dass wir dich schon noch ein weiteres Mal in Augsburg zu sehen bekommen. Und zwar beim Abschiedsspiel von Daniel Baier im September 2023 voraussichtlich. Da stand erst letztens in der Augsburger Allgemeinen, dass Daniel sich dich sehr gut in seinem Team vorstellen könnte.

Hain: Ja, sehr cool, das freut mich natürlich.

RoGaz: Gerade Daniel Baier war und ist noch so eine extreme Galionsfigur beim FCA. Er war damals erst kurz ausgeliehen, ist dann wieder zurück zu den Wölfen. Dann ist er nach einem halben Jahr wiedergekommen und hat erst so richtig, glaube ich, Anklang am Verein gefunden und war dann einfach extrem lang unglaublich wichtig. Du hast auch noch ein bisschen mit ihm zusammen gespielt, oder?

Damals noch ohne Bart, aber die Nikolausmütze hätte ihm sicher auch gut gestanden
(Photo credit should read CHRISTOF STACHE/AFP via Getty Images)

Hain: Genau, ja. Gerade in der zweiten Liga hat er gar nicht so einen einfachen Stand gehabt. Da hat er eher offensiv oder auf außen gespielt. Aber in der Bundesliga hat er dann richtig gut gespielt und ich glaube, über die Jahre hinweg, war er die prägende Figur beim FCA. Ein super Fußballer und auch ein sehr angenehmer Mensch. Es spricht für ihn, dass er über Jahre hinweg die Konstanz beim FCA war.

RoGaz: Du hast auf jeden Fall in Augsburg auch noch sehr viele Fans. Also auf jeden Fall schon mal zwei, uns, Birgit und Irina. Franzi auch und dann bestimmt noch den einen oder anderen. Vielen lieben Dank für das Interview und schönes Weihnachtswochenende.

Hain: Ich sage auch Danke! Und fröhliche Weihnachten an alle FCA-Fans!

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