Vertragsverlängerungen: Reuter ist gefordert

Der 2:1-Sieg gegen Union Berlin hat dem FC Augsburg etwas Luft im Abstiegskampf verschafft, die auch durch die Niederlage in Dortmund – der Konkurrenz sei Dank – nicht verpuffte. Nach dem 18. Spieltag waren es sieben Zähler auf den Relegations- und angenehme zehn auf den ersten Abstiegsplatz. Kann der FCA seinen Punkteschnitt halten, wird es auch im Jahr 2022 Bundesligafußball in der Fuggerstadt zu sehen geben. Bleibt die Frage: mit welchem Personal? Demnächst laufen nämlich einige Spielerverträge aus. Im Sommer enden zwar nur drei Kontrakte, ein Jahr später aber satte neun. Die Verantwortlichen um Manager Stefan Reuter müssen also bereits nach dieser Saison überlegen, mit wem man in die Zukunft gehen möchte und bei wem die womöglich letzte Chance auf eine Ablösesumme genutzt werden soll. Mit welchen Spielern soll der FCA verlängern? Wir machen den Check.

Julian Schieber (Vertrag bis 2021, Marktwert: 500 Tsd. Euro)*

Dass Julian Schieber keine sportliche Zukunft beim FC Augsburg hat, ist mehr als offensichtlich. Eine echte Verstärkung war der Stürmer nie, so ehrlich muss man sein. Das rechtfertigt jedoch nicht den Umgang mit seiner Person. Im Sommer beorderte ihn der FC Augsburg zur U23, ließ seinen Spint räumen und vergab seine Nummer neu an Daniel Caligiuri: „Der Trainer hat mir knallhart gesagt, dass er nicht auf mich bauen wird und er – auch auf meinen Körper bezogen – nicht glaubt, dass ich konstant auf Bundesliga-Niveau spielen kann“, resümierte Schieber gegenüber dem Kicker.

Ob dieser Offenheit habe der Ex-Dortmunder „erst mal schlucken müssen“ und emotional eine „Mischung aus Entsetzen, Enttäuschung und Wut“ erlebt. Die wenigen Angebote, die er in der Folgezeit erhalten habe, hätten ihn „emotional nicht gepackt“, weswegen Schieber weiterhin auf Vereinssuche ist.

RoGaz-Prognose: Eine Verlängerung ist ausgeschlossen. Schieber wird kein Spiel mehr für den FCA machen und bei einem passenden Angebot auch schon im Winter wechseln. Nach wie vor reizt ihn das Abenteuer Asien. Ein Wechsel nach Thailand, von dem der 31-Jährige im Oktober sprach, kommt vorerst aber nicht mehr infrage. Das Transferfenster in der Thai League ist seit dem 10. Januar geschlossen.

Auf dem Rasen hat man Julian Schieber schon lange nicht mehr gesehen. Sein letztes Pflichtspiel für den FC Augsburg ist mehr als 14 Monate her. Insgesamt kam der Stürmer zwölf Mal für Rot-Grün-Weiß zum Einsatz (ein Tor). Es werden keine weiteren Spiele hinzukommen. (Foto via imago)

* Die Angaben zum Marktwerkt entsprechen den Schätzungen von transfermarkt.de, die Verträge enden stets zum 30. Juni.

Marek Suchy (Vertrag bis 2021, Marktwert: 1 Mio. Euro)

Von Marek Suchy haben sich wohl einige FCA-Fans mehr erhofft. Der frühere Kapitän der tschechischen Nationalmannschaft blieb in Augsburg vieles schuldig und konnte sich nicht nachhaltig für eine Vertragsverlängerung empfehlen. In seinen insgesamt nur zehn Einsätzen war der Innenverteidiger vielmehr Unsicherheitsfaktor als Stabilisator. In der kommenden Saison bekommt der 32-Jährige zudem Konkurrenz von Neuzugang Frederik Winther und Leihrückkehrer Kevin Danso.

RoGaz-Prognose: Ein weiteres Engagement in Augsburg käme mehr als überraschend. Suchy wird den FC Augsburg daher ablösefrei verlassen und womöglich in seine tschechische Heimat zurückkehren.

Keine wirkliche Verstärkung: Dass Marek Suchy seine besten Zeiten offenbar hinter sich hat, wurde leider nicht nur beim Spiel in Sinsheim deutlich. Dem Tschechen mangelt es an Spritzigkeit. (Foto via imago)

Rani Khedira (Vertrag bis 2021, Marktwert: 8 Mio. Euro)

Die Personalie Rani Khedira ist zweifelsohne die schwierigste in dieser Auflistung. Der Vertrag des Mittelfeldspielers endet in wenigen Monaten. Sportlich wäre ein Abgang des 27-Jährigen (mittlerweile) wohl verschmerzbar. Unter Heiko Herrlich ist der gebürtige Stuttgarter keineswegs mehr so gesetzt wie etwa unter Martin Schmidt, wo Khedira quasi unumstrittener Stammspieler war. Es wirkt so, als habe ihm Carlos Gruezo etwas den Rang abgelaufen.

Hätte Khedira noch länger Vertrag und gebe es dann ein lukratives Angebot, würde ihn der FCA also vermutlich verkaufen. Immerhin wird sein Marktwert auf acht Millionen Euro geschätzt. In Corona-Zeiten würde freilich weniger für ihn bezahlt werden, aber mit vier bis fünf Millionen Euro könnte der FCA durchaus rechnen.

Khedira konnte 2017 ablösefrei an den Lech gelotst werden – und hat seinen Marktwert seitdem von 750.000 Euro auf zwischenzeitliche 10,5 Millionen Euro gesteigert. Ein ablösefreier Abgang aus Augsburg wäre daher vor allem finanziell betrachtet sehr schmerzlich. Wohl auch deshalb wollte der FCA in der Vergangenheit mit dem zentralen Mittelfeldspieler verlängern.

Obendrein ist Khedira natürlich weiterhin ein absolut solider Bundesligaspieler, für den man im Falle eines Wechsels Ersatz bräuchte, was grundsätzlich für eine Verlängerung spricht. Weil die Gespräche zuletzt allerdings zum Ruhen gekommen sein sollen und Khedira jüngst selbst offen über einen Wechsel ins Ausland sprach, scheint es insgesamt aber seine letzte Saison für Rot-Grün-Weiß zu sein.

RoGaz-Prognose: Khedira verlängert nicht und wechselt im Sommer ablösefrei den Verein. Wie sein Bruder ist der Mittelfeldspieler großer Fan der Premier League. Möglich scheint eine Backup-Rolle bei einem Mittelklasse-Team wie dem von Ex-Coach Ralph Hasenhüttl trainierten FC Southampton, realistischer ein Engagement bei einem weniger ambitioniertem Klub wie etwa Norwich City. Die Canaries stehen vor dem Aufstieg und sollen bekanntlich ein Fable für deutsche Spieler haben.

Musste sich in dieser Saison des Öfteren in ungewohnter Rolle wiederfinden: Rani Khedira ist zwar jeden Spieltag eine Option für die Startelf, aber längst nicht mehr gesetzt. (Foto via imago)

Rafal Gikiewicz (Vertrag bis 2022, Marktwert: 1,5 Mio. Euro)

Mit Rafal Gikiewicz hat der FC Augsburg endlich das Problem auf der Torhüterposition gelöst. Der Pole ist absoluter Führungsspieler und scheut nicht davor, auch einmal ungemütlichere Töne anzustimmen – auf und nebem dem Platz. Weil zudem die sportliche Leistung stimmt (Gikiewicz wehrt ligaweit die zweitmeisten Schüsse ab), spricht eigentlich nur wenig gegen eine Vertragsverlängerung.

RoGaz-Prognonse: Gikiewicz ist bereits 33 Jahre – ein für einen Torwart gehobenes, aber nicht zwingend leistungsabfallendes Alter. Dennoch wird der FCA Gikiewiczs Entwicklung aufmerksam beobachten und daher wohl nicht voreilig mit seinem ältesten Spieler im Kader verlängern. Bringt der Keeper aber auch in der Folgesaison gute Leistungen, steht einer Verlängerung nichts mehr im Weg.

Der konstanteste Profi in dieser FCA-Saison: Rafal Gikiewicz war von Anfang an ein sicherer Rückhalt einer oft von Leistungsschwankungen gezeichneten Augsburger Mannschaft. Wie lange bleibt der Pole in Schwaben? (Foto via imago)

Jan Moravek (Vertrag bis 2022, Marktwert: 600 Tsd. Euro)

Es ist sehr schwierig, die Leistungen von Jan Moravek fair zu bewerten. Blickt man auf die reinen Fakten, so kam der Tscheche seit 2013 nicht mehr über 16 Einsätze pro Saison hinaus. Viele davon als Joker. In dieser Spielzeit steht die Null in der Statistik. Keine Frage, Moravek ist im Augsburger Kader nur Ergänzungsspieler – und dementsprechend verzichtbar.

Man kann nur spekulieren, welche Rolle der frühere Nationalspieler in Augsburg eingenommen hätte, wenn er denn einmal konstant verletzungsfrei geblieben wäre. Wir sind uns sicher, dass Moravek sein Leistungspotential nie richtig ausschöpfen konnte – dieses aber nun auch mit 31 Jahren nicht mehr ausschöpfen wird.

RoGaz-Prognose: Eine Verlängerung hat für den FC Augsburg keine große Priorität. Weil Angebote für einen verletzungsanfälligen Ü30-Spieler rar sind, deutet derzeit vieles daraufhin, dass Moravek seinen Vertrag erfüllt und den Verein 2022 ablösefrei verlässt. Denkbar auch, dass es den Tschechen zurück in seine Heimat zieht, eventuell zu Ex-Klub Bohemians Prag.

Auch in dieser Saison vielmehr Rekonvaleszent als ernstzunehmende Alternative für den Kader. Jan Moravek erholt sich derzeit von einer Muskelverletzung. (Foto via imago)

Tim Civeja (Vertrag bis 2022, Marktwert: 300 Tsd. Euro)

Zur Vertragslaufzeit Tim Civejas machte der FC Augsburg im Sommer keine Angabe. Bei der Beförderung zum Profi hieß es lediglich, der 19-Jährige erhalte einen „langfristigen Vertrag“. Nach Informationen von transfermarkt.de soll das Arbeitspapier des gebürtigen Dachauers bis 2022 gelten. Bis dahin will der zentrale Mittelfeldspieler, der in Bremen sein Debüt feiern durfte, weiter näher an die erste Mannschaft heranrücken.

RoGaz-Prognose: Der FC Augsburg ist sich dem Potential Civejas bewusst und wird vorzeitig dafür sorgen, dass der Mittelfeldspieler langfristig am Lech bleibt.

Vom eigenen Nachwuchs in die Bundesliga: Tim Civeja steht sinnbildlich für den Weg, den der FCA einschlagen möchte – und genießt daher wohl noch länger das Vertrauen der Verantwortlichen. (Foto via imago)

Felix Götze (Vertrag bis 2022, Marktwert: 725 Tsd. Euro)

Felix Götze konnte bislang nicht nachhaltig auf sich aufmerksam machen. Immer wieder warfen den zentralen Mittelfeldspieler, der auch als Verteidiger agieren kann, Verletzungen zurück. Seit seinem Wechsel 2018 kam der 22-Jährige neun Mal für die Profis des FCA zum Einsatz. Zuletzt sollte der Ex-Münchner eigentlich verliehen werden, doch eine Corona-Infektion verhinderte den nächsten Karriereschritt.

RoGaz-Prognose: Entscheidend wird sein, was Götze selbst willl. Der FC Ausgburg würde ihm bei einem Wechselwunsch gewiss keine Steine in den Weg legen. Tendenz: Abschied im Sommer.

Eines der wenigen Highlights für Felix Götze im Augsburger Dress: Der Bruder von Weltmeister Mario trifft im September 2018 zum 1:1-Ausgleich gegen den FC Bayern. (Foto via imago)

André Hahn (Vertrag bis 2022, Marktwert: 1,8 Mio. Euro)

André Hahn schien in dieser Saison seinen zweiten Frühling zu erleben. Der 30-Jährige spielte sich mit starken Leistungen in die Startelf, wurde im Dezember dann aber durch eine Covid-Erkrankung ausgebremst. Wieder fit, knüpfte der einfache Nationalspieler nun direkt an seine guten Auftritte an und war zuletzt gegen Union an beiden Treffern beteiligt, bevor er gegen den BVB selbst traf.

Hahn steht insgesamt wenig für Spektakel, dafür aber umso mehr für Kampfgeist und Laufbereitsschaft. Der mannschaftsdienliche Außenspieler mag kein unumstrittener Stammspieler sein, ist aber gegen jeden Gegner eine Option für die Anfangsformation. Gerade solche Spieler braucht man.

RoGaz-Prognose: Der FC Augsburg verlängert noch einmal mit Hahn, wenn ihn die Verantwortlichen von der Rolle als Bindeglied zwischen Startelf und Joker überzeugen können.

André Hahn gehört zu den lauffreudigsten Spielern im Augsburger Kader und spult Spieltag für Spieltag mit die meisten Kilometer ab. Ein Prunkstück, das sich der FCA erhalten sollte. (Foto via imago)

Michael Gregoritsch (Vertrag bis 2022, Marktwert: 4,5 Mio. Euro)

Michael Gregoritsch erlebte nach seinem Wechsel aus Hamburg eine brillante Premierensaison in Rot-Grün-Weiß. 13 Tore und vier Vorlagen sorgten prompt für das Prädikat Königstransfer. In der Folgezeit ließ der zweifelsohne über fußballerisches Talent verfügende Offensivmann seine Klasse aber nur noch selten aufblitzen, bis jetzt kamen nur noch neun weitere Treffer hinzu.

2019 hatte Reuter die Chance, Gregoritsch zu verkaufen. Weil der als harter Verhandlungspartner bekannte Manager aber wohl zu viel Ablösesumme forderte, kam es nicht zu einem Wechsel nach Bremen. Anschließend haben der mehr oder minder erzwungene Leih-Wechsel zum FC Schalke sowie seine dürftige aktuelle Saison (ein Tor, zwei Vorlagen) Gregoritschs Standing in Augsburg nicht gerade verbessert.

RoGaz-Prognose: Den Moment der höchsten Ablösesumme hat der FC Augsburg verpasst. Weil Gregoritschs sportlicher Mehrwert (um den Klinsmann-Sprech zu verwenden) mittlerweile überschaubar ist, spricht wenig gegen einen Wechsel im Sommer – sofern denn die Ablösesumme stimmt.

Die Momente des Jubelns sind seltener geworden. Michael Gregoritsch erzielte in dieser Saison nur einen Treffer und ist immer seltener ein Kandidat für die Startelf. (Photo by Maja Hitij/Getty Images)

Maurice Malone (Vertrag bis 2022, Marktwert: 500 Tsd. Euro)

Derzeit ist Maurice Malone an Drittligist SV Wehen verliehen. Beim Zweitligaabsteiger sorgt der Stürmer dabei für ordentlich Furore und steuerte in 17 Spielen bereits acht Tore und sechs Vorlagen bei. Im Sommer kehrt der 20-Jährige wieder nach Ausgburg zurück und will sich in der Bundesliga beweisen. Ob eine gute Saison in Wiesbaden für die Beletage reicht, bleibt vorerst abzuwarten.

Das Vertrauen in das Eigengewächs (seit 2008 im Verein) ist definitiv gegeben. Nicht ausgeschlossen scheint eine weitere Leihe – vielleicht zu einem Bundesligaaufsteiger wie bei Sergio Cordova. Dann müsste der FCA Malones Vertrag aber verlängern, denn Spieler mit nur noch einem Jahr Restvertrag können nicht mehr verliehen werden.

RoGaz-Prognose: Die Sommervorbereitung sowie die generelle Situation im Augsburger Angriff werden darüber entscheiden, ob Malone Chancen auf Einsatzzeiten hat. Kommen die Verantwortlichen zu dem Entschluss, dass dies nicht der Fall ist, kommt es zur Vertragsverlängerung sowie einer Leihe zu einem mittelstarken Verein. Ein endgültiger Abschied aus Augsburg ist unwahrscheinlich.

Maurice Malone zeigt aktuell, dass er eine ernstzunehmende Option für die Zukunft sein kann. Der Linksfuß könnte der nächste Ausgburger Bundesligadebütant aus dem eigenen Nachwuchs sein. (Foto via imago)

Florian Niederlechner (Vertrag bis 2022, Marktwert: 10 Mio. Euro)

Florian Niederlechner wechselte im Sommer 2019 hauptsächich wegen zwei Gründen nach Ausgburg. Der Familienmensch wollte näher an seine oberbayerische Heimat heranrücken – und obendrein seine Einsatzzeiten in der Bundesliga erhöhen. Beides ist dem früheren Freiburger gelungen.

In Augsburg kommt Niederlechner regelmäßig zum Zug und ist gewissermaßen Stürmer Nummer Eins. Der gebürtige Ebersberger genießt auch in sportlich schlechteren Zeiten wie jüngst während seiner 997 Minuten andauernden Torflaute das Vertrauen und wird vom Team geschätzt. Aktuell gibt es wenige Gründe, die gegen eine Zusammearbeit über 2022 hinaus sprechen.

RoGaz-Prognose: Der FC Augsburg setzt auch in Zukunft die Dienste des Topstürmers der abgelaufenen Saison. Weil Niederlechner den FCA sehr schätzt, sollten die Verhandlungen nicht allzu schwierig werden.

Lang ersehnter Torschrei: Florian Niederlechner jubelt über das 1:0 gegen Union Berlin. Wie viele Treffer steuert der Angreifer in seiner Karriere noch für den FC Augsburg bei? (Foto via imago)

Alfred Finnbogason (Vertrag bis 2022, Marktwert: 2,5 Mio. Euro)

Alfred Finnbogason war vor seinem Engagement in Augsburg ein regelrechter Wandervogel. Der Isländer kickte bereits in Belgien, Schweden, den Niederlanden, Spanien und Griechenland. Seit Januar 2016 ist er in Augsburg zu Hause, wo auch seine beiden Kinder zur Welt kamen. In der Fuggerstadt fühlt sich der 31-Jährige pudelwohl, was etwa daran deutlich wird, dass er sich noch während der Weltmeisterschaft 2018 zum FCA bekannte.

Wie die Situation in einem Jahr aussieht, ist allerdings unklar. Finnbogason steht womöglich vor der letzten Möglichkeit auf einen großen Vertrag. Dass er diesen nicht längst schon unterschrieben hat, liegt paradoxerweise am gleichzeitig größten Vor- und Nachteil für den FC Augsburg: seiner Verletzungsanfälligkeit.

Denn wäre Finnbogason in der Vergangenheit längere Zeit verletzungsfrei geblieben, würde er jetzt wohl nicht mehr in Augsburg spielen. Der Isländer ist eigentlich ein Europa-League-Stürmer. Mindestens. Das ist aber nunmal nicht der Fall und somit ist Finnbogasons Wert für die Mannschaft in den letzten Monaten gesunken. Was also will der FC Augsburg? Ein letztes Mal eine Ablösesumme für den 31-Jährigen kassieren oder ihn weiter an den Verein binden? Finnbogasons Zukunft entscheidet sich wohl im Sommer.

RoGaz-Prognose: Eine Sturmspitze mit Niederlechner und Finnbogason kann sich eigentlich mehr als sehen lassen. In Anbetracht der Situation um Sergio Cordova und Maurice Malone könnte sich der FCA bei einem passenden Angebot aber wohl dennoch für einen Verkauf entscheiden. Wir finden allerdings, dass mit dem Publikumsliebling zwingend verlängert werden sollte, wenn sich die Chance dazu bietet und hoffen darauf, dass Finnbogason selbst in der Rückrunde Argumente für einen Verbleib liefert. Ausgang völlig offen.

Was hat Heiko Herrlich noch vor mit Alfred Finnbogason? Die Entscheidung über seine Zukunft hängt auch vom Wohlbefinden des Coaches ab. (Foto via imago)

Fazit

Stefan Reuter steht vor einem anstrengendem Transfer-Sommer. Aufgrund der Vielzahl an Spielern, deren Arbeitspapier im Jahr 2020 ausläuft, werden die Weichen für die Zukunft schon in wenigen Monaten gestellt. Im Einzelfall gilt es dann abzuwägen: letzte Chance auf einen Verkauf mit Ablösesumme oder langfristige Verängerung? Dass die Beantwortung dieser Frage elementar sein kann, zeigt derzeit das Beispiel Rani Khedira.

Ein Blick auf die U23

Der FCA ist gut in die Bundesligasaison gestartet – 2 Siege, 1 Unentschieden und 1 Niederlage stehen zu Buche – doch wie schlägt sich eigentlich die U23 des FCA derzeit? Im Nachfolgenden soll ein Blick auf das „Nachwuchsteam“ der Augsburger geworfen werden. Wer drängt sich auf für die erste Mannschaft? Wie sind die Bedingungen in dieser corona-gezeichneten Zeit für die Nachwuchskicker? Und: Wie sind diese in die „Saison“ gestartet?

Ein Kommen und ein Gehen

Eins vorweg: Die Regionalliga Bayern, in welcher die U23 des FCA spielt, wurde nach monatelanger Pause fortgesetzt. 11 Spieltage gilt es noch zu absolvieren in dieser kuriosen und corona-geprägten Saison. Am vergangenen Wochenende wurde nun also der Spielbetrieb wieder aufgenommen, nachdem sich die Mehrheit der Fußballclubs im Juni gegen einen Saisonabbruch entschieden hatte. Aus der Wertung fällt außerdem Drittliga-Aufsteiger Türkgücü München.

Der Nachwuchs des FCA hat hierbei einen personellen Aderlass in der „Sommerpause“ verzeichnen müssen: Mit den beiden Innenverteidigern Lasse Jürgensen und Leonhard von Schrötter, den Außenbahn-Spielern Simon Asta, Nicola Della Schiava und Christopher Lannert, sowie mit den Mittelfeldspielern Stefano Russo und Romario Rösch sind dies alles viel versprechende Talente, die auch schon im Blickfeld der ersten Mannschaft standen.

Simon Asta ist weiterhin U20 Nationalspieler des DFB, auf Vereinsebene allerdings mittlerweile für das Kleeblatt unterwegs. (Photo by Oliver Hardt/Getty Images for DFB)

Insbesondere Simon Asta (wechselte zu Greuther Fürth) und Romario Rösch (zu Mainz 05 II) galten jahrelang als vielversprechende Talente und kommende Leistungsträger des FCA in der Bundesliga. Mit Maurice Malone und Jozo Stanic, die per Leihe an die beiden Drittligisten Wehen Wiesbaden und Zwickau wechselten, hat man jedoch noch etwas vor. Daher wird dies bei beiden vermutlich nur ein temporärer Abschied sein. Insgesamt verließen den FCA II sage und schreibe 14 Spieler, entweder direkt oder per Leihe. Ein riesiger Umbruch, in einer unglaublich dynamischen und unsicheren Zeit – auch im Profifußball.

Abschied auf Zeit

Wie schlagen sich hier unsere Nachwuchskicker, die in der Sommerpause verliehen wurden? Maurice Malone hat in der dritten Liga bisher überzeugen können. 4 von 6 möglichen Spielen absolvierte der junge Stürmer, 1 Tor und ein Assist stehen dabei für ihn zu Buche. Der flexible Offensivspieler sollte dennoch ein wenig mehr Spielzeit bekommen (nur 17% Startelfquote), um mehr Erfahrung im Profifußball zu sammeln. Jozo Stanic spielt hingegen in Zwickau immer: 100% Startelfquote für den 21jährigen Innenverteidiger – seine Leihe endet jedoch erst am 30.06.22 . Bis dahin soll er weiterhin fleißig Einsatzminuten verzeichnen, um dann bestenfalls als gestandener Drittligakicker nach Augsburg zurückzukehren.

Auch Segio Cordova, mit 23 immer noch in gewisser Weise eine Nachwuchshoffnung, wurde zuletzt an Ligakonkurrent Arminia Bielefeld verliehen, um Spielpraxis zu sammeln. Dort spielt er zumeist in der Sturmspitze und hat bisher 3 Spiele absolvieren können (kein Tor, ein Assist). Innenverteidiger und Eigengewächs Kevin Danso wurde in der Sommerpause an Fortuna Düsseldorf in die zweite Liga verliehen. Dort spielt der mittlerweile 22jährige in der Abwehrzentrale und konnte bisher 74% der Einsatzminuten bestreiten. Auch bei ihm hofft der FCA auf Spielpraxis und Wettkampfhärte, denn auf Kevin Danso hält man in Augsburg eigentlich seit vielen Jahren große Stücke.

Ein Teil der Augsburger Fußballgeschichte

Simon Asta (19) war (und ist) mit seinem ersten Profieinsatz im Jahre 2018 der jüngste Bundesliga-Debütant der Augsburger in der Vereinsgeschichte. Nun verließ er die Augsburger – gegen Ende der Transferphase – gen Fürth. Leider hat sich Simon nach seinem vielversprechenden Ligadebüt zuletzt schwer verletzt, so dass er dann in Augsburg keine Alternative war für den Profi Kader.

Stefan Reuter erklärt dies wie folgt: „Wir wollten Simon nach seiner schweren Verletzung die Möglichkeit bieten, in der U23 Spielpraxis zu sammeln und sich so an die Lizenzmannschaft heran zu kämpfen. Als sich für ihn mit einem Wechsel in die 2. Bundesliga nach Fürth eine reizvolle sportliche Herausforderung bot, haben wir dem Wechsel zugestimmt. Wir wünschen Simon Asta alles Gute für seine weitere Entwicklung“. Ob man den jungen Rechtsverteidiger nochmal am Lech kicken sehen wird? Man weiß es (heute) nicht. Wir wünschen ihm jedenfalls eine tolle Entwicklung und hoffen auf eine Rückkehr in die Fuggerstadt. Vielleicht hat der FCA ja sogar eine Rückkauf-Klausel?

Neuzugänge sieht man gerne!

Mit Felix Götze konnte die „Zwote“ einen namhaften und prominenten Zugang aus den eigenen Reihen verbuchen. Der jüngste der Götze-Brüder war seit seinem Wechsel zum FCA oft verletzt und hat nie so richtig in die Spur gefunden. Nun soll der zuletzt an Corona erkrankte Mittelfeldspieler in der Regionalliga Bayern, die er aus seiner Zeit beim FC Bayern bestens kennt, Kraft tanken und wieder regelmäßig Fußball spielen. Ob er eine Chance in der ersten Mannschaft hat, vermag man derzeit nicht zu prognostizieren. Fakt ist nur, dass Götze eigentlich hätte abgegeben werden sollen. Zuletzt stand eine Leihe zu Jahn Regensburg im Raum. Die Regionalliga-Jungs des FCA sind aber vermutlich ebenso froh über den unerwarteten „Neuzugang“ wie Trainer Josef Steinberger. Der Bruder von Weltmeister Mario Götze traf direkt bei seinem zweiten Einsatz im Dress der U23 zum 1:0 gegen den Tabellenfünften aus Aubstadt. Und machte Medienberichten zufolge auch sonst eine gute Figur.

Felix Götze jubelt nach seinem Tor zum 1:0 des FC Augsburg II gegen den TSV Aubstadt (Foto via Imago)

Einen weiteren Spieler, den man nach wie vor auf dem Zettel haben sollte, ist der Koreaner Seong-hoon Cheon. In der aktuellen Regionalliga-Spielzeit traf der 20jährige bisher in 13 Spielen 4 Mal und gab eine Vorlage. Hier muss man weiterhin sehen, wieviel Spielpraxis er erhält. Nach der Leihe von Maurice Malone ist er wohl erstmal in der Sturmzentrale gesetzt.

Mit vier externen Neuzugängen und sieben „Hochrückern“ aus der starken Augsburger U19 ist der Kader einigermaßen bestückt für die Restsaison. Vom Regionalliga Konkurrenten Schweinfurt 05 kam zuletzt der Linksverteidiger Christian Köppen. Aus der RL Südwest kam vom VfR Aalen Lukas Gerlspeck für die Innenverteidigung. Zwei Offensivspieler konnte der FCA II zudem für sich gewinnen. Rechtsaußen Henri Koudossou vom SV Pullach (Bayernliga Süd) sowie Marco Nickel vom Ligakonkurrenten FC Memmingen. Gespannt sein darf man auf den U19-Aufrücker Dorian Cevis, der bei den Stuttgarter Kickers groß geworden ist. Und auf den Mittelstürmer Cisse, der bereits für die österreichische U18 Nationalmannschaft gespielt hat.

Der Fall Schieber

Die Personaldecke der zweiten Mannschaft des FC Augsburg ist relativ dünn. Mit Kilian Jakob spielt seit zwei Spielzeiten ein weiterer Profi in der Regionalliga-Truppe. Julian Schieber scheint dies hingegen verwehrt zu bleiben. Der beim FCA abgeschriebene Stürmer scheint bei keiner FCA-Mannschaft mehr eine Zukunft zu haben. „Ich sollte nicht zum Trainingsgelände kommen, mein Spind wurde aufgelöst, später wurde auch meine Nummer vergeben“, berichtete Stürmer Julian Schieber zuletzt medial. Ein Wechsel im Winter steht nach wie vor im Raum – Anfragen gibt es wohl. Bisher haben diese Schieber aber „emotional nicht gepackt“.

Wir wünschen Julian Schieber und seiner Familie alles Gute und dass er seine lange Karriere ggf. im Ausland fortsetzen kann. In Augsburg ist er sportlich leider nie glücklich geworden – auch auf Grund vieler Verletzungen.

Julian Schieber in der Kurve: Was waren das für Zeiten? Es kommt einem vor, als ob dies vor Ewigkeiten war. (Foto: Christian Kolbert via Imago)

Saisonausblick für die U23

Nach zwei Spielen seit „Re-Start“ muss man sagen: Mit zwei Siegen ist der Nachwuchs gut in die zweite Hälfte der Saison gestartet. Man muss wohl weiterhin mit bangem Blick auf die Bank der U23 schauen. Denn die Personaldecke ist extrem dünn. Die aktuelle Mannschaft ist sehr jung – das Durchschnittsalter liegt bei 21,1 Jahren. Kaum ein erfahrener Spieler über 23 steht in den eigenen Reihen. Der 25jährige Neuzugang Christian Köppel und der 24jährige Hendrik Hofgärtner sind quasi schon die Oldies im Team! Hier wird sich zeigen, wer voran geht in diesen sehr dynamischen und unsteten Zeiten. Auch wird sich zeigen, wie groß die Personaldecke tatsächlich ist, wenn sich z.B. ein Coronafall in der Mannschaft ereignet. (Toi, Toi, Toi, dass dies nicht eintreten wird)

In der Regionalliga Bayern ist die Konkurrenz groß. Dennoch steht der FCA derzeit auf einem soliden sechsten Platz. Da viele andere Teams aber einige Spiele weniger auf dem Buckel haben, ist die derzeitige Tabelle noch nicht besonders aussagekräftig. Mit dem VfB Eichstätt spielt der FCAII jetzt am Wochenende gegen einen direkten Tabellennachbarn. Ob in Eichstätt bis dahin Zuschauer zugelassen sind? Man weiß es nicht – die zweite Corona-Welle, die derzeit in Deutschland für Furore sorgt, macht dies ggf. unmöglich.

Bleibt g’sund!

Es wird eine schwere Saison – mal wieder – für die U23 des FCA. Und Corona sorgt für den Rest. Die erste Mannschaft wird sicherlich gespannt auf die Entwicklung der verliehenen Spieler, aber auch auf die (Stamm-)Kräfte des eigenen Nachwuchses schauen. Eins vermögen wir an dieser Stelle nur zu hoffen: Dass der FCA II eine von abstiegssorgen befreite Restsaison spielt, um weiterhin den Nachwuchstalenten eine Bühne zu geben und den Sprung in die erste Mannschaft so klein wie möglich zu halten. Und, natürlich: Dass die Jungs alle gesund bleiben. Das ist auch in diesen Tagen wohl das Wichtigste!

Kaderanalyse Teil 4: Der Sturm

Wie im Teil zum Mittelfeld angekündigt, beschäftige ich mich in diesem Teil nicht nur mit unserem Mittelstürmer, sondern auch mit der hängenden Spitze, die zentral diesen unterstützt. Zwei Positionen, die uns in der Vergangenheit schon ab und an Kopfzerbrechen bereit haben und zumindest eine davon tut es gerade wieder intensiv. Ob ich mir zu Unrecht Sorgen mache, kann jeder einzelne im Nachgang selbst beurteilen.

Leistung in der letzten Saison

Im letzten Jahr haben wir an dieser Stelle die Chancenverwertung kritisiert, nachdem der FC Augsburg ingesamt nur 35 Tore erzielen konnte. Offensiv war die vorletzte Saison zum Vergessen und Besserung war erhofft. In der letzten Saison waren es 43 Tore und somit zumindest 8 Treffer mehr. Von den internationalen Plätzen ist man in diesem Bereich deutlich entfernt, aber für einen Platz zumindest im unteren Mittelfeld ist die Ausbeute ausreichend.

Derweil ist der Aufschwung weitestgehend mit einem Namen verbunden gewesen: Michael Gregoritsch. Der HSV tat, was er sooft in der Vergangenheit schon für andere Vereine tat und verkaufte uns einen hochveranlagten Spieler, der in Augsburg schnell aufblühte. Gregoritsch erzielte 13 Treffer selbst und war an vielen guten Aktionen offensiv beteiligt. Wenn Alfred Finnbogason fit war, setzte er diesen gekonnt in Szene. Finnbogason konnte selbst 12 Tore erzielen. Man kann klar erkennen, dass der FCA im Zentrum deutlich gefährlicher war als im Vorjahr. Sehr gut war er allerdings nur, wenn Finnbogason fit war und spielen konnte. Wie in der Vorsaison plagten den Isländer auch in der letzten Saison Verletzungsprobleme. Hinter Finnbogason gab es keinen adäquaten Ersatz, der im Sturmzentrum dessen Rolle einnehmen hätte können.  Ansonsten wären die Offensivleistungen in der letzten Saison wahrscheinlich noch beeindruckender ausgefallen. Dennoch war die Entwicklung von der vorletzten auf die letzte Saison beachtlich.

Abgänge

Shawn Parker, der in seiner Zeit beim FC Augsburg nie richtig anzukommen schien, hat den FCA in Richtung SpVgg Greuther Fürth verlassen. Ich würde mich freuen, wenn er dort sein Potential wieder auf dem Platz zeigen würde.

Zugänge

Ein Back-Up für Finnbogason wurde anscheinend auch von Stefan Reuter als notwendig eingeschätzt und Julian Schieber aus Berlin ablösefrei verpflichtet. Mit 29 Jahren eigentlich im besten Fußballeralter plagten Schieber in der Vergangenheit des öfteren schon Verletzungen, die mehr Einsätze für seine Clubs regelmäßig verhinderten. Diese Ähnlichkeit mit Finnbogason war aber wahrscheinlich nicht ausschlaggebend für die Verpflichtung. Schieber hat nach Stationen in Nürnberg, Stuttgart und Dortmund auf jeden Fall viel Bundesligaerfahrung und über 150 Pflichtspiele in der ersten Liga im Gepäck, die er mit nach Augsburg bringt. Dabei hat er auch schon gegen den FCA getroffen und mir zumindest einen Nachmittag ordentlich versaut. Im April 2013 schnürte er für den BVB einen Doppelpack gegen uns und wir verloren 4:2. Doppelpacks für uns wären ab jetzt außerordentlich gerne gesehen.

Prognose für die kommende Saison

Nachdem sich Schieber direkt in der Vorbereitung verletzt hat und Finnbogason nicht fit von der WM zurückgekehrt ist (wie habe ich ihm dennoch die Erfüllung dieses Traums gegönnt), wird zumindest zu Saisonbeginn viel davon abhängen, was aus der zweiten Reihe noch so kommt. Sergio Cordova zeigte zwar gute Ansätze in der letzten Saison, aber er ist noch jung und seine Entwicklung sollte man nicht überstürzen. Sollte er dennoch schon eine wichtigere Rolle in der kommenden Saison spielen können?

Weiterhin ist Dong-Won Ji nach seiner Leihe aus Darmstadt wieder in Augsburg und scheint im Sturmzentrum nun erstmal erste Wahl zu sein. Hat er einen weiteren guten Lauf in sich, wie den, der uns vor einigen Jahren die Klasse sicherte? Ji kann im Torabschluss zwischen Verzückung und vollkommener Verzweiflung die gesamte Bandbreite der Gefühle beim Zuschauer hervorrufen. Mit Selbstvertrauen und Form wäre er weiterhin eine Verstärkung. Anzeichen davon würde ich gerne schnell sehen. Damit der Saisonstart nicht verkommt, sollte das ein oder andere Erfolgserlebnis nicht fehlen. Wenn der Saisonstart auf Grund der Sturmsituation nicht misslingt und Finnbogason als auch Gregoritsch gemeinsam fit bleiben und spielen und zukünftig auch von den offensiven Außen noch besser unterstützt werden, dann könnten wir in der Tabelle etwas nach oben schielen. Ansonsten könnten wir uns schnell wieder im Abstiegskampf wiederfinden.

Am Ende kommt es darauf an, ein Tor mehr als der Gegner zu schießen. In der Vergangenheit waren wir in dieser Hinsicht zu leicht auszurechnen. Wenn von unserem Sturm nicht mehr Gefahr ausgeht als in der Vergangenheit, dann wird das auch so bleiben. Ich habe allerdings Hoffnung, dass Manuel Baum die Mannschaft wieder einen Schritt nach vorne bringt. Zumindest hat er dafür nun mehr Optionen und kann sich Varianten überlegen, die die Gegner verzweifeln lassen. Hoffentlich schon gegen Düsseldorf. Ein bisschen Magie, ähnlich wie beim Popo-Tor von Sascha Mölders, würde ich zum Auftakt nicht ablenken.

Hat die Tiefstapelei ein Ende?

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Größer hätte der Unterschied zwischen Erwartungen und Realität nicht sein können. Die meisten Experten hatten den FC Augsburg vor der letzten Saison auf Platz 18 der Tabelle getippt. Mit dem Abstiegskampf hatte die Mannschaft in der letzten Saison dann nichts zu tun. Am Ende war Platz 12 das Resultat. Mehr als der Tabellenplatz bleibt mir in Erinnerung, dass es am Ende der Saison um nichts mehr ging. Wir hatten schon festgestellt, dass der FCA mit dieser Saison im Mittelmaß angekommen ist. Zumindest ist das unser Eindruck.

Viel hängt nun allerdings in der Sommerpause davon ab, wie der FC Augsburg auch außerhalb des Clubs wahrgenommen wird. Welche Möglichkeiten hält ein Spieler für realistisch, der sich überlegt zu wechseln? Während vor der letzten Saison auch außerhalb Augsburgs die Zweifel an der sportlichen Leitung in Person von Trainer Manuel Baum noch erheblich waren und selbst in Augsburg das System Reuter auf den Prüfstand gestellt werden sollte, so hat mittlerweile die breite Öffentlichkeit einen deutlich bessere  Meinung über die Beteiligten. Baum ist immer noch der sympathische, bodenständige Typ, der sich auch nicht scheut, über Druck und Belastung zu sprechen. In der letzten Saison hat er vor allem gezeigt, dass er Spieler verbessern und eine Mannschaft optimal auf unterschiedliche Gegebenheiten einstellen kann. Reuter steht über allem und hat in der letzten Sommerpause eine großartige Trefferquote bzgl. seiner Transfers bewiesen. Insgesamt sorgen die Verantwortlichen so dafür, dass aus den bestehenden wirtschaftlichen Möglichkeiten mehr gemacht wird als bei genügend Konkurrenten.

Und anscheinend sind nicht nur die Verantwortlichen selbst überzeugt, dass die Entwicklung noch nicht abgeschlossen ist. Stefan Reuter hat mit seiner Arbeit in der Sommerpause gerade erst begonnen und schon weitere wichtige Bausteine für die Mannschaften der nächsten Jahre gesichert und verpflichtet. Ein wichtiges Zeichen waren zuerst der Vertragsabschluss von Simon Asta und die Vertragsverlängerung von Marco Richter. Nachdem Erik Thommy im Winter mitgeteilt hatte, dass er seine Zukunft nicht mehr in Augsburg sieht, konnte der FCA mit Asta und Richter zwei hochveranlagte Talente langfristig binden. Der eigene Nachwuchs ist dann doch meist von seinen Entwicklungschancen überzeugt und erkennt die positiven Entwicklungen.

Daneben konnte Reuter zwei weitere große Namen an den Lech locken. Nachdem sich André Hahn in der letzten Sommerpause noch für den HSV entschieden hatte und damit falsch gelegen war, kommt er nun doch nach Augsburg zurück. Hahn hatte nach seinem Wechsel von Augsburg nach Gladbach immer wieder sein großes Potential aufzeigen können, war aber auch immer wieder von Verletzungen geplagt. Der HSV war nun sportlich für kaum einen Spieler ein erfüllendes sportliches Umfeld in den letzten Jahren. Hahn hat in seinem Begrüßungsvideo angedeutet, dass er zurückkehrt und der Blick nach oben gerichtet ist. Anscheinend hat er den FCA in den letzten Jahren beobachtet und glaubt nun wieder daran, dass er gemeinsam mit dem Verein wieder erfolgreich sein kann.

In diesem Glauben ist er nicht alleine. Denn auch mit Julian Schieber kommt ein Spieler aus Berlin, der schon für deutliche größere Vereine aktiv war. 156 Bundesligaspiele und auch einige Treffer gegen den FCA zeugen von einem erfahrenen Spieler. Nun hatte auch Schieber mit Verletzungen zu kämpfen und wäre sonst wohl für den FCA nicht verfügbar, aber dennoch werte ich es als ein positives Zeichen, wenn sich ein solch ein positiver Typ für uns entscheidet.

Das heißt nun nicht, dass sowohl Hahn als auch Schieber in Augsburg einschlagen werden. Die Verpflichtungen waren allerdings günstig. Hahn ist erst 27 und kostete gerade einmal 3 Millionen EUR Ablöse. Schieber kommt ablösefrei. Beide füllen offensichtliche Lücken im Kader. In der letzten Saison fehlte eine adäquate Alternative hinter Alfred Finnbogason. Rechts vorne konnten weder Jonathan Schmid noch Marcel Heller überzeugen und Marco Richter kann seine Stärken im Zentrum besser ausspielen. Alles in allem hat sich der FCA in dieser Transferperiode bisher ausschließlich verbessert.

Neben dem Zutrauen von außen wird es allerdings in dieser Sommerpause darauf ankommen, wohin der Weg unserer aktuellen Leistungsträger führt. Wenn sich die Gruppe um Alfred Finnbogason, Michael Gregoritsch, Philipp Max und Jeffrey Gouweleeuw mehrheitlich entscheidet, dem FCA die Treue zu halten, dann müssen selbst geborene Tiefstapler eingestehen, dass das Ziel wohl eher erneutes  Mittelmaß statt Abstiegskampf sein wird. Es wäre ein schöner Gedanke. Bis dahin bleibt zumindest der Eindruck, dass uns außerhalb von Augsburg zumindest in der nächsten Saison weniger Konkurrenten unterschätzen werden. Auch wenn einige von Ihren Spieler den Weg bis dahin zu uns finden werden, wird es nicht leichter werden. Aber leicht war es noch nie und auch damit kennen wir uns aus.

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