Habemus Praesidem

Nach fast 4 Monaten hat der FC Augsburg eine lange vakante Stelle im Verein neu besetzt. Mit Markus Krapf übernimmt nun ein waschechter Augschburger das Präsidentenamt und kehrt in den Schoß der FCA-Familie zurück. An dieser Stelle möchten wir – Birgit und Andy – euch unseren neuen Präsidenten gerne kurz vorstellen.

Vom Fan zum Geschäftsführer

Markus Krapf, auch bekannt als „Max“ oder „Maxe“, wurde am 8. Dezember 1971 in unserer wunderschönen Fuggerstadt geboren. In seiner Kindheit war er Domsingknabe und legte in St. Stephan das Abitur ab. Danach studierte er an der Universität Augsburg Germanistik und Politikwissenschaften auf Lehramt, doch nach dem 1. Staatsexamen merkte er recht schnell, dass er sich eine Zukunft als Lehrer überhaupt nicht vorstellen konnte. Der Sportjournalismus reizte ihn viel mehr und so nahm er schließlich eine Stelle als Volontär bei einer TV-Produktionsfirma in München an.

Zum FC Augsburg kam Max, als dieser nicht nur sportlich am Boden lag. Nach dem Lizenzentzug des FC Augsburg im Jahr 2000 stieg der Club von der Regionalliga Süd in die Bayernliga ab. Dies nahm sich Krapf mit einigen Freunden zum Anlass, „zu unserem Verein zu gehen und mitzuhelfen“. Zusammen entwickelte man den Stadionkurier, gründete die FC-Allstars Band und spielte auf diversen Festivals. Unter anderem schrieben sie im Jahr 2000 auch die bekannte FC Augsburg Fußballhymne „So was Großes“.

Noch heute wird diese Hymne gerne gespielt

Kurz: Max Krapf war ein engagierter Fußballfan, der seinen angeschlagenen Verein unterstützte. Im Jahr 2002 wurde sein Engagement schließlich von oberster Stelle belohnt. Kein Geringerer als FCA-Präsident Walther Seinsch nahm mit dem damals 31 Jährigen Kontakt auf und bot ihm die Stelle als Geschäftsführer und Manager des Vereins an. Zuerst lehnte Markus noch ab, da er über keinerlei Wirtschafts- oder Managerkenntnisse verfügte. Doch Seinsch ließ nicht locker und so nahm Max die Offerte doch noch an.

Im Juli 2002 trat er schließlich den vielseitigen Job an. Das Aufgabenfeld umfasste eigentlich alles, was in der Geschäftsstelle anfiel. Von Kaderplanung, über Spielerverträge, Wohnungssuche für die Spieler und der Leitung der Geschäftsstelle war alles dabei. Auch dass man das FCA Logo mit der Zirbelnuss und dem lang gezogenen A heute auf der Brust der Spieler bewundern darf, haben wir Max zu verdanken. Denn dieses wurde 2002 von ihm reaktiviert, nachdem man zwischenzeitlich ca. 6 Jahre lang ein unbeliebtes, rundes Logo hinnehmen musste, das den FC Bayern zum Vorbild hatte.

Vom Geschäftsführer zum Wirt

Natürlich wissen wir alle, wie die Geschichte sportlich ausging. Nach und nach kletterte der FC Augsburg nach oben und schaffte im Jahr 2006 schließlich den Aufstieg in die 2. Bundesliga. Endlich war der Profifußball nach 23 Jahren zurück in der Fuggerstadt!

Doch auch im privaten Bereich fand der Geschäftsführer sein Glück. Nachdem er seine heutige Ehefrau Irene bereits beim FCA kennen und lieben gelernt hatte, bekamen die beiden in jenem Jahr ihren gemeinsamen Sohn Max. Auch Irene Krapf ist bei unserem Herzensverein keine Unbekannte, denn sie ist seit dem vergangenen Jahr Mitglied des Augsburger Ehrenrats. Zudem betreibt sie mit ihrem Gatten unter anderem die allseits bekannte Rosenaugaststätte und den 11er Biergarten in der Rosenau.

Im Jahr 2006 wurde es Markus Krapf schließlich zu viel und nachdem er 2007 noch einmal kurzfristig beim FCA ausgeholfen hatte, legte er seine Tätigkeiten beim Verein vollständig nieder. Anschließend erfüllt er sich einen Traum. Er eröffnete seinen eigenen Gastronomiebetrieb – die 11er Fußball.Kultur.Kneipe in der Dominikanergasse. Dies ist im Übrigen keine FCA-Gaststätte, sondern eine Fußballkneipe. Darauf legt der Fußballwirt großen Wert. Hier ist jeder willkommen, der es mit dem Fußball hält, egal, welche Farben er oder sie trägt. Gute Laune und eine mitreißende Stimmung sind garantiert.

Abseits des täglichen Lebens

Nahezu sämtliche Spiele des FC Augsburg sieht sich Max in der heimischen WWK Arena an, für die er eine Dauerkarte und eine VIP-Karte besitzt. Noch immer ist unser neuer Präsident FCA-Fan mit Leib und Seele und wann immer es ihm möglich ist, ist er auch auswärts mit dabei, um das Team zu unterstützen.

Sein umfängliches Fachwissen im Bereich Fußball und natürlich FC Augsburg gibt er in dem bekannten Podcast „Feuer und Flamme“ weiter. Jeden Montag analysierte Maxe dort zusammen mit FCA-Stadionsprecher Rolf Störmann und a.tv-Sportchef Tom Scharnagl die Spiele des FC Augsburgs. Aber dies ist nicht die einzige Reihe, in der man die Stimme unseres neuen Präsidenten zu hören bekommt. Seit 2021 ist er Teil der Podcastfolgen von „Stadtteilgespräche“, in der er mit Oberbürgermeisterin Eva Weber wichtigen Themen auf den Grund geht, die die Augsburger*innen beschäftigen.

Als wäre das alles noch nicht genug, ist Markus Krapf auch noch Redakteur des Augsburger Stadtmagazins „Neue Szene Augsburg“, dessen Geschäfte unter anderem von FCA-Aufsichtsrat Walter Sianos geführt werden. Hier schreibt der heute 50 Jährige natürlich über den FCA, aber auch über Sport im Allgemeinen oder Politik. Zusammen mit seinem Freund und Kollegen Sianos sowie Florian Eisele, Andreas Schäfer und Tillmann Horch schrieb er zudem das Buch „111 Gründe den FC Augsburg zu lieben“.

Ausblick

Die Wahl von Max Krapf zum Präsidenten des FC Augsburg e.V. ist eine Besinnung auf die alten Augsburger Tugenden und ein Schritt weg vom Investorenverein.

Doch die Erwartungen und auch die Aufgaben sind – anders als zu Krapfs erster Zeit beim Club – umfangreicher und vielfältiger. Heute spielt der FC Augsburg seit 11 Jahren erfolgreich in der ersten Bundesliga. Sowohl Fans als auch die Verantwortlichen und die Stadt sind stolz darauf, ein Standort im Profifußball zu sein. Das will man natürlich auch in Zukunft bleiben. Verein und Infrastruktur sind gewaltig gewachsen.

Das Präsidentenamt ist eine Mammutaufgabe, die von Krapf erfordern wird, auch mal ein Foto mit einem Maskottchen auszulassen, weil das Amt ein gewisses Format erfordert. Krapf wird dabei weiterhin eine gewisse Prolligkeit zur Schau stellen, die ihm Authentizität verleiht und sympathisch macht. Im Kreis der Großen in der Bundesliga bleibt zu hoffen, dass er den FCA dennoch professionell vertritt. Er muss zeigen, dass er Ernst zu nehmen ist. Im Außenauftritt und in der Kommunikation ist ihm ein glückliches Händchen und das nötige Feingefühl zu wünschen. Es wird schwer für ihn werden, Kritikern offen zu begegnen und für Integration zu sorgen, gerade auch weil die Beziehungen z.B. zwischen den Fangruppen teilweise schon angespannt sind. Seine vorherigen Tätigkeiten und gerade auch seine Äußerungen in den Podcasts werden ihn an der ein oder anderen Stelle einholen. Und von Investorenseite wird auch Klaus Hofmann weiterhin versuchen seine Interessen zu vertreten und ab und zu dazwischen funken.

Die Zukunft wird zeigen, wie Markus Krapf sich schlagen wird. Die Hoffnungen der Fans sind groß, dass sich endlich alles zum Positiven wendet, denn die letzten Monate waren für ein Fanherz nur sehr schwer zu ertragen. Ob Krapf getreu seinem Motto „Lerne von gestern, lebe heute und plane für morgen“ handelt, werden wir daher schon bald zu sehen bekommen.

Der neue Präsident des FC Augsburg

Im Mai rieben sich alle FCA Fans regelmäßig verwundert die Augen. Am 13.05.2022 – kurz vor dem Abschied von Trainer Markus Weinzierl – trat Vereinspräsident und Geschäftsführer Klaus Hofmann überraschend aus gesundheitlichen Gründen von all seinen Ämtern zurück. Alleinig seine Anteile an der Hofmann Investoren GmbH hält er weiterhin. Nicht ganz vier Monate nach diesem Paukenschlag wurde nun eine der seither vakanten Positionen besetzt. Der Aufsichtsrat des FC Augsburg 1907 e.V. hat Markus Krapf als neuen Vorstandsvorsitzenden bestellt.

Markus Krapf, auch bekannt als der Fußballwirt „Max“, tritt als Präsident in die Fußstapfen von Walther Seinsch und Klaus Hofmann. Mit Krapf bekommt der FC Augsburg einen Präsidenten, der sehr mit dem Verein und seiner Historie verbunden und zum ersten Mal seit dem Verkauf der Anteile an Walther Seinsch zu Beginn der 2000er Jahre kein Investor ist. Der FCA hat dem gebürtigen Augsburger Krapf einiges zu verdanken. Krapf hatte dabei geholfen, den FC Augsburg zurück ins Profigeschäft zu führen, als er zwischen 2002 und 2007 als Geschäftsführer und Manager aktiv war. Danach hatte er mit dem 11er eine Fußballkulturkneipe in Augsburg gegründet, für das Stadtmagazin „Neue Szene“ gearbeitet und umtriebig an einigen Podcasts mitgewirkt. Dem FCA ist er in all der Zeit verbunden geblieben.

Eine einfache Aufgabe hat Krapf allerdings nicht vor sich. Der FCA befindet sich in einem unruhigen Fahrwasser. Sportlich läuft es derzeit nicht rund; der Sportdirektor steht in der Kritik. Keine leichte Situation, die einiges an Fingerspitzengefühl bedarf, vor allem auch, was den Umgang mit den Fans angeht. Nicht umsonst hallten im letzten Heimspiel Pfiffe von den Rängen und auch von der UBT. Hinzu kommen einige ungeklärte Fragestellungen, die Klaus Hofmann dem FC Augsburg bzgl. seiner Investorensituation hinterlassen hat.

An dieser Stelle gratuliert das komplette Team der Rosenau Gazette Max Krapf sehr herzlich zum Erhalt des Präsidentenamtes. Wir wünschen ihm viel Kraft und Erfolg für die anstehenden Aufgaben und stellen ihn zeitnah in einem Porträt näher vor.

Danke Markus!

Schon nach der wenig ruhmreichen 1:4-Heimschlappe gegen den 1. FC Köln und dem fast schon kampflosen 4:0 bei den Leipziger Dosen hatte ich Bammel vor dem Saisonabschluss daheim gegen die Spielvereinigung aus Fürth. Klar, letzten Sonntag wurde der Klassenerhalt eingetütet. Und damit das zwölfte Jahr Bundesliga. Das ist für den FCA, der jede Saison aufs Neue als fast schon sicherer Abstiegskandidat gilt, eine großartige Leistung! Und darüber freue ich mich natürlich auch ungemein!

Vorspann

Meine Freude und wahrscheinlich auch die einiger anderer Fans wurde allerdings dadurch getrübt, dass wir das am 32. Spieltag gegen Köln nicht schon aus eigener Kraft geschafft haben und am 33. in Leipzig dann auch noch auf die Schützenhilfe der Münchner angewiesen waren, die gegen Konkurrent Stuttgart zum Glück punkteten. Das erfuhr die Mannschaft kurz vor Anpfiff im Spielertunnel der RB Arena, wo das Spiel gezeigt wurde.

Dadurch fiel von der Mannschaft der Druck ab, der im Abstiegskampf auf ihr gelastet hatte, wie Flo Niederlechner nach dem Spiel sagte. „War anscheinend nicht so gut für uns“, fügte er noch hinzu und meinte damit die 0:4-Niederlage, die zumindest mich gerade durch ihr Zustandekommen doch ziemlich enttäuschte. Flos Mannschaftskollege Niklas Dorsch sprach sogar von einer Vorführung.

Niklas Dorsch wollte gegen Leipzig nicht vorgeführt werden. (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

So hoffte ich für Samstag gegen Fürth einfach, dass wir Fans im Stadion und vor den heimischen Bildschirmen einfach nochmal ein engagierteres Spiel zu sehen bekommen. Dass diese Saison, die von starken Leistungsschwankungen geprägt war, versöhnlich zu Ende geht. Und dass Fans und Mannschaft die Feier, die ja eigentlich schon für den 32. Spieltag geplant war, halbwegs unbeschwert nachholen können. Schon in diesen Punkten war ich mir nicht ganz sicher.

Und dann gab es noch weitere Unbekannte, die in den letzten Wochen aufgelaufen waren: Was passiert mit Spielern, deren Verträge auslaufen? Morávek, Finnbogason, Zeqiri und, ja, auch Maier, dessen Vertragsverlängerung noch nicht in trockenen Tüchern ist? Werden sie verabschiedet und wenn ja, wie? Und wie steht es um Markus Weinzierl, dessen Vertragsverlängerung ja nur noch Formsache sein soll?

All diese offenen Fragen, in denen ich mir schon früher Klarheit gewünscht hätte, bereiteten mir vor der Fahrt zum letzten Heimspiel der Saison schon ein leicht flaues Gefühl im Magen. 

Großbrand in Augsburg

Tja, und wie ich noch so mit diesem (vergleichsweise harmlosen) flauen Gefühl beschäftigt war, überschlugen sich plötzlich die Ereignisse in Augsburg.

Los ging’s schon am Donnerstag mit der regulären Spieltags-Pressekonferenz. Das kann man jetzt im Nachhinein sagen. Auf die Frage hin, ob in Sachen auslaufende Spielerverträge oder -verabschiedungen schon Entscheidungen gefallen seien, verneint Markus Weinzierl, der mit versteinerter Miene hinter dem Mikrofon sitzt. Er könne da leider nicht weiterhelfen. Es habe keine Gespräche gegeben hinsichtlich der Zukunft von einzelnen Spielern und von daher wisse er auch nicht, wie’s weiter geht oder wer verabschiedet wird. Auf sich selbst angesprochen, äußert Weinzierl Ähnliches:

„Nein. Für mich zählt das Gleiche wie für die Spieler, also es gab keine Gespräche bis jetzt. Und es ist auch so, dass wir uns eben vertagt haben oder das besprochen haben. Oder der Verein das so gesagt hat, dass nach der Saison die Gespräche stattfinden.“

Markus Weinzierl auf der PK am 12.05.2022

Weinzierl verbessert sich am Ende, sagt nicht mehr „WIR haben uns vertagt“, sondern „der VEREIN hat das so gesagt“. Das deutet angesichts seiner Amtsniederlegung am Samstag schon zu diesem Zeitpunkt darauf hin, dass Weinzierl mit der späten Ansetzung der Gespräche seitens des Vereins nicht einverstanden war und sich seine Wege und die des FCA wahrscheinlich trennen werden.

Aus für Hofmann

Allein das war schon dicke, am Freitag kam’s dann aber noch dicker. Klaus Hofmann gab bekannt, dass er seine Ämter als Präsident des Fußball-Club Augsburg 1907 e. V. und als Geschäftsführer der FC Augsburg 1907 GmbH & Co. KGaA, in der die Lizenzspielermannschaft ausgegliedert ist, niederlegt. Aus gesundheitlichen Gründen, hieß es in der Pressemeldung.

Pam. Ein absoluter Hammer, mit dem wohl kaum jemand, der sich nicht im Augsburger inner circle aufhält, gerechnet hätte. Da war die Aufregung natürlich gleich noch größer. Und noch mehr Fragen kamen auf: Wer folgt ihm nach? Werden die beiden vakanten Posten wieder mit einer oder zwei Personen besetzt? Welches Gremium ist jeweils für die Bestimmung eines Nachfolgers zuständig? Diese und noch mehr Fragen hat sich auch Andy gestellt.

Von Leichtigkeit…

Nach einigem Austausch mit den RoGaz-Kolleg*innen, der mir geholfen hat, zuversichtlich zu sein in puncto Nachfolgerfindung für Hofmann, ging’s dann auf in die WWK-Arena. Wetter: der Knaller. Stimmung: zumeist auch. Spannend fand ich auch die verspätete Verabschiedung von Alex Manninger vor Abpfiff. Einerseits erinnerte sie daran, dass auch er, als er 2016 keinen neuen Vertrag mehr erhielt, keine offizielle Verabschiedung bekam. Andererseits hatte Stefan Reuter in seiner Ansprache, wenn ich mich nicht komplett verhört habe, etwas von „gemeinsamer Zusammenarbeit“ gesagt. War das vielleicht schon ein dezenter Hinweis auf eine Antwort auf die vielen offenen Fragen?   

Das Spiel selbst war freilich kein Augenschmaus. Als Fürth zum 1:1-Ausgleich kam, wurde es auf der UBT gleich entsprechend ruhiger. Da wackelte er, der von mir so sehnlich herbeigewünschte, versöhnliche Saisonabschluss. Der 2:1-Siegtreffer durch Gregerl war dann aber der ultimative Stimmungsbooster. Und den Spielern und ihren Kids dabei zuzuschauen, wie sie – nach Klassenerhalt mittlerweile – unbeschwert lachen und sich feiern lassen, hat mich für diesen Tag endgültig versöhnt. (Ok, das Freibier und -wasser war auch nicht schlecht 😊.)  

Bei Freibier und Freiwasser kam Freude auf.

…zu vollem Ernst

Richtig ernst wurd’s dann erst wieder, als über diverse Chats und soziale Medien durchsickerte, dass Markus Weinzierl am Sky-Mikro (!) mitgeteilt hatte, er steht nicht mehr als Trainer zur Verfügung (!) und hat Sportdirektor Stefan Reuter auch noch nicht darüber informiert (!). Von der Tribüne aus hat man davon nichts mitbekommen. Ich zumindest nicht.

Zuerst habe ich mich empört. Weinzierl kann das doch nicht einfach so kommunizieren! Eigenmächtig! Mit dem Verein unabgesprochen! Und das auch noch vor laufenden TV-Kameras! Wie unorthodox und geradezu unprofessionell, wie Andy bereits schrieb! Auch habe ich mich an meine Kritik erinnert, die ich in einem ganz ‚gewöhnlichen‘ Nachbericht, den ich eigentlich geplant hatte, gerne untergebracht hätte: Wenn man mit Weinzierl verlängert, besteht die Gefahr, dass unsere Spielweise, vor allem in Ballbesitz, konzeptlos bleibt, Jugendspieler nicht sinnvoll integriert, aufgebaut und gehalten werden. Das geht auf Weinzierls Kappe. Gut, dachte ich, zumindest das wäre mit seinem Weggang schon mal passé, obwohl ich von Anfang an zum „Team Weinzierl“ gehört habe. Außerdem gehe ich auch d’accord damit, dass der scheidende Trainer durch sein Vorpreschen der Außenwelt zuerst SEINE Version der Geschehnisse präsentieren konnte, in der er die Deutungsmacht über seine eigene Darstellung(en) übernimmt (und sie dem Verein umgekehrt wegnimmt).

Tiefe Einblicke ins FCA-Innere

Dass er diesen unorthodoxen Schritt aber getan hat, um sich in erster Linie als erfolgreichen Bundesliga-Trainer darzustellen, der unter besseren Bedingungen (noch) besser performen könnte, und damit seine weitere Karriere voranzutreiben, sehe ich nicht so. Ich sehe in seinem Handeln vordergründig kein Eigeninteresse. Denn kann es in seinem eigenen Interesse liegen, sich gegenüber potentiellen künftigen Arbeitgebern in der Liga als jemand zu präsentieren, der sich über interne Kommunikationsregeln und Verschwiegenheitsklauseln hinwegsetzt?

Weinzierl hat den Gang vor die TV-Kamera vielmehr als „letzten Ausweg“ gewählt, um Außenstehenden einen Einblick in den fast hermetisch abgeriegelten FCA-Kosmos zu gewähren, aus dem – so ja auch die Policy – kaum etwas nach draußen dringt. Hätte die verbliebene Geschäftsführung um Reuter vorher von seiner Absicht gewusst, hätte sie die Message vereinskonform und ohne interne Diskrepanzen offenzulegen übermittelt.

Und genau das, so mein Eindruck, wollte Weinzierl vermeiden. Er wollte, dass Fans und Öffentlichkeit erfahren, was intern, beim Umgang mit Spielern, Trainer und auch in der Führungsetage nicht stimmt. Dafür bin ich Markus Weinzierl fast noch dankbarer als für Europa League-Teilnahme, alle Nicht-Abstiege und alle unvergesslichen Partien zusammen!

Der Rätsel Lösung?

Auch bei Weinzierls Aussagen, die er am Donnerstag und Samstag getätigt hat, müssen wir natürlich davon ausgehen, dass sie nicht der „ganzen“ Wahrheit entsprechen. Wie schon gesagt, es ist seine Version. Trotzdem haben sie, selbst wenn sie nur teilweise zutreffen, ein paar wichtige Erkenntnisse geliefert, über die wir Fans uns schon lange den Kopf zerbrochen haben.

Auf der PK nach dem Spiel am Samstag bekräftigte Weinzierl, wie schon am Donnerstag, dass mit den Spielern, deren Verträge auslaufen, über ihren Abgang oder Verbleib noch nicht gesprochen worden sei. Es sei in den letzten Wochen eine tägliche Frage gewesen, die die Spieler ihm und sich auch untereinander immer wieder gestellt hätten. Die Unruhe ausgelöst habe. Das kann man mehr als nachvollziehen. Wie soll man bitte seine volle Leistungsfähigkeit einbringen und sich für seinen Arbeitsgeber aufopfern, wenn man sich nicht sicher ist, ob man in ein paar Wochen überhaupt noch dort arbeitet? Eine solche Situation raubt Kräfte. Und die fehlen bei der täglichen Arbeit. Natürlich!

Wie kann das den Verantwortlichen wie einem Stefan Reuter nicht klar sein? Oder steckt dahinter womöglich fast schon System, das keine Rücksicht auf die Bedürfnisse des „Spielermaterials“ nimmt, von ihm aber trotzdem Höchstleistungen erwartet? Kein Wunder, dass Leistungen angesichts dessen schwanken. Dass Spieler sich wegstreiken oder gar nicht erst kommen. Dass Talente lieber woanders ihr Glück versuchen.

Vor dem Hintergrund von Weinzierls Schilderungen zum Umgang mit Spielern erscheinen die „Querelen“ um viele Ehemalige wie z.B. Kevin Danso in einem ganz anderen Licht. (Photo by CHRISTOF STACHE/AFP via Getty Images)

Von wegen Gesundheit?

Und dann sagte Markus Weinzierl über Hofmann, der für ihn eine Säule gewesen sei, auch noch:

„Er war am Donnerstag noch am Trainingsplatz gestanden, ist auf die Geschäftsstelle gegangen, war quietschfidel eigentlich.“

Markus Weinzierl in der PK am 14.05.2022

Damit stellte er den vorgeblichen Grund, weswegen der bisherige Präsident und Geschäftsführer aufgehört hatte, explizit infrage und nährte im Grunde Vermutungen, die von einigen Seiten bereits angestellt wurden: In Wahrheit tobt beim FCA unter den Geschäftsführern Hofmann und Reuter seit längerer Zeit ein Machtkampf, dessen Ausmaß größer ist als bisher angenommen. Der ohne Weinzierls Courage vielleicht gar nicht an die Öffentlichkeit gelangt wäre und so weiter Rätselraten über inkonstante Spielerleistungen, Rücktritte und andere unerfreuliche Entwicklungen wie etwa unterlassene Verabschiedungen (drei Aufrufezeichen!!!) angesagt gewesen wäre.

So aber kann man kaum zu einem anderen Schluss kommen als: Wenn ein echter Umbruch in der Vereinskultur her soll, die plötzlich gar nicht mehr so familiär wirkt wie einst, muss auch der verbleibende Geschäftsführer den Hut nehmen. Zu kaum einem anderen Zeitpunkt wurde das deutlicher. Danke Markus, dass du mir und vielen anderen zu dieser Einsicht verholfen hast! Was aber auch bedeutet: Sollte Reuter bleiben, könnte sich mein anfänglich nur leicht flaues Gefühl im Magen und mein bisher wenig besorgniserregender Bammel auch zu einer ernsthaften Angst um unseren Verein auswachsen.

Break

Mit dem vorangegangenen Text, mit dem ich die ohnehin schon geballte Ladung an Ereignissen für mich rekapitulieren lassen und ein bisschen Ordnung in mein Gefühlschaos bringen wollte, bin ich Sonntagabend um ca. 23.30 Uhr fertig. Dachte ich zumindest. Denn dann kam der nächste, an Ungeheuerlichkeit kaum zu überbietende In your face-Moment, als die Community auf einen Bild-Artikel gestoßen war, der davon sprach, Hofmann sei von seinen Geschäftsführerkollegen erpresst worden. Der Verein wies die Meldung heute als Falschinformation zurück.

Doch so schnell wird es nicht mehr ruhig werden um den FC Augsburg. Ganz im Gegenteil. Die Hüllen sind – auch dank Markus Weinzierl – gefallen. Und sie haben den Blick freigelegt auf Verhältnisse, die mit Werten wie Zusammenhalt oder Familie nur noch herzlich wenig zu tun haben. (Ganz unabhängig davon, ob an dieser Bild-Story irgendetwas dran sein sollte oder nicht.) Mit dieser neuen Realität müssen wir alle jetzt erstmal klarkommen.

Das ungeplante Ende

Während andere Vereine ihre Fans aufforderten, etwas früher ins Stadion zu kommen, weil der Verein den ein oder anderen Spieler würdig verabschieden will, überraschte die FCA Familie am Freitag eine etwas andere Nachricht. Zwei Stunden, nachdem der Verein noch die normale Rundmail zum Saisonabschluss gegen Fürth verschickt hatte, macht der FCA öffentlich, dass Präsident Klaus Hofmann am 12.05. von seinem Amt als Präsident des Vereins und von seiner Geschäftsführerfunktion der KGaA zurückgetreten war.

Gute Besserung

An dieser Stelle möchte ich mir die Zeit nehmen, um Klaus Hofmann auf diesem Wege die besten Genesungswünsche zu übermitteln vom gesamten Team der Rosenau Gazette. Er tritt aus gesundheitlichen Gründen zurück. Wir wünschen ihm von Herzen, dass er bald wieder seine volle Gesundheit zurück erlangt und diese Zeit der Krankheit nur eine unerfreuliche Episode in seinem Leben ist. Alles Gute!

Auf Grund der Umstände des Abschieds wird schnell klar, dass dies in dieser Form nicht geplant gewesen sein kann. Vielleicht hat man es gerade noch geschafft, den Vorgang so lange hinauszuzögern, bis die Mannschaft den Klassenerhalt gesichert hatte. Dass Klaus Hofmann anscheinend nicht mehr in der Lage ist, die Nachricht gegenüber der Presse und den Fans selbst zu verkünden, ist beunruhigend. Wie auch die Fragen, die automatisch aufkommen, wenn man die Nachricht liest.

Gerade vor einem guten Monat hatte Hofmann auf einer Podiumsdiskussion mit Fans von einem „Lifetime-Commitment“ gesprochen. Er wolle die Anteile am FCA nicht verkaufen, solange er lebe. Und so bereitet sein Rücktritt zumindest mir zuallererst Sorgen um den Menschen Klaus Hofmann, der immer sichtlich für den FCA brannte und dem man niemals die Leidenschaft in der Sache absprechen konnte.

Viele Fragen

An diesem Tag des Saisonabschlusses bleiben, über die zur konkreten Gesundheit des ehemaligen FCA-Präsidenten hinaus, zuerst einmal viele Fragen. Wer wird nächster FCA Präsident? Wie wird der Präsident bestimmt? Braucht es eine außerordentliche Mitgliederversammlung? Wer wird neuer Geschäftsführer der KGaA? Braucht es einen solchen überhaupt? Was macht Klaus Hofmann mit seinen Anteilen an der Investorengesellschaft? Was passiert mit der Gruppe der Investoren? Wie wird die Einhaltung der 50+1 Regel beim FCA in Zukunft sicher gestellt? Und, und, und.

Derweil gäbe es genügend spannende Fragestellungen, die uns als Fans dieses Clubs momentan beschäftigen sollten. Wer ist Trainer zur neuen Saison? Verlängern wir mit Markus Weinzierl, oder nicht? Welche Spieler werden uns in der kommenden Saison verstärken? Welche werden uns vorher verlassen? Zumindest bei mir wird dies nun vorerst in den Hintergrund geraten. Das Sportliche fällt in seiner Bedeutung hinter die anstehenden strukturellen Weichenstellungen zurück.

Was bei diesem Prozess, der dem FCA nun bevor steht, am Ende heraus kommt, ist zumindest mir momentan unklar. Nach den zurückliegenden Jahren mag ich allerdings eines betonen. Natürlich wird es auf die Ergebnisse des Prozesses ankommen. Es interessiert mich sehr, wer im Verein die Führung übernehmen wird. Wer aktiv in der KGaA mitarbeiten wird und wie am Ende die Strukturen von alldem aussehen werden. Genau so interessant finde ich allerdings, wie dieser Prozess aussehen wird, den wir nun durchlaufen. Werden Mitglieder und Fans eingebunden und in welchem Umfang? Wie transparent wird all das vonstatten gehen?

Die aufgebaute Substanz wird weiter bestehen, auf das Fundament kann man aufbauen. (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

Aus mit der grauen Maus

Gerade als man befürchten oder doch erhoffen konnte, der FCA würde zur grausten Maus in der Bundesliga aufsteigen, kommt somit auf ganz ungeahnte Art Bewegung in diese, von uns heiß geliebte Profifußballorganisation namens FC Augsburg. Bei alledem tut es uns wahrscheinlich allen gut, den Vorgang mit der nötigen Gelassenheit zu betrachten. Die Klasse ist gehalten und absteigen fällt uns grundsätzlich schwer. Der Club steht insgesamt stabil da, und Michael Ströll hat ja erst vor kurzem verkündet, dass die Pandemie zwar ein Veilchen geschlagen, aber den FCA noch lange nicht ins Wanken gebracht hat. Wenn etwas diesen Club mehr als viele andere begleitet, dann ist es andauernde Veränderung.

Auch klar: in Augsburg wird gegrantelt, egal was auch passiert. Und wenn sich in Zukunft die Verantwortung im Club auf mehr Schultern verteilen sollte als unter Klaus Hofmann, dann sollte dies eher noch zu mehr Stabilität führen als zu weniger. Aber so sehr ich auch gerne selbst die Uhr zurückdrehen würde in die Zeit, wo mein größtes Problem war, dass die diesjährigen Heimtrikots zwar reduziert aber schon seit langem in Größe XL nicht mehr lieferbar sind, so sehr geht das leider nicht. Nun gilt es, dass wir alle gemeinsam anpacken, um zu verhindern, dass die Horrorszenarien, die in meinem Kopf schon länger schwirrten, wenn ich an einen Hofmann-Abschied in der Zukunft dachte, nicht wahr werden. Dass wir nicht zum reinen Investorenclub verkommen.

Mit dem Glauben an die Gemeinschaft

Und gerade weil man in anderen Vereinen schlimmes hat passieren sehen, sollten wir gewarnt sein, die Lage nicht zu unterschätzen. Es gibt in Augsburg genügend Menschen, die das gleiche Verständnis davon haben, welch integratives und offenes Element der Fußball in unserer Gesellschaft sein kann, und die jetzt genau hinschauen werden. Und ich gehe mit Vertrauen in diese gewachsene Gemeinschaft in diese Sommerpause des Wandels. Es wird vielleicht zwischendurch mal kniffelig. Aber am Ende schaffen wir das. Weil Augsburg hält zusammen.

Macht den Karren wieder flott

Markus Weinzierl stand für den FC Augsburg am Samstag gegen Freiburg, bei der (vielleicht vermeidbaren) 1:2 Heimniederlage nicht am Seitenrand. Corona hatte ihn erwischt und er ist weiterhin in Quarantäne. Es ist müßig zu diskutieren, ob es etwas geändert hatte. Was sicher ist: schon nach den Partien gegen Leverkusen und Gladbach war er in die Kritik geraten. An vielen Stellen wird sich gefragt, wo denn die sportliche Entwicklung geblieben ist. Der FC Augsburg ist weiterhin das Maß an fehlender Konstanz. In diesem Zusammenhang ist das Team unschlagbar. Natürlich fällt dies auch auf den Trainer zurück. Wer aber trägt hierfür neben ihm die Verantwortung?

Keiner übernimmt Verantwortung

Teaminterne Prozesse im Fußball sind eine komplizierte Angelegenheit. Versuche ich selber kurz vor Ende des Spiels den Lucky Punch zu landen oder spiele ich lieber nochmal ab? Oft ist beim Fußball die Teamleistung mehr als nur die Summe aller Einzelleistungen. Spieler müssen sich für das Wohl des Teams hinten an stellen. Das Team muss Vorrang haben. Dafür muss jeder Verantwortung für das Team übernehmen und das persönliche Vorankommen vielleicht auch hinten anstellen.

Der Trainer und sein Team sind in diesem Zusammenhang das regulierende Kollektiv. Sie müssen glaubhaft das langfristige Wohl des Teams im Auge haben und auch schwierige Entscheidungen z.B. bzgl. Startelfnominierungen treffen. Und das Team bestehend aus vielen Einzelspielern muss diesen Entscheidungen Folge leisten. Nun sieht das beim FCA schon seit längerem nicht nach einem eingespielten Team aus. Nach individuellen Fehlern fehlt das gegenseitige Aufbauen. Es fehlen die Antreiber. Es fehlt, das Spieler auch nach außen sichtbar Verantwortung übernehmen. Es wird noch nicht einmal benannt, wer im Mannschaftsrat ist. Selbst im Trainerteam wird die Verantwortung weggeschoben. Reiner Maurer sagte in der Pressekonferenz vor dem Spiel: „Ich fühle mich genau so verantwortlich, wie wenn der Markus dabei ist.“ War er halt nur nicht. Kollektives Wegducken.

Die lahme Ente

Dieser Prozess endet allerdings nicht beim Trainerteam oder Markus Weinzierl. Unter der Woche gab es eine Medienrunde mit Stefan Reuter. Im Gegensatz zur Pressekonferenz nicht öffentlich. Dazu kommt, dass Stefan Reuter sich zur Zukunft von Markus Weinzierl nicht abschließend äußern will. Weggeduckt hat er sich zuletzt bei Tom Scharnagl bei a.tv. Wo ist das Problem mag sich der ein oder andere fragen? Das Problem ist Markus Weinzierls vertragliche Situation. Sein Vertrag läuft zum Saisonende hin aus und wurde bisher nicht verlängert.

Und am Ende war wieder der Trainer verantwortlich für die fehlende sportliche Entwicklung? (Photo by Stuart Franklin/Getty Images)

In den USA nennt man das eine „lame duck„, übersetzt eine lahme Ente. Damit ist gemeint, dass in diesem Fall der Trainer keine Durchsetzungskraft mehr hat, weil ihm die Rückendeckung fehlt. Die Spieler glauben vielleicht selbst nicht mehr an einen Verbleib des Trainers. Entsprechend folgen sie den Vorgaben und Weisungen vielleicht nicht mehr zu 100%. Bewusst oder unterbewusst spielt dann schon keine Rolle mehr. Es gibt eine Ausrede. Wegducken wurde hiermit legitimiert.

Handelt jetzt, zefix!

Das kann so nicht bleiben. Die Verantwortlichen beim FC Augsburg, Stefan Reuter und Klaus Hofmann in allervorderster Front, müssen sich schleunigst klar werden, was sie von den Leistungen von Markus Weinzierl halten. Ich kann mir kaum vorstellen, dass eine Vertragsverlängerung an Markus Weinzierl scheitern würde. Und wenn, dann wäre das auch ein klares Zeichen. Weinzierls Optionen in der Bundesliga werden auf Sicht äußerst begrenzt sein. Er lebt mittlerweile nur noch von seinen längst vergangenen Augsburger Lorbeeren.

Wenn man von der Arbeit von Markus Weinzierl überzeugt ist, dann ist es Zeit den Vertrag schleunigst zu verlängern und dies sofort zu kommunizieren. Wenn die Überzeugung fehlt, dann ist es jetzt Zeit „Servus“ zu sagen. Laut und deutlich. Und mit Überzeugung und Stärke in das letzte Drittel der Saison einzubiegen. Wo liegt hier das Problem?

Die Alternativen

Für mich ist das Problem recht deutlich. Sollte man sich von Markus Weinzierl trennen, dann braucht es eine Alternative. Und um den passenden Trainerkandidaten bestimmen zu können, braucht es ein Anforderungsprofil und bestehende Kontakte. Nach Weinzierls erstem Abgang hatte man sich für Dirk Schuster entschieden, weil er aus wenig viel gemacht hatte in Darmstadt und dort auch die „Augsburger Tugenden“ auf dem Platz sichtbar machte. Danach übergab man an Manuel Baum, um die eigene Jugend besser zu integrieren und sich sportlich zu entwickeln. Und seitdem ist keine klare Strategie bei den Trainerverpflichtungen mehr erkennbar. Martin Schmidt war spielerisch auf Umschaltspiel begrenzt und die Mannschaft zerfiel regelmäßig. Zu Heiko Herrlich habe ich damals schon viel geschrieben und lasse das an der Stelle lieber. Ich habe selten eine weniger überzeugende Führungspersönlichkeit erlebt. Reuter, Hofmann und Co. haben in den letzten Jahren eine Trainerfahrkarte nach der anderen geschossen. Alte Bekannte, die dem FC Augsburg jetzt vielleicht auf dieser Position helfen könnten, sind ihnen vielleicht ausgegangen. Deshalb war ja schon im letzten Jahr Markus Weinzierl der letzte Rettungsanker.

Spoiler Alert: Wahrscheinlich wird man Klaus Hofmann in den kommenden Wochen wieder mehr öffentlich wahrnehmen. Es ist der übliche Prozess. (Photo by Stefan Puchner – Pool/Getty Images)

Und was will die Führungsspitze in Augsburg denn von einem Trainer? Defensive Stabilität und Augsburger Tugenden? Ausgeprägtes Ballbesitzspiel mit in Ruhe vorgetragenen Angriffen und hoher Torquote? Alles getragen von mindestens 5 Eigengewächsen? Alles zusammen? Zwischen den Wünschen und Ansprüchen und der Realität scheint eine kleine Lücke zu klaffen. Die fehlende Fokussierung auf Kernaspekte führte in den letzten Jahren zur Beliebigkeit. Wir sind zur grauen Maus verkommen. Negativ in diesem Sinne: die Teams kommen gerne nach Augsburg, weil es nicht mehr ganz so ungemütlich ist, gegen uns zu spielen.

Was es jetzt braucht

Der FC Augsburg muss sich endlich klar werden, was er sportlich will. Eindruck in den USA schinden und eine Marke aufbauen, oder sportliche Lücken für den Klassenerhalt stopfen? Ach, die Transferphase ist schon vorbei. Wie schade. (Ich zügle den Sarkasmus gleich wieder). Trotzdem ist es noch nicht zu spät. Auch in dieser Phase der Saison hat der Club noch alles selbst in der Hand. Sobald er denn weiß, was er will. Klarheit diesbezüglich sollte schnellstens geschaffen werden.

Auf Basis dieser Analysen sind schon jetzt die Kernpositionen im Club zu besetzen. Angefangen beim Trainer und seinem Trainerteam. Und mit vollster Überzeugung und breiter Brust muss der FCA dann das letzte Drittel der Saison angehen. Alle in die Pflicht nehmen. Zusammenhalten. Dann habe ich zumindest viel Hoffnung, dass die Leistungen des Teams konstanter werden und wir die Klasse halten. Ab nächster Saison wird es dann vielleicht etwas besser.

(Alternativszenario – die realistische Variante)

Wir dümpeln weiter so vor uns hin. Gegen Dortmund wehren wir uns vor eigenem Publikum und verlieren knapp genau wie gegen Bielefeld auswärts. Ach, vielleicht holen wir sogar 1 oder 2 Punkte. Das Management und auch Klaus Hofmann werden in den nächsten Wochen – wie vor dem Abgang von Heiko Herrlich – medial präsenter werden. Es wird – erneut – die fehlende sportliche Entwicklung kritisiert werden. Klaus Hofmann wird fluchend ins Kameralicht rücken auf den Tribünen der Republik. Am Ende wird man Markus Weinzierl freistellen und versuchen dem Team einen neuen Impuls zu geben, um die Klasse zu halten. Die Konkurrenz ist dieses Jahr deutlich stärker und so reicht es vielleicht ausnahmsweise nicht oder wir müssen in die Relegation. Die Verantwortlichen werden sagen, dass ja klar war, dass es uns irgendwann erwischen hatte müssen. An diesem Punkt, sollten wir an diesen Zeitpunkt in der Saison zurückdenken. Noch ist es vermeidbar. Und die Verantwortung hört längst nicht beim Trainer auf.

Weinzierl unter Druck?

Der FC Augsburg hat vor Kurzem seine Jahreshauptversammlung abgehalten. Auf die finanziellen wie vereinspolitischen Aspekte der Veranstaltung soll in diesem Blog noch genauer eingegangen werden. Nun soll es aber um die Äußerungen von Klaus Hofmann gehen.

Der Vorstandschef des FCA nutzt derartige Veranstaltungen gerne, um deutlich Partei zu ergreifen. Hofmann spricht dabei das aus, was die Fanseele hören will. Die Aussagen haben nicht selten einen populistischen Touch – kommen in der Regel aber gut bei den Mitglieder an. So ätzte er etwa gegen den bei der Mehrheit unbeliebten Videobeweis und stichelte gegen „den einen oder anderen Schlaumeierkollegen aus der Bundesliga“, der den FCA als Investorenklub bezeichnet hatte. Namen nannte Hofmann keine, meinte aber wohl Union Berlins Präsident Dirk Zingler, der den FCA als „das kleine RB“ kritisiert hat. Hofmann räumte mit diesem Irrglauben auf und sprach außerdem über die aktuelle Spielweise.

„Haben uns das Fußballspielen abgewöhnt“

Dabei zeigte Hofmann Verständnis für Kritik an der spielerischen Entwicklung der Schwaben. „Ich verstehe die Stimmen, die uns vorwerfen, dass die Entwicklung stagniert“, sagte Hofmann, nachdem er die nunmehr elf Jahre andauernde Ligazugehörigkeit als „unglaublichen Erfolg“ lobte. „Ich kann beide Seiten der Medaille erkennen. So richtig schön ist unser Fußball in den letzten zweieinhalb bis drei Jahren nicht mehr.“ Daran Schuld haben laut Hofmann auch die beiden Trainer Martin Schmidt und Heiko Herrlich.

„Wir haben uns systematisch das Fußballspielen abgewöhnt in den letzten zwei, drei Jahren. Es gab eine Phase, da haben wir nur auf Konter gespielt, und eine Phase, da waren wir nur defensiv und haben versucht, mit Glück ein Tor zu schießen.“ Erstere Phase ist auf Umschalttrainer Schmidt zuzuschreiben, zweitere auf die destruktive Zeit unter Herrlich. Beide Coaches verpassten es, die spielerische Entwicklung voranzubringen. Die Kritik an beiden Trainern ist angebracht und berechtigt. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Hofmann als Klubboss die Installation des Duos direkt mitgetragen und damit auch zu verantworten hat.

Klaus Hofmann hatte auf der vergangenen JHV einiges zu bemängeln. (Photo by Stefan Puchner – Pool/Getty Images)

Vertrauen in Weinzierl: „passt zum FCA“

Nun stellt sich die Frage, ob unter dem neuen, alten Coach Markus Weinzierl alles besser ist. Der Saisonstart lässt diese Frage zumindest offen. Sechs Punkte nach neun Spielen sind deutlich zu wenig. Zur Wahrheit gehört zwar auch, dass der FCA ein schwieriges Auftaktprogramm mit Europapokalteilnehmern und -anwärtern hatte. Aber selbst gegen vermeintliche Teams auf Augenhöhe überzeugten die Schwaben nicht. Gegen Bielefeld (1:1) spielte man nur eine Halbzeit ansehnlichen Fußball, gegen Freiburg (0:3) und Mainz (1:4) war die Partie bereits nach einer halben Stunde entschieden.

Nachdem ein Viertel der Saison gespielt ist, wächst der Druck auf Mannschaft und Trainer. An anderen Bundesligastandorten wäre es bereits deutlich unruhiger. In Augsburg, wo es in den letzten fünf Jahren fünf unterschiedliche Trainer gegeben hatte, will man Personaldiskussionen offenbar vermeiden. Hofmann stellte sich demonstrativ hinter Weinzierl: „Ich halte ihn für einen erstklassigen Trainer und einen Menschen, der zum FCA passt.“ Mit Weinzierl hatte man bereits Erfolg, das „wird man auch jetzt schaffen“. Gleichzeitig nahm Hofmann die Mannschaft in die Pflicht und sagte er sei „auch schon mal mit größerer Vorfreude zu Heimspielen gefahren“. Wer den 54-Jährigen schon einmal live im Stadion erlebt hat, weiß, dass da auch einmal deutlich schärfere Worte fallen.

Weinzierl muss liefern

Wie ist das Bekenntnis zu Weinzierl nun zu verstehen? Zunächst einmal spricht es nicht für die Leistung des FC Augsburg, dass ein solches Bekenntnis überhaupt notwendig ist. Den Saisonstart hatte man sich anders vorgestellt. Dass die sportliche Führung an Weinzierl festhalten will, ist nachvollziehbar. Den in Augsburg noch immer sehr beliebten Straubinger nach wenigen Monaten wieder zu schassen, wäre manchem Fan wohl schwer vermittelbar. Zumal es auf dem Trainermarkt derzeit nicht wirklich viele Alternativen gibt. Ein Domenico Tedesco zum Beispiel wäre allerdings interessant.

Bis Weihnachten trifft der FC Augsburg noch auf Stuttgart, Hertha, Bochum, Köln und Fürth. Spiele, in denen ein anderes Gesicht gezeigt werden muss, als am Freitag in Mainz. Der Auftritt der Mannschaft war schlicht bodenlos. Die Mainzer Fans sangen den FCA während der Partie sogar in die 2. Bundesliga.

Am Boden: Daniel Caligiuri und der FCA haben in Mainz sang- und klanglos verloren. (Photo by Matthias Hangst/Getty Images)

Die Situation ist ernst, keine Frage. Dass nun aber von einigen Fans bereits erste Forderungen nach einem Trainerwechsel laut werden, ist keineswegs hilfreich. Markus Weinzierl hat eine ernsthafte Chance verdient. Dass ihm Hofmann den Rücken stärkt, ist daher richtig. Klar ist aber auch: Weinzierl und die Mannschaft sollten dieses Vertrauen allmählich zurückzahlen und wieder zurück in die Spur kommen. Auch ein Einzug ins Pokalachtelfinale kann auf diesem Weg helfen.

Servus David

„Servus“ is a very useful word in Augsburg. It can either mean „hello“ or „goodbye“. And as we do not know if you – David Blitzer – have ever been to Augsburg or speak a bit of German this is my first advice for you: Coming or leaving, „servus“ is mostly the right choice. So let’s start with a „Servus“ to you now that we know that you are joining us in cheering on our beloved FC Augsburg.

Now some basic information about football in Germany (that you call soccer). You might be a nice guy overall, nevertheless we are quite sceptic concerning investors in our football clubs. The majority of our clubs is still owned by the associations and their members. FC Augsburg is an anomaly in that field as over 99 percent of the shares were sold over twenty years ago in order to avoid bankrupcy. In the meantime, nobody undertook serious efforts to get those shares back to the association owning the remaining 0.6 percent.

May our Captain explain the German rules to you? (Foto via Imago)

Still, according the statues of the German Football League, FC Augsburg is controlled by the members of the association owning the remaining 0.6 percent of shares. And in Augsburg we mostly believe that this is the right thing. I am not aware of how transparent this was to you when you signed the relevant contracts. We see it as an advantage to be a group of many striving for the same goals and values and are happy to have you on board.

And of course, we want our club to flourish.We are aware that in the Bundesliga, success is highly dependant on the economic circumstances of each club. The money that bought your shares with does not better the situation of FC Augsburg a bit until you decide to increase the capital of the club and make it possbile to invest even further in the infrastructure and the team. This year would be a great year to make a push for some short-term improvements. Due to the Covid situation some clubs will struggle in the Bundesliga. A recent study showed that about 1/3 of the clubs could be facing economic turmoil. Talent will be available cheaper during this summer transfer period and you would get more value for each of your precious bucks.

Not a lot of fun right now on the pitch. Wann join these guys watching? (Foto via Imago)

But be aware, even if you recognized that we are not playing the best football in the moment (and you might even have regretted putting your money in this club), we wouldn’t want your money and know-how at all costs. Our colours and their order (red-green-white) and the tradition and values of this club are not for sale. We would never change the name of our club or what it represents. You can join us in supporting our cause or leave us be.

And even when you meet some „Grantler“ in the city of Augsburg, be assured that we can party like champions when we reach the European cup competition (even if this seems like a bit of a stretch right now). In case of a Bundesliga championship, which hopefully is closer now with you on board, we would also very much enjoy the festive headline „Flitzer Blitzer“. Klaus Hofmann will for sure explain what you gotta do when the time comes. Nobody would want to argue his competencies regarding over the top fan behaviour.

David, now is the time to stand together. Bring it! (Foto via Imago)

Well, David, we learnt that a big part of shares in the company owning our football club was sold to you. This club, FC Augsburg, is an important part of our lives. We have been at the brink of relegation quite a few times (better google the concept sooner rather than later). I tried not to lose my humour about the sale of the club and be open minded on who is joining us in our mission.

Klaus Hofmann introduced you as a partner. It is hard to form a partnership without knowing each other. I myself and many others would really appreciate if you would take the time to introduce yourself somehow and answer a few questions. You could always join the fans supporting the team before the important match against Bremen and paint a few banners with them. The guys would love to teach you a few songs as well. And perhaps you might enjoy not only being an investor but would like to become a friend. At least some of us believe in the best of football, bringing together people with the most diverse backgrounds and having a great time together. Call us romantic, when we would follow this club whereever it takes us (and hopefully not the second division). You coming?

Investorenclub FC Augsburg 1907

Unter der Woche platzte die Bombe. Unkontrolliert. Und was die Augsburger Allgemeine als auch der kicker unterschlagen haben: es war die Legio Augusta, denen aufgefallen war, dass sich im Handelsregister bei der Hofmann Investoren GmbH, etwas geändert hatte.

Die Hofmann Investoren GmbH ist die Gesellschaft mit der Klaus Hofmann und andere Investoren (wie es sogar der Name schon sagt) die Anteile an der FC Augsburg 1907 GmbH & Co. KGaA von Walther Seinsch übernommen hatten. Die Hofmann Investoren GmbH gehören mehr als 99% der Aktien am Profibereich des FC Augsburg bis hinunter zur U17. Schon im Februar 2020 wurde laut Handelsregister eine Kapitalerhöhung bei der Hofmann Investoren GmbH vorgenommen. Diese diente wohl in der Vorbereitung dazu, nun den Anteilsverkauf vornehmen zu können, zu der schließlich durch Eintragung im Handelsregister im Februar 2021 evident wurde.

Schon vor einiger Zeit konnte sich Klaus Hofmann über einen ganz besonderen Deal für seine Investorengesellschaft freuen. Den Mitgliedern des Vereins, von denen er gewählt wurde, hatte er nichts mitzuteilen. (Foto: Christian Kolbert/kolbert-press/Pool via Imago)

Die Bolt Football Holdings (Germany), L.P. (im Nachfolgenden: „Bolt“) übernahm 45% der Anteile an der Hofmann Investoren GmbH. Hinter Bolt steckt David Blitzer, ein schwerreicher US Amerikaner, der schon in mehrere Sportunternehmen investierte. Detlef Dinsel und Marcus Höfl verkauften ihre Anteile im Rahmen der Transaktion im Gesamten, Thilo Sautter und Michael Reuss gaben einen Teil ihrer Anteile ab. Klaus Hofmann selbst behielt seine Anteile wie gehabt.

Spekulationsgewinne

Und während es Klaus Hofmann im Interview mit der Augsburger Allgemeinen als üblich bezeichnete, dass Anteile nach 6 Jahren weiter verkauft werden, stellt sich doch die Frage, zu welchen Konditionen dies geschah. Zudem müssen die beiden ausscheidenden Anteilseigner schon früher ihren Willen zum Verkauf geäußert haben. Es ist davon auszugehen, dass die Transaktion monatelang vorbereitet wurde. Eine Kernfrage in diesem Zusammenhang ist aus meiner Sicht: Wie viel haben Dinsel und Höfl damals für die Anteile bezahlt und wie viel haben sie nun im Rahmen des Verkaufs für ihre Anteile bekommen? Wie sieht es bei den anderen Anteilseignern aus? Gerade weil es zu den Leistungen der Investoren – inwiefern hier Know-How und Vitamin B zum Tragen kamen ist fraglich ohne die nötige Transparenz – keine Informationen gibt. Als Fan und Mitglied dieses Vereins finde ich es doch eine sehr interessante Frage, ob sich einzelne Personen an der Entwicklung des FCA bereichert haben. Und Vorsicht: in der Presse ist teilweise von einem Preis i.H.v. 5,5 Mio. EUR die Rede, die Blitzer bezahlt haben soll. Dabei handelt es sich schlicht um den Nennwert der Anteile. Wie viel Blitzer bezahlt hat ist bisher nicht öffentlich geworden. Es wird allerdings ein vielfaches des Nennwerts gewesen sein.

Wortklauberei

Klaus Hofmann hat sich im Interview mit der Augsburger Allgemeinen dagegen verwehrt, dass David Blitzer als „Investor“ bezeichnet wird. Schauen wir uns doch mal kurz an, was David Blitzer getan hat: Er hat mit Geld Anteile an der Hofmann Investoren GmbH gekauft. Klaus Hofmann hat ihn als Minderheitsgesellschafter bezeichnet. David Blitzer hält nun mehr Anteile als jeder andere Investor an der Hofmann Investoren GmbH. Er hält mehr Anteile als Klaus Hofmann selbst. Es ist Wortklauberei, wenn Klaus Hofmann sich bei einem Anteilseigner an der Hofmann Investoren GmH am Begriff Investor stört. Diesen schlicht als „Minderheitsgesellschafter“ zu bezeichnen, trifft den Sachverhalt noch weniger in der Wortwahl. Neuerdings wird von Seiten des FC Augsburg auch der Begriff „Partner“ verwendet. Ein Investor bleibt ein Investor, egal wie man es drehen und wenden mag.

Identifikation

Welche Verbindung hat David Blitzer zum FC Augsburg? War er schon mal da und hat sich ein Spiel angeschaut als dies noch möglich war? Verfolgt er die Bundesliga? Genau so intensiv wie die belgische Liga oder Crystal Palace, wo er auch investiert ist? Welche Beweggründe wird der Investor verfolgen, wenn es um Entscheidungen betreffend den FCA geht? Eventuell wird er – auf Grund seines großartigen Vermögens und seiner Liebe zum Sport generell – nicht zum schnellen Gewinn optieren. Er wird allerdings in keinem Fall die Identifikation mitbringen, die wir Fans und Mitglieder haben. Für uns ist der FCA die Nummer 1. Bei David Blitzer ist die Liste lang. Die Identifikation auf der Investorenebene abseits von Klaus Hofmann selbst scheint grundsätzlich ein Problem zu sein. Anscheinend kam es zu dem Investorenwechsel erst dadurch, dass sich die genannten zwei Mitinvestoren von ihren Anteilen trennen wollten.

Finanzielle Stabilität

Know-How soll der neue Investor mitbringen. Im ersten Artikel der Augsburger Allgemeinen ist von Finanzstärke die Rede, die der Investor mitbringt. Derweil finanziell beim FCA nichts ankommt. Laut Hofmann gab es seit 2014 keine Kapitalerhöhung bei der FC Augsburg 1907 GmbH & Co. KGaA mehr und es ist trotz Corona und den ersten Verlusten seit Jahren auch nichts geplant. Das ist auch nicht weiter verwunderlich. So verkauft ja nicht der FC Augsburg 1907 e.V. Anteile. Der hat ja schon kaum welche mehr. Von Anteilsverkäufen profitieren wie oben beschrieben wenn dann nur noch die verkaufenden Investoren. Wer nun zusätzlich einmal in die Meldungen zum Höfl-Engagement zurückblickt, der entdeckt auch dort schon all die Thesen zu Netzwerk, Marketing, etc. Wie viel ist davon beim FCA angekommen? Gerade jetzt wo der Investorenwechsel in einem Atemzug mit den ausgebliebenen Einnahmen in der laufenden Saison gemeinsam kommuniziert wurde, wird hier durch den gewählten Narrativ ein etwas schiefes Bild geschaffen. Mehr finanzielle Mittel beim FCA wären schön, sind allerdings nicht in Sicht. Und inwiefern David Blitzer wirklich sein Netzwerk und seine Kontakte einbringen wird, werden wir hoffentlich alle noch sehen oder eben auch nicht.

Sonnenkönig Klaus Hofmann

Dietmar Hopp, Martin Kind, Klaus Hofmann. Selbst wenn Hofmann nach dem Einstieg von David Blitzer nicht mehr das größte Anteilspaket am FC Augsburg hält, so hat er doch im Exklusivinterview mit der Augsburger Allgemeinen direkt klar gemacht, dass weiterhin alle Entscheidungen schlussendlich von ihm getroffen werden. Er verbleibt einziger Geschäftsführer der Hofmann Investoren GmbH. Die Entscheidungsstrukturen beim FC Augsburg verbleiben wie bisher. Hofmann regiert über allen. Diesmal indem er indirekt Anteile am FC Augsburg an einen amerikanischen Investor verkauft, der bisher keine erkennbare Beziehung zum FC Augsburg hatte. Den schlicht er seit 20 Jahren kennt. Nichts neues beim FC Augsburg, kann man an dieser Stelle feststellen. Der Verein ist seit dem ursprünglichen Verkauf der Anteile an Walther Seinsch monarchisch geprägt und folgt vielen Mustern, die das Fußballgeschäft mittlerweile aufweist.

Timing

Und jetzt kommen wir zu einem Punkt, der dies nun alles noch etwas unangenehmer macht. Klar, die Bezeichnung „Sonnenkönig“ ist wertend. Gemeint ist ein Alleinherrscher, der andere nicht in seine Entscheidungen mit einbezieht. Mit anderen sind vor allem die Mitglieder des FC Augsburg 1907 e.V. gemeint, die Klaus Hofmann vertritt. Diese haben wie alle anderen durch die Meldung der Legio Augusta vom Anteilsverkauf bei der Hofmann Investoren GmbH erfahren. Und genau an dieser Stelle sieht man, wie diese beide Rollen des Klaus Hofmann (des Investors und des Präsidenten) nicht zusammenpassen.

Hofmann, Ströll und Co. Die Entscheidungsstrukturen beim FCA bleiben wie gehabt. Mehr Transparenz und eine klare institutionelle Verankerung von 50+1 auch über den Aufsichtsrat der KGaA fehlt weiterhin. (Foto: Christian Kolbert/kolbert-press/Pool via Imago)

Hofmann mag das Präsidentenamt ehrenamtlich ausfüllen, in seiner Rolle als Investor ist er vermögensverwaltend tätig. Anstatt schon frühzeitig die Mitglieder zu informieren und transparent mit dem Vorgang umzugehen, hat er seine Mit-Investoren geschützt und den Vorgang abgeschlossen. Erst nach Veröffentlichung durch die Legio Augusta nahm auch die Presse den Ball auf und es erfolgte eine ausführliche Erklärung in einem Interview mit der Augsburger Allgemeinen. Eine offizielle Information der Mitglieder des FC Augsburg 1907 e.V. steht weiterhin aus. Ob, wie nun kommuniziert wurde, eine Information nach der englischen Woche erfolgt wäre, hätte sich der FCA mitten im Abstiegskampf befunden, kann jeder für sich selbst beurteilen. Wann der FC Augsburg eine Lösung findet, um eine Jahreshauptversammlung auch virtuell zu veranstalten, steht in den Sternen. Die Mitglieder einzubinden hatte schlicht nicht die höchste Priorität. Michael Ströll hat im Interview bei Sky gestern eingestanden, dass man die Kommunikationsstrategie nicht zu Ende gedacht hatte. Jetzt gilt es für die Zukunft strukturell die Einbindung der Mitglieder sicherzustellen.

Zusammenfassung

Der FCA war und ist ein Investorenclub. Nun gab es einen Wechsel in der Investorenschaft, der für die aussscheidenden Investoren eventuell einen netten Spekulationsgewinn eingebracht hat. Wie der Ausstieg der Alt-Investoren zeigt, war von deren Seite keine allzu hohe Identifikation mit dem FC Augsburg vorhanden. Viel schlimmer kommt es nun mit dem Neu-Investor David Blitzer wohl auch nicht. Kurzfristige Vorteile für den FCA sind nicht zu erwarten und entsprechend hat die Transaktion momentan keine Auswirkungen. Es wird sich im Zeitablauf zeigen, wenn uns Klaus Hofmann mit David Blitzer angeschleppt hat.

Robert Götz hat seinen Kommentar betitelt mit: Neuer US-Investor: Die FCA-Fans müssen vertrauen – anderes bleibt ihnen nicht. Dem möchte ich widersprechen. Aufsichtsratsstrukturen bei einem Verein sind ja nicht nur zum Spaß vorhanden. Insofern würde ich als Mitglied des Vereins gerne wissen, wann Vereinspräsident Klaus Hofmann den Aufsichtsrat der FC Augsburg 1907 e.V. über den Investorenwechsel informiert hat. Zudem gilt es aus Mitgliedersicht zu prüfen, wie der Verein auf den Investorenwechsel reagiert hat. Ich könnte mir vorstellen als Mitglied, die Protokolle der Aufsichtsratssitzungen des FC Augsburg 1907 e.V. vor der nächsten Jahreshauptversammlung anzufordern.

Darüber hinaus gilt es aus Mitgliedersicht darauf zu drängen, dass die Mehrheit der Plätze im Aufsichtsrat der FC Augsburg 1907 GmbH & Co. KGaA durch Vereinsvertreter besetzt wird. Zudem sollte darauf gedrungen werden, dass die FC Augsburg 1907 GmbH & Co.KGaA alle Anstrengungen unternimmt, Anteile an den FC Augsburg 1907 e.V. langfristig zurückzuführen. Wer hier nun schon etwas länger mit liest, der erkennt kaum etwas neues. Dies sind Forderungen, die ich schon seit längerem vertrete. Vielleicht hat der Anteilsverkauf nun doch dem ein oder anderen zusätzlich die Augen geöffnet, wie schnell auch die weiteren Anteile am FC Augsburg verkauft werden könnten, ohne dass es jemand mitbekommen würde. Es ist höchste Zeit strukturell anzupassen, um sich nicht erneut verwundert die Augen reiben zu müssen in der Zukunft. Fußballclubs sollten keine Spekulationsobjekte sein! Es ist so ähnlich wie im Abstiegskampf in früheren Jahren: Es ist Zeit aufzuwachen, bevor es zu spät ist.

Offene Fragen

Es ist eine schwierige Phase im Moment, wenn man Fan des FC Augsburg ist. Zumindest geht es mir und den anderen Autoren hier bei der Rosenau Gazette so. Der Verein trifft Entscheidungen, die schwer nachvollziehbar sind, und gibt sich erst gar nicht die Mühe nach außen Transparenz zu schaffen. Und wir haben dies in vielerlei Form kritisiert. Weil es uns unter den Nägeln brannte. Derweil werden nun wir immer mehr für diese Kritik kritisiert. Schnell ist man der „Nestbeschmutzer“, der keine Ahnung hat. Der FCA ist die heilige Kuh, gegen die keine Widerrede erlaubt ist. Zwei Punkte sind mir an dieser Stelle wichtig, erneut zu betonen:

  1. Der FCA ist unsere Leidenschaft. Wir verdienen mit der Kritik kein Geld. Wir wollen wie alle anderen Fans, dass sich der FCA weiter entwickelt. Wir wollen die Bayern schlagen und nach Europa. Wir wollen Meister werden.
  2. Wenn ihr mit unserer Meinung nicht übereinstimmt, ist das vollkommen ok. Wir können damit gut leben und es zwingt euch keiner es zu lesen. Unsere Autorinnen aber auf Grund ihrer Herkunft o.ä. zu beschimpfen: wisst ihr selber. Wir machen es uns mit unserer Meinung zudem nicht leicht. Unser Artikel zu Stefan Reuter hatte über 12.000 Zeichen. Schaut mal, ob ihr irgendwo anders eine so detaillierte Auseinandersetzung mit den Geschehnissen findet.

Macht euch euer eigenes Bild

Das war jetzt eine etwas lange Präambel, denn leider geht es mit der Kritik heute auch schon weiter. Ich hatte noch letzte Woche einen Post vorbereitet, warum ich mich auf die neue Saison freue und wieso ich glaube, dass diese gut werden kann, aber der kann auch noch ein paar Tage warten. Heute möchte ich doch gerne ein paar Worte zu Stefans Reuter Interview in der Augsburger Allgemeinen loswerden und in diesem Zusammenhang zur Kommunikationsstrategie des FC Augsburg im Allgemeinen. Es kann sich dann jede(r) selbst ein Bild machen, was sie/er von manchen Dingen so hält.

Verschlossen und distanziert. Dazu nicht immer ehrlich. Der FCA auch in Person von Sefan Reuter gibt in der öffentlichen Kommunikation gerade kein gutes Bild ab. (Photo by Ronny Hartmann/Bongarts/Getty Images)

Vielleicht nehmen wir mal die Gerüchte um die Abschiede von Daniel Baier und Andreas Luthe als Beispiel. Das Gerücht, welches nun durch die sozialen Medien geistert seit ein paar Wochen ist ein einfaches: „Daniel Baier und Andreas Luthe mussten nicht nur aus sportlichen Gründen gehen, sondern auch weil sie im Zusammenhang mit dem Gehaltsverzicht der Spieler gegen einen Gehaltsverzicht waren und sich somit unsolidarisch gegenüber dem FC Augsburg verhalten haben“. Es gibt einige Varianten des Gerüchts, aber fassen wir es nun einfach mal so zusammen.

Über Gerüchte und den Umgang mit Medien

Wo kommt dieses Gerücht nun her und wie könnte man als Verein damit umgehen? Als erstes hatte Klaus Hofmann in einem Interview mit der Augsburger Allgemeinen vage Andeutungen gemacht, dass intern etwas vorgefallen wäre. Ross und Reiter wollte er nicht benennen. Danach blieb es erstmal eine Weile ruhig, bis bekannt wurde, dass der FCA Spieler aussortiert hat und ihnen einen Wechsel nahelegte. In diesem Zusammenhang tauchten dann auch die Namen Baier und Luthe auf genau wie Schieber und Teigl. Das Ganze mundete doch etwas komisch an, denn Trainer kommen und gehen ja auch beim FC Augsburg mittlerweile recht regelmäßig und Stefan Reuters Job ist die langfristige Kaderplanung. In dieser Funktion hatte er die Verträge mit Andreas Luthe und Georg Teigl im Sommer 2019 verlängert. Den Vertrag mit Daniel Baier im Frühjahr 2020. Andreas Luthe war unter Heiko Herrlich unumstrittener Stammspieler, der Top-Leistungen ablieferte. Rund um die Aussortierung der Spieler tauchte das o.g. Gerücht in den sozialen Medien erstmalig auf.

Unbeantwortete Fragen

Anstatt das Thema ungefiltert zu übernehmen, fragten wir beim FC Augsburg nach einem Kommentar an. Eine erste Email vertröstete uns auf die nächste Woche, eine zweite Email kam bisher nicht. Die Anfrage liegt nun mehr als zwei Wochen zurück. In der Zwischenzeit hat der FCA selbst ein Videointerview mit Stefan Reuter veröffentlicht und die AZ eben fast eine ganze Seite. Aber anscheinend will sich niemand konkret äußern. Nach der Ansicht und Lektüre beider Interviews bleiben doch einige Fragen offen.

  1. Wie kann es sein, dass diverse Medien so gut Bescheid wussten, welche Spieler bei uns aussortiert wurden? Der FCA verfolgte immer die Strategie: wir kommentieren Transfergerüchte nicht. Es ist kaum wahrscheinlich, dass die Info nicht von innerhalb des Vereins an diverse Pressequellen gegeben wurde.
  2. Bzgl. dem Unverständnis der Trennung von Baier und Luthe hat Reuter zugegeben, dass mit Unverständnis gerechnet wurde, weil die Abgänge aus der Distanz schwer zu beurteilen seien. Aber Stefan Reuter, bist Du für die Distanz nicht selbst verantwortlich, so wie der Verein kommuniziert hat?
  3. Denn: Wo kommt denn das Gerücht her? Wenn man den sozialen Medien glauben schenken darf, plaudern alte Bekannte beim Club. Ist das mittlerweile die viel gelobte FCA Familie? Wir haben uns verpflichtet, öffentlich keine dreckige Wäsche zu waschen, aber unsere Entscheidungen kommen scheiße an, deshalb streuen wir hintenrum Gerüchte?
  4. Als Spieler kannst Du ja jetzt nicht gewinnen, wenn Du dich öffentlich äußerst. Andreas Luthe will einen ruhigen Neubeginn bei Union Berlin und auch die anderen Spieler wollen (zwangsweise) neue Arbeitgeber finden. Nutzt der Club das für sich, um hintenrum die Beurteilung der Abgänge zu lenken?
  5. Wenn die Verantwortlichen auf die Gerüchte angesprochen werden, dann weichen sie aus („Die spielen in einer Bewertung immer mit rein“) oder antworten gar nicht. Warum antwortet ihr auf die Fragen dann überhaupt?

Was in diesem Zusammenhang dann natürlich nicht passiert, ist, dass man sich sachlich mit dem Gerücht auseinandersetzt. Denn die Fakten kommen ja nicht auf den Tisch. Aber nehmen wir mal kurz an, dass das Ganze so wahr wäre. Ich frage mich schon auch, warum es diesen Gehaltsverzicht gebraucht hat und ob das zerstörte Vertrauen notwendig war. Zur Einordnung: Der FCA hat acht Jahre in Folge Gewinne erwirtschaftet. Im letzten Jahr 9,613 Millionen EUR. Wir zahlen unseren Spielern ca. 40 Millionen EUR im Jahr an Gehältern insgesamt. Bei einem Gehaltsverzicht von 10% für 1/3 der Saison macht das ca. 1,2 Millionen EUR Einsparung.

Zeit für sachliche Auseinandersetzung

Klar sind im letzten Saisondrittel Einnahmen weggebrochen, aber der FCA befindet sich nicht in existentieller Not oder einer Schieflage, da alle Spiele ausgetragen wurden und Sky seine Raten bezahlt hat, die den Hauptteil der Einnahmen ausmachen. Zudem hat dieser Verein sich ein Polster erarbeitet. Quasi seit wir in der Bundesliga spielen erwirtschaften wir Gewinne. Wir zahlen immer noch mit die niedrigsten Spielergehälter in der Liga. In Relation zu den Gewinnen vorheriger Jahre sehen die weggefallenen Einnahmen handhabbar aus. Wenn nun ein Spieler in dieser Situation auf seinem Arbeitsvertrag bestehen sollte, da er unter erschwerten Corona-Bedingungen seine Gesundheit riskiert, dann kann ich das nachvollziehen. Wahrscheinlich hätte ich es genau so gemacht. Was ist daran unsolidarisch?

Solidarität oder was?

Die Frage nach der Solidarität sollte aber am besten nicht gestellt werden. Denn die Fans haben ja auch in Vielzahl auf die Rückzahlung ihrer Dauerkarten verzichtet, um dem Verein „zu helfen“. Dass Hilfe notwendig war, kann am Verhalten des Vereins nicht abgelesen werden. Wir haben genügend Geld für die teure Kaufoption von Felix Uduokhai und für teure Verdiener wie Daniel Caliguiri (wer hat denn der Presse hier schon wieder gesteckt, dass er der neue Topverdiener ist?). Dazu dürfen wir nun auch für das Fan TV noch bezahlen. Das gute Wirtschaften des Clubs hat auch Stefan Reuter im AZ-Interview als Begründung angebracht, warum die Verpflichtungen möglich waren. Und wo ist die Solidarität, wenn es darum geht, dass jemand wie Daniel Baier nach über einem Jahrzehnt intern kritisch nachfragt?

Wo bleibt der Aufschrei aus dem Hintergrund? (Photo by Sascha Steinbach/Pool via Getty Images)

Vielleicht ist die Schlussfolgerung ja eine ganz einfache: Die Bundesliga hat die Corona-Krise deutlich weniger getroffen, als andere Bereiche unseres Lebens. Am Ende konnten alle Spiele stattfinden und auch die nächste Saison steht gerade nicht in Frage. Ein Gehaltsverzicht und auch ein Verzicht auf die Rückerstattung der Dauerkarten wäre beim FCA nicht notwendig gewesen (bei anderen Vereinen, die schlecht gewirtschaftet haben, aber schon). Das Geld wäre bei anderen sozialen Projekten deutlich besser aufgehoben gewesen.

Die Vorfreude muss warten

Was ich in diesem Zusammenhang niemals geschrieben habe ist, dass ich Stefan Reuters sportliche Kompetenz anzweifle. Oder, dass uns Klaus Hofmanns wirtschaftliche Erfahrung nicht wirklich helfen würde. Die Situation war außergewöhnlich und alles richtig zu machen, schier unmöglich. Ich halte die Art der Kommunikation des Vereins dennoch für fragwürdig. Wenn das Abschieben von Spielern mit unbequemer Meinung Regel wird, ohne das die Gründe transparent gemacht werden, dann sehe ich hier ein Problem. Ein Problem, dass mir die Vorfreude auf die neue Saison etwas nimmt und euch diesen erneuten Beitrag eingebrockt hat. Glaubt mir gerne: die Vorfreude auf die neue Saison ist auch bei mir da. Aber wenn es unter den Fingern brennt, dann werden wir auch weiter hier unsere Gedanken darlegen.

11 mündige Spieler sollt ihr sein

Man darf sich durchaus die Frage stellen, warum einerseits die Spieler auf Gehälter verzichten sollen und andererseits Millionensummen in neue Spieler, Ablösezahlungen und Gehälter investiert werden. Unlängst wurden im Boulevard Stimmen laut, dass die Abgänge von Daniel Baier und Andreas Luthe damit zusammen hingen, dass sich diese kritisch zu den geforderten Gehaltskürzungen äußerten. Der FCA wollte sich hierzu nicht äußern. Doch die Frage bleibt: Wie mündig dürfen Spieler sein?

Daniel Baier sagte auch neben dem Platz manchmal die unbequeme Wahrheit. Beim FCA wollte man sie wohl nun nicht mehr hören. (Photo by Sebastian Widmann/Bongarts/Getty Images)

Der medizinischen folgte die wirtschaftliche Krise. Kurzarbeit, Gehaltseinbußen und auch Jobverluste wurden zu allgegenwärtigen Begriffen und traurigen Aspekten der vergangenen Wochen und werden dies auch noch für unabsehbare Zeit sein. Auch den Profifußball traf dies mit voller Wucht, ohne Spielbetrieb seiner Wirtschaftsgrundlage beraubt. Dabei stand der millionenschwere Fußballzirkus unter besonderer Beobachtung und wurde zum vieldiskutierten Beispiel. Doch unabhängig davon, dass die Debatte auf allen Seiten oftmals mit mehr Emotionen anstelle von Argumenten geführt wurde, darf man doch skeptisch sein, ob Kurzarbeit auf Kosten der Sozialkasse, wie es in einigen Vereinen gerade der unteren Profiligen praktiziert wurde, angemessen gewesen sein mag. Hier war der Fußball ein besonderes Spiegelbild der Gesellschaft. Die Krise legte in manchen Bereichen auch eine jahrelange Misswirtschaft offen. Umso positiver ist es hervorzuheben, dass FCA Präsident Hoffmann Instrumenten wie der Kurzarbeit von vornherein ein Riegel vorschob. Ja mehr noch: der FCA machte einmal mehr eine gute soziale Figur und half mit der PR wirksamen Initiative „Augsburg hält zusammen 2020“.

Um dem Verein in der schwierigen Zeit entgegen zukommen, verzichteten schließlich auch die Spieler auf Teile ihres Gehalts. Doch die Investitionen, die dann getätigt wurden, geben mitunter Rätsel auf, gerade in Anbetracht der erwarteten Verluste. Eine millionenschwere Kaufoption und Neuzugänge, die mutmaßlich auch nicht zu den Geringverdienern zählen. Auch wenn diese Investitionen bis zu einem gewissen Grad sportlich Sinn machen mögen, überrascht es nicht wirklich, dass sich nicht nur den Fan wunderte sondern auch mancher Spieler nachfragte.

Stefan Reuters Entscheidungen bzgl. der Kaderzusammenstellung wurden laut eigenen Aussagen im AZ-Interview auch von nicht-sportlichen Faktoren beeinflusst. (Photo by MARTIN MEISSNER/POOL/AFP via Getty Images)

Dass nun der Präsident mögliche kritische Stimmen als unbotmäßige Kritik verstanden haben will, die ihm die Augen geöffnet habe, ist kein gutes Zeichen im Hinblick auf das derzeitige Binnenklima im Verein. Die Spieler sind auch Angestellte und Mitarbeiter, wie an anderer Stelle auch dürfen sie ein berechtigtes Interesse daran haben, was ihr Arbeitgeber mit den eingesparten Summen plant. Das muss keine basisdemokratische Mitsprache implizieren, aber es sollte doch eine Perspektive aufgezeigt werden, wohin das Schiff steuert. Das haben die Verantwortlichen vermutlich versäumt. Und nehmen nun womöglich die Spieler für die garstigen Widerworte in die Verantwortung. Ausgang ungewiss.

In einem höchst emotionalen Umfeld wie dem der Fußballvereine, millionenschwere Wirtschaftsunternehmen mit dem Image von wahlweise Familienunternehmen oder Malochervereinen, rückt natürlich das Agieren Einzelner sofort in den kritischen Fokus der Öffentlichkeit. Da ist der FCA kein Ausnahmefall, auch über Unions Sebastian Polter ergoss sich ein wüster Sturm der Entrüstung angesichts dessen kolportierter Weigerung, auf Gehalt zu verzichten. Doch auch hier gab es zwei Seiten. Der Profisport ist eine vollkommen überbezahlte Blase – was allerdings auch ein hausgemachtes Problem ist. Ein Problem von Investoren, Managern und Präsidenten, die diese Blase immer mehr befüllen. Dass die Spieler als mündige Angestellte zu Wort kommen möchten und Fragen stellen, wenn auch vielleicht für manchen Gutsherren unangenehme, sollte selbstverständlich sein.

Andi Luthe viel schon in der Vergangenheit als Mensch mit sinnvoller Meinung auf. Seine kritischen Nachfragen könnten nun beim FCA zum Abschied geführt haben. (Photo by Sebastian Widmann/Bongarts/Getty Images)

Umso begrüßenswerter sind daher Initiativen wie das von Andi Luthe mitgetragene neue Spielerbündnis, das sich gerade erst hinsichtlich einiger völlig unangebrachter Äußerungen des Hannover 96 Patriarchen Martin Kind zu Wort meldete. Nicht nur die Fans sollten kritische Fragen stellen, auch die Spieler sollten dies tun. Es ist im Interesse aller Vereine und der mündigen Fußballkultur.

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