Manuel Baum sorgt für Glamour in Augsburg

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Nach sieben Spieltagen findet sich der FC Augsburg im Mittelfeld der Tabelle wieder. 8 Punkte aus sieben Spielen sind eine solide Ausbeute. Vor allem da die Mannschaft von Trainer Manuel Baum schon gegen Bayern München und Borussia Dortmund spielen musste. Die trockenen Ergebnisse und die Tabellenposition führen allerdings nicht dazu, dass man ins Schwärmen gerät. Wer sich daher nur am Rande mit der Bundesliga beschäftigt, wird nicht verstehen, warum in Augsburg gerade viele Menschen von der diesjährigen Mannschaft voller Hochachtung sprechen und die Erwartungshaltung in den letzten Wochen nicht gesunken ist.

Es rappelt beim Gegner in den Maschen

Wenn man denn näher hinschaut, dann finden sich schon auch Rückschlüsse in den nackten Zahlen. Der FCA findet sich in einer statistischen Kategorie auf einem Champions League Platz wieder: bei den geschossenen Toren. Nach 4 Toren gegen Freiburg und 3 Treffern gegen Dortmund sind es mittlerweile insgesamt 14 Buden, die der FCA in dieser Saison erzielen konnte. Schon nach dem Freiburg Spiel waren es noch nie so viele Treffer zu diesem Zeitpunkt der Saison. Diesd ist natürlich nach dem Dortmundspiel immer noch wahr. Das Team ist auf Augsburger Rekordkurs. Klar, Dortmund liegt  auch bei den geschossenen Toren mit weitem Abstand an der Spitze der Bundesliga. Danach kommen dann aber Teams wie Borussia Mönchengladbach und wir. Der FC Augsburg: ein Team, das man mit Budenzauber assoziert. Zwickt mich einer?

Gründe für die offensiven Feuerwerke

Zauberhaft ist dann allerdings, wie es dazu kam. Gerade in der Anfangsphase seines Schaffens konnte Manuel Baum offensiv überraschen. Dieser Effekt verpuffte schnell. Die Klasse hielt der FCA vorletzte Saison dann vor allem durch kämpferische, defensive Leistungen im Schlussspurt gegen Dortmund und Hoffenheim. Auch in der letzten Saison hatte der FCA zwar seine defensive Stabilität wiedergefunden, tat sich aber oft schwer für Torgefahr beim Gegner zu sorgen. Defensiv konnte man oft mithalten, die entscheidenden Treffer blieben aber zu oft aus. Nach oben konnte man so in der Tabelle nicht überraschen. Dies scheint sich nun geändert zu haben.

Neuzugänge, die in dieser Saison zu diesem Umschwung geführt hätten, sind allerdings nicht zu vermelden. André Hahn leistet zwar seinen Beitrag, ist allerdings nur einer von vielen. Er ist im Offensivspiel der Mannschaft nicht hervorzuheben, das sehr facettenreich ist und auf vielen Schultern ruht. Fredrik Jensen und Julian Schieber fehlten bisher verletzt. Insofern sind es vor allem die alten Bekannten, die allesamt zusammen durch besseres Spiel zu diesem Umschwung führten. Michael Gregoritsch rackert und trifft immer noch unermüdlich, Alfred Finnbogason trifft, wenn er fit ist, und Philipp Max verfügt weiterhin über den aufregendsten linken Offensivball der Liga. Dazu kommen mit Caiuby, Marco Richter und Ja-Cheol Koo weitere Spieler, die wichtige Beiträge leisten zum Erfolg des variablen Offensivspiels des FC Augsburg. Und mit Raphael Framberger ist auch der Rechtsverteidiger wieder fit, der offensiv für Unruhe beim Gegner sorgen kann. Alles bekannte Namen in Augsburg, alle bisher nicht mit einer der besten Offensiven der Liga assoziiert. Jetzt schon.

Und die wundersame Entwicklung ist dann wohl der konstanten Arbeit von Manuel Baum zuzuschreiben, der mit dieser Mannschaft nun schon seit fast zwei Jahren intensiv arbeitet. Er will seine Ansicht vom Fußballspiel auf den Platz zu bringen. Analytisch auf den Punkt sorgt er damit bisher bei jedem Gegner für Sorgenfalten.  Taktisch variabel kann seine Mannschaft unterschiedliche Systeme spielen. Im Offensivspiel sind einzelne Spielzüge und eingeübte Kombinationen erkennbar. Es sind diese Momente, in denen ich dankbar bin, dass in Augsburg mit ruhiger Hand gehandelt wird. Welch sein Segen, dass Manuel Baum im Abstiegskampf vorletzte Saison nicht entlassen wurde. Es sind auch diese Momente, in denen auffällt, dass Manuel Baum nun mittlerweile einer der alteingesessenen Trainer der Bundesliga ist. Platz 6 nimmt er mittlerweile ein, wenn man die Trainer der Bundesliga nach der Länge ihrer Amtszeiten sortiert. Die Effekte konstanter Arbeit sind deutlich sichtbar.

Vorfreude auf die kommenden Spiele

Insgesamt sorgt dies dafür, dass ich sportlich das Ende der Länderspielpause herbeisehne. Ich will sehen, was sich Manuel Baum wieder hat einfallen lassen. Ich meine damit nicht seine extravagante Kleidungswahl am Seitenrand (von Columbo-Mantel bis zum übergroßen Sommer-Jacket). Mir geht es um das Ergebnis seiner Arbeit mit der Mannschaft, dass sich deutlich auf dem Feld zeigt. In Augsburg wird Fußball nicht mehr nur gearbeitet (das auch und sehr intensiv), sondern auch gespielt. Welch erfreuliche Entwicklung. Ich hoffe sehr, dass sie anhält und auch zu den verdienten Ergebnissen führt. Wenn der spielerische Glamour nicht verpufft ist für den FCA in dieser Saison noch viel möglich.

Auf der Suche nach Konstanz

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

4:0 zu Hause gegen den HSV. Ich gebe zu, ich hätte es vor diesem Spieltag nicht für möglich gehalten. Ich hätte nie vermutet, dass wir vier Tore schießen. Ohne Gegentor zu bleiben ist an dem Resultat noch das wahrscheinlichste der unwahrscheinlichen Ereignisse. Derweil, habe ich mich an Rückstände gewöhnt und an Tore nach Standardsituationen. Abgestellt. Auf einmal. Am allermeisten hat mich allerdings fasziniert, wie wir auf einmal über die Flügel Torgefahr ausgestrahlt haben. Dies ist uns bisher in dieser Saison noch nie gelungen. Sowohl Jonathan Schmid als auch Philipp Max spielten gegen den HSV so gut wie nie zuvor im Trikot des FCA. Jonathan Schmid hat Matthias Ostrzolek teilweise wie einen Schulbuben aussehen lassen. Das tat gut.

Der Statistikdienst Goalimpact hat im Nachgang ausgerechnet, dass nur noch eine ca. 10%ige Chance besteht, dass der FCA auf dem Relagtionsplatz landet. Die Chance des Direktabstiegs ist auf unter 2% gesunken. Dies ist ein deutlicher Rückgang von vorher 24 und 9 Prozent. Der Sieg gegen den HSV war ein richtiger Big Point und die Art und Weise macht Hoffnung. Dennoch hat es das Restprogramm mit Spielen gegen Gladbach, Dortmund und Hoffenheim weiter in sich. Tobias Escher, einer der angesehensten Taktikexperten des Landes, macht dieses Restprogramm in einer Analyse der Abstiegskandidaten dafür verantwortlich, dass wir immer noch ein realistischer Kandidat für den Relegationsplatz sind. Aus seiner Sicht liegt das vor allem daran, dass uns die Gegner nicht liegen und unsere Schwächen hinter der ersten Pressingreihe ausnutzen könnten.

Derweil habe ich seit Sonntag wieder die feste Überzeugung, dass wir – schwere Gegner hin oder her – selbst den direkten Klassenerhalt schaffen können. Dafür müssen wir nun allerdings einen weiteren Schalter umlegen: Wir brauchen Konstanz und müssen die Leistung vom Wochenende in den letzten drei Saisonspielen wiederholt abrufen. Und mit der Konstanz ist es in dieser Saison ja nicht besonders weit her. Nach dem hoffnungsvollen Spiel zu Hause gegen Leipzig sind wir auswärts zerlegt worden. Nach dem Sieg gegen Köln sind wir in Frankfurt in der Schlussphase auseinander gebrochen. Konstanz geht uns diese Saison ab. Darum können wir immer noch nicht mit Sicherheit für die nächste Saison in der ersten Bundesliga planen.

Mich stimmt positiv, dass sich am Sonntag niemand verletzt hat und immer mehr Spieler immer fitter werden. Es hilft, dass wir seit Sonntag wissen, was diese Mannschaft leisten kann. Alfred Finnbogason sah am Sonntag schon stark verbessert aus und scheint langsam seine Form zu finden. Raul Bobadilla konnte zumindest schon wieder kurz mit angreifen. Auch Jeffrey Gouweleeuw und Kostas Stafylidis sind defensiv deutliche Verstärkungen. Manuel Baum scheint langsam sein Personalpuzzle gelöst zu haben und spielerische Automatismen können im Endspurt nur hilfreich sein. Ich bin gespannt, ob wir endlich eine Stammformation gefunden haben. Auf dem Weg zur Konstanz würde ich mir dies wünschen.

Wenn es nach mir geht, können wir den Abstiegskampf am Samstag dann auch beenden. Unterstützt von vielen Fans, die mit dem Sonderzug nach Gladbach fahren, sollten wir eines der wenigen Teams, das wir in der Hinrunde schon geschlagen haben erneut schlagen. Und auch wenn uns Gladbach taktisch nicht liegen mag, so gibt es sehr wohl positive Erinnerungen an diesen Gegner über den Hinspielsieg hinaus. Vor knapp zwei Jahren hat Sascha Mölders in der fünften Minute der Nachspielzeit gegen Gladbach den Deckel auf unsere erste Europa League Teilnahme gesetzt. Wenn wir am Samstag in Gladbach den fast sicheren Nichtabstieg besiegeln würden, wäre die Freude zumindest bei mir ähnlich groß. Das Resultat bei mir wäre konstante Erleichterung. Nach dem Spiel gegen den HSV haben wir die Chance, die Saison positiv zu Ende zu bringen. Spielerisch stark und mit Optimismus für die neue Saison. Denn auch dann wollen wir – konstant – weiter in der ersten Bundesliga mitspielen.

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