Träumen von der Heimkehr

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Ich gebe es zu, bei einer möglichen Rückkehr von Marco Richter gerate ich schnell ins Träumen. Ich bin bei diesem Thema mit Sicherheit nicht unvoreingenommen. Ich hebe das Thema nun aber nicht selbstständig aufs Podest. Die Steilvorlage von Stefan Reuter aus einem Interview mit der Augsburger Allgemeinen nehme ich aber gerne auf. Reuter, der sonst keine Transferkandidaten vorab kommentiert, hat zu einer möglichen Rückkehr von Marco Richter gesagt: „Wir haben uns erkundigt, weil Marco bei uns ein hohes Ansehen genießt“. Eine Rückkehr von Marco Richter würde einfach zu viel Sinn machen. Aber vielleicht einmal von vorne.

In der Rosenau groß geworden

Es gibt keinen Jugendspieler des FCA, der es in den letzten 10 Jahren souveräner in die erste Elf der Herrenmannschaft geschafft als Marco Richter. Schon in der U23 und den Jugendmannschaften sorgte er Furore. Und stellte Rekorde auf. Oben bei den Profis setzte sich die Entwicklung anfänglich – gerade unter Manuel Baum – fort, bevor auch Marco Richter ab 2019 unter den schnell-wechselnden Trainern zu leiden hatte. Martin Schmidt und Heiko Herrlich kamen, bevor Marco im Sommer 2021 entschied in die große weite Fußballwelt auszuziehen.

Das erste Profilbild im Profibereich in 2017. Und beim FCA ging es schon vorher los für Marco Richter. (Photo credit should read CHRISTOF STACHE/AFP via Getty Images)

Hertha BSC streckte zu diesem Zeitpunkt die Fühler aus. Der „Big City Club“ zahlte ca. 7 Mio EUR Ablöse und Richter wohl auch ein höheres Gehalt als der FCA. Einzig, sportlich hätte die Entscheidung nicht fataler sein können. Nach 2 Jahren bei der Hertha stand nun im Sommer der Abstieg in die zweite Liga zu Buche. Der Schritt zur Hertha scheint trotzdem für Marco ein richtiger gewesen zu sein. Die Hoffnung, außerhalb von Augsburg das große fußballerische Glück zu finden, ist nun vielleicht verflogen. Eventuell ist nun auch ein gewisser Realismus eingekehrt, dass es nicht mehr zum internationalen Top-Star reichen wird. Aber in Berlin ist Marco dennoch gewachsen. Und während seiner Hodenkrebserkrankung, mit der er verblüffend offen und souverän umging und durch die sich vielleicht der ein oder andere Kerl zur Vorsorge begeben wird, hatte er anscheinend in Berlin wichtigen Rückhalt und Unterstützung erfahren.

Warum zurück?

Richter ist bei der Hertha gesetzt und trug zuletzt in einem Testspiel die Kapitänsbinde. Zudem wird er bei seinem derzeitigen Club keinen Stunk machen, um wegzukommen. Das hatte er schon damals beim FCA nicht getan. Dennoch ist Richter ein Spieler, der nicht in die zweite Liga gehört. Er hat die Qualität Bundesliga zu spielen und sollte entsprechende Optionen haben. Andererseits wird aus Marco Richter wohl kein Wandervogel werden. Ich könnte mir vorstellen, dass er lieber bei der Hertha bleibt, als nur zu wechseln, um in der ersten Liga zu spielen. Es müsste schon das passende Angebot kommen (und ich würde behaupten, dass er Clubs wie z.B. Gladbach helfen könnte).

Andererseits muss es sportlich passen. Dies ist aus meiner Sicht gerade beim FCA gegeben. Mit Enno Maaßen hat es einen Trainer, der den Rückhalt aus dem Verein hat. Kurzfristige Wechseleien sind erstmal unwahrscheinlich (obwohl wir alle das Geschäft kennen). Maaßens System ist zudem zentrumsorientiert und der FCA hatte in der letzten Saison Probleme, Torgefahr zu generieren. Sollte Maaßen z.B. in einem 3-4-2-1 System spielen wollen, wäre Richter prädestiniert für eine der Halbpositionen. Der FCA hatte zudem in der Breite in der letzten Saison nicht genügend Qualität im Kader. Auch hier würde Richter helfen. Er wäre im Fall der Fälle auch auf der rechten Außenposition einsetzbar. Bei der Hertha war er letzte Saison so eine Art Schweizer Taschenmesser. Polyvalent. Über 150 Bundesligaspiele, 25 Jahre alt, erfahren und ein Mega-Typ.

Was spricht dagegen?

Und bei Mega-Typ höre ich den ein oder anderen schon meckern: aber er hat doch sein Tore gegen uns gefeiert. Ja, und mit Recht. Wenn Du den Krebs besiegt hast und entscheidende Tore für deinen Club schießt, dann hast Du jedes Recht dich zu freuen. Da war ja keine Häme drin. Ich habe gesehen, wie er für die Hertha den Unterschied gemacht hat und ich will das wieder in Augsburg für den FCA sehen. Zumindest, wenn Richter selbst Bock drauf hat.

Damals ein Stich ins Herz. Es wird Zeit, dass er die Stiche wieder im Trikot des FCA verteilt. (Photo by Reinaldo Coddou H./Getty Images)

Ernsthaft gegen den Transfer könnte die wirtschaftliche Seite sprechen. Es ist davon auszugehen, dass Richter in der zweiten Liga sein Gehalt nicht in voller Erstligahöhe erhält. Die Gehaltseinbußen würden also auf Richters Seite wohl am ehesten sein letztes Vertragsjahr 2024/25 bei der Hertha betreffen, sollte die Hertha direkt wieder aufsteigen. So Richter keine vermessenen Forderungen stellt, wird ein Transfer wohl nicht an seinen Gehaltswünschen scheitern.

Nun kommt die Hertha ins Spiel. Ein Abgang Richters muss sich für die Hertha lohnen. Sie hat damals ca. 7 Millionen EUR bezahlt und Richter ist erst 25 Jahre alt und sportlich wichtig. Richter wird sich also nicht in die sommerliche Schnäppchen-Riege einreihen. Wenn man den Transfer von Jessic Ngankam als Maßstab ansetzt, der von der Hertha für ca. 4 Millionen EUR zur Eintracht wechselte, scheint ein Richter-Transfer wohl auch in dieser Größenordnung realisierbar. Ob die Hertha in deren finanziellen Situation ein Angebot in dieser Größenordnung ablehnen könnte, scheint fraglich. Inwieweit der FCA bereit ist einen solchen Betrag in Richter zu investieren, ist an dieser Stelle am offensten. Es könnte ein Geduldsspiel über die Transferperiode hinweg werden. Die Hertha ist auf Verkäufe angewiesen, will aber ihr Tafelsilber auch nicht verschleudern.

Die Perspektive

Aus meiner Sicht sollte der FCA diese Anstrengung unternehmen, als auch versuchen, Richter von einer langfristigen Zukunft in Augsburg zu überzeugen. Richter kann – erneut – eine absolute Identifikationsfigur beim FCA werden. Mit seinen Erfahrungen bei der Hertha und unter Berücksichtigung seines sympathischen und professionellen Auftretens kann ich mir nicht nur vorstellen, dass Richter zurückkommt, sondern auch, dass er die Augsburger Elf in ein paar Jahren als Kapitän aufs Feld führt. Maaßen würde nicht nur einen flexibel einsetzbaren, sondern auch einen erfahrenen und sich zum Führungsspieler entwickelnden Profi bekommen. Auch davon hatten wir letztes Jahr nicht genug. Richter wäre zudem ein tolles Vorbild für die Spieler im Nachwuchsleistungszentrum und könnte hier integrativ wirken.

Und wenn man nun mal zum Träumen neigt (Grundeigenschaft eines Fußballfans), dann ist es bei einer Rückkehr in dieser Saison immer noch möglich, dass Richter alle Bundesligarekorde für Spiele und Tore einstellt, die es beim FCA so gibt, bevor er hier dann – ähnlich dem Stindelschen Abschied in Gladbach – unter Standing Ovations seine Karriere beendet. Daheim. Ja, ich träume von der Heimkehr von Marco Richter.

Die Zeit rennt … und fehlt?!

Heute war wohl ein kleiner Premierentag im heimischen Augsburg. Während ich, Irina, das erste mal auf der Pressetribüne in der WWK-Arena saß, beorderte FCA-Coach Enno Maaßen direkt das erste mal Neuzugang Mergim Berisha in die erste Elf! Er sollte ein gefährliches Angriffsduo mit Ermedin Demirović bilden, der anstelle des zuletzt verliehenen Pepi stürmte . Zudem spielten Gumny, Gruezo und Caligiuri von Beginn an – sie ersetzten Iago, Framberger und Jensen. Iago und Jensen mussten beide verletzungsbedingt aussetzen.

Ein Wiedersehen gab es vorallem mit Ex-Augsburger und Eigengewächs Marco Richter, der unlängst nach überstandener Krebserkrankung wieder Bundesligaminuten sammeln durfte. Eine Schweigeminute wurde für die Opfer des Terroranschlags der olympischen Spiele von München im Jahr 1972 abgehalten. Ein emotionaler Moment, die ganze Pressetribüne stand und so auch der Rest des Stadions.

Erste Halbzeit – Durchaus gefällig

Und dann ging es auch schon los: Das 21. Duell zwischen der alten Dame und dem FCA begann hierbei durchaus druckvoll. Die Heimmannschaft gab vor tosender Kulisse direkt Vollgas und so auch die Gäste aus der Hauptstadt. Die erste Chance des Spiels durften die Herthaner durch Kanga für sich verzeichnen. Viele kleine Nickligkeiten prägten das Spiel, dies fand seinen Höhepunkt in der Szene des Spiels in Minute 23: Berisha auf Demirovic, der Uremovic umkurvte und von diesem gehalten wurde. Demirovic kam sodann zu Fall, dies alles rund 20 Meter vor dem Berliner Tor.

Vielerorts wurde diese Szene als Notbremse gesehen und folgerichtig wäre dies dann eine rote Karte für Hertha gewesen. Schiri Osmers gab aber nur gelb. Warum nur gelb? Man könnte hier nun argumentieren, dass der Herthaner Plattenhardt noch in Ballnähe stand, also hätte eingreifen können. Ob dies in Realgeschwindigkeit tatsächlich so funktioniert hätte, ist zumindest zu bezweifeln. Zudem wäre ein weiterer Augsburger in Schlagweite gewesen, der im Zweifel ebenso hätte abschließen können. So bleibt hier leider ein fader Beigeschmack. Den daraus resultierenden Freistoß schoss Berisha in die Mauer. Da war eindeutig mehr drin!

Colinas Erben argumentieren in ihrer Kolumne für ntv:

„Die Fernsehbilder sprechen insgesamt eher für eine Rote Karte als für eine Verwarnung, aber sie widerlegen die Entscheidung des Unparteiischen auf dem Feld nicht eindeutig. Das Foulspiel nur als Unterbindung eines aussichtsreichen Angriffs zu bewerten und nicht als Vereitelung einer offensichtlichen Torchance, war daher zumindest kein klarer und offensichtlicher Fehler, sondern eine Entscheidung im Ermessensbereich von Harm Osmers. Dass der Video-Assistent nicht intervenierte, war deshalb korrekt – zumal auch ein On-Field-Review die Zweifel nicht beseitigt hätte. Bei einer Roten Karte hätte der VAR aber mit hoher Wahrscheinlichkeit ebenfalls nicht eingegriffen. Bisweilen ist eben nicht nur eine Entscheidung möglich und vertretbar.“

Colinas Erben für ntv

Vor dem Halbzeitpfiff wurde es noch ein wenig munterer: Erst kam Berisha zum Abschluss, traf aber nur den linken Pfosten, dann brachte dieser in der nachfolgenden Szene eine Flanke in den Fünfer, die Kempf vor Demirovic klären konnte. In Minute 31 die erste Verwarnung für den FCA: Carlos Gruezo sah gelb für eine Grätsche. Aber auch die Hertha blieb nicht untätig: Ejuke schlenzte den Ball knapp am Pfosten der Augsburger vorbei. Enno Maaßen wechselte kurzerhand Gruezo, immerhin gelb vorbelastet aus, der wohl bei seiner nächsten Aktion mit gelb-rot vom Feld geschickt worden wäre. Für ihn kam Julian Baumgartlinger ins Spiel.

Ohne weitere nennenswerte Aktionen ging es in einem spielerisch limitierten, aber durchaus phasenweise hitzigen Spiel in die Halbzeitpause. Ein kurzes Zwischenfazit: Der FCA zeigte gute Ansätze, kam wenige Male gefährlich vor den gegnerischen Kasten. Hertha spielte offensiv etwas gefälliger, hatte jedoch viel Glück in der Bewertung der Zweikampfszene zwischen Uremovic und Demirovic. Ein Unentschieden war zu diesem Zeitpunkt ein äußerst gerechtes Resultat.

Carlos Gruezo hatte mal wieder seine liebe Not mit seinen Gegenspielern und musste wegen einer frühen Verwarnung ebenfalls früh raus. (Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Zweite Halbzeit – Planlos & harmlos

Arne Maier musste sodann in der Kabine bleiben, ist weiterhin wohl angeschlagen. Wir hoffen auf schnelle Genesung und nur eine kleine Blessur. Für ihn kam Ruben Vargas in die Partie. Mal wieder hatte zum Start die Hertha die ersten Chancen: Lukebakio wagte den Schuss aus der Distanz und prüfte damit Goalie Gikiewicz im Augsburger Kasten. Auch Tousart befand dies ein paar Minuten später als ein geeignetes Mittel und zog aus rund 18 Metern einfach mal ab, zielte nur knapp rechts daneben.

In Minute 57 dann der Nackenschlag für die Augsburger Elf: Außenverteidiger Plattenhardt durfte unbedrängt flanken und fand dort Lukebakio, der keine Mühe hatte, die Flanke per Kopf zu verwerten. 1:0 – Führung für die Hertha – und aufgrund der Drangphase der Berliner seit Beginn der zweiten Halbzeit war dies nicht mal unverdient. Hier hat insbesondere aber beim FCA die Zuordnung mal wieder nicht gepasst, Mads Pedersen war der Bewacher vom Torschützen und ist knapp zehn Zentimeter kleiner als ebenjener. Der Videobeweis besagte hier in der Szene übrigens, dass Lukebakio bei seinem Kopfball nicht im Abseits stand.

Wieder lief der FCA also einem Rückstand hinterher, vor 25789 Zuschauer*innen in der WWK Arena tat sich die Maaßen-Elf weiterhin sehr schwer, spielerische Mittel zu finden. Offensive Momente? Größtenteils Fehlanzeige. Rexhbecaj mit einem harmlosen Kopfball aus rund 15 Metern, Christensen konnte jedoch abwehren, ebenso wie Caligiuris Eckball. Im Gegenteil: Vielmehr setzte die Hertha alles drauf und dran, mit einem Tor zum 2:0 nachzulegen. In der 69. Minute wurde auf Seiten der Berliner Marco Richter unter Applaus eingewechselt, er kam für den agilen Ejuke.

Enno Maaßen versuchte noch, mit den beiden Oldies Hahn und Niederlechner (für Berisha und Demirovic) Erfahrung und Abgeklärtheit in die Partie zu bringen. Dies fruchtete aber nicht so wirklich, wie Enno Maaßen hinterher in der Pressekonferenz quasi zugeben musste. Die positionsgetreuen Wechsel bei Rückstand muteten allerdings ein wenig risikoarm an. Die spielerischen Impulse, die die beiden Eingewechselten einbrachten, waren tendenziell auch eher marginal. Ein Lichtblick: In Minute 82 verlies Elvis Rexhbecaj, wie immer unermüdlich rackernd, den Platz und Jungspund Lukas Petkov kam in die Partie. Immerhin ein Nachwuchsspieler, der aufgrund der Personalengpässe und Verletzungssorgen nahe an der ersten Mannschaft zu sein scheint!

Ein ganz großes Manko zeigte sich insbesondere in Halbzeit zwei: Immer wieder wurde deutlich, dass Pässe nicht ankamen oder zu ungenau waren. Dies erschwerte Offensivmomente immens und / oder diese verpufften komplett. Der FCA war anfällig für Fehler im Spielaufbau, diese nutzten die Herthaner für schnelle Gegenangriffe. So auch in der dritten der vier Minuten Nachspielzeit: Erst kam der FCA zu einer Torchance, konnte diese jedoch nicht verwerten, weil Christensen ein Eigentor seines Vordermanns Uremovic vereitelte. Dann strömten die Herthaner zum letzten Gegenangriff aus, allen voran Davie Selke, der auf den mitgelaufenen Marco Richter abgab. Dieser hatte dann kaum Mühe, Gikiewicz zu umspielen und zu verwandeln. 2:0 – Messe gelesen, danach direkt Abpfiff.

Marco Richter als Matchwinner – für das falsche Team möchte man sagen. (Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Gesamtfazit

Was bleibt war und ist der schlechteste Saisonstart des FCA in der Bundesliga seit 2012/13. War die erste Halbzeit hierbei noch gefällig, nahm dies in der zweiten Halbzeit kontinuierlich ab. In der ersten Halbzeit konnte Neuzugang Berisha sein Können im Ansatz unter Beweis stellen und kombinierte trotz nur kurzer Akklimatisierung ansehnlich mit Sturmpartner Demirovic, beide jeweils ohne einen eigenen Treffer beizusteuern. In Halbzeit zwei kam von beiden – wie von der gesamten Mannschaft – jedoch nur noch wenig. Berisha konnte man hier noch die Eingewöhnungsphase in Augsburg zu Gute halten. Demirovic bemängelte hinterher im Gespräch mit den Medien, dass der letzte Pass nicht ankam. Florian Niederlechner wurde noch deutlicher: Es läge nicht am Sturm, dass man offensiv so harmlos war. Auch ein Robert Lewandowski würde beim FCA derzeit keinen Treffer erzielen, da zum Beispiel zielgenaue Flanken fehlten, um sich Großchancen vor dem gegnerischen Tor zu erarbeiten.

Pech hatte man auch bei der Bewertung der Zweikampfszene in Minute 23. So auch bei den Auswechslungen von Gruezo, der sich eine frühe gelbe Karte einfing und Maier, der mal wieder angeschlagen zu sein scheint. Ohne Maier fehlte eindeutig das strukturierende Element im Mittelfeld, ohne ihn ging nach vorne gefühlt gar nix. In der Verteidigung musste erneut improvisiert werden, denn Iago stand kurzfristig nicht zur Verfügung. So begann Bauer als linker Innenverteidiger in der Dreierkette, vor ihm Mads Pedersen. Auf der anderen Seite begann Gumny als rechter Innenverteidiger, davor Daniel Caligiuri. Insbesondere Bauer gefiel und bestach mit seiner starken Zweikampfquote, aber auch seine Passquote konnte sich sehen lassen. Kapitän Gouweleeuw fiel hierbei ein wenig ab, verlor unter anderem den Zweikampf vor der Flanke auf Lukebakio, die zum 1:0 für die Hertha führte.

Beim 2:0 für Hertha zeigte sich das FCA-Dilemma dann in voller Pracht: Verpasste man es vorne in der Szene zuvor, den Ball im Hertha-Kasten unterzubringen, kassierte man quasi im Gegenzug das Tor zum Endstand durch Richter. Den entscheidenden Zweikampf verlor Baumgartlinger im Mittelfeld, dem hier einfach das Tempo fehlte, um mit Selke mitzusprinten. Allerdings für mich auch die Frage, ob diese Absicherung das Gelbe vom Ei ist, hierfür sollte doch ein etwas schnellerer Spieler ausgewählt werden?! Ebenso bezeichnend, wie offen die Augsburger standen, sodass drei Herthaner nur zwei Augsburgern gegenüberstanden, die auch noch läuferisch unterlegen waren. Wie uneigennützig Selke dann auf Richter ablegte, war dann einfach ein Beispiel an Teamgeist und gegenseitiger Gönnung. Wenns läuft, dann läufts halt einfach.

Beim FCA war aber nicht zu spüren, dass sie das Spiel noch rumreißen wollten und – noch viel schlimmer – es gab einfach keine Ansätze, die untermauern konnten, dass der FCA noch Möglichkeiten hatte, das Spiel zu seinen Gunsten zu gestalten. Bei einem xG Wert von 0,31 auch kein Wunder – und das gegen einen direkten Konkurrenten. Gegen ein Team, das vermutlich wie der FCA lange um den Abstieg spielen wird. Gegen ein Team auf Augenhöhe sind wir also derzeit immer noch nicht in der Lage, gegenzuhalten und zumindest hier noch unentschieden zu spielen. Fehlt hier ggf. auch ein wenig das Mindset der Mannschaft? Man spricht ja oft von Galligkeit, von Gierigkeit. Ich finde, davon sieht und spürt man nicht sonderlich viel derzeit. Florian Niederlechner resümierte, dass dieser schwache Start in die neue Saison auch das Selbstvertrauen der Mannschaft gesenkt hat. Das kann man zumindest als (berechtigtes) Argument werten.

Was fehlt derzeit noch?

Ein Blick auf die Statistik zeigte, dass die Gastmannschaft die Oberhand hatte. 15 Torschüsse zu 7 (pro Hertha), 80% Prozent Passquote, 52 % Ballbesitz. Der FCA hatte eine marginal bessere Zweikampfquote (51:49 %) und legte die etwas bessere Laufleistung an den Tag. In den entscheidenden Szenen war die Hertha heute jedoch bissiger, williger und griffiger. Sie scheinen in der Teamentwicklung einfach schon einen Schritt weiter zu sein als der FCA und konnten Selbstbewusstsein für die weiteren Spiele tanken.

Der FCA rutscht auf den Relegationsrang mit nur drei Punkten und steht vor schwierigen Spielen, auswärts in Bremen am kommenden Freitag sowie das Wochenende darauf gegen Bayern zuhause. Niederlechner schlug medial vor: „Es täte uns gut, wenn wir uns auf die Basics zurückbesinnen. Das Spiel auf die zweiten Bälle etwa.“ Er nannte auch Beispiele der Ligakonkurrenz, wie Mainz oder Union etwa, die einen passenden Spielstil an den Tag legen und letzten Endes auch erfolgreich damit sind.

Weiterhin bin ich etwas ratlos bezüglich des In Game Coachings von Enno Maaßen. Es ist mir ein Rätsel, warum nicht nach der Führung von Hertha konsequent umgestellt und etwas mutiger gewechselt wurde. Womöglich ist die Antwort die, dass wir derzeit nichts adäquates auf der Bank sitzen haben. Als Krönung dieses unschönen Augsburger Nachmittags ergab sich als Zweitligarundenpaarung im DFB-Pokal die Ansetzung FC Augsburg gegen den FC Bayern. Schwieriger geht’s wohl kaum.

Mein finales Fazit: Es fehlt nach wie vor die Kreativität sowie ein offensiver Plan. Geht Maier aus der Partie, gibt es kaum mehr offensive Struktur. Dorsch fehlt derzeit einfach immens. Schade, dass die Transferphase nun zu Ende ist und ein Spieler ala Okugawa nicht den Weg an den Lech gefunden hat. Für mich sind die Stürmer bei uns die ärmsten Spieler, da sie kaum gefüttert werden mit passablen Vorlagen. Berisha hat sich beispielsweise in dieser Partie sehr viel selbst erlaufen und erarbeitet.

Eins bleibt Fakt: Enno Maaßen hat noch viel Arbeit vor sich und das braucht weiterhin Zeit. Zeit, die dem FCA teuer zu stehen kommen könnte im Abstiegskampf. Zeit, die der FCA ggf. gar nicht haben kann. Ob Enno die richtigen Spieler für sein System zur Verfügung stehen, ist nach wie vor die große Frage. Eine T-Frage ist aber auch weiterhin und zu so einem Saisonzeitpunkt nicht sinnvoll. Die Augsburger Fans äußerten jedenfalls ganz laut nach dem Spiel ihren Unmut mit Pfiffen und dies muss man auch nachvollziehen können.

Es wird sich zeigen, in welche Richtung diese Saison verläuft und wie arg man in Augsburg zusammenhält, schließlich hat man sich dies einst als Mantra auferlegt. Es wäre schön, wenn man diesen Zusammenhalt ganz bald auch wieder auf dem Feld sehen dürfte.

Ausgeträumt

In diesen Tagen darf sich der FCA Fan grundsätzlich freuen. Mit Arne Maier konnte ein weiterer U21-Champ überzeugt werden, seine sportliche Zukunft zwischen Wertach und Lech zu suchen. Dorsch und Maier sind perspektivisch tolle Transfers. Es sieht so aus, als ob wir unseren Kader grundsätzlich vor der kommenden Bundesligasaison upgraden konnten. Auch wenn die Truppe sich am ersten Spieltag her spielen lassen, so ermutigt mich der Kader grundsätzlich zu Hoffnung.

Und dennoch schwingt etwas Wehmut mit. Nicht mit Kevin Danso, der sich schlicht unprofessionell verhalten hat und für den der Verein einen geeigneten Abnehmer gefunden hat. Bei Marco Richter blutet mir etwas das Herz. Marco ist für mich die liebste Art des Fußballers. Er ist unberechenbar und hat sich die Faxen nie austreiben lassen. Der Lausbub wird immer ein Lausbub bleiben. Und damit hat er erstmal einen Stein bei mir im Brett.

Richter liebt Situationen wie die dargestellte und war immer für ein Schmankerl zu haben (Foto via Imago)

Dazu konnte er immer wieder sein großes Potential andeuten. Seine Torgefahr. Das Genie. Über Jahre hinweg hatte ich ihnen immer wieder auf dem Zettel vor jeder neuen Saison für 20 Scorerpunkte und den ganz großen Durchbruch. Den Aufstieg zum A-Nationalspieler. Zum absoluten Leistungsträger beim FCA. Weil ich glaube, dass in diesem Kerl so viel mehr steckt, als wir in Augsburg von ihm gesehen haben. Mehr auch als diese 3 Tore und 3 Vorlagen, die es statistisch in der abgelaufenen Saison zu verzeichnen gab.

97 Bundesligaspiele sind es am Ende geworden mit 12 Toren und 12 Vorlagen und Marco hätte easy in Augsburg so weiter machen können. Aber klar, der Junge will mehr. Verständlicherweise. Wollten wir ja auch – mit ihm zusammen. Derweil Marco mit dem FCA auf einem Plateau angelangt war. Die Leistungen waren ok, aber nicht überragend. Zuletzt war da ja auch nicht immer ein Trainer, der ein funktionierendes Offensivkonzept besessen hätte. Und es ist an sich legitim, dass er sich selbst gefragt hat, ob da noch mehr geht. Und obwohl klar war, dass er in den letzten Jahren gerne eines der Angebote von anderen Vereinen angenommen hätte, um sich perspektivisch zu verändern, hat er nie versucht, den Verein öffentlich unter Druck zu setzen und sich prinzipiell öffentlich ordentlich verhalten. Derweil in Augsburg vielleicht auch der Rucksack des Eigengewächses und des „Heilsbringers aus der Jugend“ nicht immer leicht war.

Und so geht es nun zur Hertha nach Berlin. Fredi Bobic wollte ihn lange nach Frankfurt holen und greift jetzt zu. Bobic, der im Offensivbereich bei der Eintracht immer ein sehr gutes Auge hatte. Und so wünsche ich Marco, dass der Knoten in Berlin platzt. Am Ende wird es Marco Richter aus Augsburg sein, der in die weite Welt ausgezogen ist, um diese zu erobern. Und wenn es ihm wirklich gelingen sollte, so werden wir immer sagen können, dass er das von uns mitbekommen hat.

Marco Richter beim Test gegen Cagliari Calcio auf der Tribüne. Es ist schon ein etwas trauriger Abschied. (Foto via Imago)

Der FCA wird durch den Transfer nicht vor unlösbare Probleme gestellt. Rechts außen wird André Hahn hoffentlich eine Bombensaison hinlegen. In der Mitte ruhen persönlich meine Hoffnungen auf einem Durchbruch von Freddy Jensen. Zudem bin ich gespannt, was wir von Cali und Gregerl dieses Jahr sehen werden. Alternativen gibt es somit genug. Mit Hahn auf rechts und Vargas auf links auch momentan sportlich eindeutig bessere. Und dennoch wird die Freude eine andere sein, wenn nun nicht mehr Richter seine Momente hat. Ich habe es schon früher zugegeben, ich bin ein Marco Richter Fanboy. Und so positiv der Blick auf die kommende Saison auch sein mag, so gerne hätte ich in Augsburg gesehen, wie Marco hier so richtig explodiert. Dieser Traum ist nun ausgeträumt.

Zu diesem Zeitpunkt bleibt mir wehmütig nichts anderes übrig, als Marco für seine Zeit in Augsburg zu danken. Für den Beweis, dass aus dem Nachwuchsleistungszentrum Spieler hochkommen können, die offensiv den Unterschied ausmachen können. Kleine Augsburger Genies, die Gegner in die Irre treiben und einfach eine irrsinnige Lust am Kicken haben. Risiken eingehen und dafür belohnt werden. Und hinter ihrer Schale einen sensiblen weichen Kern haben, den man in die Arme schließen mag. Es wird lange nicht mehr einen geben, mit dem so große Hoffnungen wie mit Dir einhergehen. Love you Marco, servus und bis bald.

Grias di, Arne!

Der FCA tut es schon wieder. Teasert uns Fans ein wenig vorab via Twitter, um dann – wie schon bei Niklas Dorsch so geschehen – einen absoluten Transferhammer zu verkünden. Dieses Mal handelt es sich um Dorschis kongenialen Mittelfeld-Partner bei der U21-EM diesen Jahres – Arne Maier. Natürlich war zuvor schon medial etwas durchgesickert. Es war bereits vor einigen Tagen die Rede von einem Spielertausch zwischen dem FCA und der Hertha. Tauschgegenstand sollte der wechselwillige Youngster Marco Richter sein. Und so kam es schlussendlich auch…. Wir sagen: Servus, Arne! Und alles Gute, Marco, in der Hauptstadt.

RÜCKBLICK: Pokalspiel

Ein kleiner Rückblick aufs Spiel gegen den Oberligisten aus Mecklenburg-Vorpommern. Die Greifswalder waren heiß wie Frittenfett und machten dem FCA von Beginn an ziemliche Probleme. Sie waren einfach gieriger und der FCA (mal wieder) etwas verschlafen zu Spielbeginn. So nutzten die Greifswalder ihren ersten Konter zur Führung. Hier sah insbesondere Neuzugang Niklas Dorsch gar nicht gut aus, denn er spielte einen katastrophalen Fehlpass. Auch Framberger hatte (nicht nur in dieser Szene) spürbare Probleme mit seinem agilen Gegenspieler Knechtel.

Der FCA war nach dem frühen Gegentor schon etwas geschockt und agierte in der Folge etwas planlos. Der gut gestaffelte Gastgeber konnte ein ums andere Mal die schlecht ausgespielten Angriffe der Augsburger klären. Nach etwa zwanzig Minuten wurde der FCA drückender, kam zu Abschlüssen durch den heute sehr gut aufgelegten Freddy Jensen und Flo Niederlechner. Körperlich mussten unsere Mannen auch einiges einstecken, so humpelte in etwa (Ersatz-)Kapitän Finnbogason in der Halbzeit in die Kabine, weil ihn ein gegnerischer Verteidiger robust abgegrätscht hat. Leider hats den Isländer wohl wieder erwischt, wir hoffen, es ist nix schlimmes.

Kurz vor der Halbzeit verwandelte Innenverteidiger und Jeff-Ersatz Frederik Winther dann den besten Augsburger Angriff zum verdienten Ausgleich. Mit diesem Spielstand ging es sodann in die Halbzeitpause. Noch schöner war dann der Bilderbuchkonter zum 2:1 aus Augsburger Sicht. Moravek spielte einen Zuckerpass (warum ist er eigentlich so oft verletzt, er ist brilliant!) in den Lauf von Außenverteidiger Iago, der überlegt zurück ins Zentrum gibt und Flo Niederlechner nur noch einschieben muss. Eine gelungene Kombination! Wiederum Iago legte Freddy Jensen eine butterweiche Flanke direkt auf den Kopf, dieser nickte eiskalt zum 3:1 ein. Der Favorit war in Fahrt.

Aber denkste, der FCA wäre nicht der FCA, wenn man sich nicht noch selbst ein Ei legen würde. Nach einer Unordnung in der Hintermannschaft kam Greifswald zum Abschluss und unser solider Rückhalt Gikiewicz lies den Ball ins Netz trudeln. Man muss sagen, der war haltbar. Selten geprüft in der Partie war Gikie in dieser Szene nicht ganz wach. Seine Vordermänner haben aber ebenfalls sprichwörtlich gepennt. Nachdem FCA-Coach Weinzierl einige Stammspieler vom Feld nahm – im Hinblick auf den nahenden Bundesligauftakt – und frische Kräfte brachte, rotierte André Hahn ins Zentrum. Sehenswert war der Steilpass von Niklas Dorsch, den Hahn noch sehenswerter über den aufgerückten Heim-Keeper ins Netz hob. Was für ein feines Füßchen unser André doch hat.

Insgesamt muss man festhalten, dass wir in der Chancenverwertung etwas nachlegen könnten (27 Torschüsse, 15 Ecken, „nur“ vier Tore) und hinten ein wenig umsichtiger agieren sollten. Gerade gegen eine Offensive wie die Hoffenheimer werden solche Angebote, wie sie der FCA gegen Greifswald phasenweise offerierte, wahrscheinlich härter bestraft. Greifswald hat vorallem in Halbzeit eins super mitgehalten, auch körperlich. Der Keeper Marczuk erwischte einen Sahnetag und wurde in Konsequenz zum „Man of the Match“ gekürt. Gratulation! Und der FCA muss festhalten, dass es noch viel zu tun gibt bis zum Ligaauftakt und sich 800 Kilometer Anfahrt gelohnt haben.

Servus, Arne!

Einer, der hier helfen kann, ist sicherlich Neuzugang Arne Maier. Gestern Abend wurde der Wechsel nun final bekanntgegeben, nachdem sich die Anzeichen verdichteten. Im Gegenzug wechselt Marco Richter fix zur Hertha. Arne Maier wird erstmal ein Jahr vom FCA ausgeliehen und erhält bei uns die Nummer 10, die zuletzt Daniel Baier trug. Große Fußstapfen, in die der 22jährige hier tritt.

Geboren in Ludwigsfelde im märkischen Landkreis Teltow-Fläming – unweit der Stadtgrenze Berlins – begann Arne Meier zuerst im heimischen Ludwigsfelde das Fußballspielen. 2007, mit acht Jahren, wechselte er in den Nachwuchs der Hertha. Dort durchlief er alle Nachwuchsstationen. 2017 gab Maier sein Profidebüt für die Hertha, als er beim Auswärtssieg gegen Darmstadt 98 in der 90. Spielminute für Kalou eingewechselt wurde.

Er durfte in der Saison kein weiteres Spiel mehr für die Profis absolvieren, erhielt jedoch einen Profivertrag bei den Berlinern. Dieser wurde im darauffolgenden Jahr bis 2022 verlängert. In der Saison 17/18 kam Arne in 17 Spielen zum Einsatz, fünf Spiele absolvierte er für die zweite Mannschaft und vier für die A-Jugend. Mit letzterer wurde er deutscher A-Jugend-Meister. Für die Hertha kommt Meier auf 58 Einsätze.

Arne Maier mit Ersatzspieler-Leibchen bei der Hertha. Bei den Berlinern sah der Jungspund offensichtlich keine Einsatzchancen mehr… (Copyright: Sebastian Räppold / Matthias Koch via imago)

In der letzten Saison spielte Arne Meier auf Leihbasis für Bundesligaaufsteiger Arminia Bielefeld. Dort kam er im zentralen Mittelfeld zum Einsatz und absolvierte 16 Spiele (0 Tore). Von Arminia-Coach Neuhaus zu Beginn der Saison noch verschmäht, gelang ihm unter dessen Nachfolger Kramer der Durchbruch und wurde in allen Spielen unter dessen Federführung eingesetzt. Sein Kicker-Notendurchschnitt betrug letzte Saison 4,19 – hier sehen wir noch Luft nach oben. Der 1,86 Meter große und 82 Kilogramm schwere Mittelfeldspieler kehrte zur Saison 21/22 zuerst zur Hertha zurück. Dort sah er seine Zukunft offensichtlich nicht, denn die Herthaner verpflichteten ihrerseits mit Kevin-Prince Boateng und Suat Serdar namhafte Konkurrenz. Geschäftsführer Sport der Hertha, Fredi Bobic, hierzu: „Wir haben ein großes Angebot im zentralen Mittelfeld, deswegen haben wir Arnes Wunsch nach einer Veränderung entsprochen.

Unser Glück, denn nun ist er hier und wir sagen: Herzlich Willkommen, Arne! Stefan Reuter meint hierzu: „Arne Maier ist ein junger Spieler, der alle Junioren-Nationalteams des DFB durchlaufen hat und im Sommer mit der U21-Auswahl als Kapitän den Europameistertitel feiern konnte. Wir freuen uns, dass er sich für unseren FCA entschieden hat, weil wir ihm eine Perspektive aufgezeigt haben, mit der er sich zu 100 Prozent identifizieren kann.“

Unser Neuzugang erhält die Nummer 10! Herzlich Willkommen in der Fuggerstadt.

Ausblick

Zusammen mit unserem zweiten und bereits etablierten Neuzugang Niklas Dorsch bildete Arne Maier das Defensive Mittelfeld der deutschen U21 Nationalmannschaft. Dort agierten die beiden Youngsters sehr erfolgreich und erreichten gemeinsam das Finale der U21-EM 2021, das sogar gegen starke Portugiesen mit 1:0 gewonnen wurde. Arne Maier war Kapitän der Gewinnermannschaft und absolvierte für die U21-Nationalmannschaft insgesamt 18 Partien und erzielte hier einen Treffer. Arne Maier war ebenfalls bei Olympia 2021 an Bord, kam aber mit der deutschen Mannschaft nicht über die Vorrunde hinaus. Er kam in allen drei Partien zum Einsatz.

Dieses dynamische Duo dürfen wir beim FCA nun wieder vereint sehen…. Rechts Dorsch, links Maier bei der diesjährigen U21-EM. (Copyright: xSzilviaxMichellerx xMatthiasxKochx via imago)

Sein derzeitiger Marktwert beläuft sich auf sieben Mio. Euro. Wenn der Mittelfeldspieler in der kommenden Saison beim FCA mindestens 25 Spiele absolviert, greift eine vereinbarte Kaufoption von rund fünf Mio. Euro, die der FCA an die Hertha überweist. Dorsch und Maier kennen sich schon, das könnte für den FCA ein immenser Vorteil sein. Auch Uduokhai, den Maier direkt hinter sich hat, kennt den Neuzugang bereits aus der U21-Nationalmannschaft.

Arne Maier möchte nun den nächsten Schritt in seiner Karriere beim FCA gehen. Wir von der Rosenau Gazette wünschen ihm allzeit gutes Gelingen!

„Ich freue mich, dass der Wechsel zum FCA geklappt hat, weil ich überzeugt bin, dass ich beim FCA eine tolle Mannschaft und ein super Umfeld vorfinde, in dem ich mich weiterentwickeln kann. Ich möchte mit dem Team eine erfolgreiche Saison spielen und Verantwortung auf dem Platz übernehmen.“

Arne Maier auf der Website des FCA

Kaderanalyse: Sturm

Nach der frisch verstärkten „Beton“-Festung im Augsburger Tor wollen wir uns jetzt die Abteilung genauer ansehen, die in der 11. Bundesligasaison fürs Überwinden der gegnerischen Tormänner zuständig sein wird: den Sturm und die offensive Zentrale des FCA. Dabei gibt es ein vielversprechendes Comeback zu bejubeln. Aber auch eine lichte Stelle, die womöglich noch geflickt werden muss, um uns keine größeren Sorgen zu bereiten.

Sturmspitze: Alte Hasen und junge Hüpfer

Dass Markus Weinzierl zum Ende der letzten Saison an den Lech zurückgekehrt ist, dürfte Florian Niederlechner ganz besonders freuen. Hatte sich der gebürtige Oberbayer unter Martin Schmidt mit seinen 19 Scorerpunkten noch im Eilverfahren in unsere Herzen geschossen, verlor er unter Heiko Herrlich sogar seinen Stammplatz. Ohne anhaltenden Torerfolg und auf der Bank hatte Flo in seinem zweiten FCA-Jahr nicht mehr viel zu lachen. Der neue alte Trainer sprach ihm dagegen gleich nach seinem Amtsantritt das Vertrauen aus. Umgekehrt machte Niederlechner auch keinen Hehl daraus, dass er nun wieder positiver in die Zukunft schaut, die er auch über 2022 hinaus beim FCA sieht:

„Markus Weinzierl spielt nun einen offensiveren Fußball, das passt perfekt zu mir. Diese Saison war für den Kopf richtig schwer. Ich hoffe, dass die nächste viel besser wird und ich selbst auch wieder mehr Hütten mache als die vier in dieser Saison.“

Flo Niederlechner in der Sportbild vom 2.6.2021

Wie der 30-Jährige selbst hofft, ist definitiv auch zu erwarten, dass er in der kommenden Saison weiter aufblüht. Sofern er von Verletzungen verschont bleibt, wird er im Weinzierl‘schen 4-2-3-1-Lieblingssystem als Sturmspitze gesetzt sein. Das hatte sich schon in den letzten drei Ligaspielen abgezeichnet, in denen Flo dann auch gleich zwei Hütten zimmerte. Zwar stünde auf der 9 auch Dauerbrenner André Hahn bereit. Ihm hatte Herrlich gerade im Schlussspurt den Vortritt vor seinem Sturmkollegen gelassen. Doch unser aktueller Trainer dürfte Hahn, der mit acht eigenen Ligatreffern und fünf Assists eine bärenstarke Saison gespielt hat, künftig eher auf dem rechten Flügel einplanen. In allen bisherigen Pflicht- und Testspielen unter Weinzierl lief er dort von Beginn an auf.

Finnbo, der Zerbrechliche

Alfred Finnbogason ist ein weiterer Kandidat in der Sturmspitze – aber nur wenn, ja WENN ihm seine körperliche Verfassung nicht wieder einen Strich durch die Rechnung macht. Die letzte Saisonvorbereitung hatte der Isländer endlich einmal uneingeschränkt mitmachen können, sodass er sich berechtigte Hoffnungen auf mehr Einsätze machen durfte. Doch erneut wurde er zum Unglücksraben. 14 Mal musste er in der Saison 20/21 verletzungsbedingt aussetzen, beging nur ein Spiel über die gesamte Länge und schoss: 0 Tore. Oh Finnbo…

Für die kommende Saison wünschen wir dir vor allem körperliche Konstanz, Finnbo! (Foto: xkolbert-press/ChristianxKolbertx via imago).

Im diesjährigen Trainingslager am Walchsee in Österreich absolvierte der 32-Jährige einzelne Einheiten zur Belastungssteuerung individuell. Dafür sammelte er in den Testspielen ordentlich Einsatzminuten und sorgte, wenn schon nicht mit eigenen Treffern, mit feinen Anspielen für seine Offensivpartner für Aufsehen. Angesprochen auf seine Einzelaktionen vor den beiden FCA-Toren im Spiel gegen den aserbaidschanischen Testgegner Qarabag (2:2) entgegnet Finnbogason:

„Wie gesagt, ich fühl‘ mich sehr gut. Wir sind jetzt die zweite Woche im Training und mit jeder Einheit aufm Platz und mit jeder Woche fühlt man sich besser und stärker und kommt dann langsam in die alte Stärke.“

Finnbo im FCA TV vom 15.7.2021

Als er „alte Stärke“ sagt, muss er selbst ein bisschen grinsen. Denn im Grunde ist klar, dass er nicht instant an die Zeiten anknüpfen kann, in denen er noch der mächtige „FinnTORgason“ war. Viel eher wird wohl daran gearbeitet, ihn behutsam und mit Blick auf seinen fragilen Gesundheitszustand als einigermaßen stabiles Backup aufzubauen. Und zwar so, dass er Niederlechner im Sturm ersetzen könnte, sollte der mal verletzt oder abgekämpft vom Platz müssen. Oder mit ihm ein Sturmduo in der Doppelspitze bilden. Diese Variante hat Weinzierl z.B. in der ersten Hälfte gegen Qarabag getestet. Und war mit Niederlechners Ausgleich zum 2:2 nach gemeinsamer Vorarbeit Hahn/Finnbogason gleich von Erfolg gekrönt.

Youngsters auf dem Sprung?

Spannend wird auch die Frage, was der Trainerstab bzw. die Führungsriege mit den jungen Leihgaben vorhat, die kürzlich zum FCA zurückgekehrt sind. Mit dem 20-jährigen Maurice Malone kommt ein echter Augsburger Jung‘ zurück. Er hat in der letzten Saison beim Drittligisten Wehen Wiesbaden vor allem auf dem linken Flügel auf sich aufmerksam gemacht. Malone ist aber vielseitig einsetzbar. Er kann z.B. auch als Mittelstürmer oder hängende Spitze agieren. In seinen vier Wehener Einsätzen hinter der Spitze brachte er es auf, sage und schreibe, vier Tore und eine Vorlage. Damit hat Weinzierl ihn – neben dem linken Flügel – sicherlich auch als Alternative im Sturm auf dem Zettel.

Auch wegen seiner Schnelligkeit dürfte Maurice Malone in der kommenden Saison beim FCA eine Rolle spielen. Wo genau, kommt noch auf. (Foto via imago)

Fraglicher ist da der Verbleib des Venezolaners Sergio Córdova. Wegen der Teilnahme seines Nationalteams an der Copa América stieß er erst nach dem Trainingslager zur Mannschaftsvorbereitung. Bei der Arminia, an die er letzte Saison verliehen war, lief es für den 23-Jährigen nur halbrosig. Auch wegen einer Coronainfektion, die ihn die letzten sechs Spiele außer Gefecht setzte. Nun musste der Mittelstürmer auch beim letzten Testspiel des FCA gegen Cagliari (3:1) pausieren, angeblich wegen muskulärer Probleme. Doch weil „bislang nicht bekannt“ ist, wann er ins Training zurückkehrt, darf durchaus darüber spekuliert werden, ob er zurückkehrt. Angesichts ansehnlicher Alternativen in der Sturmspitze wäre ein Abgang Córdovas jedenfalls verschmerzbar.

Definitiv vom Tisch ist dagegen ein Wechsel des Dänen Nikolai Baden Frederiksen nach Augsburg. Der Mittelstürmer der Turiner Reserve, der letzte Saison in die Österreichischen Bundesliga an Tirol verliehen worden war, hatte mit seinen starken 22 Scorerpunkten das Interesse von so manchem Club geweckt. Eben auch das des FCA. Mittlerweile hat der 21-Jährige aber einen Drei-Jahres-Vertrag bei Vitesse Arnheim unterschrieben. Nach wie vor kein Thema dürfte schließlich auch der Einsatz von Nachwuchsspieler Seong-Hoon Cheon bei den Profis sein. Er stürmt seit 2019 für den FC Augsburg II.

Offensives Mittelfeld: Schwachstelle im System?

Von der relativ soliden Besetzung der Augsburger Sturmspitze(n) geht’s jetzt nach hinten zur hängenden Spitze und ins offensive Mittelfeld. Hier ist die Personaldecke zwar längst nicht mehr so dick wie noch zu Zeiten von Koo, Ji oder Altintop. So schlecht sieht es auf den ersten Blick aber auch nicht aus. Wenn da nicht einige gravierende Wenns und Abers wären…

Das erste Wenn ist Michael Gregoritsch in Person. Der 27-Jährige Grazer, der das gesamte zentrale Offensivspektrum beherrscht, legte mit seiner Auswahl bei der EM ein sehenswertes Turnier hin und leitete mit seinem Treffer den ersten Sieg Österreichs bei einer Europameisterschaft ein. Früher als andere Nationalspieler stieß er zum FCA-Trainingslager hinzu und machte dort einen gelösten, ausgeglichenen und hochmotivierten Eindruck. Dass er in der kommenden Saison voll angreifen will, bekräftigte der geläuterte Profi auch kürzlich:

„Wir haben ein gutes, ehrliches Gespräch geführt und sind klar der Meinung, dass wir jetzt gemeinsam Gas geben. Es gibt nichts, was im Weg steht. Wir wollen wieder nach oben, als Mannschaft und ich persönlich.“

Gregerl im Fußballeck vom 19.7.2021

Dazu passt dann auch die jüngste Vertragsverlängerung um ein Jahr bis 2023. Die hatte sich für Gregerl, der seit 2017 an den FCA gebunden ist, wegen einer an Einsatzzeiten geknüpften Klausel automatisch ergeben. Alles beste Voraussetzungen für einen Neustart, finde ich. Ausschlaggebend wird jetzt aber sein, ob Gregerl die eigenen Erwartungen und die des Trainers auf dem Platz erfüllen kann. Dass die höher sind als das eine mickrige Tor in der letzten Saison, versteht sich von selber. Dabei mischt Gregoritsch weniger im Kampf um die Stammplätze mit. Vielmehr wird der Trainer auf ihn weiterhin als Joker setzen, der für Flo oder Finnbo kommen oder sie in einer offensiven Ausrichtung aus dem Rückraum mit Bällen versorgen kann.

Wackelkandidaten

Wo es genau wackelt, ist bei den nächsten beiden Kandidaten unterschiedlich. Da ist einmal Eigengewächs Marco Richter, der 2017 zu den FCA-Profis gestoßen ist. Seine Lieblingsposition ist eigentlich auf den Außen. Fast genauso oft wurde er in der vergangenen Spielzeit aber auch in der Offensivzentrale eingesetzt. Ein Hinweis darauf, dass man eher dort mit dem 23-Jährigen plant, könnte das jüngste Interesse des FCA an MLS-Flügelstürmertalent Tajon Buchanan sein. (Wobei hier der SC Freiburg aktuell vorne liegen soll.) Dazu braucht es aber einen Verbleib von Richter in Augsburg. Und da wackelt es eben. Zu oft schon gab es Wechselwünsche und auch handfeste -verhandlungen. Jüngstes Beispiel ist der geplatzte Tausch zwischen Richter und Ex-Augsburger Dominik Kohr nach bzw. von Frankfurt. Die Liste ließe sich leicht noch fortsetzen. Ich will aber der Mittelfeld-Kaderanalyse, in der Marco sicher nochmal auftaucht, nicht weiter vorgreifen.

Beim finnischen EM-Fahrer Freddy Jensen, der seit drei Jahren bei uns am Lech ist, ist es eher die Gesundheit, die wackelt. In der letzten Saison kam er wegen Sprunggelenks- und Oberschenkelproblemen gerade einmal auf 13 Bundesligaeinsätze. Dass er trotzdem das Zeug dazu hat, Spiele mitzuentscheiden, zeigte er im Spiel gegen Köln (2:3). Da kam er in der zweiten Hälfte für Finnbogason rein und bediente Gumny und Vargas mustergültig bei ihren Treffern. In einer solchen Rolle, als offensive Verstärkung, die das Spiel nach vorne belebt, zugleich aber auch nach hinten absichert, sehe ich den 23-Jährigen in der kommenden Saison auch. Dass er auch selbst Tore schießen kann, hat er im Testspiel gegen Cagliari gezeigt. Da erzielte er das 2:0 nach Hahn-Vorlage.  

Huh, das 2:0 im Testspiel gegen Cagliari. Freddy, wir wollen mehr davon! (Foto: Sven Beyrich/SPP Friendly via imago)

Sollte Marco Richter (diesmal) wirklich gehen, sähe es im offensiven Mittelfeld des FCA also ziemlich dünn aus. Dass das bis zum Schließen des Transferfensters Ende August kein unrealistisches Szenario ist, zeigen die bisherigen Bemühungen der Club-Verantwortlichen. So wurde schon laut über einen Tausch Richters mit dem gleichaltrigen Lászlo Bénes nachgedacht, der letzte Saison von Gladbach ausgeliehen war und die 10er-Position bekleidete. Zudem bekundete der FCA kürzlich sein Interesse an Frankfurts zentral offensivem Mittelfeldmann Rodrigo Zalazar. Beide Offerten zerschlugen sich inzwischen aber. Bénes ist zurück bei der Borussia und Zalazar hat bei Schalke angeheuert.

Fazit

So wie sich die Transferaktivitäten im Sturm bisher gestalten, stehen die Zeichen aktuell mehr auf Kontinuität anstatt auf großer Veränderung. Flo Niederlechner hat das Vertrauen des Trainers zurück. Für sein Selbstbewusstsein und seine Durchschlagskraft ist das ganz wichtig. Im Vergleich zu unserem „Sorgenkind“ Finnbo hat er die Nase vorn. Doch sollte der (ausnahmsweise, muss man leider fast sagen) verletzungsfrei bleiben, wäre der Konkurrenzkampf zwischen den beiden erfahrenen Angreifern wieder eröffnet. Maurice Malone, zur Not aushilfsweise denkbar, oder Sergio Córdova, womöglich schon auf dem Absprung, werden damit nichts zu tun haben.

Turbulenzen könnte es dagegen noch hinter den Sturmspitzen geben. Für den Fall, dass Richters so oft schon geäußerte Wechselabsichten wirklich wahr werden. Denn dann hätte man mit Jensen ‚nur‘ eine Wechseloption fürs offensive Mittelfeld, die aber gesundheitlich wackelt. Gregerl wird je nach Besetzung der 10 wahrscheinlich weiter vorne als Joker auflaufen und muss – trotz Aufbruchsstimmung – außerdem seine Leistungsschwankungen in den Griff kriegen. Zwar könnte auch Daniel Caliguiri in der Offensivzentrale aushelfen, das aber eben nur behelfsweise. Heißt: Aufgrund all dieser Unsicherheitsfaktoren wäre es wohl nicht schlecht, wenn der FCA die kommenden Wochen noch dazu nutzt, vor allem erst einmal Klarheit in die Angelegenheit Richter zu bringen. Und dann, sollte es nötig sein, nochmal seine Fühler auf dem Transfermarkt auszustrecken.

Lassen wir uns überraschen, was hier passiert! Ich denke aber, der FCA wird für die womöglich sich lichtende Stelle in der Offensivzentrale einen passenden Flicken finden. Unser grundsolider Sturm um Flo und Co. steht derweil wie ne 1!

Gewinner und Verlierer der Vorbereitung

Des einen Freud ist des anderen Leid. Gerade in der Sommerpause und während der Vorbereitung auf die neue Saison. In der Sommerpause werden die Weichen gestellt. Spieler können sich in den Vordergrund spielen, oder können zurückfallen. Gerade in dieser Vorbereitung, während der Cheftrainer Heiko Herrlich zum ersten Mal unter normalisierten Bedingungen (das Kleingruppentraining während der Corona-Pause damit ausgenommen) in Ruhe mit dem Kader an seinen Vorstellungen von Fußball arbeiten konnte. Doof, wenn man gerade dann verletzt ist. Gut, wenn man auf Grund der Verletzung eines Konkurrenten vermehrte Einsatzchancen bekommt und diese zu nutzen weiß. Kurz vor dem Start in die Bundesligasaison ist deshalb ein guter Moment auf die Gewinner und Verlierer der Vorbereitung zu blicken. Und ein paar Überraschungskandidaten zu präsentieren. Los geht’s!

Die Gewinner

Philipp Max wechselte zu PSV Eindhoven. Damit wurde der Stammplatz hinten links von einem Tag auf den anderen an Iago überreicht. Iagos erste Saison war durchwachsen. Er fehlte auf Grund von Länderspielreisen (Olympiaqualifikation mit Brasilien – es erscheint wie vor einer Ewigkeit) und Verletzungen. Wenn er fit war, versuchte zumindest Martin Schmidt phasenweise Max und Iago gemeinsam auf den Rasen zu bekommen. Im Endspurt der Hinrunde mit sehr guten Erfolgen. Jetzt bekommt Iago die Chance vollends in Augsburg durchzustarten. Es gibt wohl kaum einen Spieler dessen Aussichten sich so sehr verbessert haben wie Iagos.

Iago konnte die komplette Vorbereitung mitmachen und ist bereit durchzustarten (Foto: xemx via Imago)

Außer man heißt Michael Gregoritsch. Vom Chaosclub auf Schalke, wo seine Leihe zu Ende ging, kehrt er zur Idylle des FC Augsburg zurück. Seine Ausfälligkeiten sind quasi vergessen und unter Trainer Heiko Herrlich kann er neu durchstarten. Gregerl hat sich demütig wieder eingereiht in Augsburg. Die ernüchternde Erfahrung auf Schalke war vielleicht ein kleiner Schubs in die richtige Richtung. Dazu konnte sich keiner seiner Konkurrenten auf der Position hinter den Spitzen in der Vorbereitung hervorheben. So ist es sehr wahrscheinlich, dass er auf dieser Position nun erst mal ordentlich Spielzeit bekommt und sich beweisen darf. Wie torgefährlich er sein kann, wissen wir in Augsburg noch sehr gut. Ein zweites Hurra von Gregerl wäre nach der Vorgeschichte eine Überraschung, die aber zumindest ich sehr gerne sehen würde.

Um diese Kategorie abzurunden, möchte ich zwei Spieler nennen, deren Rolle in der kommenden Saison noch wachsen sollte. Sowohl Ruben Vargas als auch Felix Uduokhai haben letzte Saison schon einige Einsätze bekommen, aber auch immer mal wieder Pausen. Bei Uduokhai fällt Tin Jedvaj als Konkurrent weg. Vargas hat mittlerweile eine Stärke und Souveränität erreicht, mit der er aus der ersten Elf des FCA schlicht nicht wegzudenken ist. Beide werden – sollten sie keine groben Böcke schießen oder sich verletzen – absolute Stammspieler beim FCA sein. Damit machen sie Hoffnung. Denn beide haben ihr Potential noch nicht vollständig ausgeschöpft und können noch mehr. Sie werden es in dieser Saison zeigen.

Die Verlierer

Um Eduard Löwen hatte sich der FCA intensiv bemüht. Erst letzten Sommer, als er dann doch zur Hertha nach Berlin gewechselt ist. Dann nochmal im Winter, als man ihn in Berlin schon wieder aussortiert hatte. Momentan ist er noch für die kommende Saison zum FCA ausgeliehen. Danach haben wir Augsburger eine Kaufoption. Derweil scheint ihn allerdings in Augsburg das gleiche Schicksal ereilt zu haben wie in Berlin. Nach dem Trainerwechsel in Augsburg scheint es ein bisschen so, als wüsste Heiko Herrlich nicht so recht wohin mit ihm. Auf den defensiven Mittelfeldpositionen scheinen die Spezialisten Khedira, Gruezo und Strobl die Nase vorn zu haben. Hinter den Spitzen muss er sich hinter Marco Richter und Gregerl einreihen. In der Vorbereitung wurde er so auch hinten rechts eingesetzt, bevor man dort einen weiteren Spezialisten mit Robert Gumny verpflichtete. Hochtalentiert und nicht gebraucht. Es bleibt abzuwarten, welche Rolle Eduard Löwen in der kommenden Saison einnehmen wird.

Quo vadis Eduard Löwen? Viel unklarer könnte es nicht sein, wie Heiko Herrlich den hochveranlagten Kicker einsetzen will. (Foto: xemx via Imago)

Ganz so schlimm sieht es bei Marco Richter nicht aus. Der FC aus Köln wollte ihn wohl verpflichten. Der FCA will ihn gerne behalten. Richter war letzte Saison Stammspieler und kam vor allem rechts offensiv zum Einsatz. Die Rolle wandelte sich unter Heiko Herrlich ein bisschen, unter dem er zentraler spielen durfte. Richter fühlt sich zentral wohler, konnte derweil dort seine Effektivität noch nicht unter Beweis stellen. Die Position rechts offensiv ist quasi auch vergeben. Mit Neuzugang und neuem Topverdiener Daniel Caliguiri. Nun verletzte sich Richter in der Vorbereitung und hat zentral mit Gregerl auch hochkarätige Konkurrenz. Anstatt befreit drauf los spielen zu können, muss er sich erneut beweisen. Es wird kein einfacher Saisonstart für ihn.

Marco Richters Situation ist dabei eine, in der sich André Hahn gerne befinden würde. Ein Jahr nach seiner Rückkehr nach Augsburg, ist die Hoffnung zerplatzt, er könnte wieder an die Form von früher anknüpfen. Hahn scheint über die Jahre diese Explosivität verloren gegangen zu sein, die ihn zu einem Nationalspieler gemacht hat. Nach der Verpflichtung von Daniel Caliguiri und den positiven Ansätzen von Noah Sarenren Bazee sieht es ganz nach einer Saison als Ergänzungsspieler aus. Als ob seine Zeiten als Bundesliga-Stammspieler vorbei wären. Es wäre geradezu eine Sensation, wenn er nochmal aufblühen würde. War es damals schon. Nichts ist unmöglich. Aber Hahns Situation nach der Vorbereitung, in der auch er als Rechtsverteidiger getestet (und durch Robert Gumnys Verpflichtung als nicht gut genug befunden wurde) könnte wahrlich besser sein. Auch wenn er im Pokal gegen einen Fünftligisten ein zwischenzeitliches Hurra hingelegt hat.

Das Überraschungspotential

Neben den offensichtlicheren Entwicklungen gibt es auch ein paar Spieler, bei denen man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht genau weiß, wie man ihre Situation interpretieren soll. Zwischen Top und Flop ist alles möglich. Und damit meine ich nicht Julian Schieber und Felix Götze, für die ich momentan keine sportliche Zukunft beim FCA sehe.

Da wäre zum einen Noah Sarenren Bazee. Nachdem er sich von einer langwidrigen Verletzung erholte hatte, konnte er in der Rückrunde auftrumpfen. Nun ist er gerade angeschlagen und die Plätze auf den Flügeln sind mit Caliguiri und Vargas quasi vergeben. Es könnte eine Saison des Lauerns auf die eigene Chance für Sarenren Bazee werden. Nur wann wird sie kommen?

War die tolle Form zum Ende der letzten Saison ein Strohfeuer oder folgt der endgültige Durchbruch? Noah Sarenren Bazees Rolle birgt Überraschungspotential. (Foto: xemx via Imago)

Da wäre zum zweiten Freddy Jensen. Der finnische Nationalspieler sieht sich einer fast übermächtigen Konkurrenz ausgesetzt. Zentral hat er Richter und Gregerl vor sich. In der Vorbereitung durfte er fast nur links offensiv ran, wo er zumindest an Vargas nicht vorbei kommen wird. Auch hier wartet ein Geduldsspiel auf den Spieler. Wie viel haben die Pokaltore auszusagen?Bekommt er eine Chance und kann er sie nutzen?

Diese Frage stellt sich auch bei Reece Oxford. Der FCA hatte eigentlich den Versuch unternommen ihn zum defensiven Mittelfeldspieler umzuschulen. Auf dieser Position hat er allerdings Gruezo, Khedira und Strobl vor sich. Dafür sieht es in der Innenverteidigung etwas lichter aus. Hier tummeln sich „nur“ Gouweleeuw, Uduokhai und Suchy. Wird er seine Rolle noch finden?

Fazit

Es ist gut, dass die Zeit des Kaffeesatzlesens zu Ende geht. Am Ende liegt die Wahrheit mal wieder auf dem Platz. Wir haben uns den Kader in all seinen Facetten angeschaut (Tor, Abwehr und Mittelfeld/Sturm). Eins lässt sich leicht feststellen: Auch wenn es mit Philipp Max einen prominenten Abgang gab, ist dieses Team nicht schlechter geworden. Die offensichtliche Lücke rechts in der Verteidigung wurde angegangen. Mit Strobl und Caliguiri hat man sich vielleicht sogar in der Spitze verbessert. Aber am Ende muss eine Mannschaft auf dem Platz stehen. 11 Jungs, die füreinander einstehen, Fehler des anderen ausmerzen, kämpfen und beißen. Wäre das nicht die größte Überraschung, diese Tugenden mal wieder über eine ganze Saison von einer Augsburger Mannschaft zu sehen?

Was war die Panne der FCA-Saison 2019/20?

Letzter Teil unserer Abstimmungen: Nachdem sich Florian Niederlechner (wertvollster Spieler), Andreas Luthe (meistverbesserter Spieler) und Ruben Vargas (Newcomer der Saison) in den traditionellen Kategorien durchsetzen konnten, wollen wir nun ein neues Voting integrieren: Wir suchen nun die Panne der FCA-Saison. Nachfolgend kommen also fünf weniger glorreiche Momente aus der abgelaufenen Spielzeit. Klasse gehalten und sich mit etwas Humor erinnern.

Michael Gregoritsch („Hauptsache weg“)

November 2019: Unter Martin Schmidt spielte Michael Gregoritsch überhaupt keine Rolle, stand zeitweise nicht einmal im Kader. Während der Länderspielpause lederte er dann öffentlich gegen den FCA: „Für mich ist klar, dass ich im Winter unbedingt von Augsburg weg will, damit ich die Möglichkeit habe, regelmäßig zu spielen und mich fürs Nationalteam zu empfehlen“, sagte der Österreicher damals. Ob er dann fix wechseln dürfe oder verliehen werde, sei ihm egal. „Hauptsache weg“. Darüber hinaus kritisierte er, dass ihn Manager Stefan Reuter im Sommer nicht hatte wechseln lassen und meinte: „Bei aller Liebe, aber ich habe jetzt ein halbes Jahr praktisch nicht gespielt. Da kann man sich nicht hinstellen und wieder eine zweistellige Millionensumme verlangen.“ Der FCA suspendierte Gregoritsch und parkte ihn leihweise beim FC Schalke, nun ist der 26-Jährige wieder zurück. Nach seinem Frust-Interview schien er keine Zukunft mehr am Lech zu haben, doch vielleicht blüht der Offensivmann ja unter Heiko Herrlich wieder auf.

Quo vadis, Gregerl? In der Saison 2017/18 gelangen dem Österreicher 13 Tore und vier Vorlagen. Kann er daran noch einmal anknüpfen? (Photo by Christof STACHE / AFP)

André Hahn (vs. Köln)

Ein Tag zum Vergessen. Beim 1. FC Köln ergibt sich dem FCA im Dezember früh die Chance, in Front zu gehen. Nach Foul an Niederlechner zeigte Schiedsrichter Stieler in der 9. Minute auf den Punkt. Hahn übernahm Verantwortung, doch FC-Keeper Horn parierte den unplatzierten Rechtsschuss. Dann scheint dennoch alles nach Plan zu laufen. Erst sah Kölns Czichos in der 39. Minute die gelb-rote-Karte, dann netzte Niederlechner in der 43. zum 0:1. Eine Minute vor Halbzeitpfiff dezimierte sich dann aber auch der FCA. Hahn ging zu ungestüm in den Zweikampf und bekam ebenfalls Gelb-Rot, nachdem er zuvor bereits verwarnt wurde. Die wohl bitterste Halbzeit in der Karriere des Flügelspielers.

Heiko Herrlich (Zahnpasta)

Heiko Herrlichs Start als Cheftrainer des FC Ausgburg hätte ungewöhnlicher nicht sein können. Nur wenige Tage nach seinem Amtsantritt gab die DFL bekannt, die Bundesliga zu unterbrechen. Als nach mehr als zwei Monaten Corona-Pause endlich wieder gespielt werden durfte, fehlte Herrlich auf der Bank. Er hatte die strengen Hygieneauflagen der DFL missachtet und war zum Einkaufen gegangen, um sich Handcreme und eine Tube Zahnpasta zu besorgen. Blöd nur, dass er zu diesem Zeitpunkt eigentlich mit dem Team im Quarantäne-Hotel sein sollte. Doppelt blöd, dass er das alles auch noch selbst auf der Pressekonferenz vor dem Wolfsburg-Spiel aufdeckte und ganz unverblümt darüber sprach. Umso mehr dürfte sich der Coach gefreut haben, als der FCA in seinem „echten Debüt“ auf Schalke mit 3:0 gewann.

Brachte sich selbst in die Bredouille: FCA-Coach Heiko Herrlich sah seinen Fehler zwar ein, fehlte aber dennoch auf der Bank gegen Wolfsburg. Tobias Zellner sprang ein und die Schwaben verloren mit 1:2. (Photo by MICHAEL DALDER/POOL/AFP via Getty Images)

Tomas Koubek (vs. Gladbach)

Sonntagmorgen 5 Uhr. An einem düsteren Oktobertag machte ich mich auf den Weg nach Mönchengladbach. Weil der FCA gegen die Fohlen eigentlich immer ganz gut aussah, reiste ich durchaus optimistisch ins Rheinland. Nach 13 Minuten Spielzeit sah meine Gemütslage und die der mitgereisten Augsburg-Fans jedoch ganz anders aus. Gladbach führte bereits 3:0. Bis kurz vor Ende des ersten Durchgangs dümpelte das Spiel so vor sich hin, Rot-Grün-Weiß hatte sogar ein paar Abschlüsse. In der 39. Minute hatte dann jedoch Keeper Tomas Koubek seinen großen Auftritt. Erst verstolperte der Tscheche nach Uduokhai-Rückpass den Ball, nachfolgend versuchte er Gegenspieler Plea zu blocken, statt das Leder aufzunehmen. Eine mehr als unglückliche Situation an einem rabenschwarzen FCA-Tag, an dem die Schmidt-Elf mit 1:5 unter ging. Immerhin hatte Koubek damit seinen Platz in den einschlägigen Saisonrückblicken sicher.

Marco Richter (vs. Mainz)

Was der FC Augsburg in den ersten 15 Minuten gegen Mainz auf den Rasen zauberte, hatte was von Champions League. Überfallartig scheuchte Martin Schmidt seine Truppe nach vorne, nach sechs Minuten standen bereits zwei Pfostentreffer. Wie aus dem Nichts ging der FSV dann jedoch durch einen Sonntagsschuss Levin Öztunalis in Führung. Dass die Nullfünfer zu dem Zeitpunkt überhaupt noch nicht in Rückstand waren, lag neben dem Spielglück auch am „Fehlschuss der Saison“, wie die Bild nach der Partie titelte. Vargas eroberte das Leder kurz vorm linken Strafraumrand, eilte auf FSV-Schlussmann Zentner zu und legte dann quer auf den völlig blank stehenden Richter. Das leere Tor vor Augen setzte der Younsgter das Ding jedoch neben den Kasten. Am Ende können alle Beteiligten darüber lachen. Der FCA gewann mit 2:1 – auch dank Richters zwischenzeitlichem Ausgleichstreffer. Geht doch!

Hatte dann am Ende doch noch etwas zu lachen: Marco Richter (m.) mit Fredrik Jensen (l.) und Florian Niederlechner nach seinem Ausgleichstreffer gegen Mainz. (Photo by Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)

Abstimmung: Was war die Panne der FCA-Saison 2019/20?

Das war es nun mit den weniger glanzvollen FCA-Momenten der Saison. Ob es diese Kategorie auch nächstes Jahr geben wird, ist noch offen. Es hätte wohl niemand etwas dagegen, wenn wir sie nach einer erfolgreichen Saison 2020/21 nicht mehr brauchen. Doch nun seid erst einmal ihr wieder gefragt. Stimmt ab.

Was war die Panne der FCA-Saison 2019/20?

  • Tomas Koubek (42%, 39 Votes)
  • Heiko Herrlich (41%, 38 Votes)
  • Michael Gregoritsch (9%, 8 Votes)
  • Marco Richter (4%, 4 Votes)
  • André Hahn (3%, 3 Votes)

Total Voters: 92

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Welcher Spieler des FC Augsburg hat sich 2019/20 am meisten verbessert?

Wir küren momentan die FCA-Spieler der Saison. In puncto wertvollster Spieler gab es vergangene Woche einen klaren Sieger. Mit 51 Prozent habt ihr für Florian Niederlechner votiert. Gewiss eine nachvollziehbare Wahl. In Kürze folgt die Abstimmung zum Augsburger Newcomer der Saison, doch nun wollen wir uns mit dem Spieler beschäftigen, der sich in der abgelaufenen Spielzeit am meisten verbessert hat. An dieser Stelle sei erwähnt, dass uns die Auflistung diesmal nicht leicht gefallen ist. Denn eine wirklich krasse Verbesserung sehen wir leider nur bei wenigen Profis. Nachfolgend werden die fünf Spieler vorgestellt, die unserer Meinung nach dennoch einen Leistungsschub hinter sich haben.

Raphael Framberger

Der gebürtige Fuggerstädter spielt seit 2004 beim FCA und wurde im Laufe seiner Karriere immer wieder von schlimmen Verletzungen zurückgeworfen. Auch deshalb kommt er nur auf insgesamt 37 Bundesligaspiele. Der Rechtsverteidiger wechselte sich in dieser Saison quasi mit Stephan Lichtsteiner ab und überzeugte dabei alles in allem mehr als der routinierte Schweizer, der für uns ein Verlierer der Saison ist. Kontinuierlich entwickelt sich Framberger zu einem soliden Bundesligaspieler. Das schnelle Augsburger Eigengewächs offenbart zwar immer noch teils große technische Probleme, kann diese aber oft durch seinen unbändigen Einsatzwillen kompensieren. Wie die Rolle des 24-Jährigen in Zukunft aussieht, kann wohl erst nach Abschluss der Transferphase gesagt werden. Am Freitag gab es Gerüchte aus Frankreich, wonach sich der FCA mit Straßburgs Kenny Lala beschäftigen soll. Auch die Spur zu Kevin Rüegg vom FC Zürich scheint noch nicht gänzlich erkaltet. Beide spielen auf Frambergers Position.

Raphael Frambergers Entwicklung scheint noch nicht abgeschlossen. Kann sich der Rechtsverteidiger einen dauerhaften Stammplatz sichern? (Photo by Sebastian Widmann/Bongarts/Getty Images)

Fredrik Jensen

Zugegeben, seit seinem Wechsel 2018 ist Jensen der Durchbruch in Augsburg nicht gelungen. Nachdem der Finne in seiner Prämierensaison noch gar keine Rolle gespielt hat, war er in Teilen dieser Spielzeit zumindest ab und an ein Faktor. Unter Martin Schmidt schien der 22-Jährige gar aufzublühen, stand dreimal in Serie in der Startelf. Dass zu seinen zehn Spielen (ein Tor, eine Vorlage) keine weiteren Einsätze hinzukamen, liegt neben der Verplichtung Eduard Löwens und dem Leistungsschub Noah Sarenren Bazees vor allem am Trainerwechsel. Der offensive Mittelfeldspieler, der auch auf den Außen eingesetzt werden kann, spielte unter Heiko Herrlich überhaupt keine Rolle. Obwohl Jensen nicht verletzt war, stand er unter dem Neucoach kein einziges Mal im Kader. Schade eigentlich, denn das Potential des Nationalspielers scheint noch nicht ausgeschöpft.

Andreas Luthe

Als Andreas Luthe im September 2018 anstelle des völlig indisponierten Fabian Giefer zur Nummer Eins befördert wurde, bekam er die Chance, sich dauerhaft als Stammkeeper zu etablieren. Zuvor hatte er den Kampf um die Nummer Eins gegen Giefer noch verloren. Damals nutzte der heute 33-Jährige diese Chance jedoch nur bedingt, weshalb ihn Reuter & Co. im Winter Gregor Kobel vor die Nase setzten. In der abgelaufenen Saison hatte der FCA – Koubek sei Dank – dann wieder Probleme auf der Torhüterposition, sodass Luthe erneut einspringen musste. In insgesamt zehn Spielen erwies sich der Ex-Bochumer als ein sicherer Rückhalt, zeigte sich im Vergleich zum Vorjahr extrem verbessert und sicherte dem FCA mit starken Paraden den Klassenerhalt. Dennoch könnten seine Tage in Augsburg gezählt sein.

Da, wenn man ihn braucht. Andreas Luthe verbesserte sein Torwartspiel und war gegen Ende der Saison ein souveräner Rückhalt im Kasten der Schwaben. (Photo by MICHAEL DALDER/POOL/AFP via Getty Images)

Philipp Max

In der Jugend spielte Max zeitweise als Offensivspieler, in der U23 von Schalke 04 agierte der Linksfuß etwa im Mittelfeld. So wirklich nachhaltig als Verteidiger trat Max erst seit seinem Wechsel zum Karlsruher SC in Erscheinung. Daher ist es verständlich, dass der 26-Jährige immer noch kleinere Probleme in der Defensive hat. In der abgelaufenen Saison waren diese jedoch immer weniger zu beobachten. Er geht zwar bisweilen zu früh ins Tackling, doch alles in allem wirkt sein Abwehrverhalten weitaus gefestigter als noch zu Beginn seiner Zeit beim FC Augsburg. Das birgt jedoch auch Nachteile. Denn interessierten Vereinen wird dieser Leistungsschub ebenfalls nicht entgangen sein.

Marco Richter

Zu Beginn der Saison brauchte Richter etwas, um in Tritt zu bekommen. Die kräftezehrende U21-EM zeigte ihre Nachwehen. Dann aber fand der gebürtige Friedberger zurück in die Spur. Seine reine Statistik von vier Toren und drei Vorlagen klingt ausbaufähig, doch Richter nur auf Zahlen zu reduzieren, wäre falsch. Der 22-Jährige verbesserte sich in dieser Saison in der Rückwärtsbewegung und scheint unter Heiko Herrlich gar eine neue Position gefunden zu haben. Als hängende Spitze kommt seine Abschlussstärke noch einnmal besser zur Geltung als auf den Außen. Richters positive Entwicklung bleibt derweil auch bei der Konkurrenz nicht unbemerkt, immer wieder gibt es Gerüchte um einen Wechsel zu Borussia Mönchengladbach.

Vom eigenen Nachwuchs in die große Fußballbühne Bundesliga. Marco Richter spielt seit 2012 beim FCA. (Photo by Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)

Abstimmung: Wer war der meistverbesserte FCA-Spieler in dieser Saison?

Letztlich haben wir uns auf oben genannte Spieler geeinigt. Dass sich mit Jensen ein Spieler in der Auflistung befindet, der eigentlich keine goße Rolle gespielt hat, zeigt leider, dass beim FCA vieles im Argen liegt. Zu wenige Spieler zeigten ihr Potential. Das kritisierte nun auch Rani Khedira: „Wir haben sehr gute Einzelspieler, da wäre mehr drin gewesen“, meinte der Führungsspieler im aktuellen Kicker-Sonderheft. Nun seid ihr wieder gefragt. Stimmt ab und wählt den meistverbesserten Spieler der FCA-Saison. Haben wir jemanden vergessen?

Wer war der meistverbesserte Spieler 2019/20?

  • Andreas Luthe (34%, 27 Votes)
  • Raphael Framberger (30%, 24 Votes)
  • Philipp Max (16%, 13 Votes)
  • Fredrik Jensen (11%, 9 Votes)
  • Marco Richter (9%, 7 Votes)

Total Voters: 80

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Stay Home… and watch e-Football.

Seit über drei Wochen pausiert nun die Fußball-Bundesliga wegen Covid-19. Das führt unweigerlich zu einer großen Tristesse bei allen Bundesligafans. Aber auch die Fußball-Clubs müssen nun überdenken, wie man in Zeiten der Krise und Ausgangssperre die Bundesliga zu den Fans bringen kann. Der Weg der Digitalisierung kann auch hier erfolgsversprechend sein. Stichwort: e-Football!

Virtuelles Fußballvergnügen statt Stadionatmosphäre

Ein erster Ansatz wurde vor rund zwei Wochen geschaffen: Anstatt Fußball auf dem Rasen wird auf der Konsole Fußball gespielt und jede(r) kann dabei zusehen. Die sogenannte Virtual Bundesliga Home Challenge aus dem Hause des e-sports wird also zum probaten Mittel für die Gesellschaft, die nach wie vor nicht aus dem Haus gehen darf, aber nach Fußballereignissen jeglicher Art lechzt.[1]

E-Sports –  oder besser: e-Football –  ist hierbei nicht mal mehr was „neues“, fast jeder Club weist mittlerweile eine eigene Riege an e-Sportlern auf. Aber neu ist, dass Fußballfans, aktuell die Qual der Wahl haben, sich alte Schinken aus längst vergessenen Zeiten zu Gemüte zu führen oder sich eben verstärkt dem e-Football zu widmen. Und all das nur, weil rausgehen schlicht und ergreifend derzeit keine Option ist.

Vor ein paar Monaten hätte ich noch gesagt: Beides ist definitiv keine erstrebenswerte Freizeit-Alternative für mich und wenn ich die „Qual der Wahl“ hätte, würde ich mir dann doch den Bundesligaklassiker VfL Wolfsburg – FCA (das glorreiche 1:8 aus FCA-Sicht) reinziehen. Ok, das war gelogen! Aber es soll an dieser Stelle verdeutlichen, wie sehr mir e-Sports bisher egal war, mich nur rein sekundär tangiert hat. Nun… Besondere Zeiten verlangen besondere Maßnahmen. Und hey, here we go..

Das Schöne am e-Football….

Unter dem Motto „Stay Home…and Play“ startete die DFL Mitte März jedenfalls ein eFootball-Turnier der besonderen Art. 29 Erst- und Zweitligaclubs stellen jeweils einen Profifußballer und einen e-Sportler. Zudem wirken auch die Schiedsrichter Deniz Aytekin und Daniel Schlager an dieser Event-Reihe mit. Die Partien werden von der DFL ausgelost und via Social Media übertragen. In diesem Fall auf den beiden Streaming-Plattformen YouTube und Twitch.  Dies sorgt dafür, dass die breite Masse erreicht wird. Die e-Sportler und Fußballprofis spielen jeweils ein Spiel, gewertet wird das Gesamtresultat beider Partien.[2]

Der FCA unterstützt derzeit nicht nur Pflegepersonal mit Gratisgetränken und hilft mit Mann und Maus an der Augsburger Tafel aus. Auch an der Konsole tritt der FC Augsburg an und misst sich mit der prominent besetzten Konkurrenz. Für den FCA geht neben FCA-Profi und Eigengewächs Marco Richter der e-Sportler Yannic „Yannic0109“ Bederke vom FCA e-Sports Team an den Start. Die letzten beiden Wochenenden duellierten sich also begnadete Fußball-Profis sowie e-Sportler an der Playstation 4 Konsole anstatt auf den grünen Rasen zurückzukehren.  Und dies ganz bequem von der Couch aus, rein virtuell verbunden. Und vor allem ganz wichtig: dies alles ohne jegliche Infektionsgefahr!

AUGSBURG, GERMANY – Marco Richter hält sich zu Hause fit und schmeißt zwischendurch die Playstation 4, um seinen FCA würdig bei der Home Challenge zu vertreten. (Photo by Lars Baron/Bongarts/Getty Images)

Fußball und e-Sports können hiervon beide profitieren und Synergieeffekte nutzen. Für den in Deutschland neben dem Fußball koexistierenden e-Football ist diese Eventreihe nochmal ein Bekanntheits- respektive Beliebtsheitsboost. Die Bundesligaclubs hingegen können ihren Fans in einer fußballarmen Zeit ein Entertainment direkt auf dem Sofa bieten. Die fußballvermissende Fanseele kann hierbei zumindest zum Teil geheilt werden und die fußballfreie Zeit einigermaßen sinnvoll überbrückt werden, bis das runde Leder wieder regelmäßig in den Stadien der Republik rollt.

Man kann sich schon mal darauf einstimmen, was unweigerlich kommen wird: Fußball im TV statt in den heiligen Hallen des Fußballs, den Arenen und Stadien Deutschlands. Denn selbst wenn die Bundesligen bald wieder starten sollten, es werden vermutlich erstmal nur Geisterspiele anstehen. Mit dem Zuschauer vor der Glotze, statt in der Fankurve. [3]

Virtueller Meister Wehen Wiesbaden?

Der FCA hat sich bisher auf jeden Fall recht beachtlich geschlagen an den ersten beiden virtuellen Spieltagen. Gegen Hannover haben die beiden rot-grün-weissen Vertreter mit 2:1 gegen Hannover 96 die Oberhand behalten, am letzten Spieltag wurde der Hamburger SV mit 5:2 abgespeist. Am kommenden Ostersonntag spielen Marco Richter und Yannic Bederke dann wieder auf der PS4 – gegen Vertreter:Innen des 1. FSV Mainz 05.

Das Schöne am e-Football ist, dass alle mit gleicher Spielstärke (sog. FIFA 85er-Modus) unterwegs sind.[4] Und damit sind schon für relativ faire Rahmenbedingungen gesorgt, wie ich finde. Das bedeutet, dass kleinere Clubs auch mal die Chance bekommen, oben mitzuspielen.

An einem Punkt hat sich auch auf dem virtuellen Rasen nicht geändert: Wir wollen Titel gewinnen. Unsere Chancen sind vielleicht besser denn je. Auch abseits der breiten Öffentlichkeit, hat e-sports eine breite Akzeptanz erlangt. Ein krasses Finalevent wird Corona allerdings im Falle der Home Challenge verhindern. Bederke hat Erfahrung mit Grand Finals, wird er Marco Richter mitziehen und mit ihm gemeinsam gewinnen? (Photo by Daniel LEAL-OLIVAS / AFP via Getty Images)

Und ähnlich wie im DFB-Pokal ist es hier auch die Tagesform, auf die es schlussendlich ankommt. Ist doch sehr erfrischend, dass Clubs wie Wehen Wiesbaden auf einmal Chancen auf die virtuelle Meisterschaft haben. Wann gab‘s denn sowas zuletzt? Also, die richtig große Dramatik und Spannung im Titelkampf? Die aktuelle Saison in der Bundesliga hätte diese haben können, aber Corona hatte leider etwas dagegen. Vielleicht kommt es ja nach dem Lockdown noch zum großen Showdown, wer weiß.

Ein klein wenig obsessed

Ich habe mich auf jeden Fall am letzten Wochenende dabei erwischt, richtig krass mit dem FCA mitzufiebern. Auch wenn es „nur“ virtueller Fußball ist. Es ist dennoch mein Team auf dem Rasen, mit realen Augsburgern an der Konsole. Die gleichen Spieler stehen auf dem Platz, auch wenn sie nur kleine, willenlose Schachfiguren sind in diesem Fall. Die Identifikation ist aber unweigerlich da.

Richter scort mit Richter im Spiel gegen den HSV? Geile Sache! Mein Augsburger Fanherz hüpft jedenfalls wieder in höheren Sphären derzeit und dafür bin ich absolut dankbar. Das Gute ist auch, dass es hierbei auch nicht drauf ankommt, sich selbst gefährden zu müssen.

Man kann e-Sports gut auf der Couch schauen. Das obligatorische Stadionbier schnell aus dem Kühlschrank gefischt, eine Packung Chips aufgemacht und ich kann ganz bequem vom Sofa aus das Geschehen live verfolgen. Alternativ: im Garten Bratwürstle grillen und auf dem Tablet/Notebook/Smartphone das Spiel miterleben. Ihr braucht nur eine einigermaßen stabile Internetverbindung.

Mir gelingt dieses „Mitfiebern“ jedenfalls immer besser. Nach drei Wochen Quarantäne bin ich derzeit richtig in Übung und nehme gerne neue Dinge an, die gegen Einsamkeit und Langeweile helfen. Vorsichtig optimistisch zu sein, ist gerade zu meiner eigenen persönlichen Challenge geworden.

Digitalisierung sei Dank

Wie in allen Bereichen merke ich derzeit verstärkt, wie uns Digitalisierung in allen Lebenslagen und Alltagssituationen extrem bereichert. E-Sports und die Bundesliga Home Challenge sind nur eine Sache von vielen. Home Office, Homeschooling, Podcasts und Videochat, Online Streaming – für so vieles bin ich sehr dankbar im Moment. Das wird einem erst in Zeiten des Notstands bewusst.

Über Videochat halte ich gebürtige Augsburgerin, die sich im Exil in Ostwestfalen/Lippe befindet, Kontakt zur Heimat. Eine wirklich gute Sache! In solchen Zeiten ist man dann auch mehr und mehr geneigt, bisher „ungeliebte“ Dinge – wie eben in meinem Fall den e-Football – nochmal auf den Prüfstand zu stellen und diesen Dingen eine zweite Chance zu geben.

Bei mir hat es funktioniert. Ich bin jetzt ein wenig angefixt. Und feuere unsere Jungs an der Konsole am kommenden Wochenende wieder an. Wenn der reale Marco Richter mit der virtuellen #23 eine Bude schießt, schrei ich künftig genauso laut wie im Stadion. Versprochen!

Wie ich eingangs schon schrieb: Ungewöhnliche Zeiten – ungewöhnliche Maßnahmen. Wird Zeit, dass diese Dinge endlich wieder in unseren Alltag Einzug halten und ungeliebte Alternativen wertgeschätzt werden. Der richtige Fußball kann niemals ersetzt werden, aber – gerade aktuell in dieser misslichen Lage – durch den e-Football ordentlich vertreten werden!

Ganz getreu dem Motto: #stayhomeandwatchefootball


[1] https://virtual.bundesliga.com/de/news/dfl-organisiert-efootball-turnier-in-der-fussballfreien-zeit

[2] https://virtual.bundesliga.com/de/news/efootball-turnier-bundesliga-home-challenge-geht-in-die-zweite-runde

[3] https://www.wa.de/sport/borussia-dortmund/fussball-sti44685/coronavirus-zuschauer-geisterspiele-hoeness-kehl-personenanzahl-saison-watzke-bvb-schalke-dfl-13587093.html

[4] https://www.pineapps.at/fifa-85-modus/

Haller, Schuster, Richter: Wächst in MR23 der nächste Superstar heran?

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

In Verl spätestens wurde Marco Richter wieder in die Realität zurückgeworfen. Er mühte sich, ging ins Dribbling und versuchte Akzente zu setzen, nur gelingen wollte ihm wie der gesamten Mannschaft nicht besonders viel. Marco Richter wurde nach knapp 70 Minuten ausgewechselt und der FCA schied aus. Das Spiel war trotzdem positiv für ihn. Klar muss er sich der Konkurrenz erwähren, sein Stand in der Mannschaft scheint allerdings deutlich gefestigter. Er geht nun immerhin mit breiter Brust in seine 3. Bundesligasaison.

Im Laufe der U21 EM in Italien konnte sich Marco Richter in diesem Sommer zudem einer breiteren Öffentlichkeit präsentieren. In einer Konkurrenzsituation mit gleichaltrigen Top-Talenten hatten neben ihm Kevin Danso (jetzt nach Southampton ausgeliehen) und der neu-verpflichtete Mads Pedersen, die Möglichkeit zu zeigen, wie weit sie in ihrer Entwicklung im Vergleich mit anderen Top-Talenten voran geschritten sind. Richter stach heraus und zeigte, dass er gleichaltrige Konkurrenz alt aussehen lassen kann. Er nutzte das Turnier für seine ersten Tore im Trikot der U21 und veranlasste viele internationale Experten, sich über ihn schlau zu machen. Beste Werbung für ihn und den FC Augsburg, auch wenn es für den Titelgewinn am Ende nicht ganz reichte.

Marco Richter nach dem Finale der U21 EM

Wer Richter in der Endphase der letzten Bundesligasaison spielen hat sehen, der weiß, dass genügend Potential für mehr vorhanden ist. In Frankfurt und zu Hause gegen den VfB Stuttgart war er ein Schlüsselspieler im Kampf um den Klassenerhalt. Erst dadurch hat er sich wohl seinen Platz im Kader für die U21 EM gesichert. Die U21 EM war zwar am Ende durch die Finalniederlage enttäuschend, sorgte aber zumindest dafür, dass Richter auf dem Radar von größeren Vereinen gelandet ist. Sie werden die Entwicklung in der kommenden Saison aufmerksam beobachten. Und es wird sich zeigen, ob Richter es schafft mental stabil zu bleiben. Erst wenn er sich auch von einer Reihe schlechterer Spiele nicht mehr aus der Ruhe bringen lässt, Kritik immer konstruktiv annimmt und auf dem Boden bleibt, wird sich zeigen, ob er über den nächsten Schritt nachdenken kann.

In dieser Saison stellt sich nämlich für ihn die Frage, ob er sich durch konstante Leistungen für einen Vereinswechsel zu einem Top Club aufdrängen kann. Der FCA wird leider dauerhaft bezüglich seiner sportlichen Perspektiven beschränkt bleiben. Die Champions League ist außer Reichweite und wenn ein Spieler die Chance erhält sich dauerhaft bei einem Top Club zu etablieren, dann würde ich ihm einen Wechsel – vorausgesetzt die Ablöse stimmt und er verhält sich fair – nicht übel nehmen. Richter wurde im Zuge der U21 EM auf einen potentiellen Wechsel auch zu den Bayern gefragt und schien potentiell – auch durch viele Jahre in den Münchner Jugendmannschaften – nicht abgeneigt. Top Ambitionen muss er nun allerdings durch top Leistungen hinterlegen.

Wenn es denn soweit kommen sollte – was zumindest ich mir wünschen würde – dann wäre Marco Richter nicht der erste Augsburger, der um Höheres zu erreichen, den Club verlassen muss.

Der ehemalige Manager des FC Augsburg, Andreas Rettig, im Gespräch mit Helmut Haller

Die Clublegende Helmut Haller wechselte im Alter von 23 Jahren nach Bologna, um dort die italienische Liga auf den Kopf zu stellen und im Verlauf dreimal Meister (zweimal später mit Juventus Turin) und italienischer Fußballer des Jahres zu werden. Seine Tore auch für die deutsche Nationalmannschaft hätte es ohne diesen notwendigen Wechsel weg vom FCA wohl so nicht gegeben.

Bernd Schuster als Trainer an der Seitenlinie

Viel früher wagte Bernd Schuster den Sprung von Augsburg nach Köln und von dort aus später nach Spanien zum FC Barcelona und Real Madrid. Er war erst 18 Jahre alt und absolvierte für die Herrenmannschaft des FCA nie ein Pflichtspiel. Seine Karriere ist in Augsburg schlicht nicht vorstellbar.

Marco Richter ist jetzt seit 7 Jahren in Augsburg fußballerisch zu Hause und wird im Herbst 22 Jahre alt. Fußballerisch sollte er sich noch etwas weiterentwickeln können, aber ein absoluter Frühstarter wie Bernd Schuster einer war, wird aus ihm nicht mehr. Dies zeigt auch, dass der FC Bayern München ihn in der Jugend aussortiert hatte. Eine etwas späte Entwicklung hat uns diesen Augsburger Glücksfall überhaupt erst beschert. Angekommen in der Bundesliga stellt sich die Frage, ob Marco Richter dauerhaft auf diesem Niveau sich zeigen und dominieren kann. Das Leben eines Profis besteht vor allem aus Konstanz. Die Topclubs klopfen in fünf Jahren nicht mehr an. Aber sollte Richter dieses Jahr 15-20 Torbeteiligungen und viele gute Spiele abliefern, dann ist für ihn und den FCA vieles drin. Ich bestelle mir dann auf jeden Fall seit langem mal wieder ein Trikot und drücke bis dahin feste die Daumen. Denn mit Marco Richter als sportlichem Leistungsträger sollte der Klassenerhalt deutlich schneller zu erreichen sein.

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