Verheddert im Marketingsprech

Manche Themen fallen mir im Alltag auf, wenn ich die Kommunikation des FC Augsburg wahrnehme. Und dann fehlt mir erstmal die Zeit, den Impuls zu verarbeiten. Wenn mich das Thema dann nicht los lässt, dann schreibe ich vielleicht bei Gelegenheit etwas dazu. Das Folgende hat mich nicht losgelassen:

Die Neuaufstellung im Bereich Marketing

Anfang Dezember hat sich der FCA im Bereich des Marketings neu aufgestellt. Erstmal geht es um Kontinuität. Mit SPORTFIVE wurde der Vermarktungsvertrag bis zum 30.06.2026 verlängert. Seit dem 01.01.2023 wird um Franz Hirtreiter ein entsprechendes Team aufgebaut, dass sich beim FCA selbst um das Partnermanagement kümmern soll. Dazu wurde bereits zum Saisonbeginn Danny Schmolke angestellt, der die Position des Leiters Marketing ausfüllt. In dieser Position soll er sich um strategische Markenführung und Markenmanagement kümmern.

Soweit so gut. Die Grundnachricht finde ich positiv. Der FCA verlängert zwar mit SPORTFIVE, aber mag nun selbst mehr in diesen Bereichen machen. Dann müsste auch mehr beim FCA selbst hängen bleiben, so finanzielle. Zumindest langfristig. Die Sponsorenbetreuung extern zu haben, führte zu einer großen Abhängigkeit von diesem externen Partner. Das hat man anscheinend erkannt und entsprechende Schritte eingeleitet.

Auch das Thema „Marke“ ist nicht neu. Der FCA hatte mit einer externen Agentur schon vor einiger Zeit einige Workshops veranstaltet. Auch Fanvertreter wurden hier befragt und ihre Meinung zur „Marke FCA“ eingeholt. Der Prozess wurde dann allerdings pausiert. Ein veröffentlichtes Ergebnis des Prozesses gibt es nicht. Dass sich ein Club wie der FCA um seine Marke kümmert und ihm bewusst ist, welche Prozesse hier ablaufen, halte ich für richtig. Wenn man Danny Schmolke dann auch auf seinen privaten Social Media Kanälen folgt, dann scheint er ein cooler Typ zu sein, der coole Aktionen macht. Das schreibe ich alles, ohne ihn persönlich zu kennen.

Was läuft denn hier schon wieder schief?

Denn nun kommt der Tiraden-Teil. Ein kleiner Rant. Die Kommunikation zum Thema ist mir bei LinkedIn unter die Finger gekommen. So sieht die Kommunikation dazu aus:

Screenshot der Mitteilung FC Augsburg bei LinkedIn.

Nehmen wir uns mal den ersten Teil zum Thema #Partnermanagement raus. Anscheinend ist das die neue Bezeichnung für „Sponsoring“. Wenn Unternehmen nur genügend Geld bezahlen, dann werden Sie Partner eines Vereins. Werden in die „Partnerfamilie“ aufgenommen. Für die Partnerfamilie hatte der FCA im Sommer auch einen wundervollen Abend mit 250 geladenen Gästen vor dem Stadion veranstaltet (dazu gibt es einen eigenen LinkedIn-Post und der Verein nutzt die Bezeichnung Partnerfamilie selbst; es gibt Grenzen für meinen Sarkasmus). Die FCA-Familie ist dann eine, in die man sich einkaufen kann.

Und wie ist das Wording auf der anderen Seite? Schmolke verantwortet „den weiteren Ausbau der B2C-Angebote“. Keine Familie hier? Nein, der zahlende Fan wird beim FCA als „Consumer“ bezeichnet. Ja, das ist übersetzt der „Kunde“ oder „Konsument“. Was kann man dann als fan-zentriertes Markenmanagement bezeichnen? Vielleicht ist es Schmolkes Aufgabe, die Attention des einzelnen Consumers zu erhöhen, so dass die Cost per Akquisition (CPA) bei den geschätzten Unternehmen der Partnerfamilie sinken, mit der Folge, dass der FCA höhere Sponsoringeinnahmen generieren kann. Egal, wie er selbst sein Aufgabe sieht: Es klingt in der Kommunikation nach Fußballromantik pur (Achtung: schon wieder Sarkasmus).

In welche Richtung soll es denn nun gehen?

Was könnte man dem FCA zu Gute halten? Naja, er versucht alle Interessensgruppen glücklich zu machen. Und Profifußball ohne Sponsoren funktioniert nicht. Auf der anderen Seite hat man seit ein paar Monaten einen Präsidenten an Bord, der bei jeder Gelegenheit mit Hoodie auftritt und versucht Bodenständigkeit zu suggerieren.

Was bei mir ankommt? Der FC Augsburg hat für sich noch kein Verständnis, was er verkörpert. Erfolgreiches mittelständisches Unternehmen im Boom-Markt Bundesliga? Demokratischer Verein mit gesellschaftlicher Verantwortung und gelebter Bodenständigkeit? Wenn ich mir das Bild von Danny Schmolke so anschaue in seinem uniformen Anzug, wie er sich für mich als Kunden weitere Angebote ausdenkt, dann ist meine erste Reaktion: „keinen Bock“. Man stelle sich nur vor auf diesen Anzug kommt ein Tropfen Bier. Katastrophe. Gott, ich mag das nun auch wirklich nicht an den beiden festmachen, deren Gesichter hier nun symbolisch für den Trend stehen. Aber rund ums Stadion habe ich selbst keinen Anzug an und halte das auch für einen bodenständigen Club wie den FCA nicht für den richtigen Auftritt. Auch nicht für ein Foto bei LinkedIn.

Vielleicht ist es dann jetzt auch ein guter Zeitpunkt, sich über die Kommunikation und die Werte dahinter erneut Gedanken zu machen. Können wir aufhören Fans als Kunden zu bezeichnen? Immer? Oder ist der Druck zu verkaufen so groß? Glaubt ihr nicht auch, dass es viel sympathischer und authentischer rüberkommt, wenn wir uns nicht für allen und jedes in der Darstellung verdrehen? Simon Jentzsch kam damals mit seinem Golf vorgefahren und das hat „uns“ besonders gemacht. Kann ich mich wirklich in die „Familie“ einkaufen? Es ist nicht möglich es allen Recht zu machen. Ich wünsche mir für den FC Augsburg, dass er sich entscheidet, für wen er primär da sein will. Neben den Spielern sind auch die Sponsoren nicht mehr lange da, wenn es mal nicht mehr läuft. Aber die sog. Kunden vielleicht schon, wenn man sie sich nicht vorher vergrault hat.

Ist der Lack ab?

Immer wieder erfreue ich mich über Entwicklungen rund um den FCA. Es entscheiden sich gestandene Bundesligaspieler wie Strobl und Caligiuri sich unserem Verein anzuschließen. Und spielen dann – zusammen mit dem Rest des Teams – während des ersten Saison-Viertels so gut, dass die Abstände nach unten komfortabel sind. Der FCA steht wirtschaftlich auf soliden Füßen und es geht zumeist ruhig zu. Die Fans, die sich im Verein Ulrich-Biesinger-Tribüne e.V. (UBT) organisiert haben, tuen weiter gutes. Unter anderem haben sie einen Fitnessraum für Ex-Häftlinge mit Sportgeräten ausgestattet. Der FCA ist kein Verein in einem Dauerkrisenmodus (wer würde hier gerade nicht an Schalke 04 denken). Alles toll, oder nicht?

Ich will mal mit einer Meldung zum Engagement der UBT starten. Vorweg: ich halte das Engagement der UBT für vorbildlich und inspirierend. Die UBT zeigt, dass es beim Fußball um mehr geht als nur das Sportliche. Sie zeigt auch, wie Fußballfans in der allergrößten Mehrheit sind: eben keine Krawallmacher und Rowdies. Und nun kommt der FCA ins Spiel, der das Engagement der UBT für die eigene Außendarstellung auf der Webseite nutzt. Bevor dann in der Meldung ein Vertreter der UBT zu Wort kommt, ist es FCA-Geschäftsführer Michael Ströll, der feststellt: „Wir wollen da möglichst im Hintergrund bleiben, aber wir unterstützen die Fans bei diesen Aktionen gerne“. Deswegen musste Ströll wohl auch mit aufs Foto und nimmt dort – im Vordergrund – am meisten Raum ein. Na klar.

Michael Ströll stellt die nächste Marketing-Kampagne vor und es wird weiter das Image poliert. (Foto: kolbert-press/Christian Kolbert)

Diese Aktion und wie sie für die Darstellung nach außen genutzt wird, passt momentan ganz gut in die allgemeine Gemengelage des Vereins. Wir sind im zehnten Jahr in der Bundesliga und der besondere Charme des FC Augsburg ist verflogen. Das „Anfield auf dem Lechfeld“ ist eine Erinnerung. In diesen Zeiten darf niemand ins Stadion und auch vorher waren die Gänsehautmomente weniger geworden. Wenn es um Vereine geht, die öffentlichkeitswirksam an Konzepten arbeiten, um ihre Fans wieder ins Stadion zu bekommen, dann ist vom FCA nichts zu hören. Da mag man vom Vorschlag der Unioner halten, was man will, aber die Absicht dahinter ist sehr deutlich. Fußball ohne Fans ist nicht dasselbe und Union versucht das Problem – zugegeben auf peinliche Art und Weise – zu lösen. Beim FCA herrscht derweil Stille.

Stille ist ein gutes Stichwort. Insgesamt ist die Kommunikation des Vereins mit der Öffentlichkeit weniger geworden. Spieler und Verantwortliche geben gefühlt weniger Interviews. Nachrichten werden zuerst durch den Verein und seine Social Media Kanäle verbreitet, bevor Pressemitteilungen versandt werden. Dazu gibt es Exklusivinterviews und gute Laune Videos auf Youtube. Kritische Fragen sind bei diesen Interviews nicht zu erwarten. Der FCA ist auf diesem Weg kein Einzelfall. Er ist allerdings auch keine positive Ausnahme. Und diese liebenswürdige Authentizität früherer Jahre ist verloren gegangen.

Zdenko Miletic in 2006 als er in der zweiten Bundesliga für den FCA noch aktiv auf dem Rasen war. (Photo by Volker Dziemballa/Bongarts/Getty Images)

Und so geht in diesen Tagen die Suche weiter, nach dem, was unseren Club besonders macht. Der Umgang mit dem eigenen Personal ist es mit Sicherheit nicht. Da gibt es die Personalrochaden auf der Torhüterposition als auch den Umgang mit den langjährigen Führungsspielern. Nun kann von uns niemand die Kompetenzen von Zdenko Miletic beurteilen, da wir das Torwarttraining beim FCA nicht mitbekommen. Über viele, viele Jahre wurde Miles Arbeit allerdings zumindest öffentlich nie in Frage gestellt und auch Stefan Reuter hat bei allen Trainerwechseln immer an ihm festgehalten. Dieser Abschied im Stillen widerspricht nun zum letzten Saisonende dem Gedanken der FCA-Familie, der öffentlich immer gern so hoch gehalten wurde. Wenn Mile nicht Teil dieser Familie ist, wer ist es dann?

Insgesamt bedrückt mich diese Entwicklung. Der FCA stach für mich über viele Jahre heraus aus der grauen Masse des Bundesliga-Kommerzes. Wir waren David im Kampf gegen viele Goliaths. Das sind wir nicht mehr. Die Rolle des Davids haben Armina Bielefeld, der SC Paderborn oder Union Berlin übernommen. Neben der sportlichen Rolle ist allerdings auch neben dem Platz etwas verloren gegangen. Das ist vielleicht auch gar nicht so neu.

Rasen und Beton drum herum. Das Besondere geht mittlerweile ab. (Foto: Marcel Engelbrecht/firo Sportphoto/POOL)

Mehr und mehr scheint diese Entwicklung allerdings vielen bewusst zu werden. Die Kommentare von anderen Fans in den sozialen Medien zeigen doch eine große Ernüchterung. So wird längst nicht mehr nur über Sportliches gemotzt, wenn gegen Gladbach kein Offensivfeuerwerk gezündet wird. Der Lack ist nämlich nicht ab. Das war er in Augsburg lange Jahre. So liebten wir unseren FCA. In der Zwischenzeit wurde das Gefährt grundsätzlich neu lackiert. Es ist nicht mehr alles nur rot-grün-weiß. Auch neongelb als Trikotfarbe und farbangepasste Logos auf den Logos haben sich eingeschlichen. Es verkauft sich besser. Und es wird andauernd poliert. Man schaut, dass man ja nirgends aneckt. Ecken und Kanten und die ein oder andere Macke machen diesen Verein aber doch erst zu dem, was er ist. Machten ihn zumindest zu dem, was er einmal war. Wenn man heute zusammen mit anderen Vereinen von Kalle Rummenigge abgewatscht wird, dann liegt das nicht an den krassen Forderungen, sondern am Irrwitz des Bayern-Verantwortlichen.

Und so kann auch das gute erste Saison-Viertel nicht über die Probleme hinwegtäuschen. Im Gespräch mit der Rosenau Gazette bestätigte Mario Riedel von der Ulrich Biesinger Tribüne e.V., dass viele Fans den Verein gerade in der jetzigen Phase kritisch beurteilen. „Es steht zu sehr das Wirtschaftliche im Vordergrund.“ stellt Riedel fest. „Dazu fehlen im Verein die Mitsprachemöglichkeiten für die Fans.“ Gerade in der jetzigen Phase könnte der Verein Impulse abseits des Platzes setzen. Alleine, wer würde denn noch Kampagnen fahren, wenn keine Fans ins Stadion gelockt werden müssen. Der, der „Ugly Christmas Sweater“ oder Fanartikel in der rot-grün-weißen Woche verkaufen will. Es ist einfach nur schade. Denn es gibt so vieles, was den FCA immer noch toll und besonders macht. Und das sollten wir alle zusammen ausbauen. Ebend „Immer noch Original 1907„.

Viel zu tun abseits des Platzes

Es war etwas ruhiger hier an dieser Stelle über den Sommer. Manchmal muss man sich etwas zurückziehen, um wieder Kraft zu schöpfen und Orientierung zu finden. Dazu konnte ich mir über einige Dinge so meine Gedanken machen. Während sportlich die letzte Saison mehr als zufriedenstellend abgeschlossen wurde, ist beim FCA weiterhin nicht alles Gold was glänzt. Auch nach 111 Jahren nicht. Aber langfristig sind auch nicht alle mit der sportlichen Situation zufrieden. Sportliches Mittelmaß und schon liest man die ersten Kommentare, ob das für den FCA dauerhaft genug ist. Derweil der Club die wirtschaftliche Vernunft nicht verliert, werden von außen die Erwartungen schon wieder nach oben getrieben. Woher die Mittel für die weitere Entwicklung kommen sollen, bleibt dabei gerne unbeantwortet. Wir laufen immer noch gegen Windräder (wirtschaftliche Möglichkeiten z.B. in Stuttgart) an und gewinnen Jahr um Jahr unseren eigenen Titel des Nichtabsteigers.

Das Sommerpause ist, erkennt man auch daran, dass auf einmal Themen aufgewärmt werden, die gerade in Augsburg keine Aktualität haben. So kommentierte der geneigte AZ-Redakteur schon mal, wie sich die Liga von Ultras verarschen lässt und wirft dabei Randalierer, kriminelle Gewalttäter und Ultras in einen Topf. Es ist eine alte Debatte und Johannes Graf hätte sicher Augsburger Beispiele benannt, wenn es sie denn in der abgelaufenen Saison gegeben hätte. Es gab sie nur halt nicht. Wie viele Vorfälle mit Augsburger Fanbezug gab es  in der abgelaufenen Saison und wie viele gab es insgesamt in der Liga? Vielleicht können wir auch gleich noch mit den Vorjahren vergleichen und es würde uns auffallen, dass es kein relevantes, systemisches Gewaltproblem in deutschen Stadien gibt. Ich würde sonst nie überlegen, meine 4-jährige Tochter mit ins Stadion zu nehmen. Es muss ja nicht gleich der M-Block sein.

Dass der FCA gut daran tut, diese Kommentare von außen zu ignorieren, zeigt sich an einer Meinungsäußerung aus dem letzten April. Damals hatte Johannes Graf geäußert, dass das Modell Reuter auf den Prüfstand gehöre. In der Transferperiode danach lieferte Reuter ordentlich ab und brachte mit Manuel Baum zusammen die Mannschaft sportlich ein ganzes Stück nach vorne . Das Modell Reuter ist wohl momentan immer noch über jeden Zweifel erhaben.

Derweil gibt es abseits des Platzes einige offene Baustellen beim FCA, die eher weniger adressiert werden. In der letzten Sommerpause hatte ich einige Bereiche identifiziert, in denen der FCA sich weiter verbessern kann. Manche Probleme werden wir wohl kurzfristig nicht lösen. So wird wohl langfristig im Stadion mit Bezahlkarte bezahlt. Immerhin stellt der FCA sicher, dass es keine Ausfälle für die Fans gibt. Dass auch Gästefans eine Bezahlkarte nutzen müssen, ist weiterhin ärgerlich. Warum wir weiterhin auswärts öfters das Ausweichtrikot in grau tragen als unser grünes Auswärtstrikot gehört in die Kategorie der ungelösten Fragen. Anstatt in grau bzw. in dieser Saison schwarz (welches sich nur durch Logo/Sponsor von der Leipziger Variante unterscheidet) zu spielen, würde ich auch auswärts lieber das Heimtrikot sehen, wenn farblich das Auwärtstrikot nicht akzeptiert wird. So hat man das früher doch auch gehandhabt und es war kein Problem. Solange wir nicht wieder auf Neonfarben zurückgreifen, will ich darüber allerdings nicht allzu viel nachdenken.

Mich beschäftigen vor allem zwei Themen:

Die Einbindung von Fans und Mitgliedern beim FCA 

Über die Strukturen beim FCA habe ich schon des öfteren geschrieben. Ich verstehe auch die Rolle des Klaus Hofmann immer weniger. Welche Position nimmt er genau ein? Fakt ist, dass die Mitglieder des Vereins die Mehrheit der Stimmrechte an der KGaA halten, im Aufsichtsrat allerdings nicht vertreten sind. Dort findet man nur Investorenvertreter. Nun bietet der FCA seit neuestem Fan- und Mitgliedersprechstunden an und feiert auch gerne zusammen im Rahmen von 111-Jahr-Feier und Familienfest oder lädt die Fanclubs zum Grillen ein. Bei der Sprechstunde darf man sich vorher anmelden und als Bittsteller erscheinen. Ich übertreibe vielleicht ein bisschen, aber aktive Mitbestimmung in festen Strukturen, die über den momentanen guten Willen der Verantwortlichen hinaus geht und sicherstellt, sieht doch komplett anders aus.

Die fehlende Haltung des FC Augsburg

Der SV Babelsberg 03 hat über die Landesgrenzen hinaus Aufsehen erregt, da der Verein für Anti-Nazi-Sprechchöre eine Strafe zahlen sollte. Zumindest fanden sich die Sprechchöre in der Begründung der Strafe wieder, woraufhin sich der Verein weigerte die Strafe zu begleichen und angedroht bekam, vom Spielbetrieb ausgeschlossen zu werden. Viele Vereine nutzten die Gunst der Stunde, um sich mit den Babelsbergern zu solidarisieren. Der SC Freiburg und Fortuna Düsseldorf nahmen die Soli-Shirts  mit dem Aufdruck „Nazis raus aus den Stadien“ in die eigenen Fanshops in eigenen Farben auf und verkauften diese zu Gunsten des SV Babelsberg. Der FC Augsburg äußerte sich nicht.

Und kurz bevor nun die achte Bundesligasaison des FC Augsburg startet, bereiten mir diese Themen Kopfschmerzen. Der Übergang von Walther Seinsch zu Klaus Hofmann bedeutet anscheinend auch einen Übergang vom gesellschaftlich engagierten Club (z.B. zusammen mit der Stiftung Erinnerung) zum inhaltsleeren Investorenmodell. Und während ich hier sitze und diese Zeilen schreibe, weiß ich nicht, ob mich das nicht mehr trifft, als ein sportlicher Abstieg (der mich im Fall der Fälle zum Heulen bringen würde). Zumindest langfristig entfremde ich mich von meinem Verein etwas, denn ich bekomme auch aus der Entfernung mit, wie von manch einem im Stadion über „die Kanaken“ geschimpft wird. Wie sehr ich mir in diesem Zusammenhang mehr wünsche als nur die nächste inhaltsleere Marketingkampagne. Getrieben und mitbestimmt von der großen Mehrheit des Vereins. Es bleibt in der Zukunft viel zu tun und ich hoffe wir packen es gemeinsam an und feiern uns nicht nur selbst.

#egalwasauchpassiert Augsburg hält zusammen

Heimspiel gegen Freiburg. Voller Heimbereich. Beste Stimmung im letzten Heimspiel gegen Leipzig. Abseits des Platzes nichts zu meckern, oder?

Der FC Augsburg hat unter der Woche eine neue Marketingkampagne gestartet. Die letzten 10 Spiele der Saison sollen unter dem Motto „Augsburg hält zusammen“ angegangen werden. Das Motto kommt aus der Augsburger Fanszene, die vor dem ersten Heimspiel dieser Saison ein Banner mit diesem Slogan gehisst hatte. Das Banner umfasste allerdings auch einen ersten Teil, der „Egal was auch passiert“ lautete. Für das Spiel gegen Freiburg passt das Motto erstmal richtig gut. Der FCA hat die Helfer der Bombenevakuierung von Weihnachten mit Freikarten für das Spiel ausgestattet. Während der Evakuierung hatte der FCA das Stadion für viele Menschen als Zufluchtsort zur Verfügung gestellt. Vorbildlich.

Offizielles Banner des FC Augsburg zur Kampagne

In eigener Sache hatte ich im Blog den Slogan „Augsburg hält zusammen“ aufgegriffen und T-Shirts damit in Augsburg produzieren lassen. Diese wirken nun, als ob sie zu dieser Vereinskampagne gehören. Alle Erlöse aus dem T-Shirt Verkauf wurden an Simon gespendet. Wer nun auch so ein T-Shirt haben will, der kann sich kurz unter kontakt@rosenau-gazette.de melden, dann werde ich schauen, was wir da noch machen können. Erlöse gehen natürlich weiterhin an Simon. Bei viel Interesse lassen wir halt nochmal ein Ladung produzieren. 

Dennoch wird sich erst in den nächsten Wochen zeigen, wohin die Reise dieser Vereinskampagne noch geht. Außer den beiden Bannern, die in diesem Beitrag abgebildet werden, hat der FCA bisher nicht veröffentlicht, was er sich noch unter diesem Motto vorstellt. Ich würde mir allerdings wünschen, dass die Kampagne längerfristig angelegt und nicht nur kurzfristig im Abstiegskampf genutzt wird. Auf Twitter und auf den Bannern nutzt der FC Augsburg in diesem Zusammenhang #BundesligaGEIL als Hashtag. Was ein Mist. Die zweite Liga ist ja auch eine Bundesliga und um die Ligazugehörigkeit geht es doch gar nicht. Ich war schon in der zweiten Liga da und ich würde bleiben. Klar ist erste Liga toll, aber doch noch lange nicht alles. Ihr kommt mit so was derweil euch die Kurve einen geilen Hashtag geliefert hat? Der Hashtag müsste heißen: #EgalWasAuchPassiert. Oder haben wir mittlerweile aufgehört langfristig zu denken?

Offizielles Banner des FC Augsburg zur Kampagne

Mir wäre zudem wichtig, dass der Verein sich nicht damit zufrieden gibt, aus dem Motto eine reine Marketingkampagne zu machen, sondern selbst wieder mehr überlegt, wie er in der Stadt und Region positiv wirken kann. Walter Seinsch hatte auch immer im Hinterkopf sich gesellschaftlich z.B. gegen das Vergessen zu engagieren. Die Bedeutung dieses Engagements wird vielen vielleicht erst jetzt bewusst. Der FCA war in diesem Zusammenhang nie ein unpolitischer Verein. Und auch wenn sein Engagement in der Endphase der Seinsch Ära teilweise zu skurrilen Situationen geführt, wäre es schön, wenn sich der FC Augsburg wieder proaktiver seiner gesellschaftlichen Verantwortung bewusst wird. Klar kann man sich an die Kampagne von Andreas Luthe dranhängen, aber da geht doch mehr. Klingt erstmal nicht mehr so #BundesligaGEIL, bildet aber aus meiner Sicht den Kern von „Augsburg hält zusammen“. Und nachdem #BundesligaGEIL bei Twitter schon ordentlich veralbert wird, bleibt zu hoffen, dass die restliche Kampagne nachhaltig Werte schafft. Nicht nur für den Fußball sondern für die ganze Stadt.

Abseits des Platzes: Der Mitgliederspieltag

Es ist mitten während der Saison, ein Bundesligaspiel jagt das nächste bevor bald die Winterpause ansteht und sich alle ihrem Festtagsbraten widmen. Es passieren beim FCA auch viele Dinge abseits des Platzes, die neben den Ereignissen auf dem Platz gerne untergehen. Es geht um die finanzielle Entwicklung des Vereins, strukturelle Entscheidungen, deren Darstellung auf der Jahreshauptversammlung und Mitgliederaktionen. Ich will  in unregelmäßiger Serie einen Blick auf die Dinge werfen, die mir in diesem Zusammenhang persönlich wichtig erscheinen und die ich kritisch betrachte.

Einer dieser Punkte war schon seit längerem die Gestaltung der Eintrittspreise . Die Preise wurden für diese Saison konstant gehalten und nicht erhöht. Man hat sich hierfür kräftig auf die Schultern geklopft. Dass das Preissystem immer noch Macken hat, wird dabei mittlerweile gerne vergessen. Reduzierte Tageskarten gibt es immer noch nicht wieder. Ich habe deren Abschaffung vor zwei Jahren schon deutlich kritisiert. Es reicht hier die Aussagen von damals hervorzukramen und weiter daran zu erinnern, dass es dringend ermäßigte Tageskarten braucht.

Die Begründung des Vereins, warum diese nun abgeschafft wurden, liegt im Missbrauch mit den Karten. Es werden also Rentner, Arbeitslose, etc. gestraft, da Personen, die nicht ermäßigungsberechtigt waren, Zugang mit einer ermäßigten Karte erlangen wollten. Wie hätte man den Missbrauch eindämmen können? Mit geschultem Personal und vermehrten Kontrollen. Ich habe eine ermäßigte Dauerkarte und werde seltenst bzgl. der Ermäßigung kontrolliert. Aber bevor der Verein hier verbessert hätte, streicht er die Ermäßigung bei den Tageskarten lieber ganz.

Fußball in meiner Vorstellung ist immer noch ein Sport für jedermann. Wir in Augsburg tuen nichts, um diesem Ideal wieder näher zu kommen. Der Verein konterkariert das Ganze nun sogar noch zusätzlich: Das Heimspiel gegen Werder Bremen wird kurzerhand zum Mitgliederspieltag ernannt. Mitglieder erhalten auf Karten für dieses Spiel 19,07% Rabatt. Um sich nicht mit unnötigen Kontrollen aufzuhalten, gibt es eine weitere Besonderheit: Die Karten werden als Vollzahlertickets ausgestellt und können auch problemlos von Nichtmitgliedern genutzt werden.

Den Schülern, Studenten, Arbeitslosen und Rentnern hilft das immer noch nicht weiter, während so manches Nicht-Mitglied, welches sonst voll bezahlt hätte nun durch Freunde/Bekannte in den Genuss eines Rabatts kommt. Zusätzlich wird das Ganze noch als grandiose Aktion dargestellt, was es definitiv einfach nicht ist. Es ist eine alberne Marketingscheiße, wenn man die Abschaffung der reduzierten Spieltagskarten nicht vergessen hat. Vielleicht ist diese Erinnerung in der Geschäftsstelle beim Umzug ins Stadion untergegangen? Ich wärme sie euch gerne auf.

In diesem Zusammenhang ist diese Marketingaktion fast genauso albern, wie der Rabatt explizit nur auf das Ausweichtrikot kurz nachdem über mehrere Spieltage hinweg aus der Kurve lautstark gegen dessen Farbgebung demonstriert wurde. Ich habe mir das Ausweichtrikot gekauft, nachdem der Flock an Simon ging und wurde zuletzt gefragt, ob es sich dabei um ein Original handeln würde. Mit dem gedruckten Vereinswappen und der Verarbeitung sieht das Trikot leider aus wie ein Trainingsleipchen. Man kann nicht nur die Farbe nicht ernst nehmen und fühlt sich für den Preis verschaukelt. In der Runde, in der ich unterwegs war, wurde nach mehrmaliger Versicherung immer noch angezweifelt, ob es sich um ein Originaltrikot handelt. Genau so ging es mir bei dem Mitgliederspieltag. Ist das wirklich eine Aktion, die von meinem Verein so veranstaltet wird? Ach kommt, das können wir besser.

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