Der Sportdirektor und seine Trainer

Auch in diesem Jahr dreht sich das Trainerkarussell in der Bundesliga wie verrückt. Hatte man gedacht, dass nach dem letzten turbulenten Sommer ein klein wenig Ruhe einkehren würde, so hat man sich gewaltig geschnitten. Stand heute gibt es gleich bei sieben Teams einen Wechsel an der Seitenlinie. Mittendrin statt nur dabei ist auch unser geliebter FCA, der nach Markus Weinzierls fragwürdigem Abgang ebenfalls wieder einmal auf der Suche ist. In den sozialen Netzwerken wird dabei heiß diskutiert, ob das Problem vielleicht auf einer ganz anderen Position zu finden ist. Ein Grund für uns von der RoGaz, mal genauer nachzuschauen. Mit welchen Trainern hat Stefan Reuter beim FC Augsburg bereits zusammen gearbeitet? Gab es sportlich gesehen jeweils eine Verbesserung?

Zweite Chance

Ganze 4 Jahre lang war Stefan Reuter ohne Tätigkeit im Sportgeschäft, bevor er in Augsburg schließlich die große Chance bekam, sich erneut als Manager zu beweisen. Seine Verpflichtung rief doch einiges an Überraschung hervor. Immerhin war er bei unseren blauen Nachbarn aus München nicht unbedingt erfolgreich gewesen, wie Irina im ersten Teil unserer kleinen Stefan Reuter – Serie sehr ausführlich beschrieben hat.

Und auch in Dortmund ist sein Abgang keineswegs geräuschlos verlaufen. Nach zwölfeinhalb Jahren bei den Schwarzgelben legte er sein zuletzt ausgeführtes Amt als Teammanager auf eigenen Wunsch nieder. Die Begründung: „Die Strukturen und Kompetenzen sind für mich nicht gegeben, um erfolgsorientiert zu arbeiten“, so Reuter gegenüber der BILD. Offensichtlich braucht Stefan Reuter aus seiner Sicht einen weitreichenden Zuständigkeitsbereich, um erfolgreich arbeiten zu können.

Und genau dies schien der heutige Ehrenpräsident Walther Seinsch ihm bieten zu können, denn am 27.12.2012 gab der damals 71Jährige bekannt, Stefan Reuter als Nachfolger von Jürgen Rollmann verpflichtet zu haben.

Wir freuen uns, dass wir mit Stefan Reuter einen absoluten Fachmann für den FC Augsburg gewinnen konnten. Er hat sich ganz kurzfristig zum FCA bekannt, weil er das Potenzial des Klubs erkannt hat.

Präsident Walther Seinsch zur Einstellung von Stefan Reuter

Ich denke, jeder von uns weiß noch, wie es um unseren FC Augsburg damals sportlich gesehen bestellt war. Mit gerade einmal 9 Punkten lag unser Herzensverein schon relativ weit abgeschlagen auf Rang 17 der Bundesligatabelle. Zwar waren es nur drei Zähler auf den Relegationsplatz, doch ans rettende Ufer waren es deren sogar 10.

Kein Grund aber für Stefan Reuter, den Kopf in den Sand zu stecken. „Wir haben drei Punkte Rückstand auf den Drittletzten. Es gibt auch die Möglichkeit der Entscheidungsspiele.  Es wird schwierig, aber nicht unmöglich“, sagte er in einem Gespräch mit dem SID.

Weinzierl – Klappe, die Erste

Trotz zahlreicher kritischer Stimmen hielt der neue Sportdirektor damals an Trainer Markus Weinzierl fest. Der gebürtige Straubinger hatte erst im Juli den Posten von Aufstiegstrainer Jos Luhukay übernommen. Und dass es zum damaligen Zeitpunkt sportlich nicht rund lief, braucht bei diesen Verhältnissen wirklich keinen zu wundern. Vor Stefan Reuter gab es immerhin gleich zwei Manager innerhalb eines halben Jahres. Da kann keine Ruhe im Verein herrschen, die es aber doch braucht, um erfolgreich arbeiten zu können.

Lange Rede, kurzer Sinn: Wir wissen alle, wie die Geschichte ausging. Das Duo Weinzierl und Reuter schien in jener ersten Amtszeit perfekt miteinander zu harmonieren. Immerhin durchlief der FC Augsburg unter ihnen die erfolgreichste Phase der Clubhistorie. Die Teilnahme an der Europa League, das zweimalige Erreichen des Achtelfinales im Pokal und die Plätze 5 und 8 in der Tabelle sprechen für sich. Zudem wurden der Sportdirektor und der Coach in der Saison 2013/14 vom Fußballmagazin 11FREUNDE als bester Trainer bzw. bester Manager des Jahres ausgezeichnet.

Damals noch ein Dreamteam…

Auch die Statistiken zu jener Zeit zeigen, dass einfach alles passte. Sowohl neben als auch auf dem Platz. Nie mehr war die Punkteausbeute so hoch wie in Markus Weinzierls erster Amtszeit. So holte man in der Saison 2013/14 durchschnittlich 1,53 Punkte je Partie. In der Folgesaison waren es immerhin stattliche 1,44, die zum Einzug in die Europa League reichten. Und auch in puncto Zweikampfquote (Bestwert: 52,09%), Ballbesitz (52,29% ) und Passquote (76,44%) erreichte der FCA nie wieder so gute Werte.

Es hätte alle so schön sein und ewig so weiter gehen können. Es war auch soweit alles angerichtet, denn Weinzierl hatte seinen Vertrag sogar schon bis 2019 verlängert. Doch leider klopfte dann die große, böse Konkurrenz aus Gelsenkirchen an und wollte uns unseren Erfolgstrainer weg schnappen. Der wiederum war der Meinung, mit dem Team „alles erreicht zu haben, was wir zusammen erreichen konnten. Nun muss einer mit neuen Ideen und neuen Visionen übernehmen.“ In einem Gespräch mit der Wochenzeitung Ende Mai 2016 – und damit kurz nach Saisonende – sprach er sogar noch davon, dass sein Engagement auf Schalke nicht scheitern würde, da er sich „lange darauf vorbereitet“ habe.

Ich denke, nicht nur eine große Anzahl von Fans, sondern auch Stefan Reuter nahmen das Markus Weinzierl richtig übel. Vor allem auch, da Weinzierl seinen Vertrag über seinen Rechtsanwalt auflösen ließ. Nach wochenlangem Hickhack stimmte unser Sportdirektor schließlich der Auflösung des gültigen Arbeitspapiers zu und bescherte dem FCA damit eine Ablöse in Höhe von ca. 3 bis 5 Millionen Euro. Aber der Stachel der Enttäuschung saß sehr tief. Und wie man nun mehr oder weniger mitbekommen hat, tut er das auch noch heute.

Ein kurzes Intermezzo

Mit dem Abgang von Markus Weinzierl musste nun also nach 4 konstanten Jahren erstmals ein neuer Trainer von Stefan Reuter eingesetzt werden. Diesen fand er beim damaligen Ligakonkurrenten SV Darmstadt 98. Dirk Schuster hatte die Hessen 2012 in der 3. Liga übernommen und sie souverän ins deutsche Oberhaus geführt. Mit 38 Punkte hatte Schuster sogar genau gleich viele Punkte geholt wie der FC Augsburg in jener Spielzeit und war mit seinem Verein nur aufgrund des schlechteren Torverhältnisses zwei Plätze hinter den Fuggerstädtern auf Rang 14 gelandet.

Die kürzeste Amtszeit hatte mit Abstand Dirk Schuster
(Photo credit should read PATRIK STOLLARZ/AFP via Getty Images)

Dirk Schusters Zeit in Augsburg war kurz und nicht unbedingt ansehnlich. Viele Stimmen beschwerten sich damals über die sehr defensive Ausrichtung der Taktik. Und die Statistiken geben ihnen Recht. Mit gerade einmal 0,79 Toren je Partie ist das mit Abstand der schlechteste Wert der Augsburger Bundesligageschichte. In den Kategorien Ballbesitz (45,29%), Laufleistung (109,58 km) und Passquote (73,09%) nahmen die Werte im Vergleich zu seinem Vorgänger deutlich ab. Lediglich was die Zweikampfquote anging, konnte Schuster dem Team mit 49,5% ähnliche Leistungen entlocken.

Trotz dieser Leistungen kam die Trennung für viele FCA-Fans zum damaligen Zeitpunkt dennoch überraschend. Immerhin war man auf dieser Position Konstanz gewöhnt und tabellarisch standen unsere Jungs mit 14 Punkten aus 14 Spielen auf Rang 13. Der Abstand auf den Relegationsplatz war jedoch auf 4 Punkte zusammen geschrumpft, nachdem man das Abstiegsduell gegen den HSV am 10.12.2016 mit 1:0 verloren hatte.

Zu viel anscheinend für Reuter, der 4 Tage später die Entlassung von Schuster bekannt gab. In der offiziellen Pressemitteilung hieß es: Nach eingehender Analyse der aktuellen sportlichen Situation sind die Verantwortlichen des FC Augsburg zu der Erkenntnis gelangt, dass unterschiedliche Auffassungen über die weitere sportliche Ausrichtung und die Art und Weise, wie der FCA Fußball spielen will, herrschen.

Stefan Reuter selbst begründete den Trainerwechsel am 15.12.2016 wie folgt: „Die letzten Wochen hat sich das angedeutet und es war eine Tendenz zu erkennen, die uns nicht gefallen hat. Und nach dem HSV-Spiel haben wir die Dinge nochmal intern besprochen und sind zu dem Schluss gekommen, jetzt auch kurzfristig zu handeln. Weil wir eben auch die Gefahr sehen, dass unsere Ziele in Gefahr geraten. Und das war der Grund, warum wir jetzt auch zwei Spieltage vor der Winterpause so eine Entscheidung treffen. Die entscheidenden Gründe sind einfach, dass man – wie ich es gesagt habe – dass man der festen Überzeugung ist, dass man gemeinsam die Zukunft nicht erfolgreich gestalten kann. Das Gefühl war einfach da, dass auch ein Stück weit die Überzeugung innerhalb der Mannschaft fehlt.“

Der offizielle Trennungsgrund waren laut Reuter also sportliche Gründe. Seltsam ist dabei allerdings, dass Dirk Schuster zuvor mit einem Veilchen beim Training aufgetaucht war. Angeblich kam er zwar von Hamburg mit einer Magen-Darm-Grippe zurück und stürzte nachts in seinem Badezimmer. Ob das jedoch so stimmt, bleibt fraglich, denn es gibt durchaus anderweitige Gerüchte. Alles in allem eine seltsame Episode für einen auf Konstanz bedachten Verein.

Vereinsinterne Lösung

Nach der doch recht kurzen Episode mit Schuster, sollte Manuel Baum schließlich für Ruhe und auch für Konstanz auf diesem Posten sorgen. Zuerst einmal war der damalige Chef des Nachwuchsleistungszentrum nur als Interimslösung geplant. Als dieser jedoch in den zwei Spielen vor der Winterpause – gegen Gladbach und den BVB – 4 Punkte einfahren konnte, beförderte man ihn kurzerhand zum Cheftrainer der Profimannschaft.

Sportlich gesehen war der Lehrer auf jeden Fall eine sichere Bank. Zwar zogen wir nicht in die internationalen Wettbewerbe ein, doch in Augsburg ist das übergeordnete Ziel ohnehin der Klassenerhalt. Und das schaffte Baum doch recht passabel mit einem 13. und einem 12. Platz in der Tabelle in den Jahren 2016/17 und 2017/18. Seine Punkteausbeute von 1,2 und 1,21 Zählern pro Spiel war im Übrigen auch die Zweitbeste nach Markus Weinzierl. Dies zeigt wiederum sehr deutlich, wie wichtig Kontinuität auf diesem Posten auch für das Team sein kann.

Unter Manuel Baum herrschte auf jeden Fall Konstanz
(Photo credit should read SASCHA SCHUERMANN/AFP via Getty Images)

Doch dann kam schließlich die Saison 2018/19 und wenn ich heute so darüber nachdenke, dann war das Scheitern von Manuel Baum eigentlich schon lange vorher abzusehen. Am 02.11.2018 verstarb vollkommen überraschend eine große Konstante des Vereins. Peter Bircks – Aufsichtsratsvorsitzender, Geschäftsführer für Finanzen der KGaA und die gute Seele des FCA – erlag den Folgen eines Autounfalls. Dies stürzte den FC Augsburg in eine tiefe Krise, denn im Zeitraum vom 03.11.2018 bis einschließlich dem 26.01.2019 konnten die Jungs kein einziges Spiel mehr gewinnen. 3 Unentschieden und 7 Niederlagen stehen hier zu Buche. Ihr könnt mich gerne für verrückt halten, aber für mich deutet das auf Unruhen innerhalb des Vereins hin, was sich schnell auch mal auf die Mannschaft übertragen kann.

Stefan Reuter wusste natürlich Rat und holte mit Jens Lehmann einen erfahrenen Ex-Kollegen als Co-Trainer an Bord. Darüber möchte ich mich jetzt lieber nicht äußern. Nur so viel: Gefruchtet hat es nicht. Zwar konnte der FCA 10 Punkte einfahren, aber musste sich auch 5 Mal geschlagen geben. Und das mit sage und schreibe 21 Gegentoren in 9 Partien. So viel zu „Abwehr stabilisieren“…

Und auch hier gab es bei der Trennung eine ausschweifende Erklärung, die dem Zuhörer irgendwo bekannt vorkam: „Wir haben in den letzten Wochen und Monaten wirklich alles probiert, dass wir in der Konstellation mit Manuel Baum als Cheftrainer die Wende schaffen, die Weichen auf Erfolg stellen. Das ist uns leider nicht hinreichend gelungen. Und jetzt nach der klaren Niederlage gegen Hoffenheim und eben auch der Niederlage gegen Nürnberg hat uns die Überzeugung gefehlt, dass wir das nochmal dauerhaft hinkriegen. Die Leistungen waren einfach auch zu schwankend und das hat uns dazu bewogen, einen klaren Schnitt zu machen, um mit der Neuausrichtung in die nächsten Wochen zu gehen, den Saisonendspurt optimistisch anzugehen und die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft des FC Augsburgs zu stellen.“

Mit Manuel Baum musste übrigens nicht nur Co-Trainer Jens Lehmann, sondern auch der damalige Technische Direktor Stephan Schwarz seine Koffer packen, der 2013 als Chefscout beim FCA angefangen hatte. Ab 2017 unterstützte er den Sportdirektor bei der Kaderplanung und war auch für die Trainingsplanung mitverantwortlich. Zudem wurde er in alle Entscheidungen eingebunden und bildete mit Stefan Reuter sozusagen den sportlichen Denkapparat.

Mit dessen Entlassung begann also quasi die „Alleinherrschaft“ unseres Geschäftsführers für den sportlichen Bereich, denn die Stelle des Technischen Direktors wurde seitdem nicht neu besetzt. Zwar trafen Reuter, Ströll und Hofmann nach eigener Aussage die wichtigen Entscheidungen stets zusammen doch wie zuletzt bekannt wurde, schaffte es der Eine oder Andere auch mal, seine eigene Entscheidung bei den anderen Beiden durchzudrücken.

Positiver Schweizer

Auf jener Pressekonferenz, bei der das Ende von Manuel Baum verkündet wurde, stellte man mit Martin Schmidt gleich den neuen Trainer vor. Stefan Reuter beschrieb den Schweizer als erfahrenen Bundesligatrainer, der die Werte des FC Augsburg schätzt, verkörpert und hoch hält.

Ich persönlich mochte den Fußball, den wir unter Martin Schmidt zu sehen bekamen. Kämpferisch, bissiger Umschaltfußball, der in vielen Toren endete. In seinen ersten 6 Partien schossen die Jungs gleich einmal 14 Tore. Das große Problem war allerdings auch, dass man hinten die Abwehr nie wirklich dicht bekam und dadurch überdurchschnittlich viele Tore kassierte. Ein Grund hierfür mögen auch die Abstimmungsprobleme mit dem neu verpflichteten Torhüter Tomas Koubek gewesen sein.

Schmidt war für insgesamt 31 Spieltage Trainer unseres geliebten FCA. Dabei sah man 9 Siege, 7 Unentschieden und 15 Niederlagen. Das macht einen Punkteschnitt von 1,1. Auch in den übrigen Statistiken war die Leistung eher durchschnittlich. Was hierbei relativ auffällig ist, dass man unter dem heute 55Jährigen tatsächlich einen Leistungseinbruch hatte. Vor allem, was die Passquote anging. Die sank nämlich von einem Wert von ca. 76% auf 68%. Die Zweikampfquote dagegen blieb recht stabil bei 46%.

Aus jeder Partie konnte er etwas positives mitnehmen
(Photo by RONNY HARTMANN/AFP via Getty Images)

Der Zeitpunkt von Martin Schmidts Entlassung warf in der Fangemeinde aber dann doch einige Fragen auf. Zwar hatte das Team in der Rückrunde bis dato nur 4 Punkte geholt. Dennoch hatten die Jungs in der Allianz Arena einen Kampf hingelegt, der sich sehen lassen konnte. Zudem hatte der Schweizer Coach endlich reagiert und auf der Torhüterposition einen Wechsel vorgenommen. Ob ihm das vielleicht zum Verhängnis geworden sein könnte?

Fakt ist, dass Sportdirektor Stefan Reuter am 09.03.2020 die Trennung von Martin Schmidt bekannt gab. Dies begründete er wie folgt: „Die natürlich enttäuscht waren, weil sie es gerne selbst gedreht hätten, aber auch gesagt haben, aufgrund der Statistiken, die deutlich gegen uns sprechen, die deutlich in die falsche Richtung zeigen, was Passquote, was Zweikampfquote usw. angeht, haben sie volles Verständnis gehabt. Und wünschen dem FC Augsburg – uns allen – viel Erfolg, dass wir unser Ziel erreichen, die Klasse zu halten.“

Das lassen wir jetzt einfach mal so dahin gestellt, aber ich glaube, so ähnlich haben wir das schon mal gehört, oder?

Herrlich… wars nicht

Der ehemalige Teamkollege unseres Sportdirektors wurde schon einen Tag nach der Entlassung von Martin Schmidt als neuer Coach vorgestellt. Man muss dazu sagen, dass Herrlich keine einfache Zeit beim FC Augsburg hatte, denn unter ihm durfte nur ein einziges Spiel vor Zuschauern bestritten werden. Am 2. Spieltag der Saison 2020/21 durften 6.000 Zuschauer einen Sieg unserer Augsburger über Borussia Dortmund sehen. Corona sei es gedankt… Vielleicht wäre der Fußball auch ansehnlicher gewesen, wenn Fans in den Stadien zugelassen gewesen wären. Man weiß es nicht…

Die taktische Ausrichtung unter Herrlich war trotzdem sehr schwere Kost. Hatte man unter seinem Vorgänger noch attraktiven Offensivfußball bewundern dürfen, so stand nun die Defensive im Vordergrund. Zwar wurde unter Herrlich die Abwehr stabilisiert, aber nach vorne ging halt gar nichts. Unsere Stürmer um Florian Niederlechner, Alfred Finnbogason und Co. wurden in ein mentales Tief gesogen und trafen so gut wie gar nicht mehr.

Und auch die von Reuter geforderte Verbesserung in puncto Zweikampfquote, Passquote etc. traf nur bedingt ein. Insgesamt erreicht Heiko Herrlich in der Saison 2020/21 Werte von 73,05% angekommenen Pässen und 48,68% gewonnenen Zweikämpfen. Unter ihm liefen die Spieler tatsächlich am meisten – durchschnittlich 118,88 km pro Partie – allerdings gab man mit 9,48 Torschüssen auch die wenigsten Schüsse ab. Zudem fiel Herrlich immer wieder mit unangenehmen Situationen auf. Ich sage nur: Zahnpasta!

Zu Lachen hatten die Augsburger Fans nicht wirklich viel
(Photo by CHRISTOF STACHE/AFP via Getty Images)

Als Fan war es ziemlich frustrierend, sich diese Leistungen Woche für Woche anschauen zu müssen. Viele forderten eine Entlassung des gebürtigen Mannheimers, doch Stefan Reuter zögerte. Das brachte den FCA nicht nur erneut in den Abstiegskampf, sondern ließ erste Stimmen und Zweifel gegenüber unserem Sportdirektor laut werden. Als sich die Augsburger in einem desaströsen Heimspiel gegen Tabellensiebzehnten allerdings 3 Gegentore in einer Halbzeit einfingen, war Heiko Herrlich nicht mehr zu halten.

Ich bin trotzdem der Überzeugung, dass es Stefan Reuter nicht leicht gefallen ist, seinen Freund zu entlassen. In der Pressekonferenz zur Vorstellung des neuen Coaches sagte der Geschäftsführer Sport: „Weil wir natürlich in den letzten vier Spielen gegen direkte Konkurrenten – mit Ausnahme von Frankfurt, aber Schalke, Bielefeld und Köln – nur einen Punkt geholt haben. Und die Art und Weise wie die Mannschaft dann gespielt hat. Ich glaube, wir machen das hier nicht immer vom Ergebnis abhängig, sondern wir müssen spüren, dass die Überzeugung da ist. Und auch die Überzeugung innerhalb der Kabine da ist, dass wir das aus eigener Kraft schaffen. Das hat uns gefehlt und darum sind wir zu dem Entschluss gekommen, jetzt noch in dieser Saison auch zu reagieren.“

Im Übrigen war Heiko Herrlich der Einzige, der sich in einem öffentlichen Statement von den Fans verabschieden durfte.

Weinzierl – Klappe, die Zweite

Viele Fans in den sozialen Netzwerken haben ihn gefordert und sie haben ihn bekommen. Der Erfolgstrainer kehrte nach Hause zurück. In der Pressekonferenz zu seiner Vorstellung wirkte Stefan Reuter nach außen hin beinahe erleichtert, Markus Weinzierl wieder an seiner Seite zu haben. Die Unstimmigkeiten alter Zeiten seien schon längst ausgeräumt worden.

Alles anscheinend nicht ganz der Wahrheit entsprechend, wenn man auf die jüngsten Geschehnisse blickt. Immerhin hat Markus Weinzierl in seinem Interview bei Sky kurz nach Abpfiff schwer kritisiert.

Das kann ich Ihnen nicht sagen, weil wir nicht gesprochen haben. Von daher ist es so, dass er gestern zu mir gesagt hat, er will eventuell nächste Woche oder am Montag reden. Es ist aber nicht nur auf das hin zu beziehen. Es ist in den letzten Wochen und Monaten ein Prozess gewesen, der gestern eben auch mit der Presseerklärung des Präsidenten in mir gereift ist… Wir haben die Liga gehalten als FC Augsburg. Ich glaube, wir haben das Budget vom Tabellenfünfzehnten und sind jetzt aktuell Tabellenvierzehnter. Haben es 3 – 4 Spieltage vor Schluss geschafft, im Endeffekt souverän geschafft. Es kam keine Zufriedenheit auf und das war auch so ein Signal für mich. Oder ein Zeichen für mich. Und dann… Wie gesagt, mehrere Gründe.

Markus Weinzierl im TV-Interview mit Sky

Auch in der Pressekonferenz ging es mit indirekten Vorwürfen weiter. Als FCA-Fan wusste man gleich gar nicht mehr, was man sagen sollte. Leute, die mich kennen, wissen, dass ich jetzt nicht unbedingt ein Fan davon war, Markus Weinzierl zurück zu holen. „Aufwärmen sollte man nur Gulasch“, hat mein Vater immer gesagt und er sollte auch in diesem Falle Recht behalten. Doch sein Abgang warf Fragen auf, die bis heute unbeantwortet geblieben sind.

Blickt man auf die Statistiken, dann hat sich das Team unter Weinzierl nur bedingt verbessern. Zwar schossen unsere Jungs mehr Tore (1,15 im Vergleich zu 1,11 unter Herrlich), kassierten aber gleichzeitig auch mehr Gegentore (1,65 im Vergleich zu 1,52). Zwar wirkte die Art Fußball zu spielen ein wenig ansehnlicher und man hatte den Eindruck, als stünde dort eine Einheit auf dem Platz, aber leider auch nicht in jeder Partie. Die Inkonstanz hatte uns auch in dieser Saison vollends im Griff. Das sieht man auch an den Werten der Passquote (71,34%), Zweikampfquote (47,65 %) und der Laufleistung (115,78 km), die allesamt schlechter sind als in der Herrlichschen Zeit.

Ich glaube, ich spreche trotzdem für uns alle, wenn ich sage, dass die Trennung nicht so verlief, wie sie sein sollte. Zu so etwas gehören aber immer zwei Parteien. Persönlich bin ich der Meinung, dass es im Hintergrund auf irgendeine Art und Weise Unruhen gegeben hat und Markus Weinzierl sich nicht wertgeschätzt haben muss. Aber ob man das dann in der Öffentlichkeit so austragen muss, ist die andere Frage.

Auch der zweite Abgang war mehr als unschön
(Photo by CHRISTOF STACHE/AFP via Getty Images)

Unser Sportdirektor zeigte sich natürlich sehr überrascht. „Das ist für mich schon überraschend, dass er das jetzt unmittelbar nach dem Spiel macht. Weil wir haben einen Sieg, die Stimmung im Stadion war sehr gut und positiv, die Fans haben gefeiert – auch die Mannschaft. Da hätte ich mir gewünscht, dass wir nächste Woche in aller Ruhe sprechen und uns da austauschen. Unterschiedliche Sichtweisen vielleicht austauschen“, so Stefan Reuter bei Sky.

Das war aber auch das Einzige, das er bisher verlauten ließ, denn seit dem 14.05.2022 hat man von keinem unserer Geschäftsführer irgendetwas zur aktuellen Situation zu hören bekommen.

Ligavergleich

Die Kritik an unserer sportlichen Leitung hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Immer wieder kann man sowohl in den Medien, als auch in den sozialen Netzwerken negative Stimmen darüber lesen, dass so viele Trainer verschlissen worden sind. Immerhin gab es nun in den letzten 3 Jahren mit Manuel Baum, Martin Schmidt, Heiko Herrlich und Markus Weinzierl 4 verschiedene Trainer mit unterschiedlichen Philosophien. Natürlich klingt das erst einmal viel und auch ich wünsche mir endlich Konstanz auf dieser Position.

Doch schaut man sich mal in der Bundesliga um, dann stellt man schnell fest, dass der FCA auf der Trainerposition mit Abstand nicht die meisten Wechsel vornimmt. Im Gegenteil, man gehört sogar zu den Vereinen, wo mit am wenigsten der Trainer ausgetauscht wird. In 11 Jahren Bundesligazugehörigkeit hatte man gerade einmal 7 Trainer. In der Zeit ab der Übernahme von Stefan Reuter am 01.01.2013 gab es gerade einmal 5 Trainerwechsel.

Spitzenreiter Stuttgart hatte in der gleichen Zeit 16 Trainer. Dahinter folgt gleich der HSV mit 15 Coaches. Um genau zu sein hatte fast jeder Verein mehr Rotation auf dieser Position als der FC Augsburg. Lediglich der SC Freiburg, der überhaupt keinen Wechsel vorgenommen hat, und Borussia Mönchengladbach mit 5 Cheftrainern haben hier mehr Konstanz. Kurz: Der FC Augsburg liegt im Ligavergleich auf einem wirklich sehr guten 3. Platz, den man sich mit Eintracht Frankfurt teilt, die seit 2013 ebenfalls nur 6 Coaches hatten.

Fazit

Auch wenn man auf die Anzahl der Übungsleiter seit April 2019 blickt, stellt man fest, dass in nahezu jedem Verein nahezu gleich viele Wechsel vorgenommen wurden. Nur Freiburg, Union, Greuther Fürth (kein Wechsel) und in Frankfurt (ein Wechsel) war der Verschleiß an Trainern geringer. Bayern, Dortmund, Gladbach und Bielefeld hatten wie der FC Augsburg jeweils 3 Trainer.

Von daher könnte man jetzt sagen, dass ja alles nicht so schlimm ist. Trotzdem darf es ein „Weiter so“ aus meiner Sicht nicht geben. Konstanz kann im Fußball sehr viel ausmachen, wie man daran sieht, dass der FCA seine erfolgreichste Zeit hatte, als man 4 Jahre lang mit Markus Weinzierl den gleichen Coach hatte. Durch hervorragende Teamarbeit hat man es geschafft, den Verein sogar in die internationalen Wettbewerbe zu bringen. Daran sieht man, dass das genau die Dinge sind, auf die es ankommt: Konstanz, Zusammenhalt und ein ruhiges Arbeitsklima.

Genau das ist es aber, was sich nicht nur die Fans, sondern auch die Spieler wieder zu wünschen scheinen. So sagte Kapitän Jeffrey Gouweleeuw nach der Partie gegen Greuther Fürth: „Wenn man jedes Jahr einen neuen Trainer hat, ist das nicht gut. Jetzt müssen wir mal wieder abwarten und schauen.“ Das klingt in meinen Ohren nicht nur unsicher sondern auch unzufrieden. Das kann man auch durchaus nachvollziehen, denn jetzt kommt wieder ein neuer Coach mit neuen Ideen, Techniken, Taktiken und eventuell Veränderungswünschen. Dinge, die die Spieler erneut von der Pike auf verinnerlichen müssen.

Hoffentlich bekommen wir Fans auch bald mal wieder Grund zu lachen
(Photo by Matthias Hangst/Getty Images)

Deswegen können wir nur hoffen, dass die Verantwortlichen und vor allem Stefan Reuter nun ein glücklicheres Händchen haben, was die Auswahl des neuen Trainers angeht, damit endlich wieder Konstanz und Ruhe in den Verein einkehrt. Vielleicht können wir dann irgendwann einmal wieder über solch große Erfolge jubeln, die wir einst feiern durften.

Wir sind schon alle ganz gespannt, wer der neue Trainer nun letztlich werden wird. Peter Zeidler, der in St. Gallen gezeigt hat, wie erfolgreich er mit einem jungen Team arbeiten konnte? Hannes Wolf, der den VfB Stuttgart einst zum Zweitligameister machte und heute die deutsche U19 erfolgreich trainiert? Sebastian Hoeneß, der erst in Hoffenheim seinen Posten räumen musste? Oder wird es am Ende doch jemand ganz anders, mit dem wir alle nicht rechnen? Wir können nur eines tun: Abwarten und Tee / Kaffee / ein kühles Riegele trinken.

Das Duell der Trainer

In der letzten Episode unserer kleinen Weinzierl-Reihe haben wir uns bereits die Stationen Regensburg, Schalke und Stuttgart angeschaut, bei denen unser Trainer als Cheftrainer tätig gewesen ist. Seine Anstellung bei unserem FC Augsburg haben wir dort ganz bewusst nicht betrachtet, denn dafür haben wir uns etwas Besonderes ausgedacht: Ein kleines Trainerduell. Wie genau könnt ihr euch das vorstellen? Ganz einfach: Wir haben uns Markus Weinzierl und und die nachfolgenden Trainer geschnappt und uns ihre Bilanz über die jeweiligen Bundesligapartien hinweg genauer angeschaut. Dabei haben wir uns jedes einzelne Spiel angesehen und die Daten hierzu ausgewertet. Viele Fans haben eine große Hoffnung, dass Markus Weinzierl uns zu alter Stärke zurück führen kann. Doch bekamen wir unter ihm wirklich den besten FCA aller Zeiten zu sehen? Wir verraten es euch. Ring frei!

Die favorisierten Spielsysteme im Vergleich

Jeder Trainer hat seine eigenen Vorlieben, inwiefern er eine Mannschaft auflaufen lässt. Dieses System muss natürlich auf das Team und die Stärken der einzelnen Spieler abgestimmt sein und auch zu den Werten des jeweiligen Vereins passen. Ich denke, Markus Weinzierl hat diese in seiner zweiten Vorstellung am 27.04.2021 perfekt beschrieben:

Da müssen wir wieder hinkommen, die eigenen Stärken heraus zu kehren, die eigene Identität wieder zu finden. Eben aggressiv, mutig zu sein, Spaß am Zweikampf zu entwickeln und eklig zu sein. Ein ekliger Gegner zu sein, wo man unangenehm dem Partner gegenüber tritt – dem Gegenspieler. Und das hab ich vermisst und da will ich die Jungs von der Einstellung und der Mentalität her wieder hinbringen.

Markus Weinzierl bei seiner Vorstellung am 27.04.2021

Natürlich hat jeder Trainer seinen Favoriten. Wobei auch hierzu zu sagen ist, dass es auch innerhalb einer Saison verschiedene Varianten im Spielsystem geben wird, denn man muss sich auch auf die Spielart des Gegners einstellen. Zudem hängt auch alles davon ab, ob man das Spiel eher offensiv oder defensiv gestalten möchte. Offiziell gibt es 14 verschiedene Arten, wie ein Trainer seine Mannschaft zu Beginn aufstellen kann. Da wäre einmal das klassische 4231 oder 4222. Aber auch ein 352 oder 532 wird in der Liga gerne praktiziert. Auch ein 442 oder 4141 sieht man durchaus des Öfteren.

Doch ich gehe davon aus, dass die Fußballexperten unter uns die Systeme kennen, weswegen ich nun gleich mal einen Blick auf die einzelnen Varianten der zur Wahl stehenden Trainer es werfen möchte:

Markus Weinzierl: Unter unserem heutigen Trainer fand während seiner ersten Amtszeit beim FCA eine Systemänderung statt, denn in den ersten beiden Jahren ließ Weinzierl noch gerne ein 4141 auflaufen. In 39 von 68 möglichen Partien brachte er dies zur Anwendung. Doch ab der Saison 2014/15 setzte er eher auf ein 4231 – allerdings nicht auf das klassische mit einer Doppelsechs, sondern eher offensiv ausgelegt mit einem defensiven und einem zentralen Mittelfeldspieler. Diese Ausrichtung haben wir auch in der Vorbereitung und auch beim ersten Spieltag gegen Hoffenheim sehen dürfen.

Dirk Schuster: Auch der gebürtige Karl-Marx-Städter setzte bei uns auf ein 4231. Doch aufgrund einer eher defensiven Ausrichtung des Spiels, stellte er zwei Sechser auf den Platz. In 12 von 14 Bundesligapartien unter Schuster kam dieses System zur Anwendung.

Manuel Baum: Bei unserem ehemaligen Leiter des NLZ lässt sich eines feststellen. Er hatte kein bevorzugtes System und änderte immer wieder den Spielaufbau. Zwar sah man des Öfteren auch das klassische 4231 oder auch ein 4231 mit zentralem Mittelfeld, allerdings passte er seine Ausrichtung immer auf den Gegner an. So ließ er auch gerne mal mit 3er- oder 5er-Kette spielen.

Martin Schmidt: Der Schweizer ließ die Mannschaft eigentlich immer mit einer 4er-Abwehrkette auflaufen. Doch davor findet man auch bei ihm verschiedene Ausrichtungen. So spielte auch er gerne mal in einem klassischen 4231, aber auch in einem 4141, 4222 oder 42211 (also mit hängender Spitze).

Heiko Herrlich: Auch unser Trainer der letzten Saison stellte das Team oftmals in dem Klassiker 4231 oder auch in einem 4222 auf. Allerdings probierte er es zwischenzeitlich auch mal mit einer 3er-Kette. Um genau zu sein mit einem 3421, das die Fans aber nicht so wirklich überzeugen konnte, da die Spielausrichtung doch sehr defensiv und zäh wirkte.

Die Punkteausbeute

In diesem Fall haben wir uns die genaue Statistik angeschaut, wie oft das Team gewonnen, verloren oder unentschieden gespielt hat. Die Punkteausbeute geteilt durch die Anzahl der bestrittenen Spiele ergibt den Punkteschnitt. Um fair zu bleiben, haben wir hierbei nicht nur jede einzelne Saison getrennt voneinander betrachtet, sondern auch den Gesamtschnitt aller bestrittenen Partien gezogen.

TrainerSaisonS-U-NPunkteschnitt
Markus Weinzierl2012/138 – 9 – 170,97 (33 Punkte)
2013/1415 – 7 – 121,53 (52 Punkte)

2014/1515 – 4 – 151,44 (49 Punkte)

2015/169 – 11 – 141,12 (38 Punkte)

2020/211 – 0 – 21,00 (3 Punkte)


Schnitt gesamt:1,26




Dirk Schuster2016/173 – 5 – 61,00 (14 Punkte)



Manuel Baum2016/176 – 6 – 81,20 (24 Punkte)
2017/1810 – 11 – 131,21 (41 Punkte)

2018/196 – 7 – 150,89 (25 Punkte)


Schnitt gesamt:1,10




Martin Schmidt2018/192 – 1 – 31,17 (7 Punkte)
2019/207 – 6 – 121,08 (27 Punkte)


Schnitt gesamt1,10




Heiko Herrlich2019/202 – 3 – 41,00 (9 Punkte)
2020/219 – 6 – 161,06 (33 Punkte)


Schnitt gesamt1,05
Auswertung Punkteausbeute

Das Ergebnis dürfte wenige von uns überraschen, denn es ist allgemein bekannt, dass wir unter Markus Weinzierl die beiden erfolgreichsten Spielzeiten unserer Bundesligahistorie gespielt haben. So holte er sich saisonal betrachtet nicht nur Rang 1 sondern räumte auch gleich noch den zweiten Platz mit ab. Die Bronzemedaille schnappt sich Manuel Baum, der in der Saison 2017/18 ebenfalls die magischen 40 Punkte, die sicher zum Klassenerhalt reichen, knacken konnte. Das schafften wir nur unter diesen beiden Trainer. Bei allen anderen hieß es jedoch „zittern bis zum Ende“.

Das Ranking bezüglich des Gesamtschnitts sieht in dieser Kategorie wie folgt aus:

  1. Markus Weinzierl: 1,26 Punkte je Spiel
  2. Manuel Baum und Martin Schmidt: 1,10 Punkte je Spiel
  3. Heiko Herrlich: 1,05 Punkte je Spiel
  4. Dirk Schuster: 1,00 Punkte je Spiel

Tore und Torschüsse

Um ordentlich Punkte zu sammeln bzw. Spiele zu gewinnen, muss man natürlich auch viele Tore schießen. Fußballregel Nummer 1! Ich habe bewusst die Tore und Gegentore getrennt voneinander betrachtet, da man sonst schnell den Überblick verlieren könnte. Was ich aber in meine Betrachtung mit habe einfließen lasse, sind die durchschnittlich abgegebenen Torschüsse pro Spiel innerhalb einer Saison. Natürlich kommt es hierbei auf die Ausrichtung des Spiels an. Unter Markus Weinzierl spielten wir beispielsweise offensiver ausgerichtet als unter Dirk Schuster oder Heiko Herrlich.

Um eines vorne weg zu nehmen: Die Analyse der einzelnen Spiele hat mir persönlich wirklich die Hoffnung gemacht, dass wir in der kommenden Saison mehr von beidem zu sehen bekommen als in der abgelaufenen Spielzeit 2020/21. Denn sieht man sich Weinzierls Ausbeute mit unserem FCA an, so kommt er in seiner ersten Amtszeit auf sage und schreibe 165 Bundesliga-, 12 Europa League – und 9 DFB-Pokal-Tore. In der Bundesliga knackten wir sogar in 3 Spielzeiten die 40-Tor-Marke. Doch sehen wir es uns erneut tabellarisch an, da das für mich immer ein gutes Mittel ist, den Überblick deutlicher heraus zu kristallisieren.

Eine kleine Info noch am Rande: Die genauen Spieldaten standen mir leider erst ab der Saison 2013/14 zur Verfügung, sodass ihr euch nicht wundern dürft, wenn diese noch nicht in Weinzierls erster Saison bei uns auftauchen.

TrainerSaisonTore / Tore pro SpielTorschüsse (Schnitt)
Markus Weinzierl2012/1333 / 0,97

2013/1447 / 1,3815,26

2014/1543 / 1,2613,47

2015/1642 / 1,2413,00

2020/215 / 1,6714,33

Gesamt:170 / 1,2214,02




Dirk Schuster2016/1711 / 0,7911,79




Manuel Baum2016/1724 / 1,2010,25

2017/1843 / 1,2612,47

2018/1937 / 1,3213,71

Gesamt104 / 1,2712,14




Martin Schmidt2018/1914 / 2,3311,83

2019/2036 / 1,4411,00

Gesamt50 / 1,6111,42




Heiko Herrlich2019/2010 / 1,1110,00

2020/2131 / 1,009,48

Gesamt41 / 1,039,74
Auswertung Tore und Torschüsse

Auch hier kann man erneut die Spielzeiten getrennt und im Gesamten betrachten. Die meisten Tore schoss man in den letzten 6 Partien der Spielzeit 2018/19 unter Martin Schmidt. Ganze 14 Mal traf man dabei in den gegnerischen Kasten, was somit einen Schnitt von 2,33 Toren pro Partie ergibt. Auch den zweiten Platz schnappt sich der sympathische Schweizer, denn in den 25 Spielen, die der FCA in der Saison 2019/20 unter ihm bestritt, schoss man durchschnittlich 1,44 Tore je Spiel. Rang 3 geht an Markus Weinzierl. 2013/14 schossen seine Jungs 47 Tore. Das bedeutet 1,38 Tore in einem Spiel.

Bei den Torschüssen holt sich der Straubinger erneut die Krone, denn in der Spielzeit 2013/14 schoss man durchschnittlich 15,26 Mal auf das gegnerische Tor. Platz 2 geht an Manuel Baum für 13,71 Torschüsse in der Spielzeit 2018/19.

Aber auch hier das Gesamtranking für die durchschnittlich erbrachte Leistung über den kompletten Anstellungszeitraum hinweg.

Kategorie erzielte Tore:

  1. Martin Schmidt: 50 Tore in 31 Bundesligapartien → 1,61 Tore pro Spiel
  2. Manuel Baum: 104 Tore in 82 Bundesligapartien → 1,27 Tore pro Spiel
  3. Markus Weinzierl: 170 Tore in 139 Bundesligapartien → 1,22 Tore pro Spiel
  4. Heiko Herrlich: 41 Tore in 40 Bundesligapartien → 1,03 Tore pro Spiel
  5. Dirk Schuster: 11 Tore in 14 Bundesligapartien → 0,79 Tore pro Spiel

Kategorie Torschüsse:

  1. Markus Weinzierl: 14,02 Torschüsse pro Partie
  2. Manuel Baum: 12,14 Torschüsse pro Partie
  3. Dirk Schuster: 11,79 Torschüsse pro Partie
  4. Martin Schmidt: 11,42 Torschüsse pro Partie
  5. Heiko Herrlich: 9,74 Torschüsse pro Partie

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass wir unter Martin Schmidt nahezu brutal effizient waren, wenn man die abgegebenen Torschüsse mit den erzielten Treffern vergleicht. Dennoch kann man hoffen, dass wir unter Markus Weinzierl die Kurve kriegen und bald wieder einen offensiver ausgelegten Fußball zu sehen bekommen.

Gegentore

Natürlich gehören zu einem Fußballspiel auch Gegentore. Auch hier gibt es natürlich mehrere Faktoren, die eine große Rolle spielen. Allen voran das Abwehrverhalten und die Leistung des Keepers. Allerdings ist es der Trainer, der die Mannschaft aufstellt, sodass auch er hier immer mit in der Verantwortung steht. Denn wie man unter Martin Schmidt sehr gut sehen konnte, kann es sehr viel ausmachen, wenn man auf den falschen Mann im Tor setzt.

Doch schauen wir uns jetzt mal genauer an, wie sich unser FCA unter den verschiedenen Trainern geschlagen hat, bevor wir auch hier ein Ranking erstellen.

TrainerSaisonGegentore gesamtGegentore pro Partie
Markus Weinzierl2012/13511,5

2013/14471,38

2014/15431,26

2015/16521,53

2020/2172,33

Gesamt:2001,44




Dirk Schuster2016/17161,14




Manuel Baum2016/17331,65

2017/18461,35

2018/19541,92

Gesamt1331,62




Martin Schmidt2018/19172,83

2019/20522,08

Gesamt692,23




Heiko Herrlich2019/20111,22

2020/21471,51

Gesamt581,45
Auswertung Gegentore

Natürlich ist es vollkommen klar, dass auch das Spielsystem großen Einfluss auf die Anzahl der kassierten Treffer hat. Stellt sich eine Mannschaft über 90 Minuten mit 11 Mann hinten in die eigene Box, ist die Wahrscheinlichkeit ein Gegentor zu kassieren in der Regel deutlich geringer. Macht man aber auf, läuft man schnell einmal in einen Konter und schon klingelt es.

Dirk Schuster, der sich hier den ersten Platz holt, ließ einen sehr defensiv ausgerichteten Fußball spielen, der zwar nicht schön anzusehen war, aber dafür erhielten wir in 14 Bundesligapartien nur 16 Gegentreffer. Während wir unter Martin Schmidt zwar viele Tore schossen, wie wir eben schon gesehen haben, aber dafür auch überdurchschnittlich viele einstecken mussten.

Hier ist es also – unser Ranking für die am wenigsten kassierten Gegentreffer.

  1. Dirk Schuster: 1,14 pro Spiel
  2. Markus Weinzierl: 1,44 pro Partie
  3. Heiko Herrlich: 1,45 pro Spiel
  4. Manuel Baum: 1,62 pro Partie
  5. Martin Schmidt: 2,23 pro Spiel

Passspielchen

Natürlich haben wir auch einen genauen Blick auf die Pässe geworfen. Sprich, wie viele Pässe wurden insgesamt gespielt, wie viele kamen beim eigenen Mann an und wie hoch waren dadurch die durchschnittliche Passquote. Auch hier hängt alles erneut vom System und der Spielausrichtung ab. Der FCA ist kein Verein, der wie Bayern oder Dortmund auf das berühmte Kurzpassspiel setzt, weswegen unsere Anzahl an Pässen immer geringer sein wird als die anderer Vereine.

Auf die Fehlpässe werfen wir in der nächsten Kategorie einen genauen Blick, sodass man nicht so schnell den Überblick verlieren kann. Deswegen sehen wir uns nun an, wie die Passquote in den einzelnen Partien sowie im Gesamten war. Hier bitte ich euch nochmal zu beachten, dass mir die genauen Spieldaten erst ab der Saison 2013/14 zur Verfügung standen, sodass die erste Saison unter Markus Weinzierl leider fehlt. Dennoch hat die Auswertung eine gute Aussagekraft, da ich immer die genaue Anzahl der Spiele in der Betrachtung beachtet habe.

TrainerSaisonAnzahl der PässeAngekommene PässePassquote
Markus Weinzierl2013/14409,9731776,44

2014/15438,53329,5374,14

2015/16399,85304,5975,18

Gesamt:412,36313,2574,79





Dirk Schuster2016/17395,14292,5773,09





Manuel Baum2016/17351,30248,4069,28

2017/18371,21272,3572,25

2018/19395,18292,1472,97

Gesamt374,95273,2771,77





Martin Schmidt2018/19403,83311,5076,37

2019/20308213,9268,46

Gesamt326,55233,0069,99





Heiko Herrlich2019/20344,67244,1169,76

2020/21382,03283,0373,05

Gesamt373,63274,4872,31
Auswertung Passspiel

Wie man hier sehr schön sehen kann, spielten wir unter Markus Weinzierl die höchste Anzahl an abgegebenen Pässen, was sehr dafür spricht, dass seine Art des Fußballs offensiver ausgerichtet ist als beispielsweise unter einem Dirk Schuster. Ebenfalls kann sich unter ihm die Passquote durchaus sehen lassen.

Hier die Rankings in diesen beiden Kategorien.

Kategorie gespielte Pässe:

  1. Markus Weinzierl: 412,36 Pässe
  2. Dirk Schuster: 395,14 Pässe
  3. Manuel Baum: 374,95 Pässe
  4. Heiko Herrlich: 373,63 Pässe
  5. Martin Schmidt: 326,55 Pässe

Kategorie Passquote:

  1. Markus Weinzierl: 74,79%
  2. Dirk Schuster: 73,09%
  3. Heiko Herrlich: 72,31%
  4. Manuel Baum: 71,77%
  5. Martin Schmidt: 69,99%

Fehlpässe

Selbstverständlich ist es klar, dass ein Ball auch mal nicht beim eigenen Mann ankommt. Schließlich spielt der Gegner ja auch noch mit und grätscht öfter mal dazwischen. Diese Kategorie können wir ein wenig abkürzen, denn sie hängt natürlich unmittelbar mit den gespielten und abgegebenen Pässen zusammen. Und da ich euch nicht zu sehr mit Zahlen und Tabellen überfordern möchte, präsentiere ich euch hier nun das Ranking bezüglich der Fehlpassquote. Platz 1 geht natürlich an den Trainer, der die geringste Anzahl an Fehlpässen vorzuweisen hat. Und das ist…

  1. Markus Weinzierl: 25,21%
  2. Dirk Schuster: 26,91%
  3. Heiko Herrlich: 27,69%
  4. Manuel Baum: 28,23%
  5. Martin Schmidt: 30,01%

Es ist schon heftig, dass unter Martin Schmidt fast ein Drittel der gespielten Bälle nicht beim eigenen Mann angekommen sind, während es bei Markus Weinzierl in etwa ein Viertel gewesen sind. Bei 100 Pässen sind das dann doch 5 Schüsse mehr, die beim Gegner landeten. Und wenn man bedenkt, dass ein einziger gezielter Pass dazu ausreichen kann, ein Spiel in die eine oder andere Richtung zu verlagern, dann sollte man hieran wirklich arbeiten.

Wobei die Fehlpassquote beim Spiel gegen Hoffenheim gar nicht so schlecht war, wie das Ergebnis es vermuten lässt. Von 359 Pässen kamen 82 nicht beim eigenen Mitspieler an. Das entspricht einer Fehlpassquote von 23% und ist daher eines unserer besseren Ergebnisse, wie man oben sehen kann. Der Spieler mit der besten Passquote war im Übrigen Niklas Dorsch mit 90,3% angekommen Bällen. Aber das nur so nebenbei bemerkt.

Ballbesitz

Wie wir unseren FCA kennen, ist bei uns Ballbesitz eher eine zweitrangige Tugend. Die Jungs gehen eher dahin, wo es weh tut – aggressiv und eklig. Zumindest will Markus Weinzierl diese Stärken, die in der letzten Saison unter die Räder gekommen ist, wieder heraus kristallisieren. Ich wage sogar zu behaupten, dass sich die Fuggerstädter manchmal schwerer tun, wenn sie das Spiel selbst machen müssen. Und Ballbesitz ist nicht alles, denn wie man in der letzten Spielzeit am zweiten Spieltag gegen Borussia Dortmund gesehen hat, reichen sogar 20% aus, um eine Partie gewinnen zu können. Trotzdem möchte ich euch der Vollständigkeit halber die Daten präsentieren, die ich für euch ausgewertet habe.

TrainerSaisonBallbesitz im SchnittHöchster Ballbesitz
Markus Weinzierl2013/1449,06%60% (2.Spieltag gegen Werder Bremen → Niederlage)

2014/1552,29%67% (33. Spieltag gegen Hannover 96 → Niederlage)

2015/1646,79%71% (9. Spieltag gegen Darmstadt → Niederlage)

2020/2134,67%43% (32. Spieltag gegen VfB Stuttgart → Niederlage)

Gesamtschnitt:48,96%




Dirk Schuster2016/1745,29%66% (5. Spieltag gegen Darmstadt → Sieg)




Manuel Baum2016/1739,30%57% (31. Spieltag gegen HSV → Sieg)

2017/1845,35%65% (33. Spieltag gegen Schalke 04 → Niederlage)

2018/1946,68%64% (13. Spieltag gegen VfB Stuttgart → Niederlage)

Gesamtschnitt:44,33%




Martin Schmidt2018/1944,50%56% (29. Spieltag gegen Frankfurt → Sieg)

2019/2036,60%54% (2. und 19. Spieltag gegen Union Berlin → Unentschieden + Niederlage)

Gesamtschnitt:38,13%




Heiko Herrlich2019/2042,11%55% (28. Spieltag gegen Paderborn → Unentschieden)

2020/2141,84%59% (9. Spieltag gegen Freiburg → Unentschieden)

Gesamtschnitt:41,90%
Auswertung Ballbesitz

Wie man anhand der Daten recht gut sehen kann, hat man das Spiel bei hohem Ballbesitz oftmals nicht gewonnen sondern tendenziell eher verloren oder Unentschieden gespielt. Woran das liegt, darüber kann man nur spekulieren. Vielleicht ist es der Druck, der den Spielern zu Kopf steigt und das kann gerne mal zum Problem werden. Denn wie wir selbst alle aus unserem Leben wissen, funktioniert mit Druck oftmals gar nichts.

Den meisten Ballbesitz hatten wir, wie schon vermutet, in der Saison 2014/15 unter Markus Weinzierl mit 52,29% der Spielanteile. Auch Rang 2 schnappt sich der gebürtige Straubinger mit 49,06%. Natürlich hängt auch das wieder alles mit dem System und der Spieltaktik zusammen. Doch da er auch mit Stuttgart und Schalke recht ähnliche Werte erreichen konnte, lässt mich das doch hoffen, dass wir unter unserem jetzigen Trainer einen anderen Fußball sehen werden. Einen Fußball, bei dem wir uns nicht nur hinten rein stellen, sondern auch mal mutig nach vorne gehen und den Gegner unter Druck setzen.

Doch wer hat sich nun letztendlich in der Kategorie „Durchschnittlicher Ballbesitz“ die Krone geholt? Ich verrate es euch:

  1. Markus Weinzierl: 48,96%
  2. Dirk Schuster: 45,29%
  3. Manuel Baum: 44,33%
  4. Heiko Herrlich: 41,90%
  5. Martin Schmidt: 38,13%

Zweikampfquote

Aggressiv, mutig, Spaß am Zweikampf zu entwickeln und ein ekliger Gegner zu sein… Ich weiß, dass ich mich wiederhole, aber genau das sind die Tugenden, die unseren FCA ausmachen. Viele Bundesligavereine sind laut eigener Aussage in der Vergangenheit ungern gegen die Rot-Grün-Weißen aufgelaufen, eben weil der FC Augsburg dafür bekannt ist, hart in die Zweikämpfe zu gehen. Vor allem wenn die WWK-Arena voll war, hat man oft gesehen, wie die Jungs alles rein werfen und um jeden Ball fighten, als wäre es der Letzte.

Gerade in der abgelaufenen Saison hatte man jedoch den Eindruck, dass diese Eigenschaft unter Heiko Herrlich ein wenig verloren gegangen ist. Mir persönlich fehlte dieser Mut und die Aggressivität, durch die die Identität unseres Lieblingsvereins ziemlich gelitten hat. Doch war es wirklich so schlimm? Ich habe auch hier ein Ranking erstellt und mir die Zweikampfquoten eines jeden Spiels angeschaut und daraus den Durchschnitt der jeweiligen Amtszeit errechnet. Unter wem waren wir nun wirklich am stärksten?

  1. Markus Weinzierl: 50,33%
  2. Dirk Schuster: 49,50%
  3. Heiko Herrlich: 48,98%
  4. Manuel Baum: 48,88%
  5. Martin Schmidt: 46,52%

Wie man sieht sind die Ergebnisse denkbar knapp, doch auch hier erzielten wir unter Markus Weinzierl die wohl besten Leistungen. Doch ein kleiner Funfact am Rande: Das Spiel, in dem wir die meisten Zweikämpfe für uns gewinnen konnten, spielten wir unter dem Trainer, der in dieser Kategorie am schlechtesten abschneidet. Martin Schmidt… Am 20. Spieltag der Saison 2019/20 gewann der FCA im eigenen Stadion 2:1 gegen Werder Bremen. Hier konnte man stolze 67% aller Spielduelle für sich entscheiden.

Laufleistung

Fußball ist ein Laufsport. Klare Sache! Doch hättet ihr gewusst, dass die Augsburger Jungs von der Saison 2013/14 bist zum letzten Spieltag der Saison 2020/21 ganze 31.231,93 Kilometer gelaufen sind? Fehlen nur knapp 9.000 Kilometer und man hätte einmal die Erde umrundet, deren Umfang 40.008 Kilometer beträgt. Bei 8 Spielzeiten bedeutet das eine durchschnittliche Laufleistung von 3.903,99 Kilometer pro Saison und 114,82 Kilometer pro Partie.

Doch welcher Trainer hat die imaginäre Peitsche ausgepackt und seine Schützlinge am meisten laufen lassen? Auf die einzelne Spielzeit gesehen war das Heiko Herrlich. In den 31 Partien, die er den FC Augsburg in der Saison 2020/21 trainierte, liefen die Spieler durchschnittlich 118,87 Kilometer pro Partie. Danach folgt schon Markus Weinzierl, unter dem man 117,49 Kilometer in einem Spiel zurücklegte. Das war in unserer punktreichsten Spielzeit 2013/14. Relativ wenig wurde unter Dirk Schuster gelaufen, denn hier kommen die Augsburger Jungs gerade mal auf 109,58 Kilometer.

Die höchste Distanz legten die Augsburger Jungs ebenfalls unter Heiko Herrlich zurück. In der Partie gegen Bayer 04 Leverkusen am 26.10.2020, die man mit 3:1 verlor, lief die Mannschaft sage und schreibe 128,52 Kilometer.

An wen geht also diese Kategorie?

  1. Heiko Herrlich: 118,36 Kilometer pro Partie
  2. Martin Schmidt: 114,88 Kilometer pro Partie
  3. Markus Weinzierl: 114,54 Kilometer pro Partie
  4. Manuel Baum: 114,34 Kilometer pro Partie
  5. Dirk Schuster: 109,58 Kilometer pro Partie

Wie unschwer zu erkennen ist, legten die Augsburger unter Heiko Herrlich deutlich mehr Kilometer zurück als unter den anderen Trainern. In etwa 4 Kilometer pro Spiel. Rechnet man das auf die Saison hoch, dann sprechen wir hier von ca. 136 Kilometer und somit über eine Spiellaufleistung mehr. Ich war nicht unbedingt ein Fan von Heiko Herrlich, aber in diesem Punkt hat er die Mannschaft wirklich gepusht.

Bilanz am ersten Spieltag

Bevor ich nun den Sieger küre, möchte ich aus gegebenem Anlass noch einen kleinen Blick auf die Bilanz des ersten Spieltages werfen. Auch mich hat der Auftritt unserer Mannschaft am 14.08.2021 gegen Hoffenheim etwas beunruhigt. Ein 0:4 ist immerhin eine ziemliche Packung, die man erst einmal weg stecken muss. Doch dann habe ich mir meine Auswertungen nochmal genauer angeschaut und es ist nicht das erste Mal, dass wir in so eine Saison starten. Aber alles der Reihe nach.

Es ist kein Geheimnis, dass Markus Weinzierl einfach kein Händchen für den ersten Spieltag hat. Eine Strategie vielleicht? Markus verrät es uns selbst mit einem Schmunzeln auf den Lippen.

Wenn ich euch jetzt erzähle, dass es Strategie ist, dann glaubt ihr es nicht. Das erste Spiel zu verlieren, um die Erwartungen nach unten zu senken und dann wollen wir überraschen.

Markus Weinzierl im Interview mit BR24

Aber es stimmt tatsächlich: Markus Weinzierl konnte noch nie in der Bundesliga ein Saisonauftaktspiel gewinnen. Auch bei uns nicht. 2012/13 verlor man mit 0:2 gegen Fortuna Düsseldorf, 2013/14 0:4 gegen Borussia Dortmund, 2014/15 2:0 gegen TSG Hoffenheim und 2015/16 0:1 gegen Hertha BSC. Doch immer wieder schaffte man es in Laufe der Saison das Feld von hinten aufzurollen. 2013/14 schafften wir es sogar die meisten Punkte überhaupt in unserer Bundesligahistorie einzufahren. Ganze 52 Zähler standen am Ende auf der Habenseite. Von daher sehe ich die erneute Niederlage zu Beginn der Saison noch ziemlich entspannt und hoffe auf den bekannten „Hallo-wach“-Effekt.

Auch die anderen Trainer machten es nicht unbedingt besser: Unter Dirk Schuster verlor man am ersten Spieltag der Saison 2016/17 mit 0:2 gegen den VfL Wolfsburg. Mit Manuel Baum gab es 2017/18 eine 1:0-Niederlage gegen den HSV. 2018/09 gewann man zwar mit 1:2 bei Fortuna Düsseldorf, allerdings rettete das den ehemaligen Leiter unseres NLZ auch nicht davor, nach dem 28. Spieltag entlassen zu werden, da er bis dato nur 25 Punkte gesammelt hatte. Mit Martin Schmidt setzte es sogar eine 5:1-Klatsche in Dortmund zu Beginn der Spielzeit 2019/20. Und Heiko Herrlich? Man gewann zwar den ersten Spieltag mit 1:3 bei Union Berlin und sammelte an den ersten 3 Spieltagen sogar 7 Punkte, doch danach ging es steil bergab und es wurde am Ende sehr knapp in puncto Klassenerhalt.

Man sieht also, dass wir uns in den vorangegangenen 9 Spielzeiten immer schwer getan haben, was das Auftaktspiel angeht. 7 von 9 haben wir verloren, weswegen mir die 8. Niederlage zwar weh tut, aber mich nicht sämtlicher Hoffnungen beraubt. Wir haben es immer geschafft, die Klasse zu halten und wir werden es auch in diesem Jahr packen. Wir haben guten Kader, mit dem einiges möglich ist. Also vertrauen wir doch auf die Jungs, die sicherlich auch gerne mit einem Sieg gestartet wären. Ich für meinen Teil glaube fest an unseren FCA, dass wir im Mai 2022 sagen dürfen „Auf geht’s ins 12. Jahr Bundesliga!“

Auswertung

Aber nach diesem kleinen Exkurs zurück zum eigentlichen Thema. Dem Trainerduell… Insgesamt habe ich 10 Rankings erstellt. Für Platz 1 in einem Ranking habe ich jeweils 10 Punkte gegeben. Für Platz 2 gab es 8, für Rang 3 6, für Rang 4 4 und für Rang 5 immerhin noch 2 Zähler. Somit konnten insgesamt 100 Punkte erreicht werden. Wer bekam die meisten und konnte das Trainerduell für sich entscheiden? Ich glaube, ihr wisst es schon.

  1. Markus Weinzierl: 90 Punkte
  2. Dirk Schuster: 62 Punkte
  3. Manuel Baum: 56 Punkte
  4. Heiko Herrlich: 52 Punkte
  5. Martin Schmidt: 38 Punkte

Von 10 Rankings konnte Markus Weinzierl 7 für sich entscheiden und einen zweiten sowie zwei dritte Plätze für sich verbuchen. Dass unserer heutiger Trainer das Rennen machen würde, hat mich nicht wirklich überrascht, denn unter ihm spielte der FCA einen sehr ansehnlichen und vor allem auch erfolgreichen Fußball. Immerhin sind wir nicht umsonst in die Europa League eingezogen, wo wir sogar unter die besten 32 Teams kommen konnten. Die Hoffnung, dass es unter Weinzierl also wieder besser funktioniert als unter seinen Vorgängern, ist durchaus gegeben. Auch wenn man die erste Partie verloren hat. Es kann nur besser werden. Das Feld von hinten aufzurollen können wir sogar besser als uns oben zu halten, wie die letzte Saison eindeutig zeigt.

Wenn jetzt ein lauter Aufschrei durch die Menge gehen sollte, dass Martin Schmidt definitiv besser war als Heiko Herrlich oder Dirk Schuster, so mag das bezogen auf die Torausbeute sicher stimmen. Doch in den Kategorien Passspiel, Zweikampf, Ballbesitz etc. konnte er leider nicht überzeugen. Das heißt jetzt nicht, dass der sympathische Schweizer ein schlechter Trainer ist, sondern sein System hat bei uns halt einfach nicht funktioniert.

Sehr überraschend war für mich aber, dass Dirk Schuster ein so gutes Ergebnis erzielt hat, denn rein vom Spielerischen her, hat er mich nie wirklich überzeugt. Aber daran sieht man, dass es im Fußball eben auf mehrere Faktoren ankommt, die am Ende ein erfolgreiches Konzept ergeben.

Da hat er wirklich allen Grund zu lachen – der unangefochtene Sieger Markus Weinzierl (Foto via imago)

Das Team der RoGaz gratuliert Markus Weinzierl hiermit ganz herzlich zum Sieg des Trainerduells! Wir sind uns sicher, dass er unseren FCA zu alter Größe zurückführen kann. Die Daten und Erfolge geben uns immerhin recht, dass es unter ihm besser lief als unter seinen Nachfolgern bzw. jetzt Vorgängern. Herzlichen Glückwunsch, Markus! Lass es bei uns wieder krachen!

Trainer wechsel‘ dich

Trainerwechsel, Freistellungen und Vertragsauflösungen gehören zum alltäglichen Geschäft des Profifußballs wie der morgendliche Kaffee auf den Frühstückstisch. Die einen wechseln öfter, die anderen weniger. Wieder andere schmeißen einfach ohne Vorwarnung hin, obwohl der Vorstand das so überhaupt nicht akzeptieren möchte. Auch bei unserem FC Augsburg stand in dieser Woche ein erneuter Trainerwechsel an, denn nach dem Spiel gegen den 1. FC Köln sah Sportdirektor Stefan Reuter eine Reaktion als „zwingend notwendig“ an. Eben jener Reuter, der im Februar noch davon überzeugt war, die Saison zusammen mit Heiko Herrlich als Cheftrainer zu beenden. Solche Versprechungen hat man schon des Öfteren aus dem Mund des ehemaligen Dortmundspielers gehört. Und genau aus diesem Anlass, haben wir mal einen Blick auf die Trainer geworfen, die unter Reuters Führung beim FC Augsburg tätig waren. Welche Erfolge konnten sie denn bei uns verbuchen und warum ging man am Ende getrennte Wege?

Schwieriger Start

Markus Weinzierl ist der erste von fünf Trainern, die seit 2012 bei uns an der Seitenlinie standen und unter Reuters Führung den Verein verließen bzw. verlassen mussten. Das ergibt in 9 Spielzeiten eine durchschnittliche Amtszeit von 1,8 Saisons pro Coach unter unserem Geschäftsführer Sport. Klingt erst einmal nicht schlecht, doch wir werden später noch sehen, dass der Schein trügt.

Der gebürtige Straubinger kam im Juli 2012 von Jahn Regensburg in unser schönes Augsburg. Wie wir aber alle wissen, ist das jedoch nicht Reuters Verdienst, sondern der von Andreas Rettig. Es war quasi dessen letzte „Großtat“, denn Rettig verließ den Verein mit Ablauf des 30.06.2012.

Zu Beginn seiner Amtszeit sah es jedoch gewaltig nach Abstieg aus, denn am Ende der Hinrunde stand unser FCA mit lediglich 9 Punkten auf Platz 17 der Tabelle. Allerdings starteten wir eine fast schon furiose Aufholjagd und sicherten uns am letzten Spieltag gegen Greuther Fürth den Verbleib im Oberhaus.

Insgesamt blieb Markus Weinzierl 4 Jahre bei unserem FCA, wobei der größte Erfolg seiner Karriere wohl sein dürfte, dass er uns in seinem dritten Jahr bei uns in die Europa League führte. Dort sorgten wir natürlich für eine große Überraschung, als wir uns im „Wunder von Belgrad“ das Bestehen der Vorrunde sicherten. Und auch wenn wir im Sechszehntelfinale gegen den späteren Finalisten FC Liverpool ausschieden, so haben wir ihnen doch einen Kampf geliefert, der sich sehen lassen konnte.

Der größte Styler mit den meisten Punkten (Foto: nordphoto/Kokenge via Imago)

Natürlich haben wir auch einen Blick auf die einzelnen Spielzeiten geworfen, um die Trainer untereinander vergleichen und die Trennungen nachvollziehen zu können. Hier ist die Ausbeute, die Markus Weinzierl mit unseren Jungs vorweisen kann.

SaisonSpieleS – U – NPunkte pro SpielTabellensituation in der Bundesliga
2012/133710-9-181,05Platz 15, 33 P., TV: 33:51
2013/143717- 7-131,57Platz 8, 52 P., TV: 47:47
2014/153515-4-161,4Platz 5, 49 P., TV: 43:43
2015/164514-12-191,2Platz 12, 38 P., TV: 42:52

Time to say goodbye

Wie man später noch sehen kann, hat Markus Weinzierl von allen Trainern der letzten Jahre die besten Werte vorzuweisen. Doch leider lief die Trennung von ihm alles andere als harmonisch ab. Denn obwohl er seinen Kontrakt im April 2015 noch bis 2019 verlängert hatte, kam der gebürtige Straubinger kein Jahr später mit dem Wunsch, etwas anderes machen zu wollen, auf den Verein zu. Mit dem FC Augsburg habe er alles erreicht und man soll ja immer aufhören, wenn es am schönsten ist.

Wenngleich unser damaliger Kapitän Paul Verhaegh sich für den ehemaligen Cheftrainer aussprach, bekam dieser jedoch keine ordentliche Verabschiedung.

Wir hätten uns alle einen anderen Abschied gewünscht, denn wir hatten vier grandiose Jahre. Das Kapitel ist nun vorbei, wenn er mit Schalke nach Augsburg kommt, ist es nicht geplant, dass es Blumen oder eine große Verabschiedung gibt.

Sportvorstand Stefan Reuter über eine Verabschiedung von Markus Weinzierl (https://www.fotmob.com/news/1q0kgf3nn07561rdstknlusc9w/fca-kein-abschied-f%C3%BCr-markus-weinzierl)

Diese gab es leider auch nicht. Nach dem 1:1 war das Kapitel Weinzierl erledigt. Zumindest vorerst, denn am 26.04.2021 verpflichtete man Markus Weinzierl erneut, damit er unseren FCA zu alter Stärke zurückführt.

Vom Umschaltfußball zur Mauertaktik

Am 15.06.2016 wurde Dirk Schuster als Nachfolger von Markus Weinzierl vorgestellt. Der damals 48-Jährige war vom Ligakonkurrent SV Darmstadt 98 an den Lech gekommen und sah beim FC Augsburg eine sehr gute Perspektive, auch wenn es eine große Herausforderung für ihn war, das Erbe seines erfolgreichen Vorgängers anzutreten. Als primäres Ziel setzte er sich dabei natürlich den Klassenerhalt, aber auch eine sportliche Weiterentwicklung der Mannschaft.

Nur ein halbes Jahr im Amt – Dirk Schuster (Foto via Imago)

Das klappte allerdings nicht wirklich so wie geplant. In insgesamt 16 Spielen, die man unter Schuster bestritt, erreichte man nur folgendes:

SaisonSpieleS – U – NPunkte pro SpielTabellensituation in der Bundesliga
2016/17164-5-71,06Platz 13, 14 P., TV: 11:16

Wirklich ansehnlich war der Fußball unter dem ehemaligen Innenverteidiger nicht, denn die Jungs um Daniel Baier spielten plötzlich einen sehr defensiv ausgerichteten Fußball, was so gar nicht zu den Werten des FC Augsburg passte. Aggressivität, Mut, Kampfgeist gingen unter Schuster komplett verloren. „Mauern bis zum Umfallen“ lautete hierbei die Devise.

Ein Veilchen zum Abschied

So trennte man sich am 14.12.2016 von Trainer Dirk Schuster, nachdem man am 14. Spieltag 1:0 beim Hamburger SV verloren hatte.

Die letzten Wochen hat sich das angedeutet und es war eine Tendenz zu erkennen, die uns nicht gefallen hat. Und nach dem HSV-Spiel haben wir die Dinge nochmal intern besprochen und sind zu dem Schluss gekommen, jetzt auch kurzfristig zu handeln. Weil wir eben auch die Gefahr sehen, dass unsere Ziele in Gefahr geraten. Und das war der Grund, warum wir jetzt auch zwei Spieltage vor der Winterpause so eine Entscheidung treffen. Die entscheidenden Gründe sind einfach, dass man – wie ich es gesagt habe – dass man der festen Überzeugung ist, dass man gemeinsam die Zukunft nicht erfolgreich gestalten kann. Das Gefühl war einfach da, dass auch ein Stück weit die Überzeugung innerhalb der Mannschaft fehlt.

Stefan Reuter zur Trennung von Dirk Schuster am 15.12.2016 (https://www.welt.de/sport/video160317878/So-begruendet-Reuter-die-Entlassung-von-Dirk-Schuster.html)

Der offizielle Trennungsgrund waren laut Reuter also sportliche Gründe. Seltsam ist dabei allerdings, dass Dirk Schuster zuvor mit einem Veilchen beim Training aufgetaucht war. Angeblich kam er zwar von Hamburg mit einer Magen-Darm-Grippe zurück und stürzte nachts in seinem Badezimmer. Ob das jedoch so stimmt, bleibt fraglich, denn es gibt durchaus Gerüchte, dass etwas ganz anderes dahinter steckte.

Vereinsinterne Lösung

Daraufhin setzte man Manuel Baum, der zum damaligen Zeitpunkt Cheftrainer im Nachwuchsbereich war, als Interimslösung ein. Nachdem dieser in den zwei Spielen vor der Winterpause einen Sieg gegen Gladbach und ein Unentschieden in Dortmund einfahren konnte, beförderte man ihn kurzerhand zum Cheftrainer der Profis.

Daher wollen wir langfristig mit Manuel Baum zusammenarbeiten. Für das Amt des Cheftrainers benötigt er keine Eingewöhnungszeit, weil er bereits seit zweieinhalb Jahren für den FCA arbeitet und die FCA-Philosophie im Nachwuchs erfolgreich implementiert hat.

Stefan Reuter über die Einsetzung von Manuel Baum als Cheftrainer (https://www.bundesliga.com/de/bundesliga/news/manuel-baum-wird-cheftrainer-fc-augsburg-noblmd.jsp)

Auch wenn es nicht ganz so erfolgreich wie unter einem Weinzierl lief, war Manuel Baum doch immer mit Feuer und Leidenschaft an der Seitenlinie dabei und schrie lauthals seine Anweisungen quer über den Platz.

Leidenschaft, viele gute sportliche Ideen und das ein oder andere Fashion Highlight: Manuel Baum (Foto: Tim Rehbein/RHR-FOTO/Pool via Imago)

Bis 09.04.2021 und somit über zwei Jahre war Manuel Baum Trainer unseres FCA und seine Werte sind die zweitbesten nach Markus Weinzierl.

SaisonSpieleS – U – NPunkte pro SpielTabellensituation in der Bundesliga
2016/17206-6-81,2Platz 13, 38 P., TV: 35:51 (24:35)
2017/183510-11-141,17Platz 12, 41 P., TV: 43:46
2018/19329-7-161,06Platz 15, 25 P., TV: 37:54

Lehmann sollte es richten…

Den Anfang von Manuel Baums Ende könnte man wohl in den Januar 2019 datieren, als Innenverteidiger Martin Hinteregger seinen Trainer in einem öffentlichen Interview kritisierte, nachdem man 2:0 gegen Borussia Mönchengladbach verloren hatte. Das war das bis dato 10. Spiel in Folge, in dem man keinen Sieg einfahren konnte.

Der Verein reagierte daraufhin in zweierlei Form, indem man zuerst am 28.01.2019 Jens Lehmann als weiteren Co-Trainer einstellte und am 31.01.2019 wurde Hinteregger an Eintracht Frankfurt verlieh. Dadurch sollte der Mannschaft ein neuer Impuls – vor allem in der Defensive – verliehen werden.

Ich denke, dass es schon ein Riesenvorteil ist, ich sag jetzt, von Jens oder von mir, dass wir nahezu alle Situationen, die die Jungs auf dem Platz oder neben dem Platz erleben – wie sie mit einer Verletzung umgehen – dass wir das im Grunde in unserer Karriere selbst erlebt haben. Das erhöht dann natürlich ein Stück weit dann nochmal weit die Glaubwürdigkeit, wenn der Jens hin geht.

Stefan Reuter bei der Vorstellung von Jens Lehmann als neuen Co-Trainer (https://www.youtube.com/watch?v=bIDy1v1jK9s)

Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber für meinen Geschmack hat alleine diese Aussage sehr stark an Baums Autorität gesägt. Große Veränderungen sah man nämlich auch mit Jens Lehmann als Co-Trainer nicht. Man schaffte zwar drei Siege in neun gemeinsamen Spielen, doch man kassierte auch ganze 21 Gegentore. Das macht somit einen Schnitt von 2,33 Toren pro Spiel.

Baum fällt

Somit blieb Sportdirektor Stefan Reuter gar nichts anderes übrig, als am 09.04.2019 die Reißleine zu ziehen, nachdem man am vorherigen Spieltag mit 0:4 von der TSG Hoffenheim aus dem eigenen Stadion geschossen wurde. Gefeuert wurden dabei nicht nur Trainer Manuel Baum und Co-Trainer Jens Lehmann, sondern auch der technische Direktor Stefan Schwarz.

Wir haben in den letzten Wochen und Monaten wirklich alles probiert, dass wir in der Konstellation mit Manuel Baum als Cheftrainer die Wende schaffen, die Weichen auf Erfolg stellen. Das ist uns leider nicht hinreichend gelungen. Und jetzt nach der klaren Niederlage gegen Hoffenheim und eben auch der Niederlage gegen Nürnberg hat uns die Überzeugung gefehlt, dass wir das nochmal dauerhaft hinkriegen. Die Leistungen waren einfach auch zu schwankend und das hat uns dazu bewogen, einen klaren Schnitt zu machen, um mit der Neuausrichtung in die nächsten Wochen zu gehen, den Saisonendspurt optimistisch anzugehen und die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft des FC Augsburgs zu stellen.

Stefan Reuter über die Entlassung von Manuel Baum, Jens Lehmann und Stefan Schwarz (https://www.youtube.com/watch?v=ikGyFsqW5q4)

Bei jener Pressekonferenz, an der auch Präsident Klaus Hofmann teilnahm, fiel auch gleich der Name des neuen Trainer.

Schweizer Zeiten in Augsburg

Die Erwartungen an Martin Schmidt waren groß. Stefan Reuter erklärte die Einstellung Schmidts damit, dass er ein sehr erfahrener Bundesligatrainer sei, der die Werte, die wir bei uns in Augsburg schätzen, verkörpert und hoch hält. Diese beschrieb er als athletisch und leidenschaftlich.

Am 10.04.2019 trat unser schweizerischer Trainer also seinen Job beim FC Augsburg an. Unter ihm spielte man schönen Umschaltfußball wie einst unter Weinzierl und dass wir teilweise sehr hohe Niederlagen einstecken mussten, lag vor allem an dem Sommerzugang zwischen den Pfosten und der damit einhergehenden Unsicherheit in der Abwehr.

SaisonAnzahl SpieleS – U – NPunkte pro SpielTabellensituation in der Bundesliga
2018/1962-1-31,17Platz 15, 32 P., TV: 51:71 (14:17)
2019/20267-6-131,04Platz 14, 27 P., TV: 36:52

Trotz Kampf zum Adieu

Die Entlassung Schmidts am 09.03.2020 traf viele von uns doch überraschend. Zwar war man nicht gerade positiv in die Rückrunde gestartet und konnte in den letzten 5 Spielen lediglich einen Punkt einfahren, doch gerade der kämpferische Auftritt gegen Bayern München hatte sämtlichen Fans große Hoffnungen gemacht, dass man nun die Wende schaffen könnte.

Der beste Hoodie-Träger aller Trainer bisher. Sportlich ging es irgendwann nicht mehr voran. (Foto via Imago)

Doch am nächsten Tag die Meldung „Martin Schmidt freigestellt“. Nach nicht einmal einem Jahr wurde der Schweizer aus den gleichen Gründen entlassen wie einst Manuel Baum oder Dirk Schuster.

Die natürlich enttäuscht waren, weil sie es gerne selbst gedreht hätten, aber auch gesagt haben, aufgrund der Statistiken, die deutlich gegen uns sprechen, die deutlich in die falsche Richtung zeigen, was Passquote, was Zweikampfquote usw. angeht, haben sie volles Verständnis gehabt. Und wünschen dem FC Augsburg – uns allen – viel Erfolg, dass wir unser Ziel erreichen, die Klasse zu halten.

Stefan Reuter am 10.03.2020 über die Entlassung von Martin Schmidt (https://www.youtube.com/watch?v=oyGHVgPm5Vg)

Nicht wirklich HERRLICH

Neben Stefan Reuter saß bei jenem Mediengespräch sogleich der neue Trainer, Heiko Herrlich. Viel wurde von ihm erwartet, da er doch einst der Aufstiegsheld von Jahn Regensburg gewesen war. Auch führte er Bayer Leverkusen in die Europa League. Seine Vita versprach offensiv ausgerichteten Powerfußball, denn immerhin konnte er bei seinen vorherigen Stationen Unterhaching, Regensburg und Leverkusen einen Tordurchschnitt von 61,25 Toren pro Saison vorweisen.

Tja, aber bei uns sah das leider ganz anders aus und somit war die Kritik, die in den letzten Monaten von Tag zu Tag zunahm, durchaus berechtigt. Die Auftritte unserer Jungs wurden mit jedem Spiel passiver und unansehnlicher. Einige Werte von Heiko Herrlich haben wir in unserem Bericht „Besser, Herr Reuter“ bereits näher untersucht. Doch auch hier eine Aufstellung seiner Ausbeute mit dem FC Augsburg:

SaisonSpieleS – U – NPunkte pro SpielTabellensituation in der Bundesliga
2019/2092-3-41Platz 15, 36 Punkte TV: 45:63 (9:11)
2020/213310-6-171,07Platz 13, 33 Punkte TV: 31:47

Nach der desaströsen Vorstellung unserer Jungs in dem 6-Punkte- Spiel gegen den 1. FC Köln, hatte der Verein allerdings gar keine andere Wahl, als zu handeln, denn auch Heiko Herrlich selbst konnte sich diesen katastrophalen Auftritt seiner Mannschaft nicht erklären.

Wir haben eine unglaublich, unfassbar desaströse erste Halbzeit gespielt. Ich kann gar nicht glauben, dass man in so ein wichtiges Spiel so rein gehen kann.

Heiko Herrlich in der PK nach dem Spiel gegen Köln (https://www.youtube.com/watch?v=w5tI4u3G9Do)

Ein alter Bekannter

Selbst Stefan Reuter wandte sich von seinem Freund ab, obwohl er monatelang dessen Rücken gestärkt hatte. Er bat die Öffentlichkeit darum, dass man den Verantwortlichen das Wochenende über Zeit geben möge, die aktuelle Situationen zu analysieren und eine Lösung zu finden. Und das tat man auch, indem man am Montagnachmittag offiziell die Trennung von Heiko Herrlich und seinem Co-Trainer Iraklis Metaxas bekannt gab.

Die Pressekonferenz zur Vorstellung des neuen Trainers fand am Dienstagmittag um 13:00 Uhr statt. In dieser bedankte sich Sportdirektor Stefan Reuter noch einmal bei den beiden freigestellten Trainern, erklärte aber auch, dass diese Handlung mehr oder weniger unausweichlich gewesen war.

Weil wir natürlich in den letzten vier Spielen gegen direkte Konkurrenten – mit Ausnahme von Frankfurt, aber Schalke, Bielefeld und Köln – nur einen Punkt geholt haben. Und die Art und Weise wie die Mannschaft dann gespielt hat. Ich glaube, wir machen das hier nicht immer vom Ergebnis abhängig, sondern wir müssen spüren, dass die Überzeugung da ist. Und auch die Überzeugung innerhalb der Kabine da ist, dass wir das aus eigener Kraft schaffen. Das hat uns gefehlt und darum sind wir zu dem Entschluss gekommen, jetzt noch in dieser Saison auch zu reagieren.

Stefan Reuter über die Entlassung von Herrlich und Metaxas (https://www.youtube.com/watch?v=ng3LuigRCXA)

Wie auch schon Sportdirektor Stefan Reuter, möchte sich das Team von der Rosenau Gazette bei Heiko Herrlich und Iraklis Metaxas für deren Einsatz bedanken und wünscht ihnen auf diesem Weg alles Gute für ihre private und sportliche Zukunft.

Da wusste Heiko Herrlich wohl schon, was auf ihn zukommt… (Foto: Peter Schatz / Pool via Imago)

Unser Fazit zum Schluss

9 Jahre, 5 Trainer… Das klingt ganz in Ordnung, vor allem auch, wenn man sich die Trainerwechseln bei unseren derzeitigen Konkurrenten genauer ansieht. So hatte Schalke 04 im gleichen Zeitraum 12, der 1. FC Köln 9, Hertha BSC 7, Mainz 05 9, Werder Bremen 6 und Arminia Bielefeld ebenfalls 9 Trainer.

Was uns allerdings Sorgen bereitet, ist der mit 2 Jahren doch recht kurze Zeitraum, in dem wir drei Trainerwechsel hatten. Auch die kurzen Einsatzzeiten von Schuster, Schmidt und Herrlich sprechen nicht gerade dafür, dass man bei der Einstellung dieser Trainer den richtigen Durchblick gehabt hat. Natürlich war man von jedem einzelnen zu Beginn sehr überzeugt, aber diese Begeisterung war dann auch recht schnell abgenutzt. Gerade Dirk Schuster und Martin Schmidt waren nicht einmal ein Jahr im Amt.

Auffallend ist zudem auch, dass Stefan Reuter bei allen Wechseln – mit Ausnahme von Markus Weinzierl, da dieser von sich aus ging – immer die gleichen Argumente angab. „Wir waren nicht mehr überzeugt“, „Unser Ziel die Klasse zu halten war in Gefahr“, „In den letzten Wochen und Monaten sah man einen deutlich negativen Trend“, „Wir müssen die Wende schaffen“ usw. kommt bei jeder einzelnen Freistellung vor.

Man sollte bedenken, dass es ein Sportdirektor nicht leicht hat, denn er trägt eine gewaltige Verantwortungen bei den Entscheidungen, die er zum Wohle des Vereins treffen muss. Trotzdem sind auch Stefan Reuters Beschlüsse nicht immer nachzuvollziehen. An einem Trainer hält er fest, obwohl seit wirklich langer Zeit ein Negativtrend – auch für Außenstehende – deutlich zu erkennen war. Andere Cheftrainer entließ er recht schnell, obwohl die Zahlen und Werte lange nicht so schlimm aussahen.

Natürlich spielt hier auch der Druck von außen und vielleicht auch Sympathie eine Rolle. Dennoch kann man schon die Meinung vertreten, dass Reuters Leistungen ebenfalls schwankend sind, wie er Manuel Baum einst vorgeworfen hat. Und so ist es kein Wunder, dass die Kritik an unserem Geschäftsführer Sport selbst ebenfalls immer lauter wird. Auch, weil es von außen nicht möglich ist, in die Kabine zu blicken. Die Außenperspektive wird sich deswegen immer von der Innenperspektive unterscheiden.

Lasst uns wieder jubeln! (Foto via Imago)

Nun hat Stefan Reuter also unseren Erfolgstrainer zurück ins Boot geholt, diesen aber auf dessen eigenen Wunsch nur mit einem Vertrag bis 2022 ausgestattet. Ob aus Sicherheit oder um zuerst einmal zu sehen, wie es gemeinsam läuft, bleibt die Frage und abzuwarten. Für Markus Weinzierl wünschen wir uns jedoch, dass er an seinen Erfolg bei uns anknüpfen kann und dass man doch längerfristig mit ihm plant. Denn sonst stehen wir im nächsten Jahr wieder genau da, wo wir jetzt stehen und dass wäre dann Trainerwechsel Nummer 4 in drei Jahren. Zu viel für unseren Geschmack…

Besser, Herr Reuter?

Nach nur einem Punkt aus den vergangen fünf Spielen wurde Trainer Martin Schmidt am 09.03.2020 entlassen. Sportdirektor Stefan Reuter sah das Ziel Klassenerhalt deutlich in Gefahr. Seitdem hat Heiko Herrlich das Ruder fest in der Hand, doch immer wieder werden Forderungen nach einer Entlassung laut. Gerade in den sozialen Netzwerken geht es nach jedem Spieltag ordentlich zur Sache. Ist der FCA unter Heiko Herrlich also tatsächlich besser geworden oder haben sich die Werte gar verschlechtert?

Bye Bye, Martin!

Es war die Knallermeldung schlechthin: „FCA trennt sich überraschend von Trainer Martin Schmidt“ Nach der erwarteten 2:0 – Niederlage gegen den Rekordmeister FC Bayern München haben die Fans mit vielem gerechnet, aber sicher nicht damit. Denn immerhin hatte der FC Augsburg in diesem Spiel einen mutigen Kampf gegen den fast schon sicher geglaubten deutschen Meister auf dem Grün der Allianz Arena geführt. Leider sollte diese Leistung am Ende unbelohnt bleiben, obwohl man wesentlich besser spielte als in den Partien zuvor.

Und so kam es, dass am 09. März 2020 der Verein offiziell die Freistellung von Coach Martin Schmidt und seinem Co-Trainer Stefan Sartori bekannt gab. Nach nur einem Punkt aus den vergangenen fünf Spielen, war der FC Augsburg von Platz 10 auf Platz 14 in der Tabelle abgerutscht. Das bedeutete gerade mal einen 5-Punkte-Vorsprung auf den Relegationsplatz. Somit war es also eine logische Schlussfolgerung, dass die Verantwortlichen zum Handeln gezwungen wurden.

Unter Martin Schmidt bekamen wir schönen Offensivfußball zu sehen (Foto via Imago)

Dies erläuterte Geschäftsführer (Sport) Stefan Reuter auch in der Pressekonferenz am darauffolgenden Tag, als er sich noch einmal in aller Form bei Schmidt und Sartori bedankte.

… die natürlich enttäuscht waren, weil sie es gerne selbst gedreht hätten, aber auch gesagt haben, aufgrund der Statistiken, die deutlich gegen uns sprechen, die deutlich in die falsche Richtung zeigen, was Passquote, was Zweikampfquote usw. angeht, haben sie volles Verständnis gehabt.

Geschäftsführer Stefan Reuter auf der PK am 10.03.2020

In dieser Pressekonferenz wurde mit Heiko Herrlich auch gleich der neue Trainer vorgestellt, der den sprichwörtlichen Karren aus dem Dreck ziehen und das Spiel des Vereins verbessern sollte.

Allgemeine Informationen

Als Basis haben wir dabei die ersten 25 Spieltage der Saison 2019/20 und 2020/21 genommen, sodass beim direkten Vergleich jeder der beiden Trainer die gleiche Anzahl an Spielen vorweisen kann. Untersucht wurden dabei Daten wie Anzahl der Pässe, angekommene Pässe, aus welcher die Passquote entsteht, und natürlich auch solche Dinge wie die Menge der gesamten Schüsse, Torschüsse, Zweikampfquote usw.

Martin Schmidt trat sein Amt am 09.04.2019 an, nachdem man seinen Vorgänger Manuel Baum ebenfalls aufgrund absteigender Tendenz entlassen hatte. Davor saß der sympathische Schweizer unter anderem bei Vereinen wie dem FSV Mainz 05 und dem VFL Wolfsburg auf der Trainerbank. Sein bevorzugtes Spielsystem war dabei ein 4-4-2 mit einer Doppel 6. Er setzte dabei vor allem auf schnelles Umschaltspiel und die berüchtigten Nadelstiche nach vorne. Insgesamt gesehen war seine Spielausrichtung eher offensiv ausgelegt.

Der ehemaliger Stürmer Heiko Herrlich hingegen steht eigentlich auch für Offensivfußball, den er vor allem mit seinem Co-Trainer Nico Schneck bei Regensburg und Bayer 04 Leverkusen zelebrierte. Sein bevorzugtes System ist ein 4-2-3-1, das er auch bei uns in Augsburg an den Tag legt. Allerdings ist von Offensivpower derzeit recht wenig zu sehen.

Sieg oder Niederlage – Wer ist besser?

Werfen wir zunächst einmal einen Blick auf die offensichtlichen Dinge, bevor wir in die Tiefe gehen und uns mit Dingen wie Passspiel und Zweikämpfen beschäftigen.

In der Saison 2019/20 bestritt der FC Augsburg insgesamt 26 Spiele unter Coach Martin Schmidt. In diesen konnte er 7 Siege und 6 Unentschieden für sich verbuchen. Die Hinrunde beendete man recht ordentlich auf Platz 10 mit 23 Zählern und einem Torverhältnis von 28:31 Toren. Allerdings stehen auch 13 Niederlagen auf dem Zettel, unter anderem auch in der ersten Runde des DFB-Pokal. Hier schied man gegen den damaligen Regionalligisten SC Verl mit 2:1 aus.

Die Rückrunde startete mit einem furiosen Spiel gegen Borussia Dortmund. Das Hinspiel hatte man mit 5:1 verloren, also konnte es nur besser werden. Wurde es auch teilweise, denn immerhin schafften die Jungs es diesmal, 3 Tore in der heimischen WWK – Arena zu schießen. Der Auftakt deutete mit dem mutigen Auftreten der Mannschaft auf eine verbesserte Entwicklung hin, doch leider kam es anders. In 8 Spielen schaffte der FCA gerade einmal einen Sieg gegen Werder Bremen und ein Unentschieden gegen den Sportclub aus Freiburg. So stand man zum Zeitpunkt von Schmidts Entlassung auf Platz 14 der Tabelle – mit 27 Punkten und einem Torverhältnis von 36:52 Toren. Insgesamt bedeutet das für Martin Schmidt eine Punkteausbeute von 1,06 Punkten pro Spiel.

Macht es Heiko besser?

Sollte also nicht so schwer sein, diese Werte zu überbieten… Denkt man…

Unter Heiko Herrlich bestritten wir in der Saison 2020/21 bisher 28 Spiele – 26 in der Bundesliga und 2 weitere im DFB-Pokal. Hierbei musste das Team leider 14 Niederlage einstecken, konnte aber gleichzeitig 9 Partien für sich entscheiden. Nur fünf Mal teilte man sich die Punkte. Insgesamt kann man unter Herrlich also pro Spiel 1,11 Punkte für den FCA verbuchen, was eigentlich für ihn sprechen sollte.

Wirft man allerdings einen genaueren Blick, auf die Tabelle, so stellt man fest, dass man am Ende der Hinrunde nur einen 12. Platz mit 19 Punkten und einem Torverhältnis von 17:26 Toren vorweisen kann. Nach dem 25. Spieltag sah das ganze nicht besser aus: 13. Tabellenplatz, 29 Punkte und ein Torverhältnis von 27:38.

Fazit: Man hat zwar zwei Siege mehr einfahren können, doch leider auch einmal mehr verloren als unter Herrlichs Vorgänger. Bei den erzielten Punkten pro Spiel schenken sich die beiden auch nicht wirklich etwas. Eine Verbesserung ist also nicht zu sehen.

„Fußballgott Rafal Gikiewicz“ – ohne ihn ständen wir wahrscheinlich wesentlich schlechter da(Foto: Peter Fastl/POOL via Imago)

Vorsicht, Ball kommt!

Bei unserer Analyse haben wir selbstverständlichen einen Blick auf das Augsburgersche Passspiel geworfen. Vor allem, da in den sozialen Netzwerken immer wieder Stimmen laut werden, dass sich eben dieses massiv verschlechtert habe. Doch stimmt das wirklich?

Martin Schmidt setzte vor allem auf ein schnelles Umschaltspiel. Tiki Taka – oder auch Kurzpasspiel – ist nicht unser Ding, sodass es nicht verwunderlich ist, dass unsere Passzahlen in einem eher niedrigen Bereich liegen.

In den ersten 25 Spielen der Saison 2019/20 spielten wir im Durchschnitt 308 Pässe pro Spiel. Davon kamen in etwa 214 beim eigenen Mann an, was somit einer Passquote von 68,46 % entspricht. Auffallend ist, dass Schmidt diesen Schnitt sowohl in der Hin- als auch in der Rückrunde halten konnte (68,30% / 68,80%). Lediglich in den letzten 5 Spielen sank der Wert auf 66,86 %, was natürlich auch eine Steigerung der Fehlpassquote auf 33,14 % bedeutet. Stefan Reuter sprach bei Heiko Herrlichs Vorstellung von einer massiven Verschlechterung dieser Werte. Zur Erklärung: Wir sprechen hier von ganzen 1,94 %! Also ganzen 2 Fehlpässen bei 100 Ballabgaben.

Krasser Fall – Verbesserung Fehlanzeige

Sieht man sich nun Heiko Herrlichs Werte an, so stellt man schnell fest, dass die Jungs während des Spiels deutlich mehr Pässe spielen, nämlich 379 pro Partie. Dies ist allerdings eine Folge der zahlreichen Rückpässe, die wir sehr häufig zu sehen bekommen. Diese Zahl sieht besser aus, aber der Spielfluss nach vorne leidet deutlich darunter und macht das Spiel nicht gerade ansehnlich.

Trotzdem sprechen wir hier von einer Steigerung um 71 Aktionen pro Spiel, was 24,26 % entspricht. Die Quoten selbst sind allerdings auch besser geworden. Durchschnittlich kommen 72,39 % der Pässe beim Teamkammeraden an, nur 27,61 % landen beim Gegner. In der Hinrunde schaffte das Team das sogar noch besser: 74,82% zu 25,18%.

Hat uns unser jetziger Coach tatsächlich besser gemacht? (Foto via Imago)

Doch wenn man jetzt sagt „Joah, das sieht doch eigentlich besser aus“, dann muss ich euch enttäuschen. Es gibt nämlich auch eine Kehrseite der Medaille und das sind die letzten 5 der betrachteten Spiele. Hier lag die Fehlpassquote bei nahezu 36 %. Diese Entwicklung gibt doch großen Anlass zur Sorge, denn wir sprechen von einer Verschlechterung der Passquote von satten 10 Prozent.

Da ist die Frage durchaus berechtigt, ob es nicht Zeit wäre zu handeln, denn Martin Schmitt hat man schon wegen 2 Prozent entlassen.

Fazit: Zwischenzeitlich hat sich die Mannschaft gesteigert, doch der Trend zeigt eindeutig in die falsche Richtung.

Meins!

Seien wir mal ehrlich: Der FC Augsburg war noch nie eine Mannschaft, die viel Wert auf Ballbesitz legt. Das ist auch nicht unbedingt zwingend nötig, denn es gibt genügend Beispiele, in denen wir auch gewonnen haben, obwohl der Ball oft beim Gegner war. Beispielsweise gegen Borussia Dortmund am 2. Spieltag dieser Saison, als wir gerade einmal 20 % Ballbesitz vorweisen konnten.

Unter Martin Schmidt pendelten sich die Jungs bei einem prozentualen Besitz von 36,40 % ein. Auffallend ist auch hier, dass sich die Werte von Hin- und Rückrunde nur minimal unterscheiden. Nämlich um genau 0,34 % – 36,29% in den ersten 17 Spielen, 36,63 % in den folgenden 8 Spielen. Wirft man jedoch einen Blick auf die letzten 5 Spiele unter dem schweizerischen Urgestein, so stellt man fest, dass hier eine deutliche Verschlechterung stattgefunden hat. Die Ballbesitzquote fiel hierbei nämlich auf 31,8%. Die Gegner in diesen Spielen waren im Übrigen Eintracht Frankfurt, der SC Freiburg, Bayer 04 Leverkusen, Borussia Mönchengladbach und der FC Bayern München.

Konnte Heiko Herrlich es schaffen, diese Werte zu überbieten? Auch wenn es bei der defensiven Spielweise nach außen hin nicht so scheint, aber das konnte er tatsächlich. In allen bisher stattfinden Partien hatte der FCA einen durchschnittlichen Spielanteil von 40,68 %. Auch hier fällt die Hinrunde mit genau 43% um einiges besser aus als die Rückrunde.

Leider sticht auch in diesem Punkt deutlich hervor, dass ein massiver Einbruch stattgefunden hat, wenn man sich die Partien gegen RB Leipzig, Bayer Leverkusen, Mainz 05, Hertha und die Fohlen ansieht. Gerade einmal 34,60% Ballbesitz stehen auf dem Papier. Das sind beinahe 10% weniger als der Hinrundenschnitt.

Fazit: Zwischenzeitlich konnte unser Coach sehr gute Daten aufweisen. Seinen Topwert erreichte er zum Beispiel in der Hinrunde gegen den Sportclub aus Freiburg, als man 59 % der Spielanteile für sich verbuchen konnte. Der massive Abfall jedoch, ist auch in diesem Bereich sehr bedenklich.

Dann macht es BUMM…

Wie der Motor zum Auto, so sind auch Tore und Torschüsse ein absolutes Muss. Hier wird zum ersten Mal richtig deutlich, dass wir uns – zumindest bei diesem Aspekt – unter Herrlich verschlechtert haben.

Ich habe es eigentlich immer geschafft, aus Teams oder aus Spielern Mannschaften zu machen, die nicht nur miteinander, sondern auch füreinander arbeiten. Und wir haben uns immer – egal, wo ich war – sehr viele Torchancen heraus gespielt.

Heiko Herrlich bei seiner Vorstellung am 10.03.2020

Das mag für Regensburg und Bayer 04 Leverkusen zutreffen, doch mit unserem geliebten FCA schafft Heiko Herrlich es leider nicht, sein normalerweise nach vorne ausgerichtetes System umzusetzen. Und das, obwohl wir mit 14 bzw. jetzt 13 Offensivkräften dafür eigentlich wie gemacht zu sein scheinen.

… ja und dann kracht’s!

Schafften es unsere Jungs unter Martin Schmidt im Durchschnitt noch vier Mal einen Schuss auf das gegnerische Tor abzusetzen, so liegt dieser Wert jetzt nur noch bei 2,76. Auch die Anzahl der Schüsse insgesamt ist von 11 auf 8 gefallen. Einzig und allein in den letzten 5 Partien schenken sich die beiden Coaches nichts. Dort stehen jeweils drei Torschüsse auf jeder Seite.

Auffallend ist jedoch, dass es unter dem sympathischen Schweizer kein einziges Spiel gab, in dem man nicht wenigstens einen einzigen Torschuss abgegeben hat. Unter Herrlich war dies nun aber schon zwei Mal der Fall – gegen Werder Bremen und Bayern München am 16. bzw. 17. Spieltag. Finnbogasons vergebener Elfmeter zählt dabei nicht als Torschuss.

Leider trafen unsere Jungs dieses Jahr viel zu selten (Foto: Bernd Feil/M.i.S./Pool via Imago)

Fazit: Natürlich klingt der Unterschied relativ gering, doch wenn man bedenkt, dass Heiko Herrlich selbst Stürmer gewesen ist und was er bei seinen bisherigen Stationen vollbracht hat, so ist es schon enttäuschend, dass er es mit unserem starken Kader nicht geschafft hat, mehr Chancen heraus zu spielen. Gerade weil er bei seiner Vorstellung noch groß angepriesen hat, dies mit uns erreichen zu wollen. All unsere Stürmer scheinen unter ihm nicht mehr zu treffen. Ist das eine Frage der Moral und des mangelnden Selbstvertrauen? Oder „verbietet“ das die defensive Ausrichtung sogar? Eines steht fest: 27 Tore in bisher 26 Bundesligapartien sind eindeutig zu wenig und können nicht unser Anspruch sein.

Auf in den Kampf!

Als letztes haben wir uns die Zweikampfquote angesehen. Sie stellt den prozentualen Anteil der gewonnenen Zweikämpfe im Verhältnis zu den insgesamt geführten Spielerduellen dar.

Also ich denke, meine Mannschaften haben in den letzten Jahren gezeigt, dass wir Fußball spielen wollen, dass wir mit einer Leidenschaft – mit Biss – spielen. Das sind ja auch Dinge, für was Augsburg steht.

Heiko Herrlich bei seiner Vorstellung am 10.03.2020

Grund für Schmidts Entlassung war laut Stefan Reuter die fallende Tendenz sämtlicher Werte. Dazu zählte natürlich auch die Zweikampfquote, die an den Spieltagen 21 bis 25 wirklich nicht gut aussah. Durchschnittlich konnte der FCA nur 39,2 % der Duelle mit dem Gegner für sich entscheiden. Das sah zuvor schon besser aus, denn Schmidts Gesamtbilanz in diesem Punkt liegt bei 46,64%. Da es sich hierbei doch um eine Verschlechterung von etwa 7 % handelt, ist Reuters Entscheidung doch in einer gewissen Weise nachzuvollziehen.

Auch wenn man kein großer Fan von Heiko Herrlich ist, muss man ihm eines zugute halten: In Sachen Zweikampfstärke hat er es geschafft, die Werte zu verbessern und zu stabilisieren. Denn auch in Spielen, in denen Werte wie Passquote, Schüsse etc. deutlich abgefallen sind, blieb die Zweikampfquote konstant bei einem Wert von ca. 48 %. In der Hinrunde knackten wir mit 49,76% sogar beinahe die Hälfte aller gewonnenen Duelle.

Nur nicht nachlassen, Jungs! (Foto: Hahne/Eibner-Pressefotox EP_joha via Imago)

Sind wir nun wirklich besser, Herr Reuter?

Ziemlich genau ein Jahr ist Trainer Heiko Herrlich nun im Amt. Blickt man auf den gesamten Zeitraum, so lässt sich feststellen, dass es zwischendurch gar nicht so schlecht aussah. Auch wenn das Herrlichs Kritiker sicherlich nicht gerne hören werden. Doch die Zahlen sprechen gerade in der passstarken Phase für ihn. Beispielsweise lag unsere Passquote zwischen dem 6. und 10. Spieltag bei 80 %, was für unsere Verhältnisse ein sehr guter Wert ist.

Auch dass wir gegen einen Gegner wie Eintracht Frankfurt, die momentan auf Platz 4 der Tabelle stehen, mit sechs direkten Torschüssen unsere Saisonbestleistung verbuchen konnten, zeigt, dass Mut und Kampfgeist im Team vorhanden sein müssen. Denn auch wenn wir dieses Spiel leider verloren haben, so kann man den Jungs nicht vorwerfen, es nicht versucht zu haben.

Dies sollte eigentlich dafür sprechen, dass Reuter mit Herrlich den richtigen Trainer geholt hat. Könnte man denken… Die Zahlen geben unserem Sportdirektor zwar zwischenzeitlich recht, doch blickt man auf die Statistiken der Spieltage 21 bis 25, dann gibt es doch großen Anlass zur Sorge. Die Anzahl der Fehlpässe ist von durchschnittlich 100 pro Spiel auf 110 gestiegen. Das bedeutet eine Verschlechterung der Passquote um ganze 10 Prozent! Auch der eigene Ballbesitz ist von 40,68 % im Schnitt auf 34,6% zurück gegangen.

Ob Stefan Reuter auch auf seinen Freund Herrlich so kritische Blicke wirft?! (Foto via Imago)

Diese Entwicklung ist um einiges drastischer als zu Zeiten Schmidts. Man könnte unserem jetzigen Trainer zwar zugute halten, dass er mit Ausnahme des Dortmundspiels noch nie mit Fans im Rücken spielen durfte. Doch da er zwischendurch zeigen konnte, dass es auch ohne Anhänger passabel geht, lassen wir dieses Argument nicht gelten.

Fazit zum Schluss: Gab’s eine Verbesserung?

Die Spieler mögen sich in der Mitte der Saison recht gut angestellt haben. Und das überraschenderweise, obwohl das Team zu diesem Zeitpunkt von großen Verletzungssorgen geplagt war.

Doch zusammenfassend lässt sich feststellen, dass gerade der negative Trend der letzten Spiele sehr bedenklich ist. Auch wenn man gegen Mainz und Gladbach wichtige Siege einfahren konnte. Schön waren diese Spiele keines Falls und seien wir mal ehrlich: Hätten die Fohlen ihre Chancen genutzt, dann wären wir eiskalt aus unserem eigenen Stadion geschossen worden. Das Glück war bei diesem Spiel auf unserer Seite.

Im Fußball sollte man sich aber nicht auf Glück verlassen, sondern die Partien mit Mut und Kampfeswillen angehen, auch wenn das zu Corona-Zeiten nicht immer einfach ist. Aber da müssen alle Teams durch.

Konnten wir uns unter Trainer Heiko Herrlich also verbessern? In der Mitte der Saison sah es danach aus, aber eine positive Entwicklung ist derzeit keineswegs zu erkennen – im Gegenteil. Das primäre Ziel Klassenerhalt ist auch heute in Gefahr. 6 Punkte Vorsprung auf die Relegation, wenn noch 24 Punkte auszuspielen sind, kann man keineswegs als sicher bezeichnen. Und Martin Schmidt hat man genau aus diesem Grund entlassen…

Jetzt wird’s Herrlich

Turbulente Tage beim FCA. Nach nur einem Sieg und einem Unentschieden in den ersten acht Partien der Rückrunde ist den Verantwortlichen beim FC Augsburg der Geduldsfaden mit Martin Schmidt endgültig gerissen. Gut so, möchte ich ihnen schon lange zurufen. Noch zwei Wochen länger und ich hätte mich endgültig an den schlechten Fußball gewöhnt gehabt, den die Mannschaft in aller Regelmäßigkeit auf dem Rasen fabrizierte. Das kann sie besser. Und Heiko Herrlich wird es hoffentlich zeigen.

Den Verantwortlichen ist mit Sicherheit bewusst, dass Trainerentlassungen beim FC Augsburg nur in Ausnahmefällen genutzt werden. Ich selbst habe erst vor wenigen Wochen großmäulig festgestellt, dass wir durch den Endspurt zum Ende der Hinrunde das Trainerkarussell links liegen haben lassen. Dennoch haben die Verantwortlichen den Mut, um den FCA sportlich wieder in die richtige Richtung zu lenken. Aus verschiedenen Gründen freut mich das.

Mannschaft ohne Identität

Erst nach dem Debakel in Frankfurt habe ich mich hier ausgekotzt und festgestellt, dass unsere Mannschaft unter Martin Schmidt keine Identität hat. Heiko Herrlich soll laut Stefan Reuter jetzt eine Siegermentalität und Gier einflösen und somit der Mannschaft auch wieder eine Identität mitgeben.

Siegeswille und Gier wird zurückkehren, wenn die Mannschaft eng zusammenrückt. Die Ansagen werden klar und deutlich sein. (Photo by Lars Baron/Bongarts/Getty Images)

Sportlich wird es variabler, aber bei der Identität gibt es keine Verhandlungen. Die Mannschaft soll laut Heiko Herrlich „eng zusammenrücken“. Wir Augsburger kennen das. Auf dem Platz hat man es im letzten Jahr des öfteren mal vermisst. Augsburg soll auf dem Platz wieder zusammenhalten. Ohne wenn und aber.

Die Debakel

Heiko Herrlich will die Mannschaft wieder zur Kontinuität zurückführen. Ich war selbst auswärts in Gladbach und Frankfurt mit dabei. Fehlende Kontinuität ist eine absolute Beschönigung, für das was mehrfach passiert ist. Wiederkehrende Debakel ist wohl die treffendere Beschreibung. Unverständliche Spiele, die einen Trainer auf Grund der Leistung seiner Mannschaft vor Scham erblassen lassen. Alleine die Hoffnung, dass wir diese Debakel abstellen könnten, lässt mich jubilieren. Ich habe keinen Bock auf diese absolute Niedergeschlagenheit nach Spielen der eigenen Mannschaft und bin gerne bereit einem neuen Trainer die Chance zu geben, diese Niedergeschlagenheit dauerhaft zu vermeiden.

Sportliche Ausrechenbarkeit

Heiko Herrlich hat im Moment noch das Überraschungsmoment auf seiner Seite. Sportlich ist für die Gegner nicht klar, was sie nun erwartet. Es wird in jedem Fall nicht so ausrechenbar sein, wie die Rezepte, die Martin Schmidt zuletzt noch gefunden hatte. Hinten wurde zuletzt mehr oder weniger gut gemauert und dann nach vorne auf lange Bälle und Konter gehofft. Leider hat dies immer weniger zum Erfolg geführt. Es war vielmals schlicht zu offensichtlich.

Die Gegner werden es nicht kommen sehen. Noch ist das sportliche Überraschungsmoment auf unsrer Seite. (Photo by Robert Hradil/Bongarts/Getty Images)

Dieses Risiko war auch schon vor der Saison bekannt. Martin Schmidt hat noch nicht gezeigt, dass er in der Bundesliga langfristig Mannschaften so einstellen kann, dass die Konkurrenz nicht Lösungen findet, um seinen Mannschaften den Erfolg auf dem Platz zu verwehren. Heiko Herrlich wird hier variableren Fußball spielen lassen, der zumindest langfristig zu mehr Torchancen führt. Auch das kann uns perspektivisch freuen.

Intuition

Heiko Herrlich hat sich in seiner Antrittspressekonferenz darauf berufen, dass ihm seine Intuition sagt, dass innerhalb der Mannschaft der Ernst der Lage nicht bewusst ist. Intuition beruht darauf, dass man abgespeichertes Expertenwissen ohne großes Nachdenken abrufen kann. Intuition führt nicht immer zum richtigen Ergebnis, kann allerdings in vielen Situationen ein wichtiger Ratgeber sein. Meine Intuition sagt mir, dass die Verantwortlichen nicht mehr genau wussten, wie die Mannschaft unter Martin Schmidt reagierte, wenn die Lage noch ernster wird. In einigen Spielen ist sie dann schon zusammengebrochen und hat sich aufgegeben. Im Saisonendspurt wäre dies fatal gewesen. Um dies zu verhindern, war dies wohl der richtige Trainerwechsel zur richtigen Zeit.

Heiko Herrlich steht auf dem Platz mindestens genau so sehr unter Strom wie ich auf der Tribüne. (Photo by Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)

Am Sonntag, wahrscheinlich vor leeren Rängen, wird den Vfl Wolfsburg mehr überraschen als nur die Kulisse. In mir als FCA Fan bricht schon fast Euphorie los. Was ist gegen Wolfsburg drin? Mehr als 30% Ballbesitz? Eine positive Zweikampfbilanz? Ich werde von Heiko Herrlich keine Wunderdinge erwarten. Aber zumindest Hoffnung auf Besserung hat er uns schon jetzt beschert. Hoffnung darauf, endlich wieder mehr Gegner zu ärgern und vor größere Herausforderungen zu stellen. Sportlich hat der FC Augsburg in diesen Tagen einen Schritt zurück zu seinen Wurzeln gemacht. Die Mannschaft wird es auf dem Platz bald zeigen.

Na herrlich

Fans und Presse haben es mit Martin Schmidt nicht immer gut gemeint und auch diese Gazette schlug bisweilen kritische Töne an. Trotzdem: Zeitpunkt, Art und vor allem auch Hintergründe seiner Absetzung als Cheftrainer werfen doch Fragen auf und sind in dieser Form auch nicht nachvollziehbar. Man(ager) hätte an Martin Schmidt festhalten sollen und müssen.

Mit der Handbremse in die Rückrunde

Nach dem formidablen Winter begann die Rückrunde miserabel. Die Punkteausbeute war sogar schlechter als zum gleichen Zeitpunkt in der Hinrunde. Man konnte das Bemühen erkennen, sowohl die Defensive zu stabilisieren als auch schnell und schnörkellos nach vorne zu spielen. Doch das gelang nur sehr begrenzt. Famose Halbzeiten wechselten sich mit zutiefst bedenklichen Auftritten ab.

Der gemeinsame Spaß ist vergangen. (Photo by CHRISTOF STACHE/AFP via Getty Images)

Die Auswärtsniederlage in Frankfurt war sicherlich ein trauriger Tiefpunkt. Doch auch zaghafte Spiele, wie das gegen Freiburg, warfen große Fragezeichen auf. Dabei waren die Erklärungsversuche im Trainerstab mit am enttäuschendsten, die im Regelfall in nichtssagenden Phrasen endeten. Soweit, so Fußball.

Am Sonntag war die Welt noch in Ordnung

Und doch zeigten die letzten Auftritte, wie schon in der Hinrunde, mehr als positive Ansätze. Schon die zweite Hälfte gegen Bremen war sehenswert. Aber auch die Ergebnisse gegen Gladbach und sogar gegen die Bayern geben nicht unbedingt die Leistung auf dem Platz wieder. Insbesondere das Spiel in München war ein couragierter Auftritt. Man spielte den FCB nicht an die Wand, doch verteidigte klug und engagiert, ohne sich in Mannschaftsstärke in das eigene Tor zu stellen. Dass die Konter nicht gut ausgespielt wurden, ist zwar schade, doch am Ende des Tages verzeihlich. Sicherlich ärgern Niederlagen, aber man hat ein gutes Spiel abgeliefert. Das Martin Schmidt dieses zum Verhängnis wurde, ist in der Tat schwer nachzuvollziehen.

Vor den Bayern ist nach den Bayern

Der Gedanke liegt nahe, dass die Entscheidung schon vor der Partie in München feststand. Vielleicht sogar schon nach der müden Partie in Leverkusen, vielleicht noch früher. Inmitten dieser Tour de Force durch die Top 5 der Liga den Trainer zu wechseln wäre in der Tat riskant gewesen. Im schlimmsten aber auch wahrscheinlichsten Fall hätte man den ominösen Trainereffekt ohne nennenswerten Mehrwert gleich verspielt. Alle Gegner der letzten Wochen waren und sind zu sehr in Form, um hier Überraschungen erwarten zu lassen. Und so musste man notgedrungen einen guten Auftritt in Kauf nehmen, um die schlechte Nachricht zu verkünden. Was zum Teil zu absurden Situationen während der Vorstellung des neuen Trainers führte.

Phrasen dreschen für Fortgeschrittene

Mit etwas mehr Mut und Fortune wäre auch in München etwas möglich gewesen, gab Stefan Reuter gewohnt selbst(un)kritisch zu Protokoll und man fragte sich instinktiv, wie der Trainer nun auch Mut und Fortune erzwingen sollte. Die gesamte Pressekonferenz geriet ganz in diesem Sinne zur Farce und der neue Trainer konnte einem durchaus Leid tun. Nach Reuter steht „der Heiko für die Gier, die Leidenschaft, die Siegermentalität“ die zuletzt wohl gefehlt habe.

Ob Stefan Reuter das Lachen bald vergehen wird? Hoffen wir es nicht. (Photo by Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)

Man fühlte sich unvermittelt und mit keinem guten Gefühl an die Vorstellung von Jens Lehmann erinnert. Schon damals weckte der Gedanke, dass mehr Siegermentalität schon zum gewünschten Erfolg führen würde, ein ungutes Gefühl. Und man hoffte und hofft wieder, dass der Manager nur drucktaugliche Zitate formulieren möchte. Ganz ungeachtet der Ironie, dass Heiko Herrlich nun nicht gerade für große Emotionen bekannt ist.

Merci vielmals Martin Schmidt

Auch Martin Schmidt hatte sich vielleicht ein wenig zu oft in Allgemeinplätzen verloren. Aber er hat sich auch zumeist vor sein Team gestellt, und vor allem hat er auch eine kluge und klare Meinung zu vertreten gewusst. Es ist schade, dass ihm nicht die Chance gewährt wurde, die Saison in Ruhe zu Ende zu spielen. Natürlich wäre es fahrlässig gewesen, die Situation zu unterschätzen, doch nicht minder fahrlässig ist es, in einer vergleichsweise komfortablen Situation auf einen neuen Trainer zu setzen. Das sind dezidiert keine Vorbehalte gegenüber Heiko Herrlich, auf dessen Fußball ich persönlich sehr (optimistisch) gespannt bin. Es sind Vorbehalte gegenüber den handelnden Personen. In der Pressekonferenz wurde die Frage aufgeworfen, wie aus der ruhigen Hand, die den FCA bislang ausgezeichnet hatte, eine zittrige Hand werden konnte. Das ist eine gute Frage, die vielleicht am Ende der Saison Stefan Reuter nochmals beantworten muss.

Eine Mannschaft ohne Identität

Was hatte ich mich auf das Spiel in Frankfurt gefreut. Es war ingesamt eine bemerkenswert schlechte Woche für mich. Erst war ich krank und danach kamen vor allem arbeitsbedingt schwierige Nachrichten auf mich zu, mit denen ich umgehen musste. Eine Woche, in der ich meinen Kompass auf Freitagabend ausgerichtet hatte. Hoffnungsfroh nach der zweiten Halbzeit gegen Bremen, in der mein liebster FCA einen Rückstand gedreht und das Spiel gewonnen hatte. In Frankfurt hatte die Mannschaft in der letzten Saison auch ein wundervolles Erfolgserlebnis gefeiert. Ich war im April live dabei und so fieberte ich zusammen mit meiner Crew auch dieses Mal frohen Mutes dem Spiel entgegen. Ich habe nicht nach den ersten Rückschlägen aufgegeben. Am Abend stand ich pünktlich auf der Tribüne, die Augen aufs Ziel gerichtet.

Für Glanz und Gloria

Wir liefen in der Februarkälte zum Stadion. Es war klar, dass es ungemütlich werden würde. Es war klar, dass die Frankfurter nach den ersten Spielen der Rückrunde und dem Pokalsieg gegen Leipzig Selbstvertrauen getankt hatten. Umso größer war die Aufgabe, umso größer wäre der potentielle Sieg am Ende des Abends zu werten, umso beschwingter würden wir das Wochenende erleben und kurz den grauen Alltag und unsere Probleme vergessen können. In der ersten Halbzeit wurden unsere Erwartungen auch noch erfüllt. Die Mannschaft hatte Chancen, die sie nicht zu nutzen wusste (oder die Kevin Trapp leider großartig vereitelte) und die Eintracht kam nach ca. 40 Minuten zu einfach zum Führungstreffer. Es stand wie in der Vorwoche gegen Bremen 0:1. Alles war noch drin. Der Rückstand würde die Geschichte nur noch besser machen. Eine weitere Legende, die wir unseren Kindern und Enkeln erzählen könnten. Was danach folgte, kann nicht anders als ein Offenbarungseid bezeichnet werden.

Ihr werdet die feiernden Frankfurter wieder los. Mich werden sie eine ganz Weile verfolgen. Habe ich erwähnt: ich wohne in Frankfurt. (Photo by Jörg Halisch/Bongarts/Getty Images)

Nun ist noch nicht viel Zeit vergangen seit diesem traumatischen Erlebnis und ich bin in dieser Saison vorgeschädigt. Ich war auch schon in Gladbach auswärts dabei. Da ging das Spiel 5:1 für die Gladbacher aus, und die erste Halbzeit in Gladbach sah der zweiten in Frankfurt in mancher Hinsicht sehr ähnlich. Es war auch kalt, aber in Gladbach regnete es dazu noch. Ich vertrete auch die Meinung, dass ich eine persönliche Erklärung dafür verdient habe, was in diesen zwei Auswärtsspielen passiert ist. Aber nachdem die Erklärungen bisher äußerst mau sind, will ich mal anfangen zu erzählen, was gestern – mal wieder – passiert ist. Und zu welchen Einschätzungen ich gelangt bin.

Die Taktik

Adi Hütter, der Frankfurter Trainer, hat sehr gut erkannt, wie man uns Augsburgern momentan das Leben schwer machen kann. Wenn wir wie gegen Frankfurt mit Finnbogason/Niederlechner in der Kombination spielen, dann erzeugt das eine dauerhafte Unterzahl im zentralen Mittelfeld. Baier und Khedira standen Ilsanker, Kohr und Gacinovic gegenüber. Das Frankfurter Trio ist dabei so körperlich und aggressiv, wie man es sich nur vorstellen kann. Das Ergebnis war, dass wir gerade im Spiel mit dem Ball diesen zu schnell verloren, und Frankfurt dann im eigenen Spiel mit dem Ball durch Verlagerungen auf die Flügel und eintrainierte Spielzüge eine Überzahl schnell ausnutzen konnte.

Eine Folge dieses Problems ist auch, dass Frankfurt ca. 60% der Zweikämpfe gewonnen und mehr Fouls gespielt hat. Wir sind, wie z.B. gegen Union Berlin, nicht in die Zweikämpfe gekommen und haben diese weniger aggressiv geführt. Martin Schmidt hat dann Finnbogason aus- und Löwen eingewechselt, um im zentralen Mittelfeld stabiler zu stehen und damit überhaupt eine Chance im Spiel zu haben. Allein, es war schon zu spät. Und gegnerische Mannschaften wissen mittlerweile, dass man uns durch Körperlichkeit und Aggressivität aus dem Konzept bringen kann. Darauf müssen wir uns in den nächsten Spielen einstellen. Der Trainer kann seinem Team helfen, wenn er in zentralen Bereichen des Feldes, Wege findet, um diese Unterzahlsituationen zu vermeiden.

Die Reaktion auf das zweite Tor

Die Niederlage rein der taktischen Ausrichtung anzulasten, wird schwierig. Gerade auf den Flügeln hätten wir Möglichkeiten gehabt, um für Unruhe in der Frankfurter Hintermannschaft zu sorgen und unsere beiden zentralen Abschlussspieler hätten potentiell ja auch mehr zum Abschluss kommen können. Nachher ist da immer ein jeder schlauer. Was allerdings hilfreich gewesen wäre, ist, deutlich länger ohne Gegentor zu bleiben bzw. das Spiel offen zu halten. Die beiden ersten Gegentore waren nicht besonders extravagant herausgespielt, sondern sind individuellen Fehlern zuzuschreiben.

Timothy Chandler konnte sein Glück nicht fassen. Er profitierte von den Lücken in der Augsburger Abwehr. (Photo by Jörg Halisch/Bongarts/Getty Images)

Beim ersten Tor kommt der Ball zu Chandler, der sich im Vergleich zu seinem Gegenspieler überaus filigran dreht und dann sehr gut abschließt. Die Fehlerkette vom Ballverlust bis zum Tor war lang. Das zweite Gegentor fällt dann, weil wir einen Standard schlecht verteidigen. Beide Tore weisen auf Unkonzentriertheiten hin. Auf diesem Niveau kann man sich solche Fehler nur selten erlauben.

Große Freude bei der Eintracht. Möge sie in dieser Saison anhalten und wir uns nächstes Jahr revanchieren. (Photo by Jörg Halisch/Bongarts/Getty Images)

Entscheidender ist allerdings die Reaktion danach. Es ist nicht so, dass es dann auf dem Platz mal lauter wird. Das jemand den anderen anschreit und wachrüttelt. Durch Körperlichkeit ein Zeichen setzt. Sich ne gelbe Karte abholt und ein Ruck durchs Team geht. Geschlossen wird dann aufgehört zu spielen. Führungsspieler sind untergetaucht. Gibt es eine Struktur im Team und wer übernimmt dann die Verantwortung?

So kassiert man dann das dritte Gegentor (wie frei der Frankfurter einköpfen konnte. Wahnsinn). Dazu kurz vor dem Ende die Tore vier und fünf. Was ich von der Tribüne aus nächster Nähe beobachten konnte, war der mentale Zusammenbruch des gesamten Teams. So als würde ich nach 6 Stunden eines beschissenen Tages aufhören zu arbeiten und aufgeben. Kein Verhalten mit dem man sich als Fan identifizieren kann, wenn man sich die ganze Woche im Alltag abgemüht hat. Mit solch einer Einstellung wäre ich am Freitag überhaupt nicht erst auf der Tribüne gestanden. Solches Verhalten will ich in rot-grün-weiß nicht sehen.

Eingeständnis des Versagens

„Einmal ist keinmal und zweimal ist einmal zuviel“ hat einer meiner Lehrer in der Schule früher gesagt. Und so könnte man dieses Spiel leicht abhaken, wenn ein solcher Zusammenbruch nun das erste Mal vorgekommen wäre. Martin Schmidt ist nun seit April letzten Jahres im Amt. Aus dem Stand kann ich die Zusammenbrüche seines Teams schon gar nicht mehr alle rekapitulieren. Das 1:8 in Wolfsburg am letzten Spieltag der letzten Saison ging uns noch recht am Arsch vorbei. Es war das erste Mal. Am ersten Spieltag die zweite Halbzeit in Dortmund war dann schon schlimmer. Dann kam das 1:5 in Gladbach und jetzt wieder ein 0:5 in Frankfurt. Wenn Martin Schmidt in der Pressekonferenz behauptet, dass die zweite Halbzeit gegen Frankfurt die bisher schlechteste der Saison war, dann gab es zumindest schon hochkarätige Konkurrenz in seiner Amtszeit.

Bilder eines Zusammenbruchs. Ich bin so leid sie zu sehen. Diese Zusammenbrüche müssen ein Ende haben. (Photo by Jörg Halisch/Bongarts/Getty Images)

Martin Schmidt hat in der besagten Pressekonferenz deutliche Worte in Richtung Mannschaft gefunden: „Das war eine Katastrophe. Zuerst den Schneid abkaufen lassen in Sachen zweite Bälle, Zweikampfführung. Dann irgendwann auch die Mentalität abkaufen lassen. Und am Schluss noch ne Packung gekriegt. Heute war keiner der Spieler, außer vielleicht der Torhüter, gut. Und wenn alle Spieler nicht gut sind, dann ist meistens der Grund im mentalen Bereich zu suchen. Was war los mit der Konzentration in der zweiten Halbzeit? Was war los mit dem Team nach dem 2:0? Da war wieder der Stecker gezogen. Warum fallen wir in uns zusammen?“

Als ich die Aufzeichnung der Pressekonferenz am Tag nach dem Spiel gesehen habe, ging mir direkt die Hutschnur hoch. Ja, was war denn los, Martin Schmidt? Das ist doch dein Team, das da auf dem Rasen steht. Deine Mannschaft, die deine Mentalität als Führungskraft widerspiegelt und die Werte, die du vermittelst. Diese Klatschen sind nun mehrmals vorgekommen. Mehr als einmal. Einige Male zu viel. Es ist unerträglich. Und Du bist dafür verantwortlich.

Resilienz

An dieser Stelle müssen wir uns mit Resilienz beschäftigen. Resilienz bedeutet psychische Widerstandskraft – und insofern gebe ich Martin Schmidt Recht, als dass die Probleme im mentalen Bereich liegen. Wie widerstandsfähig ist die Mannschaft bzw. die einzelnen Spieler in schwierigen Situationen? Die Klatschen deuten darauf hin, dass die psychische Widerstandsfähigkeit gesteigert werden muss. Die Spieler müssen auf diese schwierigen Situationen vorbereitet werden, so dass sie die Situation erkennen und richtig reagieren können. Ihre gewünschte Option A: „Das Spiel gewinnen“ gerät ins Wanken. Es ist wichtig, dass den Spielern in diesen Situationen bewusst ist, dass sie ihre Option B dann immer noch gestalten können. Option B könnte enden als „Klatsche und Schmach“ oder als „Aufgebäumt, alles reingeworfen und knapp verloren“.

„Aufgeben und überfahren lassen“ ist keine Option B, die tolerierbar ist. Einsatz und Kampf bis zum Abpfiff ist das, was jede Option B beinhalten muss. Und das ist im mentalen Mindset der Spieler abhanden gekommen. Fußball ist eben keine rein körperliche Angelegenheit. Auch die mentale Ausbildung der Spieler ist von einiger Bedeutung. Gerade mit unserem jungen, neu zusammengestellten Kader scheint die Ausbildung der Mannschaft in diesem Bereich noch verbesserungswürdig zu sein. Es ist mir wichtig an dieser Stelle festzuhalten, dass ich nicht glaube, dass die Mannschaft oder einzelne Spieler nicht wollen. Sie haben in schwierigen psychologischen Situationen unter erheblichem Druck „nur“ nicht gut reagiert. Sie brauchen weiterhin Unterstützung und Aufmunterung. Es macht keinen Sinn sie auszupfeifen bzw. zu beschimpfen. An den Problemen kann man arbeiten. Muss man arbeiten.

Fehlerkultur

Dazu kommt, dass wir zur einer gesunden Fehlerkultur zurückfinden müssen. Und damit meine ich nur am Rande, dass wir in der Lage sein müssen, Fehler einzugestehen. Die Mannschaft hat aus meiner Sicht kein Problem damit zuzugeben, dass sie am Freitag ihre Leistung nicht gebracht hat. Die Jungs sind quasi geschlossen in der Kurve gestanden und haben sich die direkten Reaktionen der Fans angehört und sich für den Support bedankt. Was da teilweise von den Rängen kam, war deutlich unter der Gürtellinie. In den Stunden der Niederlage zeigt sich dann doch am ehesten, wer zu einer menschlichen Reaktion auf Fehler in der Lage ist und da haben im Block doch einige versagt.

Ich beziehe diesen Punkt trotzdem eher auf die Rotation in der Mannschaft. Auch wenn die ersten Spiele nicht besonders prickelnd waren, so hat Martin Schmidt prinzipiell an seiner Stammmannschaft festgehalten. Individuelle Fehler sind menschlich und prinzipiell in Ordnung. Gehäuft müssen sie allerdings Konsequenzen haben. Die Spieler aus der zweiten Reihe müssen darauf drängen sich beweisen zu dürfen. Und diejenigen, die zum Einsatz kamen, müssen für gehäufte Fehler die Konsequenzen tragen und auf der Bank Platz nehmen. Irgendeinen Vorteil muss der große Kader haben, bei dem die Leistungsdichte so hoch ist wie nie. Zumindest gingen wir davon bisher aus. Ob es Martin Schmidt in diesem Kader schafft den Konkurrenzkampf hoch zu halten, müssen wir noch abwarten. Aber vielleicht sind die Unkonzentriertheiten auch darauf zurückzuführen, dass man sich in der Mannschaft durch den fehlenden intensiven Konkurrenzkampf nicht zu Topleistungen pusht?

Besser gegen Freiburg

Alles in allem steht nicht zu befürchten, dass es gegen Freiburg weiter geht, wie es gegen Frankfurt aufgehört hat. Martin Schmidt hat die Schwere der Niederlage erkannt. Fehler wurden von ihm in der taktischen Einstellung als auch von den Spielern auf dem Feld gemacht und der Spielverlauf hat uns nicht in die Karten gespielt. Wer weiß, was mit einem frühen Führungstor möglich gewesen wäre. Mit 26 Punkten haben wir immer noch 8 Punkte mehr als in der letzten Saison (und 5 weniger als vor zwei Jahren). Es läuft nicht alles optimal, aber doch einiges richtig.

Wir werden wieder Feiern, das ist klar. (Photo by Christian Kaspar-Bartke/Bongarts/Getty Images)

Mir ist dabei besonders wichtig, dass diese Mannschaft die sportliche Identität des FC Augsburg wiederfindet, so dass man sich als Fan auf der Tribüne mit den Jungs auf dem Rasen jederzeit identifizieren kann. Verlieren ist nicht schlimm, genau wie einzelne Fehler. Und ich tausche mit jedem Spieler Hoody gegen Trikot nach einem Spiel in der Kälte. Aber bei allem was mir an dieser Sache liegt: dafür müssen alle 100% geben in den 90+X Minuten des Spiels. Und am Freitag nach dem Spiel hätte keiner auf der Tribüne eines dieser Trikots gewollt. Weil es einem das Herz bricht, wenn die eigene Mannschaft ihre und damit unsere Identität mit Füßen tritt. Und so muss dieses Team nun erst wieder herausfinden, für was es steht. Man will ihnen zurufen: Wir sind für euch da. Schaut uns an und kämpft für uns. Mehr braucht es doch nicht.

Der FCA und das Trainerkarussell der Bundesliga: erstmal ausgestiegen

Der FC Augsburg ist sportlich in ein etwas ruhigeres Fahrwasser zurückgekehrt. Zum Ende der Hinrunde haben wir zwischenzeitlich 6 Spiele lang nicht verloren und dabei sogar fünf Siege eingefahren. In Köln lief das Spiel nicht optimal. André Hahn verschoss einen Elfmeter und holte sich einen unnötigen Platzverweis ab. Trotzdem nahmen wir wieder einen Punkt mit. Auch gegen Dortmund verloren wir nach komfortabler Führung noch. Insgesamt haben wir uns aber durch den sportlichen Aufschwung im Mittelfeld der Tabelle festgesetzt. Immer noch ist Durchatmen angesagt. Die Lage in Augsburg hat sich beruhigt. Mal wieder.

LEIPZIG, GERMANY – DECEMBER 21: Martin Schmidt schnauft durch. (Photo by Boris Streubel/Bongarts/Getty Images)

Schwierigkeiten in der ersten Hälfte der Hinrunde

Zwischenzeitlich wurde es etwas ungemütlich für Martin Schmidt. Der Kaderumbau im Sommer hatte sich bis in die Saison gezogen, Leistungsträger vielen verletzt aus und es hat gedauert, bis die Mannschaft in der Lage war, seine Anforderungen auf dem Platz umzusetzen. Mittlerweile – gegen etwas schwächere Gegner – konnte die Mannschaft zeigen, was sie kann. Aber auch gegen stärkere Gegner wie gegen Hoffenheim oder Leipzig hat das Team mitgespielt, immer gegen gehalten und war wettbewerbsfähig. Das hatte lange gefehlt. Bis zum Auswärtsspiel in Gladbach verfolgte mich immer die Angst, auswärts richtig zu kassieren. In Gladbach ja auch mit bestem Recht.

WOLFSBURG, GERMANY – OCTOBER 27: Martin Schmidt in Action (Photo by Cathrin Mueller/Bongarts/Getty Images)

Am Ende hat auch eine positive Transferpolitik im Sommer ihren Beitrag zum Umschwung geleistet. Einige der Sommertransfers stechen wirklich hervor. Ruben Vargas hat sein Potential mehrfach angedeutet. Florian Niederlechner ist ein absoluter Glücksgriff für den FCA und schon jetzt zum Bomber von bayrisch Schwaben aufgestiegen. Und in der Innenverteidigung konnten sowohl Felix Uduokhai als auch Tin Jedvaj ihre Qualitäten auf dem Platz zeigen. Wenn nun noch Carlos Gruezo wieder fit ist und helfen kann, dann war der Transfersommer gelungen. Die Kernleistung von Martin Schmidt war es allerdings in der Hinrunde, aus diesem Haufen von talentierten Einzelspielern eine Einheit zu formen, die zusammen hält und an einem Strang zieht. Ich hatte nicht mehr daran geglaubt, aber es ist Martin Schmidt bis dato wunderbar gelungen. Respekt dafür!

Das Problem der Trainerwahl

Bei der Trainerwahl hat der FCA mit Martin Schmidt somit nicht ganz daneben gelangt. Es scheint auch insgesamt eine der größten Herausforderungen zu sein, den richtigen Trainer für ein bestimmtes Team zu identifizieren. Es mutet etwas seltsam an, dass Clubs sehr viele Ressourcen in das Spieler-Scouting investieren, aber anscheinend kein funktionierendes Konzept haben, um einen neuen Trainer für ihre Mannschaft zu finden.

AUGSBURG, GERMANY – DECEMBER 07: Martin Schmidt klatscht mit Achim Beierlorzer, einem aktiven Trainer-Karussell Teilnehmer ab. (Photo by Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)

9 Monate ist Martin Schmidt nun in Augsburg und damit belegt er bei den aktuellen Amtszeiten in der Bundesliga schon wieder einen Mittelfeldplatz. Viele Clubs haben in der Sommerpause oder auch schon in der laufenden Saison ihren Trainer erneut gewechselt. Andere Trainer – wie Lucien Favre in Dortmund – stehen immer wieder stark in der Kritik. Hertha BSC hat mit Jürgen Klinsmann nun erstmal eine Übergangslösung bis zum Saisonende gewählt, die gar nicht erst langfristig angelegt ist. Bei Hansi Flick in München weiß man auch nicht genau, ob das wirklich zu einer langfristigen Zusammenarbeit führt.

Der FCA setzt weiter auf Konstanz

Stefan Reuter hat beim FC Augsburg mittlerweile drei Trainer mit ausgewählt. Bei Markus Weinzierl zu Anfang hat er zumindest mit entschieden, ob dieser in Augsburg bleiben soll. Seine Einschätzungen an dieser Stelle lagen zumindest nie ganz daneben. Nur mit Dirk Schuster war man gar nicht zufrieden und entschied sich die Zusammenarbeit schnell wieder zu beenden. Aber Punkte hatte selbst Schuster damals gesammelt.

VERL, GERMANY – AUGUST 10: Martin Schmidt fragt sich manchmal auch, was das alles soll. Zusammen geht es trotzdem weiter. (Photo by Maja Hitij/Bongarts/Getty Images)

Insgesamt gilt weiterhin: der FC Augsburg setzt weiter ganz bewusst auf Konstanz, auch wenn in der Liga mal wieder die Panik ausbricht. Wahrscheinlich ist das weiterhin das Zauberrezept, warum wir mittlerweile im neunten Jahr in der Bundesliga spielen. Als Trainer in der Liga hätte ich ein großes Interesse daran, irgendwann in Augsburg zu arbeiten. Die Rückendeckung der Vereinsführung ist formidabel. Die Jobsicherheit ist groß. So lange wir es schaffen, gute Trainer nach Augsburg zu locken, werden wir mittel- und langfristig Erfolg haben. Durch schwierige Phasen müssen allerdings auch wir durch – aber halt zusammen.

Wohin die Reise noch führt

Im Nachhinein wirkt es so, als ob Martin Schmidt in Wolfsburg schlicht nicht genug Zeit bekommen hätte. Derweil hatte er in Mainz eine sehr erfolgreiche Zeit, in der er die Mainzer sogar bis nach Europa geführt hatte und man sich am Ende einvernehmlich trennte. Dort kam am Ende die Frage auf, wie sich die Mannschaft sportlich weiterentwickeln könnte. Es wäre ein Luxus, wenn wir uns diese Frage in 1,5 Jahren auch stellen würden. So lange würde ich momentan hoffen, dass Martin Schmidt stabil in Augsburg weiter arbeiten sollte. Aber was wusste ich Anfang Oktober schon. Mal schauen, wann wir wieder aufs Karussell aufspringen.

Alle Jahre wieder

Es geht Richtung Vorweihnachtszeit. Nächste Woche ist schon der erste Advent und in Köln können wir dann rund ums Bundesligaspiel beim Effzeh Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt trinken. Sportlich läuft es so lala. Zwei einzelne Siege stehen teilweise desillusionierende Darbietungen entgegen. Die Abwehr wirkt immer mal wieder sehr löchrig. Nach vorne können wir nicht konsistent für Gefahr sorgen. Ich hatte so viele Hoffnungen in diesen nominell so starken Kader. Längst nicht alle Hoffnungsträger können ihr Potential ausschöpfen, auch wenn einzelne wie Felix Uduokhai und Ruben Vargas herausstechen.

Was hab ich da angerichtet, wäre eine Frage, die sich Gregerl dieses Wochenende stellen sollte. (Photo by Christof STACHE / AFP via Getty Images )

Im Kader dieser Hinrunde gibt es wie immer Gewinner und Verlierer. Einer der Verlierer ist sicherlich Michael Gregoritsch. Gregoritsch war in den letzten beiden Jahren ein Spieler mit zentraler Bedeutung für den FCA. In seinem ersten Jahr in Augsburg hatte er direkt zweistellig getroffen und war an vielen spielentscheidenden Momenten beteiligt. Auch letztes Jahr kam er in 32 Bundesligaspielen zum Einsatz und konnte immerhin noch 6 Tore erzielen. Allerdings fing schon letztes Jahr die öffentliche Kritik an seiner Spielweise und Körpersprache an zu steigen. Nach dem Zugang von Florian Niederlechner, der an der Seite von Alfred Finnbogason in den letzten Spielen das Sturmduo bildete, schien Michael Gregoritsch gerade außen vor zu sein.

Der nächste bitte

Das hat in Gregoritsch gegärt, wie das Bier der Braumeister unserer schönen Stadt. Gregoritsch denkt gerade nicht mehr: Schönes Leben hier. Nun hat sich Gregoritsch deshalb gerade vor kurzem in eine Riege unzufriedener Fußballer eingereiht, die versuchen, über ihren öffentlichen Unmutsbekundungen ihren Abschied aus Augsburg zu forcieren. Immer wieder im Winter könnte eine Sitcom heißen, die sich mit den Geschichten von Augsburger Fußballern beschäftigt, die den Club gerade in dieser Jahreszeit verlassen wollen. Es ist zur Unsitte geworden, dass auch gestandene Spieler öffentlich die Organisation kritisieren. Wir erinnern uns sehr gut an die Kritik von Martin Hinteregger, die dazu führte, dass Hinteregger erst ausgeliehen und dann an die Frankfurter Eintracht verkauft wurde. Im letzten Jahr hatte auch Jeffrey Gouweleeuw den damaligen Trainer Manuel Baum in der Öffentlichkeit kritisiert. Weitere Undiszipliniertheiten von Spielern wie Caiuby oder Raul Bobadilla hat man in Augsburg lang toleriert, solange sie einen gewissen Rahmen nicht überschritten. Bei Caiuby war dann irgendwann das Fass voll und der FCA zog einen Schlussstrich. Zu spät, wie die deutliche Mehrheit konstatierte.

Der Fall Gregoritsch

Nun hat wohl auch Michael Gregoritsch beschlossen, das öffentliche Kritik an der Organisation der aussichtsreichste Weg ist, als er vor kurzem verkündete: „Hauptsache weg!“.  Er hätte schon im Sommer weg gewollt und nicht gedurft und jetzt wolle er aber unbedingt im Winter gehen. Das Problem bei Gregoritsch ist anders gelagert, als bei anderen Spielern vorher. Gregoritsch passt als Spielertyp nicht wirklich gut in Martin Schmidts Spielsystem. Das hat man immer wieder gesehen. Ich will Gregoritsch nicht unterstellen, dass er nicht trotzdem alles gegeben hat. Er hat zudem ausdrückliche Qualitäten, wenn er aus der Tiefe aufs Tor kommt. Seine Abschlüsse sind durch seine Abschlusssstärke auch aus der Distanz meist gefährlich. Auch im Strafraum hat er eine gute Trefferquote. Zudem hat Gregoritsch Ecken und Kanten und ist keiner der glatt-geschliffenen Profis, die rein auf ihre Karriere fokussiert sind und mit 25 Jahren ist er immer noch recht jung. Abseits des Feldes, hat er eine Organisation gegründet, mit der er sich aktiv in der Arbeit mit benachteiligten Kindern engagiert. Vorbildlich. Zumindest in diesem Bereich. Das unterscheidet ihn deutlich von einem Martin Hinteregger, der sich mittlerweile bei zwei Vereinen quasi herausgeekelt hat oder einem Caiuby, der regelmäßig zudem mit dem Gesetz in Konflikt geriet. Ich gebe es zu, dass ich Gregerl grundsätzlich als Typen mag, auch wenn er offensichtlich eine Grenze überschritten hat. Und ich glaube, dass er Pech hatte und unter Martin Schmidt leidet, der ihn nicht seinen Stärken entsprechend eingesetzt bekommt. Damit muss er als Profi allerdings klar kommen.

Die Reaktion des FCA

Die Reaktion des FCA musste nun eine bedachte, aber trotzdem strenge sein. Gregoritsch ist 25 und hat noch 2,5 Jahre Vertrag in Augsburg. Der FCA hält alle Fäden in der Hand und darf sich nicht mehr öffentlich unter Druck setzen lassen. Als erste Reaktion sprach der FCA eine Geldstrafe aus und suspendierte Gregoritsch vorerst bis zum 26.11.2019. Leider hat der FCA nicht direkt einen Wechsel im Winter ausgeschlossen, außer der Verein würde mit Geld überschüttet. Der Verein kann es sich nicht erlauben, dass der Eindruck weiter verfestigt wird, solch öffentliche Aussagen wären eine gute Möglichkeit, sich aus Augsburg loszueisen. Sollte Gregoritsch nächste Woche nicht einsichtig sein, dann gehe ich davon aus, dass der FCA die Suspendierung auf unbestimmte Zeit ausdehnt und für Gregoritsch erst wieder im Winter die Türe zurück geöffnet wird. Im Zweifel muss der FCA Gregoritsch dauerhaft von der Mannschaft trennen, um solche Erpressungsversuche in der Zukunft zu unterbinden. Und den Wünschen des Spielers zum ersten Mal seit langer Zeit nicht nachkommen.

Fokus auf das Sportliche

Mit diesen Maßnahmen sollte es gelingen, den Fokus weiter auf dem Sportlichen zu belassen. Der Trend ging vor der Länderspielpause in die richtige Richtung und gerade gegen Hertha zu Hause und dann auswärts in Köln besteht die Möglichkeit sich etwas aus dem Keller herauszuarbeiten. Jetzt stehen die Spiele vor der Tür, in der die Mannschaft im direkten Vergleich mit Mannschaften aus dem Keller zeigen kann, dass sie nicht dorthin gehört. Ablenkungen, wie die von Gregortisch, sind ein Bärendienst für die Mannschaft. Gerade jetzt sollten sich alle gemeinsam darauf konzentrieren, sportlich positive Ergebnisse zu erzielen.

Nicht labern, arbeiten. Aufstehen, Fehler einsehen, weiter geht’s. #Augsburghältzusammen (Photo by Ronny Hartmann/Bongarts/Getty Images)

Bei seinem Wechsel hatte Gergoritsch noch gesagt: „Hier passt für mich alles. Daher habe ich mich auch langfristig gebunden und möchte die tolle Entwicklung des FCA in den nächsten Jahren gemeinsam mit dem Team weiterführen.“ Wenn man etwas langfristig entwickeln will, dann muss man auch mal schwierige Phasen zusammen durchstehen. Das auch mal Frust heraus bricht ist menschlich. Lieber Gregerl, sieh es ein, denn wir können dich spätestens jetzt nicht mehr wechseln lassen. Lass uns gemeinsam nach vorne schauen. Wo auch immer die Reise hingeht. #Augsburghältzusammen

Baum, Schmidt, scheißegal?

0:3 zu Hause gegen Leverkusen verloren. Diese Saison auch erst einmal gewonnen. Borussia Mönchengladbach kommt gerade erst richtig in Form und auswärts haben wir uns dort meist schwer getan. Dazu kassiert der FC Augsburg weiterhin zu viele Tore und schafft es manchmal schlicht nicht, selbst gefährlich zu werden. Es scheint, dass auch nach dem Trainerwechsel von Manuel Baum zu Martin Schmidt alles wie gewohnt abläuft. Manchmal erwischt die Mannschaft einen Sahnetag und überrascht einen Gegner. Meist mühen wir uns ab und im Regelfall führt das nicht zu vielen Punkten. Ist denn unter Martin Schmidt eine sportliche Entwicklung zu beobachten, die eine positive Tendenz hat? Oder verharren wir auch unter Martin Schmidt nur auf der Stelle bzw. rutschen langsam weiter ab?

AUGSBURG, GERMANY – SEPTEMBER 28: Martin Schmidt vor dem Spiel gegen Bayer 04 Leverkusen (Photo by Alexandra Beier/Bongarts/Getty Images)

Es ist schwierig diese Fragen zu beantworten. Welche Fakten soll man hierfür heranziehen. Punkteschnitt? Geschossene bzw. kassierte Tore pro Spiel? Differenzierte statistische Marker wie „expected Goals“ (xP)? Insgesamt ist die Zeitspanne, die Martin Schmidt Zeit hatte mit der aktuellen Mannschaft zu arbeiten zu kurz, um sich auf statistische Werte bei der Beurteilung zu verlassen. Bis zur Länderspielpause war der Kader quasi nicht vollständig oder verletzt. Im Vergleich zur letzten Saison gab es einen großen Umbruch. Welche Zeitperiode sollte man für die Betrachtung heranziehen? Momentan ist eine solche Betrachtung noch unsinnig.

Holt Martin Schmidt genug aus der Mannschaft heraus?

Ein Gefühl bleibt trotzdem und ist mir in den letzten Tagen mehrfach begegnet: Martin Schmidt sollte aus diesem Kader mehr herausholen. Diesem Gefühl liegen ja grundsätzlich zwei Annahmen zu Grunde. Zuerst dürfen wir uns freuen, denn unser Kader ist mittlerweile doch wieder recht beachtenswert. Für ein abschließendes Urteil bzgl. Tomas Koubek ist es mir zu früh, aber zumindest haben wir im Tor etwas getan. Auch die Viererkette wirkt nominell mittlerweile sehr stark. Max, Uduokhai, Jedvaj und Lichtsteiner sind zumindest mal eine Ansage. Jeff Gouweleeuw wird zusätzlich für Konkurrenz sorgen, nachdem er gerade wieder ins Mannschaftstraining eingestiegen ist. Auch offensiv sind wir stark wie seit langem nicht. Ruben Vargas zusammen mit Marco Richter außen und Alfred Finnbogason / Florian Niederlechner als Doppelspitze verkörpern die reine Torgefahr. Der Kader verfügt über sehr viele, sehr gute Einzelspieler.

Als zweites blicke auch ich wehmütig auf die bisherigen Ergebnisse. Nur ein Punkt zu Hause gegen Union Berlin. Auswärts abgeschossen und demontiert worden in Dortmund und Bremen (auch wenn es in Bremen am Ende knapper aussah nach der hoffnungsvollen zweiten Hälfte). Darf man das Pokalspiel in Verl in dieser Reihe noch nennen?Wir tuen das mal. Viele Momente in denen man zu Recht konstatieren kann: da war mehr drin. Und am Ende ist der Trainer verantwortlich dafür, was die Mannschaft auf dem Platz abliefert.

Ist der Kader so gut wie er gesehen wird?

Aber ganz so einfach ist es auch nicht. Es gibt einen Punkt, der mir etwas Sorgen bereitet, und den auch Martin Schmidt nicht so einfach lösen kann: Auch wenn unser Kader oberflächlich einen positiven Eindruck vermittelt, so gibt es doch einen Bereich, den ich nicht ausreichend mit Qualität besetzt sehe. Hierbei handelt es sich um das zentrale Mittelfeld. Defensiv wird es sehr eng hinter Daniel Baier und Rani Khedira. In Baiers Alter wird die Belastungssteuerung auch immer wichtiger und 34 Spiele in einer Saison werden es auch diese Saison schon nicht mehr. Carlos Gruezo ist verletzt und Jan Moravek Teilzeitkraft. Und Reece Oxford ist schlicht ein junger Hüpfer, denn wir nun doch eher im defensiven Mittelfeld einplanen und der Zeit braucht, um sich zu entwickeln.

FREIBURG IM BREISGAU, GERMANY – SEPTEMBER 21: Martin Schmidt vor der Partie in Freiburg (Photo by Robert Hradil/Bongarts/Getty Images)

Allerdings ist das Loch an dieser Stelle nicht ganz so groß, wie auf der 10er Position. In Schmidts System ist der Umschaltzehner ein essentieller Bestandteil. In schnellen Umschaltsituationen kann die Funktion auch von einem zweiten Stürmer übernommen werden, aber spätestens im Spiel mit dem Ball fehlt ein Spieler, der den Raum besetzt und die Ballzirkulation befördert. Michael Gregoritsch wirkte bei seinen Einsätzen in diesem System fehlbesetzt. Fredrik Jensen hat noch keiner unter Wettkampfbedingungen mal länger gesehen. Aus meiner Sicht wird es Zeit herauszufinden, ob er die Rolle übernehmen kann und was wir an ihm haben. Ich könnte mir vorstellen, dass Marco Richter das spielen kann. Es wäre eine schwierige Umstellung für einen jungen Spieler, der gerade seine Rolle gefunden zu haben schien. Im Ergebnis ist zumindest aus meiner Sicht der Kader nicht so stark, wie er von dem ein oder anderen vielleicht gesehen wird.

Wie sind die Ergebnisse bisher zu bewerten?

Dazu muss man die Ergebnisse in der Anfangsphase der Saison vielleicht auch mal einordnen. Das 1:1 gegen die Wundertüte Union Berlin war zu wenig. Aber seit der zweiten Hälfte in Bremen zeigt die Formkurve nach oben. Zu Hause gegen gut gecoachte Frankfurter gewonnen und in Freiburg – bei einer der Überraschungsmannschaften bisher – einen Punkt geholt. Wäre gegen Leverkusen der Spielverlauf glücklicher gewesen (Niederlechner am einen und Schieber am anderen Ende), dann würden wir ganz anders über die Situation nachdenken. So schlecht, wie die Ergebnisse insgesamt gesehen werden, sind sie dann vielleicht auch nicht. Dazu kann man fußballerisch das ein oder andere mitnehmen. Gegen Leverkusen wirkten wir endlich wieder stabil in der Abwehr. Tore schießen wir grundsätzlich auch wieder (Niederlechner!! Vargas!). Die nächsten Partien werden schwer (Gladbach, Bayern, Wolfsburg, Schalke), aber zumindest sollten wir etwas befreiter auftreten können. Vielleicht können wir ja in einer der Partien überraschen.

Ich fahre nun am Sonntag ein weiteres Mal nach Gladbach und habe an keine der Partien positive Erinnerungen. Zumindest nicht, wenn ich vor Ort war. Vielleicht fangen wir doch direkt dort an? In den nächsten Partien wird es viel darum gehen, dass die Mannschaft zeigt, dass sie keine Angst vor dem Verlieren hat, wenn sie als Underdog in die Partien gehen kann. Und damit meine ich nicht, dass wir uns schon wieder abschießen lassen. Defensiv stabil, aggressiv in den Zweikämpfen und offensiv mit Nadelstichen und wirklicher Entlastung. Mit der Leistung aus dem Spiel gegen Leverkusen werden wir dabei nicht weit kommen. Ich bin gespannt, ob das in den nächsten Wochen gelingen mag, dass wir mindestens zwei Gänge zulegen. Das Fundament haben wir uns gegen Frankfurt und Freiburg erarbeitet. Jetzt gilt es nach langer Eingewöhnungsphase sportlich die nächsten Schritte zu gehen.

P.S.: In Gladbach immer mit Maxi und Dani im Gedächtnis. Kämpfen, Simon!

Custom App
WhatsApp
WhatsApp
Custom App

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen