Spieler der Stunde trifft es wohl ganz gut. Ein bisschen hat es gedauert, bis sich Noahkai Banks eingewöhnt hatte im Profiteam des FCA. In der Zeit vor der Winterpause reichte es zumindest für Kadernominierungen, aber das Bundesligadebüt musste noch warten. Im Januar überschlugen sich nun die Ereignisse. Noahkai spielte gegen Stuttgart lange auf Grund Maxi Bauers früher Verletzung, kam sowohl gegen Union und Bremen rein und durfte letztendlich gegen Heidenheim starten. Hier machte er seine Sache sehr gut. Dass der FCA drei der vier Partien gewann, rundet das persönliche Gesamtbild ab. Ein guter Moment um mit dem Youngster aus der eigenen Jugend zu sprechen.
Andy: Wie gut lief die Zeit seit der Winterpause bisher für Dich?
Noahkai: Ganz ehrlich: das hätte ich mir nicht besser erträumen können.
Andy: Dann lass uns doch mal bei dem Spiel gegen Stuttgart beginnen. Maxi Bauer hatte sich ja eine Gehirnerschütterung geholt, es aber erst nochmal probiert. Wann hast Du realisiert: Heute ist der Tag meines Bundesligadebüts?
Noahkai: Erstmal habe ich das nicht realisiert, weil Henri (Koudossou, Anm. d. Red.) und ich wurden ja beide zum Warmmachen geschickt. Maxi hatte es dann ja auch nochmal versucht. Als er dann zum zweiten Mal lag, und mir der Athletik-Trainer auf die Schulter tippte, da wurde mir dann klar, dass ich jetzt ins Spiel kommen werde. Da ging der Puls dann auch mal kurz hoch.
Andy: Gegen Stuttgart habt ihr dann noch verloren, aber für dich war es bestimmt trotzdem ein besonderer Tag. Wann hast Du realisiert: Das war jetzt der Debüttag?
Noahkai: Ich bin mit meiner Mutter und meinem kleinen Bruder nach Hause gefahren, aber es war ein bisschen wie im Film. Realisiert habe ich es da noch nicht, dass ich zum ersten Mal Bundesliga gespielt hatte. Das kam dann irgendwann später, als ich eine Nacht drüber geschlafen hatte.
Andy: Dann folgten zwei weitere Spiele gegen Union und Bremen, in denen Du in beiden hereinkamst. War das vorher abgesprochen oder war das auch eine Überraschung?
Noahkai: Nein, das wusste ich vorher auch nicht. Es war natürlich toll, dass ich dann gleich mehrmals ran durfte.
Andy: Dabei hast Du sowohl links als auch rechts in der Innenverteidigung gespielt. Macht das für Dich einen Unterschied?
Noahkai: Nein. Ich habe in der Jugend schon auf beiden Seiten gespielt und für mich ist es egal auf welcher Seite ich eingesetzt werde.
Andy: Der Höhepunkt war dann sicher das Heimspiel am Wochenende gegen Heidenheim. Wann wusstest Du Bescheid, dass Du von Anfang an spielen durftest und wie war da die Gefühlslage?
Noahkai: Der Trainer hat mit mir am Freitag gesprochen und es mir gesagt. Da bin ich dann schon etwas nervös geworden und habe die Nacht von Freitag auf Samstag nicht gut geschlafen. Wenn Du startest, bereitest Du dich auch nochmal ganz anders auf das Spiel vor. Aber sobald ich auf dem Platz war und das Spiel losging, war die Nervosität sofort wieder weg.
Andy: Die Statistiken bestätigen, dass da keine große Nervosität sichtbar war. Wie gehst Du grundsätzlich mit Druck um?
Noahkai: Ich mache mir keinen Druck. Ich spiele seit ich klein bin Fußball und habe Vertrauen in meine Fähigkeiten. Und ich selbst versuche auch möglichst wenig über meine Leistungen nachzulesen.
Andy: Die Vorbereitung auf einen Startelfeinsatz ist wahrscheinlich trotzdem eine andere. Wie sieht das konkret aus?
Noahkai: Man schaut sich natürlich an, gegen wen man spielt. Gegen Heidenheim war klar, dass Paul Wanner mir auf dem Feld begegnen wird. Da schaut man sich dann das ein oder andere Video an, um sich vorab über Tendenzen des Gegenspielers zu informieren. Mir war z.B. auch vorher bewusst, dass Sirlord Conteh extrem schnell ist.
Auf das Duell mit Conteh hatte sich Banks gezielt vorbereitet. (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)
Andy: Wie war im Nachgang zum Spiel das Feedback, außer dass Du viele Nachrichten erhalten hast, und deine tollen Statistiken überall geteilt wurden?
Noahkai: (lacht) Ja, es waren mehr Nachrichten als sonst. Ich habe im Nachgang auch mit Jess Thorup und Marinko Jurendic gesprochen, die mir Feedback gegeben haben. Das war für mich das wichtigste Feedback.
Andy: Was wurde hier konkret thematisiert?
Noahkai: Die Konzentration über das gesamte Spiel hinweg war ein Thema, über das wir gesprochen haben. Fehlervermeidung ist hier sehr wichtig, da die Fehler auf der Position ja sehr schnell zu Gegentoren führen können.
Andy: Ihr habt ja mittlerweile eine erhöhte Tendenz aus der Innenverteidigung mit vor zu rücken und euch ins Offensivspiel mit einzubringen. Wie werden diese Vorstöße ausgelöst und was ist der Gedanke dahinter?
Noahkai: Ja, das machen wir mittlerweile öfter. Dabei gibt es keinen festen Auslöser, sondern es kommt auf die individuelle Spielsituation an. Wenn wir so die erste Kette überspielen können, dann ergreifen wir die Chance gerne.
Andy: Wenn Du insgesamt auf diese Saison zurückschaust, wie beurteilst Du deine Entwicklung selbst und woran machst Du des fest, dass Du – nachdem Du zuerst nicht für den Kader berücksichtigt wurdest – mittlerweile öfter im Kader standest und jetzt auch regelmäßig spielen durftest?
Noahkai: Ich habe mich deutlich weiterentwickelt und gesteigert. Es war schon eine Umstellung für mich im Profiteam. Ich bin froh, dass sich die Steigerung auch in den Einsatzzeiten widerspiegelt und ich eine Chance nach der nächsten bekommen habe.
Andy: Kannst Du das konkret festmachen, in welchen Bereichen Du dich am meisten gesteigert hast?
Noahkai: Die Strafraumverteidigung ist einer der Bereiche. In der Jugend wurde hier deutlich mehr mannorientiert gespielt, jetzt bei den Profis wird hier raumorientiert gespielt. Hier haben mir die erfahrenen Spieler wie Jeff (Gouweleeuw, Anm. d. Red) immer wieder wichtige Tipps gegeben. Dazu bin ich in meiner Zweikampfführung cleverer geworden.
Andy: Insgesamt seid ihr ja eine sehr starke Innenverteidiger-Gruppe. Wie gehst Du mit dem Konkurrenzkampf um?
Noahkai: Ich finde das positiv. Wir müssen jeder immer 100% geben und pushen uns gegenseitig und profitieren alle davon.
Andy: Was ist unter diesen Voraussetzungen in dieser Saison noch für dich möglich?
Noahkai: Ich will mich weiter steigern und möglichst viele Einsatzminuten bekommen.
Andy: Und was ist für das Team noch drin, nach diesem Wechselbad der Gefühle bisher?
Noahkai: Als erstes müssen wir von Spiel zu Spiel schauen, dass wir unsere Leistung bestätigen und die Serie aufrechterhalten. Darüber hinaus haben wir natürlich ambitionierte Ziele und wollen möglichst viel erreichen.
Andy: Danke für die Zeit und ich drücke die Daumen für alle Ziele.
Insgesamt sind die Zahlen der Spieler aus dem eigenen Nachwuchs in dieser Saison beim FC Augsburg beeindruckend. Dies gerät immer mehr in den Fokus, weil sich auch die Einsätze der Jungs mehr und mehr häufen. Ich hatte in dieser Woche hierüber schon gesondert geschrieben. Zwei Spieler fallen schon seit längerer Zeit dabei auf. Einerseits ist Henri Koudossou der Durchbruch in der Bundesliga gelungen und sein Vertrag hat sich hierdurch in dieser Woche verlängert. Mit Henri hatte ich schon vor ein paar Wochen gesprochen. Der zweite Spieler aus dem eigenen Nachwuchs, der mehr als eine Handvoll Einsätze verbuchen konnte ist Mert Kömür. Er kam mittlerweile in 9 Pflichtspielen zum Einsatz. Es hat ganz den Anschein, als ob Kömür behutsam aufgebaut wird. Und als ob es gelingt. Vor dem Spiel gegen Heidenheim habe ich mich Mert genau hierüber unterhalten.
Andy: In 2025 heißt es bisher: „Wenn Mert Kömür spielt, dann gewinnt der FCA“. Scherz beiseite: Wie beurteilst Du den Jahresstart bis dato?
Mert: (lacht). Das Jahr hat natürlich positiv begonnen mit zwei Auswärtssiegen in Folge. Dazu durfte ich in beiden Spielen ran. Die Ergebnisse waren gut und ich freue mich immer über jeden einzelnen Einsatz. Entsprechend war der Jahresstart gelungen.
Andy: Wie war das denn so grundsätzlich nach diesem positiven Erlebnis am letzten Spieltag in der letzten Saison in Leverkusen, als Du von Anfang an spielen durftest und ein Tor geschossen hast: Geht man da nicht mit hohen Erwartungen in die neue Saison?
Mert: Wenn die Saison vorbei ist, schaue ich grundsätzlich nicht mehr groß zurück. Dann geht es von Neuem los und ich freue mich dann immer, wieder trainieren und spielen zu können. Ich habe das Ziel in Augsburg ein Startelfspieler zu werden. Da war das Spiel in Leverkusen ein Highlight, aber auch nicht mehr.
Andy: Wie schwer ist es dann für dich vier Spiele am Stück auch mal nicht im Kader zu stehen, wie es in der Vorrunde war?
Mert: Das ist natürlich nicht einfach. Aber jeder hat mal einen Hänger und ich versuche aus diesen Rückschlägen viel zu lernen getreu dem Motto: ein Schritt zurück und dann zwei nach vorne.
Andy: Wie ist in diesem Zusammenhang die Kommunikation mit dem Trainer? Wird hier transparent kommuniziert, warum es manchmal auch nicht reicht?
Mert: Es wird nicht jede Entscheidung vor jedem Spiel diskutiert, aber es gibt einen regelmäßigen Austausch mit dem Trainerteam. Ich nehme das an und trainiere noch härter. Nach den vier Spielen habe ich dann auch wieder meine Einsätze bekommen und konnte im DFB-Pokal zu Hause gegen Schalke auch eine Vorlage beisteuern und der Mannschaft helfen.
Andy: Ihr scheint nun ein recht stabiles Spielsystem unter Jess Thorup gefunden zu haben, wo Du auf mehreren Positionen eingesetzt werden kannst. Kannst Du mir die Unterschiede zwischen den Positionen aus deiner Perspektive erklären.
Mert: Vorab: Ich habe keine Präferenz auf welcher Position ich eingesetzt werde und fühle mich auf allen Positionen gleich wohl. Ich kann sowohl als einer der beiden Stürmer spielen und hier die Position des beweglichen Stürmers übernehmen. Ich kann aber auch sowohl als linker oder rechter Achter spielen. Die Positionen unterscheiden sich ein bisschen, was die Aufgaben gegen den Ball angeht, wobei auch der Stürmer mit gegen den Ball arbeiten muss. Im Spiel mit dem Ball weichen die Achter vielleicht etwas mehr auf die Flügel aus und haben mehr Dynamik mit, aber auch das ist recht flexibel.
Andy: Das System basiert ja auf unterschiedlichen Grundsätzen. Was würdest Du als einen der wesentlichen Grundsätze sehen?
Mert: Es ist in diesem System wichtig, den Raum gezielt zu nutzen und im Spiel mit dem Ball sich in die Räume zu bewegen. Als Beispiel: Wenn der eine Stürmer dem Ball entgegen geht, sollte der andere Stürmer vielleicht eher in die Tiefe gehen, anstatt auch dem Ball entgegen zu kommen.
Mert Kämürs offensive Dynamik wird schon bald zu Zählbarem auch in der Bundesliga führen. (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)
Andy: Woher kommt der Impuls, wie intensiv auch gepresst wird und wie aggressiv man auch ist?
Mert: Das ist sehr spielabhängig. Wenn man erkennt, dass der Gegner unsauber ist oder die Abstimmung bei ihm nicht so passt, dann presst man mal eher. Das ist zum Teil sehr situationsabhängig.
Andy: Der Trainer spricht offensiv oftmals vom sog. X-Faktor. Was fehlt Dir noch, um offensiv auch ein solcher X-Faktor zu werden?
Mert: Ich komme schon jetzt in die Situationen um den Strafraum herum. Über meine Einsätze sammle ich nun wichtige Erfahrungen, um in diesen Situationen die richtigen Entscheidungen zu treffen. Gegen Bremen hätte es da schon fast zu einer Vorlage gereicht und ich bin zuversichtlich, dass ich der Mannschaft im Saisonverlauf auch mit Zählbarem helfen kann.
Andy: Nun bist Du nicht der einzige Spieler, der aus der eigenen Jugend und gerade diese Erfahrungen macht. Verbindet euch das untereinander?
Mert: Klar verbinden die gemeinsamen Erfahrungen. Wir haben aber insgesamt ein sehr gutes Mannschaftsklima und verstehen uns alle sehr gut.
Andy: Zwischendurch darfst Du dann regelmäßig zur U-Nationalmannschaft. Wie wichtig ist das für dich?
Mert: Das ist sehr gut für mich, weil ich dort zwischenzeitlich immer viel spielen durfte, auch wenn ich im Verein nicht so zum Zug kam.
Andy: Wie gehst Du prinzipiell damit um, dass Du schon lange als Top-Talent gehandelt wirst? Spürst Du Druck von außen oder machst Du dir den selbst?
Mert: Ich kann gut mit Druck umgehen. Ich weiß, was ich auf dem Platz kann und versuche einfach auf meine Fähigkeiten zu vertrauen.
Andy: Nach deiner Zeit im FCA-Internat in der Paul-Renz-Akademie bist Du wieder nach Hause nach Dachau gezogen. Wie wichtig ist dein familiäres Umfeld in diesem Zusammenhang für dich?
Mert: Der Weg ist ja kurz. Und meine Familie ist extrem wichtig für mich. Mein Vater ist bei jedem Spiel dabei, auch mit der Nationalmannschaft im Ausland. Meine Mutter und meine Geschwister sind auch bei den Spielen, wenn es Ihnen möglich ist. Es schön, immer wieder nach Hause zu kommen.
Andy: Jetzt geht es am Samstag gegen Heidenheim. Ist das ein Revanche-Spiel nach dem Ergebnis in der Hinrunde?
Mert: (lacht) Es kann ja nur besser werden und klar wollen wir Revanche. Am Ende ist es aber auch nur ein Spiel wie jedes Spiel und wir versuchen unsere beste Leistung abzuliefern.
Andy: Was ist sonst deine Prognose für den Rest der Saison?
Mert: Mit der Mannschaft wollen wir weiter erfolgreich Fußball spielen und es ist noch alles möglich, sowohl im DFB Pokal als auch in der Liga. Ich selbst will so viel wie möglich auf dem Rasen dabei sein, auch mal von Anfang an. Ich bin grundsätzlich optimistisch, dass mir die Einsätze bis hierin auch dabei helfen meine Ziele zu erreichen.
Andy: Danke, Mert, für deine Zeit. Ich hoffe es geht weiter mit Mert Kömür auf dem Platz und den Siegen des FCA.
Es ist kurz vor Weihnachten und der FCA spielt in Kiel. Keven Schlotterbeck verletzt sich und muss ausgewechselt werden. Für ihn kommt Henri Koudossou und Dimitris Giannoulis rückt in die Innenverteidigung. Das restliche Desaster hat man als FCA Fan durchlitten und wird uns noch eine ganze Weile gedanklich begleiten. Wir spulen zum Heimspiel gegen den VfB. Maxi Bauer verletzt sich und muss ausgewechselt werden und Noahkai Banks feiert in der Innenverteidigung sein Bundesligadebüt. Beide Einwechslungen stehen beispielhaft für einen Richtungswechsel in der Augsburger Arbeit mit der eigenen Jugend.
Thorups Bilanz mit der Jugend
Noahkai Banks ist mit seiner Einwechslung der nächste Spieler aus der eigenen Jugend, der unter Jess Thorup debütieren darf. Vor ihm war dies schon Koudossou, Kömür und Kücüksahin vergönnt gewesen. In der Pressekonferenz nach dem Spiel gegen Stuttgart macht Thorup deutlich, dass er keinen Zweifel daran hatte, Noahkai Banks einzuwechseln und dies ja dazugehören würde, wenn man auf die jungen Spieler zählen würde.
Als Skeptiker kommen mir Fragen hierzu in den Sinn. Warum hat Thorup Banks nicht schon gegen Kiel für Schlotterbeck gebracht? Weil Schlotterbeck links in der Innenverteidigung spielt und Banks ein Rechtsfuß ist? Weil die Personalkonstellation eine andere war? Diese Entscheidungen wird man von außen nie komplett nachvollziehen können. Wir kennen die Trainingsleistungen, die Fitness und mentale Verfassung der Spieler und den Plan fürs Spiel nicht. Wir wissen nachher nur, ob ein Plan funktioniert hat oder wie gegen Kiel leider auch nicht. Und auch das erkennen wir nur am Ergebnis.
Auch in der folgenden Partie gegen Union Berlin reibt man sich schon wieder die Augen. Das Spiel ist noch nicht final entschieden, und Thorup wechselt Kömür und Banks ein. Der FCA gewinnt auswärts und dabei spielen 3 Spieler aus dem eigenen Nachwuchsbereich eine Rolle. Ein Vierter sitzt noch auf der Bank. Thorups Fußball hat (noch?) nicht die gewünschte Sexyness erreicht, aber eines kann man ihm nicht vorwerfen: Er ist seit Manuel Baum der erste Trainer, der wieder auf Spieler aus dem eigenen Nachwuchs setzt. Die Bilanz bis hierhin spricht klar für ihn.
Die Spieler
Mahmut Kücüksahin hat in dieser Saison den schwersten Stand. Im zentralen Mittelfeld hat sich der FCA kurz vor der Saison dazu entschlossen mit Frank Onyeka noch einen Spieler aus der Premier League dazu zu holen. Nun müssen selbst erfahrene Spieler wie Arne Maier um Einsatzzeiten kämpfen und auch Tim Breithaupt blieb zuletzt nur ein Bankplatz. Mahmut Kücüksahin, der am letzten Spieltag gegen Leverkusen sein Bundesligadebüt feiern durfte, geriet dadurch in der Profimannschaft ins Hintertreffen und bekam diese Saison noch keine Chance. Aber für Kadernominierungen wie gegen Union Berlin reichte es zumindest schon und seinen Namen ließ Thorup auf einer Pressekonferenz als mögliche Alternative auch schon fallen. In dieser Gruppe ist er trotzdem eine Ausnahme.
Anders erging es dem 18jährigen Noahkai Banks. Banks, der erst im Dezember 18 geworden war, eilte voraus, mit einer großen Veranlagung gesegnet zu sein. Alleine schon der Fakt, im Alter von 18 Jahren körperlich mit Bundesligaspielern konkurrieren zu können, ist beachtlich. Für Banks ist vorteilhaft, dass der FCA mittlerweile fest mit 3er Kette spielt und sich dadurch mehr Möglichkeiten für ihn ergeben, wenn gesetzte Spieler verletzt oder gesperrt sind. So ergab sich nun durch Maxi Bauers Verletzung seine Debütchance. Banks ist weiterhin sehr früh dran in seiner Entwicklung und sollte behutsam aufgebaut werden.
Der nächste Debütant in Action: Noahkai Banks gegen Stuttgart. (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)
Nachdem Mert Kömür schon in der letzten Saison in der Bundesliga debütieren und starten durfte, vergisst man schnell, dass er auch erst 19 Jahre alt ist. Kömür bekommt mittlerweile regelmäßig Einsatzchancen und durfte nun schon in 9 Pflichtspielen für über 200 Minuten ran und Jess Thorup erklärte auch öffentlich, wie nah Kömür an der Konkurrenz dran ist. Es ist aus meiner Sicht nur eine Frage der weiteren harten Arbeit, Geduld und gezielten Förderung, dass Kömür den Sprung schafft und auch ab und an für den FC Augsburg starten wird.
Den größten Einfluss aller Spieler aus dem eigenen Nachwuchsbereich hatte in dieser Saison allerdings Henri Koudossou. ich hatte mich mit Koudossou vor einiger Zeit unterhalten und selten hat ein Interview so Spaß gemacht. Koudossou steht momentan bei 16 Pflichtspielen und über 700 Einsatzminuten. Eine Vorlage im Pokal im Karlsruhe kommt dazu. Gegen Union war er der beste Spieler im Team. Hier stellen sich andere Fragen: Verlängert sich sein Vertrag auf Grund einer entsprechenden Klausel wirklich? Wohin führt der Weg für ihn noch?
Weiter, immer weiter
Koudossou wird dabei in den sozialen Medien (und auch hier im Blog wurde entsprechende kommentiert) vorgeworfen, kein echter FCA Nachwuchsspieler zu sein. Das ist eine – aus meinen Augen – unfaire Betrachtung. Koudossou ist ein bisschen spät dran in seiner Entwicklung. Aber er kam in 2020 um in der U23 des FCA, der letzten Jugendmannschaft, zu spielen. Er hat 2 Jahre in der Regionalliga die Knochen hingehalten, bevor er für seine Entwicklung zweimal verliehen wurde.
Anstatt Koudossou den Status des eigenen Nachwuchsspielers abzusprechen, sollte das Modell Koudossou den FCA anregen über das Jugendspielerrecruiting nachzudenken. Es verwundert in diesem Zusammenhang auch nicht, dass Koudossou in der zweiten Jahreshälfte geboren ist. Diese Spieler werden in ihren Jahrgängen eher benachteiligt, weil sie in ihrer Entwicklung hinterherhängen und haben rein auf Grund ihres Geburtszeitpunkts geringere Chancen sich auf Profi-Niveau durchzusetzen. Während sich viele Clubs um die begabtesten 10jährigen balgen, ist der Fall Koudossou eine Erinnerung daran, dass genügend talentierte Fußballer durch die NLZ-Talentförderung fallen und auf ihre Entdeckung und Entwicklung warten.
Dabei könnte Jess Thorup noch länger eine prägende Rolle für den FCA spielen. Er könnte der Trainer werden, der auf eigene Nachwuchsspieler nachhaltig den größten Einfluss in der Vereinsgeschichte hat. Für die Zeit der Bundesligazugehörigkeit ist er jetzt schon Nahe dran. Neben den kurzfristigen Resultaten der letzten Woche ist diese Entwicklung eine, die zusätzlich Hoffnung macht, das sich beim FCA im sportlichen Bereich nachhaltig etwas in die richtige Richtung bewegt. Darauf ein lautes: „Weiter so!“.
An sich ist es nie schön einen Spieler, vom eigenen Verein gehen zu sehen. Manche Spieler sind Leistungsträger und fehlen danach. Mit anderen hat man große Hoffnungen verbunden. Aaron Zehnter wechselte letzte Woche fest zum SC Paderborn. Zehnter war eines dieser großen Talente, mit dem ich als FCA-Fan große Hoffnungen verbunden hatte. Aber Zehnter am Ende nicht mehr mit dem FCA. Leider verständlich.
Der einzige aus den Reihen des Staffelmeisters
Die Jugend hat es beim FCA seit einigen Jahren sehr schwer, an sich seit Manuel Baum den Verein verlassen hat. Derweil es viele Trainer, wie Weinzierl in seiner ersten Periode und zuletzt auch Enno Maaßen, auf die Qualität der Nachwuchsspieler geschoben haben, konnten diese in manchen Jahren mit Top-Leistungen auf sich aufmerksam machen. In 2022 wurde die U19 des FCA Staffelmeister und zog bis ins Halbfinale der deutschen Meisterschaft ein. Ein Riesenerfolg.
Man sollte vermuten, dass unter diesen Spielern der ein oder andere ist, der das Zeug hat für die Bundesliga. Bei Zehnter hat man das Potential vereinsseitig erkannt. Und Zehnter war einer der beim FCA bleiben wollte, zumindest zuerst. Im Profiteam war er der einzige aus den Reihen des Staffelmeisterteams, der es bis nach oben geschafft hatte. Dazu war Zehnter regelmäßig deutscher U-Nationalspieler. Wenn man hier nicht von einem Hoffnungsträger reden kann, dann weiß ich nicht.
Debüts, die blenden
Man mag an dieser Stelle dann auch nicht verschweigen, dass es für Aaron Zehnter nicht katastrophal lief beim FCA. Er durfte sowohl im DFB-Pokal ran, als auch in der Endphase beim zweiten Sieg gegen Bayer 04 Leverkusen in der abgelaufenen Saison. Es mag den ein oder anderen geben, der vielleicht von Zehnter mehr Geduld fordert. Ich gehöre hier nicht dazu.
Aus meiner Sicht hätte Zehnter in den vergangenen 1,5 Jahren schon mehr Minuten und Einsätze bekommen müssen. Unvergessen ist seine Kadernominierung gegen RB Leipzig, wo Maaßen nicht den Mut hatte ihn zu bringen und spät den Ausgleich kassierte, weil die Alten zu viel zuließen. Auch in anderen Situationen hätte ein positiveres Umfeld zu mehr Chancen geführt. Das ist weiterhin nicht beim FCA vorhanden. Ich bleibe bei meiner Forderung, das regelmäßig ein Spieler aus dem eigenen Nachwuchs im Kader stehen sollte. Auch gegen den VfB Stuttgart kurz vor der Winterpause hätte hier ein Nachwuchsspieler noch problemlos wichtige Erfahrungen sammeln können. Der FCA vergibt hier regelmäßig Chancen, die eigenen Nachwuchsspieler an die Profimannschaft heranzuführen. So auch bei Zehnter geschehen.
In den U-Nationalmannschaften gefragt, beim FCA in Zukunft nicht mehr: Aaron Zehnter (Photo by Oliver Hardt/Getty Images)
In Kader und System verloren
Jetzt stelle man sich vor, Du bist Aaron Zehnter und Dir wurde gesagt, dass man dich an die Profis heranführt und ein halbes Jahr später holt der Verein mit David Colina einen sehr ähnlichen Spielertypen auf deiner Position. Colina als kroatischer U-Nationalspieler und mit ein bisschen mehr Erfahrung als Zehnter wurde diesem zusätzlich zu Iago und Mads Pedersen vor die Nase gesetzt. Anstatt langsam mehr und mehr Einsätze zu bekommen, durfte sich Zehnter in der Hackordnung erstmal wieder hinten einreihen. Nicht gerade vertrauensbildend.
Zum zweiten hatte Enno Maaßen ja noch vermehrt die Idee mit Schienenspielern zu agieren. Der Kader gibt ja ein paar davon her. Zehnter ist genau ein solcher, die in einem System mit 3er Kette am besten auf dem Flügel aufgehoben sind. Der SC Paderborn spielt zufällig mit 3er-Kette unter Lukas Kwasniok. Jess Thorup spielt nun – zumindest bisher – mit 4er Kette und der FCA fühlt sich dort historisch auch am wohlsten in der Bundesliga. Was sollte im aktuellen System mit Zehnter passieren? Optimal aufgehoben war er jedenfalls nicht.
Entwicklungsbedarf beim FCA
Der FC Augsburg war mit seiner im Umbruch befindlichen Struktur im sportlichen Bereich nicht die optimale Umgebung zur Entwicklung für Jugendspieler in den letzten Jahren. Aaron Zehnter kann man nun keine Vorwürfe machen, dass er sich dazu entschieden hat, eine andere Perspektive für seine Zukunft zu wählen.
Der Ball des Handelns liegt nun beim FCA. Nachdem sich vor einer Weile Top-Talent Dženan Pejčinović gegen eine Zukunft in Augsburg entschieden hatte, ist Zehnter nun der nächste hochveranlagte Junior, der das Heil in der Abwanderung aus Augsburg sucht. Es gilt eine Umgebung zu schaffen, in denen Top-Nachwuchsspieler bzgl. ihrer Entwicklung wieder auf ihren Heimatverein vertrauen können. Hierfür braucht es eine klare sportliche Ausrichtung, verlässliche Prozesse zur Integration der Jugendspieler bei den Profis und eine entsprechende Kaderplanung. Alles drei hatte der FCA bis zum Sommer nicht in von außen erkennbarer Form und für Zehnter ist es nun zu spät.
Neuer Versuch, neues Glück
Und so bleibt mir notgedrungen nichts anderes übrig, als auf diesem Wege Aaron Zehnter viel Glück und Erfolg für seinen weiteren Weg zu wünschen. Möge ihm beim SC Paderborn das Umfeld mehr den Weg ebnen und er die Chancen bekommen, die er sich verdient. Ich werde seinen Weg definitiv weiter verfolgen.
Derweil wird der Abgang von Zehnter beim FCA keinen langfristigen Beitrag zur Kaderverkleinerung beisteuern. Der FCA ist laut DFL-Statuten verpflichtet 4 Profis mit Hintergrund aus der eigenen Jugend unter Vertrag zu haben, jetzt sind es nur nur noch drei (Framberger, Lubik und Kömür). Zwangsläufig wird nun wieder ein Jugendspieler einen Profivertrag erhalten. Möge er die Chance erhalten, sich bei den Profis auch auf höchstem Niveau zeigen zu dürfen.
Die U19-Junioren des FC Augsburg nahmen am vergangenen Wochenende am Mercedes-Benz Junior Cup im Sindelfinger Glaspalast teil – und befanden sich dort in bester Gesellschaft. Unter anderem traten neben dem FCA die U19-Auswahlen von Manchester United, Rapid Wien, Galatasaray Istanbul und Benfica Lissabon an. Bei dem seit 1991 ausgetragenen Turnier gaben sich schon prominente Kicker wie Manuel Neuer, Leroy Sané und Joshue Kimmich einst die Ehre.
Die Mannschaft
Nachdem sich einige Mitspieler der U19 bei den Profis im Trainingslager in Spanien befanden, musste Coach Alexander Frankenberger ein wenig umdenken. Da in der Halle sowieso andere Systeme und Formationen gefordert waren, fielen die personelle Abwesenheit von Lubik, Zehnter, Kömür, Dell’Erba und Co. zwar auf, aber es standen trotzdem genug Spieler zur Verfügung für das geforderte Sechs-gegen-Sechs mit fliegendem Blockwechsel.
Im Tor stand in Abwesenheit von Marcel Lubik, der bei den Profis verweilen darf, der 18jährige Alen Kenjar: Der 1.88 Meter große Schlussmann stammt aus der Augsburger Jugend und war zwischenzeitlich an den SSV Ulm ausgeliehen. Vor ihm agierte in der Defensive Kapitän Nick Rasoulinia, ebenfalls 18 Jahre jung und auf dem Großfeld Innenverteidiger. Er stammt aus der Jugend des 1. FC Köln, beim FCA ist er seit 2021 unter Vertrag.
Der 18jährige Litauer Titas Buzas spielte ebenso offensiv wie Roemeo Ivelj (17), Max Bachner (17) und Alem Japaur (18). In der A-Junioren-Bundesliga Süd/Südwest spielt Buzas im offensiven Mittelfeld, Ivelj ist Linksaußen, während Bachner und Japaur als Mittelstürmer fungieren. Titas Buzas kam im letzten Sommer erst von Dynamo Kiew an den Lech. Ivelj ist ehemaliger U17 Nationalspieler Kroatiens und stammt ebenso wie Japaur aus der Augsburger Jugend. Japaur war ebenfalls U17-Nationalspieler, aber für sein Heimatland Bosnien-Herzegowina. Bachner ist wie Buzas seit Sommer 2022 für den FCA am Ball, er entstammt dem Nachwuchs des VfB Stuttgart.
Der 2020 aus der Burghauser Jugend nach Augsburg gewechselte Dominik Soptirean (17) ist ebenso wie Namensvetter Dominik Lindermeir (17) defensiv ausgerichtet. Soptirean spielt auf dem Großfeld normalerweise als Innenverteidiger, Lindermeir ist Mittelfeldakteur und stammt aus dem eigenen Nachwuchs. Der aus Deggendorf stammende Niederbayer Simon Mühlbauer (17) ist defensiver Mittelfeldspieler und kam ebenso wie Simon Lichtensteiger (17) in der Halle zum Einsatz. Lichtensteiger durchlief die Jugendmannschaften des FC Memmingen, bevor er im Jahr 2019 zum FCA stieß.
Vor- und Zwischenrunde
Bei zweimal neun Minuten Spielzeit und zwei Minuten Halbzeitpause wurden die acht teilnehmenden Mannschaften in der Vorrunde auf zwei Gruppen verteilt. Während sich in Gruppe A der Lokalmatador VfB Stuttgart RB Leipzig, Galatasaray Istanbul und Manchester United stellen musste, bekam es der FCA mit Rapid Wien, dem 1. FC Köln und Benfica Lissabon zu tun.
Am vergangenen Samstagnachmittag standen die Augsburger Mannen erstmals dem Cup-Gewinner von 2020 gegenüber. Rapid Wien galt auch in diesem Turnier als Favorit auf die Trophäe. Gegen die Vertreter aus Österreich führte der FCA lange 2:0, bis sich Rapid seiner Stärke bewusst wurde und die Partie mit 4:2 drehte. Die Tore für den FCA erzielten Buzas und Japaur.
Die U19 des FCA: Präsentierten sich stark auf einem hochrangig besetzten Nachwuchsturnier in Sindelfingen. (Foto: FCA)
Die zweite Partie bestritten die Augsburger gegen Benfica Lissabon und gewannen souverän mit 2:0. Hier lauteten die Torschützen Japaur und Rasoulinia. Zum Abschluss der Vorrunde kam der FCA gegen Köln nicht über ein 2:2 hinaus, weswegen es nur für Rang drei reichte. Für die beiden Tore zeigten sich Buzas und Rasoulinia zuständig.
Als Dritter ging der FCA also in die Zwischenrunde und stand dort zuerst dem Gewinner der Gruppe A, Manchester United, gegenüber: Die Engländer gingen früh mit 1:0 in Führung, doch der FCA erzielte kurz vor der Halbzeit den Ausgleich. Drei Minuten nach Seitenwechsel dann die Führung des FCA, die dieser bis zum Abpfiff halten konnten. Torschützen hier Rasoulinia sowie Lindermeir. Zum Abschluss schlug der FCA den VfB Stuttgart mit 1:0 durch das goldene Tor von Romeo Ivelj. Durch die beiden Endresultate zog der FCA als Gruppenerster und als einzig verbliebener deutscher Vertreter ins Halbfinale ein.
Halbfinale und Endplatzierung
Der Gegner an diesem Nachmittag im ersten Halbfinale: Galatasaray Istanbul. Die aus der Türkei angereisten Mannen wussten eine riesige Fanbase hinter sich, die im Sindelfinger Glaspalast ordentlich Stimmung machte. In der zweiten Halbzeit legte der FCA in Person von Ivelj vor, jedoch gelang den Gegnern 20 Sekunden vor Abpfiff der Ausgleich. Leider zogen die Augsburger im Entscheidungsschießen den Kürzeren, trotz zwei gehaltener Bälle von Keeper Kenjar.
Im Spiel um Platz drei bezwang der FCA sodann erneut Manchester United. Mit dem 1:0 durch Titas Buzar beendeten die Augsburger Mannen das hochrangig besetzte Nachwuchsturnier mit einem starken dritten Platz. Trainer Alexander Frankenberger war mit dem ersten Auftritt bei diesem Turnierformat, das seit 1991 in der Form ausgetragen wird, sehr zufrieden: „Es war ein tolles Turnier, bei dem wir unsere Erwartungen sogar übertroffen haben. Nicht nur, was die Platzierung betrifft, sondern auch in der Art und Weise. Wir können stolz darauf sein, welche Vereine wir hinter uns gelassen haben. Ein bisschen Wehmut ist natürlich dabei, weil wir sogar kurz vor dem Finaleinzug standen. Das Fazit lautet deshalb: Super, fast perfekt!“
Gewonnen hat den Cup 2023 übrigens die Auswahl von Rapid Wien, die das Turnier ungeschlagen und mit der Maximalpunkzahl von 15 Punkten aus Vor- und Zwischenrunde abschlossen. Gratulation an den Gewinner und an unsere Jungs, das war ein grandioses Turnier und eine super Werbung für den Junioren-Fußball.
Die Sommerpause neigt sich dem Ende zu, der FCA hat das Trainingslager in Österreich beendet und bereits wieder die Rückreise in die Fuggerstadt angetreten. Dank der zahlreichen Testspiele – in Österreich und im Augsburger Umland – kann nun insbesondere in Sachen Nachwuchs eine (vorläufige) Einschätzung gegeben werden. Auch aufgrund der Tatsache, dass die U23 des FCA am vergangenen Samstag bereits in die neue Punktrunde gestartet ist und einige Talente aus der Jugend an Bord waren.
Schmerzhafte Abgänge
Nach dem ebenso überraschenden wie herausragenden Erfolg der Augsburger U19 in der letzten Saison verwunderte es sicherlich kaum einen Augsburg-Fan, dass einige Leistungsträger aus dieser Mannschaft ins Training der Profis eingeladen wurden. Während Linksverteidiger Aaron Zehnter (17, U19) und Mittelfeldspieler Henri Koudossou (22, U23) einen Profivertrag erhielten, suchten die beiden auffälligsten Jugendspieler – Simic und Pejcinovic – ihr Glück abseits des Lechs. Zudem verlies – und dies bereits als Erster – U19 Kapitän Dikeni Salifou den Verein, den defensiven Mittelfeldspieler zog es zum 1.7.2022 zu Werder Bremen.
Noa-Gabriel Simić (17, offensives Mittelfeld) zog es nach der vergangenen Saison zum Ligakonkurrenten Borussia Dortmund und Dženan Pejčinović (ebenfalls 17, Sturm) zum VfL Wolfsburg. Dies ist tatsächlich alles andere als verwunderlich, fielen beide Offensivtalente doch in der abgelaufenen Punktrunde in ihren Teams besonders auf: Während Offensiv-Stratege Simić in 18 Einsätzen für die U19 11 Tore erzielte und für die U17 in 7 Partien deren 6, traf Sturmtank Pejčinović in 21 Partien für die U17 des FCA 12 mal. Auch in der U17 des DFB wusste er zu glänzen, dort markierte er seit seinem Debüt am 06.08.2021 in 16 Einsätzen 17 Treffer. Was für eine Quote!
Erfolgreich bei den U-Nationalmannschaften des DFB, jedoch nicht (mehr) beim FCA: Dženan Pejčinović . Er verließ Augsburg zuletzt in Richtung Wolgsburg.(Photo by Ian MacNicol/Getty Images)
Beide Abgänge sind sicher schmerzlich für den FCA, bis auf eine Ausbildungsentschädigung – laut Transfermarkt erhielt der FCA für Pejčinović 1,25 Mio. € Ablöse – steht der FCA in dieser Sache mit leeren Händen da. Insbesondere bei Pejčinović stellt man sich hier nun schon die Frage: Wäre dieser nicht einem Pepi beispielsweise vorzuziehen? Möglicherweise hätte sich ebenjener 17jährige Stürmer schneller im Profikader akklimatisiert als der US–amerikanische Rekordtransfer. Wäre dieser Abgang dann vermeidbar gewesen? Vielleicht, aber – und hier zeigen viele Finger auf Ex-Trainer Markus Weinzierl – hat in der vergangenen Saison nicht unbedingt auf die Jugend gesetzt. Generell, das haben wir hier bei der RoGaz zuletzt im Rahmen der SpoDi-Serie analysiert, gab es nicht mehr ganz so viele Nachwuchsdebüts des FCA in der Bundesliga.
Mit Adrien Koudelka ist ein einstiger Hoffnungsträger nun vereinslos. Der 1,90 Meter große Innenverteidiger hatte bereits bei den Profis mehrfach mit trainiert, wusste zudem im Trikot der U17 Auswahl des DFB zu überzeugen (13 Einsätze). Nun wird der 20 Jahre alte Verteidiger bei Waldhof Mannheim gehandelt, beim Drittligisten absolviert er diesertags ein Probetraining. Ob er dort einen Vertrag erhält, ist derzeit noch offen.
Ein Abgang auf Zeit ist mit Tim Civeja ein einstiger Shootingstar im Augsburg Dress, ausgebremst von einigen Verletzungen. Nun, nachdem der 20jährige das Abitur erlangt und in der vergangenen Saison bei den Profis keine Rolle gespielt hat, wurde er für ein Jahr an Drittligist FC Ingolstadt verliehen. Der zentrale Mittelfeldspieler, der auch offensiv oder defensiv im Mittelfeld spielen kann, wird aber in Augsburg weiterhin sehr geschätzt und könnte künftig – bei passender sportlicher Entwicklung – eine tragende Rolle bei den Profis spielen.
Welche Nachwuchsspieler sind im Fokus?
Die beiden genannten Spieler stehen dem FCA nun nicht mehr zur Verfügung, dies heißt aber nicht, dass es nicht noch andere talentierte Kicker in den U-Mannschaften gibt.
Aaron Zehnter zog beispielsweise in der letzten Saison alle Blicke auf sich, indem er sagenhafte 18 Scorerpunkte in 19 Spielen sammelte. Bemerkenswert hierbei, dass er neben vier eigenen Treffern satte vierzehn Tore für seine Teamkollegen auflegte. Auch in der Regionalliga konnte der 17jährige bereits Einsatzminuten sammeln, drei Einsätze und 104 Spielminuten stehen hier zu Buche. Für die deutsche U18-Auswahl spielt der gebürtige Münchener seit seinem Debüt am 1.9.2021 ebenfalls überwiegend als Linksverteidiger.
Henri Koudossou schnürte in der vergangenen Runde die Fußballschuhe für die Augsburger U23. Dort wurde er überwiegend auf dem rechten Flügel eingesetzt (RA, RV, RM). Als Rechtsaußen gelangen ihm in 12 Partien zwei Tore und vier Assists, als Rechtsverteidiger in sechs Spielen drei Vorlagen. Im rechten Mittelfeld wusste er ebenfalls zu überzeugen, hier resultierten in drei Einsätzen zwei Treffer und ein Assist.
Maurice Malone und Lukas Petkov sind nun zwei Spieler, die die letzte Saison fernab der Heimat verbracht haben. Während der gebürtige Friedberger Lukas Petkov in Ostwestfalen heimisch wurde und bei Drittligist Verl als Rechtsaußen für Furore sorgte, akklimatisierte sich der Augsburger Offensivallrounder Malone beim Zweitligisten Heidenheim eher weniger. Petkov konnte 37 Partien von 38 möglichen bestreiten, erzielte elf Tore und gab fünf Torvorlagen. Er spielte überwiegend auf den Flügeln, 12 Partien als Rechtsaußen und 6 Partien als Linksaußen. Zudem bestritt er neun Spiele als zentraler Mittelfeldspieler.
Malone hingegen blühte in der Saison 2020/21 bei Wehen-Wiesbaden in der dritten Liga total auf (35 Spiele, 12 Tore, 9 Assists), bei den Heidenheimern in Liga zwei tat er sich hingegen schwer. Dort wurde der gebürtige Augsburger in 20 Spielen eingesetzt, in diesen erzielte er zwei Tore. Überwiegend wurde der Offensivakteur hierbei als Rechtaußen und als Mittelstürmer eingesetzt. Beim FCA hatte er 13 Einsatzminuten gegen den Greifswalder FC im DFB Pokal erhalten und konnte sich dort als Linksaußen präsentieren.
Weitere Spieler, die aktuell oder in der näheren Vergangenheit bei den Profis reinschnuppern durften, sind Davide Dell’Erba (18, zentrales Mittelfeld), Fabian Wessig (19, zentrales Mittelfeld), Franjo Ivanovic (18, Linksaußen), Fabio Gruber (19, Innenverteidiger), Dion Berisha (19, Rechtsaußen), Mahmut Kücüksahin (18, defensives Mittelfeld), Marcel Lubik (18, Tor), Kristijan Taseski (18, Innenverteidiger), Josué Mbila (22, Linksaußen) sowie Mert Kömür (17, offensives Mittelfeld) aus der U19 respektive U23 des FCA.
Die Bundesliga fest im Blick: Klappt es diese Saison für Maurice Malone – unter Neu-Coach Enno Maaßen?! (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)
Vorbereitung und Trainingslager
Der FCA hat zum Auftakt der Saisonvorbereitung drei Testspiele in der Region bestritten. Das erste Spiel gegen den Bayernligisten Schwaben Augsburg ging vor rund 5000 ZuschauerInnen in der Rosenau mit 5:0 gewonnen. Während Taseski, Ivanovic und Petkov in der Startelf standen, wurden Gruber, Kücüksahin, Mbila und Malone im weiteren Spielverlauf eingewechselt. Auch im zweiten Testspiel – dieses Mal gegen den Regionalligisten Eichstätt in Donauwörth – standen im Angriff Mbila und Malone in der Startformation. Kücüksahin, Ivanovic und Taseski saßen auf der Bank. Beim 1:1 gegen Zweitligist Sandhausen stand jedoch kein Nachwuchsspieler in der ersten Elf. Mbila, Malone, Kücüksahin und Zehnter wurden im Laufe der Partie eingewechselt.
Einige Jugendspieler durften sodann mit den Bundesligaprofis des FCA ins Trainingslager nach Scheffau (Österreich) fahren, darunter Zehnter, Malone, Petkov, Koudossou, Mbila, Kücüksahin, Lubik und Gruber. Petkov absolvierte vor Ort sein Rehatraining, denn er hatte sich gegen Schwaben Augsburg im Testspiel bereits in der 12. Spielminute verletzt und musste vom Platz. Bei der 0:1 Niederlage des FC Augsburg gegen den tschechischen Erstligisten Budweis durfte Offensivspieler Maurice Malone von Beginn an starten, Aaron Zehnter wurde in der 46. Minute für Iago eingewechselt. Zuletzt spielte der FCA am vergangenen Sonntag gegen den Ligakonkurrenten FC Schalke 04: In der ersten Elf fand sich kein Nachwuchsspieler, jedoch wurden Malone und Zehnter im Spielverlauf eingewechselt. Beim 1:1 gegen den Aufsteiger saßen zudem noch Mbila, Petkvo und Lubik einsatzlos auf der Ersatzbank. Gruber, Kücüksahin, Ivanovic, Koudossou und Taseski waren nicht weiter mit von der Partie, da sie fester Bestandteil der U23 des FCA in der Regionalliga Bayern sind. Die Mannschaft bestritt ihr erstes Ligaspiel nach der Sommerpause am vergangenen Samstag gegen Vilzing, das knapp mit 2:3 verloren ging.
Welche Spieler haben nun Chancen?
Insbesondere in der Offensive hat der FCA Probleme. Daher sind hier – auch aufgrund der Vita und des neuen Trainertypus an der Seitenlinie der Augsburger – die Chancen für Jugendspieler am höchsten einzuschätzen. Insbesondere Malone und Petkov wirken hier durch ihre Leihen zu Dritt- respektive Zweitligisten schon am reifsten. Trainer Maaßen schätzt Malone und wünscht sich einen Verbleib in der Fuggerstadt, denn an ihm waren zuletzt St. Pauli und Eintracht Braunschweig interessiert. „Ich bin froh, dass er bei uns ist, und ich bin froh, wenn er bleibt“, wird Maaßen vom kicker zitiert.
Mbila wurde von Enno Maaßen zuletzt in seinem Resümee zur Vorbereitung ausdrücklich gelobt und der Neu-Coach hat ihm eine hohe Einsatzbereitschaft im Training attestiert. Der 22jährige Flügelflitzer ist seit einigen Jahren bereits Leistungsträger der U23 des FCA und konnte hierbei in 56 Partien 8 Tore und 6 Vorlagen erzielen. Gut möglich, dass er zum erweiterten Profikader unter Maaßen gehören wird. Gerade beim aktuellen Verletzungsstand auf den offensiven Außenbahnen. Mbila verblieb als einziger U23 Spieler im Trainingslager, während Gruber, Kücüksahin und Koudossou abreisten.
Aaron Zehnter, zuletzt mit Profivertrag ausgestattet, war der einzige Feldspieler aus der U19 des FCA, der nicht nach dem Testspiel gegen Budweis aus dem Trainingslager abreiste, um beim Regionalligaauftakt der Reserve zu unterstützen. Dies kann man schon als kleinen Fingerzeig erachten, denn der wuselige Außenbahnspieler kann auch ein Profiteur der Verletzungslage der Augsburger auf den Flügeln sein. Dort könnte er sowohl als Backup für Iago fungieren (Mads Pedersen wurde zuletzt mehrfach auf der rechten Verteidigerposition getestet) sowie auch für die verletzten Vargas und Günther auf Linksaußen.
Möchte bald bei den FCA-Profis jubeln: Nachwuchsjuwel Aaron Zehnter. (Photo by Oliver Hardt/Getty Images for DFB)
Aaron Zehnter profitiert auch sicherlich von der Erfahrung bei den Profis, immerhin nahm er auch schon in der Vorsaison an der Vorbereitung der Bundesligamannschaft teil. Lange eingewöhnen musste er sich daher nicht: „Ich wurde sehr gut aufgenommen, alle helfen mir“, so Zehnter. Allerdings braucht er noch eine Weile, um auf das geforderte Niveau zukommen. Zuletzt quälte ihn eine Muskelverletzung, anschließend legte er den qualifizierten Hauptschulabschluss ab. „Man merkt ihm schon an, dass er noch Nachholbedarf hat. Er macht es aber sehr gut“, berichtet Maaßen. Sein linker Fuß ist hier besonders im Fokus, mit diesem schlägt er präzise Flanken und Pässe. Körperlich muss er – wie viele andere Jungspieler auch – noch zulegen, um sich in der Bundesliga zu behaupten. Zehnter ist jedenfalls einer, der Perspektive im Bundesligakader hat und zeigt sich gewillt, den noch steinigen Weg zu gehen: „Ich werde hart arbeiten, mich anbieten und hoffe, ein paar Spiele machen zu können.“
Einer, der vermutlich keine Chance mehr haben wird, ist Benjamin Leneis. Wie zuletzt in der Kaderanalyse bereits erwähnt, war der 23jährige nicht mit ins Trainingslager nach Scheffau gereist. Dafür standen Daniel Klein und Marcel Lubik in Österreich auf dem Trainingsplatz. Insbesondere Lubik (18) ist ein interessanter Spieler, auch er verblieb bis zum Ende im Trainingslager der Profis.
Eine kleine Überraschung war der nachgereiste Mert Kömür, offensiver Mittelfeldspieler der U17, der zuletzt in die U19 aufgestiegen war. Der aktuelle U17-Nationalspieler Deutschlands (3 Spiele, 2 Tore) kann auch im zentralen und defensiven Mittelfeld spielen. Er feierte am 17.07. seinen 17. Geburtstag im Trainingslager in Scheffau. In der U17-Bundesliga gelangen ihm in der zurückliegenden Saison in 16 Spielen 5 Tore und 4 Vorlagen. „Wir wollen ihn mal bei den Profis sehen“, so Christoph Janker über Kömür.
Fazit
Es gibt einige interessante Spieler in den U-Teams des FCA, das ist nicht erst seit gestern so. Die Durchlässigkeit war generell in den letzten Jahren – und hier war nicht nur der angeprangerte Ex-Coach Markus Weinzierl der „Schuldige“ – ausbaufähig. Mit Enno Maaßen gibt es nun einen Förderer der Jugend am Lech, der sich die jungen Talente intensiver anschaut und diese auch ins Training der Profis integriert. Hier ist insbesondere der Austausch mit Neu-Coach Strobl der U23 wichtig, aber auch weiterhin mit Alexander Frankenberger, Erfolgstrainer der eigenen U19. Dass die U19 so Spaß macht und erfolgreich ist, hat sich auch außerhalb Augsburgs rumgesprochen und zeigt sich in den Verpflichtungen respektive Abgängen von drei U-Leistungsträgern. Die Hoffnung wäre hier, wenn sich schon direkte Konkurrenten beim FCA bedienen, künftig höhere Ablösen für Nachwuchstalente zu generieren. Dazu müssten diese aber bestenfalls schon in die Profimannschaft integriert sein.
Mit Aaron Zehnter, Maurice Malone, Lukas Petkov und Mbila scheinen es vier Nachwuchstalente in den erweiterten Kader der Profimannschaft geschafft zu haben. Wer dann tatsächlich von Maaßen berücksichtigt wird, kommt unter anderem auf die gezeigte Trainingsleistung, das gewählte System des Trainers und den aktuellen Verletztenstand an. Gerade auf den Flügeln ist die Personaldecke derzeit dünn, dies bietet Chancen für die Jugend. Um aus Rohdiamanten Bundesligaspieler zu formen, bedarf es allerdings mehr als nur eine Vorbereitung im Trainingslager der Profis. Es bedarf viel mehr langfristige, intensive Beobachtungen, viele Gespräche und Überzeugungsarbeit, Personalentwicklungskonzepte (ja, das gilt auch für Fußballer) und zu guter Letzt braucht es eins: Eine (gute) Perspektive. Denn jeder (junge) Kicker träumt insgeheim von Bundesligafußball, davon träumt auch weiterhin der FCA. Jugendwahn braucht daher einen (langfristigen) Plan.
Aus der Augsburger Kaderschmiede gingen bekannte Namen wie Bernd Schuster (später u.a. Europameister 1980 und Europapokal der Pokalsieger 1982), Helmut Haller (WM-Zweiter 1966, 3x Italienischer Meister), Ulrich Biesinger (Weltmeister 1954) sowie Roland Grahammer (Olympische Bronzemedaille 1988) hervor. Zudem gaben sich viele erfolgreiche Kicker, hier exemplarisch Karl-Heinz Riedle, Dieter Eckstein und Raimond Aumann genannt, in der Fuggerstadt die Ehre. Thomas Tuchel und Julian Nagelsmann, heute höchst erfolgreiche und international tätige Trainer, starteten beim „kleinen“ FCA im Nachwuchs einst ihre Laufbahn.
Nachdem wir im Rahmen der aktuellen Sportdirektoren-Serie bereits Vita, Trainer, Transfers sowie Kommunikationsstil in der Amtszeit von Stefan Reuter unter die Lupe genommen haben, folgt nun abschließend eine Analyse der Entwicklung der Nachwuchsarbeit seit Amtsantritt Stefan Reuters im Jahre 2012. Natürlich soll hierbei auch die sportliche Vorgeschichte der Jugend beim FC Augsburg gewürdigt werden, denn eines steht fest: Sie ist – neben den beiden Augsburger Idolen Haller und Biesinger – Augsburgs Glanz und Gloria.
Erfolgreiche 90er Jahre
In den 90er Jahren sorgten die Augsburger Junioren deutschlandweit für Furore: 1992/93 krönten sich die A-Junioren des FCA erstmalig mit dem Meisterschaftstitel, 1990-1995 sicherten sich die jungen Kicker nur mit einmaliger Unterbrechung den Finalsieg des Jugend-Pokals. Im Finalspiel der Pokalrunde 1990/91 gewann der FCA gegen den 1. FC Köln mit 3:2. Für den FCA startete damals unter anderem ein gewisser Thomas Tuchel als Libero.
1991/92 verteidigten die Jungs ihren Titel aus dem Vorjahr, indem sie Eintracht Braunschweig mit 6:5 im Elfmeterschießen bezwangen. In der Pokalsaison 1993/94 besiegte die Augsburger Elf erneut den 1. FC Köln im Finale des DFB Pokals. Auch die darauffolgende Runde des A-Junioren-Pokals konnten die Augsburger Youngster gewinnen – mit einem 4:2 Sieg gegen den FC Berlin.
Thomas Tuchel, heute erfolgreicher Coach des FC Chelsea, kickte einst am Lech als Libero und Kapitän in der A-Jugend! (Photo by Clive Rose/Getty Images)
Ein bekannter Name in der Augsburger Startelf war Darius Kampa, später erst beim FCA als Torhüter im Herrenbereich tätig, dann u.a. beim 1. FC Nürnberg und Borussia Mönchengladbach. Aber auch Ilhan Mansiz dürfte einigen noch ein Begriff sein, einst Stürmer in der Augsburger Jugend und im Jahr 2002 sodann WM-Dritter mit der türkischen Auswahl. Mansiz schoss damals drei Tore, ebenso viele wie Ballack und Raúl.
1992/93 gewann die Augsburger U19 dann statt Pokal die deutsche Meisterschaft. Mit 3:1 schlugen die A-Junioren die Vertreter des 1. FC Kaiserslautern. „Die A-Jugend des FCA wird Deutscher Meister. Den 3:1-Sieg gegen den 1. FC Kaiserslautern verfolgen im Rosenaustadion über 12.000 Zuschauer. Rekord!“, schrieb der FCA auf seiner Website zu diesem historischen Meilenstein der Clubgeschichte. Funfact: Der FCA steht mit vier Pokalsiegen in der Klasse der A-Junioren auf einem geteilten zweiten Platz mit dem VfB Stuttgart, vor dem FCA steht nur noch der SC Freiburg mit sechs Pokal-Siegen. Der FCA weist eine sagenhafte Siegquote von 100% auf – das heißt, alle Finalteilnahmen mündeten schlussendlich auch im Pokalsieg – stark!
Verblieben damals in der Bayernliga die wenigen hochklassigen Talente nicht lange im Herrenteam des FCA, unter anderem verließen Mansiz und Tuchel zeitig den Club, sollte sich das in den 2000er nicht ändern: Die richtig guten Kicker gingen, die soliden Nachwuchsspieler blieben. In der Saison 91/92 unter Cheftrainer Armin Veh lag das Durchschnittsalter der ersten Herrenmannschaft in etwa bei 21 Jahren.
Es wurde sodann etwas ruhiger um die A-Junioren des FCA, nach den rasanten Anfängen der 90er Jahre folgten dann ein paar „glanzlosere“ Runden. In der Saison 97/98 ging das Meisterschaftshalbfinale gegen den FC Bayern München verloren, im Pokal war 98/99 im Viertelfinale Schluss, 1999/2000 schon im Achtelfinale.
Vor Reuter – die 2000er
In der Saison 1999/2000 wurde die erste Mannschaft des FCA Achter der damaligen Regionalliga Süd, die 1994 die Bayernliga als dritthöchste deutsche Liga abgelöst hatte. Somit hatte man sich erfolgreich für die zweigleisige Regionalliga qualifiziert, jedoch – und hier nahmen die schwärzesten Stunden des Vereins seinen Lauf – verweigerte der DFB dem Club nach Verlust des Hauptsponsors die Lizenz für die folgende Regionalligasaison. Der DFB sah die finanziellen Kriterien damals nicht erfüllt und die Folge war der Abstieg der Augsburger in die Bayernliga.
Dies war natürlich nicht gerade lukrativ für den Nachwuchs. Viele Talente gingen dann eben gar nicht erst den Weg zum FCA, sondern zu einem geografischen Nachbarn – wie es auch oft bei den Fans damals der Fall war. Im Jahr 2000 – und viele ahnen es nun schon – erfolgte dann der Einstieg vom heutigen Ehrenpräsidenten und damaligen Präsidenten des FCA, Walther Seinsch. Der Einstieg von Seinsch bedeutete auch die Sanierung des Clubs in wirtschaftlicher Hinsicht.
Es folgte der zeitnahe Aufstieg der Augsburger – durch die gewonnene Meisterschaft der Bayernliga 2001/02 – in die Regionalliga Süd, gefolgt von einem knapp verpassten Aufstieg in die zweite Liga in der Saison 2004/05. Nach 22 Jahren Abstinenz im Profifussball kehrte der FC Augsburg 2006 eben dorthin zurück. Durch die Rückkehr in den Profifussball wurden auch die Strukturen im Nachwuchs professionalisiert. 2009 wurde zum Beispiel die damals noch als „Impuls Arena“ titulierte Fußballarena in Augsburg eröffnet. 2011 sodann der erstmalige Aufstieg in die erste Fußballbundesliga.
Hier nachfolgend eine Auswahl an debütierten Spielern beim FC Augsburg zu Zeiten der zweiten Bundesliga und Regionalliga (bis 2011), die (zum Großteil) auch aus der Augsburger Jugend stamm(t)en:
Markus Thorandt (18 J., Juli 1999)
Robert Strauß (18 J., 05.06.04, 6:0 gegen 1. FC Eschborn)
Eugen Hecker (19 J., 28.05.05, 6:0 gegen FC Nöttingen)
Mario Schmidt (20 J., 27.05.06, 7:0 gegen 1. FC Eschborn, 1 Tor)
Anton Makarenko (19 J., 28.09.07, 1:1 gegen SC Paderborn)
Stephan Hain (19 J., 21.10.07, 3:0 gegen Erzgebirge Aue)
Moritz Nebel (18 J., 17.01.10, 3:0 gegen Energie Cottbus)
Daniel Framberger (19 J., 09.05.10, 1:1 gegen 1. FC Kaiserslautern)
Benjamin Woltmann (19 J., 09.05.10, 1:1 gegen 1. FC Kaiserslautern)
Marco Thiede (19 J., 25.10.2011, 0:1 gegen RB Leipzig)
Was aus diesen jungen Wilden von anno dazumal geworden ist? Der gebürtige Augsburger Markus Thorandt spielte von 2000-2006 insgesamt 121 mal für den FCA (13 Tore), wechselte dann zu 1860 München, von 2009-2015 spielte er 139 Mal für St. Pauli. Robert Strauß, geboren in Oettingen, ist heute 35 Jahre alt und hat zwischen 2003 und 2010 91 Spiele für den FCA absolviert (2 Tore), anschließend war er ein Jahr bei Erzgebirge Aue und ab 2012 (bis zum Karriereende 2020) beim 1. FC Heidenheim als Mittelfeldspieler tätig. Neben den beiden genannten ist Stephan Hain noch ein großer Teil der FCA-Geschichte, aktuell spielt der Augsburger Aufstiegsheld von 2011 bei der SpVgg Unterhaching und ist dort immer noch als Stürmer erfolgreich. In der vergangenen Saison erzielte er in der Regionalliga Bayern in 20 Einsätzen 14 Tore.
D. Framberger, Nebel und Wortmann – Debütanten erster Stunde in der zweiten Liga – waren und sind auch heute noch alle im Amateur-Fußball tätig: Woltmann (32) beim TSV Aindling in der Landesliga. Nebel (30) ist Kapitän des FC Uster in der fünften Schweizer Liga und Daniel Framberger (31), großer Bruder unseres Rechtsverteidigers Raphael, kickt derzeit als Spielertrainer beim VfL Ecknach in der Bezirksliga Schwaben Nord. Beim FCA im Profibereich konnten alle drei, genau so wie der bei den Profis damals mit trainierende, aber nie bei den Profis debütierende Thomas Rudolph (33), jedoch nicht Fuß fassen.
Ach, das waren noch Zeiten! Zwei Aufstiegshelden unter sich: Hain hier zusammen mit Jos Luhukay links im Bild, davor Lorenzo (nicht Edgar!) Davids, rechts Paul Verhaegh und Sascha „der Hintern von Augsburg“ Mölders (CHRISTOF STACHE/AFP via Getty Images)
Stefan Reuter Amtszeit – Teil I (2012-18)
Als Stefan Reuter in Augsburg sein Amt antrat, kickten die A-Junioren in der U19 Bayernliga, die zweite in der Landesliga Süd und die erste Mannschaft befand sich auf einem eklatanten Platz in unteren Tabellenregionen in der ersten Fußballbundesliga. Ja, wir erinnern uns äußerst ungerne daran. Im A-Jugend-Kader befanden sich zu dieser Zeit Spieler wie Erik Thommy, Tim Rieder und Maik Uhde. Im Jahr darauf ergänzten beispielsweise Arif Ekin, Raphael Framberger, Bastian Kurz und Merveille Biankadi die U19 Junioren.
Mit dem Aufstieg in die erste Bundesliga hat der FCA eine gute Basis geschaffen für eine erfolgreiche Nachwuchsarbeit. Ebenso ermöglichten die finanziellen Einnahmen die Professionalisierung der Infrastruktur, zum Beispiel wurde 2014 die Anlage an der Donauwörther Straße als Nachwuchsleistungszentrum eingeweiht. Der FCA schreibt zu diesem Meilenstein auf seiner Website: „Die Eröffnung des Funktionsgebäudes war der erste große Realisierungsschritt einer Vereinsphilosophie, in der der eigene Nachwuchs eine tragende Säule darstellt.(…) „
Vorher, so der FCA auf seiner Homepage, waren die Bedingungen in Augsburg nicht ideal. Roy Stapelfeld, kaufmännischer Leiter des NLZ, erklärte dies wie folgt: „Die Eröffnung des Funktionsgebäudes ist für uns bis heute von enormer Bedeutung. Es war ein klares Bekenntnis seitens der Vereinsführung, diesen Weg einzuschlagen und auf die Nachwuchsförderung zu setzen.“ Zuvor sah dies eher mau aus, sagte Stapelfeld einst, denn die damalige Umgebung hinkte im landesweiten Vergleich hinterher und entsprach auch nicht den Standards eines Bundesligisten.
Mit dieser Professionalisierung war es dem FCA beispielsweise möglich, Talente von weiter weg eine adäquate Infrastruktur zu bieten und mit dem Image eines Bundesligisten zu punkten. Man muss hier auch immer die Nähe zu anderen (professionalisierten) Clubs in Bayern erwähnen: Der Nürnberger Club, Fürth, Ingolstadt, Bayern München, 1860, Unterhaching sowie Jahn Regensburg liegen allesamt im Einzugsgebiet und haben eine gute Jugendarbeit vorzuweisen. Um die besten Talente „streitet“ man nicht nur lokal im Amateursport, sondern insbesondere auf Juniorenebene in den Nachwuchsleistungszentren. Die modernen Anlagen und beste Betreuung sind damals wie heute ein Pluspunkt bei Nachwuchsspielern, vor allem weil dies immer mehr Standard wird. Das weiß und wusste auch der FCA: „Es geht um Fußball. Dementsprechend war es notwendig, unseren Talenten mit neuen Fußballplätzen optimale Bedingungen anzubieten“, so Stapelfeld.
Der FCA vergrößerte anno dazumal sein (regionales) Einzugsgebiet, bat Fuhrdienste von und nachhause an, um die Talente nach Augsburg zu locken, aber gleichzeitig im alten Umfeld zu belassen: „Die Talente können so an ihren Heimatorten verbleiben, dort zur Schule gehen und bei uns spielen bzw. trainieren. Das war extrem wichtig, um uns auch im Bereich der Ablaufprozesse weiterzuentwickeln und die Qualität unserer Spieler und Mannschaften zu verbessern.“ Alles mit dem (Fern-)Ziel, Nachwuchsspieler auszubilden und in den Profimannschaften zu integrieren.
Unter Reuter (und diversen Trainern, habt ihr bereits im Rahmen unserer Serie gelesen) durften (von 2012-2018) folgende Spieler mit Augsburger Grundausbildung ihr Bundesligadebüt feiern oder standen erstmals im Spieltagskader:
Matthias Strohmaier (18, 2012/13, 1x im Kader)
Ioannis Gelios (21, 2013/14, 1x im Kader)
Erik Thommy (18, Saison 2013/14, 3x im Kader, 1 Einsatz)
Maik Uhde (19, Saison 2013/14, 1x im Kader)
Raphael Framberger (18, 2014/15, 7x im Kader)
Marco Schuster (18, 2014/15, 4x im Kader)
Bastian Kurz (17, 2014/15, 1x im Kader)
Yannic Oettl (18, 2015/16, 1x im Kader)
Tim Rieder (21, 2015/16, 4x im Kader)
Kevin Danso (17, 2016/17; 14x im Kader, 7 Einsätze)
Julian Günther-Schmidt (21, 2016/17, 13x im Kader, 5 Einsätze)
Kilian Jakob (19, 17/18, 4x im Kader, 1x Einsatz)
Efkan Bekiroglu (21, 17/18, 2x im Kader)
Romario Rösch (18, 17/18, 1x im Kader)
Marco Richter (19, 17/18, 14x im Kader, 12 Einsätze, 1 Tor)
Maurice Malone (16, 17/18, 1x im Kader)
Die Ausbeute an debütierenden Spielern aus der eigenen Jugend ist in diesen knapp fünf Jahren zwar nicht gering, aber wenn man einen Blick darauf wirft, wer sich von den genannten in Augsburg nachhaltig etabliert hat, wird man doch eher ernüchtert sein. Dies ist nämlich nur Raphael Framberger, Marco Richter und mit Abstrichen Kevin Danso gelungen. Frami konnte sich bis dato nie komplett und langfristig auf der Rechtsverteidiger Position durchsetzen, ist zumeist Ergänzungsspieler.
Marco Richter hatte ein Hoch und viele Tiefs beim FCA und kickt mittlerweile bei Hertha BSC, brachte dem FCA aber wie Danso eine Ablöse ein. Kevin Danso hat sich beim FCA gut gemacht, ist in den österreichischen Landesauswahlen durchgestartet und wurde dann verliehen. Leider kam es zum internen Zerwürfnis, sonst wäre ihm sicherlich die Rolle zugetraut worden, die jetzt Reece Oxford einnimmt.
Weitere ehemalige Jugendspieler von anno dazumal haben sich in den Profiligen etablieren können: Tim Rieder kickt ab dem Sommer wieder beim TSV 1860 München in Liga drei, Marco Schuster derzeit beim SC Paderborn in der zweiten Liga. Erik Thommy verlässt nach einigen Jahren Vereinszugehörigkeit zum Sommer den VfB Stuttgart.
Stefan Reuter Amtszeit – Teil II (2019-22)
2018/19 wurde die A-Junioren-Bundesliga-Saison auf dem achten , 19/20 auf dem neunten Tabellenrang beendet. 2020/21 auf einem enttäuschenden 14. und 21/22, das haben wir alle noch bildlich im Kopf, auf dem ersten Tabellenplatz. Das bedeutete den Staffelsieg der A-Junioren-Bundesliga Süd/Südwest. Leider schieden die Jungs in den Playoffs zur Meisterschaft im Halbfinale gegen Hertha BSC aus. Trotzdem war das eine ganz tolle Leistung! Interessanterweise war zu beobachten, dass die U19 hierbei relativ variabel vom System her war, aber doch sehr analog zu der bevorzugten Grundausrichtung der ersten Mannschaft aufgestellt war. Dies ist auch eines der Ziele im NLZ: Die Jugendmannschaften sollen ähnlichen, wenn nicht sogar gleichen Fußball wie die Herren spielen, um bestmöglich auf eine potenzielle Profilaufbahn im „A-Team“ des Clubs vorbereitet zu sein.
Folgende Spieler standen zwischen 2018 und 2022 im Kader, hatten ihr Profidebüt oder unterschrieben zumindest ihren ersten Profivertrag:
Benjamin Leneis (19, 18/19, 10x im Kader)
Simon Asta (17, 18/19, 2x im Kader, 1 Einsatz, 90 Minuten)
Lasse Günther (19, 21/22, 19x im Kader, 7 Einsätze, 193 Minuten)
Aaron Zehnter (17, 21/22, kein Einsatz, aber in 05/22 ersten Profivertrag unterschrieben)
Simon Asta ist hier aufgrund des geschichtsträchtigen Debüts zu erwähnen: Asta war nämlich der allererste Spieler des 2001-Jahrgangs und somit in Folge auch der erste im 21. Jahrhundert geborene Fußballspieler, der in der ersten Bundesliga zum Einsatz kam. Sein Debüt gab der damals 17jährige am 12.05.2018 bei der 2:0 Pleite gegen den SC Freiburg. Er wurde in der 79. Minute für Jan Moravek eingewechselt. Leider ist seine FCA Story nicht ganz so glorreich, da Asta im Oktober 2020 einen Zweijahresvertrag beim damaligen Zweitligist Greuther Fürth unterschrieb. Bei den Fürthern konnte sich Simon Asta gegen Ende der vergangenen Saison als Rechtsverteidiger etablieren.
Erkenntnisse
Bei allen weiteren aufgeführten Spielern, von denen mit Aaron Zehnter vor kurzem ohne Profieinsatz seinen ersten Profivertrag unterzeichnete, ist der Weg im Profifussball und insbesondere beim FCA heute nur schwer hervorzusehen. Von einigen Kickern, wie Lasse Günther und Tim Civeja, verspricht man sich sehr viel, die beiden sind auch sehr nah dran am Erstligakader. Bei Dikeni Salifou, letzte Saison noch Kapitän der Augsburger U19, hat man die Chance verpasst, er wechselt zur Sommerpause zum Ligakonkurrenten Werder Bremen. Petkov (21), Stanic (23), Malone (21) und Leineis (23) kehren nach Leihende erstmal wieder zum FCA zurück – man wird sehen, wie und ob die vier Berücksichtigung im Profikader finden werden. Während Pektovs Leihe zum SC Verl äußerst erfolgreich verlief (36 Spiele, 10 Tore, 5 Vorlagen, überwiegend als Rechtsaußen), saß Benjamin Leneis (meist und wenn überhaupt) nur auf der Bank. Malone und Stanic erlebten immerhin eine passable Saison mit vielen Einsätzen und Spielminuten.
Bei Dženan Pejčinović, Sturm-Juwel der U17 und U19 des FCA, droht hingegen ein Szenario wie bei Salifou. Laut Transfermarkt waren an dem 17jährigen sowohl ManUnited als auch Juventus Turin interessiert. Mit dem neuen Trainer Enrico Maaßen könnte der Mittelstürmer einen Förderer erhalten, der ihn im Profiteam auch mal ranlässt, daher wäre ein (ablösefreier) Abgang jetzt im Sommer äußerst schade. Weitere Talente wie Ivanovic und Berisha stehen schon in den Startlöchern, die erfolgreiche U19 Mannschaft der Augsburger hat aufhorchen lassen und einige Kicker werden auch abseits des Lechs für Begehrlichkeiten sorgen. Es bleibt abzuwarten, welche Spieler unter Neu-Trainer Maaßen die Chance für ein Debüt erhalten.
Ein Sprungbrett ist hier die zweite Mannschaft, die diese Saison relativ spät den Klassenerhalt in der Regionalliga Bayern feiern durfte. Auf Coach Josef Steinberger folgt nun (auch offiziell) Tobias Strobl (nein, nicht der Spieler-Namensvetter!). Es ist wichtig, dass die zweite Mannschaft mindestens in der Regionalliga spielt, um verletzten Profis nach Einstieg in das Training Spielpraxis bieten zu können (so bspw. passiert bei Freddy Jensen letzte Saison). Der Schritt von Regionalliga in die Bundesliga ist eh schon gewaltig genug und einigem ist dieser in Augsburg bisher gelungen, man denke hier an Spieler wie Werner, Hahn, Ibrahima Traore oder Richter. Aber viele schaffen es eben nicht und suchen den Weg fernab des Lechs.
Erfolgreiche A-Junioren des FCA – Feiertraube nach dem Spiel gegen die Hertha BSC Junioren! (Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)
Fazit
Mit dem Aufstieg des FCA in die erste Bundesliga begann die Professionalisierung der Nachwuchsarbeit in Augsburg. Das ist also erstmal kein Verdienst, der ausschließlich Stefan Reuter anzurechnen ist. Die Strahlkraft, die die Bundesliga besitzt und besaß, ist immens und lockt Talente von vielenorts an den Lech. Daher ist auch die Zeit vor Stefan Reuter und zu Zeiten von ihm schwer vergleichbar, da dort die professionelle Struktur komplett fehlte.
Jedoch kann man unweigerlich festhalten, dass im Verlaufe der Amtszeit Reuters das NLZ deutlich ausgebaut wurde und weiter ausgebaut wird, wie man medial erfahren darf. Da Reuter, das haben wir im Laufe dieser Serie feststellen dürfen, jeden Stein innerhalb des Vereins umdreht und somit sicherlich auch jeden Profivertrag, der einem jungen Spieler angeboten wird, auf den eigenen Tisch bekommt, sind diese Personalien zum Teil auch auf ihn zurückzuführen. Insofern hat Stefan Reuter (und auch Klaus Hofmann übrigens) einen großen Anteil an dem Fortschritt des FCA im Nachwuchsbereich, wenn er auch anfänglich stark von der Etablierung des FCA im Profifußball profitiert hat. Neben vielen guten Entscheidungen sind der Abgang von Salifou, das Zerwürfnis mit Danso und auch der Wechsel von Simon Asta unglücklich gelaufen. Gerade ein Simon Asta hätte einen Weg einschlagen können wie Frami oder sich dem Konkurrenten Gumny, für rund zwei Mio. Euro Ablöse von extern geholt, stellen können.
Natürlich spielen auch Trainer, Mitspieler und Konkurrenz eine gewichtige Rolle. 2021 wurde laut Medienberichten der Zoll beim FCA vorstellig – wegen des Verdachts des auf Lohndumping im Nachwuchsbereich (ebenso wie beim FC Bayern übrigens): „Im ersten Jahr unter 200 Euro. Die Jahre darauf 250 Euro als Co-Trainer, und das bei einer Wochenarbeitszeit von mindestens 25 Stunden. Auch der Cheftrainerposten soll ihm angeboten worden sein, für 400 Euro“, wird ein Ex-Trainer zitiert. Gute Mitarbeitende verlangen eine gute Bezahlung – so ist das in jeder Branche. Warum sollte dies ausgerechnet im Profifußball, in denen es um Millionen und Milliardenbeiträge oft geht, anders sein? Gute Trainer sind auch der Grundstein für eine optimale Trainingsgestaltung im Nachwuchsbereich. Herr Reuter, übernehmen Sie!
Man mag nur hoffen, dass das nächste Juwel beim FCA bald durchstarten kann und man ein wenig den „Freiburg Way“ einschlagen kann. Denn das ist durchaus auch eine Einnahmequelle für kleine Vereine wie den FCA. Spieler eigens ausbilden, eine Plattform in der Beletage des deutschen Fußballs bieten und dann gewinnbringend (zum richtigen Zeitpunkt) verkaufen. Gute Talente identifizieren, mit Profivertrag ausstatten und in den Profikader einbinden. Ganz so viele leuchtende Vorbilder hat der FCA nicht vorzuweisen, viele Talente suchten und fanden abseits des Lechs ihr sportliches Glück. Hier wünsche man sich ein wenig mehr Mut und Tatendrang, junge Spieler einfach mal die Chance und die Plattform Bundesliga zu bieten. Und dies nachhaltig. Eine starke Basis hat der FCA in der Amtszeit von Stefan Reuter geschaffen, es wurde strukturiert und professionalisiert. Der nächste Schritt folgt mit dem FCA Internat, das im Sommer diesen Jahres nach rund drei Jahren Bauzeit endlich eingeweiht werden soll. Der FCA zieht durch diesen Neubau und durch das Angebot eines Internats mit der renommierten Bundesliga Konkurrenz gleich.
Und irgendwann, ja irgendwann, erfüllt sich dann vielleicht der Wunsch von Ex-Präsident Klaus Hofmann: „Meine Vision ist, dass ich einmal im M-Block stehe und in der Startformation unserer Bundesligamannschaft stehen vier Spieler, die schon seit der D-Jugend bei uns sind.“ Vielleicht sieht Klaus Hofmann das nicht mehr vom M-Block aus, aber diesem Wunsch waren wir bereits ganz dicht auf der Spur. Bleibt zu hoffen, dass es dem FCA in naher Zukunft gelingt. Mit den neu geschaffenen Bedingungen – die unweigerlich in der Amtszeit von Stefan Reuter – ihren weiteren Lauf nahmen, sollte dies gelingen. Wenn nicht jetzt, wann dann?
Weihnachten ist grundsätzlich das Fest der guten Laune. Und mit wie vielen positiven Wünschen wir in das neue Jahr gehen, haben wir euch über die letzten Wochen immer wieder gezeigt. Heute kommt zum Ende der Feiertage die Grinch-Fassung der Weihnachtswünsche. Vornehm könnte man sagen: nicht alles was glänzte, war Gold. Wenn wir den Vorhang einmal zur Seite ziehen, dann wird klar, dass wir dann doch bzgl. einiger Entwicklungen in der Hinrunde einen dicken Hals hatten. Ausrasten wollten. Vor Wut brodelten. Heute kommt es raus. Was haben erlaubt FCA? Seid ihr alle Flasche leer?
Torschützen
Am letzten Spieltag der Hinrunde konnten einem als FCA-Fan schon mal kurz die Bröckchen hochkommen. Nicht nur schaffte es der FCA selbst nicht gegen das grottigste Team der Hinrunde keinen einzigen Treffer zu erzielen. Nein, auf einem anderen Platz schoss gerade Marco Richter das unterdurchschnittliche Team der Hertha zum Sieg gegen den BVB. Richter hat somit nach der Hinrunde mit 5 Treffern genau so viele Tore erzielt, wie die zwei besten FCA Angreifer zusammen. Und der FCA scheinbar einen seiner besseren Offensivspieler abgegeben und keinen adäquaten Ersatz gefunden.
Marco Richter, wie er scort und lacht. Der FCA hat derweil die Lücke nicht adäquat schließen können. (Photo by Boris Streubel/Getty Images)
Offensiv lässt diese Mannschaft bisher viele Träume unerfüllt. Das man weiterhin auf die formschwachen und verletzungsanfälligen Kräfte der Vorjahre baut und keine geeignete Verstärkung dazu holte, ist hoffentlich nur den wirtschaftlichen Möglichkeiten und nicht der sportlichen Analysefähigkeit geschuldet. Wir gehen davon aus, dass der Spielverlauf der Hertha auch unserem sonst ach so ruhigen und zurückhaltenden Präsidenten ein leises „Verdammich“ entlockt hat und ich sehe Marco in Berlin leise in sich hineinschmunzeln (Du weißt, wir gönnen es Dir von Herzen).
Die Innenverteidigung
Zum Ende der Hinrunde ist es in der Innenverteidigung ganz eng geworden. So eng, dass mit Robert Gumny ein gelernter Rechtsverteidiger aushelfen musste, nachdem die Aushilfe aus dem defensiven Mittelfeld mit Tobias Strobl auch verletzt ausgefallen war. Gegen Bochum konnten weder Gouweleeuw, Oxford, Uduokhai oder Strobl auflaufen. Die Probleme hatten sich angekündigt. Jeffrey Gouweleeuw war schon in der Vorbereitung verletzt und es wurde spekuliert, wie lange er ausfallen würde. Uduokhai nahm im Sommer an den olympischen Spielen teil, die doch arg belastend waren. Mit Kevin Vogt hatte man sich intensiv beschäftigt und sich im Sommer trotz des Abgangs von Marek Suchy entschieden, nicht noch einen weiteren Innenverteidiger in die Hose zu holen.
Vogt kam im Sommer nicht und auch kein anderer Innenverteidiger. Das Risiko wurde anscheinend unterschätzt. (Photo by Matthias Hangst/Getty Images)
Im Nachhinein darf man sich nun einmal die Frage stellen: Warum zum Henker? Da hat man ganz schön mit dem Feuer gespielt und sich nun am Ende doch verbrannt. Man möchte rufen: War das wirklich nötig? Und was lernt ihr daraus? Immerhin ist das Wintertransferfenster offen und man kann nochmal nachlegen oder einfach auf mehr Glück hoffen. Als ob wir unser Glück nicht in den letzten Jahren etwas zu sehr strapaziert hätten.
Der eigene Nachwuchs
Derweil scheint der eigene Nachwuchs wie schon früher unter Weinzierl sportlich wieder keine Rolle zu spielen. Und man mag sich schon fragen, ob die Jungs aus der eigenen Jugend gerade offensiv nicht mal für eine Überraschung gut wären. Cordova, Bazée und Co. haben ihre Chancen des Öfteren erhalten, konnten aber nicht dauerhaft von sich überzeugen. Nun steht auch im Raum, dass uns Top-Talent Dzenan Pejcinovic zum AC Mailand verlassen könnte.
Dzenan Pejcinovic hier im Einsatz für die deutsche U17. Ob wir ihn jemals in der ersten Mannschaft zu sehen bekommen? (Photo by Vasile Mihai-Antonio/Getty Images)
Da reicht es dann auch nicht Salifou immer wieder auf die Bank zu setzen. Mensch Markus, schmeiß den Jungen doch mal für 15 Minuten gegen Fürth rein. Was soll der denn kaputt machen, so harmlos wie die Fürther waren? Die Talente im Nachwuchsleistungszentrum sind besser denn je und wir sind wieder in den Zeiten angekommen, wo es für die Jugendspieler trotz großer Verletzungsprobleme an manchen Stellen schlicht unmöglich ist auf den Platz zu kommen. Auch weil der Kader insgesamt nicht genügend ausgedünnt wurde und zu viele nicht bundesligareife und verletzungsanfällige Kräfte die Plätze blockieren. Zefix nochmal. Ob wir das jemals lernen, Jugendspieler nach oben zu ziehen, wie z.B. die Freiburger?
Weiterhin gilt: Who the Fuck is Blitzer?
Derweil seit letztem Jahr ja bekanntlich die meisten Anteile am FCA (durchgerechnet über die Beteiligungsgesellschaft) dem amerikanischen Investor gehören. Der Vorgang wurde im Hintergrund abgewickelt und Blitzer verbleibt im Hintergrund, obwohl in Augsburg weiterhin ein großes Interesse daran besteht, den Kerl kennenzulernen, dem Klaus Hofmann und die anderen Investoren den größten Teil der Anteile an der Beteiligungsgesellschaft verkauft haben (natürlich immer noch ohne die Mitglieder darüber proaktiv zu informieren).
David Blitzer hat schlicht mehr mit seinen anderen Investments zu tun, hier bei den Philadelphia 76ers (Photo by Tim Nwachukwu/Getty Images)
Das einzige Medium, das bisher ein Interview ergattern konnte ist: das Manager Magazin. Wie passend, oder? Noch nicht einmal für eines der berühmten Augsburger Allgemeine Interviews hat es gereicht, dass dann hinter der Paywall verschwindet. Der Blitzer macht ja anscheinend überhaupt keinen Scheiß mit. Das kann ja noch lustig werden.
Ausblick
Dafür wurde wie immer zum Jahresende ein auf Hochglanz poliertes Weihnachtsvideo produziert, in dem die FCA Familie in den Mittelpunkt rückte. Die Bundesliga geht im Januar vor leeren Kulissen weiter, damit ein Zeitplan eingehalten wird, ohne die Sklaventreiber-WM in Katar in Frage stellen zu müssen. Und der FCA deutet nun doch an, vielleicht auf Staatshilfen zurückgreifen zu müssen, obwohl man dies bisher immer vermieden hatte und im Notfall doch der US-Investor bereit stehen sollte. Ich kann persönlich nachvollziehen, dass sich immer mehr vom professionellen Fußball abwenden und diesen nicht mehr so intensiv verfolgen. Die magischen Momente im Stadion, in denen man sich in den Armen lag, obwohl das Gegenüber schon eine deutliche Fahne hatte und einem zuvor durch andauerndes Gemotze auch nicht positiv aufgefallen war, sind schlicht kaum vorhanden gewesen. Und so verschwindet zwar nach Weihnachten der Grinch, mit ihm aber nicht alle Probleme.
Das Sommertransferfenster steht vor der Tür und wie unser Sportgeschäftsführer Stefan Reuter bereits angedeutet hat, dürfte diese für uns FCA-Fans richtig spannend werden. Bei einigen Spieler wie Rani Khedira, Marek Suchý und László Bénes ist bereits sicher, dass sie den Verein leider verlassen werden. Mit anderen würde man gerne vorab verlängern. Doch noch ist völlig unklar, wie die Kaderplanung unseres FC Augsburg derzeit aussieht, denn diese hat gerade eben erst vereinsintern begonnen. Wir von der RoGaz haben uns daher die Wartezeit ein wenig versüßt und einen Blick auf die vergangenen Spielzeiten geworfen. Im ersten Teil unserer kleinen Serie konntet ihr bereits sehen, welche Spieler die teuersten Zu- und Abgänge waren, wer ablösefrei kam oder wie viele Transfers überhaupt unter Stefan Reuters Hand getätigt wurden. Wie versprochen ist hier nun der zweite Teil unserer Transferreihe.
Die Topscorer
Insgesamt schossen die Spieler des FC Augsburg seit Stefan Reuters Amtsantritt 365 Tore. Einstecken musste man dagegen 449. Das macht in ca. 9 Jahren ein durchschnittliches Torverhältnis von 41:50. Vergleicht man das mit dem aktuellen Torverhältnis von dieser Saison (36:54), dann sieht man deutlich, dass sich unsere Offensive um ganze 5 Tore unterhalb des Durchschnittes bewegt hat. Das geht natürlich besser und wir Fans wissen ja, dass die Mannschaft es drauf hat, aber am Ende war es ohnehin ein sehr schwieriges Jahr für alle Beteiligten.
Doch ich möchte hier nicht jammern, sondern euch stattdessen unsere Toptorjäger und Topvorbereiter vorstellen, die von Stefan Reuter zu unserem FCA transferiert wurden. Ihr bekommt hier drei Rankings präsentiert – sortiert nach den meisten erzielten Toren, den meisten Vorlagen und den höchsten Scorerpunkten insgesamt.
Die meisten Tore:
Rang
Name
Position
Erzielte Tore
1
Alfred Finnbogason
Mittelstürmer
37
2
Raúl Bobadilla
Mittelstürmer
29
3
André Hahn
Rechtsaußen
28
4
Halil Altintop
Offensives Mittelfeld
22
4
Michael Gregoritsch
Hängende Spitze
22
Top 5 nach erzielten Toren
Bitte lass es nächste Saison besser laufen – Toptorschütze Alfred Finnbogason (Foto: Christian Kolbert via Imago)
Die besten Torvorbereiter:
Rang
Name
Position
Tore vorbereitet
1
Philipp Max
Linker Verteidiger
29
2
André Hahn
Rechtsaußen
27
3
Caiuby
Hängende Spitze
17
4
Halil Altintop
Offensives Mittelfeld
14
5
Florian Niederlechner
Mittelstürmer
13
Top 5 nach Torvorbereitung
Seine Flanken und präzisen Pässe waren göttlich (Foto: Christian Kolbert via Imago)
Topscorer:
Rang
Name
Position
Scorerpunkte
1
André Hahn
Rechtsaußen
55
2
Alfred Finnbogason
Mittelstürmer
50
3
Philipp Max
Linker Verteidiger
44
4
Raúl Bobadilla
Mittelstürmer
39
5
Halil Altintop
Offensives Mittelfeld
36
Top 5 nach Scorerpunkten gesamt
Die Trophäe geht hochverdient an André Hahn (Foto via Imago)
Bei all diesen Spielern hatte Stefan Reuter wahrlich ein goldenes Händchen. Gerade bei André Hahn, der am 18.01.2013 – also kurz nachdem unser sportlicher Geschäftsführer beim FCA anheuerte – für eine Ablösesumme von gerade einmal 250.000,00 € zu uns an den Lech wechselte. Nahezu die Hälfte seiner Scorerpunkte (26) sammelte er nämlich in seinen ersten eineinhalb Spielzeiten bei uns, bevor er schließlich für 2,25 Mio. € zu Borussia Mönchengladbach ging.
Auch Alfred Finnbogason, Philipp Max und Raúl Bobadilla kosteten mit 4.000.000,00 €, 3.800.000,00 € und 1.500.000,00 € im Vergleich zu anderen Topstürmern nicht unbedingt ein Vermögen. Halil Altintop kam sogar ablösefrei.
Die Torhüter im direkten Vergleich
Mit Alexander Manninger, Fabian Giefer, Andreas Luthe, Gregor Kobel, Marwin Hitz, Tomáš Koubek und Rafał Gikiewicz standen gleich sieben Torhüter in etwa 9 Jahren bei uns zwischen den Pfosten. Auch Benjamin Leneis lotste Stefan Reuter im Jahr 2015 von Nürnberg zu uns nach Augsburg. Neben der U17, der U19 und unserer Zweitvertretung steht er seit 2018 regelmäßig als 3. Mann in unserem Profikader. Da es für einen Einsatz in der Bundesliga bisher leider noch nicht gereicht hat, haben wir ihn aus unserer Bewertung vorerst außen vor gelassen. Genauso wie Simon Jentzsch, der nach der Verpflichtung von Alexander Manninger nicht mehr allzu viele Spiele für unseren Verein machen durfte. Auf ihn gehe ich aber später noch etwas genauer ein.
Nun kann man natürlich auch bei den Torhütern die Daten auf verschiedene Weise betrachten, doch auch hier ist das gar nicht so einfach. Ein Marwin Hitz hat beispielsweise sehr viele Spiele mehr gemacht als ein Fabian Giefer, weswegen es natürlich klar ist, dass er mehr Gegentore bekommen hat. Um daher fair zu bleiben, habe ich mich für die durchschnittlich kassierten Tore pro Partie entschieden. Schauen wir uns einmal an, welcher Torhüter bei uns die beste Leistung erbracht hat. Die Antwort dürfte nicht viele überraschen, wobei der Vorsprung wahrlich hauchdünn ist.
Rang
Name
Spiele / Einsatzminuten
Gegentore
Partien zu Null
Tore pro Partie
1
Marwin Hitz
157 / 14.157
212
47
1,35
2
Andreas Luthe
31 / 2.780
42
7
1,36
3
Alexander Manninger
38 / 3.333
59
6
1,55
4
Rafał Gikiewicz
36 / 3.240
57
8
1,58
5
Fabian Giefer
4 (360)
7
0
1,75
6
Tomáš Koubek
25 / 2.250
53
4
2,12
7
Gregor Kobel
18 / 1.600
44
4
2,44
Torhüter im Vergleich
Hierzu möchte ich aber eines anmerken: In meinem Ranking halte ich mich lediglich an die Daten. Persönlich bin ich der Meinung, dass es bei den Torhütern auf wesentlich mehr ankommt, als strikt auf die Gegentore. Auch die Kommunikation mit der Hintermannschaft, die Ausstrahlung auf dem Platz und das Spiel gegen den gegnerischen Angreifer spielen ebenfalls eine große Rolle.
Da hat er allen Grund zu jubeln: Reuters erfolgreichster Torwarttransfer Marwin Hitz (Foto: Christian Kolbert via Imago)
Deswegen halte ich Rafał Gikiewicz für den besten Torwart, den wir mit Marwin Hitz hatten. Er ist nicht nur ein absoluter Teamplayer sondern auch ein toller Motivator. Lange hat er sich auf Platz 3 gehalten, doch das Spiel gegen Bayern am letzten Spieltag der Saison hat seine Quote leider kaputt gemacht. Ich hoffe daher sehr, dass unser Geschäftsführer Sport sieht, was wir an ihm haben, und dass man im Sommer gleich mit ihm verlängert, wenn Gikie das denn möchte.
Das Spiel mit den Leihen
Leihen sind im Fußballgeschäft mittlerweile Gang und Gebe. Alle Vereine praktizieren das sehr gerne, um beispielsweise jungen Spielern Spielpraxis zu ermöglichen, die sie beim eigenen Club nicht so einfach bekommen würden. Zum Beispiel, weil man auf dieser Position recht gut besetzt ist. Doch nicht nur junge Leute werden verliehen sondern auch erfahrene Spieler.
Auf Platz 1 der am meisten verliehenen Spieler steht im Übrigen Atalanta Bergamo mit derzeit 49 verliehenen Spielern. Da das Leihgeschäft im europäischen Fußball schier verrückte Ausmaße angenommen hat, hat die FIFA dem ganzen einen Riegel vorgeschoben. Ab der Saison 2020/21 war es den Clubs nämlich nur noch erlaubt, acht Spieler zu verleihen bzw. auszuleihen. Ausgenommen von dieser Regel sind Nachwuchsspieler unter 22 Jahren, denn aufstrebenden Talenten, die zu wenig Praxis bekommen, soll somit weiterhin die Möglichkeit geboten werden, sich weiter entwickeln zu können.
Auch der FC Augsburg setzt gerne auf dieses Prinzip, wobei doch sehr auffällig ist, dass wir eher verleihen als ausleihen. Insgesamt schloss man 13 Leihverträge ab, in denen sich Spieler dem FC Augsburg auf Leihbasis anschlossen. Diese waren:
Dong-Won Ji
Raphael Holzhauser
Arkadiusz Milik
Dominik Kohr
Panagiotis Vlachodimos
Pierre-Emilie Höjbjerg
Alfred Finnbogason
Reece Oxford
Gregor Kobel
Felix Uduokhai
Tin Jedvaj
Eduard Löwen
László Bénes
Von diesen Spielern konnten wir im Nachhinein mit Dong-Won Ji, Dominik Kohr, Alfred Finnbogason, Reece Oxford und Felix Uduokhai fest verpflichten, die sich bei uns auch sehr gut integrierten und teilweise auch zu Leistungsträgern avancierten.
Verliehen hat man während Stefan Reuters Amtszeit insgesamt 27 Spieler – teilweise sogar mehrfach. Spitzenreiter hierbei ist Tim Rieder, der bereits für die U19 und die U23 gespielt hat. Gleich drei Mal hat man ihn verliehen – zu Slask Wroclaw, nach Darmstadt und zum TSV 1860 München – bevor er schließlich letzten Sommer an Kaiserslautern verkauft wurde. Erik Thommy, Tim Matavz, Nikola Djurdic und Takashi Usami wurden je zwei Mal verliehen, bevor man sie schließlich ziehen ließ, da sie sich bei uns leider nicht durchsetzen konnten. Insgesamt kommt man auf genau 33 Leihverträge, die mit anderen Clubs abgeschlossen wurden. Wer derzeit verliehen ist und im Sommer zurückerwartet wird, hat sich RoGaz-Autorin Irina schon einmal genauer angesehen.
Karriereende in Augsburg
Während Stephan Reuters Amtszeit beendeten sechs Spieler der A-Mannschaft ihre aktive Karriere im Profifußball. Einige freiwillig, die anderen nicht ganz so sehr. Ich habe daher mal einen Blick auf jene Rentner geworfen, die unseren FC Augsburg als letzte Station in ihrer Vita stehen haben.
Vom 01.07.2009 bis zu seinem Karriereende am 30.06.2013 stand Simon Jentzsch bei unserem FC Augsburg unter Vertrag und trug maßgeblich an dem „Aufstiegswunder“ aus dem Jahre 2011 bei. Simon war immer ein Typ, auf den man sich stets verlassen konnte. Insgesamt stand er in 111 Partien zwischen unseren Pfosten und kassierte dabei 131 Gegentore. Das macht eine starke Quote von lediglich 1,18 Gegentreffer pro Partie. Vergleicht man das mit allen anderen Torhütern, erkennt man recht schnell, dass Jentzsch den besten Wert überhaupt aufweist. In insgesamt 35 Spielen hielt er seinen Kasten sogar sauber.
Was für ein „Vieh“ (Foto: Krieger Simon via Imago)
Nach seiner Zeit in Augsburg gönnte sich der gebürtige Düsseldorfer ein Jahr Pause, ehe er für zwei Spielzeiten als Torwart-Trainer bei Fortuna Düsseldorf fungierte. Heute ist er als solcher in der Jugendabteilung des FC Bayern München tätig. Seit 12.07.2019 trainiert er die Torhüter der U16 und U17. Sein Vertrag läuft jedoch am 30.06.2021 aus. Mal sehen, wohin es ihn dann verschlägt.
Ein weiterer Spieler, der seine Karriere bei uns beendete war Andreas Ottl. Insgesamt bestritt der Münchener 16 Partien in zwei Spielzeiten für Rot-Grün-Weiß. Seit 2017 ist er als Spielerberater tätig. Angestellt ist er bei der arena11 sports group, die unter anderem Spieler wie Sadio Mané oder Marc-André ter Stegen vertritt.
Auch Christoph Janker ist einer der Spieler, die nach dem FCA für keinen anderen Verein mehr aufliefen. 46 Mal stand er für uns in der Abwehr und verhinderte in den 4,5 Jahren so einige Gegentore. Und auch heute noch ist Christoph ein Teil der FCA-Familie. Seit 01.02.2020 arbeitet er als Talent Manager bei unserem FC Augsburg. Diese Stelle wurde eigens für ihn geschaffen und stellt das Bindeglied zwischen Nachwuchs- und Lizenzabteilung dar. Darüber hinaus ist Janker auch noch für die Betreuung der Leihspieler zuständig, um eine noch engere Bindung der gerade verliehenen Lizenzspieler zu gewährleisten.
Heute ist Christoph Janker als Talent Manager beim FC Augsburg tätig (Foto via Imago)
Jan-Ingwer Callsen-Bracker war ebenfalls teil der Aufstiegsmannschaft aus dem Jahr 2011 und bis zu seiner Verletzung im „Wunder von Belgrad“ kaum mehr aus der Innenverteidigung weg zu denken. Doch nach seiner langen Ausfallzeit lief er gerade noch zwei Mal im Augsburger Trikot auf. Insgesamt kommt Callsen-Bracker dennoch auf 150 Spiele, 13 Tore und 3 Torvorlagen. Seit Dezember 2019 ist er neben seiner Tätigkeit in der DFB-Akademie auch noch Mitglied im Aufsichtsrat unseres geliebten FCA.
Rechtsverteidiger Stephan Lichtsteiner war nur eine Saison bei uns zu Gast. Der Schweizer hatte unter anderem Vereine wie Arsenal London, Juventus Turin und Lazio Rom in seinem Lebenslauf stehen und sollte vor allem seine (internationale) Erfahrung mit einbringen. So gut gelang ihm das allerdings nicht, sodass man seinen Vertrag am Ende auch nicht verlängerte. Insgesamt bestritt er 20 Partien und kam dabei auf eine Torvorlage. Nach seinem Karriereende am 12.08.2020 wurde im März 2021 bekannt, dass Lichtsteiner ein Praktikum bei einem Zürcher Unternehmen als Uhrmacher begonnen hat. Zudem sitzt er nun im Verwaltungsrat des HC Lugano, einer der bedeutsamsten und erfolgreichsten Mannschaften im Schweizer Eishockey.
Scheiden tut weh
Am Ende kommen wir nun zu der wohl schmerzhaftesten Trennung, die wir Augsburg Fans in den letzten Jahren hinnehmen mussten. Im September 2020 gab man bekannt, dass man den Vertrag mit Spielführer Daniel Baier auflöst, der daraufhin seine aktive Karriere beendete. Man muss unserem damaligen Kapitän wirklich hoch anrechnen, dass er das Angebot, das es wohl von 59+1 gegeben haben soll, nicht annahm, sondern lieber aufhörte, um als letzte Station in seinem Lebenslauf den FC Augsburg stehen zu haben.
Viele Fans vermissen unseren „Mister FCA“ (Foto via Imago)
Baier hat mit Abstand die meisten Spiele für die Rot-Grün-Weißen bestritten. In 355 Partien stand er im defensiven Mittelfeld auf dem Platz, schoss 8 Tore, legte 25 auf und übernahm nach Paul Verhaeghs Abgang im Jahr 2017 für drei Jahre die Kapitänsbinde. Heute ist es eher ruhig um Dani, den aber viele Fans gerne wieder bei uns im Verein sehen würden. Ein paar Mal durfte man ihn in der Champions Corner oder auch im Doppelpass sehen, doch ansonsten konzentriert sich Baier noch voll auf seine Familie. Es ist nicht bekannt, ob er darüber nachdenkt, den Weg als Trainer oder vielleicht als Verantwortlicher einzuschlagen. Doch bei einem bin ich mir sicher: Irgendwann werden wir ihn bestimmt in irgendeinem Verein wiedersehen.
Unsere Talentschmiede
Im Jahr 2007 wurde das Leistungszentrum unseres FC Augsburg offiziell anerkannt und bildet somit eine tragende Säule des Vereins. Die grundlegenden Aufgaben des NLZ bestehen aus drei zentralen Bereichen:
Ausbildung von Spielern für die Lizenzmannschaft
Wahrnehmung einer regional ausgerichteten, sozialen Verantwortung in der Arbeit mit jungen Menschen
Positiver Image-Transfer
Unsere „Talentschmiede“ – Das Nachwuchsleistungszentrum an der Donauwörtherstraße (Foto via Imago)
Jeder Erst- und Zweitligist ist im Übrigen laut DFL dazu verpflichtet, ein solches Leistungszentrum zu haben, um die Lizenz für die Bundesliga zu bekommen. So heißt es auf der Homepage der DFL:
Alle am Spielbetrieb der Bundesliga und 2. Bundesliga teilnehmenden Clubs sind dazu verpflichtet, als Fördereinrichtung ein Leistungszentrum zu führen (§ 3 Nr. 2 LO). Die Leistungszentren sollen eine qualitativ hohe Ausbildung talentierter Nachwuchsspieler in den verschiedenen Altersklassen gewährleisten. Die Lizenzierungsvoraussetzungen gelten verbindlich für alle Bewerber der Bundesliga und 2. Bundesliga, in den beiden Spielklassen müssen unterschiedliche Voraussetzungen (Kategorie I und II) erfüllt werden.
Das NLZ des FCA bringt regelmäßig junge Talente hervor, die sowohl für uns als auch für andere Vereine auflaufen bzw. für deren Erfolge mitverantwortlich sind. Seit Reuters Amtsantritt bekamen 20 junge Spieler die Chance ein wenig Profiluft zu schnuppern oder einmal im Profikader zu stehen. Teilweise verlieh oder verkaufte man sie. Andere stehen noch heute bei uns unter Vertrag.
Augsburger Jungs
Doch wer sind diese Jungs, die wir aus unserer Talentschmiede hervorgebracht haben?
Name
Position
Heute bei…
Marktwert
Erfolge bzw. andere Vereine
Arif Ekin
LV
TSV Rain/Lech
50 T €
TSV 1860 München II
Bajram Nebihi
HS
Selangor FA II
125 T €
Union Berlin
Mail Uhde
DM
TSV Schwabmünchen
100 T €
Keine
Erik Thommy
LM
VfB Stuttgart
4,5 Mio. €
1. Aufstieg in Liga 2 mit Jahn Regensburg 2017 2. Regelmäßige Einsätze in der Bundesliga
Raphael Framberger
RV
FC Augsburg
2,00 Mio. €
1. Teilnahme an der EL 2015/16 2. Regelmäßige Einsätze in der Liga
Tim Rieder
DM
1. FC Kaiserslautern
300 T €
Stammspieler beim TSV 1860 München und Lautern
Marco Schuster
DM
Waldhof Mannheim
250 T €
Stammspieler → wechselt im Sommer zu Paderborn (2.Liga)
Bastian Kurz
LM
Schwaben Augsburg
125 T €
Kickers Offenbach, Rot-Weiß Erfurt
Kevin Danso
IV
Fortuna Düsseldorf (Leihe)
5,00 Mio. €
Stammspieler bei DD, Leihe in die Premier League 2019/20, U21-Österreich
Marco Richter
RA
FC Augsburg
6,00 Mio, €
Stammspieler und Berufung in die U21 (DFB) → Teilnahme EM 2019
Julian Günther-Schmidt
HS
FC Saarbrücken
250 T €
Carl Zeiss Jena, Fortuna Köln
Simon Asta
RV
Greuther Fürth
250 T €
Aufstieg mit Fürth in die 1. Bundesliga
Jozo Stanic
IV
FSV Zwickau (Leihe)
400 T €
Kroatien U19
Felix Schwarzholz
DM
FC Augsburg II
75 T €
–
Benjamin Leneis
TW
FC Augsburg
200 T €
Regelmäßig 3. Torhüter bei den Profis
Maurice Malone
LM
SV Wehen Wiesbaden (Leihe)
500 T €
Stammspieler in der 3. Liga, 12 Tore
Tim Civeja
DM
FC Augsburg / FC Augsburg II
300 T €
Debüt gegen Werder Bremen und weitere Einsätze
Lukas Petkov
ZM
FC Augsburg / FC Augsburg II
175 T €
Debüt gegen Bayern München
Dion Berisha
LA
FC Augsburg / FC Augsburg II
300 T €
Kadernominierungen und Einsätze bei Testspielen
Seong-hoon Cheon
MS
FC Augsburg / FC Augsburg II
250 T €
Kadernominierungen und Einsatz bei Testspielen
Nachwuchsspieler unseres geliebten FCA
Das Profigeschäft ist ein Haifischbecken und nicht jeder Spieler ist automatisch dafür geeignet, sich da durchzubeißen. Im Endeffekt schafft das sogar nur ein kleiner Teil. Doch der FC Augsburg leistet hier tolle Arbeit. Das sieht man alleine schon daran, dass in den letzten 9 Jahren gleich so viele Spieler wenigstens einmal im Profikader standen.
Durfte dieser Jahr sein Profidebüt feiern – Mittelfeldtalent Tim Civeja (Foto via Imago)
Wie genau das im Nachwuchsleistung abläuft, hat RoGaz-Autor Andi schon mal genauer für euch untersucht. Sein ausführliches Interview mit dem kaufmännischen Leiter Roy Stapelfeld könnt ihr hier nachlesen.
Schwierige Aufgabe
Alle Transfers – egal ob ablösefrei oder gegen eine finanzielle Gegenleistung – bringen immer ein gewisses Risiko mit sich. Kein sportlicher Verantwortlicher kann im Voraus sagen, wie sich ein Spieler entwickelt oder ob er sich bestmöglich ins Team integrieren kann. Manchmal spielt auch wie bei Felix Götze das Pech eine große Rolle, der wegen Hüftproblemen fast ein ganzes Jahr ausfiel.
Oder aber ein Spieler bleibt hinter seinen Erwartungen zurück, wie das Beispiel Marek Suchý zeigt. Er schien als Kapitän der tschechischen Nationalmannschaft ein mehr als nur erfahrener Spieler zu sein, der zudem auch noch auf internationaler Ebene einst brilliert hat. Doch bei uns kam er leider nie so wirklich zu Zug. Sein Start war nämlich ebenfalls gleich mal von Pech gekrönt, denn auch er fiel wegen einer Verletzung an der Hüfte zu Beginn der Saison satte 123 Tage aus. Da hatte sich natürlich schon mit Felix Uduokhai und Jeffrey Gouweleeuw schon die Stammformation für die Saison gefunden. Und auch Trainer Herrlich setzte nicht auf den gebürtigen Tschechen, der mit dem FC Basel viermal die Schweizer Meisterschaft gewann und auch Champions League spielte.
Fazit
Ich persönlich möchte die Verantwortung, die Stefan Reuter in Händen hält, nicht tragen müssen, denn am Ende ist immer er derjenige, der den Kopf hinhalten muss. Das sollten wir alle im Hinterkopf behalten. Stefan Reuter trifft seine Entscheidungen in der Meinung, das Beste für den Verein zu tun. Und auch wenn er in manchen Fällen daneben lag, so kann man doch sagen, dass er im Großen und Ganzen einen sehr guten Job gemacht hat. Er lebt und liebt den Verein, wie wir alle es tun, und er möchte sicherlich dem FC Augsburg in keinster Weise schaden. Und sind Fehler nicht auch irgendwo menschlich?
Nun ist die Saison 2020/21 also zu Ende und wir dürfen gespannt sein, was unsere sportliche Leitung in diesem Jahr aus dem Hut zaubert. Er selbst hat bereits angedeutet, dass es im Sommer einige Veränderungen geben wird. Wie diese genau aussehen werden, steht natürlich noch nicht fest, denn die Kaderplanung beginnt erst jetzt so richtig, nachdem man erneut die Klasse gehalten hat. Doch wir alle fiebern schon darauf hin, wie wir in der nächsten Saison auflaufen werden. Und wie ich Stefan Reuter in den letzten Wochen, die ich für die Recherche dieses Artikels aufgewendet habe, kennen gelernt habe, wird er alles tun, was das Beste für den FCA ist. Damit wir auch im nächsten Jahr sagen dürfen: Auf ins nächste Jahr Bundesliga!
Maurice Malone ist ein echter Augsburger Jung. Am 17. August 2000 in der Fuggerstadt geboren, schnürt er seit seinem achten Lebensjahr die Fußballschuhe für den FCA. In der aktuellen Saison ging er sehr erfolgreich für den Drittligisten SV Wehen-Wiesbaden auf Torejagd. Die Leihe endet zum 30.06.2021. Was zeichnet den Youngster aus? Sehen wir den 20jährigen Deutsch-Amerikaner in der kommenden Saison vielleicht im FCA-Trikot? Und wie hat er sich in der dritten Liga so geschlagen? Eine Einschätzung.
Wer ist dieser Maurice Malone?
Wie eingangs schon erwähnt, ist Maurice Malone ein gebürtiger Augsburger, der mittlerweile 20 Jahre alt ist. Seit 2008 kickt der Offensivspieler beim FC Augsburg, zuerst in der Jugend und zwischen 2018 und 2020 in der zweiten Mannschaft. Im Jahr 2019 hat Malone seinen ersten Profivertrag beim FCA unterschrieben, nachdem er 11 Jahre lang alle Jugendstationen des Vereins durchlaufen hat. Funfact am Rande: Maurice spielte (bis 2020) nie für einen anderen Club als den FCA. Er identifiziert sich demnach sehr mit seinem Heimatverein:
„Der FCA bedeutet mir sehr viel, weil ich mein komplettes Fußballleben hier verbracht habe.“
Ebenfalls war Malone für diverse Nachwuchsnationalmannschaften des DFB im Einsatz. So durfte er neun Mal für die U17 antreten sowie je zweimal für die U18 und U19. Dabei erzielte er insgesamt drei Treffer. In der B-Junioren Bundesliga wurde Maurice in der Saison 2015/2016 Torschützenkönig mit 24 Treffern in 26 Spielen. Seine sportlich erfolgreichste Zeit verbrachte er bei der U17-Nationalmannschaft, denn er nahm im Jahr 2017 sowohl an der U17-Europameisterschaft (in Kroatien) als auch an der Weltmeisterschaft (in Indien) teil und kam insgesamt zu fünf Einsätzen.
Maurice Malone war einst eine große Sturmhoffnung im deutschen Nachwuchsfußball (Foto via Imago)
Ein weiterer Funfact: Der 17jährige Kevin Malone, Torhüter der U19 des FCA, ist der kleine Bruder von Maurice Malone. Seit 2018 spielt dieser beim FCA im Nachwuchs, zuvor schnürte Kevin Malone beim FC Königsbrunn die Fußballschuhe.
Wie hat er sich bisher beim FCA geschlagen?
In der U19 sowie im Anschluss in der zweiten Mannschaft des FCA war Maurice sehr gut integriert. Schnell hatte sich der agile Angreifer in dem jeweiligen Team und der Liga akklimatisiert. Seine Statistiken sprechen hier eine deutliche Sprache: In der Regionalliga Bayern gelangen Maurice für die „Zwote“ neun Tore und 1 Assist in 18 Spielen.
Zuvor hatte er in der U19-Bundesliga in 23 Partien 13 Treffer und zwei Assists erzielt. Zudem traf er einmal im DFB-Pokal der Junioren für den FCA. Beim FCA ist ihm das Profidebüt bisher verwehrt geblieben, in 2019 stand er beim Bundesligaspiel gegen RB Leipzig zwar im Kader, jedoch ohne Einsatz. Auch beim Auftaktspiel der Saison 19/2o gegen den BVB und beim blamablen Erstrunden-Aus im DFB-Pokal gegen den SC Verl war Maurice jeweils (einsatzlos) im Kader. Die restliche Saison verblieb er überwiegend in der Augsburger Reserve – ohne weitere Kaderberufung in der Bundesligamannschaft.
Einen solchen treffsicher-agilen Angreifer aus dem eigenen Nachwuchs können wir in Augsburg eigentlich gut gebrauchen – doch wird Markus Weinzierl auf ihn bauen? (Foto via Imago)
Wie macht sich Maurice in Liga 3?
Mittlerweile ist Maurice Malone im deutschen Profifußball angekommen. Nach einer sportlich erfolgreich Saison in der Augsburger Reserve wechselte er per Leihe in der Saison 2020/21 zum Drittligisten SV Wehen-Wiesbaden. Bei den Hessen war er Neuzugang Nummer fünf in der Sommerpause. Wiesbaden-Trainer Rüdiger Rehm bescheinigt dem Offensivspieler jedenfalls sehr viel Potenzial: „In der Offensive ist er mit seinem hohen Tempo sehr variabel einsetzbar“, weiß Rehm. Der Sportdirektor der Hessen, Christian Hock, ergänzt: „Der Junge weiß, wo das Tor steht und hat mit seiner Quote schon als A-Jugendlicher Begehrlichkeiten geweckt.“
Unser nächster Neuzugang ist da: Der #svww leiht Maurice #Malone aus! 🙌
Der 19-jährige Stürmer kommt vom @FCAugsburg. Herzlich Willkommen im Team, Maurice! ❤🖤
Der FCA lies in Person von Stefan Reuter zu dieser Leihe verlauten:
„Maurice hat das Talent, sich eines Tages in der Bundesliga beweisen zu können. Um ihn behutsam an dieses Top-Niveau heranzuführen, ist die Leihe ein weiterer wichtiger Schritt in seiner Karriere. Wir sind überzeugt, dass er in der 3. Liga zu seinen Einsatzzeiten kommen wird und dort einen Sprung in seiner Entwicklung machen kann.“
Bei den Hessen absolvierte er im Laufe der Saison 35 Spiele, bei 38 möglichen Einsätzen. Bei seinen 35 Spielen stand er in 71% der Partien in der Startelf. Mit seinen 12 Treffern ist er Top-Torschütze des SV Wehen-Wiesbaden in der seit kurzem abgelaufenen Spielzeit. Zudem lieferte er neun Vorlagen. Dies entspricht einer Beteiligung an 36% aller Wiesbadener Toren.
Notentechnisch (basierend auf dem Notensystem des Kickers) ist Maurice nur auf Platz sechs aller Spieler des SV Wehen-Wiesbaden angesiedelt – mit einem Notendurchschnitt von 3,40. (Quelle: Kicker) Hierbei schaffte er es einmal in die Kicker-Elf des Spieltages. Mit 21 Scorerpunkten (12 Tore, 9 Assists) schafft er es in dieser Saison in die Top 10 der dritten Liga. Vor ihm in der Tabelle stehen erfahrene Spieler wie Ex-Augsburger Sascha Mölders, Sercan Serarer oder Terence Boyd.
Zuletzt wurde sein Marktwert bei Transfermarkt deutlich aufgewertet. Transfermarkt begründet diese Aufwertung wie folgt:
„Ein weiterer Shooting-Star der bisherigen Drittligasaison ist Maurice Malone vom SV Wehen Wiesbaden. Der 20-jährige Leihspieler des FC Augsburg überzeugt sowohl mit einer beeindruckenden Physis als auch mit einer feinen Technik. Dank dieses Gesamtpakets kommt der offensiv flexibel einsetzbare Malone bereits auf sieben Tore und sechs Assists. Künftig wird sein Marktwert auf 500.000 Euro beziffert (+150.000 €).“
Wie Rüdiger Rehm schon durchblicken ließ, ist Malone ein polyvalenter Spieler, kann also auf mehreren Positionen gewinnbringend eingesetzt werden. So spielt er in dieser Saison zwar überwiegend auf dem linken Flügel, kann jedoch genauso gut Rechtsaußen spielen oder als Mittelstürmer agieren. Und dies ohne großartigen Leistungsabfall. Im Laufe der aktuellen Spielzeit hat er dies nicht nur einmal beweisen können, sondern wurde auf sechs Positionen mindestens einmal eingesetzt:
In 17 Partien spielte Maurice im linken Mittelfeld, hierbei traf er fünf Mal selbst und gab sechs Torvorlagen. Dies kann man durchaus als seine Paradeposition bezeichnen. Sechs weitere Partien bestritt er als Mittelstürmer, seine Ausbeute hier ein Tor und zwei Assists. Als hängende Spitze wurde er fünf Mal aufgestellt und traf hierbei fünf Mal ins gegnerische Gehäuse und gab eine Torvorlage. Eine richtig starke Quote! Vier Partien stellte Trainer Rehm den Linksfuß im rechten Mittelfeld auf, auch hier war er mit zwei Toren durchaus erfolgreich. Jeweils ein Spiel bestritt er Rechtsaußen (1 Assist) sowie im zentralen Mittelfeld (keine Torbeteiligung).
Bleibt er bei Wehen-Wiesbaden?
Wehen-Wiesbaden macht sich nach solch einer klasse Saison natürlich Gedanken um den flinken Offensivspieler. Mit 20 Jahren ist er längst nicht an seiner Leistungsgrenze angelangt, ist hungrig und torgefährlich. Tugenden, die dem ambitionierten Drittligisten gut zu Gesicht stehen. Dieses Jahr haben die Hessen den Aufstieg in die zweite Liga verpasst, nachdem es bis März tabellarisch gut für den Verein aussah. Einige Abgänge haben sich nach dieser Saison schon angekündigt, unter anderem verlässt Mittelstürmer Tietz die Wiesbadener – er wechselt zum SC Darmstadt 98 in die zweite Liga.
Gerne würde der Club Maurice Malone halten. Die Entscheidung über eine möglicherweise weitere Leihe oder gar eine feste Verpflichtung steht noch aus, so berichtete zuletzt der Wiesbadener Kurier am 21.05.2021 in seiner Online-Ausgabe. Den Ligaabschluss hatten die Hessen am Samstag gegen den bereits feststehenden Aufsteiger Dynamo Dresden nicht wirklich erfolgreich gestalten können. Man verlor mit 1:0 gegen die Sachsen.
Am 29.05. trifft man nun im Hessenpokalfinale auf den TSV Steinbach Haiger, den auch die Augsburger übrigens sehr gut kennen, um sich bei einem Sieg für den DFB-Pokal zu qualifizieren. Im Transfermarkt-Forum der Weher munkelt man, wohl auch auf Basis eines Plus-Artikels des Wiesbadener Kuriers, dass an Maurice Malone mehrere Vereine interessiert sind. Welche Clubs dies konkret sind, ist unklar.
Oder kommt er zurück zum FCA?
Transfermarkt-User Flixxel1860 schätzt die Chance des gebürtigen Augsburgers beim FCA wie folgt ein: „(…) Nachdem er mit der optimalen Einsatzzeit auch optimal viele Tore und Assists in seiner Statistik hat, kann er m.E. übergangslos in der 1.Liga in Augsburg einsteigen. (…).“
Ob der Übergang so nahtlos sein wird, steht derzeit noch in den Sternen und lässt sich natürlich schwer prognostizieren. Die dritte Liga und die erste Liga sind natürlich wenig vergleichbar. Aber in der Vergangenheit haben sich beim FCA Spieler wie André Hahn oder Ibrahima Traore aus unterklassigen Ligen direkt und schnell akklimatisieren können. Maurice bringt jedenfalls einiges mit, was es in der deutschen Beletage benötigt: Schnelligkeit, Robustheit, stark im Dribbling und einen guten Torabschluss. Er selbst sagt über sich:
„Meinen linken Fuß würde ich schon als Waffe bezeichnen“
Zudem die bereits erwähnte Polyvalenz, die ihn so wertvoll macht: Er kann hinter den Spitzen, als einzige Spitze, links und rechts außen spielen. Diese Eigenschaft kann jeder Profikader gut gebrauchen diesertags. Verletzungsanfällig ist er bis dato auch nicht. Transfermarkt listet für den 20jährigen jedenfalls keine Verletzung seit Anbeginn seiner Profikarriere auf. (Quelle: TM)
Vielleicht kann er in der Sommervorbereitung unter Neu-Trainer Markus Weinzierl glänzen. Kennen wird ihn der FCA-Coach vermutlich nicht direkt persönlich, beim ersten Amtsantritt Weinzierls in Augsburg war Malone gerade mal 12 Jahre alt. Aber mehr Chancen sollte er unter dem Niederbayer sicherlich haben als noch unter Heiko Herrlich. In den letzten beiden Sommervorbereitungen durfte Maurice Malone bei den Profis mitkicken und bestritt auch einige Testspiele. Hierbei gelangen ihm wichtige Tore, wie das 2:1 im Testspiel gegen Dynamo Dresden im März 2019 oder das entscheidende Tor zum Turniersieg in Heimstetten 2020 gegen Borussia Mönchengladbach. Da waren die guten fußballerischen Ansätze definitiv schon zu sehen.
Mit seinen Stärken würde er auch sehr gut ins Augsburger System passen, die Schnelligkeit ist hierbei ein großes Plus sowie der torgefährliche Abschluss. Dies ist beispielsweise ein Manko bei den derzeitigen Offensivspielern des FCA – wie Gregoritsch (1 Tor), Finnbogason (0 Tore), Niederlechner (4 Tore) oder Marco Richter (3 Treffer). Die beiden torgefährlichsten Spieler im FCA Dress waren in der abgelaufenen Saison die beiden Oldies Hahn (7 Tore) und Caligiuri (6 Tore). Auch Ruben Vargas kommt auf 6 Treffer.
In der Hinrunde der 3. Liga gingen 76% der Angriffe des SV Wehen-Wiesbaden über die Flügel, bevorzugt über den linken – diesen Part bekleidete zumeist Maurice Malone. Tiefenläufe und Steilpässe waren oft ein probates Mittel, um die Gegner auszuhebeln. Ein schnelles Umschaltspiel war hier Grundvoraussetzung. Ein 1860-Fanblog schrieb im Dezember 2020 vor der Partie gegen Wehen-Wiesbaden folgendes über Maurice:
„Topscorer Maurice Malone (#11) ist sicherlich der Akteur, auf den die Löwen am meisten aufpassen müssen. Mit allen Freiheiten ausgestattet kann der wie ein Schattenstürmer agierende Spieler überall auftauchen und seine Mitspieler entsprechend in Szene setzen oder selbst den Abschluss suchen. 55% seiner Schüsse gehen aufs Tor. Fünf Vorlagen und sechs Tore hat er bisher auf dem Kerbholz.“
Sollte uns der heißbegehrte Ruben Vargas – der im Sommer die EM spielen wird und sich dort ins Schaufenster stellen kann – oder der verletzungsanfällige Noah Sarenren Bazee verlassen, könnte Maurice Malone eine Alternative sein. Aber auch ohne einen Abgang der beiden denke ich, dass sich Maurice Stand heute der Konkurrenz stellen kann.
In der Rückrunde 2021 wurde Malone für ein Spiel suspendiert, auch dies gehört zu einem Lernprozess unweigerlich dazu. Wehen-Trainer Rehm sagte hierzu nur so viel: „Ja, er hat uns richtig gefehlt heute. Aber Disziplin und Pünktlichkeit im Team sind das oberste Gebot!“ Aber auch ein Ruben Vargas, 22 Jahre jung, macht noch einen Lernprozess durch, wie man bei seiner roten Karte gegen Bremen gesehen hat. Ebenjener Flügelspieler startete ebenfalls mit jungen 21 Lenzen in Augsburg durch – und dies sogar fernab seiner Heimat.
Vielleicht sollte man Maurice Malone einmal die Chance geben, verleihen kann man den jungen Spieler immer noch. Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt – das sagt man doch so schön. Und ein wenig Mut, ein wenig mehr Vertrauen in den eigenen Nachwuchs täte sehr gut. Bei Marco Richter ist dies zuletzt voll aufgegangen, bei Erik Thommy hat man zwei Jahre zuvor deutlich zu lange gewartet und das Augsburger Eigengewächs geht seither abseits des Lechs einer mehr oder minder erfolgreichen Karriere nach.
Malone könnte nach Richter, Framberger, Asta, Danso, Civeja und zuletzt Petkov der nächste Nachwuchsspieler sein, der das Bundesligadebüt schafft und zu einem Erstliga-Einsatz im FCA-Dress kommt. Die Chance verdient hätte er sich wohl allemal.
Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen
Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.