Kaderanalyse Sturm: Was leistet das Dreieck?

Im Sturm ist beim FC Augsburg in dieser Saison kaum ein Stein auf dem anderen geblieben. Im Zentrum dieses Umbaus stand vor allem Ermedin Demirović, der letztlich für die Rekordsumme von 21 Mio. Euro plus Boni zum VfB Stuttgart gewechselt ist. Finanziell ist das für den FCA eine große Hausnummer. Spielerisch verliert er mit Demi seinen Toptorschützen (15 Treffer und 10 Assists in der vergangenen Spielzeit). Menschlich seinen Kapitän und einen super Kerl, der mit seiner mitreißenden Art in nur zwei Saisons völlig zurecht die Herzen von Mitspielern und Fans erobert hat.

Was hat sich Jess Thorup einfallen lassen, um diese Lücke zu schließen und eine funktionierende Offensive zu formen?

Erwartungen an den „Wolf“

Noch bevor klar war, dass Demi tatsächlich zur schwäbischen Ligakonkurrenz wechselt, wurde Samuel Essende geholt. Der 26-Jährige Kongolese kommt vom portugiesischen FC Vizela, für den er in der vergangenen Saison 15 Treffer erzielt hat. Wie Demi für den FCA. Als typischer Neuner, der in den Testspielen schon mit seiner physischen Präsenz und seinen schnellen Läufen aufgefallen ist, kommt Essende aber eher für Dion Beljo. Der Kroate kam in den eineinhalb Jahren, in denen er für den FCA aufgelaufen war, nie über eine Jokerrolle hinaus. Daher ließ er sich nun für ein Jahr zu Rapid Wien ausleihen.

Essende, der mit Spitznamen auch „Wolf“ genannt wird, war auf keiner seiner bisherigen Stationen in Belgien und Frankreich so erfolgreich wie in Portugal. Daher sind die Erwartungen an ihn jetzt natürlich groß. Ob er sie erfüllen kann, wird auch davon abhängen, ob die Verbindung zwischen Mittelfeld und Vorderreihe gelingt und die Bälle dort ankommen. Beim Test gegen Olympique Marseille war davon leider noch nicht allzu viel zu sehen. Im Pokalspiel gegen Viktoria Berlin legte Arne Maier dagegen schön für seinen Vordermann auf. Auch auf das Zusammenspiel mit dem Sturmpartner wird es ankommen. Denn Thorup plant aller Voraussicht nach mit einer Doppelspitze bzw. mit einem Dreieck aus Sturm und 10:

„Wir versuchen im Moment, diese Relation wieder aufzubauen, wie letzte Saison mit Tietzi, mit Demi, mit Vargas. Wir versuchen hier wieder ein, sagen wir, Dreieck zu schaffen.“

Jess Thorup auf der Pressekonferenz vor Viktoria Berlin vom 16.08.2024

Konstant torgefährlich

Fester Sturmpartner von Essende könnte insofern Steve Mounié werden. Er kickte zuletzt vier Jahre bei Stade Brest in der französischen Ligue 1 und kam ablösefrei an den Lech. Der 29-Jährige hat neben Frankreich auch Erstligaerfahrung in England und kann mit durchschnittlich 7,6 Toren pro Saison (gerechnet auf die letzten acht Jahre) und regelmäßig einigen Vorlagen eine sehr solide Bilanz vorweisen.

Steve Mounié wirft sich auch in die Zweikämpfe. (Foto: Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

Das macht ihn jetzt nicht zum alleinigen Demi-Nachfolger. Denn schon in puncto Torquote und Marktwert (ca. 6 Mio. Euro) bleibt der beninische Nationalspieler hinter Demi zurück. Behält Mounié aber seine Konstanz bei Toren und Vorlagen auch im Augsburger Sturm bei, wäre er allemal eine wichtige Stütze im Offensivgefüge, die verlässlich ihre Leistung abspult und für die nötigen Treffer sorgt. Geht man nach den Testspielen, bilden Essende (rechts) und Mounié (links) als klassische Knipser die erste Garnitur. Im Pokalspiel musste Mounié wegen eines Infekts pausieren.  

Tietzi, der Römer

An Mouniés Stelle lief Phillip Tietz auf, die direkte Konkurrenz auf dieser Position und der letzte Verbliebene der Sturmformation der vergangenen Saison. Denn auch Sven Michel hat den FCA Richtung Paderborn verlassen, Irvin Cardona wurde diesmal zu Espanyol Barcelona ausgeliehen. Gegen Viktoria Berlin konnte Tietzi, der Ex-Darmstädter, nicht nur einen Pfostentreffer und einen feinen Assist für Elvis Rexhbecaj verbuchen. Er arbeitete auch energisch nach hinten mit und belohnte sich zum Schluss selbst mit einem Kopfballtreffer. Was seine letztjährige Bilanz angeht, liegt er mit Mounié in etwa gleich auf (8 Tore, 4 Assists). Der Trainer wird sich daher für denjenigen entscheiden, der besser in Form ist.

Tietz, der dieses Jahr in den Mannschaftsrat berufen worden ist, hat allerdings noch einen Vorzug: Er nimmt mit seiner Kämpfermentalität so ein bisschen die alte Rolle von Demi ein und peitscht seine Nebenleute immer und immer wieder nach vorne. Dass der stets gut gelaunte 27-Jährige auch eine gute Figur als Model abgibt, hat er nicht zuletzt bei der Präsentation des inzwischen schon legendären Römertrikots bewiesen, das in Berlin Pflichtspiel-Premiere feierte. Heieiei, ist das schick!

Unser vierter Stürmer?

Auf der PK vor dem Pokalspiel sagte FCA-Cheftrainer Thorup auch, dass drei neue Stürmer geholt worden seien, womit er neben Essende und Mounié zweifellos auch Yusuf Kabadayi meinte. Der 20-Jährige, der in der Bayern-Jugend ausgebildet wurde, war bei deren Zweitbesetzung fast ausschließlich auf dem linken Flügel aktiv. Auf Schalke, wohin er letzte Saison verliehen war, wurde er in der Offensive flexibel auf allen Positionen eingesetzt – vom rechten Mittelfeld bis zur Sturmspitze.

Auch im Pokalspiel kam Yusuf Kabadayi wieder zu Einsatzminuten. Ab der 66. Minute ersetzte er Samuel Essende. (Foto: FC Augsburg)

Hier sieht Thorup Kabadayi aktuell wohl auch, als Backup für Essende und als Nr. 4 in der Stürmer-Rangordnung. Obwohl er noch den Status eines Offensiv-Talents innehat, dürfte er zumindest in der zweiten Spielhälfte dennoch regelmäßig zum Einsatz kommen und das Spiel, einmal in die Breite gezogen, nach wie vor auch von den Flügeln gefährlich machen.

Kein Dreieck ohne 10er

Wie Andy im Kadercheck Mittelfeld schon analysiert und unser Cheftrainer selbst gesagt hat: Hinter den beiden Spitzen soll ein flexibler 10er positioniert werden, der einerseits selbst Zug zum Tor entwickelt, andererseits seine Vorderleute mit Pässen in die Tiefe versorgt. Jüngst scheint hier Ruben Vargas wieder zur Verfügung zu stehen, sollte er den FCA doch nicht verlassen. Thorup betonte aber, noch „drei, vier weitere Möglichkeiten“ zu haben, wie „Kömür, Engels, Maier, Okugawa oder Mbuku“. Nathanel Mbuku wird allerdings wahrscheinlich noch abgegeben. Somit hat Arne Engels beim Kampf um diese Position aktuell die Nase vorn.

Auch wenn der FCA-Sturm bis auf Phillip Tietz einmal komplett umgekrempelt wurde, scheint der Umbau soweit auch abgeschlossen zu sein. Spannend könnte es aber nochmal auf der 10 werden, sollte für Vargas doch noch ein Angebot eingehen und sich alle Seiten auf einen Transfer einigen. Denn bei einem Weggang wäre womöglich nochmals gleichwertige Verstärkung nötig. Wie stark der Schweizer diese Rolle in der Raute interpretiert und wie groß daher der Verlust wäre, hat man gerade auch wieder im Pokal sehen können. Da lief Vargas nochmal für den FCA auf.

Der Dritte im Bunde

Nicht wenige von uns FCA-Fans sitzen seit Tagen vor den Endgeräten und hoffen inständig darauf, dass unser Lieblingsclub vor Schließen des Transferfensters noch zuschlägt. Gestern verbreitete sich auf Social Media dann (endlich) eine neue Nachricht. Nicht einmal einen Tag später machte sie der FC Augsburg offiziell: Mergim Berisha, Mittelstürmer in Diensten von Fenerbahce Istanbul, wird bis Saisonende leihweise an den Lech kommen. Gegen eine Gebühr von kolportierten 300.000 Euro mit Kaufoption. Griaß di, Mergim! Herzlich willkommen in unserer schönen Stadt!

Aber mit wem bekommen wir es da eigentlich zu tun? Und wie kann Berisha dem FCA weiterhelfen?

Von Oberbayern nach Salzburg

Die Fußballerkarriere von Mergim Berisha nimmt schon recht früh konkrete Formen an. 1998 im oberbayerischen Berchtesgaden geboren, kickt der heute 24-Jährige zunächst für den benachbarten FC Bischofswiesen, zu dem er bis heute eine gute Beziehung pflegt. Mit zehn Jahren zieht es den Sohn kosovo-albanischer Eltern dann ins österreichische Salzburg, wo er ab 2008 neben dem Gymnasium auch die Fußballakademie von RB Salzburg besucht und dort alle Jugendmannschaften durchläuft.

Zu seinem Profidebüt kommt Berisha mit knapp sechzehneinhalb Jahren im November 2014 beim FC Liefering, dem „Farmteam“ des RB Salzburg, das damals noch erstklassig spielt. Sein Profieinstand hätte für den Jungspund nicht besser laufen können. Zum 3:0-Sieg seiner Mannschaft steuert er gleich mit seinem ersten Ballkontakt den dritten Treffer bei.

Sozusagen aufgezogen im RB-Stall, unterschreibt Mergim Berisha seinen ersten Profivertrag dann auch fast folgerichtig bei Salzburg.

Geballte Erfahrung als Leihspieler

Gerade in seinen Anfangsjahren als Fußballprofi kann Mergim aber auch außerhalb Salzburgs reichlich Erfahrung sammeln. Im Sommer 2017 wird er für eine Saison an Ligakonkurrent LASK Linz verliehen, der damals von Oliver Glasner trainiert wird. Dort erledigt er, bevor er einen Bänderriss erleidet, seinen Stürmerjob so gut, dass ihn der heutige Frankfurt-Coach gerne behalten hätte. Doch im Folgejahr verleiht Berishas Arbeitgeber ihn weiter. Erst an Zweitligaaufsteiger FC Magdeburg, wo er jedoch keine Rolle spielt. Daher geht es Anfang 2019 zurück in die österreichische Liga zum SCR Altach, wo der Stürmer nun nachhaltig auf sich aufmerksam macht. In dieser Zeit wird er auch erstmals für die deutsche U21-Nationalmannschaft nominiert.

Davon wohl beeindruckt, holen die Salzburger Berisha 2020 wieder zu sich. Die ersten Monate kann sich der mittlerweile 21-Jährige zwar noch nicht recht gegen seine Konkurrenz durchsetzen. In der Saison 2020/2021 gelingt ihm dann aber der endgültige Durchbruch. Mit der österreichischen Meisterschaft, dem Cup und der U21-Europameisterschaft flattert Berisha ein Titel nach dem anderen ins Haus. Ganz zu schweigen von seinen sechs Einsätzen in der Champions League in jener Spielzeit. Nach insgesamt 13 Jahren, in denen Berisha Salzburger Luft geschnuppert hat, wechselt er 2021 schließlich in die Türkei zu Fenerbahçe Istanbul, mit dem er es zu weiteren sechs Europa-League-Einsätzen und zur Vizemeisterschaft bringt.  

Ausgewählte Daten und Fakten

Gerade Berishas Leistungen in CL und EL sind es, die der FC Augsburg in seine Pressemitteilung eingebaut hat (und mit denen er natürlich auch die Qualität des Spielers unterstreichen will): Berisha kann

für RB Salzburg in der Champions League in sechs Spielen sechs Torbeteiligungen (vier Tore, zwei Vorlagen) sowie für Fenerbahce in der Europa League in sechs Begegnungen drei Scorerpunkte aufweisen.“

Pressemitteilung des FCA zum Berisha-Wechsel vom 31.08.2022

Selbst wenn einige wenige Spieler im aktuellen Kader ebenfalls CL-Erfahrung vorweisen können, z.B. Daniel Caligiuri, André Hahn oder Neuzugang Julian Baumgartlinger, so ist Berishas Scorer-Quote hier schon ziemlich phänomenal.

Auch sonst lassen sich die Daten des 1,88 m großen Rechtsfußes durchaus sehen. Gerade in solchen „Hochphasen“, in denen er nicht hinter der Konkurrenz zurückstecken musste oder ihn Verletzungssorgen plagten. 2016/17 bei Liefering z.B. brachte es Berisha in 30 Spielen auf 14 Tore und zwei Vorlagen. In seiner Linzer Zeit kam er in 20 Spielen immerhin auf sechs Tore und fünf Vorlagen. Für Altach sammelte er bei 34 Einsätzen sogar 16 Treffer und 10 Assists. Für mich kein Wunder, dass Salzburg seinen Spieler nach dieser Phase wieder zurückhaben wollte, um selbst von seinen Leistungen zu profitieren.

Mergim Berisha bindet im 2. Gruppenspiel der U21-EM gegen die Niederlande zwei Gegenspieler. (Photo by ATTILA KISBENEDEK/AFP via Getty Images)

Die Saison 2020/2021 stellt für Mergim Berisha entsprechend einen Höhepunkt in seiner Karriere dar, der sich auch in den Aufzeichnungen widerspiegelt. Dort stehen in 42 Einsätzen für die roten Bullen (Liga, Cup, EL und CL) insgesamt 22 Treffer zu Buche, zu denen noch 14 Vorlagen hinzukommen. Die U21-Europameisterschaft und der Titelgewinn dürften ein weiteres Highlight gewesen sein. Im ersten Gruppenspiel, beim 3:0 gegen Ungarn, legte Berisha als hängende Spitze für Teamkollege Ridle Baku sogar einen Treffer auf. Während des Turniers spielte er sich, ob zentral oder auf links außen, außerdem mit unseren beiden Mittelfeldmännern Maier und Dorsch warm. Womit er in Augsburg nun der dritte im Bunde ist, der sich U21-Europameister nennen darf.

Position und Spielertyp

Wie schon angeklungen, agiert Berisha auf dem Feld als klassischer Mittelstürmer, der aber auch auf den Rechts- und Linksaußenpositionen sowie als hängende Spitze eingesetzt werden kann. Nicht umsonst hat ihm der FC Augsburg die Rückennummer 11 überlassen. Bei Altach spielte er z.B. ausschließlich als Mittelstürmer, in Liefering dagegen am häufigsten dahinter. Bei Salzburg trat er oft mit zweiter Sturmspitze (meist mit Patson Daka) auf, die hinter sich einen zentral offensiven Mittelfeldspieler hatte, der beide bediente. Die vielen Vorlagen zeigen aber auch, dass der Augsburger Neuzugang auch „Bedienung“ kann. In Salzburg kam er vereinzelt sogar im offensiven oder rechten Mittelfeld zum Einsatz, was bedeutet, dass er in der Offensive recht flexibel einsetzbar ist.

Neben guter Ballkontrolle und Schusstechnik, die sich u.a. auch bei Standards bewährt, ist auch Berishas Beitrag zur Defensive, frühes und gezieltes Pressing sowie klärende Aktionen, nicht zu unterschätzen. Die robuste Physis kommt dem 1,88-Meter-Mann dabei zugute. Man kann sich gut vorstellen, wie er im Sechzehner dadurch so manchen Gegner in Zaum halten kann. Reuter drückt das, wie ihr es im Tweet nachlesen könnt, so aus: „Mit seiner Körpergröße und Wucht wird er unser Spiel nach vorne beleben“.

Fazit

Rein formal betrachtet, kann Neuzugang Mergim Berisha in der Tat allerhand eindrucksvolle Prädikate vorweisen: Champions und Europa League-Spieler, U21-Europameister, mehrfacher österreichischer Meister und Cupsieger. Eindruck machen auch die Offensivbilanzen vor allem der Stationen, an denen es richtig rund für den 24-Jährigen lief. Liefering, Altach, Salzburg. Zudem halte ich die Vertragskonditionen, die ausgehandelt wurden – 1 Jahr Leihe für mutmaßliche 300.000 Euro mit anschließender Kaufoption –, für einen fairen Deal. Es sieht tatsächlich nach „viel Leistung für wenig Geld“ sowie nach Soforthilfe aus, die Management und Trainer ja zur Bedingung für Neuzugänge gemacht hatten. Außerdem muss Berisha in Augsburg nicht ganz von Null anfangen, da er Maier und Dorsch aus einer Zeit bei der U21 kennt. Genauso sieht er es laut seinem ersten Statement auch. Die Startbedingungen könnten also durchaus schlechter sein.

Bei all den Positionen, die Berisha einnehmen kann, wird es praktisch aber immer darauf ankommen, die Verbindung zum Mittelfeld herzustellen. Auch wenn vorstellbar ist, dass er, z.B. zusammen mit Ermedin Demirovic, in einer körperlich robusten Doppelspitze auftritt und beide als gegenseitige Vorlagengeber fungieren können, braucht es dennoch – wie das bei Salzburg der Fall war – unbedingt Nachschub aus dem zentralen Mittelfeld oder von den Außenbahnen. Ich glaube, da schreibe ich nichts Neues. Uns allen ist diese Lücke in den vergangenen Spielen wahrscheinlich nicht verborgen geblieben. Hier stimmt mich allerdings zuversichtlich, dass Ruben Vargas auf dem linken Flügel wieder einsatzfähig ist und auch die anderen verletzten Offensivkräfte wie z.B. Freddy Jensen bald wieder auf den Platz zurückkehren, um ihrerseits, so gut es eben geht, Brücken ins Mittelfeld zu bauen.

Für die Eingewöhnungsphase hier bei uns in Augsburg alles Gute, Mergim! Und wenn, Ruben, Arne, Demi und du dann eingespielt seid, dann klappt es bestimmt auch bald mit einer Neuauflage deines Europa League-Tors des Turniers! (Noooo pressure 😊)

RoGaz Kaderanalyse 2022: Offensives Mittelfeld und Sturm

So langsam steigt die Spannung und die Vorfreude auf das erste Pflichtspiel der Saison. Am morgigen Sonntag geht es im niedersächsischen Lohne gegen Blau-Weiß Lohne – einem Vertreter der Regionalliga Nord. Doch bevor wir uns endgültig auf die Partie der ersten Runde des DFB Pokals einstimmen, soll noch die Kaderanalyse des Sommers 2022 abgeschlossen werden. Was noch fehlt? Eigentlich die Paradeposition eines jeden Bundesligisten. Denn wer sorgt für Spektakel und schießt die Tore? Genau, der Sturm. Wer kreiert gefährliche Momente und spielt Chancen heraus? Das offensive Mittelfeld. Warum eigentlich? Weil beim FCA hier (schon seit geraumer Zeit, möchte man fast sagen) der Schuh drückt. Mit diesen Worten steigen wir nun ein in die Detailbetrachtung:

Offensives Mittelfeld

Stammspieler

Das offensive Mittelfeld ist quasi seit Abgang von Ja-cheol Koo im Jahr 2019 verwaist. Seither wurde noch keine Idealbesetzung gefunden. Dieses geforderte Profil kann am ehesten Fredrik Jensen erfüllen. Seit Sommer 2018 spielt der Finne schon beim FCA, sein Vertrag läuft noch bis Sommer 2023. Der Offensivspieler wäre längst unumstrittener Stammspieler, wenn ihm nicht immer eine Blessur oder gar hartnäckigere Verletzung dazwischen käme. Daher verwundert es nicht allzu sehr, dass der 24jährige in seinen vier Jahren in Augsburg bis dato nur 41 Bundesligaspiele absolvieren konnte (1 Tor, 4 Assists). Für den holländischen Club Twente Enschede kam Jensen in 42 Spielen auf der „Zehn“ zum Einsatz. Er erzielte hierbei neun Tore und gab fünf Vorlagen. Drücken wir Freddy die Daumen, dass seine Knochen heile bleiben und er in der kommenden Saison eine tragende Rolle in Augsburg spielen kann.

Eine potenzielle Stammkraft könnte hier auch Arne Maier sein, obwohl dieser nun wohl kurzfristig – nach der Verletzung von Dorsch – erst einmal auf der „Sechs“ gefordert sein wird. Der 23jährige zentrale Mittelfeldspieler hat definitiv Offensivpotenzial, dies bewies er zuletzt im Testspiel gegen Stade Rennes. Dort konnte er den ein oder anderen tollen Steckpass spielen und seine Mitspieler in Szene setzen, so auch die Vorlage für Demirovic zum 1:1 aus Augsburger Sicht. In seiner noch kurzen Bundesligakarriere kam er zwar bisher nur dreimal im offensiven Mittelfeld zum Einsatz, seine Performance zuletzt auf der Position macht jedoch Lust auf mehr.

Ergänzungsspieler

Auf der zehner Position könnte ebenfalls Maurice Malone spielen. Das Augsburger Eigengewächs ist polyvalent veranlagt und kann daher ohne große Qualitätseinbußen sowohl im Zentrum als auch auf den Flügeln eingesetzt werden. Seine Qualitäten sind hier sicherlich der Antritt und die Schnelligkeit ebenso wie Torgefährlichkeit. Diese konnte er in der Saison 20/21 schon beim Drittligisten Wehen-Wiesbaden unter Beweis stellen (35 Einsätze, 12 Tore, 9 Vorlagen).

Ebenso flink und agil wie Maurice Malone ist Ruben Vargas – eigentlich gelernter Außenbahnspieler – unterwegs. Der derzeit verletzte Schweizer ist aber auch schon auf der offensiven Mittelfeld-Position getestet worden. Zum Beispiel beim 1:1 gegen Arminia Bielefeld in der Vorsaison – und wusste zu gefallen. Wenn der quirlige Linksaußen wieder fit zur Verfügung steht, wird er zu aller Erst natürlich auf den Flügeln benötigt – aber er scheint auch eine denkbare Alternative auf der „Zehn“ zu sein.

Augsburger Abteilung Attacke: Vargas, Maier, Niederlechner und Bazee jubeln gegen den BVB! Wünschen wir uns auch für die Saison 22/23… (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

Perspektivsspieler

Zwei Talente aus den U-Mannschaften sind hier noch als Perspektivspieler geführt, da sie in der kommenden Saison vermutlich eher keine tragende Rolle innehaben werden. Doch man sage niemals nie: Wenn sich weiterhin so viele Ausfälle ergeben, kann ein kurzfristiges Bundesligadebüt doch ganz schnell in greifbare Nähe rücken. Zum Beispiel Franjo Ivanovic könnte dies gelingen: Der 18jährige Kroate ist sowohl auf dem linken Flügel als auch im offensiven Mittelfeld beheimatet. Dies bewies er zuletzt in der U19 des FCA, zum Sommer 2022 ist er in die Augsburger U23 aufgerückt. In der vergangenen Saison spielte er zweimal auf der „Zehn“. Auch für die kroatische U19-Juniorennationalmannschaft durfte er auf dieser Position schon mehrfach starten.

Teamkollege Dion Berisha ist diese Position ebenfalls zuzutrauen. Der 19jährige spielt derzeit in der U23 des FCA und wird hauptsächlich auf beiden Flügeln eingesetzt. In der vergangenen Saison absolvierte er 14 Spiele für die höchsterfolgreiche U19, er steuerte acht eigene Treffer bei und legte weitere drei Tore auf. In der Saison 20/21 spielte er hauptsächlich im zentralen und offensiven Mittelfeld, in sechs Partien gelangen ihm sechs Scorerpunkte (fünf Treffer, eine Vorlage). Dion Berisha wird in der laufenden Regionalliga Bayern Saison sicherlich ein Leistungsträger der Augsburger U23 sein und wer weiß, vielleicht bekommt man ihn auch das ein oder andere mal bei den Profis zu sehen.

Mit Mert Kömür könnte ein richtiger Senkrechtstarter entdeckt worden sein. Der vor kurzem 17 Jahre alt gewordene U19-Spieler durfte zuletzt ins Trainingslager der Profis nachreisen. Der beidfüßige Offensivspieler ist hauptsächlich auf der Zehn zuhause. In der vergangenen Saison spielte Kömür, der auch deutscher U-Nationalspieler ist, 16 Partien für die U17 des FCA. Hierbei gelangen ihm fünf Tore und vier Vorlagen. Ein ziemlich interessanter Spieler und einer für die Zukunft. Kann man nur hoffen, dass man ihn nicht – wie einige andere hochveranlagte Nachwuchstalente – zu Konkurrenten ziehen lassen muss.

Mert Kömür (#10) im Dienste der deutschen U17-Nationalmannschaft (Photo by Martin Rose/Getty Images for DFB)

Sturm

Stammspieler

André Hahn ist eine echte Maschine – wird Jahr für Jahr älter und bleibt doch konstant (gut) in seinen Leistungen. Der einmalige Nationalspieler Deutschlands wird im August 32 Jahre alt und ist dennoch ein wichtiger Leistungsträger in Augsburg. Im Mannschaftsrat ist er auch diese Saison wieder präsent, ebenso wie auf dem Rasen. Dort beackert er wahlweise den rechten Flügel oder besetzt das Sturmzentrum. Letzte Saison stürmte Hahn 13 Mal für den FCA, hierbei erzielte er drei Tore und gab zwei Assists. Bei Hahno magelt es nie an Einsatzwille, Kampfgeist und Gier, ausschließlich die Geschwindigkeit nimmt langsam ab.

Florian Niederlechner ist wohl der typische Mittelstürmer im Augsburger Kader, der entweder zentral oder als hängende Spitze agieren kann. In 142 Bundesligapartien traf der 31jährige 33 mal und gab 19 Torvorlagen. In der vergangenen Saison wurde die Offensivkraft in 21 Partien als Stürmer eingesetzt und einmal als hängende Spitze. Dem gebürtigen Ebersberger gelangen hier zehn Scorerpunkte (5 Tore, 5 Assists). Nach den MLS-Gerüchten um Niederlechner war dem Stürmer anzumerken, dass er nicht mehr so befreit aufspielen konnte. Auch an seine glorreichste Augsburger (Anfangs-)Zeit konnte er auch nicht mehr anknüpfen.

Ermedin Demirovic war zuletzt Gegenstand des Tauschdeals zwischen Augsburg und dem SC Freiburg. Während der beste Augsburger Torschütze der Vorsaison, Michael „Gregerl“ Gregoritsch nach Freiburg weiterzog, reiste „Demi“ direkt nach Scheffau zu seinen neuen FCA-Teamkollegen. Der 24jährige ist hauptsächlich im Sturm zuhause, kann aber auch auf Rechtsaußen spielen. Während seine letzte Saison in Freiburg nicht so glücklich verlief (31 Partien, 2 Tore, 3 Vorlagen) konnte er in seiner Debütsaison aufmerksam auf sich machen. In 30 Spielen gelangen ihm fünf eigene Treffer und zehn weitere legte er Teamkameraden auf. In den Testspielen in der Saisonvorbereitung war zu merken, der Nationalspieler Bosniens muss sich noch in der Fuggerstadt akklimatisieren. Gegen Stade Rennes gelang ihm aber ein Treffer in Abstaubermanier, dort hat er sein Stürmer-Gen definitiv aufblitzen lassen.

Ergänzungsspieler

Kommen wir nun zur Kategorie Ergänzungsspieler: In dieser tummeln sich einige Spieler, die eher auf anderen Positionen beheimatet sind und dort schon näher vorgestellt wurden. Unter anderem Maurice Malone, der bei Wehen-Wiesbaden in der Saison 20/21 im Sturm mehrfach aufgestellt wurde. Als Mittelstürmer spielt er hierbei sechsmal (drei Assists: ein Tor, zwei Vorlagen) und als hängende Spitze insgesamt viermal (vier Tore, eine Vorlage). Auch bei Zweitligist Heidenheim spielte er dreimal im Sturm, ein Tor gelang ihm jedoch nicht.

Freddy Jensen ist im Zentrum zuhause und deshalb ist er auch für die Stürmerposition so interessant. Für die finnische Auswahl spielt er häufiger im Sturmzentrum, beispielsweise gelangen ihm in der Nations League im Jahr 2020 in drei Spielen als Mitteltürmer drei Tore und dies, obwohl er gegen Irland und Bulgarien nur 25 respektive 27 Minuten eingesetzt wurde. Neben Jensen scheint auch Noah-Sarenren Bazee eine interessante Sturmoption zu sein, wenn auch nicht die naheliegendste. Der derzeit verletzte Offensivallrounder kann auf beiden Flügeln und in der Spitze eingesetzt werden. Hier primär als hängende Spitze: In seiner Karriere spielte er zweimal als Mittelstürmer und 13 mal als hängende Spitze. Es gelangen ihm in 15 Partien neun Scorerpunkte (sechs Tore, drei Vorlagen). Bei Bazee sind sicher die interessantesten Aspekte seine enorme Schnelligkeit und der rasante Antritt.

Zwei mit Ambitionen und Startelfansprüchen: Hahn und Jensen!  (Photo by JOHN MACDOUGALL/AFP via Getty Images)

Zuletzt muss hier natürlich noch Rekordtransfer und US-Boy Ricardo Pepi genannt werden. Der Stürmer weilt seit Januar 2022 beim FCA, konnte sich bisher jedoch auf dem Platz kaum nennenswert in Szene setzen. Der 19jährige ist hauptsächlich im Sturm zuhause, kann aber auch auf den Außenbahnen eingesetzt werden. Als Mittelstürmer gelangen ihm in 52 Partien 23 Treffer und vier Torvorlagen. In der Bundesliga spielte er in der vergangenen Saison elfmal, er stand hierbei 475 Spielminuten auf dem Platz. Ich glaube, ich lehne mich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich sage, dass Pepi die Zukunft gehört. Erste gute Ansätze waren und sind zu sehen, man muss auch bedenken, dass der Youngster mit einem gewaltigen 13-Mio.-Euro-Rucksack auf dem Rücken herumläuft. Das geht nicht spurlos an einem vorbei.

PERSPEKTIVspieler

Alem Japaur ist hier sicher ein kleiner Geheimtipp. Er war Teamkollege von Simic und Pejcinovic, deren Namen (medial) in aller Munde waren, nicht zuletzt aufgrund deren Transfers zu Ligakonkurrenten des FCA. Einer der in Augsburg verblieb war besagter Alem Japaur: Der 18jährige muss sich bei seiner Torausbeute aber gar nicht verstecken, denn ihm gelangen in der vergangenen U19-Bundesligasaison in 18 Spielen neun Treffer und drei Vorlagen. Der ehemalige U17-Nationalspieler Bosniens ist hierbei überwiegend im Sturmzentrum zuhause. Ein definitiv und überaus interessanter Akteur, der in der kommenden Saison für die U19 auflaufen wird.

Fazit

Beim FCA herrscht derzeit in der Zentrale eigentlich auf den ersten Blick kein Personalmangel. Wenn dann ist es ein Mangel qualitativer Natur, denn quantitativ stehen – wie die vorhergehende Auflistung beweist – genügend Spieler zur Verfügung auf den betrachteten Positionen. (Wobei Bazee und Vargas aber noch verletzt fehlen bzw. noch Trainingsrückstand haben!) Was sich jedoch zeigt ist eine Stürmerflaute: Gegen Stade Rennes fiel nach drei Wochen und einigen Testspielen Abstand das erste Stürmertor durch Demirovic. In den Testspielen richteten es überwiegend die treffsicheren Verteidiger.

Im offensiven Mittelfeld hat Arne Maier seine Ambitionen untermauern können. Enno Maaßen war nach dem Spiel gegen Rennes auch voll des Lobes. Jedoch – und das wird die kurzfristige Lösung sein – muss Arne Maier wohl den Ausfall von Niklas Dorsch kompensieren, ohne dies 1:1 zu können. Zu unterschiedlich sind die beiden Akteure in ihren Veranlagungen. Maier wird dies naturgemäß etwas offensiver interpretieren als der verletzte Dorsch. Gruezo wird dem Jungspund zur Seite stehen, Freddy Jensen stünde als erste Option eine Position weiter vorne zur Verfügung, sofern verletzungsfrei. Interessant für mich die beiden Personalien Ivanovic und Kömür!

Im Sturm gibt es eine engere Auswahl und einige Perspektivspieler. Enno Maaßen kann sich derzeit – sofern nicht weitere Zu- oder Abgänge erfolgen – zwischen erfahrenen (Hahn, Niederlechner) oder jungen-wilden Spielern (Pepi, Demirovic) entscheiden. Perspektivspieler hier für mich Malone und Japaur. Wobei man sogar Pepi als Perspektivspieler bezeichnen könnte, denn er wird Zeit brauchen. Das werden auch Augsburger Funktionäre nicht müde zu betonen. Was auch betont wird – nicht zuletzt im Rahmen der Pressekonferenz vor dem DFB Pokal Erstrundenmatch gegen Lohne – ist die Suche nach Zugängen in der Offensive. Hier hofft der FCA wohl auf die zunehmende Dynamik des Transfermarkts.

Für mich hat die Kombination Hahn und Demirovic gegen Rennes ganz ordentlich ausgesehen. Florian Niederlechner als Joker – es gibt schlechteres. Insgesamt wird es weiterhin Zeit brauchen, das Maaßsche System zu verinnerlichen und ein gepflegtes Offensivspiel aufzuziehen. Daher müssen sich insbesondere die Spieler, die zuletzt andere Spielweisen gewöhnt waren wie Hahn und Co., definitiv umgewöhnen. Es wird spannend sein, zu sehen, wem die Umstellung gelingt und bei wem als erstes der Torknoten platzt. Und es wird interessant sein zu beobachten, ob der FCA die Einschätzung hier teilt und ob ggf. noch externe Neuzugänge mit qualitativer Eignung folgen. Ich würde sagen: ja!

Hier kommt der Grinch

Weihnachten ist grundsätzlich das Fest der guten Laune. Und mit wie vielen positiven Wünschen wir in das neue Jahr gehen, haben wir euch über die letzten Wochen immer wieder gezeigt. Heute kommt zum Ende der Feiertage die Grinch-Fassung der Weihnachtswünsche. Vornehm könnte man sagen: nicht alles was glänzte, war Gold. Wenn wir den Vorhang einmal zur Seite ziehen, dann wird klar, dass wir dann doch bzgl. einiger Entwicklungen in der Hinrunde einen dicken Hals hatten. Ausrasten wollten. Vor Wut brodelten. Heute kommt es raus. Was haben erlaubt FCA? Seid ihr alle Flasche leer?

Torschützen

Am letzten Spieltag der Hinrunde konnten einem als FCA-Fan schon mal kurz die Bröckchen hochkommen. Nicht nur schaffte es der FCA selbst nicht gegen das grottigste Team der Hinrunde keinen einzigen Treffer zu erzielen. Nein, auf einem anderen Platz schoss gerade Marco Richter das unterdurchschnittliche Team der Hertha zum Sieg gegen den BVB. Richter hat somit nach der Hinrunde mit 5 Treffern genau so viele Tore erzielt, wie die zwei besten FCA Angreifer zusammen. Und der FCA scheinbar einen seiner besseren Offensivspieler abgegeben und keinen adäquaten Ersatz gefunden.

Marco Richter, wie er scort und lacht. Der FCA hat derweil die Lücke nicht adäquat schließen können. (Photo by Boris Streubel/Getty Images)

Offensiv lässt diese Mannschaft bisher viele Träume unerfüllt. Das man weiterhin auf die formschwachen und verletzungsanfälligen Kräfte der Vorjahre baut und keine geeignete Verstärkung dazu holte, ist hoffentlich nur den wirtschaftlichen Möglichkeiten und nicht der sportlichen Analysefähigkeit geschuldet. Wir gehen davon aus, dass der Spielverlauf der Hertha auch unserem sonst ach so ruhigen und zurückhaltenden Präsidenten ein leises „Verdammich“ entlockt hat und ich sehe Marco in Berlin leise in sich hineinschmunzeln (Du weißt, wir gönnen es Dir von Herzen).

Die Innenverteidigung

Zum Ende der Hinrunde ist es in der Innenverteidigung ganz eng geworden. So eng, dass mit Robert Gumny ein gelernter Rechtsverteidiger aushelfen musste, nachdem die Aushilfe aus dem defensiven Mittelfeld mit Tobias Strobl auch verletzt ausgefallen war. Gegen Bochum konnten weder Gouweleeuw, Oxford, Uduokhai oder Strobl auflaufen. Die Probleme hatten sich angekündigt. Jeffrey Gouweleeuw war schon in der Vorbereitung verletzt und es wurde spekuliert, wie lange er ausfallen würde. Uduokhai nahm im Sommer an den olympischen Spielen teil, die doch arg belastend waren. Mit Kevin Vogt hatte man sich intensiv beschäftigt und sich im Sommer trotz des Abgangs von Marek Suchy entschieden, nicht noch einen weiteren Innenverteidiger in die Hose zu holen.

Vogt kam im Sommer nicht und auch kein anderer Innenverteidiger. Das Risiko wurde anscheinend unterschätzt. (Photo by Matthias Hangst/Getty Images)

Im Nachhinein darf man sich nun einmal die Frage stellen: Warum zum Henker? Da hat man ganz schön mit dem Feuer gespielt und sich nun am Ende doch verbrannt. Man möchte rufen: War das wirklich nötig? Und was lernt ihr daraus? Immerhin ist das Wintertransferfenster offen und man kann nochmal nachlegen oder einfach auf mehr Glück hoffen. Als ob wir unser Glück nicht in den letzten Jahren etwas zu sehr strapaziert hätten.

Der eigene Nachwuchs

Derweil scheint der eigene Nachwuchs wie schon früher unter Weinzierl sportlich wieder keine Rolle zu spielen. Und man mag sich schon fragen, ob die Jungs aus der eigenen Jugend gerade offensiv nicht mal für eine Überraschung gut wären. Cordova, Bazée und Co. haben ihre Chancen des Öfteren erhalten, konnten aber nicht dauerhaft von sich überzeugen. Nun steht auch im Raum, dass uns Top-Talent Dzenan Pejcinovic zum AC Mailand verlassen könnte.

Dzenan Pejcinovic hier im Einsatz für die deutsche U17. Ob wir ihn jemals in der ersten Mannschaft zu sehen bekommen? (Photo by Vasile Mihai-Antonio/Getty Images)

Da reicht es dann auch nicht Salifou immer wieder auf die Bank zu setzen. Mensch Markus, schmeiß den Jungen doch mal für 15 Minuten gegen Fürth rein. Was soll der denn kaputt machen, so harmlos wie die Fürther waren? Die Talente im Nachwuchsleistungszentrum sind besser denn je und wir sind wieder in den Zeiten angekommen, wo es für die Jugendspieler trotz großer Verletzungsprobleme an manchen Stellen schlicht unmöglich ist auf den Platz zu kommen. Auch weil der Kader insgesamt nicht genügend ausgedünnt wurde und zu viele nicht bundesligareife und verletzungsanfällige Kräfte die Plätze blockieren. Zefix nochmal. Ob wir das jemals lernen, Jugendspieler nach oben zu ziehen, wie z.B. die Freiburger?

Weiterhin gilt: Who the Fuck is Blitzer?

Derweil seit letztem Jahr ja bekanntlich die meisten Anteile am FCA (durchgerechnet über die Beteiligungsgesellschaft) dem amerikanischen Investor gehören. Der Vorgang wurde im Hintergrund abgewickelt und Blitzer verbleibt im Hintergrund, obwohl in Augsburg weiterhin ein großes Interesse daran besteht, den Kerl kennenzulernen, dem Klaus Hofmann und die anderen Investoren den größten Teil der Anteile an der Beteiligungsgesellschaft verkauft haben (natürlich immer noch ohne die Mitglieder darüber proaktiv zu informieren).

David Blitzer hat schlicht mehr mit seinen anderen Investments zu tun, hier bei den Philadelphia 76ers (Photo by Tim Nwachukwu/Getty Images)

Das einzige Medium, das bisher ein Interview ergattern konnte ist: das Manager Magazin. Wie passend, oder? Noch nicht einmal für eines der berühmten Augsburger Allgemeine Interviews hat es gereicht, dass dann hinter der Paywall verschwindet. Der Blitzer macht ja anscheinend überhaupt keinen Scheiß mit. Das kann ja noch lustig werden.

Ausblick

Dafür wurde wie immer zum Jahresende ein auf Hochglanz poliertes Weihnachtsvideo produziert, in dem die FCA Familie in den Mittelpunkt rückte. Die Bundesliga geht im Januar vor leeren Kulissen weiter, damit ein Zeitplan eingehalten wird, ohne die Sklaventreiber-WM in Katar in Frage stellen zu müssen. Und der FCA deutet nun doch an, vielleicht auf Staatshilfen zurückgreifen zu müssen, obwohl man dies bisher immer vermieden hatte und im Notfall doch der US-Investor bereit stehen sollte. Ich kann persönlich nachvollziehen, dass sich immer mehr vom professionellen Fußball abwenden und diesen nicht mehr so intensiv verfolgen. Die magischen Momente im Stadion, in denen man sich in den Armen lag, obwohl das Gegenüber schon eine deutliche Fahne hatte und einem zuvor durch andauerndes Gemotze auch nicht positiv aufgefallen war, sind schlicht kaum vorhanden gewesen. Und so verschwindet zwar nach Weihnachten der Grinch, mit ihm aber nicht alle Probleme.

Immer wieder Saisonstart

Ernüchtert. Frustriert. Und a bisserl schlecht gelaunt. So oder so ähnlich könnte man meine Gemütslage derzeit beschreiben – und das schon zu Saisonstart.

Warum? Der FCA hat gestern eine empfindliche Niederlage gegen schlagbare Hoffenheimer erlitten. Empfindlich daher, weil sie uns direkt am ersten Spieltag ans Tabellenende (Hallo, rote Laterne!) befördert hat. Und weil man gegen einen Gegner auf Augenhöhe sprichwörtlich baden gegangen ist.

Für meinen Geschmack mit zu wenig Gegenwehr. Markus Weinzierl und die Horror-Bilanz zu Saisonstart – da war doch was!

Saisonstart verpasst

Man muss dem FCA zu Gute halten, dass sie die ersten 60 Minuten gar nicht so schlecht agiert haben, wie es eine 0:4 Niederlage aus Sicht der Augsburger vermuten lässt. Es gab starke Momente, man erinnere sich an den Schlenzer von Vargas. Oder die Torannäherung von Moravek. Überhaupt, wie gut war Moravek gestern wieder? Lenker in der Offensive, Zerstörer in der Defensive. Man merkt erst wie gut Moravek wirklich war, wenn man näher betrachtet, dass nach dessen Auswechslung der FCA einen Bruch im Spiel erfuhr. Dies ereignete sich um die 60. Spielminute herum. Moravek ist offensichtlich konditionell leider (noch) nicht so auf der Höhe, dass er dieses Tempo 90 Minuten gehen kann.

Kämpferisch und läuferisch war das Spiel über 90 Minuten relativ intensiv geführt – von beiden Seiten. In der ersten Halbzeit hatten wir eine etwas niedrige Passquote von rund 70 Prozent. Zudem wenig Ballbesitz, die Prozentzahl erinnert ein wenig an Herrliche Zeiten (Achtung, ausgelutschter Wortwitz!).

Das war aber auch nicht das einzige, was an diese Zeiten, die wir alle lieber verdrängen möchten, erinnert. Die zweite Halbzeit hatten wir keine wirkliche Torchance, das ist ein trauriger Fakt. Und die Wechsel, die man nicht im Detail nachvollziehen kann, erinnern ebenfalls an bereits unrühmliche Zeiten. Moravek raus, Maier rein – der nach knapp fünf Tagen in Augsburg noch nicht akklimatisiert sein kann. Das bewies er auch im Spiel. Hahn raus und der gerade wieder genesene Caligiuri rein. Gregoritsch für Jensen- auch hier ging der Plan nicht auf.

Dennoch war der Weinzierlsche Fußball in Ansätzen bemerkbar: Wir gingen von Spielbeginn an munter drauf, waren griffig, erarbeiteten Chancen. Jedoch, und hier kommen wir zum großen Aaaaber, waren die Torchancen zumeist nicht zwingend. Es waren einfach keine Großchancen. Es gab diese lichten Momente, aber sie waren zu wenig, um ein Spiel für sich zu entscheiden.

Auch die Zweikampfquote war ausbaufähig. Gegen ein dezimiertes Hoffenheim – die ein eklatanter Spielermangel quält – die auch zuletzt im Pokal 120 Minuten gegen den Drittligisten Viktoria Köln bestreiten mussten, war deutlich mehr drin.

Defensive erst hui, dann pfui

Hinten in der Defensive gab der Kapitän sein Comeback. Bis ins zweite Spieldrittel möchte man sagen, es war ein erfolgreiches. Die eigentlich eingespielte Truppe in der Defensive – konkret: Iago, Uduokhai, Gouweleeuw, Gumny – hatte zuerst alles im Griff, um dann in der zweiten Halbzeit endgültig zusammen zu brechen. Beim ersten Gegentreffer vermochte man noch zu sagen: Das war ein individueller Fehler. Jedoch stand auch dort schon die Viererkette schlecht.

Keeper Gikiewicz war dann nur das Ende einer langen Fehlerkette, in die sich auch Hoffnungsträger Dorsch einreihen durfte. „The Wall“ Gikiewicz fasste auch gestern beim Ball folgenschwer daneben – fast analog zum Greifswald-Spiel und dem 3:2 -Anschlusstreffer. Wieder Gikiewicz, der von seinen Vorderleuten beim 0:3 mutterseelenallein gelassen wurde, dann noch schlecht getimed aus dem Tor eilte – leichtes Spiel für die TSG. Die TSG durfte hier munter Doppelpässe spielen und der FCA sah zu. Die Gegenwehr der Augsburger war spätestens nach dem zweiten Gegentreffer – so zumindest der Eindruck vor dem TV – eingestellt worden.

Was wiederum auffiel: Unsere Außenverteidiger kamen vorne kaum zur Geltung und standen hinten ein ums andere mal – seien wir ehrlich – schlecht. Alleine Gumny stand mehrfach zu weit von seinem Gegenspieler weg. Auch Iago lies sein Gegenüber des Öfteren ungehindert flanken. So geschehen unter anderem beim ersten Gegentreffer. Der Hoffenheimer Außenspieler Kramaric gab beispielsweise drei Assists, ihn konnte man zu keiner Zeit aus dem Spiel nehmen. Das ist dann einfach der Unterschied in so einem Spiel, das eigentlich auf Augenhöhe lange Zeit stattfand.

Dorsch und Maier verloren jeweils bei einem Gegentreffer zu einfach die Kugel. Dorsch, der neue Heilsbringer in Augsburg, hat noch Schwierigkeiten im Passspiel. Agierte teilweise zu riskant. Sein U21-Nebenmnan Arne Maier ist gerade erst beim FCA angekommen, das kann man ihm zu Gute halten. Vielleicht waren die dreißig Spielminuten auch einfach zu viel, eine Eingespieltheit mit Teamkollegen kann hier noch nicht vorhanden sein.

Offensive gesucht

Generell war das Offensivspiel des FCA geprägt von vielen Fehlpässen – so spielt man die überfallartigen Konter, die Weinzierl gerne sehen möchte, nicht sauber aus. Der einzige, dem im Ansatz gestern offensiv was gelungen ist, ist EM-Rückkehrer Ruben Vargas, der unlängst seinen Vertrag in Augsburg verlängerte. Gut so, möchte man sagen! Ruben Vargas traute sich auch einfach mal was – man merkt hier jetzt auch die Abstinenz von Richter- und tut etwas unvorhergesehenes. Dieser Spielwitz tut gut und tut Not!

Auch André Hahn kämpft und müht sich, sucht immer wieder den Zug zum Tor. Hat aber meist keine Anspielstation und schlägt dann die Flanke, die keinen Abnehmer findet. Denn auch gestern war Flo Niederlechner absolut blass. Als Caligiuri dann in die Partie kam, ging in der Offensive gar nix mehr. Hoffenheim war dem 5:0 näher als wir dem Anschlusstreffer, so ehrlich muss man sein. Diese Momente in der Offensive waren oft zu sehr geprägt vom Zufall. Das konnte nicht gut gehen. Und wenn man vorne keins macht, fängt man sich die Dinger hinten dann. Gestern waren es leider ein paar Gegentore zu viel.

Wem traut man beim FCA diese genialen Momente zu? Außer Vargas fällt da nur noch André Hahn ein, der einen tollen Steilpass mittels genialen Lupfer zum 4:2 gegen Greifswald verwandelte. Finnbogason? Erneut verletzt. Richter? Mittlerweile bei der Hertha. Gregerl? Sucht nach seiner Form, die er am liebsten im österreichischen Leiberl zeigt. Bazee? Im Dauertief oder Dauer-Krankenstand, sucht es euch aus. Niederlechner? Mehr im Abseits als sonst wo. Malone und Günther gehört wohl die Zukunft, aber standen nicht mal im Kader. Von ihnen kann man offensichtlich nicht die benötigten sofortige Verstärkung erwarten. Leihrückkehrer Cordova fällt obendrein noch verletzt aus.

Es gilt jetzt – gerade in der Offensive – ein wenig mehr Sauberkeit in die Ballaktionen zu bringen, die Passquote positiver zu gestalten sowie den Abschluss verstärkt zu suchen. Man vermisst da ja fast schon ein wenig die oft gescholtenen Ego-Abschlüsse von Marco Richter. Offensive Highlights – zu selten gestern gesehen!

Greifswald, einen Oberligisten, konnte man eine Halbzeit herspielen – dieser Gegner ist aber sicherlich nicht der Maßstab eines Bundesligisten. Eine weitere Offensivoption – die ggf. polyvalent einsetzbar ist – wäre hier vielleicht wünschenswert. Wen kann Reuter hier noch aus dem Hut zaubern, der die nötige Klasse hat und für wen wir das nötige Geld in der Kasse haben? Die Kasse sollte nach den Abgängen von Danso und Richter nicht gerade leer sein. Und auf den Zufall sollten wir uns hier nicht (wieder) verlassen. Dazu steht sportlich zu viel auf dem Spiel. Eine weitere Saison Zittern und Zaudern wollte man in Augsburg auch tunlichst vermeiden.

Die rote Laterne

Auf die nicht so glorreiche Schiedsrichterleistung und Hoffenheimer Unsportlichkeiten auf sowie neben dem Platz gehen wir an dieser Stelle nicht ein. Denn das würde den falschen Fokus setzen.

Wir müssen an uns selbst arbeiten, denn die Eintracht – auch wenn sie gestern gegen Dortmund kein Land sahen und aus dem DFB Pokal schon raus sind – ist keine Laufkundschaft. Ganz im Gegenteil. Hier sehe ich durchaus Parallelen aus spielerischer Sicht zu dem gestrigen Gegner Hoffenheim. Auch die sind ein durchaus „ekliger Gegner“. Beide Truppen zeigen das, was Weinzierl von unseren Mannen möchte. Eine eklige Spielweise, unangenehm sein. Umschalten und die einfachen Tore machen. Im Zweikampf dem Gegner „wehtun“, dessen Spiel unterbinden und sie nicht zum Zug kommen lassen. Alles gestern vom FCA maximal in Ansätzen nur gesehen.

Geben wir Maier, Dorsch und Co. noch ein paar Tage, um sich einzuspielen. Vielleicht bekommen wir sogar noch externen Zuwachs, wer weiß. Nicht alles ist schlecht, auch wenn einem bei einem soliden 0:4 die Argumente und Positivbeispiele ausgehen. Hand aufs Herz: Heute und vielleicht auch noch morgen ist bei mir nix rosarot und die Niederlage ist absolut ärgerlich, unnötig und beängstigend. Vorallem in der Höhe. Beängstigend, weil nun schon ab dem ersten Spieltag das Abstiegsgespenst in Augsburg herumgeht.

Lasst uns aber alle ein wenig runterkommen, die Gemüter abkühlen und am Montag startet eine neue Trainingswoche. Wir Fans haben im Stadion unser Bestes gegeben, eine tolle Kulisse war das! Jetzt müssen die Profis nachziehen. Und es muss einiges intensiv trainiert werden, so viel ist klar!

All das, was uns gegen Hoffenheim gefühlt noch fehlte. Wir haben noch ein wenig Zeit, denn dies war erst das erste Spiel der Saison. Der Saisonstart war holprig und wenig glorreich. Die Euphorie, die Augsburg zuletzt durchzog, ist jetzt dahin. Die ganzen Luftblasen wurden schon am ersten Spieltag auf relativ brutale Art und Weise zerstört.

Viele weitere Chancen werden folgen. Zu viel Zeit sollte man sich wiederum nicht lassen, Mechanismen müssen schleunigst geschaffen werden. Transfers, die Not tun, sollten zeitnah erfolgen. Keine Paniktransfers, sondern sinnvolle Verstärkungen. Man kann nicht drauf hoffen, dass die beiden Aufsteiger die ganze Saison hinter uns bleiben werden. Sonst hängt uns die Konkurrenz bald ab und die rote Laterne wird zum Dauerzustand. Und keiner in Augsburg möchte, dass Didi Hamann am Ende der Saison doch Recht behält.

Dennoch: Es ist nicht alles schlecht. Und Weinzierls Horrorbilanz bezieht sich nur auf den Saisonauftakt! Das macht doch Mut? Ich persönlich hab lieber eine Niederlage oder zwei unter Weinzierl zu Saisonbeginn, als den besten Saisonstart aller Zeiten verbunden mit einer Zitterpartie zum Saisonende unter Herrlich.

Datenbrille: Dani, du fehlst

Eigentlich war Teil 3 unserer kleinen Daten-Serie in Zusammenarbeit mit Createfootball schon früher geplant. Aber dann ging es nach dem bitteren 2:3 gegen Köln (31. Spieltag) beim FCA plötzlich hoch her: Trainerwechsel, verlorenes Schlüsselspiel in Stuttgart (32. Spieltag; 2:1) und damit mitten reingeschlittert in den Abstiegskampf, der am Samstag zu Hause gegen den ebenfalls abstiegsgefährdeten SV Werder Bremen (33. Spieltag; 2:0) in einem nervenaufreibenden Fight endgültig vom Tisch war. Da hieß es auch für die Rosenau Gazette: Business as usual is erstmal nich. Der Verein gibt manchmal einfach die Themen vor.

Trotz alledem kann ein kleiner datenbasierter Kadercheck auch jetzt noch zeigen, an welchen Stellen im Mannschaftsgefüge es in dieser so merkwürdigen Saison mehr oder weniger gelaufen ist. Und auch ein wenig erklären helfen, warum der FC Augsburg sich gerade in den letzten, prä-weinzierlschen Spielen so unglaublich schwer getan hat. Eine Frage, die uns dabei auch umgetrieben hat, ist, ob Carlos Gruezo und Tobias Strobl im Mittelfeld den Weggang unseres Capitanos Daniel Baier kompensieren konnten. Was sagen die Daten dazu?

Teil 3 von 3, unser „Daten-Finale“, jetzt also nach dem großen (gottseidank geglückten!) FCA-Saison-Finale.

Offensive: ausbleibende Torgefahr

Dauerbaustelle war in dieser Saison sicherlich die Offensive. Wer die Spiele unserer Jungs in den letzten Monaten verfolgt hat, für den oder die ist das nichts sonderlich Neues. Aber einige Mannschaftsdaten belegen die Probleme im Offensivspiel und die dadurch ausbleibende Torgefahr nochmal ganz eindrücklich.

Der FCA erzielte bisher* die viertwenigsten Tor pro Spiel. Nur die (immer noch) abstiegsgefährdeten Köln und Bielefeld sowie Schalke, seit dem 30. Spieltag erster feststehender Absteiger, schnitten noch schlechter ab. Zudem kamen pro 90 Minuten nur 2.78 Schüsse aufs Tor. Zum Vergleich: In der Saison 19/20, die bis auf die letzten neun Spieltage unter Trainer Martin Schmidt absolviert wurde, waren es noch 3.69. In der Saison 18/19, in der Manuel Baum bis auf die letzten sechs Spiele auf der Trainerbank gesessen hatte, sogar 4.38 Torschüsse.

Personifizierte Torflaute: Flo Niederlechner

Diese Tor- und Torschussflaute verkörperte Flo Niederlechner wie keine andere Offensivkraft in dieser Saison. Bei 24 Einsätzen kam er auf magere 3 Tore. Seine Chancenverwertung ist im Vergleich zur letzten Saison drastisch abgefallen (von 30% auf 17%).

Dabei darf man aber nicht vergessen, dass er unter Herrlich nicht so oft die Chance bekommen hat, sich zu beweisen. Unter Vorgänger Schmidt stand der Mittelstürmer in allen Spielen (25) in der Startelf und durfte fast immer die vollen 90 Minuten durchspielen. Unter Herrlich (40 Spiele) durfte Niederlechner dagegen nur 24-mal von Beginn ran, wurde oft aus- oder erst eingewechselt (18- bzw. 9-mal) und stand 3-mal – ohne Verletzungsgrund – gar nicht im Kader. Im Rückblick sagte er dazu: „Das war keine leichte Zeit für mich in den letzten Wochen, ich hab‘s auch nullkommanull verstanden“.

Dani Baier hat sich beim FCA vor allem durch seine vorwärts gerichteten Pässe fast unersetzlich gemacht. Flo Niederlechner durch seine Buden. (Foto via Imago)

Defensive: innen hui, außen pfui

Die Abwehr zählte in dieser Spielzeit zu den stabileren Mannschaftsteilen. Vor allem die Innenverteidigung spielte eine solide Saison. Zwar ließ man mit 12.42 Schüssen pro Spiel die drittmeisten aller Bundesliga-Teams zu, steht aber mit 1.41 Gegentoren pro Spiel im oberen Liga-Mittelfeld (Platz 8).

Umso schmerzlicher ist da die Sehnenverletzung und -OP von Felix Udoukhai, die ihn jetzt für das Saisonfinale und auch die EM außer Gefecht gesetzt hat. Wie gut er und Abwehr-Jeff Gouweleeuw aufeinander abgestimmt waren, sah man z.B. auch gegen Stuttgart. Denn genau diese Abstimmung zwischen Gouweleeuw und Reece Oxford als Udo-Ersatz war da eben mehrmals nicht geglückt. So hatte der Gegner bei seinen zwei Treffern viel zu leichtes Spiel.

Ausbleibender Support fürs Angriffsspiel

Anders sieht es in der Außenverteidigung aus. Createfootball hat uns hier detaillierte Daten zu Rechtsverteidiger Raphael Framberger, Robert Gumny (rechts/links) und Linksverteidiger Iago im Vergleich zu 46 anderen Außenverteidigern in der Liga zur Verfügung gestellt. Mit einer sehr schwachen Zweikampfführung sticht hier unser Frambo auf der rechten Seite heraus (nur 57.14% erfolgreiche Defensivzweikämpfe und damit ligaweit Platz 41 von 49). Gumny dagegen schneidet hier hervorragend ab (68.49%; Platz 2), auch Iago hat einen überdurchschnittlichen Wert bzw. Rang bei erfolgreichen Defensivzweikämpfen (63.16%; Platz 14). Bei den Luftduellen machen alle drei keine sonderlich gute Figur (Iago: Platz 24, Gumny: Platz 34, Frami: Platz 38).

Das Problem in der Augsburger Außenverteidigung war aber nicht zwingend das Defensivverhalten, sondern die Unterstützung für die Offensive. Das unterstreichen vor allem zwei Werte. In puncto Passgenauigkeit tut sich erneut unser Augsburger Eigengewächs negativ hervor (mit 62.75% angekommener Pässe besetzt Frami den wenig ruhmreichen letzten Platz in der Liga). Und auch Iago (Platz 36) und Gumny (Platz 30) haben sich in diesem Punkt nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Bei Frami lief es besser bei Flanken (39.13% angekommene machen Platz 13). Dagegen nimmt hier der Pole mit nur 7.14% (!) pro Spiel den letzten Platz ein. Zum Vergleich: Herthas Peter Pekarik steht hier mit 62.5% erfolgreichen Flanken pro Spiel ganz oben auf dem Treppchen.

Mittelfeld: Schaltung ausbaufähig

Eine Frage, die die RoGaz beim Daten-Kadercheck vor allem mit Blick aufs defensive Mittelfeld beschäftigt hat, war auch: Wie haben sich Tobias Strobl und Carlos Gruezo auf dieser Position in der Nachfolge von Daniel Baier geschlagen? Unser Mittelfeldchef war nach Ankunft Herrlichs in Augsburg im März 2020 bekanntlich mehr und mehr auf die Ersatzbank verbannt worden. Bis sein Vertrag – nach noch zuvor erfolgter Verlängerung – schließlich vorzeitig aufgelöst wurde. Carlos Gruezo, zur Saison 19/20 zum FCA gekommen, hatte Baier bereits so manches Mal auf der Doppelsechs (neben Rani Khedira) ersetzt. Tobias Strobl war dann zur Saison 20/21 – und als möglicher Baier-Nachfolger – neu verpflichtet worden.        

Im statistischen Vergleich zwischen den dreien zeigt sich zunächst das. Alle haben in etwa gleich viele Pässe pro Spiel empfangen (Spanne reicht hier von 18.77 bis 21.97). Bieten sich als Anspielstation im Zentrum also gleichermaßen an. Dasselbe gilt für Zweikämpfe: Strobl, Gruezo und Baier haben hier erneut ziemlich ähnliche Werte (Spanne: 7.69 bis 8.10).

Worin Baier seine Nachfolger allerdings eindeutig aussticht, ist zum einen sein überragendes Abwehrverhalten. Noch in seiner letzten Saison eroberte der 36-Jährige pro Spiel 11.02 Bälle (Strobl: 8.10, Gruezo: 7.78), fing 6.11 Bälle ab (Strobl: 5.01, Gruezo: 4.06) und gestaltete 1.41 Luftduelle erfolgreich (Strobl: 1.05, Gruezo: 0.48). Dani rackerte also, was das Zeug hielt.

Bei Tobias Strobl und Carlos Gruezo, die als Nachfolger unseres Capitanos ins Team rückten bzw. aufgebaut wurden, ist die Vorwärtsschaltung noch ein wenig gehemmt. (Foto: Tim Rehbein/RHR-FOTO/Pool)

Vorwärts mit dem Capitano

Zum anderen lassen sich Baiers Vorzüge aber vor allem in den vorwärts gerichteten Pässen ausdrücken. Mit 14.7 solcher Pässe pro Spiel (Strobl: 12; Gruezo: 9.6) brachte sich der Capitano viel mehr in das Spiel nach vorne ein. Zwar haben seine Nachfolger die leicht bessere Passquote (Strobl: 83.7%; Gruezo: 82.2%; Baier: 79.6%). Aber ihr Spiel war dabei viel eher auf Sicherheits- als auf Risikopässe ausgelegt, die Baier aus seinem Schaltzentrum vor der Abwehr auf die Außen und in die Spitze verteilte.

Kombiniert man jetzt die fehlenden Impulse aus dem Mittelfeld in die Offensive mit den teils schwachen Pass- und Flankenwerten der Außenverteidigung, lässt sich die Torflaute in dieser Saison – auch ganz unabhängig vom glücklosen Niederlechner – vielleicht ein wenig erklären. Ungefähr so: Kein Baier, der die Bälle auf die Außenbahnen oder nach vorne schiebt, plus wenige und unpräzise Pässe in die Gefahrenzone macht eben: ausbleibende Torgefahr.

Durch die Datenbrille haben wir gesehen, dass es an mindestens drei Stellen im Kader in dieser Saison mehr oder weniger große Baustellen gegeben hat. Torflaute in der Offensive, wenig Mithilfe für den Angriff aus der Außenverteidigung und ein kaum aufbauendes defensives Mittelfeld (im doppelten Sinn) wie noch zu Zeiten von Dani Baier. Sie alle hängen – wie in einem Zirkel – miteinander zusammen und haben ihren Teil dazu beigetragen, dass sich der FCA plötzlich in einem Abstiegsszenario wiedergefunden hat, das „die Tabelle bis zuletzt verschwiegen hat“.

„Bauarbeiter“ Weinzierl

Rückkehrer Markus Weinzierl hat sich dieser offenen, durch die Daten sehr ersichtlichen Baustellen jetzt angenommen. Gleich im ersten Spiel gegen seinen früheren Verein VfB Stuttgart zitierte er Flo Niederlechner wieder in die Startelf, der es seinem Trainer auch prompt mit dem zeitweiligen 1:1-Ausgleich dankte. Im Showdown gegen Bremen warf sich Niederlechner nur so in die Zweikämpfe, wobei der wichtigste dann auch in der Ampel-Karte gegen die Bremer resultierte (was für eine Erlösung!). Und auch ganz allgemein sprach Weinzierl dem FCA-Torjäger Nr. 1 der letzten Saison sein Vertrauen aus.

Auch auf die Baustelle Außenverteidigung begab sich Weinzierl sofort. Gegen die Schwaben hatte es sich vor allem Iago – ganz anders als noch im Spiel gegen Köln – in der gegnerischen Hälfte regelrecht gemütlich gemacht. Das zeigen die beiden Heatmaps. Dort machte er 75% seiner ohnehin starken 93% Pässe und flankte auch doppelt so oft wie noch in Köln. Wenn da mal die Baustelle nicht ein gehöriges Stück vorangekommen ist!

Die helle Stelle links vor dem gegnerischen Sechzehner war Iagos Lieblingsplatz gegen Stuttgart. Quelle: Whoscored.com
Gegen Köln hielt sich Iage vor allem in der eigenen Hälfte vor der Grundlinie auf. Quelle: Whoscored.com

Und im (defensiven) Mittelfeld ließ Weinzierl anstatt Strobl neben Rani Khedira, den es nach der Saison bekanntlich zu den Eisernen nach Berlin zieht, nun schon zweimal Routinier Jan Morávek auflaufen. Der 31-jährige Tscheche hatte unter Herrlich zuletzt ersatzweise gegen Frankfurt gespielt, da die beiden Stammspieler für das Match gegen Köln geschont werden sollten. Allerdings hatte sich schon da gezeigt, wie wertvoll Morávek besonders bei der Ballverteilung aus dem (etwas offensiveren) Zentrum nach vorne ist. Und damit vielleicht die Baier’sche Lücke im Schaltkreis besser schließen kann als so manch anderer Spieler…

Bedenkt man jetzt, wie schnell „Bauarbeiter“ Weinzierl mit dem vorhandenen Kader-„Material“ mit ein paar „Umbauten“ passable Ergebnisse erzielen konnte (trotz 1:2 gegen Stuttgart frischer Zug nach vorn; Kampf pur beim 2:0 gegen Bremen), lässt sich jetzt vielleicht auch eine andere Frage besser beantworten. Sie ist in den letzten Wochen unter uns Fans heiß diskutiert worden. Vor allem, als noch Heiko Herrlich die Trainerbank drückte. Nämlich, ob im Augsburger Kader mehr Potential steckt, er es aber (womöglich aus taktischen Gründen) nicht entfalten „darf“. Oder, ob der aktuelle Kader einfach nicht mehr entfalten „kann“, er schlichtweg zu schwach ist. Max vom Rasenfunk hatte dazu eine ziemlich eindeutige Haltung:

Bei denen geht NICHTS, aber auch wirklich NICHTS spielerisch zusammen. Und es KANN nicht sein, dass diese Mannschaft das nicht kann. Sondern diese Mannschaft SOLL halt so spielen, das IS auch ok, aber ich finds megaSCHEIßE.“

Max in der Schlusskonferenz vom 5.4.2021 zum Spiel des FCA gegen die TSG Hoffenheim

Ich finde, angesichts der kürzlich geleisteten Sofort-Arbeiten von Weinzierl kann man Max da durchaus zustimmen. Der Kader kann offenbar mehr, wenn er denn darf. Zudem bin ich zuversichtlich, dass der Trainer Ideen hat, wie er die Lücke schließen kann, die Dani Baier – nun auch datenbasiert bestätigt – offensichtlich im Mittelfeld hinterlassen hat. Spannend wird z.B. auch, wie mit dem Abgang von Khedira umgegangen wird. Das soll hier aber nicht mehr Thema sein. Um Transferangelegenheiten kümmert sich die Rosenau Gazette bald an anderer Stelle. Word!

Danke für den Datensupport

Mit diesem Text geht nun also auch die kleine Daten-Serie zu Ende, die in Kooperation mit den Jungs von Createfootball entstanden ist. Dadurch haben wir Gelegenheit bekommen, zu erfahren, was man sich unter dem (im Fußball nach wie vor noch nicht ganz geläufigen) Beruf des „Datenscouts“ vorstellen kann (Teil 1). Zudem haben wir den 2:1-Sieg des „FC Effizienz“ gegen die TSG aus Hoffenheim datenbasiert besprochen (Teil 2). Und zum Schluss haben wir jetzt eben einzelne Mannschaftsteile durch die Datenbrille inspiziert und dabei festgestellt, dass Dani fehlt (Teil 3). Markus Weinzierl aber schon gute Ideen zum Lückenfüllen gezeigt hat. Danke für euren Support, Mats und Quirin!

Heja!

* Die Saisonwerte stammen vom 26. April, d.h. sie geben den Stand nach 31 Spieltagen wider. So können sie auch für eine vorläufige „Bilanz“ unter Heiko Herrlich stehen, der ja genau nach diesem 31. Spieltag von seinem Trainerposten beim FCA entbunden wurde. Zwar sind die Vergleichswerte aus den Vorsaisons auf der Basis von 34 Spielen zustande gekommen, sodass die Berechnungsgrundlage um 3 Spiele größer ist als bei den Werten für die laufende Saison. Trotzdem lassen sich gerade bei weit auseinanderliegenden Werten – trotz ihrer nicht ganz exakten Vergleichbarkeit – interessante Tendenzen aufzeigen.  

Manuel Baum sorgt für Glamour in Augsburg

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Nach sieben Spieltagen findet sich der FC Augsburg im Mittelfeld der Tabelle wieder. 8 Punkte aus sieben Spielen sind eine solide Ausbeute. Vor allem da die Mannschaft von Trainer Manuel Baum schon gegen Bayern München und Borussia Dortmund spielen musste. Die trockenen Ergebnisse und die Tabellenposition führen allerdings nicht dazu, dass man ins Schwärmen gerät. Wer sich daher nur am Rande mit der Bundesliga beschäftigt, wird nicht verstehen, warum in Augsburg gerade viele Menschen von der diesjährigen Mannschaft voller Hochachtung sprechen und die Erwartungshaltung in den letzten Wochen nicht gesunken ist.

Es rappelt beim Gegner in den Maschen

Wenn man denn näher hinschaut, dann finden sich schon auch Rückschlüsse in den nackten Zahlen. Der FCA findet sich in einer statistischen Kategorie auf einem Champions League Platz wieder: bei den geschossenen Toren. Nach 4 Toren gegen Freiburg und 3 Treffern gegen Dortmund sind es mittlerweile insgesamt 14 Buden, die der FCA in dieser Saison erzielen konnte. Schon nach dem Freiburg Spiel waren es noch nie so viele Treffer zu diesem Zeitpunkt der Saison. Diesd ist natürlich nach dem Dortmundspiel immer noch wahr. Das Team ist auf Augsburger Rekordkurs. Klar, Dortmund liegt  auch bei den geschossenen Toren mit weitem Abstand an der Spitze der Bundesliga. Danach kommen dann aber Teams wie Borussia Mönchengladbach und wir. Der FC Augsburg: ein Team, das man mit Budenzauber assoziert. Zwickt mich einer?

Gründe für die offensiven Feuerwerke

Zauberhaft ist dann allerdings, wie es dazu kam. Gerade in der Anfangsphase seines Schaffens konnte Manuel Baum offensiv überraschen. Dieser Effekt verpuffte schnell. Die Klasse hielt der FCA vorletzte Saison dann vor allem durch kämpferische, defensive Leistungen im Schlussspurt gegen Dortmund und Hoffenheim. Auch in der letzten Saison hatte der FCA zwar seine defensive Stabilität wiedergefunden, tat sich aber oft schwer für Torgefahr beim Gegner zu sorgen. Defensiv konnte man oft mithalten, die entscheidenden Treffer blieben aber zu oft aus. Nach oben konnte man so in der Tabelle nicht überraschen. Dies scheint sich nun geändert zu haben.

Neuzugänge, die in dieser Saison zu diesem Umschwung geführt hätten, sind allerdings nicht zu vermelden. André Hahn leistet zwar seinen Beitrag, ist allerdings nur einer von vielen. Er ist im Offensivspiel der Mannschaft nicht hervorzuheben, das sehr facettenreich ist und auf vielen Schultern ruht. Fredrik Jensen und Julian Schieber fehlten bisher verletzt. Insofern sind es vor allem die alten Bekannten, die allesamt zusammen durch besseres Spiel zu diesem Umschwung führten. Michael Gregoritsch rackert und trifft immer noch unermüdlich, Alfred Finnbogason trifft, wenn er fit ist, und Philipp Max verfügt weiterhin über den aufregendsten linken Offensivball der Liga. Dazu kommen mit Caiuby, Marco Richter und Ja-Cheol Koo weitere Spieler, die wichtige Beiträge leisten zum Erfolg des variablen Offensivspiels des FC Augsburg. Und mit Raphael Framberger ist auch der Rechtsverteidiger wieder fit, der offensiv für Unruhe beim Gegner sorgen kann. Alles bekannte Namen in Augsburg, alle bisher nicht mit einer der besten Offensiven der Liga assoziiert. Jetzt schon.

Und die wundersame Entwicklung ist dann wohl der konstanten Arbeit von Manuel Baum zuzuschreiben, der mit dieser Mannschaft nun schon seit fast zwei Jahren intensiv arbeitet. Er will seine Ansicht vom Fußballspiel auf den Platz zu bringen. Analytisch auf den Punkt sorgt er damit bisher bei jedem Gegner für Sorgenfalten.  Taktisch variabel kann seine Mannschaft unterschiedliche Systeme spielen. Im Offensivspiel sind einzelne Spielzüge und eingeübte Kombinationen erkennbar. Es sind diese Momente, in denen ich dankbar bin, dass in Augsburg mit ruhiger Hand gehandelt wird. Welch sein Segen, dass Manuel Baum im Abstiegskampf vorletzte Saison nicht entlassen wurde. Es sind auch diese Momente, in denen auffällt, dass Manuel Baum nun mittlerweile einer der alteingesessenen Trainer der Bundesliga ist. Platz 6 nimmt er mittlerweile ein, wenn man die Trainer der Bundesliga nach der Länge ihrer Amtszeiten sortiert. Die Effekte konstanter Arbeit sind deutlich sichtbar.

Vorfreude auf die kommenden Spiele

Insgesamt sorgt dies dafür, dass ich sportlich das Ende der Länderspielpause herbeisehne. Ich will sehen, was sich Manuel Baum wieder hat einfallen lassen. Ich meine damit nicht seine extravagante Kleidungswahl am Seitenrand (von Columbo-Mantel bis zum übergroßen Sommer-Jacket). Mir geht es um das Ergebnis seiner Arbeit mit der Mannschaft, dass sich deutlich auf dem Feld zeigt. In Augsburg wird Fußball nicht mehr nur gearbeitet (das auch und sehr intensiv), sondern auch gespielt. Welch erfreuliche Entwicklung. Ich hoffe sehr, dass sie anhält und auch zu den verdienten Ergebnissen führt. Wenn der spielerische Glamour nicht verpufft ist für den FCA in dieser Saison noch viel möglich.

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