Weiter, immer weiter

Gute Teams gewinnen die engen Spiele. Der FC Augsburg ist momentan ein gutes Team und er hat über ein Standard-Tor ein enges Spiel gegen Heidenheim gewonnen. Das ist der dritte Sieg in Folge. 32 Punkte sind es auf der Habenseite und 14 Punkte Vorsprung auf den Effzeh aus Köln, der momentan den Relegationsrang einnimmt. Neun Spiele sind noch zu spielen und damit max. 27 Punkte zu holen. Über den Abstieg muss man sich meiner Meinung nach keine Gedanken mehr machen.

Ade Tristesse

Marinko Jurendic wird vom kicker zitiert: „Wir bremsen gar nichts“. Was gibt es da auch zu bremsen? Man nimmt Sonntagvormittag noch einen Tabellenrang ein, der in der kommenden Saison die Qualifikation für die European Conference League bedeuten könnte. Ja, für alle die es noch nicht mitbekommen haben: Platz 8 könnte reichen. Dies liegt daran, dass Deutschland einen weiteren Champions League Platz erhalten könnte, wenn die deutschen Clubs in den Wettbewerben die nötigen Punkte holen. Dies liegt auch daran, dass der Pokalsieger sich ja auch qualifiziert und ein Champions League Teilnehmer den Pokal gewinnen könnte. Es gilt den richtigen Teams in den richtigen Wettbewerben die Daumen zu drücken.

Und der FCA ist mitten drin im Rennen. Nur zur Erinnerung: 2013/14 als es am Ende knapp nicht für Europa reichte, war man zu diesem Zeitpunkt der Saison 8. mit 38 Punkten, 2014/15 reichten die gleichen 38 Punkte sogar für Platz 6. In diesen Jahren musste man aber eben auch mindestens 7. werden, um international zu spielen.

Was ein Sprung

Spätestens nach diesen drei Siegen ist klar, dass sich der FCA deutlich verbessert hat, auch mit Blick auf die Ergebnisseite, im Vergleich zur Vorsaison. Letzte Saison standen 28 Punkte auf der Habenseite. Thorup hat mittlerweile in 18 Spielen 27 Punkte geholt, fast so viele wie Enno Maaßen in der letzten Saison bis zu diesem Zeitpunkt insgesamt.

Jurendic und Thorup unter Spannung. Die beiden sind in jedem Fall noch nicht fertig. (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

Jess Thorup holt seit seiner Ankunft im Schnitt 1,5 Punkte pro Spiel. Was mir aber viel mehr positive Emotionen entlockt? Wir stehen mittlerweile defensiv wieder sehr stabil. Defensive Stabilität war immer ein Kern für sportlichen Erfolg. Erst ist man lange dem ersten „zu Null“-Spiel hinterhergelaufen. Jetzt hat man gleich zwei Mal nacheinander zu null gespielt. Den Gegnern fällt es sichtlich schwer Chancen zu kreieren und der FCA hat mit der Rauten-Formation einen guten Weg gefunden, viel Zentrumskontrolle auszuüben. Wenn er es dann schafft, in Führung zu gehen und der FCA defensiv nachlegen kann, dann läuft man als Gegner gegen einen Viererblock aus Jakic, Gouweleeuw, Uduokhai und Rexhbecaj an. Offensiv fand man schon regelmäßig Wege zum Torerfolg. Defensiv lässt man nicht mehr viel zu. Das ist schon recht komplett in der Darbietung.

Und weiter geht’s

Jurendic sagte weiterhin zum kicker: „Wenn man in einem Flow ist, sollte man diesen aufrecht erhalten“. Yes, Baby. 1,5 Punkte im Schnitt führen bis zum Saisonende zu 45 Punkten und das wäre 2014/15, als wir uns für Europa qualifiziert haben, genug gewesen für Platz 8. Ob es dieses Jahr wieder reichen würde? Man weiß es nicht. Dieses Jahr liegt das Feld auf jeden Fall deutlich enger zusammen. In der letzten Saison hatte Mainz als 9. zum jetzigen Zeitpunkt bereits 37 Punkte.

Und selbst wenn man diese Saison noch nicht in europäische Sphären vorstoßen sollte, so hat sich doch die Perspektive in Augsburg mittlerweile geändert. 2013/14 hat man es auch nicht direkt geschafft. 2014/15 dann aber schon. Der FCA hat nun recht früh beste Planungsmöglichkeiten für die kommende Saison und ich bin gespannt, was Jurendic/Thorup mit einer ganzen Sommerpause. Es wird in jedem Fall immer einfacher, Spieler davon zu überzeugen, dass es eine gute Idee ist, nach Augsburg zu wechseln. Es liegen in jedem Falle erstmal positive Perspektiven vor uns. Und in den kommenden Spielen die Vorfreude auf weitere positive Überraschungen und nicht die Angst vor akutem Abstiegskampf.

Jetzt kommt es darauf an

5 Spiele hat der FC Augsburg nach der Winterpause gespielt und 5 Punkte geholt. Was erstmal nicht nach einer riesen Ausbeute klingt, ist angesichts der Gegner genau im Erwartungshorizont. Ein einfaches Spiel war nicht dabei. Platz 11 nach 21 Spielen mit 23 geholten Punkten sind beachtlich. Wenn man den missglückten Start in die Betrachtung einbezieht, ist die sportliche Positionierung stark.

Wohin jetzt?

Man kommt nicht umhin sich zu fragen, was das mit dem FC Augsburg in dieser Saison noch wird. Ich habe Trainer Jess Thorup auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Mainz direkt zu dem Ziel des Teams basierend auf dieser Ausgangssituation gefragt. Es schien, als ob er mit der Frage so nicht gerechnet hätte. Man will weiter von Spiel zu Spiel schauen. Nun als erstes gegen Mainz auswärts gewinnen.

Ich habe darauf hin nachgefragt, ob er nicht befürchtet, dass es auf Grund der tabellarischen Situation zu einem Druckabfall kommen könnte. Jess Thorup stellte darauf hin klar, dass intern sehr wohl ambitionierte Ziele vorhanden wären und jeder Spieler wüsste, worum es insgesamt geht. Also: Intern gibt es sehr wohl einen klar formulierten Anspruch und eine Zielsetzung für die Saison. Nur nach außen kommunizieren wird man diese nicht, um sich keinen zusätzlichen Druck zu machen. Und so wie wir Jess Thorup kennengelernt haben, geht der Blich intern sicher nicht nach unten.

Wer nach oben will…

… der muss auswärts gegen Mainz gewinnen. Ich gehe sogar noch weiter. Es muss dem FCA gelingen, gegen Mainz nicht nur zu gewinnen, sondern den Mainzern ihr Spiel aufzuzwingen. Intensiv, im Pressing und Abschluss. Das bedeutet auch, dass sich der FCA endlich mal keine Aussetzer in der Defensive z.B. bei Standardsituationen erlauben darf.

Wenn es nach oben gehen soll, gilt es die letzten Unsicherheiten z.B. bei Finn Dahmen und den hohen Bällen abzustellen. (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

Es ist seit einer ganzen Weile erstmal wieder ein richtungsweisendes Spiel. Darmstadt war heimstark, eklig. Mainz hat zwar jetzt einen neuen Trainer, aber die Zeit war kurz und die Tabelle spricht für sich. Es kann keine Ausreden geben.

Das beste Team

Jess Thorup ist dabei ein Trainer, der – obwohl er immer wieder die Bedeutung des Konkurrenzkampfs in der Mannschaft für die Entwicklung der Spieler betont – grundsätzlich seiner Stammelf vertraut. Er hat im Zuge der Pressekonferenz hier auch betont, dass es nicht darum geht, einzelnen Spielern Minuten aus pädagogischen Gründen zu geben, sondern das beste Team auf dem Rasen zu haben. Man mag sich fragen, ob das beste Team gegen Leipzig auch das beste Team gegen Mainz ist. Die Gegner verfolgen unterschiedliche Ansätze und vielleicht ist nicht mehr das gleiche Personal das passende?

In jedem Fall wird es für Jess Thorup entscheidend sein, ein Team auf den Rasen zu schicken, dass auch in der ersten Halbzeit auswärts die Oberhand gewinnen und in Führung gehen kann. Gerade auswärts war die Herangehensweise dann doch eher abwartend in den letzten Spielen und man ist grundsätzlich immer in Rückstand geraten. Mit oder ohne Wechsel in der Aufstellung: das gilt es zu ändern.

Euphoriewelle am Start?

Lieber niedrige Erwartungen setzen und diese dann übertreffen. Da bin ich ja gerne dabei. Ab einem gewissen Punkt wird Tiefstapelei aber nicht mehr glaubwürdig sein. Ich hoffe, der FCA kommt sehr schnell an diesen Punkt. Ich blicke schon seit einiger Zeit sehr positiv auf die sportliche Entwicklung unter Jess Thorup und wenn der FCA jetzt, in den Spielen gegen potentiell schwächere Gegner, weiter fleißig Punkte sammelt, wird die Saison sich vielleicht sowieso verselbstständigen. Endlich mal kein Abstiegskampf. Endlich mal genießen und feiern.

Heute gegen Mainz wird sich zeigen, ob dieses Team in der Lage ist, seine Hausaufgaben zu erledigen. Ich bin schon seit Tagen angespannter als sonst. Ja, es ist nur ein Spiel. Ein Spiel, das wie kaum eines interessant ist, um zu sehen, ob wir uns selbst etwas vorgemacht haben. Oder, ob wir träumen dürfen.

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