Eben doch graue Maus

Eigentlich versuche ich das zu vermeiden. Ich will mich nicht zu sehr darüber aufregen, was über den FC Augsburg irgendwo geschrieben steht. Die meisten Menschen in diesem Land beschäftigen sich nicht sehr intensiv mit Fußball, schon gar nicht mit dem FC Augsburg. Gerade wenn der Rest der Republik auf Augsburg schaut, dann erfolgt das oft oberflächlich oder in Randnotizen. Andererseits ist Fußball für einige immer noch die schönste Nebensache der Welt und für mich als Fan des FC Augsburg steht der FCA im Mittelpunkt. Und wenn in meiner Fußball-Bubble ein Leitmedium wie die 11Freunde einen Artikel wie „Nie mehr graue Maus?“ veröffentlicht, dann mag ich mich damit näher auseinandersetzen. Gerade weil falsche Darstellungen dieses Artikel sich dann auch in der Berichterstattung rund um den FC Augsburg niederschlagen.

Fehldarstellungen um neues Geld

Aufhänger des Ganzen ist die Transferoffensive im Winter gewesen. Autor Felix Rösen nagelt seine Thesen schon nach 5 von 7 Neuzugängen an die Wand. Er erkennt einen „Kurs­wechsel durch Inves­to­ren­ein­stieg“ und konstatiert: „2021 hat der Klub schließ­lich eine nicht uner­heb­liche Finanz­spritze bekommen.“ Dies verbindet er mit dem Einstieg von US-Investor David Blitzer beim FC Augsburg. Hier gibt es mittlerweile eine richtigstellende Klammereinfügung im Artikel, dass der Einstieg von David Blitzer nicht mit neuem Kapital für den FC Augsburg einherging. Immerhin. Neues Geld hat der FCA definitiv keines bekommen.

Kann man denn von einem Kurswechsel mit Blick auf die Transfers sprechen? Das wäre aus meiner Sicht nicht angebracht. Hier gab es mit Rekord-Transfer Ricardo Pepi im letzten Winter einen Ausreißer. Viel Geld hatte man für Pepi gezahlt und wenn man dieses aus der Addition herausnimmt, ändert sich schlagartig die Gesamtdarstellung. Dieses Experiment hat nun nicht geklappt und Pepi wurde mittlerweile nach Groningen ausgeliehen. In diesem Winter ist die Anzahl der Neuzugänge vielzählig. Allerdings ließ man auch einige Spieler ziehen und erzielte im Saldo sogar einen Transferüberschuss. Zusammenfassend war viel los, aber es hat nicht viel gekostet. Kein einziger Transfer, der an einen Koubek, Hinteregger oder Uduokhai betragsmäßig heranreichen würde und einen Strategiewechsel begründen würde. Zumindest nicht in der Form, wie es der Autor hier tut.

Während Renato Veiga feiert, sieht man im Hintergrund Tomas Koubek. Auch in der Vergangenheit hat der FCA schon ordentlich Geld ausgegeben, aber nicht immer mit Erfolg. (Photo by Adam Pretty/Getty Images)

Kurswechsel über die Transfers hinaus?

Nun war ja in der 11Freunde über einen Kurswechsel in der Gesamtheit zu lesen durch den Einstieg von US-Investor David Blitzer. Abseits des Transfers von Ricardo Pepi ist dieser wohl kaum begründbar. Wenn man einen Kurswechsel erkennen mag, dann doch eher in die gegensätzliche Richtung. Präsident Klaus Hofmann, der Blitzer an Bord geholt hatte, ist nicht mehr Präsident des Vereins. Hier hat nun Markus Krapf übernommen. Dadurch wurde die Distanz zwischen Verein und Fans verringert und die Kommunikation intensiviert. Die Investoren haben seit vielen Jahren zum ersten Mal keinen direkten Einfluss über eine Personenidentität in der Rolle des Vereinspräsidenten.

An dieser Stelle ist nun auch die Stellung von US-Investor David Blitzer zu relativieren. Er hat eine Minderheit der Anteile an der Investorengesellschaft des FC Augsburg übernommen, die seit nunmehr über 20 Jahren besteht. Diese Investorengesellschaft hat, wie das durch die 50+1 Regelung in Deutschland festgelegt ist, eine Minderheit der Stimmrechte in der KGaA des FC Augsburg. Letztverantwortliche entscheidende Personen beim FC Augsburg sind weiterhin die Vertreter des e.V. und operativ in diesem Fall der sogenannte Präsident. Die Zitate hierzu aus dem Artikel von 11Freunde zum autokratischen Führungsstil sind entsprechend überholt, weil es im Amt des Präsidenten eine Änderung gab. Aber zumindest passen sie zur – falschen – Geschichte.

Wilde Hoffnungen sind unbegründet

Nun transportiert der Artikel Hoffnungen, die so nicht mit der Realität zusammen zu bringen sind. Man könnte hier fast herauslesen, dass der FCA einem Leipziger Konstrukt nacheifern will und versucht oben anzugreifen. Dem ist nicht so. Die jungen Transfers, die ein entsprechendes Talent wohl zum FCA mitbringen, müssen alle noch zeigen, dass sie sich in Augsburg und in der Bundesliga durchsetzen können. Es sagt dann doch einiges über die Mannschaft des FC Augsburg aus, dass sich hier Chancen direkt ergeben haben. Die Qualität war an einigen Stellen verbesserungswürdig. Und wenn sie einschlagen, wird man sie auch wieder ziehen lassen müssen. Der Vergleich mit Mainz oder Freiburg ist hier passend.

Und auch Enno Maaßen hat positive Ansätze gezeigt. Mehr aber auch noch nicht. Seine Mannschaft ist weiter in der Entwicklungsphase und es braucht weiterhin Geduld. Hier wird sich zeigen, ob der FC Augsburg diese aufbringen wird, auch wenn es mal eine schwierige Phase gibt und mal schlechter läuft. Dann gilt es den Mechanismen der Industrie zu trotzen. In den letzten Jahren hatten Trainer dementgegen keine allzu lange Halbwertszeit in Augsburg.

Es wäre wahrlich ein Kurswechsel beim FCA, wenn man mal wieder Stabilität auf dem Trainerposten hätte. (Photo by Adam Pretty/Getty Images)

Zurück zu sportlicher Stabilität

Unter Markus Krapf würde ich nun rund um den FCA sogar mitgehen, wenn von einem sanften Kurswechsel gesprochen würde. Dies betrifft allerdings weniger die Transferausgaben. Einerseits hoffe ich, dass die Trainer-Rochaden der Vergangenheit angehören und man sportlich zur Stabilität der ersten Bundesligajahre wieder zurückkehrt. Andererseits gehe ich davon aus, dass wieder etwas mehr Bodenständigkeit einkehrt. Es wird mehr miteinander geredet und zusammen an der Vision des FC Augsburg gearbeitet.

Dazu passt dann sogar, dass nun von Seiten des FCA öffentlich kommuniziert wurde, dass man sich in die TOP 10 in Deutschland entwickeln und dort festsetzen will. Weder oben noch unten mitspielen, die Großen ärgern und sich von den Aufsteigern absetzen. Die Früchte der vielen Jahre in der Bundesliga und des strukturellen Aufbaus ernten. So zwischen allen durchrutschen ohne sich Sorgen machen zu müssen. Ganz langweilig eigentlich. Eben doch wie eine graue Maus.

Habemus Praesidem

Nach fast 4 Monaten hat der FC Augsburg eine lange vakante Stelle im Verein neu besetzt. Mit Markus Krapf übernimmt nun ein waschechter Augschburger das Präsidentenamt und kehrt in den Schoß der FCA-Familie zurück. An dieser Stelle möchten wir – Birgit und Andy – euch unseren neuen Präsidenten gerne kurz vorstellen.

Vom Fan zum Geschäftsführer

Markus Krapf, auch bekannt als „Max“ oder „Maxe“, wurde am 8. Dezember 1971 in unserer wunderschönen Fuggerstadt geboren. In seiner Kindheit war er Domsingknabe und legte in St. Stephan das Abitur ab. Danach studierte er an der Universität Augsburg Germanistik und Politikwissenschaften auf Lehramt, doch nach dem 1. Staatsexamen merkte er recht schnell, dass er sich eine Zukunft als Lehrer überhaupt nicht vorstellen konnte. Der Sportjournalismus reizte ihn viel mehr und so nahm er schließlich eine Stelle als Volontär bei einer TV-Produktionsfirma in München an.

Zum FC Augsburg kam Max, als dieser nicht nur sportlich am Boden lag. Nach dem Lizenzentzug des FC Augsburg im Jahr 2000 stieg der Club von der Regionalliga Süd in die Bayernliga ab. Dies nahm sich Krapf mit einigen Freunden zum Anlass, „zu unserem Verein zu gehen und mitzuhelfen“. Zusammen entwickelte man den Stadionkurier, gründete die FC-Allstars Band und spielte auf diversen Festivals. Unter anderem schrieben sie im Jahr 2000 auch die bekannte FC Augsburg Fußballhymne „So was Großes“.

Noch heute wird diese Hymne gerne gespielt

Kurz: Max Krapf war ein engagierter Fußballfan, der seinen angeschlagenen Verein unterstützte. Im Jahr 2002 wurde sein Engagement schließlich von oberster Stelle belohnt. Kein Geringerer als FCA-Präsident Walther Seinsch nahm mit dem damals 31 Jährigen Kontakt auf und bot ihm die Stelle als Geschäftsführer und Manager des Vereins an. Zuerst lehnte Markus noch ab, da er über keinerlei Wirtschafts- oder Managerkenntnisse verfügte. Doch Seinsch ließ nicht locker und so nahm Max die Offerte doch noch an.

Im Juli 2002 trat er schließlich den vielseitigen Job an. Das Aufgabenfeld umfasste eigentlich alles, was in der Geschäftsstelle anfiel. Von Kaderplanung, über Spielerverträge, Wohnungssuche für die Spieler und der Leitung der Geschäftsstelle war alles dabei. Auch dass man das FCA Logo mit der Zirbelnuss und dem lang gezogenen A heute auf der Brust der Spieler bewundern darf, haben wir Max zu verdanken. Denn dieses wurde 2002 von ihm reaktiviert, nachdem man zwischenzeitlich ca. 6 Jahre lang ein unbeliebtes, rundes Logo hinnehmen musste, das den FC Bayern zum Vorbild hatte.

Vom Geschäftsführer zum Wirt

Natürlich wissen wir alle, wie die Geschichte sportlich ausging. Nach und nach kletterte der FC Augsburg nach oben und schaffte im Jahr 2006 schließlich den Aufstieg in die 2. Bundesliga. Endlich war der Profifußball nach 23 Jahren zurück in der Fuggerstadt!

Doch auch im privaten Bereich fand der Geschäftsführer sein Glück. Nachdem er seine heutige Ehefrau Irene bereits beim FCA kennen und lieben gelernt hatte, bekamen die beiden in jenem Jahr ihren gemeinsamen Sohn Max. Auch Irene Krapf ist bei unserem Herzensverein keine Unbekannte, denn sie ist seit dem vergangenen Jahr Mitglied des Augsburger Ehrenrats. Zudem betreibt sie mit ihrem Gatten unter anderem die allseits bekannte Rosenaugaststätte und den 11er Biergarten in der Rosenau.

Im Jahr 2006 wurde es Markus Krapf schließlich zu viel und nachdem er 2007 noch einmal kurzfristig beim FCA ausgeholfen hatte, legte er seine Tätigkeiten beim Verein vollständig nieder. Anschließend erfüllt er sich einen Traum. Er eröffnete seinen eigenen Gastronomiebetrieb – die 11er Fußball.Kultur.Kneipe in der Dominikanergasse. Dies ist im Übrigen keine FCA-Gaststätte, sondern eine Fußballkneipe. Darauf legt der Fußballwirt großen Wert. Hier ist jeder willkommen, der es mit dem Fußball hält, egal, welche Farben er oder sie trägt. Gute Laune und eine mitreißende Stimmung sind garantiert.

Abseits des täglichen Lebens

Nahezu sämtliche Spiele des FC Augsburg sieht sich Max in der heimischen WWK Arena an, für die er eine Dauerkarte und eine VIP-Karte besitzt. Noch immer ist unser neuer Präsident FCA-Fan mit Leib und Seele und wann immer es ihm möglich ist, ist er auch auswärts mit dabei, um das Team zu unterstützen.

Sein umfängliches Fachwissen im Bereich Fußball und natürlich FC Augsburg gibt er in dem bekannten Podcast „Feuer und Flamme“ weiter. Jeden Montag analysierte Maxe dort zusammen mit FCA-Stadionsprecher Rolf Störmann und a.tv-Sportchef Tom Scharnagl die Spiele des FC Augsburgs. Aber dies ist nicht die einzige Reihe, in der man die Stimme unseres neuen Präsidenten zu hören bekommt. Seit 2021 ist er Teil der Podcastfolgen von „Stadtteilgespräche“, in der er mit Oberbürgermeisterin Eva Weber wichtigen Themen auf den Grund geht, die die Augsburger*innen beschäftigen.

Als wäre das alles noch nicht genug, ist Markus Krapf auch noch Redakteur des Augsburger Stadtmagazins „Neue Szene Augsburg“, dessen Geschäfte unter anderem von FCA-Aufsichtsrat Walter Sianos geführt werden. Hier schreibt der heute 50 Jährige natürlich über den FCA, aber auch über Sport im Allgemeinen oder Politik. Zusammen mit seinem Freund und Kollegen Sianos sowie Florian Eisele, Andreas Schäfer und Tillmann Horch schrieb er zudem das Buch „111 Gründe den FC Augsburg zu lieben“.

Ausblick

Die Wahl von Max Krapf zum Präsidenten des FC Augsburg e.V. ist eine Besinnung auf die alten Augsburger Tugenden und ein Schritt weg vom Investorenverein.

Doch die Erwartungen und auch die Aufgaben sind – anders als zu Krapfs erster Zeit beim Club – umfangreicher und vielfältiger. Heute spielt der FC Augsburg seit 11 Jahren erfolgreich in der ersten Bundesliga. Sowohl Fans als auch die Verantwortlichen und die Stadt sind stolz darauf, ein Standort im Profifußball zu sein. Das will man natürlich auch in Zukunft bleiben. Verein und Infrastruktur sind gewaltig gewachsen.

Das Präsidentenamt ist eine Mammutaufgabe, die von Krapf erfordern wird, auch mal ein Foto mit einem Maskottchen auszulassen, weil das Amt ein gewisses Format erfordert. Krapf wird dabei weiterhin eine gewisse Prolligkeit zur Schau stellen, die ihm Authentizität verleiht und sympathisch macht. Im Kreis der Großen in der Bundesliga bleibt zu hoffen, dass er den FCA dennoch professionell vertritt. Er muss zeigen, dass er Ernst zu nehmen ist. Im Außenauftritt und in der Kommunikation ist ihm ein glückliches Händchen und das nötige Feingefühl zu wünschen. Es wird schwer für ihn werden, Kritikern offen zu begegnen und für Integration zu sorgen, gerade auch weil die Beziehungen z.B. zwischen den Fangruppen teilweise schon angespannt sind. Seine vorherigen Tätigkeiten und gerade auch seine Äußerungen in den Podcasts werden ihn an der ein oder anderen Stelle einholen. Und von Investorenseite wird auch Klaus Hofmann weiterhin versuchen seine Interessen zu vertreten und ab und zu dazwischen funken.

Die Zukunft wird zeigen, wie Markus Krapf sich schlagen wird. Die Hoffnungen der Fans sind groß, dass sich endlich alles zum Positiven wendet, denn die letzten Monate waren für ein Fanherz nur sehr schwer zu ertragen. Ob Krapf getreu seinem Motto „Lerne von gestern, lebe heute und plane für morgen“ handelt, werden wir daher schon bald zu sehen bekommen.

Der neue Präsident des FC Augsburg

Im Mai rieben sich alle FCA Fans regelmäßig verwundert die Augen. Am 13.05.2022 – kurz vor dem Abschied von Trainer Markus Weinzierl – trat Vereinspräsident und Geschäftsführer Klaus Hofmann überraschend aus gesundheitlichen Gründen von all seinen Ämtern zurück. Alleinig seine Anteile an der Hofmann Investoren GmbH hält er weiterhin. Nicht ganz vier Monate nach diesem Paukenschlag wurde nun eine der seither vakanten Positionen besetzt. Der Aufsichtsrat des FC Augsburg 1907 e.V. hat Markus Krapf als neuen Vorstandsvorsitzenden bestellt.

Markus Krapf, auch bekannt als der Fußballwirt „Max“, tritt als Präsident in die Fußstapfen von Walther Seinsch und Klaus Hofmann. Mit Krapf bekommt der FC Augsburg einen Präsidenten, der sehr mit dem Verein und seiner Historie verbunden und zum ersten Mal seit dem Verkauf der Anteile an Walther Seinsch zu Beginn der 2000er Jahre kein Investor ist. Der FCA hat dem gebürtigen Augsburger Krapf einiges zu verdanken. Krapf hatte dabei geholfen, den FC Augsburg zurück ins Profigeschäft zu führen, als er zwischen 2002 und 2007 als Geschäftsführer und Manager aktiv war. Danach hatte er mit dem 11er eine Fußballkulturkneipe in Augsburg gegründet, für das Stadtmagazin „Neue Szene“ gearbeitet und umtriebig an einigen Podcasts mitgewirkt. Dem FCA ist er in all der Zeit verbunden geblieben.

Eine einfache Aufgabe hat Krapf allerdings nicht vor sich. Der FCA befindet sich in einem unruhigen Fahrwasser. Sportlich läuft es derzeit nicht rund; der Sportdirektor steht in der Kritik. Keine leichte Situation, die einiges an Fingerspitzengefühl bedarf, vor allem auch, was den Umgang mit den Fans angeht. Nicht umsonst hallten im letzten Heimspiel Pfiffe von den Rängen und auch von der UBT. Hinzu kommen einige ungeklärte Fragestellungen, die Klaus Hofmann dem FC Augsburg bzgl. seiner Investorensituation hinterlassen hat.

An dieser Stelle gratuliert das komplette Team der Rosenau Gazette Max Krapf sehr herzlich zum Erhalt des Präsidentenamtes. Wir wünschen ihm viel Kraft und Erfolg für die anstehenden Aufgaben und stellen ihn zeitnah in einem Porträt näher vor.

Abseits des Platzes: Die Funktion des Klaus Hofmann

Wie der FC Augsburg tickt und funktioniert und wie er rechtlich aufgestellt ist, sind zwei unterschiedliche paar Schuhe. Noch unter Walther Seinsch war es so, dass alle wesentlichen sportlichen Entscheidungen (z.B. Spielerverpflichtungen) einhellig von ihm, dem jeweiligen Manager und Trainer als Dreigestirn getroffen wurden. Unter Klaus Hofmann ist nicht mehr ganz so klar, wie sehr er sich in diese Prozesse einbringt, allerdings ist er wohl in die Geschäfte des FC Augsburg tief involviert. Gerade erst jetzt hat Robert Götz in der Augsburger Allgemeinen festgehalten, dass Klaus Hofmann „als Chef des FC Augsburg grünes Licht für die Beurlaubung von Trainer Dirk Schuster (gab)„. Mir stellt sich die Frage. in welcher Funktion er das tut?

Klaus Hofmann ist Präsident des FC Augsburg e.V. der – über eine Beteiligungsgesellschaft – Anteile an der FC Augsburg 1907 GmbH & Co.KGaA hält und die Mehrheit der Stimmrechte halten muss, auf Grund der Regelungen, die als „50+1“ bekannt sind. Klaus Hofmann ist zusätzlich Geschäftsführer der Hofmann Investoren GmbH, deren Zusammensetzung Robert Götz in der Augsburger Allgemeinen ausführlich beleuchtet hat. Nun hält der FC Augsburg e.V. 50.000 Anteile während Klaus Hofmann über die Investoren GmbH über 8,2 Millionen Anteile verfügt. Wenn er nun in die Geschäfte der KGaA eingreift, für wen tut er das dann? Auf der Vereinswebsite wird er als Vorstandsvorsitzender ausgewiesen, explizit unter der KGaA (siehe Adresse oben):

Übersicht von der FCA Webseite

Eine Position bei der FC Augsburg 1907 GmbH & Co.KGaA ist für mich nicht ersichtlich. Der Profispielbetrieb sollte im Verantwortungsbereich der Geschäftsführer dieser Gesellschaft liegen, die wiederum von deren Aufsichtsrat kontrolliert wird.

Offiziell wird die FC Augsburg KGaA von den drei Geschäftsführern Michael Ströll, Peter Bircks und Stefan Reuter geführt. Diese Geschäftsführer müssen sich gegenüber einem vierköpfigen Aufsichtsrat verantworten. Die Besetzung des Aufsichtsrats am Ende der letzten Saison zeigt eine deutliche Verschiebung im Machtgebilde des FCA. Walther Seinsch hatte den Aufsichtsrat mit langjährigen Fans des FC Augsburg besetzt, die nun im Zuge der Umstrukturierung Platz gemacht haben. Was bei vielen dieser Personen im Vordergrund ihres Engagements stand, war der Club selbst. Verein darf man an dieser Stelle ja schon gar nicht mehr schreiben, da es sich um den Aufsichtsrat der KGaA handelt. Das es dabei in der Welt des Fußballs immer wieder zu Vermischungen kommt, und Aufsichtsräte Funktionen übernehmen, die über eine reine Kontrollfunktion hinausgehen, ist nichts neues. Clemens Tönnies ist in dieser Hinsicht auf Schalke wohl ein besonders abschreckendes Beispiel. Aber auch in Augsburg wird von den Aufsichtsräten mehr als nur eine reine Kontrollaufgabe erwartet. Der Verein formulierte dies in der entsprechenden Presseerklärung wie folgt:

Durch diese Neubesetzung ist es unter anderem das Ziel, den FCA im Bereich der Auslandsvermarktung breiter aufzustellen und das Netzwerk der Unternehmer und Finanzexperten für den Klub zu nutzen.

Der prominenteste Name in der Riege der neuen Aufsichtsratmitglieder ist dabei wohl Marcus Höfl, der seit Jahren Manager von Franz Beckenbauer ist. Franz Beckenbauer steht dabei wie kein anderer im deutschen Fußball für zweifelhaftes Verhalten rund um die WM 2006. Wenn Marcus Höfl ein riesiger FCA Fan sein sollte, so ist mir dies bisher entgangen. In einer der Kurven dieser Republik habe zumindest ich ihn nicht getroffen. Mir persönlich wäre allerdings wichtig, dass die Mitglieder des Aufsichtsrats sich hauptsächlich durch ein nachhaltiges Interesse an unserem Club auszeichnen. Bei ihrer Kontrollfunktion sollten sie genau diesen Club im Blick haben und nicht ihre persönlichen wirtschaftlichen Interessen. Wenn kritische Situationen anstehen sollten, dann interessiert mich weniger die Auslandsvermarktung in Asien, als das die Aufsichtsratsmitglieder ihre Kontrollfunktion gewissenhaft übernehmen.

Wenn man sich nun die aktuelle Besetzung des Aufsichtsrats anschaut und feststellt, dass hier nur noch Vertreter der Investoren GmbH einen Sitz haben, dann stellt sich doch direkt die Frage, wie der FC Augsburg e.V. die Umsetzung von Entscheidungen im Sinne seiner Stimmmehrheit bei der KGaA sicherstellt. Eine offizielle Kontrollfunktion ist durch mangelnde Vereinsvertreter im Aufsichtsrat nicht mehr gegeben. Das mit Peter Bircks ein Aufsichtsrat des e.V. Geschäftsführer bei der KGaA ist, verschärft die Interessenskonflikte nur weiter.

Was sind die Schlussfolgerungen aus den vorherigen Ausführungen? Die 50+1 Regel verbietet es Kapitalanlegern die Mehrheit der Stimmrechte zu übernehmen. Wenn der Kapitalanleger sich allerdings parallel nun zum Präsidenten des Vereins wählen lässt, dann sollten wir uns alle eingestehen, dass 50+1 dadurch ausgehöhlt wird. 50+1 ist somit in Augsburg schon seit dem Einstieg von Walther Seinsch tot. Dies sind mittlerweile 16 Jahre. Der einzige Unterschied ist in diesem Zusammenhang, dass Klaus Hofmann zumindest für den gemeinen Augsburger sympathischer daherkommt als Dietmar Hopp oder Martin Kind. Seitdem haben wir in Augsburg Erfolg und trotzdem mahne ich die Strukturen an. Warum?

Ich bin kein blinder Vertreter der 50+1 Regel. Allerdings geht es mir darum sicherzustellen, dass Strukturen personenunabhängig funktionieren. Momentan sind die Gesellschafter im Aufsichtsrat der KGaA ruhig und lassen die Beteiligten arbeiten. Momentan wirkt Klaus Hofmann zudem wie der Präsident der nächsten 20 Jahre. Aber – seien wir ehrlich – wir haben alle schon Traumehen scheitern und Rosenkriege ausbrechen sehen. Im Fall des Investorenkonstrukts beim FCA ist zudem viel Geld im Spiel. Wenn in dieser Hinsicht etwas passieren sollte, dann mache ich mir unter den momentanen Gegebenheiten Sorgen. Der FC Augsburg e.V. könnte seinen (investorenunabhängigen) Einfluss bei der KGaA von heute auf morgen verlieren. Ich bin Mitglied beim FCA. Mir macht das Sorgen. Ich würde gerne im Aufsichtsrat der KGaA eine Zusammensetzung nach den Stimmrechten sehen, d.h. dass Vereinsvertreter die Mehrheit im Gremium haben und zusätzlich den Vorsitzenden stellen. Mit Vereinsvertretern meine ich Personen, die nicht über ein Investment anderweitig am FCA beteiligt sein dürfen. Einen obligatorischen Fanvertreter würde ich mir in diesem Zusammenhang wünschen. In diesem Zusammenhang wäre dann auch zu klären, welchen Einfluss der Präsident des FC Augsburg e.V. auf die Geschäfte der KGaA hat.

Darüber hinaus sollten wir vereinsseitig überlegen, wie es uns möglich ist, zukünftig Anteile an der FC Augsburg 1907 GmbH & Co.KGaA zurückzukaufen. Hier sollten wir unseren Präsidenten damit beauftragen, in unserem Interesse ein Modell zu erarbeiten, um langfristig wieder selbst einen höheren Kapitalanteil zu übernehmen. Um an zukünftigen Kapitalerhöhungen relevant zu partizipieren, wäre dies essentiell.

Im Zusammenhang mit der Jahreshauptversammlung vor kurzem wurde vor allem über die glorreichen Geschäftszahlen berichtet (Umsatz! Gewinn!). Es sollte mittlerweile klar geworden sein, dass der FC Augsburg insgesamt kein Start-Up mehr ist. Wir sind ein gewachsener Mittelständler und sollten unsere Strukturen auch im Bereich der Unternehmensführung und -kontrolle an diese Gegebenheiten anpassen. Wenn sich der FCA mit einer veränderten Aufsichtsratsbesetzung eine Art Think Tank schafft, dann könnte dies sogar zu zusätzlichen Verbesserungen in der Zukunft führen. Einem prominenten Platz für die gesammelten Faninteressen sollte doch auch der Präsident der Kurve nicht ablehnend gegenüber stehen. Ich bin gespannt, was sich in dieser Hinsicht in der Zukunft tut, denn Klaus Hofmann hat in der Jahreshauptversammlung auch für sich selbst die Latte hochgelegt:

Wer keine Lust mehr hat, zu lernen und besser zu werden, hat keinen Platz mehr beim FC Augsburg.

Und uns allen sollte daran gelegen sein, dass der FCA in der ersten Liga kein vorübergehender Teilnehmer wird und wieder in der Niederungen von Fußballdeutschland verschwindet, wie dies schon vielen anderen Vereinen vorher passiert ist. Dafür denke ich dann auch gerne über die ferne Zukunft nach. Wer sich ein Erbe schafft, der sollte frühzeitig sicherstellen, dass es auch bewahrt wird.

Custom App
WhatsApp
WhatsApp
Custom App

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen