Das Debakel vermieden

In diesen Tagen kommt es einem vor, als ob einige Jahre vergangen wären. Derweil sind nur ungefähr 18 Monate vergangen, seit der FC Augsburg Ricardo Pepi vom FC Dallas für 16 Millionen EUR verpflichtet hat. Einher mit der Verpflichtung ging Social Media Hype, der auch den Einzug in den Europapokal hätte begleiten können, geschürt vom Augsburger Social Media Team selbst. Man hatte ein amerikanisches Super-Duper-Stürmertalent gelandet und schrie es in die Welt. Es war drüber und es wurden genug Worte darüber verloren.

Wenn man nun vergleicht, mit welcher Ruhe der FCA in den vergangenen Wochen seine Neuzugänge unter Dach und Fach brachte, und diese zwar vorstellte, sich dafür aber nicht übermäßig beweihräucherte, dann ist die Änderung spürbar. Im Hintergrund wurde dabei in den vergangenen Wochen auch an einem erneuten Transfer von Ricardo Pepi gearbeitet, der in diesen Tagen offiziell verkündet wurde. Diesmal ging es um seinen Abgang. Pepi wird zu PSV Eindhoven wechseln und es ist für alle das Beste.

Ankommen und Wohlfühlen

Zurück zu Pepis Verpflichtung. Als er ankam, hätte die Situation einfacher sein können. Pepi, der kurz nach seinem Wechsel gerade einmal 19 Jahre alt wurde, spürte den Druck und zeigte sich verunsichert. Was sollte man auch von einem Kerl in seinem Alter erwarten, der das erste Mal auf einem neuen Kontinent in einem neuen Kulturkreis lebte. Dazu rutschte die Mannschaft von Markus Weinzierl Stück für Stück in den Abstiegskampf. Am Ende der Saison war es viel Krampf, Präsident Klaus Hofmann trat zurück, der Trainer trennte sich vom Team. Unter Enno Maaßen kam Pepi dann zwar zum Einsatz, wollte aber trotzdem weg und Spielpraxis sammeln. Kurz vor Ende der Transferfrist wurde er vom FCA nach Groningen in die Eredivisie verleihen. In Augsburg bis dato alles ein großes Missverständnis.

Rein sportlich lohnte sich die Leihe für Pepi. In 29 Partien für ein sportlich schlechtes Team, war er der beste Spieler und kam auf 15 Torbeteiligungen (12 Tore und 3 Assists). In den Niederlanden war er auf einmal in Europa angekommen und fühlte sich wohl. Groningen wird Pepi verlassen, in den Niederlanden will er aber auf jeden Fall bleiben. Man mag es ihm nicht verübeln (auch wenn die Kommunikation seines Beraters professioneller hätte sein können). Dass es für ihn wichtig sein wird, weiter zu spielen und sich wohlzufühlen, ist für ihn eine wertvolle Erkenntnis. Das man es nicht mehr in Augsburg probieren zu braucht, für beide.

Ricardo Pepi im Trikot des FC Groningen: für ihn eine Erfolgsgeschichte (Photo by PIETER STAM DE JONGE/ANP/AFP via Getty Images)

Wirtschaftliche Befreiung

Der ursprüngliche Transfer zeigt auf, wie gefährlich das Spiel mit großen Transfers für einen Club wie den FCA ist. War man auch schon mit der Verpflichtung von Tomas Koubek daneben gelegen und hatte zum Zeitpunkt der Verpflichtung keinen verlässlichen Bundesliga-Stammkeeper gefunden, war das Risiko bei Ricardo Pepi noch größer. 16 Millionen stellten den von der Ablösesumme her größten Transfer der Vereinsgeschichte dar. Der muss sitzen. Als FCA, mit den weiterhin wirtschaftlich bescheidenen Möglichkeiten, musst Du in der Größenordnung richtig liegen. 16 Millionen zu verballern kann sich ein Verein, der in den letzten Jahren auch nicht in der Lage war, Talente zu entwickeln und regelmäßig teurer weiterzuverkaufen, nicht erlauben.

Wirtschaftlich ist der Weiterverkauf an PSV Eindhoven nun ein echter Befreiungsschlag. Der FCA erhält um die 10 Mio. EUR für einen Spieler, der nicht fehlen wird, weil er bisher nicht Teil des Teams war. Zudem winkt ein weiterer Erlös in der Zukunft, wenn PSV Pepi an einen größeren Club abgeben wird. Das Geld kann man gut gebrauchen, denn der Kader hat das ein oder andere Loch, das es noch zu stopfen gilt, z.B. auf der rechten Schiene. Es erlaubt dem FCA nun, in aller Ruhe Entscheidungen für den Verein zu treffen und zwingt nun auch Clubs wie Eintracht Frankfurt bei Ermedin Demirovic, das Sparschwein zu zerbrechen, so sie ihn den wirklich wollen.

Pragmatisch nach vorne

Die Entscheidung des FC Augsburg ist dann auch eine des großen Pragmatismus. Man träumt nicht weiter davon, dass ein Top-Talent wie Pepi, den Sprung zu einem großen Club vom FCA aus schafft. Man muss nun nicht, während einer erneuten Leihe, darauf hoffen, dass Pepi fit bleibt und performt. Auch besteht kein Druck, dass Pepi vielleicht doch noch in Augsburg ankommt. Augsburg ist nun eben nicht für alle die richtige Station. In diesem Fall war sie es nicht.

Der FC Augsburg hat auch dann, als Pepis Berater seinen Abgang forcieren wollte, die Ruhe bewahrt und nicht zurück gefeuert. Nun nach Saisonende wurden Hausaufgaben gemacht und die Trennung besiegelt. Es befreit den FCA von einer weiteren Altlast aus den Zeiten des Präsidenten Klaus Hofmann und macht ihn auch kurzfristig unabhängiger von neuem Geld aus der Investorenrunde. Es ist ganz schön erwachsen, Missverständnisse zu korrigieren und das Beste daraus zu machen. Dafür wird man nicht gefeiert. Hier in diesem Moment schon.

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