Ein Privileg

Der Klassenerhalt ist durch den 2:0-Sieg gegen Bremen eingetütet. Die Gemüter sind längst nicht mehr so erhitzt wie noch während des Spiels. Das Glücksgefühl überwiegt aktuell. Doch es übertüncht nicht die Achterbahnfahrt des FCA durch diese Saison. Nun ist es an der Zeit, inne zu halten und über die Bedeutung des erneuten Klassenerhalts nachzudenken. Denn eines ist klar: Bundesligafußball ist in Augsburg nach wie vor etwas besonderes, ein Privileg. Wenn man eingehender über die letzten Wochen und diesen Erfolg nachdenkt, kommen mir unweigerlich Begrifflichkeiten wie Angst, Geschenk und Erleichterung in den Sinn. Und nicht nur mir, sondern auch meinen RoGaz-Kolleg:Innen. Doch lest selbst.

Angst

Ganz schön komfortabel war der Blick auf die Tabelle zum Jahreswechsel und auch drüber hinaus. Der Klassenerhalt war scheinbar nur noch Formsache. Lange war das Abstiegsgespenst nicht in Augsburg zu Gast gewesen, denn acht Spiele hintereinander hatte man Platz 13 in der Tabelle inne und stand damit vermeintlich sicher da. Doch spätestens nach den verlorenen Spielen gegen die direkte Konkurrenz – wie dem bereits (gefühlt sehr lange) feststehenden Absteiger Schalke 04 – geriet die Augsburger heile Welt zuletzt etwas aus den Fugen.

Denn die Tabelle hat – auch wegen den ausstehenden Spielen der zwei Wochen in Quarantäne befindlichen Hertha – lange ein Trugbild abgegeben. Nach dem Katastrophenspiel gegen Köln hat aber auch der Letzte einsehen müssen, dass das Saisonziel wahrlich in Gefahr ist. Und da konnte man nicht länger wegschauen, sondern musste folgerichtig handeln. „Heilsbringer“ Markus Weinzierl kam sodann zurück an den Lech, Heiko Herrlich – der Buhmann in Person – verließ uns – vielleicht schon zu spät, munkelte man. Ebenjener Weinzierl lies zuletzt vielerorts erkaltete Fanherzen wieder höher schlagen und verbreitete Zuversicht in Augsburger Gefilden.

Die (sportlich) eminent wichtige Frage lautete hierbei stets: Wie viel kann ein Trainer in 22 Tagen bewirken – also in drei ausstehenden Ligaspielen? Das VfB Spiel war ein erster Matchball – und eine gefühlte Rückkehr zu alten FCA Tugenden. Der sogenannten „Augsburg DNA“. Allerdings verlor man dieses Spiel unglücklich und so gab es einen endgültigen Matchball, Aufschlag hatte nun der FCA in seinem Heimspiel gegen Werder Bremen. Das Endspiel gegen die ebenso akut abstiegsgefährdeten Bremer war ein erstes Vorgefühl von Herzkasper. Das Abstiegsgespenst ging nie so akut um, wie nach der roten Karte gegen Ruben Vargas in Spielminute 13. Das Herz rutschte mir sprichwörtlich in die Hose und Hoffnung fühlte ich in diesen Minuten gar keine. Gott sei Dank kam ja alles ganz anders…

Meiner RoGaz-Kollegin @franzi erging es offensichtlich ähnlich:

„Erst hatte Markus Weinzierls Rückkehr an den Lech bei mir – wie bei vielen anderen – die Hoffnung zurückgebracht, dass nun doch noch alles gut wird. Aber als die Mannschaft gegen Werder dann schon ab der 13. Minute nur noch zu zehnt auf dem Platz stand, realisierte ich zum ersten Mal so richtig: Fuck, der Abstieg ist überhaupt kein verdammtes Gespenst mehr, sondern realer denn je.“

@franzi

Und @birgit ergänzte, dass man schon gegen den VfB Stuttgart tolle Ansätze sehen konnte, die unter Herrlich schmerzlich vermisst wurden:

„Ich bin so ehrlich, wenn ich sage, dass ich nach der desolaten ersten Halbzeit gegen Köln wirklich Angst hatte, dass wir den Klassenerhalt in dieser Saison nicht schaffen würden. Der Abstieg hing wie ein Damoklesschwert über unseren Köpfen. Doch als man Heiko Herrlich schließlich entließ und Markus Weinzierl übernahm, da spürte man nach und nach die Hoffnung in sich aufsteigen, dass sich doch noch alles zum Guten wenden könnte. Die Partie gegen den VfB Stuttgart nährte diesen kleinen Lichtblick, denn man konnte eindeutig sehen, dass Wille, Mut und Kampfgeist in die Mannschaft zurück gekehrt war.“

@birgit

Dankbarkeit

Als das Blatt sich dann doch noch zugunsten des FCA wendete, machte sich große Dankbarkeit in uns allen breit. Bundesliga in Augsburg, ein Hochgenuss und ein Geschenk zugleich. Man muss sich dieses Privileg hart verdienen und während der Saison alles geben. Nur dann kann man die Früchte dieser Arbeit ernten. Das macht auch die Werte der Augsburger seit jeher aus, kontinuierliche Arbeit, Bodenständigkeit, Wille, Leidenschaft und Einsatz.

@franzi jedenfalls empfand diese Dankbarkeit auch deshalb, weil die Augsburger Jungs mit ebendiesen Werten wie „unbändigem Willen, Kampf und Zusammenhalt das bis vor Kurzem so undenkbare Szenario doch noch abwenden konnten.“ Und somit die Augsburg DNA vollkommen lebten. @Andi empfand die Dankbarkeit nach einer kuriosen Saison voller Höhen und Tiefen: „Es war eine seltsame Saison – und das nicht nur wegen Corona. Der FCA hat mal wieder vorzeitig den Klassenerhalt geschafft. Das ist auch zehn Jahre nach dem Aufstieg immer noch nicht selbstverständlich.“ Das ist auch genau das, was die Fans von der Mannschaft sehen wollen. Bescheidenheit. Und Einsatzbereitschaft. Denn sind wir mal ganz ehrlich: Niederlagen passieren, sind schmerzhaft, aber können verziehen werden. Wenn man nur merkt, dass jeder alles gegeben hat.

Es wurde am Ende nochmal enger als erwartet, nach Abpfiff fiel die ganze Last sichtlich von den Spielern und Trainern ab. (Foto: Bernd Feil/M.i.S/Pool via Imago)

Rechnerisch wurde es auf der Zielgeraden also nochmals so richtig eng und der FCA musste mehr zittern als ihm lieb war. Daher ist eine gewisse Portion Dankbarkeit sicherlich angebracht, denn der Klassenerhalt war aufgrund der vielen lustlosen und blutleeren Auftritte in dieser Saison nicht zu jeder Zeit gerechtfertigt. Am Ende war jeder in Augsburg und Umgebung einfach nur erleichtert, dass man das Ergebnis über die Zeit gerettet hat. Und auch die anderen Ergebnisse dem FCA in die Karten spielten. @birgit, die das Team während des Heimspiels vor dem Stadion anfeuerte, befand sich nach Spielende noch in einer Art Tagtraum, bis ihr dann bewusst wurde, dass dies Realität war:

Als der Schiedsrichter schließlich die Partie abpfiff, wechselten die Gefühle in mir sich binnen Sekunden ab. Zuerst war da natürlich eine unglaubliche Erleichterung, gefolgt von einem Hauch Unglauben. Hatten wir es wirklich geschafft oder träume ich das alles gerade? Doch dies wurde recht schnell von purer Euphorie abgelöst, die ich schließlich auch bei der Feier mit der Mannschaft so richtig raus lassen konnte.

@birgit

Level up!

Vielleicht wäre es durchaus mal erstrebenswert, nicht nur auf den letzten Metern in einem „Herzschlagfinale“ den Klassenerhalt zu sichern. Sondern einfach mal eine entspannte Saison zu spielen. An dieser Stelle ist zu sagen, dass hier sicherlich keiner offenkundig von der Europa League träumt, sondern einfach nur dankbar ist für eine elfte Saison im Oberhaus. Und wenn wir die Klasse wieder und wieder halten, entgegen aller Expertenprognosen (ja, nimm das, Didi Hamann!), dann ist dies Meckern auf hohem Niveau. Aber irgendwann muss der Blick ja mal nach oben gehen und wenn dies nur die Tabellenplätze 10-12 sind. Level up, FCA!

Weil der Klassenerhalt eben auf einmal kaum mehr möglich erschien, war er am Ende doch wie ein Geschenk für mich. Allerdings wünsche ich mir, dass der FCA an seine Fans keine solchen Geschenke mehr verteilen muss, ihre Geduld und Nerven schont und seine offenen Baustellen konzentriert in Angriff nimmt, damit die nächste Saison nicht so extrem quälend wird wie diese.

@franzi

Dass es diese Saison aber auch eine besonders schmale Gratwanderung war, oft schwankte der FCA zwischen Genie und Wahnsinn, sind sich die meisten bewusst. Dies rief im Fanlager zeitweise und verständlicherweise großen Unmut hervor. So nahm @Andi eine gewisse Unruhe in Augsburger Gefilden wahr und dies nicht nur wegen dem Dauerthema Corona:

„In in dieser Spielzeit herrschte eine gewisse Unruhe rund um den Verein. Die Fans schienen unzufrieden zu sein. Unzufrieden, weil die Mannschaft nur vor dem Fernseher verfolgt werden konnte. Unzufrieden aber auch, weil die Spiele des FCA gleichzeitig auch noch erschreckend unansehnlich waren. Wenige Fans haben ein Problem, Tabellen-13. zu sein, viele allerdings, wie Woche für Woche Fußball gespielt wurde. Destruktiv, defensiv und gegen Ende der Saison auch desolat. Nun steht mit Markus Weinzierl ein (alter) neuer Trainer an der Seitenlinie und die Euphorie scheint zurück. Auch ich bin zuversichtlich. Zuversichtlich, weil diese Mannschaft absolutes Bundesliganiveau hat.“

@andi

Saisonausklang

Das Spiel gegen die Bayern ist wohl das unwichtigste der Saison und kann nun ganz entspannt als Partygast der Münchner angegangen werden. Mit 250 Zuschauern und einer dezenten Rückkehr zur Normalität. Flo Niederlechner will sich am Samstag einen persönlichen Wunsch erfüllen, denn wenn er gegen die Münchner trifft, hat er gegen alle Mannschaften in der Liga mindestens ein Tor erzielt. Und ein gewisser Herr Lewandowski möchte doch noch den uralt Rekord von Gerd Müller vollends knacken, um alleiniger Rekordhalter zu sein. Ich hoffe, er ist nicht so krass „on fire“ wie zuletzt – denn so ein erneutes 8:1 zu Saisonende braucht in Augsburg kein Mensch. Hab Gnade, Lewy!

Der polnische FCA-Keeper Gikiewicz hat jedenfalls was gegen den Torrekord seines polnischen Landsmanns einzuwenden: „Das ist natürlich ein großes Thema, auch in Polen. Ein polnischer Torhüter gegen den polnischen Stürmer. Aber wenn wir als Team keine gute Leistung zeigen, dann kann auch ich nichts gegen Robert ausrichten. Wir haben als FC Augsburg die Chance, in jeder Zeitung, in jedem TV-Bericht vorzukommen als die Mannschaft, die Robert Lewandowski und den FC Bayern München stoppte. Mein Ziel am Samstag ist ganz klar: Die Null halten.“

Lewy will den Torrekord gegen den FCA knacken – schaffen es Giki und Co., dies erfolgreich zu verhindern? (Foto: Bernd Feil/M.i.S/Pool via Imago)

Ausfallen werden für das Spiel gegen den Rekordmeister neben Felix Uduokhai noch Defensivmann Iago (Kniebeschwerden) sowie der rot-gesperrte Ruben Vargas. Ansonsten sind alle fit. Iagos Knie soll aber konservativ behandelt werden, so Markus Weinzierl in der PK vor dem Bayern-Spiel. Eine OP steht somit nicht im Raum. Coach Weinzierl ist es insbesondere wichtig, einen gelungenen Schlusspunkt unter diese Saison zu setzen. Abschießen lassen will man sich nicht, sondern viel mehr eine engagierte und positive Leistung zu zeigen. Der Druck ist jetzt aber von allen Beteiligten in der Mannschaft abgefallen, auch die Mannschaft sei extrem erleichtert. Ggf. kommt sogar Koubek zu seinem ersten Einsatz in dieser Saison.

Die Aufstellung könnte daher folgendermaßen aussehen:

Gikiewicz - Framberger, Gouweleeuw (C), Oxford, Gumny - Khedira, Moravek - Richter, Caligiuri, Hahn - Niederlechner

Bei unserem Gegner stehen Hansi Flick, Hermann Gerland und Miro Klose vor dem Abschied. Weiterhin verlassen die langjährigen und verdienten Defensivspieler David Alaba, Javi Martinez und Jerome Boateng die Bayern im Sommer. Für die genannten Personen ist das letzte Heimspiel vor 250 Zuschauern sicherlich etwas besonderes. Hansi Flick sagte hierzu in der PK zum Derby als Saisonabschluss: „Augsburg ist gerettet. Wir wollen noch einmal unsere Qualität unter Beweis stellen und versuchen ein tolles Spiel abzuliefern. Stefan Reuter war lange mein Zimmerkollege beim FCB. Ich freue mich, dass er bei meinem letzten Spiel auf der anderen Seite ist. Ein bayerisches Derby zum Abschied ist schon schön.“

Der FC Bayern könnte mit der folgenden Elf antreten:

Neuer (C) - Pavard, J. Boateng, Hernandez, Davies - Kimmich, Alaba - L. Sané, T. Müller, Coman - Lewandowski

Letzte Worte

Nach dem Derby ist vor der Sommerpause. Es muss diese dann zwingend genutzt werden, um die Baustellen, die in dieser Saison schonungslos offenbart wurden, anzugehen. Zu analysieren und zu beheben. Einige Verträge laufen aus, zudem endet die Leihe von Benes. Rani Khedira verlässt uns bekanntlichermaßen zum Saisonende. Es wird nicht langweilig am Lech. „Die richtige Kaderstruktur zu finden, ist ganz wichtig“, so Markus Weinzierl im Rahmen der Pressekonferenz vor dem Bayern-Spiel.

„Mit 2-3 klugen Transfers steht den FCA-Fans eine schöne Spielzeit 21/22 bevor“, so @Andi, „denn mit Zuschauern im Stadion und einer mutigen Herangehensweise werden die Partien mit Augsburger Beteiligung wieder Freude machen.“ Dann kann der FCA vielleicht auch mal eine ruhigere Saison durchleben… Mir und uns bleibt nur eines zu sagen, dass uns diesertags vereint: Ha11erluja! Auf eine elfte Saison Bundesliga.

Tipps der Redaktion

  • Tippgast Daniel Caligiuri: „Wir wollen trotz Klassenerhalt die Bayern ein bisschen ärgern. Wir wollen natürlich versuchen, da solange wie möglich die Null zu halten und vorne durch einen Konter oder je nachdem wie die Spielsituation ist, unsere Chancen nutzen. Ich wünsche mir natürlich einen Sieg, aber ein Unentschieden ist natürlich auch zählbar und das nehmen wir auch mit.“ (via FCA-Livestream am 20.05.2021)
  • Andi: Mein letzter Saisontipp: 3:1 für den FCB. Robert Lewandowski holt sich seinen Torrekord – sei’s drum. Gratulation nach München zur verdienten deutschen Meisterschaft!
  • Franzi: Obwohl er sich’s vorgenommen hat, kann Giki Lewandowski nicht daran hindern, Gerd Müllers Torrekord zu übertrumpfen. Weil es aber ansonsten ja für kein Team mehr um was geht, wird es ein nicht allzu klares 3:1 für die Bayern. Was freu ich mich (trotzdem) drauf, das Spiel ohne Stresssymptome anzuschauen!
  • Birgit: Mir fällt es nicht leicht, das Spiel zu tippen. Natürlich wünsche ich mir einen Sieg unserer Jungs, aber es wird nicht leicht. Vor allem, weil Bayern Hansi Flick einen würdigen Abschied bereiten möchte. Allerdings haben wir uns im Hinspiel nicht schlecht geschlagen und dem FCB beinahe ein Unentschieden abgeknöpft. Daher tippe ich auf ein 2:2! Was den Rekord betrifft, so würde ich es mir wünschen, wenn sich diesen Gerd Müller und Lewandowski teilen würden, aber ich vermute, Lewy ist zu sehr Fußballer und will diesen – verdientermaßen natürlich – für sich.
  • Irina: Mir persönlich total egal, wie dieses Spiel ausgeht. Natürlich wünsche ich mir kein beschämendes 8:1 (Erinnerungen blende ich hier konsequent aus), aber auch über eine 1:4-Niederlage würde ich mich nicht allzu arg grämen. Ein bisserl im Hinterkopf hab ich natürlich noch die TV Geld Tabelle, daher ist die Endplatzierung nicht ganz unwichtig. Aber nach dieser kuriosen Saison bin ich eigentlich nur noch froh, wenn wir ohne größere Turbulenzen die Zielgerade passieren. Und dann in eine hoffentlich entspanntere elfte Saison gehen – mit unserem Retter Markus Weinzierl an der Seitenlinie.
  • Andy: Die Bayern scheinen noch Lust zu haben, eine letzte ordentliche Leistung abzuliefern und Lewy den Torrekord zu bescheren. Da heißt es, wachsam zu sein. Ich glaube aber schon, dass wir im Konter zu der ein oder anderen Möglichkeit kommen werden. Das Ganze endet 1:1 und aus ist diese Saison.

Vertragsverlängerungen: Reuter ist gefordert

Der 2:1-Sieg gegen Union Berlin hat dem FC Augsburg etwas Luft im Abstiegskampf verschafft, die auch durch die Niederlage in Dortmund – der Konkurrenz sei Dank – nicht verpuffte. Nach dem 18. Spieltag waren es sieben Zähler auf den Relegations- und angenehme zehn auf den ersten Abstiegsplatz. Kann der FCA seinen Punkteschnitt halten, wird es auch im Jahr 2022 Bundesligafußball in der Fuggerstadt zu sehen geben. Bleibt die Frage: mit welchem Personal? Demnächst laufen nämlich einige Spielerverträge aus. Im Sommer enden zwar nur drei Kontrakte, ein Jahr später aber satte neun. Die Verantwortlichen um Manager Stefan Reuter müssen also bereits nach dieser Saison überlegen, mit wem man in die Zukunft gehen möchte und bei wem die womöglich letzte Chance auf eine Ablösesumme genutzt werden soll. Mit welchen Spielern soll der FCA verlängern? Wir machen den Check.

Julian Schieber (Vertrag bis 2021, Marktwert: 500 Tsd. Euro)*

Dass Julian Schieber keine sportliche Zukunft beim FC Augsburg hat, ist mehr als offensichtlich. Eine echte Verstärkung war der Stürmer nie, so ehrlich muss man sein. Das rechtfertigt jedoch nicht den Umgang mit seiner Person. Im Sommer beorderte ihn der FC Augsburg zur U23, ließ seinen Spint räumen und vergab seine Nummer neu an Daniel Caligiuri: „Der Trainer hat mir knallhart gesagt, dass er nicht auf mich bauen wird und er – auch auf meinen Körper bezogen – nicht glaubt, dass ich konstant auf Bundesliga-Niveau spielen kann“, resümierte Schieber gegenüber dem Kicker.

Ob dieser Offenheit habe der Ex-Dortmunder „erst mal schlucken müssen“ und emotional eine „Mischung aus Entsetzen, Enttäuschung und Wut“ erlebt. Die wenigen Angebote, die er in der Folgezeit erhalten habe, hätten ihn „emotional nicht gepackt“, weswegen Schieber weiterhin auf Vereinssuche ist.

RoGaz-Prognose: Eine Verlängerung ist ausgeschlossen. Schieber wird kein Spiel mehr für den FCA machen und bei einem passenden Angebot auch schon im Winter wechseln. Nach wie vor reizt ihn das Abenteuer Asien. Ein Wechsel nach Thailand, von dem der 31-Jährige im Oktober sprach, kommt vorerst aber nicht mehr infrage. Das Transferfenster in der Thai League ist seit dem 10. Januar geschlossen.

Auf dem Rasen hat man Julian Schieber schon lange nicht mehr gesehen. Sein letztes Pflichtspiel für den FC Augsburg ist mehr als 14 Monate her. Insgesamt kam der Stürmer zwölf Mal für Rot-Grün-Weiß zum Einsatz (ein Tor). Es werden keine weiteren Spiele hinzukommen. (Foto via imago)

* Die Angaben zum Marktwerkt entsprechen den Schätzungen von transfermarkt.de, die Verträge enden stets zum 30. Juni.

Marek Suchy (Vertrag bis 2021, Marktwert: 1 Mio. Euro)

Von Marek Suchy haben sich wohl einige FCA-Fans mehr erhofft. Der frühere Kapitän der tschechischen Nationalmannschaft blieb in Augsburg vieles schuldig und konnte sich nicht nachhaltig für eine Vertragsverlängerung empfehlen. In seinen insgesamt nur zehn Einsätzen war der Innenverteidiger vielmehr Unsicherheitsfaktor als Stabilisator. In der kommenden Saison bekommt der 32-Jährige zudem Konkurrenz von Neuzugang Frederik Winther und Leihrückkehrer Kevin Danso.

RoGaz-Prognose: Ein weiteres Engagement in Augsburg käme mehr als überraschend. Suchy wird den FC Augsburg daher ablösefrei verlassen und womöglich in seine tschechische Heimat zurückkehren.

Keine wirkliche Verstärkung: Dass Marek Suchy seine besten Zeiten offenbar hinter sich hat, wurde leider nicht nur beim Spiel in Sinsheim deutlich. Dem Tschechen mangelt es an Spritzigkeit. (Foto via imago)

Rani Khedira (Vertrag bis 2021, Marktwert: 8 Mio. Euro)

Die Personalie Rani Khedira ist zweifelsohne die schwierigste in dieser Auflistung. Der Vertrag des Mittelfeldspielers endet in wenigen Monaten. Sportlich wäre ein Abgang des 27-Jährigen (mittlerweile) wohl verschmerzbar. Unter Heiko Herrlich ist der gebürtige Stuttgarter keineswegs mehr so gesetzt wie etwa unter Martin Schmidt, wo Khedira quasi unumstrittener Stammspieler war. Es wirkt so, als habe ihm Carlos Gruezo etwas den Rang abgelaufen.

Hätte Khedira noch länger Vertrag und gebe es dann ein lukratives Angebot, würde ihn der FCA also vermutlich verkaufen. Immerhin wird sein Marktwert auf acht Millionen Euro geschätzt. In Corona-Zeiten würde freilich weniger für ihn bezahlt werden, aber mit vier bis fünf Millionen Euro könnte der FCA durchaus rechnen.

Khedira konnte 2017 ablösefrei an den Lech gelotst werden – und hat seinen Marktwert seitdem von 750.000 Euro auf zwischenzeitliche 10,5 Millionen Euro gesteigert. Ein ablösefreier Abgang aus Augsburg wäre daher vor allem finanziell betrachtet sehr schmerzlich. Wohl auch deshalb wollte der FCA in der Vergangenheit mit dem zentralen Mittelfeldspieler verlängern.

Obendrein ist Khedira natürlich weiterhin ein absolut solider Bundesligaspieler, für den man im Falle eines Wechsels Ersatz bräuchte, was grundsätzlich für eine Verlängerung spricht. Weil die Gespräche zuletzt allerdings zum Ruhen gekommen sein sollen und Khedira jüngst selbst offen über einen Wechsel ins Ausland sprach, scheint es insgesamt aber seine letzte Saison für Rot-Grün-Weiß zu sein.

RoGaz-Prognose: Khedira verlängert nicht und wechselt im Sommer ablösefrei den Verein. Wie sein Bruder ist der Mittelfeldspieler großer Fan der Premier League. Möglich scheint eine Backup-Rolle bei einem Mittelklasse-Team wie dem von Ex-Coach Ralph Hasenhüttl trainierten FC Southampton, realistischer ein Engagement bei einem weniger ambitioniertem Klub wie etwa Norwich City. Die Canaries stehen vor dem Aufstieg und sollen bekanntlich ein Fable für deutsche Spieler haben.

Musste sich in dieser Saison des Öfteren in ungewohnter Rolle wiederfinden: Rani Khedira ist zwar jeden Spieltag eine Option für die Startelf, aber längst nicht mehr gesetzt. (Foto via imago)

Rafal Gikiewicz (Vertrag bis 2022, Marktwert: 1,5 Mio. Euro)

Mit Rafal Gikiewicz hat der FC Augsburg endlich das Problem auf der Torhüterposition gelöst. Der Pole ist absoluter Führungsspieler und scheut nicht davor, auch einmal ungemütlichere Töne anzustimmen – auf und nebem dem Platz. Weil zudem die sportliche Leistung stimmt (Gikiewicz wehrt ligaweit die zweitmeisten Schüsse ab), spricht eigentlich nur wenig gegen eine Vertragsverlängerung.

RoGaz-Prognonse: Gikiewicz ist bereits 33 Jahre – ein für einen Torwart gehobenes, aber nicht zwingend leistungsabfallendes Alter. Dennoch wird der FCA Gikiewiczs Entwicklung aufmerksam beobachten und daher wohl nicht voreilig mit seinem ältesten Spieler im Kader verlängern. Bringt der Keeper aber auch in der Folgesaison gute Leistungen, steht einer Verlängerung nichts mehr im Weg.

Der konstanteste Profi in dieser FCA-Saison: Rafal Gikiewicz war von Anfang an ein sicherer Rückhalt einer oft von Leistungsschwankungen gezeichneten Augsburger Mannschaft. Wie lange bleibt der Pole in Schwaben? (Foto via imago)

Jan Moravek (Vertrag bis 2022, Marktwert: 600 Tsd. Euro)

Es ist sehr schwierig, die Leistungen von Jan Moravek fair zu bewerten. Blickt man auf die reinen Fakten, so kam der Tscheche seit 2013 nicht mehr über 16 Einsätze pro Saison hinaus. Viele davon als Joker. In dieser Spielzeit steht die Null in der Statistik. Keine Frage, Moravek ist im Augsburger Kader nur Ergänzungsspieler – und dementsprechend verzichtbar.

Man kann nur spekulieren, welche Rolle der frühere Nationalspieler in Augsburg eingenommen hätte, wenn er denn einmal konstant verletzungsfrei geblieben wäre. Wir sind uns sicher, dass Moravek sein Leistungspotential nie richtig ausschöpfen konnte – dieses aber nun auch mit 31 Jahren nicht mehr ausschöpfen wird.

RoGaz-Prognose: Eine Verlängerung hat für den FC Augsburg keine große Priorität. Weil Angebote für einen verletzungsanfälligen Ü30-Spieler rar sind, deutet derzeit vieles daraufhin, dass Moravek seinen Vertrag erfüllt und den Verein 2022 ablösefrei verlässt. Denkbar auch, dass es den Tschechen zurück in seine Heimat zieht, eventuell zu Ex-Klub Bohemians Prag.

Auch in dieser Saison vielmehr Rekonvaleszent als ernstzunehmende Alternative für den Kader. Jan Moravek erholt sich derzeit von einer Muskelverletzung. (Foto via imago)

Tim Civeja (Vertrag bis 2022, Marktwert: 300 Tsd. Euro)

Zur Vertragslaufzeit Tim Civejas machte der FC Augsburg im Sommer keine Angabe. Bei der Beförderung zum Profi hieß es lediglich, der 19-Jährige erhalte einen „langfristigen Vertrag“. Nach Informationen von transfermarkt.de soll das Arbeitspapier des gebürtigen Dachauers bis 2022 gelten. Bis dahin will der zentrale Mittelfeldspieler, der in Bremen sein Debüt feiern durfte, weiter näher an die erste Mannschaft heranrücken.

RoGaz-Prognose: Der FC Augsburg ist sich dem Potential Civejas bewusst und wird vorzeitig dafür sorgen, dass der Mittelfeldspieler langfristig am Lech bleibt.

Vom eigenen Nachwuchs in die Bundesliga: Tim Civeja steht sinnbildlich für den Weg, den der FCA einschlagen möchte – und genießt daher wohl noch länger das Vertrauen der Verantwortlichen. (Foto via imago)

Felix Götze (Vertrag bis 2022, Marktwert: 725 Tsd. Euro)

Felix Götze konnte bislang nicht nachhaltig auf sich aufmerksam machen. Immer wieder warfen den zentralen Mittelfeldspieler, der auch als Verteidiger agieren kann, Verletzungen zurück. Seit seinem Wechsel 2018 kam der 22-Jährige neun Mal für die Profis des FCA zum Einsatz. Zuletzt sollte der Ex-Münchner eigentlich verliehen werden, doch eine Corona-Infektion verhinderte den nächsten Karriereschritt.

RoGaz-Prognose: Entscheidend wird sein, was Götze selbst willl. Der FC Ausgburg würde ihm bei einem Wechselwunsch gewiss keine Steine in den Weg legen. Tendenz: Abschied im Sommer.

Eines der wenigen Highlights für Felix Götze im Augsburger Dress: Der Bruder von Weltmeister Mario trifft im September 2018 zum 1:1-Ausgleich gegen den FC Bayern. (Foto via imago)

André Hahn (Vertrag bis 2022, Marktwert: 1,8 Mio. Euro)

André Hahn schien in dieser Saison seinen zweiten Frühling zu erleben. Der 30-Jährige spielte sich mit starken Leistungen in die Startelf, wurde im Dezember dann aber durch eine Covid-Erkrankung ausgebremst. Wieder fit, knüpfte der einfache Nationalspieler nun direkt an seine guten Auftritte an und war zuletzt gegen Union an beiden Treffern beteiligt, bevor er gegen den BVB selbst traf.

Hahn steht insgesamt wenig für Spektakel, dafür aber umso mehr für Kampfgeist und Laufbereitsschaft. Der mannschaftsdienliche Außenspieler mag kein unumstrittener Stammspieler sein, ist aber gegen jeden Gegner eine Option für die Anfangsformation. Gerade solche Spieler braucht man.

RoGaz-Prognose: Der FC Augsburg verlängert noch einmal mit Hahn, wenn ihn die Verantwortlichen von der Rolle als Bindeglied zwischen Startelf und Joker überzeugen können.

André Hahn gehört zu den lauffreudigsten Spielern im Augsburger Kader und spult Spieltag für Spieltag mit die meisten Kilometer ab. Ein Prunkstück, das sich der FCA erhalten sollte. (Foto via imago)

Michael Gregoritsch (Vertrag bis 2022, Marktwert: 4,5 Mio. Euro)

Michael Gregoritsch erlebte nach seinem Wechsel aus Hamburg eine brillante Premierensaison in Rot-Grün-Weiß. 13 Tore und vier Vorlagen sorgten prompt für das Prädikat Königstransfer. In der Folgezeit ließ der zweifelsohne über fußballerisches Talent verfügende Offensivmann seine Klasse aber nur noch selten aufblitzen, bis jetzt kamen nur noch neun weitere Treffer hinzu.

2019 hatte Reuter die Chance, Gregoritsch zu verkaufen. Weil der als harter Verhandlungspartner bekannte Manager aber wohl zu viel Ablösesumme forderte, kam es nicht zu einem Wechsel nach Bremen. Anschließend haben der mehr oder minder erzwungene Leih-Wechsel zum FC Schalke sowie seine dürftige aktuelle Saison (ein Tor, zwei Vorlagen) Gregoritschs Standing in Augsburg nicht gerade verbessert.

RoGaz-Prognose: Den Moment der höchsten Ablösesumme hat der FC Augsburg verpasst. Weil Gregoritschs sportlicher Mehrwert (um den Klinsmann-Sprech zu verwenden) mittlerweile überschaubar ist, spricht wenig gegen einen Wechsel im Sommer – sofern denn die Ablösesumme stimmt.

Die Momente des Jubelns sind seltener geworden. Michael Gregoritsch erzielte in dieser Saison nur einen Treffer und ist immer seltener ein Kandidat für die Startelf. (Photo by Maja Hitij/Getty Images)

Maurice Malone (Vertrag bis 2022, Marktwert: 500 Tsd. Euro)

Derzeit ist Maurice Malone an Drittligist SV Wehen verliehen. Beim Zweitligaabsteiger sorgt der Stürmer dabei für ordentlich Furore und steuerte in 17 Spielen bereits acht Tore und sechs Vorlagen bei. Im Sommer kehrt der 20-Jährige wieder nach Ausgburg zurück und will sich in der Bundesliga beweisen. Ob eine gute Saison in Wiesbaden für die Beletage reicht, bleibt vorerst abzuwarten.

Das Vertrauen in das Eigengewächs (seit 2008 im Verein) ist definitiv gegeben. Nicht ausgeschlossen scheint eine weitere Leihe – vielleicht zu einem Bundesligaaufsteiger wie bei Sergio Cordova. Dann müsste der FCA Malones Vertrag aber verlängern, denn Spieler mit nur noch einem Jahr Restvertrag können nicht mehr verliehen werden.

RoGaz-Prognose: Die Sommervorbereitung sowie die generelle Situation im Augsburger Angriff werden darüber entscheiden, ob Malone Chancen auf Einsatzzeiten hat. Kommen die Verantwortlichen zu dem Entschluss, dass dies nicht der Fall ist, kommt es zur Vertragsverlängerung sowie einer Leihe zu einem mittelstarken Verein. Ein endgültiger Abschied aus Augsburg ist unwahrscheinlich.

Maurice Malone zeigt aktuell, dass er eine ernstzunehmende Option für die Zukunft sein kann. Der Linksfuß könnte der nächste Ausgburger Bundesligadebütant aus dem eigenen Nachwuchs sein. (Foto via imago)

Florian Niederlechner (Vertrag bis 2022, Marktwert: 10 Mio. Euro)

Florian Niederlechner wechselte im Sommer 2019 hauptsächich wegen zwei Gründen nach Ausgburg. Der Familienmensch wollte näher an seine oberbayerische Heimat heranrücken – und obendrein seine Einsatzzeiten in der Bundesliga erhöhen. Beides ist dem früheren Freiburger gelungen.

In Augsburg kommt Niederlechner regelmäßig zum Zug und ist gewissermaßen Stürmer Nummer Eins. Der gebürtige Ebersberger genießt auch in sportlich schlechteren Zeiten wie jüngst während seiner 997 Minuten andauernden Torflaute das Vertrauen und wird vom Team geschätzt. Aktuell gibt es wenige Gründe, die gegen eine Zusammearbeit über 2022 hinaus sprechen.

RoGaz-Prognose: Der FC Augsburg setzt auch in Zukunft die Dienste des Topstürmers der abgelaufenen Saison. Weil Niederlechner den FCA sehr schätzt, sollten die Verhandlungen nicht allzu schwierig werden.

Lang ersehnter Torschrei: Florian Niederlechner jubelt über das 1:0 gegen Union Berlin. Wie viele Treffer steuert der Angreifer in seiner Karriere noch für den FC Augsburg bei? (Foto via imago)

Alfred Finnbogason (Vertrag bis 2022, Marktwert: 2,5 Mio. Euro)

Alfred Finnbogason war vor seinem Engagement in Augsburg ein regelrechter Wandervogel. Der Isländer kickte bereits in Belgien, Schweden, den Niederlanden, Spanien und Griechenland. Seit Januar 2016 ist er in Augsburg zu Hause, wo auch seine beiden Kinder zur Welt kamen. In der Fuggerstadt fühlt sich der 31-Jährige pudelwohl, was etwa daran deutlich wird, dass er sich noch während der Weltmeisterschaft 2018 zum FCA bekannte.

Wie die Situation in einem Jahr aussieht, ist allerdings unklar. Finnbogason steht womöglich vor der letzten Möglichkeit auf einen großen Vertrag. Dass er diesen nicht längst schon unterschrieben hat, liegt paradoxerweise am gleichzeitig größten Vor- und Nachteil für den FC Augsburg: seiner Verletzungsanfälligkeit.

Denn wäre Finnbogason in der Vergangenheit längere Zeit verletzungsfrei geblieben, würde er jetzt wohl nicht mehr in Augsburg spielen. Der Isländer ist eigentlich ein Europa-League-Stürmer. Mindestens. Das ist aber nunmal nicht der Fall und somit ist Finnbogasons Wert für die Mannschaft in den letzten Monaten gesunken. Was also will der FC Augsburg? Ein letztes Mal eine Ablösesumme für den 31-Jährigen kassieren oder ihn weiter an den Verein binden? Finnbogasons Zukunft entscheidet sich wohl im Sommer.

RoGaz-Prognose: Eine Sturmspitze mit Niederlechner und Finnbogason kann sich eigentlich mehr als sehen lassen. In Anbetracht der Situation um Sergio Cordova und Maurice Malone könnte sich der FCA bei einem passenden Angebot aber wohl dennoch für einen Verkauf entscheiden. Wir finden allerdings, dass mit dem Publikumsliebling zwingend verlängert werden sollte, wenn sich die Chance dazu bietet und hoffen darauf, dass Finnbogason selbst in der Rückrunde Argumente für einen Verbleib liefert. Ausgang völlig offen.

Was hat Heiko Herrlich noch vor mit Alfred Finnbogason? Die Entscheidung über seine Zukunft hängt auch vom Wohlbefinden des Coaches ab. (Foto via imago)

Fazit

Stefan Reuter steht vor einem anstrengendem Transfer-Sommer. Aufgrund der Vielzahl an Spielern, deren Arbeitspapier im Jahr 2020 ausläuft, werden die Weichen für die Zukunft schon in wenigen Monaten gestellt. Im Einzelfall gilt es dann abzuwägen: letzte Chance auf einen Verkauf mit Ablösesumme oder langfristige Verängerung? Dass die Beantwortung dieser Frage elementar sein kann, zeigt derzeit das Beispiel Rani Khedira.

Ungeschlagen – unglaublich!

Wer hätte das gedacht? Der FC Augsburg liegt punktgleich mit RB Leipzig und Eintracht Frankfurt auf dem zweiten Platz der Fußball Bundesliga. Lediglich die um zwei Treffer schlechtere Tordifferenz sorgt dafür, dass die erste Tabellenführung der Augsburger Vereinsgeschichte weiterhin Traum statt Realität bleibt. Auch wenn jede(r) in Schwaben das Tableau nach drei Runden realistisch einzuschätzen weiß, freut es doch viele, dass der große Nachbar aus München hinter dem FCA rangiert und der eigene Klub so fulminant in die neue Spielzeit gestartet ist. Nach dem 0:0 in Wolfsburg geht es nun in die Länderspielpause: Akkus aufladen, damit die Form danach bestätigt werden kann.

Dank einer couragierten Leistung bleibt der FC Augsburg auch im dritten Bundesligaspiel ungeschlagen und grüßt von Tabellenplatz zwei. (Photo by Maja Hitij/Getty Images)

Gute Besserung, Trainer!

Bevor es nun über das Spiel gehen soll, wollen wir über unseren Cheftrainer sprechen. Heiko Herrlich verpasste wie schon in Frühjahr das Duell gegen die Wölfe. Jetzt hatte dies aber vielmehr ernste statt amüsante Zahnpasta-Gründe. Herrlich liegt seit Freitag im Krankenhaus und erholt sich von einem Lungenkollaps. Seit ein paar Tagen haben die FCA-Fans dahingehend ein neues Fremdwort gelernt: Pneumothorax heißt es in der Medizin.

Schon vor der Abreise nach Niedersachsen versicherte Manager Stefan Reuter unterdessen, die gesundheitliche Situation sei „nicht dramatisch, aber schon so, dass Heiko behandelt werden muss.“ Mittlerweile gehe es dem Chefcoach bereits wieder besser und es ist davon auszugehen, dass er schon bald wieder zur Mannschaft stoßen kann. In Wolfsburg wurde der 48-Jährige derweil von Iraklis Metaxas vertreten. Der im Sommer verpflichtete Co-Trainer ist ein alter Weggefährte Herrlichs. Beide kennen sich bereits vom DFB sowie aus Bochum und Leverkusen.

Metaxas bekam für das Wolfsburg-Spiel nun formell die Verantwortung übertragen. Das restliche Trainerteam um Assistent Tobias Zellner sei aber ebenso in die Entscheidungen mit eingebunden gewesen, hieß es. Es bleibt festzuhalten, dass der Einstieg als Bundesligatrainer geglückt ist. Gleichzeitig wünscht die gesamte Gazetten-Redaktion unserem Cheftrainer weiterhin eine erholsame Genesung. Gute Besserung, Heiko!

Ordentliches Debüt: Bei seinem ersten Auftritt als Verantwortlicher an der Seitenlinie holt Iraklis Metaxas einen Punkt in Wolfsburg (Photo via Imago)

Der Blick aufs Spiel

Zugegeben, der VfL Wolfsburg hätte den Sieg mehr verdient gehabt als Rot-Grün-Weiß. Die Niedersachsen investierten mehr, verpassten es allerdings, sich zu belohnen. Dass es am Ende beim torlosen Remis blieb, liegt derweil an mehreren Gründen.

Das nötige Spielglück: Nach etwa 25 Minuten traf Josip Brekalo den FC Augsburg mit seinem platzierten Distanzschuss mitten ins Herz. So ziemlich alle Beteiligten im Lager der Schwaben schienen sich mit dem Gegentreffer abzufinden, niemand reklamierte. Dabei stand Wout Weghorst in der Entstehung des Treffers mit der Achillessehne im Abseits. Das Tor wurde nach Rücksprache mit dem VAR aberkannt und es ging mit dem 0:0 in die Kabinen.

Natürlich war das eine korrekte Entscheidung durch den Köllner Videokeller. Ob der Gegentreffer nicht gefallen wäre, wenn Weghorst die paar Millimeter näher zur eigenen Hälfte gestanden wäre, darf gleichzeitig aber auch bezweifelt werden.

Zum Schluss stellte der FCA das Offensivspiel quasi ein

Die richtigte Taktik: Iraklis Metaxas vertraute der Mannschaft, die so bravourös gegen den BVB gewonnen hatte, wählte jedoch eine andere Taktik. Während sich der FCA gegen Dortmund fast ausschließlich auf die Defensive beschränkte, machte er in Wolfsburg zumindest in der ersten Halbzeit Alarm in der Vorwärtsbewegung. Statt 20 Prozent Ballbesitz wie vorherige Woche erreichte Augsburg am Sonntag phasenweise Werte um die 45 Prozent. Der Offensivdrang wurde mit aussichtsreichen Chancen für Michael Gregoritsch (11.) oder Florian Niederlechner (21., 30.) belohnt.

Darüber hinaus ließ sich der FCA immer wieder tief fallen, um auf Konter zu lauern. Bei Balleroberung durch beispielsweise Carlos Gruezo schaltete die Offensive blitzschnell um und suchte den Weg in die Spitze. Insbesondere Daniel Caligiuri bewies sich dabei als sicherer Passgeber. Seine Bälle in die Tiefe sorgten einige Male für Gefahr.

Im zweiten Abschnitt konzentrierten sich die Schwaben dann aufs Verteidigen. Der VfL wurde stärker, war vermehrt in der Augsburger Hälfte aktiv, kam aber nur selten zwingend vor den Kasten Rafal Gikiewiczs. In Zukunft sollte in diesen Spielphasen allerdings auch die Offensive nicht vergessen werden. Gerade mit eigenem Ballbesitz muss dann etwas Entlastung geschaffen werden. Ansonsten wird es schwierig, dreifach zu punkten.

Längst am Lech angekommen: Daniel Caligiuri avanciert immer mehr zum Königstransfer. Der 32-Jährige ist nach wenigen Wochen in Augsburg unumstrittener Stammspieler. (Photo via Imago)

Ist das der beste Kader, den der FCA je hatte?

Starke Bank: Gegen Wolfsburg wechselte der FCA drei National- sowie einen früheren Champions-League-Spieler ein. Ich kann mich nicht erinnern, dass der FCA jemals eine so starke Bank vorzuweisen hatte. Ruben Vargas, Fredrik Jensen und Alfred Finnbogason sorgten noch einmal für Wirbel in der Offensive. Tobias Strobl stabilisierte das Zentrum. Auch wenn bis auf einen Abschluss nicht viel zu Stande kam, ist es ein großer Luxus, diese Spieler als Joker bringen zu können.

Es bleibt zu hoffen, dass es dem Trainerteam gelingt,weiter ein ausgewogenes Maß zwischen Stammelf und Zufriedenheit im Team aufrechtzuerhalten. Dank der Möglichkeit von fünf Wechseln sollte dies leichter funktionieren. Doch wie lange sich Alfred Finnbogason, Tobias Strobl oder auch Robert Gumny mit der Ersatzbank zufrieden geben, bleibt abzuwarten.

Der starke Kader wird derweil auch dadurch unterstrichen, dass es Marco Richter nicht einmal ins Aufgebot schaffte. Aus Leistungsgründen, wie nach dem Spiel auf der PK erklärt wurde. Eduard Löwen verlässt den FCA nach einem halben Jahr derweil schon wieder. Auch für ihn hatte es bisher noch nicht mal zu einer Kadernominierung gereicht.

Ein starker Keeper: Mit Gikiewicz scheint der FCA das zwei Jahre andauernde Torwartproblem endlich gelöst zu haben. Der Pole war einmal mehr ein starker Rückhalt und sicherte mit überragenden Paraden gegen Weghorst (7.) und Mehmedi (53.) das Remis. Weil auch etwaige Fernschüsse den 32-Jährigen nicht vor allzu große Probleme stellten, sicherten sich Gikiewicz und Augsburg das zweite Spiel ohne Gegentor in Serie.

Ein Gegentor nach drei Bundesligaspielen: Rafal Gikiewicz ist maßgeblich für den gelungenen Auftakt des FCA verantwortlich. (Photo via Imago)

Die Noten zum Spiel

Rafal Gikiewicz ist für uns zweifelsohne der Man of the Match. Positiv herauszuheben ist darüber hinaus Felix Uduokhai, der seine Ablösesumme Woche für Woche rechtfertigt und gegen seinen Ex-Klub Flanke um Flanke wegköpfte. Raphael Framberger, Rani Khedira, André Hahn und Florian Niederlechner machten ihre Aufgabe ordentlich und überzeugten mit Einsatzwillen. Das Quartett offenbarte allerdings auch Unkonzentriertheiten und büßte im zweiten Abschnitt an Form ein. Im Kader gibt es für nahezu jede Position Alternativen. Die Spieler sind also gefordert.

Gikiewicz (1,5) – Framberger (4), Gouweleeuw (3), Uduokhai (2,5), Iago (3) – Khedira (4), Gruezo (3,5) – Caligiuri (3), Gregoritsch (3,5), Hahn (4) – Niederlechner (4)

Einwechselspieler: Vargas (4), Jensen (3,5), Finnbogason (3), Strobl (o.B.), Oxford (o.B.)

Ausblick

Nun geht es mit einem breiten Lächeln in die eigentlich unliebsame Länderspielpause. Insgesamt sieben FCA-Profis sind dabei in den nächsten Tagen mit ihren Nationalteams im Einsatz: Robert Gumny (Polen U21), Michael Gregoritsch (Österreich), Ruben Vargas (Schweiz), Fredrik Jensen (Finnland), Alfred Finnbogason (Island), Tomas Koubek, der für die tschechische Auswahl nachnominiert wurde und auch der eigentlich angeschlagene Carlos Gruezo (Ecuador) .

Nach der Länderspielpause wartet am 17. Oktober ein echtes Brett auf den FC Augsburg. In der bereits mit Corona-Kapazität ausverkauften WWK Arena kommt es zum Topspiel gegen RB Leipzig. Dass die Partie diese Bezeichnung zu Recht trägt, zeigt der Blick auf die Tabelle. Es trifft der 2. auf den 1. – immer noch unglaublich.

Kaderanalyse Tor

Es geht wieder los. In den Wochen vor dem ersten Pflichtspiel nehmen wir den Kader des FC Augsburg unter die Lupe. Den Anfang macht die Torhüterposition. Es ist ein einfacher Anfang. Zwar gab es hier viel Bewegung in der Sommerpause. Auch auf der Position des Torwarttrainers. Positiv ist dabei, dass der FCA frühzeitig alle Puzzlesteine sortiert und für Ordnung gesorgt hat. Und sich so auf dieser Position in Ruhe auf die Saison vorbereiten kann. Der Kader ist dabei optimal aufgestellt mit drei Torhütern, die ich nachfolgend vorstellen mag.

Die Nummer 1: Rafal Gikiewicz

Gikiewicz kam im Sommer ablösefrei von Union Berlin. Mit Gikiewicz ist Union aufgestiegen und hat die Klasse gehalten. In der letzten Saison konnte er sein Bundesliganiveau unter Beweis stellen. Unter allen Bundesligatorhütern landete er auf Platz 6, wenn man die „zu Null“-Spiele betrachtet. Es waren immerhin 8 bei 33 Partien. Dabei kassierte er zwar saftige 54 Gegentore, aber die Verteidigung von Union Berlin ist nun mal nicht die beste der Bundesliga. Gikiewicz ist zwar schon 32 Jahre alt, aber könnte dennoch die Lösung auf der Position für die nächsten 2-3 Jahre sein, in der wir uns als FCA Fans keine Sorgen um unser Torwartspiel machen müssen.

Rafal Gikiwicz im Testspiel gegen den SCR Altach (Foto via Imago)

Es sollte helfen, dass Kristian Barbuscak laut Aussagen in einer Medienrunde der beste Torwarttrainer ist, den Gikiewicz hatte, seit er in Deutschland ist. Dazu ist positiv, dass er gut in Augsburg angekommen ist. „Wir haben eine tolle Truppe, ich habe schon ein Haus für meine Familia und einen Kita-Platz für meine Kinder.“ Auch wenn er selbst behauptet, dass es einen Konkurrenzkampf bis zum ersten Spieltag gibt: Rafal Gikiewicz ist die Nummer 1 des FC Augsburg und das ist gut so.

Der Back Up: Tomas Koubek

Es hätte alles so gut werden können. Tomas Koubek kam im letzten Sommer aus Frankreich an den Lech und die Ablösesumme in Höhe von kolportierten 7,5 Millionen EUR versprach zumindest einen soliden Bundesligakeeper. Koubek bekam das Vertrauen und durfte sich lange beweisen. Am Ende musste er dennoch für Andreas Luthe auf die Bank. Es war einfach zu wenig für die Bundesliga und den FCA.

Tomas Koubek beim Testspiel gegen den SSV Jahn Regensburg (Foto: kolbert-press/Christian Kolbert via Imago)

Für Koubek ist es ein guter Schritt sich mit der Backup-Position anzufreunden und zur Ruhe zu kommen. Unter Heiko Herrlich und dem neuen Torwarttrainer Kristian Barbuscak Selbstvertrauen zu tanken und auf seine Chance zu lauern. Koubek ist immer noch erst 28 Jahre alt und im besten Fußballalter. Es kann sein, dass er Rafal Gikiewicz in 1-2 Jahren ablöst und erneut die Nummer 1 beim FCA wird. So ähnlich wie damals Tobi Werner ins Rampenlicht rückte nachdem Ibrahima Traore gekommen und wieder gegangen war. Bis dahin haben wir zumindest eine solide Nummer 2.

Der Jungspund: Benjamin Leneis

Gerade auf der Position des dritten Torhüters geht es doch in die richtige Richtung. Auf dieser Position hatte man in den letzten Jahren immer noch einen dritten gestandenen Profi unter Vertrag. Nach den Abgängen von Andreas Luthe und Fabian Giefer werden wir eventuell mehr von Benjamin Leneis sehen. Leneis ist mittlerweile seit 5 Jahren beim FCA und seit 2 Jahren als Profi unter Vertrag. Er war für den FCA auch schon in der U17 und U19 aktiv.

Benjamin Leneis im Testspiel gegen SC Rheindorf Altach (Foto: kolbert-press/Christian Kolbert via Imago)

Mit dem etwas ausgedünnten Kader wird er in Testspielen mehr Einsatzzeiten bekommen und hat die Chance auch in der Bundesliga mal auf der Bank zu sitzen, wenn einer der anderen beiden ausfällt. Bei Ioannis Gelios, mittlerweile Stammkeeper bei Holstein Kiel in der zweiten Liga, hat man es verpasst, ein Augsburger Torwarttalent komplett zu entwickeln. Bei Benjamin Leneis wird sich in den nächsten 1-2 Jahren zeigen, was wir an ihm haben. Ich bin gespannt, wie er sich entwickelt und fiebere etwas mit.

Fazit

Die Situation im Tor des FCA war über die letzten Saisons hinweg unbefriedigend. Kein Torhüter konnte sich als sicherer Rückhalt durchsetzen. Mit Rafal Gikiewicz nimmt man den nächsten Anlauf. Der Vorteil: Gikiewicz hat für Union eine starke Saison gespielt und kennt die Bundesliga. Mit Koubek ist ein solider Back-Up vorhanden, der Potential hat, wenn er sein Selbstvertrauen zurück gewinnt. Dazu macht mit Benjamin Leneis ein Torhüter aus der eigenen Jugend Druck auf die erfahrenen Männer. Potentiell ist der FCA auf dieser Position so gut aufgestellt wie seit langem nicht. Jetzt müssen die Akteure die Erwartungen nur noch erfüllen. No pressure.

Torhüter, immer wieder Torhüter

Ach, wie wäre ich froh, wenn ich diesen Artikel nicht schreiben müsste. Dieses Thema nervt mich wirklich an. In der Zeit seiner Erstklassigkeit hatte der FC Augsburg bisher genau eine Phase, in der auf der Position des Torhüters Konstanz bestand. Nachdem Marwin Hitz sich den Stammplatz im Tor in der Saison 2013/14 sicherte, war er er bis zu seinem Abschied nach Dortmund in 2018 zumeist ein Top-Rückhalt. Internationale Klasse brachte der zurückhaltende Schweizer oft auf den Platz und gab der Mannschaft mit seinem Spiel von hinten heraus die nötige Sicherheit. Seit dem Sommer 2018 ist nun etwas der Wurm drin. Es ist zumindest in einem gewissen Rahmen ein hausgemachtes Problem.

Die Entscheidung um die Nachfolge von Hitz

Der erste entscheidende Moment in dieser Saga ereignete sich, als zur Saison 2018/19 die Frage anstand, wer Marwin Hitz als Nummer 1 im Tor des FCA ablösen sollte. Hitz fiel im Saisonendspurt aus und Andreas Luthe, der zwei Jahre zuvor gekommen war um die Rolle des erfahrenen Backups von Alex Manninger zu übernehmen, sprang ein und hielt sehr gut. In der Saisonvorbereitung lieferte er sich unter Trainer Manuel Baum ein Kopf-an-Kopf Rennen mit Fabian Giefer.

Hier in Mainz hätte Fabian Giefer Punkte festhalten können. Ich durfte live im Stadion beobachten, wie er sie durch die Finger gleiten ließ. (Photo by Christian Kaspar-Bartke/Bongarts/Getty Images)

Baum entschied sich mit Giefer für den falschen Mann, denn Giefer patzte einige Male und Baum wechselte den Keeper im Laufe der Vorrunde. Luthe durfte ins Tor und sich beweisen und machte seine Sache solide. Damit hätte man das Thema nun zumindest für diese Saison abschließen können.

Der Kobel-Irrweg

Wo der FCA sonst eigentlich eher dafür steht Ruhe zu bewahren, läuft bei den Torhütern alles anders. Im Winter 2019 holte man entsprechend Gregor Kobel per Leihe aus Hoffenheim. Für ein halbes Jahr. Ohne Kaufoption. Kobel hatte sehr gute, aber auch desaströse Momente. Sein Potential war klar erkennbar, seine Schwächen allerdings auch. Er durfte nichtsdestotrotz in der Rückrunde konstant spielen.

Gregor Kobel in Aktion. Und dann auch schon wieder weg. (Photo by Christian Kaspar-Bartke/Bongarts/Getty Images)

Im Nachgang zur Saison war der FCA bemüht, Kobel langfristig zu verpflichten. Kobel entschied sich allerdings für eine Verlängerung seines Vertrags in Hoffenheim und eine Leihe in die zweite Liga zum VfB Stuttgart. Spätestens in diesem Moment wurde klar, dass sich der FCA verzockt hatte. Die Leihe von Gregor Kobel und die Geduld mit dem Spieler war ohne Option auf eine dauerhafte, langfristige Verpflichtung schlicht ein Fehler. Aber zumindest kein besonders teurer.

Die teure Fehlverpflichtung von Tomas Koubek

Teuer wurde es dann erst im vergangenen Sommer. Kobel hatte sich gegen den FCA entschieden und die Torhüter-Optionen waren begrenzt. Die ganze Welt hatte mitbekommen, dass sich der FCA auf dieser Position verstärken wollte und rief entsprechende Preise auf. Der FCA nahm schlussendlich Tomas Koubek unter Vertrag. Die Ablösesumme bewegte sich wohl im Bereich um 7,5 Millionen EUR. Happig.

Ich war auswärts in Gladbach dabei als Tomas Koubek eine Slapstick-Einlage hinlegte. Überzeugend ist anders. (Photo by Sebastian Widmann/Bongarts/Getty Images)

Koubek hatte in Rennes in der abgelaufenen Saison keine Bäume ausgerissen, war allerdings im Jahr davor bärenstark gewesen. Der FCA spekulierte darauf, dass er in Augsburg zu seiner früheren Form zurückfinden wurde. Und wurde enttäuscht. Koubek konnte die hohen Erwartungen in ihn nicht erfüllen und schon Martin Schmidt sah sich gezwungen im Tor erneut zu wechseln. Erneut war die Zeit von Andreas Luthe gekommen.

Luthe, mehr als nur ein Musterprofi und sicherer Rückhalt

Andi Luthe ist in all den Jahren mit den Situationen immer professionell umgegangen. Er ist mehr als nur ein Musterprofi. In Augsburg hat er sein ehrenamtliches Engagement mit insafehands e.V. weitergeführt und immer wieder mit klugen Aussagen zu komplexen Themen geglänzt.

In der Corona-Phase der Saison war Andi Luthe ein verlässlicher Rückhalt fürs Team. Ob er das weiter sein darf? (Photo by MARTIN MEISSNER/POOL/AFP via Getty Images)

Nachdem Martin Schmidt im Tor wechselte und Heiko Herrlich auf der Trainerbank übernahm, spielte Luthe die Saison nun als Nummer 1 zu Ende. Auf dem Platz hat er Top-Leistungen abgerufen und uns im Abstiegskampf den ein oder anderen Punkt gerettet. Man sollte glauben, dass er sich nach all den Jahren die Chance verdient hätte, in die neue Saison als Nummer 1 zu gehen. Ob er diese Chance auch bekommt? Wir werden es sehen.

Der Unruheherd Rafal Gikiewicz

Für die Saison 2020/21 standen bisher mit Andreas Luthe, Tomas Koubek, Fabian Giefer und Benjamin Leneis vier Torhüter unter Vertrag. Mehr als drei braucht es eigentlich nicht. Nun hat noch vor dem letzten Bundesligaspiel gegen Leipzig Rafal Gikiewicz seinen Wechsel nach Augsburg in den sozialen Medien bestätigt. Gestern kam die offizielle Bestätigung vom FCA. Torhüter Nummer 5. Gikiewicz kommt zwar ablösefrei, aber der FC Augsburg bezahlt anscheinend deutlich mehr Gehalt als Union Berlin.

Nicht nur auf dem Platz laut. Seiner Verpflichtung ging eine kleine Welle auf den sozialen Medien voraus, während die Saison noch lief. Kein guter Einstand für Rafal Gikiewicz. (Photo by Matthias Kern/Bongarts/Getty Images)

Denn eigentlich wollte Gikiewicz in Berlin bleiben. Er sieht sich selbst als den „König von Köpenick“. Zwei Jahre hat er bei Union gespielt und schon tätigt er solche Aussagen. Der Post in den sozialen Medien kurz vor Saisonende und auch die Auseinandersetzung mit Union jetzt kurz danach zeugen nicht von allergrößter Professionalität. Zudem ist er mit 32 Jahren nun auch nicht die langfristige Lösung auf der Position. Für Unruhe sorgte der Wechsel allemal, bevor Gikiewicz überhaupt in Augsburg angekommen ist.

In Ruhe auf die neue Saison vorbereiten?

Ablösefrei einen 32jährigen Keeper mit der Klasse für die erste Liga dazuholen. Klingt erstmal nach einer prima Idee. Ist es aber vielleicht doch nicht, wenn man etwas tiefer blickt. Auf der Torhüterposition muss sich noch etwas tun. Fünf Keeper sind deutlich zu viele und mindestens einer der Spieler, der über einen gültigen Vertrag in Augsburg verfügt, muss den Verein wohl oder übel verlassen. Soweit so gut. Wer will die übrigen Keeper allerdings übernehmen? Gerade für Koubek und Giefer werden die Interessenten jetzt nicht Schlange stehen.

Die große Frage ist zudem, wer in der nächsten Saison im Kasten steht. Luthe hätte sich aus meiner Sicht eine faire Chance verdient, die Nummer 1 zu bleiben. Gikiewicz müsste erstmal auf die Bank. Wenn das mal nicht zu mehr Unruhe führen würde. Im Zweifel wird sich Luthe erneut mit der Reservistenrolle begnügen müssen. Wie wertvoll wäre es, wenn er dennoch in Augsburg bliebe? Sehr! Die Mannschaft ist auf Führungsspieler mit seiner Persönlichkeit angewiesen. Wenn wir in der Sommerpause nun Gikiewicz gegen Luthe tauschen, dann ist das zumindest für mich nicht nachvollziehbar. Aber was weiß ich schon.

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