Im dritten Teil unserer Kaderanalyse nach dem Blick auf Sturm und Mittelfeld werfen wir in diesem Teil einen Blick auf die Abwehr des FC Augsburg. Hätte ich vor Wochen noch behauptet, dass es bei dieser Positionsgruppe die wenigsten Fragen gibt, die noch zu beantworten sind, so stimmt das mittlerweile leider nicht mehr. Aber freut euch liebe Leser, auch in diesem Segment gibt es also Themen, die mit Spannung betrachtet werden können und das werden wir nun tun.
Ich fand es über den gesamten Sommer grundsätzlich interessant zu beobachten, welche taktische Form diese Abwehr unter Manuel Baum annehmen soll. Manuel Baum hat während der letzten Saison immer wieder mit einer 3er Kette experimentiert, ist im Laufe der Saison allerdings zu einer 4er Kette zurückgekehrt. Diese Rückkehr hielt dem Sommer und einer kompletten Saisonvorbereitung stand. Es war grundsätzlich keine 3er Kette in der Vorbereitung oder im Pokal gegen Magdeburg zu beobachten. Bei Magdeburg schon, aber nicht bei unserem Augsburger Team. Im folgenden geht es daher um die klassische Besetzung der Abwehrpositionen mit 2 Innen- und 2 Außenverteidigern.
Leistung in der letzten Saison
51 Gegentore in der letzten Saison bedeuten Platz 10 in dieser statistischen Kategorie. Derweil war die Abwehr des FCA selten mittelmäßig. Unter Dirk Schuster wurde Beton angerührt. In dieser Phase ließ die Mannschaft nach hinten wenig zu und stand zumeist äußerst kompakt. Der Übergang zu Manuel Baum führte zu einem grundsätzlichen Richtungswechsel in diesem Zusammenhang. Neben einer festen taktischen Formation verlor die Mannschaft auch ihre Kompaktheit und defensive Stabilität. Deutlich mehr Gegentore waren das Resultat, bevor Manuel Baum gerade rechtzeitig zum Saisonendspurt diese Stabilität mit der 4er Kette zurückgefunden hatte. Es wird spannend zu beobachten sein, ob diese Stabilität über den Sommer hinweg bewahrt werden konnte. Die Anfälligkeit bei Standards und das wir zu viele Standards verursachen, haben wir im Spiel gegen Magdeburg zumindest schon wieder gezeigt.
Abgänge
Hier gibt es bisher genau einen Namen zu nennen: Paul Verhaegh. Verhaegh war einer der letzten verbliebenen Aufstiegshelden beim FCA und hat sich im Sommer entschlossen eine neue Herausforderung beim VFL Wolfsburg anzunehmen. Der Verein hat ihm dabei keine Steine in den Weg gelegt. Dies hängt eventuell auch mit der Beurteilung der sportlichen Leistungsfähigkeit von Paul zusammen, der nun leider nicht mehr der Jüngste ist. Raphael Framberger hat schon letzte Saison mit guten Leistungen auf sich aufmerksam gemacht. Verhaegh für Framberger auf die Bank zu setzen hätte eventuell zu Unruhe geführt und Framberger auch unnötig unter Druck gesetzt. Mit Framberger ist zumindest ein Kandidat vorhanden, der auf Bundesliganiveau Paul Verhaegh ersetzen sollen könnte. Frambergers Verletzungshistorie bereitet mir dabei etwas Sorgen. So hoffen wir nun alle, dass er fit bleibt, damit Daniel Opare nicht zum Einsatz kommen muss. Verhaegh wird menschlich eine große Lücke hinterlassen. Er hat als Kapitän der Mannschaft immer die richtigen Akzente gesetzt und viele wichtige Elfmeter verwandelt. Uns wird in der kommenden Saison ein weiterer Spieler abgehen, der Verantwortung übernimmt und wir können nur hoffen, dass sich im Mannschaftsgefüge jemand anders findet, der die Rolle zumindest teilweise übernehmen kann. Schon nach dem Pokalspiel gegen Magdeburg bleiben aber ernste Zweifel, ob dieses Team genügend Feuer hat.
Und es wäre doch zu schön, wenn mit diesem einen Abgang eines etablierten Bundesligaspielers die Transfperiode schon zu Ende wäre. Konstantinos Stafylidis legt es momentan wohl darauf an, transferiert zu werden, wie Stefan schon in der Nachbetrachtung des Magdeburger Pokalspiels feststellen konnte. Unruhe bis das Transferfenster schließt scheint vorprogrammiert, auch wenn sich im Falle von Stafylidis der HSV als Erwerber immer mehr aufdrängt. Bedenklich wäre, wenn wir einen weiteren hochqualitativen Abgang zu vermelden hätten, wo auch mögliche Zugänge eine gewisse Eingewöhnungszeit benötigen würden und diesen Abgang nicht gleichwertig ersetzen könnten.
Zugänge
Keine. Zumindest bisher. Es wurden einige Namen als Ersatz für Paul Verhaegh gehandelt, damit es zumindest einen erfahrenen Rechtsverteidiger im Kader gibt. Zum Abschluss kam der FCA dabei bisher nicht. Auch wenn Stafylidis gehen sollte, besteht wohl Bedarf nach einem weiteren Linksverteidiger hinter Philipp Max. Insgesamt geht die Spannung hier noch nicht verloren, auch wenn wir uns lieber voll und ganz auf die Bundesliga konzentrieren sollten.
Prognose für die kommende Saison
Die Abwehr hat einen stabilen Kern im Innenverteidiger-Duo Hinteregger/Gouweleeuw. Dahinter gibt es mit Kevin Danso einen großartigen ersten Ersatzmann, der die Zeit bekommt, sich in Ruhe weiterzuentwickeln. Leider können die Innenverteidiger nicht alleine die Welt retten, denn auf dieser Position sind wir formidabel aufgestellt.
Auf Linksaußen in der 4er Kette werden wir mit Philipp Max weiterhin einen hochveranlagten Außenverteidiger für uns spielen sehen. Stafylidis bleibt das große Fragezeichen. Verträge und Fußballer scheinen immer mehr auseinanderzudriften, hatte doch auch der Grieche erst in der letzten Saison verlängert. Rechts hinten steht nun Raphael Framberger im Feuer. Die Außenverteidigerpositionen sind für mich hinter diesen beiden Jungs ein großes Fragezeichen. Die Saison wird wieder lang und es wird Verletzungen geben. Wir sind auf diesen Positionen bisher nicht optimal aufgestellt und ich hoffe, dass bis zum 31.08. nachgearbeitet wird.
Ansonsten befürchte ich, dass wir gegen Gegner mit schnellen Außenspielern und an den Schnittstellen nicht gut aussehen werden. Ich hätte es nicht gedacht, aber die mittelmäßige Defensivleistung des letzten Jahres würde ich sofort als Saisonendleistung für diese Saison akzeptieren. Fortschritte in diesem Bereich sehe ich leider nicht und dies könnte uns ein paar Spiele kosten. Hoffentlich reicht es defensiv für den Klassenerhalt. Umso früher wir Ruhe in den Kader bekommen, um uns auf die Bundesliga zu konzentrieren, umso besser.