Der Zauber des Neuen

Es ist ganz schön was los ins Augsburg. Durch den Plärrerumzug kam es am ersten Spieltag des FCA zu der ein oder anderen Verkehrsbehinderung und -umleitung im Stadtgebiet. Neben Menschen in Augsburger und Bremer Trikots sah man einige Trachten. Und manchmal – und das sollte ein Parallele zum späteren Spiel des FCA sein -wirken die Menschenströme nicht aufeinander abgestimmt. Die Augsburger Fanszene hat sich im Riegele Biergarten getroffen, um per Fanmarsch zum Stadion zu laufen. Anstatt dessen waren gegen 13 Uhr die Straßenbahnlinien der Linie 3 verstopft, bevor die Arena Linie ihren Betrieb aufnimmt.

Auch im Stadionumfeld wirket dann nicht alles eingespielt. Erfreulich war der Getränkewagen direkt vor der Geschäftsstelle, der eine Möglichkeit bot, sich noch vor dem Stadionzutritt zu erfrischen. Die Übernahme des Caterings durch den FCA geht dann nicht ganz reibungslos über die Bühne. Bratwürste stehen zwar auf der Karte, gab es aber nicht. Und die Ketchup-Liebhaber vermissen auch dieses. Auch hier ist erstmal noch Luft nach oben. Aber mit Wurst und Kaltgetränk ließ es sich auch zu diesem Zeitpunkt schon wenig meckern.

Anpfiff zu Jahr 14

Am Ende ist dann auf dem Rasen, was zählt. Die Spieler betraten zu einer sehr eindrücklichen Choreografie auf der Ulrich Biesinger Tribüne den Rasen, das Hallerluja erklang und die Mannschaft war sofort da. In der 9. Minute war es dann logischerweise der FCA, der die erste große Torgelegenheit hatte. Nach Kopfballablage von Samuel Essende fand Arne Engels auf spitzen Winkel zweimal keinen Weg ins Tor. Umso bitterer war es wenige Minuten später, dass Bremen die ersten Löcher in der Augsburger Abwehr direkt ausnutzte. Und ich zweifele, ob Nediljko Labrovic beim ersten Gegentor nicht besser reagieren kann. 12 Minuten sind da gerade mal gespielt.

Der FCA ließ sich davon aber nicht merklich irritieren, und kam auch zeitnah zum Ausgleich. Elvis Rexhbecaj stieg mit einem Hammer aus ca. 20 Metern direkt noch mit in die Verlosung zum Tor des Monats August ein. Beiden Teams war in dieser Phase anzumerken, dass es noch früh in der Saison ist und die leichten Fehler häuften sich. Unterhaltsam war es allemal. Und spektakuläre Szenen hatte die Partie auch danach parat, zum Beispiel als Labrovic in Minute 25 halten muss. Bis zur ersten Trinkpause in der Augsburger Sommerhitze ist das ein gutes Angebot an die Zuschauer.

In der Folge konnte man den Eindruck gewinnen, der FCA nähme etwas den Fuß vom Gas und überließe das Geschehen den Bremern. Diese kamen dann auch zweimal in den 16er, Labrovic war aber jeweils zur Stelle. Über zu wenig Möglichkeiten sich auszuzeichnen durfte sich der Keeper des FCA im Nachgang nicht beschweren. Im Gegenzug war es dann aber der FCA, der in der 35. Minute in Führung geht. Spielerisch kombinierte man sich stark über die rechte Seite und nach Breithaupt-Flanke erzielte Samuel Essende seinen ersten Bundesligatreffer per Kopf. In der Folge verflachte das Spiel etwas, auch wenn Bremen immer wieder Wege über die rechte Seite nach vorne fand.

Nicht ganz aus der Hand gegeben

In Halbzeit 2 fand der FCA erstmal gar nicht ins Spiel . Bremen übernahm die Kontrolle und Augsburg fand spielerisch erstmal keine Lösungen mehr. Aus Augsburger Sicht hätte man sich in Halbzeit 2 mehr Langeweile gewünscht. Aber das ist man ja hier grundsätzlich beim falschen Verein. Und so kassierte man nach knapp 60 Minuten den Ausgleich. Dem Treffer von Njinmah geht voraus, dass Weiser von rechts komplett frei flanken konnte. Das war mit Ansage.

Besser spät als nie: Thorup reagierte richtig und gab dem Spiel eine positive Wendung. (Photo by Carsten Harz/Getty Images)

Thorup wollte sowieso reagieren, tut es nun aber eben erst bei ausgeglichenen Spielstand. Für Breithaupt und Maier kamen Dorsch und Jensen. Rexhbecaj tauschte die Seite und sollte nun die Lücken links schließen. Damit beließ es Thorup aber nicht. In Minute 65 stellte er taktisch vollends um und bringt Maxi Bauer für Philipp Tietz. Die 3er Kette kommt zu ihrem ersten Auftritt in der neuen Saison. Kurz danach hätte ihn sein Team fast belohnt. Essendes zweiter Treffer wird auf Grund eines vorausgegangen Handspiels allerdings nicht gegeben und der VAR verzögerte die Partie im Anschluss relevant. Kurz danach sammelt Labrovic Bonuspunkte, als er gegen Duksch im 1:1 nach einem Konter den Ball sicherte. Auf der Gegenseite wird es in Minute 78 wegen eines mutmaßlichen Handspiels im Bremer Strafraum spannend. Erneut prüfte der VAR und schickte Stegemann an den Bildschirm. Und der verkackte es und entschied gegen Elfmeter – eine eindeutige Fehlentscheidung. Die erneute Verzögerung killte noch den letzten Spielfluss, die Bundesligasaison hat uns auch hier wieder.

Im Nachgang war die Partie dann abgeflacht und der FCA brachte ein leistungsgerechtes 2:2 über die Ziellinie.

Nachschau

Es ist ein Samstagnachmittag im August um 15:30 Uhr und in Augsburg wird Bundesliga gespielt. Der FCA verfügt weiter über Mentalitätsspieler wie Tietz und Rexhbecaj, die dieser Mannschaft ein gesundes Gerüst geben. Auf der anderen Seite schöpft dieses Team noch nicht sein gesamtes Potential aus. Samuel Essende ist hierfür ein gutes Beispiel. Im Pressing wirkt sein Anlaufverhalten noch nicht abgestimmt und so ergeben sich doch noch Lücken für den Gegner. Dennoch ist seine sportliche Qualität zu erkennen und er hat direkt in seinem ersten Spiel für den FCA das Tor gefunden und weitere gute Aktionen.

Samuel Essende mit seinem ersten Treffer. Es deutet sich an, dass wir noch viel Spaß mit ihm haben werden. (Photo by Carsten Harz/Getty Images)

Bremen war zum Auftakt kein schlechter Gegner. In der Vorsaison hatte man zweimal verloren und kein einziges Tor geschossen. Das Team von Ole Werner kam auch diesmal mit einem soliden Plan nach Augsburg und konnte sich genügend eigene Gelegenheiten erarbeiten, hat diese aber nicht genutzt. Der FCA hat jetzt schon einen Punkt mehr mitgenommen gegen diesen unangenehmen Gegner als in der letzten Saison. Aber eben nur einen.

Dazu kommen weitere Punkte, die verhindert haben, dass die Partie noch mehr Spaß gemacht hätte. Der VAR macht immer noch keinen Spaß und killt das Spiel. Sascha Stegemann schießt Bock um Bock, wenn der FCA beteiligt ist, und wird auch weiterhin nicht zu einer konsistenten Zweikampfbeurteilung kommen und somit Spiele mehr behindern als fördern. Ob die Qualität der Schiedsrichterleistungen wieder steigen wird? Zeichen dafür gibt es bis jetzt noch keine.

Aber nehmen wir lieber das Positive mit. Der FCA wird wieder eine Rolle spielen in der Bundesliga. Aber welche? Leistungsträger sind immer noch da, manch Neuzugang begeistert schon und dieses Team wäre fast zweimal in Führung gegangen, auch weil Thorup – zu spät – aber richtig reagiert hat. Die positive Spannung ist aus diesem Neubeginn noch nicht gewichen und ich liebe es.

Zeit zum Durchatmen

Die ersten drei Spieltage der Bundesligasaison 20/21 sind absolviert. Der FCA mischt munter oben mit und nun steht die obligatorische Länderspielpause an. Für die Spieler Zeit zur Regeneration, für die Fans trübe Tristesse. Wir wollen im Nachfolgenden einmal zurückblicken auf den bisherigen Saisonverlauf und schmücken jedes Spiel mit einem reißerischen sowie inhaltlich zusammenfassenden Titel.

Der FCA kann doch Pokal!

Wäre die passende Schlagzeile für das Pokalspiel gegen MTV Celle. Der FC Augsburg experimentierte in Sachen Aufstellung nicht so munter wie im Vorjahr gegen Verl und wurde prompt belohnt. Die erste Elf zeigte sich sattelfest und spielfreudig. Die Joker stachen. Die Belohnung war ein nie gefährdeter und hoher Heimsieg der Augsburger – der den Einzug in Pokalrunde zwei bedeutete. Die sympathischen Celler Jungs hatten hingegen eine tolle Auswärtsfahrt – trotz Pokal-Aus. Und konnten sich noch das ein oder andere Augsburg-Trikot ergattern. „Matchworn“- versteht sich!

Ungefährdet gegen MTV Eintracht Celle. Der FCA startete schon schlechter im Pokal. (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

Effektiv, Effektiver – FCA!

So oder so ähnlich könnte man das Spiel gegen Union Berlin zum Saisonauftakt titulieren. Der FCA war keineswegs die dominierende Mannschaft, Union hielt lange mit – und der FCA war vor dem Tor gnadenlos effektiv. Eine Chance, ein Treffer – FCA! Hurra. Dank dem starken Ex-Unioner Gikiewicz kassierte man auch nur ein Gegentor, trotz zahlreicher Berliner Chancen in der zweiten Halbzeit.

Auch gegen Union Berlin konnte der FCA feiern. (Photo by Maja Hitij/Getty Images)

Tabellenführer für eine Nacht

Eine Nacht Tabellenführer – dieses Gefühl durfte der FCA zuletzt einmal genießen. Denn tatsächlich stand man für etwas mehr als 24 Stunden auf dem Platz an der Sonne. Ein furioses 2:0 gegen den lethargischen Meisterschaftsanwärter Borussia Dortmund machte dies möglich. Leider hatte am darauffolgenden Sonntag die TSG Hoffenheim was dagegen und nahm dank des besseren Torverhältnisses den ersten Tabellenplatz ein. Wieder zeigte sich der FCA gnadenlos effektiv vor dem Kasten und schenkte Bürki im BVB-Tor zweie ein. Hinten hielt man dank überzeugender Defensivarbeit die null. Herausragend hierbei die Defensive rund um Kapitän Jeff und seinem kongenialen Partner Uduokhai.

Die Feierei ging unerwarteterweise auch gegen den BVB weiter. (Photo by Alexander Hassenstein/Getty Images)

No Herrlich, no Party!

Ohne Heiko nix los! So oder so ähnlich könnte die Headline für das Spiel der Augsburger gegen die Wölfte lauten. Heiko Herrlich fehlte mal wieder gegen die Wölfe. Diesmal nicht wegen Verletzung der Quarantäneauflagen, sondern wegen einer körperlichen Verletzung – Pneumothorax, so berichtete Stefan Reuter auf der PK vor dem Spiel gegen den VfL Wolfsburg.

Ohne Heiko Herrlich, dafür mit Iraklis Metaxas erstmalig auf der Trainerbank war der FCA offensiv zahnlos und defensiv weniger stabil als zuletzt. Müde Beine? Fehlende Frische? Man weiß es nicht. Eine Stammelf zeichnete sich zuletzt ab, Caligiuri und Hahn haben sich auf den beiden Flügelpositionen offensiv festgespielt. Die Jungspunde Vargas und Richter müssen sich derzeit hinten an stellen.

Platz gehalten, weiter ungeschlagen. Auch Wolfsburg fand noch kein adäquates Mittel gegen unseren FCA. (Photo by Maja Hitij/Getty Images)

Mit einem nicht so ganz verdienten Remis in die Länderspielpause – danach wartet RB Leipzig auf die Augsburger. Gegen diesen fulminanten Gegner müssen wir wirklich ausgeruht sein.

Die zweite Garde

Am Freitag (09.10.) hat der FCA ohne seine sieben Nationalspieler sowie Kapitän Jeff Gouweeleuw gegen den Zweitligisten Heidenheim getestet, um im Spielrhythmus zu bleiben – Endergebnis: 1:1. Das Tor für den FCA erzielte Innenverteidiger Marek Suchy. Heiko Herrlich wurde wieder durch Iraklis Metaxas vertreten.

Um den bisher weniger eingesetzten Spielern wie Götze, Richter, Suchy und Bazee Spielpraxis zu bieten, war dieses Testspiel eine ideale Möglichkeit. Richtige Lehren kann man daraus eher weniger ziehen.

Marek Suchy im Testspiel gegen Heidenheim. (Copyright: xBW-Fotox/Eibner-Pressefotox EP_bwf via Imago)

Hey, das geht ab!

Am 17.10.2020 geht’s dann gegen RB Leipzig im eigenen Stadion wieder rund. Hier wartet eine echte Herausforderung auf den FCA, denn Leipzig ist derzeit Tabellenführer. Vermutlich wird sich aufstellungstechnisch nicht viel tun, ggf. ersetzt Neuzugang Gumny unseren Frami, der gegen Wolfsburg phasenweise überfordert wirkte. Mit den schnellen Leipziger Offensivspielern werden insbesondere unsere Außenverteidiger richtig gefordert werden. Der Ausgang des Spiels ist noch unbekannt.

Lassen wir uns überraschen, ob der FCA den Schwung aus den ersten drei Partien mitnimmt und weiterhin oben mitspielen darf. Die Momentaufnahme ist jedenfalls genial, die aktuelle Tabelle rahmen wir uns alle ein. Eine entspannte Saison, mit Blick nach oben, statt nach unten. Zu wünschen wär’s den Spielern, den Fans – dem gesamten Verein.

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